Korrespondenz Die Österreichische Gesellschaft vom Hl. Land - Der Freundeskreis des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem ...

 
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Korrespondenz Die Österreichische Gesellschaft vom Hl. Land - Der Freundeskreis des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem ...
Nr. 17 · 2017

                                         JERUSALEM
                                           Korrespondenz
                                         Halbjahresbericht des Österreichischen Pilger-Hospizes

Die Österreichische
Gesellschaft vom Hl. Land
Der Freundeskreis des Österreichischen
Pilger-Hospizes in Jerusalem
   gesellschaft@austrianhospice.com
Korrespondenz Die Österreichische Gesellschaft vom Hl. Land - Der Freundeskreis des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem ...
SPENDENKONTEN:
                                              Österreichisches Hospiz – Sozialfonds
                                              AT43 1919 000 300 150 127
                                              BSSWATWW

                                              Österreichisches Hospiz – Bauspende
                                              AT17 1919 000 400 150 124
                                              BSSWATWW
IMPRESSUM:
Rektor Markus St. Bugnyar,
Österreichisches Hospiz
zur Heiligen Familie
(Austrian Hospice)
Via Dolorosa 37 · P.O.B. 19600
91194 Jerusalem
rectorate@austrianhospice.com

Titelfoto: © Andrea Krogmann, Grablege Jesu
Korrespondenz Die Österreichische Gesellschaft vom Hl. Land - Der Freundeskreis des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem ...
Editorial

Verehrte Gäste und Freunde
des Österreichischen Pilger-
Hospizes zur Heiligen Familie
in Jerusalem!

M
          it dieser Nummer ändern sich Name und Er-
          scheinungsbild unseres bisherigen Newsletters:
          Unsere „Jerusalem-Korrespondenz. Halbjahres­                                                Foto: © Fotostudio Floyd

bericht des Österreichischen Pilger-Hospizes“ erscheint
mit größerem Umfang fortan zweimal jährlich. Jeweils
zu Beginn unserer beiden Hauptsaisonzeiten informie-       Als Wunder bezeichnen viele Betrachter das Geschehen
ren wir ausführlich über unser Tun der letzten Monate      rund um die Renovierung der Grabkapelle Jesu; es ist
und stellen Ihnen unsere Projekte vor, damit Sie stets     nicht einfach, die zahlreichen Kirchenhäupter und deren
aktuell aus Jerusalem informiert sind.                     Interessen unter einen Hut zu bringen. Die Fotografin
     Das Wort „Korrespondenz“ war mir dabei wichtig.       und Journalistin Andrea Krogmann führt uns in Text
Es betont die dialogische Struktur unseres Pilger-Gäste­   und Bild hinter die Baukulissen. Von ihr stammt auch
hauses und bittet Sie zum Gespräch und innerer Anteil-     das Cover-Bild dieser Korrespondenz.
nahme.                                                          Besonders freue ich mich über den Gastbeitrag des
                                                           Rabbiners und Abraham-Geiger-Kolleg-Rektors Walter
Botschafter Mag. Martin Weiss blickt in seinem Leit­       Homolka zu Pessach in Jerusalem.
artikel auf die Etappen des 60-Jahr-Jubiläums diplo-            Eine Betrachtung zum Osterfest rundet Ihre Lek-
matischer Beziehungen zwischen Österreich und Israel       türe ab und lenkt Ihren Blick einmal mehr auf das leere
zurück. In der Rubrik Pilgerherberge stellen wir Ihnen     Grab: den Inhalt unserer Hoffnung.
unsere Casa Austria vor, das Bauprojekt des Hospizes,           In diesem Sinne – eine gute Zeit Ihnen und auf
das unsere wirtschaftliche Basis in Zukunft sichern hel-   bald in Jerusalem!
fen soll. Auch für Sie eröffnet sich hier eine einmalige
Gelegenheit. Mittels unserer Baustein-Aktion tragen Sie
Ihren Namen in unser Donatores-Buch ein und sind hier
dem Himmel mit Ihren Anliegen ein bedeutendes Stück
näher.                                                                 Rektor Markus St. Bugnyar
Wissen Sie was ein Stereoskop ist? Unser Freund und
gerne gesehener Gast Robert Michael Kurzböck hat un-
serem Archiv eines geschenkt, das seinen Weg aus Jeru-
salem nahm und einst seinem Großvater gehörte.
     Das Heilige Land birgt auch heute noch Wunder.
Petra Klose hat einen Wunderknaben in Betlehem ent-
deckt, der unserer Förderung würdig ist.

                                                                                                                                 3
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LEITARTIKEL           Pilger­
                                herberge   Akademie    Gastbeitrag       Sozialarbeit    Friedensdienst   Chronik   Betrachtung

    60 Jahre Diplomatische Beziehungen
    zwischen Österreich und Israel
                      Von M artin W eiss

    Ö
             sterreich und Israel haben im vergangenen Jahr
             das 60-Jahr Jubiläum der Aufnahme diploma-
             tischer Beziehungen gefeiert (1956-2016). Die
    bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und Israel
    haben sich in den letzten Jahren ausgezeichnet entwi-
    ckelt, allein schon die große Anzahl hoher und höchst-
    rangiger bilateraler Besuche zeigt dies in eindrucks­
    voller Weise. Aber auch die boomenden Wirtschafts­­-
    beziehungen und die starke Zunahme des Tourismus
    (in beide Richtungen) unterstreichen die hohe Qualität                                                          Foto: © Martin Weiss

    der bilateralen Beziehungen. Kurz gesagt: Zwischen
    Österreich und Israel gibt es derzeit keinerlei offene
    ­                                                                                   Besuchsaustausch
    Probleme, sondern vielmehr eine große Zahl von engen
    und vertrauensvollen Kontakten auf allen Ebenen und              Bundesminister Sebastian Kurz besuchte im Mai 2016
    zahl­reiche konkrete Kooperationsprojekte.                       Israel. Er wurde bei dieser Reise von einer Delegation
                                                                     von „Young Austrian Leaders“ begleitet (ein Gegenbe-
    Die hervorragenden bilateralen Beziehungen wurden                such einer Gruppe von „Young Israeli Leaders“ fand im
    auch in diversen Abkommen und Memoranden sicht-                  November 2016 in Österreich statt), traf sich unter an-
    bar, die Österreich und Israel allein im Jahr 2016 unter-        derem mit Premier- und Außenminister Benyamin Ne-
    zeichnet haben:                                                  tanyahu, unterzeichnete mehrere Abkommen und gab
           Außenminister Kurz und Premierminister Neta-              im Israel Museum in Jerusalem einen feierlichen Emp-
    nyahu unterzeichneten im Mai 2016 ein sogenanntes                fang aus Anlass des 60-jährigen Jubiläums der Aufnah-
    „Working Holiday Programm“. Dieses Abkommen wird                 me bilateraler Beziehungen.
    Mitte Mai 2017 in Kraft treten und es damit erstmals                  Die Klubobleute Andreas Schieder und Reinhold
    jungen Österreicherinnen und Österreichern und jun-              Lopatka trafen Ende Mai 2016 mit dem Sprecher der
    gen Israelis ermöglichen, im jeweils anderen Land eine           Knesset, Yuli Edelstein, sowie mit zahlreichen Knes-
    – zeitlich beschränkte – Arbeitserlaubnis zu erhalten            setabgeordneten zusammen. Die weitere Stärkung der
    und dadurch einen ganz persönlichen und unmittelba-              bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Parla-
    ren Eindruck von Land und Leuten zu erhalten. Wenn               menten war ein Schwerpunkt dieses Besuches.
    es schon so richtig heißt „Durch’s Reden kommen die                   Gewerkschaftspräsident Erich Foglar besuchte –
    Leut’ zusammen“, dann gilt das für das Urlauben und              gemeinsam mit der Frauenvorsitzenden und dem Ju-
    Arbeiten noch viel mehr!                                         gendvorsitzenden des ÖGB (Anm.: Österr. Gewerk-
          Ebenfalls von Außenminister Kurz und Premier-              schaftsbund) – Israel im September 2016 für ein Treffen
    minister Netanyahu wurde im Mai 2016 ein bilaterales             mit dem Präsidenten der israelischen Gewerkschaft und
    Abkommen für die Bereiche Kultur, Wissenschaft und               belebte damit eine lange Tradition des engen Gedan-
    Erziehung unterzeichnet. Auf Basis dieses Abkommens              kenaustausches zwischen den österreichischen und isra-
    wird es in Zukunft in all diesen Bereichen noch dichtere         elischen Gewerkschaften.
    und vielschichtigere Kooperationen zwischen Österreich                Nationalratspräsidentin Doris Bures nahm eine
    und Israel geben.                                                Gegeneinladung von Yuli Edelstein – dem Sprecher der
    Ein Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteue-                   Knesset, der Österreich im Jahr 2014 besucht hatte – an
    rung und der Verhinderung der Steuerumgehung wur-                und besuchte Israel im September 2016. Die Stärkung
    de zwischen der Republik Österreich und dem Staat Is-            der bilateralen parlamentarischen Kontakte zwischen
    rael im November 2016 von den Finanzministern Hans               Österreich und Israel stand auch auf ihrem Programm.
    Jörg Schelling und Moshe Kahlon unterzeichnet. Dieses
    Abkommen verbessert die Rahmenbedingungen für die                Am Staatsbegräbnis von Shimon Peres (am 30. Septem­
    wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und             ber 2016) war Österreich in einer letzten Geste der Wert-
    Israel, Investitionen in beide Richtungen werden da-             schätzung an einen der beeindruckendsten Politiker des
    durch belebt werden.                                             Staates Israel durch Nationalratspräsidentin Doris Bures

