Vision und Strategie 2050 - Für die räumliche Entwicklung von Lichtensteig als Bestandteil der kommunalen Richtplanung 2021 - Gemeinde Lichtensteig
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Mini. Stadt Vision und Strategie 2050 Für die räumliche Entwicklung von Lichtensteig als Bestandteil der kommunalen Richtplanung 2021 Mathias Müller Stadtpräsident 1
Vision und Strategie 2050 Für die räumliche Entwicklung von Lichtensteig als Bestandteil der kommunalen Richtplanung 2021 1
Inhalt 04 Übersichtskarte 06 Ausgangslage und Ziele 08 Strategische Leitsätze und ihre Handlungsfelder 10 Räumliche Vision 2050 12 Leitsatz 1: Lichtensteig ist Mini.Stadt im Toggenburg 16 Leitsatz 2: Die Landschaft ist erlebbarer Teil des Ortsbilds 20 Leitsatz 3: Die Altstadt bleibt das Herz von Lichtensteig 22 Leitsatz 4: Die Strassen sind die Lebensadern 28 Leitsatz 5: Die Quartiere sind attraktiv und charakterstark 36 Leitsatz 6: Mini.Stadt steht für Teilhabe und gute Baukultur 38 Einordnung 39 Strategiekarte 40 Grundlagen 41 Impressum 2 2
Mit der Strategie ‹Mini.Stadt Lichtensteig› hat der Gemeinderat 2017 vorgezeichnet, wie sich Lichtensteig entwickeln soll. Diese Vorgaben sind richtungsweisend für die räumliche Ent- wicklung der Gemeinde. Wie viel Raum soll künftig für welche Nutzung wo zur Verfügung stehen? Wie lässt sich die gewünschte Innenentwicklung erreichen? Wie lässt sich die Lebensqualität halten und steigern? Wie können die Nachhaltigskeitsziele räumlich umgesetzt werden? Und wie soll sich die Gemeinde weiterentwickeln, um für künftige Generationen lebenswert zu sein? Die ‹Vision und Strategie 2050› gibt Antworten auf diese Fragen. Sie wurde im Rahmen eines breit angelegten Mitwirkungsprozesses erarbei- tet, von einer Begleitgruppe unterstützt und vom Gemeinderat politisch und strategisch geführt. Der Gemeinderat von Lichtensteig Januar 2021 3
Übersichtskarte Lichtensteig Bütschwil-Ganterschwil Legende Gemeindegrenze Parzellen Gebäudebestand nach Kataster Siedlungsgrenze in Planung 4
Ausgangslage und Ziele 2014 ist das von der Schweizer Bevölkerung ange- Dafür müssen Kapazitäten und Ressourcen aufgebaut nommene revidierte Raumplanungsgesetz in Kraft werden. Dies beinhaltet die Ausrichtung der Ver- und getreten. Es zielt darauf ab, die Ausdehnung der Entsorgung auf das Schliessen von Stoffkreisläufen, Siedlungsflächen zu verlangsamen und die Entwick- die Förderung des öffentlichen Verkehrs, die Verbesse- lung nach innen zu lenken. Unter anderem ist darin rung des Velo- und Fussverkehrsnetzes, die regionale vorgesehen, dass überdimensionierte Bauzonen Produktion von Lebensmitteln, Konsumgütern und verkleinert werden müssen: Nur der Landbedarf für Dienstleistungen zur Förderung der lokalen Wertschöp- die jeweils kommenden 15 Jahre darf für das Bauen fung oder beispielsweise die Förderung der lokalen auf der grünen Wiese reserviert werden. Gemäss Erzeugung erneuerbarer Energie. Der langfristigen dem 2017 revidierten Richtplan des Kantons St. Gallen räumlichen Qualität wird dabei ein höherer Stellenwert verfügt auch die Stadt Lichtensteig über zu grosse Bau- beigemessen als kurzfristigen ökonomischen Entschei- zonen, die reduziert werden müssen. Um eine mass- den. Angestrebt wird eine dichte und um die Halte- volle Entwicklung zu ermöglichen, muss diese in stellen des öffentlichen Verkehrs gut erschlossene Stadt Zukunft also vermehrt nach innen gelenkt werden. mit hoher Lebensqualität. Der Wohn- und Wirtschafts- Diese neue übergeordnete Gesetzgebung ermöglicht standort soll sich weiterentwickeln können. Eine und fordert eine aktivere Rolle der Stadt bei der Innen- angemessene Versorgung mit naturnahen Frei- und entwicklung. Deshalb hat sich der Gemeinderat von Erholungsräumen wird sichergestellt. Priorität haben Lichtensteig dazu entschieden, die räumliche Entwick- der öffentliche Verkehr, der Velo- und der Fussverkehr. lung zusammen mit der Bevölkerung aktiv zu gestalten. Qualitätsvolle Innenentwicklung. Lichtensteig Herausforderungen. Lichtensteig verfügt über eine wächst innerhalb des bestehenden Siedlungsgebiets. umfangreiche öffenliche Infrastruktur, die deutlich Durch die Entwicklung von attraktiven, durchmischten besser ausgelastet werden könnte. Doch die Bevölke- und verdichteten Quartieren soll der Flächenkonsum rungszahl stagniert seit Jahren. Mit rückläufigen öffent- für Wohnen, Arbeiten und Infrastruktur verringert lichen Einnahmen, steigenden Ausgaben, dem Stand– werden. Dazu werden Entwicklungsreserven innerhalb ortwettbewerb mit den Nachbargemeinden und der des Bestands mobilisiert, Baulücken gefüllt, besteh- demografischen Überalterung haben sich in den ende Gebäude erweitert oder ersetzt und ehemalige letzten Jahren eine ganze Reihe von Herausforderungen Industrieflächen zu Wohn- und Gewerbegebieten entwickelt, denen es in Zukunft zu begegnen gilt. umgenutzt. An ausgewählten, gut mit dem öffentlichen Darüber hinaus prägen eine überdurchschnittlich hohe Verkehr erschlossenen Entwicklungsschwerpunkten Leerstandsquote, eine geringe Neubautätigkeit, relativ beteiligt sich die Stadt aktiv daran, Projekte zu ini- zur Region eher hohe Miet- und Kaufpreise sowie ein tiieren, die auch einen Mehrwert für die gesamte Be- hoher Erneuerungs- und damit auch Investitionsbedarf völkerung schaffen. den lokalen Immobilienmarkt. Ohne den Zuzug von jungen Menschen kann die heutige Infrastruktur nicht Verbesserung Velo- und Fussverkehr sowie öffent- aufrechterhalten werden. Teil der 2017 eingeführten licher Verkehr. Die Siedlungsstruktur hat einen Strategie ‹Mini.Stadt Lichtensteig› ist es deshalb, die massgeblichen Einfluss auf den Energieverbrauch Stadt mittelfristig so attraktiv zu positionieren, dass und die Treibhausgasemissionen. Sie beeinflusst zum weniger Einwohner*innen wegziehen und neue begrüsst Beispiel die Distanzen, die täglich für den Weg zur werden können. Diese benötigen zusätzlichen Wohn- Arbeit, zum Einkaufen oder zur Freizeitgestaltung raum und Arbeitsplätze. Bisher erfolgte das Wachstum zurückgelegt werden. Nicht nur in Lichtensteig selbst, in Lichtensteig vor allem «auf der grünen Wiese». sondern auch in die Region. Ziel ist eine Stadt der Doch das ist in Zukunft nicht mehr möglich. Es gilt also, kurzen Wege mit hoher sozialer und funktionaler innerhalb des bestehenden Siedlungsgebiets zu Durchmischung. Der motorisierte Mobilitätsbedarf soll verdichten und dabei die bestehenden Qualitäten zu möglichst reduziert werden. Die mit einer positiven