Fachinformationen für die Landwirtschaft
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ausgabe 1 · Januar 2019 43969 Züchtung · Produktion · Verwertung Fachinformationen für die Landwirtschaft Klimawandel: Vielfalt ist die beste Versicherung Pflanzenschutz: Resistenzschutz mit Sortenwahl Mais: Mit und trotz DVO – Maisfruchtfolgen sinnvoll gestalten Hafer: Mit der Produktionstechnik Ertrag und Qualität steuern Grobleguminosen: Anbau, Wirtschaftlichkeit, Vermarktung Sommerraps: Interessante Alternative für das Frühjahr
Haben Sie Anregungen oder Anmerkungen zur praxisnah? Impressum Herausgeber und Verlag, Dann rufen Sie uns gerne unter 0511-72 666-242 an oder faxen Sie uns an die Druck und Vertrieb: 0511-72 666-300. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihre praxisnah-Redaktion! PubliKom Z Verlagsgesellschaft für Zielgruppen- An unsere Leserinnen: Formulierungen wie Landwirt/Betriebsleiter etc. meinen auch immer Publizistik und Kommunikation mbH Landwirtinnen und Betriebsleiterinnen. Zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichten wir auf Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel das Ausschreiben beider Geschlechterformen bzw. auf die Verwendung des neutralen, aber in der Tel.: 0561-60280-450, Fax: 0561-60280-499 Regel deutlich sperrigeren Oberbegriffes. Wir bitten um Ihr Verständnis. E-Mail: info@publikom-z.de Redaktion: Verantwortlich: Dr. Anke Boenisch, Die Kontaktdaten unserer Dr. Steffen Beuch Autoren Henning Jonas Eisenstr. 12, 30916 Isernhagen HB, Tel. 0511-72 666-242 Nordsaat Saatzucht GmbH LWK Schleswig-Holstein Bei inhaltlichen Fragen zu einzelnen Artikeln wenden Sie sich bitte direkt an diese. Tel. 03 83 09-13 08 Fachbereich Pflanzenschutz Satz/Layout: s.beuch@nordsaat.de Tel. 0 43 81-900 99 41 alphaBIT GmbH, Hannover, hjonas@lksh.de www.alphaBITonline.de Dr. Anke Boenisch Redaktion praxisnah Rainer Kahl Bildnachweis: Tel. 0511-72 666-242 RAPOOL-RING GmbH Titel: Landpixel Tel. 0 43 51-736 135 S. 3: praxisnah Sven Böse r.kahl@npz.de S. 4/5: praxisnah Leiter Fachberatung S. 6: Henne Tel. 0511-72 666-251 Dipl. Ing. agr. Günter Stemann S. 7: SAATEN-UNION sven.boese@saaten-union.de FH Südwestfalen S. 9: Kachelmann, SAATEN-UNION, Hanse Agro Fachbereich Agrarwirtschaft S. 10: Boenisch Thies Hansen Tel. 0 29 28-97 00 20 S. 13: praxisnah, SAATEN-UNION, Unterforsthuber P. H. Petersen Saatzucht GmbH stemann.guenter@fh-swf.de S. 14/15: Kahl Tel. 0 46 36-890 S. 16: Boenisch t.hansen@phpetersen.com Katrin Stevens S.17: RAPOOL-RING FH Südwestfalen Ulrich Henne S. 18/19: Stevens Fachbereich Agrarwirtschaft LUB Ldw. Unternehmensberatung S. 20: P.H. Petersen, praxisnah Tel. 0 29 21-378 3182 Tel. 0172-4 11 22 89 S. 21: Kahl/RAPOOL-RING, P. H. Petersen stevens.katrin@fh-swf.de u.henne@kabelmail.de S. 22/23: praxisnah Franz Unterforsthuber S. 24/25: Rudolph Fachberater für Bayern/Südbayern Bezugspreis: Mobil 0170-922 92 63 jährlich 9,60 €, Einzelheft 2,40 €, franz.unterforsthuber@saaten-union.de zuzüglich Versandkosten Erscheinungsweise: viermal jährlich: 30. Jahrgang; ISSN: 2198-6525 Alle Ausführungen nach bestem Wissen unter Berücksichtigung von Versuchsergebnissen und Beobachtungen. Eine Gewähr oder Haftung für das Zutreffen im Einzelfall kann nicht übernom- men werden, weil die Wachstumsbedingungen erheblichen Schwankungen unterliegen. Bei allen Anbauempfehlungen handelt es sich um Bei- spiele, sie spiegeln nicht die aktuelle Zulassungs situation der Pflanzenschutzmittel wider und ersetzen nicht die Einzelberatung vor Ort. Copyright: Alle Bilder und Texte in unserer Publikation unterliegen dem Urheberrecht der angegebenen Bildquelle bzw. des Autors/der Autorin! Jede Ver- öffentlichung oder Nutzung (z. B. in Printmedien, auf Websites etc.) ohne schriftliche Einwilligung und Lizenzierung des Urhebers ist strikt untersagt! Nachdruck, Vervielfältigung und/oder Veröffent- lichung bedürfen der ausdrücklichen Genehmi- gung durch die Redaktion. klimaneutral natureOffice.com | DE-219-010748 gedruckt Jede Art der industriellen Produktion erzeugt klimaschädliches CO2. Wir gleichen das bei dem Druck der praxisnah freigesetzte CO2 in einem Aufforstungsprojekt in Panama aus. Das Projekt neutralisiert in der Atmosphäre befindliches CO2.
Themen Klimawandel „Vielfalt ist die beste Versicherung“ 2 Ackerbau Kurs ändern, alt Erlerntes passt oft nicht mehr! Dr. Anke Boenisch Redaktion 6 Klima und Landwirtschaft Das Wetter ändert sich – wie gehen wir damit um? Mit und an 9 Pflanzenschutz Veränderungen wachsen Resistenzschutz mit Sortenwahl – Liebe Leserinnen und Leser, diesmal muss es funktionieren! zwei Themen/Begriffe ziehen sich wie ein roter Faden – 10 bzw. wie zwei rote Fäden – durch diese Ausgabe der praxisnah, mit der wir Ihnen hoffentlich wertvolle Fruchtfolge Anregungen geben können. Mit und trotz DVO – Maisfruchtfolgen sinnvoll gestalten Zum einen geht es um „Vielfalt“: Niemand bestreitet mehr, 12 dass das Klima sich wandelt – und dass dieser Wandel Auswirkungen (auch) auf die Landwirtschaft hat. Kann Hafer man mit mehr Vielfalt auf dem Acker stabilere Verhältnisse Mit der Produktionstechnik Ertrag und schaffen und wenn ja, wie muss diese Vielfalt aussehen? Qualität steuern Welche Kulturarten stehen zur Verfügung? Wie beeinflus- 14 sen sie die Wirtschaftlichkeit der Fruchtfolge (Groblegu- minosen)? Wie kann man Qualität über die Produktions- Sommerraps technik steuern (Hafer)? Und welche Möglichkeiten der Interessante Alternative Vermarktung gibt es (Ackerbohne)? im Frühjahr Zum anderen geht es um „Veränderungen“, die nicht zwin- 17 gend etwas mit dem Klima zu tun haben, sondern z. B. politischen Vorgaben folgen müssen – hier knüpfen wir Körnerleguminosen thematisch nahtlos an die Ausgabe 4/2018 an. Dieser Anbau und Wirtschaftlichkeit von Wandel kann fast alle Bereiche eines landwirtschaftlichen Ackerbohnen und Erbsen Betriebes betreffen: die Fruchtfolge, die Produktionstech- 18 nik, den Pflanzenschutz und auch die Vermarktung. Dabei Ein Versuchstechniker berichtet gilt es, die komplexen Wechselwirkungen, mit denen wir es im Ackerbau zu tun haben, besser zu verstehen und um- Meine Anbauerfahrungen mit der fassend für unsere Zwecke zu nutzen. Ackerbohne 20 Scheuen Sie sich nicht, sich bei Fragen oder Diskussions bedarf an die Autorinnen und Autoren zu wenden. Ackerbohne Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen. Wachsender Markt: Die Ackerbohne als Lebensmittel 22 Zwischenfrüchte Das richtige „Kraftfutter“ für Bienen 24 praxisnah 1 | 2019 1