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LEITARTIKEL            Pilger­
                             herberge    Akademie           Gastbeitrag       Sozialarbeit   Friedensdienst    Chronik     Betrachtung

                                                 Foto: © Martin Weiss                                                      Foto: © Martin Weiss

                Botschafter Weiss mit den                                      Die Präsidenten des Nationalrates, Doris Bures,
                 „Young Israeli Leaders“                                                  bei ihrem Arbeitsbesuch

in Wahrnehmung der Funktion des Bundespräsidenten,                        und Zuckerwaren. Hinzu kommen Dienstleistungsex-
durch Außenminister Sebastian Kurz und durch Alt-                         porte, die in einem hoch entwickelten Markt wie Israel
bundespräsident Heinz Fischer höchstrangig vertreten.                     von besonderer Bedeutung sind.
       Bundesministerin Sophie Karmasin besuchte Israel                        Der Tourismus läuft hervorragend und stieg auch
im Oktober 2016 zu einem Gedankenaustausch zu den                         2016 rasch an. Die Nächtigungen in den ersten elf Mo-
Themen Jugend und Familie – gemeinsam mit der israeli-                    naten des Jahres 2016 lagen bereits über dem Ganzjah-
schen Justizministerin Shaked nahm sie auch an den                        reswert 2015, und schon 2015 war mit +22 % ein Tou-
­Feierlichkeiten zum Österreichischen Nationalfeiertag teil.              rismus-Rekordjahr!
       Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil be-                           Auch die Flugverbindungen zwischen Österreich
 suchte Israel im November, wo er unter anderem mit                       wurden weiter verstärkt: 14 Wochenflüge der Austrian
 seinem Gegenüber – dem israelischen Verteidigungs­                       Airlines und 5 Flüge der israelischen Fluggesellschaft El
 minister Avigdor Lieberman – zusammentraf und zahl-                      Al wurden im Winter durch direkte Charterflüge nach
 reiche sicherheitspolitische Termine wahrnahm.                           Innsbruck und Salzburg ergänzt.
       Der Landeshauptmann von Oberösterreich, Josef
 Pühringer, absolvierte im November 2016 die traditio-                    Zahlreiche vielbeachtete Kulturveranstaltungen – so
 nelle Friedenslicht-Reise (dabei wird stets das Friedens-                z.B. die erste österreichische Filmwoche in Israel – haben
 licht aus Betlehem nach Österreich geholt) und unter-                    ein intensives Jubiläumsjahr zwischen Österreich und
 zeichnete dabei auch ein „Memorandum of Under­­stan-                     Israel abgerundet. So bleibt am Ende des Jahres 2016
 ding on the Continuation of the Cultural Co-operation                    eigentlich nur eine Frage offen: Wie können die bilatera-
 between the Government of the State of Israel and the                    len Höhepunkte des Jahres 2016 in den folgenden Jahren
 Government of the Federal State of Upper Austria for                     noch übertroffen werden? Aber vielleicht ist ja der be-
 the years 2016 to 2021.“                                                 vorstehende erste Israel-Besuch des österreichischen
       Bundesminister Hans Jörg Schelling traf Ende No-                   Bundeskanzlers Christian Kern dafür ein guter Auftakt?
 vember 2016 in Israel ein, wo er mit Finanzminister
 Kahlon zusammentraf und mit diesem ein Abkommen
 zur Vermeidung der Doppelbesteuerung unterzeichnete.
                                                                                             ZUR PERSON
                      Wirtschaft                                                Botschafter Martin Weiss wurde 1962 geboren,
                                                                                 er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Nach
Israel selbst verzeichnete 2016 ein starkes Wirtschafts-                       dem Studium der Rechtswissenschaften an den
wachstum von 3,25 %, die Arbeitslosigkeit war mit 4,5 %                             Universitäten Graz und Wien war er als
gering. Diese solide Wirtschaftsentwicklung bildete die                        Assistent am Institut für Staats- und Verwaltungs­
Basis für die boomenden Wirtschaftsbeziehungen zwi-                             recht der Universität Wien tätig. Er schloss an
schen Österreich und Israel.                                                      seine Tätigkeit als Universitätsassistent ein
      Die österreichischen Exporte nach Israel beliefen                         Auslandsstudium in den USA an (University of
sich 2015 auf 342,2 Mio. EUR (+22,8 %). In den ersten                             Virginia) und erwarb dort einen „Master of
neun Monaten des Jahres 2016 stabilisierte sich dieser                          Laws“ (LL.M.). Er ist seit 1990 österreichischer
Höhenflug und zeigte, trotz eines leichten Minus, dass                             Diplomat und leitete u.a. den Presse- und
der deutliche Anstieg der bilateralen Handelszahlen ein                          Informationsdienst in Washington D.C., war
Nachhaltiger ist. Hauptexportwaren sind Produkte in                            Generalkonsul in Los Angeles und Botschafter in
den Bereichen ,Maschinen, Apparate und Geräte‘ ge-                             der Republik Zypern. Von 2012 bis 2015 war er
folgt von pharmazeutischen Erzeugnissen sowie Zucker                           Sprecher des österreichischen Außenministeri-
                                                                                ums, seit November 2015 ist er Botschafter der
                                                                                         Republik Österreich in Israel.
                                                                                                                                                  5
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Leitartikel                PILGER­H ERBERGE         Akademie   Gastbeitrag   Sozialarbeit   Friedensdienst   Chronik   Betrachtung

    Wer baut, blickt in die Zukunft
    Die Casa Austria im Österreichischen Pilger-Hospiz

    Foto: © Fotostudio Floyd

                                Von M arkus S t . B ugnyar                  auch die Erwartungen unserer Gäste im 21. Jahrhun-
                                                                            dert in Richtung höherer Standards verschoben. Das

    S
          ie haben richtig gelesen: Wir bauen. Ein Neben-                   Projekt macht uns also fit für das Kommende, besser:
          gebäude in unserem Gartenareal, dem wir den                       für die Kommenden. Wer baut, blickt in die Zukunft!
          Namen Casa Austria gegeben haben. Eifrige Hei-                         3,5 Millionen Euro kostet dieses Unternehmen.
    lig-Land-Pilger wissen, dass die Gästehäuser der Fran-                  Unsere Lage inmitten der Altstadt von Jerusalem erfüllt
    ziskaner zumeist Casa Nova genannt werden, dem wol-                     uns Österreicher und Österreicherinnen mit Stolz und
    len wir unseren Österreich-Bezug beigesellen.                           erfreut den Reisenden, erweist sich aber bei einem sol-
                                                                            chen Projekt auch als Preistreiber. Mit schwerem Bau-
    Auf dieser Doppelseite unserer Jerusalem-Korrespon-                     gerät und großen Fuhren zuzufahren ist unmöglich; die
    denz finden Sie einen Entwurf dieses Gebäudeteiles:                     Baustelle erinnert ein wenig an unsere Gründungszeit
    Dreizehn Wohneinheiten für unsere Freiwilligen und                      1856-1858, als wir mit vielen fleißigen Arbeiterhänden
    Gäste, ein Archiv zur historischen Erforschung unserer                  ans Werk gehen mussten.
    Hausgeschichte, ein von Gesetzes wegen vorgeschriebe-                        Die Österreichische Bischofskonferenz hat bereits
    ner Schutzraum, Flächen zur Auslagerung von Werk-                       300.000 Euro zur Casa Austria beigetragen, wofür wir
    statt und Waschküche aus dem Hauptgebäude. Womit                        sehr dankbar sind. 1,2 Mio Euro kann die Stiftung des
    auch hier wiederum neue Gestaltungsmöglichkeiten für                    Österreichischen Hospizes in der Obhut des Kuratori-
    die geplante Generalsanierung eröffnet werden. Die                      ums aus eigener Kraft beisteuern. Die fehlenden zwei
    Fertigstellung ist für den Sommer 2018 angedacht.                       Millionen werden aus einem Kredit beigesteuert: Diese
                                                                            Summe haben wir uns nun zur Aufgabe gemacht, aus
    Mit der Casa Austria verwirklichen wir zwei lange schon                 einer Baustein-Aktion zu bestreiten, die wir hiermit be-
    gehegte Anliegen unseres Hauses: Zum einen erhöhen                      ginnen wollen.
    wir die wirtschaftliche Rentabilität unserer Einrichtung                     Sie finden hier als Beilage einen Spenden-Erlag-
    und können so auch mehr den Wünschen u       ­ nserer Pil-              schein für unser Baukonto. Sehr herzlich bitten wir
    gergäste entsprechen. Zum anderen haben sich freilich                   auch Sie um Ihre Unterstützung.

