Für Mitarbeitende und Interessierte Ausgabe 2/2021
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Die Zusammenarbeit mit dem KSZ wird zur Selbstverständlichkeit EIN JAHR INTEGRATION KINDERSCHUTZZENTRUM (KSZ) INS OKS Lea Stalder, Leiterin Kinderschutzzentrum und dass der Sohn zuhause oft sehr laut werde. Die André Baeriswyl, Leiter Beratungsstelle Eltern deuten an, dass es zu Handgreiflichkeiten kommt. SEIT DEM 1. APRIL 2020 GEHÖRT DAS KSZ ALS ABTEILUNGSGRUPPE IN DEN Nach Rücksprache im Rapport spricht die BEREICH ADOLESZENTENMEDIZIN Bezugspflegefachperson den Jugendlichen in ei- UND PÄDIATRISCHE PSYCHOSOMATIK. nem ruhigen Moment an, wie es ihm denn gehe. ANHAND VON FOLGENDER FALL- Nach langem Schweigen berichtet er zögernd, GESCHICHTE MÖCHTEN WIR ZEIGEN, dass er es zuhause kaum aushalte, weil die Eltern WIE DIE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM oft streiten. Sein letztes Mittel sei dann, laut zu KSZ IM ALLTAG AUSSEHEN KANN. werden, damit die Eltern abgelenkt seien. Sein Vater könne es nicht leiden, wenn er schreie und Ein zwölfjähriger Junge ist aufgrund seines schlage zu. starken Übergewichts im OKS schon lange in Behandlung. Trotzdem steigt sein Gewicht Die behandelnde Ärztin wendet sich aufgrund regelmässig an. Der Junge hat eine jüngere, dieser Aussage an das KSZ mit der Frage, ob wir 10-jährige Schwester. Bei ihr gibt es keine Auffäl- in dieser Situation unterstützen könnten. ligkeiten. Der Bezugspflegefachperson fällt auf, Da vermutet wird, dass der Junge regelmässig dass der Umgangston der Eltern untereinander und heftig geschlagen wird, hat er Anspruch auf aggressiv und verletzend ist. Sie thematisiert Beratung und Unterstützung durch das KSZ. Das diese Situation beim Rapport. In den Gesprä- gilt auch für die Eltern als seine Angehörigen. chen der behandelnden Ärztin mit den Eltern Weil vermutet wird, dass auch die Mutter von ist weniger das Gewicht Hauptthema, sondern ihrem Ehemann geschlagen wird, verbleibt die
Mitarbeiterin des KSZ mit der behandelnden Ärztin so, dass die Ärztin die Mutter auf die Situation zuhause anspricht. Insbesondere, dass der Junge angedeutet habe, dass er vom Vater geschlagen werde. Im Gespräch mit der Mutter erfährt die Ärztin, dass sowohl der Jugendliche wie auch die Mutter vom Vater geschlagen wer- den. Die Ärztin weist auf das Angebot des KSZ hin. Neben der vorurteilsfreien Haltung gegen- über den Eltern ist entscheidend, dass die Ärztin erwähnt, dass sich die Mutter im KSZ anonym beraten lassen kann. Die Mutter lässt sich auf eine erste Beratung ein, unter der Bedingung, dass ihr Mann nichts davon erfährt. Die Ärztin füllt mit der Mutter das Formular «Übermittlung an Opferhilfe Stelle» zu Handen des KSZ aus. Mit der Unterschrift bestätigt die Beratungsangebot des KSZ Mutter, dass das KSZ mit ihr Kontakt aufnehmen Das Beratungsangebot richtet sich an darf. Im telefonischen Erstkontakt wird geprüft, Kinder und Jugendliche aus den Kantonen ob der Sohn zum ersten Gespräch mitkommen SG–AR–AI, welche von seelischer, körperli- möchte. Weil das KSZ unter strenger Schwei- cher, sexueller und/oder häuslicher Gewalt gepflicht steht und auch OKS intern keine Infos sowie Vernachlässigung betroffen oder be- weitergeben darf, wird die Mutter beim ersten droht sind und an alle Personen, insbeson- Beratungstermin gebeten, eine Entbindung dere Angehörige, Fach- und Drittpersonen, der Schweigepflicht zwischen KSZ und OKS zu die mit solchen Situationen herausgefordert unterschreiben. sind, einen Verdacht oder Fragen zum Das KSZ macht die Erfahrung, dass die meisten Thema Gewalt an Kindern und Jugendlichen Eltern mit einer