Fremdgezündete Motoren - Grundlagenforschungen für eine nachhaltige individuelle Mobilität

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Fremdgezündete Motoren - Grundlagenforschungen für eine nachhaltige individuelle Mobilität
FORSCHUNG F V V- Berichte

                   Fremdgezündete Motoren –
                   Grundlagenforschungen für eine
                    nachhaltige individuelle Mobilität
Fremdgezündete Verbrennungsmoto-
ren haben einen wesentlichen Anteil
an den Antrieben für die individuelle
Mobilität – nicht nur heute, sondern
als Bestandteil elektrifizierter Antriebe
auch in den kommenden Jahrzehn-
ten. Die Forschungsvereinigung Ver-
brennungskraftmaschinen e. V. (FVV)
widmet daher der CO2-Absenkung
beim Einsatz dieser Motoren zahl­
reiche Forschungsvorhaben. Ein
be­sonderer Schwerpunkt liegt dabei
auf dem Realbetrieb mit CO2-neutral
hergestellten Kraftstoffen.

1 MOTIVATION

Durch das Wachstum der weltweiten
Bevölkerung und des Wohlstands steigt
auch die Nachfrage nach individueller
Mobilität. Aufgabe der Industrie ist es,
auf diese Nachfrage mit Angeboten zu
reagieren, die die Ziele der Vereinten
Nationen für eine nachhaltige Entwick-
lung (Sustainable Development Goals) [1]
unterstützen. Dazu gehören neben dem
Klimaschutz (Ziel 13) auch weitere Ziele,
die die Motorenforschung betreffen,
wie Gesundheit (Ziel 3), Beschäftigung
(Ziel 8) oder eine verantwortungsvolle
Produktion (Ziel 12). Derzeit haben
fremdgezündete Verbrennungsmotoren
einen hohen Anteil an der weltweiten
individuellen Mobilität. Angesichts der
Diversität der Anforderungen und der
regionalen infrastrukturellen Vorausset-
zungen ist es unwahrscheinlich, dass
eine einzelne Antriebstechnologie den
mit fossilen Kraftstoffen betriebenen
Ottomotor kurzfristig vollständig ablöst.
Vielmehr ist anzunehmen, dass auf
absehbare Zeit verschiedene Technolo-
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STIMMEN AUS DER F V V

                                                      Dr.-Ing. André Casal Kulzer ist Leiter
                                                      Thermodynamik in der Antriebsvoraus­
                                                      entwicklung bei Porsche in Stuttgart.
                                                      In der FVV leitet er die Planungsgruppe 2
                                                      „Selbstzündung“.
                                                      „ Mit der Forschung in der FVV legen
                                                       wir die technischen Grundlagen, um
                                                       geopolitische Fragen der Energiever­
                                           © FVV
                                                       sorgung beantworten zu können.“

                                                      Prof. Dr. Friedrich Dinkelacker leitet das
                                                      Institut für Technische Verbrennung (ITV)
                                                      der Leibniz Universität Hannover, das als
                                                      Forschungsstelle FVV-Vorhaben bearbeitet.
                                                      „Grundlegendes Verständnis und
                                                      Methodenkompetenz sind die Voraus-
                                                      setzung für den Einsatz regenerativer
                                                      Energieträger.“
                                           © ITV

                                                      Koichi Nakata ist General Manager
                                                      der Toyota Motor Corporation
                                                      in Susono (Shizouka), Japan.
                                                      „ Künftig wird die Zusammenarbeit
                                                      zwischen Motoren- und Kraftstoffent-
                                                      wicklung bei der Reduktion von Treib­
                                                      hausgasen wichtiger werden. Deshalb
                                                      nützt die Forschung auf diesem Feld
                                           © Toyota
                                                      der ganzen Welt.“

                                                      Prof. Dr.-Ing. Fabian Mauß ist Inhaber
                                                      des Lehrstuhls Thermodynamik/Ther­
                                                      mische Verfahrenstechnik am Institut für
                                                      Elek­t rische Systeme und Energielogistik
                                                      der Brandenburgischen Technischen
                                                      Univer­s ität Cottbus-Senftenberg (BTU).
                                                      „ Die Ergänzung herkömmlicher
                                                       Kraftstoffe durch synthetische Kom­
                                           © BTU
                                                       ponenten auf Basis von Wasserstoff
                                                       kann die Bestandsflotte klimaverträg­
                                                       licher machen.“