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Korrespondenz Die Österreichische Gesellschaft vom Hl. Land - Der Freundeskreis des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem ...
Leitartikel   PILGER­H ERBERGE           Akademie    Gastbeitrag         Sozialarbeit    Friedensdienst   Chronik   Betrachtung

              Warum sollten Sie uns
                 unterstützen?
Das Österreichische Hospiz ist eine altehrwürdige
Einrichtung Österreichs im Orient, die erste nationale
Pilger-Herberge, die im Heiligen Land eröffnet wurde.
Kaiser Franz Joseph und der Erzbischof von Wien sind
                                                              Foto: © A. H.
unsere Gründerväter. Auch heute noch weht die öster-
reichische Fahne über den Dächern der wohl bekann-
testen Stadt dieser Welt. Dies zu erhalten, können Sie        Ab einer Spende von 5.000 Euro senden wir Ihnen kos-
beitragen. Das Pilger-Hospiz bietet Ihnen ein Stück           tenfrei auch das aktuelle Hospiz-Buch „Im Orient zu
Heimat fern der Heimat.                                       Hause“, das ich gemeinsam mit Helmut Wohnout her-
      Jerusalem wurde nicht zufällig gewählt. Diese Stadt     ausgegeben habe, zu. Für die besonders großzügigen
ist erster Zeuge der biblischen Geschichte und der Taten      unter Ihnen haben wir uns etwas besonderes einfallen
Jesu. Hier lässt sich die Welt der Bibel hautnah erleben.     lassen: Direkt neben unserer Kapelle wird eine Wand
Nach einem ereignisreichen Tag kehren Sie ein in eine         eingerichtet „zu Ehren unserer Wohltäter“, auf der Ihr
Oase der Stille, die schon viele Gäste beeindruckt hat.       Name auf einer künstlerisch gestalteten Kachel ver-
Mit unserer Pilger-Herberge sind wir nicht irgendwo im        ewigt wird. Spenden ab 10.000 Euro in einer Größe von
Heiligen Land präsent, sondern ganz zentral, einen Stein­     15 x 7,5 cm, ab 50.000 Euro in quadratischer Form von
wurf von der Grabeskirche, nahest dem zentralsten Ort         15 x 15 cm, plus einem „Hausrecht“, bei uns für 10 Tage
der Christenheit. Hier ein eigenes österreichisches Haus      mit 4 Personen Quartier zu beziehen. Wir freuen uns
zu haben, bedeutet auch Heimatrecht am Ort des Heils          sehr, schon den ersten Spender in dieser höchsten Kate-
zu haben. Gönnen Sie sich Ihren Anteil daran!                 gorie sicher zu wissen!
      Wir schaffen mit dem Gästehaus auch Arbeitsplät-              Eine Baustein-Aktion lebt natürlich davon, auch
ze und so ein menschenwürdiges Auskommen für unse-            solche „hohen Ziele“ zu nennen; aber seien Sie versi-
re Mitarbeiter; dieser soziale Aspekt ist unser Auftrag.      chert: Jeder Beitrag hilft uns, unseren Aufgaben in Jeru-
Unsere Freiwilligen befassen sich mit dem für die öster-      salem nachkommen zu können.
reichische Geschichte so wichtigen Thema des Holo-
causts und mit den Facetten des Nahost-Konflikts, der         Bitte helfen Sie uns dabei. Ich zähle auf Sie!
auch vor Europas Toren nicht halt macht. Jerusalem war
schon zu biblischer Zeit ein Schmelztiegel der Völker.
Unser Friedensdienst und die Hospiz-Akademie weiten
unsere Augen auf die Nöte des Landes und liefern auch
Beiträge für die inter-kulturellen Fragen in Europa. Mit
                                                                                        ZUR PERSON
mehr Ressourcen können wir auch mehr leisten. Neh-                         Markus St. Bugnyar (geb. 1975) ist seit 2004
men auch Sie mit Ihrer Spende teil am Weltgeschehen!                     April amtierender Rektor des Österreichischen
      Als Danke für Ihre Spende wird Ihr Name in unser                   Pilger-Hospizes in Jerusalem. In seine Amtszeit
Donatores-Buch eingetragen, das fortan in unserer                        fällt die Generalsanierung des Schwesternhau-
Hauskapelle aufliegen wird. So sind Sie mit Ihren Anlie-                  ses und die Vergrößerung des Wiener Kaffee-
gen dem Himmel über Jerusalem ganz nah. Eine Dankes-                     hauses. Als Verantwortlicher für die Akademie
Urkunde bestätigt Ihren Beitrag in feierlicher Weise.                      des Hospizes organisiert er inter-kulturelle
      Die einzelnen Bausteine dieser Aktion sind wie                     Konzerte und wissenschaftliche Symposien und
folgt gestaffelt: Spendern bis 1.000 Euro danken wir                         publiziert sukzessive zu Geschichte und
zusätzlich mit einer Sonderbriefmarke; darüber hinaus                             Gegenwart der Pilger-Herberge.
mit einem Poster, das den ersten, wunderschön gearbei-
teten Bauplan zum Hospiz von Anton Endlicher zeigt.

                                                                                                                                  7
Korrespondenz Die Österreichische Gesellschaft vom Hl. Land - Der Freundeskreis des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem ...
Leitartikel        PILGER­H ERBERGE             Akademie    Gastbeitrag   Sozialarbeit   Friedensdienst        Chronik   Betrachtung

    Locumtenentia                                                        Lassen Sie sich
    Austriaca                                                            verwöhnen!

                         Von M arkus S t . B ugnyar

    A
             m 30. Oktober 2016 wurde durch Erzbischof
             em. Dr. Alois Kothgasser und Statthalter DDr.
             Karl Lengheimer die neue Marmor-Tafel der
    Österreichischen Statthalterei des Ordens der Ritter
    und Damen vom Heiligen Grab in einer feierlichen Ves-
    per gesegnet. Rechts neben unserer Eingangstüre wird
    sie fortan all unsere Besucher an diese enge Verbindung                                               Foto: © AH.

    zwischen dem im 19. Jahrhundert wieder errichteten                                   Von S r . V ize -R ektorin
    päpstlichen Orden und dem zur selben Zeit gestifteten                             B ernadette S chwarz SCSC
    Pilger-Hospiz erinnern: In der gemeinsamen Sorge

                                                                         W
    um das Wohl der Christen im Heiligen Land sind wir                               enn Sie “Österreichisches Hospiz” lesen oder
    vereint.                                                                         hören, woran denken Sie? Wahrscheinlich
          Beinahe alle Rektoren im Laufe der Geschichte des                          nicht unbedingt an ein Wiener Kaffeehaus.
    Österreichischen Pilger-Hospizes waren bzw. sind An-                 Wir führen nicht nur ein Pilger-Gästehaus mit 124 Gäs-
    gehörige des Ordens. Und umgekehrt zeigen die etwa                   tebetten, sondern auch ein Kaffeehaus nach Wiener Art.
    560 Ordensangehörigen in allen österreichischen Bun-                      So manche unserer Besucher und Gäste sind er-
    desländern ihre Zuneigung zu „ihrem Haus in Jerusa-                  staunt, hier ein Schnitzel mit Kartoffelsalat und haus-
    lem“ durch ihre großartigen Zuwendungen bei den                      gemachte Käsespätzle angeboten zu bekommen. Und
    Bau- und Instandhaltungsarbeiten des Hospizes. Keine                 dann auch noch Apfelstrudel und Sachertorte aus der
    andere Grabesritter-Statthalterei weltweit hat in diesem             eigenen Küche und dazu eine Tasse Melange oder Cap-
    Sinne eine Dependance in der Heiligen Stadt; kein an-                puccino oder Cafe latte.
    deres Haus bietet sich mehr als Herberge für die Pilger-                  Die Kaffeebohnen für dieses vielfältige Angebot –
    fahrten des Ordens weltweit an.                                      wie in Wiener Kaffeehäusern üblich – importieren wir
                                                                         aus Österreich, den Kaffee machen wir aus den frisch
    Foto: © AH.
                                                                         gemahlenen Bohnen selber.
                                                                              Nicht nur Meinl-Kaffeebohnen importieren wir aus
                                                                         Österreich, sondern auch Bier. Sowohl Edelweis als auch
                                                                         Gösser hell und dunkel sind bei den Pilgern und Touristen
                                                                         sehr beliebt. Fern der Heimat nach einem anstrengenden
                                                                         Tag ein gut gekühltes Gösser zu trinken, das schmeckt!
                                                                              Gerne bestellt und gegessen wird die „Jerusalem-
                                                                         pizza“, eine Kreation des Hauses. Sie ist nicht italie-
                                                                         nisch, sondern hat eine echt orientalische Note durch
                                                                         Verwendung von Olivenöl und Zaatar-Gewürz. Die Je-
                                                                         rusalempizza – ob vegetarisch oder mit Salami – ist
                                                                         wahrlich geschmackvoll und vor allem gesund.
                                                                              Klassische Musik während unserer Öffnungszeiten
                                                                         macht das Verweilen im Kaffeehaus angenehm und er-
                                                                         holsam. Erholung und Entspannung finden die Gäste
                                                                         und Besucher auch in unserem Garten, den viele als
                                                                         „Oase des Friedens“ bezeichnen.
                                                                              Habe ich durch diesen kleinen Einblick in unser
                                                                         Wiener Kaffeehaus Ihren Appetit und Ihre Neugierde
                  Erzbischof Alois Kothgasser segnet die neue            geweckt? Ich freue mich auf Ihren Besuch!
                    Ordensritter-Tafel der Österreichischen
                                 Statthalterei

