KURS:EUROPA - KNUT FLECKENSTEIN Für Hamburg. Für Europa.
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
GEMEINSAM FÜR UNSERE EUROPÄISCHEN WERTE DIE EUROPÄISCHE UNION IST EIN EINMALIGES FRIEDENSPROJEKT Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit. Deshalb bin ich vor vielen Jahren in die SPD eingetreten und deshalb arbeite ich heute in der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (kurz S&D) im Europäischen Parlament mit. Und das gern – trotz Rückschlägen. Über 70 Jahre kein Krieg in Europa. Das ist angesichts unse- rer gemeinsamen Geschichte eine großartige Errungenschaft. Selbstverständlich ist sie aber keineswegs. Auch nach außen hat die EU sich als Soft Power einen Namen gemacht: Friedens- missionen, Katastrophenhilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Hilfe beim Aufbau und der Festigung junger Demokratien sind heute weltweit anerkannt unser Markenzeichen. Das muss auch weiterhin im Mittelpunkt unserer Politik stehen. Gleich- zeitig müssen wir uns in einer zunehmend multipolaren Welt gemeinsam um unsere europäische Sicherheit und Verteidi- gung bemühen. Der Aufbau einer europäischen Verteidigungs- union sollte aber nicht zu sinnloser Aufrüstung führen, sondern zu mehr Effizienz. Unsere Werte Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtstaatlichkeit und die Vor einiger Zeit habe ich Auschwitz besucht. Bewusst alleine, Achtung der Menschenrechte ohne Mitarbeiter oder Kollegen, ohne den Zwang etwas so- fort formulieren zu müssen. Das war gut so, denn man kann müssen immer wieder verteidigt werden. diesen Ort nicht sofort begreifen. Viel zu unfassbar ist das Ausmaß des Leids, der Schande, der Trauer. Aber ein solcher Besuch erinnert uns an unsere eigentliche Aufgabe als Poli- Gegenüber der ungarischen oder der polnischen Regierung, ge- tiker, auch in Brüssel: Wir wollen dafür sorgen, dass nie wie- genüber Wladimir Putin und Donald Trump. Aber auch gegen- der Krieg und nie wieder Faschismus eine Chance in Europa über (Cyber-)Angriffen und profitgierigen Großkonzernen - ge- haben. Daran sollten wir uns immer wieder erinnern, wenn genüber allen, die unsere Werte und Standards opfern wollen. wir in alltäglichen Detaildiskussionen miteinander strei- Zulasten der Vielen, zugunsten von Wenigen. ten. Unsere Europäische Union ist ein einmaliges, großes Friedensprojekt und das Eintreten für unsere europäischen Unsere europäischen Werte sind für uns SozialdemokratInnen Werte ist nichts anderes, als das Bekenntnis nie wieder eine nicht verhandelbar! Nur wenn wir diese Werte innerhalb der Diktatur zuzulassen. Es ist wichtig, für die bürgerlichen Frei- Europäischen Union leben, können wir auch für andere ein heiten, für die Freiheit der Medien, für Rechtsstaatlichkeit, Vorbild sein. Das Verhalten einiger europäischer Regierungen Gewaltenteilung und Demokratie zu streiten, nach außen, gegenüber Flüchtlingen und Migranten zeigt jedoch, dass auch aber vor allem leider auch wieder nach innen. Deshalb innerhalb der Europäischen Union noch Überzeugungsarbeit müssen wir wachsam bleiben und klare Haltung zeigen ge- geleistet werden muss. genüber den Orbans, den Le Pens und den Höckes ebenso wie gegenüber deren Wegbereitern, die sie (aus Moskau) Und genau hier gilt es momentan anzusetzen. Wir müssen den finanzieren oder mit einer „America First“-Politik ermuti- BürgerInnen Europas deutlich machen, dass Migranten und gen. Vielleicht sollte ein Besuch in Auschwitz Pflicht für alle Flüchtlinge keine Bedrohung für unser Land sind, sondern eine Demokraten im Europäischen Parlament sein. Es hilft beim Bereicherung. Deshalb lasst uns gemeinsam für ein offenes und Geradestehen. soziales Europa stimmen. 2
