Lehrgebiet Entwerfen Prof. Jean Flammang IP* im Sommersemester 2019: FH Dortmund
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Lehrgebiet Entwerfen Prof. Jean Flammang IP* im Sommersemester 2019: CSH#29 (Entwurf) Vielleicht werden wir noch länger an der Symbolvorstellung des „Hauses“ in der uns bekannten Form festhalten oder vielleicht werden wir zu der Ansicht kommen, dass der wichtigste Schritt, den wir tun können, um uns einer neuen Welt anzupassen und einen Rückschritt zu verhindern, in der Bereitschaft zum Verständnis und zur Akzeptanz zeitgemäßer Ideen für die Gestaltung der Umwelt besteht, die unser Leben und unser Denken zu einem großen Teil formt und bestimmt. John Entenza (Herausgeber), in der Ankündigung des Case Study House Program, Arts & Architecture, Januar 1945 * nur zusammen mit dem Pflichtmodul IM CSH#29 (Konstruktion) belegbar. Bedenkt man, dass das Case Study House Program vor nunmehr fast einem Dreivierteljahrhundert ins Leben gerufen wurde (es startete 1945 und endete 1966 mit Haus CSH#28), erscheint es einigermaßen erstaunlich, dass es auf unseren heutigen „Einfamilienweiden“ (Alexander Mitscherlich) weitgehend so aussieht, als hätte es diese frischen, optimistischen und in mancherlei – z.B. ökologischer, ökonomischer und sozialer – Hinsicht verblüffend hellsichtigen Entwürfe nie gegeben. Stattdessen: nach wie vor und allenthalben, zumeist in höchst altertümlicher Nassbauweise hergestellt, die „rücksichtslose Demonstration von pekuniärer Potenz und dem Geschmacksniveau von Devotionalienhändlern“ (Mitscherlich). Deshalb an dieser Stelle, paradoxerweise, wider den reaktionären Zeitgeist und vielleicht als neuer Anlauf: ein Schritt zurück in die Vergangenheit.
Aufgabe In seiner Ankündigung des Case Study House Program in der Januar-Ausgabe von Arts & Architecture (Siehe http://www.artsandarchitecture.com/case.houses/pdf01/csh_announcement.pdf - Unbedingt lesen! Und bitte nicht per Computer übersetzen; eine zuverlässige deutsche Übersetzung findet sich z. B. in CASE STUDY HOUSES. The complete CSH Program 1945-1966, Taschen, 2013) stellte der Herausgeber John Entenza eine Anzahl von Regeln auf, die die erhofften Projekte zu befolgen hatten. Die Regeln waren bewusst unscharf formuliert, was sicher zum langanhaltenden Erfolg des Programms beigetragen hat, allerdings auch nach sich zog, dass zwischendurch einige Entwürfe sich relativ weit von den urprünglichen Kriterien hinsichtlich Größe, Budget, Materialwahl oder Serientauglichkeit entfernten – was wir bei unseren Entwürfen allerdings vermeiden wollen. Basierend auf Entenzas ursprünglichen Absichten und im Bewusstsein, dass nach 74 Jahren einige Parameter neu zu gewichten sind, sollen hier folgende fünf Richtlinien für Ihre Entwürfe aufgestellt werden. 