Vorbereitet für den Umgang mit Gefahrstoffen? - Ein Einstieg zur sicheren Handhabung von gefährlichen Chemikalien - Safety-Work.org

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Vorbereitet für den Umgang mit Gefahrstoffen? - Ein Einstieg zur sicheren Handhabung von gefährlichen Chemikalien - Safety-Work.org
Sektion für Prävention in der chemischen Industrie

            Vorbereitet für den
      Umgang mit Gefahrstoffen?
                           Ein Einstieg zur sicheren Handhabung
                                   von gefährlichen Chemikalien
                                                          4/2021
Vorbereitet für den Umgang mit Gefahrstoffen? - Ein Einstieg zur sicheren Handhabung von gefährlichen Chemikalien - Safety-Work.org
Herausgeber:

    IVSS Sektion Chemie
    Kurfürsten-Anlage 62
    69115 Heidelberg
    Deutschland
    Telefon: +49 (0) 6221 5108 28104
    Fax:     +49 (0) 6221 5108 21199
2
    https://ww1.issa.int/de/prevention-chemistry

    Erste Ausgabe 4/2021
    ISBN 978-92-843-4233-4

    Copyright © IVSS 2021
    Wiedergabe, auch auszugsweise und in welchen
    Medien auch immer, nur mit Zustimmung des
    Herausgebers
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Vorbereitet für den
Umgang mit Gefahrstoffen?
Ein Einstieg zur sicheren Handhabung
von gefährlichen Chemikalien

                                       3

Arbeitsunfälle und Berufskrank-
heiten sind weder schicksalhaft
noch unvermeidlich – sie haben
immer Ursachen. Durch die Schaf-
fung einer wirksamen Präventi-
onskultur können diese Ursachen
beseitigt und Arbeitsunfälle, Ver-
letzungen und Berufskrankheiten
verhindert werden. Vision Zero ist
ein Präventionsansatz, der die
drei Dimensionen Sicherheit, Ge-
sundheit und Wohlbefinden bei
der Arbeit auf allen Ebenen inte-
griert.                     ssssss
visionzero.global/de
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Inhalt

            Vorwort                                                                7

     1      Einleitung                                                             8

     2      Gefährliche Eigenschaften von Chemikalien                             10
            2.1 Gesundheitsgefahren                                               12
            2.2 Physikalische Gefahren                                            20
            2.3 Umweltgefahren                                                    24

     3      Ermittlung der Eigenschaften und der Gefahren                         26
4           3.1 Das Etikett                                                       26
            3.2 Das Sicherheitsdatenblatt                                         28
            3.3 Andere Informationsquellen                                        30
            3.4 Nicht gekennzeichnete Gefahrstoffe                                34
            3.5	Tätigkeiten oder Verfahren, bei denen Gefahrstoffe entstehen
                 oder freigesetzt werden                                          34
            3.6 Die Schnittstelle zum Gefahrgutrecht                              35

     4      Von der Gefahr über die Gefährdung hin zu Schutzmaßnahmen             36
            4.1 Einleitung                                                        37
            4.2 Informationen beschaffen und Gefährdungen ermitteln               37
            4.3 Gefährdungen beurteilen                                           38
            4.4 Schutzmaßnahmen treffen                                           41
            4.5 Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung                          50
            4.6 Wirksamkeit überprüfen und Gefährdungsbeurteilung aktualisieren   51

     5      Information, Unterweisung und Schulung der Beschäftigten              52
            5.1 Unterweisung                                                      53
            5.2 Schulungen                                                        56
            5.3 Personenbezogenes Expositionsverzeichnis                          57
            5.4 Medien der IVSS Sektion Chemie                                    57

     6      Erste-Hilfe-Maßnahmen und Gesundheitsüberwachung                      58
            6.1	Empfehlungen für Erste-Hilfe-Maßnahmen im Zusammenhang
                  mit Gefahrstoffen                                               58
            6.2 Gesundheitsüberwachung                                            60

            Die IVSS                                                              62

            Impressum                                                             64

    Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
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Abbildungsnachweis

Titel                 6                    8/9                      20
IVSS Sektion Chemie   iStockphoto.com/    Institut National       iStockphoto.com/
                      kapukdodds          de Recherche et de      Anze Furlan/
                                          Sécurité (INRS)         psgtproductions

                                                                                             5

25                    26                   35                      37
Suva                  Berufsgenossen-      BASF SE und IVSS       Berufsgenossen-
                      schaft Rohstoffe und Sektion Chemie         schaft Rohstoffe und
                      chemische Industrie                         chemische Industrie
                      (BG RCI), Labor                             (BG RCI), Labor
                      Leuna                                       Leuna

40                    45                   47                      50
Berufsgenossen-      Institut National    IVSS Sektion Chemie     stock.adobe.com/
schaft Rohstoffe und de Recherche et de                           TMLsPhotoG
chemische Industrie Sécurité (INRS)
(BG RCI), Labor
Leuna

52                    56                   57                       58/59
iStockphoto.com/      Suva                IVSS Sektion Chemie     Suva
industryview

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    Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
Vorbereitet für den Umgang mit Gefahrstoffen? - Ein Einstieg zur sicheren Handhabung von gefährlichen Chemikalien - Safety-Work.org
Vorwort

Die Arbeitsgruppe „Gefährliche Stoffe” der IVSS
Sektion Chemie befasst sich mit aktuellen Themen
rund um Chemikalien und entwickelt Broschüren,
Videos und Handlungshilfen. Diese sollen insbeson-
dere Verantwortliche in kleinen und mittelständi-
schen Betrieben dabei unterstützen, Gefährdungen
zu beurteilen und geeignete Schutzkonzepte zu
implementieren. Das Spektrum der Themen reicht
vom sicheren Umgang mit Gefahrstoffen über die            Thomas Köhler
sichere Lagerung bis hin zum sicheren Transport von       Präsident der Sektion Chemie
Gefahrgut.                                                der Internationalen Vereinigung          7
                                                          für Soziale Sicherheit
In dieser Broschüre werden die wichtigsten Aspekte
für den sicheren Umgang mit Gefahrstoffen erklärt
und Grundlagenwissen insbesondere zu Gesund-
heitsrisiken vermittelt. So sollen verantwortliche
Personen für die potenziellen Gefahren sensibili-
siert und bei der erforderlichen Gefährdungsbeur-
teilung sowie der Unterweisung der Beschäftigten
unterstützt werden.

                                                      Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
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1            Einleitung

    Die Verwendung von Gefahrstoffen kann bei Beschäf-
    tigten zu Gesundheitsgefährdungen wie Reizungen,
    Verätzungen und Vergiftungen führen. Langzeitauswir-
    kungen, wie sie beispielsweise von krebserzeugenden
    Gefahrstoffen ausgehen, können Berufskrankheiten
    hervorrufen. Darüber hinaus können von Gefahrstof-
    fen Brände und Explosionen ausgelöst werden. Chemi-
    kalien, von denen eine Umweltgefahr ausgeht, können
    zu einer Gefährdung der in Gewässern lebenden Orga-
    nismen führen und die Ozonschicht schädigen.
8
    Wenn Tätigkeiten, wie beispielsweise Ab- und Umfül-
    len, Lagern oder innerbetriebliches Transportieren, bei
    der Herstellung oder Verwendung mit Gefahrstoffen
    durchgeführt werden, müssen Arbeitgeberinnen und
    Arbeitgeber die Gefährdung ihrer Beschäftigten er-
    mitteln und beurteilen sowie geeignete Schutzmaß-
    nahmen festlegen und umsetzen. Gleiches gilt, wenn
    bei Tätigkeiten Gefahrstoffe entstehen oder freigesetzt
    werden.