Entbindung von der Schweige- haben. pflicht einverstanden sind. So ermöglichen sie Von Gewalt betroffene Kinder und Jugend- es den Fachleuten darüber auszutauschen, wer liche und deren Umfeld erhalten im KSZ welchen Beitrag leisten kann, dass der Jugend- kostenlose und vertrauliche Beratung. Dabei liche geschützt wird. Im besten Fall werden die wird grosser Wert auf die Unterstützung zur Eltern so unterstützt, dass sich sie die Situation eigenen Lösungsfindung gelegt. zuhause nachhaltig verbessert, indem die Gewalt unter den Eltern stoppt und der Jugendliche und Kooperation und Zusammenarbeit mit dem seine Schwester in einer sicheren und geborge- Helfernetz ist im Kindesschutz zentral. Ne- nen Umgebung aufwachsen. Je nachdem kann ben dem interdisziplinären Zusammenspiel auch das Aufgleisen einer einvernehmlichen am OKS ist das KSZ mit vielen weiteren Trennung eine Option sein, damit die Kinder Fachstellen im Kontakt: Therapeuten, nicht mehr unter der Gewalt zwischen den Eltern Ärzteschaft, Anwälte, KESB, Polizei, Jugend- leiden. Vielleicht normalisiert sich in der Folge dienst, Kriseninterventionsgruppe, Notun- sogar das Gewicht, indem der Jugendliche seine terkunft NUK, Frauenhaus usw. Hilflosigkeit, Wut und Verzweiflung nicht mehr mit «Frustessen» zudecken muss.
Morbiditäts- und Mortalitätskonferenz FRAGEN RUND UMS THEMA M&M-KONFERENZEN Dr. med. Christian Kahlert, Diskussion des unerwünschten Ereignisses wird Mitglied des Redaktionsteams im Plenum geführt, wobei potenziell jede Be- rufsgruppe, die von dem Ereignis betroffen war, SEIT KURZEM WERDEN IM OKS SOGE- daran teilnehmen kann. NANNTE M&M-KONFERENZEN DURCH- GEFÜHRT. ES BENÖTIGT ZEIT, EINE WIE KAM ES ZUR IDEE EINER OFFENE FEHLERKULTUR ZU FÜHREN, M&M-KONFERENZ AM OKS? DOCH DER GRUNDSTEIN IST GELEGT. BR: An allen Kliniken, an denen ich bisher gear- DIE WICHTIGSTEN ANTWORTEN FINDEN beitet habe, sowohl in Norwegen und Austra- SIE IM INTERVIEW MIT CHRISTIAN lien als auch in der Schweiz – mit dem OKS als HENKEL (CH) UND BJARTE ROGDO (BR). einzige Ausnahme – waren M&M-Konferenzen ein fester Bestandteil des Qualitätsmanage- WAS SIND M&M-KONFERENZEN? ments. Vor über 20 Jahren wurden sie zwar nicht CH & BR: M&M bedeutet Morbiditäts- und M&M-Konferenzen genannt, aber bereits damals Mortalitätskonferenz, auch M&M oder MoMo ging es um das Grundprinzip, dass man Fehler genannt – nicht zu verwechseln mit den leckeren (inklusive Systemfehler), thematisiert und analy- Schokolinsen oder dem bekannten Kinder- und siert, um diese in der Zukunft zu verhindern. Jugendbuch. Ich habe schon seit meinem Wiedereintritt ins Im Rahmen von Qualitätsmanagement und OKS im 2010 dafür plädiert, dass wir M&M-Kon- Patientensicherheit schaut man retrospektiv ferenzen einführen müssen, bin teils aber auf unerwünschte Ereignisse genau an, um daraus zu erheblichen Widerstand gestossen («wir können lernen, dh. Abläufe und Fertigkeiten zu verbes- schon über Fehler reden, aber sicher nicht mit sern. Und die Konferenzen sind ausdrücklich den Pflegefachpersonen…»). Wir haben seit eini- interdisziplinär angelegt. gen Jahren auf der Intensivstation inoffizielle und informelle M&Ms gemacht, sinnvoll sind diese WAS IST DAS ZIEL VON aber nur, wenn sie auf den gesamten Betrieb M&M-KONFERENZEN? ausgeweitet werden (inklusive Administration CH & BR: Aus Fehlern lernen und Wiederholun- – auch hier kann es Systemfehler geben, die gen in zukünftigen Behandlungen, Operationen Patientinnen und Patienten gefährden). usw. zu vermeiden. Ausserdem sind sie Trägerin einer Kultur der Leitung, welche durch Respekt WAS GENAU PASSIERT DORT? und Wertschätzung gekennzeichnet ist. CH & BR: Der Ablauf der Konferenz ist standardi- siert und wird durch einen Moderator oder eine WORIN UNTERSCHEIDEN SIE SICH VON Moderatorin geleitet. Wir richten uns nach dem ANDEREN SITZUNGSGEFÄSSEN? M&M-Leitfaden der Stiftung für Patientensicher- CH & BR: Im Vergleich zu klassischen prospek- heit. Nach einer kurzen Vorstellung von Inhalt tiven Fallbesprechungen muss der Behand- und Stellenwert der Konferenzen durch eine lungsverlauf nicht im Detail dargestellt werden. Leitungsperson (Chefarzt oder Pflegeleitung), Es wird auf den wahrscheinlichen Fehlern oder, Hinweisen auf Vertraulichkeit und Vermittlung anders ausgedrückt, auf das «sharp end» einer von Werten und Arbeitskultur am OKS, beginnt Handlungskette mit unerwünschtem Ausgang eine kurz gehaltene Fallvorstellung. Anschlies- fokussiert. Im Vergleich zur Fallbesprechung ist send folgt durch den Vortragenden und einen M&M so weit wie möglich anonym. Im Vergleich zuvor bestimmten Mentor eine Voranalyse des zum «critical incident reporting system» (CIRS) unerwünschten Ereignisses. Der anschliessen- sind die Konferenzen nachgelagert und die de Hauptteil dient der Diskussion im Plenum.
Anschliessend werden die wichtigsten Schluss- Meine Hoffnung ist auch, dass M&Ms die folgerungen auf einer Folie sowie potentielle Risikoerhöhung für Patientinnen und Patienten Massnahmen festgehalten. Nach der Konferenz durch die Ökonomisierung der Medizin beleuch- entscheiden Moderator, ggf. Mentor, die jeweils ten können. Zunehmend geht es Politikern und betroffene ärztliche und pflegerische Abtei- Spitalverwaltungen darum, das Einkommen zu lungsleitung, ggf. ein Chefarzt und die Leiterin erhöhen und Ausgaben zu senken ohne Rück- Qualitätsmanagement über die Konkretisierung sicht auf die Patientensicherheit. Sie ist teuer der Massnahme. und eng verknüpft mit genügend gut ausgebil- M&M-Konferenzen werden in Form eines detem Personal. Hier sehe ich potenziell grosse Beschlussprotokolls dokumentiert (Sharepoint). Herausforderungen, um unsere Patientinnen und Schlussfolgerungen und Massnahmen werden Patienten auch in Zukunft umfassend betreuen nach Absprache den betroffenen Stationen, zu können. Abteilungen, Fachbereichen usw. zugestellt. Alle Teilnehmenden sind aufgefordert, mit Hilfe CH: Ich habe als Assistenzarzt in der Pädiatrie eines ausliegenden Evaluationsbogens M&M erlebt wie belastend es sein kann, Teil eines Konferenzen kritisch zu bewerten. Wo und wie fehlerhaften Ablaufs gewesen zu sein, u.U. mit letzteres einfliesst und kommuniziert wird, ist fatalen Folgen, und dann damit alleine zu blei- nicht abschliessend entschieden. ben, ohne Austausch mit Vorgesetzten und kons- truktiver Aufarbeitung. Ich bin davon überzeugt, WARUM BRAUCHT ES IM OKS dass M&M-Konferenzen nicht nur zukünftige M&M-KONFERENZEN? Fehler vermeiden helfen, sondern auch zu einer BR: In einer Kinderklinik wie dem OKS gehören angstfreien, und wertschätzenden Atmosphäre M&M-Konferenzen einfach dazu – sonst ist man beitragen können, was sich wiederum auf Moti- schlichtweg «nicht dabei». Auch der Standard 22 vation und Qualität unserer Arbeit auswirkt. vom SanaCert® verlangt M&Ms als ein wichtiger Pfeiler in der Betreuung von Patientinnen und Patienten. Persönlich finde ich die Rolle der M&M-Konferenzen als Kulturträger einer Klinik sehr wichtig: Wir machen alle Fehler und wir sind in der Lage über diese miteinander zu reden und Das gesamte Interview mit Christian Henkel daraus zu lernen, unabhängig von der Hierar- und Bjarte Rogdo zum Thema M&M-Konfe- chiestufe. Dabei marginalisiert man auch, dass renzen. über Fehler hinter dem Rücken von Involvierten geredet wird.
