Gartnere-Gable Das Informationsblatt E. E. Zunft zu Gartnern - www.gartnernzunft.ch
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2021 / Nr. 67 – Seite 1 Gartnere-Gable Das Informationsblatt E. E. Zunft zu Gartnern www.gartnernzunft.ch Nr. 67 / Mai 2021
2021 / Nr. 67 – Seite 2 Inhaltsverzeichnis Editorial...................................................................................................................... 3 Denk mal? – Denkmal! ............................................................................................... 4 Das ehrwürdige Zunftgebäude – 1. Teil ...................................................................... 9 Das Gertrudis-Määli fand statt und eigentlich doch nicht wirklich ........................... 16 Basler Strassenschildereien ...................................................................................... 18 Sonderaktion Jubiläumsbuch E.E. Zunft zu Gartnern ................................................ 19 Für Sie aufgestöbert ................................................................................................. 20 Helfer-Aufruf ............................................................................................................ 21 Todesfälle................................................................................................................. 22 Unsere Jubilare im 2021 ........................................................................................... 23 Impressum ............................................................................................................... 23 Titelbild Zwei hundertjährige Winter-Linden vor der Peterskirche Pascal Joray, 2021, www.pascaljoray.ch
2021 / Nr. 67 – Seite 3 Editorial Liebe Zunftschwester, lieber Zunftbruder, liebe Leserinnen und Leser Die Corona-Pandemie beeinflusst immer noch unser Leben. Deshalb war es mir auch dieses Jahr leider nicht möglich, Sie an der traditionellen Maibowle mit der Vernissa- ge des Jahrbuchs 2020 persönlich begrüssen zu dürfen. Immerhin konnten wir die Vernissage virtuell durchführen und jene von Ihnen, die sich diese angeschaut haben, durften erfahren, dass dieses Jahrbuch ein tagesaktuelles Thema aufnimmt. Dank der grossen Arbeit meiner Mitvorgesetzten war es möglich, diese virtuelle Vernissage durchzuführen. Dafür ein meisterliches und zünftiges herzliches Dankeschön. Meinen Mitvorgesetzten und mir ist es ein grosses Anliegen, dass unser Zunftleben nicht einschläft. Wenn halt die Durchführung von Anlässen zurzeit nicht möglich sind, wollen wir trotzdem mit Ihnen in Kontakt bleiben. Dies haben wir mit den beiden vir- tuellen Zunftstämmen seit Beginn dieses Jahres gemacht. Aufgrund der Rückmeldun- gen von Zunftmitgliedern stellen wir fest, dass dies geschätzt wird. Weiter wird wie bisher die «Gartnere-Gable» in den regelmässigen Abständen erscheinen. Auch wenn wir in dieser nicht über die vergangenen Anlässe berichten können, findet das Redak- tionsteam immer wieder Interessantes über die Zünfte und das Zunftleben. Sie haben es sicher in den Medien mitbekommen, dass der Bürgerrat der Stadt Basel betreffend eines Vorstosses der SP zur Aufnahme von Frauen in den Zünften und Eh- rengesellschaften, aufgrund eines Gutachtens beantragen wird, die Zunftordnung der Stadt Basel wie folgt anzupassen: «In eine Zunft kann jeder männliche und wohlbeleumdete Bürger der Stadt Basel jede wohlbeleumdete Person aufgenommen werden, der/die das 18. Altersjahr zurückge- legt hat, das Bürgerrecht der Stadt Basel besitzt, nicht entmündigt ist wegen dauern- der Urteilsunfähigkeit unter um-fassender Beistandschaft steht und nicht bereits einer anderen Zunft, ausgenommen die Akademische Zunft, angehört. Über die Auf- nahme entscheidet der Vorstand auf schriftliches Gesuch des Bewerbers hin der be- werbenden Person, das an die Meisterin bzw. den Meister oder die Schreiberin bzw. den Schreiber zu richten ist.» Ich bin der Meinung, dass dies eine zeitgemässe Formulierung ist und so umgesetzt werden sollte. Ob dann wirklich Frauen in eine Zunft aufgenommen werden sollen, entscheidet abschliessend die jeweilige Gesellschaft. Schliessen möchte ich das Edi- torial, mit der grossen Hoffnung, dass ich Sie am Zunftessen wieder persönlich be- grüssen kann. Stephan Gassmann Meister
2021 / Nr. 67 – Seite 4 Denk mal? – Denkmal! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Dies sagten sich auch die Vorgesetzten der E. Zunft zu Gartnern und bitten im zweiten Corona-Jahr zum virtuellen Rundgang zu drei Basler Denkmälern. Den zuweilen ein stiefmütterliches Dasein fristenden Bas- ler Denkmälern wird durch Christian Zingg am ersten Zunftstamm des Jahres 2021 längst vergessenes Leben eingehaucht. (crb) Pünktlich um 19.00 Uhr gehen die Nähkästchen plaudern. Auf witzige und Verantwortlichen Christian Zingg und geistreiche Weise erfahren wir allerlei Thierry Bosshart online. Die ca. 24 Follo- Geschichten rund um die Protagonisten werinnen und Follower sitzen derweil und Protagonistinnen. gemütlich auf dem Canapé, am Wohn- Denkmal! – Was verbindet Wettstein zimmertisch oder im Bürostuhl und ver- mit Zschokke und dem FCB – Denk mal? folgen gespannt das, was da nun Der Wettsteinbrunnen kommen wird. Einige Orte und Plätze sind in Basel be- Kleinere technische Pannen und Kuriosi- kanntlich nach Johann Rudolf Wett- täten mit instabiler Internet-Verbin- stein, ab 1635 Oberzunftmeister und dung tun dem Hör- und Bildgenuss Meister einer E. Zunft zu Rebleuten und jedoch keinen Abbruch, sondern zau- ab 1645 Bürgermeister in Basel, be- bern – mir zumindest – ein Schmunzeln nannt. Zu Beginn seiner Amtsperiode auf das Gesicht. Aber lassen wir nun tobte in Europa immer noch der Dreis- Christian Zingg aus dem historischen sigjährige Krieg. 1647/48 machte sich