                                                                    http://www.fvv-net.de
                               © Porsche

MTZ   03|2021   82. Jahrgang                                                                      67
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                        Wirkungsgrad              Route A                Route B                Route C                  Route D            Durchschnitt­licher
                            WLTC                 „Sportlich“            „Sportlich“            „Moderat“                „Moderat“           Wirkungs­g rad RDE

 Effizienzmotor
                           39,9 %                     41,7 %              41,8 %                 40,5 %                  39,7 %                   40,9 %
 (ohne AGR)

 Effizienzmotor
                           40,6 %                     42,6 %              43,2 %                  41,3 %                 40,4 %                   41,9 %
 (mit AGR)

 Methanol­
                           43,3 %                     46,0 %              45,6 %                 44,6 %                  42,5 %                   44,7 %
 motor

TABELLE 1 Antriebswirkungsgrad eines Hocheffizienzmotors in verschiedenen Fahrzyklen (© FVV)

     Cluster         Kraftstoff      ρ norm[kg/m 3]     ΔLHV [MJ/kg]    ΔLHV [MJ/l]        C : H : O [-]      ΔRON [-]            ΔMON [-]          Δη i [%]
     Referenz       RON95E10           756,25                  41,16        31,13        6,3 : 11,7 : 0,2       96,7                87,4              39,4

        1              M29              765,92                  -6,1        -4,27         3,5 : 7,6 : 0,6       +4,70               +0,80            +4,17

        1               E49             772,02                 -7,07        -4,81         3,5 :  8,0 : 0,7      +9,30               +3,90            +4,83

        1              H45              415,98                 +35,16       +0,0        0,16 : 13,7 : 0,01        -                   -              +3,09

        2              M11              759,97                 -2,35        -1,63         4,9 : 9,7 : 0,4       +1,90               +0,30            +3,47

        2               E25             764,39                 -3,64        -2,45         4,6 : 9,4 : 0,5      +4,80                +2,00            +4,08

        2              H45              415,98                 +35,16         -         0,16 : 13,7 : 0,01        -                   -              +3,09

 Legende = Cluster 1: niedrige CO 2-Emissionen; Cluster 2: niedriger Kraftstoffverbrauch; M: Methanol; E: Ethanol; H: Wasserstoff; ρ norm: Dichte bei
 ­N ormal­b edingugen; ΔLHV: Veränderung des unteren Heizwerts im Vergleich zur Referenz; C:H:O: Verhältnis Kohlenstoff zu Wasserstoff zu Sauerstoff;
  ΔRON: Veränderung der Research-Oktanwzahl (ROZ) im Vergleich zur Referenz; ΔMON: Veränderung der Motor-Oktanzahl (MOZ) im Vergleich zur
  Referenz; Δ ηi: Veränderung der Effizienz der Verbrennung im Vergleich zur Referenz

TABELLE 2 Wirkungsgradsteigerungen durch verschiedene Beimischungen zu Norm-Ottokraftstoff (© Fabian Mauß | BTU)

