FORDERUNGEN ZUR VERKEHRSWENDE LANDTAGSWAHL 2022
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Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! Die Landesregierung hat in der zu Ende gehen- den Legislaturperiode zum Nachteil der ländlichen Der Klimaschutz und die damit verbundene Ver- Räume und innerstädtischen Verkehre keine Re- kehrswende ist die dringlichste Aufgabe der Politik aktivierung von Bahnstrecken mehr auf den Weg in Niedersachsen. Das betrifft insbesondere den gebracht. Das möchten wir ändern. Neben diesem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in den Schwerpunkt gibt es weitere Aufgabenfelder, die ländlichen Räumen. Autofahrer*innen müssen die wir hier darstellen werden und auf die wir uns mit Möglichkeit bekommen umzusteigen, und alle unseren Forderungen beziehen. anderen müssen ein ausreichendes Mobilitätsan- gebot erhalten. Dafür hat sich das Nahverkehrs- Hannover, März 2022 bündnis seit seiner Gründung im Jahr 1994 stark gemacht und wird sich weiterhin mit aller Energie Dr. Wolfgang Konukiewitz dafür einsetzen. Sprecher Nahverkehrsbündnis Niedersachsen
Reaktivierung von Bahnstrecken allgemein Bedeutung ländlicher Räume Die Reaktivierung von Bahnstrecken ist zunächst Die ländlichen Räume waren bisher bei der Nut- von dem grundsätzlichen Gedanken geleitet, dass zen-Kosten Bewertung zur Reaktivierung von die Bahn das Verkehrsmittel ist, welches den An- Bahnstrecken nicht im Blick. Sie werden bislang forderungen an eine klimagerechte Mobilität und meist als „dünnbesiedelter Raum“ oder als „Fläche“ den sonstigen ökologischen Erfordernissen im Blick bezeichnet. Hier muss ein Paradigmenwechsel auf die Umwelt am besten entspricht. Sie wird von von einer kostenorientierten zu einer ressourcen- den Umsteiger*innen auf den ÖPNV gegenüber geleiteten Betrachtungsweise stattfinden. Sie ist dem Bus bevorzugt und ist auch für die Reise mit dadurch gekennzeichnet, dass die ländlichen Räu- Kindern und für mobilitätseingeschränkte Personen me gesunde regionale Ernährung und Erholung angenehmer. Für einen Deutschlandtakt müssen auf kurzen Wegen ermöglichen, ebenso Erfahrung die Bahnstrecken ausgebaut und die Netzbildung von Natur und Raum für den Naturschutz. Ländli- verbessert werden. Dazu gehören der Anschluss der che Räume bieten überdies auch noch Natur- und Mittelzentren (Haselünne, Aurich, Sulingen, Zeven Kulturdenkmale zur eingehenden Besichtigung u.a.) an die Bahn und weitere Reaktivierungen und und Erfahrung. notwendige Netzergänzungen. Ebenso muss die Re- aktivierung von Bahnhöfen fortgeführt werden. Das Bundesverkehrsministerium empfiehlt aktuell den Ländern die Erstellung von Machbarkeitsstu- dien im Vorlauf zu der neuen Standardisierten Be- wertung und der dann folgenden Finanzierung der Infrastruktur durch den Bund im Rahmen des Ge- meindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG). Die zuwendungsfähigen Kosten für die Sanierung der reaktivierungswürdigen Bahnstrecken werden zu 90 Prozent vom Bund erstattet. ! Wir fordern von der Landesregierung die För- derung von Machbarkeitsstudien auf Antrag und die Vorbereitung der Überführung der Machbar- Diese Betrachtungsweise führt zu dem Ergebnis, keitsstudien in die neue Standardisierte Bewer- dass die städtischen Ballungsräume auf die Part- tung. Ein Lenkungskreis muss unter Einbeziehung nerschaft mit den ländlichen Räumen angewie- von Verbänden eingerichtet werden. sen sind. Diese dürfen und sollen dünnbesiedelt sein, um die Struktur der Räume zu erhalten. Men- schen in ländlichen Räumen haben umso mehr das Recht auf gleichwertige Lebensverhältnisse – auch in Sachen öffentlicher Nah- und Fernverkehr. ! Wir fordern, jede einzelne zu reaktivierende Bahnstrecke in ihrer eigenen Wertigkeit und ihrem Potenzial zu würdigen, das die Entwicklung der Region fördert.
