Früchtevermarkter auf Erfolgskurs - Tobi Seeobst AG

 
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Früchtevermarkter auf Erfolgskurs - Tobi Seeobst AG
Reportage
         39–2020
       St.Galler Bauer

                         Benno Neff (l.) und Hansruedi Gallmann verfolgen den schonenden Transport der Äpfel.

                         Zu Besuch bei der Tobi Seeobst AG in Bischofszell

                         Früchtevermarkter auf Erfolgskurs
                         Rund 4500 bis 5000 Tonnen                  Tonnen vorwiegend Äpfel, aber        gegründet. Dazugekommen sind
                         Kernobst gelangen während                  auch Birnen, nach Bischofszell.      die Standorte Egnach (2008: Ver­
                         der Hauptsaison wöchentlich                Die Tobi Seeobst AG mit Hauptsitz    arbeitung von Beeren, Birnen und
                         zur Tobi Seeobst AG nach                   in der Thurgauer Rosenstadt (Ver-    Zwetschgen) und Güttingen (2007:
                         Bischofszell. Beim grossen                 arbeitung von Kern- und Steinobst)   Annahmestelle und Lagerbetrieb).
                         Früchtevermarkter wird im                  wurde 1998 als Obi Tafelobst AG      Der Früchtevermarkter beschäftigt
                         Zweischichtbetrieb gearbeitet.

                         Text und Bild: Yvonne Aldrovandi, Muolen   Die Tobi Seeobst AG in Zahlen (2019)
                                                                    Umschlag Äpfel: 29 800 Tonnen
                         «Biss haben sie, unsere Früchte.           Umschlag Birnen: 6900 Tonnen
                         Knackig sind sie, gesund, unver-           Umschlag von Bio-Früchten: 4400 Tonnen (20% des gesamten Umsat-
                         kennbar. Für Jung und Alt ein herz-        zes sind Bio-Früchte)
                         hafter Genuss», steht in der Tobi-         Umschlag Steinobst: 3500 Tonnen
                         Broschüre geschrieben. Kurzum –            Umschlag Beeren: 2300 Tonnen
                         wie überall auf dem Firmenlogo             Kapazität Kühllager: 19 500 Tonnen
                         erwähnt: «Früchte mit Biss.» Kna-          Die Tobi Seeobst AG hat im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz von
                         ckiges Kernobst wird derzeit auch          106 Millionen Franken verbucht, fast zehn Prozent mehr als 2018. Mit
                         in grossen Mengen angeliefert –            ­einem Erweiterungsbau für 8,5 Millionen Franken baut das Unterneh-
                         bei der Tobi Seeobst AG herrscht            men in Egnach seine Kapazität aus. Im Frühling 2021 soll der Bau samt
                         Hochbetrieb. Momentan gelangen              modernisierten Anlagen zum Start der Beerensaison bereit sein.    ya.
    28                   wöchentlich rund 4500 bis 5000
Früchtevermarkter auf Erfolgskurs - Tobi Seeobst AG
zurzeit 180 Mitarbeitende. «Der

                                                                                                                                   Reportage
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Name Tobi wurde abgeleitet von
Obi mit einem T davor. Der Buch-

