Familienarbeitszeit, wirksam für mehr Partnerschaftlichkeit

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Familienarbeitszeit, wirksam für mehr Partnerschaftlichkeit
Familienarbeitszeit,
wirksam für mehr
Partnerschaftlichkeit

Mai 2021                1
Familienarbeitszeit,
           wirksam für mehr
           Partnerschaftlichkeit

           Erstellt im Rahmen des Kompetenzbüros Wirksame
           Familienpolitik des Bundesministeriums für Familie,
           Senioren, Frauen und Jugend.

Mai 2021
Inhalt
           6    Einleitung

           12   Beide Eltern profitieren

           16   Mütter profitieren

           20   Väter profitieren

           24   Kinder profitieren

           26   Familien insgesamt profitieren

           28   Unternehmen profitieren

           30   Unternehmen unterstützen

           32   Fazit

Mai 2021                                         1
Einleitung

    Für eine neue Qualität der
    Vereinbarkeit
      er Ausbau der Kinderbetreuung und familienorientierte Arbeits­
     D                                                                  Die Familienarbeitszeit setzt auf guten Entwicklungen auf
     bedingungen unterstützen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf   und verstärkt diese nachhaltig und partnerschaftlich.
     maßgeblich.

      erufstätigkeit von Müttern und Väterbeteiligung in der Familie
     B                                                                  Entwicklung der Väterbeteiligung* für ab dem Jahr
     sind selbstverständlicher geworden.                                2008 geborene Kinder

      as weiterentwickelte Elterngeld ermöglicht moderne Lebenswün­
     D
                                                                        %
     sche ohne Einkommenseinbrüche.
                                                                        50

      unsch und Wirklichkeit einer dauerhaft gleichmäßigen Aufgaben­
     W                                                                                                                                                          42,8
                                                                                                                                                        40,4
                                                                        40                                                                      38,8
     teilung von Müttern und Vätern fallen jedoch immer noch weit                                                                       36,9
                                                                                                                                34,8
     auseinander.                                                                                                       32,6
                                                                                                                 30
                                                                        30                               28
                                                                                                25,9
                                                                                         24
                                                                                21,2
                                                                        20

                                                                        10

                                                                         0
                                                                                 08      09      10      11      12      13      14      15       16     17     Q3/18

                                                                        Quelle: Statistisches Bundesamt: Statistik zum Elterngeld – Beendete Leistungsbezüge für im jeweiligen
                                                                        Jahr geborene Kinder. Eigene Berechnung und Darstellung Prognos AG.

                                                                        * Die Väterbeteiligung bezeichnet den prozentualen Anteil der Kinder, für die (mindestens) ein männlicher
                                                                           Leistungsbezieher Elterngeld bezogen hat, an allen im betrachteten Zeitraum geborenen Kindern.

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Familienarbeitszeit…
    … damit die positiven Wirkungen des Eltern­                                   Umfang der Berufstätigkeit nach Ende des Elterngeld­
    geldes nachhaltig verstärkt werden                                            bezugs*: Anteil der Eltern mit einer Wochenarbeitszeit
                                                                                  von 35 Stunden oder mehr

          er Anteil der Väter, die sich Zeit für ihre Kinder nehmen, hat
         D
         sich seit Einführung des Elterngeldes auf aktuell 42,8 Prozent
         verdoppelt. ElterngeldPlus – und vor allem der Partnerschafts­           Eltern mit Kindern unter 10 Jahren
         bonus  – ermutigen Eltern noch stärker, eine gleichmäßigere
         Aufgaben­teilung umzusetzen.                                                                            91
                                                                                                   86
          ährend sich im Rahmen des herkömmlichen (Basis-) Elterngeld­
         W                                                                          %
         bezugs nur 17 Prozent der Familien die Kinderbetreuung (in etwa)           80

         hälftig aufteilen, liegt der Anteil im Laufe der ElterngeldPlus-
         Monate bei 24 Prozent, in den Partnerschaftsbonus-Monaten bei
         82 Prozent.1)
                                                                                    60

          ie Familienarbeitszeit unterstützt Paare beim Übergang von
         D                                                                                                                                       Beim ersten Kind
         den ersten Lebensmonaten in die Kleinkindphase und schafft                                                                              Beim zweiten Kind
         eine Grundlage dafür, dass Eltern Partnerschaftlichkeit dauerhaft          40
         praktizieren.
                                                                                                                                                  26