gien nebeneinander existieren und sich                  Motoren, wenn es gelingt, ihren Wir-                 tigt wurde, die nur durch Rekuperation
in Hybridkon­zepten ergänzen werden.                    kungsgrad im realen Fahrbetrieb deut-                an Bord gewonnen wurde. Die Wechsel-
Hinzu kommt, dass im Sinne der Nach-                    lich zu steigern, ohne dass sich die                 wirkung mit alternativen, potenziell
haltigkeit immer auch der aktuelle welt-                Umweltbilanz durch höhere Schadstoff­                CO2-neutralen Kraftstoffen wurde eben-
weite Bestand von rund 1,2 Milliarden                   emissionen oder geringere Dauerhaltbar-              falls untersucht.
Personenkraftwagen [2] berücksichtigt                   keit verschlechtert. Im FVV-Vorhaben                    Schon vor Projektende stand fest,
werden sollte, von denen ein hoher, nicht               „ICE 2025+“ [3], das Ende 2020 abge-                 dass mit normgerechtem Ottokraftstoff
exakt zu beziffernder Anteil über einen                 schlossen werden konnte, untersuchten                für ein Mittelklassefahrzeug (C-Segment)
Ottomotor verfügt. Weitere Forschung                    Forschungsstellen der RWTH Aachen,                   durch eine geeignete Technologiekombi-
zu fremdgezündeten Motoren mit dem                      der Technischen Universität Braun-                   nation ein Antriebsstrangwirkungsgrad
Fokus auf hohe Nachhaltigkeit ist vor                   schweig, der Technischen Universität                 von mehr als 40 % erreicht werden kann.
diesem Hintergrund zwingend geboten.                    Darmstadt und der Universität Stutt-                 Betrug der Mittelwert im gesetzlichen
Dabei muss nicht nur der Energiewandler                 gart gemeinsam, wie sich die Kombi­                  Prüfzyklus des Worldwide Harmonized
selbst, sondern die komplette Energie-                  nation verschiedener Technologien                    Light-Duty Vehicles Test Cycle (WLTC)
kette (Well-to-Wheel) sowie der ganze                   auswirkt. Ziel war dabei ein bestmög­                40,6 %, so konnten im Mittel der simu-
Produktlebenszyklus (Cradle-to-Grave)                   licher Wirkungsgrad explizit des gesam-              lierten Zyklen der Real Driving Emissi-
berück­sichtigt werden. Die Industrielle                ten Antriebsstrangs in realitätsnahen                ons (RDE) sogar 41,9 % erreicht werden,
Ge­­meinschaftsforschung (IGF), wie sie                 Fahrzyklen. In verschiedenen Technolo-               TABELLE 1. Mit Ersetzen des Normkraft-
die FVV betreibt und die folgenden Pro-                 giepaketen wurden unter anderem eine                 stoffs durch Methanol erreichte der
jekte beispielhaft beschreiben, schafft                 hohe Verdichtung und flexible Ventil-                Hybridantrieb im C-Segment-Fahrzeug
die methodischen und technologischen                    steuerzeiten inklusive des Miller-Ver­               im Normzyklus einen Wirkungsgrad
Voraussetzungen, wobei auch bewusst                     fahrens, Abgasrückführung, Steuerung                 von 43,4 %, im simulierten Straßenbe-
kleine und mittlere Unternehmen in den                  der Ladungsbewegung, Vorkammer­                      trieb durchschnittlich 42,7 %. Darüber
Innovationsprozess einbezogen werden.                   zündung, Wassereinspritzung, Mager­                  hinaus wurden zusätzliche Potenziale
                                                        betrieb sowie die Auslegung des Motors               eines Magerbetriebs untersucht. Mit
                                                        als Langhuber untersucht. Für die Er­­               Luftüberschuss betrieben, erreichte der
2 SYSTEMATISCHE
                                                        mittlung des Antriebsstrangwirkungs-                 Methanolmotor Wirkungsgrade über
WIRKUNGSGRADOPTIMIERUNG
                                                        grads legten die Forscher verschiedene               40 % in einem großen Teil des Motor-
