Fachinformationen für die Landwirtschaft

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Fachinformationen für die Landwirtschaft
Ausgabe 1 · Januar 2019
43969

                                              Züchtung · Produktion · Verwertung

        Fachinformationen für die Landwirtschaft

         Klimawandel:
         Vielfalt ist die beste Versicherung
         Pflanzenschutz:
         Resistenzschutz mit Sortenwahl

         Mais: Mit und trotz DVO – Maisfruchtfolgen sinnvoll gestalten
         Hafer: Mit der Produktionstechnik Ertrag und Qualität steuern
         Grobleguminosen: Anbau, Wirtschaftlichkeit, Vermarktung
         Sommerraps: Interessante Alternative für das Frühjahr
Fachinformationen für die Landwirtschaft
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Anmerkungen zur praxisnah?                                                                      Impressum
                                                                                                Herausgeber und Verlag,
Dann rufen Sie uns gerne unter 0511-72 666-242 an oder faxen Sie uns an die                     Druck und Vertrieb:
0511-72 666-300. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihre praxisnah-Redaktion!                         PubliKom Z
                                                                                                Verlagsgesellschaft für Zielgruppen-
An unsere Leserinnen: Formulierungen wie Landwirt/Betriebsleiter etc. meinen auch immer         Publizistik und Kommunikation mbH
Landwirtinnen und Betriebsleiterinnen. Zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichten wir auf   Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel
das Ausschreiben beider Geschlechterformen bzw. auf die Verwendung des neutralen, aber in der   Tel.: 0561-60280-450, Fax: 0561-60280-499
Regel deutlich sperrigeren Oberbegriffes. Wir bitten um Ihr Verständnis.                        E-Mail: info@publikom-z.de

                                                                                                Redaktion:
                                                                                                Verantwortlich: Dr. Anke Boenisch,
     Die Kontaktdaten unserer
     Dr. Steffen Beuch        Autoren
                          Henning Jonas                                                         Eisenstr. 12, 30916 Isernhagen HB,
                                                                                                Tel. 0511-72 666-242
     Nordsaat Saatzucht GmbH                          LWK Schleswig-Holstein
     Bei inhaltlichen Fragen zu einzelnen Artikeln wenden Sie sich bitte direkt an diese.
     Tel. 03 83 09-13 08                              Fachbereich Pflanzenschutz
                                                                                                Satz/Layout:
     s.beuch@nordsaat.de                              Tel. 0 43 81-900 99 41
                                                                                                alphaBIT GmbH, Hannover,
                                                      hjonas@lksh.de
                                                                                                www.alphaBITonline.de
     Dr. Anke Boenisch
     Redaktion praxisnah                               Rainer Kahl                              Bildnachweis:
     Tel. 0511-72 666-242                              RAPOOL-RING GmbH
                                                                                                Titel: Landpixel
                                                       Tel. 0 43 51-736 135
                                                                                                S. 3: praxisnah
     Sven Böse                                         r.kahl@npz.de
                                                                                                S. 4/5: praxisnah
     Leiter Fachberatung
                                                                                                S. 6: Henne
     Tel. 0511-72 666-251                              Dipl. Ing. agr. Günter Stemann
                                                                                                S. 7: SAATEN-UNION
     sven.boese@saaten-union.de                        FH Südwestfalen
                                                                                                S. 9: Kachelmann, SAATEN-UNION, Hanse Agro
                                                       Fachbereich Agrarwirtschaft
                                                                                                S. 10: Boenisch
     Thies Hansen                                      Tel. 0 29 28-97 00 20
                                                                                                S. 13: praxisnah, SAATEN-UNION, Unterforsthuber
     P. H. Petersen Saatzucht GmbH                     stemann.guenter@fh-swf.de
                                                                                                S. 14/15: Kahl
     Tel. 0 46 36-890
                                                                                                S. 16: Boenisch
     t.hansen@phpetersen.com                           Katrin Stevens
                                                                                                S.17: RAPOOL-RING
                                                       FH Südwestfalen
     Ulrich Henne                                                                               S. 18/19: Stevens
                                                       Fachbereich Agrarwirtschaft
     LUB Ldw. Unternehmensberatung                                                              S. 20: P.H. Petersen, praxisnah
                                                       Tel. 0 29 21-378 3182
     Tel. 0172-4 11 22 89                                                                       S. 21: Kahl/RAPOOL-RING, P. H. Petersen
                                                       stevens.katrin@fh-swf.de
     u.henne@kabelmail.de                                                                       S. 22/23: praxisnah
                                                       Franz Unterforsthuber                    S. 24/25: Rudolph
                                                       Fachberater für Bayern/Südbayern
                                                                                                Bezugspreis:
                                                       Mobil 0170-922 92 63
                                                                                                jährlich 9,60 €, Einzelheft 2,40 €,
                                                       franz.unterforsthuber@saaten-union.de
                                                                                                zuzüglich Versandkosten

                                                                                                Erscheinungsweise:
                                                                                                viermal jährlich: 30. Jahrgang; ISSN: 2198-6525
                                                                                                Alle Ausführungen nach bes­tem Wissen unter
                                                                                                Berücksichtigung von Versuchs­er­geb­nissen und
                                                                                                Beobachtungen. Eine Gewähr oder Haftung für
                                                                                                das Zutreffen im Ein­­zelfall kann nicht übernom-
                                                                                                men werden, weil die Wachs­tumsbedingungen
                                                                                                erheblich­en Schwan­kungen unterliegen. Bei allen
                                                                                                An­­bau­empfehlungen handelt es sich um Bei-
                                                                                                spiele, sie spiegeln nicht die aktuelle Zulassungs­
                                                                                                situation der Pflanzenschutzmittel wider und
                                                                                                ersetzen nicht die Einzelberatung vor Ort.

                                                                                                Copyright:
                                                                                                Alle Bilder und Texte in unserer Publikation
                                                                                                unterliegen dem Urhe­berrecht der angegebenen
                                                                                                Bildquelle bzw. des Autors/der Autorin! Jede Ver-
                                                                                                öffentlichung oder Nutzung (z. B. in Printmedien,
                                                                                                auf Websites etc.) ohne schriftliche Einwilligung
                                                                                                und Lizenzierung des Urhebers ist strikt untersagt!
                                                                                                Nachdruck, Vervielfältigung und/oder Veröffent-
                                                                                                lichung bedürfen der ausdrück­lichen Genehmi-
                                                                                                gung durch die Redaktion.

                                                                                                           klimaneutral
                                                                                                           natureOffice.com | DE-219-010748
                                                                                                           gedruckt

                                                                                                Jede Art der industriellen Produk­tion erzeugt
                                                                                                klimaschädliches CO2. Wir gleichen das bei dem
                                                                                                Druck der praxisnah freigesetzte CO2 in einem
                                                                                                Aufforstungsprojekt in Panama aus. Das Projekt
                                                                                                neutralisiert in der Atmosphäre befind­liches CO2.
Fachinformationen für die Landwirtschaft
Themen
Klimawandel
„Vielfalt ist die beste Versicherung“
2

Ackerbau
Kurs ändern, alt Erlerntes passt oft
nicht mehr!                                                    Dr. Anke Boenisch
                                                               Redaktion
6

Klima und Landwirtschaft
Das Wetter ändert sich –
wie gehen wir damit um?                 Mit und an
9

Pflanzenschutz
                                        Veränderungen wachsen
Resistenzschutz mit Sortenwahl –        Liebe Leserinnen und Leser,
diesmal muss es funktionieren!          zwei Themen/Begriffe ziehen sich wie ein roter Faden –
10                                      bzw. wie zwei rote Fäden – durch diese Ausgabe der
                                        praxisnah, mit der wir Ihnen hoffentlich wertvolle
Fruchtfolge
                                        Anregungen geben können.
Mit und trotz DVO – Mais­fruchtfolgen
sinnvoll gestalten                      Zum einen geht es um „Vielfalt“: Niemand bestreitet mehr,
12                                      dass das Klima sich wandelt – und dass dieser Wandel
                                        Auswirkungen (auch) auf die Landwirtschaft hat. Kann
Hafer                                   man mit mehr Vielfalt auf dem Acker stabilere Verhältnisse
Mit der Produktionstechnik Ertrag und   schaffen und wenn ja, wie muss diese Vielfalt aussehen?
Qualität steuern                        Welche Kulturarten stehen zur Verfügung? Wie beeinflus-
14                                      sen sie die Wirtschaftlichkeit der Fruchtfolge (Groblegu-
                                        minosen)? Wie kann man Qualität über die Produktions-
Sommerraps                              technik steuern (Hafer)? Und welche Möglichkeiten der
Interessante Alternative                Vermarktung gibt es (Ackerbohne)?
im Frühjahr                             Zum anderen geht es um „Veränderungen“, die nicht zwin-
17                                      gend etwas mit dem Klima zu tun haben, sondern z. B.
                                        politischen Vorgaben folgen müssen – hier knüpfen wir
Körnerleguminosen
                                        thematisch nahtlos an die Ausgabe 4/2018 an. Dieser
Anbau und Wirtschaftlichkeit von
                                        Wandel kann fast alle Bereiche eines landwirtschaftlichen
Ackerbohnen und Erbsen                  Betriebes betreffen: die Fruchtfolge, die Produktionstech-
18                                      nik, den Pflanzenschutz und auch die Vermarktung. Dabei
Ein Versuchstechniker berichtet         gilt es, die komplexen Wechselwirkungen, mit denen wir
                                        es im Ackerbau zu tun haben, besser zu verstehen und um-
Meine Anbauerfahrungen mit der
                                        fassend für unsere Zwecke zu nutzen.
Ackerbohne
20                                      Scheuen Sie sich nicht, sich bei Fragen oder Diskussions­
                                        bedarf an die Autorinnen und Autoren zu wenden.
Ackerbohne
                                        Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.
Wachsender Markt:
Die Ackerbohne als Lebensmittel
22

