Statistikbericht Zu Lebenslagen wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen in Deutschland - Lebenslagenbericht - BAG ...

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Statistikbericht Zu Lebenslagen wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen in Deutschland - Lebenslagenbericht - BAG ...
BAG Wohnungslosenhilfe e.V.

Statistikbericht
Zu Lebenslagen wohnungsloser
und von W  ­ ohnungslosigkeit
­bedrohter Menschen in ­Deutschland –
 ­­Lebenslagenbericht

Berichtsjahr 2019

Sarah Lotties
Statistikbericht Zu Lebenslagen wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen in Deutschland - Lebenslagenbericht - BAG ...
Inhalt

1 Das Dokumentationssystem zur Wohnungslosigkeit (DzW)...................................................... 3
1.1 Der Basisdatensatz des DzW................................................................................................................. 3
1.2 Strukturdaten 2019: Umfang, Zusammensetzung und Repräsentativität.......................... 3

2 Auswertung der DzW-Daten.................................................................................................................... 5
2.1 Nutzung der Angebote der Wohnungslosenhilfe........................................................................... 5
2.2 Geschlecht..................................................................................................................................................... 6
2.3 Altersstruktur............................................................................................................................................... 6
2.4 Unterkunftssituation................................................................................................................................. 6
2.5 Auslöser und Grund der (drohenden) Wohnungslosigkeit........................................................... 9
2.6 Staatsangehörigkeit und Migrationshintergrund.........................................................................11
2.7 Bildung und Berufsabschluss..............................................................................................................11
2.8 Erwerbstätigkeit, Einkommenssituation, Bankkonto und Überschuldung.........................13
2.9 Haushaltsstruktur und Familienstand..............................................................................................14
2.10 Dauer der Wohnungslosigkeit und Wohnwunsch.....................................................................16

3 Schwerpunkt: Working Poor – Wohnungslos trotz Arbeit........................................................17
3.1 Arbeits- und Beschäftigungssituation.............................................................................................18
3.2 Geschlecht...................................................................................................................................................19
3.3 Alter...............................................................................................................................................................20
3.4 Staatsangehörigkeit und Migrationshintergrund.........................................................................22

4 Unterstützung des DzW...........................................................................................................................22

5 Tabellenteil (unkommentiert).................................................................................................................23

6 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis.................................................................................................28

7 Anmerkung und Quellen...........................................................................................................................29

IMPRESSUM

Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V.
Waidmannsluster Damm 37, 13509 Berlin
Statistikbericht für das Jahr 2019 (2021)
Bearbeitet von Sarah Lotties
Tel (+49) 30-2 84 45 37-0
sarahlotties@bagw.de
info@bagw.de
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Statistikbericht
Zu Lebenslagen wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter
Menschen in Deutschland – Lebenslagenbericht – Berichtsjahr 2019

1   Das Dokumentationssystem zur Wohnungslosigkeit (DzW)
1 Das Dokumentationssystem zur Wohnungslosigkeit (DzW)
Der vorliegende Lebenslagenbericht ist Resultat der Klient:in-   Debatten zu zentralen Fragestellungen zur Wohnungslosig-
nendatenerhebung in den sozialen Einrichtungen und Diens-        keit in Deutschland.
ten der Hilfen in Wohnungsnotfällen für das Jahr 2019. Zur
jährlichen Erhebung dieser Daten nutzt die Bundesarbeits-        Das DzW umfasst insgesamt 55 Variablen1. Der Grundda-
gemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) seit mehr als            tensatz umfasst insgesamt 17 Variablen zur Sozialstruk-
30 Jahren ein eigens hierfür eingerichtetes und bundesweit       tur und zum Hilfeangebot. Das sind u. a. Alter, Geschlecht,
standardisiertes, softwaregestütztes System. Das Doku-           Staatsangehörigkeit, Aufenthaltsstatus, Familienstand,
mentationssystem zur Wohnungslosigkeit (DzW) ist darauf          Haushaltsstruktur, Bundesland, Art des Hilfeangebots, Be-
ausgerichtet, eine fundierte Datenbasis zur Beschreibung         treuungsbeginn, -ende und -dauer. Der Fachdatensatz Woh-
der Lebenslagen wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit          nungslosenhilfe umfasst 26 Variablen. Hierbei handelt es
bedrohter Menschen sowie für die bedarfsgerechte (Weiter-)       sich um spezifische Variablen aus der Wohnungsnotfallhilfe.
Entwicklung der Hilfen in Wohnungsnotfällen bereitzustel-        Beispielhaft genannt werden können hier die Einkommens-
len. Das Verfahren der softwaregestützten Erhebung ist so        und Unterkunftssituation, Überschuldung, Erwerbsfähig-
strukturiert, dass die Klient:innen- und Einrichtungsdaten in    keit im Sinne des SGB sowie Dauer, Auslöser und Grund der
aggregierter Form vorliegen. Somit ist – anders als bei ver-     Wohnungslosigkeit.2
schlüsselten Daten – keine Rekonstruktion personenbezo-
gener Daten möglich, sodass der Datenschutz der Klient:in-       Mittels dieser zahlreichen und unterschiedlichen Variablen
nen und der datenliefernden Einrichtungen vollumfänglich         und durch Kreuzungen der Variablen miteinander lassen sich
gewährleistet wird.                                              komplexe Auswertungen erstellen und somit differenzier-
                                                                 te Aussagen über die Lebenslagen von Klient:innen treffen.
Nur eine vergleichbare Datenlage ermöglicht die Früherken-       Ausgewählte Variablen werden nicht nur zu Beginn, sondern
nung neuer Trends und Entwicklungen in den Einrichtungen         auch am Ende der Hilfeleistungen erfasst. Das langjährige
und Diensten der Hilfen in Wohnungsnotfällen. Und nur so         Bestehen des DzW erlaubt außerdem lange Zeitreihen bis in
lässt sich ein detailliertes Bild von den Lebenslagen der Men-   die 1990er Jahre hinein.
schen in Wohnungsnot zeichnen, um anschließend differen-
zierte Entwicklungsmuster zu identifizieren, Entscheidungen      Mittlerweile lässt sich ein beträchtlicher und stetig steigen-
vorzubereiten und diese gegenüber einer fachpolitischen Öf-      der Umfang der Datenlage verzeichnen, sodass die Auswer-
fentlichkeit zu untermauern.                                     tungen Aussagen in valider und belastbarer Form ermög-
                                                                 lichen. Gleichzeitig ist die BAG W bestrebt, die Datenbasis
Die Berichtsstruktur orientiert sich entlang inhaltlicher        weiter zu verbessern und möchte daher weitere Einrichtun-
Schwerpunkte und Änderungen relevanter Merkmale über             gen, Dienste und Träger der Hilfen in Wohnungsnotfällen
einen mehrjährigen Verlauf.                                      zur Beteiligung aufrufen.3 Eine eigens dazu programmierte
                                                                 Schnittstelle ermöglicht die fehlerfreie Datenübermittlung
Besonderer Dank der BAG W gilt den vielen freiwillig Mit-        auch bei unterschiedlicher Dokumentationssoftware. Ak-
wirkenden: Ohne ihr Engagement und die Bereitstellung der        tuell sind 15 zertifizierte Softwarelösungen vorhanden4.
anonymisierten Klient:innendaten wäre ein solcher Bericht        Nach Übermittlung der Daten erfolgt die Auswertung, In-
nicht möglich.                                                   terpretation und Veröffentlichung als Statistikbericht durch
                                                                 die BAG W.
1.1    Der Basisdatensatz des DzW
                                                                 1.2    Strukturdaten 2019: Umfang, Zusammen­
Ohne eine belastbare und ausdifferenzierte Statistik sind sys-          setzung und Repräsentativität
tematisierte Planung, Weiterentwicklung und Verbesserung
von Hilfeangeboten nicht möglich. Die DzW-Daten liefern          Im Berichtsjahr 2019 stellten 223 Einrichtungen und Dienste
aber auch für weitere Tätigkeitsfelder der BAG W eine fun-       der Hilfen in Wohnungsnotfällen 45.667 anonymisierte und
dierte Arbeitsgrundlage. Sie sind unerlässlich für verbands-     aggregierte Klient:innendatensätze bereit. Die Zusammen-
politische Positionierungen, journalistische Anfragen, wis-      setzung dieser Einrichtungen im Vergleich zum Vorjahr ist
senschaftliche Einzelprojekte, Fachvorträge und inhaltliche      Tabelle 1 zu entnehmen.