Medizinische Tätigkeit in einem fremden Land EINBLICKE IN DIE HUMANITÄRE ARBEIT AM BEISPIEL VON SIERRA LEONE Dr. med. Gudrun Jäger, Leitende Ärztin von Aufklärungsarbeit, Anreize schaffen für die Intensivmedizin/Neonatologie Eltern, damit ihre Töchter nicht beschnitten werden und Unterstützung der Dörfer hat mich SIERRA LEONE: EIN LAND, WELCHES sehr beeindruckt. DURCH BÜRGERKRIEG, DIE EBOLA EPI- DEMIE UND EINE HOHE KINDER- UND Die positiven Auswirkungen von Ausbildung MÜTTERSTERBLICHKEIT IMMER WIE- haben mich nicht nur im Serabu Hospital über- DER NEGATIV IN DEN NACHRICHTEN zeugt. Zusammen mit einigen europäischen ERSCHIEN. ICH HABE DAS LAND SEIT Kollegen unterrichte ich praktische Kurse in Kin- 2016 DURCH VERSCHIEDENE TÄTIG- dernotfallversorgung an anderen Spitälern an- KEITEN KENNEN UND SCHÄTZEN hand eines von der WHO etabliertem Programm GELERNT. und bin dadurch auch in Kontakt mit anderen Organisationen. Swiss Doctors Was nehme ich mit von meinen Aufenthalten: Der grösste Teil ist die Arbeit für «German viele neue Eindrücke, Begegnungen mit Men- Doctors» bzw. für die 2018 von mir und einigen schen, die trotz grosser Herausforderungen im Kolleginnen und Kollegen gegründete Partner- Alltag nicht verzweifeln und oft fröhlich sind; und Organisation «Swiss Doctors». Diese beiden eine starke Wertschätzung dessen, was ich zu Organisationen sind finanziell von Spenden ab- Hause habe sowie die Überzeugung, dass mit hängig und unterstützen mit diesen und der eh- Ausbildung etwas Nachhaltiges geboten werden renamtlichen Tätigkeit von Ärztinnen und Ärzten kann (www.swiss-doctors.org). unter anderem ein Spital im Süden des Landes, in Serabu. Ein wesentlicher Aspekt der medizini- schen Arbeit ist die Mütter- und Kindergesund- heit; auch die Ausbildung der lokalen Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter spielt eine grosse Rolle, da es in Sierra Leone mit rund 7 Mio. Einwohnern Der ausführliche Bericht von Gudrun Jäger lediglich ca. 200 Ärzte gibt. In dem Bereich der inkl. Fotos zur Arbeit in Sierra Leone und Neugeborenen-Versorgung im Serabu Hospital den Projekten in weiteren Ländern. ist Swiss Doctors in der Gruppe der Humanitären Neonatologie der schweizerischen Gesellschaft für Neonatologie vertreten. Besonders erfreulich war der Gewinn des humanitären Preises 2021 und die Ehrung für das Engagement vor Ort. Projekte in Asien und Afrika Neben der medizinischen Arbeit in verschiede- nen Ambulanzen in Asien und Afrika beinhal- tet die Unterstützung der Swiss Doctors auch Partnerprojekte in den jeweiligen Ländern. Dazu gehören einige Schulprojekte und in Sierra Leone eine gegen weibliche Genitalverstümme- lung tätige lokale Organisation, welche ich zwei Mal besuchen konnte. Das umfassende Konzept
Es grünt so grün Fabienne Stocker, Mitglied des Redaktionsteams MARTIN MAIER IST SEIT DEM 1.1.2019 FÜR DIE BEFLANZUNG DES OST- SCHWEIZER KINDERSPITALS VERANT- WORTLICH. WIR HABEN UNS MIT IHM ZUM INTERVIEW GETROFFEN. WELCHEN WEG FÜHRTE DICH INS KISPI? Als gelernter Forstwart und Baumschulist habe ich für das Gartenbauamt (heute Stadtgrün) WELCHEN HERAUSFORDERUNGEN gearbeitet. Nach einer temporären Aushilfe im BEGEGNEST DU BEI DER BEPFLAN- Kispi im Jahr 2017 habe ich im 2019 die Nachfol- ZUNG EINER SPITALUMGEBUNG? ge von Peter Tobler angetreten. Ich sehe das Kispi als Bild und die Umgebung als Bilderrahmen, der dazu passen soll. Wesent- DIE BEPFLANZUNG