Jürgen Durner - Galerie Ruetz

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Jürgen Durner - Galerie Ruetz
Galerie an der Pinakothek der Moderne
Barbara Ruetz

                                        Malerei
                                                  Jürgen Durner
Jürgen Durner - Galerie Ruetz
Jürgen Durner - Galerie Ruetz
Inhalt

08   Portrait
18   Interview
38   Ausstellungen
Jürgen Durner - Galerie Ruetz
Traumschichten
2020, Öl auf Leinwand, 100 × 80 cm
Jürgen Durner - Galerie Ruetz
05
Jürgen Durner - Galerie Ruetz
Urwesen
2020, Öl auf Leinwand, 180 × 250 cm

06
Jürgen Durner - Galerie Ruetz
Glasraum
2021, Öl auf Leinwand, 70 ×90 cm

                                   07
Jürgen Durner - Galerie Ruetz
Portrait

2
Jürgen Durner - Galerie Ruetz
09

Jürgen Durners Gemälde zeigen die Stadt
aus einem neuen und gleichzeitig vertrau-
ten Blickwinkel. Er malt Reflektionen der
Wirklichkeit in spiegelndem Glas. Zahlrei-
che transparente Bildebenen überlagern
sich darin. Diese Überblendung von Vor-
der- und Hintergründen in einer Bildebe-
ne erzeugt ein spannendes Oszillieren
zwischen der Spiegelung der Straßen-
ansicht im Glas und der aufgebrochenen
Innenansicht dahinter. Dabei verleihen die
reflektierten Lichtspitzen der verlassenen
Stadtansicht Dramatik und Dynamik.

Jürgen Durner wurde 1964 geboren und
studierte an der Akademie der Bildenden
Künste in Nürnberg. Er war Meisterschüler
bei Prof. Christine Colditz. Durner lebt und
arbeitet in Berlin.
Jürgen Durner - Galerie Ruetz
12
Schwinden
der Sinne 3
2020, Öl auf Leinwand, 45 × 60 cm

                                    13
Kirschblüten
2020, Öl auf Leinwand, 50 × 40 cm
15
Membran

2021, Öl auf Leinwand, 210 × 150 cm
17
Interview

18
Warum bist Du        Das entscheidet sich nicht. Wir können uns für ein
Künstler geworden?   künstlerisches Studium entscheiden und es bleibt
                     dabei offen, ob wir Künstler werden oder nicht. Es
                     ist nie sicher, ob wir wirklich Kunst machen. Es kann
                     immer nur eine Auseinandersetzung mit der Kunst
                     geben. Dafür haben wir wahrscheinlich eine geneti-
                     sche Disposition. Zum Beispiel war mein Großvater
                     ein begabter Lithograph und Maler, mein Vater sehr
                     musikalisch. Ich kann sehr gut sehen und bin musisch
                     begabt. Damit hat man die Voraussetzungen, sich den
                     schönen Dingen zuzuwenden. Dazu gehört bei mir
                     ein ewiges Fragen nach einem tieferen Sinn, der sich
                     auch vor Spiritualität und Religiosität nicht scheut.

Was bedeutet Dir     Malerei bedarf in meinen Augen einer grundsätzlichen
Malerei?             Auseinandersetzung mit der langen Geschichte des
                     Tafelbildes. Aus dem endlosen Sehen und Betrach-
                     ten der unzähligen Werke unserer Kunstgeschichte
                     resultiert das Bedürfnis, seinen eigenen Teil beizu-
                     tragen. Das ist eine Sehnsucht. Vielleicht sogar eine
                     Obsession. Je mehr es mir gelingt, desto mehr will
                     ich davon. Malerei ist dann eine Möglichkeit, ganz zu
                     sich selbst zu kommen. Das eigene Bild, das eigene
                     Werk. So langweilig die permanente Beschäftigung
                     mit einem Viereck auch wirken mag, so sehr liebe ich
                     diese einsame Zeit der Arbeit an einem Gemälde. Es
                     ist dann die gute lange Weile, die wir von der Zeit für
                     unser Tun geschenkt bekommen. Das Ergebnis ist
                     nur Glück. Das Misslingen wird bekämpft, um es in
                     Schönheit zu verwandeln. Der Maler hat jederzeit die
                     Option, sein Bild zu verbessern. Diese Offenheit des
                     Tuns macht mich an. Farben fügen sich mit der Zeit in
                     eine Farbigkeit. Das Colorit ist Träger der Schönheit.
                     Damit lässt sich Realität transzendieren. Malerei schafft
                     einen Transformationsprozess. Wir Maler sind die Macher
                     und die unmittelbaren Zeugen dieser Verwandlung. Für
den Betrachter stellen wir später das Ergebnis zur Schau.
                     Das ist nicht ganz uneitel. Aber von dem Urteil leben wir
                     und bekommen, wenn es gut ausfällt, die Bestätigung, es
                     weiter zu tun. Damit ist Malerei für mich auch eine Form
                     der Kommunikation.

