FRANK TEUFEL - Galerie an der Pinakothek der Moderne

Die Seite wird erstellt Aaron-Arvid Feldmann
 
WEITER LESEN
FRANK TEUFEL - Galerie an der Pinakothek der Moderne
Galerie an der Pinakothek der Moderne
Barbara Ruetz

                                        Skulptur
                                                   FRANK
                                                   TEUFEL
FRANK TEUFEL - Galerie an der Pinakothek der Moderne
FRANK TEUFEL - Galerie an der Pinakothek der Moderne
Inhalt

07   Portrait
10   Interview
26   Assoziationen
30   Spuren
34   Grenzen
42   Ausstellungen
44   Kunstmessen
FRANK TEUFEL - Galerie an der Pinakothek der Moderne
17022
    2017, Türkischer Travertin, H 58 cm

4
FRANK TEUFEL - Galerie an der Pinakothek der Moderne
5
FRANK TEUFEL - Galerie an der Pinakothek der Moderne
Portrait
FRANK TEUFEL - Galerie an der Pinakothek der Moderne
Frank Teufel gestaltet raue Materialien zu feinen For-
men und lässt dabei die ehrlichen Spuren der Be-
arbeitung stehen. In seinen Steinskulpturen steht
das dynamische Gleichgewicht seiner ästhetischen
Reduktionen im Spannungsverhältnis zur schlich-
ten Klarheit von Fläche und Linie. Entschlussfreudig
arbeitet Teufel mit widerstandsfähigen Materialien
wie Granit oder Marmor. Diese Entschiedenheit in
der Bearbeitung setzt eine intensive Auseinander-
setzung mit Form und Inhalt voraus.
   Frank Teufel stellt den Menschen in den Mittel-
punkt seiner Arbeit und umkreist thematisch Bezie-
hungsgeflechte: von Mensch zu Mensch, aber auch
von Mensch zu Objekt oder Mensch und Raum. Die
Steinskulpturen vollziehen dabei einen Tanz und ge-
hen gleichzeitig auf Dis-Tanz. Teufel erkundet in sei-
nen Arbeiten das Miteinander, Gegeneinander und
das Nebeneinander der menschlichen Beziehung.
Indem der Betrachter die allansichtigen Skulpturen
umrundet, wird er selbst Teil dieses Reigens und
kann je nach Situation Nähe zulassen. Und so laden
die Skulpturen Teufels dazu ein, wach und offen im
Umgang mit sich selbst und dem Gegenüber umzu-
gehen und erinnern sie uns daran, wie wir Menschen
in Beziehung zueinander stehen.

Frank Teufel, geb. 1966 in Tuttlingen, ist gelernter
Steinbildhauer und studierte von 1996 – 1999 an der
Akademie für Gestaltung, Ulm.

                                                    7
FRANK TEUFEL - Galerie an der Pinakothek der Moderne
8
FRANK TEUFEL - Galerie an der Pinakothek der Moderne
20021
2020, Portugiesischer Marmor, H 87 cm

                                        9
FRANK TEUFEL - Galerie an der Pinakothek der Moderne
10
     Interview
Wie entstehen Deine    Meine Skulpturen entstehen auf dem Papier. Ich
Skulpturen?            zeichne lineare Skizzen aufs Papier und suche so die
                       Form. Wenn ich die Form gefunden habe, suche ich
                       mir den passenden Stein. Ich zwinge dem Stein auch
                       die Form auf.

           Ich arbeite nicht mit dem Stein,
           dass der Stein mich leitet, son-
           dern ich bestimme die Form
           ganz konkret. Anders hätte ich
           nicht das Gefühl, dass die Skulp-
           tur von mir ist.

Wie entscheidest Du,   Den Stein suche ich eigentlich intuitiv aus. Nach-
welcher Stein zu       dem die Form soweit steht, suche ich mir das pas-
einer Skulptur wird?   sende Material. Aus der Erfahrung heraus habe ich
                       gemerkt, dass gewisse Farbstrukturen oder eine
                       gewisse Marmorierung im Material manchmal gegen
                       eine Form und manchmal auch mit der Form arbei-
                       tet. Nehme ich einen stark oder einen weniger struk-
                       turierten oder einen reinen Stein? Diese Entschei-
                       dung über die Materialität erfolgt bei mir tatsächlich
                       intuitiv nach der Form beziehungsweise nach der
                       Struktur des Steins.

