Gebietseigenes Saatgut und gebietseigene Gehölze in Sachsen - Herkunftssicherung, Ausschreibung und Verwendung
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Gebietseigenes Saatgut und gebietseigene Gehölze in Sachsen Herkunftssicherung, Ausschreibung und Verwendung
Diese Handreichung wendet sich an ausschreibende Stellen, Planungsbüros, Behörden, Naturschutz- verbände und Ausbildungseinrichtungen mit Bezug zu Begrünungen. Mit den vorliegenden Hinweisen möchten wir Ihnen einen Überblick geben, wie Sie den Einsatz von gebietseigenem Saat- und Pflanzgut fördern können. Aktualisierte und überarbeitete Auflage Februar 2019 Impressum Herausgeber Satz & Layout Deutscher Verband für Landschaftspflege Nicole Sillner, alma grafica UG, Ansbach Promenade 9 www.almagrafica.de 91522 Ansbach Tel. +49 (0)981 18 00 99 0 Bilder www.dvl.org René Schubert, DVL Autoren Druck René Schubert, DVL-Projekt "DiverGen", Sachsen Thomas Adam, TerraNova GmbH, Büdingen Klimaneutral gedruckt klimaneutral mit Bio-Farben, Öko-Strom natureOffice.com | DE-559-359546 und chemiereduziert gedruckt Textredaktion auf 100 % Recyclingpapier 1. Auflage 2016: Nicole Menzel, DVL 2. Auflage 2019: Monika Riepl, DVL
2/3 Inhalt 1 Gebietseigenes Saatgut und gebietseigene Gehölze verwenden – warum?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2 Ausgangslage und Begriffsklärungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 3 Gebietseigenes Saatgut von Gräsern und Kräutern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 3.1 Ursprungsgebiete. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 3.2 Artenauswahl für Ansaaten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3.3 Worauf muss bei der Saatgut-Beschaffung geachtet werden?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3.4 Vorgehen bei der Ausschreibung gebietseigenen Saatgutes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3.5 Zertifizierungssysteme für gebietseigenes Saatgut. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4 Gebietseigene Gehölze. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4.1 Vorkommensgebiete. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4.2 Artenauswahl für Gehölzpflanzungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 4.3 Worauf muss bei der Beschaffung von Gehölzen geachtet werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 4.4 Vorgehen bei der Ausschreibung gebietseigener Gehölze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 4.5 Zertifizierungssysteme für gebietseigene Gehölze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 5 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 6 Bezugsquellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
1 Gebietseigenes Saatgut und gebietseigene Gehölze verwenden – warum? Im Rahmen der Landschaftsgestaltung nehmen In vielen Generationen haben sich die Pflanzen Ansaaten von Gräsern & Kräutern und Gehölz- innerhalb geografisch abgrenzbarer Gebiete getrennt pflanzungen eine bedeutende Rolle ein. Sie erfüllen voneinander entwickelt. Gräser, Kräuter und Gehölze, ästhetische Ansprüche, dienen dem Verbund von deren Populationen in den verschiedenen Gebieten Lebensräumen und der Kompensation von mensch- sehr wahrscheinlich genetisch unterschiedlich sind, lichen Eingriffen in den Naturhaushalt. Zudem werden deshalb als „gebietseigen“ bezeichnet. sichern sie die oberen Bodenschichten gegen Wind- und Wassererosion, insbesondere auf Deichen, Seit einigen Jahrzehnten besteht die zunehmende Halden und Böschungen von Verkehrstrassen, sowie Gefahr der Vereinheitlichung oder Verfälschung in der strukturarmen Agrarflur. gebietsspezifischer Eigenart, indem quer durch ganz Europa (und darüber hinaus) gehandelte Pflanzen Durch gebietseigene Ansaaten und Pflanzungen auch dort in der freien Natur ausgebracht werden, können Sie einen großen Beitrag zum Schutz der wo nicht ihr genetischer Ursprung liegt. Das birgt einheimischen Biodiversität leisten. Mit gebietseige- viele Risiken. So kann der Genpool von gebietseige- nen Pflanzen fördern Sie die auf geografisch unter- nen Pflanzenpopulationen durch Hybridisierungen schiedliche Blühzeiten, Fruchtreife und Vegetations- mit gebietsfremden Genotypen zu weniger Flexibilität strukturen spezialisierten Tiere, wie die Wildbienen, ihrer Nachkommen gegenüber hiesigen Klimaver- Schmetterlinge und Vögel. Gerade außerhalb von änderungen und -extremen führen. Die Entstehung Ortschaften und der ertragsorientierten Land- und neuer Formen und Arten – ein Merkmal der Evolution Forstwirtschaft gilt es, die regionale Verschieden- – wird durch „normierte“ Zuchtsorten und Klone heit und genetische Vielfalt der Arten zu schützen. (z. B. Weidenstecklinge von nur wenigen Ausgangs- beständen) beeinflusst. Biologische Vielfalt ist sehr stark durch die genetischen Unterschiede innerhalb der Arten bestimmt, was Das Ausbringen von Samen, Bäumen und Sträu- sich in der evolutionär erworbenen Anpassungsfähig- chern, die an regionale Standortverhältnisse ange- keit jeder Art an verschiedene Standorte und Gebiete passt sind, fördert hingegen deren Gedeihen und spiegelt. Die Diversität der einheimischen Flora ist in das ihrer Nachkommen über Jahrzehnte, was nicht Jahrtausende langer natürlicher Wiederbesiedlungs- nur einer ethischen, sondern auch wirtschaftlichen geschichte seit der letzten Kaltzeit entstanden. Sichtweise von Begrünungen entspricht.
4/5 Wenn Sie bei Ansaaten und Pflanzungen gebietseige- nes Saatgut und Gehölze verwenden ... …… vermeiden Sie Florenverfälschungen, …… minimieren Sie das Risiko, gebietsfremde und sich stark ausbreitende Arten, sog. invasive Neophy- ten, zu fördern (z. B. als ungewollte „Begleiter“ in Saatgut und Wurzelballen von Gehölzen), …… schützen Sie regionale Genressourcen, die wir möglicherweise für die zukünftige Bereitstellung angepasster Kulturpflanzen der menschlichen und tierischen Ernährung benötigen, …… unterstützen Sie eine nachhaltige regionale Land- und Baumschulwirtschaft mit kurzen Wegen, nachvollziehbarer Produktion und qualitativ hochwertigen Produkten. Tragen Sie durch die Verwendung von gebiets- eigenem Saatgut und gebietseigenen Gehölzen zum Erhalt unserer Artenvielfalt bei! Die Verwendung von gebietseigenem Saatgut und gebietseigenen Gehölzen in Landschaftsbau, Landschaftspflege und Naturschutz entspricht dem Grundsatz: "Aus der Region, in der Region, für die Region!" Zusatzinformation: Begrünungsmethoden, die sich mit der unmittelbaren Verwendung direkt geernteter Diasporen beschäftigen, wie z. B. Mähgutübertragungen, Oberbodentransfers, Wiesendrusch oder Wildlings-Ver- pflanzungen finden Sie in der Handreichung „Das grüne Wunder – Naturnahe Begrünungen mit gebietsheimischen Diasporen“ – siehe Downloadbereich unter https://divergen.lpv.de und auf www.spenderflaechenkataster.de. Diese Methoden sind nicht Gegenstand dieser Broschüre.