Zwischenfrüchte
Das richtige „Kraftfutter“ für Bienen
24

                                                                        praxisnah 1 | 2019          1
Fachinformationen für die Landwirtschaft
Klimawandel

     „Vielfalt ist die
     beste Versicherung“
In den letzten 25 Jahren gab es deutschlandweit neun
„Trockenjahre“, drei davon mit ausgeprägten Dürreschäden.
Wie wirkt sich Trockenstress auf die Erträge aus und wie
können wir über Fruchtfolge und Sorte gegensteuern?

     S  o heiß und trocken von Frühjahr bis Sommer wie 2018
        war es in Deutschland noch nie seit Beginn der Wetter-
     aufzeichnungen, vor allem im Norden und im Osten kam
     es zu starken Dürreschäden. Verstärkt wurden diese bei
     den Winterungen durch die ungünstige Jugendentwick-
     lung im Norden bei mehrmonatiger nasser und kalter
     Witterung. Starke Dürreschäden gab es auch 2011 nach
     einer extremen Frühjahrs­trockenheit und vor allem 2003,                                   Fazit 1 Jedes dritte Jahr ist mittlerweile ein Trocken-
     gepaart mit Auswinterungsschäden. Davon abzugrenzen                                                 jahr, jedes dritte davon wiederum ein Dürrejahr
     sind Trockenjahre mit geringeren Schäden wie 2006 und                                               mit größeren Ertragseinbrüchen.
     1996 und solche mit eher mäßigem Trockenstress wie 2017
     und 2015, die von den meisten Kulturen problemlos                                          Trockenstress hat viele Gesichter
     gemeistert wurden.                                                                         In Abb. 1 werden die Trockenjahre der letzten 22 Jahre ver-
                                                                                                glichen, die vorherrschenden Witterungsabweichungen
      Abb. 1: Ertragsvergleich Trockenjahre                                                     sind für eine einfachere Interpretation nach den entspre-
      Trockenjahr = Trockenstress in den sensiblen Wachstumsphasen                              chenden Klimazonen bezeichnet1:
                   2018 2017 2015 2011 2006 2003 2000 1997 1996                                 ➤ T rockene Witterung: „arid“ = trocken/sehr warm,
     Herbst                                                                                        „mediterran“ = trocken/warm, „boreal“ = trocken/kalt.
                                                                                                ➤ F euchte Witterung: „ozeanisch“ = feucht/kühl,
     Winter                                                   ❆
                                                                                                   „humid“ = feucht/warm, „tropisch“ = feucht/sehr warm
     März
                                                                                                ➤N  ormale Witterung = „gemäßigt“
     April
                                                                                                Mit der Zusammenfassung von Wetterdaten über ganz
     Mai                                                                                        Deutschland und mehrere Monate verringern sich die
     Juni                                                                                       Witterungsausschläge. Kleinräumig und in kürzeren Zeit-
     Juli                                                                                       abschnitten sind diese noch viel stärker.
     August

                                   Ertragsstruktur2 (Winterweizen)                              Fazit 2 Jedes Trockenjahr ist einzigartig in seiner
                                                                                                         Witterungskonstellation, wird sich so also
     Ähren/m2         --       -      ++     ---      +      ---      --         0   0
                                                                                                         nicht wiederholen.
     Körner/Ä         0       +       --      +       --      +       --         -   --
     TKM              -       0        +      0        -       -     ++          0    +         Wie beeinflusst Trockenstress die Ertragsbildung?
                       Ertragsleistung Fruchtarten rel. (100 = 2009–2018)                       Je nachdem, zu welchen Entwicklungsabschnitten Tro-
     WiWeizen         89     101      107    93      95      86      96      96      96
                                                                                                ckenstress auftritt, wirkt er sich unterschiedlich auf die Er-
                                                                                                tragsstruktur aus. Grundsätzlich gilt: Je früher er eintritt,
     WiGerste         89    107       112    83      93      77      93      95      82
                                                                                                umso größer der potenzielle Ertragsverlust, umso höher
     SoGerste         93    102       102    92      87      91      87      92      98
                                                                                                sind andererseits die Kompensationsmöglichkeiten der
     Körnerraps 75           89       107    80     103      80      92      88      64
                                                                                                Pflanze. Je später er auftritt, umso geringer die Ertragsbe-
     Silomais         80     111      96     111     92      88      105     102     101        einträchtigung, jedoch auch umso endgültiger. Hier einige
     Zuckerrübe 95           116      100   103      80      74      85      71      70         Beispiele bei Weizen, für den die Ertragsstruktur in Abb. 1
     ❆ Auswinterung                                                                             dargestellt ist: Die späte Trockenheit 2006 mit schneller
     Witterungslage1)
       gemäßigt arid       tropisch   mediterran   boreal   humid    ozeanisch                  Abreife beeinträchtigte die Kornausbildung. Allerdings war
                                                                                                ja bereits über eine knapp mittlere Korndichte ein Großteil

     2                praxisnah 1 | 2019                                                   1
                                                                                           2
                                                                                               Details zur Abgrenzung finden sich in der Langfassung des Beitrags unter www.praxisnah.de
                                                                                               + + + + = sehr hoch, 0 = mittel, - - - - = sehr gering
Fachinformationen für die Landwirtschaft
Europaweit erobert sich Hybridweizen Anbauareale insbesondere auf Stressstandorten.

des Ertrages fixiert, die Verluste hielten sich also in Gren-         Bei Getreide – insbesondere Winterweizen und den Som-
zen. Die Frühjahrstrockenheit 2017 führte zu sehr dünnen              merungen – ist eine zeitig einsetzende Kornfüllung bei
Beständen, die gerade deshalb dichter einkörnten. Die hö-             Sommertrockenheit vorteilhaft. Hinzu kommt bei allen
here Konkurrenz um Assimilate innerhalb der Ähre wiede-               Kulturen, dass spätere Genotypen ein längeres und meist
rum führte dann zu eher knappen TKM meist unter 50 g,                 auch üppigeres Systemwachstum aufweisen und deshalb
trotzdem stimmten am Ende die Erträge.                                mehr Wasser benötigen.

Die wüchsige Herbst- und Frühjahrswitterung 2015 for-                 In einzelnen Jahren sind jedoch eher spätere Sorten im
cierte sehr hohe Bestandesdichten, um ca. 650 Ä/m² auf                Vorteil. Bei Weizen z. B. war das 2018 und 2011 der Fall. Die
typischen Weizenstandorten. Die höhere Triebkonkurrenz                Gründe hierfür sind unterschiedlich: 2011 konnten langle-
führte zu einer geringen Einkörnung, die wiederum eine                bigere Sorten die feuchtkühle Juliwitterung besser für die
optimale Versorgung der Kornanlagen und damit eine                    Kornfüllung nutzen. 2018 war von der frühen Notreife her
hohe TKM sicherstellte. 2011 führte die Frühjahrsdürre zu             eigentlich prädestiniert für frühe Sorten. Allerdings nicht
den wohl dünnsten Getreidebeständen der letzten Jahr-                 nach dem letzten Frühjahr: Nach einer monatelangen
zehnte. Trotzdem hielten sich die Ertragsverluste in Gren-            Nässe- und Kältephase startete das Wachstum Anfang
zen: Die geringe Triebkonkurrenz gestatteten die Entwick-             April direkt mit sommerlichen Temperaturen in den zuneh-
lung vieler Körner, die Juniniederschläge dazu noch eine              menden Langtag. Frühe Sorten wurden temperaturge-
mittlere TKM.                                                         steuert geradezu ins Schossen gezwungen und schafften
                                                                      so häufig nur mangelhafte Korndichten, die aufgrund des
Infolge der komplexen Wechselwirkungen zwischen                       zunehmenden Trockenstresses nicht über die TKM kom-
Genetik und Umwelt haben immer wieder andere Ertrags-                 pensiert werden konnten. Die langtagbetonteren, späteren
typen die Nase vorn – oft sogar unterschiedliche im glei-             Sorten hatten einige Tage mehr Zeit dafür, stabilisierten
chen Versuch!                                                         mehr Nebentriebe und konnten deren Ährchenanlagen
                                                                      besser ausdifferenzieren.
Fazit 3 Trockenjahre wirken sich unterschiedlich
        auf die Ertragsstruktur auf. Es gibt keinen                   Fazit 4 Frühe Sorten sind vorteilhaft bei Sommer-
        begünstigten Sortentyp.                                               trockenheit. Nach schwierigem Frühjahr oder
                                                                              feuchten Sommern punkten oft späte Sorten.
Sind frühe Sorten trockentoleranter?
Sorten mit früh einsetzender generativen Entwicklung sind             Welche Früchte sind trockentolerant?
bei langjähriger Betrachtung trockentoleranter. Zu erklä-             In Abb. 1 sind die Ertragsleistungen einiger Fruchtarten
ren ist dies mit der zunehmend negativen klimatischen                 in den Trockenjahren verglichen. Die bundesweite Be-
Wasserbilanz ab April. Bei Mais und Leguminosen begüns-               trachtung ist nur bei Fruchtarten mit entsprechender
tigt eine frühe Blüte die ungestörte Befruchtung ohne Blü-            Verbreitung möglich und auch nicht bei Körnermais, der
tenabwurf bzw. vertrocknete Narbenfäden.                              in Trockenjahren oft zu Silomais umgewidmet wird.

