"Für Tommy zum dritten Geburtstag in Theresienstadt" Ein Kinderbuch als Zeugnis des Holocaust

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"Für Tommy zum dritten Geburtstag in Theresienstadt" Ein Kinderbuch als Zeugnis des Holocaust
„Für Tommy zum dritten Geburtstag in Theresienstadt“
Ein Kinderbuch als Zeugnis des Holocaust
„Für Tommy zum dritten Geburtstag in Theresienstadt 22.1.1944“ – so
übertitelte der tschechisch-jüdische Grafiker und Karikaturist Bedřich Fritta
(1906–1944) das selbstgezeichnete Buch für seinen Sohn. Das Kinderbuch blieb
Tommys einziges Vermächtnis seiner Eltern, die Opfer des NS-Regimes wurden.
Für die Nachwelt wurde es zum eindrucksvollen Zeugnis des Holocaust. Die neue
Kabinettausstellung im Kunstforum Ostdeutsche Galerie zeigt die
herausragenden Zeichnungen und stellt die bewegende Geschichte des
Kinderbuches vor. Es ist die erste Ausstellung von Dr. Sebastian Schmidt in
seiner Position als Leiter der Grafischen Sammlung am KOG.

Ab dem 9. März stellt das Kunstforum Ostdeutsche Galerie in einer neuen
Kabinettausstellung ein einzigartiges Künstlerbuch vor. Der tschechisch-jüdische
Künstler Bedřich Fritta (1906–1944) entwarf es 1944 für seinen dreijährigen Sohn.
Während das Original geschützt in der Vitrine liegt, kann man hochwertige
Reproduktionen der einzelnen Seiten an den Wänden betrachten. An den rund 50
Zeichnungen sieht man, dass hier ein professioneller Grafiker und Karikaturist am
Werk war. Vor seine Internierung in Theresienstadt hatte Fritta in Prag unter
anderem für das „Prager Tagblatt“ und für die Exilausgabe der Zeitschrift
„Simplicissimus“ gearbeitet.

„Tomíčkovi k jeho 3. narozeninám v Terezíně“ – 22.1.1944, steht auf dem
Titelblatt des Buches – „Für Tommy zum dritten Geburtstag in Theresienstadt –
22.1.1944“. Es zeigt den kleinen Jungen am Fenster, unter seinen Füßen eine Kiste
mit dem Aufdruck – Tommy Fritta AAL / 710. Es ist der einzige direkte Hinweis auf
die bittere Realität des Konzentrationslagers „Ghetto Theresienstadt“, wo das
Buch entstanden ist. „Auf den weiteren Seiten entfaltet Fritta die idealisierte
Lebenswelt des Kleinkindes, wie sie der Vater seinem Sohn wünscht,“ beschreibt
Sebastian Schmidt, Leiter der Grafischen Sammlung am KOG und der Kurator der
Präsentation. Auf den ersten Blick ist der Unterschied zu einem heutigen
Kinderbuch nicht groß. Es behandelt Themen aus dem Alltag eines Kleinkindes.
Die Bilder begleiten kurze Kommentare, in denen Fritta Tommys Kindersprache
aufgreift. „Doch in Bezug auf die trostlosen Umstände im Konzetrationslager
betrachtet man manche Motive mit anderen Augen: So zum Beispiel, wenn
Tommy ein Paket voller Lebensmittel erhält, Reisen in ferne Länder unternehmen
kann, oder in der imaginären Zukunft eine große Auswahl an Musikinstrumenten
zur Verfügung hat,“ schließt Schmidt.

Auf den letzten Seiten schreibt der Vater einige Zukunftswünsche für seinen Sohn
und auch für sich nieder. „Dieses Buch ist das erste in der langen Reihe von
Büchern, die ich dir noch malen will!“ (Original: „TATO KNIHA JEST V DLOUHÉ
ŘADĚ KNIH, KTERÉ MÁM V ÚMYSLU TI NAMALOVAT!“), steht hier. Ein Wunsch,
der nicht in Erfüllung gehen sollte.

Ihre Ansprechpartnerin
PhDr. Gabriela Kašková, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit I E-Mail: g.kaskova@kog-regensburg.de I Tel. 0941/29 714-23
"Für Tommy zum dritten Geburtstag in Theresienstadt" Ein Kinderbuch als Zeugnis des Holocaust
Tommy bekam sein Buch erst zum 18. Geburtstag 1959. Den Krieg überdauerte es
in einem Versteck in Theresienstadt. Bedřich Fritta hatte es auf dem Gelände des
Ghettos vergraben, bevor er nach Auschwitz deportiert wurde. Grund dafür waren
Zeichnungen, die die unmenschlichen Bedingungen im KZ bezeugten. Offiziell
wollten die Nationalsozialisten Theresienstadt als einen Vorzeigeort unter
Jüdischer Selbstverwaltung präsentieren. Das entsprechende Propagandamaterial
sollten künstlerisch begabte Insassen im Zeichensaal des Technischen Büros
entwerfen, den Fritta leitete. Nachdem die kompromittierenden Zeichnungen von
Fritta und seinen Künstlerkollegen bekannt wurden, ließ die SS-Kommandantur
die Urheber samt ihren Familien einkerkern und foltern. Ende Oktober 1944
wurden einige, darunter auch Fritta, schließlich nach Auschwitz gebracht.