                                                                                                                             3
Statistikbericht Zu Lebenslagen wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen in Deutschland - Lebenslagenbericht - BAG ...
BAG W                                                                 1 Das Dokumentationssystem zur Wohnungslosigkeit (DzW)

    Tabelle 1: Zusammensetzung der datenliefernden                auch statistisch nur durch eine gesetzliche Statistik, wie sie
             ­Einrichtungen (2018 und 2019)                       ab 2022 geplant ist, erfasst werden, weil im Gegensatz zur
                                                                  freien Wohlfahrtspflege für eine breite Erhebung im öffent-
                                   Einrichtungen Einrichtungen    lichen Sektor (Kommunen und Landkreise) eine gesetzliche
                                            2018          2019    Ermächtigung notwendig ist6. Die mit dem DzW erfassten
 Gemischtgeschlechtliche Dienste           148            182     Einrichtungen freier Träger weisen ein sehr breites Tätig-
 Frauenspezifische Dienste                   23            25     keitsspektrum unterschiedlichster Hilfen in Wohnungsnot-
                                                                  fällen auf: Ambulante, stationäre, teilstationäre, hoch- und
 Männerspezifische Dienste                   20            16
                                                                  niedrigschwellige, beratende, betreuende, aufsuchende
 Gesamt                                    191            223     sowie männer- oder frauenspezifische Einrichtungen sind
                                                                  im Datensatz enthalten. Der unbestreitbare Vorteil einer
Der Vorjahresvergleich zeigt, dass für 2019 ein besonders         ebensolchen Datenbasis liegt vor allen Dingen darin, dass
starker Zuwachs von Einrichtungen mit gemischtgeschlecht-         das DzW sowohl hinsichtlich der Bandbreite der Variablen
licher Zielgruppe zu verzeichnen ist. Verglichen mit der un-      als auch hinsichtlich der Zielgruppe so Aussagen über die
gefähren Verteilung von gemischtgeschlechtlichen zu ge-           Lebenslagen von Menschen tätigen kann, die mit der aus-
schlechtsspezifischen Diensten im Wo+Wie-Verzeichnis 5 ergibt     schließlichen Zählung untergebrachter Personen nicht er-
sich eine nahezu identische Verteilung, womit die DzW-Stich-      bracht werden könnte. Im DzW wurden 27.358 Hilfen für
probe hier über eine sehr gute Aussagekraft hinsichtlich der      akut wohnungslose Menschen im Laufe eines Jahres erfasst.
Grundgesamtheit verfügt.                                          Nach der letzten Schätzung der BAG W für das Jahr 2018
                                                                  waren im frei-gemeinnützigen Sektor ca. 117.000 Personen
Bei den datenliefernden Einrichtungen handelt es sich um          im Laufe eines Jahres akut wohnungslos. Für das Jahr 2019
Hilfeeinrichtungen freier Träger. Das DzW zielt darauf ab,        liegt zum derzeitigen Zeitpunkt noch keine Schätzzahl vor.
den Sektor der Hilfeangebote frei-gemeinnütziger Träger           Von einer großen Veränderung gegenüber dem Vorjahr kann
der Hilfen in Wohnungsnotfällen, der von ihnen erbrachten         jedoch nicht ausgegangen werden, sodass ersatzweise die
Hilfeleistungen und der von diesen Hilfeangeboten erfass-         Zahl aus 2018 als Referenzgröße herangezogen werden
ten Klient:innen repräsentativ abzubilden. Daher werden           kann. Somit deckt die DzW-Stichprobe rund 20 % der Grund-
bewusst Einrichtungen und von ihnen erfasste Personen,            gesamtheit ab.
die außer ordnungsrechtlich veranlasster Übernachtung
keine weitergehenden Hilfen erhalten, vom DzW nicht be-           Dazu zeigt Abbildung 1, dass auch Datenaggregate von Per-
rücksichtigt. Allerdings ist es so, dass ein Teil des Personen-   sonen Eingang in das DzW finden, die nicht wohnungslos
kreises, der sich in solchen Einrichtungen aufhält, vom DzW       sind, aber gemäß der Wohnungsnotfalldefinition7 als Woh-
erfasst wird, nämlich dann, wenn diese durch ein anderes          nungsnotfall gelten. Auf 16,4 % der dokumentierten Personen
ambulantes Hilfeangebot weitergehende Hilfen neben der            trifft dies zu: Sie sind unmittelbar von Wohnungslosigkeit be-
Übernachtung erhalten. Das DzW beansprucht keine Re-              droht, leben in unzumutbaren Verhältnissen oder sind ehe-
präsentativität für die soziale Struktur und Lebenslagen des      mals von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen. 9,1 %
Personenkreises im ordnungsrechtlichen Sektor. Dieser kann        der im Jahr 2019 dokumentierten Personen wurden nicht als

                                        Abbildung 1: Wohnungsnotfälle im DzW (2019)

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Statistikbericht Zu Lebenslagen wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen in Deutschland - Lebenslagenbericht - BAG ...
2 Auswertung der DzW-Daten                                                                                               BAG W

                                 Abbildung 2: Anzahl der liefernden Teilstellen (Balken) und
                                 Anzahl der Klient:innendaten (schwarze Linie) (2009–2019)

Wohnungsnotfall erfasst. Hier liegt ein anderer armutsbezo-       Gleichwohl ist aufgrund der freiwilligen Teilnahme und mit
gener Bedarf nach §§ 67 ff. SGB XII vor.                          dem dadurch bedingten Hinzukommen oder Wegfallen von
                                                                  datenliefernden Einrichtungen eine systembedingte Abwei-
Aufgrund der freiwilligen Teilnahme an der DzW-Erhebung           chung zum Vorjahreswert von ein bis zwei Prozent (Fehler-
ändert sich die Zusammensetzung der datenliefernden Ein-          toleranz) zu berücksichtigen.
richtungen jährlich immer ein wenig. 178 der Teilstellen, die
2019 Daten lieferten, lieferten auch im Vorjahr Daten. Somit      Die Datenlieferungen stammen aus elf Bundesländern. Aus
weist die Datenbasis mit einem Wert von 80 % eine große           Niedersachsen wurden 72 und aus Nordrhein-Westfalen
Konstanz auf. Dass dieser um knapp sieben Prozentpunkte           67 der insgesamt 223 Datenaggregate bereitgestellt. Wei-
unter dem Vorjahreswert liegt (86,9 %), ist auf die erfreuliche   terhin erhielt die BAG W Daten von 42 Lieferanten in Ba-
Tatsache zurückzuführen, dass sich 45 weitere Teilstellen         den-Württemberg, 14 in Hamburg, acht in Bremen, sechs
an der DzW-Erhebung 2019 beteiligten. In Abbildung 2 ist          in Hessen, fünf in Bayern sowie in Sachsen, zwei in Schles-
zu erkennen, dass sich seit dem Jahr 2009 der Umfang an           wig-Holstein und je von einem in Rheinland-Pfalz und dem
Klient:innendaten im DzW nahezu verdoppelt hat. Von 2018          Saarland. Aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpom-
zu 2019 hat sich der Umfang um mehr als 1.000 Klient:in-          mern, Sachsen-Anhalt und Thüringen erhält die BAG W keine
nendaten erhöht.                                                  Informationen.

2   Auswertung der DzW-Daten
2 Auswertung der DzW-Daten
Ausgewertet werden die Daten für alle Klient:innen für die        dass trotz Erwerbstätigkeit ein hoher Anteil von Ihnen in aku-
Jahre 2009, 2014 und 2019 für einen Abstand von jeweils           te Wohnungslosigkeit gerät.
fünf Jahren8. Wie im vorherigen Statistikbericht werden auf-
grund des besonderen Interesses an Aussagen zur Gruppe            2.1    Nutzung der Angebote der
der akut von Wohnungslosigkeit betroffenen Personen aus-                 Wohnungslosenhilfe
gewählte Ergebnisse gesondert aufgeführt. Für sie stehen
Zeitreihen allerdings erst ab 2014 zur Verfügung.                 Auch im Jahr 2019 wird mit 74,2 % die Mehrzahl der Klient:in-
                                                                  nen im DzW in Fachberatungsstellen dokumentiert. 11 % der
Wie im Vorjahr rechtfertigen die Entwicklungen im Daten-          Klient:innen sind stationär untergebracht (8,7 % vollstationär
bestand eine Schwerpunktsetzung. Im diesjährigen Schwer-          und 2,3 % teilstationär). In ambulant betreuten Wohnformen
punktteil werden die spezifischen Lebenslagen von erwerbs-        befinden sich 4,9 %. In ausschließlich medizinisch-pflegeri-
tätigen Menschen in Wohnungsnot – Working Poor – näher            schen Angeboten wurden 5,9 % der Klient:innen dokumen-
beleuchtet. Ihre besondere Lage zeichnet sich dadurch aus,        tiert, in Tagesaufenthalten 1,5 % und durch Angebote der

