Extremwetterereignisse und ihre Folgen für Sachsen-Anhalt - unter den Bedingungen des Klimawandels - Landesamt für Umweltschutz ...

 
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Extremwetterereignisse und ihre Folgen für Sachsen-Anhalt - unter den Bedingungen des Klimawandels - Landesamt für Umweltschutz ...
Extremwetterereignisse
und ihre Folgen
für Sachsen-Anhalt
unter den Bedingungen des Klimawandels
Extremwetterereignisse und ihre Folgen für Sachsen-Anhalt - unter den Bedingungen des Klimawandels - Landesamt für Umweltschutz ...
Impressum

Impressum
Herausgeber:
Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie
des Landes Sachsen-Anhalt (MULE)
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leipziger Straße 58
39112 Magdeburg
Tel.: +49 391 567 1950
Fax: +49 391 567 1964
E-Mail: pr@mule.sachsen-anhalt.de
Internet: www.mule.sachsen-anhalt.de

Erstellt durch:
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU)
Reideburger Straße 47
06116 Halle (Saale)
Abschlussdatum: Dezember 2019
Redaktion: Unglaube, M.; Ehlert, I.; Eichhorn, M.; Struve, S.
Redaktionsschluss: Halle (Saale), November 2019

1. Auflage Januar 2020

Meteorologische Daten:
Deutscher Wetterdienst (DWD) Offenbach

Satz:
Satzstudio Borngräber, Dessau-Roßlau

Web-Link der Publikation:
www.lau.sachsen-anhalt.de/wir-ueber-uns-publikationen/fachpublikationen/

2
Extremwetterereignisse und ihre Folgen für Sachsen-Anhalt - unter den Bedingungen des Klimawandels - Landesamt für Umweltschutz ...
Vorwort

Vorwort
Extremwetterereignisse sind Bestandteile des
Klimas. Doch sie werden häufiger und heftiger.
Das ist eine Auswirkung der Klimakrise.

Der Weltklimarat IPCC hat in seinem Sonderbericht
zum „Management des Risikos von Extremwetter-
ereignissen und Katastrophen zur Förderung der
Anpassung an den Klimawandel“ (SREX) darauf
verwiesen, dass es bereits zu Veränderungen bei
Intensität, Länge, Häufigkeit und räumlicher Aus-
dehnung einiger Extreme gekommen ist. Für die
Zukunft werden verstärkt Änderungen der Extrem-
wetterereignisse vorhergesagt, die hauptsächlich
auf den menschlich gemachten Klimawandel
zurückzuführen sind.

Die Auswirkungen der Klimakrise sind jetzt schon
spürbar. Gegenüber dem langjährigen Mittel war es
2018 deutschlandweit zu warm, zu trocken und zu
sonnenscheinreich. Das Jahr 2018 wird uns allen des-
halb als ein Jahr der Extreme in Erinnerung bleiben.   lang anhaltenden Dürre unter Trockenstress. Forst-
                                                       schädlinge wie der Borkenkäfer fanden anschließend
Sachsen-Anhalt war in diesem Extremjahr das            ideale Bedingungen vor und verursachten in einigen
trockenste Bundesland in Deutschland. Zwischen         Regionen massive Folgeschäden.
April und November 2018 fiel landesweit kaum
nennenswerter Niederschlag. Die anhaltend hohen        Extreme Wetterereignisse werden in Sachsen-Anhalt
Temperaturen förderten die Verdunstung. Eine           immer wieder auftreten und dabei auch volkswirt-
ausgedehnte Bodendürre breitete sich aus. Die          schaftlichen und persönlichen Schaden hinterlassen.
Erträge in der Landwirtschaft gingen so weit zurück,   Das Wissen darüber, welche Extremereignisse unter
dass von einer Naturkatastrophe gesprochen werden      den Bedingungen des Klimawandels in Zukunft wie
musste.                                                oft eintreten können, welche Regionen Sachsen-
                                                       Anhalts besonders betroffen sein könnten und
Auch die Auswirkungen auf die Gewässer waren           welche Folgen zu erwarten wären, hilft bei der
sichtbar. Wegen des historischen Wassertiefst-         Auswahl gezielter Vorsorgemaßnahmen. Dafür soll
standes war auf der Elbe über Monate hinweg keine      die vorliegende Broschüre der breiten Öffentlichkeit
Schifffahrt möglich. Teiche und Bäche trockneten       eine Hilfe sein.
aus, wertvolle Biotope gingen verloren.

Besonders betroffen von diesem Extremwetter
waren unsere Wälder. Erst kam es im Januar 2018
durch den Orkan Friederike zu großflächigen Wald-
verlusten, danach litten die Bäume aufgrund der

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Inhaltsverzeichnis

                     Inhaltsverzeichnis
                     1 Einleitung .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 5
                       1.1 	 Der Begriff „Extremwetterereignisse“ .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 5
                       1.2 	Einfluss der globalen Temperaturänderung auf die
                     		      Extremwetterereignisse .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 7
                     2 Das Jahr 2018 – geprägt von Wetterextremen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 9
                     3 Temperaturextreme .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 12
                       3.1 	Hitzewellen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 12
                       3.2 	Tropennächte .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 15
                       3.3 	Kälteextreme .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 16
                     4 Niederschlagsextreme .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 17
                       4.1 	Starkregen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 17
                       4.2 	Dürreperioden .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 20
                     5 Hoch- und Niedrigwasser .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  22
                       5.1 	 Hochwasser .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  22
                       5.2 	Niedrigwasser .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 26
                     6      Windextreme .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 29
                            6.1 	Starkwind .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 29
                            6.2 	Winderosion .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 33
                            6.3 	Windbruch und Windwurf .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 35
                     7      Gewitter .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 37
                            7.1 	 Konvektive Unwetter .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 37
                            7.2 	Starkniederschlags- und Sturzflutpotential bei konvektiven Unwettern .  . 40
                            7.3 	Hagelpotential bei konvektiven Unwettern .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  42

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Extremwetterereignisse und ihre Folgen für Sachsen-Anhalt - unter den Bedingungen des Klimawandels - Landesamt für Umweltschutz ...
Einleitung

1 Einleitung
1.1   Der Begriff „Extremwetterereignisse“

Meteorologische Extremwetterereig-          bestimmten Grenzwert überschreitet.
nisse und deren Auswirkungen können         Extremwetterereignisse kommen sehr
seit Beginn der Wetteraufzeichnung          selten vor. Es mangelt daher oftmals an
verzeichnet werden. Sie treten überall      einer umfangreichen und belastbaren
auf der Welt auf. Dabei kann eine mete-     Datenbasis für ausreichend lange Zeit-
orologische Erscheinung an einem Ort        räume. Aufgrund dieser Tatsache lassen
als extrem bezeichnet werden, die für       sich nur bedingt gesicherte Trendaus-
eine andere Region der Erde als normal      sagen ableiten.
gilt. Über mehrere Tage anhaltende
Temperaturhöchstwerte von über 35 °C,       Es sind nicht nur die meteorologischen
wie im Sommer 2018, entsprechen in          Erscheinungen, wie Starkregen oder
Sachsen-Anhalt einer extremen Witte-        anhaltende Trockenheit, die als Extrem-
rung. Für große Teile Afrikas sind solche   ereignisse bezeichnet werden können.
Werte über einen längeren Zeitraum          Auch deren Auswirkungen auf die
jedoch normal.                              nichtatmosphärische Umwelt werden
                                            in dieser Broschüre betrachtet. So
Eine meteorologische Erscheinung wird       können Stark- und Dauerniederschläge
demnach dann zu einem extremen              zu Hochwasser führen. Langanhaltende
Ereignis, wenn sie in einer bestimmten      Witterungsphasen ohne Niederschlag in
Region sehr deutlich von langjährigen       Verbindung mit Hitze können für Boden-
Mittelwerten abweicht oder einen            trockenheit und Dürre sorgen.

                                                                                              5
Extremwetterereignisse und ihre Folgen für Sachsen-Anhalt - unter den Bedingungen des Klimawandels - Landesamt für Umweltschutz ...
Einleitung

Die weit über die Ufer
getretene Elbe glich 2002
im Raum Magdeburg           Zumeist sind es die wirtschaftlichen        der Wetteraufzeichnungen. Die Folge
eher einem See als
einem Fluss.
                            Folgen und Schäden eines eingetretenen      davon waren schnell ansteigende Pegel
                            Ereignisses, die uns Menschen veran-        von Elbe und Mulde. Die sich rasch
                            lassen, es als extrem zu bezeichnen. So     stromabwärts bewegende Flutwelle
                            wie im August 2002, als ein von Südeu-      brachte große Überschwemmungen mit
                            ropa hereinziehendes Tiefdruckgebiet        sich.
                            tagelange, starke Regenfälle brachte,
                            aus denen sich in Mitteldeutschland         Waren die Menschen im Oberlauf der
                            eine Jahrhundertflut mit verheerenden       beiden Flüsse und ihrer Nebenflüsse
                            Schäden entwickelte.                        dieser Flut noch weitgehend hilflos
                            Ursache dieser katastrophalen Über-         ausgeliefert, konnten durch kurzfristig
                            schwemmungen an Elbe und Mulde              durchgeführte Schutzmaßnahmen die
                            sowie einigen ihrer Nebenflüsse war         Menschen am Unterlauf der Elbe größ-
                            eine außergewöhnliche Wetterlage.           tenteils geschützt werden. Zurück blieb
                            Ein sich von Südeuropa nach Norden          nach Angaben des Deutschen Komitees
                            verlagerndes langsam ziehendes Tief-        für Katastrophenvorsorge in Deutsch-
                            druckgebiet (Vb-Tief) brachte erst in den   land ein Schaden von 11,6 Milliarden
                            Alpen, danach auch über Böhmen und          Euro, davon in Sachsen-Anhalt
                            Sachsen extreme Niederschläge. So re-       1,2 Milliarden Euro.
                            gistrierte der Deutsche Wetterdienst im
                            Erzgebirge (Zinnwald-Georgenfeld) am        Nur elf Jahre später, im Jahr 2013, gab es
                            Morgen des 13. August 2002 mit einer        das nächste Jahrhunderthochwasser an
                            24-stündigen Regensumme von 312 Liter       der Elbe. Diesmal war man besser darauf
                            pro Quadratmeter (entspricht 312 mm)        vorbereitet, weil die Erfahrungen aus
                            die größte Tagesregenmenge seit Beginn      dem Hochwasser von 2002 zu gezielten