2 Ausgangslage und Begriffsklärungen In Sachsen wird seit 2007 Saatgut gebietseigener Die Produktion erfolgt pro Art in mehreren Schrit- Gräser und Kräuter vermehrt, seit 2010 gebiets- ten und dauert mindestens zwei, häufig vier bis eigene Baumschulware. Derzeit ist aber noch kein fünf Jahre. Dieser erhebliche Zeitaufwand ist mit flächendeckendes Sortiment für alle Herkunftsgebiete Blick auf die geforderte Bereitstellung gebietseige- verfügbar. Aktuell engagieren sich in Sachsen fünf nen Saat- und Pflanzgutes ab spätestens 1.3.2020 Landwirtschaftsbetriebe und fünf Baumschulen in der zu beachten. Produktion von ca. 150 Gras- und Kräuterarten und mehr als 20 nicht-forstlichen Gehölzarten. Wichtig: Ab dem 1. März 2020 bedarf jede Ausbringung von Pflanzen gebietsfremder Arten in der freien Natur laut § 40 (1) des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) der behördlichen Genehmigung. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen in der freien Natur Gehölze und Saatgut vorzugsweise nur innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werden. Die Genehmigung ist zu versagen, wenn eine Gefährdung von Ökosystemen, Biotopen und Arten nicht auszuschließen ist. Definitionen und Erläuterungen Gebietseigen & Gebietsheimisch Autochthon Als gebietseigen werden Sippen bezeichnet, die aus Der Begriff autochthon wird für Arten verwendet, Populationen einheimischer Arten stammen, welche die an Ort und Stelle entstanden. Da nur wenige sich in einem bestimmten Naturraum über einen Gattungen ihr Genzentrum in Mitteleuropa haben langen Zeitraum in vielfachen Generationenfolgen (z. B. so genannte „Glazialrelikte“), sollte für Ansaaten vermehrt haben und bei denen eine genetische und Pflanzungen der Terminus gebietseigen verwen- Differenzierung gegen Populationen der gleichen det werden. Art aus anderen Naturräumen anzunehmen ist.1 Im Zusammenhang mit Pflanzungen und Ansaaten gilt Gebietsfremd eine Art, Unterart oder Teilpopulation genau dann als Der Begriff Gebietsfremd ist seit der letzten Novelle gebietseigen, wenn sie ihren genetischen Ursprung in des Bundesnaturschutzgesetzes nicht mehr im Gesetz dem Gebiet hat, in dem sie auch wieder ausgebracht definiert. Nach § 40 (1) BNatSchG sind Pflanzen, die wird (= gebietseigene Verwendung). in einem betreffenden Gebiet in freier Natur nicht oder seit mehr als 100 Jahren nicht mehr vorkommen, Oft wird auch der Begriff "gebietsheimisch" synonym genehmigungspflichtig und somit nicht als gebiets- verwendet. eigen anzusehen (ausgenommen sind künstlich vermehrte Pflanzen, wenn sie ihren genetischen Kleinräumlich standörtlich verschiedene Ausprägun- Ursprung in dem betreffenden Gebiet haben). Im gen einer Art (z. B. in Wuchsform und Reifezeitpunkt Sprachgebrauch hat sich der Begriff "Gebietsfremd" bei trockenem oder nassem Wuchsort) ergeben noch für solche Arten erhalten. Auch Unterarten und nicht zwingend getrennte gebietseigene Populatio- Populationen mit unterschiedlichem Erbgut können nen, häufig handelt es sich nur um Ökotypen. in einem Areal gebietsfremd sein, in dem die Art insgesamt jedoch einheimisch ist. 1 Kowarik I., Seitz B. (2003): Perspektiven für die Verwendung gebietseigener Gehölze.-Neobiota 2:3-26; TU Berlin, Institut für Ökologie
6/7 Zum Beispiel ist die in den Kammlagen des Erz- Sorten gebirges vorkommende Kahle Eberesche (Sorbus Als Sorten werden züchterisch bearbeitete Linien aucuparia subsp. glabrata) im Sächsischen Tiefland einer Art oder Unterart bezeichnet, die vom Bundes- gebietsfremd, da sie dort nicht vorkommt. Auch die sortenamt anerkannt sind und deren Vermarktung Gewöhnliche Margerite (Leucanthemum ircutianum) gesetzlich geschützt ist. Züchterisch beeinflusste aus dem Vogtland kann in der Niederlausitz gebiets- Sorten von Gräsern, Stauden oder Gehölzen können fremd sein, wenn es sich um zwei verschiedene nicht gebietseigen sein. Ziel der künstlich durchge- Populationen mit unterschiedlichem Erbgut handelt. führten Kreuzungen und Selektionen ist ja gerade die geno- und phänotypische Einheitlichkeit einer Sorte. Abgrenzung von Gebieten Vor allem Obstbaumpflanzungen (auch historischer Die Begriffe „gebietseigen“ und „gebietsfremd“ Sorten) werden bisweilen fälschlich als „gebietseigen“ machen die Abgrenzung unterschiedlicher Natur- bezeichnet. Das ist aber nur für den Wildapfel (Malus räume 2 notwendig. Für gebietseigene Gräser und sylvestris) und die Wildbirne (Pyrus pyraster) begründet. Kräuter wurde Deutschland in 22 sogenannte Ursprungsgebiete unterteilt 3. Diese wurden zu acht Regiosaatgut, Regiosaaten, Regiogehölze Produktionsräumen zusammengefasst, in denen Es handelt sich um ungeschützte Begriffe für ge- jeweils die Vermehrung der Arten aller aggregierten bietseigenes Saat- oder Pflanzgut, die von einigen Ursprungsgebiete stattfinden darf. Anbietern und Organisationen verwendet werden. Für gebietseigene Gehölzarten, die Verwendung Insbesondere bei Ausschreibungen sollten zum in der freien Natur (z. B. Hecken, Alleen) finden, eindeutigen Verständnis die präziseren Begriffe existieren derzeit sechs so genannte Vorkommens- „gebietseigenes Saatgut“ und „gebietseigene gebiete4. Für gebietseigene Gehölze existieren keine Gehölze“ verwendet werden. Produktionsräume. Freie Natur Ein Vorkommensgebiet oder Ursprungsgebiet Unter freier Natur ist der gesamte unbesiedelte bezeichnet eine geografische Region, innerhalb Bereich außerhalb geschlossener Ortschaften zu derer das Erbgut der dort heimischen Wild- verstehen, der nicht der ertragsorien- pflanzen je Art nach derzeitigem Kenntnisstand tierten Land- und Forstwirtschaft unterliegt. Die identisch ist. Naturnähe, Entstehungsgeschichte, Nutzungsart und bauplanungsrechtliche Einordnung dieser Bereiche ist Leider sind die Grenzziehungen und Dimensionen für dabei nicht relevant. Nicht als freie Natur gelten Parks, Vorkommensgebiete (Gehölze) und Ursprungsgebiete/ Friedhöfe, Sportstätten und Privatgärten.6 Produktionsräume (Gräser & Kräuter) in Deutschland nicht identisch, was bei der Planung und Ausschrei- bung von Begrünungen beachtet werden muss. 6 Siehe https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/recht/Dokumente/leitfa- Der Begriff Herkunftsgebiet sollte derzeit nur noch den_gehoelze_.pdf für die forstwirtschaftlich relevanten Waldbaumarten verwendet werden, die dem Forstvermehrungsgutge- setz (FoVG) 5 unterliegen. 2 Die Abgrenzung erfolgte auf Grundlage von MEYNEN, E. & J. SCHMITHÜSEN (1953-1962): „Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands“, Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen, 1339 S. 3 PRASSE, R., KUNZMANN, D., SCHRÖDER, R. (2012): „Entwicklung und praktischer Umsetzung naturschutzfachlicher Mindestanfor- derungen an einen Herkunftsnachweis für gebietseigenes Wild- pflanzensaatgut krautiger Pflanzen“, Abschlussbericht DBU-Projekt Az. 23931 4 Abgrenzungen der Vorkommensgebiete unter https://www.bfn. de/fileadmin/BfN/recht/Dokumente/leitfaden_gehoelze_.pdf 5 Siehe http://fgrdeu.genres.de/index.php?tpl=fv_home