Du arbeitest gerne     Der wesentliche Grund, weshalb ich Marmor dem
mit Marmor, der        Granit vorziehe, besteht darin, dass Marmor meines
aus unterschiedli-     Erachtens eine gewisse Wärme ausstrahlt – eine ge-
chen Regionen          wisse Anmut und Reinheit. Darüber hinaus faszinie-
der Welt kommt.        ren mich die kunstgeschichtlichen Zusammenhän-
Was fasziniert Dich    ge, in denen der Marmor eine entscheidende Rolle
an dieser Steinart?    spielte – denken wir beispielsweise an das antike
Griechenland, das alte Rom oder die italienische Re-
                        naissance. Allein schon das Wort »Marmor« sagt für
                        mich alles: Ich liebe ihn einfach.

Gibt es Unterschiede    Ja, es gibt beim Marmor schon auch Unterschiede:
zwischen z. B. dem      Die einen sind etwas härter, die anderen etwas wei-
portugiesischen oder    cher – aber im Regelfall ist ein Marmor ein Marmor
dem kroatischen         – egal wo er geografisch herkommt. Je nach Härte
Marmor?                 des Marmors schleife ich die Meißel schärfer oder
                        stumpfer an.

Wie muss man sich       Die Art, wie ich arbeite, darf man sich jetzt nicht
vorstellen, wie Du      vorstellen wie in der klassischen Steinbearbeitung
aus dem Stein die       – ich arbeite fast ausschließlich mit der Flex, indem
Skulptur schneidest     ich Schnitte ins Material einschneide. In die Schnit-
bzw. sägst?             te schlage ich mit Hammer und Meißel, um Materi-
                        al abzutragen. So kommen auch die Kerben und die
                        Struktur in die Oberfläche. Zusätzlich ziehe ich die
                        Flex wie mit einem Bleistift ins Material – ich zeichne
                        eigentlich im Stein.

Die Spuren des Ent-     Für mich ist die Oberfläche sehr wohl perfekt! Sie ist
stehungsprozesses       Zeugnis manueller Herstellung.
sind dabei sichtbar.          Wesentlich an dieser Bearbeitung ist mir, dass
Es ist also bewusst     ich dadurch, dass ich den Marmor breche, den Ein-
so, dass die Oberflä-   druck habe, dass ich ins Material eintauchen, dass
che Deiner Skulpturen   ich reinsehen kann. Die Kristalle brechen, sie werden
nicht »perfekt« ist?    nicht geschnitten.

           Wenn man sie gegen das Licht
           hält, dann glitzern die Kristalle
           und geben so einen Einblick in
           die Beschaffenheit des Materi-
           als. Bei einer glatten Oberfläche
           ist dies nicht der Fall und sie ist
           nicht lebendig.
12
Deine Skulpturen       Tatsächlich sind »Beziehung« und »Bewegung« die
stellen »Beziehung«    Hauptthemen meiner Arbeit. Diese beiden Themen
dar, wie wurde         sind für mich die Grundpfeiler, die das Wesen – die
das zu Deinem          Essenz des Menschen ausmachen.
künstlerischen                »Beziehung« stellt sich meist in zwei Linien dar,
Thema?                 die miteinander korrespondieren. Sie zeigen Nähe
                       und Distanz, wie eine Beziehung halt so ist. Die Be-
                       ziehung muss aber nicht notwendigerweise auf den
                       Menschen bezogen sein. Es kann durchaus auch et-
                       was anderes sein, zu dem man eine Beziehung her-
                       stellt. Wichtig ist mir die »Zweierbeziehung«, da sie
                       die reduzierteste Art der Beziehung ist.

Und die »Bewegung«?    »Bewegung« wird in der Linie selbst dadurch darge-
                       stellt, dass sie eine Bewegung in sich führt. Die Lini-
                       en meiner Skulpturen kann man sich vorstellen wie
                       eine Langzeitbelichtung in der Fotografie. Bei einer
                       Langzeitbelichtung in der Dunkelheit zeigt sich die
                       Bewegung auch als Linie.

           Meine Skulpturen sind in ers-
           ter Linie ein eingefrorener – ein
                                         ­­
           »versteinerter« Moment eines
           Moments.