EU-MIGRATIONSPOLITIK DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR Artikel 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schüt- zen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Unsere Aufgabe ist es, die Menschenrechte als Grundlage jeder menschlichen Gemein- schaft zu wahren für Frieden und für Gerechtigkeit bei uns in Europa und in der Welt. Die Haltung der S&D-Fraktion ist klar: • Flüchtlingspolitik ist eine Gemeinschaftsaufgabe der EU. gemeinsamer Sicherheitspolitik gelingen. Dazu gehört auch, Um unseren internationalen und humanen Verpflichtungen dass wir unsere eigene Handelspolitik radikal dahingehend zu entsprechen, müssen wir solidarisch handeln. Wer sich überprüfen, inwieweit sie zu Armut und Ungleichheit beiträgt. verweigert, muss wenigstens die finanziellen Lasten der • Die Zusammenarbeit mit der Internationalen Organisation anderen mittragen. für Migration (IOM) ist der richtige Weg, um entlang der • Das Asylgrundrecht darf nicht eingeschränkt werden. Migrationsrouten gestrandeten Menschen bei der Rückkehr • Wir kämpfen für ein harmonisiertes Asylsystem mit fairen und Wiedereingliederung in ihren Heimatländern zu helfen. Regeln und klarer Verantwortung für alle Mitgliedstaaten. • Die Auffanglager im Niger für schutzbedürftige Menschen, die Wir müssen nachhaltige Lösungen für eine europäische im Rahmen des Nothilfe-Transitmechanismus aus Libyen eva- Migrationssteuerung finden, um mehr sichere und legale Mög- kuiert wurden, müssen unbedingt unter der Federführung vom lichkeiten der Migration zu schaffen. UNHCR bleiben und regelmäßig geprüft werden. • Die EU-Außengrenzen müssen kontrolliert werden, damit • Wir setzen uns für mehr Ressourcen für die Seenotrettung ein. die innereuropäischen Grenzen weiterhin offen beziehungs- Such- und Rettungsaktionen im Mittelmeer müssen durch weise wieder offen sein können. staatliche und EU-Akteure übernommen und koordiniert wer- • Die gute Kooperation der EU mit Afrika muss weiter vertieft den, damit eine klare rechtliche Verantwortung besteht. werden. Wir wollen die afrikanischen Staaten verstärkt bei der Armutsreduzierung unterstützen. • Wir treten für eine internationale Politik der Krisenpräventi- Solange EU-Mitgliedstaaten ihrer Verantwortung nicht nachkom- on ein, damit Menschen gar nicht erst gezwungen werden, ihre men, verdienen Hilfsorganisationen und humanitäre HelferInnen Heimat zu verlassen: Eine nachhaltige Bekämpfung von unsere größte Unterstützung. Wir unterstützen Seenotrettungs- Fluchtursachen kann nur durch vernetztes Denken von organisationen politisch und diplomatisch und fordern, dass ihre Entwicklungszusammenarbeit, humanitärer Hilfe und Arbeit nicht kriminalisiert werden darf. Diskussion mit kroatischen Polizeibeamten nach der Sperrung der Besuch des ASB-Flüchtlings-Camps in Thessaloniki, Griechenland Donaubrücke, um Flüchtlingsströme zu stoppen. 3
POLITIK FÜR HAMBURG WAS TUT EUROPA FÜR HAMBURG? Es ist sinnvoll, dass rastruktur zugute kommen. Ein Beispiel EU-Gelder überwie- ist die neue S-Bahn Linie 4 nach Bad Ol- gend den National- desloe, deren Planung von der EU bisher staaten und Regionen mit 5 590 000 Euro bezuschusst wurde. zur Verfügung gestellt Diese Förderung umfasst 50 Prozent aller werden, damit diese bis 2015 erbrachten Planungsleistungen. mit ihrer Expertise Ziel ist es, den bestehenden Engpass auf entscheiden, wo sie der Strecke Hamburg-Lübeck zu beheben direkt ihre Wirkung und damit den Hamburger Hauptbahnhof entfalten können. Da zu entlasten. Die transeuropäischen Netze gibt es zum einen den sind ein Beitrag der Europäischen