3 Gebietseigenes Saatgut von Gräsern und Kräutern 3.1 Ursprungsgebiete Für die Erzeugung und Aussaat gebietseigener Gräser die oft den Hauptbestandteil von Saatgutmischungen und Kräuter ist Deutschland in 22 Ursprungsgebiete ausmachen, sollte aber in den nächsten Jahren als und acht Produktionsräume gegliedert worden Kompromiss die Herkunfts-Einteilung in acht Produk- (siehe nachfolgende Karte). Die exakten Grenzen der tionsräume ausreichen, denn solche „Massenarten“ Ursprungsgebiete und deren Lage in den jeweiligen wurden auch als Wildformen bereits seit langer Zeit Produktionsräumen lassen sich derzeit über einen über große Distanzen landwirtschaftlich gehandelt Kartendienst auf folgender Internetseite ermitteln: und damit zum Teil genetisch homogenisiert.7 https://shogun.terrestris.de/shogun2-webapp/ Saatgut dieser mengenmäßig dominierenden Arten client/?id=898 wird derzeit nur von wenigen größeren Produzenten vorgehalten. Als Produktionsräume werden acht Areale bezeichnet, innerhalb derer jeweils zwei bis vier Da sich die Marktverfügbarkeit von gebietseigenem Ursprungsgebiete zusammengefasst wurden. Saatgut jedoch regelmäßig ändert, empfiehlt es sich, Innerhalb eines Produktionsraumes können alle Arten vor der Ausschreibung eine Markterkundung durch- der betreffenden Ursprungsgebiete vermehrt werden. zuführen. Dies muss nicht viel Aufwand bedeuten – hier kann das Internet eine wertvolle Hilfe darstellen Bei Ausschreibungen und Vergaben von Begrünungs- (z. B. http://www.natur-im-vww.de/wildpflanzen/ aufträgen stellt die Gliederung Deutschlands in 22 artenlisten/). Ursprungsgebiete einen derzeit anerkannten Stan- dard dar. Vor allem für Gräser und Leguminosen, Saatgutvermehrung mit Ausweichflächen für bestäubende Insekten im Sächsischen Löss- und Hügelland 7 HEMPEL (2009): „Die Pflanzenwelt Sachsens von der Späteiszeit bis zur Gegenwart“, Sächs. Landesstiftung Natur und Umwelt Dresden (Hrsg.) und DURKA in PRASSE ET AL. (2012), siehe Fußnote 8
8/9 Ursprungsgebiete und Produktionsräume in Deutschland 8 Acht Produktionsräume: Nordwestdeutsches Nordostdeutsches Tiefland Mitteldeutsches Westdeutsches 1 Tiefland 2 3 Flach- und Hügelland 4 Berg- und Hügelland Südost- und Ost- Südwestdeutsches Berg- und Süddeutsches Alpen und 5 deutsches Bergland 6 Hügelland mit Oberrheingraben 7 Berg- und Hügelland 8 Alpenvorland 22 Ursprungsgebiete: Nordwestdeutsches Tiefland (1) Nordostdeutsches Tiefland (3) Westdeutsches Tiefland mit Uckermark mit Odertal (22) unterem Weserbergland (2) 2 Ostdeutsches Tiefland (4) 1 Oberes Weser- und Leinebergland mit Harz (6) Mitteldeutsches Tief- und Hügelland (5) Rheinisches Bergland (7) Sächsisches Löss- 4 3 und Hügelland (20) Hessisches Bergland (21) 5 Erz- und Elbsand- steingebirge (8) Oberrheingraben mit Thüringer Wald, Fichtel- Saarpfälzer Bergland (9) 6 gebirge und Vogtland (15) 7 Schwarzwald (10) Bayrischer und Oberpfälzer Wald (19) 8 Südwestdeutsches Unterbayrische Hügel- Bergland (11) und Plattenregion (16) Fränkisches Hügelland (12) Südliches Alpenvorland (17) Schwäbische Alb (13) Fränkische Alb (14) Nördliche Kalkalpen (18) 8 verändert nach PRASSE, R., KUNZMANN, D., SCHRÖDER, R. (2012): „Entwicklung und praktischer Umsetzung naturschutzfachlicher Mindestan- forderungen an einen Herkunftsnachweis für gebietseigenes Wildpflanzensaatgut krautiger Pflanzen“, Abschlussbericht DBU-Projekt Az. 23931
3.2 Artenauswahl für Ansaaten Warum sollten Sie die Ansaatmischung selbst konzipieren? Jede Ansaat sollte so individuell sein wie der Standort. Bei größeren Vorhaben werden Ihnen auch Spezialis- Je besser die Artenauswahl zum geplanten Standort ten benannt, die Ihre Flächen vor Ort begutachten. und zur geplanten Pflege passt, desto größer ist der Zugegeben klingt dies auf den ersten Eindruck dauerhafte Erfolg bzw. die beabsichtigte Funktions- etwas zeitaufwendig und fachlich anspruchsvoll. erfüllung der Ansaat. Wenn die Ansaatfläche stark Auch wird eine Beratung nicht immer kostenlos zu anthropogen überprägt ist (z. B. Böschungen mit bekommen sein. Aber bedenken Sie bitte, dass mit Mutterbodenandeckung, ehemalige Intenivsackerflä- der Entscheidung für eine Begrünungsmethode und chen u. ä.) sind Basismischungen aus den Katalogen den Festlegungen für eine Ansaatmischung auch der Hersteller mit einer ausreichenden Anzahl die Verantwortung für den Erfolg der Maßnahme früherer „Allerweltsarten“ (z. B. Margerite, Schaf- ganz entscheidend beeinflusst wird – und dies für garbe, Hornschotenklee u.a.) oftmals ausreichend, Jahrzehnte. da sich aufgrund der nivellierten Standortfaktoren konkurrenzschwache Pflanzenarten kaum durch- Bei den meisten Ansaaten empfiehlt sich die Zu- setzen werden. mischung von „Platzhalterarten“. Dies sind einjährige Arten (z. B. Roggentrespe oder Kulturformen, wie Sie müssen als PlanerIn nicht alles neu erfinden. Für die Gartenkresse), die in den ersten Jahren der zahlreiche Zwecke gibt es bei den Saatgutanbietern Flächenentwicklung den Standort vor unerwünschten vorkonfektionierte Mischungen (z. B. Blumenwiesen, ausdauernden Arten, wie Stumpfblättrigem Ampfer, Parkrasen, Schotterrasen, Böschungsmischungen, Ackerkratzdistel oder Gewöhnlicher Quecke schützen. Insektensäume u.v.m.). Diese Mischungen können Sie Zudem erzeugen sie schnell eine Vegetationsschicht, zusammen mit den Anbietern oder Botanikern auf und damit einen Erosionsschutz und ein günstiges Ihre regionale Situation zuschneiden, z.T. existieren Kleinklima für die restlichen Arten der Ansaatmi- schon regionalisierte Mischungen in den Katalogen. schung, deren Entwicklung oft langsamer vorangeht. Die Platzhalterarten verschwinden nach 1 bis 2 Jah- Eine für den konkreten Standort konzipierte Mischung ren, da sie an einen Wiesenstandort nicht angepasst wird dann notwendig, wenn die Ansaatfläche stark oder nicht winterhart sind. begrenzende Standortfaktoren aufweist, z. B. erhöhte In die entstehenden „Lücken“ der neuen Wiese Bodenfeuchte, Nährstoffarmut, starke Hangneigung, können nun schnell die gewünschten Samen aus den Flachgründigkeit, Rohboden, oder wenn ingenieur- benachbarten Flächen mit einwandern, und es bildet biologische Ansprüche an die Fläche gestellt werden. sich eine geschlossene Vegetationsdecke mit vielfälti- In diesen Fällen sollten Sie sich beraten lassen. In der ger Durchwurzelung des Bodens. Regel erhalten Sie für Ihr Ansaatvorhaben bei den Saatgutfirmen eine zuverlässige Beratung, die auf der langjährigen Erfahrung zahlreicher Ansaaten basiert.