1. Siedlungsfähigkeit. Im Gegensatz zum CSH Program, das als Grundstück lediglich „a plot of God’s green earth“ vorsieht – was durchaus dem american way of life entspricht – wollen wir Häuser konzipieren, die mit mehreren Einheiten gleichen oder anderen Typs zu einem Ensemble zusammengefügt werden können. Darzustellen sein wird demnach ein Ausschnitt einer denkbaren Siedlungsstruktur, inklusive Freiraumplanung. Es wird eine Parzellierung erforderlich sein. Parzellengröße 400 m² bis 600 m². 2. Programm. Zu entwerfen ist ein Wohnhaus für eine durchschnittliche mitteleuropäische Familie (Eltern, 2 Kinder). Das Raumprogramm könnte demnach etwa wie folgt aussehen: Wohn-/Essraum, Küche, Sanitärräume, 3 Schlafzimmer, Räume für Lagerung, Haustechnik und 2 Pkw, dazu Terrasse und/oder Garten. Davon abweichende Lösungen sind hinreichend zu begründen. Auszugehen ist von einem eher moderaten Budget. 3. Serientauglichkeit. Das entworfene Haus muss in großer Stückzahl zu einem vernünftigen Preis dupliziert werden können. Also Konfektion, nicht Maßanzug. Ihr Entwurf wäre demnach ein Prototyp, ein Vorab-Exemplar einer Serie. Dass der Prototyp immer teurer ist, als die Serienexemplare, darf bei den budgetären Überlegungen (siehe Punkte 2 und 4) natürlich berücksichtigt werden. 4. Konstruktion. Aus Punkt 3 ergibt sich die Notwendigkeit zur industriellen Bauweise. Das heißt: Montagebau, also Trockenbau; Nassbauweisen sind nur in begründeten Ausnahmen zulässig. Ob Sie ein Objekt konzipieren, das vor Ort aus industriell produzierten Bauelementen zusammengefügt wird, oder eines, das als fertige Einheit die Fabrik verlässt, oder eine Mischung aus beidem, wird zu überlegen sein. Das Haus soll nicht unterkellert und maximal zweigeschossig sein. 5. Nachhaltigkeit. Bei Entwurf und Konstruktion ist auf maximale Nachhaltigkeit zu achten, sowohl unter ökologischen, als auch unter ökonomischen und sozielen Aspekten (3-Säulen-Modell).
Leistungen zur Prüfung Modul IP (Entwurf) - 8 ECTS • Referat: Vortrag und Analyseblatt (siehe nächste Seite) • Siedlungsstruktur (Ausschnitt) als Lageplan M. 1:500 • Vogelperspektive (Ausschnitt) des Entwurfs im städtebaulichen Kontext o. M. • Grundriss(e) M. 1:50 • Deckenuntersicht(en) M. 1:50 • Alle notwendigen Schnitte (mindestens aber 2) M. 1:50 • Alle notwendigen Ansichten M. 1:50 • mindestens 2 Perspektiven (1 außen, 1 innen) o. M. Alle Blätter im Format 70 x 100 hochkant. CAD-Pflicht • Modell M. 1:50 • CD; die CD muss enthalten: alle Blätter einzeln als PDF (Dateien bitte nicht zu groß). zusätzlich die Perspektiven einzeln, als JPEG Slimcase incl. Cover mit: Bild nach Wahl, Titel des Entwurfs, Semesterangabe, Name des/der Verfasser/in. Bitte auch die CD selbst entsprechend beschriften. IP und IM dürfen zusammen auf eine CD gespeichert werden. • Skizzenbuch bzw. Skizzensammlung • Präsentation der Arbeit in einem öffentlichen Prüfungscolloquium. Modul IM (Konstruktion) - 6 ECTS • Grundriss(e) in Werkplanqualität M. 1:50 • Deckenuntersicht(en) in Werkplanqualität M. 1:50 • Alle notwendigen Schnitte (mindestens aber 2) in Werkplanqualität M. 1:50 • Alle notwendigen Ansichten in Werkplanqualität M. 1:50 • Fassadenschnitt als Dreitafelprojektion M. 1:10 Teilgrundriss, Teilschnitt und Teilansicht nach Absprache Teilgrundriss und Teilschnitt in Werkplanqualität Die Teilansicht zeichentechnisch wie IP • CD (siehe oben) • Skizzenbuch bzw. Skizzensammlung • Präsentation der Arbeit in einem öffentlichen Prüfungscolloquium.