2021 / Nr. 67 – Seite 5 Wettstein besonders verdient als er als knapp abgelehnt – und von den Klein- Gesandter der reformierten Orte in baslern haushoch verworfen (ein Münster und Osnabrück an den westfä- Schelm, der Böses dabei denken mag). lischen Friedensverhandlungen teil- War es womöglich eine nachträgliche nahm, welche im Herbst 1648 den Rache? Weitere Jahrzehnte zogen je- Frieden in Deutschland einläuteten. Es denfalls ins Land. Nachdem 1938/1939 sollte jedoch bis ins 20 Jh. dauern, bis zu die Wettsteinbrücke verbreitert wurde, Ehren Wettsteins und seinen Leistungen kam wiederum die Idee auf, ein Wett- ein Denkmal erstellt werden konnte. stein-Denkmal zu erstellen – die Idee verschwand für fast ein weiteres Jahr- Als sich 1892 der Zusammenschluss zehnt in den Schubladen der Amtsstu- Grossbasels mit Kleinbasel zum 500sten ben. Mal jährte, wurden grosse Festivitäten geplant. Die Kleinbasler wünschten sich Erst als sich 1948 der Jahrestag des von den Grossbaslern einen Brunnen westfälischen Friedens zum 300sten auf dem Claraplatz. Es wurde flugs ein Mal wiederholte, ebnete die kreative ...Wettbewerb... ausgeschrieben und und doch so einfache und bestechende ein unansehnlicher Brocken hätte den Idee des damaligen Regierungsrates Dr. Platz aufwerten sollen – Kostenpunkt Fritz Ebi-Hagin (Vorsteher des Baude- CHF 25‘000.-. Eine Geldsammlung unter partements) endlich den Weg zum Bau den Grossbaslern brachte dann auch eines Denkmals zu Ehren Wettsteins. nur läppische CHF 5‘000.- in den Brun- Ebi fischte das alte Projekt Vereinig- nenbausäckel. So wurde das Projekt ungsbrunnen aus den Untiefen der Ar- wieder auf Eis gelegt. chive und verband es mit der Idee eines Wettsteinbrunnens – die Idee schlug Als 4 Jahre später der Marktplatz umge- ein! Der Gewinner des diesmaligen baut wurde, gor die Idee, ein Denkmal ...Wettbewerbes... war Alexander zu Ehren Wettsteins zu erbauen. Ein Zschokke (Zschokke-Brunnen, Schüler weiterer ...Wettbewerb... wurde ins Le- und Lehrer bei der Uni). Hinter vorge- ben gerufen, den Max Leu (Bildhauer haltener Hand munkelte man, dass der Johann Peter Hebel-Büste am Pe- Zschokke ja habe gewinnen müssen, da tersplatz) für sich entscheiden konnte. sein Bruder Dr. Dr. h.c. Peter Zschokke Bundesbeiträge waren zugesichert und der damalige Vorsteher des Finanzde- private Spenden bereits gesprochen. Ei- partementes war. Dieses Gerücht kann gentlich hätte mit der Arbeit begonnen aber nicht historisch belegt werden. werden können, wenn nicht für die feh- lenden rund CHF 40‘000.-, welche durch Was hat nun aber der Wettsteinbrun- die Stadt aufgeworfen hätten werden nen mit unserem FC Basel gemein? Ganz müssen, das Ansinnen dem Volk vorge- einfach: die Kinderfiguren im Brunnen- legt worden wäre. Das Anliegen wurde stock sind rot und blau eingefärbt und
2021 / Nr. 67 – Seite 6 daher heisst der Brunnen im Volksmund Standort wurde Basel bestimmt. Es sym- auch – FCB-Brunnen. bolisiert die Freundschaft zwischen der Schweiz und Frankreich und erinnert in Denk mal? – Was verbindet Basel mit erster Linie an das Bombardement vom der amerikanischen Freiheitsstatue – 28. August 1870, in welchem Strassburg Denkmal! Das Strassburger-Denkmal in Schutt und Asche lag. Unter Gottlieb Das Strassburger-Denkmal ist nicht das Bischoff, Vorsteher des Basler Departe- einzige Denkmal französischer Art in Ba- ments des Innern bildete sich am 4. Sep- sel. Nebst einem Denkmal beim Schüt- tember 1870 ein Hilfskomitee, ebenso zenmattpark, welches an die Kinderhilfe in Bern und auch in Zürich. Bereits am 8. während und nach dem zweiten Welt- September 1870 machte sich die über- krieg erinnert, steht im Kannenfeldpark kantonale Delegation mit Gottlieb Bi- ein „Monument“ zu Ehren der Bourbaki- schoff, Otto von Büren (Bern) und Dr. Soldaten aus dem deutsch-französi- Melchior Römer (Zürich) auf den Weg schen Krieg (1870/71), die in Basel ver- nach Strassburg, um vom deutschen Ge- starben. Im Weiteren gedenkt es den neral die Erlaubnis einzuholen, Frauen gefallenen Franzosen während des Ers- und Kinder aus Strassburg zu evakuie- ten und Zweiten Weltkrieges, welche in ren. Dieses Mal wurde kein ...Wettbe- Basel wohnhaft waren. werb... ausgeschrieben, denn Baron Das Strassburger-Denkmal wurde durch Hervé-Gruyer bestimmte den Bildhauer Baron Hervé-Gruyer gestiftet – als gleich selber. Kein Geringerer als
