Gemeindebrief Nr. 1/2020 - Dezember 2019 - Februar 2020 - Jerusalem-Kirche
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Das Diakonissenhaus Jerusalem, Schäferkampsallee 30, das „Ella-Louisa-Haus“, wurde vom Diakoniewerk an einen Investor verkauft. Die Schwestern haben weiterhin Wohnrecht und leben in Gemeinschaft zusammen. Die Schwesternschaft gehört dem Kaiserswerther Verband an und versteht sich als Glaubens- und Lebensgemeinschaft evangelischer Christinnen, in der Spiritualität, Gast- freundschaft und Begegnungen ihren Platz haben. Die Zahl der Diakonissen ist kleiner geworden, aber auch die „Feierabendschwestern“ tragen mit ihrer Fürbitte und der ihnen noch zur Verfügung stehen- den Kraft unsere Jerusalem-Gemeinde mit. Das Krankenhaus Jerusalem Bereits seit dem Jahre 1913 vereint das Krankenhaus Jerusalem hohe Fachkompetenz mit intensiver persönlicher Zuwendung. Ständige Erweiterungen und umfassende bauliche Erneuerungen haben die Klinik im Zentrum von Hamburg kontinuierlich dem Stand des medizinischen Fortschritts angepasst – so beherbergt das Krankenhaus Jerusalem hinter seiner historischen Fassade heute eine moderne Be- legarzt-Klinik mit 105 Betten. Im Zuge von Gesundheitsreform und anderen Anpassungen war aber nun auch dies nicht mehr ausreichend, um die Arbeitsplätze und den Betrieb dauerhaft sicherzustellen. Deshalb wurde ein Verkauf eingeleitet. Mit dem Wechsel des Klinikträgers im September 2007 und einer Investitionssumme von zehn Millionen Euro wird das Krankenhaus Jerusalem nun schrittweise erweitert und modernisiert werden. Eine Liste mit Namen und Adressen der Fachärzte ist in der Auf- nahme des Krankenhauses erhältlich. Inhaltsverzeichnis: Editorial Seite 1 Hans-Christoph Goßmann, Gedanken zur Jahreslosung 2020 „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9, 24) Seite 2 Germaine Paetau, Die „Nacht der Kirchen“ 2019 in der Jerusalem-Kirche Seite 5 Hans-Christoph Goßmann, Gedanken zum Motto der Nacht der Kirchen „Herz auf laut“ (Matthäus 12, 34b) Seite 6 Stimmen zu dem Angriff auf die jüdische Gemeinde in Halle - I: Der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) Seite 9 - II: Hanna Lehming; Dr. Christian Wollmann (ZMÖ) Seite 9 - III: Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) Seite 10 Oshra Beate Danker, Neues aus der Jüdischen Gemeinde Pinneberg Seite 11 Germaine Paetau, Neues von der Musik Seite 13 vocal total meets rhythm & voice connection – gemeinsames Weihnachtskonzert am 7. Dezember um 19.00 Uhr in der Jerusalem-Kirche Seite 14 Einladung zur Adventsfeier Seite 14 Lebendiger Adventskalender in Eimsbüttel Seite 15 Einladung zur Gemeindeversammlung Seite 15 Regelmäßige Veranstaltungen Seite 15 Post aus Kibakwe, übersetzt von Helga Kießling Seite 16 Helga Kuhlmann, Gottesdienste in gerechter Sprache Seite 18 Babette Glöckner, Ganz Ohr – rund um die Uhr! Ausbildung in TelefonSeelsorge Seite 19 Jerusalem-Akademie Seite 19 Veranstaltungskalender Seite 20 Spenden für die Gemeinde erbitten wir auf folgende Konten: Haspa: IBAN - DE33 2005 0550 1211 1292 16 BIC - HASPDEHHXXX Evangelische Bank eG: IBAN – DE25520604106306446019 BIC – GENO DEF1 EK1 Konto des Fördervereins Jerusalem-Kirchengemeinde Hamburg e.V.: Haspa: IBAN - DE40 2005 0550 1211 1237 55 BIC - HASPDEHHXXX Unsere Internet-Seiten finden Sie unter: Jerusalem-Kirche = www.jerusalem-kirche.de Bestellungen und andere Anfragen richten Sie bitte an die Jerusalem-Gemeinde Sekretariat: Frau Birthe Henkel, Schäferkampsallee 36, 20357 Hamburg, Öffnungszeiten: Di. und Do. von 9.00 bis 12.00 Uhr und Mi. von 14.30 bis 17.30 Uhr, Telefon: 040/202 28 136, Fax: 040/202 28 138, E-Mail: jerusalem-kirche@gmx.de, Pastor: Dr. Hans-Christoph Goßmann, E-Mail: jerusalem-pastor@gmx.de Impressum: Herausgeber ist die ev.-luth. Jerusalem-Gemeinde zu Hamburg. Auflage: 600 Stück Redaktion: Dr. Hans-Christoph Goßmann, Druck: Druckerei Dietrich GmbH, Beeksfelde 18, 25482 Appen/Pi. Für namentlich gekennzeichnete Artikel zeichnen die Autoren verantwortlich. Der Brief erscheint viermal im Jahr und wird auf Spendenbasis an Mitglieder und Freunde der Ge- meinde verschickt. Redaktionsschluss für den Jerusalem-Brief 2-2020 ist der 3. Februar 2020.
1 Editorial Liebe Leserin, Dezember gestalten werden, und zu unse- lieber Leser, rer Gemeindeversammlung am 23. Febru- in dieser Aus- ar. gabe des Jerusa- Padré Celestine von unserer römisch- lem-Briefes katholischen Partnergemeinde in Kibakwe können Sie nach (Tansania) hat uns am 10. Juni einen Brief Gedanken zur geschrieben, den Helga Kießling ins Deut- Jahreslosung sche übersetzt hat. Diese Übersetzung 2020 „Ich glau- können Sie in dieser Ausgabe des Jerusa- be; hilf meinem lem-Briefes lesen. Unglauben!“ Am 17. November habe wir einen Gottes- (Markus 9, 24) dienst in der Reihe der ‚Gottesdienste in einen Rückbli- gerechter Sprache‘ gefeiert; am 23. Febru- cke von Germaine Paetau auf die diesjäh- ar werden wir einen weiteren Gottesdienst rige ‚Nacht der Kirchen‘ die wir gemein- im Rahmen dieser Reihe feiern. Prof. Dr. sam mit der Liberalen Jüdischen Gemeinde Helga Kuhlmann, Mitherausgeberin der Hamburg gestaltet haben, sowie Gedanken ‚Bibel in gerechter Sprache‘ (BigS) legt zu deren Motto „Herz auf laut“ lesen. dar, was das Besondere der Gestaltung Sie finden auf den folgenden Seiten auch dieser Gottesdienste ist. Stimmen zu dem Angriff auf die jüdische Babette Glöckner, die Leiterin der Tele- Gemeinde in Halle: vom Deutschen Koor- fonseelsorge bei der Diakonie Hamburg, dinierungsrat der Gesellschaften für Christ- stellt die Möglichkeit dar, sich zu einer lich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR), von Mitarbeiterin bzw. einem Mitarbeiter der der Beauftragten der Nordkirche für den Telefonseelsorge ausbilden zu lassen christlich-jüdischen Dialog, Hanna Leh- Welche regelmäßigen Gemeindeveranstal- ming, und dem Direktor des Zentrums für tungen durchgeführt werden und wann die Mission und Ökumene (ZMÖ), Dr. Chris- nächsten Gottesdienste und Bibelstunden tian Wollmann, sowie vom Zentralrat der stattfinden werden, können Sie dieser Aus- Muslime in Deutschland (ZMD). gabe des Jerusalem-Briefes natürlich wie Oshra Beate Danker, Mitglied des Freun- gewohnt auch entnehmen. deskreises der Jüdischen Gemeinde Pinne- Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen Ihr berg, gibt einen Rückblick auf das Ge- Hans-Christoph Goßmann meindeleben unserer jüdischen Partnerge- meinde in dem vergangenen Vierteljahr. * * * In den vergangenen Monaten hat sich in musikalischer Hinsicht in unserer Kirche wieder viel getan. Germaine Paetau berich- Monatsspruch im Monat tet darüber in dieser Ausgabe des Jerusa- Dezember 2019 lem-Briefes. Auf den folgenden Seiten finden Sie auch Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht die Einladungen zu dem gemeinsamen leuchtet, der vertraue auf den Namen des Weihnachtskonzert der beiden Chöre ‚vo- Herrn und verlasse sich auf seinen Gott. cal total‘ und ‚Rhythm & Voice Co- nection‘ am 7. Dezember, unserer Ad- Jesaja 50, 10 ventsfeier mit Adventsliedersingen mit dem Eimsbütteler Frauenchor am 14. De- zember, zum ‚Lebendigen Adventskalen- der‘, den wir in unserer Gemeinde am 19. * * *