    Die IVSS Sektionen „Elektrizität, Gas und Wasser“,
    „Eisen- und Metallindustrie“ sowie „Maschinen- und
    Systemsicherheit“ haben einen „Leitfaden für die Ge-
    fährdungsbeurteilung in Klein- und Mittelbetrieben:
    Gefahrstoffe – Ermittlung und Bewertung von Gefähr-
    dungen; Festlegen von Maßnahmen“ veröffentlicht.
    Diese Broschüre ist Teil einer Schriftenreihe, die alle
    Gefährdungsfaktoren behandelt, welche bei der Ge-
    fährdungsbeurteilung zu berücksichtigen sind. Die
    Broschüre ist online verfügbar unter:
    https://safety-work.org/de/leitfaden-fuer-die-gefaehr-
    dungsbeurteilung-in-klein-und-mittelbetrieben.html

    Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
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Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
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2 	Gefährliche        Eigenschaften
                   von Chemikalien

     Chemikalien, von denen aufgrund ihrer Eigenschaf-      Gefahrenpiktogramme und die dazugehörigen
     ten Gefahren für die menschliche Gesundheit, phy-      Gefahrenhinweise (H-Sätze) auf den Etiketten der
     sikalische Gefahren oder Gefahren für die Umwelt       Verpackungen warnen vor den einzelnen Gefahren,
     ausgehen, werden von den Herstellern, Importeu-        die von dem Stoff oder Gemisch ausgehen. In
     ren und nachgeschalteten Anwendern vor dem             bestimmten Fällen wird nur der Gefahrenhinweis
     Inverkehrbringen als gefährliche Stoffe oder gefähr-   verwendet. Stoffe, Gemische oder Erzeugnisse, aus
     liche Gemische eingestuft, wenn sie bestimmte Kri-     denen Gefahrstoffe entstehen oder freigesetzt wer-
     terien erfüllen. Diese Kriterien sind im Global Har-   den können, sind oft nicht gekennzeichnet, d. h. es
     monisierten System zur Einstufung und Kennzeich-       wird weder ein Gefahrenpiktogramm noch ein
     nung von Chemikalien (GHS) der UN festgelegt und       Gefahrenhinweis verwendet.
10   wurden in Europa mit der CLP-Verordnung einge-
     führt (Verordnung über die Einstufung, Kennzeich-      Bei den Gefahren für die Gesundheit wird zwischen
     nung und Verpackung von Stoffen und Gemischen          akuten oder chronischen Gefahren unterschieden.
     – Classification, Labelling and Packaging).            Bei akuten Gefahren treten die gesundheitsschädi-
                                                            genden Wirkungen durch ein- oder mehrmalige
     Wird mit solchen gefährlichen Stoffen oder Gemi-       Exposition sofort oder innerhalb eines kurzen, defi-
     schen im Betrieb gearbeitet, spricht man von gefähr-   nierten Zeitfensters auf. Ein Beispiel dafür ist die
     lichen chemischen Arbeitsstoffen oder Gefahrstof-      akute Giftigkeit (auch als akute Toxizität bezeich-
     fen.                                                   net).

     Weiterhin zählen zu den Gefahrstoffen auch             Von chronischen Gefahren spricht man, wenn die
                                                            gesundheitsschädigenden Wirkungen erst aufgrund
     • Stoffe, Gemische und Erzeugnisse, die explosions-   wiederholter Expositionen über längere Zeiträume
        fähig sind,                                         verzögert auftreten, wie es beispielsweise bei krebs-
     • Stoffe, Gemische und Erzeugnisse, aus denen bei     erzeugenden Stoffen oder Gemischen der Fall ist.
        der Herstellung oder Verwendung Gefahrstoffe
        entstehen oder freigesetzt werden,                  Akute und chronische Gesundheitsschäden können
     • Stoffe und Gemische, die aufgrund ihrer physika-    reversibel oder irreversibel sein. Reversibel bedeu-
        lisch-chemischen, chemischen oder toxikologi-       tet, dass die Symptome – abhängig von dem jewei-
        schen Eigenschaft und der Art ihrer Verwendung      ligen Gesundheitsschaden – bei Beendigung der
        oder ihres Vorhandenseins am Arbeitsplatz eine      Exposition vollständig verschwinden, gegebenen-
        Gefahr für die Sicherheit und Gesundheit der        falls auch erst nach geeigneter Behandlung oder
        Beschäftigten darstellen,                           Therapie.
     • Stoffe, denen ein Arbeitsplatzgrenzwert zugewie-
        sen wurde.                                          Bei irreversiblen Gesundheitsschäden dagegen bil-
                                                            den sich die Symptome oder deren Folgeschäden
                                                            nicht vollständig zurück, auch wenn die Exposition
                                                            beendet und die Behandlung abgeschlossen ist.

     Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
Eine Aufnahme der Gefahrstoffe in den Körper kann      Weiterführende Informationen bieten beispielsweise
dabei inhalativ durch Einatmen, dermal über die
Haut oder oral durch Verschlucken erfolgen. Von        • die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeits-
inhalativer Exposition spricht man, wenn der             medizin (BAuA), das Bundesinstitut für Bau-,
Gefahrstoff in der Luft im Arbeitsbereich der            Stadt- und Raumforschung (BBSR) und das
Beschäftigten vorhanden ist. Eine dermale Exposi-        Umweltbundesamt (UBA): „Leitlinie für die
tion liegt vor, wenn Hautkontakt gegenüber Gefahr-       Asbesterkundung zur Vorbereitung von Arbeiten
stoffen besteht. Eine orale Aufnahme ist beispiels-      in und an älteren Gebäuden“ www.baua.de/DE/
weise auch über verschmutzte Hände, mit denen ins        Angebote/Publikationen/Kooperation/Asbester-
Gesicht gefasst wird, möglich.                           kundung.pdf?__blob=publicationFile&v=3,
                                                       • das Institut für Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen      11
Das Thema Asbest wird in dieser Broschüre nicht          Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV): „Ergän-
weiter berücksichtigt. Asbest ist seit 2005 in der       zungen zur DGUV Information 201-012 Asbest-
gesamten EU verboten. Gleichwohl hat die europäi-        sanierung" https://dguv.de/ifa/praxishilfen/praxis-
sche Gesetzgebung zum Schutz der Beschäftigten,          hilfen-gefahrstoffe/asbestsanierung/aktuelle-
die einer Exposition ausgesetzt sein könnten,            ergaenzungen/index.jsp,
strenge Standards gesetzt, weil asbesthaltige Stäube   • die suva: „Asbesthaus“ www.suva.ch/de-ch/prae-
bei Abbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsar-        vention/sachthemen/asbest/asbesthaus#/house,
beiten an Gebäuden, Anlagen, Fahrzeugen und            • die AUVA: „Information und Unterweisung bei
Maschinen, die asbesthaltige Bauteile oder Bestand-      Asbestexposition“ www.auva.at/cdscontent/load?
teile enthalten, freigesetzt werden können.              contentid=10008.660667&version=1536240172.

Bei entsprechenden Tätigkeiten sind nationale Vor-     Für Tätigkeiten mit potenziell asbesthaltigen mine-
schriften und Vorgehensweisen umzusetzen, in           ralischen Rohstoffen und daraus hergestellten Ge­-
Deutschland beispielsweise die Technische Regel für    mischen und Erzeugnissen, zum Beispiel bei der
Gefahrstoffe (TRGS) 519 (www.baua.de/DE/Ange-          Gewinnung und Aufbereitung von Schotter oder Split,
bote/Rechtstexte-und-Technische-Regeln/Regelwerk/      ist die TRGS 517 zu beachten (www.baua.de/DE/
TRGS/TRGS-519.html).                                   Angebote/Rechtstexte-und-Technische-Regeln/
                                                       Regelwerk/TRGS/TRGS-517.html).

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2.1       Gesundheitsgefahren
     2.1.1     Vergiftungsgefahr/Akute Toxizität

     Vergiftungsgefahr besteht, wenn durch Verschlu-         Zum Beispiel besteht bei Flusssäure und Kaliumcya-
     cken oder Einatmen einer relativ kleinen Menge von      nid (Zyankali) Lebensgefahr bei Verschlucken, Ein-
     Chemikalien oder durch Hautkontakt eine gesund-         atmen und Hautkontakt. Ameisensäure, Ammoniak
     heitsschädigende Wirkung ausgelöst wird, die            und Chloroform sind giftig bei Einatmen. Phenol ist
     unmittelbar oder auch innerhalb eines engen Zeit-       giftig bei Verschlucken, Einatmen und Hautkontakt.
     rahmens zu bleibenden Schädigungen oder sogar
12   zum Tod führen kann. In Abhängigkeit von der            Das Gefahrenpiktogramm „Ausrufezeichen“ warnt
     Schwere der Gefahr wird bei der akuten Toxizität        vor gesundheitsschädlichen Chemikalien.
     zwischen Lebensgefahr, giftig und gesundheitsschäd-
     lich unterschieden.
                                                                                H302:	Gesundheitsschädlich
     Das Gefahrenpiktogramm „Totenkopf mit gekreuz-                                    bei Verschlucken.
     ten Knochen” wird für Chemikalien verwendet, die
                                                                                H312:	Gesundheitsschädlich
     als lebensgefährlich oder giftig eingestuft sind.
                                                                                       bei Hautkontakt.
                                                                                H332: 	Gesundheitsschädlich
                           H300:	Lebensgefahr bei                                      bei Einatmen.
                                  Verschlucken.
                           H301:	Giftig bei Verschlucken.
                                                             Beispielsweise sind Ameisensäure und Chloroform
                           H310: 	Lebensgefahr bei          gesundheitsschädlich bei Verschlucken. Xylol ist
                                  Hautkontakt.               gesundheitsschädlich bei Einatmen und Hautkon-
                                                             takt.
                           H311: Giftig bei Hautkontakt.
                           H330: 	Lebensgefahr bei          Das Beispiel Ameisensäure verdeutlicht, wie die
                                  Einatmen.                  Schwere der Gefahr in Abhängigkeit des Expositi-
                                                             onswegs unterschiedlich sein kann.
                           H331: Giftig bei Einatmen.
                           Möglich sind auch Kombina-
                           tionen wie
                           H300 + H310: Lebensgefahr
                           bei Verschlucken oder Haut-
                           kontakt

     Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
2.1.2	Ätzwirkung auf die Haut oder schwere              2.1.3   Haut- oder Augenreizung
       Augenschädigung
                                                         Eine Reizung der Haut oder der Augen tritt dann
Die Gefahr einer Verätzung oder einer schweren           auf, wenn der Kontakt mit einer Chemikalie zu
Augenschädigung besteht, wenn der Kontakt mit            reversiblen Schäden des Gewebes führt. Vor dieser
einer Chemikalie zu irreversiblen Schäden des            Gefahr warnt das Gefahrenpiktogramm „Ausrufezei-
Gewebes der Haut oder der Augen führt. Für diese         chen“.
Gefahren wird das Gefahrenpiktogramm „Ätzwir-
kung“ verwendet.                                                                                                   13
                                                                            H315: 	Verursacht Haut-
                                                                                   reizungen.
                    H314: 	Verursacht schwere
                                                                            H319: 	Verursacht schwere
                           Verätzungen der Haut
                                                                                   Augenreizung.
                           und schwere Augen-
                           schäden.
                    H318: 	Verursacht schwere
                                                         Beispielsweise kann verdünnte Salzsäure Reizungen
                           Augenschäden.
                                                         der Haut und schwere Augenreizung verursachen.
                                                         Dimethylformamid (DMF) verursacht schwere Augen-
                                                         reizung.
Starke Säuren, wie konzentrierte Essigsäure und
Schwefelsäure, sowie starke Laugen, wie konzen-
trierte Kalilauge und Natronlauge, verursachen
schwere Verätzungen der Haut und schwere Augen-
schäden. Beispielsweise können Diethanolamin,
n-Butanol oder n-Propanol schwere Augenschäden
hervorrufen.

Zusätzlich zu ihren ätzenden Eigenschaften für Haut
und Augen können Chemikalien auch Verätzungen
der Atemwege verursachen, wie es bei Ammoniak-
gas der Fall ist. Hierzu informiert in Europa der spe-
zielle H-Satz EUH071: Wirkt ätzend auf die Atem-
wege.

                                                                      Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
2.1.4	Sensibilisierung der Atemwege oder
            der Haut

     Sensibilisierung ist die durch einen Kontakt mit einer   Beispielsweise sind Glutaraldehyd, Diphenylme-
     sensibilisierenden Chemikalie ausgelöste Immun-          than-4,4’-diisocyanat (Methylendiphenylisocyanat,
     reaktion des Körpers. Bei wiederholtem Kontakt,          MDI) und Phthalsäureanhydrid (PSA), dazu Mehl-
     auch mit geringsten Mengen, kann es individuell zu       staub sowie bestimmte exotische Hölzer, unter an-
     einer überschießenden allergischen Abwehrreaktion        derem Abachi, atemwegssensibilisierend.
     des Körpers kommen.
                                                              Das Gefahrenpiktogramm „Ausrufezeichen” wird für
14   Es gibt verschiedene Arten allergischer Reaktionen       Chemikalien verwendet, die durch Hautkontakt all-
     der Haut und Atemwege, vom lebensbedrohlichen,           ergische Reaktionen hervorrufen können.
     anaphylaktischen Schock bis zu chronischen Reak-
     tionen wie Asthma oder Hautekzem. Chronische,
     allergische Reaktionen können zu einer Berufs-                              H317: Kann allergische Haut-
     krankheit führen.                                                                 reaktionen verursachen.

     Eine Allergie, Asthma oder Atembeschwerden können
     durch Einatmen atemwegssensibilisierender Chemi-
     kalien verursacht werden. Das Gefahrenpiktogramm
     „Gesundheitsgefahr“ warnt vor dieser Gefahr.             Beispielsweise sind Glutaraldehyd, MDI und PSA
                                                              auch hautsensibilisierend, ebenso wie Bisphenol A,
                                                              Epoxidharze, Glyoxal sowie verschiedene Kautschuk-
                           H334: Kann bei Einatmen           chemikalien wie Latex und Thiram.
                                 Allergie, asthmaartige
                                 Symptome oder Atem-
                                 beschwerden verursa-
                                 chen.

     Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
2.1.5   Spezifische Zielorgantoxizität nach ein-
        maliger Exposition, Reizung der Atem-
        wege und narkotisierende Wirkung

Wenn von Chemikalien nach einmaliger Exposition       Das Gefahrenpiktogramm „Ausrufezeichen“ warnt
die Gefahr ausgeht, gesundheitsschädigende Wir-       vor Chemikalien, die an dem Zielorgan Atemtrakt
kungen an einem bestimmten Organ (oder auch           nach einmaliger Exposition reversible atemwegsrei-
mehreren Organen) zu verursachen, wird dies als       zende Wirkungen verursachen können, die mit Symp-
„Spezifische Zielorgan-Toxizität (STOT, einmalige     tomen wie Husten, Atemnot und allgemeinen Atem-
Exposition)“ bezeichnet. Diese Gesundheitsschäden     beschwerden einhergehen können.
können reversibel oder irreversibel sein und können                                                              15
unmittelbar oder verzögert auftreten.
                                                                           H335: Kann die Atemwege
In Abhängigkeit der Schwere der Gefahr wird zwi-                                 reizen.
schen „Schädigt die Organe“ und „Kann die Organe
schädigen“ unterschieden. Für beide Fälle wird das
Gefahrenpiktogramm „Gesundheitsgefahr“ verwen-
det.
                                                      Beispielsweise verursachen Ammoniaklösung, Form-
                                                      aldehyd, n-Butanol und Salzsäure Reizungen der
                   H370: Schädigt die Organe         Atemwege.
                         (oder alle betroffenen
                         Organe nennen, sofern        Das Gefahrenpiktogramm „Ausrufezeichen“ wird
                         bekannt).                    weiterhin für Chemikalien verwendet, die das Ziel-
                                                      organ Nervensystem angreifen und betäubende
                   H371:	Kann die Organe schä-
                                                      (narkotisierende) Wirkungen wie Schläfrigkeit und
                          digen (oder alle be-
                                                      Benommenheit verursachen können. Diese Effekte
                          troffenen Organe
                                                      sind jedoch reversibel.
                          nennen, sofern be-
                          kannt).
                   (Jeweils Expositionsweg                                H336: Kann Schläfrigkeit
                   angeben, sofern schlüssig                                    und Benommenheit
                   belegt ist, dass diese Gefahr                                verursachen.
                   bei keinem anderen Exposi-
                   tionsweg besteht)

                                                      Beispiele sind viele organische Lösungsmittel wie
                                                      n- und iso-Butanol, n-Hexan, n-Propanol und Toluol.
Methanol beispielsweise schädigt das Zielorgan
Sehnerv, was in der Folge zur Erblindung führen
kann.

                                                                    Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
2.1.6     Spezifische Zielorgantoxizität nach          2.1.7   Aspirationsgefahr
               wiederholter Exposition
                                                             Von Aspiration wird gesprochen, wenn eine flüssige
     Wenn von Chemikalien nach längerer bzw. wieder-         oder feste Chemikalie direkt bei Verschlucken oder
     holter Exposition die Gefahr ausgeht, gesundheits-      indirekt durch Erbrechen in die Luftröhre und den
     schädigende Wirkungen an einem bestimmten Or-           unteren Atemtrakt gelangt. Die Folgen sind schwer-
     gan (oder auch mehreren Organen) zu verursachen,        wiegende, unmittelbar hervorgerufene Lungenschä-
     wird dies als „Spezifische Zielorgan-Toxizität (STOT,   digungen unterschiedlichen Ausmaßes, die auch töd-
     wiederholte Exposition)“ bezeichnet. Diese Gesund-      lich sein können.
     heitsschäden können reversibel oder irreversibel sein
16   und können unmittelbar oder verzögert auftreten.        Für Chemikalien, von denen diese Gefahr ausgeht,
                                                             wird das Gefahrenpiktogramm „Gesundheitsgefahr“
     In Abhängigkeit der Schwere der Gefahr wird zwi-        verwendet.
     schen „Schädigt die Organe“ und „Kann die Organe
     schädigen“ unterschieden. Für beide Fälle wird das
     Gefahrenpiktogramm „Gesundheitsgefahr“ verwen-                             H304: 	Kann bei Verschlucken
     det.                                                                              und Eindringen in die
                                                                                       Atemwege tödlich sein.