2021 / Nr. 67 – Seite 7 Frédéric-Auguste Bartholdi übernahm budgetierten CHF 300‘000.- wurden diesen Auftrag, der nicht nur den Löwen schlussendlich nur CHF 200‘000.- dem von Belfort, sondern auch die amerika- Staatsetat belastet. Dies wird wohl als nische Freiheitsstatue fertigte. Bartholdi Ausnahme in die Basler Geschichtsbü- begann umgehend mit den Arbeiten cher eingehen. und bereits im Frühjahr 1895 war das Denkmal! – Helvetia meets Pin-up-Girl, Denkmal vollendet. Im März 1895 Wettstein und FCB – Denk mal? Das St. wurde Bartholdi von einer hochkaräti- Jakobs-Denkmal gen Delegation in den Schweizerhof zum Essen eingeladen. Ziel war, 1824 wurde das erste St. Jakobs-Denk- Bartholdi davon zu überzeugen, dass mal beim Sommercasino erstellt. Ein das Denkmal nicht mitten auf dem einfaches «Dänggmööli» – ein wenig go- Bahnhofsplatz zu stehen kommen solle, tisch mit «Dyyrmli» und aus Sandstein sondern zum neu erstellten Elsbethen- gefertigt. Schon in den 1850er Jahren pärkli. Offensichtlich gelang das ge- befand sich dieses in ziemlich desaströ- schickte Manöver bestens, denn er sem Zustand. Es musste dringend er- erklärte sich damit einverstanden. setzt werden. So beschloss man, dass 1859/60 ein ...Wettbewerb... ausge- Im Oktober 1895 wurde das Denkmal schrieben werden müsse. Eine Kommis- feierlich eröffnet. Leider verstarb Baron sion um Jakob Burckhardt, Hervé-Gruyer kurz zuvor und konnte die Kunsthistoriker und Amadeus Merian, Ähnlichkeit zwischen unserer Helvetia Architekt brütete über insgesamt 18 und der Freiheitsstatue nicht mehr be- Einsendungen – über 16 klassische Vor- staunen. schläge in Anlehnung an das vorherige 2014 wurde das Denkmal renoviert, ge- Modell, ein wenig grösser und üppiger putzt und es wurden Schadstellen aus- zwar sowie über zwei moderne Figuren- gebessert. Zudem wurde die ganze modelle - Eines von Ferdinand Schlöth Rabatte neugestaltet. Statt der und das andere von Heinrich Rudolf Meili. Schliesslich fiel der Entscheid auf eines der 16 Architekturmodelle. Jakob Burckhardt war ausserordentlich verär- gert, sodass er in der Folge 1862 aus der Kommission austrat. Die Basler Künst- lergesellschaft sprang in die Bresche und gelangte mit der unmissverständli- chen Bitte an den Stadtrat, ein moder- nes adäquates Denkmal zu erbauen. Der Druck auf den Stadtrat war offenbar so gross, dass man sich fügte. Die
2021 / Nr. 67 – Seite 8 Künstlergesellschaft schrieb ...einen ei- - wurde das Denkmal mit Gottesdienst, genen Wettbewerb... aus. Wiederum Festumzug und Reden feierlich einge- schickte Schlöth einen Vorschlag ein weiht. und obwohl ein anderer Vorschlag aus Das St. Jakobs-Denkmal hat seither eini- dem Kanton Aargau geeigneter gewe- ges erlebt! So wurde es 1991 vor der sen wäre, siegte der Lokalpatriotismus 700-jährigen Bundesfeier mit Blut be- und Schlöth kam zum Handkuss. Schlöth schmiert, 1994 wurde der Lorbeerkranz damals schon berühmt, seines Zeichens abgeschlagen und im Vorfeld der Bildhauer des Winkelried-Denkmals in Schlachtfeier 2002 wurde sie rot und Stans, musste sich gewissen Auflagen blau eingekleidet. beugen. So hatte Helvetia zu wenig sichtbare weibliche Formen – die Klei- Womit wir den Bogen von der Helvetia der mussten reduziert werden, sodass nicht nur wegen des FCB‘s zu Johann Ja- das Mieder um Helvetia so eng ge- kob Wettstein spannen können, denn schnallt wurde, dass ihre Bauchmuskeln Ferdinand Schlöth hat die Basilisken zur nun durch den dünnen Stoff durch- Wettsteinbrücke entworfen und Ale- schimmern – unsere Helvetia eine Vor- xander Zschokkes Artisten stehen hinter läuferin der Pin-up-Girls aus dem letzten dem Sommercasino. Jahrhundert? Hinten jedoch trägt Hel- Wie auch bei physischen Anlässen soll bei einem Online-Anlass das gemütliche Zusammensein nicht zu kurz kommen – mit einem kühlen Blonden, einem pri- ckelnden Prosecco mit vielen «Grälleli» und einem trockenen «Wysse» wird im Anschluss virtuell zugeprostet und „ge- nett-zoomt“. Wer die gesamte Denkmal-Triologie mit vertieften Informationen anschauen möchte, kann dies auf unserer Home- page www.gartnernzunft.ch oder aber unter dem Youtube-Channel: Gartnere- Schryyber nachholen. Christian Zingg und Thierry Bosshart sei herzlich ge- dankt für ihre hochprofessionelle Ar- beit. Ich meinerseits werde noch mehr die Augen offenhalten, damit mir span- vetia einen wallenden Rock und über nende Trouvaillen nicht mehr entgehen. der Schulter ein Bärenfell. Am 26. Au- gust 1872 - 428 Jahre nach der Schlacht