10/11 Hintergrundwissen: Neben Standardmischungen Die 72 „RSM-Regio"-Mischungen der FLL sind der Saatgutproduzenten gibt auch die FLL (For- deshalb momentan in Überarbeitung. Wenn eine zu schungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Land- begrünende Fläche ein Mosaik an unterschiedlichen schaftsbau e.V.) in einem Regelwerk Empfehlungen Standorten aufweist (z. B. Hangfuß und Oberkante für Mischungen aus gebietseigenem Saatgut, die einer Böschung, verschiedene Expositionen u.ä.), er- von Planern und ausschreibenden Stellen aber nicht scheint eine „Gesamt-Mischung“ mit unterschiedlich unkritisch übernommen werden sollten9. Diese neuen anspruchsvollen Arten sicher sinnvoll, „verschwendet“ „Regio-Saatgutmischungen“ aus Wildformen unserer aber einen Teil derer (und damit der Kosten). Daher heimischen Gräser und Kräuter sind geeignet, den sollten Sie als PlanerIn die FLL-Vorschläge nicht 1:1 Anforderungen des BNatSchG § 40 (1) zu genügen, übernehmen und bleiben angehalten, sowohl eine indem sie die bisherigen Regelsaatgutmischungen Marktabfrage zu tätigen, als auch auf das Stand- aus Zuchtsorten ersetzen. Dabei sollen laut FLL die ortmosaik angepasste „Teil-Mischungen“ selbst zu Mischungen einen Mindeststandard für die meisten konzipieren. Die Flächengrößen und technischen unserer Standorte in der freien Natur darstellen und Möglichkeiten einer differenzierten Ansaat sind dabei im Bedarfsfall auch für den naturschutzfachlichen zu beachten. Ausgleich geeignet sein. Bei Nichtverfügbarkeit von gebietseigenem Saatgut Mit den bisherigen Vorschlägen der „RSM-Regio“ einiger Arten auf dem Markt bietet es sich an, statt werden die standörtlichen Möglichkeiten aber nicht einer Ansaat (oder in Ergänzung zu ihr) Mähgutüber- ausgeschöpft. Zudem bedeuten die Mischungs- tragungen oder den Einsatz von Wiesendruschgut11 vorschläge nicht, dass die enthaltenen Arten für zu erwägen. Voraussetzungen dafür sind die Ver- die jeweiligen Ursprungsgebiete bereits auf dem fügbarkeit geeigneter Spenderflächen mit passender Markt verfügbar sind. In einigen Vorschlägen fehlen Vegetation im gleichen Naturraum, geeignete Mäh-, zudem charakteristische Arten zur Differenzierung Aufbereitungs- und Transfertechnik, und ein zeitlich unterschiedlicher Standorte. Hier setzen zahlreiche auf die Reifezeit der Arten in der Spenderfläche ab- Kritiken an10. gestimmter Begrünungstermin. Im Falle von Drusch- gut aus artenreichen Spenderflächen lässt sich dieses auch lagern. 9 FLL (2014): „Empfehlungen für Begrünungen mit gebietseigenem Saatgut“ 10 Siehe z. B. WIEDEN, M. (2015): „Wildpflanzensaatgut im Span- nungsfeld des Naturschutzes, kritische Anmerkungen zu aktuellen Regelungsversuchen“, Naturschutz und Landschaftsplanung 47 11 https://www.spenderflaechenkataster.de/ (6), S.181-190 https://www.wiesendruschsaat.de/
Woher wissen Sie, welche Arten Sie Wie sollten Sie die Auswahl im entsprechenden Ursprungsgebiet der Arten vornehmen? verwenden können? Normalerweise sind für Naturschutzvorhaben und Prinzipiell kommen sämtliche Gras- und Kräuter- bei Eingriffen in Natur und Landschaft fachkundige arten des entsprechenden Ursprungsgebietes für die Botaniker in eine Planung einbezogen. Verwendung in gebietseigenen Ansaaten in Frage. Die zu verwendenden Arten sind in diesen Fällen in Für „normale“ regionale Ansaaten kommen weit Abstimmung mit den beteiligten Experten leicht zu verbreitete, gewöhnliche Arten in Betracht, wie z. B. ermitteln. Die Konzeption von Mischungen (Mengen- Spitzwegerich, Rot-Schwingel und Wiesenmargerite. verhältnisse der Arten) sollten Sie dann mit den Auch erst in jüngerer Vergangenheit selten geworde- erfahrenen Saatgutlieferanten abstimmen. ne Arten, wie z. B. Heide-Nelke, Sumpf-Schafgarbe und Teufelsabbiss, sollten nicht ausgeschlossen Auch bei geringeren Ansprüchen des Naturschut- werden. Auf Flussdeichen (flachgründigen, wärmeex- zes an die Artenzusammensetzung lohnt es sich, ponierten oder wechselfeuchten Böden) oder in neu Ansaatspezialisten zur Zusammenstellung einer angelegten Feuchtgebieten, wo eine Pflege (Mahd Mischung zu konsultieren. Beispielsweise können und Beräumung) der Flächen gesichert ist, und wo tiefwurzelnde und ausläuferbildende Arten für eine auch künstlich entstandene Standorte sich naturnah Böschungssicherung durch geschulte Vegetations- entwickeln lassen, können sogar Rote-Liste-Arten techniker ausgewählt werden. neue Refugien finden. Fachlichen Rat erhalten Sie beispielsweise unter: www.natur-im-vww.de/beratung/unsere-berater/ Welche Arten sollten Sie nur gezielt einsetzen? Hintergrundwissen: Sollte Ihnen kein botanisch geschultes Fachpersonal zur Seite stehen und nur Sie sollten in der Regel keine Arten verwenden, eine zwischenzeitliche Begrünung oder eine Begrü- …… die von Natur aus im Ursprungsgebiet sehr selten nung ohne besondere Ansprüche erforderlich sein, sind (und waren), z. B. Enziane; können Sie zur Konzeption einer Mischung auf einen Artenfilter zurückgreifen, der im Rahmen eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten …… die eine deutliche Arealgrenze ihres natürlichen Projektes entwickelt wurde 12 (https://www.regiona- Vorkommens innerhalb eines Ursprungsgebietes lisierte-pflanzenproduktion.de/artenfilter). Dieser aufweisen, z. B. die Schwarze Teufelskralle (Phy- bietet