Union Europäischen Fonds zur Umsetzung und Entwicklung des Bin- für regionale Entwick- nenmarktes und sollen den wirtschaftli- lung (EFRE), der für den chen Zusammenhalt verbessern. wirtschaftlichen Auf- Diese Frage impliziert die Erwartungshal- holprozess der ärmeren Regionen sorgen tung, dass die EU in unmittelbaren Maß- soll, und zum anderen den Europäischen Das Hafenpaket nahmen hier sichtbar werden soll. Das Sozialfonds (ESF), welcher der Förderung (Port Package III) wird sie auch, aber es steht in der Regel von Beschäftigung und sozialer Integra- nicht „EU“ darauf. Es ist kein übergeord- tion dient. Bei uns in Hamburg werden EU-Richtlinien und Verordnungen wirken netes Ziel der EU, in die Kommunalpoli- allein über dreißig Projekte des Europäi- auch an anderen Stellen in unserer Stadt. tik einzugreifen und sie von Brüssel aus schen Sozialfonds realisiert, die Qualifi- Der Hafen ist für Hamburg das Tor zur zu steuern. Ganz im Gegenteil. Die EU zierung, Bildung und Erwerbstätigkeit er- Welt. Er ist der größte deutsche Seehafen soll nur dort aktiv werden, wo gemein- höhen sollen. und der drittgrößte Containerhafen in Eu- schaftliche Lösungen bessere Resultate ropa. Als Hamburger Europaabgeordneter erbringen. Es gilt das sogenannte Subsidi- steht der Hafensektor auch für mich im aritätsprinzip. Dafür haben wir Sozialde- Transeuropäische Netze Mittelpunkt meiner Arbeit im Ausschuss mokratInnenen uns in der Vergangenheit für Verkehr und Fremdenverkehr (TRAN). immer stark gemacht. Viel zu oft haben Hamburg ist eingebunden in eine gesamt- 15 Jahre lang wurde an einer europäischen wir erlebt, dass die EU ihren Einfluss gel- europäische Verkehrsplanung: die trans- Hafenverordnung gearbeitet. Sie soll den tend machen wollte, wo es unangebracht europäischen Netze. Unsere Stadt ist Teil EU-Häfen für die nächsten Jahre Rechtssi- war: durch Verbote von Ölkännchen in Re- von drei europäischen Hauptverkehrs- cherheit bieten, für eine finanzielle Trans- staurants oder durch das Festsetzen eines strecken. Auch dadurch fließen EU-Gelder parenz der Häfen sorgen und insgesamt Krümmungsgrads der Gurke. nach Hamburg, die dem Ausbau der Inf- die Wettbewerbsfähigkeit steigern. Als Berichterstatter habe ich seit 2013 an dem Hafenpaket III gearbeitet. Ich stand in regelmäßigem Austausch mit den Ver- tretern des Hamburger Hafens, mit der Wirtschaftsbehörde, mit UnternehmerIn- nen und GewerkschafterInnen, um mich in Brüssel für die Interessen der Häfen stark zu machen. Besonders wichtig war, dass mit der Verordnung auch eine Stär- kung der Arbeitnehmerinteressen einher- geht: Erstmals wird in dem Hafenpaket deutlich, dass die Wettbewerbsfähigkeit (c) SergiyN / shutterstock.com unserer europäischen Häfen auch von gu- 4
ten Arbeitsplätzen und gut ausgebildeten Bodenverkehrsdienste denverkehrsdienste an Flughäfen. Zu Hafenarbeitern abhängt. Das ist der größ- den Bodenverkehrsdiensten zählen alle te Erfolg für uns SozialdemokratInnen. Zu- Ein anderes Thema meiner Arbeit, das Dienstleistungen bei der Abfertigung von dem haben wir dafür gesorgt, dass keine auch Hamburg unmittelbar betrifft, war Flugzeugen, Passagieren und Fracht bei- weitere Zwangsliberalisierung in den Hä- ein Liberalisierungsvorschlag der Bo- spielsweise die Flugzeugbeladung und fen stattfindet. Und die Kommission hat Flugzeugentladung. am Ende eingesehen, dass Gleichmacherei („one size fits all“) nicht notwendig ist, Unter der Barroso-Kommission sollte mehr um zum Beispiel die Rechte der Hafennut- Konkurrenz erzwungen werden, um Flug- zer zu stärken. Leider hat sich nicht alles häfen angeblich effizienter zu machen. nach unseren