Waldstrategie 2020 - Land Tirol
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impressum waldstrategie 2020 amt der tiroler landesregierung, gruppe forst bürgerstraße 36, 6020 innsbruck dezember 2011 für den inhalt ist die steuerungsgruppe verantwortlich: josef fuchs, landesforstdirektor franz brunner edwin klotz barbara köll prader michael peter raggl florian riccabona hubert sint erwin stockhammer dieter stöhr andreas wildauer prozessbegleitung: extern: ms-kommunikation michael schallaböck intern: gerhard müller redaktion: dieter stöhr gerhard müller fotonachweis: christoph malin (s. 54) die fotografen (s. 14 + 53) die.wildbach (s. 14) roland noichl dieter stöhr druck: sterndruck gmbh, fügen
inhalt impressum 1 vorwort.wald 3 zusammenfassung 6 strategieprozess 11 trends und entwicklungen 19 schutz.wald 33 wirtschaft.wald 39 energie.wald 45 natur.wald 49 erlebnis.natur 53 rahmenbedingungen 59 quellen + literatur 62 anhang 64
vorwort.wald satz hat der Tiroler Forstdienst auch mit den Gemein- den mit dem Ziel abgestimmt, ihre waldbezogenen Dienstleistungen und Produkte zukunftsorientiert weiterentwickeln zu können. Denn die Rahmenbedin- gungen und die gesellschaftlichen Ansprüche an die Verwaltung und an den Wald haben sich in den letzten Jahren massiv verändert. In einem intensiven Prozess haben wir die Leistungen des Tiroler Forstdienstes genau definiert und auf den Prüfstand gestellt. Dafür wurde in knapp 2.000 schrift- lichen Befragungen und in persönlichen Interviews die Außensicht der wichtigsten Anspruchsgruppen erho- (Fotonachweis: Nusser-Aichner) ben. Die befragten Personen schätzten jede einzelne für sie relevante Dienstleistung auf ihre Wichtigkeit Waldstrategie 2020 und die zukünftige Nachfrage ein. Zusammen mit der Bewertung der Zusammenarbeit mit dem Forstdienst sind diese Beurteilungen in die Leistungsbeschrei- Die vorliegende Waldstrategie 2020 wurde fundiert bungen eingeflossen und dienen als eine Grundlage entwickelt und soll als Kompass in die Zukunft ver- für die Verbesserung der Angebotspalette. Schließlich standen werden. Aktuelle Trends wie der Klimawan- wurden jene Dienstleistungen und Produkte festge- del, der notwendige Einsatz erneuerbarer Energie legt, die zurückgefahren werden, um Platz zu machen oder die intensive Nutzung der Wälder für Freizeitak- für jene mit Zukunft. tivitäten sind in die zukunftsbezogenen Überlegungen eingeflossen. Klar definierte Ziele, geeignete Messgrö- ßen und konkrete Umsetzungsmaßnahmen sollen bei Eine der größten Entwicklungen wird das erweiterte der Bewirtschaftung und Nutzung der Tiroler Wälder Naturgefahrenmanagement für die Gemeinden und deutlich sichtbar werden. damit für die Bevölkerung und alle Sommer- und Win- tergäste in Tirol sein. Der Tiroler Forstdienst soll nicht nur die Wildbäche regelmäßig auf Gefahrenstellen Für die nächsten zehn Jahre haben wir die Grundla- untersuchen, sondern in enger Zusammenarbeit mit ge dafür geschaffen, dass der Tiroler Forstdienst als der Wildbach- und Lawinenverbauung auch dazu bei- lösungsorientierte Organisation nach innen und nach tragen, dass die technischen Schutzbauten funktions- außen wirkt - zum Wohl des Landes Tirol. Diesen Leit- tüchtig gehalten werden.
Der Wald bietet Erholungsraum für alle - gleichzeitig Damit auch zukünftige Generationen auf Dauer vom ist er Einkommensquelle und Arbeitsplatz für Wald- Wald profitieren können, haben wir uns dieser Balance eigentümerinnen und Waldeigentümer. Für jene, die zwischen den unterschiedlichen Ansprüchen der Ge- ihre Freizeit in der Natur verbringen wollen, wird Tirol sellschaft an den Tiroler Gebirgswald verschrieben. seine Angebote weiter professionalisieren. Die großen Herausforderungen liegen in einem ausbalancierten Naturnutzungskonzept. Die Nachhaltigkeitsstrategie des Landes sieht vor, wirtschaftliche, ökologische und soziale Anliegen dau- Anton Steixner erhaft und dynamisch aufeinander abzustimmen. Der Landeshauptmannstellvertreter Begriff der Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft. Er schließt die Notwendigkeit ein, über Generationen hinaus in die Zukunft zu denken.
Waldstrategie 2020 Der Tiroler Forstdienst umfasst die für den Wald zu- ständigen Landesstellen und die Gemeindewaldauf- seher. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Dienststellen sorgen nicht nur dafür, dass die gesetz- Um zeitgemäß zu bleiben, muss sich die Bewirtschaf- lichen Bestimmungen eingehalten werden. Sie ver- tung der Wälder an den im Laufe der Zeit veränderten suchen auch, die unterschiedlichen Ansprüche und Bedürfnissen der Menschen orientieren. Wälder Interessen der verschiedenen Gruppen in unserer Ge- und deren Nutzung haben schon immer die gesell- sellschaft auszugleichen. schaftlichen Bedürfnisse widergespiegelt. Das Öster- reichische Forstgesetz bringt das klar zum Ausdruck. Die größten Herausforderungen bestehen darin, die Leistungen unserer Wälder je nach Region und aktu- Der Blick in die Zukunft der Tiroler Waldwirtschaft ellem Waldzustand zu erhalten und bei Bedarf zu ver- stellt folgende Fragen in den Mittelpunkt: Was hat sich bessern. Der Nutzen des Waldes für uns Menschen im in den letzten Jahren verändert? Welche Megatrends Gebirgsland Tirol ist äußerst vielfältig: Einmal steht zeichnen sich ab? Was braucht die moderne Gesell- der Schutz vor Naturgefahren wie Lawinen, Stein- schaft in Zukunft vom Wald und von der Verwaltung? schlag und Muren im Vordergrund, ein andermal die Die Antworten auf diese Fragen sollen nachvollziehbar nachhaltige Nutzung von Holz für die Bauwirtschaft machen, welche Schlüsse sich daraus ziehen lassen und Energieversorgung. Den Erholungsraum Wald in und welche Schwerpunkte der Tiroler Forstdienst bei der Freizeit zu nutzen, muss genauso möglich sein, seinen Dienstleistungen in den nächsten Jahren folge- wie ihn so zu behandeln, dass er unser Trinkwasser richtig setzen wird. und unsere Atemluft reinigen kann. Unser Selbstverständnis im Umgang mit dem Wald und den Menschen Wir sind uns bewusst, dass der Wald uns Menschen für seine natürliche Entwicklung nicht braucht. Zugleich Josef Fuchs gehen wir davon aus, dass wir Menschen sehr wohl auf seine Leistungen und Produkte angewiesen sind. Wir Landesforstdirektor können nur dann auf Dauer davon profitieren, wenn wir achtsam mit ihm umgehen. Das haben bereits Ge- nerationen vor uns erkannt und entsprechende Ge- setze und Regelungen eingeführt.
