GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE - Wohn+Stadtbau
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GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE Zum Sprachgebrauch in dieser Broschüre: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. Erläuterung: WBS = Wohnberechtigungsschein für mit öffentlichen Mitteln geförderten Wohnungsbau
GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE Inhalt Neue Familien brauchen neue Wohnformen Brockmannstraße: Modellprojekt für Wohnbedürfnisse Alleinerziehender.. ........................................... 27 Vorworte Matthias Peck, Dezernent der Stadt Münster. ...................................... 6 Wieder ein eigenes Zuhause finden Dr. Christian Jaeger, Geschäftsführer der Wohn + Stadtbau . . ................... 7 Dreifaltigkeitskirche: Wohnen 60plus (I) für ehemals wohnungslose Menschen .............................................. 29 Vom Märchen zur Realität Fortschreibung einer Erfolgsgeschichte Die Bremer Stadtmusikanten: Selbstinitiiertes Wohnprojekt ................... 9 Yorkhöfe: Wohnen 60plus (II) für ehemals wohnungslose Menschen....... 31 Eine beruhigende Perspektive Spielraum lassen – das ist das ganze Geheimnis Platanenhof: Mehrgenerationenwohnen um die Sebastiankirche............ 11 Casa Mauritz: Wohngemeinschaft demenziell erkrankter Menschen........ 33 Sozial, selbstverwaltet – und mit eigener Energie Balance von Nähe und Eigenständigkeit Ecke Breul/Tibusstraße: Alternatives Wohnprojekt .............................. 13 Irmgard-Buschmann-Haus: Demenziell erkrankte Menschen und Angehörige ............................................... 35 Schon vor der Planung beteiligt Wohnhof Delstrup: Mehrgenerationenwohnen in Gremmendorf ........... 15 Älter werden in vertrauter Umgebung Culmer Straße/Coerde: Seniorenwohnen mit Anschluss an Betreuung .... 37 Markantes Haus mit hohem Symbolwert Grevener Straße 31: Besetztes Haus, heute selbstverwaltet . ................. 17 Eingebettet in einen lebendigen Stadtteil Josef-Beckmann-Straße: Wohngruppe für Menschen Die Nachbarn gehören zur Familie mit geistiger Behinderung .............................................................. 39 Gemeinsam Wohnen von Alt und Jung in Mecklenbeck ........................ 19 Mitten drin im Gartenwohnen Städtisches Wohnen im Herzen des Quartiers Ein Ausblick: Das „Gemeinschaftshaus“ im künftigen York-Quartier. ........ 41 Südviertelhof: Genossenschaftliche Selbstverwaltung ......................... 21 Eine breite und vielfältige Palette – Vom Wohnprojekt zur guten Nachbarschaft nicht die eine Wohnform für alle! Grevener Straße 53/55: (Ehemaliges) Frauenwohnprojekt . .................... 23 Im Gespräch: Dr. Christian Jaeger, Gabi Blaese und Martin Waltring zum Thema „Gemeinschaftliche Wohnformen“.................................... 43 Ein Grundstück als Startschuss Die Hiltruper Wohn-Genossenschaft (HilWoGe) . ................................. 25 Über uns . ................................................................................ 46 4 5
GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE Eine herzliche Gemeinsam Einladung statt einsam! Münster krempelt die Ärmel auf: Unsere Stadt Das Wohnen und Leben in Gemeinschaft, selbst- braucht dringend mehr Wohnraum. Doch bei all gewählt und selbstbestimmt – das wünschen sich den umfangreichen Bauvorhaben, die wir bereits viele Menschen, auch in unserer Stadt. Nicht zu- jetzt und in den kommenden Jahren anpacken, letzt viele Ältere, aber auch Jüngere und Familien, wollen wir nicht vergessen: Es geht um mehr als die gemeinsam mit anderen ihren Traum vom nur um Zahlen. Es geht auch und ganz wichtig „Leben unter einem Dach“ verwirklichen wollen um Qualität, um die Frage, wie Menschen künftig – bunt und lebendig, in sozialer und kultureller in unserer Stadt wohnen und leben wollen. Mischung, inklusiv, mit mehreren Generationen. Und zugleich mit ausreichendem Freiraum für Und dabei stellen wir fest: Es gibt ein starkes Be- die eigenen Bedürfnisse. dürfnis nach neuen Formen des gemeinschaftli- Matthias Peck Dr. Christian Jaeger Die Wohn + Stadtbau als Wohnungsunterneh- chen Wohnens. Früher eher ein Thema für Jün- Dezernent der Stadt Münster Geschäftsführer der Wohn + Stadtbau gere, interessiert das heute viel mehr Menschen men der Stadt Münster verfügt zu diesem Thema für Wohnungsversorgung, Immobilien – und zwar quer durch unsere Stadtgesellschaft. über einen reichen Erfahrungsschatz. In der vor- und Nachhaltigkeit liegenden Broschüre haben wir einige Beispiele Diesem Bedürfnis kommt die Stadt mit vielfälti- dafür gesammelt, wie gemeinschaftliches Woh- gen Angeboten entgegen. So sind in allen Bauge- nen heute aussehen kann. Sie werden sehen: Es bieten Flächenkontingente für gemeinschaftliche gibt ein erstaunlich breites Spektrum an Möglich- Wohnprojekte vorgesehen – ob nun für selbstor- keiten – vom selbstverwalteten Wohnprojekt bis ganisierte Gruppen von Gleichgesinnten, für Ge- hin zu gemeinschaftlichen Wohnformen für be- nossenschaften oder über ein Investorenmodell, sondere Zielgruppen. in dem gemeinschaftliches Wohnen realisiert wird. Die Vergabe von Flächen nach dem Erbbau- Wir würden uns sehr freuen, wenn die hier auf- recht hilft, die Grundstückskosten im tragbaren geführten Beispiele als Anregung dienen können Rahmen zu halten. Und alle, die Informationen, – sei es für andere Wohnungsunternehmen, sei Knowhow oder Erfahrungsaustausch zum The- es für Bürgerinnen und Bürger, die sich zusam- ma „Gemeinschaftliches Wohnen“ suchen, laden menfinden wollen, um neue Formen gemein- wir herzlich ein, sich von Fachleuten der Stadt schaftlichen Wohnens zu realisieren. kompetent beraten zu lassen. 6 7
GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE Vom Märchen zur Realität Die Bremer Stadtmusikanten: Selbstinitiiertes Wohnprojekt Größe 20 Wohnungen, 1 Gemeinschaftsraum Schon der Name des Wolbecker Wohnpro- Und bis heute verpflichten sich die Bewoh- jektes verspricht geradezu Märchenhaftes. ner auf den Grundgedanken, wie er in der Bewohnerstruktur Wobei seine Geschichte eigentlich erst Präambel zu jedem Mietvertrag formu- für Senioren 60+ dort beginnt, wo das bekannte Märchen liert ist: „Ein Zusammenwohnen, das auf Mietfinanzierung endet – niemand weiß schließlich, wie es Selbstständigkeit des Einzelnen und im 7 x WBS A, 5 x WBS B, mit den Stadtmusikanten weiterging, nach- Miteinander auf Partnerschaft, gegensei- 8 x frei finanziert dem sie ihr Haus bezogen hatten... tiger Unterstützung, Achtsamkeit und Re- Wohnungsvergabe Wie es bei den Wolbeckern weiterging – spekt basiert.“ Belegungs-Vorschlagsrecht über dafür war jedenfalls der Name Programm: Gelebt wird dieser Anspruch in vielen ge- ein durch die Bewohner gewähl- Genau wie die Stadtmusikanten waren sie meinschaftlichen Aktivitäten (z. B. Malen, tes Vermietungsgremium nicht homogen, sondern sehr bunt zusam- Singen, Kochen, private Feiern), auch in Gemeinschaftliches mengesetzt – ganz unterschiedliche Indivi- monatlichen Bewohnerversammlungen, Gemeinschaftsraum, Gemein duen, die ihre Eigenarten gut einzubringen die jährlich einen Sprecher und ein Ver- schaftsgarten, finanziert über und zu kombinieren wussten. mietungsgremium wählen, das bei der gestaffelte Beiträge (nach Diese Grundidee stand Pate, als 2001 ein Neuvermietung von Wohnungen ein Vor- Mietstruktur), gemeinsame Initiativkreis von Gründungsmitgliedern schlagsrecht hat. Die Wolbeck-Bremer Veranstaltungen begann, nach Möglichkeiten zum gemein- Stadtmusikanten zählen bis heute zum Kreis der Wohnprojekte, die an Bera- Bezug samen Wohnen im Alter Ausschau zu hal- Mai 2007 ten. Unterstützt von der Stadt Münster tung und Erfahrungsaustausch mit der wurde die Wohn + Stadtbau als Investor Wohn + Stadtbau teilnehmen. Mehr Infos gewonnen und ein Grundstück in Wolbeck www.muenster- ausfindig gemacht, die Neubauten konn- bremerstadtmusikanten.de ten ab Mai 2007 bezogen werden. 8 9
GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE Eine beruhigende Perspektive Platanenhof: Mehrgenerationenwohnen um die Sebastiankirche Größe 25 Wohnungen Selbstbestimmt in der eigenen Wohnung, konkrete Unterstützung in Anspruch ge- Bewohnerstruktur in lebendig-gemischter Nachbarschaft und nommen wird. Mehrgenerationen-Wohnen, im vertrauten Viertel leben zu können, Zudem ist der Quartiersstützpunkt als of- Familien, Alleinstehende, auch auch dann, wenn im Alter oder bei Han- fener Treff auch ein zwangloses Angebot ältere Mieter, rollstuhlgerechte dicaps zunehmend Hilfe notwendig wird – an alle Bewohner des Quartiers, soziale Wohnung wer wünscht sich das nicht? Im Südviertel, Beziehungen zu pflegen. Hier finden Ver- Mietfinanzierung an der ehemaligen Sebastiankirche, sorgt anstaltungen statt, hier ist Raum und Zeit 14 x WBS A, 2 x WBS B, das Mehrgenerationen-Wohnprojekt „Pla- zum Klönen, Lesen, Spielen – und zum ge- 9 x frei finanziert tanenhof“ seit 2015 für eine solche beruhi- meinsamen Kochen und Essen. gende Perspektive. Wohnungsvergabe Die Finanzierung dieses Angebots erfolgt Belegungs-Vorschlagsrecht Das Besondere liegt hier in einer Drei- nach dem sog. Bielefelder Modell. Das durch Bewohner ecks-Kooperation zwischen Wohn + Stadt- Wohnprojekt beteiligt sich mit einem ge- bau, Wohnprojekt und dem integrierten Gemeinschaftliches ringen Betrag pro Mietpartei. Quartiersstützpunkt, der vom Pflege- und 1 Gemeinschaftsraum, geringe Ausgetüftelt und beraten wurde dieses Kostenbeteiligung je Mietpartei Assistenzdienst „Ambulante Dienste e.V.“ zukunftsweisende Konzept bereits in der betreut wird. Kernstück: Ein barrierefreies Bezug Bauphase – unter Beteiligung der künfti- Servicebüro, das pflegerische, persönliche November 2015 gen Bewohner, extern und intern mode- und hauswirtschaftliche Hilfe und Bera- Mehr Infos riert. Heute wählt die lebendige Hausge- tung anbietet - Versorgungssicherheit in www.quartiersstuetzpunkt- meinschaft auf Versammlungen Vertreter „Pantoffeldistanz“. muenster.de/platanenhof für unterschiedlichste Aufgaben, nicht zu- Und zwar ganz nach Bedarf: Für diese letzt, um bei der Neuvermietung von Woh- E-Mail: platanenhof. Präsenz im Quartier entstehen keine pau- nungen beteiligt zu sein. muenster@gmail.com schalen Kosten, sondern erst dann, wenn 10 11
GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE Sozial, selbstverwaltet – und mit eigener Energie Ecke Breul/Tibusstraße: Alternatives Wohnprojekt Autonomie – das Wort wird hier am Breul Bevölkerungsstruktur eines Viertels kann groß geschrieben. Kein Wunder, bei der erhaltenswert sein. So können etwa, um Größe Geschichte! Hervorgegangen ist das einst preiswerten Wohnraum zu erhalten, Priva- 31 Wohnungen umstrittene, heute preisgekrönte Vorzei- tisierungen und Luxussanierungen unter- Bewohnerstruktur geprojekt nämlich aus einem langjährigen bunden werden. gemischt, vorwiegend jünger, Kampf der Bewohner für den Erhalt ihrer In der Folge konnte die Wohn + Stadtbau WGs, Familien Häuser. die Breul-Häuser ökologisch sanieren – mit Mietfinanzierung Anfang der 1990er Jahre war der marode viel Eigenengagement der Bewohner, die Trägerverein als Gesamtmieter Gebäudebestand – alte Arbeiterhäuser, bis heute über den „Verein zur Erhaltung preiswert vermietet – von einem Investor preiswerten Wohnraums“ als Hauptmieter Wohnungsvergabe aufgekauft worden, der in bester Innen- fungieren und ihr Wohnprojekt gemein- in Eigenregie durch Trägerverein stadtlage den Abriss und lukrative Neu- schaftlich selbst verwalten. Sogar für die Gemeinschaftliches bauten plante. Dagegen wehrten sich die Energieversorgung sorgen sie selbst: Über Gemeinschaftsgärten, BHKW, Bewohner hartnäckig. ein umweltfreundliches Blockheizkraft- Straßenfeste Mit Erfolg: 1995 zog der Rat der Stadt eine werk. Und legendär sind die Straßenfeste, Bezug Option, die zwar bereits lange gesetzlich die „die Breuler“ fast in jedem Jahr für ihr 1998/1999 verankert, aber in Münster noch nie an- Viertel – und für Münsters alternative Sze- ne – veranstalten. Mehr Infos gewendet worden war – „Milieuschutz“: facebook.com/VzEpW Nicht nur Baubestand, sondern auch die 12 13
GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE Schon vor der Planung beteiligt Wohnhof Delstrup: Mehrgenerationenwohnen in Gremmendorf Größe 17 Wohnungen Oft entstehen Wohnprojekte so: Gleich- künftiges Mehrgenerationen-Wohnprojekt Bewohnerstruktur gesinnte tun sich zusammen und machen einlud, war die Resonanz außerordentlich: Mehrgenerationen-Wohnen, sich auf die Suche nach einem geeigneten Ältere und Jüngere, Familien und Alleinste- Familien, Alleinstehende, Objekt. Aber es kann auch genau umge- hende – eine bunte Mischung hatte sich mehrere Nationalitäten kehrt gehen: Ein neues Wohnquartier bie- eingefunden. Mietfinanzierung tet sich an, um dort sinnvolle Formen für Im weiteren Prozess, professionell mode- 6 x WBS A, 6 x WBS B, gemeinschaftliches Wohnen zu entwickeln riert, entstand ein Konzept, in das viele 5 x frei finanziert – und nun werden Menschen gesucht, die Wünsche und Anregungen der Beteiligten sich dafür interessieren. Wohnungsvergabe einflossen – bis zur Realisierung und zum Belegungs-Vorschlagsrecht Mit diesem Ansatz hat die Wohn + Stadt- Einzug 2011. durch Bewohner mit Bewer- bau als kommunales Wohnungsunterneh- Heute organisieren sich die Bewohner bungsverfahren men einiges an Erfahrungen gesammelt. in regelmäßigen Versammlungen, reden Nicht zuletzt aus Eigeninteresse: Gerade Gemeinschaftliches bei Neuvermietungen mit und regeln die in Neubaugebieten, deren Bewohner ja oft 1 Gemeinschaftswohnung, Verwendung der Gemeinschaftswohnung, eher zufällig „zusammengewürfelt“ sind, Gemeinschaftsgärten die auch von externen Gästen angemietet können gemeinschaftliche Wohnprojekte werden kann. Der Anspruch aller Betei- Bezug zu einer Art Keimzellen für gute Nachbar- ligten ist in eigenen Leitlinien formuliert 2011 schaft werden. – kein anonymes Wohnen, stattdessen Mehr Infos Ein Beispiel dafür: Der Wohnhof Delstrup Nachbarschaftshilfe und respektvolles Zu- www.muenster.org/ in Gremmendorf. Als die Wohn + Stadtbau sammenleben stehen im Mittelpunkt. wohnhof-delstrup 2008 zu einem Interessierten-Treff für ein 14 15
GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE Markantes Haus mit hohem Symbolwert Grevener Straße 31: Münsters ältestes besetztes Haus als selbstverwaltetes Wohnprojekt Größe 4 große WG-Wohnungen Ein unübersehbarer Blickfang im Stadt- bebauen. Und erneut setzten sich die Be- bild: Das Eckhaus am Beginn der Grevener wohner hartnäckig für den Erhalt ein. 2010 Bewohnerstruktur Straße mit seinem markanten Erkerturm. schließlich beschloss der Rat eine salomo- überwiegend jünger, WGs Doch mehr noch als Optik und Lage macht nische Lösung: Sanierung des Hauses, die Mietfinanzierung seine Geschichte das Gebäude zu etwas angrenzenden maroden Gebäude wurden Grevener 31 e.V. Besonderem – es ist das älteste besetzte abgerissen und neu bebaut. Wohnungsvergabe Haus in der Geschichte Münsters. Unter Regie der Wohn + Stadtbau und Untervermietung in Eigenregie Anfang der 1970er Jahre von Spekulation finanziert aus Landesmitteln wurde die Gemeinschaftliches und Abriss bedroht, wurde es angesichts Sanierung 2013 abgeschlossen. Die 17 Gemeinschaftliche Selbst großer Wohnungsnot 1972 von Studieren- Bewohner waren zwischenzeitlich in Aus- verwaltung durch regelmäßige den besetzt. weichquartieren untergebracht und konn- Hausversammlung In der Folge von der Stadt erworben und ten nun wieder einziehen. dem Uni-AStA zur Untervermietung über- Seitdem verwalten sie – über einen Trä- Bezug lassen, hatte sich allerdings über die Jah- gerverein, der als Gesamtmieter fungiert 2013 re ein erheblicher Sanierungsstau gebil- – ihre Belange in Eigenverantwortung. Ih- Mehr Infos det. 2008 wurde beschlossen, das Haus rer langen Tradition als politisches Projekt www.grevenerstrasse. abzureißen und das Gelände – wie das fühlen sie sich bis heute verpflichtet. wordpress.com gesamte angrenzende Eck-Areal – neu zu 16 17
GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE Die Nachbarn gehören zur Familie Gemeinsam Wohnen von Alt und Jung: Wohnprojekt am Christoph-Bernard-Graben in Münster-Mecklenbeck Größe 29 Wohnungen Das älteste gemeinschaftliche Wohnpro- Junge Familien dagegen, insbesondere Bewohnerstruktur jekt, das die Wohn + Stadtbau initiiert hat, auch Alleinerziehende, sind interessiert an Familien, Alleinerziehende, findet sich im Stadtteil Münster-Mecklen- einem freundlichen, verlässlichen Wohn Ältere, mehrere Nationalitäten, beck. Es kann als Beleg dafür dienen, dass umfeld – und nicht zuletzt an einer Nach- Menschen mit Behinderungen schon früh das Mehrgenerationen-Woh- barschaft, auf die sie notfalls zurückgreifen Mietfinanzierung nen als dringender Bedarf identifiziert können, wenn mal Hilfe im Familienalltag 20 x WBS A, 7 x WBS B, wurde. Denn dabei kommen zwei Trends nötig wird. 2 x freifinanziert zusammen: Eine zunehmend älter wer- Solche Wohnbedürfnisse in Einklang mit- dende Gesellschaft trifft auf die Verände- Wohnungsvergabe einander zu bringen – diese Grundidee rung traditioneller Familienstrukturen. Belegungsvorschlagsrecht über stand Pate beim Mecklenbecker Wohnpro- Vermietungskomitee Natürlich: In mancher Hinsicht können Äl- jekt. Getragen von städtischen Stiftungen tere und Jüngere, Familien und Alleinste- waren die Gebäude 1998 bezugsfertig: 29 Gemeinschaftliches hende unterschiedliche Wohnansprüche Wohnungen, dazu eine Gemeinschaftseta- Gemeinschaftshaus, haben. Aber zugleich gibt es auch Bedürf- ge, die auch Gästezimmer umfasst. mit Gästezimmern nisse, die sich wechselseitig sehr gut er- Von Anfang an in die Planung einbezogen, Bezug gänzen: Viele Ältere wollen nicht anonym organisierten sich die knapp 80 Bewohner 1998 und einsam leben, sie freuen sich über in einem eigenen Verein, der bis heute die Mehr Infos Kontakte in einem lebendigen und hilfsbe- gemeinschaftlichen Belange regelt. Mail: vereinaltundjung@gmx.de reiten Umfeld. 18 19
GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE Städtisches Wohnen im Herzen des Quartiers Südviertelhof (Alte Josefschule): Wohnprojekt in genossenschaftlicher Selbstverwaltung Münsters Südviertel gehört zu den be- Der Südviertelhof ist im Quartier außeror- Größe liebtesten Wohnquartieren der Kernstadt: dentlich gut verwurzelt und vernetzt. Kein 57 Wohnungen, Lebendig und bunt, in urbaner Dichte be- Zufall also, dass das Wohnprojekt große 2 Gästewohnungen baut. Chancen auf neuen, insbesondere Gemeinschaftsräume vorsieht, die auch Bewohnerstruktur bezahlbaren Wohnraum ergeben sich hier über den Kreis der Bewohner hinaus ge- Familien, Alleinerziehende, eigentlich nur, wenn Flächen umgenutzt nutzt und so ins Viertel ausstrahlen sollen. mehrere Nationalitäten, meh- werden. Die Bewohnerschaft selbst setzt sich so rere Generationen: je 1/3 unter Genau eine solche Chance – und dazu bunt und vielfältig zusammen wie das gan- 40, 40 - 60 und über 60 Jahre noch mitten im Herzen des Viertels rund ze umgebende Quartier. 