                                                                                    20                                                                          19

                                                                                      0
                                                                                                         Väter                                         Mütter

                                                                                  * Ausschließlich Eltern, für die die Elternzeit nach Auslaufen des Elterngeldes endete; ohne Elterngeld­
                                                                                     beziehende, die keine Elternzeit beansprucht haben

    1
         ericht der Bundesregierung über die Auswirkungen der Regelungen zum
        B                                                                         Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 8251 (2021, in Veröffentlichung).
        ElterngeldPlus und zum Partnerschaftsbonus sowie zur Elternzeit (2018).

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Familienarbeitszeit…
    … damit Partnerschaftlichkeit auch bei geringem
    Einkommen attraktiv wird

       ktuell wird Partnerschaftlichkeit häufiger in Familien mit hohen
      A                                                                          Realisierte Erwerbstätigkeit von Müttern mit jüngstem Kind
      Einkommen und/oder hohen Bildungsabschlüssen realisiert.                   unter 18 Jahren im Haushalt nach Bildungsabschluss, 2019
      Insbesondere gut ausgebildeten Müttern gelingt der Wiedereinstieg
      in den Beruf mit hohen Stundenumfängen und partnerschaftlichen
      Arbeitszeitmodellen.1                                                      %

                                                                                 80             75
       äter äußern vielfach Interesse an längeren Elternzeiten
      V                                                                                                                    74

      als die üblichen zwei Monate; die Mehrheit nennt finanzielle               70                                                                                  	Vollzeit
                                                                                                23                         17
      Gründe als wichtigstes Hindernis für die tatsächliche                                                                                                            (> 36 Stunden)
                                                                                 60
      Inanspruchnahme.2                                                                                                                                               roße Teilzeit/Vollzeit
                                                                                                                                                                     G
                                                                                 50
                                                                                                                           19                          43            (28 – 36 Stunden)
       urch die finanzielle Unterstützung im Rahmen der Familien­
      D                                                                          40              21                                                                  Teilzeit
                                                                                                                                                        9
      arbeitszeit werden Eltern zu Partnerschaftlichkeit ermutigt                                                                                                    (20 – 28 Stunden)
                                                                                 30                                                                     7
                                                                                                                           21
                                                                                                                                                       10            kleine Teilzeit
                                                                                 20             20
                                                                                                                                                                     (15 – 20 Stunden)
                                                                                                                            6                           4
                                                                                 10              5                                                                   geringfügig
                                                                                                                           11                          13
                                                                                                 6                                                                   (< 15 Stunden)
                                                                                  0
                                                                                         Hoher Bildungs­          Mittlerer Bildungs­          Niedriger Bildungs­
                                                                                         abschluss                abschluss                    abschluss

    1 Bericht der Bundesregierung über die Auswirkungen der Regelungen zum
       ElterngeldPlus und zum Partnerschaftsbonus sowie zur Elternzeit (2018).

    2 DIW Wochenbericht 35/2019                                                 Quelle: Mikrozensussonderauswertung, Berechnung Prognos AG.

6                   Mai 2021                                                                                                                                                                    7
ELTERN
    Beide Eltern profitieren,
    weil die Familienarbeitszeit hilft,
    wunschgemäß zu leben.