ÜBERRASCHT lich ist, was im Gebäude geleistet wird und die IMMER WIEDER UND ERFREUT NICHT Umgebung soll einen guten ersten Eindruck hin- NUR MITARBEITENDE, SONDERN terlassen. So achte ich zum Beispiel darauf, dass AUCH BESUCHERINNEN UND BESU- farbige Blumen für die Kinder und gut duftende CHER. WEISST DU IMMER SCHON Gewächse für die Mütter den Eingangsbereich IM VORAUS, WIE DAS ENDBILD AUS- schmücken. Neu ist auch, dass im Atrium beim SEHEN WIRD? Notfall Obst und Beeren wachsen, die frisch ge- In der Regel habe ich durch die jahrelange pflückt den Kindern als Trost abgegeben werden Erfahrung ein Bild im Kopf, welches ich umsetzen können. möchte. Trotzdem werde ich schlussendlich vom Ergebnis überrascht. Dieses Jahr zum Beispiel Lieber Martin, vielen Dank für die schöne aufgrund der Aussaat von Wildblumen und we- Atmosphäre, die du durch die kreative gen der Auswirkungen des kalten Frühlings. Bepflanzung schaffst. kispisg.ch/fokus Ostschweizer Kinderspital Claudiusstrasse 6 | CH-9006 St. Gallen | T +41 (0)71 243 71 11 | kispisg.ch
Neue Beatmungsgeräte, ein Schritt in die Zukunft EIN KURZER RÜCKBLICK Ruth Dutler, Bettina Jeuch, ging vom ersten Moment mit grossem Einsatz Dr. med. Sebastian Böhm, Intensivpflegestation und Freude in die Testphase. Hemmungen im Umgang mit dem ungewohnten Gerät gab es WAS WAR DAS DOCH FÜR EIN WUN- kaum, vielmehr zeigte sich schnell ein sicherer DERLICHES JAHR FÜR UNS ALLE? Umgang mit dem neuen Material. Einer erfolg- ALS WIR IM JANUAR 2020 VOLLER reichen Evaluation stand nichts mehr im Weg. ERWARTUNG UNSERE NEUEN BEAT- MUNGSGERÄTE EINFÜHREN DURF- Das Jahr der Beatmungsevaluation verflog ohne TEN, WAR CHINA UND DIESE «NEU- negative Zwischenfälle aber mit einigen Heraus- ARTIGE LUNGENERKRANKUNG» forderungen: so realisierten wir bereits mit den NOCH WEIT WEG... ersten Testgeräten, dass es nicht nur ein neues Beatmungsgerät zu testen gab, sondern dass Mitte 2018 konnten wir nach einiger Vorberei- wir uns auf dem Weg in eine ganz neue «Beat- tung in die Ausschreibungs- und Evaluationspha- mungsära» einfanden. Dank interner Schulun- se für neue Beatmungsgeräte eintreten. Diese gen, engmaschiger Begleitung durch die Firmen Geräte sollten die alten «Evitas» und «Fabiane» und anhaltend hoher Motivation im Team konnte ersetzen, die nach deutlich mehr als einem so manche kritische Situation souverän bewältigt Jahrzehnt guter Arbeit zunehmende Alters- werden. Die intensive Testphase war ein voller schwäche, sprich Ausfallserscheinungen, zeigten. Erfolg. Der Zuschlag für die neuen Geräte, die Eine zukunftsorientierte Entscheidung musste Servo-Flotte der Firma Getinge, wurde im No- getroffen werden. Besser gesagt, die Suche nach vember 2019 erteilt. der «eierlegenden Wollmilchsau» begann. Vom kleinen 500 Gramm leichten Frühgeborenen bis Im Januar 2020 wurden schliesslich alle Gerä- zum 100 kg schweren Adoleszenten soll das Ge- te ausgeliefert und in Betrieb genommen. Zu rät beatmen, diverse Beatmungsformen anbieten diesem Zeitpunkt kamen aus China Nachrichten und intuitiv bedienbar sein. Zudem soll es kosten- der neuartigen Erkrankung. In der Folge begann effizient nicht nur in der Anschaffung, sondern ein Run auf einzelne Medizinprodukte, vor allem vor allem auch im Betrieb sein. Dank konkreter Beatmungsgeräte und Verbrauchsmaterial Ausschreibungsunterlagen konnte zügig eine wurden Mangelware. Dank der vorausschauen- Vorauswahl