Waldstrategie 2020 - steht dabei das Thema erneuerbare Energie und Roh- stoffe. Der weltweit ungebremste Anstieg des Ener- Zusammenfassung gieverbrauchs hat erneuerbaren Energien und damit auch der Waldbiomasse wieder viel Aufmerksamkeit gebracht. Entwicklungen wie die Schuldenkrise in Eu- ropa oder die Überalterung und das Freizeitverhalten Die vorliegende Waldstrategie 2020 baut auf den Er- unserer Gesellschaft wurden ebenso diskutiert und gebnissen des Leitbildes und der Unternehmensstra- Konsequenzen daraus gezogen. Auch die wahrschein- tegie des Tiroler Landesforstdienstes aus dem Jahr lichen Auswirkungen des Klimawandels sind in die zu- 2000 auf. Sie passt die Ziele an neue Entwicklungen kunftsorientierten Überlegungen eingeflossen. an, bezieht die Waldaufseher als zentrales Element des Tiroler Forstdienstes ein, vertieft und konkreti- Die wichtigsten Themenfelder siert die Maßnahmen und bietet Kennziffern für die Zielerreichung an. An Hand der Themenfelder Wirtschaft – Schutz – Ener- gie – Natur – Erlebnis werden die wichtigsten Heraus- Umfassende Beteiligung forderungen und Entwicklungen, Ziele, Maßnahmen In die Entwicklung der Waldstrategie wurden alle und Indikatoren beschrieben, die dem Tiroler Forst- dienst in den nächsten zehn Jahren als Orientierungs- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingebunden. Eine hilfe dienen sollen. schlanke Steuerungsgruppe hat den gesamten Prozess begleitet, einen Leistungskatalog entwickelt und ge- wirtschaft.wald meinsame Entscheidungen getroffen. Eine umfang- reiche Befragung der Kundinnen und Kunden zeigte, Bei diesem Thema hat Tirol bereits in den letzten dass die überwiegende Anzahl der Leistungen als Jahren viel erreicht. 80% des Holzzuwachses werden „wichtig“ bis „sehr wichtig“ eingestuft und die Quali- nachhaltig genutzt, der Anteil von Holz aus der Wald- tät der Zusammenarbeit mit dem Forstpersonal mehr- pflege wurde innerhalb weniger Jahre verdoppelt. heitlich als positiv bis sehr positiv bewertet wird. Auch die Wertschöpfung aus der Waldwirtschaft hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Trends und Entwicklungen Die wesentliche Herausforderung der nächsten Jahre wird darin bestehen, die noch vorhandenen besonders Basis für die Waldstrategie 2020 bildet zusätzlich schwierig zu mobilisierenden Holzpotenziale zu rea- eine genaue Analyse von Trends und Entwicklungen, lisieren, die Holzlogistik zu verbessern und damit die welche die Arbeit des Forstdienstes in den nächsten Wertschöpfung aus der Waldbewirtschaftung zu opti- zehn Jahren beeinflussen werden. An erster Stelle mieren.
schutz.wald energie.wald Die Bewirtschaftung der Wälder zum Schutz vor Natur- Nach der Wasserkraft ist Holz das zweitwichtigste gefahren hat in Tirol einen besonders hohen Stellen- Standbein für die Versorgung Tirols mit erneuerbarer wert. Durch die Folgen des Klimawandels wird dieser Energie. Bei der Raumheizung ist Holz schon heute der weiter steigen. Die Bewirtschaftung der Schutzwäl- bei weitem wichtigste erneuerbare Energieträger. In der muss vorausblickend und unter Beachtung der diesem wichtigen Bereich kann Holz dazu beitragen, standörtlichen Verhältnisse an die Klimaveränderung Tirol energieautonom zu machen. Theoretisch reicht angepasst werden. Die rechtzeitige und baumarten- die in Tirol zur Verfügung stehende Holzmenge aus, reiche Verjüngung nimmt dabei eine Schlüsselposition um sämtliche Gebäude Tirols zu beheizen - unter der ein. Voraussetzung, dass alle Gebäude energietechnisch optimiert werden. Sollte der Energieverbrauch aber Durch die stetige Ausweitung der Siedlungsgebiete weiter ansteigen, sind die Grenzen der Nachhaltigkeit steigt auch der Anspruch an das Naturgefahrenma- bei der Energieproduktion im Wald schnell erreicht. nagement. Der Tiroler Forstdienst stellt sich dieser Herausforderung mit einer Reihe neuer Initiativen. Die erlebnis.natur Waldaufseher werden zu Fachkräften im Naturgefah- renmanagement auf Ebene der Gemeinde aufgewer- tet und dafür speziell ausgebildet. Zusätzlich zu den Der zunehmende Bewegungsmangel ist eine der we- sentlichen Ursachen für zahlreiche Zivilisationskrank- bereits durchgeführten Begehungen der Wildbäche heiten. Das bedeutet, dass große Teile der Bevölke- übernehmen sie auch die Überwachung der Lawinen- rung aktiv an die Bewegung in der Natur herangeführt und Steinschlagschutzbauten sowie Hangentwässe- werden sollten, um den volkswirtschaftlich negativen rungen. Alle Handlungen werden eng mit Gemeinden Auswirkungen dieser Entwicklung wirkungsvoll zu be- und Wildbach- und Lawinenverbauung abgestimmt. gegnen. natur.wald Der Tourismus in Tirol lebt von der Zugänglichkeit der Landschaft zu Erholungszwecken und braucht eine at- Trotz jahrhundertelanger Bewirtschaftung können die traktive und zeitgemäße Infrastruktur. Der Forstdienst Tiroler Wälder zu 44% als natürliche oder naturnahe unterstützt Tourismusverbände und Gemeinden durch Ökosysteme bezeichnet werden. Damit dies auch so gezielte Förderprogramme und hilft dort, wo bei der bleibt, soll die flächendeckende Kartierung der Wald- Nutzung des Erholungsraumes Konflikte entstehen. standorte abgeschlossen werden (Waldtypisierung). Mit Hilfe moderner IT-Technologien sollen standortan- gepasste Bewirtschaftungsvorschläge, die sich an der Natur orientieren, auch den Praktikern im Gelände zur Verfügung stehen.