Ihnen ein Spektrum der häufigsten Arten in teuma nigrum) oder der Weiche Pippau (Crepis Ihrer Region, aus der Sie Arten für Ihre Mischungen mollis), die nur in Teilen des Erzgebirges (UG 8) wählen können. vorkommen; Der Filter schließt im aktuellen Stand zur Zeit aller- …… die Sie ohne Spezialisten nicht sicher bestimmen dings alle Arten aus, die nach der „Roten Liste“ können, z. B. Goldhahnenfuß, Habichtskräuter naturschutzfachlich mindestens als „gefährdet“ (ab oder Wiesenlöwenzahn. Stufe 3) eingestuft werden, obwohl gerade sie einer Floristische Raritäten können im Rahmen lokaler Förderung bedürfen und viele Arten, die früher weit Naturschutzprojekte mittels Mähgutübertragungen verbreitet waren, auf Kompensations- und Ausgleichs- berücksichtigt oder im Rahmen spezieller Arten- flächen neue Lebensräume gewinnen könnten. hilfsprojekte ausgebracht werden.13 Dabei ist die Gesetzeslage (Genehmigungspflicht der Unteren In intensiv anthropogen überprägten Landschaften Naturschutzbehörden) streng zu beachten. besteht das Interesse zur Erhaltung und Rückge- winnung der Biodiversität. Im Fall der Artenauswahl nach DBU-Artenfilter kann nach Einzelfallprüfung das Saatgut auch mit Rote-Liste 3-Arten ergänzt werden. 12 PRASSE, R., KUNZMANN, D., SCHRÖDER, R. (2012): „Entwicklung 13 Detaillierte Informationen dazu unter: http://spenderflaechenkata- und praktischer Umsetzung naturschutzfachlicher Mindestanfor- ster.de/ und https://www.wiesendruschsaat.de/ derungen an einen Herkunftsnachweis für gebietseigenes Wild- pflanzensaatgut krautiger Pflanzen“, Abschlussbericht DBU-Projekt Az. 23931)
12/13 3.3 Worauf muss bei der Saatgut-Beschaffung geachtet werden? Sind alle Arten bereits auf dem Verwenden Sie zur Qualitätssicherung nur zerti- Markt verfügbar? fiziertes Saatgut (Details zu den Zertifikaten für gebietseigenes Saatgut finden Sie im Kapitel 3.5). Nein, aber die Verfügbarkeit weiterer Arten in den Sachsen betreffenden Ursprungsgebieten steigt –– Fordern Sie auch bei der Bestellung von ständig. Auf den Internetseiten der Erzeuger (Links zertifiziertem Saatgut einen Lieferschein mit siehe Anhang) ist die Verfügbarkeit der einzelnen Angabe aller Arten und deren Mischungsan- Arten nachvollziehbar. teilen. Behalten Sie sich die Forderungen nach den Herkunftsnachweisen für alle Arten Ihrer Die Erzeugung von gebietseigenem Saatgut macht Lieferung vor. Sie helfen damit im Interesse aller derzeit nur einen geringen Teil des in der freien Marktteilnehmer mit, die Markttransparenz aus- Landschaft verwendeten Saatgutes aus (unter 5 %). zubauen und schaffen für sich und Ihr Projekt Da die Erzeugung von gebietseigenem Saatgut einer Nachweissicherheit. Vorlaufzeit von mehreren Jahren bedarf, ist für die Zukunft zu befürchten, dass die Nachfrage nach –– Lassen Sie sich beraten, welche Ansaat- gebietseigenem Saatgut schneller steigen wird als mischung optimal für Ihr Vorhaben ist. Eine die Erzeugung. Daher sollten Sie bei der Beschaffung qualifizierte Beratung kann Zeit kosten und von gebietseigenem Saatgut grundlegende Vorsichts- damit vielleicht auch eine zu vergütende regeln beachten: Leistung werden. Bedenken Sie aber bitte, dass Sie mit einer guten, qualitätsgesicherten und an –– Benennen Sie bei Erwerb einer Mischung den Standort angepassten Ansaatmischung den konkret die Mischung, die Sie ansäen wollen. Standort für Jahrzehnte positiv prägen können Bestellen Sie nicht einfach „eine Blumenwiesen- und damit auch die eingesetzten Gelder am mischung“ ohne inhaltliche Vorgaben. effektivsten verwenden. Insofern können Kos- ten für eine qualifizierte Beratung sehr sinnvoll –– Achten Sie beim Kauf einer fertigen Mischung investiertes Geld (auch Steuergelder) sein. auch auf das Verhältnis von Gräsern und Kräutern, denn im Regelfall wird durch die Grün- –– Oftmals können bei größeren Flächen und landnutzung der Kräuteranteil später noch etwas Vorhaben unterschiedliche Mischungen die zurückgehen. vorhandenen Standortunterschiede im Sinne der Artenvielfalt besser bedienen. Vermeiden –– Beim Preisvergleich von Mischungen sollten Sie Sie bei offensichtlichen Standortmosaiken auch auf die Mengenangaben von sogenannten die Verwendung von wenig differenzierten wertgebenden Arten achten. Wertgebende „Einheitsmischungen“, um damit Ihr gesamtes Arten sind die Arten, deren Sammlung, Anbau Vorhaben umzusetzen. Ziel ist es, artenreiche oder Ernte besonders aufwändig sind. Näheres und dauerhaft stabile Flächen zu schaffen. hierzu siehe unter „Hintergrundwissen“auf der folgenden Seite. Bei preisgünstigen Mischungen –– Bei der Bestellung von größeren Saatgutmen- kann der Anteil dieser Arten niedriger sein – der gen (ab mehreren Tsd. Euro) sollten Sie kein vermeintlich günstigere Preis beruht dann aber fertig gemischtes Saatgut beziehen. Geben Sie nur auf einer Verringerung des Mengenanteils bei solchen Bestellungen oder Ausschreibungen der wertgebenden Arten. immer die Lieferung in Einzelsaatguttüten verbindlich vor. Dies ist die einfachste Methode, –– Geben Sie bei jeder Bestellung den Produktions- um die Zusammensetzung der Lieferung – ins- raum und das Ursprungsgebiet verbindlich vor, besondere den Anteil der wertgebenden Arten so kommen Sie Ihrer Verantwortung zur Ver- – auch tatsächlich überprüfen zu können. meidung von Florenverfälschung nach.