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Extremwetterereignisse und ihre Folgen für Sachsen-Anhalt - unter den Bedingungen des Klimawandels - Landesamt für Umweltschutz ...
Einleitung

Schutzmaßnahmen geführt hatten. So          von rund einem Kelvin (entspricht 1 °C)
wurde beispielsweise mit Deichrück-         ermittelt. Der Trend ab 1881 bis heute
verlegungen begonnen und es wurden          zeigt sogar einen Temperaturanstieg
Flutungspolder geschaffen.                  von + 1,5 °C (Abbildung 1).

Extremwetterereignisse richten oft          Die global festgestellten Temperatur-
hohe Schäden an und gefährden               änderungen sind nicht weniger alarmie-
die öffentliche Ordnung sowie das           rend. Seit Beginn der Wetteraufzeich-
öffentliche Leben. Deshalb ist die Vor-     nungen lagen die weltweit wärmsten
sorge von großer wirtschaftlicher und       20 Jahre alle innerhalb der letzten
sozialer Bedeutung. Die vorliegende         22 Jahre. Das heißt, fast jedes Jahr seit
Broschüre möchte die Leserinnen und         1997 gehört zu den 20 wärmsten jemals
Leser für diese Ereignisse und ihre oft     gemessenen Jahren.
gravierenden Folgen sensibilisieren.
Dabei werden sowohl die Ursachen und
Auswirkungen ausgewählter Extrem-
ereignisse, wie auch das Gefährdungs-
potenzial in der Gegenwart anschaulich
erläutert. Des Weiteren werden mög-
liche Entwicklungen von Extremwet-
terereignissen unter den Bedingungen
des Klimawandels für Sachsen-Anhalt
aufgezeigt. Das Auftreten von extremen
Einzelereignissen stellt nicht den Klima-
wandel dar. Jedoch kann sich unter dem
Einfluss des Klimawandels das Risiko
solcher Ereignisse verändern.

1.2 Einfluss der globalen
Temperaturänderung
auf die Extremwetterereignisse

Wie sich der Klimawandel schon heute
bemerkbar macht, zeigt ein Blick auf
die Temperaturentwicklung der vergan-
genen Jahrzehnte.
Langjährige Messungen des Deutschen
Wetterdienstes belegen eine Tempera-
turzunahme in den letzten Jahrzehnten.
Für Deutschland und Sachsen-Anhalt
wurde ein Anstieg der Jahresmitteltem-
peraturen im langjährigen Vergleich
(1989 bis 2018 gegenüber 1961 bis 1990)     Abbildung 1: Fakten zum Klimawandel in Deutschland von 1881 bis heute.

                                                                                                                         7
Extremwetterereignisse und ihre Folgen für Sachsen-Anhalt - unter den Bedingungen des Klimawandels - Landesamt für Umweltschutz ...
Einleitung

                           Die Abbildung 2 zeigt die Abweichung       Ob der menschengemachte Klima-
                           der Mitteltemperaturen der Sommer          wandel direkt für eine Veränderung
                           1989 bis 2018 von der klimatologischen     von Extremereignissen verantwortlich
                           Referenzperiode 1961 bis 1990. Es zeigt    gemacht werden kann, ist aktueller For-
                           sich, dass es nicht nur in Europa über-    schungsgegenstand. Exakte Aussagen,
                           durchschnittlich warm war, sondern         die diese Annahmen bestätigen, stehen
                           auch global die Temperaturen um            insbesondere für Niederschlags- und
                           0,45 Kelvin über dem langjährigen          Windextreme noch aus.
                           Mittel lagen.
                                                                      Als praktisch gesichert gilt, dass die
                           Diese Veränderung der mittleren            Häufigkeit, Dauer und Intensität von
                           Verhältnisse, hier beispielhaft für den    einzelnen Temperaturextremen zuge-
                           Sommer gezeigt, kann auch zu einer         nommen hat und weiter zunehmen
                           Veränderung der Art, der Häufigkeit und    wird. Für den Niederschlag liegen solche
                           Intensität von Extremereignissen führen.   eindeutigen Aussagen insbesondere für
                           Die globale Erwärmung findet in beson-     die Zukunft bisher noch nicht vor. Jedoch
                           derem Maße über den arktischen Ge-         ist auch hier zu erwarten, dass die
                           bieten statt. Geringere Temperaturun-      Häufigkeit von Starkniederschlagsereig-
                           terschiede zwischen der Arktis und den     nissen und deren Anteil am Gesamtnie-
                           mittleren Breiten sowie den Subtropen      derschlag zunehmen wird. Hinsichtlich
                           können zu einer Verlangsamung der          der Entwicklung von außertropischen
                           Zirkulation der Atmosphäre führen. Lang    Windextremen (Stürme) lassen sich
                           anhaltende Wetterlagen und somit auch      für die Zukunft noch keine gesicherten
                           Wetterextreme wie Hitzewellen oder         Aussagen treffen.
                           Starkniederschlagsereignisse können die
                           Folge sein.

Abbildung 2:
Abweichung der lang-
jährigen Temperatur-
mittel der Sommer 1989
bis 2018 gegenüber dem
langjährigen Temperatur-
mittel der Sommer 1961
bis 1990 (in Kelvin).

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Extremwetterereignisse und ihre Folgen für Sachsen-Anhalt - unter den Bedingungen des Klimawandels - Landesamt für Umweltschutz ...
Das Jahr 2018 – geprägt von Wetterextremen

2 Das Jahr 2018 – geprägt von Wetterextremen

Elbe-Pegel-Magdeburg am 19. September 2018.

                                                                  19. Sep
                                                                          tember
                                                                 deburg              2018: D
                                                                          liegt sc           er Dom
Dabei begann das Jahr 2018 im Hinblick                                              hon seit           felsen in
                                                                 Nur no                       Tagen f              Mag-
                                                                         ch knie                        rei.
auf das Wetter in Sachsen-Anhalt fast                           Elbe, do          hohes W
                                                                         rt wo im           asser in
normal: Reichliche Niederschläge und                                                 Jahresm           der Mit
                                                               sind. Au                                          te der
                                                                        f der An               ittel 1,8
häufig stürmisch – jedoch auch unge-                                               ze igetafe            9 m   n ormal
                                                              burg-St                         l am Pe
                                                                       rombrü                           gel Ma
wöhnlich mild. Mehrere Orkantiefs                             Der Peg           c k e w erden 4                  gde-
                                                                       elstand                    5 cm an
                                                             seinen             hat an                     g e ze igt.
querten das Land, wobei das Orkantief                                neuen               diesem
                                                                             h is t                 Nachm
                                                            reicht.                orische                   ittag
Friederike am 18. Januar 2018 beträcht-                                                    n Tiefst
                                                                                                     stand e
                                                                                                               r-
liche Schäden anrichtete. In Folge des
Sturms kam es auf dem durch den Regen
aufgeweichten Boden gebietsweise zu
großflächigem Windwurf und Wind-
bruch in den Wäldern. Als zum Monats-
wechsel von Februar auf März die
Menschen mit dem Frühling rechneten,          starker Wind die weiße Pracht vor allem
zeigte sich noch einmal der Winter mit        im Landkreis Anhalt-Bitterfeld meter-
zwei markanten Kaltlufteinbrüchen. Am         hoch auf. In Quedlinburg wurde vom
17. März türmte laut Mitteilung des           DWD eine Schneehöhe von 20 cm
Deutschen Wetterdienstes (DWD)                gemessen.

                                                                                                                          9
Extremwetterereignisse und ihre Folgen für Sachsen-Anhalt - unter den Bedingungen des Klimawandels - Landesamt für Umweltschutz ...
Das Jahr 2018 – geprägt von Wetterextremen

                                                                     Sommermonate 2018                     Mittelwert der Referenz-
                                                                       (Juni bis August)                     periode 1961 bis 1990
Tabelle 1:
Vergleich meteoro-             Durchschnittstemperatur                          20,2 °C                                    16,9 °C
logischer Daten der
Sommermonate 2018              Niederschlagsmenge                               65 mm                                  174 mm
mit dem langjährigen
Mittel der Referenz-           Sonnenscheindauer                           830 Stunden                             610 Stunden
periode 1961 bis 1990.

