Korrespondenz Die Österreichische Gesellschaft vom Hl. Land - Der Freundeskreis des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem ...
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Nr. 17 · 2017 JERUSALEM Korrespondenz Halbjahresbericht des Österreichischen Pilger-Hospizes Die Österreichische Gesellschaft vom Hl. Land Der Freundeskreis des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem gesellschaft@austrianhospice.com
SPENDENKONTEN: Österreichisches Hospiz – Sozialfonds AT43 1919 000 300 150 127 BSSWATWW Österreichisches Hospiz – Bauspende AT17 1919 000 400 150 124 BSSWATWW IMPRESSUM: Rektor Markus St. Bugnyar, Österreichisches Hospiz zur Heiligen Familie (Austrian Hospice) Via Dolorosa 37 · P.O.B. 19600 91194 Jerusalem rectorate@austrianhospice.com Titelfoto: © Andrea Krogmann, Grablege Jesu
Editorial Verehrte Gäste und Freunde des Österreichischen Pilger- Hospizes zur Heiligen Familie in Jerusalem! M it dieser Nummer ändern sich Name und Er- scheinungsbild unseres bisherigen Newsletters: Unsere „Jerusalem-Korrespondenz. Halbjahres Foto: © Fotostudio Floyd bericht des Österreichischen Pilger-Hospizes“ erscheint mit größerem Umfang fortan zweimal jährlich. Jeweils zu Beginn unserer beiden Hauptsaisonzeiten informie- Als Wunder bezeichnen viele Betrachter das Geschehen ren wir ausführlich über unser Tun der letzten Monate rund um die Renovierung der Grabkapelle Jesu; es ist und stellen Ihnen unsere Projekte vor, damit Sie stets nicht einfach, die zahlreichen Kirchenhäupter und deren aktuell aus Jerusalem informiert sind. Interessen unter einen Hut zu bringen. Die Fotografin Das Wort „Korrespondenz“ war mir dabei wichtig. und Journalistin Andrea Krogmann führt uns in Text Es betont die dialogische Struktur unseres Pilger-Gäste und Bild hinter die Baukulissen. Von ihr stammt auch hauses und bittet Sie zum Gespräch und innerer Anteil- das Cover-Bild dieser Korrespondenz. nahme. Besonders freue ich mich über den Gastbeitrag des Rabbiners und Abraham-Geiger-Kolleg-Rektors Walter Botschafter Mag. Martin Weiss blickt in seinem Leit Homolka zu Pessach in Jerusalem. artikel auf die Etappen des 60-Jahr-Jubiläums diplo- Eine Betrachtung zum Osterfest rundet Ihre Lek- matischer Beziehungen zwischen Österreich und Israel türe ab und lenkt Ihren Blick einmal mehr auf das leere zurück. In der Rubrik Pilgerherberge stellen wir Ihnen Grab: den Inhalt unserer Hoffnung. unsere Casa Austria vor, das Bauprojekt des Hospizes, In diesem Sinne – eine gute Zeit Ihnen und auf das unsere wirtschaftliche Basis in Zukunft sichern hel- bald in Jerusalem! fen soll. Auch für Sie eröffnet sich hier eine einmalige Gelegenheit. Mittels unserer Baustein-Aktion tragen Sie Ihren Namen in unser Donatores-Buch ein und sind hier dem Himmel mit Ihren Anliegen ein bedeutendes Stück näher. Rektor Markus St. Bugnyar Wissen Sie was ein Stereoskop ist? Unser Freund und gerne gesehener Gast Robert Michael Kurzböck hat un- serem Archiv eines geschenkt, das seinen Weg aus Jeru- salem nahm und einst seinem Großvater gehörte. Das Heilige Land birgt auch heute noch Wunder. Petra Klose hat einen Wunderknaben in Betlehem ent- deckt, der unserer Förderung würdig ist. 3
LEITARTIKEL Pilger herberge Akademie Gastbeitrag Sozialarbeit Friedensdienst Chronik Betrachtung 60 Jahre Diplomatische Beziehungen zwischen Österreich und Israel Von M artin W eiss Ö sterreich und Israel haben im vergangenen Jahr das 60-Jahr Jubiläum der Aufnahme diploma- tischer Beziehungen gefeiert (1956-2016). Die bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und Israel haben sich in den letzten Jahren ausgezeichnet entwi- ckelt, allein schon die große Anzahl hoher und höchst- rangiger bilateraler Besuche zeigt dies in eindrucks voller Weise. Aber auch die boomenden Wirtschafts- beziehungen und die starke Zunahme des Tourismus (in beide Richtungen) unterstreichen die hohe Qualität Foto: © Martin Weiss der bilateralen Beziehungen. Kurz gesagt: Zwischen Österreich und Israel gibt es derzeit keinerlei offene Besuchsaustausch Probleme, sondern vielmehr eine große Zahl von engen und vertrauensvollen Kontakten auf allen Ebenen und Bundesminister Sebastian Kurz besuchte im Mai 2016 zahlreiche konkrete Kooperationsprojekte. Israel. Er wurde bei dieser Reise von einer Delegation von „Young Austrian Leaders“ begleitet (ein Gegenbe- Die hervorragenden bilateralen Beziehungen wurden such einer Gruppe von „Young Israeli Leaders“ fand im auch in diversen Abkommen und Memoranden sicht- November 2016 in Österreich statt), traf sich unter an- bar, die Österreich und Israel allein im Jahr 2016 unter- derem mit Premier- und Außenminister Benyamin Ne- zeichnet haben: tanyahu, unterzeichnete mehrere Abkommen und gab Außenminister Kurz und Premierminister Neta- im Israel Museum in Jerusalem einen feierlichen Emp- nyahu unterzeichneten im Mai 2016 ein sogenanntes fang aus Anlass des 60-jährigen Jubiläums der Aufnah- „Working Holiday Programm“. Dieses Abkommen wird me bilateraler Beziehungen. Mitte Mai 2017 in Kraft treten und es damit erstmals Die Klubobleute Andreas Schieder und Reinhold jungen Österreicherinnen und Österreichern und jun- Lopatka trafen Ende Mai 2016 mit dem Sprecher der gen Israelis ermöglichen, im jeweils anderen Land eine Knesset, Yuli Edelstein, sowie mit zahlreichen Knes- – zeitlich beschränkte – Arbeitserlaubnis zu erhalten setabgeordneten zusammen. Die weitere Stärkung der und dadurch einen ganz persönlichen und unmittelba- bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Parla- ren Eindruck von Land und Leuten zu erhalten. Wenn menten war ein Schwerpunkt dieses Besuches. es schon so richtig heißt „Durch’s Reden kommen die Gewerkschaftspräsident Erich Foglar besuchte – Leut’ zusammen“, dann gilt das für das Urlauben und gemeinsam mit der Frauenvorsitzenden und dem Ju- Arbeiten noch viel mehr! gendvorsitzenden des ÖGB (Anm.: Österr. Gewerk- Ebenfalls von Außenminister Kurz und Premier- schaftsbund) – Israel im September 2016 für ein Treffen minister Netanyahu wurde im Mai 2016 ein bilaterales mit dem Präsidenten der israelischen Gewerkschaft und Abkommen für die Bereiche Kultur, Wissenschaft und belebte damit eine lange Tradition des engen Gedan- Erziehung unterzeichnet. Auf Basis dieses Abkommens kenaustausches zwischen den österreichischen und isra- wird es in Zukunft in all diesen Bereichen noch dichtere elischen Gewerkschaften. und vielschichtigere Kooperationen zwischen Österreich Nationalratspräsidentin Doris Bures nahm eine und Israel geben. Gegeneinladung von Yuli Edelstein – dem Sprecher der Ein Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteue- Knesset, der Österreich im Jahr 2014 besucht hatte – an rung und der Verhinderung der Steuerumgehung wur- und besuchte Israel im September 2016. Die Stärkung de zwischen der Republik Österreich und dem Staat Is- der bilateralen parlamentarischen Kontakte zwischen rael im November 2016 von den Finanzministern Hans Österreich und Israel stand auch auf ihrem Programm. Jörg Schelling und Moshe Kahlon unterzeichnet. Dieses Abkommen verbessert die Rahmenbedingungen für die Am Staatsbegräbnis von Shimon Peres (am 30. Septem wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und ber 2016) war Österreich in einer letzten Geste der Wert- Israel, Investitionen in beide Richtungen werden da- schätzung an einen der beeindruckendsten Politiker des durch belebt werden. Staates Israel durch Nationalratspräsidentin Doris Bures 4
