Extremwetterereignisse und ihre Folgen für Sachsen-Anhalt - unter den Bedingungen des Klimawandels - Landesamt für Umweltschutz ...
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Impressum Impressum Herausgeber: Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt (MULE) Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Leipziger Straße 58 39112 Magdeburg Tel.: +49 391 567 1950 Fax: +49 391 567 1964 E-Mail: pr@mule.sachsen-anhalt.de Internet: www.mule.sachsen-anhalt.de Erstellt durch: Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU) Reideburger Straße 47 06116 Halle (Saale) Abschlussdatum: Dezember 2019 Redaktion: Unglaube, M.; Ehlert, I.; Eichhorn, M.; Struve, S. Redaktionsschluss: Halle (Saale), November 2019 1. Auflage Januar 2020 Meteorologische Daten: Deutscher Wetterdienst (DWD) Offenbach Satz: Satzstudio Borngräber, Dessau-Roßlau Web-Link der Publikation: www.lau.sachsen-anhalt.de/wir-ueber-uns-publikationen/fachpublikationen/ 2
Vorwort Vorwort Extremwetterereignisse sind Bestandteile des Klimas. Doch sie werden häufiger und heftiger. Das ist eine Auswirkung der Klimakrise. Der Weltklimarat IPCC hat in seinem Sonderbericht zum „Management des Risikos von Extremwetter- ereignissen und Katastrophen zur Förderung der Anpassung an den Klimawandel“ (SREX) darauf verwiesen, dass es bereits zu Veränderungen bei Intensität, Länge, Häufigkeit und räumlicher Aus- dehnung einiger Extreme gekommen ist. Für die Zukunft werden verstärkt Änderungen der Extrem- wetterereignisse vorhergesagt, die hauptsächlich auf den menschlich gemachten Klimawandel zurückzuführen sind. Die Auswirkungen der Klimakrise sind jetzt schon spürbar. Gegenüber dem langjährigen Mittel war es 2018 deutschlandweit zu warm, zu trocken und zu sonnenscheinreich. Das Jahr 2018 wird uns allen des- halb als ein Jahr der Extreme in Erinnerung bleiben. lang anhaltenden Dürre unter Trockenstress. Forst- schädlinge wie der Borkenkäfer fanden anschließend Sachsen-Anhalt war in diesem Extremjahr das ideale Bedingungen vor und verursachten in einigen trockenste Bundesland in Deutschland. Zwischen Regionen massive Folgeschäden. April und November 2018 fiel landesweit kaum nennenswerter Niederschlag. Die anhaltend hohen Extreme Wetterereignisse werden in Sachsen-Anhalt Temperaturen förderten die Verdunstung. Eine immer wieder auftreten und dabei auch volkswirt- ausgedehnte Bodendürre breitete sich aus. Die schaftlichen und persönlichen Schaden hinterlassen. Erträge in der Landwirtschaft gingen so weit zurück, Das Wissen darüber, welche Extremereignisse unter dass von einer Naturkatastrophe gesprochen werden den Bedingungen des Klimawandels in Zukunft wie musste. oft eintreten können, welche Regionen Sachsen- Anhalts besonders betroffen sein könnten und Auch die Auswirkungen auf die Gewässer waren welche Folgen zu erwarten wären, hilft bei der sichtbar. Wegen des historischen Wassertiefst- Auswahl gezielter Vorsorgemaßnahmen. Dafür soll standes war auf der Elbe über Monate hinweg keine die vorliegende Broschüre der breiten Öffentlichkeit Schifffahrt möglich. Teiche und Bäche trockneten eine Hilfe sein. aus, wertvolle Biotope gingen verloren. Besonders betroffen von diesem Extremwetter waren unsere Wälder. Erst kam es im Januar 2018 durch den Orkan Friederike zu großflächigen Wald- verlusten, danach litten die Bäume aufgrund der 3
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.1 Der Begriff „Extremwetterereignisse“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.2 Einfluss der globalen Temperaturänderung auf die Extremwetterereignisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2 Das Jahr 2018 – geprägt von Wetterextremen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 3 Temperaturextreme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.1 Hitzewellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.2 Tropennächte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3.3 Kälteextreme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4 Niederschlagsextreme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 4.1 Starkregen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 4.2 Dürreperioden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 5 Hoch- und Niedrigwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 5.1 Hochwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 5.2 Niedrigwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 6 Windextreme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 6.1 Starkwind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 6.2 Winderosion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 6.3 Windbruch und Windwurf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 7 Gewitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 7.1 Konvektive Unwetter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 7.2 Starkniederschlags- und Sturzflutpotential bei konvektiven Unwettern . . 40 7.3 Hagelpotential bei konvektiven Unwettern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 4
Einleitung 1 Einleitung 1.1 Der Begriff „Extremwetterereignisse“ Meteorologische Extremwetterereig- bestimmten Grenzwert überschreitet. nisse und deren Auswirkungen können Extremwetterereignisse kommen sehr seit Beginn der Wetteraufzeichnung selten vor. Es mangelt daher oftmals an verzeichnet werden. Sie treten überall einer umfangreichen und belastbaren auf der Welt auf. Dabei kann eine mete- Datenbasis für ausreichend lange Zeit- orologische Erscheinung an einem Ort räume. Aufgrund dieser Tatsache lassen als extrem bezeichnet werden, die für sich nur bedingt gesicherte Trendaus- eine andere Region der Erde als normal sagen ableiten. gilt. Über mehrere Tage anhaltende Temperaturhöchstwerte von über 35 °C, Es sind nicht nur die meteorologischen wie im Sommer 2018, entsprechen in Erscheinungen, wie Starkregen oder Sachsen-Anhalt einer extremen Witte- anhaltende Trockenheit, die als Extrem- rung. Für große Teile Afrikas sind solche ereignisse bezeichnet werden können. Werte über einen längeren Zeitraum Auch deren Auswirkungen auf die jedoch normal. nichtatmosphärische Umwelt werden in dieser Broschüre betrachtet. So Eine meteorologische Erscheinung wird können Stark- und Dauerniederschläge demnach dann zu einem extremen zu Hochwasser führen. Langanhaltende Ereignis, wenn sie in einer bestimmten Witterungsphasen ohne Niederschlag in Region sehr deutlich von langjährigen Verbindung mit Hitze können für Boden- Mittelwerten abweicht oder einen trockenheit und Dürre sorgen. 5