                              Anfang April schaltete dann das Wetter                  Werten der Sommermonate in Sachsen-
                              innerhalb weniger Tage von Winter auf                   Anhalt waren unverkennbar (Tabelle 1).
                              Sommer um. Nachdem am 21. März
                              an der Station Wittenberg noch eine                     Kein Ort Deutschlands war in diesem
                              Minimaltemperatur im Frostbereich                       Sommer heißer als Bernburg an der
                              gemessen wurde, übersprang das                          Saale. Am 31. Juli kletterte hier die
                              Thermometer 14 Tage später die                          Temperatur auf den Höchstwert von
                              20 °C-Marke. Die vom DWD bereitge-                      39,5 °C. An insgesamt zwölf Tagen zeigte
                              stellten Messdaten ergaben, dass in                     das Thermometer in Bernburg über
                              Sachsen-Anhalt in den Folgemonaten                      35 °C. Von Juni bis August konnte man
                              Juni bis August deutlicher als in den                   dort 74 und seit April sogar 98 Som-
                              anderen Bundesländern Hitze, Dürre                      mertage mit mehr als 25 °C zählen. In
                              und Sonnenscheinreichtum herrschten.                    Köthen, nördlich von Halle, stieg die
                              Die Abweichungen zu den langjährigen                    Temperatur 33 Tage hintereinander (vom

                                                                                                                                     Niederschlag in mm
     Temperatur in °C

                         Niederschlag        Temperatur       tägliches Temperaturmittel 1961 bis 1990 (Referenzperiode)

Abbildung 3: Beispielhafter Verlauf der Tagesmitteltemperatur und der Tagesniederschlagssumme an der Station Wittenberg im Jahr 2018
sowie Mittel der täglichen Temperatur der Referenzperiode 1961 bis 1990.

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Das Jahr 2018 – geprägt von Wetterextremen

                                                                                              Der Wald bei Serno
                                                                                              nach dem Waldbrand
12. Juli bis zum 13. August) über 25 °C und   schnittlich viel Regen führt oder – wie         im Juli 2018.

in Wittenberg fiel von Mai bis August         im vorliegenden Fall – zu anhaltender
nur 42,5 mm statt der sonst üblichen          Trockenheit und Hitze.
232 mm Niederschlag (Abbildung 3).
                                              Die Folgen dieses Hitzesommers waren
Ursache für diese Witterungsanomalie          katastrophal. Ausbleibende Nieder-
mit unterdurchschnittlichen Regen-            schläge haben zu großen Ernteverlusten
mengen (Dürre), überdurchschnittlichen        geführt, die bei Getreide um etwa ein
Temperaturen (auch Hitzewellen) und           Drittel, bei Silomais sogar um 44 Prozent
überdurchschnittlich vielen Sonnen-           unter den Werten der vorangegangenen
stunden war eine blockierende Omega-          drei Jahre lagen. Die Ertragseinbußen in
Wetterlage. Diese im Sommer 2018 sehr         Sachsen-Anhalt waren die höchsten in
langzeitstabile, heiße Hochdruck-             Deutschland.
wetterlage erstreckte sich über große
Teile der Nordhalbkugel und veränderte        Zusammen mit Hitze und Windwurf
sich dabei über einen sehr langen             wurden die Wälder massiv geschädigt.
Zeitraum kaum.                                Die Waldbrandgefahr stieg extrem. Im
                                              Fläming, zwischen Serno bei Coswig
Durch den Klimawandel steigt künftig          und Stackelitz, standen 60 Hektar Wald
das Risiko, dass sich die Temperatur-         in Flammen – der größte Waldbrand in
differenz zwischen den Polen und den          Sachsen-Anhalt seit 18 Jahren.
Subtropen verringert. Dies könnte zu
einer Abschwächung des Jetstreams             Die Menschen erlebten die bis dahin
(Starkwindband in der Höhe/oberen             längste gemessene Hitzeperiode. Som-
Troposphäre) und folglich auch der            merlich warme Tage mit viel Sonnen-
Westwinddrift führen. Dadurch könnte          schein und Dürre zogen sich bis in den
sich unter anderem die Wahrschein-            November hin. Erst im Dezember ging
lichkeit für das Ausbilden stabiler           die meteorologische Dürre mit ergie-
Wetterlagen in Europa erhöhen, was            bigen Niederschlägen zu Ende, setzte
im Sommer entweder zu überdurch-              sich aber nur wenige Monate später fort.

                                                                                                                   11
Temperaturextreme

                                       3 Temperaturextreme
                                       3.1        Hitzewellen

Eine ausgeprägte Hitzewellen gab es im
August 2003 in Sachsen-Anhalt.
                                                                                          Die Auswirkungen dieser Hitzewelle
                                                                                          waren gravierend: Viele Menschen litten
                                                                                          unter den unerträglichen Temperaturen.
                                                                   en die                 Selbst in den Nächten kühlte sich die
                                                 b e r s chritt               °C-
                                               ü
                              3 : E rneut                  a l t die 30                   Luft in zahlreichen Großstädten nicht
                          0 0                      An    h                       ge.
          . A u  gust 2             S a c hsen-                  c h  e in Fol            unter 25 °C ab, ein kühlender Luftzug
        3                                                     o
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       Temp                   c h o n  d                   c h                            fehlte oft vollständig. So war ein Durch-
                  e, nun
                            s                     us  t  s                      ord-
         Mark                      a  n g Aug                  r e n  von N               lüften und Abkühlen der überhitzten
                             A  n f                      at  u                      an.
             e re i t s seit          s e r t e mper                e  e r n iveau
           B                   Was                       ittelm                   rten    Räume fast unmöglich. Der in vielen
                       a. Die                 auf M                        hen O
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                        stsee                         an za                erte v
                                                                                  on
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                                el                     urhö                               entwickelte sich im August 2003 zu einer
                        itzew                 perat
              Die H                 s T e m
                          uropa                                                           der größten Naturkatastrophen der
                Weste
                           0 °C.                                                          Gegenwart in Westeuropa: Wälder
                 über 4
                                                                                          brannten, Flüsse trockneten aus und
                                                                                          vermutlich bis zu 70.000 Menschen
                                                                                          starben infolge der Hitzebelastung.

                                                                                          Nicht nur das Jahr 2003 war außerge-
                                                                                          wöhnlich warm. Auch in anderen Jahren
                                                                                          gab es – wenn auch nicht so ausge-

12
Temperaturextreme

prägt – länger anhaltende Hitzeperioden                              1990 mit denen der letzten Jahrzehnte,
(Hitzewellen).                                                       so zeigen sich bereits Veränderungen
                                                                     (Beobachteter Klimawandel (2018)).
Von Hitzewellen wird immer dann                                      In Abbildung 4 wird dieser Zusammen-
gesprochen, wenn an mindestens drei                                  hang exemplarisch am Beispiel der
aufeinanderfolgenden Tagen die Tages-                                Station Wittenberg anhand der Tages-
höchsttemperatur 30 °C erreicht oder                                 höchsttemperaturen für 2018 dargestellt.
überschritten wird. Hitzewellen sind                                 Die Tageshöchsttemperaturen von 2018
besonders eindrückliche Temperaturex-                                (grau) werden dabei den langjährigen
treme, da deren Auswirkungen für den                                 mittleren Tageshöchsttemperaturen von
Menschen direkt spürbar sind.                                        1961 bis 1990 (rot) gegenüber gestellt.
                                                                     Ergänzt werden diese durch die Verläufe
Mit der globalen Erwärmung treten auch                               der langjährigen Tagesmitteltemperatur
vermehrt Temperaturextreme auf. Am                                   (grün), der Tagestiefsttemperatur (blau)
25. Juli 2019 wurde in Lingen im Emsland                             für den Zeitraum von 1961 bis 1990 und
42,6 °C gemessen und damit der aktuelle                              dem Trend für 2018 (schwarz). Es ist
Temperaturrekord für Deutschland 2019                                erkennbar, dass die Tageshöchsttempera-
übertroffen. Mit 29,7 °C wurde auch                                  turen in Wittenberg im Jahr 2018 nahezu
auf dem Brocken im Jahr 2019 ein neuer                               das ganze Jahr hinweg deutlich über den
Allzeitrekord aufgestellt.                                           langjährigen Tageshöchsttemperaturen
                                                                     für 1961 bis 1990 liegen.
Vergleicht man die Mittelwerte verschie-
dener Temperaturgrößen (Tagestiefst-,                                In Sachsen-Anhalts größten Städten
Tagesmittel- und Tageshöchsttempe-                                   Halle und Magdeburg hat sich in den
ratur) des Referenzzeitraumes 1961 bis                               vergangenen Jahren die maximale Dauer

                    40

                    35

                    30

                    25
 Temperatur in °C

                    20

                    15

                    10

                    5

                    0

                    -5

                    -10
                          1   31     61     91     121     151     181     211   241    271     301     331   361   Abbildung 4:
                                                                 Tag im Jahr                                        Langjährige Temperatur-
                                                                                                                    mittel sowie Tages-
                                   Tagesmitteltemperatur 1961–1990      Tagestiefsttemperatur 1961–1990
                                                                                                                    höchsttemperaturen
                                   Tageshöchsttemperatur 2018           Tageshöchsttemperatur 2018 (Trend)
                                   Tageshöchsttemperatur 1961–1990
                                                                                                                    für 2018 der Station
                                                                                                                    Wittenberg.

                                                                                                                                         13
Temperaturextreme

In Sachsen-Anhalts
großen Städten – hier
Halle (Saale) – wirken
sich Temperaturextreme
aufgrund des Stadtklima-
effektes besonders aus.