2021 / Nr. 67 – Seite 9 Das ehrwürdige Zunftgebäude – 1. Teil Im historischen Gedächtnis der meisten Zunftangehörigen haftet wohl das „Grün- dungsdatum“ der Zunft, der Zunftbrief (sofern er noch erhalten ist), die ehemals zünftigen Berufe und das Zunfthaus, dessen ursprüngliche Lage den meisten Zunft- mitgliedern durchaus bewusst ist. Hier starten wir mit dem ersten Teil mit viel Wissenswertem über die Zunfthäuser und vor allem zur Geschichte des Zunfthau- ses der E. Zunft zu Gartnern. (cz) Nur noch wenige Zünfte und Korpo- Ehrengesellschaften) oder in dieser Zeit rationen Basels verfügen über ein eige- tiefgreifend umgestaltet (z.B. Weinleute nes Gesellschaftshaus. Die meisten und zum Teil auch Schlüssel). Einige dieser Gebäude wurden aber im 19. wurden verkauft und grundlegend oder gar 20. Jahrhundert neu errichtet umgebaut (Schmieden, Spinnwettern, (Safran, Hausgenossen, Webern, Mägd, Rebhaus). Ein weitgehend ursprüngli- Krähe und das Café Spitz der Drei ches Gebäude besitzt nur noch die Vor- stadtgesellschaft zum hohen Dolder in der St. Al- ban-Vorstadt. Die meisten Korporationen haben ihre Häuser im Laufe des 19. Jahrhunderts verlo- ren. Diese Abrisswelle be- gann 1839 mit dem Zunfthaus zu Schiffleuten, das einer Neugestaltung der Schifflände und der Ei- sengasse zum Opfer fiel (zusammen mit dem Rhein- tor). Die meisten Gesell- schaftshäuser wurden im Zug von Strassenkorrektio- nen niedergelegt. Gerade am Ende des 19. Jahrhun- derts wurde die Basler Alt- stadt tiefgreifend umge- staltet. Und doch sind diese längst in Schutt und Asche gefallenen Gebäude auch heute noch im Bewusstsein
2021 / Nr. 67 – Seite 10 der meisten Korporation-Angehörigen. Die Vorgesetzten der Zunft trafen sich Grund genug also, uns einmal mit den für ihre Sitzungen in einem separaten Zunfthäusern im Allgemeinen und dem Sitzungszimmer. Hier leiteten sie die Gartnern-Zunfthaus im Speziellen zu be- laufenden Geschäfte oder sassen bei fassen. Verstössen gegen die Zunftordnung zu Gericht über die fehlbaren Zunftange- Funktion eines Zunfthauses hörigen. Das Zunfthaus war also auch Ein Zunfthaus war ein multifunktionales Verwaltungs- und Gerichtsgebäude. Gebäude, das den unterschiedlichsten Im Erdgeschoss des Zunfthauses wurde Zwecken zu dienen hatte. Natürlich den- oft Handel getrieben, entweder in einer ken wir da zuerst an die Zunftstube, in offenen Halle (eine solche ist für den der sich Zunftangehörige und andere «Schlüssel» bezeugt) oder in einem La- Personen, die das Stubenrecht erwor- dengeschäft, das sich dort eingemietet ben hatten, zum gemütlichen Zusam- hatte. mensein trafen, seien dies nun Zunftessen, private Anlässe oder das Zu- Auch in Kriegs- und Krisenfällen hatte sammensitzen nach Feierabend bei das Zunfthaus eine wichtige Stellung Spiel und Trank gewesen. Dies war auch inne, war es doch Treffpunkt für die deshalb eine wichtige Funktion des Zunftangehörigen im Falle einer dro- Zunfthauses, als es Baslern bis 1487 henden Gefahr. Dazu gehörte auch, dass nicht erlaubt war, öffentliche Restau- z.B. alle zunfteigenen Feuerwehrgeräte rants zu besuchen (von Baslerinnen wie Löschkübel, Wasserspritzen, Feuer- schon gar nicht zu sprechen). Allerdings haken, Leitern usw. im Haus sicher auf- galt auch in den Zunftstuben die obrig- bewahrt werden mussten. Das keitliche Ordnung, die insbesondere Zunfthaus war also auch ein Arsenal. Schlägereien und Gotteslästerungen auf Und wenn wir schon beim Aufbewahren den Stuben unter Strafe stellte. sind: Natürlich lagerten hier auch alle Danach waren die Zunftstuben aber wichtigen Zunftakten wie Protokoll- und auch Versammlungsort für politische Rechnungsbücher sowie wichtige Ur- Vorgänge wie Wahlen oder das jährliche kunden. Das Zunfthaus diente so eben- Ablegen des Treueeids gegenüber Ob- falls als Archiv. rigkeit sowie Verkündigungsort von Und schliesslich stellte es – vor allem wichtigen Beschlüssen des Kleinen Rats. seit dem 19. Jahrhundert - auch eine Hier mussten die Vögte auch jährlich Einnahmequelle dar, denn die Räum- dem Zunftvorstand Rechenschaft über lichkeit wurden teils an Auswärtige ver- die Vermögensverwaltung der ihnen an- mietet (wir werden das später beim vertrauten Mündel ablegen. Gartnernzunfthaus noch sehen), teils wurde im Erdgeschoss eine Wirtschaft
2021 / Nr. 67 – Seite 11 eingerichtet (wie das heute noch in der etwa das Haus der Schiffleute, das an „Safran“ und im „Schlüssel“ der Fall ist). der Schifflände völlig frei stand. Aufbau eines Zunfthauses Die meisten Zunfthäuser waren zweistö- ckig. Im Parterre befand sich ein grosses Diese Vielzahl von Aufgaben, die ein Eingangstor oder – seltener – eine of- Zunfthaus zu erfüllen hatte, zeigte sich fene Halle, wie sie beim „Schlüssel“ auch in seinem Aufbau. Mit seiner heute noch im Restaurant erahnbar ist. äusseren Erscheinung repräsentierte es Der breite Flur, der hinter dem Portal die Zunft in möglichst würdiger Weise. anschloss führte zu Lagerräumen, Ver- Dazu gehörte natürlich das Zunftwap- kaufslokalen und der Küche, falls diese pen, das an prominenter Stelle an der nicht im Hinterhaus untergebracht war. Fassade prangte, meist über dem brei- Aus diesem Hausgang führte eine ten Eingangsportal. Manchmal wurden Treppe in den ersten Stock, wo die diese Wappen auch mehrfach darge- grosse und kleine Zunftstube (das Vor- stellt, wie das heute noch an den Häu- gesetztenzimmer) untergebracht wa- sern der Weinleute am Marktplatz oder ren. des Schlüssels an der Freien Strasse zu sehen ist. Der erste Stock, in dem die War ein Zunfthaus dreistöckig, so be- grosse Stube untergebracht war, wies fand sich zuoberst die Wohnung des grosse Fenster auf, die von Hablichkeit Stubenverwalters. und Wohlstand der Zunft