60% der Woh- Mietfinanzierung um Josefskirche und Südpark – eröffnete nungen sind öffentlich gefördert. Eltern 36 WBS A + B, sich auf dem Gelände der ehemaligen Jo- können sich über eine KiTa auf dem glei- 23 frei finanziert sefschule. chen Gelände freuen. Auch ganz neuartige Überlegungen der Stadt Münster und gemeinschaftliche Wohnformen werden Wohnungsvergabe der Wohn + Stadtbau zu einer attraktiven angeboten. So etwa „Clusterwohnungen“: durch die Genossenschaft Wohnnutzung trafen auf eine schon seit Kleinere Appartements mit eigenem Bad Gemeinschaftliches Jahren sehr engagierte Bewohnerschaft und Pantryküche, angeschlossen an einen großer Gemeinschaftsraum im Viertel. Aus deren Kreis bildete sich gemeinsamen Wohn- und Essbereich. mit großer Küche, Werkraum, eine große Gruppe von Interessierten, die Und natürlich werden Nachhaltigkeit und 2 Gästezimmer ihre Ideen einbrachten und schließlich die Klimaschutz groß geschrieben: KfW-Effi- Bezug Südviertelhof eG gründeten, die künftig als zienzhausstandard 55, begrünte Dächer 2023 Gesamtmieterin des Wohnkomplexes fun- und Fassaden, Photovoltaikanlage, Carsha- Mehr Infos giert und die Belange der Bewohner in Ei- ring-Angebote – nur einige Stichworte, die www.suedviertelhof.de genverantwortung regelt. Allein schon aus die Zukunftsfähigkeitkeit des Wohnpro- dieser Geschichte des Projekts ergibt sich: jekts belegen. 20 21
GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE Vom Wohnprojekt zur guten Nachbarschaft Grevener Straße 53/55: (Ehemaliges) Frauenwohnprojekt am Rande des Kreuzviertels Selbstverständlich gehört auch das zum Die Projektidee konkretisierte sich schließ- Thema „Wohnprojekte“: Dass die Pläne lich 2010 – mit der Wohn + Stadtbau als Größe vom gemeinschaftlichen Wohnen nicht Bauträger, der eine Immobilie sowie eine 24 Wohnungen immer genauso in Erfüllung gehen wie ur- Prozessmoderatorin stellte. Bewohnerstruktur sprünglich erträumt. Erst recht, wenn ein In zwei Neubauten an der Grevener Straße (ursprünglich:) Frauen paar Jahre ins Land gegangen sind. Und entstanden insgesamt 23 Mietwohnungen Mietfinanzierung vielleicht gerade dann, wenn am Anfang sowie eine Gemeinschaftswohnung. Mitt- 12 x WBS A, 9 x WBS B, die Hoffnungen und Ansprüche besonders lerweile war die Ursprungsidee allerdings 3 x frei finanziert hoch waren. zu einem „Gemeinschaftlichen Frauen- Wohnungsvergabe Schon seit Jahren hatte ein Kreis von Frau- wohnprojekt“ ausgeweitet worden. Ab Wohn + Stadtbau en in Münster nach Möglichkeiten für ein 2011 konnte der Einzug erfolgen. gemeinschaftliches Wohnprojekt gesucht. Doch allmählich vollzog sich auch eine Gemeinschaftliches Ursprünglich orientiert an der Beginen- Abkehr vom Gedanken des reinen Frau- - bewegung, die heute in mehreren euro- enwohnens: Seit 2015 hieß das Projekt Bezug päischen, auch deutschen Städten an die „Wohnen Miteinander“. Und 2017 schließ- 2011/2012 Wohnform der mittelalterlichen Beginen lich löste sich das Wohnprojekt als solches anknüpfen will: Der Vereinzelung entge- auf – die Gemeinschaftswohnung entfiel genwirken, gemeinschaftliches Leben au- und wurde als reguläre Wohnung vermie- tonomer Frauen in „Wahlverwandtschaft“ tet. Damit war ein Übergang vollzogen: und gegenseitiger Unterstützung, Arbei- Vom anspruchsvollen Wohnprojekt zu ei- ten und Wohnen unter einem Dach – ein ner normalen und gut funktionierenden Modell für die Entwicklung einer frauen- Nachbarschaft. Vierzehn der 23 Erstbezie- freundlichen Stadt. herinnen wohnen noch heute dort. 22 23
GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE Ein Grundstück als Startschuss Die Hiltruper Wohn-Genossenschaft (HilWoGe) am Franz-Dahlkamp-Weg In Hiltrup ist ein lebendiges Wohnprojekt städtischem Grund das heutige Wohn- entstanden, mit dem die Wohn + Stadtbau und Gemeinschaftsprojekt auf Haus Coer- Größe heute eigentlich gar nichts mehr zu tun de. Und eben auch die HilWoGe im Neu- 24 Wohnungen hat. Außer, dass sie hier seinerzeit ein ge- baugebiet an der Meesenstiege in Hiltrup. Bewohnerstruktur eignetes Grundstück zu günstigen Konditi- Der Name verrät es schon: Die Initiativ- 36 Genossenschaftsmitglieder onen zur Verfügung stellte. gruppe gründete eine Genossenschaft, die Mietfinanzierung Genau dieser Startschuss war allerdings das Wohn + Stadtbau-Grundstück erwarb Nutzungsentgelte an wohnungspolitisch durchaus bemerkens- und nachfolgend in kompletter Eigenregie Genossenschaft wert. Er ging zurück auf eine 2010 im Rat – und mit erheblichem eigenen Engage- der Stadt Münster beschlossene Initiative ment – bebaute. Wohnungsvergabe unter dem Motto „Gemeinsam bauen in durch die Genossenschaft 2016 war es dann so weit: 24 Genossen- Münster“. Mit ihr sollten neue kooperative schaftswohnungen konnten bezogen wer- Gemeinschaftliches Bau- und Wohnformen – wie Baugruppen den. Bis heute zeichnet sich das Wohnpro- Gemeinschaftsgärten, Gemein- oder Wohnungsgenossenschaften – an- jekt der HilWoGe durch gute Nachbarschaft schaftsraum/Café Franz geschoben und gefördert werden. Dazu und lebendige Gemeinschaftsaktivitäten Bezug stellten Stadt und Wohn + Stadtbau gezielt aus. Nicht zuletzt auch durch das gemein- 2016 Grundstücke zur Verfügung. schaftlich betriebene „Café Franz“, das ei- Mehr Infos Nicht alle dieser Angebote konnten rea- nen beliebten Treffpunkt im Quartier bil- www.hilwoge.de lisiert werden. Aber so entstand u.a. auf det. 24 25
BESONDERE WOHNFORMEN BESONDERE WOHNFORMEN Neue Familien brauchen neue Wohnformen An der Brockmannstraße in Mecklenbeck: Modellprojekt unter besonderer Berücksichtigung der Wohnbedürfnisse Alleinerziehender Nicht immer halten traditionelle Bau- und projekt „Neue Familien. Neue Wohnfor- Wohnformen Schritt mit den Veränderun- men“ entwickelt. Größe gen unserer Gesellschaft. Ein Beispiel: Der Integriert in ein überschaubares, kinder- 30 Wohnungen (18 Miet- und Wandel der Familien. Seit Jahren wächst und familienfreundliches Wohngebiet mit 12 Eigentumswohnungen) der Anteil von Singlehaushalten oder von einer lebendigen Mischung von Haus- Bewohnerstruktur Alleinerziehenden – mit entsprechend ge- halts-, Eigentums- und Mietformen sind Alleinerziehende, Familien wandelten Wohnbedürfnissen. hier in vier Punkthäusern und einer Rei- Mietfinanzierung Alleinerziehende mit Kind etwa haben mit henhauszeile 30 Wohnungen entstanden. 10 x WBS A, 8 x WBS B einem WBS Anspruch auf eine Wohnflä- Besonderheit der freundlichen und zu- Wohnungsvergabe che, auf der bei herkömmlichem Zuschnitt gänglichen Häuser: Die flexibel nutzbaren Wohn + Stadtbau/Stadt nur zwei Zimmer untergebracht sind – zu Grundrisse – jede Wohnung verfügt über Münster wenig für ein gemeinsames Familienleben, einen Familienraum, zugleich hat jedes Fa- das zugleich ausreichend Raum lässt für milienmitglied Raum für sich selbst. Und Gemeinschaftliches eigene Bedürfnisse. natürlich: Fahrräder und Kinderwagen sind - Deshalb haben die Stadt Münster und die hier ausdrücklich erwünscht. Bezug Wohn + Stadtbau – mit unterstützender Kein Wunder, dass sich die Wohnungen 2003 Beratung durch den „Verband alleinerzie- des Mecklenbecker Modellprojektes bis Mehr Infos hender Mütter und Väter“ (VAMV) – bereits heute anhaltender Beliebtheit und lebhaf- www.vamv-muenster.de 2003 in Münster-Mecklenbeck das Modell- ter Nachfrage erfreuen. 26 27