Änderungen im Leistungskatalog • In Zusammenarbeit mit der Wildbach-und Lawinen- verbauung werden den Gemeinden beim Naturge- Die gesetzlichen Grundlagen für die Arbeit des Tiroler fahrenmanagement neue Leistungen angeboten. Forstdienstes, die Ergebnisse der Befragung der Kun- • In Zusammenarbeit mit wichtigen Partnerinnen dinnen und Kunden und die Bewertung der wesent- und Partnern werden Konzepte zur konfliktmin- lichsten Trends und Entwicklungen für die Zukunft dernden Nutzung des Erholungsraumes und zur Be- bildeten die Grundlage für die Überarbeitung des Lei- sucherlenkung entwickelt. stungskataloges. • Reduziert oder nicht mehr angeboten werden Rahmenbedingungen Leistungen, die von den Kundinnen und Kunden als Im Wesentlichen sind die Zielsetzungen der Waldstra- gering wichtig bewertet worden sind. tegie 2020 unter folgenden Voraussetzungen zu errei- • Wichtige Leistungen mit hohem Personalaufwand chen: werden durch Einsatz moderner IT-Werkzeuge effi- zienter durchführbar. Ausgewählte Ziele/Umsetzungskennzahlen 2020 Parameter aktuell Ziel 2020 Veränderung (%) Jährliche Holznutzungsmenge (m3) 1,3 Mio. 1,7 Mio. +30% Wirtschaft Produktionswert Forstwirtschaft (€) 114 Mio. 140 Mio. +23% Anteil Mischbaumarten in der Verjüngung 44% 50% +20% Altholzanteil im Schutzwald 32% 25% -20% Anteil der Holznutzungsmenge aus dem Schutzwald 47% 54% +15% Schutz Wildbach, Lawine, Stein- Überwachung der Schutzbauten Wildbach schlag, Entwässerungsanlagen Anteil natürlicher und naturnaher Wälder 44% 46% +5% Natur Fläche der Naturwaldreservate (ha) 3.000 3.150 +5% Energieholz (m ) 3 262.500 480.000 +80% Energie Holzmenge aus Waldpflege 13% 22% +70% Erlebnis Erholungsraumprojekte (Anzahl/Jahr) 110 110 +/-0%
• Flexibilisierung bei der Anstellung der Waldauf- • Interne Umschichtung von Ressourcen: Um den seher: Durch die gemeindeübergreifende Zusam- neuen Schwerpunkten der Waldstrategie gerecht menarbeit bei der Anstellung der Waldaufseher zu werden, sind auch innerhalb des Forstdienstes und den koordinierten Einsatz können viele Arbei- Ressourcenverlagerungen notwendig. ten zeitsparend erledigt werden. Den Führungsauf- gaben der Waldaufseher durch die Bezirksforstin- • Adaptierung des Leistungsangebotes: Einzelne Leistungen, die bei der Kundenbefragung als weni- spektionen muss auch in der Tiroler Waldordnung ger wichtig bewertet wurden und für die es keinen Rechnung getragen werden, ebenso bei der Festle- gesetzlichen Auftrag gibt, sollen in Zukunft nicht gung des Beschäftigungsausmaßes. mehr oder nur mehr in genau definiertem Umfang • Mobile Datenerfassung im Gelände: Viele angeboten werden. Leistungen der Waldaufseher werden bereits durch EDV-Anwendungen unterstützt. Mit mobilen • Moderate Kostenpflicht für rein betriebliche Leistungen: Für Leistungen, die praktisch aus- Geräten können die erforderlichen Daten in hoher schließlich im betrieblichen Interesse der Grund- Qualität bereits im Gelände erfasst werden. Damit besitzerinnen und Grundbesitzer und/oder Nut- sinkt der Anteil von Büroarbeiten. zungsberechtigten liegen, soll über die Waldumlage hinaus ein moderater Kostenbeitrag eingehoben werden.
Strategieprozess 11
Strategieprozess Als gemeinsames Ziel wurde folgender Leitgedanke für 2020 formuliert: „Wir haben für die nächsten zehn Jahre die Grundla- ge dafür geschaffen, dass der Tiroler Forstdienst als Die Waldstrategie 2020 ist eine konsequente Fortset- lösungsorientierte Organisation nach innen und nach zung der strategischen Ausrichtung des Tiroler Forst- außen wirkt - zum Wohl des Landes Tirol.“ dienstes, die mit der Entwicklung des Leitbildes 2000 begonnen hat. Bei der Startveranstaltung wurden gemeinsam elf ge- eignete Personen ausgewählt, die sich als Steuerungs- Das mit einer Unternehmensstrategie kombinierte gruppe verstehen und den gesamten Strategieprozess Leitbild hat sich damals mit der Gruppe Forst und leiten. Die Steuerungsgruppe repräsentiert alle Hie- den Bezirksforstinspektionen auseinandergesetzt und rarchien und Funktionen im Tiroler Forstdienst. Be- ist mit der Reduktion des Personalstandes um mehr sonderer Wert wurde darauf gelegt, von Anfang mög- als 30% einhergegangen - bei gleichzeitig steigendem lichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Leistungsangebot (siehe Abb. 1). Entwicklung der Waldstrategie 2020 einzubinden. Personalstandänderung im Forstdienst 1994-2010 Bezirksforstinspektion Regionalberater Gruppe Forst Anstalt + Forstgarten Leistungskatalog und Innensicht 12 180 160 140 In mehr als 30 Workshops haben etwa 250 Personen 120 über 60 aktuelle Produkte und Dienstleistungen des MitarbeiterInnen 100 80 Tiroler Forstdienstes definiert und beschrieben. Zu- 60 gleich wurden jene Anspruchsgruppen definiert, für die 40 20 Produkte und Dienstleistungen angeboten werden. Mit 0 Hilfe eines Schätzverfahrens, das sich als erstaunlich 1994 2000 2010 präzise herausgestellt hat, wurde auch der personelle Abb. 1: Änderungen im Personalstand des Tiroler Landes- Aufwand für jede einzelne Leistung getrennt nach den forstdienstes 1994-2010 (Gruppe Forst). jeweiligen Gruppen im Forstdienst angeschätzt (siehe Im März 2009 haben Politik und die Führungsebene Abb. 2). der Landesverwaltung dem Tiroler Forstdienst grünes Jede einzelne Dienstleistung wurde darauf hin einge- Licht dafür gegeben, die Waldstrategie 2020 zu ent- schätzt, wie wichtig sie aus der Sicht der einzelnen wickeln. Von Anfang an wurden alle Mitarbeiterinnen Gruppen im Forstdienst ist, wie die Qualität der Zu- und Mitarbeiter eingebunden. Wer auch immer daran sammenarbeit mit den Kundinnen und Kunden emp- interessiert war, konnte sich aktiv an den gemein- funden wird und wie sich die Nachfrage nach diesem samen Überlegungen für die Zukunft beteiligen. Angebot in Zukunft verändern wird. Die Ergebnisse
Anzahl der Rückmeldungen WaldbesitzerInnen 212 Gemeinden 147 JägerInnen 97 Bevölkerung/Naturnutzer 95 Tourismusverbände 21 Holzindustrie + Dienstleister 11 Schulen 10 Landesdienststellen 10 WLV 7 0 50 100 150 200 Abb. 3: Anzahl der auswertbaren Rückmeldungen bei den Anspruchsgruppen (Gruppe Forst, 2011). Abb. 2: Arbeitsanteile der einzelnen Gruppen im Forst- boten, zur Arbeitsweise des Tiroler Forstdienstes ano- dienst für die Leistung „Forstliche Förderung“. nym Rückmeldungen zu geben. Auf einer fünfteiligen sind in die Leistungsbeschreibungen eingeflossen und Skala von „Sehr gut“ (fünf Punkte) bis „Ungenügend“ dienen als eine der Grundlagen, um die Leistungen (ein Punkt) konnten zehn Kriterien bewertet werden. gezielt verbessern zu können. Mit wenigen Ausnahmen wurde die Arbeitsweise mit 13 „Gut“ bis „Sehr Gut“ bewertet. Als überdurchschnitt- Außensicht lich gut wurden die Kriterien Sachkompetenz und Freundlichkeit bewertet, auch mit der Zuverlässig- Die Steuerungsgruppe wollte mehr darüber erfahren, keit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forst- wie Kundinnen und Kunden und externe Systempart- dienstes waren die befragten Anspruchsgruppen sehr ner über die Angebote des Tiroler Forstdienstes den- zufrieden. ken. Diese Außensicht wurde in knapp 2000 schrift- lichen Befragungen und in 32 persönlichen Interviews Ein relativer Verbesserungsbedarf lässt sich bei der mit Vertreterinnen und Vertretern der wichtigsten An- Lösungs- und Kundenorientierung herauslesen. Die spruchsgruppen erhoben (siehe Abb. 3). etwas niedrigere Bewertung in diesem Bereich kann aber damit zusammenhängen, dass der Forstdienst auch hoheitliche Aufgaben zu erfüllen hat und daher Wie wird die Arbeitsweise des nicht immer den Anliegen seiner Kundinnen und Kun- Forstdienstes von seinen Kundinnen den nachkommen kann. Auch die Zeitspanne für die und Kunden bewertet? Erledigung der Anliegen ist im Vergleich zu den ande- ren Eigenschaften verbesserungswürdig. Das kann mit Den schriftlich Befragten wurde die Möglichkeit ge- dem umfangreichen Leistungsangebot und den zuneh-
Arbeitsweise aus Sicht der Anspruchsgruppen • Die Bevölkerung setzt Erholungseinrichtungen an 3-3,5 3,5-4 4-4,5 4,5-5 die erste Stelle, gefolgt von Leistungen, die dem 3....befriedigend, 4....gut, 5... sehr gut Management von Naturgefahren dienen. Auch die Holzverarbeitende Industrie (7) Forstaufsicht wird als sehr wichtig eingestuft. Schulen (10) • Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer schätzen Tourismusverbände (21) vor allem die finanzielle Unterstützung und Abgel- Bevölkerung/Naturnutzer (95) tung ihrer Leistungen und die Förderung von Weg- Gemeinde (147) bauprojekten. Auch die Mithilfe bei der Feststel- WLV (7) lung der Besitzgrenzen im Wald ist für sie wichtig. Dienstleistungsunternehmen (4) • Für Jägerinnen und Jäger sind Beiträge des Ti- Dienststellen d. Landes (10) roler Forstdienstes besonders wichtig, welche die WaldbesitzerInnen (212) Jagdausübung erleichtern (z.B. Schussschneisen im Wald). JägerInnen (97) • Die Dienststellen des Landes schätzen insbeson- dere, dass ihnen der Tiroler Forstdienst viele Da- 14 Abb. 4: Ergebnisse der Beurteilung der Arbeitsweise des ten zur Verfügung stellen kann. Auch das Konzept „Katastrophenplan Wald“, das beim Management Tiroler Forstdienstes durch die befragten Anspruchsgrup- nach großen Sturmschäden im Wald hilfreich ist, pen (Gruppe Forst, 2011). wird als sehr wichtig eingestuft. Ebenfalls als menden Anforderungen zu tun haben (siehe Abb. 4). Insgesamt fiel die Bewertung der Qualität der Zusam- menarbeit durch unsere Kundinnen und Kunden besser aus, als die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dies eingeschätzt hatten. Welche Leistungen werden als die wichtigsten gesehen? • Für die Gemeinden sind jene Leistungen am wich- tigsten, die sich mit dem vorbeugenden Schutz vor Naturgefahren und der Forstaufsicht befassen.
