Fachlicher Bericht über die Durchführung des Arbeitspro-gramms im Jahr 2020
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Wien, 2021-06-15 GZ:274/21-ste Fachlicher Bericht über die Durchführung des Arbeitspro- gramms im Jahr 2020 Im folgenden Bericht wird eine Zusammenfassung der Aktivitäten des Kalenderjahres 2020 gegeben 1
Inhalt 1. Aufgaben und Struktur der ZAR ......................................................................................... 3 2. Betreuung der Mitglieder .................................................................................................... 3 3. Betrieb und Verwaltung eines EDV-gestützten Datenverbundes ....................................... 4 4. Zentrale Verarbeitung und Auswertung der österreichischen und internationalen Leistungskontrolldaten ............................................................................................................... 5 5. Durchführung der gesetzlich vorgeschriebenen Zuchtwertschätzung ................................ 7 6. Interessenvertretung ............................................................................................................ 9 7. Zuchtviehmarketing .......................................................................................................... 10 8. Forschung & Entwicklung ................................................................................................ 11 9. Projekt Digitalisierungsoffensive zur Datenselektion für Zuchttiere im Rahmen des Marketings ................................................................................................................................ 15 10. Bildung .......................................................................................................................... 16 2
1. Aufgaben und Struktur der ZAR Die Aufgaben der Zentralen Arbeitsgemeinschaft österreichischer Rinderzüchter (ZAR) sind in den Statuten festgeschrieben, zielen auf eine Qualitätsverbesserung und Effizienzsteige- rung der Rinderproduktion und beziehen sich auf folgende Aufgabengebiete: 1. Betreuung der Mitglieder 2. Zentrale Verarbeitung und Auswertung der Daten der Leistungsprüfung 3. Durchführung der gesetzlich vorgeschriebenen Zuchtwertschätzung 4. Umsetzung des Rinderdatenverbundes 5. Interessenvertretung 6. Zuchtviehmarketing 7. Forschung im Rinderbereich 8. Bildung Der Kern dieser Aufgaben wurde seit Gründung der ZAR von ihr selber bzw. von ZAR- Beauftragten durchgeführt. Aufbauend auf den Erfahrungen von fast fünf Jahrzehnten wurde im April 2001 beschlossen, eine Dienstleistungs-GmbH als 100% Tochter der ZAR (ZuchtDa- ta), rückwirkend mit 1.1.2001 zu gründen. Der alleinige Gesellschafter ist der Verein ZAR, vertreten durch den Obmann Stefan Lindner. Dieser GmbH wurden jene Agenden übertragen, die mit der elektronischen Datenverarbei- tung zu tun haben, im Wesentlichen sind das jene Aufgaben, die unter Punkt 2 bis 4 genannt werden. Im Bereich Forschung erfolgt überwiegend die Übertragung der Projektleitung an die ZuchtData GmbH. Die Trägerschaft der meisten Forschungsprojekte verbleibt dagegen bei der ZAR. Die Arbeitsteilung wurde derart organisiert, dass von Seiten der ZAR die Anforderungen und Wünsche an ihre Tochter GmbH herangetragen werden, die ein Anbot dafür erarbeitet, wel- ches dann von der ZAR in Auftrag gegeben werden kann. Die ZAR tritt umgekehrt gegenüber ihrer Tochter als Dienstleister derart auf, dass möglichst wenig allgemeiner Verwaltungsaufwand von der ZuchtData selbst durchgeführt werden muss. 2. Betreuung der Mitglieder Eine Hauptaufgabe der ZAR bleibt es nach wie vor, eine innerösterreichische Akkordierung derart vorzunehmen, dass eindeutige und von einer deutlichen Mehrheit der Mitgliedsorgani- sationen mitgetragene Aufträge umgesetzt werden können. Die Erarbeitung dieser Vorschläge geschieht nach wie vor in den Fachausschüssen der ZAR in enger Kooperation mit den Betroffenen. Folgende Ausschüsse wurden als permanente Gremien installiert: der Ausschuss für Genetik, der Ausschuss für Leistungskontrolle, der Ausschuss für Allgemeine Rinderwirtschaft, der Marketing-Koordinationsausschuss (MA- KOS), der Ausschuss für Besamung / Biotechnologie, der Ausschuss der Zuchtverbände und der Kontrollausschuss. Die Plattform Tiergesundheit wurde im Jahr 2011, nach Ablauf des 3
Projektes Gesundheitsmonitoring-Rind, installiert, um die ausgezeichnete Gesprächsbasis zur Tierärzteschaft aufrecht zu erhalten und vornehmlich tiergesundheitsrelevante züchteri- sche Agenden zu behandeln. 