Einleitung Die weit über die Ufer getretene Elbe glich 2002 im Raum Magdeburg Zumeist sind es die wirtschaftlichen der Wetteraufzeichnungen. Die Folge eher einem See als einem Fluss. Folgen und Schäden eines eingetretenen davon waren schnell ansteigende Pegel Ereignisses, die uns Menschen veran- von Elbe und Mulde. Die sich rasch lassen, es als extrem zu bezeichnen. So stromabwärts bewegende Flutwelle wie im August 2002, als ein von Südeu- brachte große Überschwemmungen mit ropa hereinziehendes Tiefdruckgebiet sich. tagelange, starke Regenfälle brachte, aus denen sich in Mitteldeutschland Waren die Menschen im Oberlauf der eine Jahrhundertflut mit verheerenden beiden Flüsse und ihrer Nebenflüsse Schäden entwickelte. dieser Flut noch weitgehend hilflos Ursache dieser katastrophalen Über- ausgeliefert, konnten durch kurzfristig schwemmungen an Elbe und Mulde durchgeführte Schutzmaßnahmen die sowie einigen ihrer Nebenflüsse war Menschen am Unterlauf der Elbe größ- eine außergewöhnliche Wetterlage. tenteils geschützt werden. Zurück blieb Ein sich von Südeuropa nach Norden nach Angaben des Deutschen Komitees verlagerndes langsam ziehendes Tief- für Katastrophenvorsorge in Deutsch- druckgebiet (Vb-Tief) brachte erst in den land ein Schaden von 11,6 Milliarden Alpen, danach auch über Böhmen und Euro, davon in Sachsen-Anhalt Sachsen extreme Niederschläge. So re- 1,2 Milliarden Euro. gistrierte der Deutsche Wetterdienst im Erzgebirge (Zinnwald-Georgenfeld) am Nur elf Jahre später, im Jahr 2013, gab es Morgen des 13. August 2002 mit einer das nächste Jahrhunderthochwasser an 24-stündigen Regensumme von 312 Liter der Elbe. Diesmal war man besser darauf pro Quadratmeter (entspricht 312 mm) vorbereitet, weil die Erfahrungen aus die größte Tagesregenmenge seit Beginn dem Hochwasser von 2002 zu gezielten 6
Einleitung Schutzmaßnahmen geführt hatten. So von rund einem Kelvin (entspricht 1 °C) wurde beispielsweise mit Deichrück- ermittelt. Der Trend ab 1881 bis heute verlegungen begonnen und es wurden zeigt sogar einen Temperaturanstieg Flutungspolder geschaffen. von + 1,5 °C (Abbildung 1). Extremwetterereignisse richten oft Die global festgestellten Temperatur- hohe Schäden an und gefährden änderungen sind nicht weniger alarmie- die öffentliche Ordnung sowie das rend. Seit Beginn der Wetteraufzeich- öffentliche Leben. Deshalb ist die Vor- nungen lagen die weltweit wärmsten sorge von großer wirtschaftlicher und 20 Jahre alle innerhalb der letzten sozialer Bedeutung. Die vorliegende 22 Jahre. Das heißt, fast jedes Jahr seit Broschüre möchte die Leserinnen und 1997 gehört zu den 20 wärmsten jemals Leser für diese Ereignisse und ihre oft gemessenen Jahren. gravierenden Folgen sensibilisieren. Dabei werden sowohl die Ursachen und Auswirkungen ausgewählter Extrem- ereignisse, wie auch das Gefährdungs- potenzial in der Gegenwart anschaulich erläutert. Des Weiteren werden mög- liche Entwicklungen von Extremwet- terereignissen unter den Bedingungen des Klimawandels für Sachsen-Anhalt aufgezeigt. Das Auftreten von extremen Einzelereignissen stellt nicht den Klima- wandel dar. Jedoch kann sich unter dem Einfluss des Klimawandels das Risiko solcher Ereignisse verändern. 1.2 Einfluss der globalen Temperaturänderung auf die Extremwetterereignisse Wie sich der Klimawandel schon heute bemerkbar macht, zeigt ein Blick auf die Temperaturentwicklung der vergan- genen Jahrzehnte. Langjährige Messungen des Deutschen Wetterdienstes belegen eine Tempera- turzunahme in den letzten Jahrzehnten. Für Deutschland und Sachsen-Anhalt wurde ein Anstieg der Jahresmitteltem- peraturen im langjährigen Vergleich (1989 bis 2018 gegenüber 1961 bis 1990) Abbildung 1: Fakten zum Klimawandel in Deutschland von 1881 bis heute. 7
Einleitung Die Abbildung 2 zeigt die Abweichung Ob der menschengemachte Klima- der Mitteltemperaturen der Sommer wandel direkt für eine Veränderung 1989 bis 2018 von der klimatologischen von Extremereignissen verantwortlich Referenzperiode 1961 bis 1990. Es zeigt gemacht werden kann, ist aktueller For- sich, dass es nicht nur in Europa über- schungsgegenstand. Exakte Aussagen, durchschnittlich warm war, sondern die diese Annahmen bestätigen, stehen auch global die Temperaturen um insbesondere für Niederschlags- und 0,45 Kelvin über dem langjährigen Windextreme noch aus. Mittel lagen. Als praktisch gesichert gilt, dass die Diese Veränderung der mittleren Häufigkeit, Dauer und Intensität von Verhältnisse, hier beispielhaft für den einzelnen Temperaturextremen zuge- Sommer gezeigt, kann auch zu einer nommen hat und weiter zunehmen Veränderung der Art, der Häufigkeit und wird. Für den Niederschlag liegen solche Intensität von Extremereignissen führen. eindeutigen Aussagen insbesondere für Die globale Erwärmung findet in beson- die Zukunft bisher noch nicht vor. Jedoch derem Maße über den arktischen Ge- ist auch hier zu erwarten, dass die bieten statt. Geringere Temperaturun- Häufigkeit von Starkniederschlagsereig- terschiede zwischen der Arktis und den nissen und deren Anteil am Gesamtnie- mittleren Breiten sowie den Subtropen derschlag zunehmen wird. Hinsichtlich können zu einer Verlangsamung der der Entwicklung von außertropischen Zirkulation der Atmosphäre führen. Lang Windextremen (Stürme) lassen sich anhaltende Wetterlagen und somit auch für die Zukunft noch keine gesicherten Wetterextreme wie Hitzewellen oder Aussagen treffen. Starkniederschlagsereignisse können die Folge sein. Abbildung 2: Abweichung der lang- jährigen Temperatur- mittel der Sommer 1989 bis 2018 gegenüber dem langjährigen Temperatur- mittel der Sommer 1961 bis 1990 (in Kelvin). 8
Das Jahr 2018 – geprägt von Wetterextremen 2 Das Jahr 2018 – geprägt von Wetterextremen Elbe-Pegel-Magdeburg am 19. September 2018. 19. Sep tember deburg 2018: D liegt sc er Dom Dabei begann das Jahr 2018 im Hinblick hon seit felsen in Nur no Tagen f Mag- ch knie rei. auf das Wetter in Sachsen-Anhalt fast Elbe, do hohes W rt wo im asser in normal: Reichliche Niederschläge und Jahresm der Mit sind. Au te der f der An ittel 1,8 häufig stürmisch – jedoch auch unge- ze igetafe 9 m n ormal burg-St l am Pe rombrü gel Ma wöhnlich mild. Mehrere Orkantiefs Der Peg c k e w erden 4 gde- elstand 5 cm an seinen hat an g e ze igt. querten das Land, wobei das Orkantief neuen diesem h is t Nachm reicht. orische ittag Friederike am 18. Januar 2018 beträcht- n Tiefst stand e r- liche Schäden anrichtete. In Folge des Sturms kam es auf dem durch den Regen aufgeweichten Boden gebietsweise zu großflächigem Windwurf und Wind- bruch in den Wäldern. Als zum Monats- wechsel von Februar auf März die Menschen mit dem Frühling rechneten, starker Wind die weiße Pracht vor allem zeigte sich noch einmal der Winter mit im Landkreis Anhalt-Bitterfeld meter- zwei markanten Kaltlufteinbrüchen. Am hoch auf. In Quedlinburg wurde vom 17. März türmte laut Mitteilung des DWD eine Schneehöhe von 20 cm Deutschen Wetterdienstes (DWD) gemessen. 9
