Neu gedacht Im Haus Hyrock in Zürich heben Iria Degen Interiors die Grenzen zwischen Wohnen und Arbeiten auf. Ein Homeoffice mit
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Die Kaminlounge auf Level 2: Auf den Sofas von Vitra «Soft Work» (Design: Barber & Osgerby) kann dank integrierter Laptop- Ständer auch gearbeitet werden. Neu gedacht Im Haus Hyrock in Zürich heben Iria Degen Interiors die Grenzen Rohbeton und Glas: Zur Strasse hin gibt sich das zwischen Wohnen und Arbeiten auf. Ein Homeoffice mit Haus von Architekt Felix Oesch transparent und prototypischem Potenzial. Text: Silke Bender, Fotos: Rainer Schär verschlossen zugleich. 94 Das Ideale Heim im Februar 2021 — Zürich
D as Haus Hyrock fällt zur Dachterrasse. Das junge Finanz-Start-up der angrenzenden Terrasse angeworfen wer- Durchblick: schon auf den ersten wünschte sich den Zürcher Standort nicht den. «Die Mitarbeiter sind begeistert von die- Von der offenen Blick aus dem Rahmen: nur als Büro für sein zehnköpfiges Team, sen Möglichkeiten», weiss Iria Degen. «Heu- Küche hat man Ein moderner Kubus sondern auch als Teilzeit-Zuhause mit Über- te, wo die meisten mehr arbeiten als Freizeit Blick ins Grüne aus Rohbeton und Glas nachtungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter haben, kommt die gesunde Ernährung oft zu und auf Kunden inmitten einer klassi- aus Genf. «In dem Projekt fliessen alle kurz. Dabei entsteht gerade bei gemeinsamen und Kollegen am schen Villengegend am Zürichberg. Erbaut Erfahrungen ein, die ich bisher im Büro-, Mahlzeiten das, was erfolgreiche Firmen Tisch. wurde es 2001 von Architekt Felix Oesch als Privat-, Gastronomie- und Hotelbereich heute brauchen: Teamgeist.» Zweifamilienhaus in Hanglage über fünf gesammelt habe», sagt Iria Degen. Ebenen. Der eine Teil ist noch heute privat Man betritt Hyrock seitlich auf Strassen- Corporate Identity bewohnt, der vordere wurde Iria Degen In- niveau, auf dem mittleren Level 3 des Hau- teriors zur Umgestaltung in die Firmenre- ses. Schon der Eingang überrascht: Die Kun- Im gesamten Haus haben Iria Degen Interi- präsentanz von Hyrock anvertraut. Ein den werden hier wie private Gäste in der ors die Corporate Identity von Hyrock bis ins Homeoffice oder Officehome, in dem Woh- offenen Wohnküche empfangen, dem Herz- kleinste Detail durchgespielt. Reminiszenzen nen und Arbeiten nahtlos ineinander überge- stück des Hauses. Ein langer, schwarzer an die Schweizer Berglandschaft, die die hen und von dem bei der Auftragsvergabe Holztisch mit bequemen Drehsesseln lädt Firma bereits in ihrem Namen trägt, finden niemand ahnen konnte, wie wichtig das The- nicht nur zum Platznehmen ein, sondern sich überall: Von den anthrazitgrauen Natur- ma im Jahre 2020 werden würde. dient den Mitarbeitern auch als Esstisch. Eine steinfliesen in der Wohnküche über die Hyrock versteht sich als «Mortgage-Bou- komplett ausgestattete Küche, in der sich zur steingraue bis erdfarben inspirierte Farbpa- tique», als ein neuartiger, unkonventioneller Lunchzeit entweder ein mobiler Hauskoch lette bis hin zu den Gemälden und Fotogra- Hypothekenexperte und sein Anspruch, fri- oder auch die Teamkollegen selbst austoben, fien an der Wand. Der nüchternen und ro- schen Wind in die Bankenlandschaft zu brin- sagt den Fertiggerichten aus der