3. Betrieb und Verwaltung eines EDV-gestützten Datenver- bundes Für den Betrieb des Rinderdatenverbundes wird im Land- und forstwirtschaftlichen Rechen- zentrum (LFRZ) eine Rechnerarchitektur betrieben. Ab dem Jahr 2016 läuft der Rinderda- tenverbund auf einem LINUX-System im Real Application Cluster von Oracle. Dabei besitzt jeder Datenbankinstanz zwei Knoten, die jeweils auf zwei verschiedenen Rechnern läuft. Das erhöht einerseits die Performance im laufenden Betrieb, weil die Ressourcen besser genutzt werden, andererseits wird die Ausfallsicherheit erhöht, wenn ein Rechner ausfällt, läuft die Datenbank trotzdem weiter. Auch bei Systemupdates muss die Datenbank nicht mehr gestoppt werden. Auch der Betrieb der beiden Report Server und der beiden Web- Server wurde 2016 die neue Hardware portiert. Alle Server werden als virtuelle Server be- trieben. Die gedruckten Berichte werden seit November 2005 über die Raiffeisen Informatik GmbH abgefertigt. Im Jahr 2009 wurden diese Arbeiten von der Raiffeisen Informatik GmbH an ihre Tochterfirma D2D GmbH abgegeben. Der Zugriff der Benutzer auf die Onlinedatenbank er- folgt einerseits über das Landwirtschaftskammernetzwerk oder über eine durch Verschlüsse- lung gesicherten Zugang aus dem freien Internet. Seit Mai 2005 ist es auch für die Mitglieds- betriebe der LKV’s und Zuchtverbände möglich über das Internet auf die eigenen Betriebs- und Tierdaten im Rinderdatenverbund zuzugreifen. Alle LKV’s und Zuchtverbände erledigen die tägliche Arbeit direkt im RDV. Seit dem Jahr 1999 ist der Rinderdatenverbund in Österreich in Betrieb und wird ständig an die neuesten Anforderungen angepasst. Der Rinderdatenverbund wird gemeinsam mit Bay- ern und seit 2003 auch mit Baden-Württemberg weiterentwickelt. Im Juni 2008 wurde auch der LKV Schleswig Holstein in die gemeinsame Weiterentwicklung eingebunden. Im Jahr2015 wurde auch der LKV Nordrhein-Westfalen in den Rinderdatenverbund integriert. Im Jahr 2020 wurden folgende Arbeiten durchgeführt: 1. Weitere Verbesserung der Benutzeroberfläche (Masken) nach den Anforderungen von LKVs und ZVBs 2. Anpassungen der RDV-Berichte an die Wünsche der LKV’s . Umstellung der Jahres- berichte auf die neue Plattform Jasper Reports. Anpassung der Jahresberichte an die neuen Parameter von Qplus Kuh und Qplus Schaf und Ziege 3. Dezentrale Auswertemöglichkeiten für die Organisationen (Dataanalyzer) o Erstellung weiterer Auswertungen mit Direktabrufmöglichkeit auf der neuen Oberfläche RDV-Data-Analyzer 4. Internet o LKV-Herdenmanager Internetzugriff für Landwirte Einführung von individuellen Tierlisten, die der Landwirt selbst zu- sammenstellen kann 4
Zusammenführung der Klauenpflegedaten aus der Eingabe durch den Landwir und durch den Tierarzt und Klauenpfleger o Beginn der Programmierarbeiten Neugestaltung der Futterrationsberchnung o Freigabe des neuen Layouts für die Anpaarungsplanung Optibull o Fertigstellung des Fachkonzeptes für die Anpaarungsplanung in der gezielten Paarung 5. mobile Datenerfassung o Erweiterung RDV-Mobil Neugestaltung der Auswertung für auffällige Tiere Brunstrad in Listenform für Mobilgeräte optimiert weitere Anpassungen der AMA-Tierkennzeichnungsmeldungen über RDV_mobil Anzeige der Probemelkergebnisse der Einzeltiere am Kontrolltag o Besamung Mobil: Optimierung des Datenaustausches o LKV-Mobil: Datenerfassungsprogramm für die LKV-Mitarbeiter weitere Programmierung und Implementierung der gewünschten Funk- tionalit#t erste Praxistests und teilweises Rollout für den Praxisbetrieb Beginn der Arbeiten für den Einsatz bei Schafe und Ziegen MLP o zvb_mobil: Datenerfassungsprogramm für ZVB-Mitarbeiter Einführung der Eingabe von Stierbewertungen und HB-Einstufungen von Stieren 6. Schnittstellen: a. Erweiterung der Schnittstelle für Klauendaten zum Programm Herde von dsp- agrosoft b. Beginn der Programmierung der Schnittstelle zu lely-Robotern c. Fachkonzepterstellung zur Integration von GEA über IDDEN 7. Infrarot Datenverarbeitung: a. Einarbeitung in R-Tools für die Bearbeitung von Infrarotdaten 4. Zentrale Verarbeitung und Auswertung der österreichi- schen und internationalen Leistungskontrolldaten Die Verarbeitung der Monatskontrolldaten der Landeskontrollverbände erfolgt für das gesam- te Bundesgebiet im Rinderdatenverbund. Sowohl die Erhebung der Daten als auch deren Verarbeitung erfolgt nach den Bestimmungen des ICAR und den speziellen Beschlüssen der ZAR. Die Daten werden online oder über Schnittstellen in das System eingeführt (LKV, Labor, Be- samungsstationen, AMA, ZV). Die ZuchtData führt im Rinderdatenverbund zentrale Herde- bücher für alle reinrassigen Zuchtrinder. Die HB-Einstufung der Zuchtrinder wurde im Jahr 2013 an die neuen gesetzlichen Bestimmungen und die neu genehmigten Zuchtbuchord- nungen angepasst. Im Jahr 2015 wurden einige Herdebücher eingestellt und einige neu er- öffnet. Der Rinderdatenverbund wurde an diese Gegebenheiten angepasst. Anfang 2017 wurde das Herdebuch ‚Montbeliarde‘ implementiert. Im Jahr 2018 wurden die Grundlagen für 5
die neue EU-Zuchtbescheinigung erarbeitet und mit der Umsetzung begonnen. Im Jahr 2019 wurde auch noch die Zuchtbescheinigung für Samen implementiert Statistiken und Zuchtwertschätzergebnisse werden den Zuchtverbänden, Landwirtschafts- kammern und Besamungsanstalten zur Verfügung gestellt. Weiters steht der gesamte Da- tenbestand zur Selektion für wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung. Jeder Kontrollbetrieb erhält umgehend nach der Leistungskontrolle einen Tagesbericht. Die- ser kann auch per Fax oder Email zugestellt werden. So ist es nun durchaus möglich, dass die Ergebnisse der Kontrolle bereits einen Tag später beim Landwirt eintreffen. Im Jahr 2013 wurde das Nachrichtenmodul (Postfach) in Betrieb genommen, wo alle Tages- und Jahres- berichte des Betriebes abgelegt werden und 2 Jahre lang online zur Verfügung stehen. Für Tiere, die seit der letzten Kontrolle gekalbt haben, werden Zuchtbuchauszüge ausgestellt. Im Jahr 2008 