         ährend sich 2007 lediglich ein gutes Viertel (27 %) der Eltern mit
        W                                                                       Anteil Eltern mit Kindern unter 10 Jahren, die sich
        Kindern unter 10 Jahren eine partnerschaftliche Teilung von Berufs-     eine partnerschaftliche Teilung von Berufs- und
        und Familienarbeit wünschte, befürworteten dies 2021 43 Prozent         Familienarbeit wünschen
        der befragten Eltern.1

         abei äußerten 25 Prozent den Wunsch, dass beide Partner in
        D
        Vollzeit arbeiten und sich die familiären Aufgaben teilen. 18 Prozent
        sprachen sich dafür aus, dass beide Partner in Teilzeit arbeiteten
                                                                                %
        und sich die Aufgaben in der Familie aufteilen.2                                                                        43

                                                                                40
         iese Veränderungen spiegeln sich in den Erwerbskonstellationen
        D
        wider: Das Einverdienermodell hat im Vergleich zum Jahr 2006 an
        Relevanz verloren, die doppelte Erwerbstätigkeit von Müttern und        30
        Vätern hingegen deutlich an Bedeutung gewonnen.3                                                  27

                                                                                20

                                                                                10

                                                                                 0
                                                                                                        2007                   2021

    1
      Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 8251, 2021. In Veröffentlichung.         Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10000 (2007); 8251 ( 2021, in Veröffentlichung).
    2
      Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 8251, 2021. In Veröffentlichung.
    3
      Mikrozensussonderauswertung. Eigene Berechnung Prognos AG

8                   Mai 2021                                                                                                                                                          9
ELTERN
     Beide Eltern profitieren,
     weil gleichberechtigte Erwerbstätigkeit zu mehr
     Partnerschaftlichkeit bei der Verteilung von
     Familienaufgaben führt.
                                                                                                             Unterschied der durchschnittlichen täglichen Zeitauf­
           ass sie sich schon heute mehr an der Erziehung und Betreuung
          D                                                                                                  wendung von Müttern und Vätern aus Paarfamilien
          der Kinder beteiligen als die Generation ihrer Väter, bewerten 69 %                                mit minderjährigen Kindern für unbezahlte Sorgearbeit an
          der Väter als persönlichen Gewinn.1                                                                Werktagen, Samstagen und Sonntagen 2007 und 2017

           ber auch 2017 wendeten Mütter in Paarfamilien noch immer
          A
          111 % mehr Zeit für Betreuung und Haushaltstätigkeiten auf
          als Väter.2

                                                                                                             %
           ie Familienarbeitszeit trägt dazu bei, dass der Abstand bei der Zeit,
          D
          die Väter und Mütter in die Familie investieren (Gender Care Gap),                                200      189
          kleiner wird.                                                                                                     154
                                                                                                            150                                                                  138
                                                                                                                                                                                       111
                                                                                                            100
                                                                                                                                                                    76
                                                                                                                                             65                            62
                                                                                                                                                    51
                                                                                                             50

                                                                                                              0
                                                                                                                      Werktags               Samstags               Sonntags      Gesamt

                                                                                                                           2007          2017

     1
         Institut für Demoskopie Allensbach (2015): Weichenstellungen für die Aufgabenteilung in Familie
          und Beruf, Allensbach.

     2
         BMFSFJ (2019): Agenda 2020 – Nachhaltige Familienpolitik.                                          Quelle: BMFSFJ (2019): Agenda 2020 – Nachhaltige Familienpolitik.

10                      Mai 2021                                                                                                                                                                      11
MÜTTER
     Mütter profitieren,
     weil die Familienarbeitszeit ihre berufliche                                 Von den Müttern mit jüngstem Kind zwischen
     Entwicklung fördert.                                                         1 und unter 3 Jahren waren …

          ürzere Erwerbsunterbrechungen und höhere Erwerbsumfänge
         K
         wirken sich langfristig positiv auf die berufliche Entwicklung von
         Müttern aus.1

         1 1 Prozent aller in Teilzeit erwerbstätigen Mütter mit jüngstem Kind
          im Alter von ein oder zwei Jahren würden ihre normale Wochen­
          arbeitszeit gerne erhöhen (2019).2                                      2019
          ie Familienarbeitszeit kann so einen wichtigen Beitrag dazu
         D
         leisten, dass Mütter bessere berufliche Chancen haben. Dies
         trägt auch zur Verringerung der geschlechtsspezifischen Lohn-­­          52 %
         lücke bei.                                                               erwerbstätig

                                                                                  darunter sind

                                                                                  73 %
                                                                                  in Teilzeit

                                                                                  Davon hätten

                                                                                  11 %
                                                                                  ihre normale Wochenarbeitszeit bei
                                                                                  entsprechend höherem Verdienst
                                                                                  gerne erhöht.