                                                                                                                      St.Galler Bauer
stabe T bedeutet Thurgau oder Ta-
felobst», erklärt Benno Neff, Ge-
schäftsführer bei der Tobi Seeobst
AG, die Namensgebung. Das Un-
ternehmen gehört zu den grössten
Früchtevermarktern in der Schweiz.
Es fungiert als Drehscheibe zwi-
schen Produzent und Kunden. Das
Unternehmen übernimmt von den
Produzenten die Früchte, die in der
Region wachsen – lagert, verpackt
und vermarktet sie an die Gross-
verteiler in der gesamten Schweiz     Von der Apfelsortiermaschine gelangen die Äpfel in die Wasserstrasse und
– mit Schwergewicht Ostschweiz        werden dort nach Klassen unterteilt.
sowie Zürich. Zu den Abnehmern
gehören Migros und Coop sowie         «Bemerkenswert ist der stetig            Grosskisten mit der gewünschten
viele weitere Lebensmittelgeschäf-    wachsende Anteil der Bio-Früch-          Sorte werden mit einem Roboter-
te. Die Obstbauern arbeiten meist     te», sagt Benno Neff. Im Zentrum         arm ins Wasserbad gehoben und auf
schon seit Jahrzehnten mit Tobi       der Tobi Seeobst AG steht die scho-      den 120 000 Liter fassenden Was-
Seeobst AG zusammen, sogar über       nende Verarbeitung. Im vergange-         serstrassen schonend durch die Sor-
mehrere Generationen. Die rund        nen Jahr wurden rund 29 800 Ton-         tieranlagen bewegt. Sortiert wird
450 Produzenten erzeugen auf          nen Äpfel während der Erntezeit          während des ganzen Jahres im
über 1400 Hektaren Intensivkultu-     angeliefert. An Spitzentagen seien       Zweischichtbetrieb nach Grösse,
ren hochwertiges Kern-, Stein- und    etwa 20 Lastwagen der Tobi See-          Festigkeit, Farbe und Zuckergehalt.
Beerenobst.                           obst AG unterwegs, welche die            «Auf dem Weg zur Klassierung – im
                                      Äpfel bei den Produzenten ein-
                                      ­                                        Wasserbad – fotografieren Kameras
Immer mehr Bio-Früchte                sammeln und diese auch an die            die Äpfel. Die Aufnahmen werden
Die Äpfel sind nach wie vor das       zahlreichen Aussenlager in der ge-       elektronisch mit dem perfekten Ap-
Kerngeschäft der Tobi Seeobst AG.     samten Ostschweiz verteilen. Die         fel abgeglichen», erklärt Hansruedi
                                      Äpfel werden nach dem Waschen            Gallmann. Da Äpfel sehr druckemp-
                                      für den ganzjährigen Verzehr in          findlich sind, sei der Weg durch die
                                      ­einer der 140 Lagerzellen sofort        Wasserstrasse eine weltweit ange-
                                       luftdicht abgeschlossen, gekühlt        wandte Technik, um Schläge zu ver-
                                       und in einen künstlichen Winter-        meiden.
                                       schlaf versetzt. «Dafür wird der        Nachdem die Bestellungen der
                                       Umgebungsluft in der Lagerzelle         Grossverteiler bei der Tobi Seeobst
                                       der Sauerstoff bis auf ein Prozent      AG verarbeitet wurden, gelangen
                                       entzogen. Die Temperatur beträgt        die Früchte mit den Camions glei-
                                       ein Grad Celsius, die Luftfeuchtig-     chentags in die Verteilzentralen der
                                       keit liegt bei 95 bis 98 Prozent. Die   Grossverteiler oder zu den Han-
                                       hohe Luftfeuchtigkeit verhindert        delspartnern – und von dort aus zu
                                       eine Austrocknung – die Äpfel blei-     den Endabnehmern.
                                       ben dadurch knackig und frisch»,
                                       erzählt Hansruedi Gallmann, Leiter      Tausende Apfelsorten
                                       Verkauf/Marketing bei der Tobi          Rund 65 Apfelsorten werden bei
                                       Seeobst AG.                             der Tobi Seeobst AG verarbeitet.
                                       Die Tobi Seeobst AG bekommt am          Gala ist die beliebteste Apfelsorte
Hansruedi Gallmann im Kühllager        frühen Morgen die ersten Bestellun-     in der Schweiz und ist das ganze
neben den grossen Apfelkisten.         gen von den Grossverteilern. Die        Jahr über im Angebot. Das Frucht-            29
Früchtevermarkter auf Erfolgskurs - Tobi Seeobst AG
fleisch ist saftig, knackig und süss-                                          fel weisen oberflächliche Verbräu-
Reportage
         39–2020

                         lich im Geschmack. Benno Neff er-                                              nungen auf, sogenannte Frostringe.
                         zählt, dass zu den bereits bekann-                                             Nichtsdestotrotz: Der Apfel ist die
       St.Galler Bauer