2 Gedanken zur Jahreslosung 2020 „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9, 24) von Dr. Hans-Christoph Goßmann Im Allgemeinen sind die bekannten Bibel- mir bitte aus dem Unglauben!“. In diesen stellen zugleich auch die, die problemlos sechs Bibelübersetzungen ist klar, was zu verstehen sind, deren Sinn sich sofort gemeint ist: Es geht um die Grenzen des erschließt, ohne dass eine Erklärung not- eigenen Glaubens, der eigenen Glaubens- wendig wäre. Bei der Jahreslosung für das stärke. Es geht um Glaubenszweifel. Um neue Kalenderjahr 2020 ist dies nicht so. diese Jahreslosung besser verstehen zu Zwar gehört sie zu den Stellen aus der Bi- können, ist es hilfreich, sie in ihrem Kon- bel, die viele kennen, aber dennoch fragen text zu lesen. Dieser Kontext ist die Erzäh- sich etliche, was genau mit ihr gemeint ist. lung von der Heilung des epileptischen Die Stelle lautet in der Lutherübersetzung: Jungen im neunten Kapitel des Markus- „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“. evangeliums. In der Lutherübersetzung, in Was ist gemeint, wenn es hier heißt: „hilf der sie mit der Überschrift ‚Die Heilung meinem Unglauben!“? Soll dem Unglau- eines besessenen Knaben‘ versehen ist, hat ben geholfen werden, sodass er stärker sie folgenden Wortlaut: werden, womöglich den Glauben, von dem unmittelbar zuvor die Rede ist, überwinden Und sie kamen zu den Jüngern und sahen soll? Dass das nicht gemeint sein kann, eine große Menge um sie herum und versteht sich von selbst. Aber wie sind Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. Und diese Worte dann zu verstehen? Diese Fra- sobald die Menge ihn sah, entsetzten sich ge müssen sich nicht nur Leserinnen und alle, liefen herbei und grüßten ihn. Und er Leser der Lutherübersetzung stellen, son- fragte sie: Was streitet ihr mit ihnen? Einer dern auch die der Elberfelder Bibel, der aber aus der Menge antwortete: Meister, Zürcher Bibel, der Einheitsübersetzung ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, und der Menge Bibel. Denn in diesen Bi- der hat einen sprachlosen Geist. Und wo er belübersetzungen begegnet die Jahreslo- ihn erwischt, reißt er ihn zu Boden; und er sung in eben diesem Wortlaut – auch wenn hat Schaum vor dem Mund und knirscht in der zuletzt genannten Menge Bibel kein mit den Zähnen und wird starr. Und ich Semikolon, sondern ein Doppelpunkt steht. habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie Aber es gibt andere Übersetzungen der ihn austreiben sollen, und sie konnten's Bibel in die deutsche Sprache und die ma- nicht. Er antwortete ihnen aber und sprach: chen ihren Leserinnen und Lesern das Ver- O du ungläubiges Geschlecht, wie lange ständnis dieses Bibelzitates sehr viel leich- soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich ter. So heißt es in der ‚Hoffnung für alle‘: euch ertragen? Bringt ihn her zu mir! Und „Ich vertraue dir ja – hilf mir doch, meinen sie brachten ihn zu ihm. Und sogleich, als Unglauben zu überwinden!“ Ähnlich liest ihn der Geist sah, riss er ihn hin und her. es sich bei ‚Schlachter 2000‘: „Ich glaube, Und er fiel auf die Erde, wälzte sich und Herr; hilf mir, [loszukommen] von meinem hatte Schaum vor dem Mund. Und Jesus Unglauben!“; in der ‚Neue[n] Genfer fragte seinen Vater: Wie lange ist's, dass Übersetzung‘ heißt es: „Ich glaube! Hilf ihm das widerfährt? Er sprach: Von Kind mir heraus aus meinem Unglauben!“, in auf. Und oft hat er ihn ins Feuer und ins der ‚Gute Nachricht Bibel‘: „Ich vertraue Wasser geworfen, dass er ihn umbrächte. ihm ja – und kann es doch nicht! Hilf mir Wenn du aber etwas kannst, so erbarme vertrauen!“, in ‚Neues Leben. Die Bibel‘: dich unser und hilf uns! Jesus aber sprach „Ich glaube! Aber hilf mir, dass ich nicht zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst! Alle zweifle!“ und in der ‚Neue[n] evangelisti- Dinge sind möglich dem, der da glaubt. sche[n] Übersetzung: „Ich glaube ja! Hilf Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich
3 glaube; hilf meinem Unglauben! Als nun ge ein und beantwortet sie mit einem kla- Jesus sah, dass die Menge zusammenlief, ren ‚Nein‘. Er schreibt: bedrohte er den unreinen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, „Es gibt keine Flucht aus dem Dilemma ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und des Menschseins. Wer der Ungewißheit fahre nicht mehr in ihn hinein! Da schrie er des Glaubens entfliehen will, wird die Un- und riss ihn heftig hin und her und fuhr gewißheit des Unglaubens erfahren müs- aus. Und er lag da wie tot, sodass alle sag- sen, der seinerseits doch nie endgültig ge- ten: Er ist tot. Jesus aber ergriff seine Hand wiß sagen kann, ob nicht doch der Glaube und richtete ihn auf, und er stand auf. Und die Wahrheit sei.“ […] Der Glaubende wie als er ins Haus kam, fragten ihn seine Jün- der Ungläubige haben, jeder auf seine ger für sich allein: Warum konnten wir ihn Weise, am Zweifel und am Glauben An- nicht austreiben? Und er sprach: Diese Art teil, wenn sie sich nicht vor sich selbst ver- kann durch nichts ausfahren als durch Be- bergen und vor der Wirklichkeit des Seins. ten. Keiner kann dem Zweifel ganz, keiner dem Markus 9, 14-29 Glauben ganz entrinnen; für den einen wird der Glaube gegen den Zweifel, für Der Vater hat zunächst die Jünger Jesu den anderen durch den Zweifel und in der gebeten, seinen Sohn zu heilen, die aber Form des Zweifels anwesend. Es ist die konnten es nicht. Daraufhin wendet er sich Grundgestalt des menschlichen Geschicks, an Jesus. Er wünscht sich so sehr, dass der nur in dieser unbeendbaren Rivalität von seinen Sohn heilen wird, aber nach seinen Zweifel und Glaube, von Anfechtung und Erfahrungen mit dessen Jüngern kann er es Gewißheit die Endgültigkeit des Daseins sich wohl nicht mehr so richtig vorstellen finden zu dürfen. Vielleicht könnte so ge- und so sagt er: „Wenn du aber etwas rade der Zweifel, der den einen wie den kannst, so erbarme dich unser und hilf anderen vor der Verschließung im bloß uns!“ (Vers 22b). Hier kommen seine Eigenen bewahrt, zum Ort der Kommuni- Zweifel zur Sprache und auf diese Zweifel kation werden. Er hindert beide daran, sich reagiert Jesus, indem er sagt: „Du sagst: völlig in sich selbst zu runden, er bricht Wenn du kannst!“, um diese Zweifel durch den Glaubenden auf den Zweifelnden und die unmittelbar darauf folgenden Worte den Zweifelnden auf den Glaubenden hin gleichsam in ihre Schranken zu weisen: auf.“ (S. 22f. 24). „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt“ (Vers 23). Einen solch starken In seinem Buch ‚Die Erzählungen der Gauben, der nicht durch Zweifel beein- Chassidim‘ (Zürich 1949) überliefert Mar- trächtigt ist, wünscht sich der Vater und so tin Buber eine Geschichte, die sich wie antwortet er auf Jesu Satz mit den Worten, eine Illustration dieser Gedanken Ratzin- die die Jahreslosung für das neue Kalen- gers liest, denn sie zeigt, dass nicht nur derjahr sind: „Ich glaube; hilf meinem Un- dem Glauben, sondern auch dem Nicht- glauben!“ Sein Glaube wie auch sein Glauben der Zweifel innewohnt: Zweifel kommen hier gleichermaßen zur Sprache. Er sagt diese Antwort nicht; er „Einer der Aufklärer, ein sehr gelehrter schreit sie heraus. Die Zweifel angesichts Mann, der vom Berditschewer gehört hatte, der Krankheit seines Sohnes bringen ihn an suchte ihn auf, um auch mit ihm, wie er’s den Rand seiner Kräfte. gewohnt war, zu disputieren und seine Können Gläubigen diesem Zweifel entrin- rückständigen Beweisgründe für die nen oder sind sie ein fester Bestandteil Wahrheit seines Glaubens zuschanden zu jedes lebendigen Glaubens? In seiner „Ein- machen. Als er die Stube des Zaddiks be- führung in das Christentum“ (München trat, sah er ihn mit einem Buch in der Hand 1968) geht Joseph Ratzinger auf diese Fra- in begeistertem Nachdenken auf und ab gehen. Des Ankömmlings achtete er nicht.