Vorstellungen verwirklichen Bei Bodenverkehrsdiensten entfallen rund lassen. Gerne hätten wir den Häfen eine 70 Prozent der Kosten auf die Löhne. Eine größere Selbstständigkeit eingeräumt. weitere Konkurrenz wäre zwangsläufig zu Lasten der Arbeitnehmer gegangen, die Die EU-Mitgliedstaaten haben eine zwei- ohnehin meist in Teilzeit und mit geteilten jährige Übergangsphase (bis 2019), um Diensten einen Knochenjob machen. die nötigen Anpassungen vorzunehmen. Da es sich beim Hafenpaket um eine Ver- Wir SozialdemokratInnen haben das im- ordnung handelt, ist diese für die Mit- mer abgelehnt. Umso erfreulicher war es, gliedstaaten direkt verbindlich, ohne dass dass wir die EU-Kommission unter Jean- es eines weiteren nationalen Gesetzge- Claude Juncker überzeugen konnten, den bungsaktes bedarf. Flughafenchef Michael Eggenschwiler (r.) Liberalisierungsvorschlag fallen zu lassen. HAMBURG UND BRÜSSEL GUT VERNETZEN Für Hamburg ist eine gute Vernetzung hören dazu, um Ideen, Anregungen und zwischen allen Politikebenen sehr wich- Probleme auf schnellem Weg nach Brüssel tig. Regelmäßige Gespräche mit unserem zu transportieren. Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher, mit unserer Bürgerschaftspräsidentin Carola So können wir gemeinsam Einfluss neh- Veit, mit den Hamburger SenatorInnen men auf die europäische Politik. Wir kön- und der Hamburgischen Bürgerschaft ge- nen ein Bewusstsein schaffen für unsere Region, Gesetzesvorschläge beeinflussen und somit dafür sorgen, dass auch dort für Hamburg die Weichen richtig gestellt werden. Darüber hinaus bin ich Verbindungsper- son für Hamburger Unternehmen und BürgerInnen und kümmere mich darum, dass ihre Anliegen und Ideen in Brüssel ankommen. Eine gute Zusammenarbeit mit unserem hoch effizienten Hanse Of- fice mit Sitz in Brüssel ist mir dabei sehr Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (r.) wichtig. Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (l.) 5
Um Brüsseler Entscheidungsträger für Hamburger Belange zu sensibilisieren, Im Laufe der letzten lade ich sie immer wieder gern in unse- Legislaturperiode be- re schöne Stadt ein. suchte mich EU-Ver- ke h r s ko m m i s s a r i n Violetta Bulc in Ham- burg. Es gab gemein- same Gespräche mit Jens Meier (HPA), Ha- pag Lloyd und dem Verband deutscher Reeder. Unseren ehemaligen S&D-Fraktionsvorsitzen- BEGEGNUNGEN den Gianni Pittella brachte ich im Rathaus mit Andreas Dressel und Barbara Duden zusammen. Gemeinsam mit EU - Ko mmis s ar für humanitäre Hilfe und Krisen- schutz Christos Stylianides und unserer zweiten Bürgermeisterin Katharina Fege- bank besuchte ich das Bern- hard- N o cht- Institut. Wir in- formierten uns über die Arbeit Auch meine niederländische Fraktionskollegin Kati Piri für Tropenmedizin und bekamen einen Einblick in ein mobiles Spezial- konnte ich für einen Besuch in Hamburg gewinnen. Bei labor für den Kampf gegen tödliche Infektionskrankheiten. unserer Europakonferenz im Kurt-Schumacher-Haus entstand dieses spontane Selfie mit Niels Annen, Kata- rina Barley, Kati Piri und Lars Klingbeil. TOGETHER - so heißt die Veranstaltungsreihe der S&D-Fraktion, die den Dialog zu wichtigen gesellschaftlichen Fragen mit den Bürge- rInnen sucht. Gut, dass wir in Hamburg Gastgeber sein konnten für die gelungene internationale Konferenz zu „Migration in einer globali- sierten Welt“. Über vierhun- dert Gäste aus Im letzten Jahr wurde das Gymnasium Ohlstedt als Europa- ganz Europa schule und Botschafterschule für das Europäische Parlament und Afrika ka- geehrt. Ich habe mich sehr darüber gefreut, aus diesem Anlass men dafür ins mit den SchülerInnen zu diskutieren. Curio-Haus.