zeugten. Wie Lage der Zunft- und Gesellschaftshäu- wichtig diese Aussendarstellung war, ser in Basel beweist die Geltenzunft (Weinleute). Für den Neubau der Prunkfassade enga- Die Lage der Zunfthäuser innerhalb der gierten die Weinleute 1562 den besten Stadt war nicht zufällig. Es lassen sich Architekten jener Zeit, Daniel Heintz drei Gruppen von Zunfthäusern feststel- d.J., der auch den Spiesshof am Heu- len. berg, den Abendmahltisch im Münster 1. Zunfthäuser, deren Lage eng mit den oder das Gewölbe des Berner Münsters ausgeübten Berufen zusammenhing erbaut hatte. Dass die Schiffleute an der Schifflände, Das Grundstück auf dem ein Zunfthaus die Fischer am Fischmarkt, die Wein- stand war oft langgestreckt. So lagen leute am Weinmarkt (heute: Markt- hinter dem eigentlichen Zunfthaus platz), die Gerber an der Gerbergasse meist noch einer oder mehrere Innen- oder die Metzgern direkt neben dem öf- höfe und ein Hinterhaus, in dem die fentlichen (und einzigen) Schlachthaus Waschküche und/oder die Wohnung residierten, ist wohl selbstredend. Erklä- des Stubenverwalters untergebracht rungsbedürftiger ist die Spinnwettern- war. Eine Ausnahme dieser Regel bildet
2021 / Nr. 67 – Seite 12 Zunft, deren Haus am Fuss des Rhein- Steinen angewiesen, um ihre Tücher sprungs stand. Den Bauleuten, die in zum Bleichen im Sonnenlicht ausbreiten dieser Zunft zusammengefasst waren, zu können. oblag als wichtige obrigkeitliche Auf- 2. Zunfthäuser, deren Lage in einem Be- gabe die Wartung, Pflege und Instand- zug zum Kaufhaus steht setzung der Rheinbrücke. So ist es naheliegend, dass das Zunfthaus direkt Das städtische Kaufhaus war während beim Grossbasler Brückenkopf steht. Jahrhunderten der Dreh- und Angel- Die Lage der Schmiedenzunft am Rüme- punkt des Handels. Alle Importe, alle Ex- linsplatz erklärt sich aus der Tatsache, porte, aber auch alle Transitgüter dass viele Schmiede ihre Essen am Spa- mussten im Kaufhaus eingelagert wer- lenberg hatten. den. Hier war die Zollstätte und ein wichtiger Handelsplatz. Ohne Siegel des Eine spezielle Stellung nimmt die We- Kaufhauses durfte keine Ware die Stadt bernzunft in der Steinenvorstadt ein. Es verlassen. Logisch darum, dass sich rund ist das einzige Zunfthaus, das nicht in- um das Kaufhaus die Gewürz- (Safran) nerhalb des inneren Mauerrings liegt. und Tuchhändler (Schlüssel) ansiedel- Die Weber waren auf die – damals noch ten. Aber auch die Kürschner, die auf unbebauten ¬– Birsigabhänge in der
2021 / Nr. 67 – Seite 13 Pelz- und die Schneider, die auf Tuchlie- vereinigten Berufen bringen. Bezeich- ferungen angewiesen waren, hatten nenderweise liegen alle Gebäude dieser ihre Zunfthäuser in unmittelbarer Nähe Kategorie an der Freien Strasse, der zum Kaufhaus, ebenso wie die Gart- wichtigsten Handelsroute der Stadt und nernzunft, in der auch die Fuhrleute wa- somit an prominentester Lage. Die Reb- ren, welche mit ihren Fuhrwerken die leute, die Scherer und Bader (Goldener Waren innerhalb der Stadt und der nä- Stern), die Goldschmiede (Hausgenos- heren Umgebung auslieferten. Die gart- sen) und die Maler (Himmel) arbeiteten nernzünftigen Seiler konnten im in der ganzen Stadt, die Brotbecken vor- Kaufhaus wohl viele ihrer Produkte zum nehmlich in den Vorstädten. Eine Unge- Verpacken und Festzurren der Waren an wissheit besteht bei den Schuhmach- den Mann bringen und auch die Karren- ern. Neueste Grabungen im Zusammen- salber fanden hier ihr Auskommen. hang mit der Neugestaltung der Freien Strasse haben 2020 überraschender- 3. Zunfthäuser an repräsentativer Lage weise einige Werkzeuge zur Lederbear- Die Lage einiger Zunfthäuser lässt sich in beitung zum Vorschein gebracht. Ist das keinen Zusammenhang mit den in ihnen ein Hinweis, dass die Schuhmacher
2021 / Nr. 67 – Seite 14 vornehmlich hier angesiedelt waren? Die Lage der Gesellschaftshäuser im Dann würde ihr Zunfthaus, was die Lage Kleinbasel hängt mit den Berufen der betrifft, vielleicht auch zur Kategorie 1 meisten Gesellschaftsbrüder zusam- (berufsbezogen) gehören. Das (ehema- men, was aber damit zu tun hat, dass lige) Restaurant «Schuhmachernzunft» Angehörige gleicher Berufe in der Regel hat übrigens nur ganz am Rand mit der nahe beieinander wohnten. Rund um gleichnamigen Zunft zu tun. das Rebhaus wohnten viele Rebleute, die in den ausgedehnten Weingärten 4. Die Gesellschaftshäuser vor dem Riehentor arbeiteten. Die Fi- Dass die Häuser der Vorstadtgesell- scher hausten natürlich nahe des Rheins schaften in der jeweiligen Vorstadt lie- an der Rheingasse. Folglich stand ihr Ge- gen ist naheliegend. Allerdings muss sellschaftshaus zum Hären auch hier, angefügt werden, dass die Webernzunft nämlich unmittelbar neben und über bis ins 18. Jahrhundert die Aufgaben ei- dem – heute noch existierenden – Zu- ner Vorstadtgesellschaft in der Steinen gang zum Fluss (heute: Wild Ma-Gässli). wahrgenommen hat. Die Vorstadtge- In der Gesellschaft zum Greifen schliess- sellschaft „Drei Eidgenossen“ entstand lich waren viele Dienstleute des Klingen- erst 1757 und besass nie ein eigenes tal-Klosters vereinigt (von dort her auch Haus.