                           H372:	Schädigt die Organe
                                  (alle betroffenen
                                  Organe nennen, sofern      Beispiele sind organische Lösungsmittel wie Cyclo-
                                  bekannt) bei längerer      hexan, n-Heptan, n-Pentan und Xylol, weiterhin be-
                                  oder wiederholter          stimmte Kohlenwasserstoffgemische, die als Löse-
                                  Exposition.                und Verdünnungsmittel in Farben, Lacken, Firnissen
                                                             und Klebstoffen vorkommen und Bestandteil ver-
                           H373:	Kann die Organe
                                                             schiedener industrieller Reinigungsmittel sind.
                                  schädigen (alle be-
                                  troffenen Organe
                                  nennen, sofern be-
                                  kannt) bei längerer
                                  oder wiederholter
                                  Exposition.
                           (Jeweils Expositionsweg an-
                           geben, wenn schlüssig belegt
                           ist, dass diese Gefahr bei
                           keinem anderen Expositions-
                           weg besteht)

     Beispielsweise verursacht Nickel bei wiederholter
     Exposition Lungenschäden.

     Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
2.1.8   Karzinogenität (Krebserzeugung)               2.1.9	Keimzellmutagenität
                                                             (Erbgutveränderung)
Krebserzeugende Chemikalien (auch als Karzino-
gene bezeichnet) können auch erst viele Jahre nach    Eine dauerhafte Veränderung des genetischen
der Exposition zu einer Krebserkrankung führen        Materials wird auch als Mutation bezeichnet. Löst
oder die Wahrscheinlichkeit hierfür erhöhen.          eine Chemikalie im Erbgut der Keimzellen (Sper-
                                                      mien oder Eizellen) Veränderungen aus, die als
In Abhängigkeit der Aussagekraft der Nachweise der    genetische Defekte an die Nachkommen weiterge-
krebserzeugenden Wirkung wird zwischen „bekann-       geben werden können, spricht man von Keimzell-
termaßen oder wahrscheinlich karzinogen“ oder         mutagenität. Die dadurch hervorgerufenen Erbgut-
„Verdacht auf karzinogene Wirkung“ unterschie-        veränderungen können auch zu schweren Erb-                 17
den. Für beide Fälle wird das Gefahrenpiktogramm      krankheiten führen.
„Gesundheitsgefahr“ verwendet. Die Schutzmaß-
nahmen sind für diejenigen Chemikalien, die be-       Ähnlich wie bei der Karzinogenität wird auch bei der
kanntermaßen oder wahrscheinlich krebserzeugend       Keimzellmutagenität in Abhängigkeit der Aussage-
sind (H350 und H350i), noch strenger als für die-     kraft der Nachweise der Wirkung unterschieden zwi-
jenigen, die unter Verdacht stehen (H351).            schen „bekanntermaßen erbgutverändernd oder so
                                                      angesehen werden sollten“ und „Verdacht auf erb-
                                                      gutverändernde Wirkung“. Vor beiden warnt das
                   H350: 	Kann Krebs erzeugen        Gefahrenpiktogramm „Gesundheitsgefahr“.
                          (Expositionsweg an-
                          geben, sofern schlüssig
                          belegt ist, dass diese                          H340:	Kann genetische
                          Gefahr bei keinem an-                                  Defekte verursachen.
                          deren Expositionsweg
                                                                          H341:	Kann vermutlich
                          besteht).
                                                                                 genetische Defekte
                   H350i:	Kann bei Einatmen                                     verursachen.
                          Krebs erzeugen.
                                                                          (Jeweils Expositionsweg
                   H351:	Kann vermutlich Krebs                           angeben, sofern schlüssig
                          erzeugen (Expositions-                          belegt ist, dass diese Gefahr
                          weg angeben, sofern                             bei keinem anderen Exposi-
                          schlüssig belegt ist,                           tionsweg besteht)
                          dass diese Gefahr bei
                          keinem anderen Expo-
                          sitionsweg besteht).        Beispielsweise können Acrylamid, Benzol, Benzo(a)
                                                      pyren und Ethylenoxid Gendefekte verursachen.
                                                      4-Chlor-Toluidin, Formaldehyd und Glyoxal stehen
Beispiele für Chemikalien, die Krebs erzeugen kön-    im Verdacht, Gendefekte auszulösen.
nen, sind Acrylnitril, Benzol, Chrom-VI-Verbindun-
gen, Ethylenoxid, Nickeloxide, bestimmte Nitrosa-
mine, Vinylchlorid sowie Asbest und Hartholzstäube.
Beispiele für Chemikalien, die unter Verdacht ste-
hen, krebserzeugend zu sein, sind Dichlormethan
und Tetrahydrofuran.
                                                                    Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
2.1.10	Reproduktionstoxizität
             (Fortpflanzungsgefährdung)

     Chemikalien werden als reproduktionstoxisch ein-
     gestuft, wenn sie die Fruchtbarkeit und Sexualfunk-      H360: Kann die Fruchtbarkeit
     tion von Mann und Frau beeinträchtigen können.                 beeinträchtigen oder
     Hierzu zählen Störungen der Fortpflanzungsorgane,              das Kind im Mutterleib
     der Gameten, der Zyklusregelmäßigkeit und der                  schädigen.
     Schwangerschaft. Chemikalien gelten ebenfalls als
     reproduktionstoxisch, wenn sie durch Exposition der      H360F: Kann die Fruchtbarkeit
18   Eltern vor der Zeugung oder durch unmittelbare                  beeinträchtigen.
     Exposition die Entwicklung des Kindes im Mutterleib
     schädigen können.                                        H360D: Kann das Kind im
                                                                     Mutterleib schädigen.
     Die Unterscheidung der beiden Aspekte der Schädi-
     gung spiegelt sich auch in der Kennzeichnung             H361: Kann vermutlich die
     wider:                                                         Fruchtbarkeit beein-
     • Beeinträchtigungen von Fruchtbarkeit und Sexual-            trächtigen oder das
        funktion bei Mann und Frau (fruchtbarkeitsgefähr-           Kind im Mutterleib
        dend): Buchstabe „F“ bzw. „f“ nach dem H-Satz               schädigen.
        (nach englisch fertility, Groß- oder Kleinbuchstabe
        entsprechend der Aussagekraft des Nachweises).        H361f: Kann vermutlich die
     • Schädigungen des Kindes im Mutterleib (frucht-               Fruchtbarkeit beein-
        schädigend oder entwicklungsschädigend): Buch-               trächtigen.
        stabe „D“ bzw. „d“ nach dem H-Satz (nach eng-
        lisch development, Groß- oder Kleinbuchstabe          H361d: Kann vermutlich das
        entsprechend der Aussagekraft des Nachweises).               Kind im Mutterleib
                                                                     schädigen.
     Die Reproduktionstoxizität umfasst ebenfalls Beein-
     trächtigungen der Bildung der Muttermilch oder die       (Jeweils auch konkrete Wir-
     Schädigung der Säuglinge über die Muttermilch.           kung angeben, sofern bekannt,
     Alle Auswirkungen für die Fortpflanzung können           und Expositionsweg angeben,
     einzeln oder in Kombination von einer Chemikalie         sofern schlüssig belegt ist,
     ausgehen.                                                dass die Gefahr bei keinem
                                                              anderen Expositionsweg be-
     Bei der Reproduktionstoxizität wird sowohl bei der       steht)
     fruchtbarkeitsgefährdenden als auch bei der frucht-
     schädigenden Wirkung in Abhängigkeit der Aussa-
     gekraft der Nachweise zwischen „bekanntermaßen
     oder wahrscheinlich reproduktionstoxisch“ und „Ver-
     dacht auf reproduktionstoxische Wirkung“ unter-
     schieden. Für beide Fälle wird das Gefahrenpikto-
     gramm „Gesundheitsgefahr“ verwendet.

     Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
2.1.11 E rstickung und Kälteverbrennungen

                                                        Der Sauerstoffgehalt der Luft beträgt rund 21 Pro-
Beispielsweise können Borsäure und Ethylglykol          zent. Ein Sauerstoffgehalt unterhalb von 19 Prozent
sowohl die Fruchtbarkeit als auch das Kind im Mut-      kann gesundheitsschädigend sein, denn Sauerstoff-
terleib schädigen (H360FD). Bleialkyle und Bleiaze-     mangel kann zum Versagen lebenswichtiger Körper-
tat können das Kind im Mutterleib schädigen und         funktionen führen. Wenn der Sauerstoffgehalt in
zusätzlich vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchti-   der Umgebungsluft durch austretende Gase redu-
gen (H360Df). Dimethylformamid (DMF) und Koh-           ziert wird, besteht Erstickungsgefahr – unabhängig
lenmonoxid können das Kind im Mutterleib schädi-        davon, ob die Gase giftig sind oder nicht. Auch der
gen (H360D). Chloroform kann vermutlich das Kind        Umgang mit Trockeneis kann durch das austretende           19
im Mutterleib schädigen (H361d).                        Kohlendioxid ähnliche Auswirkungen haben.

Für Chemikalien, die die Bildung der Muttermilch        So können Gase, die beispielsweise durch Leckagen
beeinträchtigen oder Säuglinge über die Muttermilch     und Undichtigkeiten austreten, insbesondere in
schädigen können, wird kein Gefahrenpiktogramm          beengten, schlecht belüfteten Räumen (beispiels-
verwendet, sondern nur ein Gefahrenhinweis. Ein         weise Keller, Behälter oder Silos sowie Aufzugskabi-
Beispiel hierfür ist Bleipulver.                        nen und Fahrzeuginnenräume) zum Erstickungstod
                                                        führen.

                    H362: Kann Säuglinge über          Mit dem Gefahrenpiktogramm „Gasflasche“ werden
                          die Muttermilch schädi-       verdichtete Gase, Flüssiggase und unter Druck ge-
                          gen.                          löste Gase gekennzeichnet (siehe Abschnitt 2.2.1).
                                                        Falls die Gase gekühlt sind, können sie Verletzun-
                                                        gen durch Kälteverbrennungen hervorrufen.

                                                                            H281: Enthält tiefgekühltes
                                                                                  Gas; kann Kälteverbren-
                                                                                  nungen oder -verlet-
                                                                                  zungen verursachen.

                                                                      Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
2.2       Physikalische Gefahren
     2.2.1     Gase unter Druck                            2.2.2	Explosive und selbstzersetzliche
                                                                  Stoffe und Gemische sowie organische
     Das Gefahrenpiktogramm „Gasflasche“ warnt (neben             Peroxide
     den genannten Gesundheitsgefahren) vor verdich-
     teten, verflüssigten oder unter Druck gelösten Ga-    Wenn sich eine Chemikalie in kürzester Zeit (im
     sen. Wenn Gasbehälter erwärmt werden, können sie      Bereich von Sekundenbruchteilen) durch Reaktion
     explodieren.                                          oder Zersetzung schlagartig ausdehnt und es dabei
                                                           zu einer immensen Druckerhöhung kommt, besteht
20                                                         Gefahr durch Splitter, Spreng- und Wurfstücke.
                           H280:	Enthält Gas unter
                                  Druck; kann bei Erwär-   Das Gefahrenpiktogramm „Explodierende Bombe“
                                  mung explodieren.        wird zum einen für explosive Chemikalien oder
                                                           bestimmte Erzeugnisse mit Explosivstoffen verwen-
                                                           det. Diese werden bewusst zu dem Zweck herge-
                                                           stellt, eine Explosion oder einen pyrotechnischen
     Auch von Spraydosen kann eine Berstgefahr ausge-      Effekt hervorzurufen. Dabei können sich Gase in
     hen. Wenn die Aerosole nicht brennbar sind, erfolgt   solcher Geschwindigkeit und mit solch einer Tempe-
     eine Kennzeichnung ohne Gefahrenpiktogramm.           ratur und unter solchem Druck entwickeln, dass in
                                                           der Umgebung Zerstörungen eintreten. Beispiele
                                                           sind zivile und militärische Sprengstoffe (zum Bei-
                           H229: 	Behälter steht unter    spiel Trinitrotoluol (TNT) und Nitroglycerin) sowie
                                  Druck: kann bei          Feuerwerkskörper.
                                  Erwärmung bersten.
                                                           Das Gefahrenpiktogramm „Explodierende Bombe“
                                                           wird weiterhin verwendet für explosionsgefährliche
                                                           Stoffe und Gemische (beispielsweise Chemikalien
                                                           mit starker exothermer Zersetzung) sowie für beson-
                                                           ders gefährliche organische Peroxide (beispiels-
                                                           weise Dibenzoylperoxid) und besonders gefährliche
                                                           selbstzersetzliche Chemikalien (zum Beispiel be-
                                                           stimmte aliphatische Azoverbindungen, organische
                                                           Azide, Diazoniumsalze sowie N-Nitrosoverbindun-
                                                           gen). Selbstzersetzlichen Chemikalien werden ex-
                                                           plosive Eigenschaften zugewiesen, wenn die Formu-
                                                           lierungen im Laborversuch leicht detonieren,
                                                           schnell deflagrieren oder bei Erhitzen unter Ein-
                                                           schluss heftig reagieren.

                                                           Für desensibilisierte explosive Chemikalien sowie
                                                           weniger gefährliche organische Peroxide und weni-
                                                           ger gefährliche selbstzersetzliche Chemikalien wird
                                                           das Gefahrenpiktogramm „Flamme” verwendet.
     Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
H200: Instabil, explosiv.                             H206:	Gefahr durch Feuer,
                                                             Druckstoß oder Spreng-
H201:	Explosiv, Gefahr der
                                                             stücke; erhöhte Explo-
       Massenexplosion.
                                                             sionsgefahr, wenn das
H202:	Explosiv; große Gefahr                                Desensibilisierungs-
       durch Splitter, Spreng-                               mittel reduziert wird.
       und Wurfstücke.
                                                      H207:	Gefahr durch Feuer              21
H203:	Explosiv; Gefahr durch
                                                             oder Sprengstücke;
       Feuer, Luftdruck oder
                                                             erhöhte Explosionsge-
       Splitter, Spreng- und
                                                             fahr, wenn das De-
       Wurfstücke.
                                                             sensibilisierungsmittel
H204:	Gefahr durch Feuer                                    reduziert wird.
       oder Splitter, Spreng-
       und Wurfstücke.                                H208:	Gefahr durch Feuer;
                                                             erhöhte Explosions-
H240:	Erwärmung kann Explo-
                                                             gefahr, wenn das De-
       sion verursachen.
                                                             sensibilisierungsmittel
                                                             reduziert wird.

                                                      H242:	Erwärmung kann
H241:	Erwärmung kann                                        Brand verursachen.
       Brand oder Explosion
       verursachen.
                                 Desensibilisierte explosive Chemikalien sind mit einer
                                 solchen Menge Wasser oder Alkohol befeuchtet oder
                                 enthalten eine solche Menge Plastifizierungs- oder
                                 Phlegmatisierungsmittel, dass die explosiven Eigen-
                                 schaften unterdrückt sind.

H205:	Gefahr der Massen-
       explosion bei Feuer.

                                                Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
2.2.3     Brände und Explosionen

     Brände und Explosionen können durch eine Reak-
     tion brennbarer Chemikalien mit dem Sauerstoff           H220:	Extrem entzündbares
     der Luft und einer wirksamen Zündquelle verursacht              Gas.
     werden. Das Gefahrenpiktogramm „Flamme“ wird
                                                              H222:	Extrem entzündbares
     für verschiedene Chemikalien verwendet, die
                                                                     Aerosol. (Nur in Kombi-
     Brände auf unterschiedliche Weise verursachen
                                                                     nation mit H229)
     oder verstärken können.
                                                              H223:	Entzündbares Aerosol.
22   Brände und Explosionen können durch eine explo-                 (Nur in Kombination
     sionsfähige Atmosphäre ausgelöst werden, die bei-               mit H229)
     spielsweise durch brennbare Gase (beispielsweise
                                                              H224:	Flüssigkeit und Dampf
     Methan) und Flüssigkeitsdämpfe (beispielsweise von
                                                                     extrem entzündbar.
     Kraftstoffen wie Benzin und Lösemitteln wie Aceton)
     gebildet werden kann. Das Gefahrenpiktogramm             H225:	Flüssigkeit und Dampf
     „Flamme“ weist auf diese Gefahr hin.                            leicht entzündbar.
                                                              H226:	Flüssigkeit und Dampf
     Manche Feststoffe sind ebenfalls entzündbar und
                                                                     entzündbar.
     müssen mit dem Gefahrenpiktogramm „Flamme“
     gekennzeichnet werden, zum Beispiel Schwefel. Die
     Entzündbarkeit von Metallpulver hängt von der
     Feinheit der Pulverpartikel ab, zum Beispiel bei
     Magnesium.                                               H221: Entzündbares Gas.