Das Jahr 2018 – geprägt von Wetterextremen Sommermonate 2018 Mittelwert der Referenz- (Juni bis August) periode 1961 bis 1990 Tabelle 1: Vergleich meteoro- Durchschnittstemperatur 20,2 °C 16,9 °C logischer Daten der Sommermonate 2018 Niederschlagsmenge 65 mm 174 mm mit dem langjährigen Mittel der Referenz- Sonnenscheindauer 830 Stunden 610 Stunden periode 1961 bis 1990. Anfang April schaltete dann das Wetter Werten der Sommermonate in Sachsen- innerhalb weniger Tage von Winter auf Anhalt waren unverkennbar (Tabelle 1). Sommer um. Nachdem am 21. März an der Station Wittenberg noch eine Kein Ort Deutschlands war in diesem Minimaltemperatur im Frostbereich Sommer heißer als Bernburg an der gemessen wurde, übersprang das Saale. Am 31. Juli kletterte hier die Thermometer 14 Tage später die Temperatur auf den Höchstwert von 20 °C-Marke. Die vom DWD bereitge- 39,5 °C. An insgesamt zwölf Tagen zeigte stellten Messdaten ergaben, dass in das Thermometer in Bernburg über Sachsen-Anhalt in den Folgemonaten 35 °C. Von Juni bis August konnte man Juni bis August deutlicher als in den dort 74 und seit April sogar 98 Som- anderen Bundesländern Hitze, Dürre mertage mit mehr als 25 °C zählen. In und Sonnenscheinreichtum herrschten. Köthen, nördlich von Halle, stieg die Die Abweichungen zu den langjährigen Temperatur 33 Tage hintereinander (vom Niederschlag in mm Temperatur in °C Niederschlag Temperatur tägliches Temperaturmittel 1961 bis 1990 (Referenzperiode) Abbildung 3: Beispielhafter Verlauf der Tagesmitteltemperatur und der Tagesniederschlagssumme an der Station Wittenberg im Jahr 2018 sowie Mittel der täglichen Temperatur der Referenzperiode 1961 bis 1990. 10
Das Jahr 2018 – geprägt von Wetterextremen Der Wald bei Serno nach dem Waldbrand 12. Juli bis zum 13. August) über 25 °C und schnittlich viel Regen führt oder – wie im Juli 2018. in Wittenberg fiel von Mai bis August im vorliegenden Fall – zu anhaltender nur 42,5 mm statt der sonst üblichen Trockenheit und Hitze. 232 mm Niederschlag (Abbildung 3). Die Folgen dieses Hitzesommers waren Ursache für diese Witterungsanomalie katastrophal. Ausbleibende Nieder- mit unterdurchschnittlichen Regen- schläge haben zu großen Ernteverlusten mengen (Dürre), überdurchschnittlichen geführt, die bei Getreide um etwa ein Temperaturen (auch Hitzewellen) und Drittel, bei Silomais sogar um 44 Prozent überdurchschnittlich vielen Sonnen- unter den Werten der vorangegangenen stunden war eine blockierende Omega- drei Jahre lagen. Die Ertragseinbußen in Wetterlage. Diese im Sommer 2018 sehr Sachsen-Anhalt waren die höchsten in langzeitstabile, heiße Hochdruck- Deutschland. wetterlage erstreckte sich über große Teile der Nordhalbkugel und veränderte Zusammen mit Hitze und Windwurf sich dabei über einen sehr langen wurden die Wälder massiv geschädigt. Zeitraum kaum. Die Waldbrandgefahr stieg extrem. Im Fläming, zwischen Serno bei Coswig Durch den Klimawandel steigt künftig und Stackelitz, standen 60 Hektar Wald das Risiko, dass sich die Temperatur- in Flammen – der größte Waldbrand in differenz zwischen den Polen und den Sachsen-Anhalt seit 18 Jahren. Subtropen verringert. Dies könnte zu einer Abschwächung des Jetstreams Die Menschen erlebten die bis dahin (Starkwindband in der Höhe/oberen längste gemessene Hitzeperiode. Som- Troposphäre) und folglich auch der merlich warme Tage mit viel Sonnen- Westwinddrift führen. Dadurch könnte schein und Dürre zogen sich bis in den sich unter anderem die Wahrschein- November hin. Erst im Dezember ging lichkeit für das Ausbilden stabiler die meteorologische Dürre mit ergie- Wetterlagen in Europa erhöhen, was bigen Niederschlägen zu Ende, setzte im Sommer entweder zu überdurch- sich aber nur wenige Monate später fort. 11
Temperaturextreme 3 Temperaturextreme 3.1 Hitzewellen Eine ausgeprägte Hitzewellen gab es im August 2003 in Sachsen-Anhalt. Die Auswirkungen dieser Hitzewelle waren gravierend: Viele Menschen litten unter den unerträglichen Temperaturen. en die Selbst in den Nächten kühlte sich die b e r s chritt °C- ü 3 : E rneut a l t die 30 Luft in zahlreichen Großstädten nicht 0 0 An h ge. . A u gust 2 S a c hsen- c h e in Fol unter 25 °C ab, ein kühlender Luftzug 3 o 1 ren in eite W ganz eratu ie zw witzt Temp c h o n d c h fehlte oft vollständig. So war ein Durch- e, nun s us t s ord- Mark a n g Aug r e n von N lüften und Abkühlen der überhitzten A n f at u an. e re i t s seit s e r t e mper e e r n iveau B Was ittelm rten Räume fast unmöglich. Der in vielen a. Die auf M hen O Europ ste i ge n h l re i c Medien gefeierte „Supersommer 2003“ stsee an za erte v on und O l e e r reicht c h s t w el urhö entwickelte sich im August 2003 zu einer itzew perat Die H s T e m uropa der größten Naturkatastrophen der Weste 0 °C. Gegenwart in Westeuropa: Wälder über 4 brannten, Flüsse trockneten aus und vermutlich bis zu 70.000 Menschen starben infolge der Hitzebelastung. Nicht nur das Jahr 2003 war außerge- wöhnlich warm. Auch in anderen Jahren gab es – wenn auch nicht so ausge- 12
Temperaturextreme prägt – länger anhaltende Hitzeperioden 1990 mit denen der letzten Jahrzehnte, (Hitzewellen). so zeigen sich bereits Veränderungen (Beobachteter Klimawandel (2018)). Von Hitzewellen wird immer dann In Abbildung 4 wird dieser Zusammen- gesprochen, wenn an mindestens drei hang exemplarisch am Beispiel der aufeinanderfolgenden Tagen die Tages- Station Wittenberg anhand der Tages- höchsttemperatur 30 °C erreicht oder höchsttemperaturen für 2018 dargestellt. überschritten wird. Hitzewellen sind Die Tageshöchsttemperaturen von 2018 besonders eindrückliche Temperaturex- (grau) werden dabei den langjährigen treme, da deren Auswirkungen für den mittleren Tageshöchsttemperaturen von Menschen direkt spürbar sind. 1961 bis 1990 (rot) gegenüber gestellt. Ergänzt werden diese durch die Verläufe Mit der globalen Erwärmung treten auch der langjährigen Tagesmitteltemperatur vermehrt Temperaturextreme auf. Am (grün), der Tagestiefsttemperatur (blau) 25. Juli 