     1
         DIW-Wochenbericht 46/2019.                                               Quelle: Mikrozensussonderauswertung, Berechnung Prognos AG.
     2
         Mikrozensussonderauswertungen 2020, Berechnungen Prognos AG.

12                    Mai 2021                                                                                                                           13
MÜTTER
     Mütter profitieren,
     weil die Familienarbeitszeit zur Existenz­
     sicherung beiträgt und Altersarmut reduziert.

          E in Erwerbseinkommen oberhalb der Existenzsicherungsschwelle                               Anteil Eltern mit minderjährigen Kindern mit existenzsichern­
           zu erwirtschaften, gelingt nur 76 % aller erwerbstätigen Mütter,                            dem Einkommen aus eigener Erwerbstätigkeit an allen
           aber 97 % der Väter.1                                                                       erwerbstätigen Eltern, 2019

          E ine Mutter mit langen Erwerbsunterbrechungen und geringen
           Erwerbsumfängen hat bei Renteneintritt nur eine Rente knapp über
           der Grundsicherung. Dagegen kann eine Mutter mit kürzeren Unter­
           brechungen und vollzeitnaher Arbeit fast so viele Entgelt­punkte
           erwirtschaften wie eine Frau, die durchgängig Vollzeit gearbeitet                            Erwerbstätige Väter                                                     97
           hat (47 Entgeltpunkte).                                                                               insgesamt

           it der Förderung von Erwerbsumfängen im vollzeitnahen Umfang
          M
          trägt die Familienarbeitszeit dazu bei, dass mehr Mütter eigen­                              Erwerbstätige Mütter                                               76
          ständig abgesichert sind.                                                                               insgesamt

                                                                                                                    Mütter                                                     95
                                                                                                          Wochenarbeitszeit
                                                                                                          mind. 26 Stunden

                                                                                                                    Mütter
                                                                                                          Wochenarbeitszeit                                          56
                                                                                                          unter 26 Stunden

                                                                                                                               0            20           40          60   80   100     %

     1
          MFSF (2020): (Existenzsichernde) Müttererwerbstätigkeit;
         B                                                                                             Quelle: Mikrozensussonderauswertung, Berechnung Prognos AG.
         Aktualisierte Werte für 2019 auf Basis von Mikrozensussonderauswertungen 2020, Berechnungen
         Prognos AG.

14                     Mai 2021                                                                                                                                                               15
VÄTER
     Väter profitieren,
     weil sie mehr Zeit mit den Kindern
     verbringen können.

           hnlich wie Mütter sprechen Väter sich zunehmend für eine
          Ä                                                                   Zustimmung zu der Aussage im Generationenvergleich
          partnerschaftliche Verteilung von Erwerbs-, Haus- und Familien­
          arbeit aus.1

           ennoch arbeiten Väter mit Kindern im Alter von einem oder zwei
          D                                                                            „Ein Vater sollte so viel Zeit wie möglich mit den
          Jahren im Durchschnitt 40 Wochenstunden. Lediglich 3 Prozent                 Kindern verbringen“
          arbeiten mit einem Pensum von 26 bis 34 Stunden pro Woche.2  

           it der Familienarbeitszeit können sich Väter mehr Zeit für ihre
          M
                                                                              %
          Kinder nehmen, die Vater-Kind-Bindung wird nachhaltig gestärkt.
                                                                              90
                                                                                                                                             84
          Z udem werden die Väter von der Erwartung entlastet, das Haupt­
           einkommen zu erzielen, weil ihre Partnerinnen ebenfalls            80
           auskömmliche Erwerbseinkommen erwirtschaften.
                                                                              70

                                                                              60              30

                                                                               0
                                                                                      So sollte ein Vater in der                    So sollte ein Vater heute sein.
                                                                                      Generation meiner Eltern sein.

