Evaluationsbericht GÜTESIEGEL LESEN - Ingrid Handle 4. Juni 2019

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Evaluationsbericht GÜTESIEGEL LESEN - Ingrid Handle 4. Juni 2019
Evaluationsbericht
GÜTESIEGEL LESEN
Generation I & II
Ingrid Handle

4. Juni 2019
Evaluationsbericht GÜTESIEGEL LESEN - Ingrid Handle 4. Juni 2019
Evaluationsbericht GÜTESIEGEL LESEN - Ingrid Handle 4. Juni 2019
DANK
Danke an alle Schulen der Generationen 1 und 2 für die Übermittlung der Unterlagen und
      Materialien

Danke an Wolfgang Haslwanter für das Zusammensammeln, Sichten und Ordnen der
      Unterlagen

Danke an das Projektteam Anna Reheis, Karin Graber, Karin Widmann und Raimund Senn
      für das Aufbereiten, Zusammenfassen und Verschriften der Angaben aus den
      Evaluationsbögen

Danke im Speziellen an Anna Reheis für die gesamte Koordination

Impressum
Bildungsdirektion für Tirol
Maga Drin Ingrid Handle

Innsbruck, 29. Mai 2019

Copyright und Haftung:
Auszugsweiser Abdruck ist nur mit Quellenangabe gestattet, alle sonstigen Rechte sind ohne
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Es wird darauf verwiesen, dass alle Angaben in dieser Publikation trotz sorgfältiger
Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung des Bundeskanzleramtes und der
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Rückmeldungen: Ihre Überlegungen zu vorliegender Publikation übermitteln Sie bitte an
ingrid.handle@bildung-tirol.gv.at

                                                                                         3
Inhalt

Vorwort..................................................................................................................... 6

1 Ausgangslage, Hintergrund und Anlass der Evaluation .............................................. 7

2 Angaben zur Evaluation .......................................................................................... 9

2.1 Organisation des Evaluationsprojektes............................................................................. 9
    2.1.1 Vorbereitung ............................................................................................................. 9
    2.1.2 Evaluationsbogen ..................................................................................................... 9
    2.1.3 Durchführung ...........................................................................................................10
    2.1.4 Rücklauf der Evaluationsbögen ................................................................................10

2.2 Ziel und Zweck der Evaluation .........................................................................................10

3 Ergebnis-Analyse.................................................................................................. 12

3.1 Allgemeine Daten ............................................................................................................ 12

3.2 Zusätzliche Daten ............................................................................................................ 12
    3.2.1 Die 8- bzw. 16-Buchstabenprobe ............................................................................. 12
    3.2.2 Salzburger Lesescreening (SLS) ............................................................................... 13

3.3 Fördermaßnahmen .........................................................................................................14
    3.3.1 Verwendetes Fördermaterial ...................................................................................14
    3.3.2 Förderung für Risikoleserinnen und Leser ................................................................ 15
    3.3.3 Förderung der guten Leserinnen und Leser ..............................................................16
    3.3.4 Kontakt zu Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer ........................................... 17
    3.3.5 Zusätzliche Diagnose Instrumente ........................................................................... 17

3.4 Erfüllung der Kriterien .....................................................................................................18
    3.4.1 Aktive Schulbibliothek .............................................................................................18
    3.4.2 Autor/innen-Begegnungen ......................................................................................20
    3.4.3 Standortbezogenes Leseförderkonzept ...................................................................20
    3.4.4 Lesefortbildung für alle Kolleginnen und Kollegen ................................................... 21
    3.4.5 Lese-Patenschaften/ Lesepartnerschaften ............................................................... 21
    3.4.6 Literacy-Bewusstsein ...............................................................................................22
    3.4.7 Dokumentation und Veröffentlichung der Aktivitäten .............................................22

                                                                                                                                    4
3.5 Mehrwert und Nachhaltigkeit .......................................................................................... 23
    3.5.1 Veränderungen durch das Gütesiegel...................................................................... 25
    3.5.2 Planungen für die Zukunft........................................................................................26

4 Zusammenfassung ............................................................................................... 27

4.1 Nachhaltige Verankerung ................................................................................................ 27

4.2 Sich aus der Evaluation ergebende Handlungsfelder .......................................................29

4.3 Sich aus der Evaluation ergebenden Maßnahmen ........................................................... 30
    4.3.1 Maßnahmen für die Bildungsdirektion ..................................................................... 30
    4.3.2 Maßnahmen für LESEGÜTESIEGEL Schulen ........................................................... 30

5 Literatur ...............................................................................................................31

6 Anhang ................................................................................................................ 32

                                                                                                                             5
Vorwort
Das Vermitteln einer ausreichenden Lesekompetenz für alle Kinder ist eine der zentralen
Aufgabe der Volksschule. Lesen als Schlüsselkompetenz ermöglicht die Teilhabe am
gesellschaftlichen und kulturellen Leben und ist Basis für viele Lebensbereiche.

Nach Veröffentlichung der PISA-Studie mit dem Schwerpunkt Lesen im Jahr 2009 und nach
Bekanntwerden der Detail-Ergebnisse für die Bundesländer Tirol und Vorarlberg im Februar
2011 bestand Handlungsbedarf. Gegen alle Erwartungen entsprachen die Ergebnisse dem
gesamtösterreichischen Durchschnitt (vgl. Senn, 2013):

      „Die Tiroler Schüler/innen erreichen bei PISA 2009 auf der Lese-Gesamtskala einen
      Mittelwert von 463 Punkten. Er liegt minimal und statistisch nicht signifikant unter
      dem österreichischen Gesamtmittelwert sowie um 30 Punkte und damit statistisch
      signifikant unter dem OECD Schnitt von 493“ (BIFIE Salzburg, 2011; zit. in ebd., 6)

Ein eigens installiertes Lesekompetenzteam sollte die Tiroler Volksschulen dabei
unterstützen, möglichst allen Kindern ausreichende Lesekompetenz zu vermitteln und ihnen
somit eine bessere Chance für einen positiven Bildungsabschluss zu ermöglichen.