4 Schließlich blieb er stehen, sah ihn flüchtig ren zusammen.“ Und so können wir auch an und sagte: ‚Vielleicht ist es aber wahr.‘ in das „Lob des Zweifels“ von Brecht ein- Der Gelehrte nahm vergebens sein Selbst- stimmen, der schreibt: wertgefühl zusammen – ihm schlotterten die Knie, so furchtbar war der Zaddik an- „Gelobt sei der Zweifel! Ich rate euch, zusehen, so furchtbar sein schlichter begrüßt mir heiter und mit Achtung Spruch zu hören. Rabbi Levi Jizchak aber den der euer Wort wie einen schlechten wandte sich ihm nun völlig zu und sprach Pfennig prüft!“ ihn gelassen an: ‚Mein Sohn, die Großen der Thora, mit denen du gestritten hast, Dabei macht Brecht allerdings deutlich, haben ihre Worte an dich verschwendet. dass Zweifel auch destruktiv wirken kann Du hast, als du gingst, darüber gelacht. Sie und diese Form von Zweifel möchte er haben dir Gott und sein Reich nicht auf keineswegs gelobt wissen. So heißt es an den Tisch legen können, und auch ich anderer Stelle in seinem „Lob des Zwei- kann’s nicht. Aber, mein Sohn, bedenke fels“: vielleicht ist es wahr.‘ Der Aufklärer bot seine innerste Kraft zur Entgegnung auf, „Freilich, wenn ihr den Zweifel lobt, aber dieses furchtbare ‚Vielleicht‘, das ihm so lobt nicht das Zweifeln, das ein Ver- da Mal um Mal entgegenscholl, brach sei- zweifeln ist!“ nen Widerstand.“ (S. 363f.). Das Zweifeln, das hoffentlich nicht ein „Sie haben dir Gott und sein Reich nicht Verzweifeln ist, wird uns auch im Kalen- auf den Tisch legen können, und auch ich derjahr 2020 begleiten. Denn Glaube und kann’s nicht.“ Der Rabbi weiß, dass ein Zweifel sind wie die sprichwörtlichen zwei Glaube ohne die Möglichkeit, das Ge- Seiten einer Medaille. glaubte mit eigenen Augen zu sehen, schwer ist, und er benennt diese Schwie- rigkeit auch. Das erinnert an die Erzählung Den Hinweis auf die hier zitierten Texte von Joseph vom zweifelnden Thomas im zwanzigsten Ratzinger und Martin Buber entnahm ich der Pre- digtmeditation zu dieser Jahreslosung von Martina Kapitel des Johannesevangeliums (Verse Janßen in den ‚Predigtmeditationen im christlich- 24 bis 29). Bemerkenswert ist in dieser jüdischen Kontext. Zur Perikopenreihe 2‘, Berlin Erzählung, dass die übrigen Jünger Tho- 2019. mas wegen seines Zweifels nicht kritisiert haben und dass auch Jesus ihn deshalb nicht kritisiert hat. Denn zu einem Glau- * * * ben, der nicht tot, nicht statisch, sondern vielmehr lebendig, dynamisch ist, gehört der Zweifel. In jedem Glaubensleben gibt es Phasen des Zweifels. Das ist eine Erfah- Monatsspruch im Monat rung, die wohl alle gläubigen Menschen Januar 2020 gemacht haben und die für diejenigen, die Gott ist treu. solche Phasen zu durchleben haben, sehr belastend sein kann, aber es ist ein Zeichen 1. Korinther 1, 9 für einen Glauben, der lebt. Zweifel und lebendiger Glaube sind untrennbar mitei- nander verbunden. Hermann Hesse brachte dies einmal auf * * * eine kurze und prägnante Weise zum Aus- druck: „Glaube und Zweifel bedingen ei- nander wie Ein- und Ausatmen; sie gehö-
5 Die ‚Nacht der Kirchen“ 2019 in der Jerusalem-Kirche von Germaine Paetau „,Herz auf laut‘ – unter diesem Motto lädt würze gereicht, Lieder gesungen und eine die Nacht der Kirchen dieses Jahr zum 16. geflochtene Kerze aufgestellt. Die Gewür- Mal ein, ein ökumeni- ze dienen der Erinne- sches Fest zu feiern“, rung an die Gegenwart schreiben Bischöfin Gottes. Diese Erinne- Fehrs, Erzbischof Dr. rung soll ja eine ganze Heße und Pastor Woche halten, was Onnen in ihrem Gruß- durch den guten Duft wort zur diesjährigen erreicht wird. Veranstaltung. Und Begleitet wurden alle weiter heißt es dort: diese Veranstaltungs- „Die Nacht der Kir- abschnitte von der chen lädt ein zum Entdecken von Spiritua- Möglichkeit, in unserem schönen, neu ge- lität und Sinnlichkeit, von Glaubenskraft stalteten Foyer orientalische Köstlichkeiten und Geborgenheit, Musik und Tanz...“. des Restaurants „Mazza“ zu genießen. Tatsächlich war dies Der Schwerpunkt des alles auch in „unse- Abends lag jedoch auf rem“ Fest zu erleben. einem sehr ernsten Es gab jüdische Lieder Aspekt des Mottos: vom Chor „Klezmer- „Das Motto ,Herz auf lech“, zu hören unter laut‘ bezieht sich auf der Leitung von Galina das bekannte Jesus- Jarkova, der Vorsit- Wort aus dem Matthä- zenden der Liberalen usevangelium ,Wes Jüdischen Gemeinde das Herz voll ist, des Hamburg, und wir konnten uns auch – wie geht der Mund über‘ (Matthäus 12, 34b) – bereits in den Jahren davor – mit der Tanz- ein Bibelwort, das im Allgemeinen nur auf gruppe „Klezmerlech“ (Leitung: Jana positive Äußerungen bezogen wird. Sehen Jarkova) gemeinsam wir jedoch, in wel- nach jüdischer Musik chem Zusammenhang bewegen oder einfach diese Worte stehen, nur den fröhlichen wird schnell deutlich, Tänzen zugucken. dass sie sich auch auf Da die Nacht der Kir- negative Äußerungen chen auf einen Schab- beziehen. Damit sind bat fiel, wurde auch sie von bedrückender die Hawdala durch Dr. Aktualität, denn auch Moshe Navon vollzogen, mit der die Menschen, deren Herz voller Antisemitis- Trennung vom Schabbat vorgenommen mus ist, äußern diesen sehr viel lauter als wird. Dabei werden Brot, Wein und Ge-
6 noch vor wenigen Jahren.“, schrieb Pastor schauer sind. Als Bürger*innen und Dr. Goßmann in seinem Einleitungstext. Christ*innen sind wir gefordert, klar zu Von der Frage, wie wir den zunehmenden benennen, wo sich falsche Vorstellungen Antisemitismus überwinden können, han- bewahrt haben oder ausbreiten, und dage- delte sein Vortrag „Antisemitismus – aus gen Position zu beziehen. christlicher Perspektive“. Dieser Aussage Pastor Goßmanns kann Antisemitismus ist virulent in unserer Ge- man nur zustimmen in Erinnerung des An- sellschaft. So gab es 2018 10% mehr dies- schlags auf eine Synagoge in Halle, der bezügliche Straftaten als im Vorjahr. Und zwei Menschenleben forderte und zu ei- Antisemitismus ist nicht neu. Eine dreißig- nem Blutbad geführt hätte, wenn die Ein- jährige Datenerhebung stellte ca. 12 Milli- gangstür sich als weniger stabil erwiesen onen Bürger*innen der Bundesrepublik hätte. Im Gedenken des Deutschen Bun- Deutschland fest mit Bereitschaft dazu. destages am 17. Oktober d. J. an die Opfer 20% der damals über Dreißigjährigen zeig- des Anschlags wies Bundestagspräsident te sogar ausgeprägten Antisemitismus, Schäuble „auf alltäglichen Antisemitismus 30% immerhin einen latenten. hin, auf die Angst vieler Juden, ihren Christen sind davon keineswegs ausge- Glauben öffentlich zu zeigen. Jeder müsse nommen, obwohl Christlicher Glaube und einen Beitrag leisten, ,dass jeder in diesem Judenfeindlichkeit einander ausschließen. Land, egal welcher Religion, welcher Her- Im Gegenteil: der Anteil der Bürger*innen kunft oder welchen Geschlechts, die Si- mit kirchlicher Bindung, der sich auch an- cherheit erfährt, frei und selbstbestimmt zu tisemitisch verhält, beträgt 14 – 18%, der leben‘. Seehofer kündigte Maßnahmen ge- der Gesamtbevölkerung hingegen 8%. gen rechtsextreme Gewalt an“ (taz, 18. 