Filmemacher, Zivilschützer und Feuerwehrmann - David ...
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20 Unter meinem Helm Schweizerische Feuerwehr-Zeitung Fotos: zVg David Henzmann Filmemacher, Zivilschützer und Feuerwehrmann Seine Laufbahn bei der Feuerwehr begann mit einer gemeinsam Jahren mit seinem Geschäftspartner ge- mit Kollegen ins Leben gerufenen Jugendfeuerwehr. Mit seiner gründet hat. «Ich habe zwar einen durchge- planten Tag. Aber ich weiss am Morgen nie, Filmproduktionsfirma hat David Henzmann den neuen Imagefilm für was mich alles erwartet – das finde ich ganz Schutz & Rettung Zürich realisiert. Auch sonst verfügt der gelernte cool», erklärt Henzmann. Forstwart und Unteroffizier der Feuerwehr Gebenstorf-Turgi über einen mehr als vielfältigen Tagesablauf. Vom Forst zum Film Die Basis für diese Vielseitigkeit legte der gebürtige Welschschweizer relativ früh. Auf der Forstmaschine in den Wald fahren nächsten Tag wieder dasselbe mache», ge- Nach der obligatorischen Schulzeit begann und dort Baumstämme aufladen und ab- steht der 30-Jährige. Soeben ist er aus ei- er eine Lehre als Forstwart. «Ich wollte ar- transportieren. Sitzungen leiten, Mitarbei- nem mehrwöchigen Einsatz beim Zivil- beiten gehen», beschreibt er seinen Antrieb. ter führen und für die Produktionsfirma schutz zurückgekehrt, wo er als Einsatzlei- «In der Natur sein und mit Maschinen ar- Avarel Studios GmbH Strategien entwi- ter Tätigkeiten in Zusammenhang mit der beiten – das ist ähnlich wie bei der Feuer- ckeln. In der Feuerwehr oder im Zivilschutz COVID-19-Pandemie koordiniert und bei- an Übungen und Einsätzen teilnehmen. Bei spielsweise Triagen bei der Patientenauf- «Ich will helfen, wenn es brennt oder jemand in Not David Henzmann ähnelt kein Tag dem an- nahme in Spitälern organisiert hat. Am Tag ist»: Anfang Jahr hat David Henzmann vom Bözberg deren. «Ich könnte nicht einen Job haben, des Gesprächs war er erstmals wieder in in die Feuerwehr seines Wohnorts Gebenstorf bei dem ich von 08.00 bis 17.00 Uhr am Ar- den Büros der Avarel Studios GmbH, der gewechselt. beitsplatz sitze, nach Hause gehe und am Filmproduktionsfirma, die er vor rund zehn
118 swissfire.ch 8|2020 Unter meinem Helm 21 wehr, das hat mir gefallen. Es ist ein Job, mandant bei der Zivilschutzorganisation nen», war gemäss Henzmann die Kernbot- bei dem man Adrenalin erlebt und sich kon- Brugg Region aktiv ist und bereits mehrere schaft, die es zu vermitteln galt. Das einge- zentrieren muss. Auch muss man sich auf- Filme für Feuerwehrorganisationen oder reichte Konzept überzeugte denn auch die einander verlassen können.» Bis 2016 war für die Aargauische Gebäudeversicherung Verantwortlichen bei Schutz & Rettung: er denn auch hauptberuflich im Forst tätig, realisiert hat, war bei der Ausarbeitung des Avarel Studios GmbH erhielt den Zuschlag. ging parallel dazu jedoch einer weiteren Konzepts bestimmt kein Nachteil. Auch Leidenschaft nach: der Ton- und Filmpro- wenn Henzmann dafür etwas umdenken Dreh auf der Startbahn duktion. Bereits während der Berufslehre musste. «Ich kenne das von mir: Feuer- Bis der Unternehmensfilm fertig war, dau- liess er sich zum Ton- und Filmtechniker wehrleute möchten TLF, Maschinen, Ge- erte es vom Drehbeginn im Sommer 2018 ausbilden, erwarb in seinem damaligen räte und Action sehen», sagt er mit einem an fast zwei Jahre. Und auch an Aufwand Wohnort im Kanton Aargau einen Teil ei- Lachen. «Zielgruppe des Films sind aber wurde einiges betrieben, um die Szenen nes leer stehenden Schulhauses, richtete die Menschen, die am Flughafen oder auf möglichst realitätsnah wirken zu lassen. dort ein Studio ein und gründete wenig spä- einer der Wachen von Schutz & Rettung «Das Haus, das am Anfang des Films ter mit seinem heutigen Geschäftspartner Zürich eine Führung besuchen. So wollte brennt, hat wirklich gebrannt», erklärt eine Firma. Als die Belastung zu gross sich Schutz & Rettung denn auch ohne Hel- Henzmann, der für den Dreh öfters selbst wurde, gab er die Arbeit als Forstwart auf. dentum präsentieren und einfach nur den hinter der Kamera stand. Entstanden sind «Vorübergehend», wie er mit einem Alltag der Organisation abbilden.» die Aufnahmen im Rahmen einer Einsatz- Schmunzeln betont. Und auch nicht ganz. Die grösste Herausforderung sei dabei übung. Das abbruchbereite Gebäude wurde Rund 100 bis 200 Stunden pro Jahr ist er gewesen, «eine Geschichte zu erzählen, die im Bereich der oberen Stockwerke kontrol- auch jetzt noch mit der Forstmaschine un- sich durchzieht und die man dann auch liert durch Spezialisten von Schutz & Ret- terwegs. Hauptberuflich hat ihn in den ver- wirklich versteht». Erzählt wird diese an- tung