erhalten, um Lichtensteig in Zukunft attraktiver für Bevölkerungsentwicklung zusammenhängende zusätz- heutige und zukünftige Einwohner*innen zu machen. liche Verkehrsnachfrage soll über ein verbessertes Angebot an öffentlichem Verkehr und Fuss- und Übergeordnete Ziele. Abgeleitet aus der Strategie Veloverkehr gedeckt werden. Eine weitere Raumbe- ‹Mini.Stadt Lichtensteig› verstehen sich die folgenden anspruchung für grössere neue Verkehrsinfrastrukturen Ziele als übergeordnete Rahmenvorgaben für die ist nicht vorgesehen. räumliche Entwicklung. Aufwertung der öffentlichen Räume. Lichtensteig Gesamtheitliche Nachhaltigkeit. Für die weitere bietet allen Einwohner*innen hohe Lebensqualität. Entwicklung setzt Lichtensteig auf nachhaltige Qualität Bestehende Stärken sollen erhalten und neue Impulse vor Quantität. Es wird ein gesamtheitlicher, «enkel- gesetzt werden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf tauglicher» Nachhaltigkeitsansatz verfolgt. Erneuerbare dem öffentlichen Raum und der Bereitstellung einer lokale Ressourcen sollen aktiviert und genutzt werden, nachhaltigen Infrastruktur. So kann langfristig die Attrak- in materieller, institutioneller und personeller Hinsicht. tivität und Qualität sichergestellt werden. Dazu gehören 6
Konstanz München Schaffhausen Frauenfeld Wil Bregenz Winterthur Gossau Bern / Basel St. Gallen Zürich Herisau Lichtensteig Appenzell Rapperswil- Wattwil Jona Uznach Innsbruck Buchs Wildhaus Zug / Luzern Arth-Goldau Glarus Chur Die am schnellsten erreichbaren Zentren von Lichtensteig sind Wattwil (6/8 Minuten), Wil SG (20/26 Minuten) und St. Gallen (40/31 Minuten), jeweils mit dem motorisierten Individualverkehr bzw. öffentlichen Verkehr gerechnet. auch die Freiflächen im und um das Siedlungsgebiet. 2000-Watt-Stadt. Lichtensteig will im Rahmen der Sie sollen in ihrem Bestand gesichert, ökologisch aufge- Initiative ‹Energieautarkes Toggenburg 2034› energie- wertet und für die Naherholung erschlossen werden. autark und bis 2059 zur 2000-Watt-Stadt werden. Eine hochwertige Freiraumgestaltung und Durch- Erste Impulse dazu sind gesetzt, aber es gibt noch viel grünung dient als Ergänzung zur baulichen Verdichtung. zu tun. Mit planerischen Vorgaben soll in Zukunft eine 2000-Watt-konforme Siedlungsgestaltung gefördert Schaffung von Nährböden durch Freiräume. Lichten- werden. Deshalb geht die Stadt mit gutem Beispiel steig entwickelt sich zu einem inspirierenden, regional voran. Sie erstellt, bewirtschaftet und unterhält ihre und national gut vernetzten Nährboden für innovative eigenen Liegenschaften nach 2000-Watt-Kriterien, Einwohner*innen und Firmen. Dazu braucht es genü- berät Bauherrschaften und bringt die Anforderungen in gend geeigneten und vor allem günstig verfügbaren Planungsverfahren ein. Raum. Umnutzungen bestehender Gebäude, wie bei- spielsweise FeinElast, Blockfabrik und Rathaus für Kultur, Grünstadt. Seit 2016 zeichnet Grünstadt Schweiz Wohn- und insbesondere ungenutzte Erdgeschosse eignen orte aus, die sich ganz besonders für die Gestaltung sich hierfür ideal. Es wird Wert darauf gelegt, möglichst und Pflege ihres Grüns einsetzen. Lichtensteig macht integrierte Arbeits-, Dienstleistungs- und Wohangebote sich stark für naturnahe Grünräume und strebt die Zerti- zu schaffen. fizierung für das Label Grünstadt an. Aktive Bodenpolitik. Eine aktive Bodenpolitik ist ein Ausblick. Die vorliegende ‹Vision und Strategie 2050› effektives, kurz- und langfristig wirksames Instrument zeigt konkret auf, wie sich diese Ziele in den kommenden der räumlichen Stadtentwicklung. Sie ermöglicht die Jahren strategisch umsetzen lassen. Sie dient als Weg- Förderung von günstigem Wohnraum und sichert weiser und wichtiges Arbeitsinstrument für die künftige Raum für die soziale und technische Infrastruktur sowie Planung in Lichtensteig. Sie ist Teil des kommunalen wertschöpfungsschwache Nutzungen. Auch die Frei- Richtplans und gibt starke Signale für die Revision des raumversorgung wird über eine aktive Bodenpolitik Baureglements und der Zonenordnung. Auf dieser Basis optimiert. Mit einer aktiven Bodenpolitik werden ausser- wird der Gemeinderat zukunftsweisende Beschlüsse dem einzelne Projekte von besonderer Wichtigkeit fassen und damit vorgeben, wie sich die Stadt in den gezielt gefördert (Kultureinrichtungen, bedeutende nächsten Jahren weiterentwickeln soll. öffentliche Räume, «Leuchtturmprojekte»). 7
Strategische Leitsätze … Die ‹Vision und Strategie 2050› definiert sechs räumlichen Leitsätze. Die Leitsätze basieren auf bestehenden Qualitäten und Potenzialen und sichern die räumliche Qualität in Bezug auf Nutzung, bauliche Dichte, öffentliche Räume und das Ortsbild. 1 2 3 Lichtensteig ist Die Landschaft Die Altstadt Mini.Stadt ist erlebbarer Teil bleibt das Herz im Toggenburg des Ortsbilds von Lichtensteig Die Weltoffenheit und Pluralität von Durch Schutz, Erhalt und Aufwertung Die Revitalisierung der Altstadt wird Lichtensteig wird gepflegt, auch um der umgebenden Grünräume ist die fortgesetzt. Ein aktives Management die Stadt für neue Einwohner*innen Landschaft für alle erreichbar und publikumsorientierter Nutzungen attraktiv zu machen. Das zeichnet die erlebbar. Sie wird Hand in Hand mit sorgt dafür, dass die Altstadt weiter- Urbanität der Stadt aus. dem Siedlungsgebiet weiterentwickelt. hin ein wichtiger Treffpunkt bleibt. 12 16 20 4 5 6 Die Strassen sind Die Quartiere Mini.Stadt steht die Lebensadern sind attraktiv und für Teilhabe und charakterstark gute Baukultur Die Strassen entwickeln sich zu attrak- Die Quartiere fügen sich gut in die Freiwilliges Engagement gehört in tiven öffentlichen Freiräumen mit Landschaft ein, bieten eine hohe Lichtensteig zum guten Ton und das hoher räumlicher Qualität und opti- Lebensqualität, sind für den Langsam- soll auch so bleiben. Für die räumliche malen Bedingungen insbesondere für verkehr gut vernetzt und werden Qualitätssicherung braucht es griffige den Langsamverkehr. entlang der Hauptstrasse verdichtet. und verbindliche Instrumente. 22 28 36 8 8