10. Pastor Goßmann belegte die vielfältigen 2019, S. 7) in Form von mehr Mitteln und Ursachen dafür in seinem Vortrag, von Personal für Bundeskriminalamt und Ver- denen sich eine im Antijudaismus begrün- fassungsschutz (ebda). det, der auf der Ablehnung von Jesus als Im Anschluss an Dr. Goßmanns Vortrag Messias durch die Juden beruht. wurde der Zuhörerschaft die Möglichkeit Auch das gemeinsame Erbe des Alten Tes- gegeben, Fragen zu stellen und Gedanken taments trug zur Trennung von Juden und zu äußern, woraus sich eine lebhafte Dis- Christen bei. Viele Christen sind auch heu- kussion ergab. te noch der Auffassung, dass das Alte Tes- Um 22.30 Uhr endete die Veranstaltung tament nicht denselben Gott vertritt wie mit dem Segen, der gemeinsam von Dr. das Neue Testament. Navon und Dr. Goßmann gespendet wurde. Wir sehen also, dass Antisemitismus uns alle betrifft und wir keineswegs nur Zu- Gedanken zum Motto der Nacht der Kirchen „Herz auf laut“ (Matthäus 12, 34b) von Dr. Hans-Christoph Goßmann Hinter dem Motto der diesjährigen Nacht Begeisterung, die nicht bei sich bleiben der Kirchen „Herz auf laut“ steht die be- kann und will, sondern zu Gehör gebracht kannte Redewendung „Wes das Herz voll werden will – um es mit den Worten der ist, des geht der Mund über.“ Diese Rede- diesjährigen Nacht der Kirchen zu sagen: wendung kommt im Allgemeinen zur die laut werden möchte. Sprache, wenn es um überbordende, über- Dieses geflügelte Wort ist ein Zitat aus schäumende Lebensfreude geht, die mit dem Matthäusevangelium (Matthäus 12, anderen geteilt werden will; sie klingt nach 34b). Es wird im Allgemeinen nur auf po-
7 sitive Äußerungen bezogen. Sehen wir ße rinnt, können wir nicht sehen. Seine jedoch, in welchem Zusammenhang es Wurzeln, mit denen er das aus dem Boden steht, wird schnell deutlich, dass es sich aufnimmt, was er zum Leben und Wachsen zwar auch, jedoch keineswegs ausschließ- braucht, liegen unter der Erde und sind für lich auf erfreuliche, herzerfrischende Inhal- uns somit unsichtbar. Ein Baum ist nichts, te bezieht, sondern auch auf andere, auf dessen Qualität auf den ersten Blick er- unerfreuliche, die eine kritische Auseinan- kannt werden kann. Und deshalb hat Jesus dersetzung erfordern. Das wird deutlich, gerade den Baum als Bild für den Men- wenn wir den Abschnitt aus dem Matthä- schen gewählt. Denn bei uns Menschen ist us-Evangelium, in dem dieses Jesus-Wort es nicht anders. Es gibt Menschen, die gut steht, als Ganzen in den Blick nehmen. In sind, ihrer Umwelt, ihren Mitmenschen mit der Lutherübersetzung hat er folgenden Respekt und Liebe begegnen, ohne dass Wortlaut: dies auf den ersten Blick zu erkennen wä- re. Und es gibt auch das Gegenteil: Men- Nehmt an, ein Baum ist gut, so wird auch schen, die sympathisch wirken, gut zu sein seine Frucht gut sein; oder nehmt an, ein scheinen, aber sich letztlich gänzlich an- Baum ist faul, so wird auch seine Frucht ders verhalten. faul sein. Denn an der Frucht erkennt man Niemand kann in das Herz eines Menschen den Baum. Ihr Otterngezücht, wie könnt hineinschauen. Niemand kann sich anma- ihr Gutes reden, die ihr böse seid? Wes das ßen zu beurteilen, ob sein Gegenüber gut Herz voll ist, des geht der Mund über. Ein oder faul, sprich: schlecht, ist. Wir können guter Mensch bringt Gutes hervor aus sei- aber sehen, wie sich Menschen verhalten. nem guten Schatz; und ein böser Mensch Und wir können beurteilen, ob ihr Verhal- bringt Böses hervor aus seinem bösen ten gut oder schlecht ist. Dies bringt Jesus Schatz. mit dem Bild des Baumes zum Ausdruck: Matthäus 12, 33-35 Wir können dem Baum nicht ansehen, ob er gut oder schlecht ist, aber wir können Diese Worte Jesu sind alles andere als sehen, ob seine Frucht gut oder schlecht freundlich. Er richtete sie an Pharisäer, als ist. Um es mit den Worten Jesu zu sagen: er einen heftigen Konflikt mit ihnen auszu- „Denn an der Frucht erkennt man den tragen hatte. Den Anlass zu diesem Kon- Baum“ (Vers 33b). flikt boten Heilungen, die Jesus am Jesus befindet sich in einem massiven Schabbat vollzogen hatte. Ob dies erlaubt Konflikt. Er greift zu deutlichen Worten war oder nicht, war innerhalb des damali- und er lässt seine Konfliktgegner nicht im gen Judentums umstritten. Unklaren darüber, wie er über sie und ihre Jesu Worte an seine Konfliktgegner begin- Taten denkt: Er hält das, was sie tun, für nen mit dem Bild des Baums. Dieses Bild schlecht und so schleudert er ihnen entge- stellt Jesus seinen Zuhörern vor Augen, gen: „Ihr Otterngezücht, wie könnt ihr Gu- damit sie sich in ihm wiedererkennen kön- tes reden, die ihr böse seid?“ (Vers 34a). nen, ja mehr noch: damit sie sich selbst Die Bezeichnung seiner Gegner, die er hier kritisch befragen können, ob sie gut oder wählt, „Otterngezücht“ (wörtlich: Brut von schlecht, oder – um es mit den Worten Jesu Giftschlangen), wird oft von Johannes dem zu sagen – ob sie gut oder faul sind. Täufer benutzt. Diese Bezeichnung erin- Ob ein Baum gut oder faul ist, ist im All- nert an die Geschichte der Vertreibung aus gemeinen nicht auf den ersten Blick zu dem Paradies, in der es die Schlange ist, erkennen. Es gibt Bäume, die sehen schön die Eva mit List und Tücke dazu verführt, aus und wirken auf viele Menschen kern- gegen das Gebot Gottes zu verstoßen. gesund. Aber sie sind bereits so krank, dass Wenn Jesus seine Gegner hier als Ottern- sie innerlich hohl sind. Ein Baum hat gezücht beschimpft, dann stellt er sie und Kraft, aber dies ist eine Kraft, die uns ver- ihr Verhalten mit der Schlange und deren borgen ist. Den Saft, der durch seine Gefä- Verhalten auf eine Stufe. Das sind in der