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Korrespondenz Die Österreichische Gesellschaft vom Hl. Land - Der Freundeskreis des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem ...
Leitartikel              PILGER­H ERBERGE   Akademie   Gastbeitrag   Sozialarbeit   Friedensdienst   Chronik   Betrachtung

                                                                Jerusalem Spirits

                                                                               Von R onnie N iedermeyer

                                                               S
                                                                       eit Jahrtausenden verehren unzählige Menschen
                                                                       Jerusalem als heilige Stadt. Alle drei abrahamiti-
                                                                       schen Weltreligionen – Judentum, Christentum und
                                                                Islam – haben hier heilige Plätze. Nach der Tradition
                                                                wählte Gott ebenjenen Ort als sein irdisches Zuhause.
                                                                Hier wurde Adam, der erste Mensch, erschaffen, hierher
                                                                kam Abraham um seinen Sohn zu opfern, hier wurde
                                                                Jesus gekreuzigt und hier war es auch, wo Mohammed
                                                                in den Himmel auferstieg.
                                                                      Jerusalem bietet keine geostrategischen Vorzüge,
                                                                keine natürlichen Ressourcen und keinen Wasserzu-
                                                                gang. Und doch wurden für diese Stadt mehr Kriege ge-
                                                                führt als für jede andere. Das mittelalterliche Europa
                                                                betrachtete diese Stadt als axis mundi, als Zentrum des
                                                                Universums. Mystische Texte erzählen uns, dass der
                                                                Himmel hier tiefer als anderswo hängt. Selbst säkulare
                                                                Menschen berichten von veränderten Gemütszuständen
                                                                in Jerusalems Altstadt. Aber was ist die Quelle dieser
                                                                gleichsam guten und zerstörerischen Kraft?
                                                                      Ronnie Niedermeyer, der als Jugendlicher in Jeru-
                                                                salem lebte, kehrte 2013 zurück, um sich dieser Frage
                                                                zu stellen. In Photographien hielt er religiöse Orte, Men-
                                                                schen und Rituale, aber auch sehr weltliche Momente
                                                                mit spiritueller Energie fest. So erschuf er nicht nur ein
                                                                lebendiges Portrait von Jerusalems spirituellem Leben,
                                                                sondern erforschte auch, was Geist wirklich für die
                                                                Menschen bedeutet.
                                                                      Niedermeyer wurde 1980 in Wien geboren. Seit
                                                                2006 arbeitet er an einer Trilogie über Zeit, Raum und
                                                                Geist, indem er Bilder und Texte verwendet, die diese
                                                                Konzepte in drei verschiedenen Städten illustrieren. Der
                                                                erste Photoband über Wien erschien 2008 im Christian
                                                                Brandstätter Verlag. Der zweite, diesmal über Leipzig,
                                                                ist druckfertig. Jerusalem Spirits wird diese Trilogie ab-
                                                                schließen.
                                                                      Diese Bilder, von denen auch einige in den Gäste-
                                                                zimmern hängen und erworben werden können, zeigen
                                                                eine kleine Vorschau auf sein geplantes Buch.

                                                                     Bei Interesse wenden Sie sich bitte an:
                                                                     contact@rn.co.at

Fotos: © Ronnie Niedermeyer

                                                                                                                             9
Korrespondenz Die Österreichische Gesellschaft vom Hl. Land - Der Freundeskreis des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem ...
Leitartikel    PILGER­H ERBERGE            Akademie                Gastbeitrag   Sozialarbeit   Friedensdienst   Chronik       Betrachtung

     Von Jerusalem
     nach Österreich
     und wieder retour
     Die Reise eines „Kuriosums“
                                                                                                                           Foto: © Robert Michael Kurzböck

                                                                                 waren gefüllt mit Besichtigungen der wichtigsten Sehens­
                                                                                 würdigkeiten der Stadt und Ausflügen zu Stätten in der
                                                                                 ganzen Region. Andachten, Messen und unzählige Gebe-
                                                                                 te waren Teil der frommen Erbauung. Mein Großvater
                                                                                 erzählte oft von der schönen und intimen Hospizkapelle,
                                                                                 in der er wieder zu Ruhe und gestärktem Glauben fand.
                                                                                      Doch es war auch eine vergnügliche Reise. Ein
                                                                                 Ausflug an das Tote Meer brachte willkommene Ab-
                                                                                 wechslung. Große Aufregung verursachte ein nächtli-
                                                                                 cher Ausbruch ohne Abmeldung aus den geheiligten
                                                                                 Mauern. Großvater kannte von einer seiner Reisen ins
                                                                                 Veneto den Judaskuss aus Giottos Freskenzyklus in der
                                                                                 Cappella degli Scovegni in Padua. Dieses Bild regte ihn
                                                                                 an, mit einigen Freunden den Garten Gethsemane am
                                                                                 Ölberg aufzusuchen. Sie büchsten aus. In Gedanken
                                                                                 und Gebet verweilten die Ausreißer bis in die frühen
                                                                                 Morgenstunden. Genügend Kerzen und vielleicht ein
                                                                                 wenig Proviant hatten sie wohl dabei. Aber bei einer
                                                                                 Meditation kommt man ja ohne aus.
                                                                                      Ein weiteres Andenken, das der Heimkehrer mit
                                                        Foto: © R. M. Kurzböck
                                                                                 nach Hause brachte, ist jenes Souvenir, dass ich dem
                                                                                 Hospiz und allen, die es bestaunen wollen, gerne über-
                   Der Herr rechts ist mein Großvater                            reicht habe. In der damaligen Zeit war dieses Kuriosum
                                                                                 der letzte Schrei: Ein hölzernes Gerät zur Betrachtung
                   Von R obert M ichael K urzböck                                von Fotos, ein Stereoskop genauer gesagt, mit zwei
                                                                                 Etuis. Es ermöglicht ein räumliches Betrachten des Hl

     W
                 eit über hundert Jahre sind vergangen seit                      Landes: Menschen und ihre alltäglichen Geschäfte,
                 mein Großvater Franz Josef mit einer ober-                      Kulturstätten, Landschaften. Heute ein Eintauchen in
                 österreichischen Pilgergruppe von Linz aus                      eine längst vergangene Welt.
     in das Heilige Land reiste. Mit der Poseidon fuhr er von                         Auch ich kam als junger Bub in den Genuss der in
     Triest Richtung Haifa, danach mit der Bahn nach Jeru-                       der Familie sogenannten Jerusalem-Sitzungen. Neben
     salem, um dort im Hospiz zur Heiligen Familie einzu-                        dem Apfelstrudel, den meine Großmutter servierte,
     kehren. Eine lange und strapaziöse Reise.                                   wurde diese besondere Gerätschaft herumgereicht. Von
           Als Mitglied der Pilger-Musik weckte er mit den                       der Vorführung und den Erzählungen war ich sehr an-
     Rufen seines Flügelhornes allmorgendlich die Mitreisen-                     getan, ja vielleicht auch neugierig geworden. Von dem
     den; die meisten aber waren eher mit ihrer Seekrank-                        echten Land hatte ich damals aber noch keine Ahnung.
     heit beschäftigt. Zu seinem Glück überstand er als einer                         Meinem verehrten Großvater Franz habe ich also
     der wenigen die stürmische Überfahrt gut.                                   diese Jerusalem-Begeisterung und die vielen Besuche im
           In Begleitung hoher Geistlichkeit fanden die Pilger,                  Hospiz zu verdanken. Oft frage ich mich, ob er sich
     einmal in der Stadt Jerusalem angekommen, schließlich                       noch in der Stadt zurechtfinden würde. Und sich Ge-
     ihr lange ersehntes Ziel. Viel Zeit zum Rasten hatte die                    danken machen würde, wie das Stereoskop wieder zu-
     Pilgergruppe nicht: Denn die Tage im Heiligen Land                          rück nach Jerusalem kam.