… und ihre Handlungsfelder Als Leitschnur für die räumliche Entwicklung wurden tümer*innen und einem gesellschaftlichem Mehrwert. sechs strategische Leitsätze formuliert. Sie basieren auf Wenn durch geeignete Planungsverfahren die stad- bestehenden Qualitäten und Potenzialen und sollen träumliche und architektonische Qualität gewährleistet in Bezug auf die Nutzung, die bauliche Dichte, die wird, dann werden diese ‹Hotspots› der Entwicklung öffentlichen Räume und das Ortsbild die räumliche auch zu einer Bereicherung für das Ortsbild von Qualität sichern und stärken. Die einzelnen strategischen Lichtensteig und tragen zur zukünftigen stadträum- räumlichen Leitsätze (siehe Seiten 12 — 37) sollten nicht lichen Qualität bei. Dafür sollen besondere Planungs- isoliert betrachtet werden. Sie weisen Synergien auf instrumente zur Anwendung kommen. Hier bietet und wirken gemeinsam. Zusammengefasst ergeben die Gemeinde ihre koordinierende Hand und vertritt sich aus ihnen folgende Handlungsfelder. die Interessen der Öffentlichkeit, indem sie weiterhin partizipativ entwickelt. Erhaltenswerte Baustrukturen und schützenswerte Bauten sind Vorbilder. Auch ausserhalb der Altstadt Verankerung einer qualitätsvollen Baukultur ist verfügt Lichtensteig über erhaltenswerte Baustrukturen, Voraussetzung für ein attraktives Ortsbild. Die Durch- die das Stadtbild wesentlich prägen und einen hohen setzung qualitätssichernder Massnahmen und Planungs- Wiedererkennungseffekt haben. Dabei handelt es instrumente wird massgeblich darüber entscheiden, sich beispielsweise um den ursprünglichen Kern von ob die zukünftige räumliche Entwicklung effektiv zu Loreto, die Solitärgebäude mit ihren Gärten entlang einer Verbesserung des Ortsbilds und der Lebensqualität der Hauptstrasse in Hof oder die Häuserzeilen in der führt. Die Gemeinde als Vertreterin des langfristigen Vorstadt Ost. Diese Ensembles verleihen den jewei- öffentlichen Interesses setzt sich deshalb auf allen ligen Quartieren ein Gesicht. Sie sollen bewahrt werden Ebenen proaktiv für qualitativ hochstehende Architek- und als Vorbilder für die weitere Innenverdichtung tur und Freiraumgestaltung ein. Dies gilt insbesondere herangezogen werden. für die Hauptstrasse, den Stadtpark an der Thur sowie die Entwicklungsschwerpunkte. Ortsdurchfahrten als zentrale öffentliche Räume gewinnen dank hoher Aufenthaltsqualität. Die auf- Nachhaltigkeitskonzept als Generationenvertrag. grund des hohen Verkehrsaufkommens in der Ver- Auch zukünftige Lichtensteiger*innen sollen von den gangenheit unattraktiven Ortsdurchfahrtsstrassen sind vorhandenen Ressourcen profitieren können. Um zu aus stadträumlicher Sicht eine noch fast unerschlossene gewährleisten, dass die angestrebte räumliche Ent- Ressource von Lichtensteig. Sie haben das Potenzial, wicklung effektiv nachhaltig ist, erarbeitet die Stadt ein in Zukunft zu vitalen Lebensadern der Stadt zu werden. gesamtheitliches Nachhaltigkeitskonzept, das Leit- Damit die Aufenthaltsqualität verbessert und die planken setzt, Synergien schafft und die öffentlichen Attraktivität für Fussgänger*innen und Velofahrer*innen und privaten Aufgaben, Rechte und Pflichten regelt. entlang der Strassen gesteigert werden kann, braucht es eine Neugestaltung dieser Strassenräume. Eine Bahnhofsquartier als Tor zu Lichtensteig. Langfristig grosse Investition, die sich langfristig aber auszahlen soll das Bahnhofsquartier zu einem selbstverständlichen wird, weil Lichtensteig dadurch auch ausserhalb der Teil von Lichtensteig werden, unter anderem, weil es Altstadt eine Visitenkarte erhält. den Anschluss an den nationalen öffentlichen Verkehr gewährleistet. Der Gemeinderat klärt deshalb mit der Stadtpark an der Thur ist ein Gemeinschaftsprojekt Nachbargemeinde Wattwil, wie das Quartier in die Der Landschaftsraum an der Thur und zwischen den Ortsplanung beider Gemeinden angemessen integriert Quartieren wird in Zukunft noch attraktiver und erhält werden kann. dadurch sowohl im Alltag der Lichtensteiger*innen als auch für Besucher*innen eine wichtige Rolle. Damit dies Überkommunale Zusammenarbeit garantiert lang- gelingt, braucht es den guten Willen aller Beteiligten. fristig die Lebensqualität. Die Zusammenarbeit mit Die Eigentümer*innen stellen Ihr Know-How und die den Nachbargemeinden spielt bei der Realisierung Nutzungsrechte zur Verfügung, die Gemeinde über- verschiedener Projekte und Vorhaben eine wesentliche nimmt die Koordination, die Planung und die Kommu- Rolle. Ob beim Stadtpark an der Thur, dem Bahnhofs- nikation mit den Nachbargemeinden und dem Kanton. quartier oder der Gewährleistung des öffentlichen Nahverkehrs: Sowohl im Siedlungsgebiet als auch in Räumliche Entwicklungsschwerpunkte sind Qualitäts- der Landschaft hört die Stadtentwicklung nicht an der garanten und Nährboden. Die Entwicklungsschwer- Gemeindegrenze auf. punkte verfügen über erhebliches Potenzial für eine bauliche und nutzungsmässige Neustrukturierung, Aufwertung und Verdichtung. Sie bieten die Möglich- keit für bauliche Veränderungen in grösserem Umfang Die Strategiekarte visualisiert das Zusammenspiel der und ermöglichen eine gute Balance zwischen wirt- Leitsätze und der aus ihnen abgeleiteten Handlungs- schaftlichem Zugewinn für die betreffenden Eigen- felder (siehe Seite 39). 9
Räumliche Vision 2050 Entwicklungsschwerpunkte Ortseingang Nord Hauptstrasse Loreto Quartiere Platten Loreto 10
Brauerei Burth Vorstadt Ost Bahnhofsquartier Hof und Stadtau Altstadt 11
1 Lichtensteig ist Mini.Stadt im Toggenburg Die Weltoffenheit und Pluralität von Lichtensteig wird gepflegt, auch um dieStadt für neue Einwohner*innen attraktiv zu machen. Das zeichnet die Urbanität der Stadt aus. 12 12
Seit dem frühen 15. Jahrhundert hat Lichtensteig das der Region in den vielen günstig verfügbaren Raum- Stadtrecht. Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten angeboten die Freiräume und das Potenzial zur Ver- noch erhaltenen Gebäude in der mittelalterlichen wirklichung ihrer Lebensträume. Im ansonsten eher kon- Altstadt. Das Selbstverständnis als (Klein-)Stadt im servativ geprägten Toggenburg entwickelte sich das mittleren Toggenburg prägt das Leben in Lichtensteig. Städtchen Lichtensteig zum Zufluchtsort für einige Dabei geht es nicht um die Siedlungsform, sondern Alternative und Freigeister. Dies prägte die Stadt in der zuallererst um die Menschen. Die Lichtensteiger*innen Folge nachhaltig. So entstanden beispielsweise das haben einen urbanen Lebensstil. Sie sind aufgeschlossen Chössi-Theater oder die Jazztage Lichtensteig. Seither für Neues, innovativ, gut vernetzt und weltoffen. Gleich- sind viele Aktivitäten im kulturellen und kreativen zeitig geniessen sie das ländliche Umfeld, die Natur, Bereich hinzugekommen und machen Lichtensteig die Übersichtlichkeit und ihre hohe Identifikation mit durch das Engagement vieler Freiwilliger sowohl für dem Ort. Die 2017 beschlossene Strategie ‹Mini.Stadt Einwohner*innen als auch