                                                                                                       praxisnah 1 | 2019        3
Fachinformationen für die Landwirtschaft
Für alle Fruchtarten gilt: Hybriden sind langjährig stress-
und damit auch trockentoleranter als Liniensorten. Sie ha-
ben eine höhere physiologische Aktivität („Heterosis“), die
sich auch in einem leistungsfähigeren Wurzelsystem nie-
derschlägt. Bei Raps, Roggen und Weizen wurde dies be-
reits in den 90er Jahren mehrjährig durch Tensiometer-
und Lysimeterversuche der Universität Rostock belegt.

Wintergerste
Wintergerste nutzt die Winterfeuchte effizienter als andere
Getreidearten. Mit „mediterranen“ Wetterlagen im späten
Frühjahr bzw. Frühsommer kommt diese Frucht deshalb
sehr gut zurecht, drosch 2017 und 2015 deshalb sogar                     Neue leistungsfähige Braugersten sind eine lukrative
                                                                                      Fruchtfolgebereicherung.
mehr als der Winterweizen. Weil andererseits die Kornfül-
lung früh endet, kann Wintergerste, besonders zweizeilige,
zu dünne Bestände weniger über die Ährenausbildung                Mais und Rüben
kompensieren. „Aride“ Witterung im Herbst und Frühjahr            Mais und Zuckerrüben profitieren eher von trockenen
führte deshalb 2011 und 1996 zu stärkeren Ertragseinbu-           Frühjahren wie 2017 und 2011. Sie haben dann noch einen
ßen. Die schwachen Erträge 2003 sind eher auf Auswinte-           sehr geringen Wasserbedarf und profitieren von den dann
rungen zurückzuführen.                                            meist höheren Temperaturen. Ihr großer Vorteil ist die Nut-
                                                                  zung der Sommerniederschläge. Fehlen diese (2018, 1997),
Weizen                                                            oder auch Wärme im Frühjahr oder Sommer (2006, 1996),
Winterweizen brach bundesweit nur in den Trockenjahren            fällt der Ertrag empfindlich ab. Bei Mais führt ein arider Juli
2018 und 2003 stärker im Ertrag ein. Dünne Bestände nach          regelmäßig zu Ertragseinbrüchen aufgrund von Befruch-
Frühjahrstrockenheit werden von dieser Frucht über die            tungsproblemen. Bei der nur vegetativ genutzten Rübe
Einkörnung sehr gut kompensiert, wenn sich der Trocken-           entfällt diese Unsicherheit – 2018 ein großer Vorteil!
stress im Juni entspannt (z. B. 2017). Auch mit einer gemä-
ßigten Sommertrockenheit kommt Winterweizen gut zu-               Körnerraps
recht, wenn die Jugendentwicklung passt (z. B. 2015).             Raps galt ursprünglich als Kulturpflanze „schwerer Stand-
Hingegen reagiert Weizen auf Trockenstress im späteren            orte in feuchten Lagen“ (Klapp 1967). Die modernen stress-
Frühjahr sehr empfindlich und zeigt dies auch optisch             toleranteren Rapshybriden kommen jedoch mit mäßigem
deutlich über Nekrosen und Reduktionserscheinungen.               Trockenstress sehr gut zurecht, das beweisen auch die
                                                                  hohen Vergleichserträge 2015. Die geringeren Erträge der
Roggen und Triticale                                              letzten drei Jahre sind multifaktoriell bedingt, dabei ver-
Diese Arten stehen auf Standorten mit geringerer Wasser-          stärkten phytosanitäre Probleme den Trockenstress. Als
kapazität, sind also stärker mit Trockenstress konfrontiert. Im   Kulturpflanze mit der frühesten Ertragsbildung leidet Raps
direkten Vergleich ist Roggen das trockentoleranteste Ge-         besonders unter sehr trockenen Frühjahren, zumal nach
treide. Dies ist neben dem leistungsfähigeren Wurzelsystem        unbefriedigender Herbstentwicklung (2018 und 1996).
vor allem der zügigen Jugendentwicklung und dem kleine-
ren Blattflächenindex zu verdanken. Der geringere Energie-        Leguminosen
bedarf ermöglicht ein frühes Ährenschieben zusammen mit           Ackerbohnen haben einen hohen Wasserbedarf. Sie kön-
Wintergerste, andererseits reift Roggen gemeinsam mit mit-        nen aufgrund ihrer tief reichenden Pfahlwurzel nach zeiti-
telfrühem Weizen ab, nutzt also auch spätere Niederschläge.       ger Aussaat mäßige Trockenheit zunächst gut überstehen.
                                                                  Noch mehr gilt das für die ebenfalls tief wurzelnde Lupine.
Sommergetreide                                                    Körnererbsen haben ein weniger tief reichendes Wurzel-
Sommergerste hat ein vergleichsweise wenig tief reichen-          system, tolerieren dennoch Frühsommertrockenheit bes-
des Wurzelsystem, benötigt aufgrund der geringeren Mas-           ser. 2017 und 2011 hingegen profitierte die spätere Acker-
sebildung jedoch auch wenig Wasser. Deshalb fällt diese           bohne von den Juliniederschlägen.
Frucht im Mittel der Trockenjahre ertraglich nicht stärker
ab als Wintergetreide. Ausnahme war 2006, wo Sommer-              Sojabohnen werden aufgrund ihrer Kälteempfindlichkeit
getreide nach einem staunassen Frühjahr und damit                 bei uns erst im Langtag gesät. Als Kurztagspflanze reagie-
schlechter Bewurzelung stärker unter der Sommertrocken-           ren sie darauf mit stärkerem vegetativen Wachstum und
heit litt. Eine rechtzeitige Aussaat als Voraussetzung für        zeitlich verzögerter Blüte. Wie alle Leguminosen leidet Soja
eine gute Jugendentwicklung ist noch wichtiger für Som-           zur Blüte am stärksten unter Trockenstress. Im Extremfall
merweizen und vor allem Hafer, wenn diese nicht auf gut           werden die Knöllchenbakterien inaktiv – zum Trocken-
Wasser führenden Böden stehen.                                    stress kommt dann auch noch Stickstoffmangel.

4           praxisnah 1 | 2019
Fachinformationen für die Landwirtschaft
gieren die unterschiedlichen Genotypen auf den Witte-
                                                                                                 rungsverlauf.

                                                                                                 Fazit 6Die beste Versicherung gegen Witterungs­-
                                                                                                         un­bilden ist ein genetisch breites Fruchtarten-
                                                                                                         und Sortenportfolio.

                                                                                                 Abb. 2 belegt dies anhand der kritischen Phasen der Er-
                                                                                                 tragsbildung, die sich bei den Fruchtarten zeitlich erheb-
                                                                                                 lich unterscheiden. Deshalb: Je größer die genetische Diver-
                                                                                                 sität einer Fruchtfolge, desto stabiler deren Gesamtleistung.