Hintergrundwissen: Die verschiedenen Arten sind verschiedene Storchschnabelarten (Geranium-Arten) bereits in Anbau und Ernte sehr unterschiedlich und andere können solche Kosten verursachen. zu behandeln. Bei manchen Arten können die Vermehrungsbestände maschinell bewirtschaftet und In manchen Mischungen (z. B. für Trockenrasen, in einem Zug mit Maschinen geerntet werden, bei Feuchtwiesen) kann ein Fünftel der enthaltenen anderen Arten, wie dem Wiesen-Bocksbart oder der Arten weit über 50 % der Kosten verursachen. Daher Ackerwitwenblume, werden die Samen über einen ist es sinnvoll und im Sinne einer verantwortlichen Zeitraum von über 8 Wochen fast täglich von Hand Rechnungsprüfung auch notwendig, den Anteil dieser gepflückt. Natürlich bildet sich dies im Saatgutpreis Arten an einer Mischung auch zu überprüfen. In einer der einzelnen Arten ab. Bei den Kräuterarten können bereits fertig gemischten Saatgutlieferung – gleich- die Kilopreise von deutlich unter 100 € bis über gültig ob es sich um eine Standardmischung oder um 1.000 € liegen. Nicht immer sind es die vermeintlich eine speziell zusammengestellte Mischung handelt seltenen Arten, die derart kostenintensiv sind. – ist dies nur mit erheblichem Aufwand möglich. Eine Auch Arten wie z. B. Kriechender Günsel (Ajuga Probe der Mischung wird hierzu in tagelanger Arbeit reptans), Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis), von spezialisierten Labors in ihre Einzelarten zerlegt. verschiedene Glockenblumen (Campanula-Arten), Die Lieferung der Einzelkomponenten beugt dem vor. 3.4 Vorgehen bei der Ausschreibung gebietseigenen Saatgutes Gebietseigenes Wildpflanzensaatgut ist qualitativ hoch- …… die Forderung der Benennung der konkreten wertiges, regionales Material für Begrünungen, das Vermehrungsstandorte (nicht nur die Region) jeder sehr oft auch hohen ingenieurbiologischen Ansprüchen Art der Mischung auf Nachfrage; z. B. beim Erosionsschutz genügen muss. Die zentrale Qualitätseigenschaft von gebietseigenem Saatgut …… die Aussaatstärke in g/qm; ist dessen gesicherte Herkunft sowie die geforderte Zusammensetzung der Mischung. Entsprechend ist die …… die Forderung nach Nennung aller Nachauftrag- Leistungsbeschreibung für die Ausschreibung auf die nehmer bei der Saatgutlieferung; Sicherung dieser Qualitätseigenschaften auszurichten. …… die Angabe von Füllstoffen und / oder besonderen Ausbringungsverfahren (z. B. Nass-Ansaat); Bei Ausschreibung gebietseigenen Saatgutes sollte daher Folgendes beachtet werden: …… die Trennung der Leistungspositionen „Lieferung Die Textblöcke des Standardleistungskataloges sind des Saatgutes“ und „Saatgutausbringung“, um bei Ausschreibungen für Ansaaten mit gebietseige- Mischkalkulationen zu verhindern. nem Saatgut nicht ausreichend. …… bei allen Saatgutmischungen, die nicht auf Für die notwendige, genaue Beschreibung der „Normalstandorten“ ausgebracht werden sollen Leistung sollten Sie die nachfolgenden Angaben in die bzw. bei größeren Saatgutmengen sollten Sie aus- Leistungspositionen aufnehmen: schließlich die Lieferung aller Arten der Mischung …… die eindeutige Angabe des Ursprungsgebietes, in original zertifizierten Einzelsaatguttüten aus dem das gebietseigene Material verpflichtend verlangen; stammen muss; …… schließen sie Nebenangebote für die Leistungs- …… die Aufstellung einer vollständigen Liste aller in position „Saatgutlieferung“ ausdrücklich aus; der Mischung geforderten Pflanzenarten und deren Anteile in Gewichts-Prozenten. Orientierung …… behalten Sie sich für den Fall begründeter Zweifel bieten hier die Kataloge und Internetauftritte der an den Angaben des Saatgutlieferanten die Prü- zertifizierten Saatgutanbieter; fung des Saatgutes auf seine Zusammensetzung und ggf. den Vermehrungsort (durch Stabil-Iso- …… die Forderung der Vorlage eines unabhängigen topen-Untersuchung) vor. Dazu kann eine Probe in Zertifikates für gebietseigenes Saatgut; Anwesenheit von Auftraggeber und -nehmer vor
14/15 der Ansaat gezogen und geteilt werden; von Leistungsbeschreibungen. Ein Beispiel für eine Leistungsposition, in der die o. g. Kriterien vollständig …… alle notwendigen Angaben zur Saatbettvor- enthalten sind, finden Sie z. B. hier: bereitung und Saatgutausbringung, inkl. Flächen- neigung, Bodengruppen, Flächengröße und www.natur-im-vww.de -> Service -> Ansaatzeitraum; Ausschreibung -> Musterleistungsverzeichnis …… die Feststellung, dass eine Leistungsvergütung nur dann erfolgt, wenn dem Auftraggeber die Entscheidend für den Erfolg einer zielgerichteten Gelegenheit gegeben war, die o. g. Punkte mit Begrünung mit gebietseigenem Saatgut sind ein ausreichender Zeit vor der Ansaat zu überprüfen. entsprechend gestaltetes Leistungsverzeichnis und eine gut unterrichtete örtliche Bauüberwachung. Die Formulierung dieser Angaben als rechtssichere Für größere Vorhaben mit standörtlich angepassten Ausschreibungsposition wird naturgemäß umfangrei- Mischungen, Einzelsaatgutlieferung und / oder cher als die bisher für Saatgutlieferung meist ver- verstärktem Nachweis- bzw. Dokumentationsauf- wendeten Ausschreibungstexte. Bei der Formulierung wand ist die Einbeziehung von Fachleuten z. B. als dieser Leistungspositionstexte sind auch immer die Ökologische Baubegleitung immer hilfreich und oft Entwicklungen in der Rechtsprechung zu beachten. auch notwendig! In den Baubesprechungen sollten verbindliche Nach- Daher verweisen wir an dieser Stelle auf die ein- weispflichten und Kriterien der Abnahmefähigkeit schlägigen Seiten der Saatgutanbieter und Entwickler (Deckungsgrad nach Fertigstellung, Vegetationstyp) vereinbart werden. 3.5 Zertifizierungssysteme für gebietseigenes Saatgut Zertifikate für gebietseigenes Saatgut belegen dessen Im Falle des Qualitätsprogrammes „VWW-Regiosaa- Herkunft aus einem entsprechenden Ursprungsgebiet. ten®“ ist zudem eine hohe Transparenz dieses Zerti- fikates festzustellen. Beim VWW e.V. als Träger dieses Derzeit befinden sich zwei privatwirtschaftliche Zertifi- Labels existieren unter anderem eine unabhängige zierungssysteme am Markt, nach denen gebietseigene und ehrenamtlich tätige Zertifizierungs- und Vergabe- Gräser und Kräuter kontrolliert werden: kommission, eine im Internet verfügbare Darstellung aller produzierten Arten je Ursprungsgebiet, und …… das Qualitätsprogramm „VWW-Regiosaaten®“ des jährlich durchgeführte öffentliche „Wildpflanzentage“ Verbandes deutscher Wildsamen- und Wildpflan- in allen Produktionsräumen. Das ermöglicht den zenproduzenten e.V. (VWW) planenden, ausschreibenden und kontrollierenden Stellen ein komfortableres Arbeiten. …… das Qualitätsprogramm „Regiozert®“ des Bundes- verbandes deutscher Pflanzenzüchter e.V. (BdP) Details siehe: Beide Qualitätsprogramme unterscheiden sich gering- http://www.natur-im-vww.de/wildpflanzen/ fügig. Unabhängige Auditoren überprüfen die lücken- vww-regiosaaten/zertifikat/ lose Dokumentation von der zwingend notwendigen http://www.bdp-online.de/de/Branche Genehmigung der geregelten Entnahme des Ver- /Saatguthandel/RegioZert/ mehrungsmaterials aus den Naturbeständen (auch für nicht geschützte Arten), über die Ernteprotokolle, den Feldanbau bis zu Lagerhaltung und den Verkauf. Zertifiziert werden Betriebe bzw. Produktionszweige. Den zeitlich begrenzt geltenden Zertifikaten liegen die detaillierten Prüfungen der Dokumentationen von stichprobenhaft ausgewählten Arten zugrunde.