Mit Kommissionspräsi- det Jean-Claude Juncker im Europäischen Parla- ment. Im vergangenen Jahr nahm er am Matthiae Mahl im Hamburger Rat- Gute Zusammenarbeit mit unserem ehemali- haus teil. gen Außenminister und derzeitigem Bundes- präsidenten Frank-Walter Steinmeier. Und immer wieder Gespräche mit Bür- gerInnen am Info- stand, wie hier in Groß Borstel. Es gibt Kritik, aber auch gute Anregungen! Mit Olaf Scholz und Aydan Özoğuz beim Neu- jahrsempfang des Hamburger Abendblatts. Ich hatte mehrere Zusam- mentreffen mit US-Senator John McCain (†). Wir waren in vielen Punkten nicht ei- ner Meinung, aber ich hatte immer hohen Respekt vor seiner gradlinigen Haltung und seinem enormen De- tailwissen über den Balkan. Mit unserem S&D-Fraktionsvorsitzenden Udo Bullmann im Europäischen Parlament. Jährlicher Besuch in Mos- kau und Meinungsaus- tausch mit KollegInnen der russichen Staatsduma und dem Föderationsrat. Hier: Konstantin Kosachev und Andrej Klimov, Vorsit- zender und stellvertreten- der Vorsitzender des Aus- wärtigen Ausschusses der Duma.
AUßENPOLITIK: RUSSLAND IN KRISENZEITEN IST DIALOG UND DIPLOMATIE GEFRAGT Menschenrechtsbeauftragter der Russischen Besuch bei der unabhängigen, russischen Menschenrechtsorganisation „Memorial“. Föderation Michail Fedotov Ein wahrer Pflichttermin! Russland ist und bleibt ein schwieriger einfach wieder zurücknehmen kann. Ein und dem Europäischen Parlament tagt seit Partner. Die völkerrechtswidrige Annek- Abbau der Sanktionen kann nur erfolgen, vier Jahren nicht mehr. Welch ein Fehler! tierung der Krim war genauso inakzep- wenn es auch Fortschritte im Minsker Ver- Wir brauchen diese Dialoge doch gerade, tabel wie der Einmarsch mit 40 000 als handlungsprozess gibt. Das gilt in erster wenn wir miteinander Konflikte auszutra- Zivilisten verkleideten Soldaten in die Linie für Russland. Wir müssen allerdings gen haben. Ost-Ukraine. Da die Europäische Union auch darauf bestehen, dass Kiew seinen Erinnern wir uns daran, dass der gesamte nicht weggucken wollte und eine militä- Teil der Vereinbarung ebenfalls einhält. Helsinki-Prozess begonnen hat unmittel- rische Konfliktlösung nicht infrage kam, Gefährlicher Weise ist mit dem Verhängen bar nach dem Einmarsch der Truppen des blieb nur der Weg, über wirtschaftliche der gegenseitigen Sanktionen ein Stopp Militärbündnisses des Warschauer-Pakts Sanktionen Druck auf Moskau auszuüben. vieler Gesprächsformate verbunden gewe- in die Tschechoslowakei. Zudem werden Unseren Sanktionen folgten Gegensankti- sen. Der NATO-Russland-Rat tagte lange wir globale Herausforderungen wie Mig- onen von der russischen Seite. Dies scha- Zeit gar nicht. Aus G8 wurde G7. Die EU- ration oder Terrorismus gemeinsam besser det beiden Seiten und eine Konfliktlösung Russland-Gipfel finden nicht mehr statt. angehen können. Sprachlosigkeit muss ein ist dadurch nicht näher gerückt. Dennoch Selbst der Parlamentarische Kooperations- Ende haben, wenn eine bessere Zukunft glaube ich, dass man Sanktionen nicht ausschuss zwischen der russischen Duma beginnen soll. Belgrader Konsultationen Nach vier Jahren verordneter Sprachlosigkeit im Europaparla- ment hat die S&D-Fraktion unter meiner Federführung einen neuen Weg zum Dialog mit Russland gesucht und gefunden. „Belgrade Consultations“ nennen wir das Gesprächsformat, in dem wir in diesem Jahr zum vierten Mal zusammenkommen. Wir treffen uns mit Abgeordneten der Duma und des Föderati- onsrates. Wir