2021 / Nr. 67 – Seite 15 das Kreuz im Wappen). Also stand das sich zuerst «zum Imber» nach dem Gesellschaftshaus in der Nähe des Klos- gleichnamigen Haus im Imbergässlein, tergevierts. wo sie zuerst residierte. Als 1373 das Kaufhaus eröffnet wurde, zog die Zunft Gesellschaftshaus als Namensgeber an die Gerbergasse in ein Haus «zum Die wichtige Stellung, die ein Zunfthaus Safran», dessen Namen die Zunft nun einnahm, erhellt sich aus der Tatsache, annahm. Das Haus stand aber auf der dass viele Zünfte den Hausnamen zum anderen Strassenseite der Gerbergasse, Zunftnamen erhoben haben, wie der gegenüber dem heutigen Zunfthaus. Schlüssel, der Goldene Stern, der Him- Erst 1424 übernahm die Zunft das leer- mel sowie sämtliche Vorstadtsgesell- stehende städtische «Ballhaus», den schaften (mit Ausnahme der «Drei ehemaligen öffentlichen Lagerort von Eidgenossen») und die Ehrengesell- Tuchballen und benannte die Neuer- schaften Kleinbasels. werbung nach der Zunft. Dieses riesige Erklärungsbedürftig ist der Name der Gebäude am Birsig stand unmittelbar Spinnwetternzunft. Dieser leitet sich neben dem Kaufhaus. ebenfalls aus dem Hausnamen ab, resi- Die Safranzunft nahm ihren Namen also dierte die Zunft doch in «Spichwarters von einem kurzfristig benützten Zunft- hus», dem Haus, in dem einst ein Mann haus an und übertrug ihn dann auf das namens Spichwart gelebt hatte. neuerworbene Gesellschaftsgebäude. Etwas kompliziert verhält es sich mit Auch dieser Vorgang zeigt die enge Ver- dem Safran-Zunfthaus. Die Zunft nannte bundenheit einer Zunft mit ihrem Haus.
2021 / Nr. 67 – Seite 16 Das Gertrudis-Määli fand statt und eigentlich doch nicht wirklich Dreimal wurde das Gertrudis-Määli schon verschoben, da die Corona-Massnahmen ein ordentliches Määli nicht erlaubten. Um der Gartnern-Heiligen aber trotzdem höchste Anerkennung zu schenken, liessen sich die Organisatoren etwas Besonde- res einfallen: Das Gertrudis-Menü konnte man sich nach Hause liefern lassen und in familiärem Kreis geniessen. (pb) Da die Corona-Schutzmassnahmen ist in erster Linie die Gastronomie mit ih- seit Monaten kein ordentliches Määli ren Restaurants und Bars, die über Mo- mehr zulassen, blieb den Organisatoren nate keine Einnahmen generieren nichts anderes übrig, als den Anlass können. Ausnahme bilden die Take-a- mehrfach zu verschieben. Schon im Vor- way-Angebote, die von vielen Beizern feld der Organisation des Gertrudis- angeboten werden. Dies hat den Zunft- Määlis, das traditionellerweise am 17. vorstand dazu bewogen, das Gertrudis- März, dem Ehrentag der Heiligen Ger- Määli in einer anderen Form durchzu- trud von Nivelles, stattfindet, wurde führen. Dank der guten Zusammenar- klar, dass ein Anlass aufgrund der ge- beit mit dem Team des Restaurants schlossenen Gastronomie gar nicht Besenstiel wurde ein grossartiges Menü durchführbar sein wird. Verliererin der zusammengestellt, welches dann recht- langandauernden Schutzmassnahmen zeitig zum Abholen bereitgestellt
2021 / Nr. 67 – Seite 17 wurde. Wer es noch etwas exklusiver Sommer! Anschliessend haben sich die wollte, konnte sich das Gertrudis-Menü Vorgesetzten paarweise und im priva- nach Hause liefern lassen. ten Bereich dem durch das Restaurant Besenstiel kredenzten Essen zuge- Auf dem Foto sehen wir das innovative wandt. Dieses begann mit einer mit Ing- Besenstiel-Wirteehepaar Alice und Oli- wer parfümierten Sellerie-Apfel Suppe, vier Flota-Bigliel mit den bereitstehen- gefolgt von einem Rinds-Brasato an den Menüs in recycelbaren Papier- kräftiger Rotweinsauce und einer taschen. Begonnen hat das Gertrudis- Schnitte vom Schokoladen Mousse Duo. Määli mit einer halbstündigen Video- Dank der jedem Essen beigelegten Auf- konferenz, zu der sich alle Beteiligten wärm- und Servieranleitung waren die zugeschaltet haben. Da konnte auch letzten notwendigen Schritte in der ei- gleich die durch den Vorstand gespon- genen Küche ein Kinderspiel. serte Flasche Weisswein gemeinsam ge- nossen werden. Dieser Portugiesische Alles in allem ein gelungener Anlass der Planalto aus der Region Douro darf ru- perfekt organisiert war und in der hig als Entdeckung des Abends gewertet schwierigen Zeit ein innovatives Zeichen werden. Die Assemblage aus den hier gesetzt hat. Eigentlich eine Triple-Win- unbekannten Traubensorten Viosinho, Situation: Glückliche Vorgesetzte, ein Malvasia Fina, Codega und Gouveio glückliches Beizer-Ehepaar und die Hei- passte ausgezeichnet als Aperitif. Ein lige Gertrud wird es sicher auch mit Geheimtipp für den kommenden grosser Genugtuung beobachtet haben. Muesch Abstand halte und Masgge traage wäg de Vire und immer d Händli wäsche und richtig desinfiziere. Khasch nid in d Beize go, muesch dehaime hogge, dr ganz Daag in de Jogging-Hose und de alte Sogge. Und trotzdäm fyyre mer unser Gertrudis-Määli, nid zämme und nid in dr Stadt, derfiir im privaate Sääli. Gäll, die Idee isch jo gar nid eso dernääbe? De weisch, mir hän e Motto: d Gartnerezunft sell lääbe.