angezündet, ein Teil der Strasse durch gangenen zwei Jahren jedoch über längere hand einer Schweizer Familie. Sie spiegelt die Polizei abgesperrt. «Es war alles über- Zeit etwas anderes beschäftigt – der neue deren Alltag wider und zeigt dabei die Be- wacht, und auch im Gebäudeinnern standen Unternehmensfilm von Schutz & Rettung rührungspunkte mit den Blaulichtorganisa- Feuerwehrleute bereit, um nötigenfalls ein- Zürich. tionen: die ältere Dame, die mit dem Hund greifen zu können.» Eine umfassende Pla- die Familie ihrer Tochter besuchen geht und nung zusammen mit Schutz & Rettung Zü- Als Organisation, nicht als Helden anschliessend beim Spazieren stürzt; die rich sei dem vorausgegangen. Wie auch den «Mein Feuerwehrherz sagte mir, das musst Tochter, die währenddessen an einer Bau- Szenen, die auf dem Flughafen Zürich ge- du selber machen», gesteht Henzmann mit abnahme mit der Feuerpolizei ist und auf einem Schmunzeln. Als die Zürcher Orga- dem Weg dorthin an einem Brand vorbei- Nah dabei: Die Dreharbeiten für den Unterneh- nisation im Sommer 2017 zu einem Pitch gefahren ist; oder auch die Enkelin, die an mensfilm begleitete der Firmeninhaber – hier einlud, war er deshalb vor Ort. Dass er als der Streetparade tanzt und beobachtet, wie zusammen mit Spezialisten von Schutz & Rettung Unteroffizier bei der Feuerwehr Geben- die Sanität einen Einsatz leistet. «Zeigen, Zürich – meist vor Ort. storf-Turgi und als Stellvertretender Kom- wie schnell sich die Wege kreuzen kön-
22 Unter meinem Helm Schweizerische Feuerwehr-Zeitung dreht wurden. Ein Ort, an dem der Zivil- Rollen? Bisher sei dies noch nie der Fall ge- Drehort war unter anderem der Flughafen Zürich. schützer und Feuerwehrmann nicht zum wesen. «Es sind nicht dieselben Ereignisse, ersten Mal für Aufnahmen stand. Für ein für die ich aufgeboten werde. Einzig bei Während der COVID-19-Pandemie war David Henz- anderes Projekt etwa wurde mitten auf der Hochwasser könnte dies der Fall sein.» mann acht Wochen für den Zivilschutz im Einsatz. Startbahn gedreht. «Im Filmbereich hast du Auch komme es aufgrund der verschiede- die Gelegenheit, an Orte hinzukommen, an nen Gebiete – Henzmann hat auf Anfang die du sonst nie hinkommen würdest», fasst Jahr von der Feuerwehr Bözberg zur Feu- Hochwasser und ein «heftiger» Brand er seine Passion in Worte. erwehr Gebenstorf-Turgi gewechselt und Gerät er bei der Fülle der Tätigkeiten denn ist bei der Zivilschutzorganisation Brugg nie an seine Grenzen? «Beim Hochwasser Zwei Herzen in der Brust Region eingeteilt – höchstens bei Gross 2017 in Zofingen als wir 15 bis 16 Stunden Dennoch hätten Feuerwehr und Zivilschutz ereignissen zu Überschneidungen. «Es im Einsatz waren und die ganze Nacht für ihn stets Priorität. «Wenn der Alarm los- wäre aber schlecht, wenn ich an beiden Or- pumpen mussten, da bist du dann schon ka- geht, dann gehe ich.» Kommt es dabei nicht ten den Offiziershut tragen würde», gesteht putt», erinnert er sich. Dieser Einsatz wie zu Konflikten mit seinen verschiedenen er ein. auch der Brand auf dem Bözberg vor zwei Dass er einst in die Feuerwehr eintreten Jahren, bei dem ein Bauernhaus nieder- würde, war für ihn früh klar. Der Vater war brannte, sind ihm besonders in Erinnerung als Offizier aktiv. Und da es in dem kleinen geblieben. «Als ich angefahren kam, spürte Bauerndorf im Welschland, in dem Henz- ich durch die Frontscheibe des Autos be- mann aufwuchs, keine Jugendfeuerwehr reits die Hitze – das war heftig.» Das Ge- gab, organisierte sich die Gruppe von 8- bis fühl, wenn man zu einem Brand oder Un- 10-jährigen Knaben selbst. «Wir haben fall gerufen werde und in den Gesichtern kleine Wassertonnen auf einen Altglasan- der Leute sehe, wie froh und dankbar sie hänger gestellt und damit Feuerwehrübun- seien, dass das Blaulicht komme, das sei gen durchgeführt. Einmal haben wir sogar überwältigend. «Auch wenn wir eigentlich eine Gemeinderätin an eine Übung einge- genau gleich sind wie die Menschen dort. laden – wie die Grossen», erinnert er sich Wir haben ja keine Superkräfte, wir kom- lachend. Mit 18 Jahren trat er dann in die men einfach mit den nötigen Geräten.» Feuerwehr ein. Nachdem er zu Beginn als Seine eigenen Kräfte tankt David Henz- Fahrer eingeteilt gewesen war, machte er mann beim wöchentlichen Eishockeytrai- die Weiterbildung zum Atemschutzgeräte- ning mit Kollegen wieder auf. Neben der träger und anschliessend zum Unteroffizier. Feuerwehr die einzige Tätigkeit, bei der er «Ich will dort helfen, wo ich gebraucht den Kopf vollständig abschalten kann. f werde», beschreibt Henzmann das, was ihn täglich antreibt. Eva Tschannen, Redaktorin
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