Klimawandel „Vielfalt ist die beste Versicherung“ In den letzten 25 Jahren gab es deutschlandweit neun „Trockenjahre“, drei davon mit ausgeprägten Dürreschäden. Wie wirkt sich Trockenstress auf die Erträge aus und wie können wir über Fruchtfolge und Sorte gegensteuern? S o heiß und trocken von Frühjahr bis Sommer wie 2018 war es in Deutschland noch nie seit Beginn der Wetter- aufzeichnungen, vor allem im Norden und im Osten kam es zu starken Dürreschäden. Verstärkt wurden diese bei den Winterungen durch die ungünstige Jugendentwick- lung im Norden bei mehrmonatiger nasser und kalter Witterung. Starke Dürreschäden gab es auch 2011 nach einer extremen Frühjahrstrockenheit und vor allem 2003, Fazit 1 Jedes dritte Jahr ist mittlerweile ein Trocken- gepaart mit Auswinterungsschäden. Davon abzugrenzen jahr, jedes dritte davon wiederum ein Dürrejahr sind Trockenjahre mit geringeren Schäden wie 2006 und mit größeren Ertragseinbrüchen. 1996 und solche mit eher mäßigem Trockenstress wie 2017 und 2015, die von den meisten Kulturen problemlos Trockenstress hat viele Gesichter gemeistert wurden. In Abb. 1 werden die Trockenjahre der letzten 22 Jahre ver- glichen, die vorherrschenden Witterungsabweichungen Abb. 1: Ertragsvergleich Trockenjahre sind für eine einfachere Interpretation nach den entspre- Trockenjahr = Trockenstress in den sensiblen Wachstumsphasen chenden Klimazonen bezeichnet1: 2018 2017 2015 2011 2006 2003 2000 1997 1996 ➤ T rockene Witterung: „arid“ = trocken/sehr warm, Herbst „mediterran“ = trocken/warm, „boreal“ = trocken/kalt. ➤ F euchte Witterung: „ozeanisch“ = feucht/kühl, Winter ❆ „humid“ = feucht/warm, „tropisch“ = feucht/sehr warm März ➤N ormale Witterung = „gemäßigt“ April Mit der Zusammenfassung von Wetterdaten über ganz Mai Deutschland und mehrere Monate verringern sich die Juni Witterungsausschläge. Kleinräumig und in kürzeren Zeit- Juli abschnitten sind diese noch viel stärker. August Ertragsstruktur2 (Winterweizen) Fazit 2 Jedes Trockenjahr ist einzigartig in seiner Witterungskonstellation, wird sich so also Ähren/m2 -- - ++ --- + --- -- 0 0 nicht wiederholen. Körner/Ä 0 + -- + -- + -- - -- TKM - 0 + 0 - - ++ 0 + Wie beeinflusst Trockenstress die Ertragsbildung? Ertragsleistung Fruchtarten rel. (100 = 2009–2018) Je nachdem, zu welchen Entwicklungsabschnitten Tro- WiWeizen 89 101 107 93 95 86 96 96 96 ckenstress auftritt, wirkt er sich unterschiedlich auf die Er- tragsstruktur aus. Grundsätzlich gilt: Je früher er eintritt, WiGerste 89 107 112 83 93 77 93 95 82 umso größer der potenzielle Ertragsverlust, umso höher SoGerste 93 102 102 92 87 91 87 92 98 sind andererseits die Kompensationsmöglichkeiten der Körnerraps 75 89 107 80 103 80 92 88 64 Pflanze. Je später er auftritt, umso geringer die Ertragsbe- Silomais 80 111 96 111 92 88 105 102 101 einträchtigung, jedoch auch umso endgültiger. Hier einige Zuckerrübe 95 116 100 103 80 74 85 71 70 Beispiele bei Weizen, für den die Ertragsstruktur in Abb. 1 ❆ Auswinterung dargestellt ist: Die späte Trockenheit 2006 mit schneller Witterungslage1) gemäßigt arid tropisch mediterran boreal humid ozeanisch Abreife beeinträchtigte die Kornausbildung. Allerdings war ja bereits über eine knapp mittlere Korndichte ein Großteil 2 praxisnah 1 | 2019 1 2 Details zur Abgrenzung finden sich in der Langfassung des Beitrags unter www.praxisnah.de + + + + = sehr hoch, 0 = mittel, - - - - = sehr gering
Europaweit erobert sich Hybridweizen Anbauareale insbesondere auf Stressstandorten. des Ertrages fixiert, die Verluste hielten sich also in Gren- Bei Getreide – insbesondere Winterweizen und den Som- zen. Die Frühjahrstrockenheit 2017 führte zu sehr dünnen merungen – ist eine zeitig einsetzende Kornfüllung bei Beständen, die gerade deshalb dichter einkörnten. Die hö- Sommertrockenheit vorteilhaft. Hinzu kommt bei allen here Konkurrenz um Assimilate innerhalb der Ähre wiede- Kulturen, dass spätere Genotypen ein längeres und meist rum führte dann zu eher knappen TKM meist unter 50 g, auch üppigeres Systemwachstum aufweisen und deshalb trotzdem stimmten am Ende die Erträge. mehr Wasser benötigen. Die wüchsige Herbst- und Frühjahrswitterung 2015 for- In einzelnen Jahren sind jedoch eher spätere Sorten im cierte sehr hohe Bestandesdichten, um ca. 650 Ä/m² auf Vorteil. Bei Weizen z. B. war das 2018 und 2011 der Fall. Die typischen Weizenstandorten. Die höhere Triebkonkurrenz Gründe hierfür sind unterschiedlich: 2011 konnten langle- führte zu einer geringen Einkörnung, die wiederum eine bigere Sorten die feuchtkühle Juliwitterung besser für die optimale Versorgung der Kornanlagen und damit eine Kornfüllung nutzen. 2018 war von der frühen Notreife her hohe TKM sicherstellte. 2011 führte die Frühjahrsdürre zu eigentlich prädestiniert für frühe Sorten. Allerdings nicht den wohl dünnsten Getreidebeständen der letzten Jahr- nach dem letzten Frühjahr: Nach einer monatelangen zehnte. Trotzdem hielten sich die Ertragsverluste in Gren- Nässe- und Kältephase startete das Wachstum Anfang zen: Die geringe Triebkonkurrenz gestatteten die Entwick- April direkt mit sommerlichen Temperaturen in den zuneh- lung vieler Körner, die Juniniederschläge dazu noch eine menden Langtag. Frühe Sorten wurden temperaturge- mittlere TKM. steuert geradezu ins Schossen gezwungen und schafften so häufig nur mangelhafte Korndichten, die aufgrund des Infolge der komplexen Wechselwirkungen zwischen zunehmenden Trockenstresses nicht über die TKM kom- Genetik und Umwelt haben immer wieder andere Ertrags- pensiert werden konnten. Die langtagbetonteren, späteren typen die Nase vorn – oft sogar unterschiedliche im glei- Sorten hatten einige Tage mehr Zeit dafür, stabilisierten chen Versuch! mehr Nebentriebe und konnten deren Ährchenanlagen besser ausdifferenzieren. Fazit 3 Trockenjahre wirken sich unterschiedlich auf die Ertragsstruktur auf. Es gibt keinen Fazit 4 Frühe Sorten sind vorteilhaft bei Sommer- begünstigten Sortentyp. trockenheit. Nach schwierigem Frühjahr oder feuchten Sommern punkten oft späte Sorten. Sind frühe Sorten trockentoleranter? Sorten mit früh einsetzender generativen Entwicklung sind Welche Früchte sind trockentolerant? bei langjähriger Betrachtung trockentoleranter. Zu erklä- In Abb. 1 sind die Ertragsleistungen einiger Fruchtarten ren ist dies mit der zunehmend negativen klimatischen in den Trockenjahren verglichen. Die bundesweite Be- Wasserbilanz ab April. Bei Mais und Leguminosen begüns- trachtung ist nur bei Fruchtarten mit entsprechender tigt eine frühe Blüte die ungestörte Befruchtung ohne Blü- Verbreitung möglich und auch nicht bei Körnermais, der tenabwurf bzw. vertrocknete Narbenfäden. in Trockenjahren oft zu Silomais umgewidmet wird. praxisnah 1 | 2019 3
