Evaluationsbericht GÜTESIEGEL LESEN - Ingrid Handle 4. Juni 2019
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DANK Danke an alle Schulen der Generationen 1 und 2 für die Übermittlung der Unterlagen und Materialien Danke an Wolfgang Haslwanter für das Zusammensammeln, Sichten und Ordnen der Unterlagen Danke an das Projektteam Anna Reheis, Karin Graber, Karin Widmann und Raimund Senn für das Aufbereiten, Zusammenfassen und Verschriften der Angaben aus den Evaluationsbögen Danke im Speziellen an Anna Reheis für die gesamte Koordination Impressum Bildungsdirektion für Tirol Maga Drin Ingrid Handle Innsbruck, 29. Mai 2019 Copyright und Haftung: Auszugsweiser Abdruck ist nur mit Quellenangabe gestattet, alle sonstigen Rechte sind ohne schriftliche Zustimmung des Medieninhabers unzulässig. Es wird darauf verwiesen, dass alle Angaben in dieser Publikation trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung des Bundeskanzleramtes und der Autorin/des Autors ausgeschlossen ist. Rechtausführungen stellen die unverbindliche Meinung der Autorin/des Autors dar und können der Rechtsprechung der unabhängigen Gerichte keinesfalls vorgreifen. Rückmeldungen: Ihre Überlegungen zu vorliegender Publikation übermitteln Sie bitte an ingrid.handle@bildung-tirol.gv.at 3
Inhalt Vorwort..................................................................................................................... 6 1 Ausgangslage, Hintergrund und Anlass der Evaluation .............................................. 7 2 Angaben zur Evaluation .......................................................................................... 9 2.1 Organisation des Evaluationsprojektes............................................................................. 9 2.1.1 Vorbereitung ............................................................................................................. 9 2.1.2 Evaluationsbogen ..................................................................................................... 9 2.1.3 Durchführung ...........................................................................................................10 2.1.4 Rücklauf der Evaluationsbögen ................................................................................10 2.2 Ziel und Zweck der Evaluation .........................................................................................10 3 Ergebnis-Analyse.................................................................................................. 12 3.1 Allgemeine Daten ............................................................................................................ 12 3.2 Zusätzliche Daten ............................................................................................................ 12 3.2.1 Die 8- bzw. 16-Buchstabenprobe ............................................................................. 12 3.2.2 Salzburger Lesescreening (SLS) ............................................................................... 13 3.3 Fördermaßnahmen .........................................................................................................14 3.3.1 Verwendetes Fördermaterial ...................................................................................14 3.3.2 Förderung für Risikoleserinnen und Leser ................................................................ 15 3.3.3 Förderung der guten Leserinnen und Leser ..............................................................16 3.3.4 Kontakt zu Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer ........................................... 17 3.3.5 Zusätzliche Diagnose Instrumente ........................................................................... 17 3.4 Erfüllung der Kriterien .....................................................................................................18 3.4.1 Aktive Schulbibliothek .............................................................................................18 3.4.2 Autor/innen-Begegnungen ......................................................................................20 3.4.3 Standortbezogenes Leseförderkonzept ...................................................................20 3.4.4 Lesefortbildung für alle Kolleginnen und Kollegen ................................................... 21 3.4.5 Lese-Patenschaften/ Lesepartnerschaften ............................................................... 21 3.4.6 Literacy-Bewusstsein ...............................................................................................22 3.4.7 Dokumentation und Veröffentlichung der Aktivitäten .............................................22 4