auf drei Anbieter getroffen werden, den Planung mussten wir nie Lieferengpässe im deren Geräte über zwölf Monate im klinischen Verbrauchsmaterial wie Beatmungsschläuche, Einsatz auf Herz und Nieren, oder besser Luft -filter oder ähnlichem beklagen. Auch die Be- und Druck, getestet wurden. Das gesamte Team treuung der Firmen war in der Phase des «Social distancing» immer gewährleistet. Inzwischen haben wir einiges dazulernen dürfen. So wie der Umgang mit den Hygiene- und Abstandregeln zum Alltag gehört, sind auch die neuen Beatmungsgeräte aus dem IPS-Stations- alltag nicht mehr wegzudenken. Allen Beteiligten gebührt ein grosser Dank. Unsere Evitas sind in einem ersten Schritt der Verschrottung entkommen. Sie wurden als Pan- demie-Reserve dem Kantonsspital St.Gallen zu Verfügung gestellt.
Ein Schatz der Erinnerung … EIN TAGEBUCH DER GANZ BESONDEREN ART Karin Hollenstein-Fröhlich, der Behandlungszeit wissen die Patientinnen Stationsleiterin B-West und Patienten sowie ihre Angehörigen nichts von diesem «Tagebuch» und erleben später beim IM LAUFE EINER KREBSBEHANDLUNG Durchblättern ganz besondere, bedeutungsvolle FÜLLT SICH DER ERFAHRUNGSRUCK- Erinnerungsmomente an ihre intensive Zeit im SACK UNSERER PATIENTINNEN UND Kispi auf B-West. Nicht selten werden dadurch PATIENTEN UND FAMILIEN MIT UN- auch intensive Emotionen an Höhen- und Tief ZÄHLIGEN SPITALERINNERUNGEN. flügen noch einmal wach. OFT SIND ES KLEINE DINGE IM ALL- TAG, MEILENSTEINE DER THERAPIE, ERFOLGSERLEBNISSE ODER EINFACH Travis erhält Post vom B-West BESONDERE MOMENTE, DIE DEN EIN AUFBRUCH IN EINE NEUE ETAPPE SPITALALLTAG PRÄGEN, POSITIVER DER THERAPIE WERDEN LASSEN ODER VON DER Travis (10 J.) liegt in der sterilen Kabine im KRANKHEIT ABLENKEN. UM SOLCHE Kinderspital Zürich, wo er nach einer bei uns SITUATIONEN FESTZUHALTEN ENT- absolvierten, intensiven Chemotherapie für eine STAND DIE IDEE EINES TAGEBUCHES. Knochenmarkstransplantation eingetreten ist. Die Familie fühlte sich noch nicht «daheim» am In kreativer Form, mit viel Herzblut und Engage- neuen Ort, als per Post sein B-West-Tagebuch ment entstehen bunte, humorvolle, und persön- eintrifft. «Das isch speziell gsii!», sagt er mit liche Erinnerungsbücher. Diese werden bei The- strahlendem Gesicht über den Moment, als sie rapieende den Familien abgegeben. Während
bedeutet und war sehr hilfreich während der Be- handlungszeit. Die Einträge sind sehr persönlich, erinnern an Begebenheiten aus dem Spitallall- tag und an Gespräche über Alltägliches oder gemeinsame Interessen. «Es war ein tolles Feedback für uns als Eltern! Wann habt ihr das denn gemacht?!» «Was, ihr habt das wahrgenom- men und jenes mitbekommen?!» ein Couvert mit dem Absender Ostschweizer Kinderspital erhalten hätten und von diesem Büchlein überrascht wurden. Gemeinsam blätter- Da ist zum Beispiel eine Palme im Tagebuch, ten Travis und seine Mutter Seite um Seite durch, welche an Travis' Liebe zu Hawaii erinnert und lasen die verschiedenen Episoden. daran, dass diese Palmen ihm auch immer auf den Etiketten der Infusionsflaschen einen Hawaii moment ins Zimmer brachten. Oder mit grossen farbigen Buchstaben steht «GOOD NEWS» über «Mir händ Träne gha vor Freud zwei Seiten als Erinnerung an den Tag, an dem und sooo müese lache, wills eifach der Bescheid über einen gefundenen Knochen- lustig gsii isch.» markspender kam. Fotos an gemeinsame Jass- runden auf dem Balkon mit dem