Hat denn dann          Die Skulpturen beruhen natürlich auf Erfahrun-
jede Skulptur          gen, die ich gemacht habe. Eindrücke, die ich sehe.
eine besondere         Es kann sein, dass ein Gespräch mit jemandem ei-
Geschichte?            nen Eindruck hinterlässt, es kann sein, dass eine
                       Begegnung einen Eindruck hinterlässt. Meine Wahr-
                       nehmung davon verarbeite ich bzw. das möchte ich
                       in der Skulptur letztendlich ausdrücken.

Wieso sind es Zahlen   Die Titel sind so gewählt, dass sie das Entstehungs-
als Titel?             jahr und die laufende Nummer in diesem Jahr zum
                       Ausdruck bringen. 20019 ist beispielsweise die 19.
                       Skulptur, die ich 20020 gemacht habe.
                             Mir ist es wichtig und ich möchte, dass der Be-
14                     trachter selber interpretiert, deswegen die Zahlen.
Ich will ihm nichts Vorgekautes geben, das ihn dann
                     einengt – wie beispielsweise ein Stuhl, ein Stuhl für
                     uns ist und bleiben wird. Das will ich nicht – ich will,
                     dass der Betrachter frei auf die Skulptur zugeht,
                     ohne voreingenommen zu sein.

Deine Skulpturen     Meine Skulpturen erzählen eine Geschichte von Be-
erzählen von         rührung und Annäherung, das stimmt. In erster Linie
Berührung und        von Beziehung und das ist ein Thema, das im Mo-
Annäherung.          ment gerade aktueller denn je ist, nicht bezogen auf
Was wünscht Du Dir   Covid-19, sondern darauf, dass ich den Eindruck
vom Betrachter,      habe, dass wir eine Gesellschaft sind, die immer
wenn er vor Deinen   mehr auf Egoismus aus ist – immer mehr auf ICH –
Skulpturen steht?    und »ich brauche niemand anderen«. Das ist mei-
                     ner Meinung nach ein Trugschluss. Wir sind Bezie-
                     hungswesen – wir brauchen einander – wir müssen
                     einander auch helfen. Das zeigt sich so auch in mei-
                     nen Skulpturen sehr stark. Man kann davon ausge-
                     hen, dass die eine Linie bei einer Skulptur ohne die
                     andere formal gar nicht stimmig ist. Von meinem
                     Betrachter wünsche ich mir daher, dass er sich in
                     meinen Skulpturen wiederfindet, dass er sich da-
                     rin sieht, dass er sich vielleicht auch wohlfühlt und
                     angenehme Gefühle ausgelöst werden – weil Bezie-
                     hung grundsätzlich etwas sehr Schönes ist – gerade
                     jetzt hat die Thematik eine ungeheure Bedeutung
                     und Präsenz.

                                                                          15
19013
     2019, Carrara Marmor, H 83 cm

16
20012
     2020, Portugiesischer Marmor, H 88 cm

18
20019
     2020, Brasilianischer Marmor, H 86 cm

20
21
22
20001
2020, Kroatischer Marmor, H 106 cm

20002
2020, Kroatischer Marmor, H 106 cm

20004
2020, Kroatischer Marmor, H 103 cm
24

Dr. Anne
»Ja, man darf seinen Assoziationen
freien Lauf lassen, man darf in diesen
Steinbändern, die sich winden, sich ge-
genseitig umschlingen, sich einander
zu – und
      ­­   wieder von einander abwen-
den, menschliche Körper sehen.
  Ja, Sie dürfen Streit und Versöhnung
erkennen, Ausweichen, Tanz, Liebe,
Unterstützung … all das drücken diese
Skulpturen aus! Es sind Abstraktionen
des Menschen, aber eben nicht nur sei-
nes Körpers, sondern auch seiner See-
le und seiner Gedankenwelt. Die Idee
vom Menschen wird im Stein lebendig.«

Schaich
26
20011
2020, Griechischer Marmor, Spannweite 142 cm
»Nichts wird in den handwerklich per-
fektionierten Arbeiten Frank Teufels
geschönt oder geglättet. Die Ober-
fläche wird vielmehr zum Spiegel des
Arbeitsprozesses, dem auch inhaltlich
Sinn tragende Bedeutung zukommt:
Die Spuren konstituieren einen ästhe-
tisierten Erinnerungsraum, der für den
Betrachter nicht nur die Dimension der
Zeitlichkeit und Prozesshaftigkeit er-
öffnet, sondern auch auf die bleibende
und formende Kraft des Dialogs ver-
weist. Die Spuren auf dem Weg zum
Dialog und des Dialogs selbst schrei-
ben sich gleichsam in das Material ein,
verändern es, durchdringen die Ober-
fläche und ermöglichen einen Blick auf
die darunter liegenden Schichten der
Materie …«