Besucher*innen attraktiv. Die Lichtensteig› legt dieses Selbstverständnis der zukünf- Urbanität von Lichtensteig ist auch ein Resultat dieser tigen räumlichen Entwicklung zugrunde. kulturellen Aktivitäten. Deshalb soll die Weltoffenheit und Pluralität von Lichtensteig gepflegt werden, nicht Mittelzentrum des Toggenburgs. Die Stadt Lichten- zuletzt, um die Stadt auch für neue Einwohner*innen steig befindet sich an ‹zentraler› Lage im Dreieck von attraktiv zu machen. St. Gallen, Wil und Rapperswil-Jona. Zusammen mit Wattwil bildet sie das Mittelzentrum des Toggenburgs: Wachstum und Diversität für Bestehendes und Dieses bietet ein hohes Mass an Urbanität im ländlichen Neues fördern. Weil der demografische Wandel zur Raum. Es verfügt über regionale und überregionale stetigen Alterung der ansässigen Bevölkerung führt, Versorgungseinrichtungen und ist der Verkehrsknoten- soll in Zukunft das Angebot an altersgerechten punkt zu den benachbarten Regionen Wil, St.Gallen, Wohnmöglichkeiten ausgebaut werden, damit ältere Appenzellerland, ZürichseeLinth und Rheintal (vgl. Menschen nicht mehr wegen fehlender Wohnmöglich- Raumkonzept Toggenburg, 2013). Lichtensteig soll in keiten aus Lichtensteig wegziehen müssen (z. B. alters- den nächsten Jahren eigenständig bleiben, sich gerechte Eigentums- und Mietwohnungen). Auch für regional aber stark einbinden. junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren sollen genügend preisgünstige und attraktive Wohnangebote Regionaler Dialog und Zusammenarbeit. Viele öffent- zur Verfügung stehen, damit sie in der Stadt bleiben liche Aufgaben werden im Toggenburg gemeinsam und die vorhandene Infrastruktur besser ausgenutzt gelöst. So arbeitet die Stadt Lichtensteig beispielsweise werden kann. Urbanität lebt auch von der Diversität der in den Sozialwerken, bei der Feuerwehr, der Wasser- Akteure. Eine Analyse der Nachfragersegemente hat versorgung oder der Buslinie eng mit ihren Nachbar- ergeben, dass die Bevölkerungsstruktur von Lichten- gemeinden zusammen. Diese regionale Zusammen- steig weit weniger divers ist, als sie es sein könnte. arbeit soll in Zukunft noch verstärkt werden. Insbesondere Einwohner*innen, die dem ‹Klassischen Mittelstand› die gemeinsame Diskussion und Abstimmung der oder den ‹Ländlich Traditionellen› zugeordnet werden Wohnraumentwicklung, die Koordination flächen- können, sind in Lichtensteig im Vergleich zum schwei- intensiver Arbeitsstandorte und die Sicherung und zerischen Durchschnitt überproportional stark ver- Gestaltung grösserer zusammenhängender Landschafts- treten. Doch nur wenige Einwohner*innen können räume sollen dabei im Vordergrund stehen. So können beispielsweise den ‹improvisierten› oder ‹etablierten Nachteile der Kleinheit aufgefangen werden. Alternativen› oder einer ‹bildungsorientierten Ober- schicht› zugeordnet werden. Eine ‹aufgeschlossene Funktionale Räume erhalten und vertiefen. Deshalb Mitte› oder gar eine ‹urbane Avantgarde› findet sich in sucht der Gemeinderat aktiv den Kontakt mit den Lichtensteig kaum (vgl. Gemeindecheck Wohnen, 2016). Nachbargemeinden, insbesondere mit Wattwil. Auch Lichtensteig soll deshalb in Zukunft attraktiver werden die dortigen Institutionen wie Schule und Gesund- für kulturinteressierte, weltoffene, moderne, aktive und heitszentrum, Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungs- interessierte Menschen, die in Lichtensteig leben und angebote sowie der Bahnhof sorgen für eine hohe nicht nur wohnen wollen. Lebensqualität der Lichtensteiger*innen. Die Erreich- barkeit dieser Angebote mit dem öffentlichen Verkehr Mischnutzungen Gewerbe und Kultur. Die Strategie soll gesichert und ausgebaut werden. Um das Bahnhofs- ‹Mini.Stadt Lichtensteig› beschränkt sich aber nicht nur quartier gegenüber der Altstadt stärker in die räum- auf die Wohnnutzung. Auch für andere Nutzungen, wie liche Entwicklung von Lichtensteig einzubinden, sollen beispielsweise Arbeitsplätze für Klein(st)gewerbe oder die Gespräche mit der Gemeinde Wattwil aufrecht er- andere gewerbliche und kulturelle Aktivitäten, soll in halten und vertieft werden. Zukunft genügend Freiraum zur Verfügung stehen. Die Erfahrungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass Gelebte Weltoffenheit. Lichtensteig hat eine Tradition gerade durch ein bestehendes Angebot preisgünstig der Offenheit, Toleranz und Humanität. Bereits in den verfügbarer, nutzungsoffener Räumlichkeiten innovative 1980er Jahren sahen einige Nonkomformist*innen aus Aktivitäten angezogen werden können. Für ein Bevölke- 13
rungswachstum fehlt es aktuell deshalb nicht nur an wicklung besteht (vgl. Vorarbeiten zur Innenentwicklung, zeitgenössischen und auf die gewünschten Zielgruppen 2017). Einige Projekte sind bereits in Planung. Weil die zugeschnittenen Wohnangeboten sondern auch an Nachfrage bis anhin jedoch verhalten ist, wird sich solchen gemischt nutzbaren Räumen. insbesondere die Entwicklung grösserer Bauvorhaben zeitlich verzögern. Die ‹Vision und Strategie 2050› trägt Siedlungsbegrenzung. In einem ersten Schritt wird dem Rechnung, indem für die Stadt relevante Ent- die Siedlungsfläche begrenzt. Oberhalb des Thuroplast- wicklungspotenziale an zentralen Lagen identifiziert Areals und im Teilquartier Buntwisen (Burg) werden wurden, die sich gut für eine Umstrukturierung eignen beispiels-weise Auszonungen vorgenommen, die der und bei steigendem Bedarf etappenweise realisiert Sicherung wertvoller Freiräume und der Vitalisierung werden können. Um sie zu nutzen, sind in enger Zu- des verbleibenden Siedlungsgebiets dienen. Je mehr sammenarbeit mit den Grundeigentümer*innen grund- Landschaftsraum erhalten werden kann, desto attrak- stücksübergreifende Konzepte nötig. Damit dies gelingt, tiver ist die Stadt und desto höher ist die Chance, eine steht die Stadt direkt in Kontakt mit den Eigentümer*innen. Erneuerung und Verdichtung zur Schaffung von mehr zeitgenössischem Raum innerhalb des verbleibenden Kompakte Siedlungsentwicklung an geeigneten Siedlungsgebiets zu erreichen und gleichzeitig die Orten. Durch die Verdichtung der Bebauung an zentralen hohe Naherholungsqualität der Landschaft zu erhalten Lagen können bestehende Identifikationsorte, wie bei- und zu verbessern. spielsweise die Altstadt oder die ehemaligen Ortschaften Platten, Loreto und Hof zum Tragen gebracht, Lücken Siedlungsverdichtung und -erneuerung. Eine detail- im Ortsbild geschlossen und Quartiere aufgewertet lierte Analyse hat ergeben, dass in vielen Quartieren werden. Vielfältige und lebendige Nachbarschaften mit von Lichtensteig ein grosses Potenzial für die Innenent- urbaner Qualität sorgen für kurze und attraktive Wege, Migros Jost Bürgi Schule Klubschule BWZ Toggenburg Buslinie 772 (Dietfurt — Alterswohnungen Fredy‘s mech. Pflegeheim Bahnhof Lichtensteig) Dreilinden Musikmuseum Macherzentrum Rosengarten Freibad Gall'sche Kägi-Fabrik Offizin Blockfabrik Rathaus Landi St. Gallen für Kultur Aeulischlucht Erlebniswelt Herisau Jumbo Toggenburg Badeplatz Wil Zürich Toggenburger Museum Kreativfabrik Begegnungs- platz Flötzli Chössi-Theater Altstadt Bahnhof Lichtensteig Lichtensteig Gewerbe- gebiet Flooz Buslinie 770 (Lichtensteig, Steigrüti — Ebnat) Lichtensteig und Wattwil bilden gemeinsam das Mittelzentrum des Toggenburgs und bieten ein hohes Mass an Urbanität im ländlichen Raum (vgl. Raumkonzept der Region Toggenburg, 2013). 14