3.5 Mehrwert und Nachhaltigkeit .......................................................................................... 23 3.5.1 Veränderungen durch das Gütesiegel...................................................................... 25 3.5.2 Planungen für die Zukunft........................................................................................26 4 Zusammenfassung ............................................................................................... 27 4.1 Nachhaltige Verankerung ................................................................................................ 27 4.2 Sich aus der Evaluation ergebende Handlungsfelder .......................................................29 4.3 Sich aus der Evaluation ergebenden Maßnahmen ........................................................... 30 4.3.1 Maßnahmen für die Bildungsdirektion ..................................................................... 30 4.3.2 Maßnahmen für LESEGÜTESIEGEL Schulen ........................................................... 30 5 Literatur ...............................................................................................................31 6 Anhang ................................................................................................................ 32 5
Vorwort Das Vermitteln einer ausreichenden Lesekompetenz für alle Kinder ist eine der zentralen Aufgabe der Volksschule. Lesen als Schlüsselkompetenz ermöglicht die Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben und ist Basis für viele Lebensbereiche. Nach Veröffentlichung der PISA-Studie mit dem Schwerpunkt Lesen im Jahr 2009 und nach Bekanntwerden der Detail-Ergebnisse für die Bundesländer Tirol und Vorarlberg im Februar 2011 bestand Handlungsbedarf. Gegen alle Erwartungen entsprachen die Ergebnisse dem gesamtösterreichischen Durchschnitt (vgl. Senn, 2013): „Die Tiroler Schüler/innen erreichen bei PISA 2009 auf der Lese-Gesamtskala einen Mittelwert von 463 Punkten. Er liegt minimal und statistisch nicht signifikant unter dem österreichischen Gesamtmittelwert sowie um 30 Punkte und damit statistisch signifikant unter dem OECD Schnitt von 493“ (BIFIE Salzburg, 2011; zit. in ebd., 6) Ein eigens installiertes Lesekompetenzteam sollte die Tiroler Volksschulen dabei unterstützen, möglichst allen Kindern ausreichende Lesekompetenz zu vermitteln und ihnen somit eine bessere Chance für einen positiven Bildungsabschluss zu ermöglichen. Mit dem GÜTESIEGEL LESEN für Tiroler Volksschulen startete im Schuljahr 2011/12 eine Schul- und Unterrichtsentwicklungsinitiative zu einem der Bildungs-Kernbereiche. Von 2011 bis 2016 erhielten 175 Tiroler Volksschulen dieses Gütesiegel. Ziel der Initiative war es, an den teilnehmenden Schulstandorten Leseförderung in ihrer gesamten Bandbreite und dauerhaft zu implementieren. Plakativ lässt sich das mit dem Schlagwort „Gut lesen, gern lesen und viel lesen!“ zusammenfassen. Das GÜTESIEGEL LESEN für Tiroler Volksschulen war eine Qualitätsinitiative des Landes Tirol in Kooperation mit dem Landesschulrat für Tirol. Sie wurde in fünf Schuljahren durchgeführt (2011/12 bis 2015/16). Eine weitere Maßnahme zur Steigerung der Lesekompetenz war die Bibliotheksoffensive des Landes Tirol. Neben einer viersemestrigen Ausbildung zum Schulbibliothekar unterstützt das Land auch den Auf- und Ausbau von Schulbibliotheken. Insgesamt wurden 1.350.280 € vom Land Tirol für diese Lese- Initiative zur Verfügung gestellt. Auch im SQA-Prozess zeigte sich, dass die am häufigsten angegebenen Themen nach wie vor im Bereich Förderung der Lesekompetenz liegen. Eine weitere Maßnahme zur Steigerung der Lesekompetenz wurde mit der verpflichtenden Einführung der 8/16-Buchstabenprobe im Schuljahr 2014/2015 gesetzt. 6
1 Ausgangslage, Hintergrund und Anlass der Evaluation Am 31.3.2016 wurden die BIST Deutsch 4-Ergebnisse veröffentlicht. In Tirol wurden 2015 insgesamt 6658 Schüler/innen aus 367 Schulen im Fach Deutsch überprüft, das sind 98,8 % der zu testenden Schülerpopulation auf der 4. Schulstufe. Tirol lag bei den Ergebnissen im Österreich-Schnitt und verzeichnete leichte Zuwächse im Bereich des Lesens. Eine Analyse der Ergebnisse zeigte, dass die Lesekompetenz zwar gesteigert werden konnte, im Vergleich zu den vielfältig gesetzten Maßnahmen der letzten Jahre jedoch wenig wirkungsvoll waren. Laut OECD entsprechen 40 Punkte einem Entwicklungsfortschritt von einem „Lebensjahr“. Die Steigerung in Tirol betrug 21 Punkte1 und lag unter dem Erwartungswert. Eine weitere Auffälligkeit im Bereich des Leseverständnisses war die große Streubreite von 350 bis 700 Punkte. Ergebnis: Leseverständnis Quelle: BMBF, 2016, 31 1 Baseline-Testung 2011: 500 Pkt; D4 2015: 521 Pkt., also ein Fortschritt von etwa einem halben Entwicklungsjahr. 7
Quelle: BMBF, 2016, 49 Folgende Maßnahmen wurden aus der Ergebnis-Analyse abgeleitet: Weiterentwicklung des Lesekompetenzteams2 Herausarbeiten von Gelingensbedingungen zur Erreichung einer guten Lesekompetenz3 Evaluation der 8/16-Buchstabenprobe4 Evaluation des Lesegütesiegels 2 Erfolgte im Schuljahr 2016/2017 3 Handle, Ingrid (2017) Lesen in Tirol. Lesen – mögliche Gelingensbedingungen. In Journal Volksschule 3 (2017, 4 ff). www.vs-tirol.tsn.at 4 Handle, Ingrid (2019) Evaluationsbericht 8/16-Buchstabenprobe 8