Referate Zum Verständnis der Aufgabe ist eine eingehende Beschäftigung mit einigen historischen Vorbildern unerlässlich. Zu diesem Zweck halten die Studierenden in Zweiergruppen insgesamt 10 Referate über einschlägige Bauten. Einteilung der Gruppen (ggf. per Losentscheid) in der Einführungsveranstaltung (Teilnahmepflicht!). • Die Referate sind als ca. 20-minütige Powerpoint-Vorträge zu verstehen, die am Freitag, den 03. Mai 2019 ab 10h15 in der unten angegebenen Reihenfolge zu halten sind. Jedes Referat muss mindestens die folgenden Informationen enthalten: 1. Foto und Biografie des/der Architekten; 2. Planungs- und Ausführungsdaten des zu analysierenden Hauses. 3. Grundrisse, Schnitte und Ansichten des Hauses; 4. Innen- und Außenfotos; 5. eine analytische Zeichnung des Tragwerks in Form einer Axonometrie oder Perspektive. Ist eine solche nicht in der Literatur zu finden, müssen Sie sie selber herstellen. • Zusätzlich ist zur Prüfung am Semesterende ein Blatt 70 x 100 (hochkant) zu präsentieren, welches mindestens die 5 oben aufgeführten Informationen ernthält. An Grafik und Layout dieses Blattes werden die gleichen Ansprüche gestellt wie an die Projektpräsentation. Diese Analyseblätter fließen in die Benotung des Moduls IP ein. Die Themen: 1. Case Study House # 8: Eames House, Pacific Palisades, CA, USA Charles + Ray Eames, 1945 – 49 2. Case Study House # 9: Entenza House, Pacific Palisades, CA, USA Charles Eames + Eero Saarinen, 1945 – 49 3. Case Study House 1950, Pacific Palisades, CA, USA Raphael Soriano, 1950 4. Case Study House # 16, Bel Air, CA, USA Craig Ellwood, 1952 – 53 5. Case Study House # 21: Bailey House, West Hollywood, CA, USA Pierre Koenig, 1958 6. Dymaxion House, Wichita, KS, USA Richard Buckminster Fuller, 1946 7. Maison des Jours Meilleurs (für Abbé Pierre), Paris, F Jean Prouvé, 1956 8. Rogers House, Wimbledon, GB Richard + Su Rogers, 1968 9. Maison Individuelle (Haus Jourda & Perraudin), Lyon Vaise, F Franςoise-Hélène Jourda + Gilles Perraudin, 1987 10. Haus B10 (Aktivhaus), Stuttgart Weissenhof Werner Sobek, 2014
Zur Zeichentechnik (IP + IM) Die Pläne für das IP-Modul und für das IM-Modul sind im gleichen Maßstab (1:50) zu zeichnen. Dabei sollen die IM (= Ausführungs)–Darstellungen Werkplanqualität haben. Sie sind in schwarzweiß zu zeichnen und mit allen erforderlichen Maßen, Materialangaben etc. zu versehen. Die IP (= Entwurfs)–Darstellungen hingegen sollen den Schwerpunkt auf die Vermittlung der Raum- und Oberflächenqualitäten legen. Auf Maßangaben und technische Einzelheiten kann dabei weitgehend verzichtet werden zugunsten der Darstellung von Möblierungen, Materialoberflächen, Farben, Schatten und dergleichen. Vielleicht als Hommage an die wunderbare Grafik der Arts & Architecture – Hefte, aber auch zur Schulung des Abstraktionsvermögens ist diesmal jegliche Art von photorealistischem Texture Mapping verboten. Erlaubt sind lediglich Schwarzweißschraffuren sowie nichtstrukturierte Farben oder eine Kombination aus beidem. Dies gilt auch für die Perspektiven. Termine (IP + IM) Die Korrekturen finden freitags von 10h15 bis 13h15 und von 13h45 bis 16h45 im Raum 2.23 statt. Das Sommersemester umfasst 16 Wochen. Abzüglich Einführungsveranstaltung, Exkursionswoche, Referate-Tag und zweier Ferientage (19. und 26. April) verbleiben lediglich 11 Korrekturtermine. Ein zügiger Start und eine kontinuierliche Beschäftigung mit der Aufgabe sind deshalb zu empfehlen (Näheres zum Workload siehe auch unter „Hinweise“). Der Schwerpunkt der Arbeit liegt bis zum Testat 2 auf dem Entwurf (IP), ab dann, bis zur Prüfung, auf der Konstruktion (IM). IP + IM Einführungsveranstaltung: (Pflichtveranstaltung!): * Freitag, 29. März 2019, 10h15, Raum 2.23 Referate-Tag (Testat 1; semesterbegleitende Prüfungsleistung): Freitag, 03. Mai 2019, ab 10h15 Testat 2 (semesterbegleitende Prüfungsleistung): Freitag, 31. Mai 2019 IP + IM Prüfung: 29. – 30. KW 2019 * Sie müssen die Teilnahme an der Einführungsveranstaltung unterschriftlich bestätigen.