8 Tat harte Worte! Da stellt sich die Frage: wird, gehört in unseren Tagen auch der in Wie konnte es zu einer solchen Eskalation unserer Gesellschaft zunehmende Antise- des Konflikts kommen? Nach dem Streit mitismus. Es gibt Menschen, die auf den wegen der Heilungen am Schabbat hatte ersten Blick keineswegs den Eindruck er- Jesus einen „Besessenen, der blind und wecken, als würden sie antisemitische Auf- stumm war“ (Vers 22), geheilt, worauf ihm fassungen vertreten, deren Herz jedoch seine Konfliktgegner vorwarfen, er hätte voller Antisemitismus ist und die diesen dies „mit Hilfe von Beelzebub“ (Vers 24) sehr viel deutlicher und hemmungsloser, getan. Durch diesen Vorwurf eskalierte der sehr viel lauter äußern als noch vor weni- Konflikt und Jesus warf seinen Gegnern gen Jahren. Auch da gilt: „Wes das Herz vor, dass sie ein Otterngezücht und böse voll ist, des geht der Mund über.“ Auch seien. Rabbiner konnten gegebenenfalls wessen Herz voll von Antisemitismus ist, auch sehr scharfe Worte wählen. Jesus war dessen Mund läuft über. Und das ge- da gewiss keine Ausnahme. Die Scharf- schieht: im Internet, in sozialen Netzwer- züngigkeit der Rabbiner hat auch in der ken und auch in Äußerungen, die keines- rabbinischen Literatur ihren Niederschlag wegs nun an den in diesem Zusammen- gefunden. In Pirke Abot II, 10, heißt es: hang oft genannten Stammtischen ihren „Wärme dich nahe dem Feuer der Gelehr- Ort haben – und auch keineswegs nur von ten, aber nimm von ihrer glühenden Kohle Männern, die die sprichwörtlichen Sprin- nicht an, damit du dich nicht verbrennst, gerstiefel tragen. denn ihr Biss ist der Biss eines Fuchses, ihr Das ruft uns in die Verantwortung; es stellt Stich der Stich eines Skorpions und ihr uns vor die Frage, wie wir mit diesem Zischen das Zischen einer Schlange, und höchst beunruhigenden Befund umgehen alle ihre Worte sind wie feurige Kohlen.“ können: Was können wir dazu beitragen, Und die Worte, die Jesus hier seinen Geg- um den in unserer Gesellschaft zunehmen- nern entgegen geschleudert hat, sind in der den Antisemitismus zu überwinden? Wie Tat wie „feurige Kohlen“. Dann fährt er können wir angemessen reagieren, wenn fort – keineswegs weniger scharf, aber nun antisemitische Auffassungen geäußert nicht in Form der direkten Anrede, sondern werden? eher in der der Verallgemeinerung: „Wes Ich nenne folgende Möglichkeiten: das Herz voll ist, des geht der Mund über. - angesichts antisemitischer Äuße- Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus rungen Zivilcourage zu zeigen und dem guten Schatz seines Herzens; und ein die Stimme zu erheben böser Mensch bringt Böses hervor aus sei- nem bösen Schatz“ (Vers 34b und 35). und Damit nimmt er auf das eingangs ge- - antisemitischen Äußerungen keine brauchte Bild des Baumes Bezug. Denn Foren zu bieten, das Gute wie auch das Schlechte, das ein aber Mensch hervorbringt, kommt jeweils aus - Äußerungen, hinter denen ein Anti- dem Schatz seines Herzens. Und dieser semitismus steckt, der den Betref- Schatz ist so unsichtbar wie das Innere fenden, die sie äußern, gar nicht eines Baums. bewusst ist, als solche zu erkennen Diese biblischen Verse sind von bedrü- und zu analysieren. Und da gilt: ckender Aktualität, denn auch heute gilt – Nur, was ausgesprochen wird, kann um es mit den Worten Jesu zu sagen –, auch bearbeitet und korrigiert wer- dass ein guter Mensch Gutes aus seinem den. Nur so können antisemitische guten Schatz hervorbringt und ein böser Denkstrukturen entlarvt und der ih- Mensch Böses aus seinem bösen Schatz nen innewohnende gleichsam un- und dass dieser Schatz jeweils von außen terschwellige Antisemitismus über- nicht zu erkennen ist. Zu dem, was in die- wunden werden. sen Worten als „böser Schatz“ bezeichnet
9 Stimmen zu dem Angriff auf die jüdische Gemeinde in Halle I: Der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) Wir verurteilen den fei- Es ist skandalös, dass an einem Feiertag gen und niederträchtigen wie Jom Kippur die Synagoge nicht durch Angriff auf die jüdische die Polizei geschützt war. Gemeinde in Halle Dieser hinterhältige Angriff muss uns alle in unserem Land wachrütteln. Wir tragen Mit Entsetzen und Be- alle Verantwortung dafür, dass in den stürzung müssen wir die Stadtteilen unserer Städte und in allen Nachrichten von dem Landkreisen entschlossen jeder Juden- feigen und niederträchti- feindschaft entgegengetreten wird! Wir gen Angriff auf die jüdi- dürfen nicht zulassen, dass erneut ein ag- sche Gemeinde in Halle zur Kenntnis gressiver Antisemitismus sich in unserem nehmen. Während die Mitglieder der Ge- Land breitmacht. Wir fordern von den poli- meinde zum Gebet am Jom Kippur, dem tisch Verantwortlichen, den Schutz der höchsten jüdischen Feiertag, versammelt jüdischen Gemeinden deutlich zu ver- waren, versuchte der Angreifer sich mit stärken. Schüssen und Molotowcocktails gewalt- sam Zugang zu der betenden Versammlung Unser Mitgefühl gilt den Todesopfern, zu verschaffen. Es ist unvorstellbar, was ihren Angehörigen und den Verletzten. geschehen wäre, hätten die Sicherheitsvor- kehrungen der Synagoge dem Angriff nicht Bad Nauheim, den 9. Oktober 2019 standgehalten. Präsidium des Deutschen Koordinierungs- rates der Gesellschaften für Christlich- Jüdische Zusammenarbeit * * * Stimmen zu dem Angriff auf die jüdische Gemeinde in Halle II: Die Beauftragte der Nordkirche für den christlich-jüdischen Dialog, Hanna Lehming, und der Direktor des Zentrums für Mission und Ökumene (ZMÖ), Dr. Christian Wollmann „Gemeinsam auftragte für den Christlich-Jüdischen Dia- mit allen de- log, Hanna Lehming, und Direktor Dr. mokratischen Christian Wollmann. Kräften wollen wir uns noch Zu dem Anschlag in Halle an der Saale stärker für den erklärt die Beauftragte für den Christlich- gesellschaftlichen Zusammenhalt und hu- Jüdischen Dialog in der Evangelisch- mane Werte einsetzen“, betonen die Be- Lutherischen Kirche in Norddeutschland
10 und Referentin im Zentrum für Mission „Das Zentrum für Mission und Ökumene und Ökumene in der Nordkirche, Hanna schließt sich den Forderungen der jüdi- Lehming: schen Gemeinden in Deutschland nach verlässlichem Polizeischutz ihrer Synago- „Dass die jüdische Gottesdienstgemeinde gen und Einrichtungen an. Das Muster in Halle den höchsten, ruhigsten und erns- dieses Anschlags zieht eine Spur von Nor- testen jüdischen Feiertag Yom Kippur in wegen über Christchurch bis nach Halle. Todesangst erleben musste, ist schockie- Es ist eine der vordringlichsten Aufgaben rend. Es bedeutet, dass Jüdinnen und Juden für uns als Kirchen, einem gesellschaftli- ihre Religion in Deutschland nicht frei chen Klima entgegenzuwirken, in dem ausüben können. Das darf nicht sein! An- mörderische Gesinnungen wie die des At- gesichts solch extremistischer Gewalt ist tentäters von Halle wachsen können. Die der Staat gefragt. Er muss dafür Sorge tra- rassistische Ideologie von der Vorherr- gen, dass Jüdinnen und Juden in ihren Sy- schaft der ‚Weißen‘ ist ein Nährboden für nagogen und Einrichtungen in Deutschland Gewalt. Gemeinsam mit allen demokrati- ohne Furcht vor Bedrohung leben und Got- schen Kräften wollen wir uns noch stärker tesdienst feiern können.“ für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und humane Werte einsetzen.