                                                                                                 Genetische Vielfalt lohnt jedoch nur mit Fruchtarten, die
                                                                                                 einzelbetrieblich auf die vorherrschenden abiotischen und
                                                                                                 biotischen Stressoren ausgerichtet sind. Landwirte in An-
Fazit 5Die Fruchtarten reagieren unterschiedlich und                                           baulagen mit regelmäßigem Trockenstress werden noch
         damit unvorhersehbar auf Trockenjahre.                                                  stärker bzw. neu auf Hybridroggen oder Hybridweizen set-
                                                                                                 zen. Solche mit besseren Böden können ein breiteres
Das gilt jedoch nur für die hier verbreiteten Fruchtarten.                                       Fruchtartenangebot nutzen bis hin zu Spezialitäten wie
Solche mit einer ausgeprägten Anpassung an Trocken­                                              Durum oder Winterbraugerste, beide mit steigenden Ver-
lagen sind bei uns (noch) nicht wettbewerbsfähig: Sonnen-                                        marktungspotenzialen.
blume als Pendant zu Raps oder Hirsen, in ariden Regionen
die Alternative zu Mais.                                                                         Nachhaltig sind erweiterte Fruchtfolgen nur, wenn sie
                                                                                                 sich auch rechnen. Zu berücksichtigen sind dabei ihre
Die Wetterkarten werden jedes Jahr neu gemischt                                                  vielfältigen Vorteile, vor allem auch in phytosanitärer
Man könnte die unterschiedliche Reaktion der Fruchtarten                                         Hinsicht oder im Hinblick auf die Düngeverordnung.
und Sorten auf Trockenstress noch differenzierter diskutie-                                      Berücksichtigt um diesen Fruchtfolgewert sind erwei­
ren bis hin zu Eigenschaften wie Begrannung, Blattberei-                                         terte Fruchtfolgen auch mit Extensivkulturen wie Legu­
fung oder Blattrollen! Das ändert jedoch nichts am Ergeb-                                        minosen oder Sommergetreide am Ende häufig wirt­
nis: Die Wetterkarten werden jedes Jahr neu gemischt,                                            schaftlich.
entsprechend unvorhersehbar und unterschiedlich rea-                                                                                              Sven Böse

           Abb. 2: Kritische Phasen der Ertragsbildung
           in Abhängigkeit von Temperatur und Niederschlag
                                                                                                                                                               Hochsommer
                                                                                                                                                Frühsommer

                                                                                                                                                                              Spätsommer
                                                                                                               Erstfrühling

                                                                                                                               Vollfrühling
                                                                                                Vorfrühling
                                         Frühherbst

                                                                       Spätherbst
                                                        Vollherbst

                                                                                      Winter

                       z. B. bis M. Sept.             E. Okt.        E. Nov.        M. Feb.    E. Mär.        E. Apr.         E. Mai          M. Jun.         E. Jul.       E. Aug.
          Körnerraps

          Wintergerste

          Winterroggen

          Winterweizen

          Ackerbohne

          Hafer/SoWeizen

          Sommergerste
                                                                                                                                                                                               www.praxisnah.de/201911

          Körnererbse

          Zuckerrübe

          Mais

          Sojabohne
            sehr kritisch,   kritisch,       Blüte, Latenzphase

                                                                                                                                                             praxisnah 1 | 2019            5
Fachinformationen für die Landwirtschaft
Ackerbau

      Kurs ändern, alt Erlerntes
      passt oft nicht mehr!
                            Teil 2

Der gleichnamige Artikel in der Ausgabe 4/2018 hat sich schwerpunktmäßig mit
Fruchtfolgen beschäftigt. Der 2. Teil bearbeitet jetzt pflanzenbaulich die Themen
Acker­hygiene und Gründüngung und bewertet diese monetär.                                          Ulrich Henne

      I. Feldhygiene – die Grundlage des Ackerbaues                      3. Die „Grüne Brücke“ ist phytosanitär
      Enge Fruchtfolgen, Frühsaaten im Herbst sowie der Wunsch               besonders schädlich!
      nach einfacher und schneller Arbeitserledigung haben               Vielfach werden die Äcker zwar nach der Ernte schnell
      vielfach zu einer schleichenden Vernachlässigung der               bearbeitet, grünen dann aber über längere Zeit vollkom-
      ackerbaulichen Sorgfalt geführt. Zunehmende Resistenz-             men ungestört durch, sodass einige Unkrautarten bis zur
      bildung und Restriktionen zwingen zum kurzfristigen Um-            Samenbildung kommen. Bei einer warmen Sommer- und
      denken und Handeln.                                                Herbstwitterung entwickeln sich viel schneller boden-
                                                                         und blattbürtige Pilzkrankheiten als im Frühjahr und auch
      1. Äcker vertragen nur in begrenztem Umfang                       Insekten und Schnecken können sich vermehren. Der
          Fremdbewuchs                                                   Bewuchs muss daher bis zur Neuaussaat im Herbst regel­
      Ausfallgetreide belastet die nachfolgende Kultur nur in            mäßig bearbeitet werden. Glyphosat ist nicht in der Lage,
      dem Anbaujahr. Dauerprobleme schaffen Ausfallraps, des-            gleichzeitig Konditionierung von Ernterückständen und
      sen Samen auf schweren Böden über 10 Jahre lebensfähig             Bewuchsmanagement zu bewerkstelligen.
      bleiben, Ackerfuchsschwanzsamen mit bis zu 20 Jahren
      Lebensfähigkeit im Boden und diverse Unkräuter mit einer           4. Nacherntemanagement durch konsequent
      Überlebensdauer von bis zu 60 Jahren. Beim Ausfallsamen-               flache Bodenbearbeitung statt durch Glyphosat
      management geht es also darum, einen ausgeglichenen                Nacherntemanagement erfordert eine zeitlich angepasste,
      Besatz zu managen, mit dem die Kulturen fertig werden              mehrfache und konsequent ganzflächig abschneidende
      und der keinen wirtschaftlichen Schaden verursacht.                Bodenbearbeitung! Den Herstellern von Bodenbearbei-
                                                                         tungsgeräten ist es bisher noch nicht gelungen, mit geeig-
      2. Pilzbelastete Ernterückstände haben                            neten Gerätereihen die Lücke zu schließen, die sich durch
          mehrjährige Nachwirkungen                                      den Verlust von Glyphosat ergeben hat.
      Eine sehr bedeutsame Maßnahme der Feldhygiene ist das
      Management der Ernterückstände, an denen sich meist                5. Mut und Weitsicht zur Neubestellung von
      mehrere Pathogenen befinden. Ernterückstände müssen                    misslungenen Flächen
      schnell verrotten, damit die Vermehrungszyklen unterbro-           Zur Feldhygiene gehört auch, nicht reparable bzw. miss-
      chen werden. Dazu muss das organische Material durch               lungene (Teil)flächen konsequent neu zu bestellen und
      Erntemaschinen und Bodenbearbeitungsgeräte nicht nur               ggf. zu brachen. Es macht keinen Sinn, einen Restertrag auf
      gut verteilt, sondern auch gespleißt werden.                       Kosten einer langjährigen Belastung des Feldes zu erzielen!
                                                                         Denn: „Äcker haben ein langes Gedächtnis!“

               „Die Werkzeugkiste für pflanzenbauliche Reparaturmaßnahmen leert sich aus verschiedenen Gründen immer schneller.“

      6          praxisnah 1 | 2019
Fachinformationen für die Landwirtschaft
II. Gründüngung – die Herausforderung in                               dungs- und Durchwurzelungsleistung. Zur Wieder-Inkul-
Fruchtfolgen                                                           turnahme ist die 30-fache Wirkstoffmenge Glyphosat an-
Der Anbau von Zwischenfrüchten zum Zwecke der Grün-                    stelle eines modernen Graminizides erforderlich!
düngung ist nichts Neues. Dieses Verfahren kommt über-
wiegend bei speziellen Anwendungen, z. B. zur Nemato-                  2. Strukturbildung
denbekämpfung oder zum Erosionsschutz, zum Einsatz.                    Die Klimamodelle prognostizieren die Zunahme wärmerer
                                                                       und nasserer Winter. Damit ist mit weniger Strukturbildung
1. E
    inordnung von Gründüngung in Fruchtfolgen                         durch tief gehende Bodenfröste zu rechnen. Nässe über
   und phytosanitäre Bewertung                                         Winter und die prognostizierten zunehmenden Starkrege-
Die Fruchtfolgen müssen wegen zunehmender phyto­                       nereignissen im Sommer gefährden die Bodenstruktur.
sanitärer Probleme vielfältiger werden. Zusätzlich führen              Wenn Bodenstrukturbildung aufgrund klimatischer Ent-
Krumenbasisverdichtungen zu Problemen mit der Boden-                   wicklungen immer problematischer wird, gewinnen tief
struktur und der Durchwurzelbarkeit des Unterbodens.                   wurzelnde Kulturen wie spezielle Zwischenfruchtmischun-
Das Spektrum von Sommerkulturen zur Erweiterung von                    gen stark an Bedeutung. Eine intensive Bewurzelung, die
Winterkulturfruchtfolgen ist jedoch begrenzt. Wärmebe-                 auf mindestens 1 Meter Bodentiefe geht, benötigt eine
dürftige Kulturen, z. B. Körnermais und Sojabohnen, wer-               Wachstumszeit von mindestens 3 Monaten. Um den er-
den aus klimatischen Gründen mittelfristig nicht bundes-               tragsentscheidenden Unterboden strukturell zu verbes-
weit anbauwürdig werden. Zuckerrüben haben nur regio-                  sern, müssen demnach tief wurzelnde Zwischenfrüchte
nale bzw. einzelbetriebliche Bedeutung und heimische                   spätestens Anfang August ausgesät werden. Das ist nur
Körnerleguminosen werden von der Landwirtschaft be-                    nach einer früh räumenden Vorfrucht möglich!
dauerlicherweise weiterhin mit Argwohn betrachtet.
Was noch bleibt, sind die Sommergetreidearten. Versuche                3. Hohe Nmin-Werte nach der Ernte und
­zeigen, dass diese nach einer gelungenen „Vorfrucht                      im Spätherbst
 Gründüngung“ ertragsstabiler sind (s. Tabelle 1).                     Die Nmin-Werte sind nach der Ernte und im Spätherbst
                                                                       auch bei normaler Jahreswitterung recht hoch. Zumindest
Zwischenfruchtmischungen, die Varietäten beinhalten, die               im Norden hat sich der sichtbare Beginn der N-Minerali­
bereits in der Fruchtfolge vertreten sind, bringen keine po-           sation aus der Bodenmineralisation auf frühestens Ende
sitive phytosanitäre Leistung, denn ein deutlicher Besatz              Juni verschoben. Damit können Raps sowie Winter- und
mit Ausfallgetreide oder Ausfallraps ist fruchtfolgetech-              Sommergetreide diese N-Quelle nicht mehr ausreichend
nisch schädlich! Hinzu kommt, dass vielfach nur ein ver-               nutzen. Nur Zuckerrüben und Mais sind dann noch in der
hältnismäßig kurzes Saatzeitfenster zur Verfügung steht                Lage, den bodenbürtigen Stickstoff aufzunehmen. Nach
und so die Möglichkeiten einer sorgfältigen Stoppelbear-               der Ernte können hohe Nmin-Werte nur von gelungenen
beitung eingeschränkt werden.                                          Raps- und Gründüngungsbeständen gebunden werden.
                                                                       Raps hat aber seinerseits das Problem, dass er viel Stick-
In zweikeimblättrigen Zwischenfruchtkulturen sind keine                stoff hinterlässt. Den Ausfallraps monatelang wachsen zu
selektiven Graminizide zur Ausfallgetreidebekämpfung                   lassen, ist phytosanitär absolut unvertretbar! Die Einsaat
zugelassen. Zwischenfruchtbestände mit stärkerem Besatz                einer fruchtfolgeverträglichen Gründüngung, z. B. Hafer,
an Getreidedurchwuchs vermehren nicht nur Getreide-                    nach zweimaliger sehr flacher Stoppelbearbeitung bindet
krankheiten, sondern haben auch eine schlechtere N-Bin-                bis zur späteren Weizenaussaat viel Stickstoff.

