FISCHVIEW - FISCH ASSET MANAGEMENT

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                                           FischView
Monatliches Update – Februar 2021
Per 26. Januar 2021

Zusammenfassung
— Unser Makromodell liefert weiterhin positive Signale für die globale
  Konjunktur sowie die Aktien- und Kreditmärkte. Die Gründe dafür bleiben die
  massiven monetären und fiskalpolitischen Stimulusprogramme, stark
  steigende Geldmengen, hohe Liquiditätsbestände und positive
  Vermögenseffekte bei den privaten Haushalten sowie die weltweit
  anlaufenden Covid-19-Impfprogramme.
— Aufgrund der bisher sehr erfolgreichen Reflationierung des Finanzsystems
  durch die Zentralbanken entsteht mittelfristig allerdings ein Aufwärtsdruck
  auf die Inflation und die langfristigen Zinsen. Dieser Trend ist im Augenblick
  noch schwach und dürfte sich erst im zweiten Quartal dieses Jahres
  verstärken.
— Potenzielle Gefahren sind die aktuell hohen Bewertungen der Aktienmärkte,
  ein sehr hoher positiver Marktkonsens (anfällig für Negativmeldungen) und
  die zunehmende Abhängigkeit der Märkte von der Geldpolitik. Das erhöht die
  Sensitivität der Märkte auf kleinste temporäre Schwankungen der monetären
  Dynamik. Und weiterhin besteht die Gefahr einer US-Dollarschwäche mit
  Kettenreaktion in Form steigender Rohstoffpreise, höherer Inflation und
  höheren Zinsen. Zudem könnte sich die globale konjunkturelle Erholung
  verlangsamen im Fall von Verzögerungen bei den Impfungen.
— Da die positiven Kräfte derzeit die potenziellen Gefahren aber noch
  überwiegen, bleiben wir mit leicht erhöhtem Risikoexposure positioniert und
  neutral in der Zinsduration.

Hauptaussagen und wesentliche Änderungen
−   Ein Grund für das aktuell positive Umfeld ist die Ausweitung des staatlichen Stimulus.
    Neben dem sehr umfangreichen neuen Hilfspaket der US-Regierung (American Rescue
    Plan (ARP)) sind im weiteren Verlauf des Jahres zusätzliche Infrastrukturprogramme
    geplant. Der ARP ist noch nicht durch den US-Kongress bestätigt und könnte verkleinert
    werden. Im Fall einer Reduktion ist aber mit einer weiteren Lockerung der US-Geldpolitik
    als Kompensation zu rechnen. Und auch in Europa wirkt sehr starker fiskalpolitischer
    Stimulus. Die EU-Staaten haben bisher Hilfspakete in Höhe von rund 24% des
    Bruttoinlandsprodukts lanciert und es kommt noch das Programm auf EU-Ebene über EUR
    1.75 Billionen dazu.
Fisch Asset Management                                                               FischView | Februar 2021   Seite 2 | 5

                         −   Die Geldpolitik bleibt enorm expansiv. Aktuell kauft die US-Notenbank monatlich USD 120
                             Milliarden an Wertpapieren am Markt (QE) und erhöht dadurch ihre Bilanz weiter. Die
                             EZB erhöht um EUR 80 Milliarden monatlich. Die für das konjunkturelle Wachstum
                             wichtigen Geldmengen M1 und M2 steigen entsprechend an und belegen damit, dass die
                             Geldpolitik derzeit noch wirkt und das von der Fed und EZB geschöpfte Geld im
                             Bankensystem ankommt.
                         −   Die Bargeldbestände der privaten Haushalte wie auch der Unternehmen sind sowohl in
                             den USA als auch in Europa auf Rekordhoch. Zusammen mit den stark steigenden US-
                             Häuserpreisen wirken hier die für die kommenden Monate wichtigen Vermögenseffekte,
                             die positive Auswirkungen auf den Güterkonsum haben.
                         −   Bei der weltweiten Impfung breiter Bevölkerungskreise kommt es zu leichten
                             Verzögerungen. Trotzdem sollte in absehbarer Zeit eine nachhaltige Wirkung sichtbar
                             werden. Hinzu kommt die Immunität all jener Personen, die Covid-19 bereits hatten. Hier
                             rechnet man weltweit mit einem Bevölkerungsanteil von 10 bis 15 Prozent. Positiv ist auch
                             die Entwicklung von modifizierten Impfstoffen, die auf die neuen Covid-19-Mutationen
                             ausgerichtet sind.
                         −   Der globale Konjunkturaufschwung läuft verhältnismässig synchron. Insbesondere
                             kommen aber aus China wichtige Impulse mit weltweiten positiven Rückkoppelungen.
                         −   Es bestehen aber eine Reihe von Gefahren, die derzeit noch nicht akut sind: Immer
                             problematischer wird die absolut hohe Bewertung der Aktienmärkte (KGV von 30 und
                             höher). Diese wird zwar gemäss Fed-Präsident Jerome Powell durch die tiefen Zinsen
                             relativiert. Trotzdem sind die Märkte damit sehr anfällig für kleinste Störungen in Form
                             steigender Zinsen oder temporärer monetärer Luftlöcher. Die Märkte für
                             Unternehmensanleihen sind dagegen in einem neutralen Bewertungsbereich, das
                             Schwellenländersegment ist sogar leicht günstig.
                         −   Monetäre Störungen können ohne Zutun der Notenbanken ausgelöst werden, etwa durch
                             fallende     Geldumlaufgeschwindigkeiten,      fallende    Dollarkurse,   steigende
                             Inflationserwartungen oder die Antizipation der Märkte eines geldpolitischen
                             Kurswechsels (Tapering-Diskussionen). Letzteres wurde zwar von der Fed wie auch EZB
                             bis auf weiteres ausgeschlossen. Dennoch kann es jederzeit zu diesbezüglichen
                             Befürchtungen kommen.
                         −   Beim US-Dollar wirken derzeit verschiedene Faktoren negativ auf die Kursentwicklung.
                             Einerseits ist die US-Währung bezüglich ihrer Kaufkraftparität (PPP) überbewertet und die
                             Fed erhöht die Geldmenge über Wertpapierkäufe (QE) stärker als die EZB. Zudem waren
                             historisch ein stärkeres Wirtschaftswachstum in den USA mit höherer Inflation und
                             höheren Zinsen oft ein Belastungsfaktor für die US-Währung.
                         −   Weitere Gefahren sind der aktuell sehr hohe Konsens der Marktteilnehmer, dass die
                             Börsen so lange steigen, wie der Stimulus fliesst. Bei Kleininvestoren herrscht bereits eine
                             Euphorie, die jederzeit in Panik umschlagen kann. Auslöser dafür könnten die
                             Ankündigung von Unternehmenssteuererhöhungen in den USA oder regulatorische
                             Eingriffe bei Grosskonzernen sein sowie eine Konjunkturabschwächung wegen möglicher
                             Verzögerungen bei den Impfungen (Double-Dip-Rezession).
                         −   Trotzdem überwiegen derzeit noch die positiven Treiber. Die potenziell gefährlichen
                             Trends beim US-Dollar, der Inflation und den langfristigen Zinsen sind noch sehr moderat
                             und von den Notenbanken sogar erwünscht. Im Fall einer Double-Dip-Rezession oder
                             Steuererhöhungen in den USA würden die EZB und Fed nochmals massiv gegensteuern.
                             Und eine überhitzte Marktstimmung oder Tapering-Befürchtungen führen
Fisch Asset Management                                                             FischView | Februar 2021   Seite 3 | 5