                                                                                                                              5
Statistikbericht Zu Lebenslagen wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen in Deutschland - Lebenslagenbericht - BAG ...
BAG W                                                                                          2 Auswertung der DzW-Daten

Straßensozialarbeit 0,2 %. 2,3 % der Klient:innen wurden in        ausschließlich ambulant betreuten Wohnen sind 61,2 % Män-
sonstigen, nicht den obigen Kategorien zuzuordnenden An-           ner und 38,8 % Frauen (f Anhang).
gebotsformen erfasst.
                                                                   2.3   Altersstruktur
An dieser Zusammensetzung hat sich im Vergleich zum Vor-
jahr nur wenig verändert. Der Anteil der Daten aus Fachbera-       Die Altersstruktur der Klient:innen im DzW hat sich in den
tungsstellen hat sich um -2,1 %-P 9 reduziert, dafür hat sich      vergangenen zehn Jahren nur wenig verändert (f Abbil-
der Anteil aus ausschließlich medizinisch-pflegerischen An-        dung 4). Die vormals stärkste Kohorte der 40-bis-49-Jähri-
geboten um +1,7 %-P erhöht (nachrichtl.)10.                        gen ist seit 2011 um -3,7 %-P zurückgegangen, wie auch die
                                                                   Gruppe der unter-25-Jährigen (-3,2 %-P). Die größte Gruppe
2.2    Geschlecht                                                  macht (seit 2014) die Kohorte der 30-bis-39-Jährigen aus
                                                                   (24,6 %).
Drei Viertel der Klient:innen (75,3 %) ist männlich, ein Viertel
(24,7 %) weiblich. Unter der Gruppe der akut wohnungslosen         Akut wohnungslose Klient:innen sind etwas jünger (als alle
Klient:innen11 ist der Anteil männlicher Klienten noch etwas       dokumentierten Klient:innen). 59,8 % der akut Wohnungslo-
höher (77,5 %) (f Anhang).                                         sen sind unter 40 Jahre alt (ggü. 54,9 % in der Gesamtgrup-
                                                                   pe). Frauen im Hilfesystem sind durchschnittlich etwas jünger
Männer sind weitaus stärker von akuter Wohnungslosig-              als Männer, wobei sich der Trend abzeichnet, dass sich die
keit betroffen als Frauen. 77,7 % der männlichen Klienten im       Geschlechter in Bezug auf das Alter angleichen (f Tabelle 2).
DzW sind akut wohnungslos, bei den weiblichen Klientinnen          Waren im DzW 2011 noch 42 % der weiblichen Klientinnen
sind es 65,2 %. Frauen sind hingegen häufiger als Männer           unter 30 Jahre alt (ggü. 29 % der männlichen), sind es 2019
unmittelbar von Wohnungslosigkeit bedroht (14,2 % ggü.             nur 34 % (ggü. weiterhin 29 % der männlichen). Auffällig ist
9,2 %). Sie leben häufiger in unzumutbaren Wohnverhält-            allerdings der Geschlechterunterschied der U-25-Jährigen:
nissen, sind häufiger ehemals von Wohnungslosigkeit be-            21,3 % der weiblichen Klientinnen sind jünger als 25 Jahre,
troffen oder bedroht und häufiger der Kategorie sonstige           bei den männlichen Klienten sind es 16,1 %.
Fälle (kein Wohnungsnotfall) zuzuordnen (f Abbildung 3).
Die Verteilungen lassen vermuten, dass Frauen im drohen-           2.4   Unterkunftssituation
den Wohnungsnotfall früher (oder auch bereitwilliger) Be-
ratungsstellen aufsuchen und häufiger nachsorgende Hilfen          In Tabelle 3 ist die Unterkunftssituation der Klient:innen in
in Anspruch nehmen.                                                der Nacht vor Hilfebeginn abgebildet. Akut wohnungslose
                                                                   Klient:innen leben deutlich häufiger bei Familie, Partner:in
Hinsichtlich der Art des Hilfeangebots zeigt sich eine un-         oder Bekannten (50,2 % ggü. 40,1 %). Dieses Ergebnis stützt
terschiedliche Verteilung bezüglich männlicher und weib-           die Erfahrungen aus der Praxis, dass Menschen in Woh-
licher Klient:innen. 86,6 % der vollstationär untergebrach-        nungsnot häufig einen Prozess durchlaufen, bei dem sie
ten Klient:innen sind männlich, nur 13,4 % sind weiblich. Im       zunächst versuchen, mit eigenen Mitteln die Problemlage

                                Abbildung 3: Art des Wohnungsnotfalls und Geschlecht (2019)

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Statistikbericht Zu Lebenslagen wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen in Deutschland - Lebenslagenbericht - BAG ...
2 Auswertung der DzW-Daten                                                                                                     BAG W

                       Tabelle 2: Altersgruppen und Geschlecht, alle Klient:innen (2011, 2015, 2019)

                                       2011                                  2015                                 2019
                      Männlich        Weiblich      Gesamt      Männlich    Weiblich    Gesamt      Männlich    Weiblich     Gesamt
 Unter 18 Jahre               0,4 %       0,8 %         0,5 %       0,3 %       0,9 %       0,5 %       0,4 %       0,8 %        0,5 %
 18-20 Jahre                  4,1 %       9,7 %         5,4 %       6,6 %       9,8 %       7,4 %       5,8 %       9,5 %        6,7 %
 21-24 Jahre                 13,5 %      19,2 %        14,7 %      11,3 %      13,6 %     11,9 %        9,9 %      11,0 %      10,1 %
 25-29 Jahre                 11,0 %      12,3 %        11,3 %      13,1 %      13,0 %     13,1 %       13,0 %      12,5 %      12,9 %
 30-39 Jahre                 21,8 %      19,7 %        21,3 %      23,4 %      22,0 %     23,0 %       24,8 %      23,9 %      24,6 %
 40-49 Jahre                 25,4 %      21,2 %        24,4 %      21,9 %      20,1 %     21,5 %       21,1 %      19,4 %      20,7 %
 50-59 Jahre                 17,3 %      12,3 %        16,2 %      16,7 %      15,0 %     16,3 %       17,4 %      15,6 %      16,9 %
 60 Jahr u. älter             6,6 %       4,8 %         6,2 %       6,7 %       5,5 %       6,4 %       7,6 %       7,2 %        7,5 %
 Gesamt                      100 %       100 %         100 %       100 %       100 %       100 %       100 %        100 %       100 %

zu beheben. Mehr als ein Drittel der akut Wohnungslosen                Im zeitlichen Verlauf zeigt sich, dass in den letzten zehn Jah-
lebt bei Freund:innen und Bekannten (36,3 %), jede:r siebte            ren der Anteil der Menschen, die ohne jegliche Unterkunft auf
bei Familienmitgliedern (13,9 %). Werden diese „Zwischen-              der Straße leben, in geringem Umfang zurückgegangen ist
lösungen“ ausgereizt oder bestehen gar nicht erst der-                 (von 19,0 % in 2009 auf 16,0 % in 2019). Der Anteil der Men-
artige Möglichkeiten, bleiben den Hilfesuchenden nur die               schen in stationären Einrichtungen hat sich im Datenbestand
ordnungsrechtliche Unterbringung oder das Leben auf der                des DzW in den letzten zehn Jahren nahezu halbiert (von 5,9 %
Straße. Insgesamt 32,4 % der akut Wohnungslosen, die Hil-              in 2009 auf 3,0 % in 2019). Dagegen steigt der Anteil derer, die
feangebote in Anspruch nahmen, lebten auf der Straße oder              bei Partner:innen oder der Familie untergekommen sind (von
in Notunterkünften.                                                    9,3 % in 2009 auf 12,2 % in 2019) und derer, die bei Bekannten
                                                                       unterkommen (von 23,3 % in 2009 auf 27,9 % in 2019).
Unter allen Klient:innen suchte mehr als jede:r Fünfte die
freiverbandlichen Hilfen in Wohnungsnotfällen auf, als sie             Tabelle 4 zeigt die Unterkunftssituation aller Klient:innen
(noch) in einer eigenen Wohnung lebten (22,4 %). Dies betont           nach Geschlecht im Verlauf der letzten acht Jahre. Deutlich
die Notwendigkeit präventiver, freiverbandlicher Hilfen, noch          wird, dass weibliche Klientinnen häufiger Hilfen in Anspruch
vor dem eigentlichen Wohnungsverlust einzugreifen und dem              nehmen, wenn sie sich in einer eigenen Wohnung befinden
zuvor beschriebenen Prozess vorzubeugen.                               (32,0 % ggü. 19,2 % der Männer). Das deutet darauf hin, dass