                           von Hitzeperioden bereits deutlich er-             derer Bedeutung und können zu einer
                           höht (Abbildung 5). Gab es in den 1950er           Belastung werden.
                           Jahren im Mittel noch Hitzeperioden
                           mit einer maximalen Dauer von zwei bis             Langjährige Messdaten zeigen sowohl
                           drei Tagen, so stieg die Maximaldauer              eine Zunahme von heißen Tagen (Ma-
                           zu Beginn der 2000er Jahre auf durch-              ximaltemperatur ≥ 30 °C) als auch eine
                           schnittlich vier Tage an. Es traten sogar          Zunahme der Häufigkeit und der Dauer
                           mehrfach Hitzeperioden mit einer Dauer             von Hitzewellen für die Vergangenheit.
                           von fünf und mehr Tagen auf. Für den               Für die Zukunft ist mit einer weiteren
                           Menschen sind die Auswirkungen im                  Verstärkung dieser Temperaturextreme
                           ohnehin warmen Sommer von beson-                   zu rechnen.

                                         12

                                         10
                           Anzahl Tage

                                         8

                                         6

                                         4

                                         2
Abbildung 5:
Maximale Dauer der                       0
Hitzeperioden für die                     1951 1956 1961 1966 1971 1976 1981 1986 1991 1996 2001 2006 2011 2016
Station Halle (1951 bis                                                    Jahr
2017) und Magdeburg                           Halle     Magdeburg     linearer Trend (Halle)   linearer Trend (Magdeburg)
(1951 bis 2019).

14
Temperaturextreme

                                           Tropennächte können
                                           sich negativ auf die
3.2   Tropennächte                         Schlafqualität auswirken.

Von einer Tropennacht ist die Rede,
wenn die Temperatur nachts nicht
unter 20 °C fällt. Diese Ereignisse sind
in unseren Breiten sehr selten. An den
meisten Wetterstationen in Sachsen-
Anhalt tritt im Mittel weniger als eine
Tropennacht pro Jahr auf. Insbesondere
in den Sommern der Jahre 2018 (Abbil-
dung 6) und 2019 konnten viele Tropen-
nächte registriert werden. Dies gilt im
Besonderen für die ohnehin im Vergleich
zum Umland wärmeren Städte.

Bleiben die Temperaturen nachts erhöht,
kommt es zur Belastung des Kreis-
laufs. Viele Menschen schlafen dann
schlechter und sind folglich weniger
ausgeruht. Erholsamer Schlaf ist jedoch
wichtig für die Gesundheit.
                                           Abbildung 6:
                                           Anzahl der Tropennächte
Unter dem Aspekt des Klimawandels ist      in Sachsen-Anhalt 2018.
mit einer Zunahme von Tropennächten
für die Zukunft zu rechnen.

                                                                 15
Temperaturextreme

Führt uns der Klima-
wandel in eine schnee-
arme Zukunft?

                         3.3   Kälteextreme

                         In der Vergangenheit konnten Kälte-         Kälte, eine wichtige Rolle. Treten diese
                         extreme in Deutschland sowie Sachsen-       Veränderungen dauerhaft auf, kommt
                         Anhalt mehrfach beobachtet werden.          es zu Anpassungsproblemen in der Flora
                         Die niedrigste jemals in Deutschland        und Fauna. In den letzten Jahren konnte
                         registrierte Temperatur mit minus 37,8 °C   beobachtet werden, dass sich nicht
                         wurde am 12.02.1929 in Wolznach-Hüll        mehr alle Störche auf den Weg nach
                         (Bayern) gemessen. Auf dem Brocken –        Afrika machen. Die Pollensaison beginnt
                         gewöhnlich auf Grund seiner Höhenlage       aufgrund der ausbleibenden Kälte häufig
                         der kälteste Ort Sachsen-Anhalts –          bereits kurz nach Weihnachten mit der
                         wurden am 1. Februar 1956 immerhin          Blüte der Haselnuss. Auch viele Obst-
                         minus 28,4 °C gemessen.                     bäume blühen früher.

                         Im Gegensatz zu den Hitzerekorden           Das Ausbleiben von Kälteperioden kann
                         liegen diese Extremwerte bereits einige     auch für den Menschen nachteilige
                         Zeit zurück. Dies kann als ein weiteres     Auswirkungen haben. Im Jahr 2017 kam
                         Anzeichen für den aktuellen Erwär-          es aufgrund von Spätfrösten zu hohen
                         mungstrend angesehen werden. In             Ernteausfällen bzw. konnten Erträge nur
                         Zukunft können trotzdem kalte Winter        mit sehr hohem Aufwand gesichert
                         oder Kälteperioden auftreten. Durch         werden. Aus klimatologischer Sicht sind
                         den Klimawandel ist jedoch mit einem        Spätfröste nicht ungewöhnlich. Bis in den
                         Rückgang von Kältewellen und Tempe-         Mai hinein muss mit ihrem Auftreten ge-
                         raturminima zu rechnen. Milde Winter        rechnet werden. Dadurch, dass es mit der
                         werden damit wahrscheinlicher.              Temperaturerhöhung zu einem verfrühten
                                                                     Vegetationsbeginn kommt, kann die weit
                         Für die Pflanzen- und Tierwelt spielt       fortgeschrittene Vegetation durch die
                         Kälte, oder besser das Ausbleiben von       Spätfröste erheblichen Schaden nehmen.

16
Niederschlagsextreme

  4 Niederschlagsextreme
  4.1     Starkregen

                                                                                               Starkregen kann zu
                                                                                               Behinderungen im
                                                     starre Definition von Starkregen. Der     Straßenverkehr führen.
                                    ichte eine
                    m Abend erre
19. Mai 2017: A                        und           Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt ab
                     mit Sturmböen
Gewitterfront                                rhalb   einer zu erwartenden Niederschlags-
           en    di e St ad t Querfurt. Inne
 Starkreg
                                     app 50 Liter    menge von
    rzes te r  Ze it regnete es kn
 kü                                   t 50 mm).
                      eter (entsprich
  pro Quadratm                         r Boden       • 15 mm pro Stunde vor Starkregen
                       ysteme und de
  Die Abwassers                         nicht auf-
        te n   di es e W  assermassen                  (Warnung vor „Markantem Wetter“),
  konn                                  af es den
      hm  en  . B es on ders schwer tr               • ab 25 mm pro Stunde vor heftigem
   ne
                        steil Zingst.                  Starkregen („Unwetterwarnung“) und
   Querfurter Ort
                                                     • ab 40 mm pro Stunde vor extrem
                                                       heftigem Starkregen.

                                                     Starkregen kann aber auch mehrere
  Als Starkregen wird eine selten auftre-            Stunden und – jedoch seltener – Tage
  tende, hohe Niederschlagsmenge                     (z. B. während einer Vb-Wetterlage)
  innerhalb kurzer Zeit bezeichnet. Ab               andauern.
  wann Niederschlag als stark bezeichnet
  werden kann, hängt von der Lage und                Eine weitere Möglichkeit zur Einstufung
  der Klimazone des betroffenen Gebietes             bietet die Betrachtung der Wiederkehr-
  ab. Daher gibt es keine einheitliche,              rate von Starkregenereignissen (Abbil-

                                                                                                                    17
Niederschlagsextreme

Abbildung 7:
Einstündige Nieder-
schlagshöhen für ein
Starkregenereignis mit
einer Wiederkehrzeit von
50 Jahren bzw einem Jahr.

                            dung 7). So kann für einen bestimmten                 jeweils einmal auftritt. In der linken
                            Ort ermittelt werden, welche Nieder-                  Abbildung wurde als Wiederkehrzeit
                            schlagshöhe innerhalb einer definierten               ein Zeitraum von 50 Jahren gewählt,
                            Zeitspanne (beispielsweise innerhalb von              für die rechte Abbildung hingegen
                            50 Jahren) einmal auftritt. Dazu stellt               ein Jahr. Deutlich zeigt sich dabei die
                            der DWD den Datensatz KOSTRA zur                      Abhängigkeit von der Topographie.
                            Verfügung. Dieser liefert Aussagen über               Höher gelegene Regionen, wie der Harz,
                            die Eintrittswahrscheinlichkeiten von                 begünstigen das Auftreten von Stark-
                            Starkregen verschiedener Andauer.                     regen.

                            Die Abbildungen zeigen zwei ver-                      Die Tabelle 2 stellt die Werte der Nie-
                            schiedene Wiederkehrzeiten, in denen                  derschlagsmengen unterschiedlicher
                            eine bestimmte Niederschlagsmenge                     Wiederkehrzeiten im Oberharz und
                            innerhalb einer Stunde in einem Gebiet                dem östlich und nordöstlich im Regen-

                            Tabelle 2: Niederschlagsmengen unterschiedlicher Wiederkehrzeiten.