wurde ein spezieller Tagesbericht für Betriebe, die alle Tiere gealpt haben, erstellt, damit der Heimbetrieb über die Leistungen seiner Tiere auf der Alm informiert ist. Im Jahr 2013 wurde die Erhebung der kalbnahen Beobachtungen ergänzt. Im Jahr 2014 wurde der Tagesbericht an die neuen Anforderungen für QS-Kuh angepasst, Im Jahr 2015 erfolgte auch die Anpassung der Jahresberichte Milch und Fleisch an die Anforderungen von QS- Kuh.Im Jahr 2018 wurde die Umstellung der Berichtsprogrammierung auf eine neue Platt- form begonnen, weil die derzeitige Plattform von Oracle nicht mehr unterstützt wird. Alle Be- richte müssen im Zuge dieser Umstellung neu programmiert werden. Ende 2019 wurden die neuen Anforderungen von Qplus Kuh im Tagesbericht implementiert. Im Jahr 2020 wurden alle Jahresberichte auf die neue Plattform Jasper Reports umgestellt und es wurden die Pa- rameter für Qplus Kuh und Qplus-Schafe/Ziegen implementiert Außerdem erhält der Landwirt nach jeder Zuchtwertschätzung (dreimal jährlich) einen Zwi- schenbericht und die Tierliste (Überblick über den Tierbestand). Am Betriebsjahresende wird ein Jahresbericht erstellt. Dieser enthält auch einen horizontalen Betriebsvergleich (Betrieb, Gemeinde, Bezirk, Land). Dieser horizontale Betriebsvergleich wurde im Jahr 2013 um die wichtigsten Gesundheitsmerkmale erweitert. Für Betriebe mit Gesundheitsmonitoring wird ein eigener Jahresbericht Gesundheitsmonitoring erstellt. Der Landwirt kann seine Betriebs- und Tierdaten auch über Internet abrufen. Diese Betriebs- und Tierdaten wurden im Jahr 2010 um umfangreiche Aktionslisten für das Betriebsmanagement erweitert. 2011 wurde für dieses Programm ein neues Internetlayout mit einer flexibleren Programmieroberfläche ge- schaffen. Im Jahr 2012 wurde der neue Anpaarungsplaner OptiBull in Betrieb genommen. Im Jahr 2013 wurde bei OptiBull eine Erbfehlerrisikoanalyse implementiert. Die Futterrationsbe- rechnung wurde im Jahr 2013 um die ÖAG Futtermittel erweitert. Im Jahr 2014 wurde die Programmierung von Verbesserungswünschen in der Futterrationsberechnung durchgeführt Für die Anmeldung von Tieren zur Vermarktung wurde eine Onlinevermarktungsanmeldung in Betrieb genommen. Im Jahr 2014 wurde das Internetprogramm RDV4M um einen Ge- sundheitsmodul erweitert.. Im Jahr 2017 erfolgte eine große Umstellung auf ein neues grafi- sches Layout und eine neue Bedienerführung das Produkt wurde in LKV-Herdenmanager umbenannt. Der Parallelbetrieb mit dem alten Internetprogramm wurde im Jahr 2018 einge- stellt. Die Anpassungsmöglichkeiten für die Landwirte wurden erweitert Im Jahr 2018 wurden erstmals Ergebnisse der Bakteriologischen Euteruntersuchung im LKV-Herdenmanager be- reitgestellt. Seit 2019 gibt es auch Auswertungen zur Klauengesundheit im LKV- Herdenmanger Im Jahr 2020 wurden individuelle Tierlisten eingeführt, damit der Landwirt Listen nach seinem Bedarf erstellen kann. 6
Im Jahr 2013 wurde eine RDV-Mobil-App für Android und iOS Betriebssysteme für den brei- ten Einsatz bereitgestellt. Mit diesem Mobilprogramm kann der Landwirt die im Stall anfal- lenden Beobachtungen und Aktionen direkt in den Rinderdatenverbund eingeben. Im Jahr 2015 wurde diese Mobilapplikation im Bereich der Abarbeitung von Aktionslisten und bei der Eingabe der Eigenbestandsbesamung verbessert. Im Jahr 2016 wurde die Anzeige der Op- tibullvorschläge bei der Eigenbestandsbesamungserfassung integriert, außerdem gibt es jetzt die Möglichkeit der Erfassung von Terminen für Tiere oder den Betrieb. Diese Termine werden dann in der Tagesliste angezeigt. Im Jahr 2018 wurde ein komplett neues Layout mit einer besseren Bedienbarkeit in Betrieb genommen, außerdem können nun die Landwirte die AMA-Tierkennzeichnungsmeldungen direkt in der App vornehmen. Diese Tierkennzeich- nungsmeldungen wurden im Jahr 2019 noch weiter verbessert. Außerdem sind die Ergeb- nisse der genomischen Zuchtwertschätzung seit 2019 über das Mobilgerät abrufbar. Im Jahr 2020 wurd der Abruf der Einzelergebnisse der letzen Leistungskontrollen eingeführt Im Jahr 2010 wurde in den LKVs Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark ein Mobil- programm in Betrieb genommen. Dadurch wird es möglich, die schriftlichen Kontrolllisten, die im Zuge der Milch- und Fleischleistungskontrolle geführt wurden, zu ersetzen und die Daten über ein Mobilgerät zu erfassen. Sofort nach der Leistungskontrolle werden die erfassten Daten direkt an den Rinderdatenverbund gesendet. Im Jahr 2011 wurden die letzten Kon- trollorgane mit diesen Geräten ausgestattet. Im Jahr 2016 wurden die ersten Vorarbeiten für die Ablöse des derzeitigen Systems begonnen, weil die verwendeten Geräte in die Jahre gekommen sind und das System Windows-mobile nicht mehr unterstützt wird. Im Jahr 2018 wurde mit der Neuprogrammierung des Erfassungsprogrammes auf Androidbasis begonnen. Im Jahr 2019 erfolgte die programmtechnische Umsetzung der Vorgaben. Mit Jahresende 2019 startete der erste eingeschränkte Testbetrieb. Im Jahr 2020 wurde weitere gewünschte Funktionalität implementiert und mit den ersten Praxistests begonnen, es erfolgte auch schon ein teilweises Rollout für den Echtbetrieb. Zur besseren Zusammenarbeit mit den Tierärzten wurde im Jahr 2013 ein eigenes Internet- modul RDV-Veterinär im Feldtest in Betrieb genommen. In diesem Modul erhält der Tierarzt einen genauen Überblick über den Betrieb und die Tiere in den Bereichen Eutergesundheit und Fruchtbarkeit. Im Jahr 2014 wurde dieses Veterinärmodul um den Bereich Stoffwechsel erweitert. Im Jahr 2018 wurde RDV-Veterinär mit dem LKV-Herdenmanager zusammenge- führt um Entwicklungskosten zu sparen. RDV-Veterinär bietet jetzt eine für den Tierarzt an- gepasste Sicht auf den LKV-Herdenmanager. Im Jahr 2019 wurde die Bereitstellung der al- ten Ansichten für die Veterinäre eingestellt. Seither gibt es nur mehr die neue aktuelle An- sicht im LKV-Herdenmanager. 