Mikrowelle hen Ausstrahlung der Architektur mit den gen, zeigt sich nun vom untersten Level bis Adieu. Im Sommer kann auch der Grill auf Sichtbetonwänden und Metallfenstern setzt «Keiner konnte bei Auftragsvergabe ahnen, wie wichtig das Thema Homeoffice werden würde.» IRIA DEGEN Die Empfangslobby auf Level 3: Bei Hyrock Akustik: Das Wandrelief werden die Kunden in der mit dem Hyrock-Logo ist Küche begrüsst. (Dreh- Dekoration und Schall- sessel: «Harbour» von schutz für die Treppen zu Menu, Lüster: Bocci) den unteren Levels. 96
Das Wie ein Konzentriert: Masterbad: Weichspüler: Auf demselben Der Warmes Level befindet beleuchtete Licht setzt sich ein Spiegel ist ein einen Sitzungszimmer Spezial- behaglichen mit Präsenta- entwurf von Kontrast zu tionstechnik. Iria Degen den kühlen (Hängeleuchte: Interiors. Rohbeton- Occhio, Sessel: wänden im Menu) Bad. «In der Suite schläft man auf Höhe der Baumkronen und fühlt sich wie in einem Baumhaus.» IRIA DEGEN Die Hotelsuite auf Level 4: Akzente setzen die Standleuchte sie Emotionalität entgegen: Durch Netzgar- da nicht die kleinen, beweglichen Tischtab- die Arbeitswelt symbolisch weit unter sich «Gaia» und der dinen, runde Formen, Teppiche und warme lare, die aus den «Soft Work»-Sofas von Vi- lassen. Kleine Highlights sind die Stand- Sekretär Materialien wie Holz, Filz oder Wollstoffe. tra herausragen und sie zu einem ergonomi- leuchte «Gaia» und der Sekretär «Study», «Study» aus der Lange galt der Dirigentin der neutralen Töne schen, vielseitigen Sitz- und Arbeitsplatz zwei Objekte aus der ID Collection, die Iria ID Collection, selbst die Farbe Aubergine als zu schrill, bei machen, mit versteckten Steckdosen unter Degen zum 20. Geburtstag ihrer Agentur Iria Degen. Hyrock gibt es sogar orangefarbene Sessel den Sitzpolstern. Das Level 1 ist ausschliess- herausgegeben hat. und Kissen! «Ja», lacht sie. «Eine grosse Aus- lich den Mitarbeitern vorbehalten: Hier be- Auf Level 5 findet sich ein «Wohnzim- nahme, aber Orange gehört zur Corporate finden sich je zwei abgetrennte Büros für je mer» mit grosser Terrasse. Die steingraue Po- Identity der Firma.» Durch die Bank bürstet zwei Arbeitsplätze, eine Umkleide, ein Bad, liform-Couch kann bei Bedarf auch als wei- sie unsere Ge-Wohn-heiten gegen den Strich. ein Weinkeller und ein Raum für Haustech- tere Relaxliege dienen. Dort können die Denkt man in der offenen Küche mit dem nik und Bürobedarf. Mitarbeiter lesen, sich zurückziehen, fernse- verspielten Lüster über dem Tisch noch an hen, einen Kunden einladen oder einfach den eine private Wohnsituation, blitzt gegenüber Symbiose von Arbeiten und Wohnen traumhaften Blick auf den Zürichsee genies- ein Reliefbild mit dem Schriftzug «Hyrock» sen. Dieses multifunktionale, besonders auf – und erinnert daran, dass man sich in ei- Die möglichen Orte, Kunden zu empfangen wohnlich gestaltete Level ist auch Auftakt nem Geschäftsraum aufhält. Es ist nicht nur – im Hause oder auf den Aussenflächen – für den Extra-Clou: Über eine Aussentreppe eine Willkommensgeste, sondern zugleich sind so weitgefächert wie die Bedürfnisse und geht es auf die offene Dachterrasse auf Level auch Schallschutz für das offene Treppen- Persönlichkeiten der Klienten. Für formale- 6 – die beste Location für eine Sommerparty haus. Alle Ebenen sind