Mit dem GÜTESIEGEL LESEN für Tiroler Volksschulen startete im Schuljahr 2011/12 eine
Schul- und Unterrichtsentwicklungsinitiative zu einem der Bildungs-Kernbereiche. Von 2011
bis 2016 erhielten 175 Tiroler Volksschulen dieses Gütesiegel. Ziel der Initiative war es, an den
teilnehmenden Schulstandorten Leseförderung in ihrer gesamten Bandbreite und dauerhaft
zu implementieren. Plakativ lässt sich das mit dem Schlagwort „Gut lesen, gern lesen und viel
lesen!“ zusammenfassen. Das GÜTESIEGEL LESEN für Tiroler Volksschulen war eine
Qualitätsinitiative des Landes Tirol in Kooperation mit dem Landesschulrat für Tirol. Sie
wurde in fünf Schuljahren durchgeführt (2011/12 bis 2015/16). Eine weitere Maßnahme zur
Steigerung der Lesekompetenz war die Bibliotheksoffensive des Landes Tirol. Neben einer
viersemestrigen Ausbildung zum Schulbibliothekar unterstützt das Land auch den Auf- und
Ausbau von Schulbibliotheken. Insgesamt wurden 1.350.280 € vom Land Tirol für diese Lese-
Initiative zur Verfügung gestellt. Auch im SQA-Prozess zeigte sich, dass die am häufigsten
angegebenen Themen nach wie vor im Bereich Förderung der Lesekompetenz liegen. Eine
weitere Maßnahme zur Steigerung der Lesekompetenz wurde mit der verpflichtenden
Einführung der 8/16-Buchstabenprobe im Schuljahr 2014/2015 gesetzt.

                                                                                                6
1 Ausgangslage, Hintergrund                                                                      und
Anlass der Evaluation
Am 31.3.2016 wurden die BIST Deutsch 4-Ergebnisse veröffentlicht. In Tirol wurden 2015
insgesamt 6658 Schüler/innen aus 367 Schulen im Fach Deutsch überprüft, das sind 98,8 %
der zu testenden Schülerpopulation auf der 4. Schulstufe. Tirol lag bei den Ergebnissen im
Österreich-Schnitt und verzeichnete leichte Zuwächse im Bereich des Lesens. Eine Analyse
der Ergebnisse zeigte, dass die Lesekompetenz zwar gesteigert werden konnte, im Vergleich
zu den vielfältig gesetzten Maßnahmen der letzten Jahre jedoch wenig wirkungsvoll waren.
Laut OECD entsprechen 40 Punkte einem Entwicklungsfortschritt von einem „Lebensjahr“.
Die Steigerung in Tirol betrug 21 Punkte1 und lag unter dem Erwartungswert. Eine weitere
Auffälligkeit im Bereich des Leseverständnisses war die große Streubreite von 350 bis 700
Punkte.

Ergebnis: Leseverständnis

                                          Quelle: BMBF, 2016, 31

1
 Baseline-Testung 2011: 500 Pkt; D4 2015: 521 Pkt., also ein Fortschritt von etwa einem halben
Entwicklungsjahr.

                                                                                                   7
Quelle: BMBF, 2016, 49

Folgende Maßnahmen wurden aus der Ergebnis-Analyse abgeleitet:
        Weiterentwicklung des Lesekompetenzteams2
        Herausarbeiten von Gelingensbedingungen zur Erreichung einer guten
         Lesekompetenz3
        Evaluation der 8/16-Buchstabenprobe4
        Evaluation des Lesegütesiegels

2
  Erfolgte im Schuljahr 2016/2017
3
  Handle, Ingrid (2017) Lesen in Tirol. Lesen – mögliche Gelingensbedingungen. In Journal Volksschule 3 (2017, 4
ff). www.vs-tirol.tsn.at
4
  Handle, Ingrid (2019) Evaluationsbericht 8/16-Buchstabenprobe

                                                                                                                   8
2 Angaben zur Evaluation
2.1 Organisation des Evaluationsprojektes

2.1.1 Vorbereitung
Insgesamt beteiligten sich tirolweit 175 Schulen in fünf Generationen an der Zertifizierung
zum LESEGÜTESIEGEL. Der erste Teil der Evaluation betrifft die Schulen der Generationen 1
und 2 mit jeweils 41 bzw. 40 Standorten. Der zweite Teil der Evaluation erfolgt mit den
Generationen 3, 4 und 5 im Schuljahr 2019/2020.

Die Unterlagen zur Durchführung der Evaluation wurden vom Projektteam5 Evaluation-
Gütesiegel, das zu diesem Zweck installiert wurde, erstellt. Nach Rücksprache mit dem
Bildungsdirektor und der Bildungslandesrätin wurden Ergänzungen und Anregungen
eingearbeitet und im Anschluss daran an die betroffenen Schulen übermittelt.

2.1.2 Evaluationsbogen
Zur Vorbereitung für die Erreichung des GÜTESIEGEL LESEN im Jahr 2011 wurden in
Zusammenarbeit mit dem Lesekompetenzteam Kriterien zur Erreichung des Gütesiegels
festgelegt:
       Aktive Schulbibliothek
       Autor/innen-Begegnungen
       Standortbezogenes Leseförderkonzept
       Lesefortbildung für alle Kolleg/innen
       Lese- Patenschaften
       Literacy-Bewusstsein
       Dokumentationen und Veröffentlichung der Aktivitäten

Diese Kriterien bildeten die Grundlage für den Evaluationsbogen, der um folgende
Erhebungsdaten erweitert wurde:
       Angaben zum Leseförderkonzept
       Angaben zu den Ergebnissen aus SLS- bzw. 8/16-Buchstabenprobe-Überprüfungen
       Angaben zu Kontaktaufnahme mit den Beratungslehrer/innen für den Bereich Lesen
       Nachhaltigkeit und Mehrwert des Lesegütesiegels für den Standort

5
 Das Projektteam ist zuständig für die Ausarbeitung und Zusammenfassung der Unterlagen. Mitarbeiterinnen im
Projektteam sind: Ingrid Handle, SQM, Mitarbeiterin Bildungsdirektion; Anna Reheis, Lesekoordinatorin; Karin
Graber & Karin Widmann, Beratungslehrerinnen für den Bereich Lesen; Raimund Senn, ehemaliger Koordinator
des Lesekompetenzteams

                                                                                                           9
2.1.3 Durchführung
Die Information über die Durchführung der Evaluation erfolgte als allgemeine Information bei
den Schulleiterkonferenzen im Herbst 2018. Im Dezember 2018 erging eine schriftliche
Information an die betroffenen Schulen und im Jänner 2019 erhielten die Schulen den
Evaluationsbogen mit der Aufforderung, alle Unterlagen bis Ende Februar 2019 per Post an
die Bildungsdirektion bzw. an die dafür vorgesehene Mailadresse zu übermitteln.
Die Daten wurden an zentraler Stelle gesammelt und im Projektteam gesichtet,
zusammengefasst und statistisch ausgewertet.