                                                                                                      mitteldeutsches
                                                                            Oberharz
                                                                                                       Trockengebiet

                             Wiederkehrzeit 50 Jahre                      50 bis 60 mm                 36 bis 45 mm

                             Wiederkehrzeit 1 Jahr                        17 bis 19 mm                  13 bis 15 mm

18
Niederschlagsextreme

                                                                                        Abbildung 8:
                                                                                        An Bodenmessungen
                                                                                        angeeichte einstündige
                                                                                        Niederschlags-Radar-
                                                                                        daten am 12.06.2019
                                                                                        zu zwei verschiedenen
                                                                                        Zeitpunkten.

schatten des Harzes gelegenen mittel-        RADOLAN-Verfahrens (Radar-Online-
deutschen Trockengebiet gegenüber.           Aneichung) des DWD die Messungen
                                             der Niederschlagsradare mit den an den
Problematisch bei der Messung von            Niederschlagsstationen gemessenen
Starkniederschlag ist, dass dieser           Daten kombiniert. Das Ergebnis sind flä-
zumeist sehr kleinräumig fällt. Die          chendeckende Daten, wie die im Beispiel
Messstationen, welche punktuelle             vom 12.06.2019 (Abbildung 8).
Daten liefern, können also entweder von
Starkregenereignissen getroffen werden       Vergleicht man beide Abbildungen, ist zu
oder nicht. Deshalb ist es möglich, dass     erkennen, wie die Niederschlagszelle von
nicht alle diese Ereignisse von Messstati-   Süd-West nach Nord-Ost innerhalb einer
onen erfasst werden. Aus diesem Grund        Stunde zog. Örtlich wurden mit 15 bis
wird immer mehr auf die Nutzung der          40 mm in der Stunde die Niederschlags-
Messungen von Niederschlagsradaren           mengen, die einer Wiederkehrzeit von
gesetzt. Um mögliche Messfehler zu           einem Jahr entsprechen (13–15 mm pro
kompensieren, werden innerhalb des           Stunde), erreicht bzw. übertroffen.

                                                                                                            19
Niederschlagsextreme

Dürre kann die
Bodenqualität negativ
beeinflussen.           4.2 Dürreperioden

                        Im Jahr 2018 wurde erstmalig seit           • landwirtschaftliche Dürre (Ernteein-
                        1976 wieder eine großflächige Dürre in        bußen durch Trockenheit, die länger
                        Sachsen-Anhalt beobachtet. Ursache            als zwei Monate anhält),
                        waren die extremen Wetterbedin-             • hydrologische Dürre (Sinken des
                        gungen mit gleichzeitiger Hitze und Tro-      Grundwasserstands und der Pegel,
                        ckenheit. In Sachsen-Anhalt belegt das        ab vier Monate Trockenheit),
                        Jahr 2018 Platz 1 sowohl der trockensten    • sozio-ökonomische Dürre (Wasser-
                        (gemeinsam mit 1911) als auch der             mangel ab einem Jahr, der sich auf
                        wärmsten Jahre seit 1881. Mit 352,5 Liter     die (Trink-)Wasserversorgung der
                        pro Quadratmeter (entspricht 352,5 mm)        Bevölkerung auswirkt).
                        Jahresniederschlag fielen, verglichen
                        mit der Referenzperiode 1961 bis 1990,      Das Helmholtz-Zentrum für Umweltfor-
                        nur knapp 65 Prozent des Niederschlags.     schung (UFZ) stellt durch hydrologische
                        Die Durchschnittstemperatur war mit         Modelle, welche die Niederschlagsmess-
                        10,9 °C um 2,2 °C höher im Vergleich zur    daten des DWD nutzen, den Zustand des
                        Referenzperiode.                            Bodens hinsichtlich seiner Trockenheit
                                                                    fortlaufend dar. Die fünf Klassen der
                        Je nach Dauer, Ausprägung und Auswir-       Trockenheit („ungewöhnlich trocken“
                        kung können verschiedene Arten von          bis hin zu „außergewöhnliche Dürre“)
                        Dürre unterschieden werden:                 geben nicht die absolute Trockenheit
                                                                    des Bodens an. Vielmehr bezieht sich
                        • meteorologische Dürre (ein bis zwei       die Dürredefinition auf den langjährigen
                          Monate trockener als üblich),             Mittelwert des Zustandes von 1951 bis

20
Niederschlagsextreme

2015. Das heißt, bei außergewöhnlicher                 Seit April 2018 gab es in Sachsen-Anhalt
Dürre ist der Boden viel trockener als im              nur drei Monate (Dezember 2018, Januar
langjährigen Mittel.                                   2019 und März 2019) mit Niederschlag,
                                                       der im landesweiten Mittel über dem
Am 31. August 2018, zum Ende des                       des langjährigen Mittels (1961 bis 1990)
meteorologischen Sommers, zeigte sich                  lag. Dieser Niederschlag reichte aber zu
insbesondere im Osten Deutschlands                     keinem Zeitpunkt aus, um den Wasser-
eine außergewöhnliche Bodendürre                       mangel im Boden auszugleichen. Die
(Abbildung 9). Die Bodentrockenheit                    Bodentrockenheit, die sich im Jahr 2018
des Gesamtbodens (bis ca. 1,8 m Tiefe)                 aufbaute, bestand bis zum Beginn des
baute sich bereits ab Ende April 2018 auf.             Herbstes 2019 weiterhin.

Abbildung 9: Bodentrockenheit des Gesamtbodens (bis ca. 1,8 m Tiefe) am 31.08.2018.

                                                                                                                   21
Hoch- und Niedrigwasser

                                    5 Hoch- und Niedrigwasser

Deichbruch an der Elbe
bei Fischbeck im Landkreis Stendal.
                                                                                         5.1   Hochwasser

                                                                ge an                    Tagelanger, großflächiger Dauerregen im
                                                   w  a s serla            den
                                     i e  H  och
                                                            ge n   stun                  Elbeeinzugsgebiet führte nur elf Jahre
                            013: D                    Mor             pitzt
                                                                             .
              9. J uni 2           i c h  i n den          z uges                -       nach dem Jahrhunderthochwasser des
            0                    s
                     l b e  h at
                                              m   atis c h
                                                                    g e  n H ch
                                                                             o
             der   E                      r a                   n
                                urg d                   km la                   nd       Jahres 2002 erneut zu einer weiträu-
                  M   a  gdeb            e  t w  a 40           n    S t adtra
              in                 des                     zt de                 lbe       migen Überflutung der Elbaue. Durch
                         pitze                   at jet                  der E
                Die S             eit   e l s  h              t l i c h            .
                          ersch                         le ös                 rden       das zeitgleiche Hochwasser an Mulde
                 wass                        t a dttei              m  t wo
                                    lle   S                er ä u                  ten
                       re i cht. A               r Zeit g               rg s muss        und Saale kam es im Mündungsbereich
                     r                         e                      u
                   e                 rzest                  gdeb
                             in kü                 e r Ma                                der beiden Flüsse in die Elbe zu einem
                    sind                 wo    h n
                                0 Ein                 ssen.                              dramatischen Anstieg des Elbepegels.
                       23.00           s e r  verla
                                 äu
                        ihre H                                                           Am 9. Juni wurde mit 7,47 Meter ein
                                                                                         neuer historischer Höchstwert am
                                                                                         Elbe-Pegel Magdeburg-Strombrücke

22
Hoch- und Niedrigwasser

gemessen. Erst nach der kontrollierten                                                                            MQ für den gesamten Zeitraum (rot)
Flutung der Havelpolder und dem                                                                                   dargestellt. Es ist erkennbar, dass das
ungewollten Deichbruch bei Fischbeck                                                                              Hochwasser von 2013 die mittlere
reduzierte sich die Wasserführung der                                                                             Abflussmenge um mehr als das 9-fache,
Elbe. Dies führte zu einer Entspannung                                                                            das Hochwasser von 2002 immerhin
der Hochwasserlage am Unterlauf des                                                                               noch um das etwa 7,5-fache überschritt.
Flusses.
                                                                                                                  Schon seit Jahrtausenden siedelten sich
Hochwasser sind grundsätzlich natürlich                                                                           Menschen bevorzugt an Flussläufen an.
auftretende Ereignisse. Sie bezeichnen                                                                            Sie nutzen diese zur Bereitstellung von
den Zustand von Gewässern, bei dem                                                                                Trinkwasser, als Antriebsquelle (z. B.
der aktuelle Wasserstand deutlich über                                                                            für Getreide- und Sägemühlen) und als
dem durchschnittlichen liegt. Hoch-                                                                               Transportweg. Darüber hinaus zeichnen
wasser gehören zum charakteristischen                                                                             sich Flusstäler gegenüber ihrer Umge-
Abflussverhalten von Flüssen.                                                                                     bung oft durch fruchtbare Böden und
                                                                                                                  mildere Temperaturen aus.
Beispielhaft soll der Hochwasserstand                                                                             Im Zuge der intensiven Besiedlung kam
der Elbe am Pegel Magdeburg-Strom-                                                                                es häufig zur Umgestaltung der Fließ-
brücke betrachtet werden.                                                                                         gewässer. Um weitere Nutzflächen zu
                                                                                                                  gewinnen, wurden Flüsse eingedeicht,
Abbildung 10 zeigt, dass eine periodische                                                                         Altarme trockengelegt und Flussläufe
Häufung von Hochwasser der Elbe für                                                                               begradigt. Die zur Pufferung der Hoch-
Sachsen-Anhalt nicht ungewöhnlich ist.                                                                            wässer wichtigen Auen stehen damit als
Die jährlichen Abflusshöchstwerte HQ                                                                              natürlicher Überschwemmungsraum sel-
(blau) unterliegen dabei einer großen                                                                             tener zur Verfügung. Die Auswirkungen
Schwankungsbreite. Zum Vergleich                                                                                  solcher Maßnahmen in Kombination mit
ist noch der mittlere jährliche Abfluss                                                                           den Auswirkungen des Klimawandels

                                    6000
 Abfluss in Kubikmeter je Sekunde

                                    5000

                                    4000
                                                                                                                                                                                                                                 HQ
                                    3000
                                                                                                                                                                                                                                 MQ
                                    2000

                                    1000

                                      0
                                                  1895
                                                         1900
                                                                1905

                                                                              1915
                                                                                     1920
                                                                                            1925

                                                                                                          1935
                                                                                                                 1940
                                                                                                                        1945

                                                                                                                                      1955
                                                                                                                                             1960
                                                                                                                                                    1965
                                                                                                                                                           1970
                                                                                                                                                                  1975
                                                                                                                                                                         1980
                                                                                                                                                                                1985
                                                                                                                                                                                       1990

                                                                                                                                                                                                     2000
                                                                                                                                                                                                            2005
                                                                                                                                                                                                                   2010
                                           1890

                                                                       1910

                                                                                                   1930

                                                                                                                               1950

                                                                                                                                                                                              1995

                                                                                                                                                                                                                          2015

                                                                                                                                  Jahr

Abbildung 10: Jährliche Abflusshöchstwerte der Elbe am Pegel Magdeburg-Strombrücke im Zeitraum 1890 bis 2018.