LEITARTIKEL Pilger herberge Akademie Gastbeitrag Sozialarbeit Friedensdienst Chronik Betrachtung Foto: © Martin Weiss Foto: © Martin Weiss Botschafter Weiss mit den Die Präsidenten des Nationalrates, Doris Bures, „Young Israeli Leaders“ bei ihrem Arbeitsbesuch in Wahrnehmung der Funktion des Bundespräsidenten, und Zuckerwaren. Hinzu kommen Dienstleistungsex- durch Außenminister Sebastian Kurz und durch Alt- porte, die in einem hoch entwickelten Markt wie Israel bundespräsident Heinz Fischer höchstrangig vertreten. von besonderer Bedeutung sind. Bundesministerin Sophie Karmasin besuchte Israel Der Tourismus läuft hervorragend und stieg auch im Oktober 2016 zu einem Gedankenaustausch zu den 2016 rasch an. Die Nächtigungen in den ersten elf Mo- Themen Jugend und Familie – gemeinsam mit der israeli- naten des Jahres 2016 lagen bereits über dem Ganzjah- schen Justizministerin Shaked nahm sie auch an den reswert 2015, und schon 2015 war mit +22 % ein Tou- Feierlichkeiten zum Österreichischen Nationalfeiertag teil. rismus-Rekordjahr! Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil be- Auch die Flugverbindungen zwischen Österreich suchte Israel im November, wo er unter anderem mit wurden weiter verstärkt: 14 Wochenflüge der Austrian seinem Gegenüber – dem israelischen Verteidigungs Airlines und 5 Flüge der israelischen Fluggesellschaft El minister Avigdor Lieberman – zusammentraf und zahl- Al wurden im Winter durch direkte Charterflüge nach reiche sicherheitspolitische Termine wahrnahm. Innsbruck und Salzburg ergänzt. Der Landeshauptmann von Oberösterreich, Josef Pühringer, absolvierte im November 2016 die traditio- Zahlreiche vielbeachtete Kulturveranstaltungen – so nelle Friedenslicht-Reise (dabei wird stets das Friedens- z.B. die erste österreichische Filmwoche in Israel – haben licht aus Betlehem nach Österreich geholt) und unter- ein intensives Jubiläumsjahr zwischen Österreich und zeichnete dabei auch ein „Memorandum of Understan- Israel abgerundet. So bleibt am Ende des Jahres 2016 ding on the Continuation of the Cultural Co-operation eigentlich nur eine Frage offen: Wie können die bilatera- between the Government of the State of Israel and the len Höhepunkte des Jahres 2016 in den folgenden Jahren Government of the Federal State of Upper Austria for noch übertroffen werden? Aber vielleicht ist ja der be- the years 2016 to 2021.“ vorstehende erste Israel-Besuch des österreichischen Bundesminister Hans Jörg Schelling traf Ende No- Bundeskanzlers Christian Kern dafür ein guter Auftakt? vember 2016 in Israel ein, wo er mit Finanzminister Kahlon zusammentraf und mit diesem ein Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung unterzeichnete. ZUR PERSON Wirtschaft Botschafter Martin Weiss wurde 1962 geboren, er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Nach Israel selbst verzeichnete 2016 ein starkes Wirtschafts- dem Studium der Rechtswissenschaften an den wachstum von 3,25 %, die Arbeitslosigkeit war mit 4,5 % Universitäten Graz und Wien war er als gering. Diese solide Wirtschaftsentwicklung bildete die Assistent am Institut für Staats- und Verwaltungs Basis für die boomenden Wirtschaftsbeziehungen zwi- recht der Universität Wien tätig. Er schloss an schen Österreich und Israel. seine Tätigkeit als Universitätsassistent ein Die österreichischen Exporte nach Israel beliefen Auslandsstudium in den USA an (University of sich 2015 auf 342,2 Mio. EUR (+22,8 %). In den ersten Virginia) und erwarb dort einen „Master of neun Monaten des Jahres 2016 stabilisierte sich dieser Laws“ (LL.M.). Er ist seit 1990 österreichischer Höhenflug und zeigte, trotz eines leichten Minus, dass Diplomat und leitete u.a. den Presse- und der deutliche Anstieg der bilateralen Handelszahlen ein Informationsdienst in Washington D.C., war Nachhaltiger ist. Hauptexportwaren sind Produkte in Generalkonsul in Los Angeles und Botschafter in den Bereichen ,Maschinen, Apparate und Geräte‘ ge- der Republik Zypern. Von 2012 bis 2015 war er folgt von pharmazeutischen Erzeugnissen sowie Zucker Sprecher des österreichischen Außenministeri- ums, seit November 2015 ist er Botschafter der Republik Österreich in Israel. 5
Leitartikel PILGERH ERBERGE Akademie Gastbeitrag Sozialarbeit Friedensdienst Chronik Betrachtung Wer baut, blickt in die Zukunft Die Casa Austria im Österreichischen Pilger-Hospiz Foto: © Fotostudio Floyd Von M arkus S t . B ugnyar auch die Erwartungen unserer Gäste im 21. Jahrhun- dert in Richtung höherer Standards verschoben. Das S ie haben richtig gelesen: Wir bauen. Ein Neben- Projekt macht uns also fit für das Kommende, besser: gebäude in unserem Gartenareal, dem wir den für die Kommenden. Wer baut, blickt in die Zukunft! Namen Casa Austria gegeben haben. Eifrige Hei- 3,5 Millionen Euro kostet dieses Unternehmen. lig-Land-Pilger wissen, dass die Gästehäuser der Fran- Unsere Lage inmitten der Altstadt von Jerusalem erfüllt ziskaner zumeist Casa Nova genannt werden, dem wol- uns Österreicher und Österreicherinnen mit Stolz und len wir unseren Österreich-Bezug beigesellen. erfreut den Reisenden, erweist sich aber bei einem sol- chen Projekt auch als Preistreiber. Mit schwerem Bau- Auf dieser Doppelseite unserer Jerusalem-Korrespon- gerät und großen Fuhren zuzufahren ist unmöglich; die denz finden Sie einen Entwurf dieses Gebäudeteiles: Baustelle erinnert ein wenig an unsere Gründungszeit Dreizehn Wohneinheiten für unsere Freiwilligen und 1856-1858, als wir mit vielen fleißigen Arbeiterhänden Gäste, ein Archiv zur historischen Erforschung unserer ans Werk gehen mussten. Hausgeschichte, ein von Gesetzes wegen vorgeschriebe- Die Österreichische Bischofskonferenz hat bereits ner Schutzraum, Flächen zur Auslagerung von Werk- 300.000 Euro zur Casa Austria beigetragen, wofür wir statt und Waschküche aus dem Hauptgebäude. Womit sehr dankbar sind. 1,2 Mio Euro kann die Stiftung des auch hier wiederum neue Gestaltungsmöglichkeiten für Österreichischen Hospizes in der Obhut des Kuratori- die geplante Generalsanierung eröffnet werden. Die ums aus eigener Kraft beisteuern. Die fehlenden zwei Fertigstellung ist für den Sommer 2018 angedacht. Millionen werden aus einem Kredit beigesteuert: Diese Summe haben wir uns nun zur Aufgabe gemacht, aus Mit der Casa Austria verwirklichen wir zwei lange schon einer Baustein-Aktion zu bestreiten, die wir hiermit be- gehegte Anliegen unseres Hauses: Zum einen erhöhen ginnen wollen. wir die wirtschaftliche Rentabilität unserer Einrichtung Sie finden hier als Beilage einen Spenden-Erlag- und können so auch mehr den Wünschen u nserer Pil- schein für unser Baukonto. Sehr herzlich bitten wir gergäste entsprechen. Zum anderen haben sich freilich auch Sie um Ihre Unterstützung. 6