2 Angaben zur Evaluation 2.1 Organisation des Evaluationsprojektes 2.1.1 Vorbereitung Insgesamt beteiligten sich tirolweit 175 Schulen in fünf Generationen an der Zertifizierung zum LESEGÜTESIEGEL. Der erste Teil der Evaluation betrifft die Schulen der Generationen 1 und 2 mit jeweils 41 bzw. 40 Standorten. Der zweite Teil der Evaluation erfolgt mit den Generationen 3, 4 und 5 im Schuljahr 2019/2020. Die Unterlagen zur Durchführung der Evaluation wurden vom Projektteam5 Evaluation- Gütesiegel, das zu diesem Zweck installiert wurde, erstellt. Nach Rücksprache mit dem Bildungsdirektor und der Bildungslandesrätin wurden Ergänzungen und Anregungen eingearbeitet und im Anschluss daran an die betroffenen Schulen übermittelt. 2.1.2 Evaluationsbogen Zur Vorbereitung für die Erreichung des GÜTESIEGEL LESEN im Jahr 2011 wurden in Zusammenarbeit mit dem Lesekompetenzteam Kriterien zur Erreichung des Gütesiegels festgelegt: Aktive Schulbibliothek Autor/innen-Begegnungen Standortbezogenes Leseförderkonzept Lesefortbildung für alle Kolleg/innen Lese- Patenschaften Literacy-Bewusstsein Dokumentationen und Veröffentlichung der Aktivitäten Diese Kriterien bildeten die Grundlage für den Evaluationsbogen, der um folgende Erhebungsdaten erweitert wurde: Angaben zum Leseförderkonzept Angaben zu den Ergebnissen aus SLS- bzw. 8/16-Buchstabenprobe-Überprüfungen Angaben zu Kontaktaufnahme mit den Beratungslehrer/innen für den Bereich Lesen Nachhaltigkeit und Mehrwert des Lesegütesiegels für den Standort 5 Das Projektteam ist zuständig für die Ausarbeitung und Zusammenfassung der Unterlagen. Mitarbeiterinnen im Projektteam sind: Ingrid Handle, SQM, Mitarbeiterin Bildungsdirektion; Anna Reheis, Lesekoordinatorin; Karin Graber & Karin Widmann, Beratungslehrerinnen für den Bereich Lesen; Raimund Senn, ehemaliger Koordinator des Lesekompetenzteams 9
2.1.3 Durchführung Die Information über die Durchführung der Evaluation erfolgte als allgemeine Information bei den Schulleiterkonferenzen im Herbst 2018. Im Dezember 2018 erging eine schriftliche Information an die betroffenen Schulen und im Jänner 2019 erhielten die Schulen den Evaluationsbogen mit der Aufforderung, alle Unterlagen bis Ende Februar 2019 per Post an die Bildungsdirektion bzw. an die dafür vorgesehene Mailadresse zu übermitteln. Die Daten wurden an zentraler Stelle gesammelt und im Projektteam gesichtet, zusammengefasst und statistisch ausgewertet. 2.1.4 Rücklauf der Evaluationsbögen 81 Schulen der Generationen 1 und 2 mit insgesamt 523 Klassen und 9147 Schülerinnen und Schüler wurden aufgefordert die Unterlagen zur Evaluation des Gütesiegels einzubringen. Für das Sammeln der elektronisch übermittelten Unterlagen wurde eine eigene Mailadresse eingerichtet mit der Bitte an die Schulen, sämtliche Unterlagen an diese Adresse zu übermitteln. 28 Standorte hielten sich an diese Vorgabe und 27 Schulen schickten die Unterlagen per Post. Alle anderen Unterlagen wurden je nach Belieben an vier unterschiedliche Personen versandt, was das Überprüfen der eingelangten Unterlagen sehr schwierig machte. 50 Schulstandorte übermittelten die Unterlagen zeitgerecht. 12 Schulstandorte bekundeten mittels eines Schreibens an die Bildungsdirektion ihren Unmut über den zusätzlichen administrativen Aufwand und beschlossen, sich nicht an der Evaluation beteiligen zu wollen. 14 Schulstandorte gaben bis zum Ablauf der Einreichfrist keine Rückmeldung. Nach einem Aufforderungsschreiben der Bildungsdirektion haben alle Schulstandorte ihre Unterlagen eingereicht. Zwei Standorte legten den Unterlagen das Gütesiegel (Türschild) bei. 5 Standorte gaben nach dem Erhalt des Schreibens der Bildungsdirektion an, dass sie nicht gewusst hätten, eine Lese-Schule zu sein und reichten keine Unterlagen ein. Als Grund nannten sie unter anderem den Wechsel in der Schulleitung. Eine Schule wurde aufgrund der Erkrankung der Schulleitung von der Evaluation ausgenommen. 2.2 Ziel und Zweck der Evaluation Grundsätzlich dient eine Evaluation der rückblickenden Wirkungskontrolle und der vorausschauenden Steuerung von Situationen und Prozessen. Anhand von Evaluationsdaten können untersuchte Prozesse angepasst und optimiert werden. Das LESEGÜTESIEGEL ist ein vom Land Tirol und Landesschulrat für Tirol erarbeitetes Qualitätszertifikat und bescheinigt einer Schule besondere pädagogische Maßnahmen im Bereich des Leseunterrichts. 10
Ziel dieser Untersuchungen ist es, Daten und Informationen zu generieren, um die Nachhaltigkeit und den Wirkungsgrad des LESEGÜTESIEGELS beurteilen zu können. Außerdem soll herausgearbeitet werden, welche Unterrichtsmethoden sich besonders eignen, um die Lesekompetenz bei allen Schülerinnen und Schülern zu sichern (Aufzeigen von Qualitätskriterien, Good-Practice-Beispielen etc.). In einem dritten Punkt sieht sich diese Evaluation auch als Qualitätsprüfung, ob oder inwiefern die Anforderungen des LESEGÜTESIEGELS nach wie vor erfüllt werden. 11
3 Ergebnis-Analyse 3.1 Allgemeine Daten Die Generationen 1 und 2 umfassen 81 Schulen mit insgesamt 523 Klassen und 9147 Schülerinnen und Schüler. Davon haben 35 Schulen acht und mehr Klassen, 26 Schulen haben vier bis sieben Klassen und 20 Schulen haben weniger als vier Klassen. Die größte Schule hat 313 Schülerinnen und Schüler in insgesamt 15 Klassen und die kleinste Schule hat 1 Klasse mit 3 Schülerinnen und Schüler. Alle eingereichten Unterlagen waren großteils vollständig. Schwierigkeiten ergaben sich bei der Übermittlung von Daten (z.B. 8/16-Buchstabenprobe, SLS-Ergebnisse) aus vergangenen Schuljahren. Die Schulleitungen merkten an, dass sie über eine längere Aufbewahrungsfrist nicht in Kenntnis gesetzt worden wären. Sieben Standorte mit insgesamt 353 Schülerinnen und Schüler haben nichts eingereicht und werden in weiterer Folge bei der Analyse nicht berücksichtigt. Drei Standorte wollen in Zukunft auf das Gütesiegel verzichten. Sie haben allerdings die gewünschten Unterlagen und Materialien eingereicht, weshalb sie in der Analyse berücksichtigt werden. Die Analyse der Daten stützt sich demnach auf die Rückmeldungen von 74 Standorten mit insgesamt 8790 Schülerinnen und Schüler. 