Für alle Fruchtarten gilt: Hybriden sind langjährig stress- und damit auch trockentoleranter als Liniensorten. Sie ha- ben eine höhere physiologische Aktivität („Heterosis“), die sich auch in einem leistungsfähigeren Wurzelsystem nie- derschlägt. Bei Raps, Roggen und Weizen wurde dies be- reits in den 90er Jahren mehrjährig durch Tensiometer- und Lysimeterversuche der Universität Rostock belegt. Wintergerste Wintergerste nutzt die Winterfeuchte effizienter als andere Getreidearten. Mit „mediterranen“ Wetterlagen im späten Frühjahr bzw. Frühsommer kommt diese Frucht deshalb sehr gut zurecht, drosch 2017 und 2015 deshalb sogar Neue leistungsfähige Braugersten sind eine lukrative Fruchtfolgebereicherung. mehr als der Winterweizen. Weil andererseits die Kornfül- lung früh endet, kann Wintergerste, besonders zweizeilige, zu dünne Bestände weniger über die Ährenausbildung Mais und Rüben kompensieren. „Aride“ Witterung im Herbst und Frühjahr Mais und Zuckerrüben profitieren eher von trockenen führte deshalb 2011 und 1996 zu stärkeren Ertragseinbu- Frühjahren wie 2017 und 2011. Sie haben dann noch einen ßen. Die schwachen Erträge 2003 sind eher auf Auswinte- sehr geringen Wasserbedarf und profitieren von den dann rungen zurückzuführen. meist höheren Temperaturen. Ihr großer Vorteil ist die Nut- zung der Sommerniederschläge. Fehlen diese (2018, 1997), Weizen oder auch Wärme im Frühjahr oder Sommer (2006, 1996), Winterweizen brach bundesweit nur in den Trockenjahren fällt der Ertrag empfindlich ab. Bei Mais führt ein arider Juli 2018 und 2003 stärker im Ertrag ein. Dünne Bestände nach regelmäßig zu Ertragseinbrüchen aufgrund von Befruch- Frühjahrstrockenheit werden von dieser Frucht über die tungsproblemen. Bei der nur vegetativ genutzten Rübe Einkörnung sehr gut kompensiert, wenn sich der Trocken- entfällt diese Unsicherheit – 2018 ein großer Vorteil! stress im Juni entspannt (z. B. 2017). Auch mit einer gemä- ßigten Sommertrockenheit kommt Winterweizen gut zu- Körnerraps recht, wenn die Jugendentwicklung passt (z. B. 2015). Raps galt ursprünglich als Kulturpflanze „schwerer Stand- Hingegen reagiert Weizen auf Trockenstress im späteren orte in feuchten Lagen“ (Klapp 1967). Die modernen stress- Frühjahr sehr empfindlich und zeigt dies auch optisch toleranteren Rapshybriden kommen jedoch mit mäßigem deutlich über Nekrosen und Reduktionserscheinungen. Trockenstress sehr gut zurecht, das beweisen auch die hohen Vergleichserträge 2015. Die geringeren Erträge der Roggen und Triticale letzten drei Jahre sind multifaktoriell bedingt, dabei ver- Diese Arten stehen auf Standorten mit geringerer Wasser- stärkten phytosanitäre Probleme den Trockenstress. Als kapazität, sind also stärker mit Trockenstress konfrontiert. Im Kulturpflanze mit der frühesten Ertragsbildung leidet Raps direkten Vergleich ist Roggen das trockentoleranteste Ge- besonders unter sehr trockenen Frühjahren, zumal nach treide. Dies ist neben dem leistungsfähigeren Wurzelsystem unbefriedigender Herbstentwicklung (2018 und 1996). vor allem der zügigen Jugendentwicklung und dem kleine- ren Blattflächenindex zu verdanken. Der geringere Energie- Leguminosen bedarf ermöglicht ein frühes Ährenschieben zusammen mit Ackerbohnen haben einen hohen Wasserbedarf. Sie kön- Wintergerste, andererseits reift Roggen gemeinsam mit mit- nen aufgrund ihrer tief reichenden Pfahlwurzel nach zeiti- telfrühem Weizen ab, nutzt also auch spätere Niederschläge. ger Aussaat mäßige Trockenheit zunächst gut überstehen. Noch mehr gilt das für die ebenfalls tief wurzelnde Lupine. Sommergetreide Körnererbsen haben ein weniger tief reichendes Wurzel- Sommergerste hat ein vergleichsweise wenig tief reichen- system, tolerieren dennoch Frühsommertrockenheit bes- des Wurzelsystem, benötigt aufgrund der geringeren Mas- ser. 2017 und 2011 hingegen profitierte die spätere Acker- sebildung jedoch auch wenig Wasser. Deshalb fällt diese bohne von den Juliniederschlägen. Frucht im Mittel der Trockenjahre ertraglich nicht stärker ab als Wintergetreide. Ausnahme war 2006, wo Sommer- Sojabohnen werden aufgrund ihrer Kälteempfindlichkeit getreide nach einem staunassen Frühjahr und damit bei uns erst im Langtag gesät. Als Kurztagspflanze reagie- schlechter Bewurzelung stärker unter der Sommertrocken- ren sie darauf mit stärkerem vegetativen Wachstum und heit litt. Eine rechtzeitige Aussaat als Voraussetzung für zeitlich verzögerter Blüte. Wie alle Leguminosen leidet Soja eine gute Jugendentwicklung ist noch wichtiger für Som- zur Blüte am stärksten unter Trockenstress. Im Extremfall merweizen und vor allem Hafer, wenn diese nicht auf gut werden die Knöllchenbakterien inaktiv – zum Trocken- Wasser führenden Böden stehen. stress kommt dann auch noch Stickstoffmangel. 4 praxisnah 1 | 2019
gieren die unterschiedlichen Genotypen auf den Witte- rungsverlauf. Fazit 6Die beste Versicherung gegen Witterungs- unbilden ist ein genetisch breites Fruchtarten- und Sortenportfolio. Abb. 2 belegt dies anhand der kritischen Phasen der Er- tragsbildung, die sich bei den Fruchtarten zeitlich erheb- lich unterscheiden. Deshalb: Je größer die genetische Diver- sität einer Fruchtfolge, desto stabiler deren Gesamtleistung. Genetische Vielfalt lohnt jedoch nur mit Fruchtarten, die einzelbetrieblich auf die vorherrschenden abiotischen und biotischen Stressoren ausgerichtet sind. Landwirte in An- Fazit 5Die Fruchtarten reagieren unterschiedlich und baulagen mit regelmäßigem Trockenstress werden noch damit unvorhersehbar auf Trockenjahre. stärker bzw. neu auf Hybridroggen oder Hybridweizen set- zen. Solche mit besseren Böden können ein breiteres Das gilt jedoch nur für die hier verbreiteten Fruchtarten. Fruchtartenangebot nutzen bis hin zu Spezialitäten wie Solche mit einer ausgeprägten Anpassung an Trocken Durum oder Winterbraugerste, beide mit steigenden Ver- lagen sind bei uns (noch) nicht wettbewerbsfähig: Sonnen- marktungspotenzialen. blume als Pendant zu Raps oder Hirsen, in ariden Regionen die Alternative zu Mais. Nachhaltig sind erweiterte Fruchtfolgen nur, wenn sie sich auch rechnen. Zu berücksichtigen sind dabei ihre Die Wetterkarten werden jedes Jahr neu gemischt vielfältigen Vorteile, vor allem auch