BESONDERE WOHNFORMEN BESONDERE WOHNFORMEN Wieder ein eigenes Zuhause finden Ehemalige Dreifaltigkeitskirche: Wohnen 60plus (I) – Wohngruppe ehemals wohnungsloser Menschen Größe 8 Appartements, Für die meisten Menschen in unserer 2010 die Dreifaltigkeitskirche profaniert 2 Gemeinschaftsräume Stadt ist es eine Selbstverständlichkeit – und zu Wohnzwecken umgebaut werden Bewohnerstruktur aber für manche eben nicht: Ein Dach über sollte, konnte das Konzept des „Wohnen ältere ehemals wohnungslose dem Kopf, eine Wohnung als Zuhause, als 60plus“ schließlich umgesetzt werden. Menschen Anker für das tägliche Leben. Unterstüt- Gefördert durch Stadt, Land und Stiftun- Mietfinanzierung zung beim Leben „auf der Straße“ leisten gen errichtete die Wohn + Stadtbau als WBS A Notunterkünfte wie das Haus der Woh- Investor – in enger Abstimmung mit Fach- nungslosenhilfe (HdW). Doch insbesonde- Wohnungsvergabe leuten der Wohnungslosenhilfe – acht Ap- re ältere Wohnungslose, häufig zudem mit durch Förderverein für partements samt Gemeinschaftsflächen, gesundheitlichen Beeinträchtigungen, sind Wohnhilfen e.V. die 2013 bezogen werden konnten. auf zusätzliche Pflege- und Hilfsleistungen Gemeinschaftliches Das Modell hat sich als Erfolg erwiesen: angewiesen. Dabei ist einerseits ihre Sor- Gemeinschaftsflächen, Die Bewohner leben hier in bester Nach- ge vor Vereinsamung, aber auch ihr oft Wohnküchen barschaft mit den Mietern der 18 eben- ausgeprägtes Autonomiebestreben zu be- Bezug falls neu errichteten öffentlich geförderten rücksichtigen. 2013 Wohnungen direkt nebenan. Sie unter- Deshalb suchte der „Förderverein für nehmen Gemeinschaftliches und je nach Mehr Infos Wohnhilfen e.V.“ eine Immobilie, um die- Bedarf können sie Pflegeleistungen oder www.bischof-hermann-stiftung.de sem Personenkreis ein Angebot zum hauswirtschaftliche Unterstützung in An- Gruppenwohnen machen zu können. Als spruch nehmen. 28 29
BESONDERE WOHNFORMEN BESONDERE WOHNFORMEN Fortschreibung einer Erfolgsgeschichte Größe Wohnen 60plus (II): Wohngruppe ehemals 11 Appartements, wohnungsloser Menschen in den neuen Yorkhöfen 2 Gemeinschaftsräume Bewohnerstruktur Als 2013 acht ältere ehemals wohnungs- pflegerischer oder hauswirtschaftlicher ältere ehemals wohnungslose lose Menschen ihre Appartements in der Unterstützung – all das trug zur Erfolgsge- Menschen profanierten Dreifaltigkeitskirche bezogen, schichte der Wohngruppe bei. Mietfinanzierung war durchaus noch nicht sicher, ob und Und so war es nicht verwunderlich, dass WBS A wie sich diese Form des Gruppenwohnens dieses Modell auch beim Neubau der Wohnungsvergabe bewähren würde. Deshalb wurde das Mo- Yorkhöfe eine Fortsetzung fand – sogar durch Förderverein für dellprojekt von einer Forschungsgruppe in erweiterter Form: Hier sind es jetzt elf Wohnhilfen e.V. der FH Münster begleitet und ausgewertet. Appartements, in denen diese besondere Gemeinschaftliches Mit ermutigendem Ergebnis: Eine solche Wohnform für ältere ehemals wohnungs- Gemeinschaftsflächen, Wohnform ist sehr gut geeignet, den be- lose Menschen angeboten wird. Von öf- Wohnküchen sonderen Erfordernissen dieser Zielgrup- fentlicher Hand und sozialen Stiftungen pe gerecht zu werden. Das Sich-Einbringen gefördert, gestützt auf viel ehrenamtliches Bezug in gemeinschaftliche Zusammenhänge, die Engagement und gut vernetzt mit einer 2018 jederzeitige Möglichkeit zu Rückzug und lebendigen Nachbarschaft im Quartier fin- Mehr Infos Privatheit, gleichzeitig und je nach Bedarf den sie die Möglichkeit zu einem besser www.bischof-hermann-stiftung.de die Inanspruchnahme von medizinischer, abgesicherten Leben. 30 31
BESONDERE WOHNFORMEN BESONDERE WOHNFORMEN Spielraum lassen – das ist das ganze Geheimnis Casa Mauritz am Klarastift: Wohngemeinschaft demenziell erkrankter Menschen Zu den Folgeerscheinungen unserer äl- Auch die Raum- und Umfeldgestaltung der ter werdenden Gesellschaft gehört auch, Casa Mauritz ist an die Verhaltensweisen Größe dass immer mehr Menschen demenzielle und Befindlichkeiten demenziell veränder- 16 Appartements Veränderungen erfahren. Der Umgang mit ter Menschen angepasst: Die Sicherung Bewohnerstruktur solchen Veränderungen stellt besondere der Bewegungsfreiheit, der Wechsel von demenziell Erkrankte Anforderungen – nicht zuletzt, was das Erlebnis- und Ruhezonen sind wichtige Wohnumfeld angeht. Leitlinien des Raumkonzeptes. Mietfinanzierung frei finanziert Die Casa Mauritz ist eine Wohngemein- Bei demenzieller Beeinträchtigung gewinnt schaft mit 16 Plätzen für Menschen mit sinnliche Wahrnehmung an Bedeutung: Wohnungsvergabe demenzieller Erkrankung, die ohne Be- Farbe und Licht, Gerüche und taktile Rei- durch Betreiber/KlaraStift treuung nicht mehr allein zu Hause leben ze spielen eine große Rolle für das Wohl- Gemeinschaftliches können. Errichtet wurde sie 2006 in unmit- befinden. So orientiert sich die Farb- und Gemeinschaftsflächen, telbarer Nähe zum städtischen Altenzent- Materialauswahl in der Casa Mauritz an Gemeinschaftsküche rum KlaraStift. Erkenntnissen des Pädagogen und Gestal- Bezug Das Konzept der Wohngemeinschaft trägt ters Hugo Kükelhaus. 2006 den aktuellen wissenschaftlichen Erkennt- Die pflegerische und medizinische Versor- Mehr Infos nissen hinsichtlich demenzieller Erkran- gung, soweit erforderlich, verbleibt in der www.klarastift.de/de/ kungen Rechnung. Der Leitsatz dabei lau- eigenständigen Verantwortung der Be- ambulante-dienste tet: Soviel Normalität wie möglich – soviel wohner bzw. ihrer Angehörigen. Unterstützung wie nötig. 32 33