2019 wurde in Lingen im Emsland für den Zeitraum von 1961 bis 1990 und 42,6 °C gemessen und damit der aktuelle dem Trend für 2018 (schwarz). Es ist Temperaturrekord für Deutschland 2019 erkennbar, dass die Tageshöchsttempera- übertroffen. Mit 29,7 °C wurde auch turen in Wittenberg im Jahr 2018 nahezu auf dem Brocken im Jahr 2019 ein neuer das ganze Jahr hinweg deutlich über den Allzeitrekord aufgestellt. langjährigen Tageshöchsttemperaturen für 1961 bis 1990 liegen. Vergleicht man die Mittelwerte verschie- dener Temperaturgrößen (Tagestiefst-, In Sachsen-Anhalts größten Städten Tagesmittel- und Tageshöchsttempe- Halle und Magdeburg hat sich in den ratur) des Referenzzeitraumes 1961 bis vergangenen Jahren die maximale Dauer 40 35 30 25 Temperatur in °C 20 15 10 5 0 -5 -10 1 31 61 91 121 151 181 211 241 271 301 331 361 Abbildung 4: Tag im Jahr Langjährige Temperatur- mittel sowie Tages- Tagesmitteltemperatur 1961–1990 Tagestiefsttemperatur 1961–1990 höchsttemperaturen Tageshöchsttemperatur 2018 Tageshöchsttemperatur 2018 (Trend) Tageshöchsttemperatur 1961–1990 für 2018 der Station Wittenberg. 13
Temperaturextreme In Sachsen-Anhalts großen Städten – hier Halle (Saale) – wirken sich Temperaturextreme aufgrund des Stadtklima- effektes besonders aus. von Hitzeperioden bereits deutlich er- derer Bedeutung und können zu einer höht (Abbildung 5). Gab es in den 1950er Belastung werden. Jahren im Mittel noch Hitzeperioden mit einer maximalen Dauer von zwei bis Langjährige Messdaten zeigen sowohl drei Tagen, so stieg die Maximaldauer eine Zunahme von heißen Tagen (Ma- zu Beginn der 2000er Jahre auf durch- ximaltemperatur ≥ 30 °C) als auch eine schnittlich vier Tage an. Es traten sogar Zunahme der Häufigkeit und der Dauer mehrfach Hitzeperioden mit einer Dauer von Hitzewellen für die Vergangenheit. von fünf und mehr Tagen auf. Für den Für die Zukunft ist mit einer weiteren Menschen sind die Auswirkungen im Verstärkung dieser Temperaturextreme ohnehin warmen Sommer von beson- zu rechnen. 12 10 Anzahl Tage 8 6 4 2 Abbildung 5: Maximale Dauer der 0 Hitzeperioden für die 1951 1956 1961 1966 1971 1976 1981 1986 1991 1996 2001 2006 2011 2016 Station Halle (1951 bis Jahr 2017) und Magdeburg Halle Magdeburg linearer Trend (Halle) linearer Trend (Magdeburg) (1951 bis 2019). 14
Temperaturextreme Tropennächte können sich negativ auf die 3.2 Tropennächte Schlafqualität auswirken. Von einer Tropennacht ist die Rede, wenn die Temperatur nachts nicht unter 20 °C fällt. Diese Ereignisse sind in unseren Breiten sehr selten. An den meisten Wetterstationen in Sachsen- Anhalt tritt im Mittel weniger als eine Tropennacht pro Jahr auf. Insbesondere in den Sommern der Jahre 2018 (Abbil- dung 6) und 2019 konnten viele Tropen- nächte registriert werden. Dies gilt im Besonderen für die ohnehin im Vergleich zum Umland wärmeren Städte. Bleiben die Temperaturen nachts erhöht, kommt es zur Belastung des Kreis- laufs. Viele Menschen schlafen dann schlechter und sind folglich weniger ausgeruht. Erholsamer Schlaf ist jedoch wichtig für die Gesundheit. Abbildung 6: Anzahl der Tropennächte Unter dem Aspekt des Klimawandels ist in Sachsen-Anhalt 2018. mit einer Zunahme von Tropennächten für die Zukunft zu rechnen. 15
Temperaturextreme Führt uns der Klima- wandel in eine schnee- arme Zukunft? 3.3 Kälteextreme In der Vergangenheit konnten Kälte- Kälte, eine wichtige Rolle. Treten diese extreme in Deutschland sowie Sachsen- Veränderungen dauerhaft auf, kommt Anhalt mehrfach beobachtet werden. es zu Anpassungsproblemen in der Flora Die niedrigste jemals in Deutschland und Fauna. In den letzten Jahren konnte registrierte Temperatur mit minus 37,8 °C beobachtet werden, dass sich nicht wurde am 12.02.1929 in Wolznach-Hüll mehr alle Störche auf den Weg nach (Bayern) gemessen. Auf dem Brocken – Afrika machen. Die Pollensaison beginnt gewöhnlich auf Grund seiner Höhenlage aufgrund der ausbleibenden Kälte häufig der kälteste Ort Sachsen-Anhalts – bereits kurz nach Weihnachten mit der wurden am 1. Februar 1956 immerhin Blüte der Haselnuss. Auch viele Obst- minus 28,4 °C gemessen. bäume blühen früher. Im Gegensatz zu den Hitzerekorden Das Ausbleiben von Kälteperioden kann liegen diese Extremwerte bereits einige auch für den Menschen nachteilige Zeit zurück. Dies kann als ein weiteres Auswirkungen haben. Im Jahr 2017 kam Anzeichen für den aktuellen Erwär- es aufgrund von Spätfrösten zu hohen mungstrend angesehen werden. In Ernteausfällen bzw. konnten Erträge nur Zukunft können trotzdem kalte Winter mit sehr hohem Aufwand gesichert oder Kälteperioden auftreten. Durch werden. Aus klimatologischer Sicht sind den Klimawandel ist jedoch mit einem Spätfröste nicht ungewöhnlich. Bis in den Rückgang von Kältewellen und Tempe- Mai hinein muss mit ihrem Auftreten ge- raturminima zu rechnen. Milde Winter rechnet werden. Dadurch, dass es mit der werden damit wahrscheinlicher. Temperaturerhöhung zu einem verfrühten Vegetationsbeginn kommt, kann die weit Für die Pflanzen- und Tierwelt spielt fortgeschrittene Vegetation durch die Kälte, oder besser das Ausbleiben von Spätfröste erheblichen Schaden nehmen. 16
Niederschlagsextreme 4 Niederschlagsextreme 4.1 Starkregen Starkregen kann zu Behinderungen im starre Definition von Starkregen. Der Straßenverkehr führen. ichte eine m Abend erre 19. Mai 2017: A und Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt ab mit Sturmböen Gewitterfront rhalb einer zu erwartenden Niederschlags- en di e St ad t Querfurt. Inne Starkreg app 50 Liter menge von rzes te r Ze it regnete es kn kü t 50 mm). eter (entsprich pro Quadratm r Boden • 15 mm pro Stunde vor Starkregen ysteme und de Die Abwassers nicht auf- te n di es e W assermassen (Warnung vor „Markantem Wetter“), konn af es den hm en . B es on ders schwer tr • ab 25 mm pro Stunde vor heftigem ne steil Zingst. Starkregen („Unwetterwarnung“) und Querfurter Ort • ab 40 mm pro Stunde vor extrem heftigem Starkregen. Starkregen kann aber auch mehrere Als Starkregen wird eine selten auftre- Stunden und – jedoch seltener – Tage tende, hohe Niederschlagsmenge (z. B. während einer Vb-Wetterlage) innerhalb kurzer Zeit bezeichnet. Ab andauern. wann Niederschlag als stark bezeichnet werden kann, hängt von der Lage und Eine weitere Möglichkeit zur Einstufung der Klimazone des betroffenen Gebietes bietet die Betrachtung der Wiederkehr- ab. Daher gibt es keine einheitliche, rate von Starkregenereignissen (Abbil- 17