in phytosanitärer Man könnte die unterschiedliche Reaktion der Fruchtarten Hinsicht oder im Hinblick auf die Düngeverordnung. und Sorten auf Trockenstress noch differenzierter diskutie- Berücksichtigt um diesen Fruchtfolgewert sind erwei ren bis hin zu Eigenschaften wie Begrannung, Blattberei- terte Fruchtfolgen auch mit Extensivkulturen wie Legu fung oder Blattrollen! Das ändert jedoch nichts am Ergeb- minosen oder Sommergetreide am Ende häufig wirt nis: Die Wetterkarten werden jedes Jahr neu gemischt, schaftlich. entsprechend unvorhersehbar und unterschiedlich rea- Sven Böse Abb. 2: Kritische Phasen der Ertragsbildung in Abhängigkeit von Temperatur und Niederschlag Hochsommer Frühsommer Spätsommer Erstfrühling Vollfrühling Vorfrühling Frühherbst Spätherbst Vollherbst Winter z. B. bis M. Sept. E. Okt. E. Nov. M. Feb. E. Mär. E. Apr. E. Mai M. Jun. E. Jul. E. Aug. Körnerraps Wintergerste Winterroggen Winterweizen Ackerbohne Hafer/SoWeizen Sommergerste www.praxisnah.de/201911 Körnererbse Zuckerrübe Mais Sojabohne sehr kritisch, kritisch, Blüte, Latenzphase praxisnah 1 | 2019 5
Ackerbau Kurs ändern, alt Erlerntes passt oft nicht mehr! Teil 2 Der gleichnamige Artikel in der Ausgabe 4/2018 hat sich schwerpunktmäßig mit Fruchtfolgen beschäftigt. Der 2. Teil bearbeitet jetzt pflanzenbaulich die Themen Ackerhygiene und Gründüngung und bewertet diese monetär. Ulrich Henne I. Feldhygiene – die Grundlage des Ackerbaues 3. Die „Grüne Brücke“ ist phytosanitär Enge Fruchtfolgen, Frühsaaten im Herbst sowie der Wunsch besonders schädlich! nach einfacher und schneller Arbeitserledigung haben Vielfach werden die Äcker zwar nach der Ernte schnell vielfach zu einer schleichenden Vernachlässigung der bearbeitet, grünen dann aber über längere Zeit vollkom- ackerbaulichen Sorgfalt geführt. Zunehmende Resistenz- men ungestört durch, sodass einige Unkrautarten bis zur bildung und Restriktionen zwingen zum kurzfristigen Um- Samenbildung kommen. Bei einer warmen Sommer- und denken und Handeln. Herbstwitterung entwickeln sich viel schneller boden- und blattbürtige Pilzkrankheiten als im Frühjahr und auch 1. Äcker vertragen nur in begrenztem Umfang Insekten und Schnecken können sich vermehren. Der Fremdbewuchs Bewuchs muss daher bis zur Neuaussaat im Herbst regel Ausfallgetreide belastet die nachfolgende Kultur nur in mäßig bearbeitet werden. Glyphosat ist nicht in der Lage, dem Anbaujahr. Dauerprobleme schaffen Ausfallraps, des- gleichzeitig Konditionierung von Ernterückständen und sen Samen auf schweren Böden über 10 Jahre lebensfähig Bewuchsmanagement zu bewerkstelligen. bleiben, Ackerfuchsschwanzsamen mit bis zu 20 Jahren Lebensfähigkeit im Boden und diverse Unkräuter mit einer 4. Nacherntemanagement durch konsequent Überlebensdauer von bis zu 60 Jahren. Beim Ausfallsamen- flache Bodenbearbeitung statt durch Glyphosat management geht es also darum, einen ausgeglichenen Nacherntemanagement erfordert eine zeitlich angepasste, Besatz zu managen, mit dem die Kulturen fertig werden mehrfache und konsequent ganzflächig abschneidende und der keinen wirtschaftlichen Schaden verursacht. Bodenbearbeitung! Den Herstellern von Bodenbearbei- tungsgeräten ist es bisher noch nicht gelungen, mit geeig- 2. Pilzbelastete Ernterückstände haben neten Gerätereihen die Lücke zu schließen, die sich durch mehrjährige Nachwirkungen den Verlust von Glyphosat ergeben hat. Eine sehr bedeutsame Maßnahme der Feldhygiene ist das Management der Ernterückstände, an denen sich meist 5. Mut und Weitsicht zur Neubestellung von mehrere Pathogenen befinden. Ernterückstände müssen misslungenen Flächen schnell verrotten, damit die Vermehrungszyklen unterbro- Zur Feldhygiene gehört auch, nicht reparable bzw. miss- chen werden. Dazu muss das organische Material durch lungene (Teil)flächen konsequent neu zu bestellen und Erntemaschinen und Bodenbearbeitungsgeräte nicht nur ggf. zu brachen. Es macht keinen Sinn, einen Restertrag auf gut verteilt, sondern auch gespleißt werden. Kosten einer langjährigen Belastung des Feldes zu erzielen! Denn: „Äcker haben ein langes Gedächtnis!“ „Die Werkzeugkiste für pflanzenbauliche Reparaturmaßnahmen leert sich aus verschiedenen Gründen immer schneller.“ 6 praxisnah 1 | 2019
II. Gründüngung – die Herausforderung in dungs- und Durchwurzelungsleistung. Zur Wieder-Inkul- Fruchtfolgen turnahme ist die 30-fache Wirkstoffmenge Glyphosat an- Der Anbau von Zwischenfrüchten zum Zwecke der Grün- stelle eines modernen Graminizides erforderlich! düngung ist nichts Neues. Dieses Verfahren kommt über- wiegend bei speziellen Anwendungen, z. B. zur Nemato- 2. Strukturbildung denbekämpfung oder zum Erosionsschutz, zum Einsatz. Die Klimamodelle prognostizieren die Zunahme wärmerer und nasserer Winter. Damit ist mit weniger Strukturbildung 1. E inordnung von Gründüngung in Fruchtfolgen durch tief gehende Bodenfröste zu rechnen. Nässe über und phytosanitäre Bewertung Winter und die prognostizierten zunehmenden Starkrege- Die Fruchtfolgen müssen wegen zunehmender phyto nereignissen im Sommer gefährden die Bodenstruktur. sanitärer Probleme vielfältiger werden. Zusätzlich führen Wenn Bodenstrukturbildung aufgrund klimatischer Ent- Krumenbasisverdichtungen zu Problemen mit der Boden- wicklungen immer problematischer wird, gewinnen tief struktur und der Durchwurzelbarkeit des Unterbodens. wurzelnde Kulturen wie spezielle Zwischenfruchtmischun- Das Spektrum von Sommerkulturen zur Erweiterung von gen stark an Bedeutung. Eine intensive Bewurzelung, die Winterkulturfruchtfolgen ist jedoch begrenzt. Wärmebe- auf mindestens 1 Meter Bodentiefe geht, benötigt eine dürftige Kulturen, z. B. Körnermais und Sojabohnen, wer- Wachstumszeit von mindestens 3 Monaten. Um den er- den aus klimatischen Gründen mittelfristig nicht bundes- tragsentscheidenden Unterboden strukturell zu verbes- weit anbauwürdig werden. Zuckerrüben haben nur regio- sern, müssen demnach tief wurzelnde Zwischenfrüchte nale bzw. einzelbetriebliche Bedeutung und heimische spätestens Anfang August ausgesät werden. Das ist nur Körnerleguminosen werden von der Landwirtschaft be- nach einer früh räumenden Vorfrucht möglich! dauerlicherweise weiterhin mit Argwohn betrachtet. Was noch bleibt, sind die Sommergetreidearten. Versuche 3. Hohe Nmin-Werte nach der Ernte und zeigen, dass diese nach einer gelungenen „Vorfrucht im Spätherbst Gründüngung“ ertragsstabiler sind (s. Tabelle 1). Die Nmin-Werte sind nach der Ernte und im Spätherbst auch bei normaler