Leitartikel PILGERH ERBERGE Akademie Gastbeitrag Sozialarbeit Friedensdienst Chronik Betrachtung Warum sollten Sie uns unterstützen? Das Österreichische Hospiz ist eine altehrwürdige Einrichtung Österreichs im Orient, die erste nationale Pilger-Herberge, die im Heiligen Land eröffnet wurde. Kaiser Franz Joseph und der Erzbischof von Wien sind Foto: © A. H. unsere Gründerväter. Auch heute noch weht die öster- reichische Fahne über den Dächern der wohl bekann- testen Stadt dieser Welt. Dies zu erhalten, können Sie Ab einer Spende von 5.000 Euro senden wir Ihnen kos- beitragen. Das Pilger-Hospiz bietet Ihnen ein Stück tenfrei auch das aktuelle Hospiz-Buch „Im Orient zu Heimat fern der Heimat. Hause“, das ich gemeinsam mit Helmut Wohnout her- Jerusalem wurde nicht zufällig gewählt. Diese Stadt ausgegeben habe, zu. Für die besonders großzügigen ist erster Zeuge der biblischen Geschichte und der Taten unter Ihnen haben wir uns etwas besonderes einfallen Jesu. Hier lässt sich die Welt der Bibel hautnah erleben. lassen: Direkt neben unserer Kapelle wird eine Wand Nach einem ereignisreichen Tag kehren Sie ein in eine eingerichtet „zu Ehren unserer Wohltäter“, auf der Ihr Oase der Stille, die schon viele Gäste beeindruckt hat. Name auf einer künstlerisch gestalteten Kachel ver- Mit unserer Pilger-Herberge sind wir nicht irgendwo im ewigt wird. Spenden ab 10.000 Euro in einer Größe von Heiligen Land präsent, sondern ganz zentral, einen Stein 15 x 7,5 cm, ab 50.000 Euro in quadratischer Form von wurf von der Grabeskirche, nahest dem zentralsten Ort 15 x 15 cm, plus einem „Hausrecht“, bei uns für 10 Tage der Christenheit. Hier ein eigenes österreichisches Haus mit 4 Personen Quartier zu beziehen. Wir freuen uns zu haben, bedeutet auch Heimatrecht am Ort des Heils sehr, schon den ersten Spender in dieser höchsten Kate- zu haben. Gönnen Sie sich Ihren Anteil daran! gorie sicher zu wissen! Wir schaffen mit dem Gästehaus auch Arbeitsplät- Eine Baustein-Aktion lebt natürlich davon, auch ze und so ein menschenwürdiges Auskommen für unse- solche „hohen Ziele“ zu nennen; aber seien Sie versi- re Mitarbeiter; dieser soziale Aspekt ist unser Auftrag. chert: Jeder Beitrag hilft uns, unseren Aufgaben in Jeru- Unsere Freiwilligen befassen sich mit dem für die öster- salem nachkommen zu können. reichische Geschichte so wichtigen Thema des Holo- causts und mit den Facetten des Nahost-Konflikts, der Bitte helfen Sie uns dabei. Ich zähle auf Sie! auch vor Europas Toren nicht halt macht. Jerusalem war schon zu biblischer Zeit ein Schmelztiegel der Völker. Unser Friedensdienst und die Hospiz-Akademie weiten unsere Augen auf die Nöte des Landes und liefern auch Beiträge für die inter-kulturellen Fragen in Europa. Mit ZUR PERSON mehr Ressourcen können wir auch mehr leisten. Neh- Markus St. Bugnyar (geb. 1975) ist seit 2004 men auch Sie mit Ihrer Spende teil am Weltgeschehen! April amtierender Rektor des Österreichischen Als Danke für Ihre Spende wird Ihr Name in unser Pilger-Hospizes in Jerusalem. In seine Amtszeit Donatores-Buch eingetragen, das fortan in unserer fällt die Generalsanierung des Schwesternhau- Hauskapelle aufliegen wird. So sind Sie mit Ihren Anlie- ses und die Vergrößerung des Wiener Kaffee- gen dem Himmel über Jerusalem ganz nah. Eine Dankes- hauses. Als Verantwortlicher für die Akademie Urkunde bestätigt Ihren Beitrag in feierlicher Weise. des Hospizes organisiert er inter-kulturelle Die einzelnen Bausteine dieser Aktion sind wie Konzerte und wissenschaftliche Symposien und folgt gestaffelt: Spendern bis 1.000 Euro danken wir publiziert sukzessive zu Geschichte und zusätzlich mit einer Sonderbriefmarke; darüber hinaus Gegenwart der Pilger-Herberge. mit einem Poster, das den ersten, wunderschön gearbei- teten Bauplan zum Hospiz von Anton Endlicher zeigt. 7
Leitartikel PILGERH ERBERGE Akademie Gastbeitrag Sozialarbeit Friedensdienst Chronik Betrachtung Locumtenentia Lassen Sie sich Austriaca verwöhnen! Von M arkus S t . B ugnyar A m 30. Oktober 2016 wurde durch Erzbischof em. Dr. Alois Kothgasser und Statthalter DDr. Karl Lengheimer die neue Marmor-Tafel der Österreichischen Statthalterei des Ordens der Ritter und Damen vom Heiligen Grab in einer feierlichen Ves- per gesegnet. Rechts neben unserer Eingangstüre wird sie fortan all unsere Besucher an diese enge Verbindung Foto: © AH. zwischen dem im 19. Jahrhundert wieder errichteten Von S r . V ize -R ektorin päpstlichen Orden und dem zur selben Zeit gestifteten B ernadette S chwarz SCSC Pilger-Hospiz erinnern: In der gemeinsamen Sorge W um das Wohl der Christen im Heiligen Land sind wir enn Sie “Österreichisches Hospiz” lesen oder vereint. hören, woran denken Sie? Wahrscheinlich Beinahe alle Rektoren im Laufe der Geschichte des nicht unbedingt an ein Wiener Kaffeehaus. Österreichischen Pilger-Hospizes waren bzw. sind An- Wir führen nicht nur ein Pilger-Gästehaus mit 124 Gäs- gehörige des Ordens. Und umgekehrt zeigen die etwa tebetten, sondern auch ein Kaffeehaus nach Wiener Art. 560 Ordensangehörigen in allen österreichischen Bun- So manche unserer Besucher und Gäste sind er- desländern ihre Zuneigung zu „ihrem Haus in Jerusa- staunt, hier ein Schnitzel mit Kartoffelsalat und haus- lem“ durch ihre großartigen Zuwendungen bei den gemachte Käsespätzle angeboten zu bekommen. Und Bau- und Instandhaltungsarbeiten des Hospizes. Keine dann auch noch Apfelstrudel und Sachertorte aus der andere Grabesritter-Statthalterei weltweit hat in diesem eigenen Küche und dazu eine Tasse Melange oder Cap- Sinne eine Dependance in der Heiligen Stadt; kein an- puccino oder Cafe latte. deres Haus bietet sich mehr als Herberge für die Pilger- Die Kaffeebohnen für dieses vielfältige Angebot – fahrten des Ordens weltweit an. wie in Wiener Kaffeehäusern üblich – importieren wir aus Österreich, den Kaffee machen wir aus den frisch Foto: © AH. gemahlenen Bohnen selber. Nicht nur Meinl-Kaffeebohnen importieren wir aus Österreich, sondern auch Bier. Sowohl Edelweis als auch Gösser hell und dunkel sind bei den Pilgern und Touristen sehr beliebt. Fern der Heimat nach einem anstrengenden Tag ein gut gekühltes Gösser zu trinken, das schmeckt! Gerne bestellt und gegessen wird die „Jerusalem- pizza“, eine Kreation des Hauses. Sie ist nicht italie- nisch, sondern hat eine echt orientalische Note durch Verwendung von Olivenöl und Zaatar-Gewürz. Die Je- rusalempizza – ob vegetarisch oder mit Salami – ist wahrlich geschmackvoll und vor allem gesund. Klassische Musik während unserer Öffnungszeiten macht das Verweilen im Kaffeehaus angenehm und er- holsam. Erholung und Entspannung finden die Gäste und Besucher auch in unserem Garten, den viele als „Oase des Friedens“ bezeichnen. Habe ich durch diesen kleinen Einblick in unser Wiener Kaffeehaus Ihren Appetit und Ihre Neugierde Erzbischof Alois Kothgasser segnet die neue geweckt? Ich freue mich auf Ihren Besuch! Ordensritter-Tafel der Österreichischen Statthalterei 8