Niederschlagsextreme Abbildung 7: Einstündige Nieder- schlagshöhen für ein Starkregenereignis mit einer Wiederkehrzeit von 50 Jahren bzw einem Jahr. dung 7). So kann für einen bestimmten jeweils einmal auftritt. In der linken Ort ermittelt werden, welche Nieder- Abbildung wurde als Wiederkehrzeit schlagshöhe innerhalb einer definierten ein Zeitraum von 50 Jahren gewählt, Zeitspanne (beispielsweise innerhalb von für die rechte Abbildung hingegen 50 Jahren) einmal auftritt. Dazu stellt ein Jahr. Deutlich zeigt sich dabei die der DWD den Datensatz KOSTRA zur Abhängigkeit von der Topographie. Verfügung. Dieser liefert Aussagen über Höher gelegene Regionen, wie der Harz, die Eintrittswahrscheinlichkeiten von begünstigen das Auftreten von Stark- Starkregen verschiedener Andauer. regen. Die Abbildungen zeigen zwei ver- Die Tabelle 2 stellt die Werte der Nie- schiedene Wiederkehrzeiten, in denen derschlagsmengen unterschiedlicher eine bestimmte Niederschlagsmenge Wiederkehrzeiten im Oberharz und innerhalb einer Stunde in einem Gebiet dem östlich und nordöstlich im Regen- Tabelle 2: Niederschlagsmengen unterschiedlicher Wiederkehrzeiten. mitteldeutsches Oberharz Trockengebiet Wiederkehrzeit 50 Jahre 50 bis 60 mm 36 bis 45 mm Wiederkehrzeit 1 Jahr 17 bis 19 mm 13 bis 15 mm 18
Niederschlagsextreme Abbildung 8: An Bodenmessungen angeeichte einstündige Niederschlags-Radar- daten am 12.06.2019 zu zwei verschiedenen Zeitpunkten. schatten des Harzes gelegenen mittel- RADOLAN-Verfahrens (Radar-Online- deutschen Trockengebiet gegenüber. Aneichung) des DWD die Messungen der Niederschlagsradare mit den an den Problematisch bei der Messung von Niederschlagsstationen gemessenen Starkniederschlag ist, dass dieser Daten kombiniert. Das Ergebnis sind flä- zumeist sehr kleinräumig fällt. Die chendeckende Daten, wie die im Beispiel Messstationen, welche punktuelle vom 12.06.2019 (Abbildung 8). Daten liefern, können also entweder von Starkregenereignissen getroffen werden Vergleicht man beide Abbildungen, ist zu oder nicht. Deshalb ist es möglich, dass erkennen, wie die Niederschlagszelle von nicht alle diese Ereignisse von Messstati- Süd-West nach Nord-Ost innerhalb einer onen erfasst werden. Aus diesem Grund Stunde zog. Örtlich wurden mit 15 bis wird immer mehr auf die Nutzung der 40 mm in der Stunde die Niederschlags- Messungen von Niederschlagsradaren mengen, die einer Wiederkehrzeit von gesetzt. Um mögliche Messfehler zu einem Jahr entsprechen (13–15 mm pro kompensieren, werden innerhalb des Stunde), erreicht bzw. übertroffen. 19
Niederschlagsextreme Dürre kann die Bodenqualität negativ beeinflussen. 4.2 Dürreperioden Im Jahr 2018 wurde erstmalig seit • landwirtschaftliche Dürre (Ernteein- 1976 wieder eine großflächige Dürre in bußen durch Trockenheit, die länger Sachsen-Anhalt beobachtet. Ursache als zwei Monate anhält), waren die extremen Wetterbedin- • hydrologische Dürre (Sinken des gungen mit gleichzeitiger Hitze und Tro- Grundwasserstands und der Pegel, ckenheit. In Sachsen-Anhalt belegt das ab vier Monate Trockenheit), Jahr 2018 Platz 1 sowohl der trockensten • sozio-ökonomische Dürre (Wasser- (gemeinsam mit 1911) als auch der mangel ab einem Jahr, der sich auf wärmsten Jahre seit 1881. Mit 352,5 Liter die (Trink-)Wasserversorgung der pro Quadratmeter (entspricht 352,5 mm) Bevölkerung auswirkt). Jahresniederschlag fielen, verglichen mit der Referenzperiode 1961 bis 1990, Das Helmholtz-Zentrum für Umweltfor- nur knapp 65 Prozent des Niederschlags. schung (UFZ) stellt durch hydrologische Die Durchschnittstemperatur war mit Modelle, welche die Niederschlagsmess- 10,9 °C um 2,2 °C höher im Vergleich zur daten des DWD nutzen, den Zustand des Referenzperiode. Bodens hinsichtlich seiner Trockenheit fortlaufend dar. Die fünf Klassen der Je nach Dauer, Ausprägung und Auswir- Trockenheit („ungewöhnlich trocken“ kung können verschiedene Arten von bis hin zu „außergewöhnliche Dürre“) Dürre unterschieden werden: geben nicht die absolute Trockenheit des Bodens an. Vielmehr bezieht sich • meteorologische Dürre (ein bis zwei die Dürredefinition auf den langjährigen Monate trockener als üblich), Mittelwert des Zustandes von 1951 bis 20
Niederschlagsextreme 2015. Das heißt, bei außergewöhnlicher Seit April 2018 gab es in Sachsen-Anhalt Dürre ist der Boden viel trockener als im nur drei Monate (Dezember 2018, Januar langjährigen Mittel. 2019 und März 2019) mit Niederschlag, der im landesweiten Mittel über dem Am 31. August 2018, zum Ende des des langjährigen Mittels (1961 bis 1990) meteorologischen Sommers, zeigte sich lag. Dieser Niederschlag reichte aber zu insbesondere im Osten Deutschlands keinem Zeitpunkt aus, um den Wasser- eine außergewöhnliche Bodendürre mangel im Boden auszugleichen. Die (Abbildung 9). Die Bodentrockenheit Bodentrockenheit, die sich im Jahr 2018 des Gesamtbodens (bis ca. 1,8 m Tiefe) aufbaute, bestand bis zum Beginn des baute sich bereits ab Ende April 2018 auf. Herbstes 2019 weiterhin. Abbildung 9: Bodentrockenheit des Gesamtbodens (bis ca. 1,8 m Tiefe) am 31.08.2018. 21
Hoch- und Niedrigwasser 5 Hoch- und Niedrigwasser Deichbruch an der Elbe bei Fischbeck im Landkreis Stendal. 5.1 Hochwasser ge an Tagelanger, großflächiger Dauerregen im w a s serla den i e H och ge n stun Elbeeinzugsgebiet führte nur elf Jahre 013: D Mor pitzt . 9. J uni 2 i c h i n den z uges - nach dem Jahrhunderthochwasser des 0 s l b e h at m atis c h g e n H ch o der E r a n urg d km la nd Jahres 2002 erneut zu einer weiträu- M a gdeb e t w a 40 n S t adtra in des zt de lbe migen Überflutung der Elbaue. Durch pitze at jet der E Die S eit e l s h t l i c h . ersch le ös rden das zeitgleiche Hochwasser an Mulde wass t a dttei m t wo lle S er ä u ten re i cht. A r Zeit g rg s muss und Saale kam es im Mündungsbereich r e u e rzest gdeb in kü e r Ma der beiden Flüsse in die Elbe zu einem sind wo h n 0 Ein ssen. dramatischen Anstieg des Elbepegels. 23.00 s e r verla äu ihre H Am 9. Juni wurde mit 7,47 Meter ein neuer historischer Höchstwert am Elbe-Pegel Magdeburg-Strombrücke 22