Jahreswitterung recht hoch. Zumindest Zwischenfruchtmischungen, die Varietäten beinhalten, die im Norden hat sich der sichtbare Beginn der N-Minerali bereits in der Fruchtfolge vertreten sind, bringen keine po- sation aus der Bodenmineralisation auf frühestens Ende sitive phytosanitäre Leistung, denn ein deutlicher Besatz Juni verschoben. Damit können Raps sowie Winter- und mit Ausfallgetreide oder Ausfallraps ist fruchtfolgetech- Sommergetreide diese N-Quelle nicht mehr ausreichend nisch schädlich! Hinzu kommt, dass vielfach nur ein ver- nutzen. Nur Zuckerrüben und Mais sind dann noch in der hältnismäßig kurzes Saatzeitfenster zur Verfügung steht Lage, den bodenbürtigen Stickstoff aufzunehmen. Nach und so die Möglichkeiten einer sorgfältigen Stoppelbear- der Ernte können hohe Nmin-Werte nur von gelungenen beitung eingeschränkt werden. Raps- und Gründüngungsbeständen gebunden werden. Raps hat aber seinerseits das Problem, dass er viel Stick- In zweikeimblättrigen Zwischenfruchtkulturen sind keine stoff hinterlässt. Den Ausfallraps monatelang wachsen zu selektiven Graminizide zur Ausfallgetreidebekämpfung lassen, ist phytosanitär absolut unvertretbar! Die Einsaat zugelassen. Zwischenfruchtbestände mit stärkerem Besatz einer fruchtfolgeverträglichen Gründüngung, z. B. Hafer, an Getreidedurchwuchs vermehren nicht nur Getreide- nach zweimaliger sehr flacher Stoppelbearbeitung bindet krankheiten, sondern haben auch eine schlechtere N-Bin- bis zur späteren Weizenaussaat viel Stickstoff. Tab. 1: Vorfruchtwert verschiedener Zwischenfrüchte gemessen am Mehrertrag von Sommergerste nach Zwischenfruchtanbau zur Futternutzung und Gründüngung im Vergleich zur Brache im Mittel von 5 Jahren Mehrertrag von Sommergerste Relativer Mehrertrag bei Gründüngung durch Wurzeln durch den (Aufwuchs- und Wurzelmasse) und Stoppeln Aufwuchs Zwischenfrucht dt/ha (%) (%) Winterrübsen 8,7 74 26 www.praxisnah.de/201912 Welsches Weidelgras 6,2 81 19 Erbsen/Lupinen 7,4 49 51 Senf 5,5 62 38 Ölrettich 5,9 44 56 Raps 5,3 40 60 Phacelia 5,0 40 60 Quelle: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen praxisnah 1 | 2019 7
Körnerleguminosen als Zwischenfrucht hinterlassen eben- „Die Arbeitserledigung muss sich wesentlich stärker an falls hohe N-Restmengen. Der Anbau von Raps nach Kör- phytosanitären Erfordernissen orientieren!“ nerleguminosen löst nur ein Teil des Problems. Auch bei ei- nem Doppel-Fruchtwechsel reagiert der 2. Weizen mit ei- arbeitsarmen Zeit bis Ende Juli dar. Allerdings muss man nem Minderertrag. Alternativ können die hohen N-Rest- dann den Zwischenfrüchten und nicht dem Raps frühreife mengen nach Körnerleguminosen auch nur durch eine Vorfrüchte vorbehalten. Zwischenfrucht gebunden werden. 6. Ökonomische Bewertung 4. Gülle-Ausbringflächen Herbst In der Tabelle 2 sind die gleichen Fruchtfolgen wie in Teil 1 Die neue Düngeverordnung beschränkt im Herbst die dargestellt, jedoch idealisiert mit einer Zwischenfrucht vor Ausbringung von Gülle auf Winterraps, „nicht Greening“- jedem Fruchtfolgeglied. In der engen Dreier-Fruchtfolge Gründüngung und Wintergerste. Da so gut wie nirgendwo mit Zwischenfrucht Hafer zur N-Bindung nach Raps muss Güllelagerkapazitäten von 9 Monaten und länger vorhan- der nachfolgende Weizen ca. 2 dt/ha Mehrertrag erzielen. den sind, ermöglicht Gründüngung eine effiziente Verwer- Beim Anbau einer anspruchsvollen Zwischenfruchtmi- tung der Herbstgülle bei gleichzeitiger Verminderung der schung nach Getreide muss die Nachfrucht etwa 8,1 dt/ha Nmin-Werte. Mehrertrag bringen. Sollte es aber gelingen, zwischen den Fruchtfolgegliedern wiederholt eine Zwischenfrucht zu 5. Arbeitserledigung etablieren, nivellieren sich die notwendigen Mehrerträge Da auch Zwischenfrüchte nur eine begrenzte Durchwur auf ca. 5 dt/ha. Ein 11-jähriger stationärer Fruchtfolgever- zelungsleistung haben, verbessert sich ihre Gesamtleis- such mit regelmäßigem Zwischenfruchtanbau hat gezeigt, tung nach einer standortgerechten Bodenlockerung. dass nach Ertragsschwankungen in der Anfangsphase Nur wenn keine Strukturschäden vorhanden sind und die ziemlich konstant Mehrerträge um 10 % erzielt wurden. Aussaat noch im Juli erfolgt, entwickelt eine durchwur zelungsstarke Gründüngung auch ohne Lockerung kräf- Fazit tige Pflanzen. Zudem ist eine sorgfältige Bestellung auch Die Sensibilität für Feldhygiene muss wieder ins breite bei Zwischenfrüchten Voraussetzung für gut entwickelte Bewusstsein gelangen, weil es in Zukunft immer weniger Bestände. Drillsaat gewährleistet eine deutlich höhere Reparaturmöglichkeiten durch Pflanzenschutz geben Anbausicherheit. Sofern ein gleichmäßig gut abdeckender wird. Anstelle dessen treten verstärkt ausgeklügelte Bestand mit guter Durchwurzelung etabliert werden agronomische Maßnahmen! In dem Wechselspiel nimmt konnte, ist eine pfluglose Bestellung der Nachfrucht die Gründüngung eine wichtige Rolle ein. Sie ist agrono ohne erneute Lockerung möglich. misch nur dann positiv zu bewerten, wenn sie auch die Zwischenfrüchte verursachen keine Arbeitsspitzen, wenn Feldhygiene verbessert. Das muss durch hauptfrucht die Fruchtfolge durch eine Sommerkultur erweitert wird! mäßige Bestellung sichergestellt werden. Eine zusätzliche Entlastung stellt die Bestellung in der Ulrich Henne Tab. 2: Fruchtfolgen auf Ackerfuchsschwanzstandorten ohne Zwischenfrüchte mit Zwischenfrüchten DB Frucht- DB Frucht- 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 folge folge WRa WW** WG* WRa H WW** ./. WG * dt/ha 36 88 86 36 88 86 €/ha 36,00 + 2,16 15,50 14,00 36,00 + 2,16 15,50 14,00 DB, €/ha 530 497 437 488 530 -36 497 437 476 WRa WW* SW SG WRa H fr. WW * Legu SW legufrei SG dt/ha 36 88 70 70 36 85 70 70 €/ha 36,00 + 2,16 15,50 16,50 14,00 36,00 + 2,16 15,50 16,50 14,00 DB, €/ha 530 524 534 430 505 530 -36 493 -133 534 -131 430 422 WRa WW* ABo WW* SG WRa H WW * legufrei ABo H fr. WW * Legu SG dt/ha 36 88 55 88 70 36 88 55 85 70 €/ha 36,00 + 2,16 15,50 17,00 15,50 14,00 36,00 + 2,16 15,50 17,00 15,50 16,50 DB, €/ha 530 524 302 524 430 462 530 -36 524 -131 302 -36 493 -133 435 409 * mit Bodenherbizid + Trinity® NAKH; ** mit Bodenherbizid + Atlantis® FJ; WRa = Winterraps, WW = Winterweizen, WG = Wintergerste, SG = Sommergerste, H = Hafer, SW = Sommerweizen, ABo = Ackerbohne Quelle: Henne, U., 2018 8 praxisnah 1 | 2019