wichtig gelten Konzepte, wie sich der Wald mög- • Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer halten die lichst konfliktfrei zur Erholung nutzen lässt sowie betriebswirtschaftliche Beratung und Weiterbil- die Forstaufsicht und die Messungen der Luftgüte. dungsangebote des Tiroler Forstdienstes für weni- ger wichtig. • Für die Tourismusverbände ist die geregelte Nut- • Für Jägerinnen und Jäger sind das Waldmonito- zung des Waldes für Erholungszwecke am wich- ring und die Aufnahme der Wildschäden am we- tigsten. Auch Datengrundlagen und die Kontrolle nigsten wichtig. der Mountainbikerouten und Wanderwege kommen gut an. • Die Dienststellen des Landes sehen die Erstellung von Gutachten zum Grundverkehr als unwichtige Leistung des Tiroler Forstdienstes. Welche Leistungen haben weniger • Von den sechs für die Tourismusverbände angebo- Bedeutung? tenen Leistungen wurde die Öffentlichkeitsarbeit als mäßig eingestuft. • Für die Gemeinden zählen die Sicherheitskontrolle öffentlicher Einrichtungen und die Tätigkeiten als Welche Leistungen werden wichtiger? Feuerbrandbeauftragte nicht zu den vorrangig vom Tiroler Forstdienst zu erledigenden Aufgaben. • Für die Bevölkerung sind die Sicherheitskontrolle Sowohl aus der Sicht der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Innensicht) als auch nach Einschät- 15 öffentlicher Einrichtungen durch den Tiroler Forst- zung der befragten externen Personen (Außensicht) dienst und dessen Öffentlichkeitsarbeit am we- wird die Bedeutung der Dienstleistungen des Tiroler nigsten wichtig. Forstdienstes in Zukunft gleich bleiben oder zuneh- men. In Zusammenhang mit aktuellen Trends und Entwicklungen werden Aufgaben zu erfüllen sein, die heute noch nicht etabliert sind. Dafür sind zeitliche Freiräume zu schaffen, indem weniger nachgefragte Leistungen zurückgefahren oder ausgelagert werden. Bei weiterhin stark nachgefragten Leistungen ist be- sonderes Augenmerk auf Rationalisierungsmöglich- keiten durch Vereinfachungen im Ablauf zu legen. Leistungsbeschreibungen Ziel der Waldstrategie 2020 ist es, das Leistungsange- bot des Tiroler Forstdienstes zu optimieren und an die
Anforderungen seiner Kundinnen und Kunden sowie Änderungen im Leistungskatalog der gesamten Gesellschaft anzupassen. Die Erkennt- nisse aus der Analyse der für den Tiroler Wald rele- Tab. 1: Wesentliche Veränderungen im Leistungskatalog. vanten Trends und Entwicklungen, der Innen- und der Außensicht sind bereits in eine Verbesserung der Lei- stungsbeschreibungen eingeflossen (siehe Bsp. Holz- Art der Veränderung Leistung marktberatung/Holzlogistik im Anhang). Überwachung der Schutzbauten (Wildbach, Steinschlag, Lawine, Alle Leistungsbeschreibungen beinhalten: Entwässerungsanlagen) • Produktverantwortliche Person Mitarbeit beim • Gesetzliche Grundlagen Neue Leistung Naturgefahrenmanagement • Produktbeschreibung (status quo) (z.B. Mitarbeit in Lawinenkommissionen) • Ergebnisse der externen und internen Befragungen Naturnutzungskonzept • Schätzung des Arbeitsaufwandes Erholungsraum Wald • Kurzbewertung Innensicht/Außensicht Forstaufsicht • Empfehlungen für die Zukunft (kurz-, mittelfristig) Gutachten Forstgesetz 16 • Auswirkungen der Änderungen personell und finanziell Bereitstellung von • Varianten und Alternativen Aufwand zunehmend Datengrundlagen Gutachten Agrarverfahren Die Leistungsbeschreibungen werden in der gesamten Routing(Navi-)fähiges Umsetzungsphase von den Produktverantwortlichen in ländliches Wegenetz Abstimmung mit der Steuerungsgruppe kontinuierlich Gutachten Raumordnung weiterentwickelt und konkretisiert. Katastrophenplan Wald, Externe Finanzierung Pilotprojekte Holzvermarktung/ Holzlogistik Forstliche Förderung Holzmeldung/Genehmigung Effizienzsteigerung Wildbachbetreuung Waldwirtschaftsplan Holzmarktbericht Förderung Wildbachbetreuung
Arbeitsorganisation *) Fazit Rechtholzauszeige und Holzbezugsrechte *) Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Entwick- Kostenpflicht Wegerhaltung lung der Waldstrategie einzubinden und ihre Erfah- rungen und Ideen zu nutzen, hat sich als sehr vorteil- Wegbauplanung haft erwiesen. Noch nie zuvor bestand soviel Klarheit Grenzfeststellung *) darüber, welche Leistungen und Produkte der Tiroler Wildschadensaufnahme Forstdienst für welche Anspruchsgruppen anbietet. Betreuung des Das gemeinsame Nachdenken über die Zukunft hat Radwanderwegenetzes auch viel zum Selbstverständnis des Tiroler Forst- Leistungsumfang Kontrolle v. Mountainbike- dienstes beigetragen. reduzieren Routen und Wanderwegen Die Zusammenschau von Innensicht und Außensicht Verbissschutz führte zu wichtigen Schlussfolgerungen und half da- Betriebswirtschaftliche Beratung bei, folgende Fragen zu beantworten: Weiterbildung für Waldbesitzer Welche Dienstleistungen werden in Zukunft an Bedeu- Regulierungen tung gewinnen? Leistung nicht mehr Waldbewertungen privatrechtlich Welche sind nicht mehr zeitgemäß und müssen daher 17 anbieten weiterentwickelt oder gestrichen werden? Feuerbrandbeauftragte Sicherheitskontrolle v. Welche Dienstleistungen für die Gesellschaft sollen Lifttrassen neu entwickelt werden? Jagdfachliche Gutachten In intensivem Austausch mit Politik und Verwaltungs- Jagdgesetz führung wurden schließlich jene Dienstleistungen und Produkte festgelegt, die reduziert oder nicht mehr *) Teile der Leistung kostenpflichtig. angeboten werden, um Platz zu machen für jene mit Zukunft. Die Tabelle bietet eine Zusammenfassung der beab- sichtigten Veränderungen im Leistungsangebot des Tiroler Forstdienstes. Details können den entspre- chenden Leistungsbeschreibungen entnommen wer- den. Einzelheiten müssen zum Teil in der Umsetzungs- phase entwickelt werden.