5. Durchführung der gesetzlich vorgeschriebenen Zucht- wertschätzung Gemäß Landestierzuchtgesetzen sind die Landwirtschaftskammern für die geforderte Zuchtwertschätzung verantwortlich. Der ZAR wurde die Aufgabe der zentralen Zuchtwert- schätzung für alle Rassen und Merkmale von den Landwirtschaftskammern übertragen. Die ZuchtData führt die Zuchtwertschätzung im Auftrage der ZAR durch. 7
Die Zuchtwertschätzung wird für alle Rassen und Merkmale gemeinsam mit Deutschland durchgeführt. Die Merkmale werden dabei auf die Rechenzentren aufgeteilt, wobei Bayern (LfL Grub) für die Merkmale Milch, Exterieur, Zellzahl, Melkbarkeit und Persistenz, Baden- Württemberg (LFL Stuttgart) für den Bereich Fleisch und Österreich (ZAR/ZuchtData) für die Merkmale Nutzungsdauer, Fruchtbarkeit, Kalbeverlauf, Totgeburtenrate, Aufzuchtverluste, die Gesundheitsmerkmale und den Gesamtzuchtwert zuständig ist. Die Holstein- Zuchtwertschätzung wird vom VIT Verden durchgeführt. Die Zuchtwertschätzung umfasst die Milch- und Doppelnutzungsrassen Fleckvieh, Brown Swiss, Holstein, Pinzgauer, Grauvieh und Jersey. Die konventionelle Zuchtwertschätzung erfolgt dreimal jährlich mit den Veröffentlichungsterminen April, August und Dezember. Zu- sätzlich werden monatlich genomische Zuchtwertschätzungen durchgeführt. Für die Veröf- fentlichung der Zuchtwerte in Österreich ist die ZuchtData verantwortlich. Zuchtwerte für folgende Merkmale werden veröffentlicht: Milch Milch, Fett und Eiweiß kg, Fett% und Eiweiß%, Milchwert Fleisch Nettozunahme, Ausschlachtung, EUROP-Handelsklasse, Fleischwert Fitness Nutzungsdauer, Persistenz, Fruchtbarkeit, Kalbeverlauf, Totgeburtenrate, Auf- zuchtverluste (Vitalitätswert), Zellzahl, Melkbarkeit, Mastitis, frühe Fruchtbar- keitsstörungen, Zysten, Milchfieber, Fitnesswert Exterieur Rahmen, Bemuskelung, Fundament/Form, Euter und weitere Einzelmerkmale, Exterieurwert (Brown Swiss und Holstein) Österreich nimmt an der internationalen Zuchtwertschätzung (INTERBULL) für die Milchleis- tungsmerkmale teil und je nach Rasse auch an den Interbull-Schätzungen für Exterieur, Zell- zahl, Nutzungsdauer, Fruchtbarkeit und Kalbeverlauf. Bei den Rassen Fleckvieh, Brown Swiss und Holstein ist die genomische Zuchtwertschät- zung mit monatlichen Veröffentlichungsterminen bereits seit mehreren Jahren im Routine- einsatz. Im Jahr 2020 wurde an der Entwicklung des sogenannten Single-Step-Verfahrens, einer Kombination aus genomischer und konventioneller Zuchtwertschätzung für die Merk- malsbereiche Nutzungsdauer, Fruchtbarkeit, Kalbeverlauf, Aufzuchtverluste und die Ge- sundheitsmerkmale gearbeitet. Dazu war es bei der Nutzungsdauer notwendig, auch das konventionelle Zuchtwertschätzverfahren von der Lebensdauer-Analyse auf ein BLUP- Tiermodell umzustellen. Im Jahr 2017 wurden umfangreiche Zuchtwertschätzungen für folgende Fleisch-, Doppelnut- zungs- und Generhaltungsrassen eingeführt: Angus, Blonde d’Aquitaine, Charolais, Fleck- vieh, Grauvieh, Limousin, Murbodner, Pinzgauer, Pustertaler Sprintzen, Tuxer und Waldviert- ler Blondvieh. Seit der Zuchtwertschätzung im Jänner 2018 werden auch Zuchtwerte für Ori- ginal-Braunvieh veröffentlicht. Die Zuchtwertschätzung wird einmal jährlich jeweils im Jänner durchgeführt. Die Zuchtwertschätzung umfasst folgende Merkmale: Fleisch (FFW): o 200-Tage-Gewicht (direkt/maternal) o 365-Tage-Gewicht (direkt/maternal) 8
o Nettozunahme o Handelsklasse Kalbemerkmale: o Kalbeverlauf (paternal/maternal) o Totgeburtenrate (paternal/maternal) Fruchtbarkeit: o Zwischenkalbezeit Gesamtzuchtwert (FGZW) Neben der sehr engen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Routine-Zuchtwertschätzung mit den genannten Rechenzentren in Deutschland besteht eine enge Kooperation mit der Uni- versität für Bodenkultur Wien. 6. Interessenvertretung Die ZAR wirkte auch an der Koordinierung der Zuchtprogramme der Rassen- Arbeitsgemeinschaften mit, und betreute die internationalen fachlichen Kontakte auf mehre- ren Ebenen (ICAR, EAAP, im Auftrag der Landwirtschaftskammer-Österreich auch bei CO- PA/COGECA bzw. an der „Europäischen Exportplattform für Zuchtvieh“). Die innerösterreichische Interessensvertretung passiert vorwiegend in enger Zusammenar- beit mit der gesetzlichen Interessenvertretung, den Landwirtschaftskammern. Aus den oben genannten Gründen (Verwaltungsvereinfachung), obliegt der ZAR neben der Finanzierung der Marketingaktivitäten im Ausland auch die Unterstützung der Finanzierung der Zuchtprogramme der Rassenarbeitsgemeinschaften als Einhand-Organisation. Besonders das Lobbying in Brüssel (COPA „breeding cattle“ und Exportplattform) hat sich