sprechen über Probleme, die sowohl in Russland als auch in der EU auftreten. Migration ist zum Beispiel ein sol- ches Thema. Ich weiß, mit diesen Gesprächen werden wir keine Politikwende herbeiführen. Doch sie tragen dazu bei, eine At- mosphäre zu schaffen, in der auch über Konflikte geredet wer- den kann. Die Gespräche finden in Belgrad statt, weil Belgrad sich nicht an den EU-Sanktionen beteiligt und deshalb auch russische Abgeordnete dabei sein können, die derzeit nicht in die EU einreisen dürfen. Stellvertretender Duma-Vizepräsident Pjotr Tolstoi (l.) 8
AUßENPOLITIK: USA UNSERE EUROPÄISCHE ANTWORT AUF TRUMPS AMERICA FIRST MUSS HEIßEN EUROPE UNITED! Mit der Amtsübernahme durch Präsident Es ist für die USA eben sehr viel vorteilhaf- In erster Linie geht es darum, wie wir für Donald Trump hat sich unser Verhältnis zu ter mit einzelnen Staaten zu handeln, weil uns, unsere Kinder und Enkel Umwelt-, den Vereinigten Staaten und seiner Admi- die Kräfteverhältnisse ungleicher sind. Arbeitnehmer- und Verbraucherstandards nistration wesentlich verschlechtert. Mit erhalten können. seiner nationalistischen America First-Po- Unsere europäische Antwort auf America litik macht Trump deutlich, dass ihm we- First heißt Europe United. Nur wenn wir ge- Sie alle würden sehr schnell Makula- nig an multinationalen Übereinkünften meinsam agieren, haben wir eine Chance, tur werden, wenn sich das, was Helmut oder Multilateralismus generell liegt. Er anderen starken Mächten Paroli zu bieten Schmidt Raubtierkapitalismus nannte, bevorzugt es, mit einzelnen Staaten soge- und faire Verträge zu verhandeln. durchsetzen würde. Es entstünde eine glo- nannte Deals zu erarbeiten. Dementspre- Es geht nicht nur um wirtschaftlichen Er- balisierte Wirtschaft ohne staatliche Rah- chend ist er wahrlich kein Freund der EU. folg. mensetzung. Progressive Politik in schwierigen Zeiten In schwierigen Zeiten kommt es darauf an, dass die progressiven Kräfte in Europa und anderen Teilen der Welt eng zusam- menarbeiten. In meinen Gesprächen mit Senator Bernie Sanders und dem Vorsit- zenden der amerikanischen Gewerkschaft Richard Trumka, aber auch mit dem aus New York kommenden, demokratischen Kongressabgeordneten Gregory Meeks sind wir übereingekommen, einen part- nerschaftlichen Dialog zwischen S&D und US-Demokraten in Brüssel zu beginnen. Auf der europäischen Seite werde ich die Koordination übernehmen, auf der ame- rikanischen Seite übernimmt Meeks. Ich freue mich auf den Start im Februar 2019. Bernie Sanders (r.) Senatorin Elisabeth Warren aus Mas- sachusetts ist eine der Hoffnungsträ- gerinnen progressiver Politik. Eine Frau aus dem normalen Leben, die weiß, wie es der Mittelklasse geht, die nicht zu den privilegierten Politikfamilien der Vereinigten Staaten gehört. Sie hat ih- ren WählerInnen versprochen, nach den „Midterm-Elections“ im November 2018 ernsthaft darüber nachzudenken, für das Amt der US-Präsidentin zu kandidie- ren. Es lohnt sich auf sie zu achten und ihre Worte zu hören. Gregory Meeks (r.) Elisabeth Warren (l.) 9