Trends und Entwicklungen 19
Trends und Entwicklungen wirtschaftlicher Ressourcen vor Ausbeutung. Auch hier bieten die gesetzlichen Grundlagen eine Reihe von Bestimmungen, die den Wald vor Ausbeutung schüt- zen. Schwieriger ist es, die Forstwirtschaft im Gebirge Die Arbeit des Tiroler Forstdienstes wird durch eine Rei- auch wirtschaftlich attraktiv zu erhalten. Hier kann he von Entwicklungen beeinflusst, die den Wald selbst, der Forstdienst vor allem durch moderne forstliche seine Bewirtschaftung und vielfältige Nutzung in den Beratungsarbeit mithelfen, die wirtschaftliche Basis nächsten Jahren maßgeblich beeinflussen werden. Die der Forstwirtschaft zu stärken. wichtigsten Trends haben wir kurz zusammengefasst. Die soziale Nachhaltigkeit zielt darauf ab, die Wir- kungen des Waldes für die Gesellschaft zu erhalten Nachhaltigkeit und Waldwirtschaft und zu verbessern. Dazu gehören: Der Begriff hat seinen Ursprung im forstwirtschaft- • die Erhaltung und angemessene Verbesserung der Schutzfunktion (vor allem Boden und Wasser), lichen Nachhaltigkeitsdenken. Das Gebot, nicht mehr Holz zu nutzen als jährlich nachwächst, bedeutet • die Zugänglichkeit der Wälder für die Erholung, über Generationen und Einzelinteressen hinaus in die • die Vermeidung von Arbeitsunfällen, 20 Zukunft zu denken. • der Wert des Waldes als Arbeitsplatz und Nachhaltigkeit fußt auf drei Säulen (siehe Abb. 5): • die Entwicklung des Holzverbrauchs. Die ökologische Nachhaltigkeit orientiert sich daran, die natürlichen Lebensgrundlagen nur in dem Maße zu beanspruchen, wie sie sich erneuern. Das Österrei- chische Forstgesetz und die Tiroler Waldordnung ken- nen eine Reihe von Bestimmungen die auf die ökolo- gische Nachhaltigkeit abzielen: nicht mehr zu nutzen als jährlich an Holz zuwächst, das Mindestbaumalter, die maximalen Flächengrößen für flächige Holznut- zung und viele Bestimmungen für die Wiederauffor- stung gehören hierher. Die ökonomische Nachhaltigkeit fordert eine Wirt- Abb. 5: Klassisches Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit. schaftsweise, die so angelegt ist, dass sie dauerhaft eine tragfähige Grundlage für Erwerb und Wohlstand Die drei Säulen der Nachhaltigkeit finden sich farblich bietet. Von besonderer Bedeutung ist hier der Schutz gekennzeichnet bei den Umsetzungskennzahlen wieder.
Damit auch zukünftige Generationen auf Dauer vom Erdöl Erdgas Kohle Kernenergie Andere Wald profitieren können, hat sich der Tiroler Forst- 900 dienst als Teil der Verwaltung dieser Balance zwischen 800 den unterschiedlichen Ansprüchen der Gesellschaft an 700 den Tiroler Gebirgswald verschrieben. Auch die Nach- 600 haltigkeitsstrategie des Landes sieht vor, wirtschaft- 500 liche, ökologische und soziale Anliegen dauerhaft und 400 dynamisch aufeinander abzustimmen. „Nachhaltig- 300 keit ist die Basis für eine gesamtgesellschaftliche und 200 100 dauerhafte Optimierung aller Nutzen. Sie trägt zum 0 Ausgleich von Ziel- und Interessenskonflikten bei, sie 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2032 2033 2034 2035 sichert die Grundlagen für Lebensqualität und Wett- bewerbsfähigkeit und sie gibt Impulse für Innovati- Abb. 6: Prognose des Welt-Energieverbrauches bis 2035 onen. Sie setzt dort Grenzen, wo dies im Hinblick auf (2, 3) (Gruppe Forst, 2011). die Endlichkeit von Ressourcen notwendig ist.“ (1). Holz ist nachhaltig - aber nur begrenzt verfügbar Erneuerbare Ressourcen und Energie 21 Weltweit geht die Waldfläche kontinuierlich zurück, in den letzten zehn Jahren um 500.000 ha pro Jahr. Energieverbrauch steigt weltweit - Im gleichen Zeitraum ist die Erzeugung von Holzpro- fossile Ressourcen werden knapp dukten deutlich angestiegen. Das bedeutet, dass die vorhandenen Wälder immer intensiver genutzt wer- Seit etwa zehn Jahren steigt der Preis für Erdöl und den. Erdgas überproportional stark an, die Phase billiger Etwa die Hälfte des weltweit geernteten Holzes wird Energie scheint auf längere Zeit beendet zu sein. Wäh- für die Energiegewinnung genutzt. Als Alternative zu rend die Reserven an fossilen Brennstoffen allmählich den begrenzten Erdölprodukten wird Holz als Rohstoff zur Neige gehen, steigt der Energieverbrauch weltweit und Energieträger immer bedeutender. Die wesent- ungebremst weiter an - eine fatale Entwicklung. Daher lichsten treibenden Kräfte sind dabei die stürmische sind erneuerbare Energielieferanten wie Holz wieder wirtschaftliche Entwicklung im asiatischen und pazi- in den Fokus der Versorgungsstrategien gerückt. Ohne fischen Raum (Indien, China) und die dramatische Zu- radikalen Umbau des gesamten Energieversorgungs- nahme beim Einsatz von Holz als Energielieferant. Auf systems wird der Welt-Energieverbrauch bis zum Jahr die Verwendung nachwachsender Ressourcen hat sich 2035 um 60% steigen (siehe Abb. 6). die EU politisch festgelegt (4).