als unverzichtbar herausgestellt. In der COPA Arbeitsgruppe breeding cattle, wurden 2020 Themen wie die Neue Gemeinsame Agrarpolitik, Green Deal, Farm to Fork Strategie, Im- plementierung des EU Tierzuchtrechtes, die Ausarbeitung des Animal Health Laws (AHL) neue Züchtungsmethoden, wie zum Beispiel Gene Editing und Tierschutz beim Transport diskutiert. Aufgrund der Situation rund um die COVID 19 Pandemie und die damit verbunde- nen Restriktionen wurden die Sitzungen online durchgeführt. Im Zuge der 67. Wintertagung 2020 konnte die RINDERZUCHT AUSTRIA die derzeitigen Themen in der Rinderwirtschaft, sowie Ergebnisse aus den Forschungsprojekten dem Publi- kum präsentieren. Erstmals fand der Fachtag für Grünland und Viehwirtschaft coronabedingt in Form einer Onlineveranstaltung statt. 9
Die Kremesberger-Tagung wurde zum siebten Mal unter Miteinbindung der RINDERZUCHT AUSTRIA als Webinar organisiert. Es soll dadurch zu einem verstärkten „Miteinander“ von Rinderhalter und Tierarzt und einem gemeinsamen Problembewusstsein kommen. Im ZAR-Seminar 2020 konnte COVID-19 bedingt nicht stattfinden. Das gleiche Thema mit dem Titel: „Strategien zur Stoffwechsel stabilen Milchkuh – frühzeitig erkennen und nachhaltig verbessern wurde 2021 virtuell abgehalten. 2015 wurden erstmals die Gespräche über die Gründung einer gemeinsamen Tierarten- unabhängigen Dachorganisation der bestehenden Tierzucht-Dachorganisationen auf konkre- te Schritte verdichtet. Am 11. April 2016 wurde der neue gemeinnützige unpolitische Dach- verein Nachhaltige Tierhaltung Österreich (NTÖ) gegründet. Der NTÖ besteht aus den 6 Gründungsmitgliedern ZAR, ARGE Rind, VÖS, ZAG, ÖBSZ und ZAP. Hauptaugenmerk wird dabei auf effizienzsteigernde Maßnahmen gelegt werden. Ein erster wichtiger Schritt hierbei war die Zertifizierung des Vereines nach ISP 29990:2010 und die offizielle Anerkennung als Bildungsträger. Somit können Bildungsprojekte über diesen Dachverein abgewickelt werden. Die Zusammenarbeit im NTÖ konnte 2020 weiter intensiviert werden. 7. Zuchtviehmarketing 2020 wurden von Seite der ZAR 5 Messeauftritte organisiert und abgehalten. Es wurden fol- gende Viehausstellungen und Messen im Ausland beschickt: Italien (Verona), Schweiz (St. Gallen), Ukraine (Kiew), Türkei (Izmir) Russland (Baschkortostan). Die europaweit größte Tierhaltungsmesse EUROTIER in Hannover musste wie zahlreiche weitere Messe pande- miebedingt verschoben werden. Die Messe EUROTIER wurde 2021 als digitale Messe durchgeführt. Marketingmaßnahmen wurden für Deutschland, Schweiz, Lichtenstein, Spani- en, Irland, Großbritannien, Peru und Uganda umgesetzt. Leider mussten zahlreiche geplante Marketingaktivitäten aufgrund der Covid 19 Pandemie abgesagt werden. Mehrjährige Projekte wurden 2020 für die Türkei und Polen umgesetzt. Die Rinderzucht Austria hat 2020 aber auch zahlreiche neue Projekte im Bereich des Marke- tings gestartet. So wurde eine Kundendatenbank mit einer Software zur vereinfachten Mes- seabwicklung in Auftrag gegeben. Ziel ist es hierbei die Verantwortlichen Personen die Mes- seabwicklung und das Berichtswesen zu erleichtern. Zudem soll dadurch die Kundennachbe- treuung verstärkt werden. Für zukünftige Marketingaktivitäten wurde zudem ein Glossar aller wichtigen Fachbegriffe zur Unterstützung der Übersetzungstätigkeiten umgesetzt. 2020 wurden zu Information über die österreichische Rinderzucht bzw. zur Vermarktung ös- terreichischer Zuchtrinder folgende Publikationen erstellt: Jahresbericht „Die österreichische Rinderzucht“, Versteigerungskalender, Bildwandkalender mit aktuellen Tierbildern und mo- 10
dernen technischen Produktionsbildern sowie Mehrrassenprospekte in 12 verschiedenen Sprachen. Der 2015 fertiggestellte Imagefilm der ZAR wird sehr gut angenommen und dient für Veranstaltungen und Delegationsbetreuungen als wichtiger Input. Bei allen Medien und Drucksorten, sowie bei den Messeauftritten wurde der Slogan „RIN- DERZUCHT AUSTRIA“ als Dachmarke in den Vordergrund gestellt. Um die Dachmarke zu stärken und eine stärkere Zusammengehörigkeit mit dem Tochterunternehmen ZuchtData als auch den 2019 eingegliederten Teilbereich der Fleichrinder AUSTRIA darstellen zu kön- nen, wurde 2020 ein Prozess zu einem Relaunch der Corporate Idendity RINDERZUCHT AUSTRIA gestartet. In einem zweistufigen Auswahlverfahren wurde das zur Rinderzucht passendste Unternehmen via Pitch ausgewählt. Im Bereich Marketing wird versucht, mit möglichst effizientem Mitteleinsatz die gesamtöster- reichische Rinderzucht im Ausland zu vertreten und Kontakte zu knüpfen und für nachfol- gende Geschäfte den Boden zu bereiten. Im Rahmen von Projekten und Projektmaßnahmen werden viele Aktivitäten in den MOE- Ländern unterstützt, mit dem Ziel, langfristige Kontakte und Exportchancen aufzubauen und zu erhalten. Die Projektpartner sind dabei in erster Linie die Rassenarbeitsgemeinschaften, die Exportfirmen sowie die Genetic Austria. Hervorzuheben ist die Mitarbeit im Austrian Agricultural Cluster (AAC), die unter anderem zum Ziel hat, gemeinsam mit den anderen Mitgliedsbranchen und Organisationen Konzept- lösungen anzubieten, die über den kleinen und speziellen Rinderzuchtsektor hinausgehen. Seit 2010 ist ZAR-Ehren Obmann Anton Wagner Obmann des AAC, wodurch sich