                             erfahrungsgemäss nur zu temporären Markteinbrüchen. Tapering wirkt erst stark negativ,
                             wenn es tatsächlich umgesetzt wird.
                         −   Das insgesamt positive Umfeld wird durch einige unserer Makromodellindikatoren
                             (Zinskurve, Kupferpreis und M1-Geldmengendynamik) direkt bestätigt. Das Zyklus-
                             Submodell signalisiert ebenfalls noch intaktes Wachstumspotenzial. Allerdings ist die
                             Inputkonsistenz (=Modellkonfidenzlevel) derzeit relativ tief, da sich die verschiedenen
                             Inputparameter teilweise widersprechen. Dies ist eine Bestätigung dafür, dass das globale
                             Finanzsystem sehr sensitiv auf potenzielle Störungen reagieren könnte. Wir reduzieren
                             deshalb das Risikoexposure in unseren Strategien leicht, bleiben aber gegenüber den
                             jeweiligen Benchmarks übergewichtet. Die Duration liegt in einer neutralen Bandbreite.

                         Themen auf dem Radar
                         Die aktuell positiven Treiber an den Finanzmärkten (monetäre und fiskalpolitische Stimuli,
                         Geldmengenwachstum, hohe Bargeldbestände und Vermögenseffekte) führen seit einiger
                         Zeit zu einer von den Notenbanken erwünschten Reflationierung des Finanzsystems. Als
                         mittelfristige Folge davon wirken verschiedene Kräfte in Richtung steigender langfristiger
                         Zinsen, und zwar vor allem in den USA, weil hier noch ein schwächerer US-Dollar dazukommt.

                         Die Grafik zeigt einen Vergleich der Entwicklung der Zinsen zehnjähriger US-Staatsanleihen
                         mit dem Kupfer/Gold-Ratio. Historisch hat ein (relativer) Anstieg des Kupfers gegenüber Gold
                         immer zu einem Zinsanstieg geführt. Wir befinden uns derzeit in so einer Anstiegsphase, der
                         die erfolgreiche Reflationierung des Systems bestätigt. Gemäss diesem Indikator könnten die
                         US-Zinsen bis Mitte des Jahres in den Bereich von 1.5–1.7% ansteigen.

                         Chart: Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen vs. Kupfer/Gold-Ratio

                         Quelle LongView Economic Research
Fisch Asset Management                                                                   FischView | Februar 2021       Seite 4 | 5

                         Zusammenfassung der Modellergebnisse

                                                                           Asien
                                              USA       Europa    Japan     ex-     LatAm     CEEMEA
                                                                           Japan                             Legende:
                         Aktien                 +         +        +        +        +   ↓      +            ++ Sehr positiv
                         Staatsanleihen         o         o        o                                          + Positiv
                         Credit Inv. Grade      +         +                 +        +          +             o Neutral
                         Credit High Yield      +         +                 +        +          +             - Negativ
                         Wandelanleihen         +         +        +        +                                -- Sehr negativ

                         Rohstoffe           Energie:     +      Edelmet    +      InduMet:     ++

                          Hinweise zur Tabelle: Änderungen zum Vormonat werden durch ↓ oder ↑ angezeigt. Z.B. bedeutet
                          "O ↓", dass das Feld im Vormonat mit "+" oder „++“ belegt war.
                          Die genaue Methodologie, d.h. wie die Modellergebnisse berechnet werden und wie die verschiedenen
                          Einzelelemente zur Gesamtsicht beitragen, wird hier erklärt.
                          Bei den Staatsanleihen berücksichtigen wir die wichtigsten Anleihen jeder Region, z.B. Deutsche
                          Bundesanleihen in Europa, sowie eine repräsentative Gruppe von Ländern jeweils in Lateinamerika,
                          Asien ex-Japan und CEEMEA (Zentral- und Osteuropa, Naher Osten und Afrika).
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