Gleichzeitig werden zusätzliche Naturwaldreservate sollen, nach der Energiestrategie der Bundesregie- ausgewiesen, um die Artenvielfalt zu erhalten. Holz rung, diese Energiemengen um bis zu 30% gesteigert aus solchen Reservaten wird also nicht energetisch werden. nutzbar sein. Sehr wahrscheinlich wird sich die Kluft Die Bedeutung der Forstwirtschaft für die Energiever- zwischen Angebot und Nachfrage bei Holz daher wei- sorgung unseres Landes wird daher in absehbarer Zeit ter öffnen. Unter diesen Vorzeichen ist auch mit ten- weiter zunehmen (11). denziell steigenden Preisen für Holz und Holzprodukte zu rechnen (5). Energie aus Holz in Tirol In Europa nimmt die Waldfläche im Gegensatz zum weltweiten Trend zu, gleichzeitig werden die Wälder Bei den erneuerbaren Energien kann Tirol von gün- in ganz Europa immer intensiver genutzt. Das bedeu- stigen Voraussetzungen ausgehen, da der Anteil er- tet, dass die Differenz zwischen dem jährlichen Holz- neuerbarer Energien bereits 2009 34% erreicht hat. Zurückzuführen ist das vor allem auf den hohen Anteil zuwachs und der jährlich entnommenen Holzmenge der Energiegewinnung aus Wasserkraft (12). geringer wird, wobei die regionalen Unterschiede sehr groß sind (6, 9). Österreich und ganz besonders Tirol Holz ist das zweite Standbein der nachhaltigen Ener- gehören zu jenen Regionen, in denen bereits heute ein gieversorgung. Dabei ist zu beachten, dass die Versor- 22 hoher Anteil des Holzzuwachses auch genutzt wird. Energieholzbedarf steigt europaweit Seit 1990 hat der Holzverbrauch für die Energieerzeu- gung in der EU um 80% zugenommen. Der Anteil erneu- erbarer Energien in der EU soll sich bis zum Jahr 2020 von derzeit 12% auf 20% annähernd verdoppeln. Man kann davon ausgehen, dass der Holzbedarf in Europa dadurch um fast ein Drittel steigen wird. Ähnliches gilt für Österreich und Tirol. Die Energiestrategie der österreichischen Bundesregierung sieht vor, den An- teil der erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2020 um mehr als 20% zu steigern - bei leicht sinkendem Ge- samtenergieverbrauch. 2020 soll der Anteil erneuer- barer Energien 35% erreichen. In Österreich kommen bereits heute fast 40% der er- neuerbaren Energien aus dem Wald, bis zum Jahr 2020
gung mit Energieholz in Tirol stark von der Entwicklung aus schwierig erreichbaren Schutzwäldern zu mo- der Sägeindustrie abhängt. Verarbeitet die Sägeindu- bilisieren und auch dort zu nutzen, wo das nur mit strie weniger Holz, wirkt sich das unmittelbar auf die hohem Koordinationsaufwand möglich ist (Kleinpri- Versorgung mit Energieholz aus. Vom gesamten in Ti- vatwald, nichtbäuerlicher Waldbesitz, Teilwald). rol verbrauchten Energieholz stammen nur 23% direkt aus Tiroler Wäldern. Der größte Anteil (ca. 60%) ist • Um Ressourcen zu sparen, muss die stoffliche Ver- wendung von Holz Vorrang haben vor der energe- Sägerestholz aus der Tiroler Sägeindustrie, die beina- tischen Verwertung. Das bedeutet: Holz muss zu- he zwei Drittel des benötigten Rundholzes außerhalb erst zum Bauen oder für Möbel verwendet werden, Tirols bezieht. Man kann daher davon ausgehen, dass bevor es für die Energiegewinnung genutzt wird nur ca. ein Drittel des bei uns benötigten Energiehol- (so genannte Nutzungs-Kaskade). zes tatsächlich aus Tirol stammt (10). • Um die Rohstoffversorgung langfristig abzusichern, Holz ein knapper Rohstoff sind die Grundsätze der Nachhaltigkeit besonders zu beachten. Dazu gehört neben der reinen Men- Holz ist nicht nur als Energieträger sondern auch als gennachhaltigkeit auch die Nachhaltigkeit der Rohstoff weltweit begehrt wie nie zuvor. Der Holzver- Nährstoffversorgung und des Kohlenstoffhaus- brauch für die Papier-, Pappe-, Faser-, Sperrholz- und haltes sowie die Vermeidung von langandauernden Spanplattenproduktion und für den klassischen Ein- satz als Bauholz ist kontinuierlich im Steigen und wird mechanischen Bodenschäden. 23 sich nach Prognosen der FAO innerhalb der nächsten 10 Jahre markant weiter erhöhen. Klimawandel Die Bemühungen im letzten Jahrzehnt zur besseren Po- Führende Industrieländer haben sich beim G8-Treffen sitionierung von Holz in der Bauwirtschaft waren auch in in L‘Aquila 2009 darauf geeinigt, das Ausmaß der Kli- Tirol erfolgreich. Der Anteil von Holz ist im Baubereich in maerwärmung durch entsprechende Maßnahmen auf den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. +2°C zu limitieren. Ob dies gelingen wird, ist mehr als fraglich, sagen doch die Prognosen der Wissenschaft Folgerungen für die Waldstrategie (IPCC) je nach Emissionsszenario einen weltweiten Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 von +2 bis +5°C • Der Rohstoff Holz ist für die Versorgung Tirols mit voraus (13). erneuerbaren Ressourcen und Energien enorm Für die Waldbewirtschaftung der kommenden zehn wichtig. Um die Rohstoffpotenziale im Tiroler Wald Jahre sind nicht nur das heutige Klima, sondern auch zu mobilisieren, muss eine Reihe von Maßnahmen die Veränderungen im Laufe der nächsten Waldgene- entwickelt werden. ration von Bedeutung (Zeitrahmen 80 bis 160 Jahre). • Diese Maßnahmen müssen darauf abzielen, Holz Heute begründete Jungwälder müssen auf das Klima
der nächsten 100 Jahre vorbereitet sein. Denn der Winter und des höheren Feuchtegehaltes der At- Austausch einer ganzen Waldgeneration ist nur über mosphäre im Sommer zunehmen, ist zwar ein- sehr lange Zeiträume möglich. leuchtend, derzeit aber wissenschaftlich nicht Nach heutigem Wissensstand sind bis zum Jahr 2100 eindeutig belegt. im Alpenraum folgende Klimaänderungen wahrschein- Auswirkungen auf die Wälder in Tirol lich (14): • Die Lufttemperatur hat in Österreich seit Mitte der Die Klimaänderung wird die Konkurrenzkraft der ein- 1970er-Jahre um +1,5°C zugenommen und wird bis zelnen Baumarten verschieben. Sie wird den Holzzu- 2050 um mindestens weitere +1°C steigen. Die Zu- wachs beeinflussen und das Auftreten und Schadens- nahme wird im Sommer stärker sein als im Winter ausmaß von Schadorganismen in unbekanntem Ausmaß (siehe Abb. 7). verändern. Wenn die Prognosen stimmen, ist in Tirol mit fol- genden Auswirkungen des Klimawandels auf die Wäl- der zu rechnen: • Höhere Schadensanfälligkeit von Reinbeständen 24 von Fichte und Kiefer durch eine Vielzahl bio- tischer Schadorganismen (Borkenkäfer, Pilze). • Temporäre Entwaldungen mit zeitweiliger Zerstö- rung der Schutzfunktion von Schutzwäldern. • Mehr Holzzuwachs auf gut wasserversorgten Stand- orten der montanen und subalpinen Höhenstufe (> 1.000 m Seehöhe) (15). Abb. 7: Temperaturentwicklung in den Alpen (36). • Mehr Trockenstress bei Fichte und Buche auf warm trockenen Standorten der submontanen Stufe • Der Anteil des Schneeniederschlags und die Schnee- (< 1.000 m Seehöhe). deckendauer werden weiter abnehmen. • Bessere Konkurrenzkraft der Tanne durch tiefgrün- • Die potenzielle und auch die aktuelle Verdunstung dige Durchwurzelung, Ausweitung des Areals in werden zunehmen. Teilen der Zentralalpen möglich. • Die Aussage, dass Extremwerte des Niederschlags • Entwaldung seichtgründiger, extrem warm auf Grund der höheren Niederschlagssummen im trockener Extremstandorte in den Tieflagen.