     Weißer Phosphor ist bekannt dafür, dass er sich bei
     Luftkontakt entzündet. Er wird, wie auch andere ver-
     gleichbare Feststoffe (beispielsweise Aluminiumal-
     kyle) und Flüssigkeiten (beispielsweise Butyllithium),
     als „pyrophor“ bezeichnet. Auch hier wird das Ge-
     fahrenpiktogramm „Flamme“ verwendet – es sollte
     aber unbedingt vermieden werden, diese Chemika-
     lien mit entzündbaren Flüssigkeiten in Kontakt zu
     bringen, auch wenn beiden Stoffklassen das gleiche
     Gefahrenpiktogramm zugeordnet ist.

     Schlussendlich entwickeln manche Chemikalien
     (beispielsweise Natrium) bei Kontakt mit Wasser
     brennbare Gase, welche sich spontan selbst entzün-
     den. Hier wird ebenfalls das Gefahrenpiktogramm
     „Flamme“ verwendet.

     Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
2.2.4    Oxidierende (brandfördernde) Wirkung

                                  So wie Brände und Explosionen durch die Reaktion
H228: Entzündbarer Feststoff.     entzündbarer Chemikalien mit Sauerstoff verur-
                                  sacht werden können, so können auch Chemikalien,
H230:	Kann auch in Abwesen-
                                  die Sauerstoff abgeben, Brände verursachen oder
       heit von Luft explo-
                                  verstärken.
       sionsartig reagieren.
       (Nur in Kombination
                                  Das Gefahrenpiktogramm „Flamme über einem
       mit H220)
                                  Kreis“ warnt vor Chemikalien, die leicht Sauerstoff
H231:	Kann auch in Abwesen-      (oder andere oxidierende Chemikalien wie Chlor)            23
       heit von Luft bei erhöh-   abgeben und so einen Brand auslösen oder verstär-
       tem Druck und/oder         ken können. Dazu zählen beispielsweise Kaliumnit-
       erhöhter Temperatur        rat (das beim Schwarzpulver als oxidierendes Me-
       explosionsartig reagie-    dium wirkt), hochkonzentrierte Salpetersäure und
       ren. (Nur in Kombina-      Perchlorsäure sowie die anorganischen Peroxide,
       tion mit H220)             wie das flüssige Wasserstoff- und das feste Natrium-
                                  peroxid.
H232:	Kann sich bei Kontakt
       mit Luft spontan ent-
       zünden. (Nur in Kombi-
                                                      H270:	Kann Brand verursa-
       nation mit H220)
                                                             chen oder verstärken;
H250:	Entzündet sich in Be-                                 Oxidationsmittel.
       rührung mit Luft von
                                                      H271:	Kann Brand oder Explo-
       selbst.
                                                             sion verursachen; star-
H251:	Selbsterhitzungsfähig;                                kes Oxidationsmittel.
       kann in Brand geraten.
                                                      H272:	Kann Brand verstärken;
H252:	In großen Mengen                                      Oxidationsmittel.
       selbsterhitzungsfähig;
       kann in Brand geraten.
                                  Auch gasförmiger Sauerstoff wird als oxidierend
H260:	In Berührung mit
                                  gekennzeichnet, wie auch einige andere Gase wie
       Wasser entstehen ent-
                                  Chlor oder Stickoxid, die ebenfalls einen Brand ver-
       zündbare Gase, die
                                  ursachen oder beschleunigen können.
       sich spontan entzünden
       können.
H261:	In Berührung mit
       Wasser entstehen
       entzündbare Gase.

                                                Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
2.3       Umweltgefahren
     2.3.1     Gewässergefährdend                            2.3.2   Die Ozonschicht schädigend

     Das Gefahrenpiktogramm „Umweltgefahr“ warnt vor         Das Gefahrenpiktogramm „Ausrufezeichen“ warnt
     Chemikalien, die kurz- oder langfristig Gewässer und    davor, dass die Chemikalie die Ozonschicht in der
     die darin lebenden Fische, Krebstiere und Algen bzw.    Stratosphäre (äußeren Atmosphäre) abbauen und
     Wasserpflanzen schädigen können.                        so die öffentliche Gesundheit und die Umwelt schä-
                                                             digen kann. Beispiele sind halogenierte Kohlenwas-
                                                             serstoffe.
24                         H400: Sehr giftig für Wasser-
                                 organismen.
                                                                                H420:	Schädigt die öffentli-
                           H410: 	Sehr giftig für Wasser-
                                                                                       che Gesundheit und die
                                  organismen, mit lang-
                                                                                       Umwelt durch Ozon-
                                  fristiger Wirkung.
                                                                                       abbau in der äußeren
                           H411:	Giftig für Wasserorga-                               Atmosphäre.
                                  nismen, mit langfristi-
                                  ger Wirkung

                           H412:	Schädlich für Wasser-
                                  organismen, mit lang-
                                  fristiger Wirkung.
                           H413: 	Kann für Wasserorga-
                                  nismen schädlich sein,
                                  mit langfristiger
                                  Wirkung.

     Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
25

Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
3 	Ermittlung         der Eigenschaften
                   und der Gefahren

     3.1       Das Etikett                                  Nr.   Kennzeichnung eines Gemischs (Beispiel)

     Das Etikett gibt Auskunft über die Gefahren, die von         Kohlenwasserstoffgemisch
                                                            1
     einem gefährlichen Stoff oder Gemisch ausgehen,              Kohlenwasserstoffe C9–C11, n-Alkane, iso-Alkane,
     und muss die nachfolgenden Kennzeichnungsele-                cyclische Verbindungen, < 2 % Aromaten
     mente aufweisen.

                                                                  • Flüssigkeit und Dampf leicht entzündbar. (H225)
                                                            2
                                                                  • Kann bei Verschlucken und Eindringen in die Atem-
                                                                     wege tödlich sein. (H304)
26                                                                • Kann Schläfrigkeit und Benommenheit verursachen.
                                                                     (H336)
                                                                  • Giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger
                                                                     Wirkung. (H411)
                                                                  • Von Hitze, heißen Oberflächen, Funken, offenen
                                                            3
                                                                    Flammen und anderen Zündquellenarten fernhalten.
                                                                    Nicht rauchen. (P210)
                                                                  • Einatmen von Rauch / Gas / Nebel / Dampf / Aerosol
                                                                    vermeiden. (P261)
                                                                  • Freisetzung in die Umwelt vermeiden. (P273)
                                                                  • Bei Verschlucken: Sofort Giftinformationszentrum /
      1                                           5                 Arzt anrufen. (P301 + P310)
                                                                  • Kein Erbrechen herbeiführen. (P331)
                                    6                             Wiederholter Kontakt kann zu spröder oder rissiger Haut
      2                                                     4
                              4                                   führen. (EUH066)

      3                                                           GEFAHR
                                                            5
                                 7                8
                                                            6
                                                                  Hergestellt von:
                                                            7
                                                                  Muster-Chemie AG
                                                                  Musterstraße 23
                                                                  11111 Musterstadt
                                                                  Tel. +49 (0) 8888-99-3333

                                                            8     1L

     Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
Stoffname       Im Falle eines Gemisches ist die Identität aller enthaltenen Stoffe anzugeben, die zur Einstu-
(oder bei       fung des Gemisches in Bezug auf die folgenden Gefahrenklassen beitragen: akute Toxizität,
Gemischen       Ätzwirkung auf die Haut oder die Verursachung schwerer Augenschäden, Keimzellmutagenität,
Handels-        Karzinogenität, Reproduktionstoxizität, Sensibilisierung der Haut oder der Atemwege, spezifi-
name)           sche Zielorgan-Toxizität oder Aspirationsgefahr.
Gefahren-       H-Sätze (engl. Hazard statements) liefern eine Textaussage zu einer bestimmten Gefahren-
hinweise        klasse und -kategorie, die die Art und den Schweregrad der von einem gefährlichen Stoff oder
(H-Sätze)       Gemisch ausgehenden Gefahr beschreibt. H-Sätze können mit dem jeweiligen Kürzel versehen
                sein (in diesem Fall H225, H304, H336 und H411).                                                          27

Sicherheits-    P -Sätze (engl. Precautionary statements) liefern eine Textaussage, die Maßnahmen beschrei-
hinweise         ben, um Gefährdungen für Mensch und Umwelt bei der Verwendung oder Beseitigung zu
(P-Sätze)        begrenzen oder zu vermeiden. P-Sätze können mit dem jeweiligen Kürzel versehen sein
                 (hier: P210, P261, P273, P301+P310, P331).