Leitartikel PILGERH ERBERGE Akademie Gastbeitrag Sozialarbeit Friedensdienst Chronik Betrachtung Jerusalem Spirits Von R onnie N iedermeyer S eit Jahrtausenden verehren unzählige Menschen Jerusalem als heilige Stadt. Alle drei abrahamiti- schen Weltreligionen – Judentum, Christentum und Islam – haben hier heilige Plätze. Nach der Tradition wählte Gott ebenjenen Ort als sein irdisches Zuhause. Hier wurde Adam, der erste Mensch, erschaffen, hierher kam Abraham um seinen Sohn zu opfern, hier wurde Jesus gekreuzigt und hier war es auch, wo Mohammed in den Himmel auferstieg. Jerusalem bietet keine geostrategischen Vorzüge, keine natürlichen Ressourcen und keinen Wasserzu- gang. Und doch wurden für diese Stadt mehr Kriege ge- führt als für jede andere. Das mittelalterliche Europa betrachtete diese Stadt als axis mundi, als Zentrum des Universums. Mystische Texte erzählen uns, dass der Himmel hier tiefer als anderswo hängt. Selbst säkulare Menschen berichten von veränderten Gemütszuständen in Jerusalems Altstadt. Aber was ist die Quelle dieser gleichsam guten und zerstörerischen Kraft? Ronnie Niedermeyer, der als Jugendlicher in Jeru- salem lebte, kehrte 2013 zurück, um sich dieser Frage zu stellen. In Photographien hielt er religiöse Orte, Men- schen und Rituale, aber auch sehr weltliche Momente mit spiritueller Energie fest. So erschuf er nicht nur ein lebendiges Portrait von Jerusalems spirituellem Leben, sondern erforschte auch, was Geist wirklich für die Menschen bedeutet. Niedermeyer wurde 1980 in Wien geboren. Seit 2006 arbeitet er an einer Trilogie über Zeit, Raum und Geist, indem er Bilder und Texte verwendet, die diese Konzepte in drei verschiedenen Städten illustrieren. Der erste Photoband über Wien erschien 2008 im Christian Brandstätter Verlag. Der zweite, diesmal über Leipzig, ist druckfertig. Jerusalem Spirits wird diese Trilogie ab- schließen. Diese Bilder, von denen auch einige in den Gäste- zimmern hängen und erworben werden können, zeigen eine kleine Vorschau auf sein geplantes Buch. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an: contact@rn.co.at Fotos: © Ronnie Niedermeyer 9
Leitartikel PILGERH ERBERGE Akademie Gastbeitrag Sozialarbeit Friedensdienst Chronik Betrachtung Von Jerusalem nach Österreich und wieder retour Die Reise eines „Kuriosums“ Foto: © Robert Michael Kurzböck waren gefüllt mit Besichtigungen der wichtigsten Sehens würdigkeiten der Stadt und Ausflügen zu Stätten in der ganzen Region. Andachten, Messen und unzählige Gebe- te waren Teil der frommen Erbauung. Mein Großvater erzählte oft von der schönen und intimen Hospizkapelle, in der er wieder zu Ruhe und gestärktem Glauben fand. Doch es war auch eine vergnügliche Reise. Ein Ausflug an das Tote Meer brachte willkommene Ab- wechslung. Große Aufregung verursachte ein nächtli- cher Ausbruch ohne Abmeldung aus den geheiligten Mauern. Großvater kannte von einer seiner Reisen ins Veneto den Judaskuss aus Giottos Freskenzyklus in der Cappella degli Scovegni in Padua. Dieses Bild regte ihn an, mit einigen Freunden den Garten Gethsemane am Ölberg aufzusuchen. Sie büchsten aus. In Gedanken und Gebet verweilten die Ausreißer bis in die frühen Morgenstunden. Genügend Kerzen und vielleicht ein wenig Proviant hatten sie wohl dabei. Aber bei einer Meditation kommt man ja ohne aus. Ein weiteres Andenken, das der Heimkehrer mit Foto: © R. M. Kurzböck nach Hause brachte, ist jenes Souvenir, dass ich dem Hospiz und allen, die es bestaunen wollen, gerne über- Der Herr rechts ist mein Großvater reicht habe. In der damaligen Zeit war dieses Kuriosum der letzte Schrei: Ein hölzernes Gerät zur Betrachtung Von R obert M ichael K urzböck von Fotos, ein Stereoskop genauer gesagt, mit zwei Etuis. Es ermöglicht ein räumliches Betrachten des Hl W eit über hundert Jahre sind vergangen seit Landes: Menschen und ihre alltäglichen Geschäfte, mein Großvater Franz Josef mit einer ober- Kulturstätten, Landschaften. Heute ein Eintauchen in österreichischen Pilgergruppe von Linz aus eine längst vergangene Welt. in das Heilige Land reiste. Mit der Poseidon fuhr er von Auch ich kam als junger Bub in den Genuss der in Triest Richtung Haifa, danach mit der Bahn nach Jeru- der Familie sogenannten Jerusalem-Sitzungen. Neben salem, um dort im Hospiz zur Heiligen Familie einzu- dem Apfelstrudel, den meine Großmutter servierte, kehren. Eine lange und strapaziöse Reise. wurde diese besondere Gerätschaft herumgereicht. Von Als Mitglied der Pilger-Musik weckte er mit den der Vorführung und den Erzählungen war ich sehr an- Rufen seines Flügelhornes allmorgendlich die Mitreisen- getan, ja vielleicht auch neugierig geworden. Von dem den; die meisten aber waren eher mit ihrer Seekrank- echten Land hatte ich damals aber noch keine Ahnung. heit beschäftigt. Zu seinem Glück überstand er als einer Meinem verehrten Großvater Franz habe ich also der wenigen die stürmische Überfahrt gut. diese Jerusalem-Begeisterung und die vielen Besuche im In Begleitung hoher Geistlichkeit fanden die Pilger, Hospiz zu verdanken. Oft frage ich mich, ob er sich einmal in der Stadt Jerusalem angekommen, schließlich noch in der Stadt zurechtfinden würde. Und sich Ge- ihr lange ersehntes Ziel. Viel Zeit zum Rasten hatte die danken machen würde, wie das Stereoskop wieder zu- Pilgergruppe nicht: Denn die Tage im Heiligen Land rück nach Jerusalem kam. 10
Leitartikel PILGERH ERBERGE Akademie Gastbeitrag Sozialarbeit Friedensdienst Chronik Betrachtung Foto: © A. H. Stereoskop Das Jaffator in Stereoskop-Ansicht Von V alentin W eber voneinander verschobene Bilder, die den Tiefeneindruck erzeugen. Der britische Physiker Sir Charles Wheat- M it Hilfe eines Stereoskops (griech. stereos: stone konstruierte bereits 1838 einen Vorläufer des Ste- räumlich und skopeo: betrachten) konnte man reoskops. 11 Jahre später vereinfachte Sir David Brewster bereits im 19. Jahrhundert Bilder räumlich das Stereoskop und entwickelte zusätzlich die erste wiedergeben. Ganz so wie Menschen mittels ihrer beiden Zweiobjektiv-Kamera, mit der man die für das Stereo Augen ihre Umgebung aus zwei Blickwinkeln gleichzeitig skop benötigten Stereobildpaare anfertigen konnte. wahrnehmen, wurden für die Stereoskopie Fotos aus Nachdem 1851 das Stereoskop bei der Weltausstellung in zwei leicht abweichenden Perspektiven gemacht, die so- London vorgeführt worden war, stieg seine Popularität dann in das Stereoskop eingesetzt wurden. Der Betrachter, stetig an, bis es um 1900 zu einem regelrechten Massen- der durch das Stereoskop blickt, sieht somit mit dem medium wurde. Ab 1910 wurde das Stereoskop jedoch linken und dem rechten Auge getrennt auf zwei leicht langsam von fortschreitender Technik im Film verdrängt. Foto: © A. H. Dieses Stereoskop fand seinen Weg in unser Archiv 11