die Zu- sammenarbeit sehr intensiviert hat. 8. Forschung & Entwicklung Vor allem im Bereich Forschung ist die österreichische Rinderwirtschaft in den vergangenen Jahren sehr aktiv. Forschung muss auf die Bedürfnisse der Praxis ausgerichtet sein gene- riertes und validiertes Wissen soll auf dem schnellsten Wege in die Praxis transferiert wer- den. Zugang zu den Ergebnissen und Daten muss gewährleistet sein, damit die Brachen auch in Zukunft Weiterentwicklungen aktiv gestalten und vorantreiben kann. Es ist das Ziel, dass Daten der landwirtschaftlichen Betriebe Bauernhand bleiben und die Zuchtorganisatio- nen auch Ausrichtungen (zB der Zuchtziele) selber gestalten können. Mit dem Gesundheitsmonitoring-Rind hat man eine Vorreiterrolle in Mitteleuropa eingenom- men. Die genomische Selektion und deren Ergebnisse wird die Zuchtarbeit in Zukunft nachhaltig beeinflussen und es gilt, wie bereits unter Pkt. 4 dargestellt, die Zuchtprogramme weiter zu entwickeln. Das Projekt OptiGene schaffte die Entscheidungsbasis dafür. 2016 wurden da- rauf aufbauend die Gesamtzuchtwerte angepasst. 11
Im Bereich Klimaschutz und Energieeffizienz wird die Rinderzucht in Zukunft stark gefordert sein. Mit dem Projekt „Efficient Cow“ wurde eine sehr wertvolle Datenrundlage geschaffen man hier die züchterischen Möglichkeiten festmachen und verstärkt die Energieeffizienz und Grundfutterverwertung der Tiere in die Zuchtarbeit einfließen lassen zu können. Begleitend dazu wurde den Landwirten mit dem Effizienzrechner ein Werkzeug in die Hand gegeben, mit dem jeder Bauer selber seine Tiere entsprechend ihrer Effizienz einstufen kann. Dieses Zusatzprojekt wurde in der Förderschiene EIP-Schiene (European Innovation Partnership) durchgeführt. Zur Verbesserung der Klauengesundheit und des Tierwohls, wurde am 1.10.2017 das Pro- jekt Klauen-Q-Wohl gestartet. Eine Erfassungsschiene für die Erfassung von Klauenbefun- den wurde aufgebaut. Auswertungen zur Klauengesundheit im LKV-Herdenmanager wurden bzw. werden entwickelt. Die APP Klauenprofi unterstützt Landwirte bei der Dokumentation der Klauenbefunde. Auswertungen zur Situation der Klauengesundheit wurden entwickelt. Eine Klauengesundheitsbroschüre ist in Kooperation mit dem LFI in Ausarbeitung An der Entwicklung einer Zuchtwertschätzung wird gearbeitet. Als Folgeprojekt zum Projekt ADDA (ADvancement of Dairying in Austria), das in Zusam- menarbeit mit der Vetuni-Wien, der BOKU und verschiedenen Industriepartnern entlang der Produktionskette innerhalb der Comet-Schiene beim FFG durchgeführt wurde, wurde mit 1.10.2018 das K-Projekt D4Dairy gestartet.. Die 4D in D4Dairy stehen für Digitalisierung: Optimierung der Produktionsprozesse in der Milchwirtschaft entlang der Wertschöpfungskette bei der Nutzung der neuen digitalen Möglichkeiten Datenintegration: Integration von Daten am Betrieb (RDV/LKV-Daten, Sensoren, Fütterung, Stallklima,..) und Integration weiterer externer Daten (zB Schlachthofdaten,..) mit dem Ziel der Schaffung von aussagekräftigen Tools für die Vorsorge und Produktionssteuerung, Qua- litätssicherung aber vor allem auch zur Arbeitserleichterung,.. Detection (Entdeckung/Früherkennung): Mit neuen Methoden (Big-Data-Analysen), Ana- lysenergebnisse (Infrarot-Spektren der Milch, Resistenzuntersuchungen) Daten zur Erfor- schung von Risikofaktoren und aussagekräftigen Parametern zur Früherkennung von Er- krankungen bzw. zu Behandlungserfolgen nutzen. Decision making (Unterstützung für Entscheidungsfindung): Daten basierte Entschei- dungshilfen werden entwickelt zB elektronischer Vorschlag ob ein Tier mit einem Antibioti- kum trockengestellt werden soll oder nicht (Datengrundlage zum Erregerstatus auf Betrieb, Krankengeschichte von Tier, Umweltfaktoren, etc. werden elektronisch aufbereitet und eine Vor-schlag wird für Tierarzt erstellt),… 12
D4Dairy wird mit insgesamt 13 Wissenschaftspartnern und mehr als 30 Wirtschaftspartnern in einer Laufzeit von 4 Jahren umgesetzt. Genauere Informationen siehe www.d4dairy.com . Im vergangenen Berichtsjahr wurden an der Nutzung der Ergebnisse aus ADDA in der Pra- xis weitergearbeitet. Die Schnittstelle ist implementiert, an der Nutzung in der Praxis wird weitergearbeitet. Die Daten aus der bakteriologischen Milchuntersuchung können nur dann über die eingerichtete BU-Schnittstelle im RDV und im LKV-Herdenmanager angezeigt wer- den, wenn die Tier-und Betriebs-ID auch korrekt mit der Probe übermittelt werden. Auswer- tungen sind im LKV-Herdenmanager sichtbar. In D4Dairy wird aktuell an der Harmonisierung des Antibiogrammes gearbeitet. Ein weiterer Forschungsbereich in D4Dairy ist die Entwick- lung einer Daten getriebenen Empfehlung zum Trockenstellen. Der Aufbau eines Medikamentenmonitorings auf die bereits über das Gesundheitsmonitoring gestartete Diagnosedatenerfassung wurde über das Projekt „Elektronisches Stallbuch“ mit dem Bundesministerium für Gesundheit umgesetzt. Eine Online-Anwendung und APP EMED zum Elektronischen Medikamentenbuch wurde in den Routinebetrieb übernommen. Der Rin- derdatenverbund soll hier künftig als zentrale Drehscheibe fungieren und helfen, die Antibio- tika-mengenströme in der Rinderwirtschaft besser abzubilden. Das Projekt wurde 2019 ab- geschlossen und wird aktuell in der Praxis