eine enge Verflechtung verschiedener Funktionen und Gefördert wird dieses über das räumliche touristische Beziehungsreichtum im öffentlichen Raum. Entwicklungskonzept (rTEK) des Kantons. Die Gemeinde wird als Tourismusgemeinde bezeichnet und im kanto- Aufwertung der öffentlichen Räume. Ein wesentliches nalen Richtplan verankert. Unter anderem sollen rund Element der Urbanität ist ihre Öffentlichkeit. Sie findet um das Thema Kulinarik (‹ChääsWelt Toggenburg›) ver- im öffentlichen Raum statt. Die Qualität der öffentlichen schiedene Angebote entstehen. Es soll eine vielfältige Räume ist deshalb zentral für die Lebensqualität in Genussmeile entwickelt werden, welche die Gäste vom Lichtensteig. Strassen, Plätze und Freiräume sollen Schritt und zum Bahnhof auf einen erlebnisreichen Rundweg für Schritt aufgewertet werden und mehr Aufenthalts- führt. Highlights dieses Rundwegs sind die Marktgasse qualität erhalten. Die Durchgrünung des Siedlungs- (Hauptgasse), die mit vielfältigen und sympathischen raums bleibt erhalten und wird qualitativ gestärkt. Die Manufakturkonzepten überrascht, die ‹essbare Loreto- Landschafts- und Freiräume werden besser vernetzt strasse› und das neue Kägi-Besuchszentrum mit anlie- und für die Naherholung und die lokale Lebensmittel- gendem Park und Flussrestaurant an der Thurstrasse im produktion erschlossen. Dabei werden drei Schwer- Industriegebiet. Der Rundweg ist eingebettet in das punkte gesetzt: Die Aufwertung entlang der Ortsdurch- städtebauliche Leitbild mit dem Stadtpark an der Thur, fahrt, die Aktivierung der Landschaftsräume zwischen den Entwicklungsschwerpunkten, der Altstadtentwicklung Siedlungsgebiet und Thur sowie die Baukultur inner- sowie weiteren Kernüberlegungen. Die Tourist*innen halb der einzelnen Quartiere (siehe strategische räum- tragen zur Belebung bei und stärken die wirtschaftliche liche Leitsätze 2, 4 und 6). Basis der Grundversorgung. Die nationale und internatio- nale Vernetzung erfolgt über den ‹Verein schönste Dörfer Tourismus. Mit der Altstadt, der Natur und den vielfälti- der Schweiz› bzw. ‹Schönste Dörfer der Schweiz› und über gen Angeboten bietet Lichtensteig touristisches Potential. die persönlichen Netzwerke der lokalen Macher*innen. Schulhaus Risi BWZ Toggenburg Alters- und Aldi, Lidl und Denner Kantonsschule Schulhaus Pflegeheim Risi Hofjünger Schulhaus Dorf Freibad Schulhaus Wis Schulzentrum Gesundheits- und Kino Markthalle Grüenau Notfallzentrum Passerelle Toggenburg Wildhaus Alt-St.Johann Gewerbegebiet Rietwies Bahnhof Rapperswil-Jona Wattwil Zentrum Wattwil 15
2 Die Landschaft ist erlebbarer Teil des Ortsbilds Durch Schutz, Erhalt und Aufwertung der siedlungsumgebenden Grünräume ist die Landschaft für alle erreichbar und erlebbar. Sie wird Hand in Hand mit dem Siedlungsgebiet weiterentwickelt. 16 16
Lichtensteig liegt an einer Hügelkette, die sich durch Rolle als Naherholungsgebiete für alle Altersgruppen mehrere Plateaus und Buchten auszeichnet. Diese sind der Bevölkerung. Dafür ist eine gute Durchwegung für gut besonnt und bieten eine schöne Aussicht. Die Erholungssuchende wichtig. Topographie prägt die Struktur der Stadt. Wiesen und Wälder umgeben die von einzelnen Hügelkuppen Offene Siedlungsränder hangseitig. Bei den hang- geprägte Stadt. Die Übergänge zwischen Landschafts- seitigen offenen Siedlungsrändern greift die offene und Siedlungsraum sind oft fliessend. Diese Fragmen- Landschaft in die Siedlung. Der Siedlungsrand ist mög- tierung des Siedlungsgebiets sorgt für viele räumlich, lichst durchlässig, unversiegelt und ohne störende visuell und ökologisch wertvolle Qualitäten. Sie sollen Heckenpflanzungen, Nebengebäude oder dergleichen erhalten bleiben und in Zukunft noch stärker wahrneh- zu gestalten. mbar und erfahrbar gemacht werden. Die umgebende Landschaft ist in Zukunft ein zentraler Bestandteil der Durchgrünte Siedlungsräume. Die den Landschafts- städtebaulichen Entwicklung. Sie soll als Naherholungs- räumen zugewandten Teilquartiere hang- und talseitig gebiet zu einem attraktiven Teil des Alltagserlebens von der Ortsdurchfahrt bieten viel Privatsphäre, Ruhe werden und damit zu einer hohen Lebensqualität in und Sicherheit. Sie sind weniger dicht bebaut als an Lichtensteig beitragen. Das Freiraumangebot wird der Ortsdurchfahrt und erfüllen den Anwohner*innen durch die Verbesserung der Zugänglichkeit und durch den Wunsch nach einem Leben im Grünen. Mehrfachnutzungen in seiner Funktion und Gestalt aufgewertet. Geschlossene begrünte Siedlungsränder. Diese Siedlungsränder stellen eine harte Grenze dar. Sie Freiräume zwischen den Quartieren. Die Quartiere können unterschiedlich ausformuliert sein: Sei es wie (siehe Leitsatz 5) sind als Siedlungskammern durch bei der Altstadt durch eine kontinuierliche, weithin landschaftliche Elemente wie Waldstreifen oder Hügel- sichtbare Abfolge von Gebäudevorderseiten, durch kanten klar voneinander getrennt. Diese Landschafts- Stützmauern von Wegen entlang der Siedlungsgrenze räume, die das Siedlungsgebiet strukturieren und oder beispielsweise durch fortlaufende Baum- oder prägen, sollen wo immer möglich öffentlich und frei Heckenreihen. Punktuelle Zugänge zum ‹Stadtpark an zugänglich sein. Die Rückzonung des siedlungs- der Thur› sind als Teil des Langsamverkehrsnetzes gliedernden Freiraums oberhalb des Thuroplast-Areals besonders hervorgehoben. beispielsweise ist ein zentraler Bestandteil dieser Strategie. Gezielte Baumpflanzungen und geschlossene Stadtpark an der Thur. Die talseitigen Grünräume Bestockungen dienen der Ergänzung und Pflege der zwischen Siedlungsgebiet und Thur können