Tab. 1: Vorfruchtwert verschiedener Zwischenfrüchte gemessen am Mehrertrag von
Sommergerste nach Zwischenfruchtanbau zur Futternutzung und Gründüngung im
Vergleich zur Brache im Mittel von 5 Jahren
                            Mehrertrag von Sommergerste          Relativer Mehrertrag
                                 bei Gründüngung          durch Wurzeln         durch den
                            (Aufwuchs- und Wurzelmasse)   und Stoppeln          Aufwuchs
Zwischenfrucht                          dt/ha                  (%)                  (%)
Winterrübsen                                 8,7               74                  26
                                                                                                                                    www.praxisnah.de/201912

Welsches Weidelgras                          6,2               81                  19
Erbsen/Lupinen                               7,4               49                  51
Senf                                         5,5               62                  38
Ölrettich                                    5,9               44                  56
Raps                                         5,3               40                  60
Phacelia                                     5,0               40                  60
Quelle: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

                                                                                                       praxisnah 1 | 2019       7
Fachinformationen für die Landwirtschaft
Körnerleguminosen als Zwischenfrucht hinterlassen eben-                                             „Die Arbeitserledigung muss sich wesentlich stärker an
        falls hohe N-Restmengen. Der Anbau von Raps nach Kör-                                                     phyto­sanitären Erfordernissen orientieren!“
        nerleguminosen löst nur ein Teil des Problems. Auch bei ei-
        nem Doppel-Fruchtwechsel reagiert der 2. Weizen mit ei-                                    arbeitsarmen Zeit bis Ende Juli dar. Allerdings muss man
        nem Minderertrag. Alternativ können die hohen N-Rest-                                      dann den Zwischenfrüchten und nicht dem Raps frühreife
        mengen nach Körnerleguminosen auch nur durch eine                                          Vorfrüchte vorbehalten.
        Zwischenfrucht gebunden werden.
                                                                                                   6. Ökonomische Bewertung
        4. Gülle-Ausbringflächen Herbst                                                            In der Tabelle 2 sind die gleichen Fruchtfolgen wie in Teil 1
        Die neue Düngeverordnung beschränkt im Herbst die                                          dargestellt, jedoch idealisiert mit einer Zwischenfrucht vor
        Ausbringung von Gülle auf Winterraps, „nicht Greening“-                                    jedem Fruchtfolgeglied. In der engen Dreier-Fruchtfolge
        Gründüngung und Wintergerste. Da so gut wie nirgendwo                                      mit Zwischenfrucht Hafer zur N-Bindung nach Raps muss
        Güllelagerkapazitäten von 9 Monaten und länger vorhan-                                     der nachfolgende Weizen ca. 2 dt/ha Mehrertrag erzielen.
        den sind, ermöglicht Gründüngung eine effiziente Verwer-                                   Beim Anbau einer anspruchsvollen Zwischenfruchtmi-
        tung der Herbstgülle bei gleichzeitiger Verminderung der                                   schung nach Getreide muss die Nachfrucht etwa 8,1 dt/ha
        Nmin-Werte.                                                                                Mehrertrag bringen. Sollte es aber gelingen, zwischen den
                                                                                                   Fruchtfolgegliedern wiederholt eine Zwischenfrucht zu
        5. Arbeitserledigung                                                                       etablieren, nivellieren sich die notwendigen Mehrerträge
        Da auch Zwischenfrüchte nur eine begrenzte Durchwur­                                       auf ca. 5 dt/ha. Ein 11-jähriger stationärer Fruchtfolgever-
        zelungsleistung haben, verbessert sich ihre Gesamtleis-                                    such mit regelmäßigem Zwischenfruchtanbau hat gezeigt,
        tung nach einer standortgerechten Bodenlockerung.                                          dass nach Ertragsschwankungen in der Anfangsphase
        Nur wenn keine Strukturschäden vorhanden sind und die                                      ziemlich konstant Mehrerträge um 10 % erzielt wurden.
        Aussaat noch im Juli erfolgt, entwickelt eine durchwur­
        zelungsstarke Gründüngung auch ohne Lockerung kräf-                                        Fazit
        tige Pflanzen. Zudem ist eine sorgfältige Bestellung auch                                  Die Sensibilität für Feldhygiene muss wieder ins breite
        bei Zwischenfrüchten Voraussetzung für gut entwickelte                                     Bewusstsein gelangen, weil es in Zukunft immer weniger
        Bestände. Drillsaat gewährleistet eine deutlich höhere                                     Reparaturmöglichkeiten durch Pflanzenschutz geben
        Anbausicherheit. Sofern ein gleichmäßig gut abdeckender                                    wird. Anstelle dessen treten verstärkt ausgeklügelte
        Bestand mit guter Durchwurzelung etabliert werden                                          agronomische Maßnahmen! In dem Wechselspiel nimmt
        konnte, ist eine pfluglose Bestellung der Nachfrucht                                       die Gründüngung eine wichtige Rolle ein. Sie ist agrono­
        ohne erneute Lockerung möglich.                                                            misch nur dann positiv zu bewerten, wenn sie auch die
        Zwischenfrüchte verursachen keine Arbeitsspitzen, wenn                                     Feldhygiene verbessert. Das muss durch hauptfrucht­
        die Fruchtfolge durch eine Sommerkultur erweitert wird!                                    mäßige Bestellung sichergestellt werden.
        Eine zusätzliche Entlastung stellt die Bestellung in der                                                                                Ulrich Henne

Tab. 2: Fruchtfolgen auf Ackerfuchsschwanzstandorten

                           ohne Zwischenfrüchte                                                                        mit Zwischenfrüchten
                                                                 DB Frucht-                                                                                            DB Frucht-
                 1           2        3           4       5                        1                  2                     3                   4               5
                                                                   folge                                                                                                 folge

              WRa          WW**      WG*                                        WRa          H      WW**         ./.      WG *

dt/ha           36           88       86                                          36                 88                     86

€/ha        36,00 + 2,16    15,50   14,00                                     36,00 + 2,16          15,50                 14,00

DB, €/ha       530          497      437                            488          530         -36     497                   437                                            476

              WRa           WW*      SW          SG                             WRa          H     fr. WW *    Legu        SW     legufrei     SG

dt/ha           36           88       70         70                               36                 85                     70                 70

€/ha        36,00 + 2,16    15,50   16,50    14,00                            36,00 + 2,16          15,50                 16,50               14,00

DB, €/ha       530          524      534         430                505          530         -36     493       -133        534     -131        430                        422

              WRa           WW*      ABo     WW*         SG                     WRa          H      WW *      legufrei     ABo       H       fr. WW *   Legu    SG

dt/ha           36           88       55         88      70                       36                 88                     55                 85               70

€/ha        36,00 + 2,16    15,50   17,00    15,50      14,00                 36,00 + 2,16          15,50                 17,00               15,50            16,50

DB, €/ha       530          524      302         524     430        462          530         -36     524       -131        302      -36        493      -133   435        409
* mit Bodenherbizid + Trinity® NAKH; ** mit Bodenherbizid + Atlantis® FJ;
WRa = Winterraps, WW = Winterweizen, WG = Wintergerste, SG = Sommergerste, H = Hafer, SW = Sommerweizen, ABo = Ackerbohne
Quelle: Henne, U., 2018

        8                   praxisnah 1 | 2019
Klima und Landwirtschaft

Das Wetter ändert sich –
wie gehen wir damit um?
Auf der gemeinsamen Veranstaltung der Vereinigten Hagelversicherung und der SAATEN-UNION
drehte sich am 22.11.2018 in Linstow (Mecklenburg-Vorpommern) alles um das Wetter der Zukunft –
und um tragfähige Strategien für die Landwirtschaft.