EU-ERWEITERUNGSPOLITIK MEIN ENGAGEMENT FÜR VERSÖHNUNG,WOHLSTAND UND EINE EUROPÄISCHE ZUKUNFT AUF DEM WESTBALKAN Die EU ist keine einsame Insel. Unsere Le- Albanien bensrealität zu Hause lässt sich nicht tren- nen von der Lebensrealität der Menschen, Im vergangenen Mandat erhielt ich das Gesprächen einen Durchbruch erzielt, so die in unserer Nachbarschaft leben. Der Vertrauen meiner KollegInnen in Albanien dass der politische Wettbewerb der Ideen Westbalkan ist zwar eindeutig Teil Euro- als vom Parlament beauftragter Vermitt- wieder im Parlament ausgetragen wer- pas, bisher aber noch nicht Teil der EU. ler dabei zu helfen, die tiefe innenpoliti- den konnte. Als Berichterstatter des Par- Wir müssen nur auf diese Region und ihre schmerzliche Geschichte blicken, um uns zu verdeutlichen, wie es in Europa ausse- hen könnte, ohne das erfolgreichste Frie- densprojekt unserer Geschichte: Europäische Integration, Aussöhnung, Zusammenarbeit. Albaniens Premierminister Edi Rama (l.) sche Krise, in die das Land gefallen war, laments für Albanien helfe ich mit, zum zu überwinden. Ich übernahm diese Ver- Beispiel die Justizreform dort umzusetzen. mittlerrolle gemeinsam mit einem EVP- Abgeordneten. Gleichzeitig gehen die Arbeiten weiter im Nach der Wahl im Sommer 2014 hatten Kampf gegen Korruption und Organisier- die Oppositionsparteien einen Boykott tes Verbrechen, für mehr Transparenz in des Parlaments begonnen. Kurz vor Weih- der Verwaltung und einer Verbesserung nachten hatten wir dann endlich in den der Wirtschaftslage. Mazedonien Mazedoniens Premier Zoran Zaev (r.) Eine ähnliche Schlichterrolle spiele ich auch alle klugen, „staatsmännischen“ Ver- derzeit in FYROM (Former Yugoslav Repu- handlungen mit hochrangigen PolitikerIn- Mein Engagement in dieser Region liegt blic of Macedonia), wohin ich häufig vom nen nichts. mir als Sozialdemokrat ganz besonders am Parlament entsandt werde, Herzen. Wichtig ist mir dabei immer zwei- um zwischen Regierung und erlei: Erstens, die EU-Erweiterungspolitik Opposition zu vermitteln. ist kein Selbstzweck, sondern in unserem Darüber hinaus bin ich sehr eigenen Interesse. Zweitens, die Länder glücklich, dass ich in meiner der Region müssen vor dem Beitritt zur anderen Rolle als ASB-Bundes- EU ihre „Hausaufgaben“ machen: bei po- vorsitzender viele soziale Pro- litischen Reformen, Rechtsstaatlichkeit, jekte in der Region voranbrin- Verbesserung der sozialen Lebensverhält- gen konnte. Denn wenn wir nisse und Normalisierung ihrer Beziehun- den Menschen vor Ort nicht gen zu ihren Nachbarn. Wir wollen ihnen helfen, bessere Lebensbedin- dabei helfen. gungen zu schaffen, nützen Kundgebung der mazedonischen SozialdemokratInnen, 2015 10
HAMBURG IN EUROPA REGELMÄßIGE BESUCHE POLITISCH INTERESSIERTER HAMBURGER Die europäische Politik beeinflusst unser Informationsfahrten zum Europäischen Parlament aller Alltag. Um HamburgerInnen die euro- päischen Institutionen und meine Arbeit im Europäischen Parlament näherzubrin- gen, lade ich regelmäßig Menschen nach Brüssel oder Straßburg ein. Viele BürgerInnen, Schulklassen und Stu- dierende, LehrerInnen, JournalistInnen, KünstlerInnen und UnternehmerInnen besuchen mich regelmäßig im Europapar- lament, stellen Fragen, diskutieren, regen an. Ich möchte meine Arbeit erklären und greifbarer machen. Umgekehrt nehme ich aber auch jedes Mal viel mit aus diesen Gesprächen. Ohne Dialog und Austausch kann man keine erfolgreiche Politik ma- chen. Together in Solidarity Jedes Jahr organisiert mein Hamburger Büro zwei große Besucherreisen für interessierte HamburgerInnen zum Europäischen Parlament in Brüssel oder Straßburg. Dort können sie die Plenarsitzung verfolgen und das Gespräch mit mir und meinen sozialdemokrati- schen KollegInnen suchen. Ein Besuch der Europäischen Kommission, des Europäischen