Einen wesentlichen Beitrag zu höherer                   Vari­anten der Hybridisierung zugrunde,              kennfelds – in der Spitze sogar 46,9 %.
Nachhaltigkeit leisten fremdgezündete                   wobei elektrische Energie berücksich-                Im Vergleich zu einem Ottomotor nach
68                                                                                                           www.springerprofessional.de/automobiltechnik
Fremdgezündete Motoren - Grundlagenforschungen für eine nachhaltige individuelle Mobilität
Stand der Technik entspricht dies einer     es in geeignete Simulationsverfahren zu     des nulldimensionalen Berechnungspro-
CO2-Reduzierung um bis zu 25 %.             überführen. Zunächst wählten die Pro-       gramms „FVV-Zylindermodul“ als auch
                                            jektpartner gemeinsam Kraftstoffkompo-      einer detaillierten Datensammlung zu
                                            nenten aus, die das Potenzial besitzen,     den einzelnen Kraftstoffkomponenten –
3 OPTIMIERTE KRAFTSTOFF­
                                            die Klopfneigung zu verringern und          werden als Wissensbasis der komplet-
ZUSAMMENSETZUNG
                                            gleichzeitig die Brenngeschwindigkeit zu    ten Industrie zur Verfügung stehen. Der
Die Beimischung regenerativ erzeugter       steigern, um die Effizienz der Verbren-     Abschluss ist für das Jahr 2022 geplant.
Kraftstoffe kann in der Bestandsflotte      nung zu erhöhen. Basierend auf neuen
schnell zu einer deutlichen Reduktion       Messungen und verfügbaren Literaturda-
                                                                                        4 STRAHLDIAGNOSTIK
des CO2-Ausstoßes führen. Für viele der     ten wird derzeit ein Reaktionsmechanis-
derzeit diskutierten Kraftstoffe liegen     mus entwickelt und in numerischen Strö-     Sind für das Verbrennungsverhalten
allerdings bislang keine oder wenige        mungssimulationen (Computational            vor allem die chemischen Eigenschaf-
grundsätzliche Untersuchungen zum           Fluid Dynamics, CFD) angewendet.            ten neuer Kraftstoffe entscheidend,
thermodynamischen Verhalten vor. Für        Abgeleitet wird ein Modell, mit dem         so stehen bei der Gemischbildung die
eine Simulation der Verbrennung und         Mischungen aus Norm-Ottokraftstoff          physi­kalischen Eigenschaften im Vor­
bestimmter Phänomene wie der unkon­         und alternativen Kraftstoffen auf mini-     dergrund. Bei Direkteinspritzung ent-
trollierten Selbstzündung ist jedoch eine   male CO2-Emissionen ausgelegt werden        scheidet das Aufbrechen des Einspritz-
genaue Kenntnis der Reaktionskinetik        können. Bereits ein Jahr nach Projekt­      strahls in feine Tröpfchen wesentlich
notwendig. Das Vorhaben „Kraftstoffzu-      beginn zeigte sich, dass Beimischungen      über Effizienz und Schadstoffemissio-
sammensetzung zur CO2-Reduzierung“          wiederum über einen erhöhten Wir-           nen. Zum Primärzerfall des Strahls
soll daher auch die Frage beantworten,      kungsgrad ein zusätzliches CO2-Minde-       gibt es bislang wenig Daten, dies gilt
wie neue Generationen von Kraftstoffen      rungspotenzial in einer Tank-to-Wheel-      erst recht für den Einsatz von strom­
und deren Zusammensetzung dazu bei-         Betrachtung bieten, TABELLE 2. Hierfür      basierten Kraftstoffen (E-Fuels).
tragen können, den Wirkungsgrad zu          wurde an der Brandenburgischen Tech-           In dem in 2020 abgeschlossenen Vor-
verbessern [4]. In der Zusammenarbeit       nischen Universität eine virtuelle simul-   haben „Strahldiagnostik an ottomotori-
von fünf Forschungsstellen wird das Ver-    tane Optimierungsplattform für Kraft-       schen E-Fuels“ untersuchten Forschungs-
halten unterschiedlicher Kraftstoffmole-    stoffe und Motoren entwickelt und ein­      stellen an der Friedrich-Alexander-Uni-
küle analysiert und während der Ver-        gesetzt. Die Ergebnisse des Projekts – in   versität Erlangen-Nürnberg und der
brennung messtechnisch erfasst, um          Form sowohl einer erweiterten Fassung       Leibniz Universität Hannover den Strahl-