2.1.4 Rücklauf der Evaluationsbögen
81 Schulen der Generationen 1 und 2 mit insgesamt 523 Klassen und 9147 Schülerinnen und
Schüler wurden aufgefordert die Unterlagen zur Evaluation des Gütesiegels einzubringen. Für
das Sammeln der elektronisch übermittelten Unterlagen wurde eine eigene Mailadresse
eingerichtet mit der Bitte an die Schulen, sämtliche Unterlagen an diese Adresse zu
übermitteln. 28 Standorte hielten sich an diese Vorgabe und 27 Schulen schickten die
Unterlagen per Post. Alle anderen Unterlagen wurden je nach Belieben an vier
unterschiedliche Personen versandt, was das Überprüfen der eingelangten Unterlagen sehr
schwierig machte.

50 Schulstandorte übermittelten die Unterlagen zeitgerecht. 12 Schulstandorte bekundeten
mittels eines Schreibens an die Bildungsdirektion ihren Unmut über den zusätzlichen
administrativen Aufwand und beschlossen, sich nicht an der Evaluation beteiligen zu wollen.
14 Schulstandorte gaben bis zum Ablauf der Einreichfrist keine Rückmeldung. Nach einem
Aufforderungsschreiben der Bildungsdirektion haben alle Schulstandorte ihre Unterlagen
eingereicht. Zwei Standorte legten den Unterlagen das Gütesiegel (Türschild) bei. 5
Standorte gaben nach dem Erhalt des Schreibens der Bildungsdirektion an, dass sie nicht
gewusst hätten, eine Lese-Schule zu sein und reichten keine Unterlagen ein. Als Grund
nannten sie unter anderem den Wechsel in der Schulleitung. Eine Schule wurde aufgrund der
Erkrankung der Schulleitung von der Evaluation ausgenommen.

2.2 Ziel und Zweck der Evaluation

Grundsätzlich dient eine Evaluation der rückblickenden Wirkungskontrolle und der
vorausschauenden Steuerung von Situationen und Prozessen. Anhand von Evaluationsdaten
können untersuchte Prozesse angepasst und optimiert werden. Das LESEGÜTESIEGEL ist ein
vom Land Tirol und Landesschulrat für Tirol erarbeitetes Qualitätszertifikat und bescheinigt
einer Schule besondere pädagogische Maßnahmen im Bereich des Leseunterrichts.

                                                                                          10
Ziel dieser Untersuchungen ist es, Daten und Informationen zu generieren, um die
Nachhaltigkeit und den Wirkungsgrad des LESEGÜTESIEGELS beurteilen zu können.
Außerdem soll herausgearbeitet werden, welche Unterrichtsmethoden sich besonders
eignen, um die Lesekompetenz bei allen Schülerinnen und Schülern zu sichern (Aufzeigen
von Qualitätskriterien, Good-Practice-Beispielen etc.). In einem dritten Punkt sieht sich diese
Evaluation auch als Qualitätsprüfung, ob oder inwiefern die Anforderungen des
LESEGÜTESIEGELS nach wie vor erfüllt werden.

                                                                                             11
3 Ergebnis-Analyse
3.1 Allgemeine Daten

Die Generationen 1 und 2 umfassen 81 Schulen mit insgesamt 523 Klassen und 9147
Schülerinnen und Schüler. Davon haben 35 Schulen acht und mehr Klassen, 26 Schulen haben
vier bis sieben Klassen und 20 Schulen haben weniger als vier Klassen. Die größte Schule hat
313 Schülerinnen und Schüler in insgesamt 15 Klassen und die kleinste Schule hat 1 Klasse mit
3 Schülerinnen und Schüler. Alle eingereichten Unterlagen waren großteils vollständig.
Schwierigkeiten ergaben sich bei der Übermittlung von Daten (z.B. 8/16-Buchstabenprobe,
SLS-Ergebnisse) aus vergangenen Schuljahren. Die Schulleitungen merkten an, dass sie über
eine längere Aufbewahrungsfrist nicht in Kenntnis gesetzt worden wären.

Sieben Standorte mit insgesamt 353 Schülerinnen und Schüler haben nichts eingereicht und
werden in weiterer Folge bei der Analyse nicht berücksichtigt. Drei Standorte wollen in
Zukunft auf das Gütesiegel verzichten. Sie haben allerdings die gewünschten Unterlagen und
Materialien eingereicht, weshalb sie in der Analyse berücksichtigt werden. Die Analyse der
Daten stützt sich demnach auf die Rückmeldungen von 74 Standorten mit insgesamt 8790
Schülerinnen und Schüler.

3.2 Zusätzliche Daten

3.2.1 Die 8- bzw. 16-Buchstabenprobe
Kinder, die beim Schriftspracherwerb Schwierigkeiten aufweisen, zeigen meist schon nach
den ersten acht Buchstaben Auffälligkeiten. Die Buchstaben können nicht automatisiert aus
dem Gedächtnis abgerufen bzw. ohne Zögern zu Papier gebracht werden. Auch das Erlesen
von unbekannten Wörtern mit diesen Buchstabenkombinationen birgt oft Schwierigkeiten.
Das Erkennen von Wörtern aus der Fibel bringt oft keinen Aufschluss über die Probleme des
Kindes, da diese Wörter als Ganzwort abgespeichert werden. Auch das lauttreue Schreiben
fällt oft schwer (vgl. Schulpsychologie, 2005). Um Probleme im Schriftspracherwerb schon zu
einem frühen Zeitpunkt zu erkennen, wurde im Schuljahr 2014/2015 die 8- und 16-
Buchstabenprobe verpflichtend eingeführt.

Die Schulen wurden gebeten die Ergebnisse der 8- und 16-Buchstabenprobe der letzten drei
Schuljahre zu übermitteln. 29 Schulen übermittelten detaillierte Ergebnisse mit
Fördermaßnahmen für die einzelnen Kindern der letzten drei Jahre. Viele meldeten zurück,

                                                                                           12
dass es keine Angaben zur Aufbewahrung der Unterlagen von Seiten des Landesschulrates
gegeben hätte und die Unterlagen deshalb vernichtet worden wären.