BESONDERE WOHNFORMEN BESONDERE WOHNFORMEN Balance von Nähe und Eigenständigkeit Irmgard-Buschmann-Haus in Gievenbeck: Wohngemeinschaft für demenziell erkrankte Menschen und ihre Angehörigen Demenzielle Veränderungen sind nicht Stress vermeiden und den Bewohnern viel zuletzt für die Familien und Angehörigen Bewegungsfreiheit und harmonische Sin- Größe der Betroffenen eine besondere Heraus- neseindrücke ermöglichen. Gemeinschaft- 19 Appartements für zwei forderung. Dieser Aspekt spielte eine zen- liche Angebote und gesellige Runden sind Wohngemeinschaften, trale Rolle, als die Wohn + Stadtbau 2007 hier ebenso möglich wie das Leben in per- 6 Angehörigenwohnungen das Irmgard-Buschmann-Haus in Münster sönlicher Individualität. Bewohnerstruktur Gievenbeck errichtete – auf Initiative der Das besondere Merkmal des Busch- demenziell Erkrankte und gleichnamigen Stiftung. mann-Hauses ist darüberhinaus die Ein- Angehörige Hier finden Menschen mit demenzieller Er- beziehung naher Angehöriger in das Le- Mietfinanzierung krankung in 19 Einzelappartements, unter- bensumfeld der Bewohner: Direkt auf dem 8 x WBS A, 11 x frei finanziert, teilt in zwei Wohngemeinschaften mit 11 Gelände, nur durch den Eingangshof vom 6 x WBS A für Angehörige und 8 Plätzen, ein familienähnliches Um- Hauptgebäude getrennt, befinden sich Wohnungsvergabe feld – in schöner Lage: Mit direktem Blick in sechs Appartements, in denen Angehörige durch Betreiber und die Natur und auf das reizvolle Wäldchen eigenständig wohnen können. So haben Wohn + Stadtbau des Küchenbuschs. Zugleich sind öffentli- sie einerseits die Möglichkeit, direkt am Le- che Verkehrsmittel und das Zentrum Gie- ben im Haus teilzunehmen, zugleich aber Gemeinschaftliches venbecks mit allen Einkaufsmöglichkeiten auch jederzeit räumliche Distanz, Entlas- Gemeinschaftsflächen, bequem zu erreichen. tung und Ruhe für sich selbst zu finden. Galerie/Atrium Ähnlich wie in der Casa Mauritz ist auch hier Diese Balance von Nähe und Eigenständig- Bezug das sinnliche Erleben der Bewohner von keit erleichtert – für demenziell veränderte 2007 großer Bedeutung – Räume und Farben Menschen wie für ihre Angehörigen – ein Mehr Infos sind in einem Konzept der „Erfahrungs- harmonisches Miteinander im Alltag ganz www.klarastift.de/de/ felder“ so angelegt, dass sie emotionalen entscheidend. ambulante-dienste 34 35
BESONDERE WOHNFORMEN BESONDERE WOHNFORMEN Älter werden in vertrauter Umgebung An der Culmer Straße in Coerde: Seniorenwohnen Größe mit Anschluss an Betreuung 33 Mietwohnungen, 8 Atrium- bungalows (Eigentum) In eine andere Wohnung umzuziehen, die möglicht. Genau ein solches Wohnangebot Bewohnerstruktur von der Größe und Ausstattung viel besser hat die Wohn + Stadtbau 2008 in Müns- Seniorinnen und Senioren zu den eigenen Bedürfnissen passen wür- ter-Coerde entwickelt. de – davor schrecken gerade ältere Men- Mietfinanzierung Auf einem ehemaligen Schulgelände, mit- schen oft zurück. 20 x WBS A, 6 x WBS B, ten im Herzen des Stadtteils, wurden in 7 x frei finanziert Ein Grund: Sie möchten ihre gewohnte zwei- bis viergeschossiger Bauweise 33 Umgebung, ihr vertrautes Umfeld und Mietwohnungen errichtet, unterschiedlich Wohnungsvergabe Viertel nicht verlassen. So verbleiben sie groß, direkt von außen zugänglich und bar- Wohn + Stadtbau dann lieber in ihrer alten Wohnung, selbst rierefrei, vier sogar rollstuhlgerecht, außer- Gemeinschaftliches wenn die inzwischen zu groß und mit zu dem acht Atriumbungalows. Gemeinschaftsraum, angren- vielen Barrieren versehen ist und die täg- Neben ihrer zentralen Lage haben die zende Pflege- und Service liche Versorgung oder Betreuung immer Wohnungen einen weiteren, unschätzba- einrichtung mit Café mühsamer wird. ren Vorteil: Direkt angrenzend das Wohn- Bezug Attraktiv wäre eine Alternative: Senioren- und Pflegezentrum der Caritas, auf dessen 2008 gerechtes Wohnen, das älteren Menschen Leistungen je nach Bedarf jederzeit zu- den Verbleib in vertrauter Umgebung er- rückgegriffen werden kann. 36 37
BESONDERE WOHNFORMEN BESONDERE WOHNFORMEN Eingebettet in einen lebendigen Stadtteil Josef-Beckmann-Straße in Kinderhaus: Wohngruppe für Menschen mit geistiger Behinderung Menschen mit Beeinträchtigungen geis- Das Herzstück der Wohngruppe ist ein tiger oder psychischer Art haben es auf großzügiger gemeinsamer Koch-, Ess- und dem freien Wohnungsmarkt oft nicht Wohnbereich. Doch gleichzeitig haben alle leicht. Auch deshalb gehört es zu den Leistungsberechtigten ihre eigenen Wohn- Zielen des LWL-Wohnverbundes, diesem räume, zudem räumlich so angeordnet, Größe Personenkreis eine besondere Wohnform dass auch kleine Wohngemeinschaften 1 große Wohnetage anzubieten. Mit professioneller Beglei- von 2-3- Personen sich zusammenfinden mit 10 Wohneinheiten tung können die Leistungsberechtigten und dort abgetrennter von der Gruppe Bewohnerstruktur hier Assistenzleistungen erhalten, um ihre eigenen Interessen nachgehen können. Menschen mit geistiger Beein- individuellen Ziele zu erreichen. Eine ent- Hier besteht auch die Möglichkeit, je nach trächtigung, ggf. mit Sekundär- scheidende Rolle spielt dabei das gezielte vorhandene Ressourcen in kleinen Pantry- diagnose Zusammenspiel von notwendiger Betreu- Küchen Speisen zuzubereiten. ung und möglicher Selbständigkeit, von in- Ganz nah am Zentrum des lebendigen Wohnungsvergabe dividueller Selbstbestimmung und Formen Stadtteils Kinderhaus, in fußläufiger Ent- LWL-Wohnverbund Münster gemeinschaftlicher Unterstützung. fernung zum Bürgerhaus, zu sozialen, kul- Gemeinschaftliches In der Josef-Beckmann-Straße hat die turellen und unterschiedlichen Einkaufs- großer Koch-, Ess- und Wohn + Stadtbau für genau diese spezi- möglichkeiten, gut angebunden an den Wohnbereich; Pantry-Küchen ellen Wohnbedürfnisse eine Wohnform Nahverkehr, bietet sich damit den Bewoh- für kleinere Gruppen geschaffen: Drei Wohnungen wurden zu nern eine verlässliche Basis, um – gemein- Bezug einer großen Gemeinschaftsetage zu- sam oder selbständig – Schritte zur Bewäl- 2021 sammengelegt, in der zehn Leistungsbe- tigung ihres Alltagslebens zu erproben. Mehr Infos rechtigten die Möglichkeit geboten wird, Die entsprechende Quartiersentwicklung www.lwl-wohnverbund- sowohl Gemeinsames zu unternehmen im Stadtteil Kinderhaus stellt eine wichti- muenster.de als auch sich bei Bedarf in ihren privaten ge Komponente zur gelungenen Inklusion Bereich zurückzuziehen. dar. 38 39