Ergänzende      Ein Abschnitt für ergänzende Informationen, dazu zählen zum Beispiel die EUH-Sätze
Informationen   (hier: EUH066).
Signalwort      Das Signalwort gibt das Ausmaß der Gefahr an. „Gefahr“ wird für die schwerwiegenden
                Gefahrenkategorien und „Achtung“ für die weniger schwerwiegenden Gefahrenkategorien
                verwendet.
Gefahren-       Die Gefahrenpiktogramme sind eine bildliche Darstellung, die Informationen zur jeweiligen
piktogramme     Gefahr verdeutlicht.
Kontaktdaten    Name, Adresse und Telefonnummer des Herstellers, Importeurs oder Lieferanten.

Nennmenge        ie Nennmenge des Stoffs oder des Gemisches in der Verpackung, die der breiten Öffentlichkeit
                D
                zugänglich gemacht wird, außer diese Menge ist an anderer Stelle auf dem Packstück vermerkt.

                                                                             Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
1   Allgemeine Informationen ermitteln

                                                                     • Bezeichnung des Stoffes/   Abschnitt 1
     3.2       Das Sicherheitsdatenblatt
                                                                       des Gemisches und des
                                                                       Unternehmens
     Das Sicherheitsdatenblatt (SDB) bietet mehr Einzel-
                                                                     • Mögliche Gefahren (Ein-    Abschnitt 2
     heiten als das Etikett und ist daher eine wichtige
                                                                       stufung, Kennzeichnungs-
     Informationsquelle für Arbeitgeberinnen und Arbeit-
                                                                       elemente)
     geber sowie Beschäftigte, um zu erkennen, ob es
                                                                     • Zusammensetzung/           Abschnitt 3
     am Arbeitsplatz Gefahrstoffe gibt und um Gefähr-
                                                                       Angaben zu Bestandteilen
     dungen für die Sicherheit und Gesundheit beim
                                                                     • Sonstige Angaben, die      Abschnitt 16
     Umgang zu beurteilen.
                                                                       nicht in den Abschnitten
                                                                       1 bis 15 enthalten sind,
28   Sind dem SDB im Anhang Expositionsszenarien bei-
                                                                       beispielsweise Angaben
     gefügt, können die Angaben zu den dort beschrie-
                                                                       zur Überarbeitung des SDB
     benen Verwendungsbedingungen helfen, das Risiko
     am Arbeitsplatz zu beherrschen. Expositionsszena-
     rien sind nicht immer beschrieben, nur wenn der
     Lieferant einen Stoffsicherheitsbericht erstellen
     musste.

     Das SDB und eventuelle Aktualisierungen müssen
                                                            7   Expositionsszenarien zu Rate ziehen

                                                                • Expositionsszenarien legen Anhang
     kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Die Spra-
                                                                   dar, wie die Exposition von
     che muss klar und prägnant und das SDB muss in
                                                                   Mensch und Umwelt für
     der Amtssprache des Landes verfasst sein, in das der
                                                                   bestimmte Verwendungen
     Stoff oder das Gemisch geliefert wird.
                                                                   kontrolliert werden kann.
     Das SDB beinhaltet 16 Abschnitte, die nachfolgend
     erklärt werden.

                                                                 6   Informationen für den Notfall
                                                                     bereithalten
                                                                     • Notrufnummer               Abschnitt 1
                                                                     • Erste-Hilfe-Maßnahmen      Abschnitt 4
                                                                     • Maßnahmen zur Brand-      Abschnitt 5
                                                                       bekämpfung
                                                                     • Maßnahmen bei unbeab-     Abschnitt 6
                                                                       sichtigter Freisetzung

     Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
2   Gefährliche Eigenschaften erkennen

    • Physikalische und chemi-     Abschnitte
      sche Eigenschaften, Stabi-    2, 9 und 10    3   Gefahrstoffe sicher verwenden

      lität und Reaktivität                            • Relevante identifizierte       Abschnitt 1
    • Gefahren für die Gesund-     Abschnitte            Verwendungen und Ver-
      heit und toxikologische       2 und 11              wendungen, von denen
      Angaben                                             abgeraten wird
    • Gefahren für die Umwelt      Abschnitte         • Handhabung und Lagerung        Abschnitt 7
      und umweltbezogene            2 und 12           • Arbeitsplatzgrenzwert          Abschnitt 8
      Angaben                                             (AGW) und Biologischer
                                                          Grenzwert (BGW) sowie
                                                          gegebenenfalls weitere
                                                          Grenzwerte
                                                       • Begrenzung und Überwa-         Abschnitt 8
                                                          chung der Exposition
                                                          (Lüftung)
                                                                                                            29
                                                       • Persönliche Schutzaus-         Abschnitt 8
                                                          rüstungen (Handschutz,
                                                          Atemschutz, Augen- und
                                                          Gesichtsschutz, Schutz-
                                                          kleidung)
                                                       • Rechtsvorschriften und         Abschnitt 15
       Die sieben
                                                          nationale Regelungen (in
        Punkte                                            Deutschland beispielsweise
        des SDB                                           Wassergefährdungsklassen)

                                                   4   Abfälle sicher entsorgen

                                                       • Hinweise zur Entsorgung         Abschnitt 13
                                                       • Umgang mit kontaminier-        Abschnitt 13
                                                          ten Verpackungen

5   Gefahrgut sicher transportieren

    • Angaben zum Transport         Abschnitt 14
    • Transportklassifizierungen   Abschnitt 14
       für verschiedene Verkehrs-
       wege

                                                               Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
3.3       Andere Informationsquellen                GESTIS
     Weitere Informationsquellen im Internet sind bei-   GESTIS ist das Gefahrstoffinformationssystem der
     spielsweise:                                        Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Die
                                                         GESTIS-Stoffdatenbank enthält Informationen für
                                                         den sicheren Umgang mit Gefahrstoffen und ande-
                                                         ren chemischen Stoffen am Arbeitsplatz, wie bei-
                                                         spielsweise die Wirkungen der Stoffe auf den Men-
                                                         schen, die erforderlichen Schutzmaßnahmen und
                                                         die Maßnahmen im Gefahrenfall (einschließlich
30                                                       Erste Hilfe). Darüber hinaus wird der Nutzer über
                                                         wichtige physikalisch-chemische Daten sowie über
                                                         spezielle Regelungen zu den einzelnen Stoffen in-
                                                         formiert, insbesondere zur Einstufung und Kenn-
                                                         zeichnung nach GHS gemäß CLP-Verordnung (Pikto-
                                                         gramme, H-Sätze, P-Sätze). Es sind Informationen
                                                         zu etwa 8800 Stoffen enthalten.

                                                         www.dguv.de/ifa/gestis/index.jsp

     Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
GisChem                                                  WINGIS online (GISBAU)
GisChem ist das Gefahrstoffinformationssystem            WINGIS online ist ein Programm des Gefahrstoffin-
Chemikalien der Berufsgenossenschaft Rohstoffe           formationssystems der Berufsgenossenschaft der
und chemische Industrie und der Berufsgenossen-          Bauwirtschaft (GISBAU). WINGIS enthält die Module:
schaft Holz und Metall. Mit GisChem möchten die          Produkt-Informationen und Entwürfe für Betriebs-
BG RCI und die BGHM insbesondere kleinere und            anweisungen (in 16 Sprachen), Erstellen / Verwalten
mittlere Betriebe ansprechen, die entweder Gefahr-       von Gefahrstoffverzeichnissen, Erstellen eigener
stoffe herstellen oder in den unterschiedlichen          Betriebsanweisungen, Hilfe zur Gefährdungsbeur-
Branchen dieser beiden Berufsgenossenschaften            teilung und deren Dokumentation, Berechnung von
Gefahrstoffe verwenden. Jeweils bezogen auf den          Gefahrguttransporten sowie Handschuhdatenbank.             31
konkreten Gewerbezweig wird ein Überblick über           Neben der Online-Version gibt es mit WINGIS mobile
die Gefahrstoffsituation sowie die zu treffenden         auch eine mobile Version der Gefahrstoff-App.
Schutzmaßnahmen gegeben. GisChem besteht aus
mehreren Modulen, die unabhängig voneinander             www.wingisonline.de/
genutzt werden können: GisChem-Interaktiv (Erstel-       www.gisbauapps.de/
lung von Betriebsanweisungen ausgehend von               www.bgbau.de/themen/sicherheit-und-gesundheit/
Sicherheitsdatenblättern), Gefahrstoffverzeichnis (Er-   gefahrstoffe/gisbau/
stellung von Gefahrstoffverzeichnissen) und Gemisch-
rechner (Berechnung der Einstufung und Kenn-
zeichnung von Gemischen nach den Regelungen
der CLP-Verordnung).