etabliert. An Maßnahmen zur Reduktion des Anti- biotikaeinsatzes wird im Rahmen von D4Dairy gearbeitet. Die ZAR ist auch Mitglied beim Förderverein Biotechnologieforschung (FBF). Mit verhältnis- mäßig geringen Beiträgen kann man große Forschungssummen mitgestalten und mitent- scheiden. Über die ZAR erfolgt auch die Datenbereitstellung für verschiedene wissenschaftliche Pro- jekte. Übermittelt werden die Daten dabei durch die ZuchtData. Bericht zum Status im Herdentypisierungsprojekt FoKUHs Dr. Hermann Schwarzenbacher, DI Martin Stegfellner, Rinderzucht Austria Das Ziel des Projekts ist die Förderung und Verbreitung der Herdengenotypisierung bei Ös- terreichischen Zuchtbetrieben. Damit soll die Nutzung der Genominformation für die Zucht- arbeit am Betrieb verstärkt und damit die Rentabilität der Rinderhaltung verbessert werden. Im Bereich der genomischen Zuchtwertschätzung soll Zuchtwertschätzungen für bestehende und neue Gesundheitsmerkmale (Klauen, Stoffwechsel) etabliert und ganz allgemein die Sicherheit und Stabilität der Genomzuchtwerte verbessert werden. Das Projekt FoKUHs ist für die Rinderzucht Austria ein Schlüsselprojekt zur Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfä- higkeit der heimischen Rinderzucht. Projektplanungsphase Seit Herbst 2017 war eine Arbeitsgruppe intensiv mit den Vorarbeiten für dieses Projekt be- schäftigt. Das wichtigste Ergebnis der Beratungen war die Ausarbeitung einer Kooperations- vereinbarung für Betriebe die am Projekt teilnehmen (Kooperationsvereinbarung siehe An- hang). 13
Bindung der Betriebe Es ist dabei offensichtlich sehr gut gelungen einerseits die Interessen der teilnehmenden Zuchtbetriebe sowie die wissenschaftlichen Ziele des Projekts in Einklang zu bringen. Im Frühjahr wurden Züchter von den Zuchtverbänden und der FoKUHs Projektleitung in acht Informationsveranstaltungen in den Bundesländern vorinformiert. Hier konnten Interessen- tenlisten mit knapp 650 Betrieben erhoben und von der ZuchtData ausgewertet werden. Die Zuchtverbände haben in den darauffolgenden Wochen in vielen Veranstaltungen und Ge- sprächen mit Züchtern für die Teilnahme am Projekt geworben. Der große Einsatz hat offen- sichtlich Früchte getragen, denn bereits am 1. Juni 2018 konnte der Startschuss für die FoKUHs Betriebe gegeben werden. Am Projekt nehmen derzeit insgesamt 463 Betriebe teil. Davon entfallen 346 Betriebe auf die Rasse FV, 57 auf BV und 60 Betriebe nehmen über FoKUHs am Herdentypisierungsprojekt KuhVision teil. Insgesamt sollen auf diesen Betrieben nächsten 4,5 Jahren 48.000 Genotypi- sierungen durchgeführt werden. Auf die Rasse Fleckvieh entfallen davon rund 35.000, je- weils über 5.000 Typisierungen werden beim Braunvieh und Holstein Friesian durchgeführt. Stand der Genotypisierung Züchter die am Projekt teilnehmen, können bis zu 100% ihrer weiblichen Nachzucht zu ei- nem reduzierten Preis von €24 über das Projekt genotypisieren. Als Gegenleistung verpflich- ten sich die Betriebe unter anderem zur Einhaltung eines Besamungsanteil mit genomischen Jungvererbern von mindestens 75%, zur vollständigen Erfassung der Gesundheits- und Klauenpflegedaten und zur Durchführung von jeweils zwei Ketotests bei allen erstlaktieren- den Kühen. Die Zuchtverbände führen außerdem eine lineare Beschreibung bei allen Erst- lingskühen durch. Mit dem Stand Juni 2019 wurden insgesamt bereits 20.607 Genotypisierungen über FoKUHs durchgeführt. Davon entfallen knapp 16.000 auf Fleckvieh, 1.760 auf Braunvieh und 2.885 auf die Rasse Holstein Friesian. Im Bereich der Erfassung von Phänotypendaten wurden bisher 6.300 Ketose Tests, 16.700 Klauenpflegedaten, 5300 lineare Beschreibungen und valide Gesundheitsdaten mit tierärztlichen Diagnosen von über 300 Betrieben. An der Ver- bessrung der Vollständigkeit der Datenerfassung wird kontinuierlich gearbeitet. Schulung und Monitoring: Zwischen November 2018 und Februar 2019 wurden mit freundlicher Unterstützung über das Bildungsprojekt der ZAR PROQUAL (Professionalsierung und Qualitätssicherung in der Rin- derzucht) insgesamt 9 Schulungsveranstaltung zum Projekt durchgeführt. Es konnten mit diesen Schulungen über 350 Betriebsleiter erreicht werden. Ein besonderer Schwerpunkt lag in der Erfassung der Phänotypen im Stoffwechselbereich (Ketotests) bzw. in der Erfassung der Klauenpflegedaten. Professionelle Klauenpfleger schulten die teilnehmenden Landwirte in der Erkennung der zu dokumentierenden Befunde. 14
Im Projekt wird ein umfangreiches Monitoring durchgeführt (siehe Anhang). Monitoringbe- richte für jede Rasse werden monatlich erstellt und jedem Verband elektronisch übermittelt. Der Bericht umfasst die Bereiche Stand der Genotypisierung, Vollständigkeit der Phänoty- penerfassung, Berichte zu den Themen Genomzuchtwerte und Erbfehlermonitoring, Vertei- lung der genotypisierten Töchter über Besamungsstiere und Kühe mit fehlenden linearen Beschreibungen. Der Verband kommuniziert die Ergebnisse des Monitorings mit den teil- nehmenden FoKUHs Betrieben. Jährlich wird jedem Betrieb ein eigener Monitoring Bericht zugestellt. Genomische Zuchtwertschätzung: Für die genomische Zuchtwertschätzung soll das Projekt die Datengrundlage für den Über- gang der derzeitigen Stier-Lernstichprobe hin zu einer kombinierten Lernstichprobe von Stie- ren und Kühen liefern. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den Bereich der Gesund- heitsmerkmale gelegt, wobei die bereits bisher erfassten tierärztlichen Diagnosen durch Klauenpflegedaten und Daten aus dem Bereich Stoffwechsel ergänzt werden sollen. 2020 wurde mit der stufenweisen Umstellung auf eine neue Zuchtwertschätzmethodik Single-Step begonnen. Die finale Umstellung erfolgte mit der Zuchtwertschätzung im April 2021. Dies ist die derzeit modernste Variante der genomischen Zuchtwertschätzung und erlaubt die opti- male Einbeziehung von Kühen in die Lernstichprobe. RDV Tools für Züchter In diesem Arbeitspaket sollen RDV Anwendungen (LKV Herdenmanager, RDV-APP, neue Züchter-Apps) entwickelt werden, die die Zuchtarbeit mit Genominformation am Betrieb un- terstützen. Zu diesem Zweck wurde ein Arbeitsgruppe eingerichtet, die mit Vertretern der ZuchtData, ZAR und der Zuchtverbände besetzt ist und bereits erste Konzepte ausgearbeitet hat. Zudem wurde eine Mitarbeiterin von einem renommierten Zuchtbetrieb angestellt, die an der Ausarbeitung von Tools arbeitet. Die Entwicklungen sollen in enger Abstimmung mit den Projektleitern von diversen Herdentypisierungsprojekten in Bayern (Braunvieh Vision, FleQs) und Baden-Württemberg (Braunvieh Vision, Fleckficcient), den RDV Partnern und der Firma Plandata Datenverarbeitungs GmbH erfolgen. Wir von der Rinderzucht Austria bedanken uns herzlich für die finanzielle Unterstützung von FoKUHs durch Bundes- und Ländermittel im Rahmen der „Sonderrichtlinie zur Förderung der Land- und Forstwirtschaft aus nationalen Mitteln“. 9. Projekt Digitalisierungsoffensive zur Datenselektion für Zuchttiere im Rahmen des Marketings Durch die Covid 19 Pandemie ist das Interesse an Online-Vermarktungsmöglichkeiten stark gestiegen. Die ZAR hat 2020 in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Landwirt- schaft und Tourismus ein Projekt zur Digitalisierungsoffensive zur Datenselektion für Zucht- 15
tiere im Rahmen des Marketings gestartet. Ziel ist es einerseits Online Tierplattform für Züchter österreichweit anzubieten, andererseits auch neue Möglichkeit der Onlineselektion für Zuchtrinder zu erarbeiten. Weiters sollte die Tools für Züchter wie die Anmeldung zu Ver- steigerung und Vermarktung handytauglich gemacht werden und eine Filtermöglichkeit für Biotiere mitgedacht werden, die ab 1.1.2022 für alle Mitgliedsstaaten verpflichtend vorge- schrieben ist. Im Zuge der Digitalisierungsoffensive werden die ZAR-Homepage und die Darstellung der Zuchtwerte im Rahmen des Marketings neu aufgestellt. 10. Bildung 2017 konnten die laufenden Bildungsprojekte Jungzüchterprofi 2020 und Professionalisie- rung und Qualitätssicherung in der Rinderzucht Mitte des Jahres abgeschlossen werden. Beide Projekte wurden Evaluiert und angepasst. So konnte der Jungzüchterprofi mit einem neuen Konzept im Herbst 2017 wieder durchstarten. Neben der Milchproduktion gibt es nun die Möglichkeit auch einen Schwerpunkt auf die Fleischproduktion zu legen. 2018 konnte das Bildungsprojekt Professionalisierung und Qualitätssicherung in der Rinder- zucht mit Ende des Jahres abgeschlossen werden. Ein Nachfolgeprojekt Professionalisie- rung und Wissensvermittlung in der Rinderzucht (PROWI) wurde mit Beginn 2019 ge- startet werden. Zusätzlich wurde aufbauend auf das Ausbildungsprogramm Jungzüchterprofi ein neues Aus- bildungsprogramm für praktische Landwirte geschaffen. Mit dem Herdenmanager Austria wird detailliertes Fachwissen praxisnahe in drei unterschiedlichen Modulen dargebracht. Über E-Learning Einheiten werden die Teilnehme auf die Praxiseinheiten bestens vorberei- tet. 2020 war aufgrund des Ausbruches der COVID 19 Pandemie auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung ein sehr herausforderndes Jahr. Aufgrund der Verbreitung des Virus konnten nur wenige Präsents Veranstaltungen durchgeführt werden. Zahlreiche Schulungen wurden somit als Webinarreihen angeboten und das E-Learning Angebot stark ausgebaut. Die Lehr- gänge Jungzüchterprofi und der Herdenmanager Austria mussten jedoch pausiert und die geplanten Module abgesagt werden. Social Media Kanäle sind zurzeit das Kommunikationsmittel der Wahl. Um Interessierte Tier- halter das notwendige Handwerkszeug mit geben zu können, wurde in Zusammenarbeit mit dem LFI Österreich ein Kommunikationsprojekt Innerlandwirtschaftliche Bildungsinitiative Agrarkommunikation (IBAK) gestartet. Mit der Gründung des neuen Dachvereines Nachhaltige Tierhaltung Österreich (NTÖ) wur- den 2016 neue Weichen in der Zusammenarbeit der Dachorganisationen gelegt. Dieser Ver- ein konnte bereits als Bildungsträger unter der Norm ISO 29990 zertifiziert und anerkannt werden. 2020 wurde eine notwendige Umstellung auf die ISO Norm 9001 erfolgreich umge- 16
setzt. Durch die Zusammenarbeit im Bereich der Aus- und Weiterbildung können Synergien zwischen den Dachorganisationen genutzt werden. Zusammenfassend wird festgestellt, dass alle genannten Aktivitäten einerseits der Verbesse- rung der Qualität des Rinderbestandes dienen und gleichzeitig Maßnahmen einer Strukturre- form darstellen, die es gestatten soll, effizienter und wettbewerbsfähiger zu werden. 17
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