3.2 Zusätzliche Daten 3.2.1 Die 8- bzw. 16-Buchstabenprobe Kinder, die beim Schriftspracherwerb Schwierigkeiten aufweisen, zeigen meist schon nach den ersten acht Buchstaben Auffälligkeiten. Die Buchstaben können nicht automatisiert aus dem Gedächtnis abgerufen bzw. ohne Zögern zu Papier gebracht werden. Auch das Erlesen von unbekannten Wörtern mit diesen Buchstabenkombinationen birgt oft Schwierigkeiten. Das Erkennen von Wörtern aus der Fibel bringt oft keinen Aufschluss über die Probleme des Kindes, da diese Wörter als Ganzwort abgespeichert werden. Auch das lauttreue Schreiben fällt oft schwer (vgl. Schulpsychologie, 2005). Um Probleme im Schriftspracherwerb schon zu einem frühen Zeitpunkt zu erkennen, wurde im Schuljahr 2014/2015 die 8- und 16- Buchstabenprobe verpflichtend eingeführt. Die Schulen wurden gebeten die Ergebnisse der 8- und 16-Buchstabenprobe der letzten drei Schuljahre zu übermitteln. 29 Schulen übermittelten detaillierte Ergebnisse mit Fördermaßnahmen für die einzelnen Kindern der letzten drei Jahre. Viele meldeten zurück, 12
dass es keine Angaben zur Aufbewahrung der Unterlagen von Seiten des Landesschulrates gegeben hätte und die Unterlagen deshalb vernichtet worden wären. 3.2.2 Salzburger Lesescreening (SLS) „Das Salzburger Lesescreening (SLS) ist seit dem Schuljahr 2002/03 verpflichtend in der dritten Schulstufe durchzuführen. Das SLS markiert aufgrund seiner Praxistauglichkeit einen Meilenstein in der Leseförderung, weil es ein wichtiges Instrument zur Individualisierung des Unterrichts darstellt. Es versetzt die Lehrkräfte in die Lage, selbst und ohne großen Aufwand zuverlässig die basale Lesefertigkeit aller Schülerinnen und Schüler in weniger als 15 Minuten zu überprüfen. Auch bietet das SLS die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt Fortschritte in der Lesekompetenz zu messen und die Wirkung von Fördermaßnahmen zu evaluieren“ (www.lesekompetenz.tsn.at). Insgesamt wurden die Daten von 2858 Schülerinnen und Schüler übermittelt. 23 Standorte gaben an, nicht gewusst zu haben, dass die Unterlagen aufzubewahren seien und konnten deshalb keine Unterlagen übermitteln. Wie in Abbildung 2 ersichtlich sind die Leseergebnisse vor allem im Risikobereich besser geworden. So konnten die Anzahl der Schülerinnen und Schüler mit weit unterdurchschnittlichen Leistungen von 3% auf 1% verringert werden. Im Bereich der unterdurchschnittlichen Leistungen wurden im Schuljahr 2016/2017 die besten Ergebnisse 13
erzielt. Im Schuljahr 2017/2018 hat die Anzahl der Schülerinnen und Schüler mit unterdurchschnittlichen Leseleistungen wieder zugenommen. Tendenziell kann eine Steigerung in der Lesefertigkeit festgestellt werden. Bei 20 Standorten konnte im Verlauf der letzten drei Jahre eine stete Verbesserung verzeichnet werden. Bei 40 Standorten hat sich die Leseleistung kaum verändert und bei 14 Standorten hat sich die Leseleistung der Schülerinnen und Schüler innerhalb von drei Jahren verschlechtert. Aufgrund der nicht lückenlosen Angaben zur 8- bzw. 16-Buchstabenprobe kann kein Vergleich zwischen den Ergebnissen der 8- bzw. 16-Buchstabenprobe und den SLS- Ergebnissen hergestellt werden. 3.3 Fördermaßnahmen 3.3.1 Verwendetes Fördermaterial An allen Standorten sind zahlreiche Fördermaterialien vorhanden, die auch regelmäßig zum Einsatz kommen. Wie in Abbildung 3 ersichtlich sind die am meisten genannten Materialien und Unterlagen jene, die auf der Homepage der Tiroler Lesekompetenz6 den Schulen zur Verfügung gestellt werden. Online-Leseförderprogramme oder am Klassencomputer installierte Programme werden in fast gleichem Ausmaß wie die Fördermaterialien der 6 https://lesekompetenz.tsn.at/ 14
Tiroler Lesekompetenz eingesetzt. Als Vorteil der PC-Lernförderprogramme wird häufig der sehr gute Einsatz als Einzelfördermaßnahme genannt. Die Fröhler-Lesekarten, eine Übungskartei für den systematischen Aufbau der Lesekompetenz, erfreuen sich auch großer Beliebtheit. Sie werden an mehr als der Hälfte der Standorte eingesetzt. 3.3.2 Förderung für Risikoleserinnen und Leser Bei der Förderung von Risikoleserinnen und -lesern kommen vielfältige Materialien und Unterlagen zum Einsatz. Abbildung 4 zeigt, dass Lesikus, eine Lernsoftware für gezielte und individuelle Leseförderung und Antolin, ein Online-Programm, besonders beliebte Materialien für die Förderung von Risikoleserinnen und -lesern sind. Sehr weit verbreitet sind auch Lesebuddies und Tandemlesen. Als Lesebuddies7 kommen meist ältere Schülerinnen und Schüler zum Einsatz, aber auch Schulleitungen, Lehrpersonen und Schulassistenz fungieren als Lesebuddies. Tandemlesen ist ein Lautleseverfahren. Hier bilden je ein etwas stärker Lesender und ein etwas schwächer Lesender ein Team. Ziel dieser Methode ist es, sowohl die Leseflüssigkeit als auch das Leseverständnis zu verbessern. Tandemlesen wird auch häufig bei der Förderung von guten Leserinnen und Lesern genannt (Abbildung 5). 7 Lesebuddies sind Personen, die Schülerinnen und Schüler etwas vorlesen, gemeinsam mit ihnen lesen und sich auch etwas vorlesen lassen. 15