“ Der Direktor des Zentrums für Mission und Ökumene in der Nordkirche, Dr. Christian Wollmann, ergänzt: * * * Stimmen zu dem Angriff auf die jüdische Gemeinde in Halle III: Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) Der Vorsit- Terrorist einen weiteren Deutschen er- zende des schoss, nachdem er zuvor eine Frau vor der Zentralrat der Synagoge willkürlich tötete, nachdem er Muslime in nicht in die Synagoge eindringen konnte, Deutschland um ein Blutbad anzurichten. (ZMD), Ai- man A. Maz- Der Terror in Halle erinnert stark an rechte yek, drückte bei seinen Besuchen nach Terroranschläge der jüngsten Vergangen- dem antisemitischen Anschlag in Halle in heit in der westlichen Welt (Christchurch, der Neuen Synagoge in Berlin noch am Pitzburg u.a.): Symbole jüdischen bzw. gleichen Tag und gestern in der Synagoge muslimischen Lebens als Anschlagsziele in Halle seine Solidarität und Anteilnahme werden gewählt, militärische Bewaffnung gegenüber den jüdischen Gemeinden und Montur nebst Helmkameras für perfide Deutschlands aus. „Wir lassen in diesen Livestreams und krude Manifeste, welche schweren Stunden unsere jüdischen Ge- nur so vor Antisemitismus und Muslim- schwister nicht alleine, wir halten zusam- feindlichkeit strotzen. men und werden keinen Millimeter gegen- Heute, zum muslimischen Freitagsgebet, über dem rechten Terror zurückweichen“, werden viele Muslime in den Moscheen sagte Mazyek. Er besuchte zudem gestern des ZMD für die Opfer des Terroranschla- auch den Imbissbesitzer in Halle, wo der ges in Halle beten, zur Solidarität mit der
11 jüdischen Gemeinde unseres Landes aufru- ganz zu schweigen von den Morddrohun- fen und ihr Mitgefühl und Anteilnahme mit gen gegen muslimische Repräsentanten. den Hinterbliebenen der Opfer Ausdruck Die erst seit zwei Jahren erfassten Daten verleihen. Hierzu sagte Mazyek weiter: über Vorfälle muslimfeindlicher Straftaten „Es dürfen keine Anschläge mehr wie in bestätigen dieses erschreckende Bild. Halle passieren, es dürfen nicht noch mehr Menschenleben zum Opfer des Terrors Zudem muss der Anschlag von Halle in fallen. Der Staat muss sich wehrhaft zei- einem globalen rechtsterroristischen Kon- gen, für die Sicherheit seiner Bürger sor- text eingeordnet werden. Von Andres gen, für die Sicherheit der Gotteshäuser Breiviks zweifachem Terroranschlag in sorgen und die Unversehrtheit aller Religi- Oslo, über den Anschlag auf die Al-Nur- onsgemeinschaften gewährleisten und Moschee in Christchurch, den Anschlag schützen.“ auf die Synagoge in Pittsburgh, den in Poway auf ein Einkaufzentrum in Al-Paso, Der ZMD bekräftigte dabei seine Forde- wo der Täter ein krudes antimuslimisches rung, dass der Staat den Schutz aller Got- Manifest hinterließ bis zu dem versuchten teshäuser, auch der Moscheen gewährleis- Terroranschlag auf die Moschee in Oslo ten muss. Mazyek weiter: „Unsere Kinder, nach dem Vorbild Neuseelands und den unsere Familien und unsere Gemeinden rechtsextremistischen Mord an Kassels leben in Angst. Viele gehen deshalb nicht Politiker Lübcke. mehr in ihre Moscheen. Allein in Halle war unsere Gemeinde mehrfach Angriffs- „Wer dies leugnet, handelt nicht grob ziel von Anschlägen in den letzten Jahren, fahrlässig, sondern vorsätzlich. Halle ist es wurde gar zweimal auf sie geschossen. eine Katastrophe mit lange vorangegangen In Punkto Sicherheit ist danach nichts ge- Ansagen: Dem ‚NaziSpeech‘ im bür- schehen.“ Nach dem Terroranschlag in gerlichen Gewande, dem vorherrschenden Christchurch hat der Berliner Innensenator Antisemitismus und der Muslimfeind- angeordnet, zum Freitagsgebet Polizeistrei- lichkeit, dem Rassismus gepaart mit fen von den größeren Moscheen zu platzie- rechtsextremistischer Gewalt. Dies muss ren. „Wir haben das damals als einen ers- nun spätestens nach Halle allen klar sein“, ten und wichtigen Schritt begrüßt, andere so der Zentralratsvorsitzende abschließend. Bundesländer müssten jetzt in diese Rich- tung schnell nachziehen“ so Mazyek wei- ter. Seit Monaten bekommen Moscheen * * * Bombendrohungen, seit Jahren steigt die Zahl der Anschläge auf Moscheen stetig, Neues aus der Jüdischen Gemeinde Pinneberg von Oshra Beate Danker Es ist wieder an der Zeit, zurückzuschauen hen Feiertage‘ liegen hinter uns, Rosh auf das vergangene Vierteljahr, um für HaShana, der ‚Kopf des Jahres‘, das jüdi- unsere Schwestergemeinde einen kleinen sche Neujahrsfest, gefolgt von den 10 Ta- Bericht zu schreiben. gen der Umkehr. An allen diesen Tagen ist Mein letzter Bericht endete mit der Nacht es eine Mitzwa, eine religöse Pflicht, dem des Lernens zu Schawuot bzw. dem Grill- Klang des Schofar zuzuhören, den Tönen fest mit den neuen roten Tellern für Flei- aus dem Widderhorn, das mahnt und zur schiges. Umkehr ruft und das zu den Gottesdiensten Die jüdischen Gemeinden schreiben mitt- geblasen wird. lerweile ein neues Jahr, 5780, und die ‚Ho-
12 Zu Rosh HaShana wünschen wir uns ‚Sha- Eine mögliche Antwort auf der individuel- na towa umetuka!‘, ein gutes und süßes len Ebene: wenn wir verbale Hetze hören, Jahr! und essen Apfelschnitze, die wir in dem was entgegensetzen! Im Rahmen un- Honig getaucht haben, um den Wunsch serer Möglichkeiten.... und darüber nach- nach Süße zu betonen. Und an diesem Tag denken und ins Gespräch kommen, wie wir wird, so lautet die Tradition, die Eintra- unsere Möglichkeiten erweitern können. gung vorgenommen in eines der möglichen Vielleicht nehmen wir an einem Workshop Bücher, das eine für die zweifellos guten als Stammtischkämpferin teil, vielleicht Menschen, die werden sofort in das ‚Buch tauschen wir uns in unseren Familien und des Lebens‘ eingetragen und die zweifellos Freundeskreisen darüber aus, wo wir hand- schlechten Menschen bekommen einen lungsfähiger werden möchten. Jedwede Eintrag im ‚Buch des Todes‘ – und für alle Form von Abwertung, frauenfeindlich, dazwischen, also die überwältigende Mehr- rassistisch, antimuslimisch, gegen Roma heit... also, eigentlich wirklich allen bieten und Sinti gerichtet oder auch behinderten- die folgenden ‚10 Tage der Umkehr‘ zwi- feindlich, antisemitisch motiviert, gegen schen den beiden Hohen Feiertagen die Flüchtlinge oder lesbisch, schwul oder Möglichkeit, dass die Eintragung noch anderweitig queer lebende Menschen ge- korrigiert wird, d.h. eine richtet stellt die Menschen- Zeit der Selbstreflexion, der würde ALLER Menschen Klärung – auch in Bezie- in Frage, das ist zumindest hungen, der Reue.... mög- meine Meinung. lichst nicht als Lippenbe- kenntnis, sondern von Her- In dem Monat Tischri, dem zen kommend. ersten des religiösen jüdi- Yom Kippur, dieses Jahr schen Jahres, folgt ein Fest beginnend mit dem Abend- auf das andere... kaum ist gottesdienst am 8. Oktober, Yom Kippur vorbei, begin- ein Fastentag, an dem es nen wir draußen mit dem um die Hoffnung geht, dass Bau