Bruder oder an «Mir händ üs nüme elei, sondern einen gemütlichen Spielabend in der Küche mit einer guten Freundin. richtig trait gfühlt, es hät üs Halt gee.» Mit viel Herzblut Die Rückmeldungen von Eltern und Patienten, dass dieses Büchlein eine bedeutungsvolle Erin- Die Mutter fasst ihre Gedanken zu diesem Tage- nerung an eine sehr intensive Zeit ihres Lebens buch folgendermassen zusammen: Das Büchlein ist, motiviert uns immer wieder, Zeit und Herzblut enthält Meilensteine, Persönliches und sehr zu investieren. Die Tatsache, einzelnen Situatio- persönliche Einträge, die von Herzen kommen. nen eine tiefere Bedeutung zukommen zu lassen Das Behandlungsteam wurde zu Herzensmen- und den Familien Wertschätzung oder Dank schen, die Beziehung zu ganz vielen Pflegefach- auszudrücken bestärkt uns ebenfalls. personen und eine emotionale Begleitung über die Behandlung der Krankheit hinaus haben uns viel Halt gegeben. Die Erinnerung, ein Teil der «B-West-Familie» zu sein, hat uns mega viel
Joint Medical Master (JMM) DIE ERSTEN «ST. GALLER STUDIERENDEN» SIND DA Dr. med. Dominik Stambach, Mitglied des Redaktionsteams NACH LANGER UND AUFWÄNDIGER VORBEREITUNGSZEIT HABEN IM MÄRZ DIE ERSTEN MASTERSTUDIERENDEN DES JMM ST. GALLEN DEN PÄDIAT- RIEBLOCK ABSOLVIERT. UND WIR DÜR- FEN INSGESAMT ZUFRIEDEN SEIN MIT DEM RESULTAT, ZUMINDEST KÖNNEN WIR DIES DEN POSITIVEN FEEDBACKS DER STUDENTINNEN UND STUDEN- TEN ENTNEHMEN. Die Kerngruppe (Roger Lauener, Tamara Guidi, Christine Fuchs und Dominik Stambach) war in der Vorbereitung vor allem mit Organisations- und Koordinationsaufgaben beschäftigt, woge- gen die einzelnen Dozenten ihre Wissenstrans- ferlektionen vorbereiteten. Die eigentlichen Wissenserwerb-Lektionen werden weiterhin von Hoffentlich lassen sich einige für das Fachgebiet den Professoren der Universität Zürich gehalten, Pädiatrie oder Kinderchirurgie begeistern. was auch einer der grossen Knackpunkte war. So versuchten unsere Dozenten auf der Basis Als Verantwortliche für den Themenblock Kinder der Vorlesungen von Zürich, die «Team- und und Jugendmedizin möchten wir uns bei allen Problem-Based-Learning» Unterrichtseinheiten Beteiligten, vor allem aber auch bei den Kindern vorzubereiten, mussten aber feststellen, dass und ihren Eltern bedanken. die Kollegen in Zürich mehrheitlich im bisheri- gen Stil ihre Vorlesungen durchführten, was die Die Studenten werden im 4. Studienjahr noch Koordination erschwerte. Die Tatsache, dass der weitere Themenblöcke absolvieren, bevor sie Unterricht online stattfand, machte die Situation dann im 5. Jahr ins Wahlstudienjahr eintreten auch nicht einfacher. und dort als Unterassistent(-innen) vielleicht auch bei uns tätig sein werden. Das Programm des 6. Dank guter logistischer Unterstützung durch die Studienjahrs wird aktuell vorbereitet. Wir werden HSG konnte aber auch diese Hürde gemeistert voraussichtlich in einem gemeinsamen Themen- werden. Erfreulicherweise konnten wir die Prak- block Frau und Kind kinderspezifische Themen tika im Spital durchführen, was für die Studenten vermitteln und hoffentlich die Freude an der ein Highlight war. Nicht nur im Ostschweizer Pädiatrie wecken können. Kinderspital selbst, sondern auch auf der Neo- natologie des Kantonsspitals St.Gallen, in der Stiftung Kronbühl und in verschiedenen Praxen konnten die zukünftigen Ärztinnen und Ärzte erste Erfahrungen mit Patientinnen und Patien- ten sammeln.