Für die Förderung von Risikoleserinnen und -lesern kommen, wie eingangs schon erwähnt, vielfältige Materialien zum Einsatz. Häufig wird auch Antolin als Fördermaterial genannt. Dazu muss erwähnt werden, dass Antolin der Kategorie Vielleseverfahren zugeordnet werden kann und eher für die Steigerung der Lesemotivation geeignet ist. 3.3.3 Förderung der guten Leserinnen und Leser Neben Antolin, als das am meisten genannte Angebot (Abbildung 5), haben begabte Leserinnen und Leser häufig die Möglichkeit, ihr Können über Buchpräsentationen und Vorlesen von Texten und Geschichten unter Beweis zu stellen. Aufgrund der Angaben in den Evaluationsbögen entsteht der Eindruck, dass die Gruppe der guten Leserinnen und Leser meist zur Unterstützung für schwache Leserinnen und Leser eingesetzt werden. 16
3.3.4 Kontakt zu Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer Das im Jahr 2005/06 gegründete Lesekompetenzteam wurde 2015 ins Team der Pädagogischen Beratungszentren (PBZ) integriert. Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer für Lesen bieten so ihre fachliche Expertise für eine Region an. Im Rahmen der Einrichtung der Bildungsdirektionen wurden die PBZ durch den Fachbereich Inklusion, Diversität und Sonderpädagogik (FIDS) ersetzt. Das System der Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer bleibt bestehen. 60 von 74 Schulen, also insgesamt 81 % nutzen das Angebot der Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer für den Bereich Lesen. 3.3.5 Zusätzliche Diagnoseinstrumente Das Salzburger Lesescreening (SLS) und die 8-und 16-Buchstabenprobe sind verpflichtend durchzuführen und zu protokollieren. Die SLS-Ergebnisse werden von der Bildungsdirektion gesammelt und weiter an des BMBWF übermittelt. Das Protokoll der 8- und 16- Buchstabenprobe verbleibt an der Schule. 56 der 74 Standorte (76 %) verwenden zusätzliche Diagnoseinstrumente. Wie aus Abbildung 6 ersichtlich kommt sehr häufig die Informelle Kompetenzmessung (IKM) als Diagnoseinstrument zum Einsatz. IKM ist ein Instrument zur Evaluierung des eigenen 17
Unterrichts und gibt Auskunft über den Lernstand der ganzen Klasse und auch über den Kompetenzstand der einzelnen Schülerinnen und Schüler (vgl. bifie.at). Das an zweiter Stelle genannte Instrument ist die Bludenzer Aufgabenreihe zur phonologischen Bewusstheit und Sprache (BAPS). 3.4 Erfüllung der Kriterien Für die Erlangung des LESEGÜTESIEGELS wurden vom damaligen Lesekompetenzteam sieben Kriterien als Grundvoraussetzung ausgearbeitet. Das Evaluationsteam orientierte sich an diesen Vorgaben. Die Angaben der Schulen werden wie folgt aufgelistet und interpretiert. 3.4.1 Aktive Schulbibliothek Das am nachhaltigsten etablierte Kriterium ist das der aktiven Schulbibliothek. Nahezu alle Standorte verweisen auf die Wichtigkeit und auf den hohen Stellenwert der Schulbibliothek im schulischen Alltag. Die Schulen sehen die Schulbibliothek nicht nur als einen sich aufgrund der finanziellen Ressourcen ergebenden kurzfristigen Gewinn, sondern der Aus-und Aufbau der Schulbibliotheken setzte an den allermeisten Standorten eine nachhaltige Entwicklung in Gang, die bis heute sichtbar und spürbar ist. Die Schulbibliotheken an den 74 Standorten haben einen Gesamtbestand von 174.183 Medien, davon werden 130.767 Medien entliehen. Das bedeutet, dass jährlich 75 % des Gesamtbestandes von den Kindern ausgeliehen werden. 55 der 74 Schulstandorte, das sind 18
74 %, nutzen die Schulbibliothek für diverse Veranstaltungen wie Autorinnen- und Autorenlesungen, Büchervorstellungen, Vorlesen etc. Die Öffnungszeiten der Bibliotheken divergieren je nach Größe des Standortes. Abbildung 7 zeigt, dass an gut zwei Drittel der Standorte die Schulbibliothek mindestens mehrmals wöchentlich geöffnet hat. Wie aus Abbildung 8 ersichtlich, haben an 48 Schulen, das sind 64% aller in der Evaluation berücksichtigten Standorte, die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, die Bibliothek eigenständig zu nutzen. 19
3.4.2 Autorinnen- und Autorenbegegnungen Autorinnen- und Autorenbegegnungen fördern die Leselust und Lesekompetenz der Kinder. „Einem Buch kann man keine Löcher in den Bauch fragen – aber der Autorin, die es geschrieben hat", sagt Arzu Gürz Abay8 bei der Frage nach dem Mehrwert von Autorinnen- und Autorenbegegnungen. Diese Veranstaltungen, die neben der Lesung immer auch Gespräch und Diskussion beinhalten, werden auch sechs Jahre nach Erhalt des LESEGÜTESIEGELS von 71 (96 %) der 74 evaluierten Schulstandorte regelmäßig angeboten. 44 Standorte (60%) haben eine ausführliche Dokumentation mit Bildern und Berichten eingereicht. 13 Schulen (18%) gaben an, das Angebot der Tiroler Kulturservicestelle zu nutzen. 3.4.3 Standortbezogenes Leseförderkonzept Die meisten Schulstandorte (58 von 74) übermittelten standortbezogene Förderkonzepte. Großteils handelte es sich um allgemeine Förderkonzepte für alle Schulstufen, die laut Aussage der meisten Schulleitungen nicht jährlich überarbeitet werden. 34 Schulen haben in ihren Förderkonzepten Ziele und Maßnahmen angegeben. 11 Standorte erarbeiteten Förderkonzepte für jedes Kind. Einige Schulleiterinnen und Schulleiter (12 von 74) geben an, dass der SQA-Entwicklungsplan den standortbezogenen Förderplan ersetze. Die SQA- Entwicklungspläne wurden großteils eingereicht. 3 Schulen erarbeiteten ein eigenes Förderkonzept für die Grundstufe 1 und 12 Schulen gaben an, das Konzept jährlich zu überarbeiten. Von einigen wenigen Standorten wurde das unveränderte Förderkonzept aus dem Schuljahr 2011/2012 eingereicht. Ersichtlich wurde das durch einen Vergleich mit den Unterlagen bei der Einreichung zum Gütesiegel. Wie in Abbildung 9 ersichtlich werden die wenigsten Förderkonzepte weiterentwickelt und adaptiert. Auffallend ist auch, dass die eingereichten Leseförderkonzepte kaum klare Zielformulierungen mit auf diese Ziele abgestimmten Maßnahmen, Indikatoren und Zeitleisten beinhalten. 8 http://www.boedecker-kreis-nrw.de/autorenbegegnungen 20