     1
         Lück (2015): Väterleitbilder: Ernährer und Erzieher?                 Quelle: Allensbach Archiv, IfD-Umfragen 10042/7227 (2015), 12001 (2019)
     2
         Mikrozensussonderauswertungen 2020, Berechnungen Prognos AG.

16                    Mai 2021                                                                                                                                                17
VÄTER
     Väter profitieren,
     weil die Familienarbeitszeit berufliche
     Befürchtungen und finanzielle Einbußen der
     vollzeitnahen Teilzeitbeschäftigung mindert.
                                                                                         Warum haben Sie keine Elternzeit genommen
        ls wichtigsten Grund gegen die Nutzung von Elternzeit geben
       A                                                                                 bzw. warum haben Sie das nicht vor?
       Väter finanzielle Einschränkungen an.1

       In der Familienarbeitszeit arbeiten Vater und Mutter vollzeitnah.
        D. h. meist: Väter reduzieren Arbeitszeit, Mütter dehnen aus.
        So werden finanzielle Einbußen klein gehalten. Zudem mindert der         Ich habe aus finanziellen Gründen
        staatliche Lohnzuschuss die finanziellen Einbußen.                         keine Elternzeit genommen bzw.                                                                42
                                                                                               werde das nicht tun.
        eben finanziellen Sorgen haben Väter auch Befürchtungen,
       N
       aufgrund längerer Familien- und Teilzeitphasen berufliche               Das Elterngeld wäre finanziell nicht
                                                                                  ausreichend gewesen, deswegen                                                  25
       Nachteile zu erleiden.
                                                                                        habe ich darauf verzichtet.

        ie Familienarbeitszeit ist zeitlich befristet und unterstützt voll­
       D
                                                                                             Mein Arbeitgeber hat
       zeitnahe Erwerbstätigkeit. Sie kann wieder in eine Vollzeittätigkeit        darauf gedeängt, dass ich keine                              9
       münden.                                                                                  Elternzeit nehme.

        ie Familienarbeitszeit schafft für Väter den Raum, um reduzierte
       D                                                                                  Ich habe befürchtet, dass
       Arbeitszeitmodelle zu erproben.                                                       ich dadurch berufliche                         7
                                                                                                    Nachteile habe.

                                                                                                                    %          0            10              20        30    40

                                                                                    Väter mit Kind unter 10 Jahren,
                                                                                       vor Geburt des ersten Kindes
                                                                               berufstätig, kein Elterngeld bezogen,
                                                                                        keine Elternzeit genommen

     Quelle:                                                                   Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 8251 (2021, in Veröffentlichung).
      DIW Wochenbericht 35/2019.
     1

18                 Mai 2021                                                                                                                                                           19
KINDER
     Kinder profitieren,
     weil der stärkere Kontakt mit den Vätern ihre
     Entwicklung positiv beeinflusst.

           inder profitieren davon, wenn sie beide Eltern im Alltag als enge
          K
          Bezugspersonen erleben. Das geht aber nur, wenn beide ähnlich
          viel Zeit für Familie haben.1

           inder wünschen sich Zeit mit ihren Müttern und Vätern. Sie
          K
          bedauern oft, dass ihre Väter unter der Woche zu wenig Zeit für
          sie haben.2

          E ine aktive Beteiligung von Vätern an Pflege und Erziehung und
           ein intensives Vater-Kind-Verhältnis wirken sich positiv auf die
           Entwicklung von Kindern aus.3

     1
          gl. zusammenfassend: BMFSFJ (2017): Monitor Familienforschung Arbeitszeiten aus Kinder-
         V
         und Elternsicht.