3.2.2 Salzburger Lesescreening (SLS)

     „Das Salzburger Lesescreening (SLS) ist seit dem Schuljahr 2002/03 verpflichtend in
     der dritten Schulstufe durchzuführen. Das SLS markiert aufgrund seiner
     Praxistauglichkeit einen Meilenstein in der Leseförderung, weil es ein wichtiges
     Instrument zur Individualisierung des Unterrichts darstellt. Es versetzt die Lehrkräfte
     in die Lage, selbst und ohne großen Aufwand zuverlässig die basale Lesefertigkeit
     aller Schülerinnen und Schüler in weniger als 15 Minuten zu überprüfen. Auch bietet
     das SLS die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt Fortschritte in der
     Lesekompetenz zu messen und die Wirkung von Fördermaßnahmen zu evaluieren“
     (www.lesekompetenz.tsn.at).

Insgesamt wurden die Daten von 2858 Schülerinnen und Schüler übermittelt. 23 Standorte
gaben an, nicht gewusst zu haben, dass die Unterlagen aufzubewahren seien und konnten
deshalb keine Unterlagen übermitteln.

Wie in Abbildung 2 ersichtlich sind die Leseergebnisse vor allem im Risikobereich besser
geworden.   So    konnten     die   Anzahl    der    Schülerinnen     und   Schüler    mit     weit
unterdurchschnittlichen Leistungen von 3% auf 1% verringert werden. Im Bereich der
unterdurchschnittlichen Leistungen wurden im Schuljahr 2016/2017 die besten Ergebnisse

                                                                                                 13
erzielt. Im Schuljahr 2017/2018 hat die Anzahl der Schülerinnen und Schüler mit
unterdurchschnittlichen Leseleistungen wieder zugenommen.

Tendenziell kann eine Steigerung in der Lesefertigkeit festgestellt werden. Bei 20 Standorten
konnte im Verlauf der letzten drei Jahre eine stete Verbesserung verzeichnet werden. Bei 40
Standorten hat sich die Leseleistung kaum verändert und bei 14 Standorten hat sich die
Leseleistung der Schülerinnen und Schüler innerhalb von drei Jahren verschlechtert.

Aufgrund der nicht lückenlosen Angaben zur 8- bzw. 16-Buchstabenprobe kann kein
Vergleich zwischen den Ergebnissen der 8- bzw. 16-Buchstabenprobe und den SLS-
Ergebnissen hergestellt werden.

3.3 Fördermaßnahmen

3.3.1 Verwendetes Fördermaterial
An allen Standorten sind zahlreiche Fördermaterialien vorhanden, die auch regelmäßig zum
Einsatz kommen. Wie in Abbildung 3 ersichtlich sind die am meisten genannten Materialien
und Unterlagen jene, die auf der Homepage der Tiroler Lesekompetenz6 den Schulen zur
Verfügung gestellt werden. Online-Leseförderprogramme oder am Klassencomputer
installierte Programme werden in fast gleichem Ausmaß wie die Fördermaterialien der

6
    https://lesekompetenz.tsn.at/

                                                                                           14
Tiroler Lesekompetenz eingesetzt. Als Vorteil der PC-Lernförderprogramme wird häufig der
sehr gute Einsatz als Einzelfördermaßnahme genannt. Die Fröhler-Lesekarten, eine
Übungskartei für den systematischen Aufbau der Lesekompetenz, erfreuen sich auch großer
Beliebtheit. Sie werden an mehr als der Hälfte der Standorte eingesetzt.

3.3.2 Förderung für Risikoleserinnen und Leser
Bei der Förderung von Risikoleserinnen und -lesern kommen vielfältige Materialien und
Unterlagen zum Einsatz. Abbildung 4 zeigt, dass Lesikus, eine Lernsoftware für gezielte und
individuelle Leseförderung und Antolin, ein Online-Programm, besonders beliebte
Materialien für die Förderung von Risikoleserinnen und -lesern sind. Sehr weit verbreitet sind
auch Lesebuddies und Tandemlesen. Als Lesebuddies7 kommen meist ältere Schülerinnen
und Schüler zum Einsatz, aber auch Schulleitungen, Lehrpersonen und Schulassistenz
fungieren als Lesebuddies. Tandemlesen ist ein Lautleseverfahren. Hier bilden je ein etwas
stärker Lesender und ein etwas schwächer Lesender ein Team. Ziel dieser Methode ist es,
sowohl die Leseflüssigkeit als auch das Leseverständnis zu verbessern. Tandemlesen wird
auch häufig bei der Förderung von guten Leserinnen und Lesern genannt (Abbildung 5).

7
 Lesebuddies sind Personen, die Schülerinnen und Schüler etwas vorlesen, gemeinsam mit ihnen lesen und sich
auch etwas vorlesen lassen.

                                                                                                          15
Für die Förderung von Risikoleserinnen und -lesern kommen, wie eingangs schon erwähnt,
vielfältige Materialien zum Einsatz. Häufig wird auch Antolin als Fördermaterial genannt.
Dazu muss erwähnt werden, dass Antolin der Kategorie Vielleseverfahren zugeordnet werden
kann und eher für die Steigerung der Lesemotivation geeignet ist.

3.3.3 Förderung der guten Leserinnen und Leser
Neben Antolin, als das am meisten genannte Angebot (Abbildung 5), haben begabte
Leserinnen und Leser häufig die Möglichkeit, ihr Können über Buchpräsentationen und
Vorlesen von Texten und Geschichten unter Beweis zu stellen. Aufgrund der Angaben in den
Evaluationsbögen entsteht der Eindruck, dass die Gruppe der guten Leserinnen und Leser
meist zur Unterstützung für schwache Leserinnen und Leser eingesetzt werden.

                                                                                            16
3.3.4 Kontakt zu Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer
Das im Jahr 2005/06 gegründete Lesekompetenzteam wurde 2015 ins Team der
Pädagogischen     Beratungszentren        (PBZ)    integriert.   Beratungslehrerinnen    und
Beratungslehrer für Lesen bieten so ihre fachliche Expertise für eine Region an. Im Rahmen
der Einrichtung der Bildungsdirektionen wurden die PBZ durch den Fachbereich Inklusion,
Diversität und Sonderpädagogik (FIDS) ersetzt. Das System der Beratungslehrerinnen und
Beratungslehrer bleibt bestehen.