Hoch- und Niedrigwasser gemessen. Erst nach der kontrollierten MQ für den gesamten Zeitraum (rot) Flutung der Havelpolder und dem dargestellt. Es ist erkennbar, dass das ungewollten Deichbruch bei Fischbeck Hochwasser von 2013 die mittlere reduzierte sich die Wasserführung der Abflussmenge um mehr als das 9-fache, Elbe. Dies führte zu einer Entspannung das Hochwasser von 2002 immerhin der Hochwasserlage am Unterlauf des noch um das etwa 7,5-fache überschritt. Flusses. Schon seit Jahrtausenden siedelten sich Hochwasser sind grundsätzlich natürlich Menschen bevorzugt an Flussläufen an. auftretende Ereignisse. Sie bezeichnen Sie nutzen diese zur Bereitstellung von den Zustand von Gewässern, bei dem Trinkwasser, als Antriebsquelle (z. B. der aktuelle Wasserstand deutlich über für Getreide- und Sägemühlen) und als dem durchschnittlichen liegt. Hoch- Transportweg. Darüber hinaus zeichnen wasser gehören zum charakteristischen sich Flusstäler gegenüber ihrer Umge- Abflussverhalten von Flüssen. bung oft durch fruchtbare Böden und mildere Temperaturen aus. Beispielhaft soll der Hochwasserstand Im Zuge der intensiven Besiedlung kam der Elbe am Pegel Magdeburg-Strom- es häufig zur Umgestaltung der Fließ- brücke betrachtet werden. gewässer. Um weitere Nutzflächen zu gewinnen, wurden Flüsse eingedeicht, Abbildung 10 zeigt, dass eine periodische Altarme trockengelegt und Flussläufe Häufung von Hochwasser der Elbe für begradigt. Die zur Pufferung der Hoch- Sachsen-Anhalt nicht ungewöhnlich ist. wässer wichtigen Auen stehen damit als Die jährlichen Abflusshöchstwerte HQ natürlicher Überschwemmungsraum sel- (blau) unterliegen dabei einer großen tener zur Verfügung. Die Auswirkungen Schwankungsbreite. Zum Vergleich solcher Maßnahmen in Kombination mit ist noch der mittlere jährliche Abfluss den Auswirkungen des Klimawandels 6000 Abfluss in Kubikmeter je Sekunde 5000 4000 HQ 3000 MQ 2000 1000 0 1895 1900 1905 1915 1920 1925 1935 1940 1945 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 2000 2005 2010 1890 1910 1930 1950 1995 2015 Jahr Abbildung 10: Jährliche Abflusshöchstwerte der Elbe am Pegel Magdeburg-Strombrücke im Zeitraum 1890 bis 2018. 23
Hoch- und Niedrigwasser Das Pretziener Wehr zum Schutz der Städte Mag- deburg und Schönebeck vor Hochwasser der Elbe. wurden insbesondere in den letzten 2. verminderte Wasseraufnahme- Jahrzehnten deutlich: die Hochwasser fähigkeit des Bodens (z. B. durch hohe sind extremer geworden. Sättigung nach der Schneeschmelze im Frühjahr, der Versiegelung des Die Entstehung von Hochwassern sowie Bodens durch Frost im Winter oder ihre Ausbreitung hängen von einem der Versiegelung des Bodens durch Zusammenspiel verschiedener Faktoren Austrocknung im Sommer). ab. Dazu zählen vor allem zwei natür- liche Faktoren: Ein Teil der Niederschläge versickert im Boden, ein weiterer Teil verdunstet 1. hohe Niederschläge durch langan- entweder am Boden oder durch die haltenden, großflächigen Dauerregen Vegetation. Der Rest fließt dann ober- oder durch kurzzeitigen Starkregen flächlich in Richtung der Flussläufe ab sowie und kann zu Hochwasser führen. Abbildung 11: Hochwassergefährdungskarte für Magdeburg am 23.09.2019. 24
Hoch- und Niedrigwasser Die Bedrohung durch Hochwasser wird dung durch ein Jahrhunderthochwasser durch Hochwassergefährdungs- und auf Elbe und Elbe-Umflutkanal aufteilt, -risikoanalysen ermittelt. Dabei werden sobald das Pretziener Wehr geöffnet ist. einerseits landschaftliche Faktoren Erst an der Mündung des Umflutkanals berücksichtigt (z. B. die Größe des in die Elbe kommt es zu einem Rückstau, Flusseinzugsgebietes und die Bodenbe- der die Elbaue im nordöstlichen Teil schaffenheit), andererseits aber auch Magdeburgs weiträumig überflutet. Die die durch menschliches Handeln verur- Hochwassergefährdung für Magdeburgs sachten Faktoren (z. B. Landnutzung, Zentrum kann durch diese Maßnahme Siedlungsstruktur). Auch die zukünftige deutlich gemindert werden. Klimaentwicklung kann in die Darstel- lung einfließen. Für politische Entscheidungen sind besonders die Hochwasserrisikokarten In Abbildung 11 soll das Ergebnis der bedeutsam. Sie bilden die Anzahl der Analyse an einer Hochwassergefähr- potenziell betroffenen Einwohner, die dungskarte für ein Hochwasser mit der betroffenen Flächen nach der Art ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit aller 100 Jahre Nutzung sowie besonders gefährdete für Magdeburg gezeigt werden. Objekte und Schutzgebiete ab. Mit ihrer Hilfe können sowohl Informationen über Hochwassergefährdungskarten stellen die zu erwartenden Risiken und Betrof- das mögliche Ausmaß von Überschwem- fenheiten dargestellt, als auch Schutz- mungen (Fläche, Wassertiefe) dar. Gut maßnahmen bezüglich ihrer Auswirkung zu sehen ist, dass sich südlich von Mag- abgewogen werden (Abbildung 12). deburg die starke Hochwassergefähr- Abbildung 12: Hochwasserrisikokarte für Magdeburg am 23.09.2019. 25
Hoch- und Niedrigwasser Niedrigwasser am Domfelsen im September 2018. 5.2 Niedrigwasser Im Juni 2018 kam die Schifffahrt auf jährliche Abfluss einer großen Schwan- der Elbe fast zum Erliegen. Für viele kungsbreite. Zum Vergleich ist auch hier Touristen wurde aus einer gebuchten der mittlere jährliche Abfluss MQ für Flusskreuzfahrt deshalb eine Busreise. den gesamten Zeitraum (rot) dargestellt. Es ist erkennbar, dass das Niedrigwasser Auch Niedrigwasser gehören zum von 2018 zu den historisch niedrigsten natürlichen Abflussverhalten von Fließ- der vergangenen 128 Jahre gehörte. gewässern. Bei Niedrigwasser liegt der aktuelle Wasserstand deutlich unter Die in der Abbildung 13 dargestellten dem durchschnittlichen Pegel. Niedrig- Daten zum Abfluss am Elbe-Pegel wasser an Fließgewässern sind die Folge Magdeburg-Strombrücke lassen zu- von meteorologischer Dürre, also dem nächst keinen Trend zur Häufung von länger anhaltenden Ausbleiben von Niedrigwasser erkennen. Anders sieht Niederschlägen im Einzugsgebiet der es aus, wenn man sich die Einschrän- Flüsse. kungen der Schiffbarkeit der Elbe durch Niedrigwasser im langjährigen Vergleich Auch hier zeigt das Beispiel des Elbe- anschaut (Abbildung 14). Hier lässt sich Pegels Magdeburg-Strombrücke, dass zumindest eine Häufung der Beeinträch- eine periodische Häufung von Niedrig- tigung der Schifffahrt in den Jahren 2016 wässern der Elbe für Sachsen-Anhalt bis 2018 feststellen. nicht ungewöhnlich ist (Abbildung 13). Der niedrigste jährliche Abfluss NQ Neben den beschriebenen Auswir- (gelb) unterliegt ebenso wie der höchste kungen auf die Flussschifffahrt haben 26