Klima und Landwirtschaft Das Wetter ändert sich – wie gehen wir damit um? Auf der gemeinsamen Veranstaltung der Vereinigten Hagelversicherung und der SAATEN-UNION drehte sich am 22.11.2018 in Linstow (Mecklenburg-Vorpommern) alles um das Wetter der Zukunft – und um tragfähige Strategien für die Landwirtschaft. Wir brauchen genauere Wetter- Wir brauchen robuste, Wir brauchen risikomindernde auswertungen und Vorhersagen aber trotzdem leistungsfähige Vermarktungsstrategien Kulturen und Sorten Wetterprofi Jörg Kachelmann, Reimer Mohr (Hanse Agro) erläu- Kachelmann GmbH, rechnete erst Fenja Asmussen von der SAATEN- terte, welche Auswirkungen der einmal mit so mancher Wetterregel UNION wies in ihrem Beitrag darauf Klimawandel auf die Vermarktungs- ab. Flüsse oder Seen sind Wetter- hin, dass es für die Zukunft auch strategien eines landwirtschaftlichen scheiden? Der Mond hat Einfluss auf's darum gehen werde, Kulturen und Betriebes haben kann. Wetter? Alles ist subjektive Wahrneh- Sorten anzubauen, die nicht nur er- mung, nichts lässt sich nach- und tragsstark, sondern auch ertragsstabil Die Erlöse schwanken naturgemäß beweisen! Zugleich warnte er vor sind. Ihrer Einschätzung nach wird von Jahr zu Jahr ertrags- und preis- der Verwendung von kostenlosen die Züchtung einer der wichtigsten bedingt sehr stark. Das war immer Wetterapps und langfristigen Vorher- Wachstumstreiber im Pflanzenbau schon so, aber je häufiger es zu Wet- sagen: „Vieles im Netz ist unseriös, werden. Die Züchtung reagiere auf terextremen kommt, desto stärker langfristige Vorhersagen sind es fast die Klimaveränderung und passe die werden diese Schwankungen ausfal- immer. Grobe Wetterradar-Bilder, die Zuchtziele an, ohne die Vielfalt einzu- len. Vermarktungsstrategien können auf Satellitendaten basieren, sagen schränken. Denn Vielfalt sei die beste diese Risiken zwar vermindern, ganz nicht viel aus.“ Versicherung gegen abiotischen und aufheben lassen sie sich aber nicht. biotischen Stress. Um Wetter zuverlässig vorherzusa- Anhand vieler seinem Unternehmen gen, bedarf es eines Gitternetzwerkes Hybridroggen sei jetzt schon die effi- zur Verfügung stehenden Betriebs- von Datensammelpunkten: Je dichter zienteste Getreideart bei knappem daten führte Mohr aus, dass es mittel- dieses Netz, desto genauer die Vor- Wasser- und Nährstoffangebot. Dabei und langfristig am besten sei, maxi- hersagemöglichkeit. Oft aber lägen führte vor allem der signifikante Tem- mal 30 % der Ware über Verträge im 25 km zwischen den Messstationen. peraturanstieg der letzten Jahrzehnte Vorfeld festzulegen. Für die anderen Und damit war der Redner bei seinem zu immer früherer Roggenblüte und 70 % empfiehlt der Ökonom options- Hauptanliegen angekommen: dem früherem Ährenschieben. basierte Strategien mit selektiver An- gemeinsamen Projekt mit der Verei- wendung, weil diese nachweislich zu nigten Hagel, das sich zum Ziel setzt, Auf Grenzstandorten steht Roggen mehr Erlösstabilität führten. Bei Opti- die Zahl der Messstellen in Deutsch- in Konkurrenz mit Triticale und auch onen kann gegen Zahlung einer Opti- www.praxisnah.de/201913 land deutlich zu erhöhen, um Wetter- Weizen. Hier sei Roggen durchaus onsprämie an der Warenterminbörse daten für die Landwirtschaft präzise wettbewerbsfähig, wie Asmussen mit ein Mindestpreis festgeschrieben zu interpretieren bzw. verbesserte Berechnungen belegte. Überall dort, werden. An Preissteigerungen kann Vorhersagen treffen zu können. wo die Wetterextreme besonders also partizipiert werden, „nach unten“ stark zum Tragen kommen, können ist man aber abgesichert. derart robuste Kulturen helfen, das Produktionsrisiko zu senken. Dr. Anke Boenisch praxisnah 1 | 2019 9
Pflanzenschutz Resistenzschutz mit Sortenwahl – diesmal muss es funktionieren! Berater, Landwirte, Züchter oder Pflan- zenschützer: Alle wollen mit maximaler Sicherheit maximale Leistungen bzw. Ökonomie auf dem Acker sehen. Das Ergebnis ist eine drei- bis vierfache Behandlung des Winterweizens und eine pauschale Doppel- bis Dreifachbehand- Braunrost – auch hier kann es zu Wirkungsminderungen der lung der Wintergerste in den Hocher- Fungizide kommen. tragsregionen. So geht es nicht weiter, meint Henning Jonas, LWK Schleswig- Holstein. J e häufiger und je intensiver Fungizide in einer Kultur angewendet werden, desto eher stellen sich die Krank- heiten durch Resistenzbildung darauf ein. Dies wiederum (Abb. 1). Diese enthalten jeweils hohe Mengen der drei ge- genüber der Septoria tritici stärksten Triazole Prothiconazol, Epoxiconazol und Metconazol. Hohe Aufwandmengen be- macht dann eine erhöhte Fungizidintensität erforderlich. deuten aber auch eine lange Wirkungsdauer auf dem Blatt, Unser Anbausystem befindet sich in einem Teufelskreis, gegen Septoria-Blattdürre – auch über die ertragsrelevan- der letztendlich nur durch Innovationen im Bereich der ten Phasen hinaus. In der Regel, ohne dabei Auswirkungen Wirkstoffe aufrechterhalten werden kann. Doch deren Zahl auf den Ertrag zu haben, entwickelt sich die genannte ist begrenzt und keinesfalls sicher. Eines ist klar: Es muss Blattkrankheit daher meist zu einem Spätbefall. Im Falle ei- gelingen, die Intensität der Pflanzenschutzmittelanwen- ner starken Fusariumbehandlung überleben dabei haupt- dungen gegen die einzelnen Erreger zu reduzieren. Sonst sächlich die triazolresistenten Pathotypen. Diese wiederum wird die Möglichkeit zur Führung von Flächenkulturen wie bilden dann den Ausgangsbefall für Infektionen im darauf- wir sie heute kennen in den intensiven Ackerbauregionen folgenden Jahr. Die Wahl einer fusariumgesunden Sorte ist Deutschlands wegbrechen – unter großen wirtschaftlichen Verlusten. Abb. 1: Fusarium-Mykotoxine im Winterweizen nach Behandlungsstufen im Jahr 2017; Septoria-Wirksamkeit der Was aber kann man tun? Für multifaktorielle Anbausysteme Präparate (Mittelvergleiche des Jahres 2016); Sorte: Tobak kann es keine pauschalen Empfehlungen geben. Vielmehr DON ZEA Ertrag müssen einzelne Problemfelder identifiziert und betriebs- Bekämpfungsgrad Septoria (Durchschnitt aus 5 Versuchen) individuelle Lösungsmöglichkeiten charakterisiert werden. 1.600 100 Bekämpfungsgrad Septoria (%) Im Folgenden werden deshalb beispielhaft Ansatzpunkte Mykotoxingehalte (µg/kg) 1.400 90 für Reduktionsstrategien auf Basis sortenspezifischer Grenzwert DON 80 1.200 Krankheitstoleranz gegeben. 70 Ertrag (dt/ha) 1.000 60 800 50 Fusariumresistenz: Resistenzvermeidungs- 600 40 strategie gegen die Septoria-Blattdürre 30 Ja, richtig gelesen! Liegen in einer fusariumanfälligen 400 20 Winterweizensorte günstige Befallsbedingungen vor, so 200 Grenzwert ZEA 10 werden hohe Aufwandmengen von Triazolfungiziden zur 0 0 Kontrolle Prosaro® Osiris® Ampera® Folicur® Bekämpfung während der Weizenblüte notwendig. Präpa- Präparat rate der Wahl sind hier Osiris®, Prosaro® und Input® Classic Quelle: LWK Schleswig-Holstein 10 praxisnah 1 | 2019