www.gischem.de/

                                                                       Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
C&L Verzeichnis                                         eChemPortal
     Diese Datenbank der Europäischen Chemikalien-           eChemPortal bietet (in englischer Sprache) einen
     agentur ECHA enthält Informationen zur Einstufung       Zugang zu Informationen über Eigenschaften von
     und Kennzeichnung von angemeldeten und regis-           Chemikalien (inklusive physikalische und chemische
     trierten Stoffen, die Hersteller und Importeure über-   Eigenschaften, Umweltverhalten, Ökotoxizität, Toxi-
     mittelt haben, einschließlich einer Liste harmoni-      zität) mit direkten Links zu gesammelten Informa-
     sierter Einstufungen. Die Datenbank wird regelmäßig     tionen, die für Chemie-Regierungsprogramme auf
     durch neue und aktualisierte Meldungen auf den          nationaler, regionaler und internationaler Ebene er-
     neusten Stand gebracht.                                 fasst wurden. Die Organisation für wirtschaftliche
32                                                           Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist für die
     https://echa.europa.eu/de/information-on-chemi-         Entwicklung des Portals verantwortlich, die Europäi-
     cals/cl-inventory-database                              sche Chemikalienagentur (ECHA) für das Hosting.

                                                             www.echemportal.org/echemportal/

     Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
IPCS INCHEM
Das Internationale Programm für Chemische Sicher-
heit (IPCS) bietet mit der INCHEM Website (in engli-
scher Sprache) Informationen zu Chemikalien über
das gesamte Spektrum der Expositionen (Umwelt,
Nahrungsmittel, Arbeitsplatz). IPCS INCHEM ist ein
Gemeinschaftsprogramm des International Program-
me on Chemical Safety (IPCS) und des Canadian
Centre for Occupational Health and Safety (CCOHS).
IPCS INCHEM entstand aus einem der Hauptanliegen                                                    33
des Intergovernmental Forum on Chemical Safety
(IFCS), aktuelle, von internationalen Experten ge-
prüfte Publikationen und Datenbankeinträge zum
Thema „Chemische Sicherheit“ zusammenzutragen
und öffentlich verfügbar zu machen.

www.inchem.org/

                                                       Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
3.4	Nicht gekennzeichnete                              3.5	Tätigkeiten oder Verfahren,
          Gefahrstoffe                                            bei denen Gefahrstoffe entste-
                                                                  hen oder freigesetzt werden
     Nicht alle Gefahrstoffe sind mit Gefahrenpikto-         Zusätzlich zu den Gefahrstoffen, die im Betrieb her-
     grammen gekennzeichnet. Hierzu zählen Stoffe und        gestellt oder verwendet werden, können auch bei
     Gemische, die aufgrund ihrer physikalisch-chemi-        Tätigkeiten oder Verfahren Gefahrstoffe entstehen
     schen, chemischen oder toxikologischen Eigenschaft      oder freigesetzt werden, die nicht gekennzeichnet
     und der Art ihrer Verwendung oder ihres Vorhan-         sind.
     denseins am Arbeitsplatz eine Gefahr für die Sicher-
34   heit und Gesundheit der Beschäftigten darstellen,       Hierzu zählen beispielsweise krebserzeugende Me-
     beispielsweise Trockeneis und flüssiger tiefkalter      talle und Metallverbindungen:
     Stickstoff (siehe hierzu auch Abschnitt 2.1.11), hei-
     ßer Wasserdampf und Metallschmelzen.                    • Chrom-VI-Verbindungen, Cobaltmetall und Cobalt-
                                                               oxide, Nickeloxide in den Schweißrauchen bei
     CNT (carbon nanotubes, Kohlenstoffnanoröhren)             Schweißarbeiten,
     sind zylindrische Kohlenstoffmoleküle, die in der       • Chrom-VI-Verbindungen in der Galvanik,
     Elektronik, Optik, Materialtechnologie und vielen       • Beryllium-, Chrom-, Cobalt- und/oder Nickelver-
     anderen Bereichen eingesetzt werden. Da manche            bindungen bei der mechanischen Bearbeitung von
     CNT anderen Fasern ähneln, die krebserzeugend             Legierungen.
     sein können (zum Beispiel Asbestfasern), stehen sie
     unter genauer Beobachtung, was allfällige Auswir-       Weiterhin können als Gefahrstoffe entstehen:
     kungen auf die Gesundheit des Menschen anbe-
     langt. In manchen Ländern müssen Beschäftigte,          • Formaldehyd als Zersetzungsprodukt bei der Be-
     die CNT ausgesetzt sind, strenge Schutzmaßnahmen          oder Verarbeitung bestimmter Kunststoffe,
     einhalten und werden in besonderen arbeitsmedizi-       • krebserzeugende Hartholzstäube, beispielsweise
     nischen Vorsorgeprogrammen überwacht.                      bei der Bearbeitung von Buche und Eiche,
                                                             • Dieselrußpartikel, Stickoxide, Kohlenmonoxid und
                                                               Kohlendioxid in Abgasen von Dieselmotoren.

                                                             Bei der Bearbeitung von Stein oder bei Bauarbeiten
                                                             entstehen Stäube, die ebenfalls eine Gefahr für die
                                                             Gesundheit darstellen, die je nach Zusammenset-
                                                             zung der Stäube unterschiedlich stark ausgeprägt
                                                             sein kann.

     Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
3.6	Die Schnittstelle zum
     Gefahrgutrecht

Gefahrstoffe werden zu Gefahrgütern, wenn sie auf
öffentlichen Verkehrswegen transportiert werden.
Gefahrgut wird wieder zum Gefahrstoff, sobald es
auf einem Firmengelände ankommt und die Trans-
portvorgänge abgeschlossen sind. Weitere Informa-
tionen finden sich im Video „Gefahrgut und Gefahr-
stoff: sicher transportieren – sicher arbeiten“ auf                                                35
(http://downloadcenter.bgrci.de/shop/ivss).

                                                      Vorbereitet für den Umgang mit Chemikalien
4 	Von         der Gefahr über die Gefähr-
                   dung hin zu Schutzmaßnahmen

     4.1       Einleitung
     Wenn die Gefahren, die von den Gefahrstoffen aus-       In Deutschland kann sich der Arbeitgeber bzw. die
     gehen, mit der Möglichkeit einer gesundheitlichen       Arbeitgeberin zur fachkundigen Durchführung der
     Beeinträchtigung der Beschäftigten zusammentref-        Gefährdungsbeurteilung von der Fachkraft für
     fen können, spricht man von Gefährdung. Um die          Arbeitssicherheit oder der Betriebsärztin bzw. dem
     erforderlichen Maßnahmen für Sicherheit und Ge-         Betriebsarzt beraten lassen.
     sundheit festlegen zu können, müssen zunächst alle
     Gefährdungen ermittelt und beurteilt werden. Dieser
     Gesamtprozess der Gefährdungsbeurteilung ist konti-
36   nuierlich fortzuführen, das heißt bei Veränderungen
     anzupassen. Verantwortlich für die Gefährdungsbe-
     urteilung ist der Arbeitgeber bzw. die Arbeitgeberin,
     einzubeziehen sind alle für Sicherheit und Gesund-
     heit zuständigen Personen sowie die Beschäftigten.
                                                                Informationen beschaffen
                                                               und Gefährdungen ermitteln

                                                                    4.2

        Wirksamkeit                                                                      Gefährdungen
       überprüfen und                                                          4.3        anhand von
        Gefährdungs-                  4.6                                                Eigenschaften
         beurteilung                                                                     und Exposition
        aktualisieren                                                                      beurteilen

                                                  4.5                 4.4

                        Dokumentation der                      Schutzmaßnahmen treffen,
                      Gefährdungsbeurteilung                    welche die Gefährdungen
                                                                   ausschließen oder
                                                                      minimieren

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