Wie entwickelst Du   Es ist für mich eine Dreiheit.
ein neues Gemälde?      Erstens bin ich offen für das Erscheinungsbild dieser
                     Welt. Als Flaneur und Spaziergänger entdecke ich reale
                     Motive, die mich begeistern müssen. Diese Begeisterung
                     trägt mich dann bis zum späteren Bild. In ihr fundiert sich
                     eine Art Erinnerung an das Motiv, die fortwährend bildbe-
                     stimmend sein wird. In dieser Erinnerung ist immer auch
                     eine Erinnerung an die großen Gemälde der Kunstge-
                     schichte mitaktiviert. Beim Finden eines Motivs nehme ich
                     davon nach Möglichkeit eine Vielzahl von Fotos. Totale,
                     Halbtotale, Fokus, Details. Für ein großes Gemälde mache
                     ich oft bis zu 20 Aufnahmen.
                        Zweitens werden die Fotografien ausgewählt, ausge-
                     druckt und ausgewertet. Das kann ein langer Prozess
                     sein. Mehrere Fotos eines Motivs liegen auf einem gro-
                     ßen Tisch und werden hin und her geschoben, passe-
                     partouriert, beschnitten, etc. Manchmal auch collagiert
                     oder gegenseitig ergänzt, zusammengefügt. Es bleiben
                     bis zuletzt nur Abzüge, die nicht für eine Projektion ver-
                     wendet werden. Beim Malen vergewissere ich mich nur
                     bezüglich der handgroßen Abzüge, wie bestimmte Details
                     umgesetzt werden können. Das erinnerte Motiv wird mit-
                     tels der Fotos rekonstruiert, eigentlich neu gesetzt, neu
                     erfunden. Die Bildkomposition ist nicht vom Kameraob-
                     jektiv bestimmt, wie bei einem Fotorealisten, der die Fotos
                     auf die Leinwand projiziert.
                        Drittens bestimmt das zuletzt gemalte Bild das Kom-
                     mende. Ich male also in einer endlosen Kette. Dabei kann
                     es aber sein, dass plötzlich ein totaler Bruch entsteht oder
                     ein Einschub. Zum Beispiel kann es sein, dass ich nach
                     drei Nachtspiegelungen eine Landschaft malen möchte,
                     um aus den Automatismen und der Gleichförmigkeit aus-
                     brechen zu können oder dass nach einem sehr großen
                     Bild ein sehr kleines ansteht. Oder nach einem kalten Bild
20                   ein warmes.
Eine Fuge von Bach schafft ähnliche moti-
vische Überlagerungen und Spiegelungen.
Deshalb ist die visuelle Kunst durchaus be-
fähigt, einen musikalischen Charakter ein-
zunehmen.