Cuxhaven 2 5 Wittmund Norden 1 Wilhelmshaven Bremerhaven Stade Aurich 4 Bremervörde 6 Buxtehude Emden 3 6 o p s Leer Buchholz Lüneburg 8 i.d.N Oldenburg 7 a d Papenburg Bremen 9 Delmenhorst a ä Uelzen f q Verden Soltau 0 Cloppenburg w g Meppen e Vechta ä Nienburg Celle h r Lingen (Ems) t Wolfsburg Nordhorn Hannover j z k u Osnabrück i Hildesheim Braunschweig Hameln Salzgitter l ö Reaktivierbare Bahnstrecken Goslar 1 Norden – Dornum – Esens Einbeck 2 Esens – Bensersiel 3 Aurich – Abelitz i Rinteln – Stadthagen 4 Nordenham-Blexen – Nordenhamm Göttingen o Zeven – Tostedt 5 Bad Bederkesa – Bremerhaven-Speckenbüttel p Maschen – Buchholz 6 Stade – Bremervörde – Osterholz-Scharmbeck (– Bremen) a Soltau – Lüneburg / Winsen (Luhe) 7 Rotenburg – Bremervörde s Winsen (Luhe) – Niedermarschacht 8 Westerstede – Ocholt d Lüneburg – Bleckede 9 Ocholt – Sedelsberg – Friesoythe – Cloppenburg f Dannenberg Ost – Lüchow – Salzwedel 0 Lathen – Werlte g Celle – Beckedorf – Munster – Soltau q Kirchweyhe – Thedinghausen h Celle – Wittingen w Eystrup – Syke j Wunstorf – Bokeloh – Steinhude e Meppen – Essen (Olbd) k Braunschweig – Gliesmarode – Harvesse r Neuenhaus – Coevorden l Salzgitter-Lebenstedt – Salzgitter-Fredenbeck t Ankum – Bersenbrück ö Salzgitter Bad – Salzgitter-Lebenstedt – Peine z Osnabrück – Recke (NRW) ä (Bremen – ) Delmenhorst – Harpstedt u Bohmte – Bad Holzhausen ä Rahden (NRW) – Bassum
Mobilität in den ländlichen Räumen Auf der anderen Seite gehören aber auch sozia- le Standards dazu, die die Beschäftigten im ÖPNV In vielen Gemeinden finden wir keine Schule, keine vor Niedriglöhnen schützen und gesunde Arbeits- Hausarztpraxis, keine Apotheke, keinen Laden und bedingungen sichern. Ein verlässlicher und siche- keinen Bahnhof oder keine Bushaltestelle mehr. Die rer ÖPNV, der die Daseinsvorsorge gewährleistet, Menschen fühlen sich teilweise von der Politik ver- braucht faire und bis in die Rente existenzsichern- gessen und haben Angst, ihre Heimat zu verlieren. de Arbeitsbedingungen im ÖPNV und vor allem Vergessene Bahnstrecken, vorhandene Infra- beim Fahrpersonal. struktur also, hätten das Potenzial, zu Mobilitäts- achsen ausgebaut zu werden, die die Region zu- ! Das NVBN unterstützt die Forderungen nach sammenhalten. einer Mobilitätsgarantie. Sie ist das Versprechen, Dort, wo es keine Schieneninfrastruktur gibt, müssen dass alle Personen in den ländlichen Räumen je- Landesbuslinien in Regie des Landes diese Funktion derzeit mobil sein können. Konkret bedeutet das, übernehmen. Das Landesbusnetz muss vom Land dass jeder Ort von 5 Uhr morgens bis Mitternacht Niedersachsen nach den Standards des Schienen- mindestens im Stundentakt erreichbar ist. In den personennahverkehrs (SPNV) ausgebaut werden. Die ÖPNV integrierte Bedarfsverkehre ergänzen die Linien finden dann Eingang in die Nahverkehrspläne Linienverbindungen. der Kommunen und regionalen Raumordnungspro- Diese Bedarfsverkehre holen die Bürgerinnen gramme. Ergänzt werden Mobilitätsachsen durch und Bürger garantiert innerhalb einer Stunde ab. Zubringerbusse und Bedarfsverkehre. Dadurch wird Um den Umstieg vom motorisierten Individual- die Verbindung zwischen Haltepunkten des ÖPNV verkehr auf den ÖPNV zu fördern, sollten Pend- und den Versorgungszentren des täglichen Bedarfs, ler*innen ab 35 km eine Ermäßigung auf ihre z.B. Arztpraxen oder kulturelle Angebote, gewähr- Fahrkarte erhalten. leistet, und zwar fußläufig und barrierefrei.