Leitartikel Pilgerherberge AKADEMIE Gastbeitrag Sozialarbeit Friedensdienst Chronik Betrachtung Meisterkurse im Pilger-Hospiz P Foto: © Familie Musil etra Klose koordiniert mit Unterstützung inter- national renommierter Künstler musikalische Meisterkurse in Jerusalem, an denen sich das Pilger-Hospiz im Rahmen seiner Akademie-Tätigkeit beteiligt. Talentierten Kindern und Jugendlichen, ge rade aus finanziell prekären Familienverhältnissen, soll so eine einzigartige Möglichkeit geboten werden, ihre Fähigkeiten zu verbessern. Am Ende eines mehrtägigen Kurses kommt stets ein Abschlusskonzert zu stehen – für Freunde und Angehörige – in dem das neu erworbe- ne Wissen zum ersten Mal präsentiert werden kann. In den vergangenen Monaten haben wir uns vor- nehmlich auf Gesangspädagogik konzentriert; die Meis- terkurse fanden im letzten halben Jahr im Herbst, Janu- ar und März statt. Im Zentrum des über zwei Wochen andauernden Meisterkurses im Oktober und November standen die szenische Umsetzung und Interpretation musikalischer Werke. Neben der Schauspielerin Johanna Lonsky stell- Alois Musil in orientalischer Tracht te die weltweit tätige Opernexpertin Rosalba Lo Ducca jungen Talenten aus Jerusalem ihr Know-how zur Ver- Von R edaktion fügung. Die neu gewonnenen Kenntnisse und Fertigkei- ten kamen sogleich im darauffolgenden Konzertprojekt „Die Wanderer“ zum Einsatz, das am 10. November im Ausstellung Alois Musil Salon des Österreichischen Hospizes präsentiert wurde und unbekannte musikalische Juwelen des Kantors und W ährend des Symposiums im Septemer 2016 Schubert-Zeitgenossen Salomon Sulzer und seiner wurde auch die Fotoausstellung über den Söhne beinhaltete. Für das Konzert konnte neben den Orientalisten und Theo logen Alois Musil jungen palästinensischen Talenten der Akademie des (1868-1944) eröffnet, die gemeinsam mit dem tsche- Österreichischen Hospizes ein internationales Künstler- chischen Vertretungsbüro in Ramallah organisiert wur- team mit Interpreten aus Österreich, Kanada, Finnland, de. Die Photographien waren bis Mitte Januar 2017 im Deutschland und Israel gewonnen werden. Österreichischen Hospiz zu sehen. Für die Organisation aller genannten musikalischen Nach dem Gymnasialabschluss entschließt sich Begegnungen und Veranstaltungen ist die Musikagentur Alois Musil, seinen verschuldeten Eltern zu helfen, in- K und K Wien verantwortlich. Der Aufenthalt der nam- dem er sich in das Theologische Seminar in Olmütz haften KünstlerInnen wurde dank der großzügigen Unter- (heute Tschechien) einschreibt. Während des Studiums stützung des Österreichischen Kulturforums in Tel Aviv, erfährt er von der Eröffnung der École biblique in Jeru- des Landes Vorarlbergs, der Stadt Wien und des kana- salem und trifft die Entscheidung, seine Studien dort dischen Vertretungsbüros in Ramallah ermöglicht. fortzusetzen. Später geht er nach Beirut. Der Umzug in den Orient markiert auch den Beginn seiner ausgedehn- ten Expeditionen: Seine wichtigste Entdeckung macht Wenn auch Sie uns helfen wollen, Musil 1898, als er als erster Europäer Amra, ein Schloss Khader beim Ausbildungsweg in seine unweit von Amman, besucht. In späterer Zeit nimmt er Zukunft zu helfen, spenden Sie bitte auch an Expeditionen in das heutige Syrien und den unter dem Kennwort „Khader“ an Irak teil. Nach der Gründung der Tschechoslowakei Österreichisches Hospiz Sozialfonds wird an der Karls-Universität in Prag ein Lehrstuhl für AT43 1919 000300 150125. BSSWATWW. ihn eingerichtet. Das erste Ausbildungsjahr mit Deutsch- Bis heute gelten seine zahlreichen Veröffentlichun- kursen, Unterbringung, Flügen wird gen als wichtige Quelle für die Forschung. Sein Lebens- etwa 15.000 Euro ausmachen. Vielen, werk wurde in über 70 Büchern gesammelt. vielen Dank aus Jerusalem! 12
Leitartikel Pilgerherberge AKADEMIE Gastbeitrag Sozialarbeit Friedensdienst Chronik Betrachtung Ein Ausnahmetalent aus Bethlehem Von P etra K lose D as Potential, ein neuer Stern am Opernfirma- ment zu werden, hat ein junger Tenor aus Bethlehem, der zwanzigjährige Khader Jaray- seh. Er studiert derzeit Literatur und gewann vor zwei Foto: © Petra R. Klose Jahren als jüngster Teilnehmer den palästinensischen Poesiewettbewerb. Doch der große Traum des jungen regulärem Deutschunterricht, um für einen akademi- Mannes ist seit seiner Kindheit, eines Tages klassischer schen Werdegang an einer Musikhochschule im deut- Sänger zu werden. schen Sprachraum gerüstet zu sein. Ziel ist es, Khader Als Chorsänger und Solist der Bethlehemer Ge- Jarayseh im Herbst 2017 nach Österreich zu bringen. burtskirche konnte er künstlerische Erfahrungen sam- Dort soll er in einem akademischen Vorstudienjahr für meln und brachte sich selbst das Spiel auf verschiedenen ein reguläres Musikstudium vorbereitet werden. Instrumenten bei. Besondere Förderung erhielt er von Schwester Patricia Crockford, einer maltesisch-irischen „I’m in love with opera and I know this is my chance Ordensschwester, die an der von den La Salle Brüdern from god“ schrieb Khader Jarayseh zu Beginn des Jahres gegründeten Bethlehem Universität Musik unterrichtet. und brachte seine Liebe zum Operngesang rührend zum Doch um sich weiter zu entwickeln und seinem Lebens- Ausdruck, als er wieder einmal eine Aufnahme an seine ziel tatsächlich näher zu kommen, ist professioneller Lehrerin in Wien schickte, damit diese seine Fortschritte Gesangsunterricht und ein profundes Studium der aus der Ferne überprüfen kann. Im März soll es im Rahmen Musiktheorie notwendig, beides derzeit eine Unmög- der Akademie des Österreichischen Pilger-Hospizes mit lichkeit im palästinensischen Westjordanland. weiteren Unterrichtsstunden vor Ort weitergehen. Wir werden alles daran setzen, diesem Ausnahme- Erst im November 2016 entdeckte ich Khader Jarayseh talent zu helfen, sein Ziel weiter zu verfolgen. Seine auf- während Dreharbeiten zu einer ORF-Dokumentation fallende Musikalität und eine Tenorstimme mit außer- in Bethlehem. Er sang für uns, die Besucher aus Öster- gewöhnlich weitem Stimmumfang und einem breiten reich, spontan ein altes arabisch christliches Lied, dessen Spektrum an Klangfarben, sprechen dafür, das Khader Interpretation und Klangschönheit uns sprachlos machte. Jarayseh es verdient, gehört zu werden. Und vielleicht In Folge erhielt er erstmals Unterricht in