60 von 74 Schulen, also insgesamt 81 % nutzen das Angebot der Beratungslehrerinnen und
Beratungslehrer für den Bereich Lesen.

3.3.5 Zusätzliche Diagnoseinstrumente
Das Salzburger Lesescreening (SLS) und die 8-und 16-Buchstabenprobe sind verpflichtend
durchzuführen und zu protokollieren. Die SLS-Ergebnisse werden von der Bildungsdirektion
gesammelt und weiter an des BMBWF übermittelt. Das Protokoll der 8- und 16-
Buchstabenprobe verbleibt an der Schule.

56 der 74 Standorte (76 %) verwenden zusätzliche Diagnoseinstrumente. Wie aus Abbildung 6
ersichtlich   kommt   sehr   häufig      die   Informelle   Kompetenzmessung     (IKM)   als
Diagnoseinstrument zum Einsatz. IKM ist ein Instrument zur Evaluierung des eigenen

                                                                                          17
Unterrichts und gibt Auskunft über den Lernstand der ganzen Klasse und auch über den
Kompetenzstand der einzelnen Schülerinnen und Schüler (vgl. bifie.at). Das an zweiter Stelle
genannte Instrument ist die Bludenzer Aufgabenreihe zur phonologischen Bewusstheit und
Sprache (BAPS).

3.4 Erfüllung der Kriterien

Für die Erlangung des LESEGÜTESIEGELS wurden vom damaligen Lesekompetenzteam
sieben Kriterien als Grundvoraussetzung ausgearbeitet. Das Evaluationsteam orientierte sich
an diesen Vorgaben. Die Angaben der Schulen werden wie folgt aufgelistet und interpretiert.

3.4.1 Aktive Schulbibliothek
Das am nachhaltigsten etablierte Kriterium ist das der aktiven Schulbibliothek. Nahezu alle
Standorte verweisen auf die Wichtigkeit und auf den hohen Stellenwert der Schulbibliothek
im schulischen Alltag. Die Schulen sehen die Schulbibliothek nicht nur als einen sich aufgrund
der finanziellen Ressourcen ergebenden kurzfristigen Gewinn, sondern der Aus-und Aufbau
der Schulbibliotheken setzte an den allermeisten Standorten eine nachhaltige Entwicklung in
Gang, die bis heute sichtbar und spürbar ist.

Die Schulbibliotheken an den 74 Standorten haben einen Gesamtbestand von 174.183
Medien, davon werden 130.767 Medien entliehen. Das bedeutet, dass jährlich 75 % des
Gesamtbestandes von den Kindern ausgeliehen werden. 55 der 74 Schulstandorte, das sind

                                                                                            18
74 %, nutzen die Schulbibliothek für diverse Veranstaltungen wie Autorinnen- und
Autorenlesungen, Büchervorstellungen, Vorlesen etc. Die Öffnungszeiten der Bibliotheken
divergieren je nach Größe des Standortes. Abbildung 7 zeigt, dass an gut zwei Drittel der
Standorte die Schulbibliothek mindestens mehrmals wöchentlich geöffnet hat. Wie aus
Abbildung 8 ersichtlich, haben an 48 Schulen, das sind 64% aller in der Evaluation
berücksichtigten Standorte, die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, die Bibliothek
eigenständig zu nutzen.

                                                                                       19
3.4.2 Autorinnen- und Autorenbegegnungen
Autorinnen- und Autorenbegegnungen fördern die Leselust und Lesekompetenz der Kinder.
„Einem Buch kann man keine Löcher in den Bauch fragen – aber der Autorin, die es
geschrieben hat", sagt Arzu Gürz Abay8 bei der Frage nach dem Mehrwert von Autorinnen-
und Autorenbegegnungen. Diese Veranstaltungen, die neben der Lesung immer auch
Gespräch und Diskussion beinhalten, werden auch sechs Jahre nach Erhalt des
LESEGÜTESIEGELS von 71 (96 %) der 74 evaluierten Schulstandorte regelmäßig angeboten.
44 Standorte (60%) haben eine ausführliche Dokumentation mit Bildern und Berichten
eingereicht. 13 Schulen (18%) gaben an, das Angebot der Tiroler Kulturservicestelle zu
nutzen.

3.4.3 Standortbezogenes Leseförderkonzept
Die meisten Schulstandorte (58 von 74) übermittelten standortbezogene Förderkonzepte.
Großteils handelte es sich um allgemeine Förderkonzepte für alle Schulstufen, die laut
Aussage der meisten Schulleitungen nicht jährlich überarbeitet werden. 34 Schulen haben in
ihren Förderkonzepten Ziele und Maßnahmen angegeben. 11 Standorte erarbeiteten
Förderkonzepte für jedes Kind. Einige Schulleiterinnen und Schulleiter (12 von 74) geben an,
dass der SQA-Entwicklungsplan den standortbezogenen Förderplan ersetze. Die SQA-
Entwicklungspläne wurden großteils eingereicht. 3 Schulen erarbeiteten ein eigenes
Förderkonzept für die Grundstufe 1 und 12 Schulen gaben an, das Konzept jährlich zu
überarbeiten. Von einigen wenigen Standorten wurde das unveränderte Förderkonzept aus
dem Schuljahr 2011/2012 eingereicht. Ersichtlich wurde das durch einen Vergleich mit den
Unterlagen bei der Einreichung zum Gütesiegel. Wie in Abbildung 9 ersichtlich werden die
wenigsten Förderkonzepte weiterentwickelt und adaptiert. Auffallend ist auch, dass die
eingereichten Leseförderkonzepte kaum klare Zielformulierungen mit auf diese Ziele
abgestimmten Maßnahmen, Indikatoren und Zeitleisten beinhalten.

8
    http://www.boedecker-kreis-nrw.de/autorenbegegnungen

                                                                                          20
3.4.4 Lesefortbildung für alle Kolleginnen und Kollegen
Lesespezifische Fortbildungen haben an 93 % der Standorte (69 von 74) einen hohen
Stellenwert. Die Veranstaltungen wurden entweder von einzelnen Lehrpersonen besucht, die
dann als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren am Standort fungierten oder von allen
Lehrpersonen der Schule. Die Fortbildungsreihe „Lesewerkstatt“, ein Angebot für den Erst-
Leseerwerb wurde von 61 Standorten (82 %) besucht. Die Frage, welche Inhalte der
Fortbildungen im Schulalltag umgesetzt bzw. eingesetzt werden, wurde kaum bis gar nicht
beantwortet.