daher gelebter Fungizidresistenzschutz, indem er die Wahl Die besonders im Gelbrost beobachtete hohe Variabilität geringerer Wirkstoffmengen oder gegen Septoria weniger der Erregerstämme macht die gezielte Sortenwahl bei die- wirksamer Mittel ermöglicht und damit die Anwendung sem Pathogen leider zu einem nahezu unkalkulierbaren weniger dauerhaft wirkend macht. Unterfangen. Die Wahl der fungiziden Wirkstoffe ist daher ein wichtiger Faktor bei der Optimierung der Resistenzver- Mehltau im Weizen meidungsstrategie. Bisher haben die Getreideroste keine Bis Anfang der 2000er Jahre verloren die Strobilurine ihre Strobilurinresistenz ausgebildet. Es ist zu erwarten, dass Wirkung gegen Mehltau vollständig. Das Cyflufenamid dieser Umstand anhält, daher sollte das Fungizidpro- nimmt aktuell dieselbe Entwicklung. Die Sterolbiosynthe- gramm des Winterweizens stärker auf Strobilurine fokus- sehemmer Fenpropimorph, Fenpropindin und Spiroxa- siert werden. Dies ist nicht zuletzt deshalb relativ unbe- mine befinden sich heute auf im Vergleich zu ihrer Einfüh- denklich, da diese Wirkstoffgruppe inzwischen gegenüber rung deutlich reduziertem Wirkungsniveau, gleiches gilt allen anderen Pathogenen des Winterweizens vollkommen für den Wirkstoff Proquinazid. Der Getreidemehltau ist wirkungslos geworden ist (Ausnahme DTR) und daher nunmehr nur in seiner empfindlichsten Phase, zu Beginn auch an anderer Stelle nicht weiter selektiert. Konkret wäre seiner Befallsausbreitung wirksam bekämpfbar. Zu beach- eine standardmäßige Behandlung in ES 32 denkbar. Das ten ist, dass in anfälligen Sorten eine deutlich kürzere Präparat Amistar® Opti ist hierfür besonders geeignet, Reaktionszeit bei Sichtbarwerden der ersten Symptome bringt es doch zusätzlich eine starke Protektivwirkung ge- vorliegt als in nicht anfälligen. Dies muss zumindest von gen die Septoria-Blattdürre mit sich. vornherein bei der Kapazitätsplanung berücksichtigt werden. Definitiv ist der Anteil anfälliger Sorten an der Zwergrost der Gerste Gesamtfläche einzuschränken. Es empfiehlt sich darüber Der hohe Anfälligkeitsgrad einiger aktueller Hochertrags- hinaus, mehltauanfällige Sorten nicht zu spät zu säen, denn sorten in Wintergerste gegenüber Zwergrost ist als hoch- in früh gedrillten Beständen ist das Befallsrisiko geringer. problematisch zu bezeichnen (Abb. 2). Schnell gerät man vor allem nach milden Wintern in Verbindung mit warmen Roste im Winterweizen Frühjahren in die Situation einer Dreifachbehandlung, um Gegenüber den Rosten im Winterweizen liegt noch eine den Befall einigermaßen zu kontrollieren. Hierbei fällt die hohe Wirksamkeit aus primär drei Wirkstoffgruppen vor: Wahl dann aus Kostengründen einseitig auf die Wirkstoff- Den Triazolen, den Strobilurinen und den Carboxamiden. gruppe der Triazole. Eine explosive Mischung, in der die Nicht zuletzt aufgrund der noch vielfältigen Bekämpfungs- evolutive Entwicklung aller Erreger hin zu verminderter möglichkeiten wird in der Regel davon ausgegangen, dass Triazolsensitivität geradezu vorprogrammiert ist! es beim Braunrost kein Resistenzproblem gibt. Dies ist nicht richtig, denn: 1. D er Anbauumfang der anfälligen Sorten muss zuguns- 1. Wirksamkeitsverluste der Triazole konnten im Braunrost ten zwergrostgesunder Sorten eingeschränkt werden. des Weizens bereits an Feldisolaten gemessen werden. 2. M an muss lernen, mit einem gewissen Maß an Befall 2. Eine Resistenzentwicklung gegenüber den Carboxami- zu leben. den kann in Zukunft nicht ausgeschlossen werden. 3. S trobilurin-Fungizide müssen die Basis des Fungizid 3. Der späte Einsatz von Strobilurinen ist aufgrund der programms bilden. Abreifeverzögerung äußerst problematisch. Fazit Der beste Resistenzschutz ist die Reduzie Abb. 2: Starke Sortendifferenzierung im Befall mit Netzflecken und dem rung der Konfrontation eines Wirkstoffes Zwergrost in Wintergerste am Standort Futterkamp in der Saison 2018 mit den Pathogenen. Diese ergibt sich von ganz alleine, wenn mehrere Sorten mit un Netzflecken auf dem zweitoberen Blatt Zwergrost auf dem Fahnenblatt terschiedlichen Eigenschaften hinsichtlich Eine geringe Anfälligkeit erlaubt eine geringere ihrer Krankheitstoleranz angebaut wer 80 Anwendungshäufigkeit sowie die Wahl geringerer Fungizid- Befallene Blattflächen % 70 den. Schlagbezogene Einzelstrategien mengen oder weniger wirksamer Mittel. 60 lassen dabei die Anwendungshäufigkeit 50 eines Wirkstoffes, den entscheidenden 40 Treiber für Fungizidresistenz, sinken. www.praxisnah.de/201914 30 20 10 Die Wahl krankheitstoleranter Sorten 0 allein verzögert Resistenzentwicklungen gegenüber Fungiziden nicht. Dies funktio n le ika el ina os e n ld oo n ig e Tor t o Qu k a a r ins pe r bi rig nk Jul ero Elle ota dia Pix l dw go osm zoo e lile igg ron Tam ee SO rab We ad eri SU en niert erst dann, wenn zusätzlich die Inten Wo He SU Ga SK Ba SH Ve SK Mi KW SM nn KW SY LG KW KW sität der Fungizidanwendungen reduziert So KW Quelle: LWK Schleswig-Holstein wird. praxisnah 1 | 2019 11
Fruchtfolge Mit und trotz DVO – Maisfruchtfolgen sinnvoll gestalten Der Mais hat aufgrund seines hohen Leistungspotenzial in vielen Regionen Anteile an der Ackerfläche von über 50 %. Damit diese die geforderte Nachhaltigkeit nicht gefährden, muss so einiges beachtet werden, wie Franz Unterforsthuber, Fachberater für Bayern, erläutert. D erartig hohe Maisanteile in der Fruchtfolge bergen die Gefahr von Erosion, einer Zunahme von Kalamitäten wie Rhizoctonia, diversen Blattkrankheiten und Schädlin- kräftigen Pfahlwurzel (besonders bei Raps und Ackerboh- nen) und die positive Humusbilanz sorgen nachhaltig für günstige Ertragseffekte über die gesamte Fruchtfolge. Le- gen wie Maiszünsler und Maiswurzelbohrer. Bei Silomais guminosen bringen zusätzlich Stickstoff in den Kreislauf: kommt die Strukturbelastung und die negative Humusbi- Auf schwächeren Böden sind standfeste Erbsen zu bevor- lanz hinzu. Durch Vorgaben der Düngeverordnung liegen zugen, wohingegen Ackerbohnen tiefgründige Böden lie- die erlaubten Düngermengen deutlich unter den tatsäch ben. Während Ackerbohnen und Erbsen mehrjährige An- lichen Entzugswerten von 4,3 kg N/t FM (32 % TS). Erst ab baupausen erfordern, sind Sojabohnen selbstverträglich. einem Ertrag von 650 dt/ha darf nach Düngebedarfser- Bei dieser Kultur ist die Reife der Sorte entscheidend für mittlung die maximale Stickstoffmenge von 240 kg/ha deren regionale Eignung: Frühe 000 Sorten (z. B. Sculptor) (inkl. Nmin) gegeben werden. Der tatsächliche Entzug liegt sind für weniger günstige Lagen (vgl. Körnermais K 210– mit 280 kg/ha deutlich darüber (Tab. 1). 