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Leitartikel   PILGER­H ERBERGE           Akademie    Gastbeitrag    Sozialarbeit   Friedensdienst   Chronik     Betrachtung

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Stereoskop

                                                                           Das Jaffator in Stereoskop-Ansicht

                Von V alentin W eber                          voneinander verschobene Bilder, die den Tiefeneindruck
                                                              erzeugen. Der britische Physiker Sir Charles Wheat-

M
          it Hilfe eines Stereoskops (griech. stereos:        stone konstruierte bereits 1838 einen Vorläufer des Ste-
          räumlich und skopeo: betrachten) konnte man         reoskops. 11 Jahre später vereinfachte Sir David Brewster
          bereits im 19. Jahrhundert Bilder räumlich          das Stereoskop und entwickelte zusätzlich die erste
wiedergeben. Ganz so wie Menschen mittels ihrer beiden        Zweiobjektiv-Kamera, mit der man die für das Stereo­
Augen ihre Umgebung aus zwei Blickwinkeln gleichzeitig        skop benötigten Stereobildpaare anfertigen konnte.
wahrnehmen, wurden für die Stereoskopie Fotos aus             Nach­dem 1851 das Stereoskop bei der Weltausstellung in
zwei leicht abweichenden Perspektiven gemacht, die so-        London vorgeführt worden war, stieg seine Popularität
dann in das Stereoskop eingesetzt wurden. Der Betrachter,     stetig an, bis es um 1900 zu einem regelrechten Massen-
der durch das Stereoskop blickt, sieht somit mit dem          medium wurde. Ab 1910 wurde das Stereoskop jedoch
linken und dem rechten Auge getrennt auf zwei leicht          langsam von fortschreitender Technik im Film verdrängt.

                                                                                                                    Foto: © A. H.

                                                                   Dieses Stereoskop fand seinen Weg in unser Archiv

                                                                                                                                    11
Leitartikel     Pilger­herberge   AKADEMIE                  Gastbeitrag        Sozialarbeit   Friedensdienst   Chronik    Betrachtung

     Meisterkurse im
     Pilger-Hospiz

                                                                                  P
                                                          Foto: © Familie Musil           etra Klose koordiniert mit Unterstützung inter-
                                                                                          national renommierter Künstler musikalische
                                                                                          Meisterkurse in Jerusalem, an denen sich das
                                                                                  Pilger-Hospiz im Rahmen seiner Akademie-Tätigkeit
                                                                                  beteiligt. Talentierten Kindern und Jugendlichen, ge­
                                                                                  rade aus finanziell prekären Familienverhältnissen, soll
                                                                                  so eine einzigartige Möglichkeit geboten werden, ihre
                                                                                  Fähigkeiten zu verbessern. Am Ende eines mehrtägigen
                                                                                  Kurses kommt stets ein Abschlusskonzert zu stehen –
                                                                                  für Freunde und Angehörige – in dem das neu erworbe-
                                                                                  ne Wissen zum ersten Mal präsentiert werden kann.
                                                                                        In den vergangenen Monaten haben wir uns vor-
                                                                                  nehmlich auf Gesangspädagogik konzentriert; die Meis-
                                                                                  terkurse fanden im letzten halben Jahr im Herbst, Janu-
                                                                                  ar und März statt.
                                                                                        Im Zentrum des über zwei Wochen andauernden
                                                                                  Meisterkurses im Oktober und November standen die
                                                                                  szenische Umsetzung und Interpretation musikalischer
                                                                                  Werke. Neben der Schauspielerin Johanna Lonsky stell-
                   Alois Musil in orientalischer Tracht                           te die weltweit tätige Opernexpertin Rosalba Lo Ducca
                                                                                  jungen Talenten aus Jerusalem ihr Know-how zur Ver-
                            Von R edaktion                                        fügung. Die neu gewonnenen Kenntnisse und Fertigkei-
                                                                                  ten kamen sogleich im darauffolgenden Konzertprojekt
                                                                                  „Die Wanderer“ zum Einsatz, das am 10. November im
                   Ausstellung Alois Musil                                        Salon des Österreichischen Hospizes präsentiert wurde
                                                                                  und unbekannte musikalische Juwelen des Kantors und

     W
                ährend des Symposiums im Septemer 2016                            Schubert-Zeitgenossen Salomon Sulzer und seiner
                wurde auch die Fotoausstellung über den                           ­Söhne beinhaltete. Für das Konzert konnte neben den
                Orientalisten und Theo­   logen Alois Musil                        jungen palästinensischen Talenten der Akademie des
     (1868-1944) eröffnet, die gemeinsam mit dem tsche-                            Österreichischen Hospizes ein internationales Künstler-
     chischen Vertretungsbüro in Ramallah organisiert wur-                         team mit Interpreten aus Österreich, Kanada, Finnland,
     de. Die Photographien waren bis Mitte Januar 2017 im                          Deutschland und Israel gewonnen werden.
     Österreichischen Hospiz zu sehen.                                                  Für die Organisation aller genannten musikalischen
          Nach dem Gymnasialabschluss entschließt sich                             Begegnungen und Veranstaltungen ist die Musikagentur
     Alois Musil, seinen verschuldeten Eltern zu helfen, in-                       K und K Wien verantwortlich. Der Aufenthalt der nam-
     dem er sich in das Theologische Seminar in Olmütz                             haften KünstlerInnen wurde dank der großzügigen Unter-
     (heute Tschechien) einschreibt. Während des Studiums                          stützung des Österreichischen Kulturforums in Tel Aviv,
     erfährt er von der Eröffnung der École biblique in Jeru-                      des Landes Vorarlbergs, der Stadt Wien und des kana-
     salem und trifft die Entscheidung, seine Studien dort                         dischen Vertretungsbüros in Ramallah ermöglicht.
     fortzusetzen. Später geht er nach Beirut. Der Umzug in
     den Orient markiert auch den Beginn seiner ausgedehn-
     ten Expeditionen: Seine wichtigste Entdeckung macht                                  Wenn auch Sie uns helfen wollen,
     Musil 1898, als er als erster Europäer Amra, ein Schloss                           Khader beim Ausbildungsweg in seine
     unweit von Amman, besucht. In späterer Zeit nimmt er                                Zukunft zu helfen, spenden Sie bitte
     auch an Expeditionen in das heutige Syrien und den                                   unter dem Kennwort „Khader“ an
     Irak teil. Nach der Gründung der Tschechoslowakei                                   Österreichisches Hospiz Sozialfonds
     wird an der Karls-Universität in Prag ein Lehrstuhl für                           AT43 1919 000300 150125. BSSWATWW.
     ihn eingerichtet.                                                                 Das erste Ausbildungsjahr mit Deutsch-
          Bis heute gelten seine zahlreichen Veröffentlichun-                            kursen, Unterbringung, Flügen wird
     gen als wichtige Quelle für die Forschung. Sein Lebens-                            etwa 15.000 Euro ausmachen. Vielen,
     werk wurde in über 70 Büchern gesammelt.                                                vielen Dank aus Jerusalem!
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Leitartikel   Pilger­herberge   AKADEMIE             Gastbeitrag        Sozialarbeit    Friedensdienst    Chronik     Betrachtung

Ein Ausnahmetalent
aus Bethlehem
                    Von P etra K lose

D
          as Potential, ein neuer Stern am Opernfirma-
          ment zu werden, hat ein junger Tenor aus
          Bethlehem, der zwanzigjährige Khader Jaray-
seh. Er studiert derzeit Literatur und gewann vor zwei                                                                Foto: © Petra R. Klose