                                                  Abbildung 4: Alter (2011, 2015, 2019)

                                                                                                                                      7
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                              Tabelle 3: Unterkunftssituation vor Hilfebeginn (2011, 2015, 2019)

                                                                Alle Klient:innen                              Akut Wohnungslose
                                                 2011                2015               2019          2011              2015              2019
 Eigene Wohnung                                     23,3 %               22,8 %           22,4 %               –              2,8 %           4,0%
 Bei Familie, Partner:in                             9,2 %               10,6 %           12,2 %               –             11,5 %         13,9%
 Bei Bekannten                                      24,9 %               28,1 %           27,9 %               –             38,5 %         36,3%
 Firmenunterkunft                                    0,2 %                 0,2 %           0,3 %               –              0,1 %           0,2%
 Frauenhaus                                          0,2 %                 0,2 %           0,2 %               –              0,2 %           0,2%
 Ambulant betreute Wohnform                          1,5 %                 1,4 %           1,2 %               –              1,2 %           1,3%
 Hotel, Pension                                      1,1 %                 1,4 %           1,6 %               –              1,8 %           1,9%
 Notunterkunft, Übernachtungsstelle                  9,2 %                 9,2 %           9,2 %               –             11,8 %         11,7%
 Geflüchteten-/ Asylunterkunft                              –                 –            0,3 %               –                 –            0,2%
 Gesundheitssystem                                   2,7 %                 2,2 %           2,2 %               –              2,6 %           2,7%
 Stationäre Einrichtungen                            5,2 %                 3,9 %           3,1 %               –              3,5 %           3,0%
 Haft                                                2,3 %                 2,9 %           1,7 %               –              2,8 %           2,0%
 Ersatzunterkunft                                    1,8 %                 1,8 %           1,7 %               –              1,9 %           1,9%
 Ohne Unterkunft                                    18,4 %               15,5 %           16,0 %               –             21,2 %         20,7%
 Gesamt                                             100 %                  100 %         100,0 %               –             100 %         100,0%

ein Teil der Frauen im Prozess des Wohnungsverlustes früh-                 männliche Klienten bei Familie und Partner:innen (15,8 % ggü.
zeitiger Hilfen aufsucht. Sowohl männliche als auch weibliche              10,9 % der Männer). Männliche Klienten leben häufiger bei Be-
Klient:innen kommen überwiegend bei Freund:innen, Bekann-                  kannten (29,0 % ggü. 24,9 % der Frauen). Der Umstand, dass
ten, Partner:innen oder der Familie unter: Auf 39,9 % der Män-             im DzW mehr Männer als Frauen bei Bekannten verzeichnet
ner und auf 40,4 % der Frauen im DzW trifft dies zu. Allerdings            wurden, ließ sich erstmals 2010 erkennen und verstärkt sich
verteilen sie sich unterschiedlich. Frauen leben häufiger als              seitdem kontinuierlich. Hier ist neben dem Geschlecht eine

                     Tabelle 4: Unterkunftssituation nach Geschlecht, alle Klient:innen (2011, 2015, 2019)

                                                 2011                                     2015                                  2019
                                      Männlich Weiblich         Gesamt      Männlich Weiblich        Gesamt    Männlich Weiblich          Gesamt
 Eigene Wohnung                         20,6 %    32,7 %          23,3 %      19,1 %       33,4 %     22,8 %        19,2 %      32,0 %      22,4 %
 Bei Familie, Partner:in                 7,9 %    13,6 %           9,2 %        9,4 %      14,2 %     10,6 %        10,9 %      15,8 %      12,2 %
 Bei Bekannten                          24,7 %    25,6 %          24,9 %      28,9 %       25,8 %     28,1 %        29,0 %      24,6 %      27,9 %
 Firmenunterkunft                        0,2 %     0,3 %           0,2 %        0,2 %       0,2 %      0,2 %         0,3 %        0,1 %      0,3 %
 Frauenhaus                              0,0 %     0,8 %           0,2 %        0,0 %       0,7 %      0,2 %         0,0 %        0,7 %      0,2 %
 Ambulant betreute Wohnform              1,4 %     1,8 %           1,5 %        1,2 %       1,8 %      1,4 %         1,1 %        1,7 %      1,2 %
 Hotel, Pension                          1,0 %     1,7 %           1,1 %        1,1 %       2,2 %      1,4 %         1,4 %        2,0 %      1,6 %
 Notunterkunft, Übernachtungsstelle      9,9 %     6,8 %           9,2 %      10,3 %        6,0 %      9,2 %         9,6 %        8,0 %      9,2 %
 Geflüchteten-/ Asylunterkunft              –           –              –            –            –        –          0,3 %        0,4 %      0,3 %
 Gesundheitssystem                       2,8 %     2,5 %           2,7 %        2,2 %       2,0 %      2,2 %         2,3 %        2,0 %      2,2 %
 Stationäre Einrichtungen                5,9 %     2,6 %           5,2 %        4,4 %       2,3 %      3,9 %         3,6 %        1,8 %      3,1 %
 Haft                                    2,7 %     0,9 %           2,3 %        3,1 %       2,3 %      2,9 %         2,0 %        0,6 %      1,7 %
 Ersatzunterkunft                        1,9 %     1,4 %           1,8 %        1,9 %       1,3 %      1,8 %         1,9 %        1,3 %      1,7 %
 Ohne Unterkunft                        21,1 %     9,1 %          18,4 %      18,3 %        7,6 %     15,5 %        18,4 %        9,0 %     16,0 %
 Gesamt                                100,0 %   100,0 %        100,0 %      100,0 %     100,0 %     100,0 %       100,0 %     100,0 %     100,0 %

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Statistikbericht Zu Lebenslagen wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen in Deutschland - Lebenslagenbericht - BAG ...
2 Auswertung der DzW-Daten                                                                                                       BAG W

Tabelle 5: Auslöser des drohenden oder letzten Wohnungsverlustes nach Geschlecht, alle Klient:innen (2011, 2015, 2019)

                                                   2011                              2015                            2019
                                      Männlich Weiblich       Gesamt     Männlich Weiblich      Gesamt    Männlich Weiblich     Gesamt

 Miet- bzw. Energieschulden              14,0 %     14,2 %     14,1 %      18,4 %     18,4 %     18,4 %     18,1 %   20,0 %      18,5 %
 Trennung/Scheidung                      20,1 %     19,4 %     20,0 %      16,1 %     16,6 %     16,2 %     16,0 %   17,7 %      16,4 %
 Ortswechsel                             16,4 %     16,2 %     16,4 %      19,7 %     18,9 %     19,5 %     16,5 %   14,2 %      15,9 %
 Konflikte im Wohnumfeld                  7,2 %      7,3 %      7,2 %      13,8 %     12,3 %     13,4 %     16,0 %   14,6 %      15,6 %
 Auszug aus der elterlichen Wohnung      11,8 %     16,1 %     12,8 %      10,0 %     11,3 %     10,3 %      8,0 %    9,6 %       8,4 %
 Haftantritt                             12,6 %      4,0 %     10,6 %      10,0 %      4,4 %      8,6 %      8,9 %    2,2 %       7,2 %
 Arbeitsplatzverlust/-wechsel             8,3 %      3,9 %      7,3 %        5,7 %     3,2 %      5,1 %      6,4 %    2,9 %       5,5 %
 Veränderung der Haushaltsstruktur           –            –         –           –           –        –       4,0 %    5,6 %       4,4 %
 Krankheit                                   –            –         –           –           –        –       2,1 %    2,3 %       2,2 %
 Gewalt durch Partner:in                  2,0 %     11,0 %      4,0 %        0,3 %     7,7 %      2,1 %      0,4 %    6,5 %       1,9 %
 Krankenhausaufenthalt                    3,0 %      2,9 %      3,0 %        1,9 %     1,7 %      1,9 %      1,3 %    0,9 %       1,2 %
 höhere Gewalt                            1,4 %      1,0 %      1,3 %        1,0 %     0,9 %      1,0 %      1,0 %    1,1 %       1,0 %
 Gewalt durch Dritte                      2,0 %      2,3 %      2,1 %        1,7 %     2,4 %      1,8 %      0,8 %    1,7 %       1,0 %
 institutionelle Nichthilfe                  –            –         –           –           –        –       0,7 %    0,7 %       0,7 %
 Haushaltszuwachs                         0,2 %      0,5 %      0,2 %        0,2 %     1,1 %      0,4 %         –           –        –
 Tod von Familienang.                     1,1 %      1,3 %      1,2 %        1,3 %     1,3 %      1,3 %         –           –        –
 Gesamt %                                100 %      100 %      100 %        100 %     100 %      100 %      100 %     100 %      100 %