Hoch- und Niedrigwasser 1000 900 Abfluss in Kubikmeter je Sekunde 800 700 600 500 NQ 400 MQ 300 200 100 0 1890 1900 1905 1915 1920 1925 1930 1940 1945 1955 1960 1970 1975 1980 1985 1995 2000 2010 2015 1895 1910 1935 1950 1965 1990 2005 Jahr Abbildung 13: Niedrigster jährlicher Abfluss der Elbe am Pegel Magdeburg-Strombrücke im Zeitraum von 1890 bis 2018. 240 210 180 150 Anzahl Tage 120 90 60 30 0 1983 2005 1975 1977 1979 1981 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 Elbe-Strecke 5 linearer Trend (Elbe-Strecke 5) Abbildung 14: Jährliche Anzahl der Tage mit einer Beeinträchtigung der Schifffahrt wegen Niedrigwasser auf der Elbe-Strecke 5 (Saalemündung bis Industriehafen Magdeburg). Niedrigwasser in Flüssen auch Aus- gehalt des Wassers sinkt. Dies kann zu wirkungen auf die im Fluss lebenden massenhaftem Fischsterben führen, Organismen und angrenzenden Öko- wie im Jahrhundertsommer von 2003. systeme. Bei niedrigen Pegelständen im Auch in den angrenzenden Auen kann es Sommer steigt die Wassertemperatur durch die langanhaltende Trockenheit zu schneller an, wodurch der Sauerstoff- Schäden an Flora und Fauna kommen. 27
Hoch- und Niedrigwasser Die Saaleschleife bei Salzmünde – ein im 9. Jahrhundert bevorzugter Siedlungsraum. 28
Windextreme Wettersituation am 6 Windextreme 18.01.2007 im Satellitenbild. 6.1 Starkwind 18. J anu land ar: D weit iese r Tag Gesc als „ kann Der Orkan Kyrill war der stärkste Orkan hich Ta g de deu am 1 t s büch r Stür tsch seit dem Jahrhundertsturm Lothar im 8. Ja er ei me“ - Mitt nua nge in di el- u r 2 007 h e n. Er e Jahr 1999. Das besondere Merkmal von nd O der gen au e steu Orka st fegte Kyrill war die große betroffene Fläche. So lf Ja ropa n Ky Orka hre . Au rill ü n Fri spät f de ber gab es in ganz Deutschland verbreitet eder er fo n Ta ike. lgte g 2018 orkanartige Böen. Die größten Schäden der traten entlang der Kaltfront auf, an der sich eine sehr aktive Gewitterlinie bildete. Am stärksten von den Orkan- böen betroffen waren die Gebirge, der gesamte Küstenbereich, der Osten Anders als bei Kyrill, kam es im Jahr 2018 Deutschlands, die Kölner Bucht und der bei Friederike zu den stärksten Böen in Südosten Bayerns. Es wurden Böen um einem nur etwa 200 km breiten Streifen 120 km/h, auf dem Brocken sogar von Nordrhein-Westfalen bis Sachsen. 199 km/h gemessen. Besonders schwer Auf relativ kleinem Raum richteten diese traf es die Lutherstadt Wittenberg: Dort extremen Böen verheerende Schäden an. hinterließ ein von Westen kommender Auf dem Brocken wurden Windspitzen und parallel zur Elbe ziehender Tornado von 204 km/h gemessen. Die Folgen eine Schneise der Verwüstung. dieses Orkans waren vor allem wegen 29
Windextreme Beaufort- Bezeichnung Mittlere Windgeschwindigkeit in Beispiele für die Auswirkungen grad 10 m Höhe über freiem Gelände des Windes im Binnenland m/s km/h 0 Windstille 0 – 0,2
Windextreme des durch den Regen aufgeweichten Bodens enorm. Es kam zu großflächigen Sturmschäden an Bäumen. Wind ist eine Ausgleichsströmung von Luftdruckunterschieden. Diese erfolgt immer vom hohen Luftdruck (Hoch) zum tiefen Luftdruck (Tief). Je größer die Druckunterschiede sind, desto stärker weht der Wind. Einen Einfluss auf die Windgeschwin- digkeit hat auch die Rauigkeit der Ober- fläche, über die der Wind weht. Weit- Ein Windsack zeigt gehend ebene Landschaften, beispiels- die Windrichtung weise die ländlich geprägten Gebiete der Starkwind, ab 75 km/h (Windstärke 9 und -stärke an. Magdeburger Börde oder der Altmark, nach Beaufort) von Sturm und ab bremsen den Wind nur wenig. Städte, 118 km/h (Windstärke 12 nach Beaufort) die über eine Vielzahl unterschiedlich von einem Orkan. hoher Gebäude verfügen, bremsen die Luftbewegungen stärker. Auch nimmt Die durch Starkwind angerichteten mit zunehmender Höhe die bremsende Schäden gehören jedes Jahr zu den Wirkung der Erdoberfläche ab, so dass größten Elementarschäden für Versi- die Windgeschwindigkeit mit der Höhe cherungen. Diese bezeichnen mit dem zunimmt. Deshalb erfolgen Windmes- sungen nicht in Bodennähe, sondern in zehn Meter über dem Erdboden. Durch die exponierte Lage des Brockens werden hier regelmäßig die höchsten Windgeschwindigkeiten in Sachsen- Anhalt gemessen. Seit dem 24.11.1984 steht nach Messung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der Rekord auf dem Brocken bei 263 km/h. Zur Angabe der Windstärke wird die Beaufort-Skala genutzt (Tabelle 3). Diese ordnet Windgeschwindigkeiten nach Auswirkungen auf die Umgebung ein. Sie reicht von Stärke 0 (Windstille) bis Stärke 12 (Orkan). Ab einer Wind- geschwindigkeit von 39 km/h (Wind- stärke 6 nach Beaufort) spricht man von Der Brocken im Harz ist durch seine exponierte Lage besonders sturmgefährdet. 31
Windextreme Begriff „Elementarschaden“ die Schäden, die durch das Wirken der Natur hervor- gerufen werden. Elementarschäden sind nicht vorhersehbar und können jeden Haus- und Grundstückseigentümer treffen. Die meisten durch Starkwind verur- sachten Elementarschäden entstehen durch kurzzeitige Windböen. Diese Windspitzen können um bis zu dreimal höher als die mittlere Windgeschwindig- keit sein. Bereits eine geringe Zunahme der Geschwindigkeit einer Böe verviel- facht die Schäden an Gebäuden, aber auch an Waldbeständen. Abbildung 15: Häufigkeit der Starkwindtage in der Gegenwart. In Sachsen-Anhalt ist besonders die Harzregion gefährdet, am stärksten der Oberharz. Hier ist jeder vierte Tag ein Starkwindtag. Nach Norden und Osten hin nimmt die Starkwindgefährdung in Sachsen-Anhalt deutlich ab (Abbil- dung 15). Nach heutigem Kenntnisstand wird sich durch den Klimawandel auch die Sturmaktivität verändern. Das zukünftig zu erwartende regionale Sturmscha- denrisiko hängt davon ab, wie die großräumigen Wettersysteme auf die Temperaturzunahme reagieren. So kann es zu Abnahmen der Starkwindtage im Oberharz um etwa 25 Prozent, in der Region westlich der Elbe bis zum Harz zu einer leichten Zunahme der Stark- Abbildung 16: Änderungssignale der Anzahl der Starkwindtage windtage kommen (Abbildung 16). Dies 2071 bis 2100 gegenüber der Gegenwart (WETTREG2010). zeigen Modelluntersuchungen. 32