240) und spätere mit höherem Ertragspotenzial für günsti- gere Standorte geeignet. Zwar kann der Mais den mineralisierten Bodenstickstoff hervorragend nutzen, braucht dazu aber eine sehr gute Mit Blick auf die DVO sollte man die Körnermaissorte vor Bodenstruktur und -fruchtbarkeit. Daher muss es Ziel sein, Weizen mit Bedacht wählen. Frühe Körnermaissorten mit über die Fruchtfolge und mithilfe geeigneter Bestandes- kompakter Restpflanze und geringer Fusariumanfälligkeit führung die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern, den Stick- verursachen weniger Strohrückstände und ein geringeres stoff im Nährstoffkreislauf zu halten, die Nährstoffe für die Fusariumrisiko. Bis Ende September/Anfang Oktober gesä- Pflanzen verfügbar zu machen und diese gesund zu hal- ter Weizen bringt aufgrund guter Vorwinter-Entwicklung ten. Die Lösungsansätze liegen in einer breiteren Frucht- stabilere und höhere Erträge. Verrottet das Maisstroh zum folge, angepasstem Zwischenfruchtanbau mit Mulchsaat Teil bereits im Herbst, erleichtert dies das Wachstum des und konsequenter Feldhygiene. Weizens im Frühjahr. Bereits bestockter Weizen lässt sich ohne Risiko verhalten andüngen und es bleibt mehr Stick- Vorfruchteffekte für die N-Bilanz gezielt nutzen stoff für die spätere Ertrags- und Qualitätsdüngung übrig. Die gezielte Nutzung von Vorfruchteffekten wird bei redu- Proteinstarke Weizensorten setzen diesen Stickstoff dann zierter N-Düngung immer wichtiger. Dies führt zwangsläu- sowohl in Ertrag als auch in Protein um. fig zu breiteren Fruchtfolgen. Vor allem Raps mit anschlie- ßender Zwischenfrucht oder Leguminose ergänzen den Zwischenfrucht und Mulchsaat einseitigen Maisanbau sehr gut. Die Struktureffekte der Zwischenfrüchte sind die ideale Ergänzung zu maislastigen Fruchtfolgen. Sie bieten ein zusätzli- ches Fenster zur Ausbringung organi- Tab. 1: Mais in der Düngeverordnung scher Düngung, sind Humusbildner Kultur dt/ha (4,3 kg/dt) Restpflanze Vorgabe Nmin Erlaubte Erntegut Entzug N kg/ha N kg/ha kg/ha* N-Düngung N-Bilanz und verbessern die Bodenstruktur. Sie N kg/ha DBE kg/ha liefern Futter für das Bodenleben, be- KM 100 138 90 210 50 160 22 schatten die Böden und bieten als SM 500 215 210 50 160 -55 Mulch Schutz vor Erosion und Wasser- SM 600 258 230 50 180 -78 verlust aus der Bodenoberfläche. Zu- sätzlich werden in der vegetationsar- SM 650 280 240 50 190 -90 men Zeit die Nährstoffe in der Wurzel- SM 700 301 240 50 190 -111 zone gehalten bzw. mit Leguminosen SM = Silomais 32 % TM, KM = Körnermais 86 % TM, DBE = Düngebedarfsermittlung, * theoretisch angenommener Wert Quelle: nach Angaben Gelbes Heft: Stand 2018 bis zu einem Anteil von 74 % zusätzlich 12 praxisnah 1 | 2019
Abb. 1: Aussaatfenster für Zwischenfrucht-Mischungen in Maisfruchtfolgen Jul Aug Sep Okt Bemerkungen Mit Leguminosen (groß- und kleinkörnig) Mit Phacelia, Klee und später blühendem Ölrettich Mit Phacelia, Rauhafer und Ohne Feldhygiene geht es nicht! früh blühendem Ölrettich Sowohl nach der Silomais- als auch nach der Körner- Mit Senf maisernte ist eine konsequente Mulcharbeit zur Schäd- Mit winterharten Kruziferen lingsbekämpfung und für eine raschere Strohrotte einzu- planen. Bei einer Erntetechnik von 8 oder mehr Reihen Winter- roggen Späte Aussaat bleiben hier viele schwer verrottbare Stängel unbeschadet stehen, in denen der Maiszünsler gut geschützt über den Möglicher Düngezeitraum bis 30.9. Winter kommt (s. Bild 1). Je feiner das Material zerkleinert wird, desto rascher erfolgt die Umsetzung und Humusbil- Stickstoffmengen in den Kreislauf gebracht, die in der Dün- dung, desto geringer ist das Fusariumrisiko für den Weizen. geverordnung nicht angerechnet werden. Die Intensität der Zerkleinerung ist noch wichtiger gewor- den, nachdem die N-Ausgleichsdüngung nicht mehr er- Allerdings treten die Effekte nur ein, wenn einige Grund- laubt ist und der benötigte Stickstoff aus dem Boden kom- sätze beachtet werden – z. B. die optimale Saatzeit. Es er- men muss. gibt sich für eine Maisfruchtfolge ein Aussaatkalender wie in Abb. 1 dargestellt. Mischungen mit hohem Leguminosen-Anteil können frü- her gesät werden, aber nicht im Kombination mit kampf- kräftigen Nicht-Leguminosen (z. B. Ölrettich). Bei den Ölrettich-Sorten sind die Unterschiede in Anfangsentwick- lung, Blühneigung und das Abfrierverhalten zu beachten. Früh blühender Ölrettich oder Senf sollten eher später ge- sät werden, damit sie nicht zur Reife kommen. Für spätere Saattermine ab Ende August kommt Senf ins Spiel. Hier ist die rasche oberirdische Entwicklung für eine gute Un- krautunterdrückung und ein sicheres Abfrierverhalten entscheidend. Wird es noch später mit der Aussaat, sind für eine sichere Entwicklung mit effektiver Nährstoffaufnahme Bild 1: Hier wurde es dem Maiswurzelzünsler leicht gemacht. winterharte Kulturen erforderlich. Möglich ist hier eine Kreuzblütler-Mischung (z. B. viterra® WASSERSCHUTZ) oder Fazit auch für die ganz späten Termine Anfang Oktober ein Silomais wird nach DVO deutlich unter Entzug gedüngt Grünschnitt- oder Winterroggen. und nach Körnermais darf kein Stickstoff mehr zur Be schleunigung der Strohrotte gegeben werden. Zudem ist Zwischenfrüchte sollten nicht im grünen Zustand im Mais stärker auf die Bodenfruchtbarkeit angewiesen als www.praxisnah.de/201915 Herbst umgebrochen werden, da so der organisch gebun- andere Kulturen. Daher ist das Mineralisierungspotenzial dene Stickstoff zu schnell mineralisiert und ausgewaschen der Böden gefragt und Mais ist in der Lage, diesen Stick wird. Lieber den Bestand über Winter stehen lassen, um stoff sehr effektiv zu nutzen. Im Rahmen der Fruchtfolge dann den Mais mit Mulchsaat in das abgestorbene Mate- müssen die Humusbilanz ausgeglichen und strukturför rial auszubringen. Mais eignet sich hervorragend für dieses dernde Maßnahmen über eine breitere Fruchtfolge mit Anbauverfahren. Voraussetzung jedoch ist eine sorgfältige wurzelstarken Kulturen und über gezielten Anbau von und tiefe Bodenbearbeitung zur Zwischenfrucht. Zwischenfrüchten unternommen werden. praxisnah 1 | 2019 13
Sie können auch lesen