Korrelation mit dem Alter und der Nationalität zu beobachten:           oder -wechsel (6,4 % ggü. 2,9 %). Frauen nennen häufiger als
42,5 % aller Klient:innen, die unter 25 Jahre alt sind, leben bei       Männer Gewalt durch den/die Partner:in (6,5 % ggü 0,4 %).
Bekannten. Bei den Klient:innen nicht-deutscher Nationalität
beträgt dieser Anteil 37,6 % (nachrichtl.).                             Der typische Verlauf des Wohnungsverlustes lässt sich in drei
                                                                        Phasen gliedern. Erstens: Mahnung und Kündigung durch
2.5    Auslöser und Grund der (drohenden)                               den/die Vermieter:in f Zweitens: Räumungsklage f Drittens:
       Wohnungslosigkeit                                                Zwangsräumung. In der ersten, außergerichtlichen Phase
                                                                        mahnt der/die Vermieter:in i. d. R. aufgrund von Zahlungsrück-
Das DzW unterscheidet hinsichtlich der verursachenden Fak-              ständen oder anderen Problemen und spricht ggf. eine Kündi-
toren für Wohnungslosigkeit zwischen den Gründen im recht-              gung des Mietverhältnisses aus. In der zweiten, gerichtlichen
lichen Sinne und den Auslösern auf der Individualebene. Die             Phase erwirkt der/die Vermieter:in eine Räumungsklage für
Frage nach „dem einen Auslöser“ für Wohnungslosigkeit ist               die Wohnung. Schließlich bestätigt ein Gericht in der Voll­
jedoch häufig schwierig zu beantworten, denn oft ist Woh-               streckungsphase die Zwangsräumung, die dann von einem/r
nungslosigkeit multikausal begründet. Aus methodischen                  Gerichtsvollzieher:in durchgesetzt wird.13
Gründen werden Klient:innen hierbei jedoch gebeten, auch
bei multiplen Problemlagen einen Hauptgrund bzw. einen                  Das DzW zeigt auf, in welcher dieser Phasen sich ein:e Kli-
Hauptauslöser für den letzten oder den akut drohenden (also             ent:in befindet bzw. in welcher dieser drei Phasen eine Woh-
stattfindenden) Wohnungsverlust anzugeben. Tabelle 5 zeigt              nung verlassen wurde. Die weiteren Antwortkategorien zielen
die Häufigkeitsverteilung der genannten Auslöser für 2011,              auf die Möglichkeiten ab, dass Klient:innen selbstständig oder
2015 und 201912.                                                        fristgerecht die Wohnung aufgeben oder per richterlicher An-
                                                                        ordnung nach Gewaltschutzgesetz die Wohnung verlassen
Mit 18,5 % sind 2019 Miet- und Energieschulden bei der ge-              müssen.
schlechterübergreifenden Betrachtung der häufigste Auslöser,
gefolgt von Trennung bzw. Scheidung mit 16,4 %, Ortswechsel             Rund die Hälfte (49,4 %) aller dokumentierten Klient:innen
mit 15,9 % und Konflikten im Wohnumfeld mit 15,6 %. Männer              hat die Wohnung aufgrund der Initiative des/der Vermieters/
verlieren ihre Wohnung häufiger als Frauen durch einen Haft-            Vermieterin verloren bzw. sich in einer der oben beschriebe-
antritt (8,9 % ggü. 2,2 %) sowie durch einen Arbeitsplatzverlust        nen Phasen des unfreiwilligen Wohnungsverlustes an das

                                                                                                                                         9
Statistikbericht Zu Lebenslagen wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen in Deutschland - Lebenslagenbericht - BAG ...
BAG W                                                                                               2 Auswertung der DzW-Daten

                   Tabelle 6: Grund des letzten Wohnungsverlustes, alle Klient:innen (2011, 2015, 2019)

                                               2011                             2015                              2019

                                    Männlich

                                                                     Männlich

                                                                                                     Männlich
                                               Weiblich

                                                                                Weiblich

                                                                                                                   Weiblich
                                                          Gesamt

                                                                                           Gesamt

                                                                                                                              Gesamt
 Kündigung durch Vermieter:in       23,8 %     20,7 %     23,1 %     27,8 %     24,5 %     27,0 %    30,2 %        29,1 %     30,0 %
 Räumungsklage                         1,5 %      3,1 %     1,8 %       2,6 %      3,5 %     2,8 %      4,0 %         6,6 %     4,6 %
 Zwangsräumung                      27,8 %     26,0 %     27,4 %     19,1 %     20,8 %     19,5 %    14,6 %        15,4 %     14,8 %
 Vertragsende                          1,4 %      1,6 %     1,5 %       2,2 %      2,7 %     2,3 %      2,9 %         2,7 %     2,9 %
 Richterliche Anordnung nach
                                       1,0 %      0,8 %     0,9 %       0,8 %      0,5 %     0,7 %      1,0 %         0,6 %     0,9 %
 Gewaltschutzgesetz
 Selbstkündigung                    16,0 %     18,4 %     16,5 %      16,9 %    20,4 %     17,7 %    17,8 %        17,7 %     17,7 %
 Ohne Kündigung ausgezogen          28,6 %     29,5 %     28,8 %      30,7 %    27,5 %     29,9 %    29,6 %        28,0 %     29,2 %
 Gesamt                              100 %      100 %      100 %      100 %      100 %      100 %     100 %         100 %      100 %

Hilfesystem gewendet. Fast jede:r siebte Hilfesuchende:r            beispielsweise eine Mietschuldenübernahme beinhalten),
nannte Zwangsräumung als Grund für den Wohnungsver-                 eine wesentliche Zahl von Wohnungsverlusten effektiv ver-
lust. Davon gaben zwei Drittel (66,6 %) aller Klient:innen an,      hindern könnten. Andere Ursachen für die Aufgabe der ei-
dass die Zwangsräumung aufgrund von Mietschulden erfolg-            genen Wohnung sind den auslösenden Faktoren in Tabelle 5
te, 6,6 % aufgrund Eigenbedarfs und 26,8 % wegen anderer            zu entnehmen.
Probleme (nachrichtl.).
                                                                    Seit 2011 hat sich die Verteilung der Gründe für den Woh-
Wie Tabelle 6 zeigt, kündigt ein großer Teil aller Klient:innen     nungsverlust etwas verschoben: Nach wie vor verlieren rund
selbst (17,7 %) oder zieht aus, ohne zu kündigen (29,2 %).          50 % der Hilfesuchenden ihre Wohnung durch Kündigung,
Viele Menschen kommen damit einem drohenden Woh-                    Räumungsklage und Zwangsräumung (52,3 % in 2011 ggü.
nungsverlust durch Kündigung zuvor, beispielsweise wenn             49,4 % in 2019). Der Anteil von Klient:innen, die eine Zwangs-
ihnen bevorstehende Mietzahlungen als nicht mehr durch-             räumung als Grund des letzten Wohnungsverlustes angaben,
führbar erscheinen. Selbstkündigung oder der Auszug                 ist jedoch in den letzten acht Jahren um -12,6 %-P gesunken.
ohne Kündigung muss also keineswegs immer freiwillig                Klient:innen lassen es seltener zu Räumungen kommen, son-
sein, zeigt aber auch, dass Präventionsmaßnahmen (die               dern beugen sich der Kündigung: Der Anteil derer, die eine

                                    Abbildung 5: Staatsangehörigkeit (2011, 2015, 2019)

10
2 Auswertung der DzW-Daten                                                                                               BAG W