3.4.5 Lese-Patenschaften/ Lesepartnerschaften
Lese-Patenschaften erfreuen sich großer Beliebtheit und sind an vielen Standorten ein
etabliertes und wertvolles Angebot. 45 Schulen (60%) arbeiten nach wie vor mit Lesepaten.
24 Standorte verzichten auf Lesepaten, 5 Standorte machten keine Angaben.

Lesepatenschaften werden meist von pensionierten Lehrerinnen und Lehrern und von Eltern
übernommen. Auch Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Nachbarinnen und Nachbarn
der   Schule    oder      interessierte   Pensionistinnen   und    Pensionisten    übernehmen
Lesepatenschaften (Abbildung 10). An 19 Standorten (42%) erhalten die Lesepaten eine
Einschulung und werden laufend über die neuesten Materialien, Unterlagen etc. informiert.
An einem Standort haben die Lesepatinnen und -paten auch die Gelegenheit bei Lese-
Fortbildungen, die an der Schule stattfinden, dabei zu sein.

Lesepartnerschaften bestehen hauptsächlich bei Vorlese-Aktionen innerhalb der Schule in
Form von Lesebuddies, Vorlesen in der Pause durch Lehrerinnen und Lehrer und durch eine
Zusammenarbeit      mit     dem    Kindergarten    (Schülerinnen   und   Schüler   lesen   den
Kindergartenkindern vor).

                                                                                            21
3.4.6 Literacy-Bewusstsein
Bei der Bewerbung zum Erhalt des Lese-Gütesiegels wurde unter anderem auch der Begriff
Literacy eingeführt und definiert. Literacy dient als Sammelbegriff für verschiedene
Kompetenzen wie Text- und Sinnverständnis, sprachliche Abstraktionsfähigkeit, Erzähl- und
Lesefreude, Vertrautheit mit Büchern, Schreiben, schriftliche Ausdrucksfähigkeit und
Medienkompetenz (vgl. Senn, 2013, 59). Beispiele für das Stärken der Literacy-Kompetenz
wären z.B. IKT-Sicherheit, Angebot Zeitung in der Schule, Antolin9, Onilo10 (ebd.). Aus den
Angaben der Schulen lässt sich ablesen, dass der Begriff Literacy unterschiedlich ausgelegt
wird und teilweise Unsicherheiten über die begriffliche Definition herauslesbar sind.
Vielfältige in dieser Kategorie genannte Aktivitäten konnten deshalb in der Grafik (Abbildung
11) nicht berücksichtigt werden.

3.4.7 Dokumentation und Veröffentlichung der Aktivitäten
Die Lese-Aktivitäten im öffentlichen Raum (51 Schulen, 69 %) sind sehr zahlreich und werden
von den Schulstandorten auf vielfältigste Weise umgesetzt. So reichen die Aktivitäten von
der Gestaltung von Gottesdiensten über Vorlesen im Altersheim bis hin zu einem Leseflash-
mob, Lesegipfel, einer Lesewanderung und Lesenacht.

9
    Leseförderprogramm für Volksschulen, https://antolin.westermann.de
10
     Digitale Kinderbücher, https://www.onilo.de/

                                                                                           22
Gut angenommen wird auch der Tiroler Vorlesetag. 34 von 74 Schulen, das sind 46 %, gaben
an, sich an der vom Land Tirol gemeinsam mit dem Landesschulrat für Tirol initiierten
Leseaktion beteiligt zu haben.

3.5 Mehrwert und Nachhaltigkeit

65 Schulen (88%) gaben an, die Kriterien einer LESEGÜTESIEGEL-Schule nach wie vor
umzusetzen (Abbildung 13) und 72 Schulen (97 %) sind der Überzeugung, dass der Mehrwert,
den eine zertifizierte Leseschule mit sich bringt, nach wie vor im Unterrichtsalltag spürbar ist.
Bemerkenswert ist, dass die Arbeit mit und in der Bibliothek, wie aus den Abbildungen 14 & 15
ersichtlich, die größte Nachhaltigkeit und den größten Mehrwert für den Leseunterricht an
den jeweiligen Standorten brachte und immer noch bringt.

Viele Standorte haben rückgemeldet, dass die Evaluation sehr zeitaufwendig und
arbeitsintensiv gewesen sei, das Zusammentragen der Unterlagen und Materialien aber
wieder ein Anschub war, sich nochmals intensiver der Thematik widmen zu wollen.

                                                                                               23
24
3.5.1 Veränderungen durch das Gütesiegel
Die Frage „Welche Veränderungen wären ohne das Gütesiegel nicht möglich gewesen?“ kann
mehrheitlich mit folgender Aussage einer Schulleiterin beschrieben werden: „Das Gütesiegel
hat uns immer wieder motiviert, am Thema dran zu bleiben“. In Abbildung 16 zeigt sich der
große Stellenwert der Schulbibliothek, der, laut Aussage der Schulleitungen, ohne das
Gütesiegel so nicht möglich gewesen wäre.

                                                                                        25
3.5.2 Planungen für die Zukunft
Gedanken, Ideen und Vorhaben für Qualitätssicherung und weitere Qualitätsentwicklung
wurden sehr allgemein formuliert und fokussierten eher auf „Weiterführen der bewährten
Angebote“. Nur wenige Standorte gaben klare Zielformulierungen und konkrete nächste
Umsetzungsschritte für die Weiterentwicklung der Lesekompetenz am Standort an.

                                                                                    26
4 Zusammenfassung
Je früher und je umfassender der individuelle Leselernprozess eines Kindes gefördert wird,
desto nachhaltiger wirken sich die gesetzten Maßnahmen auf die gesamte Lernentwicklung
der einzelnen Schülerin, des einzelnen Schülers aus. Mit dem GÜTESIEGEL LESEN für Tiroler
Volksschulen setzte das Land Tirol in Kooperation mit dem damaligen Landesschulrat für
Tirol eine breit angelegte Initiative mit dem Ziel, an den teilnehmenden Schulstandorten
Leseförderung in ihrer gesamten Bandbreite und dauerhaft zu implementieren (vgl.
https://lesekompetenz.tsn.at).