Fahrradmitnahme Der ÖPNV ist, zusammen mit dem Fahrrad, der kli- ma- und umweltfreundlichste Verkehrsträger. Er ist die attraktive Alternative zum PKW. In Verbindung mit einer Fahrradmitnahme im öffentlichen Verkehr muss das Rad für mehr Menschen zum Alltagsver- kehrsmittel werden. Bessere Möglichkeiten der Fahrradmitnahme, auch in ländlichen Räumen, so- wie eine verlässliche und regelmäßige Taktung im ÖPNV sind Voraussetzung. Die Fahrradmitnahme muss günstiger beziehungsweise kostenlos wer- Barrierefreiheit und barrierefreie Zugänge den. Es braucht attraktive Angebote für Menschen, die mit dem Rad zur Arbeit pendeln. Dazu gehören Die gesetzliche Grundlage für die Gleichstellung von auch komfortable und diebstahlsichere Abstellanla- Menschen mit Behinderungen ist die UN-Behinder- gen an Start- und Zielpunkten. Auch Mieträder am tenrechtskonvention, das Behindertengleichstel- Ausstiegspunkt müssen in diesem Zusammenhang lungsgesetz (BGG) und diverse andere Gesetze, für gesehen werden. Dann ist das Fahrrad die ideale Er- den ÖPNV nicht zuletzt das Personenbeförderungs- gänzung auf der letzten Meile. gesetz (PBefG). Leider werden die Vorgaben der Ge- setze/Richtlinien in der Realität oft nicht genügend ! Die Fahrradmitnahme im ÖPNV muss kosten- beachtet, und Teilhabe behinderter Menschen ist günstiger bzw. wie in anderen Bundesländern damit nicht sichergestellt. Dies gilt insbesondere für kostenlos werden. die Umsetzung geförderter Vorhaben. Eine barrierefreie Umwelt ist für 10% der Bevölke- rung zwingend erforderlich und für 100% komforta- bel – so natürlich auch für den ÖPNV. Soll die Verkehrswende gelingen, muss der ÖPNV für alle Menschen komfortabel und barrierefrei sein. Komfortable und durchgängig barrierefrei gestalte- te Übergänge von Bahn zu Bus, Vernetzungen von Wegeketten sowie gute Vertaktung machen Lust auf ÖPNV und den Umstieg vom MIV auf ein öffent- liches Verkehrsmittel. So können sie entscheidend zur Verwirklichung der Verkehrswende beitragen. Beim Übergang an Haltepunkten kommt der Spal- tenminimierung besondere Bedeutung zu. ! Wir fordern die konsequente Umsetzung von Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen für den ÖPNV und Kontrolle der Umsetzung bei geförderten Vorhaben. Bei Nichtbeachtung müssen die Zuwendungen zurückgezahlt werden.
Touristische Verkehre Landeseisenbahninfrastrukturgesellschaft Tagestourismus, Naherholung sowie Wander- und Mit dem Ankauf des Streckennetzes der Osthan- Fahrradtourismus erfreuen sich zunehmender Be- noverschen Eisenbahn (OHE) durch eine neue liebtheit. Insbesondere der Fahrradtourismus ist in landeseigene Gesellschaft ist ein erster wichtiger vielen Teilen von Niedersachsen zu einem wichti- Schritt getan in Richtung einer Landeseisenbahn- gen Wirtschaftsfaktor geworden. Im Tagestouris- infrastrukturgesellschaft neben der Landesnah- mus mit dem Fahrrad bietet sich eine Anfahrt zum verkehrsgesellschaft, die für den Betrieb des SPNV Ausgangspunkt der Fahrradtour oder der Rückfahrt zuständig ist. Eine Landeseisenbahninfrastruktur- vom Zielpunkt, mit der Bahn an. Auch nutzen vie- gesellschaft, der eigene Eisenbahnstrecken gehö- le Mehrtagesurlauber*innen die Bahn zur An- und ren oder die Eisenbahnstrecken anderer Unterneh- Abreise ihres Urlaubes. men verwaltet, bietet die Möglichkeit, Interessen Um die Attraktivität der Regionen zu steigern, wer- des Landes durchzusetzen. Sie kann schneller pla- den in Niedersachsen auf nicht mit Personenver- nen, ausschreiben, kostengünstiger sanieren und kehr befahrenen Bahnstrecken an bestimmten Ta- bauen, wie das Beispiel des „Haller Willem“ seit gen in der Saison touristische Fahrten angeboten. 