Jahren als jüngster Teilnehmer den palästinensischen
Poesiewettbewerb. Doch der große Traum des jungen                     regulärem Deutschunterricht, um für einen akademi-
Mannes ist seit seiner Kindheit, eines Tages klassischer              schen Werdegang an einer Musikhochschule im deut-
Sänger zu werden.                                                     schen Sprachraum gerüstet zu sein. Ziel ist es, Khader
     Als Chorsänger und Solist der Bethlehemer Ge-                    Jarayseh im Herbst 2017 nach Österreich zu bringen.
burtskirche konnte er künstlerische Erfahrungen sam-                  Dort soll er in einem akademischen Vorstudienjahr für
meln und brachte sich selbst das Spiel auf verschiedenen              ein reguläres Musikstudium vorbereitet werden.
Instrumenten bei. Besondere Förderung erhielt er von
Schwester Patricia Crockford, einer maltesisch-irischen               „I’m in love with opera and I know this is my chance
Ordensschwester, die an der von den La Salle Brüdern                  from god“ schrieb Khader Jarayseh zu Beginn des Jahres
gegründeten Bethlehem Universität Musik unterrichtet.                 und brachte seine Liebe zum Operngesang rührend zum
Doch um sich weiter zu entwickeln und seinem Lebens-                  Ausdruck, als er wieder einmal eine Aufnahme an seine
ziel tatsächlich näher zu kommen, ist professioneller                 Lehrerin in Wien schickte, damit diese seine Fortschritte
Gesangsunterricht und ein profundes Studium der                       aus der Ferne überprüfen kann. Im März soll es im Rahmen
Musiktheorie notwendig, beides derzeit eine Unmög-
­                                                                     der Akademie des Österreichischen Pilger-Hospizes mit
lichkeit im palästinensischen Westjordanland.                         weiteren Unterrichtsstunden vor Ort weitergehen.
                                                                            Wir werden alles daran setzen, diesem Ausnahme-
Erst im November 2016 entdeckte ich Khader Jarayseh                   talent zu helfen, sein Ziel weiter zu verfolgen. Seine auf-
während Dreharbeiten zu einer ORF-Dokumentation                       fallende Musikalität und eine Tenorstimme mit außer-
in Bethlehem. Er sang für uns, die Besucher aus Öster-                gewöhnlich weitem Stimmumfang und einem breiten
reich, spontan ein altes arabisch christliches Lied, dessen           Spektrum an Klangfarben, sprechen dafür, das Khader
Interpretation und Klangschönheit uns sprachlos machte.               Jarayseh es verdient, gehört zu werden. Und vielleicht
In Folge erhielt er erstmals Unterricht in Gesangstech-               ist es bald schon eine Stimme aus Bethlehem, die die in-
nik. Einige Wochen später konnte im Rahmen der Aka-                   ternationale Opernwelt mit Herz und Glauben an die
demie Österreichisches Hospiz weiterer Unterricht er-                 Kraft der Musik erobert.
möglicht werden. Khader Jarayseh zeigte in nur wenigen
Stunden verblüffende Fortschritte und beeindruckte
mit einem außerordentlichen Gefühl für Phrasierung
und Rhythmus sowie mit einem absoluten Gehör. Ge-
fördert vom Pilger-Hospiz beginnt der Student, der an
der Universität auf Bestnoten verweisen kann, nun mit
                                                                                       ZUR PERSON
        Khader Jarayseh aus Betlehem bittet Sie um                         Petra R. Klose, in Vorarlberg geboren, studierte
                   Ihre Unterstützung                                      Theaterwissenschaft und Germanistik in Wien.
                                                                           Zusätzliche Ausbildung in Ballett und Harfe. Sie
                                                Foto: © Petra Klose
                                                                            arbeitete in den Bereichen Dramaturgie, Regie
                                                                             und Produktion für die Wiener Festwochen,
                                                                           Bregenzer Festspiele, das Wiener Konzerthaus,
                                                                           das Burgtheater und die Opéra National de Lyon.
                                                                           Gründerin der Agentur für Künstler und Kultur-
                                                                            projekte in Wien, seither Zusammenarbeit mit
                                                                           Veranstaltern wie dem Festival Aix-en-Provence,
                                                                           Glyndebourne Festival, Mozartwoche Salzburg,
                                                                           Theater an der Wien, Bolschoi Theater Moskau,
                                                                             Teatro Real Madrid, Staatsoper Berlin, dem
                                                                                Musikverein und der Mailänder Scala.
                                                                                                                                               13
Leitartikel   Pilger­herberge   AKADEMIE          Gastbeitrag     Sozialarbeit   Friedensdienst   Chronik     Betrachtung

     Nostalghia – Christen in
     bedrohtem Raum

                                                                                                                        Foto: © AH.

                                                                              Ausstellung Nostalghia von Linda Dorigo

                          Von R edaktion                             tens. Ihre Arbeit thematisiert das Alltagsleben der oft
                                                                     vergessenen Minderheit. Das Resultat dieser Arbeit liegt

     D
               rei Jahre lang reisten die Photographin Linda         seit 2015 in einem Fotobuch des Verlages Shilt-Publi-
               Dorigo und der Journalist Andrea Milluzzi             shing House vor: Rifugio.
               durch den Nahen Osten und dokumentierten                    Die Ausstellung will unser Bewusstsein für das we-
     ihre Suche nach den dort lebenden Christen. Die Bilder          cken, was täglich im Orient passiert. Dies geschieht, in-
     der Ausstellung thematisieren den Begriff der Nostalgie:        dem die Werte dieser Gemeinschaften illustriert wer-
     „Nicht nur definiert sie sich als ein psychologisches Mo-       den; und soll gleichzeitig dazu anreizen, dass auch wir
     ment von Traurigkeit und Bedauern über den Verlust              unsere eigenen Werte überdenken und fremden Orten
     von liebgewonnenen Menschen und Orten. Nostalgie                und Menschen ohne Vorurteile entgegentreten.
     will auch verstanden werden als Antwort auf das Gefühl                Linda Dorigo ist unabhängige Photographin und
     nahender Gefahr für die eigene Identität. Dieses Gefühl         Journalistin. In ihren Arbeiten thematisiert sie Glaube,
     ist es, das die christlichen Gemeinden im Nahen Osten           Minderheiten und die tiefe Verwurzelung der Menschen
     verbindet, die sich oftmals zur Flucht gezwungen se-            in ihrer Heimat.
     hen.“ (Linda Dorigo)                                                  Andrea Milluzzi ist Pressejournalist und war lange
           Dorigo und Milluzzi brachen im Jahr 2011 zu ihrer         für die Tageszeitung Liberazione tätig. Er ist Mitarbei-
     Reise auf und lebten gemeinsam mit christlichen Ge-             ter vieler italienischer Medien und Mitgründer der Web-
     meinden in neun Staaten des Nahen und Mittleren Os-             seite reportageitalia.it.

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Leitartikel   Pilger­herberge   AKADEMIE            Gastbeitrag      Sozialarbeit       Friedensdienst   Chronik   Betrachtung

Symposium
Habsburg Abroad

                   AKADEMIE                                       D r . F r iedr ich S chipper , außerordentlicher Profes-
       Unsere Akademie erarbeitet in wissenschaftli-              sor für biblische Archäologie an der Hochschule Heili-
          chen Publikationen, Ausstellungen und                   genkreuz: Von Robert Leeb bis Alois Musil: Österrei-
      Vorträgen Geschichte und Bedeutung der Bibel,               cher auf Expedition im Vorderen Orient bis zum Ende
        des Heiligen Landes sowie des Pilgerwesens                der Monarchie.
      und befasst sich mit der aktuellen Zeitgeschich-
       te des Nahen Ostens. Schwerpunkte liegen im                D r . P et er Pa n tzer , emeritierter Professor für Japa-
      Bereich des inter-kulturellen Dialoges und der              nologie an der Universität Bonn: Habsburg in Japan.
        Musikpädagogik in Kooperation mit lokalen
                     Partnerinstituten.                           D r . D orot h ea M c E wa n , von der University of London:
                                                                  La Missione Austriaca. Überlegungen zu Mission, Kolo-
                                                                  nialismus und Wirklichkeit vor Ort, am Beispiel der
                                                                  ­österreichischen Sudan-Mission im 19. Jahrhundert.

                     Von R edaktion                               D r . G eorg L eh n er , Privatdozent an der Universität
                                                                  Wien: China 1900. Österreich-Ungarn und der „Boxer“-

A
        nfang September referierten anerkannte Fach-              Aufstand.
        leute aus vier verschiedenen Ländern in einem
        zweitägigen Symposium über den Einfluss der               H on .-P rof. MM ag . M a r kus S t. B ugn ya r , Rektor
Habsburger-Monarchie auf Afrika, Nahen und Fernen                 des Österreichischen Hospizes: Zur Begegnung und
Osten. Karl und Georg Habsburg-Lothringen übernah-                Konfrontation der Habsburger mit dem Islam.
men den Ehrenschutz und brachten sich durch eigene
Beiträge zu Beginn und Schluss der Veranstaltung ein.             Unter dem Arbeitstitel „Habsburg Abroad. Die interna-
Wir danken allen Referenten für ihre Vorträge.                    tionalen Agenden Mitteleuropas“ arbeitet die Akademie
                                                                  Österreichisches Hospiz aktuell an der Veröffentlichung
A pl . P rof. D r . U lr ik e S eeger , Kunsthistorikerin an      der Beiträge dieser lehrreichen Tagung anlässlich des
der Universität Stuttgart: Zur Grundsteinlegung als               160. Jahrestages der Grundsteinlegung unseres Hauses.
Programm. Jerusalem. Silvester 1856.

D r . H elm u t Woh nou t, Leiter des österreichischen            Foto: © AH.

Bundespressedienstes : „Ein Haus von Stein für Jahr-
hunderte“. Zur Gründungs- und Baugeschichte des Ös-
terreichischen Pilgerhauses.

B enoît C onst ensou x von der Pariser Galerie J. Kugel:
The traditions of donations to the Holy Land by the
Habsburgs and the Holy Roman Empire.

D r . R obert -T. F isch er , aus dem österreichischen
Bundeskanzleramt: Die österreichische Palästina-Poli-
tik 1840 – 1918.

D r . F elicitas H eim a n n -J eli n ek , Sigi Feigel-Gast-
professorin für Jüdische Studien an der Universität
                                                                                Dr. Helmut Wohnout bei seinem Referat
­Zürich: Die ersten Europäer, Habsburger und andere                                     im Salon des Hospizes
 Juden – eine Welt vor 1914.