     2
          öhr-Sendlmeier, U.M. (2014): Die Sicht und Zufriedenheit der Kinder im Kontext von Erwerbs­
         R
         tätigkeit und berufsbezogenen Schuldgefühlen ihrer Eltern; UNICEF (2014): GEOlino-UNICEF-
         Kinderwertemonitor

     3
          gl. zusammenfassend: Prognos AG (2015): Dossier Väter und Familie – erste Bilanz einer
         V
         neuen Dynamik. S. 46. Vgl. BMFSFJ (2018): Väterreport. Vater sein in Deutschland heute. S. 48

20                      Mai 2021                                                                                  21
FAMILIEN
     Familien insgesamt
     profitieren,
     weil sie Familien stärkt, Armutsrisiken reduziert
     und sich auch im Trennungsfall auszahlt.
          er beste Schutz vor Familienarmut ist die auskömmliche Erwerbs­
         D
         tätigkeit beider Eltern. Wenn beide Eltern vollzeitnah erwerbstätig
         sind, liegt das Armutsrisiko von Kindern zwischen ein und vier
         Prozent. Bei Familien mit vollzeiterwerbstätigen Alleinverdienern              Armutsgefähredete Kinder nach Erwerbsbeteiligung und
         ist es mehr als viermal so hoch.1                                              -umfang der Eltern, 2018

          ie Familienarbeitszeit trägt so auch zum Wohlergehen von Kindern
         D                                                                                 Anzahl                                                                                          %
         bei. Denn ökonomische Belastungen wirken sich negativ auf das                      2.000                                                                                          80
         Wohlergehen aus.2
                                                                                                         68,5
                                                                                            1.500                                                                                          60
         E ine Trennung oder Scheidung geht in der Regel mit deutlich nega­
          tiven Auswirkungen auf das verfügbare Haushaltseinkommen sowie                                    1.231
          einem höheren Armutsrisiko einher.3 Wenn beide Elternteile vorher                 1.000                            904                                                           40
          vollzeitnah erwerbstätig waren, vermindern sich finanzielle Risiken
                                                                                                                             31,5
          deutlich – gerade für die Mütter.
                                                                                                                                         533
                                                                                              500                                                                                          20
                                                                                                                                        16,7            14,4
                                                                                                                                                                      166
                                                                                                                                                          76                        16
                                                                                                                                                                      4,1          1,4
                                                                                                 0                                                                                         0
                                                                                                                         Teilzeit (TZ) Vollzeit (VZ)   TZ TZ        VZ TZ         VZ VZ
                                                                                                        kein Verdiener   Alleinverdienerhaushalt            Zweiverdienerhaushalt

                                                                                                     Armutsgefährdete Kinder
                                                                                                     Anteil armutsgefährdeter Kinder in %
     1
         BMFSFJ (2020): Familien heute. Daten. Fakten. Trends. Familienreport 2020.
     2
         P rognos (2014): Gesamtevaluation der ehe- und familienbezogenen Maßnahmen
          und Leistungen in Deutschland.
     3
          adenacker (2014): Was nach der Trennung bleibt. Familieneinkommen nach der
         R                                                                              SOEPv35 (Erhebungsjahr 2018, Einkommen aus dem Jahr 2017), eigene Berechnung Prognos AG
         Ehe und nach der Lebensgemeinschaft im Vergleich                               Quellen: BMFSFJ (2020): Familie heute. Daten. Fakten. Trends. Familienreport 2020.

22                    Mai 2021                                                                                                                                                                  23
SICHT DER
                                                                                                                                                                        UNTERNEHMEN
     Unternehmen profitieren,                                                                                                                                           UNTERNEHMEN

     weil die Familienarbeitszeit dem Fachkräfte­
     mangel entgegen wirkt.

           er demografisch geprägte Fachkräftemangel ist eines der größten
          D
          Risiken der Unternehmen. Potenziell fehlen bis zu 3,6 Millionen
          Arbeitskräfte.1

           as Fachkräftepotenzial der Mütter und Väter haben Unternehmen
          D
          schon erkannt. Mit Hilfe familienbewusster Personalmaßnahmen
          unterstützen sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

           enn mehr Mütter ihre Erwerbswünsche umsetzen, in größeren
          W
          Stundenumfängen erwerbstätig sind, führt das insgesamt zu einem
          größeren Angebot an Fachkräften. An dieser Stellschraube setzt die

                                                                                                                   79 %
          Familienarbeitszeit an.