BESONDERE WOHNFORMEN BESONDERE WOHNFORMEN Mitten drin im Gartenwohnen Ein Ausblick: Das „Gemeinschaftshaus“ im künftigen York-Quartier Auf großen ehemaligen Kasernenflächen zentrum und einem Gemeinschaftsraum, lebendige neue Wohnquartiere entwickeln die für die Nutzung durch alle Quartiersbe- Größe – was für ein Chance! Aber auch eine große wohner offenstehen. 19 Appartements für betreutes Herausforderung, vor der die Stadt Müns- Inmitten des begrünten „Gartenwohnens“ Wohnen, Büros, Café ter steht – und mit ihr die Wohn + Stadtbau entstehen in einem Punkthaus auf zwei Bewohnerstruktur als städtisches Wohnungsunternehmen. Etagen öffentlich geförderte Apparte- Menschen mit Behinderungen Eine lebendige Vielfalt an Nutzungen und ments für Menschen mit Behinderungen, Mietfinanzierung unterschiedlichen Wohnformen, bezahlba- die im Rahmen des ambulant betreuten 12 öffentlich gefördert, rer Wohnraum, Möglichkeiten für gemein- Wohnens unterstützt werden. Dazu eine 7 frei finanziert schaftliche Aktivitäten, eine gute Infra- anteilig angemietete Gemeinschaftswoh- Wohnungsvergabe struktur: All das sind Bedingungen, damit nung, die für gemeinsame Aktivitäten wie Trägerverein/Wohn + Stadtbau sich in neuer Umgebung Netzwerke guter auch für Betreuungsleistungen genutzt Nachbarschaft entwickeln können. werden kann. Gemeinschaftliches Solche Netze brauchen Anknüpfungspunk- Im Erdgeschoss befindet sich das Teilha- Gemeinschaftswohnung, te. Und einen solchen attraktiven Knoten- bezentrum mit Café. Hier werden unter- Teilhabezentrum/Café im EG punkt bildet das „Gemeinschaftshaus“ im schiedliche Unterstützungsangebote im Bezug neuen York-Quartier in Münster-Grem- Quartier weiterentwickelt und mit anderen 2022 mendorf. Hier werden – in Zusammen- Angeboten vernetzt. Zugleich ist hier Raum Mehr Infos arbeit mit der Lebenshilfe Münster e.V. für nachbarschaftliche Treffen, für Begeg- www.lebenshilfe-muenster.de – Formen gemeinschaftlichen Wohnens nung und Austausch sowie für inklusives entwickelt, zusammen mit einem Teilhabe- und generationenübergreifendes Leben. 40 41
GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE „Eine breite und vielfältige Palette – nicht die eine Wohnform für alle!“ Im Gespräch: Gabi Blaese, Dr. Christian Jaeger und Martin Waltring zum Thema „Gemeinschaftliche Wohnformen“ Warum beschäftigt sich die Wohn + Stadtbau über- Martin Waltring: Diesen Effekt können wir in der Praxis haupt mit dem Thema „Gemeinschaftliche Wohnfor- durchaus beobachten. Denn durch den gemeinsamen men? Prozess entwickeln die Beteiligten in aller Regel eine hohe Identifikation nicht nur mit ihrem Projekt, sondern mit dem Dr. Christian Jaeger: Da sehe ich zwei wesentliche Mo- ganzen Umfeld im Quartier. Zudem ist die Fluktuation in tive. Zum einen gibt es für uns eine Verantwortung als solchen Projekten sehr gering. Und wenn dann doch mal wohnungspolitischer Akteur in unserer Stadt – und erst ein Wechsel stattfindet, ist es meist so, dass die Neuen zur recht als Wohnungsunternehmen der Bürgerinnen und Gemeinschaft passen – bis dahin, dass etwa drei Generati- Bürger Münsters –, nämlich darauf zu schauen, welche ge- onen einer Familie in einem Projekt wohnen. sellschaftlichen Trends sich abzeichnen und welche neu- en Bedarfe an Wohnformen sich daraus ergeben. Nur ein Haben solche Wohnprojekte für Sie auch ökonomi- Beispiel: Unsere Gesellschaft wird älter, gleichzeitig lockern sche Vorteile, etwa durch wirtschaftlicheres Bauen sich die traditionellen Familienstrukturen. Da stellen wir uns oder eine einfachere Verwaltung? die Frage: Wie wollen eigentlich älter Werdende in Münster wohnen und leben? Gibt es neue Möglichkeiten zu selbst- Jaeger: Nein, sicher nicht. Es entsteht zwar kein finanzi- gewählter und selbstbestimmter Gemeinschaftlichkeit? Auf eller Schaden, denn die zusätzlichen Kosten für Gemein- solche Fragen intelligente und innovative Antworten zu ent- schaftseinrichtungen werden auf die Miete aller Beteiligten Martin Waltring ist als stellvertretender Gabi Blaese berät und begleitet seit Jahren Dr. Christian Jaeger ist der Geschäfts- umgelegt. Aber solche Projekte sind eben alles andere als Leiter der Hausbewirtschaftung verant- gemeinschaftliche Wohnprojekte im Rahmen führer der Wohn + Stadtbau. wickeln – den Anspruch stellen wir an uns als städtisches Wohnungsunternehmen. Und zwar möglichst frühzeitig, Selbstläufer. Als Unternehmen stecken wir da auch eine wortlich für den Bereich „Gemeinschaftli- der Sozialen Mieterbetreuung. che Wohnprojekte“. nicht erst dann, wenn entsprechende Anforderungen an Menge rein, insbesondere an Beratung und personellem uns herangetragen werden. Aufwand, etwa in der sozialen Mieterbetreuung. Frau Blae- se begleitet solche Projekte ja nicht nur in der Entstehung, Ein zweites Motiv: Wir haben ein besonderes Interesse am sondern auch im weiteren Verlauf. Da ist immer wieder Rü- Aufbau von stabilen und funktionierenden Nachbarschaf- ckenstärkung und Ermutigung gefragt, oder auch mal neu- ten, nicht zuletzt in den vielen Neubaugebieten. Es ist un- es Schwung-Geben, wenn sich in den Projekten personell ser Wunsch, dass solche gemeinschaftlichen Wohnprojekte etwas verändert und wichtige Leitfiguren wegfallen. auf das Umfeld abstrahlen und eine Vorbildfunktion haben können – das ist sozusagen unsere wohnsoziologische Ide- Gabi Blaese: Wobei ich es nach all unseren Erfahrungen alvorstellung. mittlerweile für sehr wichtig halte, dass die Beratung ei- 42 43
GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE nes solchen Projekts früh, möglichst von Anfang an durch wenn alle ihre eigenen Ansprüche vorher klar haben und es kann auch sein, dass wir die Projekte bei der Suche men – etwa die einvernehmliche Regelung von Miet- uns begleitet wird. Eine professionelle Prozessmoderation transparent. nach geeigneten Nachfolgern unterstützen müssen. Auch nachfolgen? durch Dritte ist absolut sinnvoll, ja notwendig. Aber wir als die Größe der Wohnprojekte spielt eine Rolle: Bei 40 Miet- Waltring: Ja, und solche Ansprüche und Ziele sollten expli- Waltring: Schwierig. Bei geförderten Wohnungen hat ja Wohnungsunternehmen selbst sollten so früh wie möglich parteien fällt ein Wechsel nicht so ins Gewicht wie bei acht zit formuliert und aufgeschrieben werden, auch die Erwar- die Stadt ein Belegungsrecht. Darauf kann sie bei Wohn- in diese Moderation eingebunden sein. Denn es muss so Wohnungen. tungen an sich selbst und die anderen: Welche Rolle will projekten verzichten – auch wenn hier natürlich ebenfalls viel rückgekoppelt werden, was die Wünsche und Vorstel- ich einnehmen, wie will ich mich einbringen? Was erwarte Jaeger: Um die Sache von der baulichen Seite her zu be- die Wohnberechtigung vorliegen muss, darauf haben wir lungen einerseits und eine mögliche bauliche Realisierung ich von den anderen? Sehr hilfreich ist zudem, den Erfah- leuchten: Inwieweit lassen sich individuelle Sonderwünsche als Vermieter zu achten. Aber in der Breite des „normalen“ andererseits angeht. Auch und gerade in Details, bis hin zur rungsaustausch mit bereits existierenden Wohnprojekten berücksichtigen, ohne Mietverträge über 20 Jahre abzu- Markts wäre das nicht machbar. Frage „Wo kommen die Mülltonnen hin?