                                                                                                                                 15
Leitartikel               Pilger­
                                     herberge   Akademie   GASTBEITRAG       Sozialarbeit   Friedensdienst    Chronik     Betrachtung

     Neuer Glanz
     im alten Gewand
     Die Restaurierung der Grabkapelle
     in der Jerusalemer Grabeskirche
                                 Von A ndrea K rogmann

     A
              m 20. Februar war es soweit: Professorin Anto-                                                              Foto: © Marcin Mazur

              nia Moropoulou erzählt von der Entfernung des                    Stein um Stein entblössten die Forscher das promi-
              Eisenkorsetts, das die Briten zum Ende ihrer               nente Heiligtum. Basierend auf der wissenschaftlichen
     Mandatszeit 1947 um die Grabkapelle in der Jerusale-                Vorstudie der Forscher aus Athen wurde der Marmor
     mer Grabeskirche gezogen haben. Einen Monat später,                 gereinigt, wurden Fugen ausgetauscht, Schäden repa-
     am 22. März, werden der griechisch-orthodoxe Patri-                 riert, der Russ der Kerzen entfernt. Titan sichert künftig
     arch Theophilus III., der armenische Patriarch Nourhan              die Statik, zusammen mit speziell abgestimmten Ein-
     I. Manougian und Franziskanerkustos Francesco Patton                spritzungen aus Beton und Mörtel. Das britische Kor-
     offiziell den Abschluss der Restaurierung verkünden                 sett, das den in seiner Statik gefährdeten Bau zusam-
     und das Herzstück der heiligsten christlichen Stätte ein-           menhielt, wird nach 70 Jahren überflüssig. Stein für
     segnen. Zum nächsten Osterfest, dass nach den ver-                  Stein verschwanden über die letzten Monate auch ande-
     schiedenen Kalendern der West- und Ostkirchen in die-               re Deformierungen der Jahrhunderte.
     sem Jahr erneut auf einen gemeinsamen Termin fällt,                       Im vergangenen Oktober entfernten die Forscher –
     soll der Bau im alten Glanz erstrahlen.                             erstmals seit Jahrhunderten – die Marmorplatte auf dem
                                                                         Grab Christi. Unter der ersten fanden sie eine weitere
     Wo es sonst süsslich nach Weihrauch und schweren Blü-               Marmorplatte, zerbrochen und mit gravierten Verzie-
     tenwassern duftet, dominieren dieser Tage noch der Ge-              rungen, die Rückschlüsse auf ihre Auftraggeber zulas-
     ruch von Schweissarbeiten und Steinstaub. Seit Ostern               sen. Noch eine Schicht tiefer stiessen sie auf eine Schicht,
     2016 arbeitet das Team von 50 Wissenschaftlern der                  die mutmasslich das ursprüngliche Felsbett darstellt.
     Technischen Universität Athen unter Leitung von Mo-                       Von alledem sieht der Betrachter von aussen nichts.
     ropoulou unter Hochdruck an der Instandsetzung der                  Planen und Bauzäune schützen Pilger und Besucher vor
     Grabädikula. Die Einigung der Konfessionen zu den seit              Splittern und Staub und erschweren in der ohnehin
     langem fälligen Arbeiten gilt angesichts des starren Sta-           nicht leicht zugänglichen Kirche die Orientierung. Die
     tus quo, in dem seit 1852 die Rechte an der heiligen                Baustelle und ihre Experten bewahren die Absperrun-
     Stätte festgeschrieben sind, als kleine Sensation in Kir-           gen vor neugierigen Blicken und Fragen. Dass die raren
     chenkreisen. Entsprechend erfreut zeigt sich Antonia                Arbeiten an dem religiös bedeutungsschweren Raum
     Moropoulou über die guten Fortschritte bei den Arbei-               weitestgehend unter Ausschluss der gläubigen Öffent-
     ten: „Die positive Überraschung war die gute Zusam-                 lichkeit stattfinden, beflügelt die Fantasien: Geschichten
     menarbeit der drei Gemeinschaften auf allen Ebenen,                 um seltsame Gerüche und das merkwürdige Versagen
     vom technischen Büro über die Geistlichen in der Kirche             technischer Messgeräte liessen nicht lange auf sich war-
     bis hin zu den drei Führern.“                                       ten. Tatsächlich hätten einige Geräte im Moment der
                                                                         Öffnung des Grabs versagt, bestätigt Antonia Moropou-
                                                                         lou. Mehr will sie nicht dazu sagen, Spekulationen sind
                                                                         nicht ihr Geschäft. Zu ernsthaft ist das Projekt.
                                                                               Die Wissenschaftlerin aus Athen verweist auf die
                                                                         Transparenz. Alle wissenschaftlichen Zwischenberichte
                                                                         wurden veröffentlicht. Zum Endergebnis der Untersu-
                                                                         chungen soll später ein umfassender Bericht folgen.
                                                                         Wissenschaftler und Interessierte sollen auf eine Daten-
                                                                         plattform zugreifen können.

                                                                         Wenn sich zu Ostern 2017 die Kirche mit Gläubigen
                                                                         und Besuchern aus aller Welt füllt, werden Erstbesucher
                                                                         von den monatelangen aufwendigen Restaurierungen
     Foto: © Andrea Krogmann

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Leitartikel   Pilger­
                    herberge   Akademie    GASTBEITRAG           Sozialarbeit   Friedensdienst   Chronik      Betrachtung

                                                                                                           Foto: © Andrea Krogmann

kaum etwas bemerken: Die an der Kirche beteiligten           überprüfen sowie sicherzustellen, dass es keine Verschie­
Konfessionen haben sich auf eine konservative Instand-       bungen gibt.“
setzungspolitik geeinigt. Oder, mit den Worten von Pa-            Schon jetzt aber ist die Griechin mit den Ergebnissen
triarch Theophilus III.: „Alles soll bleiben, wie es ist.    zufrieden. Die Arbeiten an dem „für die ganze Mensch-
Auf diese Weise werden die bestehenden Rechte und            heit einzigartigen“ Bauwerk seien zur rechten Zeit ge-
Privilegien, wie sie der Status Quo kennt, streng geach-     kommen: Ein paar Jahrzehnte später, und vom Origi-
tet und erhalten.“ Hierin, so der Patriarch, liege die       nalstein unter dem Marmor wäre nichts als ein Haufen
Stärke des Konsensabkommens, für das er die Hoffnung         Sand geblieben. Jetzt habe man den Stein konservieren
hegt, dass es „den Anstoss gibt zu weiteren wichtigen        und schützen können – eine Aufgabe, an der man laut
Arbeiten, wie dem Abwassersystem, den Stromleitungen         Moropoulous noch vor wenigen Jahren gescheitert wäre.
und den Bodenbelägen“.                                            Auf eine kleine Änderung haben sich die beteiligten
     Bereits jetzt erstellen die Forscher aus Athen eine     Konfessionen dann doch einigen können: Ein etwa 90
Vorstudie zur Situation des Untergrunds der Ädikula.         mal 30 Zentimeter grosses Fenster im Marmor gegen-
Wie dramatisch die Lage und deren mögliche Auwir-            über der Grablege gibt die Sicht frei auf ein Stück des
kungen auf die Stabilität und Nachhaltigkeit der Restau-     ursprünglichen Steinbetts. Damit soll ein bisschen von
rationsarbeiten ist, hat auch die Wissenschaftler über-      dem ursprünglichen Höhlengefühl erhalten bleiben.
rascht. „Wir haben festgestellt, dass das steigende Wasser
anhaltend die Ädikula gefährdet“, erklärt Antonia Mo-
ropoulou. Ferner seien Abwasser- und Regenwasserka-
näle „in willkürlicher Art und Weise unter der Rotunde
                                                                                ZUR PERSON
verlegt“. Die dringende Empfehlung der Fachleute aus                Andrea Krogmann, 1977 in Detmold (NRW)
Griechenland an die drei Konfessionen: Die ­ordentliche           geboren, studierte katholische Theologie an der
Installation eines Entwässerungssystems ist nötig.                Universität Bonn. Danach war sie am Lehrstuhl
     Die Letztentscheidung über die Fortsetzung der               für Liturgiewissenschaft der katholisch-theolo-
Arbeiten liegt bei den Konfessionsgruppen. Die Forscher              gischen Fakultät der Universität Freiburg/
aus Athen wird die Grabkapelle aber noch über Jahre                 Schweiz tätig, bevor sie als Redakteurin zur
beschäftigen. Antonia Moropoulou: „Wir haben die Verant­-             Schweizer Katholischen internationalen
wortung, die Performance der Grabkapelle nach ihrer                Presseagentur (Kipa) und 2016 wechselte. Seit
Restaurierung zu überwachen, um ihre strukturelle                  2010 lebt sie in Jerusalem und berichtet unter
­Gesundheit und das thermohydrische Gleichgewicht zu                 anderem für die Katholische Nachrichten-­
                                                                   Agentur (KNA) und die Tagespost in Wort und
                                                                             Bild aus dem Nahen Osten.
                                                                                                                                     17
Leitartikel   Pilger­
                         herberge   Akademie     GASTBEITRAG          Sozialarbeit   Friedensdienst      Chronik                 Betrachtung

     Pessach in Jerusalem
     „Und es war eine große Freude
     zu Jerusalem“ heißt es in
     2 Chron 30,25–26 zur
     Erneuerung des Pessachfestes
     durch König Hiskia.
                                                                                                      Foto: © Michaela Weber/Hentrich & Hentrich Verlag

                      Von W alter H omolka                         zen“, „Einschränkungen“ und „Hindernisse“ meint,
                                                                   während Yerushalayim „Stadt des Friedens“ bedeutet.