Große Teile des Tiroler Waldes wachsen in der mon- Folgerungen für die Waldstrategie tanen (kühlen) und subalpinen (kalten) Höhenstufe. Nach den bisherigen Prognosen werden sich dort die • Anpassungsstrategie: Nachhaltige Waldbewirt- Niederschlagsverhältnisse nur wenig verschieben. Die schaftung muss Wälder schaffen, die sich mög- Tiroler Wälder werden sich also nicht so dramatisch lichst gut an das sich verändernde Klima anpassen verändern wie die Wälder in tiefer liegenden Regi- können. Mischwälder mit vielen verschiedenen onen Mitteleuropas. Baumarten und unterschiedlich alten Bäumen in verschiedenen Lebensphasen sind hier gegenüber Wälder als Kohlenstoffsenken gleichaltrigen Wäldern mit wenigen Baumarten im Vorteil. Wälder sind ein wichtiger Teil des globalen Kohlen- stoffkreislaufs. Sie nehmen das Treibhausgas CO2 aus • Vermeidungsstrategie: Bei der Bewirtschaftung der Atmosphäre auf, speichern es in Biomasse und Bo- ist besonders darauf zu achten, dass die Kohlen- den und bilden auf diese Weise eine Kohlenstoffsen- stoffvorräte der Waldbestände und der Waldböden ke. nicht reduziert werden. Auf Basis der Waldtypisie- rung ist daher analog ein Nährstoffmanagement Wälder können aber auch das Gegenteil bewirken und (Kohlenstoff-Management) für den Tiroler Wald zu zu Kohlenstoffquellen werden. Bei Waldbränden und Brandrodungen, bei der Zersetzung von Biomasse und entwickeln, mit dem Ziel die Kohlenstoff-Vorräte im Mineralboden, Auflagehumus und Bestandes- 25 bei der Mineralisierung organischer Bodensubstanzen biomasse zu erhalten und nach Möglichkeit weiter können große Mengen Treibhausgase freigesetzt wer- zu steigern. den. Die Art und Weise, wie Wälder bewirtschaftet werden, Veränderungen der Gesellschaft entscheidet darüber, ob diese Wälder als Kohlenstoff- und der Umwelt senken oder Kohlenstoff-Quellen wirken (16). Die jährlichen CO2-Emissionen Tirols betragen der- Individuelle und gesellschaftliche Werte haben sich zeit rund fünf Mio. Tonnen (17). Nach überschlägigen verändert. Diese Tatsache stellt auch die Verwaltung Berechnungen auf Basis der Österreichischen Waldin- vor neue Herausforderungen. Bis weit in die zweite ventur speichert der Tiroler Wald derzeit ca. 570.000 Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein stand für den Groß- Tonnen Kohlenstoff, das sind mehr als 10% der CO2- teil der Bevölkerung das Streben nach materiellem Emission in Tirol. Der Wald ist also die bedeutendste Wohlstand und wirtschaftlichem Aufstieg im Vorder- Kohlenstoffsenke und liefert einen wesentlichen Bei- grund. In weiten Teilen der industrialisierten Welt hat trag zur Verringerung der Kohlenstoff-Emissionen un- besonders dieser Unternehmergeist das Wirtschafts- seres Landes. wunder ermöglicht.
Heute sind zahlreiche aktuelle Trends zu erkennen, Die zumindest regional abnehmende Anzahl der Er- die die Arbeit der Verwaltung und damit auch des Ti- werbstätigen und der stark steigende Anteil der über roler Forstdienstes maßgeblich beeinflussen: 65-Jährigen mit allen Folgewirkungen für Altersver- sorgung, Sozial- und Pflegedienste werden den ökono- Schuldenkrise mischen Handlungsspielraum der öffentlichen Haus- halte stark beeinflussen (19, 20, 21). In den letzten Jahren sind die öffentlichen Ausgaben Der Anteil älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor allem in Europa und Nordamerika stark angestie- wird laufend zunehmen, lebenslanges Lernen wird im- gen. Zum Teil haben sie ein Ausmaß erreicht, das die mer wichtiger. Speziell in der Forstwirtschaft wird sich wirtschaftliche Entwicklung bedroht (18). das Problem verschärfen, Arbeitskräfte für körperlich • Im Jahr 2010 hat der Bruttoschuldenstand in der belastende und gefährliche Waldarbeiten zu finden. EU-27 80% des BIP erreicht. Die „freie” Zeit nach der Erwerbsphase wird zuneh- • Die Maßnahmen zur Bewältigung der Wirtschafts- men. Zugleich ermöglicht das höhere durchschnittliche und Finanzkrise hat den Schuldenstand in den letz- Pro-Kopf-Einkommen, die Freizeit in dieser Lebenspha- ten drei Jahren um 20% erhöht. se aktiv zu nutzen – Stichwort Freizeitgesellschaft. • Die entsprechenden Werte für Österreich sind et- Durch die Überalterung der Gesellschaft steuert un- 26 was besser (Bruttoschuldenstand 72,3%), weisen sere Wirtschaft in den nächsten Jahrzehnten auf ei- aber dieselbe Tendenz auf (+10% seit 2007). nen zunehmenden Arbeitskräftemangel zu. Allein in der Bundesrepublik Deutschland werden im Jahr 2030 Demografischer Wandel, Beschäftigung, mehr als 5 Mio. Arbeitskräfte fehlen. Entsiedlung ländlicher Regionen Der Arbeitskräftemangel wird bei höheren Qualitäts- stufen am ausgeprägtesten sein. Durch die steigende Lebenserwartung wird unsere Gesellschaft vor eine ganze Reihe neuer Herausforde- Die Zahl der Erwerbstätigen in der Land- und Forst- rungen gestellt: wirtschaft wird bis zum Jahr 2030 weiter deutlich zu- rückgehen (23). Tirol gehört zu den wenigen Alpenregionen mit konti- nuierlichem Bevölkerungswachstum. Die Wachstums- Digitale Welt trends werden nach derzeitigen Prognosen bis 2035 an- halten (2010: 710.000 EW, 2035: 760.000 EW). Dies gilt Der Zugang und die Nutzung neuer Medien wach- vor allem für Innsbruck und dessen Umland und das Un- sen weiterhin rasant: 2010 hatten 76% der österrei- terinntal. Nur in den Bezirken Lienz und Landeck sind chischen Haushalte einen Computer, 73% hatten Inter- geringe Rückgänge bei der Gesamtbevölkerung und der netzugang, 43% haben bereits mehr als einmal über Anzahl der Erwerbstätigen zu erwarten (22). Internet eingekauft (24).
Soziale Netzwerke haben sich als Kommunikations- form endgültig etabliert, im Jahr 2010 waren bereits 30 Mio. Deutsche Mitglied in zumindest einer online- community (25). Auf dem Weg in die Dienstleistungsgesellschaft Die letzten Jahre und Jahrzehnte waren in ganz Europa geprägt durch Arbeitsplatzverluste im Industrie- und Agrarsektor. In den letzten Jahren gab es nur mehr ein Wachstum bei Dienstleistungen wie Datenverarbei- tung, Forschung und Entwicklung, Gesundheitswesen, Kultur, Sport und Unterhaltung (24). Freizeit Heute sind Freizeit und Freunde für viele wichtiger geworden als Geld und Besitz. Dementsprechend hat sich auch das Interesse vom Beruf in die Freizeit ver- bleibt seit Jahren in etwa gleich. In Österreich beträgt 27 lagert. Eine Entwicklung, von der Tirol als Freizeitland der Anteil von Tourismus und Freizeitwirtschaft mehr ganz wesentlich profitieren kann. als 16% des BIP, fast die Hälfte der Umsätze entfällt Der Anteil der Freizeit an der Lebenszeit eines Men- auf den Freizeitkonsum der Inländer am Wohnort. schen ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich In Tirol werden jährlich 43 Mio. Nächtigungen regis- gestiegen. Durch Arbeitszeitverkürzungen, Flexibili- triert, das sind 34% aller Nächtigungen Österreichs. sierung der Arbeitszeiten und die laufend steigende Der Anteil des Wintertourismus ist in den letzten Jah- Lebenserwartung steht dem Einzelnen vermehrt freie ren laufend gestiegen und liegt derzeit bei 58%. Über Zeit zur Verfügung. Gleichzeitig ermöglicht ein hö- einen längeren Zeitraum betrachtet, stagnieren die heres durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen eine Nächtigungszahlen auf hohem Niveau (21). aktivere Freizeitgestaltung. Die Zunahme von Freizeitaktivitäten ist an eine stär- Mobilität kere Kommerzialisierung der Freizeit gekoppelt. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Freizeitindustrie • In den letzten zehn Jahren hat die Gesamtver- im Gleichschritt mit den Zuwachsraten der Gesamt- kehrsleistung auf den Tiroler Straßen um ca. 10% wirtschaft entwickelt, der Anteil des Tourismus am BIP zugenommen.