Wir brauchen genauere Wetter-            Wir brauchen robuste,                     Wir brauchen risikomindernde
auswertungen und Vorhersagen             aber trotzdem leistungsfähige             Vermarktungsstrategien
                                         Kulturen und Sorten
Wetterprofi Jörg Kachelmann,                                                       Reimer Mohr (Hanse Agro) erläu-
Kachelmann GmbH, rechnete erst           Fenja Asmussen von der SAATEN-            terte, welche Auswirkungen der
einmal mit so mancher Wetterregel        UNION wies in ihrem Beitrag darauf        Klimawandel auf die Vermarktungs-
ab. Flüsse oder Seen sind Wetter-        hin, dass es für die Zukunft auch         strategien eines landwirtschaftlichen
scheiden? Der Mond hat Einfluss auf's    darum gehen werde, Kulturen und           Betriebes haben kann.
Wetter? Alles ist subjektive Wahrneh-    Sorten anzubauen, die nicht nur er-
mung, nichts lässt sich nach- und        tragsstark, sondern auch ertragsstabil    Die Erlöse schwanken naturgemäß
beweisen! Zugleich warnte er vor         sind. Ihrer Einschätzung nach wird        von Jahr zu Jahr ertrags- und preis-
der Verwendung von kostenlosen           die Züchtung einer der wichtigsten        bedingt sehr stark. Das war immer
Wetterapps und langfristigen Vorher-     Wachstumstreiber im Pflanzenbau           schon so, aber je häufiger es zu Wet-
sagen: „Vieles im Netz ist unseriös,     werden. Die Züchtung reagiere auf         terextremen kommt, desto stärker
langfristige Vorhersagen sind es fast    die Klimaveränderung und passe die        werden diese Schwankungen ausfal-
immer. Grobe Wetterradar-Bilder, die     Zuchtziele an, ohne die Vielfalt einzu-   len. Vermarktungsstrategien können
auf Satellitendaten basieren, sagen      schränken. Denn Vielfalt sei die beste    diese Risiken zwar vermindern, ganz
nicht viel aus.“                         Versicherung gegen abiotischen und        aufheben lassen sie sich aber nicht.
                                         biotischen Stress.
Um Wetter zuverlässig vorherzusa-                                                  Anhand vieler seinem Unternehmen
gen, bedarf es eines Gitternetzwerkes    Hybridroggen sei jetzt schon die effi-    zur Verfügung stehenden Betriebs-
von Datensammelpunkten: Je dichter       zienteste Getreideart bei knappem         daten führte Mohr aus, dass es mittel-
dieses Netz, desto genauer die Vor-      Wasser- und Nährstoffangebot. Dabei       und langfristig am besten sei, maxi-
hersagemöglichkeit. Oft aber lägen       führte vor allem der signifikante Tem-    mal 30 % der Ware über Verträge im
25 km zwischen den Messstationen.        peraturanstieg der letzten Jahrzehnte     Vorfeld festzulegen. Für die anderen
Und damit war der Redner bei seinem      zu immer früherer Roggenblüte und         70 % empfiehlt der Ökonom options-
Hauptanliegen angekommen: dem            früherem Ährenschieben.                   basierte Strategien mit selektiver An-
gemeinsamen Projekt mit der Verei-                                                 wendung, weil diese nachweislich zu
nigten Hagel, das sich zum Ziel setzt,   Auf Grenzstandorten steht Roggen          mehr Erlösstabilität führten. Bei Opti-
die Zahl der Messstellen in Deutsch-     in Konkurrenz mit Triticale und auch      onen kann gegen Zahlung einer Opti-
                                                                                                                               www.praxisnah.de/201913

land deutlich zu erhöhen, um Wetter-     Weizen. Hier sei Roggen durchaus          onsprämie an der Warenterminbörse
daten für die Landwirtschaft präzise     wettbewerbsfähig, wie Asmussen mit        ein Mindestpreis festgeschrieben
zu interpretieren bzw. verbesserte       Berechnungen belegte. Überall dort,       werden. An Preissteigerungen kann
Vorhersagen treffen zu können.           wo die Wetterextreme besonders            also partizipiert werden, „nach unten“
                                         stark zum Tragen kommen, können           ist man aber abgesichert.
                                         derart robuste Kulturen helfen, das
                                         Produktionsrisiko zu senken.                                    Dr. Anke Boenisch

                                                                                              praxisnah 1 | 2019           9
Pflanzenschutz

Resistenzschutz
mit Sortenwahl –
diesmal muss es
funktionieren!
             Berater, Landwirte, Züchter oder Pflan-
             zenschützer: Alle wollen mit maximaler
             Sicherheit maximale Leistungen bzw.
             Ökonomie auf dem Acker sehen. Das
             Ergebnis ist eine drei- bis vierfache
             Behandlung des Winterweizens und eine
             pauschale Doppel- bis Dreifachbehand-                                         Braunrost – auch hier kann es
                                                                                           zu Wirkungsminderungen der
             lung der Wintergerste in den Hocher-                                              Fungizide kommen.
             tragsregionen. So geht es nicht weiter,
             meint Henning Jonas, LWK Schleswig-
             Holstein.

J  e häufiger und je intensiver Fungizide in einer Kultur
   angewendet werden, desto eher stellen sich die Krank-
heiten durch Resistenzbildung darauf ein. Dies wiederum
                                                                   (Abb. 1). Diese enthalten jeweils hohe Mengen der drei ge-
                                                                   genüber der Septoria tritici stärksten Triazole Prothiconazol,
                                                                   Epoxiconazol und Metconazol. Hohe Aufwandmengen be-
macht dann eine erhöhte Fungizidintensität erforderlich.           deuten aber auch eine lange Wirkungsdauer auf dem Blatt,
Unser Anbausystem befindet sich in einem Teufelskreis,             gegen Septoria-Blattdürre – auch über die ertragsrelevan-
der letztendlich nur durch Innovationen im Bereich der             ten Phasen hinaus. In der Regel, ohne dabei Auswirkungen
Wirkstoffe aufrechterhalten werden kann. Doch deren Zahl           auf den Ertrag zu haben, entwickelt sich die genannte
ist begrenzt und keinesfalls sicher. Eines ist klar: Es muss       Blattkrankheit daher meist zu einem Spätbefall. Im Falle ei-
gelingen, die Intensität der Pflanzenschutzmittelanwen-            ner starken Fusariumbehandlung überleben dabei haupt-
dungen gegen die einzelnen Erreger zu reduzieren. Sonst            sächlich die triazolresistenten Pathotypen. Diese wiederum
wird die Möglichkeit zur Führung von Flächenkulturen wie           bilden dann den Ausgangsbefall für Infektionen im darauf-
wir sie heute kennen in den intensiven Ackerbauregionen            folgenden Jahr. Die Wahl einer fusariumgesunden Sorte ist
Deutschlands wegbrechen – unter großen wirtschaftlichen
Verlusten.
                                                                         Abb. 1: Fusarium-Mykotoxine im Winterweizen nach
                                                                         Behandlungsstufen im Jahr 2017; Septoria-Wirksamkeit der
Was aber kann man tun? Für multifaktorielle Anbausysteme                 Präparate (Mittelvergleiche des Jahres 2016); Sorte: Tobak
kann es keine pauschalen Empfehlungen geben. Vielmehr
                                                                                                  DON ZEA Ertrag
müssen einzelne Problemfelder identifiziert und betriebs-                                         Bekämpfungsgrad Septoria (Durchschnitt aus 5 Versuchen)
individuelle Lösungsmöglichkeiten charakterisiert werden.                                 1.600                                                               100
                                                                                                                                                                Bekämpfungsgrad Septoria (%)

Im Folgenden werden deshalb beispielhaft Ansatzpunkte
                                                               Mykotoxingehalte (µg/kg)

                                                                                          1.400                                                               90
für Reduktionsstrategien auf Basis sortenspezifischer                                                              Grenzwert DON
                                                                                                                                                              80
                                                                                          1.200
Krankheitstoleranz gegeben.                                                                                                                                   70
                                                                                                                                                                       Ertrag (dt/ha)