                                                                                  BILD 1 Strahlstruktur verschiedener
                                                                                  Kraftstoffe im Vergleich bei einem
                                                                                  Einspritzdruck von 350 bar (© FAU)

MTZ    03|2021   82. Jahrgang                                                                                                69
FORSCHUNG F V V- Berichte

BILD 2 Vergleich des Temperaturfelds für die Verbrennung von RON95E10-Kraftstoff (iso-Oktan: 40,3 Massen-%; n-Heptan: 12,6 Massen-%; Toluol:
36,5 Massen-%; Ethanol: 10,6 Massen-%) und EFR50-H2OE50-Emulsion (iso-Oktan: 26,9 Massen-%; n-Heptan: 8,4 Massen-%; Toluol: 24,3 Massen-%;
Ethanol: 18,2 Massen-%; Wasser: 22,2 Massen-%) bei unterschiedlichen Grad Kurbelwinkeln (© BTU)

zerfall von normgerechtem Ottokraft-             5 WASSEREINSPRITZUNG                              sowie Mehrfach-Einspritzstrategien.
stoff, Methylformiat (MeFo), Ethanol,                                                              Zudem sollen die Auswir­kungen der
Wasser sowie einer Wasser-Benzin-                Zur Diversität künftiger Antriebe tragen          Wassereinspritzung auf den Ölhaushalt,
Emulsion mit unterschiedlichen Mess-             auch Motoren mit hoher Leistungsdichte            die Abgasnachbehandlung und andere
techniken [5]. In einem weiteren Vor­            für besonders sportliche Fahrzeuge bei.           Systembestandteile betrachtet und die
haben wurden parallel dieselben                  Die große Herausforderung bei der Aus-            dafür notwendigen Simulationsverfahren
Untersuchungen an künftigen Diesel-              legung solcher Motoren ist das Betriebs-          entwickelt werden. Das Vorhaben wird
kraftstoffen durchgeführt. Die Strahl-           verhalten in volllastnahen Bereichen.             im Frühjahr 2022 abgeschlossen.
struktur wurde mithilfe von fluorenz­            Eine Volllastanreicherung zur Absen-
mikroskopischen Untersuchungen und               kung des Temperaturniveaus kommt aus
                                                                                                   6 PERSPEKTIVEN
einer Röntgen-Phasenkontrast-Bildge-             Schadstoffemissions- und Verbrauchs-
bung analysiert. Beide Verfahren füh-            gründen nicht mehr in Frage. Die Wasser­          Bereits die aktuelle Forschungstätigkeit
ren zu ähnliche Ergebnissen: Die Struk-          einspritzung stellt eine Alternative dar          bei fremdgezündeten Motoren ist geprägt
turbilder für Benzin, MeFo und Ethanol           und wurde im Rahmen eines FVV-Vor­                vom Einsatz neuer Betriebs- und Kraft-
unterscheiden sich nur gering­f ügig,            habens bereits wissenschaftlich unter-            stoffe sowie dem Ziel der Reduzierung
wohingegen Wasser und die Wasser-                sucht. Es verbleibt jedoch die Aufgaben-          von CO2-Emissionen oder gar der Neutra-
Benzin-Emulsion einen deutlich gröbe­­           stellung, einen möglichst hohen „Wasser-          lisierung im realen Betrieb. Künftige
ren Aufbruch aufweisen, BILD 1. Die Auf-         wirkungsgrad“ zu erreichen. BILD 2 zeigt          Vorhaben sind noch stärker auf dieses
bruchgeschwindigkeit wurde mit einem             CFD-Simulationen der Temperaturfelder             Ziel ausgerichtet. Mehrere Projekte sind
Röntgenkontrastver­fahren sowie dem              für die Verbrennung von RON95E10 und              in Planung oder bereits am Start, in
neuen kamerabasierten Verfahren Struc-           EFR50 H2OE50 unter Einbeziehung der               denen die Wasserstoffverbrennung im
tural Image Velo­cimetry (SIV) untersucht.       Reynolds-gemittelten Navier-Stokes-Mo­            Hubkolbenmotor grundlegend untersucht
Das ver­gleichsweise einfach zu realisie-        delle (RANS) [6].In einem Folgevorhaben           werden soll. Damit unterstützt die FVV-
rende SIV-Ver­­fahren wies hin­rei­chend         [7] wird daher eine Hochdruck-Direktein-          Forschung die Wasserstoffstrategien
genaue Ergebnisse auf. Am schnells­ten           spritzung mit 500 bar sowie die Verwen-           Deutschlands und Europas und schafft
brachen die Strahlen bei Benzin und              dung einer Kraftstoff-Wasser-Emulsion             die technischen Grundlagen zur Indust-
Ethanol auf, wohingegen MeFo, die Emul-          untersucht. Das Projekt umfasst auch              rialisierung. So werden auch auf weiter-
sion und reines Wasser in absteigender           weitere Technikbausteine zur Verbesse-            verarbeitetem grünen Wasserstoff basie-
Reihenfolge am meisten Zeit benötigten.          rung der Verdampfungseigenschaften                rende Kraftstoffe wie Methanol bezie-
70                                                                                                 www.springerprofessional.de/automobiltechnik
hungsweise daraus gewonnenes Benzin                            Wirkungsgradsteigerung in hybridisierten Antriebs-               In: SAE International Journal of Engines, Nr. 11(6),
untersucht. Das beschriebene Projekt                           strängen“. Fördergeber: FVV (1307). Projektleitung:              S. 1151-1166, 2018
                                                               Arndt Döhler (Opel Automobile GmbH) und Dr.-Ing.                 [7] IGF-Forschungsvorhaben „Wassereinspritzung
„ICE2025+“ wird fortgesetzt und um                             André Casal Kulzer (Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG),                bei Ottomotoren II“. Fördergeber: FVV (1367). Pro-
den Betrieb mit mehreren alternativen                          Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr.-Ing. Michael                jektleitung: Dr.-Ing. André Casal Kulzer (Dr. h.c. F.
Kraftstoffen und einer mageren Verbren-                        Bargende (Institut für Fahrzeugantriebe, Universität             Porsche AG), Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr.-