Kündigung durch Vermieter:innen als ursächlich angeben, ist       mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung im Jahr
hingegen um +6,9 %-P gestiegen.                                   2019 23,6 %14 (ggü. 39,0 % im DzW 2019). 12,4 % der Gesamt-
                                                                  bevölkerung haben eine nicht-deutsche Staatsangehörigkeit
2.6    Staatsangehörigkeit und                                    (ggü. 32,1 % 2019 im DzW). Die Gründe für die überproportio-
       Migrationshintergrund                                      nal hohen Anteile nicht-deutscher Klient:innen und Klient:in-
                                                                  nen mit Migrationshintergrund sind in den Positionspapieren
Auch im Jahr 2019 setzt sich der schon langfristig beobach-       der BAG W umfänglich beschrieben.15 Damit wird in erster
tete Trend einer Zunahme von Klient:innen nicht-deutscher         Linie deutlich, dass die Gruppe der Menschen mit Migrati-
Staatsangehörigkeit in den Einrichtungen der freien Träger        onshintergrund bzw. nicht-deutscher Staatsangehörigkeit
fort (f Abbildung 5). Im Vorjahresvergleich ist eine Zunahme      besonders vulnerabel ist. Es ist allerdings davon auszugehen,
von +2 %-P der nicht-deutschen Klient:innen zu verzeichnen        dass das wahre Ausmaß nicht-deutscher Hilfesuchender nicht
(von 30,1 % in 2018 auf 32,1 % in 2019). Auch der Anteil akut     vollständig im DzW abgebildet ist, weil diese Klient:innen häu-
wohnungsloser nicht-deutscher Klient:innen weist eine –           fig vom Rechtsanspruch auf Hilfen nach §§ 67ff. SGB XII aus-
wenn auch sehr leichte – Zunahme auf.                             geschlossen sind.16 Mitarbeiter:innen niedrigschwelliger Ein-
                                                                  richtungen freier Träger schätzen den Anteil nicht-deutscher
Seitdem der Anteil Hilfesuchender mit Migrationserfahrung         Hilfesuchender z. T. auf 50 % und mehr. Gerade dort zeigen sich
im Jahr 2015 erstmals auf über 35 % anstieg, schwankt die-        die enormen Herausforderungen, vor denen Mitarbeiter:innen
ser in den letzten drei Jahren zwischen 36 und 39 %. So auch      in den Einrichtungen und Diensten in Wohnungsnotfällen im
2019: Hier betrug der Anteil aller Klient:innen mit Migrations-   Zuge der letztjährigen Entwicklungen gestellt sind.
hintergrund 39,0 % (f Abbildung 6).
                                                                  2.7    Bildung und Berufsabschluss
Die seit Jahren dokumentierten rund 30 % der Klient:innen
nicht-deutscher Staatsangehörigkeit und rund 40 % der             Hinsichtlich des Bildungshintergrundes setzt sich weiterhin
Klient:innen mit Migrationshintergrund in Wohnungsnot-            ein über die letzten Jahre beobachtetes Bild fort: Zwar zeigt
fällen zeigen zweierlei: Erstens sind sie Ausdruck gesamt-        sich sowohl bei allen Klient:innen als auch bei den akut woh-
gesellschaftlicher Veränderungen hinsichtlich der Zusam-          nungslosen Klient:innen eine überwiegend niedrige forma-
mensetzung der Herkunft der in Deutschland lebenden               le Bildung (f Abbildung 7), dieser Anteil nimmt jedoch seit
Menschen. Diese hat sich in den letzten Jahren im Zuge von        Jahren leicht ab. In 2019 wurden 66,3 % der Klient:innen mit
EU-Binnenmigration und den Zuzug von Geflüchteten zu-             einer niedrigen Bildungsqualifikation erfasst. 18,6 % der Kli-
nehmend diversifiziert, was sich auch im DzW widerspie-           ent:innen hat die Schulzeit mit der mittleren Reife (mittlere
gelt. Zweitens bezeugen diese Zahlen auch, dass Menschen          Bildungsqualifikation) und 9,2 % mit dem (Fach-)Abitur (hohe
nicht-deutscher Staatsangehörigkeit und Menschen mit              Bildungsqualifikation) abgeschlossen. 5,9 % weisen einen
Migrationshintergrund weiterhin überproportional häufig           anderen, zumeist nicht-deutschen Bildungsabschluss, auf.
mit Wohnungsnotfällen konfrontiert sind. Nach Angaben des         Bei den akut wohnungslosen Klient:innen sind diese Anteile
Statistischen Bundesamtes betrug der Anteil der Bevölkerung       nahezu identisch.

                                   Abbildung 6: Migrationshintergrund (2011, 2015, 2019)

                                                                                                                              11
BAG W                                                                                          2 Auswertung der DzW-Daten

                          Abbildung 7: Höchster erreichter Schulabschluss (2011, 2015 und 2019)

Ein Vergleich mit den Daten des statistischen Bundesamtes         sie auch häufiger die (Fach-)Hochschulreife und die mittle-
zur Gesamtbevölkerung zeigt im Jahr 2019, dass rund 36 %          re Reife. Männliche Klienten haben hingegen häufiger einen
über eine niedrige oder (noch) keine Bildungsqualifikation ver-   Volks- bzw. Hauptschulabschluss. Auch bezüglich der Berufs-
fügen, während rund 30 % eine mittlere Bildungsqualifikation      abschlüsse zeigt sich ein ähnliches Bild: Weibliche Klientinnen
und 34 % die Fachhochschul- oder Hochschulreife besitzen.17       haben auch hier etwas häufiger keine abgeschlossene Be-
Demnach sind Klient:innen mit niedriger Bildungsqualifikation     rufsausbildung, aber auch häufiger Fachschulabschlüsse oder
überproportional häufig im DzW vertreten. Schulbildung ist        (fach-) hochschulbezogene Berufsabschlüsse (f Anhang).
somit ein relevanter Faktor für Wohnungslosigkeit.
                                                                  Die anteilige Abnahme von Klient:innen mit niedrigen Bil-
Zwar haben weibliche Klientinnen im DzW häufiger als              dungsqualifikationen im DzW über den Zeitverlauf hinweg
männliche Klienten keinen Schulabschluss, allerdings haben        begründet sich vor allen Dingen mit einer leichten Zunahme

                         Abbildung 8: Berufsabschluss nach Altersklassen, alle Klient:innen (2019)

12
2 Auswertung der DzW-Daten                                                                                                                                   BAG W

von Hilfesuchenden, die über hohe Bildungsqualifikationen                            2.8      Erwerbstätigkeit, Einkommenssituation,
verfügen (+1,7 %-P seit 2011) und einer stärkeren Zunah-                                      Bankkonto und Überschuldung
me von Hilfesuchenden mit „sonstigen“ Schulabschlüssen
(+4,7 %-P). Letzteres erklärt sich durch die Ausweitung neuer                        Zwar gelten 85,4 % der Klient:innen im DzW 2019 als er-
Bildungskonzepte und v. a. mit der Zunahme nicht-deutscher                           werbsfähig im Sinne des SGB II, gleichzeitig sind aber auch
Abschlüsse. Entgegen der stetigen Abnahme von niedrigen                              85,5 % aller Klient:innen erwerbslos. Dies verdeutlicht, in
Bildungsqualifikationen über den Zeitverlauf zeigt sich bei den                      welchem Ausmaß Menschen, die von Wohnungslosigkeit
Berufsabschlüssen eine stetige Zunahme von Klient:innen                              betroffen oder bedroht sind, vom Arbeitsmarkt ausgegrenzt
ohne Berufsabschluss (f Anhang).                                                     sind. Mit dem DzW werden auch die Beschäftigungssitua-
                                                                                     tion und der überwiegende Lebensunterhalt in den letzten
Bei Betrachtung der Berufsabschlüsse nach Altersklassen                              vier Wochen vor Aufnahme bzw. Hilfeprozessbeginn erfragt.
zeigt sich ein heterogenes Bild. Wo bei den unter 21-jäh-                            Die Daten zeigen, dass sich die Einkommenssituation von
rigen Klient:innen der Anteil (noch) nicht abgeschlossener                           Klient:innen in den letzten Jahren deutlich verändert hat
beruflicher Ausbildungen erwartungsgemäß sehr hoch                                   (f Abbildung 9). Im Jahr 2011 bezogen noch 55,1 % aller
ist, verschieben sich die Anteile mit zunehmendem Alter                              Klient:innen im DzW ihre finanziellen (Haupt-)Einnahmen
der Klient:innen deutlich (f Abbildung 8). Besonders hoch                            aus Sozialleistungen nach dem SGB II, III oder XII. Dieser
ist der Anteil von Klient:innen mit Fachschul- oder (fach-)                          Anteil ist bis 2019 auf 46,8 % zurückgegangen (-8,3 %-P).
hochschulbezogenen Abschlüssen in der Gruppe der über                                Gleichzeitig sank der Anteil erwerbsloser Klient:innen seit
60jährigen (mit 9,2 %). In dieser Altersklasse ist gleichzeitig                      2011 jedoch nur um -3,6 %-P (von 89,1 % in 2011 auf 85,5 %
der Anteil von Klient:innen ohne abgeschlossene berufli-                             in 2019) (nachrichtl.). Demgegenüber stieg seit 2011 der
che Ausbildung am geringsten (mit 26,8 %). Dies legt die                             Anteil der Klient:innen, die über keinerlei Einkommen ver-
Vermutung nahe, dass die Faktoren Alter und Altersarmut                              fügen um +4,5 %-P. Drei von zehn Klient:innen leben damit
eine bedeutende Rolle in Wohnungsnotfällen spielen: Die                              vor Hilfebeginn gänzlich ohne Einkommen und in absoluter
Prädiktionskraft der Variablen Bildung und Berufsqualifi-                            Armut.
kation ist stark abhängig vom Alter der Klient:innen – die
Verteilung der in Abbildung 8 aufgezeigten Altersunter-                              Gegensätzlich dazu lässt sich aber auch beobachten, dass
schiede ist bei der Variable Schulbildung kongruent. Auch                            sich der Anteil der Klient:innen im DzW, die ihren Lebensun-
hier ist der Anteil der Klient:innen ohne Schulabschluss bei                         terhalt durch Erwerbstätigkeit bestreiten, in den letzten zehn
den über-60-Jährigen am niedrigsten, gleichzeitig ist hier                           Jahren nahezu verdoppelt hat (von 6,0 % in 2009 auf 11,7 %
der Anteil mit Volksschul- bzw. Hauptschulabschlüssen am                             in 2019). Im Schwerpunktteil dieses Statistikberichts werden
größten sowie der Anteil mit fachgebundener oder allge-                              Erwerbstätigkeit und Einkommenssituation näher beleuchtet
meiner Hochschulreife (f Anhang).                                                    (S. 17 ff.).