auch per Lift zu re und vertraulichere Gespräche gibt es auf oder ein Feuerwerk am Nationalfeiertag. erreichen. «Allerdings wird dieser kaum Level 4 ein klassisches Sitzungszimmer mit «Wohnen und Arbeiten muss heute ganz neu genutzt. Die Hyrocker mögen die interessan- Video- und Präsentationstechnik. Ein flexib- gedacht werden, viel symbiotischer», sagt Iria te Raumerfahrung beim Treppensteigen,» ler Filzvorhang trennt den privaten Bereich Degen. «Die Zeit, wo das Homeoffice eine erzählt Iria Degen. ab: Dort befindet sich eine Hotelsuite mit Arbeitsecke im Kellergeschoss bedeutete, ist Auf Level 2 befindet sich eine Bürozone Master-Wannenbad und Ankleidezimmer. vorbei. Man will sich doch wohlfühlen an mit sechs Mitarbeiterplätzen, die sich nahtlos «Durch die tiefen Fensterfronten auf Niveau dem Ort, an dem man die meiste Zeit seines an eine Lounge mit Kamin anschliesst und der mächtigen Baumkronen ringsum fühlt Lebens verbringt.» Das Projekt Hyrock hat die durch ihre doppelte Raumhöhe an eine man sich wie in einem Baumhaus», meint Iria Iria Degen Interiors da ganz neue Perspekti- behagliche Hotellobby denken lässt – wären Degen. Mitarbeiter, die hier nächtigen, sollen ven eröffnet. —— 98 Das Ideale Heim im Februar 2021 — Zürich
IRIA DEGEN INTERIORS 1 2 2 Zürich 1 Iria Degen ist die Gründerin und Geschäfts- führerin von Iria Degen Interiors. Die gebür- 3 tige Zürcherin studierte zunächst Jura und wollte nach ihrem Abschluss ihren ersten Job als Justiziarin bei einer Unternehmensbera- tung in Paris antreten. Kurz vorher sagte sie 0 kW M 0 kW M Level 4 Level 5 ab und machte stattdessen ein Praktikum bei der Pariser Interieurlegende Andrée Putman, FORMAT:A3 MST:1:50 FORMAT:A3 MST:1:50 1 Sitzungszimmer 1 Wohn-/Rückzugs- studierte ein paar Semester Innenarchitektur 2 Hotelsuite zimmer und wurde ihre Angestellte. Ihr Gesellen- 3 Ankleide und 2 Grosse Terrasse stück bei Putman war die heute nicht mehr Masterbad mit Blick auf den existierende Lagerfeld Gallery. Im Jahr 2000 Zürichsee eröffnete sie erfolgreich ihr eigenes, kleines Büro in Paris. 2003 zog sie zurück nach Zürich, wo sie heute mit rund 15 Mitarbei- Treppenhausbel . A Treppenhausbel . B Gegensprechanlage Telefonanalge Ebene 1-2.3 Ebene 3-6 tern ihre internationalen Klienten aus dem Hotel-, Gastronomie-, Retail-, Privat- und Bürobereich betreut. 2 www.iriadegen.com 1 1 H 3 Sonn 2 3 W: 58,5 2 WA:1 1 kW M Level 2 Level 3 FORMAT:A3 MST:1:50 FORMAT:A3 MST: 1:50 ARCHITEKTUR: Felix Oesch (2001) INNENARCHITEKTUR: Iria Degen Interiors 1 Bürozone 1 Eingang PROJEKTBEGINN INNENARCHITEKTUR 2 Offene 2 Essbereich HYROCK: Februar 2020 Kaminlounge 3 Küche FERTIGSTELLUNG: September 2020 WOHNFLÄCHE Hyrock (5 Levels gesamt): ca. 320 m2 BAUWEISE: Der Architekt Felix Oesch hatte im Jahr 2001 ein Zeichen der 2xM20 T15 M20 1 Moderne gesetzt, damals mit neuester 3 3 4 Erdsonde/Wärmepumpentechnik sowie 3 Level 1 Y vorgefertigt isolierten Betonelementen. Der hellgraue Sichtbeton hat offene 9 1 Büro 1 Y 5 2 2 Büro 2 Fugen und strahlt aussen wie innen unverschnörkelte Rohheit aus. Markante M20 3 Haustechnik Y 4 Umkleide quadratische Aluminiumfenster, verzinkte 5 Weinkeller Geländer. M20 3 N 0 5 100 FORMAT:A3 MST:1:50 Das Ideale Heim im Februar 2021 — Zürich
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