     Dr. Anet
29

tte Sosna
20025
2020, Französischer Kalkstein, Spannweite 130 cm
31
32

Katharina
»Der Künstler spielt mit der Schwerkraft
 und der Statik und reizt die Grenzen
 gewagt aus. Das Verhältnis von Tragen
 und Lasten wird auf, für das menschli-
 che Auge ungewohnte Art und Weise,
 hinterfragt. Das Material wird nahezu
 entstofflicht, sodass der schwere Stein
 mühelos zu schweben scheint.«

a Lutter
17002
2017, Griechischer Marmor, 30 × 25 × 30 cm
35
18005
2018, Carrara Marmor, 45 × 32 × 25 cm

                                        37
38
18011
2018, Türkischer-Marmor, 45 × 32 × 35 cm
Ausstellungen (Auswahl)

2021   Galerie an der Pinakothek der Moderne – Barbara Ruetz

2020   BEGE Galerien mit Dan Pyle, Ulm

2019   MAC Museum Art & Cars, Singen
       Skulptura 2019, Wasserburg
       art gallery Wiesbaden mit Dan Pyle, Wiesbaden
       Städtische Galerie im Turm, Isny

2018   Galerie Heike Schumacher, Überlingen
       Stadtkirche Tuttlingen
       Galerie Döbele, Dettelbach
       openArt, Roveredo (CH)

2017   Orangerie Draenert, Immenstaad
       Galerie Carla Reul, Bonn
       Kunstverein Oberer Neckar, Horb am Neckar
       artmark galerie, Wien (AT)

2016   Galerie an der Pinakothek der Moderne – Barbara Ruetz
       Landratsamt Tuttlingen
       Galerie Art nou mil.lenni, Barcelona, (ES)
       Orangerie Schloss Wolfegg

2015   Galerie Wendelinskapelle, Marbach am Neckar
       Galerie Wesner, Konstanz
       Städtische Galerie im Kornhaus, Kirchheim unter Teck
       Regierungspräsidium Karlsruhe

2014   Kommunale Galerie, Mörfelden
       Klettgau Galerie, Klettgau
       Kunst im Steinbruch Altental, Blaubeuren
       Städtische Galerie, Meersburg

40
2013        Galerie an der Pinakothek der Moderne – Barbara Ruetz
            Klettgau Galerie, Klettgau
            Galerie Rigassi, Bern (CH)
            Museum Seitingen, Seitingen-Oberflacht

2012        Galerie im Bahnhof, Sipplingen
            Landratsamt Konstanz

2011        Galerie Christine Rother, Wiesbaden
            Galerie Claudine Hohl, Zürich (CH)

2010        Galerie Heike Schumacher, Überlingen
            Skulptura 2010, Beckingen, Saarland

2009        Galerie Claudine Hohl, Zürich (CH)
            Lahrensmühle Leonberg

2008        Medienhaus der Schwäbischen Zeitung, Tuttlingen
            Kunstverein Volkertshausen

2007        Erzbischöfliches Bauamt Konstanz

                   Möchten Sie Einladungen zu
       Ausstellungseröffnungen und Kunstmessen erhalten?
                  galerie-ruetz.de/einladungen
Kunstmessen (Auswahl)

Art Karlsruhe
Art Nocturne Knokke, Knokke-Heist (BE)
Art Bodensee, Dornbirn (AT)
Rotterdam Contemporary Art Fair (NL)
ART.FAIR, Köln
Art Beijing, Peking (CHN)
Kunst Zürich (CH)
ARTBAHO Barcelona (ES)
Affordable Art Fair, Hamburg

                                         cb-ds.com
                                         T 040 466 50 481
                                         Carte Blanche Design Studio
                                         Gestaltung

42
S.003

                                                   FT

Galerie an der Pinakothek der Moderne     Barbara Ruetz

Gabelsbergerstraße 7, 80333 München, T +49 89 288 077 43
office@galerie-ruetz.de, www.galerie-ruetz.de
Facebook Galerie.Ruetz, Instagram galerie _ ruetz
Sie können auch lesen