                                                                                          1.000                                                               60
                                                                                           800                                                                50
Fusariumresistenz: Resistenzvermeidungs-
                                                                                           600                                                                40
strategie gegen die Septoria-Blattdürre                                                                                                                       30
Ja, richtig gelesen! Liegen in einer fusariumanfälligen                                    400
                                                                                                                                                              20
Winterweizensorte günstige Befallsbedingungen vor, so                                      200                      Grenzwert ZEA                             10
werden hohe Aufwandmengen von Triazolfungiziden zur                                          0                                                                0
                                                                                                  Kontrolle   Prosaro®     Osiris®    Ampera®      Folicur®
Bekämpfung während der Weizenblüte notwendig. Präpa-                                                                       Präparat
rate der Wahl sind hier Osiris®, Prosaro® und Input® Classic             Quelle: LWK Schleswig-Holstein

10         praxisnah 1 | 2019
daher gelebter Fungizidresistenzschutz, indem er die Wahl                                                    Die besonders im Gelbrost beobachtete hohe Variabilität
    geringerer Wirkstoffmengen oder gegen Septoria weniger                                                       der Erregerstämme macht die gezielte Sortenwahl bei die-
    wirksamer Mittel ermöglicht und damit die Anwendung                                                          sem Pathogen leider zu einem nahezu unkalkulierbaren
    weniger dauerhaft wirkend macht.                                                                             Unterfangen. Die Wahl der fungiziden Wirkstoffe ist daher
                                                                                                                 ein wichtiger Faktor bei der Optimierung der Resistenzver-
    Mehltau im Weizen                                                                                            meidungsstrategie. Bisher haben die Getreideroste keine
    Bis Anfang der 2000er Jahre verloren die Strobilurine ihre                                                   Strobilurinresistenz ausgebildet. Es ist zu erwarten, dass
    Wirkung gegen Mehltau vollständig. Das Cyflufenamid                                                          dieser Umstand anhält, daher sollte das Fungizidpro-
    nimmt aktuell dieselbe Entwicklung. Die Sterolbiosynthe-                                                     gramm des Winterweizens stärker auf Strobilurine fokus-
    sehemmer Fenpropimorph, Fenpropindin und Spiroxa-                                                            siert werden. Dies ist nicht zuletzt deshalb relativ unbe-
    mine befinden sich heute auf im Vergleich zu ihrer Einfüh-                                                   denklich, da diese Wirkstoffgruppe inzwischen gegenüber
    rung deutlich reduziertem Wirkungsniveau, gleiches gilt                                                      allen anderen Pathogenen des Winterweizens vollkommen
    für den Wirkstoff Proquinazid. Der Getreidemehltau ist                                                       wirkungslos geworden ist (Ausnahme DTR) und daher
    nunmehr nur in seiner empfindlichsten Phase, zu Beginn                                                       auch an anderer Stelle nicht weiter selektiert. Konkret wäre
    seiner Befallsausbreitung wirksam bekämpfbar. Zu beach-                                                      eine standardmäßige Behandlung in ES 32 denkbar. Das
    ten ist, dass in anfälligen Sorten eine deutlich kürzere                                                     Präparat Amistar® Opti ist hierfür besonders geeignet,
    Reaktionszeit bei Sichtbarwerden der ersten Symptome                                                         bringt es doch zusätzlich eine starke Protektivwirkung ge-
    vorliegt als in nicht anfälligen. Dies muss zumindest von                                                    gen die Septoria-Blattdürre mit sich.
    vornherein bei der Kapazitätsplanung berücksichtigt
    werden. Definitiv ist der Anteil anfälliger Sorten an der                                                    Zwergrost der Gerste
    Gesamt­fläche einzuschränken. Es empfiehlt sich darüber                                                      Der hohe Anfälligkeitsgrad einiger aktueller Hochertrags-
    hinaus, mehltauanfällige Sorten nicht zu spät zu säen, denn                                                  sorten in Wintergerste gegenüber Zwergrost ist als hoch-
    in früh gedrillten Beständen ist das Befallsrisiko geringer.                                                 problematisch zu bezeichnen (Abb. 2). Schnell gerät man
                                                                                                                 vor allem nach milden Wintern in Verbindung mit warmen
    Roste im Winterweizen                                                                                        Frühjahren in die Situation einer Dreifach­behandlung, um
    Gegenüber den Rosten im Winterweizen liegt noch eine                                                         den Befall einigermaßen zu kontrollieren. Hierbei fällt die
    hohe Wirksamkeit aus primär drei Wirkstoffgruppen vor:                                                       Wahl dann aus Kostengründen einseitig auf die Wirkstoff-
    Den Triazolen, den Strobilurinen und den Carboxamiden.                                                       gruppe der Triazole. Eine explosive Mischung, in der die
    Nicht zuletzt aufgrund der noch vielfältigen Bekämpfungs-                                                    evolutive Entwicklung aller Erreger hin zu verminderter
    möglichkeiten wird in der Regel davon ausgegangen, dass                                                      Triazolsensitivität geradezu vorprogrammiert ist!
    es beim Braunrost kein Resistenzproblem gibt. Dies ist
    nicht richtig, denn:                                                                                         1. D er Anbauumfang der anfälligen Sorten muss zuguns-
    1. Wirksamkeitsverluste der Triazole konnten im Braunrost                                                       ten zwergrostgesunder Sorten eingeschränkt werden.
        des Weizens bereits an Feldisolaten gemessen werden.                                                     2. M an muss lernen, mit einem gewissen Maß an Befall
    2. Eine Resistenzentwicklung gegenüber den Carboxami-                                                           zu leben.
        den kann in Zukunft nicht ausgeschlossen werden.                                                         3. S trobilurin-Fungizide müssen die Basis des Fungizid­
    3. Der späte Einsatz von Strobilurinen ist aufgrund der                                                         programms bilden.
        Abreifeverzögerung äußerst problematisch.
                                                                                                                               Fazit
                                                                                                                               Der beste Resistenzschutz ist die Reduzie­
          Abb. 2: Starke Sortendifferenzierung im Befall mit Netzflecken und dem                                               rung der Konfrontation eines Wirkstoffes
          Zwergrost in Wintergerste am Standort Futterkamp in der Saison 2018                                                  mit den Pathogenen. Diese ergibt sich von
                                                                                                                               ganz alleine, wenn mehrere Sorten mit un­
                                       Netzflecken auf dem zweitoberen Blatt   Zwergrost auf dem Fahnenblatt
                                                                                                                               terschiedlichen Eigenschaften hinsichtlich
                                         Eine geringe Anfälligkeit erlaubt eine geringere                                      ihrer Krankheitstoleranz angebaut wer­
                           80        Anwendungs­häufigkeit sowie die Wahl geringerer Fungizid-
Befallene Blattflächen %

                           70                                                                                                  den. Schlag­bezogene Einzelstrategien
                                            mengen oder weniger wirksamer Mittel.
                           60                                                                                                  lassen dabei die Anwendungshäufigkeit
                           50                                                                                                  eines Wirkstoffes, den entscheidenden
                           40                                                                                                  Treiber für Fungizidresistenz, sinken.
                                                                                                                                                                                www.praxisnah.de/201914

                           30
                           20
                           10                                                                                                  Die Wahl krankheitstoleranter Sorten
                            0                                                                                                  allein verzögert Resistenzentwicklungen
                                                                                                                               gegenüber Fungiziden nicht. Dies funktio­
                                              n
                                             le
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                                  Wo

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                           So

                            KW

           Quelle: LWK Schleswig-Holstein                                                                                      wird.

                                                                                                                                                 praxisnah 1 | 2019       11
Fruchtfolge

Mit und trotz DVO –
Mais­fruchtfolgen sinnvoll gestalten
Der Mais hat aufgrund seines hohen Leistungspotenzial in vielen Regionen Anteile an der
Ackerfläche von über 50 %. Damit diese die geforderte Nachhaltigkeit nicht gefährden, muss
so einiges beachtet werden, wie Franz Unterforst­huber, Fachberater für Bayern, erläutert.