          S o trägt die Familienarbeitszeit dazu bei, dass die wirtschaftliche
           Entwicklung stärker von gut ausgebildeten Mütter profitiert, als sie
           durch die zu erwartende Erwerbsreduzierung der Väter verliert.
                                                                                                                   … der Unternehmen in Deutschland
                                                                                                                   sind der Auffassung, dass betriebliches
                                                                                                                   Familienbewusstsein auch nach der
                                                                                                                   Corona-Krise für die Fachkräftesicherung
                                                                                                                   einen hohen Stellenwert hat.

     1
         Prognos AG (2019): Arbeitslandschaft 2025                                Quelle: Prognos AG (2020): Neue Chancen für Vereinbarkeit! Bezugsgröße: Unternehmen
                                                                                  mit mindestens 10 Beschäftigten.

24                     Mai 2021                                                                                                                                                       25
SICHT DER
                                                                                                                                                                                                          UNTERNEHMEN
     Unternehmen unterstützen                                                                                                                                                                             UNTERNEHMEN

     die Familienarbeitszeit, weil sie am Puls                                                               Stellen Sie sich vor, es gäbe eine neue Regelung, die es ermög­
     der Zeit liegt und den Erwartungen der                                                                  licht, dass Väter und Mütter zu gleichen Teilen die Kinder­
                                                                                                             betreuung übernehmen. Dafür arbeiten sie beide ungefähr im
     Beschäftigten entspricht.                                                                               Stundenumfang von 70 bis 85 Prozent der Vollzeitstelle und
                                                                                                             erhalten vom Staat einen Lohnzuschuss.
           ie Bedeutung, die Erwerbstätige zusätzlicher arbeitsfreier Zeit
          D                                                                                                  Bitte sagen Sie mir, inwiefern Sie den folgenden Aussagen zu
          beimessen, steigt. Deshalb passen Unternehmen Entlohnungs­                                         einer derartigen Regelung zustimmen würden:
          strukturen an: Statt Arbeitsleistung mit einer höheren monetären
          Vergütung zu entlohnen, wird Beschäftigten wahlweise mehr freie
          Zeit eingeräumt. Derartige Ansätze finden sich in verschiedenen                                    Stimme             Stimme              Stimme                 Stimme               Weiß nicht/
          Tarifverträgen.                                                                                    zu                 eher zu             eher nicht zu          nicht zu             keine Angaben

          P ersonalmanager halten vollzeitnahe Arbeitszeitmodelle mehr­
           heitlich nicht nur für ihre weiblichen Beschäftigten für wichtig                                                                                           53                   20         9   16    3
                                                                                                                 Eine solche Regelung wäre auch
           (zu 86 %), sondern auch für männliche Beschäftigte (zu 46 %).1                                       unabhängig von der Corona-Krise
                                                                                                                            ein gutes Instrument.
          E ine Familienarbeitszeit wird von mehr als zwei Dritteln der Unter­                                                                                 39                    23        14        21    2
           nehmen in Deutschland als gutes Instrument betrachtet. Auch                                           Eine solche Regelung würde uns
                                                                                                                      in der Corona-Krise helfen.
           Unternehmen mit überwiegend männlichen Beschäftigten lehnen
           eine Regelung, in der Mütter und Väter vollzeitnah arbeiten und                                                                                 23         11         19                  46         2
           staatlichen Lohnzuschuss bekommen, nicht grundsätzlich ab.2                                             Eine solche Regelung lässt sich
                                                                                                                         in unserem Unternehmen
                                                                                                                                  nicht umsetzen.
                                                                                                                                                           23         8         18               44             7
                                                                                                               Eine solche Regelung käme für die
                                                                                                                  Väter in unserem Unternehmen
                                                                                                                                   nicht infrage.
                                                                                                                                                          18      7        14               54                  7
                                                                                                               Eine solche Regelung käme für die
                                                                                                                Mütter in unserem Unternehmen
                                                                                                                                   nicht infrage.