Gesangstech- ist es bald schon eine Stimme aus Bethlehem, die die in- nik. Einige Wochen später konnte im Rahmen der Aka- ternationale Opernwelt mit Herz und Glauben an die demie Österreichisches Hospiz weiterer Unterricht er- Kraft der Musik erobert. möglicht werden. Khader Jarayseh zeigte in nur wenigen Stunden verblüffende Fortschritte und beeindruckte mit einem außerordentlichen Gefühl für Phrasierung und Rhythmus sowie mit einem absoluten Gehör. Ge- fördert vom Pilger-Hospiz beginnt der Student, der an der Universität auf Bestnoten verweisen kann, nun mit ZUR PERSON Khader Jarayseh aus Betlehem bittet Sie um Petra R. Klose, in Vorarlberg geboren, studierte Ihre Unterstützung Theaterwissenschaft und Germanistik in Wien. Zusätzliche Ausbildung in Ballett und Harfe. Sie Foto: © Petra Klose arbeitete in den Bereichen Dramaturgie, Regie und Produktion für die Wiener Festwochen, Bregenzer Festspiele, das Wiener Konzerthaus, das Burgtheater und die Opéra National de Lyon. Gründerin der Agentur für Künstler und Kultur- projekte in Wien, seither Zusammenarbeit mit Veranstaltern wie dem Festival Aix-en-Provence, Glyndebourne Festival, Mozartwoche Salzburg, Theater an der Wien, Bolschoi Theater Moskau, Teatro Real Madrid, Staatsoper Berlin, dem Musikverein und der Mailänder Scala. 13
Leitartikel Pilgerherberge AKADEMIE Gastbeitrag Sozialarbeit Friedensdienst Chronik Betrachtung Nostalghia – Christen in bedrohtem Raum Foto: © AH. Ausstellung Nostalghia von Linda Dorigo Von R edaktion tens. Ihre Arbeit thematisiert das Alltagsleben der oft vergessenen Minderheit. Das Resultat dieser Arbeit liegt D rei Jahre lang reisten die Photographin Linda seit 2015 in einem Fotobuch des Verlages Shilt-Publi- Dorigo und der Journalist Andrea Milluzzi shing House vor: Rifugio. durch den Nahen Osten und dokumentierten Die Ausstellung will unser Bewusstsein für das we- ihre Suche nach den dort lebenden Christen. Die Bilder cken, was täglich im Orient passiert. Dies geschieht, in- der Ausstellung thematisieren den Begriff der Nostalgie: dem die Werte dieser Gemeinschaften illustriert wer- „Nicht nur definiert sie sich als ein psychologisches Mo- den; und soll gleichzeitig dazu anreizen, dass auch wir ment von Traurigkeit und Bedauern über den Verlust unsere eigenen Werte überdenken und fremden Orten von liebgewonnenen Menschen und Orten. Nostalgie und Menschen ohne Vorurteile entgegentreten. will auch verstanden werden als Antwort auf das Gefühl Linda Dorigo ist unabhängige Photographin und nahender Gefahr für die eigene Identität. Dieses Gefühl Journalistin. In ihren Arbeiten thematisiert sie Glaube, ist es, das die christlichen Gemeinden im Nahen Osten Minderheiten und die tiefe Verwurzelung der Menschen verbindet, die sich oftmals zur Flucht gezwungen se- in ihrer Heimat. hen.“ (Linda Dorigo) Andrea Milluzzi ist Pressejournalist und war lange Dorigo und Milluzzi brachen im Jahr 2011 zu ihrer für die Tageszeitung Liberazione tätig. Er ist Mitarbei- Reise auf und lebten gemeinsam mit christlichen Ge- ter vieler italienischer Medien und Mitgründer der Web- meinden in neun Staaten des Nahen und Mittleren Os- seite reportageitalia.it. 14
Leitartikel Pilgerherberge AKADEMIE Gastbeitrag Sozialarbeit Friedensdienst Chronik Betrachtung Symposium Habsburg Abroad AKADEMIE D r . F r iedr ich S chipper , außerordentlicher Profes- Unsere Akademie erarbeitet in wissenschaftli- sor für biblische Archäologie an der Hochschule Heili- chen Publikationen, Ausstellungen und genkreuz: Von Robert Leeb bis Alois Musil: Österrei- Vorträgen Geschichte und Bedeutung der Bibel, cher auf Expedition im Vorderen Orient bis zum Ende des Heiligen Landes sowie des Pilgerwesens der Monarchie. und befasst sich mit der aktuellen Zeitgeschich- te des Nahen Ostens. Schwerpunkte liegen im D r . P et er Pa n tzer , emeritierter Professor für Japa- Bereich des inter-kulturellen Dialoges und der nologie an der Universität Bonn: Habsburg in Japan. Musikpädagogik in Kooperation mit lokalen Partnerinstituten. D r . D orot h ea M c E wa n , von der University of London: La Missione Austriaca. Überlegungen zu Mission, Kolo- nialismus und Wirklichkeit vor Ort, am Beispiel der österreichischen Sudan-Mission im 19. Jahrhundert. Von R edaktion D r . G eorg L eh n er , Privatdozent an der Universität Wien: China 1900. Österreich-Ungarn und der „Boxer“- A nfang September referierten anerkannte Fach- Aufstand. leute aus vier verschiedenen Ländern in einem zweitägigen Symposium über den Einfluss der H on .-P rof. MM ag . M a r kus S t. B ugn ya r , Rektor Habsburger-Monarchie auf Afrika, Nahen und Fernen des Österreichischen Hospizes: Zur Begegnung und Osten. Karl und Georg Habsburg-Lothringen übernah- Konfrontation der Habsburger mit dem Islam. men den Ehrenschutz und brachten sich durch eigene Beiträge zu Beginn und Schluss der Veranstaltung ein. Unter dem Arbeitstitel „Habsburg Abroad. Die interna- Wir danken allen Referenten für ihre Vorträge. tionalen Agenden Mitteleuropas“ arbeitet die Akademie Österreichisches Hospiz aktuell an der Veröffentlichung A pl . P rof. D r . U lr ik e S eeger , Kunsthistorikerin an der Beiträge dieser lehrreichen Tagung anlässlich des der Universität Stuttgart: Zur Grundsteinlegung als 160. Jahrestages der Grundsteinlegung unseres Hauses. Programm. Jerusalem. Silvester 1856. D r . H elm u t Woh nou t, Leiter des österreichischen Foto: © AH. Bundespressedienstes : „Ein Haus von Stein für Jahr- hunderte“. Zur Gründungs- und Baugeschichte des Ös- terreichischen Pilgerhauses. B enoît C onst ensou x von der Pariser Galerie J. Kugel: The traditions of donations to the Holy Land by the Habsburgs and the Holy Roman Empire. D r . R obert -T. F isch er , aus dem österreichischen Bundeskanzleramt: Die österreichische Palästina-Poli- tik 1840 – 1918. D r . F elicitas H eim a n n -J eli n ek , Sigi Feigel-Gast- professorin für Jüdische Studien an der Universität Dr. Helmut Wohnout bei seinem Referat Zürich: Die ersten Europäer, Habsburger und andere im Salon des Hospizes Juden – eine Welt vor 1914. 15