                         ten Apfelsorten auch immer wieder                                              prädestinierte Frucht, um Food
                         neue Züchtungen hinzukommen.                                                   Waste zu vermeiden. Die Äpfel wer-
                         Jedes Jahr seien es etwa 20 neue                                               den in zwei Tafelqualitäten einge-
                         Sorten, die auf den Markt kämen –                                              teilt, die vornehmlich auf visuellen
                         neu seien derzeit Swing und Magic                                              Kriterien beruhen – Klasse I und II.
                         Star. Beide Apfelsorten sind sehr                                              Zweitklassige Äpfel werden bei
                         aromatisch und schorfresistent.                                                den Grossverteilern unter M-Bud-
                         Weltweit gibt es mehrere Tausend                                               get oder Prix Garantie verkauft.
                         Apfelsorten.                                                                   Mostobst wird von den Produzen-
                         Vor etwa sieben Jahren kam die                                                 ten direkt bei der Mosterei abgelie-
                         Apfelsorte Redlove auf den Markt.                                              fert. Und aus faulen Äpfeln, die we-
                         Der Apfel mit rotem Fruchtfleisch                                              der für Mensch noch Tier geniess-
                         gilt als Nischenprodukt und findet                                             bar sind, wird Biogas produziert.
                         vielseitige Anwendung in der Kü-
                         che – beispielsweise als rotes Ap-      Von Hand abgepackte Äpfel – so         Respektvoller Umgang
                         felmus oder als rote Apfelstücke im     liegen Stiel und Fliege einheitlich.   Benno Neff und Hansruedi Gall-
                         Fruchtsalat. «Als Tafelapfel konnte                                            mann sind sich einig: «Wir möch-
                         sich diese Sorte allerdings nicht       ernte gerechnet werden. Die Ernte      ten keine Wachstumsziele verfol-
                         etablieren. Redlove hat eine relativ    begann in der Schweiz in diesem        gen. Die Nachhaltigkeit unserer
                         harte Schale und ist sauer im Ge-       Jahr rund zehn Tage früher als üb-     vermarkteten Produkte ist von Be-
                         schmack», weiss Benno Neff.             lich und dauert voraussichtlich bis    deutung. Ein respektvoller Umgang
                         Und wie werden Bio-Früchte von          Mitte Oktober. Die Gravensteiner       zwischen den Produzenten und der
                         den konventionellen unterschie-         konnten bereits Anfang August ge-      Tobi Seeobst AG ist eine wichtige
                         den? «Jeder Biobetrieb wird jähr-       pflückt werden – den Abschluss         Grundlage für ein wertschätzendes
                         lich von einer offiziell anerkannten    bilden die klassischen Spätsorten      Miteinander. Die hohe Produktqua-
                         Bio-Kontrollstelle       begutachtet.   wie Braeburn und Kiku. Frostnäch-      lität führt zu unserem wirtschaftli-
                         Denn wer Bio-Produkte verarbeitet       te im vergangenen April haben der      chen Erfolg. Diesen Erfolgskurs ha-
                         oder handelt, muss sich dieser Bio-     Obstblüte zugesetzt. Die Spätfol-      ben wir auch unseren Produzenten
                         Kontrolle unterziehen», sagt Hans-      gen sind teils erst an den ernterei-   zu verdanken, indem sie uns Obst
                         ruedi Gallmann.                         fen Früchten zu erkennen – die Äp-     in hoher Qualität liefern.»
                         Die spezielle Situation rund um die
                         Corona-Krise ist auch im Obsthan-
                         del spürbar. Die Nachfrage für regi-
                         onale Früchte wie Äpfel, Birnen,
                         ­Kirschen und Beeren sei seit dem
                          Frühjahr konstant hoch. Über die
                          genauen Gründe lasse sich jedoch
                          nur spekulieren. «Über Ostern und
                          Pfingsten sowie während der Som-
                          merferien sind viele in der Schweiz
                          geblieben, und vermutlich wurden
                          auch vermehrt vitaminreiche Le-
                          bensmittel gegessen», sagt Benno
                          Neff. Nachfrage und Angebot seien
                          heuer in einer gesunden Balance.

                         Frostnächte im April
                         2020 ist ein gutes Apfeljahr – es       Im Bereich Verpackung bei der Tobi Seeobst AG in Bischofszell arbeiten
    30                   darf mit einer ertragreichen Apfel-     60 Leute im Zweischichtbetrieb.
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