     P
             essach ist das erste der drei Pilgerfeste, zu denen   Der Weg nach Jerusalem führt somit vom Konkreten
             zu Zeiten des Tempels die Juden aus dem gan-          zum Abstrakten, vom Profanen zum Heiligen.
             zen Land und später auch aus der Diaspora all-             Was aber sagt man, wenn man bereits in Jerusalem
     jährlich nach Jerusalem pilgerten. Die Bedeutung dieses       lebt? Mit der Ansiedlung von mehr und mehr Juden im
     großen Festes liegt in der Erinnerung an den Auszug           Lande Israel wurde es hier üblich, den Sederabend mit
     der Israeliten aus Ägypten, mit dem sie als Volk in die       dem Satz „Nächstes Jahr im wiedererrichteten Jerusa-
     Geschichte eintreten.                                         lem“ zu beschließen. Der Begriff Yerushalayim Ha-
           Am Vorabend von Pessach trägt man die Haggada           Benuyah setzt aber nicht die eigenmächtige Errichtung
     vor, die Erzählung vom Exodus, und sagt: „Alle, die           des Dritten Tempels und die Wiedereinführung des Op-
     Mangel leiden, sollen kommen und mit uns feiern – die-        ferdienstes voraus. Unsere Aufgabe ist es, die Verhält-
     ses Jahr hier und nächstes Jahr in Israel; dieses Jahr als    nisse zum Besseren zu wenden, hin zum idealen Jerusa-
     Sklavinnen und Sklaven und nächstes Jahr als freie            lem, so wie es auch Israels Unabhängigkeitserklärung
     Menschen.“                                                    anstrebt: „Er wird auf Freiheit, Gerechtigkeit und Frie-
           Der Sederabend wird seit dem Mittelalter mit dem        den im Sinne der Visionen der Propheten Israels ge-
     Satz „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ beschlossen. Der           stützt sein“. Nächstes Jahr in Jerusalem? Wenn wir den
     Wunsch bringt eine Sehnsucht zum Ausdruck, die sich           sozialen Auftrag der Propheten ernst nehmen, kommen
     über zwei Jahrtausende erhalten hat. Diese Sehnsucht          wir dieser Hoffnung näher.
     geht mit einer endzeitlichen Erwartung einher: Nach Jes
     22 sollen alle Völker am Ende der Tage nach Jerusalem             Michael Shire (Hg.)
     ziehen, um dort das endgültige Friedensreich zu emp-              D ie P essach H agga da
     fangen.                                                           Sprache: Deutsch, Hebräisch
           Es war der Wiener Rabbiner Schalom von Neu-                 64 Seiten, Hardcover
     stadt (gestorben um 1415), der das Hasal Seder Pessach,           64 Abbildungen
     eine poetische Zusammenfassung all der Regeln für den             ISBN: 978-3-942271-89-9
     Sederabend, als Abschluss in die Festliturgie aufnahm.            24,90 €
     Von seinem Schüler Isaak von Tyrnau, der in Wien ge-                                                            Foto: © Verlag Hentrich & Hentrich

     boren wurde, wissen wir, dass der Wunsch „Nächstes
     Jahr in Jerusalem!“ diesen zusätzlichen Zeilen zunächst
     vorangestellt war. Der Satz wird zum ersten Mal im
     „Buch der jüdischen Bräuche“ (Sefer ha-Minhagim)
     dieses jüdischen Gelehrten erwähnt und dürfte somit
     Ende des 14. Jahrhunderts zunächst im Herzogtum Öster-
     reich, im Königreich Ungarn und in der Steiermark
     ­üblich gewesen sein.

     Wenn Mitte April diesen Jahres Juden und Jüdinnen
     in aller Welt den Sederabend feiern, dann beenden
     sie ihn überall mit dem Satz „L’Shana Haba‘ah
     B‘Yerushalayim“. Wir vergegenwärtigen uns dann die
     Reise, die uns von Ägypten nach Jerusalem führt. Der
                                                                                     ZUR PERSON
     hebräische Name für Ägypten ist Mizrajim, was „Gren-                Rabbiner Prof. DDr. Dr. h.c. Walter Homolka
                                                                         ist Rektor des Abraham Geiger Kollegs an der
                                                                                      Universität Potsdam.
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Leitartikel   Pilger­
                    herberge   Akademie     Gastbeitrag   SOZIALARBEIT          Friedensdienst   Chronik       Betrachtung

Tut dies zu meinem Gedächtnis!
(Lk 22,19)
Sozialarbeit des Österreichischen Hospizes

               Von M arkus S t . B ugnyar

B
        ei meinem Besuch in Gaza letzten Juli war das
        eines der beiden Bibelzitate, die ich im Kinder-
        heim sah. Das andere Zitat war ebenso den bib-
lischen Berichten zum Gründonnerstag entnommen:
„Das ist mein Leib.“ (Mk 14,22par)
     Die weiß-blau gewandeten Schwestern der Mutter
Teresa verstehen ihren Dienst unter diesem Vorzeichen:
In den schwerst behinderten Neugeborenen und Kin-
dern im Alter bis zu sieben Jahren begegnet ihnen Jesus.
Für sie da zu sein, heißt Christi Vorbild in der Welt zu
bezeugen. Einer Welt, die sich Krankheit und Elend
gern vom Leib hält.
     So werden aus zwei Bibelversen ganz konkrete                                                          Foto: © Andrea Krogmann

Handlungsaufträge, aus Theorie wird Praxis, aus ge-
sichtslosem Christentum wächst gelebtes Zeugnis.              ßung, für die sich viele erst verschulden müssen, um
                                                              unabhängig werden zu können. Die Wohnraumverhält-
Die Aufgabe unseres Pilgerhauses ist Menschen bei ih-         nisse in Jerusalem sind unvergleichlich teuer; wer aber
rem Erkunden der Heiligen Stätten Aufnahme, Unter-            in die billigeren Gegenden am Stadtrand oder in die
bringung und einen Ruhepunkt zu bieten. Mit der Hei-          Westbank zieht, kehrt nicht mehr zurück. So „ver-
ligen Schrift in der Hand folgen viele den Erzählsträngen     schwinden“ Christen aus ihren angestammten Orten
der biblischen Bücher. Doch an den gesteinshaften Or-         etwa in der Altstadt. Und andererseits wachsen neue
ten und Plätzen finden wir bei unserer Reise durch das        „Ghettos“, Inseln christlicher Präsenz inmitten einer
Land auch die – wie Papst Johannes Paul II. gerne             unbekannten Umgebung. Soweit es unsere Mittel erlau-
Christen nannte – „lebendigen Steine“, Menschen unse-         ben, helfen wir auch bei Wohnungsrenovierungen und
res Glaubens und auch solche anderer Überzeugung.             –adaptierungen; etwa wenn eine Behinderung dies not-
Gemeinsam sind uns die Herausforderungen des All-             wendig macht.
tags, eine stets fragile politische Situation und die Sehn-         Kardinal Christoph Schönborn hat bereits vor ei-
sucht nach Frieden.                                           niger Zeit verfügt, dass wir jährlich 10.000 Euro aus
     Jesu Wort wirklich zu hören kann nur bedeuten,           den laufenden Netto-Einnahmen für soziale Zwecke
auch danach zu leben. Sozial tätig zu sein, in den engen      verwenden dürfen; dies ist der Grundstock unseres So-
Grenzen unseres Vermögens, ist so ein genuiner Auftrag        zialfonds. Hinzu kommen die Gaben unserer Freunde
unseres Hauses.                                               und Gäste, die wir über ein konkretes Anliegen infor-
     Zuerst tun wir dies durch die Schaffung von Ar-          mieren. Der eine oder andere Leser erinnert sich viel-
beitsplätzen, die vielen Menschen erst ermöglichen, ein       leicht auch an unsere Aktion zugunsten der armeni-
würdiges Leben hier zu führen und Auswege nicht               schen Jugend in der Altstadt, als deren Teilnahme an
durch Auswanderung suchen zu müssen. In einem                 den panarmenischen Spielen gefährdet war; über einen
nächsten Schritt eröffnet sich uns die Möglichkeit, Kin-      Facebook-Aufruf hatten wir rasch mehr als das Benö-
dern und Jugendlichen in Schule und Ausbildung zu             tigte zusammen.
helfen. Gute Erziehung findet sich oftmals eher in den              Ich bitte Sie um Verständnis, wenn wir im Interes-
kirchlichen Schulen und Universitäten, das Schulgeld          se der Privatsphäre und Diskretion nur im persönlichen
aber überfordert manche, denen wir helfen wollen. Hin-        Gespräch Namen und nähere Umstände zu unseren so-
zukommen können unverschuldete Notfälle, die eine             zialen Aktivitäten mitteilen, das gebietet, denke ich,
herkömmliche Krankenversicherung nicht abdeckt,               auch die Rücksicht auf die Würde unserer Mitmenschen
aber auch schöne Lebensereignisse wie eine Eheschlie-         hier vor Ort.

                                                                                                                                     19
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