Hinweise IP und IM sind Pflichtmodule. Ihre regelmäßige Teilnahme wird vorausgesetzt, und zwar von Beginn der Veranstaltungen an. Es wird eine Liste über die von jedem/jeder Studierenden in Anspruch genommenen Korrekturen geführt. Der Kurs IP ist im Modulverzeichnis mit 8 ECTS-Leistungspunkten ausgewiesen. Für das Selbststudium sind 180 Stunden vorgesehen. Demnach werden für diese Übung, über die in den Übungsstunden (Korrekturen) verbrachte Zeit hinaus, ca. 12 Stunden pro Woche vorausgesetzt. Der Kurs IM ist im Modulverzeichnis mit 6 ECTS-Leistungspunkten ausgewiesen. Für das Selbststudium sind 120 Stunden vorgesehen. Demnach werden für diese Übung, über die in den Übungsstunden (Referate) verbrachte Zeit hinaus, ca. 8 Stunden pro Woche vorausgesetzt. Für die gesamte Doppelveranstaltung ist also ein wöchentlicher Workload von 20 Stunden, zuzüglich 6 Stunden Korrekturen, zu veranschlagen. Die fristgerechte Fertigstellung ist wesentlicher Bestandteil des Entwurfs. Deshalb ist eine Prüfung in einem späteren Semester nicht möglich. Dies gilt nicht für den krankheitsbedingten Rücktritt von der Prüfung mit Attest. In diesem Fall ist die Arbeit spätestens am ersten Werktag nach Ablauf des Attests in Form einer DIN A4-Mappe (Verkleinerungen der Pläne, Modellfotos) beim Lehrenden oder im Sekretariat einzureichen. Später geprüft wird ausschließlich der Leistungsstand, der in dieser Mappe dokumentiert ist. Die Testate sind bewertete, unbenotete semesterbegleitende Prüfungsleistungen im Sinne der BPO. Die Vergabe der Kreditpunkte setzt das Bestehen von mindestens 50% dieser Leistungen voraus. Zulassungsvoraussetzungen: GG + GE + EW 1 + SE 1 + SE 2 + MF + GK1 + GK 2 + K 1 + EW 2 + K 2 Maximale Teilnehmerzahl: 20 Ohne Vorlage eines Arbeitsmodells wird keine Korrektur gewährt. Jean Flammang, im Februar 2019
Literatur (Auswahl) Elizabeth A. T. Smith, Julius Shulman (Fotos), Peter Gössel (Hrsg.) Case Study Houses. The complete CSH Program 1945 – 1966 ** Taschen, Köln, 2018 Nicht so teuer, aber auch nicht ganz so schön: Elizabeth A. T. Smith Case Study Houses Taschen, Köln, 2016 Esther McCoy Case Study Houses 1945-1962 Hennessey & Ingalls, Los Angeles, 1077 Federico Neder Fuller Houses: R. Buckminster Fuller's Dymaxion Dwellings and Other Domestic Adventures Lars Müller Publishers, Baden, 2008 Jean Prouvé. Architect for Better Days Phaidon Press, London, 2017 Nils Peters, Peter Gössel (Hrsg.) Prouvé Taschen, Köln, 2017 Rogers House: https://www.dezeen.com/2013/07/22/rogers-house-by-richard-rogers-goes-on-sale/ Institut Franςais d’Architecture Jourda & Perraudin Mardaga, Liège, 1993 Frank Heinlein Aktivhaus B10 by Werner Sobek avedition, Stuttgart, 2015 ** während des Sommersemesters 2019 im Semesterapparat Prof. Flammang
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