3.4.4 Lesefortbildung für alle Kolleginnen und Kollegen Lesespezifische Fortbildungen haben an 93 % der Standorte (69 von 74) einen hohen Stellenwert. Die Veranstaltungen wurden entweder von einzelnen Lehrpersonen besucht, die dann als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren am Standort fungierten oder von allen Lehrpersonen der Schule. Die Fortbildungsreihe „Lesewerkstatt“, ein Angebot für den Erst- Leseerwerb wurde von 61 Standorten (82 %) besucht. Die Frage, welche Inhalte der Fortbildungen im Schulalltag umgesetzt bzw. eingesetzt werden, wurde kaum bis gar nicht beantwortet. 3.4.5 Lese-Patenschaften/ Lesepartnerschaften Lese-Patenschaften erfreuen sich großer Beliebtheit und sind an vielen Standorten ein etabliertes und wertvolles Angebot. 45 Schulen (60%) arbeiten nach wie vor mit Lesepaten. 24 Standorte verzichten auf Lesepaten, 5 Standorte machten keine Angaben. Lesepatenschaften werden meist von pensionierten Lehrerinnen und Lehrern und von Eltern übernommen. Auch Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Nachbarinnen und Nachbarn der Schule oder interessierte Pensionistinnen und Pensionisten übernehmen Lesepatenschaften (Abbildung 10). An 19 Standorten (42%) erhalten die Lesepaten eine Einschulung und werden laufend über die neuesten Materialien, Unterlagen etc. informiert. An einem Standort haben die Lesepatinnen und -paten auch die Gelegenheit bei Lese- Fortbildungen, die an der Schule stattfinden, dabei zu sein. Lesepartnerschaften bestehen hauptsächlich bei Vorlese-Aktionen innerhalb der Schule in Form von Lesebuddies, Vorlesen in der Pause durch Lehrerinnen und Lehrer und durch eine Zusammenarbeit mit dem Kindergarten (Schülerinnen und Schüler lesen den Kindergartenkindern vor). 21
3.4.6 Literacy-Bewusstsein Bei der Bewerbung zum Erhalt des Lese-Gütesiegels wurde unter anderem auch der Begriff Literacy eingeführt und definiert. Literacy dient als Sammelbegriff für verschiedene Kompetenzen wie Text- und Sinnverständnis, sprachliche Abstraktionsfähigkeit, Erzähl- und Lesefreude, Vertrautheit mit Büchern, Schreiben, schriftliche Ausdrucksfähigkeit und Medienkompetenz (vgl. Senn, 2013, 59). Beispiele für das Stärken der Literacy-Kompetenz wären z.B. IKT-Sicherheit, Angebot Zeitung in der Schule, Antolin9, Onilo10 (ebd.). Aus den Angaben der Schulen lässt sich ablesen, dass der Begriff Literacy unterschiedlich ausgelegt wird und teilweise Unsicherheiten über die begriffliche Definition herauslesbar sind. Vielfältige in dieser Kategorie genannte Aktivitäten konnten deshalb in der Grafik (Abbildung 11) nicht berücksichtigt werden. 3.4.7 Dokumentation und Veröffentlichung der Aktivitäten Die Lese-Aktivitäten im öffentlichen Raum (51 Schulen, 69 %) sind sehr zahlreich und werden von den Schulstandorten auf vielfältigste Weise umgesetzt. So reichen die Aktivitäten von der Gestaltung von Gottesdiensten über Vorlesen im Altersheim bis hin zu einem Leseflash- mob, Lesegipfel, einer Lesewanderung und Lesenacht. 9 Leseförderprogramm für Volksschulen, https://antolin.westermann.de 10 Digitale Kinderbücher, https://www.onilo.de/ 22
Gut angenommen wird auch der Tiroler Vorlesetag. 34 von 74 Schulen, das sind 46 %, gaben an, sich an der vom Land Tirol gemeinsam mit dem Landesschulrat für Tirol initiierten Leseaktion beteiligt zu haben. 3.5 Mehrwert und Nachhaltigkeit 65 Schulen (88%) gaben an, die Kriterien einer LESEGÜTESIEGEL-Schule nach wie vor umzusetzen (Abbildung 13) und 72 Schulen (97 %) sind der Überzeugung, dass der Mehrwert, den eine zertifizierte Leseschule mit sich bringt, nach wie vor im Unterrichtsalltag spürbar ist. Bemerkenswert ist, dass die Arbeit mit und in der Bibliothek, wie aus den Abbildungen 14 & 15 ersichtlich, die größte Nachhaltigkeit und den größten Mehrwert für den Leseunterricht an den jeweiligen Standorten brachte und immer noch bringt. Viele Standorte haben rückgemeldet, dass die Evaluation sehr zeitaufwendig und arbeitsintensiv gewesen sei, das Zusammentragen der Unterlagen und Materialien aber wieder ein Anschub war, sich nochmals intensiver der Thematik widmen zu wollen. 23
24
3.5.1 Veränderungen durch das Gütesiegel Die Frage „Welche Veränderungen wären ohne das Gütesiegel nicht möglich gewesen?“ kann mehrheitlich mit folgender Aussage einer Schulleiterin beschrieben werden: „Das Gütesiegel hat uns immer wieder motiviert, am Thema dran zu bleiben“. In Abbildung 16 zeigt sich der große Stellenwert der Schulbibliothek, der, laut Aussage der Schulleitungen, ohne das Gütesiegel so nicht möglich gewesen wäre. 25