• Auch der Gütertransit über den Brenner zeigt nach In Tirol ist der Verkehrsbereich die dominierende wie vor klare Wachstumtendenzen, die gesamte Emissionsquelle für Luftschadstoffe (29): Gütermenge hat in den letzten zehn Jahren um • Der Eintrag an Sulfat-S ist seit mehr als 20 Jahren 22% zugenommen (26). stark rückläufig und stabilisiert sich derzeit auf niedrigem Niveau. • Der PKW-Bestand und die Fahrleistung werden auch in Tirol weiter wachsen, einzig in den Zen- • Der Eintrag an Nitrat-N und Ammonium-N ist seit etwa zehn Jahren relativ konstant. tralräumen gibt es Anzeichen einer Trendwende. Die Finanzierung des öffentlichen Verkehrs in • Die Immissionsentwicklung bei NO2 zeigt seit 2002 Randgebieten ist schwierig (27). eine steigende Tendenz, an 9 von 15 Messstellen wird der zulässige NO2-Jahresmittelwert über- Auch für Urlaub und Freizeit ist der PKW das Verkehrs- schritten. mittel Nr. 1, wie regelmäßige Staus in der Hochsaison • Auf Grund der prognostizierten Verbesserung der am Wochenende deutlich zeigen. Motoren bezüglich deren Abgasemissionen ist trotz Zunahme des Verkehrs in den nächsten Jahren mit Luftgüte einem Rückgang der NOx-Emissionen zu rechnen 28 Durch die einheitliche Gesetzgebung in der Europä- • (31). Die Jahresgrenzwerte des IG-Luft für Feinstaub ischen Union sollten die meisten Luftschadstoffe bis (PM10) werden überall eingehalten, der Trend ist 2020 abnehmen (SO2, NOx, VOC, Feinstaub). Trotz- in den letzten 5 Jahren rückläufig, wie auch die dem werden weitere Anstrengungen zur Reduktion von Anzahl an Tagesgrenzwertüberschreitungen. Die Feinstaub, Ammoniak und NOx notwendig sein, um die niedrigeren Zielwerte des IG-Luft zum Schutz der Bevölkerung und besonders sensible Ökosysteme vor menschlichen Gesundheit werden an zahlreichen negativen Auswirkungen der Luftschadstoffe zu be- Messstellen erreicht oder überschritten. wahren (28). • Beim Ozon kommen Überschreitungen der Infor- mationsschwellen sehr selten vor. Zielwerte zum Tab. 2: Die Entwicklung der Luftqualität in Tirol zeigt Schutz der menschlichen Gesundheit wie auch der durchaus unterschiedliche Tendenzen (30). Vegetation werden an höher gelegenen Messstati- onen häufig überschritten, ein eindeutiger Trend Emissionsquelle NOx Feinstaub ist nicht feststellbar. Verkehr 62% 39% Gewerbe/Industrie 27% 25% • Schwermetalle im Staubniederschlag liegen gene- rell unter den Grenzwerten, Grenzwertüberschrei- Hausbrand 8% 30% tungen kommen nur punktuell vor.
lich. Das macht es immer schwieriger, geeignete Arbeitskräfte zu finden. Hier spielt auch die Über- alterung am Arbeitsmarkt eine Rolle. Rationali- sierung, Mechanisierung und Investitionen in die Sicherheit der Forstarbeit sowie das Konzept mini- maler Eingriffe (Minimalwaldbau) stellen mögliche Auswege dar. • Die Steigerung der Holznutzung zur Verbesserung der Versorgung mit erneuerbarer Energie und er- neuerbaren Rohstoffen erfordert eine differen- zierte auf den Waldstandort abgestimmte Bewirt- schaftung, damit Zielsetzungen des Naturschutzes nicht beeinträchtigt werden. Wildnisgebiete • Der hohe Erholungswert unserer Landschaft ist Basis für die Tourismusdestination Tirol und Teil unserer Schutzgebiete, in denen die Waldbewirtschaftung im Lebensqualität. Das sich laufend ändernde Freizeit- Einklang mit Naturschutzzielen möglich ist und Wild- nisgebiete in denen jegliche Nutzung unterbleibt, sind verhalten verursacht immer neue Konflikte zwischen den unterschiedlichen Nutzergruppen. Das Entwickeln 29 wichtige Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung von Angeboten, die Lenkung und Entflechtung von Na- der Biodiversität. 18% der Landesfläche der EU bzw. turnutzern und die Moderation zwischen unterschied- 14,5% der Fläche Tirols sind bereits als Schutzgebiete lichen Naturnutzern gewinnt an Bedeutung. (Natura 2000) ausgewiesen (38). • Durch den nach wie vor erhöhten Eintrag an In der Europäischen Union gibt es Bestrebungen, neue N-Verbindungen in den talnahen Standorten im Schutzgebiete und Wildnisgebiete auszuweisen. Inntal und in den Nordstaulagen besteht auf eini- gen Standorten das Risiko von Nährstoffungleich- gewichten. Die auf der Waldtypisierung aufbauen- Folgerungen für die Waldstrategie den Bewirtschaftungskonzepte des Forstdienstes müssen darauf abgestimmt werden. • Die Forstwirtschaft bietet Arbeitsmöglichkeiten • Die Verbesserung der Luftqualität ist für Tirol als und Einkommenschancen im ländlichen Raum und Lebensraum und Tourismusland eine entscheidende kann dazu beitragen, Abwanderungstendenzen Aufgabe. Luftschadstoffmessungen sind unbedingt entgegenzuwirken. nötig, um die Wirkung der getroffenen Maßnahmen • Forstarbeit ist körperlich anstrengend und gefähr- zu evaluieren.
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schutz.wald 33 Reinhold Senfter/Innervillgraten - Schüler „Im Winter vor drei Jahren war mein Schulweg an elf Tagen wegen Lawinengefahr gesperrt, unser Hof liegt im Gefahrenbereich der Bergletlawine. Ohne Schutzwald könnten wir hier heroben nicht überleben.“ Vision 2050 Tirol hat den hohen Standard beim Management von Naturgefahren weiter verbessert. Trotz deutlich merk- barer Klimaveränderung sind die Schutzwälder dadurch im Großen und Ganzen stabil geblieben. Beim Naturgefahrenmanagement arbeiten Tiroler Forstdienst und Wildbach- und Lawinenverbauung eng zu- sammen. Die Waldaufseher überwachen die Schutzbauten und berücksichtigen bei der Waldbewirtschaftung Naturgefahrenprozesse. Im Ereignisfall unterstützen sie die Einsatzkräfte mit ihrem Know-how.
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