in Zukunft bewaldeten Hügelrücken. Die siedlungsgliedernden als ökologischer Stadtpark von Lichtensteig verstanden Freiräume sollen durch aktivierende Massnahmen werden. Sie dienen der Naherholung und bieten hoch- ökologisch aufgewertet und noch besser für die Nah- wertige Landschaftserlebnisse. Sie sollen im Gesamt- erholung erschlossen werden.Die bestehenden Bach- zusammenhang mit der Thur und ihrem Vorland in läufe sollen genügend Raum erhalten, wo möglich, Zusammenarbeit mit dem Kanton kontinuierlich und offen geführt werden, natürliche oder zumindest sorgsam aufgewertet werden. Dabei werden drei naturnahe Gewässerregime erhalten und mit einer Schwerpunkte gesetzt: Die Zugänglichkeit und Nah- durchgehenden und ökologisch ausgerichteten Ufer- erholungsqualität soll verbessert und die ökologischen bestockung einen wichtigen Beitrag zur ökologischen Eigenschaften aufgewertet werden (z.B. Pflanzung von Vernetzung leisten. Insbesondere beim Lederbach artenreichen Hecken, extensive Flächen, Obstbäume); besteht in dieser Hinsicht ein grosses Potenzial. Hier ist und punktuell sollen, analog den Schrebergärten auf besonders darauf zu achten, dass sich die im Bachtobel der Amtswiese, Gemeinschaftsgärten angelegt werden. befindlichen privaten Liegenschaften landschaftlich gut einfügen und die Vegetation der übergeordneten Thurwegergänzung. Ein neuer durchgehender Grünstruktur angepasst wird. Bei einer allfälligen Sanie- Wanderweg unmittelbar entlang der Thur soll den von rung des Brückenbauwerks über den Lederbach sollte Wattwil her bereits bestehenden Wanderweg weiter- darauf geachtet werden, den ursprünglichen Bachlauf führen. Er verbindet die bestehenden Attraktionen wieder erlebbar zu machen. entlang des Flusses und soll durch den Stadtpark und direkt aus den angrenzenden Wohnquartieren er- Wiesenbuchten. Während die topografischen Kanten schlossen werden. Die genaue Routenführung soll im der Plateaus und Bachtobel meist baumbestanden Rahmen der Gesamtplanung des Langsamverkehrs- oder zumindest bestockt sind, prägen weite Graswiesen netzes erarbeitet werden. Mögliche Zielkonflikte mit nur vereinzelten Bäumen oder kleinen Baumgruppen zwischen Erholung, Ökologie und Landschaftsschutz das Bild der Wiesenbuchten dazwischen. Sie sind in sollen dabei frühzeitig identifiziert und gelöst werden ihrer charakteristischen Offenheit zu erhalten. Neben (vgl. Waldentwicklungsplan Nr. 15 ‹Regelstein›, Volks- ihrer Bedeutung für die Produkion bodenabhängiger, wirtschaftsdepartement/Kantonsforstamt St. Gallen, landwirtschaftlicher Erzeugnisse haben sie eine wichtige Objektblatt Nr. E6). 17
C E D A B Wald geplanter Thurweg (Route noch nicht festgelegt) Wiesenbuchten Attraktionen in der Landschaft Offener Siedlungsrand hangseitig A Badeplatz Platten B Aeulischlucht Geschlossener Siedlungsrand talseitig C Freibad ‹Stadtpark an der Thur› D Schrebergärten Amtswiese E Flötzli-Wiese und Mini.Rebberg Geländekante Wichtige Stadtausblicke Steilborde Bauliche Merkzeichen Bauliche Merkzeichen in der Landschaft. Es gibt ver- Wichtige Stadtausblicke. An verschiedenen, topo- schiedene Bauten in der Stadt, die für das Ortsbild grafisch exponierten Stellen, bietet sich ein unverbauter prägend sind. Dazu gehören zum Beispiel die Loreto- Ausblick auf die mehrheitlich bewaldete Südwestflanke kapelle, die katholische Kirche St. Gallus und die des Tals. Anhand dieser Landschaftskulisse kann man evangelisch-reformierte Kirche aber auch ehemalige sich leicht im Siedlungsgebiet orientieren. Sie trägt Industrieareale wie beispielsweise die ehemalige wesentlich zum Landschaftserlebnis im Alltag bei und Blockfabrik oder die ehemalige Brauerei Burth. Diese soll im Rahmen der zukünftigen städtebaulichen Ent- Bauten haben eine grosse Fernwirkung, dienen der wicklung gezielt mit in die Planung einbezogen werden. Orien-tierung und sind stark identitätsstiftend für das Orts- und Landschaftsbild. Sie sollen erhalten und Langsamverkehrsnetz. Um attraktive Orte und Land- gepflegt werden. Zwei markante Gebäudekomplexe, schaften zu verbinden, soll dem Strassennetz ein Netz die ebenfalls als Landmarken fungieren, befinden im überlagert werden, das auf den Langsamverkehr Bereich des Stadtparks an der Thur. Sie sind als ausgerichtet ist. Verschiedene Fusswegergänzungen Zeugen der industriellen Vergangenheit von Lichten- sollen die Feinerschliessung zwischen den Quartieren steig zu erhalten und landschaftlich gut einzufügen. und in die Landschaft verbessern. Dadurch werden Für die bauliche Weiterentwicklung können sie als Alltagsdestinationen, Aussichtspunkte und wichtige ‹Findlinge› im jeweiligen Landschaftsraum betrachtet Orte für die Naherholung verbunden, aktiviert und in werden. Sie bieten beträchtliches Potenzial, um durch der Wahrnehmung gestärkt. Ein entsprechendes Wege- eine sensible Gestaltung positiven Einfluss auf das ge- konzept soll im Zusammenhang mit dem Stadtpark samte Ortsbild zu nehmen. an der Thur erarbeitet werden. 18
Luftbild Mini.Stadt Lichtensteig Flötzli-Wiese an der Thur Mini.Rebberg und terrassierte Gärten der Altstadt 19
3 Die Altstadt bleibt das Herz von Lichtensteig Die Revitalisierung der Altstadt wird fortgesetzt. Ein aktives Management publikumsorientierter Nutzungen sorgt dafür, dass die Altstadt weiterhin ein wichtiger Treffpunkt bleibt. 20 20
Die historische Altstadt von Lichtensteig geniesst natio- Graue und grüne Gassen. Strassen- und Gassenräume nale Ausstrahlung und bietet ein vielfältiges Kultur-, mit Mischnutzung gelten als ‹Graue Gassen›. Dort Detailhandels- und Dienstleistungsangebot. Das ‹Städtli› sind auch publikumsintensive Nutzungen sowie Durch- als Teil der Siedlungslandschaft ist identitätsstiftender gangsverkehr möglich. Auch die Erdgeschosse sollen Ausgangspunkt der Siedlungsentwicklung und soll in weiterhin publikumsorientiert genutzt werden (z.B. seiner Substanz und Charakteristik erhalten bleiben. Läden, Gastronomie, Kultur, Tourismus). Lichtensteig Die Altstadt ist auch in Zukunft das Zentrum und das soll keine Schlafstadt werden. Eine erste räumliche Herz von Lichtensteig. Der belebte Kern trägt langfristig Konzentration der Gewerbebetriebe erfolgte rund um wesentlich zur Attraktivität von Lichtensteig bei. Die den Postplatz mit Soul-Kitchen, dem Neubau von zwei strategische Entwicklung der Innenstadt wurde durch Terrassen, dem Macherzentrum und einem Laden im eine Revision der Ortsplanung bereits 2012 verankert. ehemaligen Feuerwehrdepot. Abseits der