Im Gegensatz zu seinem Freund und Künstlerkollegen Leo Haas überlebte Fritta
die Deportation nach Auschwitz nicht. Haas war es auch, der nach dem Krieg das
Buch barg. Nachdem auch Tommys Mutter Johanna 1945 in Theresienstadt
gestorben war, adoptierten Leo Haas und seine Frau Erna den kleinen Tommy.

Für Tomáš Fritta-Haas (1941–2015) hatte das Kinderbuch sein Leben lang einen
unschätzbaren Wert. Es war das einzige Vermächtnis seiner Eltern, die beide der
NS-Terrorherrschaft zum Opfer gefallen waren. Als ein historisches Dokument
führt das Kinderbuch heute das unermessliche Unrecht und Leid, das Millionen
widerfahren ist, exemplarisch und allgemeinverständlich vor Augen.

Die Ausstellung im Kunstforum Ostdeutsche Galerie

Bevor das Buch im Sommer 2021 als Dauerleihgabe an das Jüdische Museum
Berlin geht, präsentiert es das KOG im Rahmen des Jubiläumsjahres „1700 Jahre
jüdisches Leben in Deutschland“ nochmals in Regensburg der Öffentlichkeit. Die
Kabinettausstellung umfasst neben dem Original 52 hochwertige Reproduktionen
der einzelnen Seiten. Die Ausstellung ist bis zum 6. Juni zu sehen.

Die Präsentation ist das erste Ausstellungsprojekt von Dr. Sebastian Schmidt, das
er als neuer Leiter der Grafischen Sammlung am Kunstforum Ostdeutsche Galerie
durchführt. Das Buch und seine Geschichte stellt er persönlich bei einer Online-
Führung am 18. März um 18 Uhr vor. Weitere Mittagsführungen mit Dr. Schmidt
finden am Mittwoch, 24. März und 7. April, jeweils um 13 Uhr statt. Die Online-
Führungen sind kostenlos. Zu allen Terminen kann man sich bereits unter
www.kunstforum.net anmelden.

Für den 6. Mai ist ein Expertengespräch mit Prof. Dr. Walter Koschmal geplant.
Während seiner Tätigkeit am „Europaeum. Ost-West-Zentrum“ der Universität
Regensburg hat der Slavist das Buch als wichtiges Zeitdokument erforscht und
2015 mit dem Pustet-Verlag eine kommentierte Version herausbracht.

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AUSSTELLUNGSDATEN

Für Tommy zum dritten Geburtstag in Theresienstadt
Bedřich Frittas Vermächtnis für seinen Sohn
9. März bis 6. Juni 2021

PRESSEBILDER

Das Bildmaterial darf nur für die aktuelle Berichterstattung über die Ausstellung
„Für Tommy zum dritten Geburtstag in Theresienstadt. Bedřich Frittas
Vermächtnis für seinen Sohn“ im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg
sowie das Begleitprogramm genutzt werden. Die Bildunterschrift soll möglichst
komplett dargestellt werden.

                                                                                                  Dr. Sebastian Schmidt präsentiert das
                                                                                                  Kinderbuch „Für Tommy zum dritten
                                                                                                  Geburtstag in Theresienstadt“
                                                                                                  Foto: Kunstforum Ostdeutsche Galerie
                                                                                                  Regensburg / Gabriela Kašková

                                                                                                   Blick in die Kabinettausstellung „Für
                                                                                                   Tommy zum dritten Geburtstag in
                                                                                                   Theresienstadt. Bedřich Frittas
                                                                                                   Vermächtnis für seinen Sohn“ im
                                                                                                   Kunstforum Ostdeutsche Galerie
                                                                                                   Foto: Kunstforum Ostdeutsche Galerie
                                                                                                   Regensburg / Gabriela Kašková

Ihre Ansprechpartnerin
PhDr. Gabriela Kašková, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit I E-Mail: g.kaskova@kog-regensburg.de I Tel. 0941/29 714-23
"Für Tommy zum dritten Geburtstag in Theresienstadt" Ein Kinderbuch als Zeugnis des Holocaust
Bedřich Fritta, Titelblatt aus dem Buch Für Tommy
                                                                                     zum dritten Geburtstag in Theresienstadt, 1943/44,
                                                                                     Feder, Tusche, Pinsel, Aquarell, Bleistift,
                                                                                     auf Papier, Privatbesitz
                                                                                     Foto: Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg

                                                                                     Bedřich Fritta, Illustration aus dem Buch Für Tommy
                                                                                     zum dritten Geburtstag in Theresienstadt, 1943/44,
                                                                                     Feder, Tusche, Pinsel, Aquarell, Bleistift,
                                                                                     auf Papier, Privatbesitz
                                                                                     Foto: Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg

                                                                                     Bedřich Fritta, Illustration aus dem Buch Für Tommy
                                                                                     zum dritten Geburtstag in Theresienstadt, 1943/44,
                                                                                     Feder, Tusche, Pinsel, Aquarell, Bleistift,
                                                                                     auf Papier, Privatbesitz
                                                                                     Foto: Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg

Ihre Ansprechpartnerin
PhDr. Gabriela Kašková, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit I E-Mail: g.kaskova@kog-regensburg.de I Tel. 0941/29 714-23
"Für Tommy zum dritten Geburtstag in Theresienstadt" Ein Kinderbuch als Zeugnis des Holocaust
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