einer Sukka, einer an diesem Tage die Eintra- Laubhütte, durch deren gung in das Buch des Le- Ritzen wir das Mondlicht bens besiegelt wird... sehen können und in der Yom Kippur im Jahre 2019 wir idealtypisch eine ganze wird für immer mit dem Angriff auf die Woche lang unsere Mahlzeiten einnehmen Synagoge in Halle verbunden bleiben, ein – in Erinnerung daran, dass das Volk Israel von Frauenfeind-lichkeit, Antisemitismus 40 Jahre durch die Fremde, die Wüste ge- und Rassismus erfüllter und getriebener zogen ist, ohne feste Behausung. Mann versucht, in die Synagoge einzu- Zu Zeiten des Tempels war Sukkot eines dringen, um Jüdinnen und Juden zu ermor- der Wallfahrtsfeste, und wir beten um Re- den und erschießt dann willkürlich zwei gen... im Mittelmeerraum sehr verständ- Menschen. Ein Mensch, der vielleicht die- lich, doch in Pinneberg an einem eher se Tat alleine ausgeführt hat, der aber ein- grauen Herbstnachmittag im Oktober fällt gebunden ist in ein internationales Netz- die Bitte um Regen vielleicht nicht zu werk der Menschenverachtung. drängend aus... Wie gehen wir damit um als jüdische Ge- Ein besonderes Gebinde von Pflanzen meinden, die gastfreundlich und offen blei- spielt eine Rolle im Gottesdienst, der ben wollen – im Spannungsfeld zwischen ‚Lulav‘ oder auch ‚Arba'a Minim‘ genannt, Angst und dem Wunsch, uns davon nicht die ‚vier Arten‘, bestehend aus Palmzweig, bestimmen zu lassen?! Myrten- und Weidenzweigen sowie dem Wie gehen wir als einzelne Menschen da- Etrog, einer besonders gut duftenden Zit- mit um? rusfrucht.
13 Wenn Sukkot nach sieben Tagen vorbei machen, dass der Kreislauf weitergeht... geht, schließt sich sofort das Torafreuden- und die alten Texte ermöglichen uns viel- fest an, ‚Simchat Tora‘. Die Torarollen leicht im neuen Jahr neue Einsichten.... werden in einer fröhlichen Prozession dass der Kreislauf weitergeht, bedeutet ja durch die Synagoge getragen... und in einer nicht, dass alles gleich bleibt... kleiner Gemeinde wie der unseren, die nur eine Torarolle hat, wird eben die eine Ich bin schon am Ende meines kleinen Torarolle fröhlich gefeiert. Es wird der Berichtes angekommen, aber eins fehlt letzte Abschnitt der Fünf Bücher der Tora noch: Wir gehen wir auf die Zeit von gelesen, um quasi fast im gleichen Atem- Chanukka zu... zug wieder mit dem Beginn, dem Ab- Ein Bericht folgt in der nächsten Ausgabe. schnitt ‚Bereschit‘, dem ersten des ersten Buches fortzufahren und so deutlich zu Neues von der Musik von Germaine Paetau Erst im September begann unsere „Kon- wenn Dana es singt. Und auch die Zugabe zertsaison“ in der Jerusalem-Kirche wieder war hebräisch: ein Dankgebet. – und zwar erneut mit einem Herbstkon- Dieser Abend war ganz anders als alle vor- zert Dana Zeimers: „Liebe und Träume“. herigen Konzerte, die ich mit der Musike- Mit diesem Motto eröffnete sich ein Rei- rin erlebt habe. Die Krankheitsvertretung gen beeindruckender Arien und Lieder. der Klavierbegleitung war ebenfalls er- Beginnend mit den Barockkomponisten krankt und so begleitete sich Dana kurzer- Monteverdi und Händel über Komponisten hand selbst oder sang a cappella. Beides der Klassik (Mozart, Schubert und Rossini) waren wunderbare Erlebnisse. Einen herz- und Musikern des 19. Jahrhunderts (Pucci- lichen Dank an die Künstlerin! ni, Bizet, Dvorák) hinein ins 20. Jahrhun- Und wieder hielt sich der Eimsbütteler dert mit Gershwin und Loesser wurden wir Frauenchor in der Jerusalem-Kirche für von der Sopranistin geführt. einen Tag in Hohen Neben so kunstvollen Kollo- Luckow in Mecklenburg- ratur-Arien wie die der Pop- Vorpommern auf, um dort pea aus „Krönung der Pop- wie jedes Jahr zum Tag pea“, der Rosina aus „Der des Offenen Denkmals Barbier von Sevilla“, Mimi gemeinsam mit dem Bad aus „La Bohème“, Cho-Cho- Doberaner Kornhauschor San aus „Madame Butterfly“ ein Herbstkonzert in der und der Habanera aus „Car- Hofkapelle zu geben. Es men“ waren auch ganz stille, wurden u.a. Stücke von sanfte Lieder zu vernehmen, Bach, Regnard, Friderici z.B. „Nacht und Träume“ von und Brahms gesungen und Schubert, „Dans un bois“ von Mozart oder Frau Leonore Bähr spielte drei Flötenstü- „Lied an den Mond“ von Dvorák. cke in Begleitung von Uta-Katharina Dana Zeimer ist ein Sprachgenie! Neben George, die auch die Gesamtleitung inne- vielen italienischen, einigen französischen, hatte. Das Publikum in der gut gefüllten deutschen und auch russischen Stücken kleinen Kapelle durfte wieder mitsingen. durften hebräische nicht fehlen: „Yeru- Anschließend waren alle – Zuhörer wie shalayim shel zahav“ („Jerusalem aus Ausführende – restlos zufrieden. Gold“) von Shemer erfreut mich jedes Mal,
14 vocal total meets rhythm & voice connection – gemeinsames Weihnachtskonzert am 7. Dezember um 19.00 Uhr in der Jerusalem-Kirche vocal total anderen Chören in Hamburg und verbindet Seit jeher wurde an der Julius-Leber- die Lust an intensiven Proben und an- Schule in Hamburg Schnelsen viel Musik spruchsvollem Repertoire. Neue Wege gemacht. Chöre, Bigbands und andere En- beschreiten sowie Spaß und Groove bei sembles boten Schülern vielfältige Mög- den Konzerten transportieren sind Ziele der lichkeiten, sich musikalisch zu betätigen. Rhythm & Voice. Warum sollten nicht auch Eltern die Gele- genheit erhalten, in dieser Schule Musik zu machen? Aus einem kleinen Häufchen interessierter Eltern wurde innerhalb von wenigen Jahren ein leistungsstarker Chor, welcher Schnelsen und umliegende Stadt- teile mit anspruchsvollen Chorkonzerten bedient. Die beiden Chöre begegnen sich zum ersten Mal in der Jerusalem-Kirche. Der eine Chor singt vor allem rhythmische Musik mit groove aus der Jetztzeit, der andere eher getragene Chormusik vergangener Epochen. Das tun beide Chöre mit gutem Erfolg schon seit vielen Jahren. Aber beide Chöre experimentieren auch gern mit ungewohnten Chorformaten. Und freuen sich auf die Begegnung, bei Rhythm & Voice Conection Das Ensemble gründete sich 2005 und der auch einiges zusammen gesungen wird. probt als Projektchor einmal im Monat. Viele Sängerinnen und Sänger singen in Die Eimsbütteler werden ein wunderschö- nes Weihnachtskonzert erleben. * * * Einladung zur Adventsfeier Am Sonnabend vor dem Dritten Advent, auch die Gelegenheit haben, gemeinsam dem 14. Dezember 2019, werden wir un- mit dem Chor selbst Adventslieder zu sin- sere diesjährige Adventsfeier gen. Ab 16.00 Uhr werden wir begehen, zu der wir Sie alle dann in die Vorhalle umziehen ganz herzlich einladen. Ab und dort unsere Adventsfeier 15.00 Uhr werden wir in der bei Stollen, adventlichem Ge- Kirche vom Eimsbütteler Frau- bäck, Tee, Kaffee und alkohol- enchor Adventsmusik hören und freiem Punsch fortsetzen.