     1
          MFSFJ (2016): Vollzeitnahe Teilzeit – ein Instrument zur besseren Vereinbarkeit von Familie und
         B                                                                                                   Quelle: Prognos AG (2021): Ergebnisse einer repräsentativen Unternehmensbefragung von
         Beruf. Ergebnisse einer Befragung in Kooperation mit dem Bundesverband der Personalmanager          700 Geschäftsführungen/Personalverantwortlichen aus Unternehmen in Deutschland.
         (BPM). (Befragung von mehr als 1.500 Personalmanagern)                                              Unveröffentlicht. Bezugsgröße: Unternehmen mit mindestens 10 Beschäftigten.

26                      Mai 2021                                                                                                                                                                                        27
Fazit

     Wirksame Vorsorge durch
     investiven Sozialstaat
                                                                             Die Familienarbeitszeit adressiert ein zentrales Fortschritts­
                                                                             feld für den vorsorgenden Sozialstaat. Sie stärkt Familien.
       ie Familienarbeitszeit schafft bessere Möglichkeiten für flexible
      D
      und passende Zeitarrangements für Eltern. Diese sind wichtig für
      existenzsichernde, vollzeitnahe Erwerbstätigkeit beider Eltern. Das                 Fortschrittsfelder
      ist Vorsorge.
                                                                                                     Neue Qualität der                        Chancen für
       on der Familienarbeitszeit können alle Beteiligten profitieren:
      V                                                                                              Vereinbarkeit                            Kinder
      Mütter, Väter, Kinder und Unternehmen. Staat und Sozialversiche­
      rungssysteme profitieren von Refinanzierungseffekten.                                    ptionen schaffen für Fami­
                                                                                              O                                         erechte Chancenverteilung
                                                                                                                                       G
                                                                                              lienzeit bei vollzeitnaher,              für Kinder bis ins Grundschul­

                                                                              Ziel
                                                                                              existenzsichernder Erwerbs­              alter absichern
       ie Familienarbeitszeit steht nicht alleine. Sie darf als wichtiger
      D                                                                                       tätigkeit beider Eltern
      Baustein in einem investiven Sozialstaat nicht fehlen.

                                                                              Maßnahmen
                                                                                              E inführung einer Familien­              uantitativer und
                                                                                                                                       Q
                                                                                               arbeitszeit, die finanziell             qualitativer Ausbau von
                                                                                               abgesichert ist                         (Ganztags-) Angeboten

                                                                                                     Wirtschaftliche                          Zugänglichkeit von
                                                                                                     Sicherheit                               Leistungen

                                                                                               rmutsrisiken und verdeckte
                                                                                              A                                          ekanntheit, Zugänglichkeit
                                                                                                                                        B
                                                                                              Armut effektiv bekämpfen,                 und Nutzung von Leistungen

                                                                              Ziel
                                                                                              Brücke aus Transfers bauen,               verbessern
                                                                                              Unabhängigkeit stärken

                                                                              Maßnahmen
                                                                                              Integration von Kindergeld               E ntbürokratisierung &
                                                                                               und Kinderzuschlag zu einem               Digitalisierung
                                                                                               bedarfsgerechten Kindergeld

                                                                             Quelle: BMFSFJ (2021): Fortschrittsagenda – Sicherheit und Chancen für Familien – Bilanz und
                                                                             Perspektiven der Familienpolitk

28              Mai 2021                                                                                                                                                    29
Impressum

     Erstellt im Rahmen des Kompetenzbüros Wirksame Familienpolitik
     des Bundes­ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

     Alle Inhalte dieses Werkes, insbesondere Texte, Abbildungen und
     Grafiken, sind urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt,
     soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei der
     Prognos AG. Jede Art der Vervielfältigung, Verbreitung, öffentlichen
     Zugänglichmachung oder andere Nutzung bedarf der ausdrück­-
     lichen, schriftlichen Zustimmung der Prognos AG.

     Autorenschaft
     Dr. David Juncke, Lisa Krämer, Evelyn Stoll (Prognos AG)

     Layout
     Manuela Kuhn . manuelakuhn.de

     Bildnachweis Titelbild:
     iStock, Halfpoint

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     Werdener Straße 4
     40227 Düsseldorf

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32             Mai 2021
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