2021 / Nr. 67 – Seite 18 Basler Strassenschildereien Bestimmt sind den aufmerksamen Zunftangehörigen die neuen Strassenschilder aufgefallen, die seit einiger Zeit nicht nur den Strassennamen nennen, sondern die- sen auch gleich erklären. Unser Alt-Vorgesetzter Christian Zingg ist den Erklärungen auf den Grund gegangen. (cz) Ob es nun tatsächlich der tiefgründigen Weiterbildung der geschätzten Bevölke- rung dient, wenn sie lesen kann, dass die Amsel ein einheimischer Singvogel, die Eiche ein Laubbaum und Solothurn ein Kanton und die gleichnamige Hauptstadt desselben ist, sei einmal dahingestellt. Aber es gibt durchaus auch Strassennamen, welche einer Erklärung bedürfen. Ich kann mich gut erinnern, dass ich als Kind in den 1960-er Jah- ren durchaus interessiert war, warum die De Wette-Strasse so heisst und noch so gerne das entsprechende Erläuterungsschild gelesen habe. Ja, so etwas gab es damals schon! Nun denn, da André Salvisberg 1999 das hervorragende Buch «Die Basler Strassenna- men» geschrieben hat, dürfte es für die zuständigen Beamten nicht schwierig sein, die richtige Erklärung auf den Schildern anzubringen. So lesen wir etwa: Eine prima Erklärung, gegen die sich nichts sagen lässt; genauso ist der Strassenname bei Salvisberg erklärt. Wenige Schritte später stossen wir auf die nächste Erläuterung: Woher kommen nun plötzlich diese «Heumatten»? Und wo sollten sich diese befun- den haben? Rund um die Kirche? Vor den Mauern? Kaum, denn dort hatten im 13. Jahrhundert die Gärtner und Obster ihre Anpflanzungen, später befanden sich dort neben Obst- auch Ziergärten und Rebgelände, wie auf dem Merianplan unschwer zu erkennen ist.
2021 / Nr. 67 – Seite 19 Einige Dutzend Meter weiter lesen wir mit Erstaunen: Aus dem Stift St. Leonhard ist ein Kloster geworden. Stift und Kloster sind aber kei- neswegs dasselbe, auch wenn die Geistlichen innerhalb eines Stifts ähnlich wie Mön- che nach einer bestimmten Regel leben. Aber ihre kirchliche und gesellschaftliche Stellung ist eine andere. Es ist ja super, wenn in den Basler Amtsstuben mit Kreativität und Phantasie zu Werk gegangen wird. Aber die Präzision und der Wahrheitsgehalt dürfen darunter nicht lei- den. Übrigens: Es gibt noch einige andere Schilderklärungen, die keineswegs über jeden Zweifel erhaben sind. Fortsetzung folgt also! Sonderaktion Jubiläumsbuch E.E. Zunft zu Gartnern Da unser Zunftbuch, das anlässlich unseres 750 Jahre- Jubilums publiziert wurde, ab sofort nicht mehr im Buchhandel erhältlich ist, bieten wir allen Interessierten das interessante Jubiläumsbuch zum einmaligen Sonderpreis von CHF 10.- an. Beziehen können sie dieses Werk direkt bei unserem Seckelmeister René Blatter. Machen Sie von diesem ausserordentlichen Angebot Gebrauch und sichern Sie sich die letzten Exemplare dieses Geschichtenbuchs von und über unsere Zunft.
2021 / Nr. 67 – Seite 20 Für Sie aufgestöbert Dass nebst Himmelried auch Basel eine Modelleisenbahn-Hochburg, ist zeigt uns Telebasel in einem Beitrag von Ende März. Dabei wird unser Zunftbruder Ueli Moser portraitiert. Der Eisenbahn-Fan, der rund 100 Lokomotiven und 400 Eisenbahn- wagen besitzt bestätigt auch, dass durch die Corona-Pandemie noch mehr Zeit und Leidenschaft in das Hobby gesteckt wird. Und auch wieder deutlich mehr Geld! Als Reaktion auf die von der SP Basel-Stadt in Auftrag gegebene und mit einer Interpellation im Bürgergemeinderat bekannt gemachte Studie der Universität Bern betreffend Mitgliedschaft von Frauen in Basler Zünften, hat der Bürgerrat seinerseits ein externes Gutachten in Auftrag gegeben. Das Ende März veröffentlichte Gutachten der Uni Zürich hält fest, dass es nicht mehr länger haltbar ist, Frauen den Zugang zum Aufnahmeverfahren in Zünfte und ähnliche Körperschaften zu verweigern. Insbesondere zivil- rechtlich sei ein solcher Ausschluss heikel, lautet das Fazit der Gutachter. Die Zünfte werden auch heute noch als wichtige gemein- nützige Akteure und als wichtiges Netzwerk in der Stadt Basel eingestuft, von dem Frauen nicht einfach ausgeschlossen werden dürfen. Der Bürgerrat beabsichtigt deshalb, per 1. Januar 2022 die Zunftordnungen zu ändern. Während bisher in die Zünfte «jeder männliche und wohlbeleumundete Bürger der Stadt Basel» aufgenommen werden kann, ist als neue Formulierung «jede wohlbeleumundete Person, die […] das Bürgerrecht der Stadt Basel besitzt» vorgesehen. Mit dieser und den übrigen vorgeschlagenen Umformulierungen hätten Frauen – sofern sie die übrigen Bedingungen erfüllen – gleichen Zugang zum Aufnahmeverfahren wie die Männer. Der Bürgerrat hält aber fest, dass es den Zünften, Gesellschaften und Korporationen überlassen bleibt, ihre Ordnung in Bezug auf die Aufnahmekriterien zu ergänzen, wobei Beschlüsse über solche Ergänzungen dem Bürgerrat zur Genehmigung zu unterbreiten sind.