4 Gebietseigene Gehölze 4.1 Vorkommensgebiete Deutschland ist derzeit in sechs Vorkommensgebiete Die exakten Grenzen der Vorkommensgebiete für für gebietseigene Gehölze unterteilt (siehe nach- ganz Deutschland sind derzeit nicht digital verfüg- folgende Karte). Im Gegensatz zu den gebietseigenen bar, werden aber noch in 2019 in den Kartendienst Gräsern und Kräutern existieren für die Gehölze keine des Bundesamtes für Naturschutz integriert (https:// Produktionsräume. Die Produktion in den Baumschulen geodienste.bfn.de/schutzgebiete?lang=de). Eine darf demzufolge an beliebigen Orten auch außerhalb verbale Beschreibung der ihr zugrunde liegenden des Vorkommensgebietes erfolgen. Im Interesse einer „ökologischen Grundeinheiten“ forstlicher Herkunfts- leichter nachvollziehbaren und regional wertschöpfen- gebiete finden Sie hier http://fgrdeu.genres.de/ den Produktion ist jedoch anzustreben, die Gehölz- index.php?tpl=fv_oekGe vermehrung in jeweils genau dem Vorkommensgebiet Die digitale Abgrenzung der zwei Vorkommensge- zu realisieren, aus dem das Ausgangsmaterial stammt, biete (VKG 2 und 3), an denen der Freistaat Sachsen und in dem die pflanzfähigen Gehölze wieder aus- Anteil hat, ist hier zu finden: http://www.umwelt. gebracht werden sollen. sachsen.de/umwelt/natur/24841.htm Vorkommensgebiete gebietseigener Gehölze in Deutschland14 Kiel Nordostdeutsches 1 Tiefland • Schwerin • Hamburg • Bremen 1 Mittel- und Ostdeutsches 2 Tief- und Hügelland Hannover • Berlin Potsdam • Magdeburg Ostdeutsches Hügel- 2 3 und Bergland • Düsseldorf Dresden • Erfurt 4 Westdeutsches Bergland 3 4 mit Oberrheingraben • Wiesbaden 5 Schwarzwald, Württembergisch- 5 Fränkisches Hügelland und • Stuttgart Fränkisch-Schwäbische Alb 6 • München 6 Alpen und Alpenvorland 14 Die Karte wurde abgestimmt im Arbeitskreis „gebietseigene Gehölze“, der seit Juni 2010 am Bundesumweltministerium existiert, und im „Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehölze“ 2012 veröffentlicht: https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/recht/Dokumente/leitfaden_gehoelze_.pdf
16/17 4.2 Artenauswahl für Gehölzpflanzungen Woher wissen Sie, welche Arten Sie im entsprechenden Vorkommensgebiet verwenden können? Im bundesweiten Leitfaden zur Verwendung gebiets- den dort definierten forstlichen Herkunftsgebieten eigener Gehölze 15 wurde 2012 eine „Positivliste“ von unterliegen, was eine gesonderte Vorgehensweise 55 prinzipiell verwendungsfähigen gebietseigenen notwendig macht. Gehölzarten für ganz Deutschland festgelegt. In dieser Liste sind aber auch (Unter-)Arten enthalten, Deshalb wurde im Freistaat Sachsen eine einge- die sich in der Praxis schwer unterscheiden lassen schränkte Liste von Arten erarbeitet 16, die häufig (Subspecies der Weißdorne und Rosen). In dem Leit- verwendete Arten (so genannte „Massen-Gehölze“) faden sind gleichzeitig Gehölzarten aufgeführt, die außerhalb der Zuständigkeit des Forstvermehrungs- dem Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG) und damit gutgesetzes enthält: Deutscher Name wissenschaftlicher Name Vorkommen Vorkommen im VKG 2 im VKG 3 Feld-Ahorn Acer campestre x Blutroter Hartriegel Cornus sanguinea ssp. sanguinea x x Gewöhnliche Hasel Corylus avellana x x Weißdorn-Arten Crataegus spec. x x Besenginster Cytisus scoparius x x Europäisches Pfaffenhütchen Euonymus europaea x x Faulbaum Frangula alnus x x Färberginster Genista tinctoria ssp.tinctoria x x Schwarze Heckenkirsche Lonicera nigra x Rote Heckenkirsche Lonicera xylosteum x Auen-Traubenkirsche Prunus padus ssp. padus x x Gewöhnliche Schlehe Prunus spinosa ssp. spinosa x x Purgier-Kreuzdorn Rhamnus cathartica x x Hundsrosen-Gruppe Rosa canina agg. x x Schwarzer Holunder Sambucus nigra x x Roter Holunder Sambucus racemosa x Silberweide Salix alba x x Ohrweide Salix aurita x x Salweide Salix caprea x x Purpurweide Salix purpurea x x Korbweide Salix viminalis x x Gewöhnliche Eberesche Sorbus aucuparia ssp. aucuparia x x Gewöhnlicher Schneeball Viburnum opulus x x 15 https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/recht/Dokumente/leitfaden_ge- 16 abgestimmt zwischen dem Deutschen Verband für Land- hoelze_.pdf schaftspflege (DVL), dem Staatsbetrieb Sachsenforst (SBS), dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) und dem Bund deutscher Baumschulen-Landesverband Sachsen (BdB)
In Sachsen werden seit 2010 fortlaufend für diese Konflikte mit den festgelegten Schutzverordnungen Arten Naturbestände identifiziert, die eine Beerntung zu vermeiden und die Beerntung zu vereinfachen. von Ausgangsmaterial für die Produktion gebiets- Eine Beerntung ist in jedem Fall nur mit Genehmigung eigener Gehölze prinzipiell ermöglicht.17 Insgesamt der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde erlaubt; wurden bislang 460 Vorkommen erfasst. Diese ver- zudem muss das Einverständnis der Flächeneigentü- teilen sich in ganz Sachsen, in Wald und Offenland, mer eingeholt werden. Um diese Situation zukünftig und zum Teil in Schutzgebieten unterschiedlicher zu verbessern, werden mit Förderung des Sächsischen Kategorie. Aktuell (Stand Februar 2019) findet eine Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft Nachkartierung und Evaluierung dieser Naturbestände derzeit Vermehrungs- und Ernteplantagen durch den statt. Dabei sollen möglichst Bestände außerhalb von Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) e.V. Naturschutzgebieten identifiziert werden, um in Sachsen initiiert.1819 Erntebestände ausgewählter gebietseigener Gehölzarten in Sachsen (Stand 2012)19 Leipzig Görlitz Dresden Chemnitz Weiße Linie innerhalb Sachsens: Grenze zwischen Plauen den Vorkommensgebieten „Ostdeutsches Hügel- und Bergland“ (VKG 3, im Süden) und „Mittel- und Ost- deutsches Tief- und Hügelland“ (VKG 2, im Norden). Dunkelgrüne Punkte: Ernte-Bestände (insgesamt 460) des Erntebestandsregisters gebietseigener Gehölze im Freistaat Sachsen. 17 „Erntebestandsregister gebietseigener Gehölze in Sachsen“, 18 https://divergen.lpv.de/ digitale Verortungen der Bestände in der zentralen Art-Datenbank 19 QuantumGis, Darstellung auf Grundlage von Daten des LfULG mit des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und den WMS-Geodaten-Diensten des Staatsbetriebes Geobasisinfor- Geologie mation und Vermessung Sachsen