Deine Sujets sind     Ich glaube, dass diese Entscheidungen sehr unterbewusst
Glasscheiben, die     vollzogen werden. Ich vermute, dass ich musikalisch ent-
Momentaufnahmen       scheide, also nach dem Prinzip der Musikalität des Bild-
einer Straße oder     geschehens. Es gibt ja so eine Art Synästhesie zwischen
Stadt einfangen,      Visualität und Akustik. Ich meine, das Bild kann eben auch
Innenansichten, die   einen Klang erzeugen. Ohne dieses Klingen des Visuellen
sich in Schaufens-    würde ich wahrscheinlich nicht bildnerisch auf die Reali-
tern spiegeln, aber   tät eingehen wollen. Die Reflexe auf einer Glasscheibe
auch herangezoomte    schaffen Bewegung und Rhythmus. Außerdem wird die
Detailansichten.      Räumlichkeit sehr komplex, wenn sich Spiegelräume
Wie entscheidest Du   über reale Räume blenden. Eine Fuge von Bach schafft
über Deine Motive?    ähnliche motivische Überlagerungen und Spiegelungen.
                      Deshalb ist die visuelle Kunst durchaus befähigt, einen
                      musikalischen Charakter einzunehmen. Ferner habe ich
                      einen seltsamen Drang, möglichst schwierige, am besten
                      unmalbare Motive auszuwählen. Ein Bild muss für mich
                      immer eine Herausforderung sein.

Spiegelungen          Am Anfang war das Selbstportrait. Ein uraltes Sujet: die
sind zentral          Frage nach sich selbst. Dazu braucht man einen Spiegel.
in Deinem Werk.       So auch in meiner Jugend und später im Pariser Studium.
Wie kam es dazu?      An der Ecole des Beaux Arts brachte ich einen großen
                      Spiegel an meinen Malplatz. Meine Übungen bestanden
                      im Malen von Stillleben und Interieurs. Der Spiegel zeigte
                      die Gegenstände auch von hinten und ich konnte mich
                      als Maler darin sehen. Also entwarf ich Kompositionen,
                      die das Ganze zu fassen versuchten. Die Gegenstände
                      auf dem Tisch von vorne und hinten, der Raumausschnitt
                      des Ateliers und der Maler als Figur darin. Meistens noch
                      einen Anschnitt des Spiegelrahmens. Es war klar, dass ich
22                    nach kurzer Zeit auch Fenster zur Stadt malte, die mich
selbst in den aufgeklappten Glasscheiben spiegelten. Da-
                       mals malte ich immer nur vor der Natur. Erst 1994 begann
                       ich in Berlin, die spiegelnden Scheiben in den U-Bahnen
                       zu malen. Nachdem ich mit meinen Bleistiftskizzen in den
                       ruckelnden Zügen nicht mehr zurecht kam, fotografierte
                       ich die Motive und kam so zu meiner eigentlichen Werk-
                       komponente: Spiegelnde Nachtfenster der Großstadt.

Du lebst & arbeitest   Berlin ist einfach nur geil. Ich möchte hier nicht mehr weg.
in Berlin.             Von Anfang an war diese Stadt für mich anziehend und ist
Was bedeutet diese     es immer geblieben. Ich habe hier sehr viele Menschen
Stadt für Dich?        kennen und schätzen gelernt. Dabei kommen immer wie-
                       der neue Bekanntschaften hinzu. Inzwischen sind auch
                       richtige Freunde dabei. Die Stadt ist ja ein Schmelztiegel
                       für Künstler aus aller Welt.
                          Nicht nur die rege Kulturszene, auch das normale Le-
                       ben im Kiez ist immer lustig und spannend. Von Theater,
                       Kino und Museums- bzw. Galerieszene muss ich hier nicht
                       reden. Ich kann mir morgens vor der Arbeit schnell mal
                       einen Caravaggio um die Ecke ansehen oder nachts in der
                       Schaubühne ein abgefahrenes Theaterstück. In meiner
                       Stammkneipe am Schlesischen Tor tanzen spätnachts
                       die Spanier oder es legt ein verrückter DJ seine Musik
                       auf. Corona macht das gerade alles zunichte, aber es wird
                       schon wieder werden.
                          Meine Bilder entstehen in den Zwischenräumen dieses
                       Lebens. Wie gesagt, als Flaneur. Da und dort. Berlin hat
                       für meine Arbeit nichts Spezifisches. Meine Werke könn-
                       ten in jeder anderen Großstadt genauso entstehen. Ich
                       bin eben nun mal hier und werde auch hier bleiben. Die
                       „Bühne Berlin“ erfüllt ihre Zwecke.