Rates, des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte und in der Parlamentarischen Gesellschaft gehören auch dazu. Zusätzlich gibt es viele Gruppen, denen wir bei der ei- genen Organisation einer solchen Reise helfen. Bis zu dreißig Gruppen begrüße ich pro Jahr im Europäischen Parlament. Hamburg-Abend in Brüssel Zwei Mal im Jahr lade ich ein zum Ham- Anlässlich des UN-Weltflüchtlingstages burg-Abend in Brüssel. Dort treffen sich in haben wir SozialdemokratInnen mehr entspannter Atmosphäre viele Hamburge- als hundert Geflüchtete und Ehrenamtli- rInnen, die in Brüssel arbeiten und leben. che nach Brüssel eingeladen, um ihre Ge- Es ist wichtig auch für meine Arbeit, dass schichten mit uns zu teilen. sie den Bezug zu unserer Stadt nicht verlie- ren. Verschiedene ReferentInnen aus Ham- Besonders habe ich mich über die Teilnah- burg berichten dabei, was es Neues gibt. me von Fakhria Najem, Sonja Clasing und Das letzte Mal war dankenswerterweise Mohammad Faisal Aleefi aus Hamburg ge- unsere Bürgerschaftspräsidentin Carola freut. Veit zu Gast. Hamburg-Abend mit Carola Veit (r.) 11
Knut Fleckenstein: NICHT MIT UNS! Am 29. September haben sich weit über Natürlich hat mir auf dieser Demo nicht sere europäischen Werte zu negieren und 20 000 Menschen in Hamburg versam- jede Rede gefallen, mich nicht jedes Plakat die Völker zu spalten, statt zu versöhnen. melt, um unter dem Motto erfreut, und dennoch, eine solche fried- Wir wissen genau, wohin das führt. Die liche Zusammenkunft ist ein Zeichen der Geschichte hat gezeigt, dass die Ergebnis- UNITED AGAINST RACISM Stärke, des Engagements und der Weltof- se solcher Politik immer wieder Neid, Hass fenheit, die in unserer Stadt herrscht und und oft genug Kriege sind. zu demonstrieren. Sie haben deutlich ge- die auch in ganz Europa herrschen sollte. zeigt, dass Hamburg eine bunte Stadt ist Für uns SozialdemokratInnen ist das nicht und bleibt. Darauf kann man stolz sein Wir setzen uns mit denen auseinander, hinnehmbar. Ihrer zum Teil menschenver- und viele KollegInnen im Europäischen die ernstzunehmende Ängste haben und achtenden Politik setzen wir unsere Arbeit Parlament haben mich auf diese Demons- deshalb klare Antworten bezüglich ihrer für Frieden, Solidarität und Gerechtigkeit tration angesprochen. Sicherheit haben wollen. Aber die Bilder, entgegen. die wir in den letzten Wochen und Mona- ten gesehen haben, sind ekelhaft. Braune Horden und AfD-Politiker treffen sich, um Deutschland „zu retten“. Hass und Auslän- derfeindlichkeit werden wieder ganz offen gezeigt. Weder der AfD in Deutschland, noch den Orbans, den Le Pens, den Salvinis oder den Wilders in ganz Europa werden wir nach- geben. Für die S&D-Fraktion kommt eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit Rechtspopulisten, Rechtsradikalen oder Faschisten nicht infrage. Was diesen braunen Sumpf verbindet, ist der Wille un- Das Team Impressum V.i.S.d.P.: Knut Fleckenstein, MdEP Gestaltung: Ana Julia Kuschmierz Büro Hamburg: MitarbeiterInnen: Knut Fleckenstein, MdEP Nina Lund Kurt-Schumacher-Allee 10, Ana Julia Kuschmierz 20097 Hamburg Friedrich Carl Jan Meder Tel.: +49 (0)40 280 955 82 europa@knut-fleckenstein.eu Büro Brüssel: MitarbeiterInnen: Knut Fleckenstein, MdEP, Lara Schalthoff Parlement européen, ASP12G305 Ralf Kuhne Bât. Altiero Spinelli Rue Wiertz 60, 1047 Bruxelles, Belgien Tel.: +32 228 475 48 knut.fleckenstein@europarl.europa.eu
Sie können auch lesen