Ich habe Schmerzen und jetzt? Meine Arbeit als Pain Nurse Heidi Keller, Pflegefachfrau und Wir suchen nach Möglichkeiten, mit welchen die CAS Pain Nurse, B-West Nerven überlistet werden (z.B. können Gedanken den Schmerz positiv beeinflussen). Wenn wir das Der Schmerz ist ein Thema, welches mich in geschafft haben, was im pflegerischen Alltag meinem beruflichen Alltag, in der Pflege von nicht immer ganz einfach ist, haben wir schon Patientinnen und Patienten mit einer hämato- ganz viel erreicht. logischen oder onkologischen Erkrankung, sehr oft begleitet. Da gilt es für mich zu erkennen, bei Im Anschluss geht es darum, mit den Patientin- welchen Patientinnen und Patienten Schmerzen nen und Patienten sowie dem interdisziplinären zu einem grösseren Ereignis werden kann und Team Lösungen zur Schmerzbewältigung zu wer intensivere Begleitung benötigen. suchen, im Austausch zu bleiben, offen zu sein für eine Veränderung und Mut zu machen, die Meine Aufgaben Massnahmen umzusetzen. Dies kann konkret Fachverantwortung für die Sicherung einer bedeuten: eine Schmerzreserve ganz auszurei- guten Schmerzbewältigung auf der Abteilung zen, mit der Physiotherapeutin die Mobilisation Pflegerische Fallführung besprechen, bei Unsicherheiten bei den Ärzten Beratung von Kolleginnen und Kollegen nachfragen, Kontakt zu den Psychologen aufneh- Teilnahme an der Sitzung der Schmerz-Fach- men, bei Bedarf die Anästhesie beiziehen, mit gruppe den Eltern die Situation evaluieren, usw. Umsetzungen von Neuerungen, interdiszipli Dies alles ist nur möglich, wenn alle Beteiligten näre Vernetzung Hand in Hand zusammenarbeiten. Das gemein- › Auszug aus der Aufgabenbeschreibung same Ziel liegt dabei in der Umsetzung der Pain Nurse. bestmöglichen Schmerztherapie, mit den am OKS vorhandenen Mitteln. Was heisst das nun konkret? Es gibt sehr viele Möglichkeiten im OKS, auch Eine Patientin stöhnt und jammert vor Schmerz: dank den vielen Mitarbeitenden, welche sich für «Dormicumboli helfen mir, dass ich wieder etwas das Thema Schmerz engagieren. Oft gilt es nur schlafen kann.» Soweit sollte es nach Möglichkeit daran zu denken, im richtigen Moment die rich- nicht kommen. Da gilt es für mich, solche Situa- tige Person anzufragen, um in einer komplexen tionen früh zu erkennen, möglichst präventiv zu Situation weiter zu kommen. arbeiten, um eine Schmerzeskalation zu verhin- dern. Dazu setze ich gezielt die Konzepte der medikamentösen und nicht-medikamentösen (NMI) Schmerzbehandlung ein. Weiter befrage ich in der Schmerzanamnese die Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen nach Er- fahrungen mit Schmerzen in der Vergangenheit und den eigenen Bewältigungsstrategien. Das Ziel ist es zu erkennen, was die Patienten und Eltern schon in Bezug zu Schmerz wissen. Ich erkläre die Funktion der Nerven, welche für die Weiterleitung der Schmerzreize zuständig sind und wie diese im Hirn verarbeitet werden.
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