Was wünscht Du Dir     Bildung und Gefühl. Am besten eine gewisse Musikalität.
vom Betrachter?        Gelassenheit. Die Fähigkeit, sich Zeit zu nehmen. Intensi-
                       tät. Spiritualität.

                                                                                23
Seidenstraße
2019, Öl auf Leinwand, 135 × 210 cm   25
26
Tür ohne Ausgang
2021, Öl auf Leinwand, 130 × 190 cm
Vexierbild
     2018, Öl auf Leinwand, 130 × 170 cm

28
29
30
Wintergarten

2018, Öl auf Leinwand, 100 × 80 cm

                                     31
Abwesen
2021, Öl auf Leinwand, 140 × 210 cm   33
34
Photosynthese
2020, Öl auf Leinwand, 200 × 200 cm

                                      35
Schwinden
der Sinne 2
2020, Öl auf Leinwand, 45 × 35 cm

36
37
Ausstellungen

2021   Galerie an der Pinakothek der Moderne – Barbara Ruetz

2019   Galerie Schmalfuß, Löwenvilla Potsdam / Architektur
       Galerie Raymond Banas, Metz / La Nuit etI‘Invisible
       Galerie Schmalfuß, Marburg / Dien Innenwelt
       der Außenwelt Teil 2

2018   Galerie an der Pinakothek der Moderne - Barbara Ruetz,
       München / Ausweitung des Kosmos
       Kunstverein Wolfenbüttel / Im Auge des Spiegels
       Galerie Schmalfuß, Berlin / Die Innenwelt der Außenwelt
       Galerie Schmalfuß, Berlin / Thema Architektur

2017   Abspannwerk Berlin-Adlershof
       My Sweet Electric Chair / Durner, Gastl, Thol
       Galerie von Stechow, Frankfurt / Winter, Durner, Will

2016   Galerie Keller, Paris /
       Art Hybride kuratiert von Mathias Schauwecker
       Stadtmuseum Lindau, Cavazzen / Möglichkeiten einer Insel
       Galerie in der Promenade, Fürth / UN heimlich
       Galerie Atzenhofer, Nürnberg / Schein und Welt
       Galerie Kremers, Berlin / Portraits

2015   White Brush Gallery – André Schnaudt, Düsseldorf / Landschaft
       Punto Sull Arte, Varese, Italien / Ritmi e Toni
       Kunstverein Kaponier, Vechta / Das Sichtbare im Unsichtbaren

2014   Galerie an der Pinakothek der Moderne – Barbara Ruetz,
       München / Jürgen Durner – Invisible
       Galerie Atzenhofer, Nürnberg / Jürgen Durner - unsicht bar

38
2013    White Brush Gallery – André Schnaudt, Düsseldorf / dazwischen
        Galerie Atzenhofer, Nürnberg / Rotlicht
        Galerie an der Pinakothek der Moderne - Barbara Ruetz,
        München / Jubiläumsausstellung, 20 Jahre Galerie Barbara Ruetz
        Galerie Atzenhofer, Nürnberg / Illusion und Wirklichkeit
        Ortung VIII, Schwabach / Im Zeichen des Goldes

2012    Kunsthaus Nürnberg / Und der Gewinner ist …
        Galerie Atzenhofer, Nürnberg / Jürgen Durner – hellsichtig
        Galerie an der Pinakothek der Moderne – Barbara Ruetz,
        München / Verdichtungen
        TÜV Rheinland, Nürnberg / Kunstsommer LGA

2010    HSBC Trinkaus & Burkhardt, Frankfurt am Main
        (ausgetragen von Galerie Barbara von Stechow)
        Städtische Galerie Fürth /
        Disappearance. Der hermetische Spiegel
        Kunstmuseum Erlangen /
        Disappearance. Der transparenteSpiegel

        Preise
2016    Sonderpreis des Verlegers beim Kunstpreis der Nürnberger
        Nachrichten, Kunsthaus Nürnberg
2012    Stipendium Neuhauser Kunstmühle Salzburg in neuen Ansichten
2010    Publikumspreis 1. Triennale der Kunsthalle Schweinfurt

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M.007

                                                    JD

Galerie an der Pinakothek der Moderne   Barbara Ruetz

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