                                                               Stuttgart), Prof. Dr.-Ing. Christian Beidl (Institut für         Ing. Steffen Müller (Fachgebiet Fahrzeugantriebe,
nung erweitert. Parallel stellen künftige                      Verbrennungskraftmaschinen und Fahrzeugan-                       TU Berlin), Prof. Dr.-Ing. Fabian Mauß (Lehrstuhl
Vorhaben darauf ab, die Methoden der                           triebe, TU Darmstadt), Prof. Dr.-Ing. Peter Eilts (Ins-          Thermodynamik/Thermische Verfahrenstechnik,
Künstlichen Intel­ligenz für die Motor­                        titut für Verbrennungskraftmaschinen, TU Braun-                  BTU Cottbus Senftenberg), Prof. Dr.-Ing. Michael
                                                               schweig), Prof. Dr.-Ing. Stefan Pischinger (Lehrstuhl            Bargende (Institut für Fahrzeugantriebe, Universität
entwicklung zu nutzen, was allein dank
                                                               für Verbrennungskraftmaschinen, RWTH Aachen).                    Stuttgart). (Unveröffentlicht).
der erheblichen Datenmengen aus Ver-                           In: FVV (Hrsg.): Tagungsband R590, S. 333-370,
suchsreihen von früheren FVV-Projekten                         Frankfurt am Main, 2019
sinnvoll ist. Durch die Indus­t rielle Ge­­                    [4] IGF-Forschungsvorhaben „Kraftstoffzusammen-
                                                               setzung zur CO 2-Reduktion“. Fördergeber: FVV
mein­schafts­forschung (IGF) können                            (1348). Projektleitung: Dr. Yoshihiro Okada (Toyota
auch kleine und mittlere Unternehmen                           Motor Corporation), Wissenschaftliche Leitung: Prof.
auf KI-ba­sierte Simulationsmethoden                           Dr.-Ing. Michael Bargende (Institut für Fahrzeugan-
                                                               triebe, Universität Stuttgart), Prof. Dr.-Ing. Karl Ale-
zu­­r ückgreifen. Nachhal­tigkeit im Sinne                     xander Heufer (Physico-Chemical Fundamentals of
der Ziele der Vereinten Nationen ver­­                         Combustion, RWTH Aachen), Prof. Dr.-Ing. Fabian
langt auch, CO2-arme und -neutrale                             Mauß (Lehrstuhl Thermodynamik/Thermische Ver-
Motoren so robust auszulegen, dass sie
hohe Betriebsstunden­zahlen erreichen.
                                                               fahrenstechnik, BTU Cottbus Senftenberg), Prof.
                                                               Dr.-Ing. Heinz Pitsch (Institut für Technische Ver-                                                                                                          DANKE
                                                               brennung, RWTH Aachen), Prof. Dr.-Ing. Stefan
Die Beantwortung von Forschungsfragen                          Pischinger (Lehrstuhl für Verbrennungskraft­                     Die Forschungsvereinigung Verbrennungskraftma-
                                                               maschinen, RWTH Aachen). (Unveröffentlicht)                      schinen e.V. dankt den öffentlichen Fördergebern und
zur Betriebsfes­tigkeit und zu neuarti-
                                                               [5] IGF-Forschungsvorhaben „Strahldiagnostik
gen Werkstoffen – in der FVV durch eine                                                                                         allen FVV-Mitgliedern für die großzügige Unterstüt-
                                                               an ottomotorischen E-Fuels unter RDE-Bedingun-
eigene Planungsgruppe verankert – wer-                         gen“. Fördergeber: FVV (1317). Projektleitung:                   zung der in diesem Beitrag genannten Forschungs-
den daher wei­terhin verfolgt.                                 Dr.-Ing. Eberhard Kull (Vitesco Technologies                     vorhaben. Unser besonderer Dank gilt den For-
                                                               GmbH), Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr.-
                                                                                                                                schungsstellen, Projektleitern und Mitgliedern der
                                                               Ing. Michael Wensing (Lehrstuhl für Techni-
LITERATURHINWEISE                                              sche Thermodynamik, Friedrich-Alexander-                         Arbeitskreise und projektbegleitenden Ausschüsse
[1] United Nations, Department of Economic and                 Univer­s ität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr.                      für die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit.
Social Affairs: The 17 Goals. Online: https://sdgs.            Friedrich Dinkelacker (Institut für Technische
un.org/goals, aufgerufen 14. Oktober 2020                      Verbrennung, Leibniz Universität Hannover).
[2] Umweltbundesamt: Weltweiter Autobestand.                   In: FVV (Hrsg.): Tagungsband R596, S. 145-178,
Online: https://www.umweltbundesamt.de/bild/welt-              Frankfurt am Main, 2020
weiter-autobestand, aufgerufen 14. Oktober 2020                [6] Netzer et al.: Numerical Analysis of the Impact                                       READ THE ENGLISH E-MAGAZINE
[3] IGF-Forschungsvorhaben „ICE2025+: Ultimate                 of Water Injection on Combustion and Thermodyna-                                          Test now for 30 days free of charge:
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                                                                                                                                                                                                                            heavyduty
                                                                                                                                             heavyduty