15 Lebendiger Adventskalender in Eimsbüttel Auch in diesem Jahr wird es in Die tägliche Adventsfeier dauert Eimsbüttel einen Lebendigen im Allgemeinen ca. zehn bis Adventskalender geben und wir zwanzig Minuten. Anschließend werden uns an ihm beteiligen. steht man beieinander, es gibt ein An jedem Abend im Advent warmes Getränk, evtl. auch ein werden sich um 19.00 Uhr wie- paar Kekse oder Brezeln. der Kinder, Jugendliche und Er- Wir werden unser „Fenster“ am wachsene im Stadtteil draußen Donnerstag, den 19. Dezember vor einem Adventstürchen ver- 2019, öffnen. sammeln, das ein Eimsbütteler Sie sind herzlich dazu eingeladen! für diesen Tag vorbereitet hat. Einladung zur Gemeindeversammlung Unsere nächste Gemeindeversammlung der Kirche halten. Alle Gemeindeglieder werden wir am Sonntag, den 23. Februar sind dazu herzlich eingeladen! 2020, im Anschluss an den Gottesdienst in Regelmäßige Veranstaltungen Montag Donnerstag Die Gruppe „Heilung und Spiritualität“ trifft Jeden Donnerstag um 19.00 Uhr findet die sich an jedem ersten und dritten Montag im Bibelstunde unter Leitung von Pastor Dr. Monat von 18.15 Uhr bis 19.45 Uhr. An- Goßmann statt. sprechperson ist Frau Prof. Dr. Helga Kuhl- Ebenfalls an jedem Donnerstag findet um mann, Tel.: 040 / 866187 19.30 Uhr unter Leitung von Frau Uta- Katharina George, Tel.: 038203 / 735557 und 040 / 493793, die Probe des Eimsbütteler Frau- Dienstag enchors in der Jerusalem-Kirche statt. Die Christliche Suchthilfe „Blaues Kreuz“ trifft sich jeden Dienstag um 19.30 Uhr im Sonnabend Kleinen Saal; Ansprechperson ist Frau Oehme, Der Handarbeitskreis unter Leitung von Frau Tel.: 040 / 560 10 83. Uta Hensel (0176 / 85722609) trifft sich an jedem zweiten Sonnabend um 12.00 Uhr in der Mittwoch Vorhalle der Jerusalem-Kirche. Der ‚Jerusalemer Nachmittag. Gespräche über Gott und die Welt‘ trifft sich jeden Mittwoch Sonntag in der Vorhalle der Jerusalem-Kirche um 15.00 Jeden Sonntag wird um 10.00 Uhr in der Jeru- Uhr zu Kaffee, Tee und Gebäck. Nach einer salem-Kirche Gottesdienst gefeiert, am ersten Andacht gibt es Zeit für Gespräche. Sonntag im Monat mit Heiligem Abendmahl. An jedem zweiten Sonntag im Monat findet unter Leitung von Frau Dr. Renate Heidner um * * * 11.30 Uhr eine Führung durch das Jerusalem- Ensemble statt.
16 Post aus Kibakwe übersetzt von Helga Kießling Der Austausch mit unserer römisch- Herzlich bitte ich Euch darum, diesen be- katholischen Partnergemeinde in Kibakwe sonderen Dank von allen entgegenzuneh- (Tansania) ist nicht immer ganz leicht. Nur men. selten gelingt es, Padré Celestine telefo- nisch zu erreichen, und Postsendungen An demselben Tag, als ich Eure Päckchen brauchen ihre Zeit. Aber nun ist wieder ein erhielt, kamen auch Päckchen von Peter Brief von Padré Celestine bei uns ange- und Maria und eines von Andreas und In- kommen, den er am 10. Juni 2019 ge- ka. Das war ein schönes Osterfest für uns. schrieben hat. Helga Kießling, die sich Allen danke ich. gemeinsam mit Ihrem Mann Dr. Günther Kießling zu unseren katholischen Ge- Nun etwas anderes. Es betrifft Roland, schwistern in Tansania regelmäßig Kontakt Marten und Sander. Ihr wisst ja, dass sie hält, hat diesen Brief übersetzt. Die Über- nach Tansania kommen und für eine Weile setzung dieses Briefes hat folgenden Wort- bleiben wollten. Sie kamen, und ich traf sie laut: in Dodoma. Dort blieben wir über Nacht im Holy „Gestern kam ich wegen Cross Centre. Ihr kennt es eines Treffens nach Do- ja, denn wir übernachte- doma, übermorgen fahre ten dort auch, als Ihr nach ich wieder nach Kibakwe. Tansania kamt. Von Do- Das gibt mir die Mög- doma aus fuhren wir nach lichkeit, Euch ein paar Farkwa und versuchten Zeilen zu schreiben, um hinauf nach Sansawa zu zu erfahren, was Ihr kommen, um Najim zu macht, besonders, ob Ihr treffen. Aber wir schaff- gesund seid, denn ich ten es nicht. Es gab habe lange nichts von Schwierigkeiten mit dem Euch gehört. Wagen. Wir mussten in Kurio anhalten und dann für die Nacht nach Farkwa zurück- Wie geht es Euch? Und wie geht es Dei- fahren. Am nächsten Tag fuhren wir nach nem Bein? Ich hoffe, es geht Dir besser. Kondoa. Dort musste ich sie wegen meiner Ich bete dafür, dass der allmächtige Gott Aufgaben in Kibakwe verlassen. Dir helfen und Dich wieder herstellen mö- ge. Es war so schön, sie zu treffen, Gedanken auszutauschen, Kurio wiedersehen zu kön- Ich möchte Euch sehr herzlich für die nen und andere Gegenden, die ich lange Päckchen danken. Ich habe sie gerade ei- nicht mehr besuchen konnte. nen Tag vor Ostersonntag erhalten. Alle sind sicher und gut angekommen. Die Sie sagten, Tansania habe sich sehr verän- Suppen und alles andere, das in den Päck- dert, seit sie es vor zehn Jahren zuletzt er- chen war, sind eine besondere Osterfreude lebten. Und das stimmt. Jeden Tag kann für uns gewesen. Die Schwestern, Pater man diese neue Entwicklung sehen, in Be- Patrick Bella, Pater Carlo und ich, wir alle zug auf die Infrastruktur zum Beispiel. zusammen danken Euch sehr herzlich da- Alle großen Städte sind durch Asphaltstra- für. Jeder von uns fühlte sich auf eine ganz ßen miteinander verbunden. Heute kann besondere Weise mit Euch verbunden. man an einem Tag von Ost nach West, von
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