Leitartikel Pilger herberge Akademie GASTBEITRAG Sozialarbeit Friedensdienst Chronik Betrachtung Neuer Glanz im alten Gewand Die Restaurierung der Grabkapelle in der Jerusalemer Grabeskirche Von A ndrea K rogmann A m 20. Februar war es soweit: Professorin Anto- Foto: © Marcin Mazur nia Moropoulou erzählt von der Entfernung des Stein um Stein entblössten die Forscher das promi- Eisenkorsetts, das die Briten zum Ende ihrer nente Heiligtum. Basierend auf der wissenschaftlichen Mandatszeit 1947 um die Grabkapelle in der Jerusale- Vorstudie der Forscher aus Athen wurde der Marmor mer Grabeskirche gezogen haben. Einen Monat später, gereinigt, wurden Fugen ausgetauscht, Schäden repa- am 22. März, werden der griechisch-orthodoxe Patri- riert, der Russ der Kerzen entfernt. Titan sichert künftig arch Theophilus III., der armenische Patriarch Nourhan die Statik, zusammen mit speziell abgestimmten Ein- I. Manougian und Franziskanerkustos Francesco Patton spritzungen aus Beton und Mörtel. Das britische Kor- offiziell den Abschluss der Restaurierung verkünden sett, das den in seiner Statik gefährdeten Bau zusam- und das Herzstück der heiligsten christlichen Stätte ein- menhielt, wird nach 70 Jahren überflüssig. Stein für segnen. Zum nächsten Osterfest, dass nach den ver- Stein verschwanden über die letzten Monate auch ande- schiedenen Kalendern der West- und Ostkirchen in die- re Deformierungen der Jahrhunderte. sem Jahr erneut auf einen gemeinsamen Termin fällt, Im vergangenen Oktober entfernten die Forscher – soll der Bau im alten Glanz erstrahlen. erstmals seit Jahrhunderten – die Marmorplatte auf dem Grab Christi. Unter der ersten fanden sie eine weitere Wo es sonst süsslich nach Weihrauch und schweren Blü- Marmorplatte, zerbrochen und mit gravierten Verzie- tenwassern duftet, dominieren dieser Tage noch der Ge- rungen, die Rückschlüsse auf ihre Auftraggeber zulas- ruch von Schweissarbeiten und Steinstaub. Seit Ostern sen. Noch eine Schicht tiefer stiessen sie auf eine Schicht, 2016 arbeitet das Team von 50 Wissenschaftlern der die mutmasslich das ursprüngliche Felsbett darstellt. Technischen Universität Athen unter Leitung von Mo- Von alledem sieht der Betrachter von aussen nichts. ropoulou unter Hochdruck an der Instandsetzung der Planen und Bauzäune schützen Pilger und Besucher vor Grabädikula. Die Einigung der Konfessionen zu den seit Splittern und Staub und erschweren in der ohnehin langem fälligen Arbeiten gilt angesichts des starren Sta- nicht leicht zugänglichen Kirche die Orientierung. Die tus quo, in dem seit 1852 die Rechte an der heiligen Baustelle und ihre Experten bewahren die Absperrun- Stätte festgeschrieben sind, als kleine Sensation in Kir- gen vor neugierigen Blicken und Fragen. Dass die raren chenkreisen. Entsprechend erfreut zeigt sich Antonia Arbeiten an dem religiös bedeutungsschweren Raum Moropoulou über die guten Fortschritte bei den Arbei- weitestgehend unter Ausschluss der gläubigen Öffent- ten: „Die positive Überraschung war die gute Zusam- lichkeit stattfinden, beflügelt die Fantasien: Geschichten menarbeit der drei Gemeinschaften auf allen Ebenen, um seltsame Gerüche und das merkwürdige Versagen vom technischen Büro über die Geistlichen in der Kirche technischer Messgeräte liessen nicht lange auf sich war- bis hin zu den drei Führern.“ ten. Tatsächlich hätten einige Geräte im Moment der Öffnung des Grabs versagt, bestätigt Antonia Moropou- lou. Mehr will sie nicht dazu sagen, Spekulationen sind nicht ihr Geschäft. Zu ernsthaft ist das Projekt. Die Wissenschaftlerin aus Athen verweist auf die Transparenz. Alle wissenschaftlichen Zwischenberichte wurden veröffentlicht. Zum Endergebnis der Untersu- chungen soll später ein umfassender Bericht folgen. Wissenschaftler und Interessierte sollen auf eine Daten- plattform zugreifen können. Wenn sich zu Ostern 2017 die Kirche mit Gläubigen und Besuchern aus aller Welt füllt, werden Erstbesucher von den monatelangen aufwendigen Restaurierungen Foto: © Andrea Krogmann 16
Leitartikel Pilger herberge Akademie GASTBEITRAG Sozialarbeit Friedensdienst Chronik Betrachtung Foto: © Andrea Krogmann kaum etwas bemerken: Die an der Kirche beteiligten überprüfen sowie sicherzustellen, dass es keine Verschie Konfessionen haben sich auf eine konservative Instand- bungen gibt.“ setzungspolitik geeinigt. Oder, mit den Worten von Pa- Schon jetzt aber ist die Griechin mit den Ergebnissen triarch Theophilus III.: „Alles soll bleiben, wie es ist. zufrieden. Die Arbeiten an dem „für die ganze Mensch- Auf diese Weise werden die bestehenden Rechte und heit einzigartigen“ Bauwerk seien zur rechten Zeit ge- Privilegien, wie sie der Status Quo kennt, streng geach- kommen: Ein paar Jahrzehnte später, und vom Origi- tet und erhalten.“ Hierin, so der Patriarch, liege die nalstein unter dem Marmor wäre nichts als ein Haufen Stärke des Konsensabkommens, für das er die Hoffnung Sand geblieben. Jetzt habe man den Stein konservieren hegt, dass es „den Anstoss gibt zu weiteren wichtigen und schützen können – eine Aufgabe, an der man laut Arbeiten, wie dem Abwassersystem, den Stromleitungen Moropoulous noch vor wenigen Jahren gescheitert wäre. und den Bodenbelägen“. Auf eine kleine Änderung haben sich die beteiligten Bereits jetzt erstellen die Forscher aus Athen eine Konfessionen dann doch einigen können: Ein etwa 90 Vorstudie zur Situation des Untergrunds der Ädikula. mal 30 Zentimeter grosses Fenster im Marmor gegen- Wie dramatisch die Lage und deren mögliche Auwir- über der Grablege gibt die Sicht frei auf ein Stück des kungen auf die Stabilität und Nachhaltigkeit der Restau- ursprünglichen Steinbetts. Damit soll ein bisschen von rationsarbeiten ist, hat auch die Wissenschaftler über- dem ursprünglichen Höhlengefühl erhalten bleiben. rascht. „Wir haben festgestellt, dass das steigende Wasser anhaltend die Ädikula gefährdet“, erklärt Antonia Mo- ropoulou. Ferner seien Abwasser- und Regenwasserka- näle „in willkürlicher Art und Weise unter der Rotunde ZUR PERSON verlegt“. Die dringende Empfehlung der Fachleute aus Andrea Krogmann, 1977 in Detmold (NRW) Griechenland an die drei Konfessionen: Die ordentliche geboren, studierte katholische Theologie an der Installation eines Entwässerungssystems ist nötig. Universität Bonn. Danach war sie am Lehrstuhl Die Letztentscheidung über die Fortsetzung der für Liturgiewissenschaft der katholisch-theolo- Arbeiten liegt bei den Konfessionsgruppen. Die Forscher gischen Fakultät der Universität Freiburg/ aus Athen wird die Grabkapelle aber noch über Jahre Schweiz tätig, bevor sie als Redakteurin zur beschäftigen. Antonia Moropoulou: „Wir haben die Verant- Schweizer Katholischen internationalen wortung, die Performance der Grabkapelle nach ihrer Presseagentur (Kipa) und 2016 wechselte. Seit Restaurierung zu überwachen, um ihre strukturelle 2010 lebt sie in Jerusalem und berichtet unter Gesundheit und das thermohydrische Gleichgewicht zu anderem für die Katholische Nachrichten- Agentur (KNA) und die Tagespost in Wort und Bild aus dem Nahen Osten. 17