                              Abbildung 9: Einkommenssituation (zu Beginn der Hilfe) (2011, 2015, 2019)

 *Andere umfasst (1.) Unterhalt durch Angehörige, (2.) Eigenes Vermögen, (3.) sonstige öffentliche Unterstützungen (wie z. B. Kindergeld oder BAföG) und (4.) weitere
               Einnahmen (aus informeller Arbeit). Die Kategorien 2; 3 und 4 entfallen mit der Überarbeitung des Basisdatensatzes im Jahr 2017.

                                                                                                                                                                   13
BAG W                                                                                                          2 Auswertung der DzW-Daten

Der Anteil völlig mittelloser Hilfesuchender ist seit Jahren auf          Positiv zu beurteilen ist hingegen die Entwicklung der Ver-
einem hohen Niveau von rund 30 %. Der Anstieg ist als ein Re-             fügbarkeit eines eigenen Bankkontos. Hatten vor zehn Jah-
sultat der oben beschriebenen „Internationalisierung“ der Kli-            ren nur 24,7 % aller Klient:innen im DzW zu Beginn der Hilfen
entel im Zuge der EU-Osterweiterung und deren Einbindung                  ein eigenes Bankkonto, sind es 2019 71,8 %. Unter den akut
in den Schengen-Raum (2007) zu verstehen, denn vor allem                  wohnungslosen Klient:innen verfügen 67,9 % über ein eige-
der wachsende Teil nicht-deutscher Klient:innen (insbeson-                nes Bankkonto (-1,8 %-P im Vergleich zu 2018). Die Verfüg-
dere EU-Bürger:innen) ist bei eintretender Erwerbslosigkeit               barkeit eines Bankkontos ist für die Rückkehr zu Lohnarbeit
vielfach von staatlichen Transferleistungen ausgeschlossen.               und/oder in den Wohnungsmarkt von erheblicher Bedeutung.
Mit der im Jahr 2016 erfolgten Verabschiedung des sog. Uni-               Daher erhalten viele Klient:innen im Zuge der Hilfemaßnah-
onsbürgerausschlussgesetzes18 wurde dieser Gruppe der Zu-                 men ein eigenes Bankkonto. Bei Beendigung der Hilfen ha-
gang zu Hilfen nochmals erschwert. In der Konsequenz sinkt                ben 79,0 % aller Klient:innen ein eigenes Konto (und 75,2 %
der Teil der Sozialleistungsbeziehenden und steigt der Anteil             der akut wohnungslosen Klient:innen) (nachrichtl.). Seit 2016
der Personen ohne Einkommen.                                              haben alle Menschen – auch jene ohne ein geregeltes Ein-
                                                                          kommen – einen gesetzlichen Anspruch auf ein Basiskon-
59,0 % aller Klient:innen im DzW 2019 gaben an, überschuldet              to. Diese sind allerdings oft auch besonders teuer (wie unter
zu sein. Seit Jahren schwankt dieser Wert nur leicht um die               anderem Stiftung Warentest, Verbraucherschützer:innen und
60-Prozent-Marke und liegt somit auch in diesem Jahr auf ei-              auch Gerichte seit Jahren immer wieder urteilen) und nichts
nem verhältnismäßig hohen, konstanten Niveau (nachrichtl.).               desto weniger werden immer noch rechtswidrig Konten bei
Im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung wird das (enorme)                  Banken/Sparkassen verwehrt, womit sich zumindest ein Teil
Ausmaß deutlich: Laut SchuldnerAtlas Deutschland waren                    der rund 30 % der Klient:innen im DzW erklären ließe, die über
am 01.10.2019 rund 10 % aller Erwachsenen in Deutsch-                     kein eigenes Bankkonto verfügen.
land überschuldet.19 Dies zeigt besonders eindrücklich, wie
stark private Schulden zu einem Ausschluss aus dem Woh-                   2.9     Haushaltsstruktur und Familienstand
nungsmarkt führen. Zum einen ist es in angespannten Woh-
nungsmarktlagen ohnehin kaum möglich, mit Schulden eine                   Zwar hat sich die Haushaltsstruktur von Klient:innen in den
Wohnung anzumieten und zum anderen verursachen private                    letzten acht Jahren nur geringfügig verändert, wie aber der
Schulden oftmals erst den Verlust der Wohnung (vgl. Kapitel               Statistikbericht 2018 aufzeigte, haben Mehrpersonen-Haus-
Auslöser und Grund der (drohenden) Wohnungslosigkeit).                    haltsstrukturen sukzessive zugenommen.

                                         Tabelle 7: Haushaltsstruktur (2011, 2015, 2019)

                                                      2011                                  2015                                 2019
                                             alle              akut              alle                 akut              alle               akut
                                         Klient:innen        Wohnungs-       Klient:innen           Wohnungs-       Klient:innen         Wohnungs-
                                                               lose                                   lose                                 lose

 Alleinstehend                                 88,3 %                 –              85,0 %               89,6 %          84,7 %               89,4 %
 Alleinerziehend                                   3,0 %              –                  4,1 %             2,2 %              4,1 %             2,5 %
 Paar ohne Kind(er)                                4,2 %              –                  4,5 %             3,8 %              4,8 %             4,2 %
 Paar mit Kind(ern)                                2,6 %              –                  4,3 %             3,1 %              4,1 %             2,6 %
 Sonstiger Mehrpersonenhaushalt                    1,9 %              –                  2,2 %             1,2 %              2,2 %             1,4 %
 Gesamt                                            100 %              –                  100 %             100 %           100 %              100,0 %

                      Tabelle 8: Haushaushaltsstruktur nach Geschlecht, alle Klient:innen (2011, 2015, 2019)

                                                      2011                                  2015                                 2019
                                        Männlich Weiblich       Gesamt     Männlich Weiblich             Gesamt    Männlich Weiblich          Gesamt
 Alleinstehend                            93,4 %      70,7 %     88,3 %         91,7 %      65,8 %        85,0 %     90,0 %        67,2 %      84,7 %
 Alleinerziehend                           0,6 %      11,3 %      3,0 %          0,5 %      14,0 %         4,1 %      0,8 %        13,5 %       4,1 %
 Paar ohne Kind(er)                        2,8 %        9,0 %     4,2 %          3,0 %           8,5 %     4,5 %      3,4 %           8,8 %     4,8 %
 Paar mit Kind(ern)                        1,8 %        5,4 %     2,6 %          3,1 %           7,5 %     4,3 %      3,3 %           6,6 %     4,1 %
 Sonstiger Mehrpersonenhaushalt            1,4 %        3,5 %     1,9 %          1,6 %           4,1 %     2,2 %      1,6 %           3,8 %     2,2 %
 Gesamt                                   100 %         100 %     100 %         100 %        100 %        100 %      100 %         100 %       100 %