Windextreme 6.2 Winderosion Wärme und Trockenheit prägten im Jahr 2011 das Aprilwetter in Deutschland. Auf zahlreichen Äckern konnte deshalb die Feldbestellung noch nicht vorgenommen werden. Somit fehlte die schützende Bodenbedeckung, als das Tief Joachim im Norden und Osten für stürmisches Wetter sorgte. Die Station Magdeburg meldete am 8. April Windspitzen bis zur Windstärke 7. Vielerorts gab es Wind- verwehungen mit stark eingeschränkter Sicht durch den aufgewirbelten Staub der unbestellten Felder. Winderosion entsteht durch Aufwir- belung, Transport und Ablagerung von Staubsturm auf der A14 am 08.04.2011. Bodenmaterial, ausgelöst durch starken Wind. Mehrere Faktoren beeinflussen diesen Prozess. Einerseits muss der Boden feinkörnig sein, wie beispielsweise Sand oder Löß. Dazu kommen andererseits 8. Apr il 2011 bestimmte Wetterbedingungen: Zur es au : In de f der A n Mit 1 9 in M tagss Winderosion kann es ab einer Windge- zu ein tunde er Ma eckle n kam s s enkar n b u rg-Vor schwindigkeit von 6 m/s (Windstärke 4 40 Fa ambo pomm hrzeu lage m ein Sa gen. A ern nach Beaufort) bei abgetrockneter ndstu u s löser i t mehr r m. Am w a r offe a l s böig a Nachm nsich Oberfläche kommen. Der dritte wichtige uffris tlich A14 b c h ende i t t ag füh ei Sch Wind r t e der Einflussfaktor ist die Bewirtschaftung Die Si önebe auch entla chtwe ck zu n g durch den Menschen. Für Winderosion ite lag L ößver der Recht teilwe wehu zeitig ise un n g e n . sind vor allem Landschaften mit ge- eine ä e Verk ter ze hnlich ehrsw hn Me e Kata a r n ungen ter. ringem Bewuchs anfällig. Diese gibt es Vorm strop halfen ittag he wi , auf d e am dort, wo ausgedehnte, gering bewach- er A19 zu ve rhind sene Ackerflächen nur von wenigen ern. Hecken und Bäumen begrenzt werden. Ausgehend von den natürlichen Fak- toren liegen die besonders winderosions- gefährdeten Gebiete Sachsen-Anhalts im Norden und Osten des Landes: in der Risiko der Zunahme von Winderosion zu Altmark, im Fläming und in der Dübener rechnen. Steigenden Temperaturen in Heide (Abbildung 17). Verbindung mit Dürreperioden und häu- figer auftretenden Starkwindereignissen Für die Zukunft ist unter den Bedin- werden das künftige Winderosionsrisiko gungen des Klimawandels mit dem erhöhen. 33
Windextreme Abbildung 17: Standortabhängige Winderosionsgefährdung in Sachsen-Anhalt. 34
Windextreme 6.3 Windbruch und Windwurf Als im Januar 2018 das Orkantief Orkan Kyrill. Betroffen waren 86 Pro- Friederike über Deutschland zog, kam zent Nadelhölzer: im Harz vorwiegend es im Harz auf dem Brocken zu Spit- Fichten und in den anderen Regionen zengeschwindigkeiten bis 204 km/h. Kiefern. Landesweit wurden, mit Ausnahme des äußersten Nordens von Sachsen-Anhalt, Stürme mit Windgeschwindigkeiten noch Windgeschwindigkeiten von über von mehr als 130 km/h können großflä- 90 km/h (schwerer Sturm) gemessen. chige Schäden durch Windbruch und Der Sturm richtete insbesondere in den Windwurf in den Wäldern verursachen. Wäldern erhebliche ökologische und Wird ein Baum durch den Sturm zu weit wirtschaftliche Schäden an. In Sachsen- gebogen, dann bricht er. Man spricht von Anhalt betrug die Schadholzmenge rund Windbruch. Dabei halten die Wurzeln zwei Millionen Kubikmeter und damit diesen Belastungen stand und ver- ein Drittel mehr als elf Jahre zuvor beim bleiben im Boden. Am Brocken (Harz) sind deutlich die Spuren zweier Orkane, aber auch von Trockenheit und anschließendem Borkenkäferbefall zu erkennen. 35
Windextreme Folgen eines Sommer- sturms im Naturschutz- gebiet Schleesen (Zerbst/Anhalt) 2013. Ein Teil des Stammes ragt noch in die Windbruch und Windwurf führen über Höhe. Wird jedoch der Baum mitsamt die ökologischen, direkten Schäden seinen Wurzeln umgerissen, dann hinaus zu indirekter Gefährdung für den spricht man von Windwurf. Waldbestand. So bieten Fichten-Wind- wurfflächen ideale Voraussetzungen Die Windstärke bestimmt zwar maß- für die Vermehrung von Borkenkäfern. geblich die Schadenswirkung, aber auch andere Faktoren können diese Angesichts des Klimawandels muss beeinflussen. So sind beispielsweise in der Zukunft mit einer möglichen Bergkuppen und in der Hauptwindrich- Erhöhung des Gefährdungspotentials tung geneigte Hanglagen besonders durch Stürme gerechnet werden. Da- anfällig gegenüber Starkwind. Hohe und durch steigt auch die Windwurf- und alte Bäume sind stärker gefährdet als ein Windbruchgefahr für Bäume und ganze noch junger Wald. Das Gefährdungspo- Wälder. Zusätzlich kann Dürrestress die tential ist außerdem auf kiesig-sandigen Vitalität der Wälder belasten. Das erhöht Böden oder solchen mit geringer Mäch- die Herausforderungen für die Waldwirt- tigkeit erhöht. Aber auch die Artenzu- schaft, mit einer geeigneten Waldbe- sammensetzung beeinflusst das Risiko wirtschaftung zumindest das Ausmaß gegenüber Windwurf. Fichten sind als dieser Schäden künftig zu vermindern. Flachwurzler besonders anfällig für die Entwurzlung durch starken Wind. 36
Gewitter Konvektive Gewitter- 7 Gewitter zellen können große Regenmengen in kurzer Zeit mit sich bringen. 7.1 Konvektive Unwetter 7. Juli Als beeindruckende, dunkle Wand 2015: relati In den v klei Aben nähert sie sich: die heranziehende schw n räum dstun den z ere G i g e, alle og ein Gewitterfront. Erste Blitze sind am zu. St ew itterz r d i ngs ä e urmb elle a ußers Horizont sichtbar, Sturmböen wehen 115 km öen m u f Hall t /h zo it Ges e (Saa gen ü c h w i le) über das Land, Niederschlagsstreifen kippt ber d n d igkeit en Bä i e Stadt e n bis Straß ume . Im N sind bereits erkennbar. enba auf d i e o hn. W O berle rd e n wurd erbea itung en üb u fs der In den e r den t e ller u So erleben wir mehrmals im Jahr, nordw Mark nd St t p l a t ühle mehr estlic z gew überwiegend im Sommer, Gewitter. fach D hen S e ht. zerstö ächer tadtt abge eilen Sie können entstehen, wenn warme rte de deckt w u rden komp r Stur , in Le lett. m ein ttin und feuchte Luft vom Boden schnell e Stal lung aufsteigt, sich dabei abkühlt und der Wasserdampf kondensiert. Dadurch wird die vertikale Bewegung nach oben, die Konvektion, nochmals beschleunigt. Sind diese Gewitter mit heftigen Starknieder- schlägen, Hagelschlag und stürmischen Fallböen verbunden, spricht man von konvektiven Unwettern. Die Fallböen tion ergab sich beispielsweise am können ähnliche Schäden verursachen 7. Juli 2015 im Nordwesten von wie Tornados. Eine solche Wettersitua- Halle (Saale). 37
Gewitter Mit Spitzengeschwindigkeiten von über 140 km/h richtete am 07.07.2015 ein Downburst (Fallböe) im Nordwesten von Halle im Ortsteil Lettin große Schäden an einer Stallung an. Betrachtet man die Anzahl der Zellen, die je konvektiv extremen Tag auftreten, ist eine Abnahme von West nach Ost erkennbar (Abbildung 18). Die meisten Gewitterzellen je konvektiv extremen Tag konnten im Zeitraum von 1979 bis 2014 für den Harz nachgewiesen werden. Für etwa drei Viertel dieser konvektiv extremen Tage in Sachsen-Anhalt ist eine feuchte Südwestwetterlage verant- wortlich. Sie tritt im Sommerhalbjahr an etwa 30 Prozent aller Tage in diesem Zeitraum auf. Abbildung 18: Anzahl der Gewitterzellen je konvektiv extremen Unter der Annahme, dass die Treib- Tag im Zeitraum 1979 bis 2014. hausgasentwicklung weiter wie bisher 38
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