Erschliessungs- achsen Bürgistrasse, Haupt-, Neu- und Grabengasse Revitalisierung der Altstadt als fortlaufender Prozess. steht die Wohnnutzung im Fokus (‹Grüne Gassen›). Gemeinsam mit dem ‹Netzwerk Altstadt› hat Lichten- Der Goldene Boden, die Hauptgasse, der Viehmarktplatz steig einen Altstadtentwicklungsprozess durchgeführt. sowie die Kalberhalle werden auch zukünftig für Veran- Eine Analyse hat zunächst auf kompakte und unge- staltungen genutzt. schminkte Weise aufgezeigt, wo die Altstadt von Lichten- steig steht, welche Szenarien möglich sind und was Bauliche Entwicklungen. Bauliche Entwicklungs- unternommen werden kann von Politik, Verwaltung und möglichkeiten zur Steigerung der Nutzungsqualität Privaten. Aufgezeigt wurde neben der Problematik werden im Rahmen der Verträglichkeit mit der Schutz- des Strukturwandels das Spannungsfeld des Ortskerns würdigkeit der Bauten ermöglicht. Die Gestaltung mit Interessen von Gewerbe, Verkehr, Wohnnutzung der öffentlich wahrnehmbaren Räume trägt zu einem und öffentlichem Raum. Die Probleme des Struktur- positiven Stadtimage bei. Die öffentlichen Strassen wandels wurden aufgearbeitet. Diese Anstrengungen sollen auch Aufenthaltsort sein. Die Entlastung vom zur Revitalisierung haben sich ausgezahlt. Liegen- Durchgangsverkehr kann im Kontext mit den An- schaften wurden renoviert, neue attraktive Wohnange- passungen am übergeordneten Strassennetz überprüft bote geschaffen und Dienstleistungs- und Detailhandel- werden. angebote konnten sich etablieren. Neue (Kultur-) Angebote bereichern die Altstadt und sorgen für Be- Innovative Nutzungen mit ‹Ort für Macher*innen›. lebung. Dank dem starken Engagement der Gemeinde, Der klassische Detailhandel wird sich in den nächsten vieler ehrenamtlicher Helfer*innen und engagierter Jahren nochmals stark verändern und die Weiterent- Eigentümer*innen konnte eine Trendumkehr herbei- wicklung der Erdgeschosse erfordern. Heute gibt geführt werden. Dafür wurden verschiedene Planungs- es zudem wenig Laufkundschaft in der Altstadt. Neue werkzeuge entwickelt und eingesetzt. Dieser Weg soll publikumswirksame Nutzungen sollen sich ansiedeln konsequent weiterverfolgt werden. und gemeinsam mit Interessierten weiterentwickelt werden. Lichtensteig bietet die Plattform für neue Ideen Wohnstrategie. Die Wohnstrategie analysierte die und zieht dadurch Gäste nach Lichtensteig. Dies erfolgt Potenziale der Altstadt in den Bereichen Ladennutzung, unter der Umsetzungsstrategie ‹Ort für Macher*innen›. Wohnnutzung sowie Aussenraum und zeigte Mass- Der Fokus liegt nicht nur auf regionalen Gästen, son- nahmen auf, diese Potenziale zu stärken oder zu er- dern es erfolgt auch eine touristische Weiterentwicklung. halten. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass die Finanzierung Aktuelle Schlüsselprojekte sind unter anderem das der Liegenschaften heute über die Wohnnutzung Rathaus für Kultur, das Macherzentrum, zivilgesell- erfolgen muss und die Erdgeschossflächen nur geringe schaftliche und kulturelle Engagements wie beispiels- Einnahmen generieren. weise die Zeitgut Zeitvorsorge, das Familienzentrum oder die Mini.Wirkstadt, das Kulinarikzentrum mit Gassenclubs. Die Gassenclubs brachten die Entwick- ‹Chääswelt›, das Jost Bürgi Forum, die Mitgliedschaft lung und die Diskussion in die Altstadtquartiere. Diese bei ‹Schönste Dörfer der Schweiz› und viele weitere ‹Interessensgemeinschaften› einigten sich auf eine Aktivitäten. gemeinsame Stossrichtung für die langfristige Entwick- lung, welche anschliessend in die revidierte Ortsplanung einflossen. Hausanalysen. Die Hausanalyse ist ein standardisiertes Analysewerkzeug und zeigt Hauseigentümer*innen neue Perspektiven für ihre Liegenschaften auf. Im Zentrum steht die Wirtschaftlichkeitsberechnung einer neuen Nutzung und die Beratung vor Ort. Die Haus- analyse wird durch regionale Spezialist*innen ausge- führt, die einer zentralen Qualitätskontrolle unterliegen. 21
4 Die Strassen sind die Lebensadern Sie entwickeln sich zu attraktiven öffent- lichen Freiräumen mit hoher räumlicher Qualität und optimalen Bedingungen insbesondere für den Langsamverkehr. 22 22
Die Ortsdurchfahrtsstrasse ist ein integraler Teil des Entwicklung eine wichtige Rolle spielen (siehe Ent- Ortsbilds und ein wichtiges verbindendes Element von wicklungsschwerpunkte ‹Ortseingang Nord›, ‹Loreto- Lichtensteig. Alle Quartiere sind durch sie miteinander strasse›, ‹Brauerei Burth› und ‹Vorstadt Ost›). Die verbunden. Lange war sie die Haupttransitachse im verdichtete Siedlungsentwicklung soll grundsätzlich Toggenburg und galt mit zunehmendem Verkehr als nur an solchen gut durch den öffentlichen Verkehr unattraktiv für Wohnnutzungen. Seit dem Bau der erschlossenen Lagen erfolgen. Mit dem bestehenden Umfahrungsstrasse 1983 hat sich die Verkehrssituation Netz an Bushaltestellen werden so grosse Teile des grundsätzlich gewandelt. Während heute an einem Siedlungsgebiets abgedeckt. durchschnittlichen Werktag zirka 13 200 Fahrzeuge pro Tag die Umfahrungsstrasse passieren, sind es auf der Ortsdurchfahrt als Visitenkarte von Lichtensteig. Loretostrasse noch etwa 4000. Die Kantonsstrasse vom Die Gemeinde hat bereits Gespräche mit den Eigen- Zentrum in Richtung Wattwil ist mit rund 7600 Fahr- tümer*innen initiiert, um Synergieeffekte auszuloten zeugen die am stärksten belastete Strasse in Lichten- und gemeinschaftliche Planungsvorhaben anstossen zu steig, über die Wasserfluh verkehren etwa 3100 Fahr- können. Durch neue Nutzungen und gemeinschafts- zeuge pro Tag. Trotz des stark reduzierten Durchgangs- orientierte Angebote können hier vorhandene Nutzungs- verkehrs hat sich die räumliche Qualität entlang der reserven und schlummernde Potenziale aktiviert werden. Hauptstrasse jedoch nicht grundlegend verbessert. Dadurch kann sich die Ortsdurchfahrt Schritt für Schritt Das soll sich ändern zur Visitenkarte von Lichtensteig entwickeln. Strasse als vitale Lebensader nutzen. Die Ortsdurch- fahrtsstrasse hat das Potenzial, in Zukunft zur vitalen Zentraler öffentlicher Raum. Strassenräume machen Lebensader der Gemeinde zu werden. Entlang der einen Grossteil des öffentlichen Raums innerhalb des Strasse soll die Aufenthaltsqualität verbessert, die Siedlungsgebiets aus. Sie prägen den Eindruck, den Attraktivität für Fussgänger*innen und Velofahrer*innen wir vom jeweiligen Quartier haben. Ihre Gestaltung gesteigert und die Bausubstanz aufgewertet, qualitäts- muss daher nicht nur verkehrstechnischen Anforder- voll ergänzt und