Leitartikel Pilger herberge Akademie GASTBEITRAG Sozialarbeit Friedensdienst Chronik Betrachtung Pessach in Jerusalem „Und es war eine große Freude zu Jerusalem“ heißt es in 2 Chron 30,25–26 zur Erneuerung des Pessachfestes durch König Hiskia. Foto: © Michaela Weber/Hentrich & Hentrich Verlag Von W alter H omolka zen“, „Einschränkungen“ und „Hindernisse“ meint, während Yerushalayim „Stadt des Friedens“ bedeutet. P essach ist das erste der drei Pilgerfeste, zu denen Der Weg nach Jerusalem führt somit vom Konkreten zu Zeiten des Tempels die Juden aus dem gan- zum Abstrakten, vom Profanen zum Heiligen. zen Land und später auch aus der Diaspora all- Was aber sagt man, wenn man bereits in Jerusalem jährlich nach Jerusalem pilgerten. Die Bedeutung dieses lebt? Mit der Ansiedlung von mehr und mehr Juden im großen Festes liegt in der Erinnerung an den Auszug Lande Israel wurde es hier üblich, den Sederabend mit der Israeliten aus Ägypten, mit dem sie als Volk in die dem Satz „Nächstes Jahr im wiedererrichteten Jerusa- Geschichte eintreten. lem“ zu beschließen. Der Begriff Yerushalayim Ha- Am Vorabend von Pessach trägt man die Haggada Benuyah setzt aber nicht die eigenmächtige Errichtung vor, die Erzählung vom Exodus, und sagt: „Alle, die des Dritten Tempels und die Wiedereinführung des Op- Mangel leiden, sollen kommen und mit uns feiern – die- ferdienstes voraus. Unsere Aufgabe ist es, die Verhält- ses Jahr hier und nächstes Jahr in Israel; dieses Jahr als nisse zum Besseren zu wenden, hin zum idealen Jerusa- Sklavinnen und Sklaven und nächstes Jahr als freie lem, so wie es auch Israels Unabhängigkeitserklärung Menschen.“ anstrebt: „Er wird auf Freiheit, Gerechtigkeit und Frie- Der Sederabend wird seit dem Mittelalter mit dem den im Sinne der Visionen der Propheten Israels ge- Satz „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ beschlossen. Der stützt sein“. Nächstes Jahr in Jerusalem? Wenn wir den Wunsch bringt eine Sehnsucht zum Ausdruck, die sich sozialen Auftrag der Propheten ernst nehmen, kommen über zwei Jahrtausende erhalten hat. Diese Sehnsucht wir dieser Hoffnung näher. geht mit einer endzeitlichen Erwartung einher: Nach Jes 22 sollen alle Völker am Ende der Tage nach Jerusalem Michael Shire (Hg.) ziehen, um dort das endgültige Friedensreich zu emp- D ie P essach H agga da fangen. Sprache: Deutsch, Hebräisch Es war der Wiener Rabbiner Schalom von Neu- 64 Seiten, Hardcover stadt (gestorben um 1415), der das Hasal Seder Pessach, 64 Abbildungen eine poetische Zusammenfassung all der Regeln für den ISBN: 978-3-942271-89-9 Sederabend, als Abschluss in die Festliturgie aufnahm. 24,90 € Von seinem Schüler Isaak von Tyrnau, der in Wien ge- Foto: © Verlag Hentrich & Hentrich boren wurde, wissen wir, dass der Wunsch „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ diesen zusätzlichen Zeilen zunächst vorangestellt war. Der Satz wird zum ersten Mal im „Buch der jüdischen Bräuche“ (Sefer ha-Minhagim) dieses jüdischen Gelehrten erwähnt und dürfte somit Ende des 14. Jahrhunderts zunächst im Herzogtum Öster- reich, im Königreich Ungarn und in der Steiermark üblich gewesen sein. Wenn Mitte April diesen Jahres Juden und Jüdinnen in aller Welt den Sederabend feiern, dann beenden sie ihn überall mit dem Satz „L’Shana Haba‘ah B‘Yerushalayim“. Wir vergegenwärtigen uns dann die Reise, die uns von Ägypten nach Jerusalem führt. Der ZUR PERSON hebräische Name für Ägypten ist Mizrajim, was „Gren- Rabbiner Prof. DDr. Dr. h.c. Walter Homolka ist Rektor des Abraham Geiger Kollegs an der Universität Potsdam. 18
Leitartikel Pilger herberge Akademie Gastbeitrag SOZIALARBEIT Friedensdienst Chronik Betrachtung Tut dies zu meinem Gedächtnis! (Lk 22,19) Sozialarbeit des Österreichischen Hospizes Von M arkus S t . B ugnyar B ei meinem Besuch in Gaza letzten Juli war das eines der beiden Bibelzitate, die ich im Kinder- heim sah. Das andere Zitat war ebenso den bib- lischen Berichten zum Gründonnerstag entnommen: „Das ist mein Leib.“ (Mk 14,22par) Die weiß-blau gewandeten Schwestern der Mutter Teresa verstehen ihren Dienst unter diesem Vorzeichen: In den schwerst behinderten Neugeborenen und Kin- dern im Alter bis zu sieben Jahren begegnet ihnen Jesus. Für sie da zu sein, heißt Christi Vorbild in der Welt zu bezeugen. Einer Welt, die sich Krankheit und Elend gern vom Leib hält. So werden aus zwei Bibelversen ganz konkrete Foto: © Andrea Krogmann Handlungsaufträge, aus Theorie wird Praxis, aus ge- sichtslosem Christentum wächst gelebtes Zeugnis. ßung, für die sich viele erst verschulden müssen, um unabhängig werden zu können. Die Wohnraumverhält- Die Aufgabe unseres Pilgerhauses ist Menschen bei ih- nisse in Jerusalem sind unvergleichlich teuer; wer aber rem Erkunden der Heiligen Stätten Aufnahme, Unter- in die billigeren Gegenden am Stadtrand oder in die bringung und einen Ruhepunkt zu bieten. Mit der Hei- Westbank zieht, kehrt nicht mehr zurück. So „ver- ligen Schrift in der Hand folgen viele den Erzählsträngen schwinden“ Christen aus ihren angestammten Orten der biblischen Bücher. Doch an den gesteinshaften Or- etwa in der Altstadt. Und andererseits wachsen neue ten und Plätzen finden wir bei unserer Reise durch das „Ghettos“, Inseln christlicher Präsenz inmitten einer Land auch die – wie Papst Johannes Paul II. gerne unbekannten Umgebung. Soweit es unsere Mittel erlau- Christen nannte – „lebendigen Steine“, Menschen unse- ben, helfen wir auch bei Wohnungsrenovierungen und res Glaubens und auch solche anderer Überzeugung. –adaptierungen; etwa wenn eine Behinderung dies not- Gemeinsam sind uns die Herausforderungen des All- wendig macht. tags, eine stets fragile politische Situation und die Sehn- Kardinal Christoph Schönborn hat bereits vor ei- sucht nach Frieden. niger Zeit verfügt, dass wir jährlich 10.000 Euro aus Jesu Wort wirklich zu hören kann nur bedeuten, den laufenden Netto-Einnahmen für soziale Zwecke auch danach zu leben. Sozial tätig zu sein, in den engen verwenden dürfen; dies ist der Grundstock unseres So- Grenzen unseres Vermögens, ist so ein genuiner Auftrag zialfonds. Hinzu kommen die Gaben unserer Freunde unseres Hauses. und Gäste, die wir über ein konkretes Anliegen infor- Zuerst tun wir dies durch die Schaffung von Ar- mieren. Der eine oder andere Leser erinnert sich viel- beitsplätzen, die vielen Menschen erst ermöglichen, ein leicht auch an unsere Aktion zugunsten der armeni- würdiges Leben hier zu führen und Auswege nicht schen Jugend in der Altstadt, als deren Teilnahme an durch Auswanderung suchen zu müssen. In einem den panarmenischen Spielen gefährdet war; über einen nächsten Schritt eröffnet sich uns die Möglichkeit, Kin- Facebook-Aufruf hatten wir rasch mehr als das Benö- dern und Jugendlichen in Schule und Ausbildung zu tigte zusammen. helfen. Gute Erziehung findet sich oftmals eher in den Ich bitte Sie um Verständnis, wenn wir im Interes- kirchlichen Schulen und Universitäten, das Schulgeld se der Privatsphäre und Diskretion nur im persönlichen aber überfordert manche, denen wir helfen wollen. Hin- Gespräch Namen und nähere Umstände zu unseren so- zukommen können unverschuldete Notfälle, die eine zialen Aktivitäten mitteilen, das gebietet, denke ich, herkömmliche Krankenversicherung nicht abdeckt, auch die Rücksicht auf die Würde unserer Mitmenschen aber auch schöne Lebensereignisse wie eine Eheschlie- hier vor Ort. 19
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