“. zu suchen, gerade auch, was den späteren Alltag, das Zu- schließen? Den Konflikt hat ein Bauherr natürlich immer, Blaese: Damit so etwas funktioniert, sind bestimmte Struk- Denn die Idee „Ich baue mir jetzt ein Haus nach meinen sammenleben nach der Anfangseuphorie angeht. wenn es um individualisiertes Bauen geht. In der Planung turen innerhalb der Bewohnerschaft nötig, also z.B. Bewoh- Wunschvorstellungen“ kann ja leicht ins Uferlose ausgrei- von kooperativen Projekten, bei denen die Wünsche der Und Geduld gehört dazu! Der Zeitrahmen wird häufig un- nerversammlungen oder gewählte Ausschüsse für die Be- fen. Da ist eine enge fachliche Begleitung wichtig, eine früh- Beteiligten einfließen sollen, ist es unser Part zu sagen: Die- terschätzt. Es ist nicht ganz einfach, über Jahre dabeizublei- legung. Das gilt auch im Zusammenleben, um gemeinsame zeitige und realistische Reflektion der baulichen, auch der se Gebäude müssen nicht nur in den nächsten zehn, son- ben und relativ abstrakt zu planen, bevor ich dann endlich Entscheidungen zu diskutieren und zu beschließen – dazu finanziellen Rahmenbedingungen, damit nicht irgendwann dern auch in sechzig oder achtzig Jahren noch gut nutzbar meinen Wohnungsschlüssel bekomme. Gerade für Jüngere braucht es organisierte Formen von Gemeinschaftlichkeit. die ganz große Ernüchterung eintritt. Und sicher ist es so, und bewohnbar sein. Wobei ich innovative Konzepte wie und Familien mit Kindern kann das problematisch werden dass die Projekte hier auch von unserer Erfahrung profitie- etwa Clusterwohnungen für durchaus zukunftsfest halte – – in dieser Lebenssituation entwickelt sich ja vieles relativ Ein kurzer Ausblick noch: In Münster sollen koopera- ren können, etwa im Umgang mit Interessenkonflikten. die gehören künftig in jede größere Wohnanlage. schnell. Deshalb sind es manchmal die Älteren, die die nö- tive Wohnformen künftig stärker vorangebracht wer- Einmal aus der Perspektive der Beteiligten gefragt: tige Konstanz in das Projekt reinbringen, weil sich in ihrer Ein zweiter Aspekt: Soweit solche Projekte in urbanen Räu- den – sehen Sie die Wohn + Stadtbau hier besonders Was sind nach Ihrer Erfahrung entscheidende Vor- Lebensphase nicht so viel verändert. Und eine feste Kern- men entstehen, sind sie – angesichts knapper Grundstü- gefordert? aussetzungen, damit ein gemeinschaftliches Wohn- gruppe als stabiles Element – die ist wirklich ein entschei- cke und sozialpolitischer Ziele – auch an bauliche Vorgaben Jaeger: Bei jedem unserer Bauvorhaben überlegen wir, ob projekt gelingt? dender Faktor für das Gelingen des Projekts. gebunden, in Münster etwa über die „Sozialgerechte Bo- wir gemeinschaftliche Wohnprojekte integrieren können, dennutzung“ (SoBoMü). Danach müssen mindestens 60 % Blaese: Engagement, Idealismus, Interesse an der Ge- Die Wünsche der aktuell Beteiligten sind eine Sache, und realisieren das immer dort, wo es möglich ist. der Wohnungen so gebaut sein, dass sie den Richtlinien für meinschaft – das sind Grundvoraussetzungen, die bringen Sie als Bauherr müssen aber auch längerfristig, an geförderten oder förderfähigen Wohnraum entsprechen. Blaese: Es gibt ja nicht die eine gemeinschaftliche Wohn- zunächst auch alle mit, die sich auf einen solchen Prozess Bedürfnisse künftiger Bewohner denken – führt das Da müssen wir als Bauherr darauf achten, was bau- und form für alle, sondern eine sehr vielfältige Palette – von einlassen. Dazu gehört aber zugleich eine gewisse Gelas- zu Konflikten? förderungsrechtlich zu realisieren ist. komplett selbstverwaltet bis zu komplett betreut durch so- senheit und Kompromissfähigkeit, eine Klarheit darüber, ziale Träger. Da bietet sich doch – neben der Wohn + Stadt- Waltring: Natürlich müssen wir künftige Wechsel mitden- dass es zu Konflikten kommen kann und wird, die Bereit- Lassen sich bestimmte Vorzüge von Wohnprojekten bau – wirklich ein breites Betätigungsfeld auch für andere ken. Die Projekte entscheiden die Nachbelegung frei wer- schaft, dann notfalls auch Lösungen mitzutragen, die nicht nicht auch für „normale“ Mietverhältnisse überneh- Akteure. dender Wohnungen selbst, ein Hauptmerkmal unserer für alle oder für einen selbst ideal sind. Das wird erleichtert, Wohnprojekte – die Auswahl der eigenen Nachbarn. Aber 44 45
GEMEINSCHAFTLICHE WOHNPROJEKTE Über uns Wohn + Stadtbau: Ihr Zuhause in Münster – aus Tradition ein verlässlicher Partner Für diesen Leitsatz steht unser dynamisches Unternehmen mit Begeisterung, sozialem Verantwortungsbewusstsein und ausgeprägtem Knowhow in der Wohnungswirtschaft. Am Puls der Zeit stehen wir neuen Entwicklungen in der Architektur genauso kreativ und aufgeschlossen gegenüber wie auch den vielfältigen Anforderungen der Gesellschaft. Immer wieder übernehmen wir, als 100%ige Tochter der Stadt Münster, mit großem Engagement und Präzision Pi- lotprojekte sowie Aufgaben von gesamtstädtischer Bedeu- tung, die besondere Anforderungen an planerische Sensibi- lität und Stadtentwicklung stellen. Dabei liegt uns das „Wohlfühlen in den eigenen vier Wän- den“ unserer Kunden, egal ob als Mieter oder als Woh- nungseigentümer, besonders am Herzen. Mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung und unseren engagierten und qualifizierten Mitarbeitern garantieren wir, zu jeder Zeit ein verlässlicher Partner zu sein. Wohn + Stadtbau – ein Garant für Ihr Zuhause in Münster Impressum Herausgeber: Wohn + Stadtbau - Wohnungsunternehmen der Stadt Münster GmbH, Steinfurter Straße 60, 48149 Münster · Redaktion: Katja Stockey · Konzept/Text/Gestaltung: LFS Münster AGD · Fotos: Michael Boente/Kirche und Leben, Ralf Emmerich, Grevener 31 e.V., HilWoGe eG, Andreas Steinfurter Str. 60 · 48149 Münster Lechtape, George Sommer, Volker Stosberg, Jean-Marie Tronquet/münsterview, Verein zur Erhaltung Telefon 0251 7008-0 · Fax 0251 7008-300 preiswerten Wohnraums Münster e.V., Manfred Vollmer, Wikipedia/CC, Wohn + Stadtbau · Perspek- www.wohnstadtbau.de · E-Mail service@wohnstadtbau.de tive Südviertel: Engel + Haehnel, Perspektive York-Quartier: Renderfriends UG · Münster, April 2021 46
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