3.5.2 Planungen für die Zukunft Gedanken, Ideen und Vorhaben für Qualitätssicherung und weitere Qualitätsentwicklung wurden sehr allgemein formuliert und fokussierten eher auf „Weiterführen der bewährten Angebote“. Nur wenige Standorte gaben klare Zielformulierungen und konkrete nächste Umsetzungsschritte für die Weiterentwicklung der Lesekompetenz am Standort an. 26
4 Zusammenfassung Je früher und je umfassender der individuelle Leselernprozess eines Kindes gefördert wird, desto nachhaltiger wirken sich die gesetzten Maßnahmen auf die gesamte Lernentwicklung der einzelnen Schülerin, des einzelnen Schülers aus. Mit dem GÜTESIEGEL LESEN für Tiroler Volksschulen setzte das Land Tirol in Kooperation mit dem damaligen Landesschulrat für Tirol eine breit angelegte Initiative mit dem Ziel, an den teilnehmenden Schulstandorten Leseförderung in ihrer gesamten Bandbreite und dauerhaft zu implementieren (vgl. https://lesekompetenz.tsn.at). 4.1 Nachhaltige Verankerung Sechs bzw. sieben Jahre nach Erhalt des Zertifikats LESEGÜTESIEGEL-Schule für insgesamt 81 Schulstandorte lassen sich folgende nachhaltig verankerte Leseförderkonzepte, Leseaktivitäten und -projekte zur Lesekompetenzförderung an Volksschulen aufzeigen: Leseaktivitäten Lesen als die Kernkompetenz für den weiteren Bildungsweg jeder einzelnen Schülerin, jedes einzelnen Schülers ist klar im Bewusstsein der unterrichtlichen Tätigkeiten an den Standorten verankert und fließt auf vielfältigste Weise in die tägliche Arbeit mit ein. Unterschiedlichste Leseaktivitäten wie Lesefrühstück, Lesepause, Tandemlesen, Leseweg und viele andere Angebote sind aus dem unterrichtlichen Alltag nicht mehr wegzudenken. Auch die Lesungen von Autorinnen und Autoren finden regelmäßig statt und haben sich in den meisten Fällen als jährlicher Fixpunkt an den Standorten etabliert. Fachexpertise Bemerkenswert ist auch das gesteigerte Bewusstsein bezüglich Fachexpertise und Fachwissen. Das Wissen über den Leselernprozess und den Erwerb von Lesekompetenz ermöglicht treffsichere Analysen, Diagnosen und die Erarbeitung von individuellen Leseförderkonzepten. Aus den eingereichten Unterlagen lässt sich eine sehr hohe Bereitschaft zur Fort- und Weiterbildung für den Kernbereich Lesen ableiten. Sowohl einzelne Lehrerinnen und Lehrer als auch ganze Kollegien besuchen zahlreiche Fortbildungen. Der Schwerpunkt liegt vor allem im Bereich des Erstleseunterrichts. Bibliothek Wie schon mehrfach in der Analyse der Daten angeführt, kann der Aus- und Aufbau von Schulbibliotheken und der Einsatz von ausgebildeten Schulbibliothekarinnen und Schulbibliothekaren als voller Erfolg gewertet werden. Ohne finanzielle Unterstützung des 27
Landes Tirol wäre diese quantitative und vor allem auch qualitative Entwicklung nicht möglich gewesen. Gut ausgestattete Schulbibliotheken gewährleisten einen qualitätsvollen Leseunterricht. Sie sind aus der Tiroler Bildungslandschaft nicht mehr wegzudenken. Beratung Die Beratungsleistungen, die von speziell für den Bereich Lesen ausgebildeten Beratungslehrerinnen und -lehrern angeboten werden, werden gut von den Schulen angenommen. Diagnoseinstrumente Pädagogische Diagnostik zählt zu den Kernkompetenzen der Lehrerinnen und Lehrer. Aus den Rückmeldungen lässt sich eine zunehmende Sensibilisierung über datenbasiertes Arbeiten ableiten. Neben den verpflichtend durchzuführenden Diagnoseinstrumenten verwenden immer mehr Standorte zusätzliche Diagnoseinstrumente, um die Voraussetzungen und Bedingungen für erfolgreiche individuell gestaltete Lernprozesse zu ermitteln und darüber hinaus Ziele und Maßnahmen für die weiteren Schritte ableiten zu können. Lesepatinnen und Lesepaten Der Einsatz von Lesepatinnen und Lesepaten wird von allen Standorten als Bereicherung für den Lese-Unterricht gesehen. Die Lesepatinnen und Lesepaten wecken die Freude am Lesen und unterstützen Kinder dabei, ihre Lesefähigkeit und Lesekompetenz zur erhöhen. Sie sind wichtige Partnerinnen und Partner im Leseunterricht geworden. Erfüllung Kriterien Im Hinblick auf das Erfüllen der Kriterien kann abschließend festgestellt werden, dass vier von sieben Kriterien nachhaltig im System verankert sind: Aktive Schulbibliothek Autorinnen- und Autorenbegegnungen Lesefortbildungen Lesepatenschaften 28
4.2 Sich aus der Evaluation ergebende Handlungsfelder Von Daten zu Taten „Pädagogische Diagnostik ist keine zusätzliche Aufgabe, sondern gehört zum Kern professioneller Arbeit von Lehrer/inne/n: Sie begründet jedes auf die einzelne Schülerin/den einzelnen Schüler fokussierte pädagogische Handeln. Alle empirischen Studien, die sich mit Lernleistungen von Schüler/innen beschäftigen, bestätigen eindeutig, dass eine verbesserte Diagnosekompetenz der Lehrer/innen zu einer Verbesserung der Lernleistungen der Schüler/innen führt“ (BMBF, 2015, 3). Aus den von den Schulen übermittelten Unterlagen lässt sich ableiten, dass Diagnoseinstrumente verwendet und Diagnoseverfahren wie z. B. die 8- und 16- Buchstabenprobe regelmäßig durchgeführt werden. Aus der Tatsache heraus, dass viele Schulen angaben, Datenmaterialien nicht aufbewahrt zu haben und Förderpläne teilweise nicht überarbeitet zu haben, kann davon ausgegangen werden, dass das Bewusstsein über die Weiterverwendung von gewonnenen Daten noch nicht ausreichend vorhanden ist. Hier gilt es tirolweit Akzente zu setzen, um die Notwendigkeit von datenbasiertem Arbeiten für zielgerichtetes individuelles Fördern und Fordern zu etablieren. Lese-Förderkonzept Datenbasiertes Arbeiten ist auch die Grundlage für die Erstellung eines auf die individuellen Lernvoraussetzungen des Kindes abgestimmte Leseförderung. Neben einem Schulprogramm zur Leseförderung bedarf es individueller Leseförderkonzepte mit Zielsetzungen, Maßnahmen und Zeitleiste, die regelmäßig überprüft und dann wiederum als Grundlage für weitere Qualitätsentwicklungsmaßnahmen dienen. Umsetzung der Erkenntnisse aus den Fortbildungen Schulen besuchen, wie oben bereits erwähnt, zahlreiche Fortbildungen zum Themenbereich Lesen, es gab jedoch kaum Angaben, wie diese gewonnenen Erkenntnisse im Unterricht ein- bzw. umgesetzt werden. Literacy Der Begriff Literacy bedarf, wie schon unter Punkt 3.4.6 aufgezeigt, einer Schärfung und definitorischen Klärung. 29