4.1 Nachhaltige Verankerung

Sechs bzw. sieben Jahre nach Erhalt des Zertifikats LESEGÜTESIEGEL-Schule für insgesamt
81 Schulstandorte lassen sich folgende nachhaltig verankerte Leseförderkonzepte,
Leseaktivitäten und -projekte zur Lesekompetenzförderung an Volksschulen aufzeigen:

Leseaktivitäten
Lesen als die Kernkompetenz für den weiteren Bildungsweg jeder einzelnen Schülerin, jedes
einzelnen Schülers ist klar im Bewusstsein der unterrichtlichen Tätigkeiten an den Standorten
verankert und fließt auf vielfältigste Weise in die tägliche Arbeit mit ein. Unterschiedlichste
Leseaktivitäten wie Lesefrühstück, Lesepause, Tandemlesen, Leseweg und viele andere
Angebote sind aus dem unterrichtlichen Alltag nicht mehr wegzudenken. Auch die Lesungen
von Autorinnen und Autoren finden regelmäßig statt und haben sich in den meisten Fällen als
jährlicher Fixpunkt an den Standorten etabliert.

Fachexpertise
Bemerkenswert ist auch das gesteigerte Bewusstsein bezüglich Fachexpertise und
Fachwissen. Das Wissen über den Leselernprozess und den Erwerb von Lesekompetenz
ermöglicht treffsichere Analysen, Diagnosen und die Erarbeitung von individuellen
Leseförderkonzepten. Aus den eingereichten Unterlagen lässt sich eine sehr hohe
Bereitschaft zur Fort- und Weiterbildung für den Kernbereich Lesen ableiten. Sowohl
einzelne Lehrerinnen und Lehrer als auch ganze Kollegien besuchen zahlreiche
Fortbildungen. Der Schwerpunkt liegt vor allem im Bereich des Erstleseunterrichts.

Bibliothek
Wie schon mehrfach in der Analyse der Daten angeführt, kann der Aus- und Aufbau von
Schulbibliotheken und der Einsatz von ausgebildeten Schulbibliothekarinnen und
Schulbibliothekaren als voller Erfolg gewertet werden. Ohne finanzielle Unterstützung des

                                                                                             27
Landes Tirol wäre diese quantitative und vor allem auch qualitative Entwicklung nicht
möglich gewesen. Gut ausgestattete Schulbibliotheken gewährleisten einen qualitätsvollen
Leseunterricht. Sie sind aus der Tiroler Bildungslandschaft nicht mehr wegzudenken.

Beratung
Die Beratungsleistungen, die von speziell für den Bereich Lesen ausgebildeten
Beratungslehrerinnen und -lehrern angeboten werden, werden gut von den Schulen
angenommen.

Diagnoseinstrumente
Pädagogische Diagnostik zählt zu den Kernkompetenzen der Lehrerinnen und Lehrer. Aus
den Rückmeldungen lässt sich eine zunehmende Sensibilisierung über datenbasiertes
Arbeiten ableiten. Neben den verpflichtend durchzuführenden Diagnoseinstrumenten
verwenden    immer     mehr     Standorte   zusätzliche     Diagnoseinstrumente,   um   die
Voraussetzungen und Bedingungen für erfolgreiche individuell gestaltete Lernprozesse zu
ermitteln und darüber hinaus Ziele und Maßnahmen für die weiteren Schritte ableiten zu
können.

Lesepatinnen und Lesepaten
Der Einsatz von Lesepatinnen und Lesepaten wird von allen Standorten als Bereicherung für
den Lese-Unterricht gesehen. Die Lesepatinnen und Lesepaten wecken die Freude am Lesen
und unterstützen Kinder dabei, ihre Lesefähigkeit und Lesekompetenz zur erhöhen. Sie sind
wichtige Partnerinnen und Partner im Leseunterricht geworden.

Erfüllung Kriterien
Im Hinblick auf das Erfüllen der Kriterien kann abschließend festgestellt werden, dass vier
von sieben Kriterien nachhaltig im System verankert sind:

      Aktive Schulbibliothek
      Autorinnen- und Autorenbegegnungen
      Lesefortbildungen
      Lesepatenschaften

                                                                                         28
4.2 Sich aus der Evaluation ergebende Handlungsfelder

Von Daten zu Taten

      „Pädagogische Diagnostik ist keine zusätzliche Aufgabe, sondern gehört zum
      Kern professioneller Arbeit von Lehrer/inne/n: Sie begründet jedes auf die
      einzelne Schülerin/den einzelnen Schüler fokussierte pädagogische Handeln.
      Alle empirischen Studien, die sich mit Lernleistungen von Schüler/innen
      beschäftigen, bestätigen eindeutig, dass eine verbesserte Diagnosekompetenz
      der Lehrer/innen zu einer Verbesserung der Lernleistungen der Schüler/innen
      führt“ (BMBF, 2015, 3).

Aus den von den Schulen übermittelten Unterlagen lässt sich ableiten, dass
Diagnoseinstrumente verwendet und Diagnoseverfahren wie z. B. die 8- und 16-
Buchstabenprobe regelmäßig durchgeführt werden. Aus der Tatsache heraus, dass viele
Schulen angaben, Datenmaterialien nicht aufbewahrt zu haben und Förderpläne teilweise
nicht überarbeitet zu haben, kann davon ausgegangen werden, dass das Bewusstsein über
die Weiterverwendung von gewonnenen Daten noch nicht ausreichend vorhanden ist. Hier
gilt es tirolweit Akzente zu setzen, um die Notwendigkeit von datenbasiertem Arbeiten für
zielgerichtetes individuelles Fördern und Fordern zu etablieren.

Lese-Förderkonzept
Datenbasiertes Arbeiten ist auch die Grundlage für die Erstellung eines auf die individuellen
Lernvoraussetzungen        des   Kindes   abgestimmte      Leseförderung.   Neben     einem
Schulprogramm zur Leseförderung bedarf es individueller Leseförderkonzepte mit
Zielsetzungen, Maßnahmen und Zeitleiste, die regelmäßig überprüft und dann wiederum als
Grundlage für weitere Qualitätsentwicklungsmaßnahmen dienen.

Umsetzung der Erkenntnisse aus den Fortbildungen
Schulen besuchen, wie oben bereits erwähnt, zahlreiche Fortbildungen zum Themenbereich
Lesen, es gab jedoch kaum Angaben, wie diese gewonnenen Erkenntnisse im Unterricht ein-
bzw. umgesetzt werden.

Literacy
Der Begriff Literacy bedarf, wie schon unter Punkt 3.4.6 aufgezeigt, einer Schärfung und
definitorischen Klärung.