verdichtet werden. Durch die Konzen- ungen genügen. Sie müssen attraktiv und für alle Ver- tration der baulichen Entwicklung entlang der Orts- kehrsteilnehmer*innen sicher sein und als Begegnungs- durchfahrt soll sich diese zum Rückgrat des öffentlichen raum für alle alltäglichen Situationen zwischen Wohnen, Raums der Gemeinde entwickeln. Dadurch werden die Arbeiten, Freizeit etc. dienen. «dahinter» liegenden ruhigen Wohnquartiere im Grünen entlastet, besser angebunden und damit ebenfalls Verbindende Raumelemente. Die Strassenräume sind kontinuierlich aufgewertet. Verschiedene Perimeter Teile eines Netzes von Strassen und Wegen. Neben ihrer entlang der Ortsdurchfahrt wurden für das Ortsbild Funktion als Verkehrsträger sind sie als öffentlicher als relevant identifiziert und sollen bei der zukünftigen Raum und damit als ein elementarer Teil des Siedlungs- Grünkorridore Landschaftsausblicke Bushaltestellen Bauten als Landmarken Öffentlicher Raum Die Ortsdurchfahrt entwickelt sich künftig zu einem attraktiven Freiraum mit hoher räumlicher Qualität und optimalen Bedingungen — insbesondere für den Langsamverkehr. 23
gebiets zu verstehen. Sie sollen als verbindende Raum- elemente der angrenzenden Siedlungsteile entwickelt werden. Sie bestehen aus verschiedenen Abschnitten bzw. Raumfolgen und sind von Fassade zu Fassade mit Vorgärten und Vorzonen zu denken. Die Bebauung soll sich unmittelbar auf den Strassenraum beziehen. Zu- und Eingänge sollen sich zur Strasse hin orientieren. Auch die erste Raumtiefe der strassenbegleitenden Bebauung ist dabei konzeptionell mit einzubeziehen. Um die Strassenräume in ihrer Funktion als Lebens-, Kommunikations- und Bezugsraum aufzuwerten, wurde eine Reihe von Massnahmen festgelegt, die besondere, auf die örtlichen Bedürfnisse abgestimmte Anforder- ungen an die Strasse und die Bauvorhaben entlang der Strasse stellen. Referenzbeispiel: Neugestaltung der Dorfstrasse und des Kirchplatzes in Thal SG Neues Strassenprofil mit Mischverkehr. Entlang der Loretostrasse soll kontinuierlich ein neuer Strassen- querschnitt umgesetzt werden, der zu einer Reduktion der Fahrgeschwindigkeit und zu einer Verbesserung der Sicherheit und Aufenthaltsqualität für Fussgänger*- innen und Velofahrer*innen führt. Die Fahrbahnen werden dazu dem Verkehrsaufkommen entsprechend redimensioniert. Die zirka 6,0 Meter breite Fahrbahn wird durchgehend mit seitlichen Belagsbändern auf eine optische Breite von 5,2 Metern reduziert. Dank der schmaleren Fahrbahn entsteht mehr Raum für Fuss- b) Bei qualitativ besonders hochwertigen Bebauungs- gänger*innen. Entlang der Hauptstrasse kann durch- vorhaben kann den Eigentümern*innen eine interes- gehend ein Trottoir auf beiden Seiten der Strasse sante Ausnahme gewährt werden: die Strassenbaulinie angeboten werden. Das Trottoir talseitig ist im Regelfall darf um 2,0 Meter überschritten werden, wenn die 2,0 Meter breit, auf der Hangseite 3,0 Meter breit. Vorzone in Nutzung und materieller Beschaffenheit Durch die angestrebte Geschwindigkeitsreduktion sind dem Trottoir zugeordnet und ihre öffentliche Nutzung die bisherigen Velostreifen nicht mehr notwendig. grundbuchrechtlich verankert wird. So entsteht eine Abschnittsweise können unterschiedliche räumliche räumlich vielfältige und differenzierte Raumkante ent- Qualitäten geschaffen werden (siehe schematische lang der Hauptstrasse. Plandarstellungen auf den folgenden Seiten). Erdgeschosse. Die Erdgeschosse sind grundsätzlich Aufwertung durch Stadtgrün. Neben Vorgärten und mit einer lichten Höhe von mindestens 4,0 Metern Vorplätzen sollen strassenbegleitende Hochstamm- auszuführen. Nach Möglichkeit sollen hier publikums- Baumreihen den Strassenraum fassen und für eine hohe wirksame Nutzungen angeordnet werden. Ist dies nicht Aufenthaltsqualität sorgen. Sie gewährleisten im Sommer zumutbar, so kann alternativ auch ein Hochparterre die Behaglichkeit der Fussgänger*innen, führen zu realisiert werden. Bei Wohnnutzungen ist darauf zu einer optischen Verengung des Strassenquerschnitts achten, dass die Privatsphäre der Wohnräume im Erd- und damit zu einer Geschwindigkeitsreduktion, dienen geschoss gewährleistet werden kann und der Übergang der ökologischen Aufwertung und bieten Versickerungs- vom öffentlichen zum privaten Raum sorgfältig geplant flächen im Stadtgebiet. Sie säumen die Strasse meist wird (Hochparterre, Vorgarten, Fassadenöffnungsver- hangseitig und erhöhen dadurch das Sicherheitsgefühl teilung, etc.). auf dieser Strassenseite. Wo der Platz nicht ausreicht, soll die Umsetzung in Zusammenarbeit mit den Grund- Sicherheit und Lärm. Grundsätzlich sollen bei der eigentümer*innen erfolgen. Neugestaltung des Strassenraums die Anliegen aller Verkehrsteilnehmenden, der Anwohnenden, der Sied- Gebäudevorzonen. Für die Gestaltung der Gebäude- lung und der Umwelt gleichwertig miteinbezogen vorzonen stehen grundsätzlich zwei Varianten zur Ver- werden. Die Strasse ist dann am sichersten, wenn ihre fügung: 1. Üppig begrünte, umzäunte oder ummauerte Gestaltung die Verkehrsteilnehmenden dazu bewegt, Vorgärten oder 2. Die Ausgestaltung der Vorplatzzone die potenziellen Gefahren und Konflikte als solche mit durchgehendem Belag für multimodale Nutzung wahrzunehmen. Je intensiver die Seitenbereiche durch (ohne Heckenpflanzungen oder sonstige Hindernisse für Fussverkehr, Erschliessung oder Geschäfte genutzt den Langsamverkehr). werden, desto höher ist die Aufmerksamkeit der Fahr- zeuglenkenden. Dies führt zu niedrigeren Durchfahrts- Zu dieser Regelung sind zwei Ausnahmen möglich: geschwindigkeiten und damit auch zu einer geringeren Lärmbelastung für die Anwohner*innen. a) In den Entwicklungsschwerpunkten kann, bzw. soll sogar vom Regelschnitt abgewichen werden. Baum- Talseitige Erscheinung. Bei der Planung von Um- und bestandene Platzsituationen, auch mit Parkiermöglich- Neubauten ist die talseitige Erscheinung der dichteren keiten denkbar, sollen das Strassenbild auflockern und Bebauung entlang der Hauptstrasse zwingend zu be- punktuell für grosszügige Identifikationsräume sorgen, rücksichtigen. Analog zur Altstadt sollen alle Gebäude die mit publikumswirksamen Nutzungen bespielt werden auch talseitige ‹Vorderseiten› erhalten und damit einen können: Brauerei Burth, Kägifabrik, Steigrüti (siehe wertvollen Beitrag zum landschaftlich eingebetteten schematische Strassenprofilschnitte und Grundrisse). Erscheinungsbild von Lichtensteig leisten. 24
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