                                      ON- UND OFFHIGHWAY-NUTZFAHRZEUGE                                                       AUSGABE                                     01
                                                                                                                                                                                 März 2019 | 12. Jahrgang
                                                                                                                                                                                                                            ON- UND OFFHIGHWAY-NUTZFAHRZEUGE

                                                                                                                           KOSTENLO
                                                                                                                                    S!
                                                                                                                                           März 2019
                                                                                                                                           |
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                          ISSN (Print) 2524-8782 | ISSN (Online) 2524-8790

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             heavyduty
                                                                                                                                                                                                                                                                              heavyduty

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          01                                                 ON- UND OFFHIGHWAY-NUTZFAHRZEUGE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  März 2019 | 12. Jahrgang
                                                                                                                                                                                                                                                                            März 2019
                                                                                                                                                                                                                                                                            |
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                                                                                                                                                                         BAUMASCHINEN UND -FAHR ZEUGE

                                                                                                                                                                         Elektrifizierung und Digitalisierung                                                                                             BAUMASCHINEN UND -FAHR ZEUGE

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Elektrifizierung und Digitalisierung
                                                                                                                                                                            ANTRIEBSSTRANG                                  FLURFÖRDERZEUGE                    HYDRAULIK
                                                                                                                                                                                                                                                                              ANTRIEBSSTRANG                                                                 FLURFÖRDERZEUGE                    HYDRAULIK
                                                                                                                                                                            Hybridantriebskonzept für                       Intelligenter Beifahrer            High-speed-Komponenten
                                                                                                                                                                                                                                                                              Hybridantriebskonzept für                                                      Intelligenter Beifahrer            High-speed-Komponenten
                                                                                                                                                                            Offhighway-Anwendungen                          für Gegengewichtsstapler           für Hydaulikversorgung
                                                                                                                                                                                                                                                                              Offhighway-Anwendungen                                                         für Gegengewichtsstapler           für Hydaulikversorgung

         www.mein-fachwissen.de/ATZheavyduty
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             /// INTERVIE W Ronald Kruth [AVL]               /// GASTKOMMENTAR Arndt Schumann [TriboPlast]

                                                                                                                                                                            /// INTERVIE W Ronald Kruth [AVL]               /// GASTKOMMENTAR Arndt Schumann [TriboPlast]

MTZ      03|2021   82. Jahrgang                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          71
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