                                                                                           29
4.3 Sich aus der Evaluation ergebende Maßnahmen

4.3.1 Maßnahmen für die Bildungsdirektion
      Zur Evaluation
         * Durchführung der Evaluation für der Generationen 3, 4 und 5
         * Schlussbericht zu beiden Evaluationsberichten mit Zielsetzungen für eine
            nachhaltige Qualitätssicherung im Bereich Lesen

      Zu den Förderkonzepten
         * Leitfaden zur Erstellung eines Leseförderkonzeptes
         * Veröffentlichung von Good-Practice-Beispielen auf der Website www.vs-
            tirol.tsn.at und www.lesekompetenz.tsn.at.

      Zum Umgang mit Datenmaterial
         * Informationsschreiben über die Aufbewahrungsfrist von Datenmaterialien

      Zur Qualitätsentwicklung
         * Zur Verfügung-Stellung von Good-Practice-Beispielen
         * Fortbildungsangebote zu datenbasierter Qualitätsentwicklung

4.3.2 Maßnahmen für LESEGÜTESIEGEL-Schulen
      Zu den Förderkonzepten
         * Erarbeiten eines Schulprogrammes zur Leseförderung
         * Erarbeiten von individuellen Leseförderkonzepten mit Zielsetzungen,
            Maßnahmen und Zeitleiste, die jährlich überarbeitet und angepasst werden
         * Regelmäßige schulinterne Evaluation zur Sicherung und Weiterentwicklung
            der Schul- und Unterrichtsqualität im Bereich Lesen

      Zum Umgang mit Datenmaterial
         * Verbesserung der Diagnosekompetenz der Lehrerinnen und Lehrer
         * Auseinandersetzung mit Daten als Grundlage für weitere
            Entwicklungsschritte
         * Vergleichen von Daten zur besseren Dokumentation von Lernfortschritten

      Zur Qualitätsentwicklung
         * Arbeiten an einem schulinternen Qualitätsentwicklungsprozess ausgehend
            von einer detaillierten Erhebung des Ist-Standes
         * Wahrnehmen der Fortbildungsangebote zu datenbasierter
            Qualitätsentwicklung

                                                                                       30
5 Literatur
Arzu Gürz Abay; Zitat auf der Homepage des Friedrich-Bödecker-Kreis, http://www.boedecker-kreis-
    nrw.de/autorenbegegnungen, Version vom 18.5.2019

BIFIE IKM, Infomelle Kompetenzmessung https://www.bifie.at/allgemeine-informationen-zur-ikm/

BMBF (2016) Standardüberprüfung 2015, Deutsch, 4. Schulstufe.

Handle, Ingrid (2017) Lesen in Tirol. Lesen – mögliche Gelingensbedingungen. In Journal Volksschule
   3 (2017, 4 ff). www.vs-tirol.tsn.at

Handle, Ingrid (2019) Evaluationsbericht 8/16-Buchstabenprobe

Schulpsychologie Tirol (2005) Früherkennung und Prävention beim Erlernen des Lesens und
    Schreibens. Landesschulrat für Tirol

Senn, Raimund (2013) Das GÜTESIEGEL LESEN für Tiroler Volksschulen. Motive und Erwartungen
    hinter einer aktuellen Schulentwicklungsinitiative für Tiroler Volksschulen.

Tiroler Lesekompetenz. Lesen individuell fördern.
     https://www.lesekompetenz.tsn.at/content/impressum. Version vom 23.4.2019

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
  BAPS        Bludenzer Aufgabenreihe zur phonologischen Bewusstheit und Sprache

  BIFIE       Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen
              Schulwesens

  BIST        Bildungsstandards

  BMBF        Bundesministerium für Bildung und Frauen

  BMBWF       Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Frauen

  ELFE        Ein Leseverständnistest für Erst- bis Sechstklässler

  IKM         Informelle Kompetenzmessung

  IKT         Informations- und Kommunikationstechnologie

  OECD        Organisation for Economic Cooperation and Development

  PKT         Punkte

  SLRP        Salzburger Lese- und Rechtschreibprobe

  SLRT        Salzburger Lese- und Rechtschreibtest

  SLS         Salzburger Lesescreening

  SQA         Schulqualität Allgemeinbildung

                                                                                                    31
6 Anhang
Generation 1                        Generation 2
VS Absam-Eichat                     VS Absam-Dorf
VS Angerberg                        VS Archbach
VS Axams                            VS Ehrwald
VS Debant                           VS Fieberbrunn
VS Eben a. A.                       VS Forchach
VS Ellmau                           VS Galtür
VS Grins                            VS Grafendorf
VS Haiming                          VS Grän
VS Höfen                            VS Gries a.Br.
VS Hopfgarten i.Br.                 VS Heiterwang
VS Imst Oberstadt                   VS Innsbruck Fischerstraße
VS Innsbruck Amras                  VS Innsbruck Hötting West
VS Innsbruck Dreiheiligen           VS Innsbruck Igls-Vill
VS Innsbruck Hötting                VS Innsbruck Kettenbrücke
VS Innsbruck Innere Stadt           VS Jerzens
VS Innsbruck Mühlau                 VS Josef Schweinester - Telfs
VS Innsbruck Pradl-Leitgeb 1        VS Kufstein Sparchen
VS Innsbruck Pradl-Leitgeb 2        VS Kufstein Stadt
VS Praxisvolksschule der PH Tirol   VS Kufstein Zell
VS Innsbruck Sieglanger             VS Lechaschau
VS Inzing                           VS Matrei in Osttirol
VS Kappl                            VS Mötz
VS Kauns                            VS Musau
VS Kirchdorf                        VS Nesselwängle
VS Kitzbühel                        VS Obsteig
VS Kundl                            VS Oetzerau
VS Landeck Angedair                 VS Ötztal Bahnhof
VS Matrei a. B.                     VS Pians
VS Navis                            VS Prägraten
VS Rum                              VS Prutz
VS Scharnitz                        VS Rettenschöss (Harland)
VS Schwoich                         VS Silz
VS Söll                             VS Stans
VS St. Johann i.T.                  VS Steinach a.Br.
VS Tulfes                           VS Thaur
VS Tux                              VS Tristach
VS Unteren Stadtplatz - Hall i.T.   VS Vent
VS Untermieming                     VS Vorderthiersee
VS Vils                             VS Wenns
VS Zams                             VS Wörgl 1
VS Zöblen

                                                                    32
33
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