18/19 Wie ist die Herkunft aus einem Im Falle einer Beerntung von Ausgangsmaterial bestimmten Vorkommensgebiet erhält die Ernte-Charge zudem eine Ergänzung ihrer dokumentiert? ID-Nummer um das Erntejahr. Die Bezeichnung „2015-3-SN-Psp-01“ bedeutet somit: „Im Jahr 2015 Alle Gehölzarten innerhalb der sächsischen Ernte- im Vorkommensgebiet 3 des Freistaates Sachsen bestände sind jeweils mit einer eindeutigen Identi- beernteter gebietseigener Schlehenbestand der fikationsnummer versehen, so dass im gesamten fortlaufenden Register-Nummer 01“. Wurde eine Anzuchtprozess in den Baumschulen jederzeit auf die Ökotypenmischung aus Erntegut mehrerer Schlehen- konkrete Herkunft des Pflanzgutes geschlossen werden bestände des Vorkommensgebietes erzeugt, so ergibt kann. Diese ID-Nummer setzt sich zusammen aus: sich eine Gesamt- ID-Nummer aus allen beteiligten Erntebeständen, z. B. „2015-3-SN-Psp-01/02/03“. …… der Nummer des Vorkommensgebietes (VKG 2/3) Die Bestandsregister gebietseigener Gehölze anderer Bundesländer verwenden jeweils etwas andere …… einem Kürzel für den Freistaat Sachsen (SN) Bezeichnungen. So erhalten beispielsweise in Bayern und Brandenburg an gleichem Ort gemeinsam vor- …… einem Kürzel für die Gehölzart (z. B. Psp für kommende gebietseigene Arten jeweils die gleiche Prunus spinosa – Schlehe) Bestands-ID-Nr., unterscheiden sich dann aber klar durch die Gehölzbezeichnungen. Eine Rückverfolgung …… einer zweistelligen Zahl gemäß der fortlaufenden ist immer möglich. Nummer für die sächsischen Erntebestände der betreffenden Gehölzart im jeweiligen VKG. Umfangreiche Erntebestandsregister existieren in Eine vollständige ID-Nummer sieht damit beispiels- Sachsen, Brandenburg, Bayern, Thüringen und Ba- weise so aus: „3-SN-Psp-01“ (= für das VKG 3 den-Württemberg, jedoch in unterschiedlicher Form 20. gebietseigene Schlehe aus dem sächsischen Erntebe- stand mit der Register-Nr. 01). Befinden sich mehrere Hinweis: Die sächsischen Bestände sind als digitaler gebietseigene Arten gemeinsam in einem Bestand Datensatz in der zentralen Artdatenbank des (z. B. Schlehe und Rose innerhalb einer gebietseigenen Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft Hecke), so hat dennoch jede Art eine eigene ID-Nr. und Geologie hinterlegt. Sie sind z. B. als GIS-Shapes (z. B. 3-SN-Psp-01 und 3-SN-RosCan-05). oder Excel-Tabellen dort auch erhältlich. Bestimmung von Rosen-Arten im Sächsischen Vogtland für das Erntebestands-Register. 20 Das Ernteregister gebietseigener Gehölze in Brandenburg ist als einziges deutschlandweit für jedermann online zugänglich: https://forst.brandenburg.de/cms/media.php/lbm1.a.3310.de/ reggebietsheim.pdf
Sind alle Arten bereits auf dem Markt verfügbar? Die Positivliste der gebietseigenen Gehölze für mensgebiete benachbarter Bundesländer zurück- Sachsen bildet nicht die aktuellen tatsächlichen Ver- gegriffen werden. Die Liste ist nicht als Ausschlussliste fügbarkeiten des betreffenden Pflanzgutes am Markt zu verstehen. Weitere Arten, die sich vegetativ ab. Dieser befindet sich in Sachsen noch im Aufbau, vermehren lassen (z. B. Salix spec.), regional verbreitet und die Verfügbarkeit einzelner Arten nimmt ständig sind (z. B. Lonicera nigra, Ribes alpinum) oder auch die zu. In der Übergangszeit kann deshalb bei Ausschrei- Wildobstarten Malus sylvestris und Pyrus pyraster sind bungen und Pflanzungen ergänzend auf zertifizierte ebenso ausschreibungsfähig. gebietseigene Gehölz-Sortimente derselben Vorkom- Was ist beim Einsatz von Arten zu berücksichtigen, die dem Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG) unterliegen? Die zusätzliche Verwendung von Forstbaumarten (z. B. Anhand dieser Registernummer kann der Herkunfts- Prunus avium, Carpinus betulus) in der freien Natur ort des Gehölzes einem der acht Vorkommensgebiete bedarf der exakten Zuordnung ihrer Herkunft zu zugeordnet werden. den Vorkommensgebieten gebietseigener Arten. Zu diesem Zweck muss der genaue Ernteort des Gehölz- Eine Liste des Staatsbetriebes Sachsenforst für die saatgutes anhand des Forstlichen Erntezulassungsre- dem FoVG unterliegenden Arten und die Zuordnung gisters des jeweiligen Bundeslandes bestimmt werden. ihrer Herkunftsgebiete zu den Vorkommensgebieten Dieser trägt eine eindeutige Registernummer, deren in Sachsen finden Sie unter: Angabe bei Ausschreibung / Lieferung von Arten des http://www.wald.sachsen.de/Hke_Textteil.pdf Forstvermehrungsgutgesetzes zur Pflanzung in der freien Natur verlangt werden muss. Gebietseigener Gehölzbestand bei Leipzig
20/21 4.3 Worauf muss bei der Beschaffung von Gehölzen geachtet werden? Gebietseigene Gehölze machen derzeit nur einen –– Geben Sie bei jeder Bestellung das Vorkom- geringen Teil der in der freien Landschaft verwende- mensgebiet verbindlich vor, so kommen Sie Ihrer ten Gehölze aus. Da die Erzeugung von gebietseige- Verantwortung zur Vermeidung von Florenver- nen Gehölzen eine Vorlaufzeit von mehreren Jahren fälschung nach. benötigt, ist für die Zukunft zu befürchten, dass die Nachfrage nach gebietseigenen Gehölzen schneller –– Verwenden Sie zur Qualitätssicherung nur zerti- steigen wird als die Erzeugung. fizierte Gehölze (Details zu den Zertifikaten für gebietseigene Gehölze finden Sie im Kapitel 4.5 Daher sollten Sie bei der Beschaffung von gebiets- Zertifizierungssysteme für gebietseigene Gehölze). eigenen Gehölzen grundlegende Vorsichtsregeln beachten: –– Überprüfen Sie die ID-Nr. des Ausgangs-Ernte- bestandsregisters auf Übereinstimmung mit dem von Ihnen geforderten Vorkommensgebiet. 4.4 Vorgehen bei der Ausschreibung gebietseigener Gehölze Gebietseigene Gehölze sind qualitativ hochwertiges, …… Die ID-Nummern von durch Landes- oder Land- regionales Material für Anpflanzungen. Die zentrale kreisstellen anerkannten Erntebeständen, aus Qualitätseigenschaft von gebietseigenen Gehölzen denen das Ausgangsmaterial der zu verwenden- ist dessen gesicherte Herkunft. Entsprechend ist die den Gehölze stammt, sind wesentlicher Bestand- Leistungsbeschreibung für die Ausschreibung auf die teil des Herkunftsnachweises. Sie sollten in den Sicherung dieser Qualitätseigenschaft auszurichten. Lieferpapieren eindeutig zuordenbar vorhanden sein; Bei Ausschreibung von gebietseigenen Gehölzen sollte daher Folgendes beachtet werden: …… die Forderung der Vorlage eines unabhängigen Die Textblöcke des Standardleistungskataloges sind Zertifikates für gebietseigene Gehölze; bei Ausschreibungen für gebietseigene Gehölze nicht ausreichend. …… Die Tatsache, dass erfolgreiche Gehölzpflanzun- gen in der Regel nur im Herbst und im Frühjahr Für die notwendige genaue Beschreibung der stattfinden können, bedingt eine mitunter Leistung sollten Sie die nachfolgenden Angaben in die längerfristige Planung. Marktabfragen und Leistungspositionen aufnehmen: Pflanzungen sollten deshalb zeitnah erfolgen oder die Möglichkeit von Vorbestellungen, Vertragsan- …… die eindeutige Angabe des Vorkommensgebietes, bau oder Kauf durch den Auftraggeber enthalten aus dem die Gehölze verpflichtend stammen (vorgezogene Gehölzlieferung), die einer haus- müssen. Da sich deren Grenzen nicht mit den ad- haltstechnischen Klärung bedürfen; ministrativen Grenzen der Bundesländer decken, erstrecken sich die zwei Vorkommensgebiete …… Die Vereinbarungen zu Baumschulqualitäten von (VKG 2 und 3), an denen Sachsen Anteil hat, bis Gehölzen sind zu beachten (DIN 18916 „Pflanzen nach Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Pflanzarbeiten“ der „Gütebestimmungen und Bayern. Gebietseigene Sträucher und Bäume für Baumschulpflanzen“ und der „Gütebestim- für Sachsen können demzufolge auch aus diesen mungen für Stauden“ der Forschungsgesellschaft Bundesländern bezogen werden; Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL);
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