                                                                                                                                                                                                                                   23
Hoch- und Niedrigwasser

Das Pretziener Wehr zum
Schutz der Städte Mag-
deburg und Schönebeck
vor Hochwasser der Elbe.

                           wurden insbesondere in den letzten           2. verminderte Wasseraufnahme-
                           Jahrzehnten deutlich: die Hochwasser            fähigkeit des Bodens (z. B. durch hohe
                           sind extremer geworden.                         Sättigung nach der Schneeschmelze
                                                                           im Frühjahr, der Versiegelung des
                           Die Entstehung von Hochwassern sowie            Bodens durch Frost im Winter oder
                           ihre Ausbreitung hängen von einem               der Versiegelung des Bodens durch
                           Zusammenspiel verschiedener Faktoren            Austrocknung im Sommer).
                           ab. Dazu zählen vor allem zwei natür-
                           liche Faktoren:                              Ein Teil der Niederschläge versickert
                                                                        im Boden, ein weiterer Teil verdunstet
                           1. hohe Niederschläge durch langan-          entweder am Boden oder durch die
                              haltenden, großflächigen Dauerregen       Vegetation. Der Rest fließt dann ober-
                              oder durch kurzzeitigen Starkregen        flächlich in Richtung der Flussläufe ab
                              sowie                                     und kann zu Hochwasser führen.

Abbildung 11: Hochwassergefährdungskarte für Magdeburg am 23.09.2019.

24
Hoch- und Niedrigwasser

Die Bedrohung durch Hochwasser wird                  dung durch ein Jahrhunderthochwasser
durch Hochwassergefährdungs- und                     auf Elbe und Elbe-Umflutkanal aufteilt,
-risikoanalysen ermittelt. Dabei werden              sobald das Pretziener Wehr geöffnet ist.
einerseits landschaftliche Faktoren                  Erst an der Mündung des Umflutkanals
berücksichtigt (z. B. die Größe des                  in die Elbe kommt es zu einem Rückstau,
Flusseinzugsgebietes und die Bodenbe-                der die Elbaue im nordöstlichen Teil
schaffenheit), andererseits aber auch                Magdeburgs weiträumig überflutet. Die
die durch menschliches Handeln verur-                Hochwassergefährdung für Magdeburgs
sachten Faktoren (z. B. Landnutzung,                 Zentrum kann durch diese Maßnahme
Siedlungsstruktur). Auch die zukünftige              deutlich gemindert werden.
Klimaentwicklung kann in die Darstel-
lung einfließen.                                     Für politische Entscheidungen sind
                                                     besonders die Hochwasserrisikokarten
In Abbildung 11 soll das Ergebnis der                bedeutsam. Sie bilden die Anzahl der
Analyse an einer Hochwassergefähr-                   potenziell betroffenen Einwohner, die
dungskarte für ein Hochwasser mit der                betroffenen Flächen nach der Art ihrer
Eintrittswahrscheinlichkeit aller 100 Jahre          Nutzung sowie besonders gefährdete
für Magdeburg gezeigt werden.                        Objekte und Schutzgebiete ab. Mit ihrer
                                                     Hilfe können sowohl Informationen über
Hochwassergefährdungskarten stellen                  die zu erwartenden Risiken und Betrof-
das mögliche Ausmaß von Überschwem-                  fenheiten dargestellt, als auch Schutz-
mungen (Fläche, Wassertiefe) dar. Gut                maßnahmen bezüglich ihrer Auswirkung
zu sehen ist, dass sich südlich von Mag-             abgewogen werden (Abbildung 12).
deburg die starke Hochwassergefähr-

Abbildung 12: Hochwasserrisikokarte für Magdeburg am 23.09.2019.

                                                                                                                    25
Hoch- und Niedrigwasser

Niedrigwasser am
Domfelsen im
September 2018.           5.2   Niedrigwasser

                          Im Juni 2018 kam die Schifffahrt auf       jährliche Abfluss einer großen Schwan-
                          der Elbe fast zum Erliegen. Für viele      kungsbreite. Zum Vergleich ist auch hier
                          Touristen wurde aus einer gebuchten        der mittlere jährliche Abfluss MQ für
                          Flusskreuzfahrt deshalb eine Busreise.     den gesamten Zeitraum (rot) dargestellt.
                                                                     Es ist erkennbar, dass das Niedrigwasser
                          Auch Niedrigwasser gehören zum             von 2018 zu den historisch niedrigsten
                          natürlichen Abflussverhalten von Fließ-    der vergangenen 128 Jahre gehörte.
                          gewässern. Bei Niedrigwasser liegt der
                          aktuelle Wasserstand deutlich unter        Die in der Abbildung 13 dargestellten
                          dem durchschnittlichen Pegel. Niedrig-     Daten zum Abfluss am Elbe-Pegel
                          wasser an Fließgewässern sind die Folge    Magdeburg-Strombrücke lassen zu-
                          von meteorologischer Dürre, also dem       nächst keinen Trend zur Häufung von
                          länger anhaltenden Ausbleiben von          Niedrigwasser erkennen. Anders sieht
                          Niederschlägen im Einzugsgebiet der        es aus, wenn man sich die Einschrän-
                          Flüsse.                                    kungen der Schiffbarkeit der Elbe durch
                                                                     Niedrigwasser im langjährigen Vergleich
                          Auch hier zeigt das Beispiel des Elbe-     anschaut (Abbildung 14). Hier lässt sich
                          Pegels Magdeburg-Strombrücke, dass         zumindest eine Häufung der Beeinträch-
                          eine periodische Häufung von Niedrig-      tigung der Schifffahrt in den Jahren 2016
                          wässern der Elbe für Sachsen-Anhalt        bis 2018 feststellen.
                          nicht ungewöhnlich ist (Abbildung 13).
                          Der niedrigste jährliche Abfluss NQ        Neben den beschriebenen Auswir-
                          (gelb) unterliegt ebenso wie der höchste   kungen auf die Flussschifffahrt haben

26
Hoch- und Niedrigwasser

                                     1000

                                     900
  Abfluss in Kubikmeter je Sekunde

                                     800

                                     700

                                     600

                                     500                                                                                                                                                                                                   NQ

                                     400
                                                                                                                                                                                                                                           MQ
                                     300

                                     200

                                     100

                                       0
                                           1890

                                                          1900
                                                                 1905

                                                                                1915
                                                                                       1920
                                                                                              1925
                                                                                                     1930

                                                                                                                    1940
                                                                                                                           1945

                                                                                                                                          1955
                                                                                                                                                 1960

                                                                                                                                                               1970
                                                                                                                                                                       1975
                                                                                                                                                                              1980
                                                                                                                                                                                     1985

                                                                                                                                                                                                    1995
                                                                                                                                                                                                           2000

                                                                                                                                                                                                                          2010
                                                                                                                                                                                                                                  2015
                                                   1895

                                                                        1910

                                                                                                             1935

                                                                                                                                  1950

                                                                                                                                                        1965

                                                                                                                                                                                            1990

                                                                                                                                                                                                                  2005
                                                                                                                                         Jahr

Abbildung 13: Niedrigster jährlicher Abfluss der Elbe am Pegel Magdeburg-Strombrücke im Zeitraum von 1890 bis 2018.

                                     240

                                     210

                                     180

                                     150
  Anzahl Tage

                                     120

                                      90

                                      60

                                      30

                                       0
                                                                               1983

                                                                                                                                                                         2005
                                            1975

                                                     1977

                                                            1979

                                                                    1981

                                                                                       1985

                                                                                              1987

                                                                                                      1989

                                                                                                               1991

                                                                                                                       1993

                                                                                                                              1995

                                                                                                                                         1997

                                                                                                                                                 1999

                                                                                                                                                        2001

                                                                                                                                                                2003

                                                                                                                                                                                 2007

                                                                                                                                                                                        2009

                                                                                                                                                                                                   2011

                                                                                                                                                                                                           2013

                                                                                                                                                                                                                  2015

                                                                                                                                                                                                                           2017

                                                                                                                                                                                                                                    2019

                                                                                       Elbe-Strecke 5                                                   linearer Trend (Elbe-Strecke 5)

Abbildung 14: Jährliche Anzahl der Tage mit einer Beeinträchtigung der Schifffahrt wegen Niedrigwasser auf der Elbe-Strecke 5
(Saalemündung bis Industriehafen Magdeburg).