2021 / Nr. 67 – Seite 21 Dem Quartalsheft der „Baseldytsche Bihni“ entnehmen wir, dass unser Zunftbruder Carl Miville im letzten Jahr sein 55-jähriges Jubiläum als Passivmitglied des Amateurtheaters feiern durfte. Als Baseldeutsch-Experte ist er dem Kleintheater eng verbunden. So beriet er das Theater jahrelang in Sachen Dialekt und gab den Texten so den letzten Feinschliff. Traditionell pflanzt die Stadtgärtnerei am internationalen Tag des Baumes den Baum des Jahres. Im 2021 ist dies die Stechpalme. Dieses Jahr ziehen sogar zwei Jungbäume dieser zweihäusigen einheimischen Baumart im Kannenfeldpark ein: Ein weiblicher und ein männlicher. Coronabedingt erfolgte die Pflanzung ohne Beisein der Basler Bevölkerung. Mit seinem 65. Geburtstag beginnt für Zunftbruder Dieter Nätebusch auch der Ruhestand. Wir wünschen ihm für die Pensionierung alles Gute. Helfer-Aufruf 150 Jahre alt wird der Tierpark Lange Erlen in diesem Jahr. Der Erlen-Verein führt deshalb am Wochenende vom 21./22. August 2021 ein grosses Jubiläumsfest durch. Auch die Ehrenzunft zu Gartnern wird mit einem Stand vertreten sein und dort wiederum das beliebte Blumenpflanzen für Kinder anbieten. Dafür suchen wir Helferinen und Helfer für alle vier Schichten je Tag. Melden Sie sich jetzt für diesen Einsatz an und helfen Sie aktiv mit, die Zunft zu Gartnern an diesem Fest zu repräsentieren und den Kindern ein unvergessliches Erlebnis zu ermöglichen. Helfer für Einsätze melden sich bitte bei unserem Kulturverantwortlichen Urs Albisser unter Telefon 078 - 825 76 31 oder unter kultur@gartnernzunft.ch. Herzlichen Dank!
2021 / Nr. 67 – Seite 22 Todesfälle Hanspeter Frey *23.03.1941 †02.05.2021 Betroffen haben wir die traurige Nachricht erhalten, dass un- ser Zunftbruder am 2. Mai 2021 völlig unerwartet kurz nach seinem 80. Geburtstag verstorben ist. Hanspeter trat vor 33 Jahren in unsere Zunft ein und nahm als stolzer Zunftbruder immer an den Zunftanlässen teil. Einige Jahre lang enga- gierte er sich als Zunftpfleger unserer Zunft für die Probleme und Belange unserer Zunftbrüder. Wir werden ihn sehr ver- missen. Seiner Familie entbieten wir unser tiefstes Beileid. Thomas Jamnicky-Henzi *26.02.1943 †02.05.2021 Wir haben die schmerzliche Plicht Ihnen mitzuteilen, dass unser Zunftbruder am 2. Mai 2021 verstorben ist. Thomas trat 1991, also vor genau 30 Jahren zusammen mit seinem Sohn Daniel in unsere Zunft ein. Von Anfang an besuchte er die Zunftanlässe regelmässig und gerne. Dabei genoss er die gemeinsame Zeit mit seinen Zunftbrüdern intensiv. Leider war es ihm in letzter Zeit aufgrund seiner gesundheitlichen Situation nicht mehr möglich aktiv am Zunftleben teilzuneh- men. Seiner Familie entbieten wir unser tiefstes Beileid.
2021 / Nr. 67 – Seite 23 Unsere Jubilare im 2021 Runde Geburtstage Piero Iellamo 27.05.(50) Emanuel Trueb-Bielser 22.08.(60) Peter Paul-Müller 12.06.(80) Florian Keller 18.11.(40) Erika Barth-Meier 09.07.(70) Daniel Jamnicky 04.12.(50) Daniel Keuerleber-Burk 13.07.(70) Carl Miville-Seiler 26.07.(100) Runde Zunftangehörigkeiten Christian Ammann (25) Hans Vogt-Cavoli (25) Impressum Autoren: Cornelia Bolliger (crb), Pietro Buonfrate (pb), Christian Zingg (cz) Fotos: Pietro Buonfrate, Thierry Bosshart, Christian Zingg, David Mysicka, Staatsarchiv Druck: Speedy Print AG, Güterstrasse 88, 4053 Basel Auflage: 270 Exemplare Verteiler: Zunftschwestern und Zunftbrüder E.E. Zunft zu Gartnern sowie interessierte Kreise Redaktion: Pietro Buonfrate, Statthalter E.E. Zunft zu Gartnern redaktion@gartnernzunft.ch Layout & Produktion: Thierry Bosshart, Schreiber E.E. Zunft zu Gartnern redaktion@gartnernzunft.ch Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 31. August 2021 Unsere Homepage wird laufend aktualisiert - www.gartnernzunft.ch Gartnernzunft SMS-Dienst: START ZUNFT an 8400 senden; anschliessend OK an 8400 senden (0.20 CHF/SMS) STOP ZUNFT an 8400 senden, um Dienst zu stoppen Spendenkonto: E.E. Zunft zu Gartnern Basel, IBAN CH24 0900 0000 4002 1599 1 Bitte bei allen Einzahlungen den Grund angeben (z. Bsp. Jahrbuch); ansonsten wird der Zahlungs- betrag als allgemeine Spende betrachtet.
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