4.3 Sich aus der Evaluation ergebende Maßnahmen 4.3.1 Maßnahmen für die Bildungsdirektion Zur Evaluation * Durchführung der Evaluation für der Generationen 3, 4 und 5 * Schlussbericht zu beiden Evaluationsberichten mit Zielsetzungen für eine nachhaltige Qualitätssicherung im Bereich Lesen Zu den Förderkonzepten * Leitfaden zur Erstellung eines Leseförderkonzeptes * Veröffentlichung von Good-Practice-Beispielen auf der Website www.vs- tirol.tsn.at und www.lesekompetenz.tsn.at. Zum Umgang mit Datenmaterial * Informationsschreiben über die Aufbewahrungsfrist von Datenmaterialien Zur Qualitätsentwicklung * Zur Verfügung-Stellung von Good-Practice-Beispielen * Fortbildungsangebote zu datenbasierter Qualitätsentwicklung 4.3.2 Maßnahmen für LESEGÜTESIEGEL-Schulen Zu den Förderkonzepten * Erarbeiten eines Schulprogrammes zur Leseförderung * Erarbeiten von individuellen Leseförderkonzepten mit Zielsetzungen, Maßnahmen und Zeitleiste, die jährlich überarbeitet und angepasst werden * Regelmäßige schulinterne Evaluation zur Sicherung und Weiterentwicklung der Schul- und Unterrichtsqualität im Bereich Lesen Zum Umgang mit Datenmaterial * Verbesserung der Diagnosekompetenz der Lehrerinnen und Lehrer * Auseinandersetzung mit Daten als Grundlage für weitere Entwicklungsschritte * Vergleichen von Daten zur besseren Dokumentation von Lernfortschritten Zur Qualitätsentwicklung * Arbeiten an einem schulinternen Qualitätsentwicklungsprozess ausgehend von einer detaillierten Erhebung des Ist-Standes * Wahrnehmen der Fortbildungsangebote zu datenbasierter Qualitätsentwicklung 30
5 Literatur Arzu Gürz Abay; Zitat auf der Homepage des Friedrich-Bödecker-Kreis, http://www.boedecker-kreis- nrw.de/autorenbegegnungen, Version vom 18.5.2019 BIFIE IKM, Infomelle Kompetenzmessung https://www.bifie.at/allgemeine-informationen-zur-ikm/ BMBF (2016) Standardüberprüfung 2015, Deutsch, 4. Schulstufe. Handle, Ingrid (2017) Lesen in Tirol. Lesen – mögliche Gelingensbedingungen. In Journal Volksschule 3 (2017, 4 ff). www.vs-tirol.tsn.at Handle, Ingrid (2019) Evaluationsbericht 8/16-Buchstabenprobe Schulpsychologie Tirol (2005) Früherkennung und Prävention beim Erlernen des Lesens und Schreibens. Landesschulrat für Tirol Senn, Raimund (2013) Das GÜTESIEGEL LESEN für Tiroler Volksschulen. Motive und Erwartungen hinter einer aktuellen Schulentwicklungsinitiative für Tiroler Volksschulen. Tiroler Lesekompetenz. Lesen individuell fördern. https://www.lesekompetenz.tsn.at/content/impressum. Version vom 23.4.2019 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS BAPS Bludenzer Aufgabenreihe zur phonologischen Bewusstheit und Sprache BIFIE Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen Schulwesens BIST Bildungsstandards BMBF Bundesministerium für Bildung und Frauen BMBWF Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Frauen ELFE Ein Leseverständnistest für Erst- bis Sechstklässler IKM Informelle Kompetenzmessung IKT Informations- und Kommunikationstechnologie OECD Organisation for Economic Cooperation and Development PKT Punkte SLRP Salzburger Lese- und Rechtschreibprobe SLRT Salzburger Lese- und Rechtschreibtest SLS Salzburger Lesescreening SQA Schulqualität Allgemeinbildung 31
6 Anhang Generation 1 Generation 2 VS Absam-Eichat VS Absam-Dorf VS Angerberg VS Archbach VS Axams VS Ehrwald VS Debant VS Fieberbrunn VS Eben a. A. VS Forchach VS Ellmau VS Galtür VS Grins VS Grafendorf VS Haiming VS Grän VS Höfen VS Gries a.Br. VS Hopfgarten i.Br. VS Heiterwang VS Imst Oberstadt VS Innsbruck Fischerstraße VS Innsbruck Amras VS Innsbruck Hötting West VS Innsbruck Dreiheiligen VS Innsbruck Igls-Vill VS Innsbruck Hötting VS Innsbruck Kettenbrücke VS Innsbruck Innere Stadt VS Jerzens VS Innsbruck Mühlau VS Josef Schweinester - Telfs VS Innsbruck Pradl-Leitgeb 1 VS Kufstein Sparchen VS Innsbruck Pradl-Leitgeb 2 VS Kufstein Stadt VS Praxisvolksschule der PH Tirol VS Kufstein Zell VS Innsbruck Sieglanger VS Lechaschau VS Inzing VS Matrei in Osttirol VS Kappl VS Mötz VS Kauns VS Musau VS Kirchdorf VS Nesselwängle VS Kitzbühel VS Obsteig VS Kundl VS Oetzerau VS Landeck Angedair VS Ötztal Bahnhof VS Matrei a. B. VS Pians VS Navis VS Prägraten VS Rum VS Prutz VS Scharnitz VS Rettenschöss (Harland) VS Schwoich VS Silz VS Söll VS Stans VS St. Johann i.T. VS Steinach a.Br. VS Tulfes VS Thaur VS Tux VS Tristach VS Unteren Stadtplatz - Hall i.T. VS Vent VS Untermieming VS Vorderthiersee VS Vils VS Wenns VS Zams VS Wörgl 1 VS Zöblen 32
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