Niedrigwasser in Flüssen auch Aus-                                                                                    gehalt des Wassers sinkt. Dies kann zu
wirkungen auf die im Fluss lebenden                                                                                   massenhaftem Fischsterben führen,
Organismen und angrenzenden Öko-                                                                                      wie im Jahrhundertsommer von 2003.
systeme. Bei niedrigen Pegelständen im                                                                                Auch in den angrenzenden Auen kann es
Sommer steigt die Wassertemperatur                                                                                    durch die langanhaltende Trockenheit zu
schneller an, wodurch der Sauerstoff-                                                                                 Schäden an Flora und Fauna kommen.

                                                                                                                                                                                                                                             27
Hoch- und Niedrigwasser

Die Saaleschleife bei Salzmünde – ein im 9. Jahrhundert bevorzugter Siedlungsraum.

28
Windextreme

                                                                                                        Wettersituation am

6 Windextreme
                                                                                                        18.01.2007 im
                                                                                                        Satellitenbild.

6.1   Starkwind                                                    18. J
                                                                         anu
                                                                  land        ar: D
                                                                        weit         iese
                                                                                          r Tag
                                                                Gesc           als „              kann
Der Orkan Kyrill war der stärkste Orkan                                hich           Ta g de             deu
                                                               am 1         t s büch           r Stür          tsch
seit dem Jahrhundertsturm Lothar im                                 8. Ja              er ei          me“            -
                                                              Mitt        nua                nge             in di
                                                                   el- u         r 2 007          h e n. Er        e
Jahr 1999. Das besondere Merkmal von                                     nd O             der
                                                             gen
                                                                 au e           steu             Orka st fegte
Kyrill war die große betroffene Fläche. So                            lf Ja            ropa            n Ky
                                                            Orka            hre              . Au           rill ü
                                                                 n Fri            spät            f de             ber
gab es in ganz Deutschland verbreitet                                  eder             er fo           n Ta
                                                                            ike.               lgte          g
                                                                                                     2018
orkanartige Böen. Die größten Schäden                                                                       der
traten entlang der Kaltfront auf, an der
sich eine sehr aktive Gewitterlinie
bildete. Am stärksten von den Orkan-
böen betroffen waren die Gebirge, der
gesamte Küstenbereich, der Osten             Anders als bei Kyrill, kam es im Jahr 2018
Deutschlands, die Kölner Bucht und der       bei Friederike zu den stärksten Böen in
Südosten Bayerns. Es wurden Böen um          einem nur etwa 200 km breiten Streifen
120 km/h, auf dem Brocken sogar              von Nordrhein-Westfalen bis Sachsen.
199 km/h gemessen. Besonders schwer          Auf relativ kleinem Raum richteten diese
traf es die Lutherstadt Wittenberg: Dort     extremen Böen verheerende Schäden an.
hinterließ ein von Westen kommender          Auf dem Brocken wurden Windspitzen
und parallel zur Elbe ziehender Tornado      von 204 km/h gemessen. Die Folgen
eine Schneise der Verwüstung.                dieses Orkans waren vor allem wegen

                                                                                                                             29
Windextreme

 Beaufort- Bezeichnung                   Mittlere Windgeschwindigkeit in         Beispiele für die Auswirkungen
 grad                                    10 m Höhe über freiem Gelände           des Windes im Binnenland

                                                 m/s                   km/h

       0       Windstille                      0 – 0,2
Windextreme

des durch den Regen aufgeweichten
Bodens enorm. Es kam zu großflächigen
Sturmschäden an Bäumen.

Wind ist eine Ausgleichsströmung von
Luftdruckunterschieden. Diese erfolgt
immer vom hohen Luftdruck (Hoch)
zum tiefen Luftdruck (Tief). Je größer die
Druckunterschiede sind, desto stärker
weht der Wind.

Einen Einfluss auf die Windgeschwin-
digkeit hat auch die Rauigkeit der Ober-
fläche, über die der Wind weht. Weit-
                                                                                                   Ein Windsack zeigt
gehend ebene Landschaften, beispiels-                                                              die Windrichtung
weise die ländlich geprägten Gebiete der     Starkwind, ab 75 km/h (Windstärke 9                   und -stärke an.

Magdeburger Börde oder der Altmark,          nach Beaufort) von Sturm und ab
bremsen den Wind nur wenig. Städte,          118 km/h (Windstärke 12 nach Beaufort)
die über eine Vielzahl unterschiedlich       von einem Orkan.
hoher Gebäude verfügen, bremsen die
Luftbewegungen stärker. Auch nimmt           Die durch Starkwind angerichteten
mit zunehmender Höhe die bremsende           Schäden gehören jedes Jahr zu den
Wirkung der Erdoberfläche ab, so dass        größten Elementarschäden für Versi-
die Windgeschwindigkeit mit der Höhe         cherungen. Diese bezeichnen mit dem
zunimmt. Deshalb erfolgen Windmes-
sungen nicht in Bodennähe, sondern in
zehn Meter über dem Erdboden.

Durch die exponierte Lage des Brockens
werden hier regelmäßig die höchsten
Windgeschwindigkeiten in Sachsen-
Anhalt gemessen. Seit dem 24.11.1984
steht nach Messung des Deutschen
Wetterdienstes (DWD) der Rekord auf
dem Brocken bei 263 km/h.

Zur Angabe der Windstärke wird die
Beaufort-Skala genutzt (Tabelle 3).
Diese ordnet Windgeschwindigkeiten
nach Auswirkungen auf die Umgebung
ein. Sie reicht von Stärke 0 (Windstille)
bis Stärke 12 (Orkan). Ab einer Wind-
geschwindigkeit von 39 km/h (Wind-
stärke 6 nach Beaufort) spricht man von      Der Brocken im Harz ist durch seine exponierte Lage besonders sturmgefährdet.

                                                                                                                         31
Windextreme

                                                               Begriff „Elementarschaden“ die Schäden,
                                                               die durch das Wirken der Natur hervor-
                                                               gerufen werden. Elementarschäden sind
                                                               nicht vorhersehbar und können jeden
                                                               Haus- und Grundstückseigentümer
                                                               treffen.

                                                               Die meisten durch Starkwind verur-
                                                               sachten Elementarschäden entstehen
                                                               durch kurzzeitige Windböen. Diese
                                                               Windspitzen können um bis zu dreimal
                                                               höher als die mittlere Windgeschwindig-
                                                               keit sein. Bereits eine geringe Zunahme
                                                               der Geschwindigkeit einer Böe verviel-
                                                               facht die Schäden an Gebäuden, aber
                                                               auch an Waldbeständen.

Abbildung 15: Häufigkeit der Starkwindtage in der Gegenwart.
                                                               In Sachsen-Anhalt ist besonders die
                                                               Harzregion gefährdet, am stärksten der
                                                               Oberharz. Hier ist jeder vierte Tag ein
                                                               Starkwindtag. Nach Norden und Osten
                                                               hin nimmt die Starkwindgefährdung
                                                               in Sachsen-Anhalt deutlich ab (Abbil-
                                                               dung 15).

                                                               Nach heutigem Kenntnisstand wird
                                                               sich durch den Klimawandel auch die
                                                               Sturmaktivität verändern. Das zukünftig
                                                               zu erwartende regionale Sturmscha-
                                                               denrisiko hängt davon ab, wie die
                                                               großräumigen Wettersysteme auf die
                                                               Temperaturzunahme reagieren. So kann
                                                               es zu Abnahmen der Starkwindtage im
                                                               Oberharz um etwa 25 Prozent, in der
                                                               Region westlich der Elbe bis zum Harz
                                                               zu einer leichten Zunahme der Stark-
Abbildung 16: Änderungssignale der Anzahl der Starkwindtage
                                                               windtage kommen (Abbildung 16). Dies
2071 bis 2100 gegenüber der Gegenwart (WETTREG2010).           zeigen Modelluntersuchungen.

32
Windextreme

6.2 Winderosion

Wärme und Trockenheit prägten im Jahr
2011 das Aprilwetter in Deutschland. Auf
zahlreichen Äckern konnte deshalb die
Feldbestellung noch nicht vorgenommen
werden. Somit fehlte die schützende
Bodenbedeckung, als das Tief Joachim
im Norden und Osten für stürmisches
Wetter sorgte. Die Station Magdeburg
meldete am 8. April Windspitzen bis zur
Windstärke 7. Vielerorts gab es Wind-
verwehungen mit stark eingeschränkter
Sicht durch den aufgewirbelten Staub
der unbestellten Felder.