      D     erartig hohe Maisanteile in der Fruchtfolge bergen die
            Gefahr von Erosion, einer Zunahme von Kalamitäten
       wie Rhizoctonia, diversen Blattkrankheiten und Schädlin-
                                                                                    kräftigen Pfahlwurzel (besonders bei Raps und Ackerboh-
                                                                                    nen) und die positive Humusbilanz sorgen nachhaltig für
                                                                                    günstige Ertragseffekte über die gesamte Fruchtfolge. Le-
       gen wie Maiszünsler und Maiswurzelbohrer. Bei Silomais                       guminosen bringen zusätzlich Stickstoff in den Kreislauf:
       kommt die Strukturbelastung und die negative Humusbi-                        Auf schwächeren Böden sind standfeste Erbsen zu bevor-
       lanz hinzu. Durch Vorgaben der Düngeverordnung liegen                        zugen, wohingegen Ackerbohnen tiefgründige Böden lie-
       die erlaubten Düngermengen deutlich unter den tatsäch­                       ben. Während Ackerbohnen und Erbsen mehrjährige An-
       lichen Entzugswerten von 4,3 kg N/t FM (32 % TS). Erst ab                    baupausen erfordern, sind Sojabohnen selbstverträglich.
       einem Ertrag von 650 dt/ha darf nach Düngebedarfser-                         Bei dieser Kultur ist die Reife der Sorte entscheidend für
       mittlung die maximale Stickstoffmenge von 240 kg/ha                          deren regionale Eignung: Frühe 000 Sorten (z. B. Sculptor)
       (inkl. Nmin) gegeben werden. Der tatsächliche Entzug liegt                   sind für weniger günstige Lagen (vgl. Körnermais K 210–
       mit 280 kg/ha deutlich darüber (Tab. 1).                                     240) und spätere mit höherem Ertragspotenzial für günsti-
                                                                                    gere Standorte geeignet.
       Zwar kann der Mais den mineralisierten Bodenstickstoff
       hervorragend nutzen, braucht dazu aber eine sehr gute                        Mit Blick auf die DVO sollte man die Körnermaissorte vor
       Bodenstruktur und -fruchtbarkeit. Daher muss es Ziel sein,                   Weizen mit Bedacht wählen. Frühe Körnermaissorten mit
       über die Fruchtfolge und mithilfe geeigneter Bestandes-                      kompakter Restpflanze und geringer Fusariumanfälligkeit
       führung die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern, den Stick-                     verursachen weniger Strohrückstände und ein geringeres
       stoff im Nährstoffkreislauf zu halten, die Nährstoffe für die                Fusariumrisiko. Bis Ende September/Anfang Oktober gesä-
       Pflanzen verfügbar zu machen und diese gesund zu hal-                        ter Weizen bringt aufgrund guter Vorwinter-Entwicklung
       ten. Die Lösungsansätze liegen in einer breiteren Frucht-                    stabilere und höhere Erträge. Verrottet das Maisstroh zum
       folge, angepasstem Zwischenfruchtanbau mit Mulchsaat                         Teil bereits im Herbst, erleichtert dies das Wachstum des
       und konsequenter Feldhygiene.                                                Weizens im Frühjahr. Bereits bestockter Weizen lässt sich
                                                                                    ohne Risiko verhalten andüngen und es bleibt mehr Stick-
       Vorfruchteffekte für die N-Bilanz gezielt nutzen                             stoff für die spätere Ertrags- und Qualitätsdüngung übrig.
       Die gezielte Nutzung von Vorfruchteffekten wird bei redu-                    Proteinstarke Weizensorten setzen diesen Stickstoff dann
       zierter N-Düngung immer wichtiger. Dies führt zwangsläu-                     sowohl in Ertrag als auch in Protein um.
       fig zu breiteren Fruchtfolgen. Vor allem Raps mit anschlie-
       ßender Zwischenfrucht oder Leguminose ergänzen den                           Zwischenfrucht und Mulchsaat
       einseitigen Maisanbau sehr gut. Die Struktureffekte der                                      Zwischenfrüchte sind die ideale Ergänzung zu maislastigen
                                                                                                                      Fruchtfolgen. Sie bieten ein zusätzli-
                                                                                                                      ches Fenster zur Ausbringung organi-
Tab. 1: Mais in der Düngeverordnung
                                                                                                                      scher Düngung, sind Humusbildner
Kultur        dt/ha        (4,3 kg/dt) Restpflanze Vorgabe                     Nmin           Erlaubte    Erntegut
                             Entzug          N kg/ha       N kg/ha          kg/ha*         N-Düngung N-Bilanz         und verbessern die Bodenstruktur. Sie
                             N kg/ha                         DBE                               kg/ha                  liefern Futter für das Bodenleben, be-
KM             100             138              90            210                50              160           22     schatten die Böden und bieten als
SM             500             215                            210                50              160           -55    Mulch Schutz vor Erosion und Wasser-
SM             600             258                           230                 50              180           -78
                                                                                                                      verlust aus der Bodenoberfläche. Zu-
                                                                                                                      sätzlich werden in der vegetationsar-
SM             650             280                           240                 50              190          -90
                                                                                                                      men Zeit die Nährstoffe in der Wurzel-
SM             700             301                           240                 50              190          -111
                                                                                                                      zone gehalten bzw. mit Leguminosen
SM = Silomais 32 % TM, KM = Körnermais 86 % TM, DBE = Düngebedarfsermittlung, * theoretisch angenommener Wert
Quelle: nach Angaben Gelbes Heft: Stand 2018                                                                          bis zu einem Anteil von 74 % zusätzlich

       12            praxisnah 1 | 2019
Abb. 1: Aussaatfenster für Zwischenfrucht-Mischungen
in Maisfruchtfolgen

 Jul   Aug    Sep      Okt Bemerkungen

                              Mit Leguminosen (groß- und kleinkörnig)
                              Mit Phacelia, Klee und
                              später blühendem Ölrettich
                              Mit Phacelia, Rauhafer und
                                                                        Ohne Feldhygiene geht es nicht!
                              früh blühendem Ölrettich
                                                                        Sowohl nach der Silomais- als auch nach der Körner-
                              Mit Senf                                  maisernte ist eine konsequente Mulcharbeit zur Schäd-
                              Mit winterharten Kruziferen               lingsbekämpfung und für eine raschere Strohrotte einzu-
                                                                        planen. Bei einer Erntetechnik von 8 oder mehr Reihen
                    Winter-
                    roggen    Späte Aussaat                             bleiben hier viele schwer verrottbare Stängel unbeschadet
                                                                        stehen, in denen der Maiszünsler gut geschützt über den
                              Möglicher Düngezeitraum bis 30.9.
                                                                        Winter kommt (s. Bild 1). Je feiner das Material zerkleinert
                                                                        wird, desto rascher erfolgt die Umsetzung und Humusbil-
Stickstoffmengen in den Kreislauf gebracht, die in der Dün-             dung, desto geringer ist das Fusariumrisiko für den Weizen.
geverordnung nicht angerechnet werden.                                  Die Intensität der Zerkleinerung ist noch wichtiger gewor-
                                                                        den, nachdem die N-Ausgleichsdüngung nicht mehr er-
Allerdings treten die Effekte nur ein, wenn einige Grund-               laubt ist und der benötigte Stickstoff aus dem Boden kom-
sätze beachtet werden – z. B. die optimale Saatzeit. Es er-             men muss.
gibt sich für eine Maisfruchtfolge ein Aussaatkalender wie
in Abb. 1 dargestellt.

Mischungen mit hohem Leguminosen-Anteil können frü-
her gesät werden, aber nicht im Kombination mit kampf-
kräftigen Nicht-Leguminosen (z. B. Ölrettich). Bei den
Ölrettich-Sorten sind die Unterschiede in Anfangsentwick-
lung, Blühneigung und das Abfrierverhalten zu beachten.
Früh blühender Ölrettich oder Senf sollten eher später ge-
sät werden, damit sie nicht zur Reife kommen. Für spätere
Saattermine ab Ende August kommt Senf ins Spiel. Hier
ist die rasche oberirdische Entwicklung für eine gute Un-
krautunterdrückung und ein sicheres Abfrierverhalten
entscheidend. Wird es noch später mit der Aussaat, sind für
eine sichere Entwicklung mit effektiver Nährstoffaufnahme                  Bild 1: Hier wurde es dem Maiswurzelzünsler leicht gemacht.

winterharte Kulturen erforderlich. Möglich ist hier eine
Kreuzblütler-Mischung (z. B. viterra® WASSERSCHUTZ) oder                Fazit
auch für die ganz späten Termine Anfang Oktober ein                     Silomais wird nach DVO deutlich unter Entzug gedüngt
Grünschnitt- oder Winterroggen.                                         und nach Körnermais darf kein Stickstoff mehr zur Be­
                                                                        schleunigung der Strohrotte gegeben werden. Zudem ist
Zwischenfrüchte sollten nicht im grünen Zustand im                      Mais stärker auf die Bodenfruchtbarkeit angewiesen als
                                                                                                                                              www.praxisnah.de/201915

Herbst umgebrochen werden, da so der organisch gebun-                   andere Kulturen. Daher ist das Mineralisierungspotenzial
dene Stickstoff zu schnell mineralisiert und ausgewaschen               der Böden gefragt und Mais ist in der Lage, diesen Stick­
wird. Lieber den Bestand über Winter stehen lassen, um                  stoff sehr effektiv zu nutzen. Im Rahmen der Fruchtfolge
dann den Mais mit Mulchsaat in das abgestorbene Mate-                   müssen die Humusbilanz ausgeglichen und strukturför­
rial auszubringen. Mais eignet sich hervorragend für dieses             dernde Maßnahmen über eine breitere Fruchtfolge mit
Anbauverfahren. Voraussetzung jedoch ist eine sorgfältige               wurzelstarken Kulturen und über gezielten Anbau von
und tiefe Bodenbearbeitung zur Zwischenfrucht.                          Zwischenfrüchten unternommen werden.

                                                                                                           praxisnah 1 | 2019            13
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