2003 nachdrücklich gezeigt hat. Sie wäre ein Ga- Diese touristischen Bahnangebote werden zumeist rant für den Erhalt wichtiger Bahntrassen für eine von ehrenamtlichen Aktiven erbracht, können zukünftige Bahninfrastruktur in Niedersachsen. meist aber auf Grund fehlender finanzieller und personeller Ressourcen nicht erweitert werden. ! Wir fordern, dass die Pläne für eine Landeseisen- Gleiches gilt für einen leistungsfähigen Fuhrpark. bahninfrastrukturgesellschaft konkrete Gestalt Kommunen sind in der Regel nicht bereit, den or- annehmen und zu einem Ergebnis gebracht werden. ganisatorischen und finanziellen Aufwand zu über- nehmen. Für die Entwicklung der Regionen ist es förderlich, wenn das Land derartige touristische Personalaufbau und Arbeitsbedingungen Verkehre finanziell unterstützt. Eine Möglichkeit aus unserer Sicht ist die Finanzierung aus Regiona- Die schönsten Ziele sind wertlos, wenn es keine lisierungsmitteln. Die Förderung von touristischen Menschen gibt, die ihre konkrete Planung und Um- Verkehren im ÖPNV stellt einen großen Beitrag für setzung bewerkstelligen können. Das gilt auch für den umweltfreundlichen und klimaschützenden die bei Bus und Bahn beschäftigten Mitarbeiter*in- Verkehr dar. nen. Die Berufsfelder im ÖPNV müssen attraktiv und so bezahlt sein, dass ausreichend Personal ! Für die Entwicklung der Regionen ist es für diese Berufe begeistert werden kann. Bei jeder dringend geboten, dass das Land saisonale Neuvergabe von Beförderungsleistungen muss das touristische Verkehre bestellt. Beispiele hierzu gibt erforderliche Personal einschließlich der Tarifver- es seit vielen Jahren u.a. in Rheinland-Pfalz und träge und Gehaltsstufen übernommen werden. Bayern, wo die Landesregierungen nicht nur den Betrieb des touristischen Verkehrs (aus Regionali- ! Wir fordern deshalb eine erheblich bessere sierungsmitteln) finanziert, sondern auch 85% der personelle Ausstattung auf allen Ebenen der Verwal- erforderlichen Investitionskosten an den Strecken zur tung und Planung, des Baus und der Instandhaltung Verfügung stellt. und des Dienstes am Kunden sowie verlässliche und attraktive Arbeitsbedinungen im Nahverkehr.
Die Mitglieder im Nahverkehrsbündnis Fahrgastverband Pro Bahn Niedersachsen und ihre Ansprechpartner*innen: LV Niedersachsen/Bremen e.V. www.pro-bahn.de/niedersachsen Malte Diehl Allgemeiner Deutscher malte.diehl@probahn-ol-hb.de Fahrrad-Club e.V. Landesverband Niedersachsen https://niedersachsen.adfc.de SoVD-Landesverband Rüdiger Henze Niedersachsen e.V. ruediger.henze@adfc-niedersachsen.de www.sovd-nds.de Bernd Skoda sozialpolitik@sovd-nds.de Bund für Umwelt und Naturschutz e.V. Landesverband Niedersachsen Verbraucherzentrale www.bund-niedersachsen.de Niedersachsen e.V. Hans-Werner Mohrmann www.vzniedersachsen.de mohrmann@me.com info@vzniedersachsen.de Eisenbahn- und Verkehrsclub Deutschland e.V. Verkehrsgewerkschaft Landesverband Niedersachsen www.evg-online.org www.vcd.org/nds Joachim Plank Dr. Wolfgang Konukiewitz joachim.plank@evg-online.org wolfgang.konukiewitz@vcd-niedersachsen.org Landesverband Bürgerinitiativen Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Umweltschutz Niedersachsen e.V. Landesbezirk Niedersachsen-Bremen www.lbu-niedersachsen.de www.nds-bremen.verdi.de Ralf Strobach Marian Drews strobach@biu-hannover.de marian-kristoff.drews@verdi.de Naturschutzbund Deutschland e.V. Deutscher Bahnkundenverband e.V. Landesverband Niedersachsen Länderverband Nord www.nabu-niedersachsen.de https://www.bahnkunden.de Jörg Schneider Stephan Genandt J.S.mobil@t-online.de nord@bahnkunden.de
Nahverkehrsbündnis Niedersachsen c/o Dr. Wolfgang Konukiewitz wolfgang.konukiewitz@vcd-niedersachsen.org Telefon: 0172 - 972 65 03 www.nahverkehrsbuendnis.de
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