Winderosion entsteht durch Aufwir-
belung, Transport und Ablagerung von
                                            Staubsturm auf der A14 am 08.04.2011.
Bodenmaterial, ausgelöst durch starken
Wind. Mehrere Faktoren beeinflussen
diesen Prozess. Einerseits muss der Boden
feinkörnig sein, wie beispielsweise Sand
oder Löß. Dazu kommen andererseits                                         8. Apr
                                                                                  il 2011
bestimmte Wetterbedingungen: Zur                                          es au             : In de
                                                                                f der A              n Mit
                                                                                          1 9 in M          tagss
Winderosion kann es ab einer Windge-                                     zu ein                                        tunde
                                                                                er Ma                eckle                        n kam
                                                                                         s s enkar          n   b  u rg-Vor
schwindigkeit von 6 m/s (Windstärke 4                                   40 Fa                        ambo                      pomm
                                                                               hrzeu                         lage m
                                                                       ein Sa          gen. A                                              ern
nach Beaufort) bei abgetrockneter                                              ndstu            u s löser                i t mehr
                                                                                       r m. Am             w   a  r offe               a l s
                                                                      böig a                      Nachm                   nsich
Oberfläche kommen. Der dritte wichtige                                        uffris                                                tlich
                                                                     A14 b           c h ende                i t t ag füh
                                                                            ei Sch               Wind                        r t e der
Einflussfaktor ist die Bewirtschaftung                              Die Si         önebe                  auch
                                                                                                                    entla
                                                                           chtwe             ck zu                          n g
durch den Menschen. Für Winderosion                                               ite lag            L ößver                      der
                                                                   Recht                     teilwe             wehu
                                                                          zeitig                      ise un             n   g e n .
sind vor allem Landschaften mit ge-                               eine ä         e Verk                        ter ze
                                                                          hnlich          ehrsw                          hn Me
                                                                                 e Kata            a r n ungen                      ter.
ringem Bewuchs anfällig. Diese gibt es                           Vorm                      strop                     halfen
                                                                        ittag                     he wi                         ,
                                                                               auf d                       e am
dort, wo ausgedehnte, gering bewach-                                                 er A19
                                                                                                zu ve
                                                                                                        rhind
sene Ackerflächen nur von wenigen                                                                                ern.
Hecken und Bäumen begrenzt werden.
Ausgehend von den natürlichen Fak-
toren liegen die besonders winderosions-
gefährdeten Gebiete Sachsen-Anhalts
im Norden und Osten des Landes: in der      Risiko der Zunahme von Winderosion zu
Altmark, im Fläming und in der Dübener      rechnen. Steigenden Temperaturen in
Heide (Abbildung 17).                       Verbindung mit Dürreperioden und häu-
                                            figer auftretenden Starkwindereignissen
Für die Zukunft ist unter den Bedin-        werden das künftige Winderosionsrisiko
gungen des Klimawandels mit dem             erhöhen.

                                                                                                                                           33
Windextreme

Abbildung 17: Standortabhängige Winderosionsgefährdung in Sachsen-Anhalt.

34
Windextreme

6.3 Windbruch und Windwurf

Als im Januar 2018 das Orkantief                       Orkan Kyrill. Betroffen waren 86 Pro-
Friederike über Deutschland zog, kam                   zent Nadelhölzer: im Harz vorwiegend
es im Harz auf dem Brocken zu Spit-                    Fichten und in den anderen Regionen
zengeschwindigkeiten bis 204 km/h.                     Kiefern.
Landesweit wurden, mit Ausnahme des
äußersten Nordens von Sachsen-Anhalt,                  Stürme mit Windgeschwindigkeiten
noch Windgeschwindigkeiten von über                    von mehr als 130 km/h können großflä-
90 km/h (schwerer Sturm) gemessen.                     chige Schäden durch Windbruch und
Der Sturm richtete insbesondere in den                 Windwurf in den Wäldern verursachen.
Wäldern erhebliche ökologische und                     Wird ein Baum durch den Sturm zu weit
wirtschaftliche Schäden an. In Sachsen-                gebogen, dann bricht er. Man spricht von
Anhalt betrug die Schadholzmenge rund                  Windbruch. Dabei halten die Wurzeln
zwei Millionen Kubikmeter und damit                    diesen Belastungen stand und ver-
ein Drittel mehr als elf Jahre zuvor beim              bleiben im Boden.

Am Brocken (Harz) sind deutlich die Spuren zweier Orkane, aber auch von Trockenheit und
anschließendem Borkenkäferbefall zu erkennen.

                                                                                                          35
Windextreme

Folgen eines Sommer-
sturms im Naturschutz-
gebiet Schleesen
(Zerbst/Anhalt) 2013.

                         Ein Teil des Stammes ragt noch in die       Windbruch und Windwurf führen über
                         Höhe. Wird jedoch der Baum mitsamt          die ökologischen, direkten Schäden
                         seinen Wurzeln umgerissen, dann             hinaus zu indirekter Gefährdung für den
                         spricht man von Windwurf.                   Waldbestand. So bieten Fichten-Wind-
                                                                     wurfflächen ideale Voraussetzungen
                         Die Windstärke bestimmt zwar maß-           für die Vermehrung von Borkenkäfern.
                         geblich die Schadenswirkung, aber
                         auch andere Faktoren können diese           Angesichts des Klimawandels muss
                         beeinflussen. So sind beispielsweise        in der Zukunft mit einer möglichen
                         Bergkuppen und in der Hauptwindrich-        Erhöhung des Gefährdungspotentials
                         tung geneigte Hanglagen besonders           durch Stürme gerechnet werden. Da-
                         anfällig gegenüber Starkwind. Hohe und      durch steigt auch die Windwurf- und
                         alte Bäume sind stärker gefährdet als ein   Windbruchgefahr für Bäume und ganze
                         noch junger Wald. Das Gefährdungspo-        Wälder. Zusätzlich kann Dürrestress die
                         tential ist außerdem auf kiesig-sandigen    Vitalität der Wälder belasten. Das erhöht
                         Böden oder solchen mit geringer Mäch-       die Herausforderungen für die Waldwirt-
                         tigkeit erhöht. Aber auch die Artenzu-      schaft, mit einer geeigneten Waldbe-
                         sammensetzung beeinflusst das Risiko        wirtschaftung zumindest das Ausmaß
                         gegenüber Windwurf. Fichten sind als        dieser Schäden künftig zu vermindern.
                         Flachwurzler besonders anfällig für die
                         Entwurzlung durch starken Wind.

36
Gewitter

                                                                                                             Konvektive Gewitter-

7 Gewitter
                                                                                                             zellen können große
                                                                                                             Regenmengen in kurzer
                                                                                                             Zeit mit sich bringen.

7.1   Konvektive Unwetter

                                                               7. Juli
Als beeindruckende, dunkle Wand                                        2015:
                                                              relati          In den
                                                                     v klei              Aben
nähert sie sich: die heranziehende                           schw           n räum                 dstun
                                                                                                            den z
                                                                    ere G             i g e, alle                   og ein
Gewitterfront. Erste Blitze sind am                        zu. St          ew  itterz               r d i ngs ä            e
                                                                   urmb                 elle a                   ußers
Horizont sichtbar, Sturmböen wehen                        115 km           öen m                  u f Hall               t
                                                                   /h zo           it Ges                    e (Saa
                                                                           gen ü              c h  w i               le)
über das Land, Niederschlagsstreifen                     kippt                    ber d                n d igkeit
                                                                en Bä                      i e  Stadt             e  n bis
                                                        Straß            ume                             . Im N
sind bereits erkennbar.                                        enba            auf d
                                                                                       i e                       o
                                                                       hn. W                O  berle               rd e n
                                                       wurd                   erbea                     itung
                                                              en üb                    u  fs                     der
                                                      In den          e r den                t e ller u
So erleben wir mehrmals im Jahr,                               nordw           Mark                       nd St
                                                                                        t p l a t                ühle
                                                     mehr               estlic                    z gew
überwiegend im Sommer, Gewitter.                            fach D             hen S                       e ht.
                                                    zerstö           ächer              tadtt
                                                                             abge                 eilen
Sie können entstehen, wenn warme                            rte de                  deckt                  w  u rden
                                                   komp             r Stur                     , in Le
                                                          lett.             m ein                        ttin
und feuchte Luft vom Boden schnell                                                 e Stal
                                                                                              lung
aufsteigt, sich dabei abkühlt und der
Wasserdampf kondensiert. Dadurch wird
die vertikale Bewegung nach oben, die
Konvektion, nochmals beschleunigt. Sind
diese Gewitter mit heftigen Starknieder-
schlägen, Hagelschlag und stürmischen
Fallböen verbunden, spricht man von
konvektiven Unwettern. Die Fallböen        tion ergab sich beispielsweise am
können ähnliche Schäden verursachen        7. Juli 2015 im Nordwesten von
wie Tornados. Eine solche Wettersitua-     Halle (Saale).

                                                                                                                                    37
Gewitter

Mit Spitzengeschwindigkeiten von über 140 km/h richtete am 07.07.2015 ein Downburst (Fallböe) im Nordwesten von Halle
im Ortsteil Lettin große Schäden an einer Stallung an.

                                                                                   Betrachtet man die Anzahl der Zellen,
                                                                                   die je konvektiv extremen Tag auftreten,
                                                                                   ist eine Abnahme von West nach Ost
                                                                                   erkennbar (Abbildung 18). Die meisten
                                                                                   Gewitterzellen je konvektiv extremen
                                                                                   Tag konnten im Zeitraum von 1979
                                                                                   bis 2014 für den Harz nachgewiesen
                                                                                   werden.

                                                                                   Für etwa drei Viertel dieser konvektiv
                                                                                   extremen Tage in Sachsen-Anhalt ist
                                                                                   eine feuchte Südwestwetterlage verant-
                                                                                   wortlich. Sie tritt im Sommerhalbjahr
                                                                                   an etwa 30 Prozent aller Tage in diesem
                                                                                   Zeitraum auf.

Abbildung 18: Anzahl der Gewitterzellen je konvektiv extremen                      Unter der Annahme, dass die Treib-
Tag im Zeitraum 1979 bis 2014.
                                                                                   hausgasentwicklung weiter wie bisher

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