14
2 Auswertung der DzW-Daten                                                                                                            BAG W

Der Anteil alleinstehender Klient:innen im DzW ist rückläufig.            als Alleinerziehende definiert werden – eine zunehmende
Die Daten in Tabelle 7 verdeutlichen aber, dass nach wie vor              Bedeutung im Hilfesystem20: Die aktuellen Zahlen zeigen,
ein Großteil der Klient:innen im Hilfesystem der freien Träger            dass der Anteil der Personen, die laut DzW in Haushalten
alleinstehend ist (84,7 %). Dabei bestehen deutliche geschlech-           mit Kind(ern) leben, auf gleichbleibendem Niveau von über
terspezifische Unterschiede: Unter den alleinstehenden Kli-               8 % bleibt. Bezogen auf die Gruppe der akut Wohnungslosen
ent:innen finden sich mehr männliche Klienten als weibliche               ist der Anteil sogar leicht gestiegen (mit +0,4 %-P auf 5,1 %
(90,9 % der männlichen Klienten ggü. 67,2 % der weiblichen)               in 2019). Sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Kli-
(nachrichtl.). Im Vergleich zwischen allen Klient:innen und akut          ent:innen fand diese Verschiebung zu Mehrpersonenhaus-
wohnungslosen Klient:innen zeigt sich auch, dass akut woh-                halten statt, wobei Frauen nach wie vor deutlich häufiger als
nungslose Klient:innen häufiger alleinstehend sind.                       Männer in Haushalten mit Kindern leben (f Tabelle 8).

Demgegenüber haben Familien – also Haushalte mit                          Die Entwicklung der Zahlen aus Tabelle 9 ist alarmierend:
Kind(ern), die im DzW entweder als Paar mit Kind(ern) oder                Zwar sind Haushalte mit Kind(ern) im Vergleich zu Haushalten

Tabelle 9: Wohnungsnotfälle im Vergleich: Haushalte mit und Haushalte ohne Kind(er), alle Klient:innen (2011, 2015, 2019)

                                                   2011                               2015                                2019
                                    Perso-   Perso-           Gesamt       Perso-   Perso-       Gesamt       Perso-   Perso-       Gesamt
                                     nen in   nen in                        nen in   nen in                    nen in   nen in
                                   Haushal- Haushal-                      Haushal- Haushal-                  Haushal- Haushal-
                                    ten mit ten ohne                       ten mit ten ohne                   ten mit ten ohne
                                   Kind(ern) Kind(er)                     Kind(ern) Kind(er)                 Kind(ern) Kind(er)
 Von Wohnungslosigkeit betroffen       39,4 %       75,7 %      73,6 %       46,9 %    73,9 %      71,4 %       47,4 %     77,0 %     74,4 %
 Unmittelbar von Wohnungs­             23,1 %       10,2 %      10,8 %       21,1 %    11,3 %      12,1 %       23,2 %      9,5 %     10,5 %
 losigkeit bedroht
 In unzumutbaren                       11,2 %        3,1 %       3,5 %        8,7 %      2,9 %       3,4 %       8,0 %      2,6 %      3,1 %
 Wohnverhältnissen
 Ehemals von Wohnungslosigkeit          2,1 %        1,6 %       1,6 %        5,3 %      3,3 %       3,4 %       3,3 %      2,8 %      2,8 %
 betroffen oder bedroht
 Kein Wohnungsnotfall                  24,2 %        9,5 %      10,5 %       18,1 %      8,6 %       9,6 %      18,0 %      8,1 %      9,1 %
 Gesamt                               100,0 %      100,0 %       100 %       100 %      100 %       100 %       100 %       100 %     100 %

                 Tabelle 10: Unterkunftssituation von Haushalten mit und ohne Kind(er) vor Hilfebeginn (2019)

                                                             Alle Klient:innen                               Akut Wohnungslose
                                                in Haushalten mit        in Haushalten ohne      in Haushalten mit       in Haushalten ohne
                                                    Kind(ern)                  Kind(er)              Kind(ern)                 Kind(er)
 Wohnung                                                     49,5 %                   19,7 %                    7,5 %                  3,7 %
 Bei Familie / Partner:in                                    16,8 %                   12,2 %                   28,6 %                 13,2 %
 Bei Bekannten                                               17,5 %                   28,8 %                   35,2 %                 36,6 %
 Firmenunterkunft                                              0,1 %                   0,2 %                    0,1 %                  0,2 %
 Frauenhaus                                                    0,5 %                   0,2 %                    0,9 %                  0,2 %
 Amb. betreute Wohnform                                        0,3 %                   1,4 %                    0,3 %                  1,3 %
 Hotel, Pension                                                1,5 %                   1,6 %                    3,1 %                  1,9 %
 Notunterkunft, Übernachtungsstelle                            4,5 %                   9,8 %                    8,2 %                 12,0 %
 Geflüchteten-/ Asylunterkunft                                 1,2 %                   0,2 %                    1,2 %                  0,2 %
 Gesundheitssystem                                             0,5 %                   2,5 %                    0,8 %                  2,8 %
 Stationäre Einrichtungen                                      0,9 %                   3,6 %                    1,3 %                  3,1 %
 Haft                                                          0,1 %                   1,9 %                    0,1 %                  2,2 %
 Ersatzunterkunft                                              1,9 %                   1,7 %                    3,0 %                  1,8 %
 Ohne Unterkunft                                               4,7 %                  16,3 %                    9,6 %                 20,8 %
 Gesamt                                                       100 %                   100 %                    100 %                  100 %

                                                                                                                                          15
BAG W                                                                                                         2 Auswertung der DzW-Daten

ohne Kind(er) deutlich seltener akut von Wohnungslosigkeit           der freien Träger in der eigenen Wohnung (49,5 %). In 2018
betroffen, mit 47,4 % ist jedoch ein besorgniserregender Wert        betrug dieser Wert 53,7 % (-4,2 %-P), vor zehn Jahren waren
erreicht. Nahezu jede zweite Familie, die 2019 Hilfeeinrich-         es sogar 60,7 %, womit sich von 2009 zu 2019 ein Rückgang
tungen der freien Träger aufsuchte, lebte ohne eigene Woh-           um -11,2 &-P ergibt (nachrichtl.). Im Gegenzug lebten 2009
nung. Gegenüber den Zahlen von 2011 bedeutet dies einen              24,4 % aller Klient:innen mit Familie bei Familie, Partner:in
Anstieg um +8 %-P.                                                   oder Bekannten, in 2019 sind es 34,3 % (+9,9 %-P).

In gleichem Maße alarmierend stellt sich die Datenlage               2.10 Dauer der Wohnungslosigkeit
hinsichtlich der Unterkunftssituation dieser akut von Woh-                und Wohnwunsch
nungslosigkeit betroffenen Familien im DzW dar. Tabelle 10
zeigt zwar, dass nahezu zwei Drittel aller wohnungslosen             Das DzW erfasst mit der Dauer der aktuellen Wohnungs-
Haushalte mit Kind(ern) bei Bekannten, Familie oder Part-            losigkeit auch, wann die Klient:innen Kontakt zu den Hilfen
ner:innen unterkommen kann (63,8 %), allerdings lebt auch            in Wohnungsnotfällen aufnehmen. Der Großteil von ihnen
rund eine von zehn akut wohnungslosen Familien vor Hil-              (44,8 %) suchte ein Hilfeangebot der freiverbandlichen Hilfen
febeginn gänzlich ohne Unterkunft auf der Straße (9,6 %).            in den ersten zwei Monaten der Wohnungslosigkeit auf, wei-
Bei Haushalten ohne Kinder ist das Verhältnis zwei zu zehn           tere 20 % innerhalb von zwei bis sechs Monaten (f Tabel-
(20,8 %).                                                            le 11). Zwei Drittel der Hilfesuchenden nehmen Hilfeangebo-
                                                                     te also frühzeitig war, weshalb Hilfeangebote nach §§ 67 ff.
Auch unter allen Klient:innen in Haushalten mit Kind(ern)            SGB XII flächendeckend vorgehalten werden sollten. Um den
zeigt sich im Vergleich zum Vorjahr die Weiterführung eines          Aufenthalt in der ordnungsrechtlichen Unterbringung der
bereits langfristig zu beobachteten Trends: Nur die Hälfte           Kommunen deutlich zu verkürzen und einer Chronifizierung
aller Klient:innen lebt bei Aufsuchen der Hilfeeinrichtungen         von Wohnungslosigkeit gezielt entgegenzuwirken, muss die

                   Tabelle 11: Dauer der aktuellen Wohnungslosigkeit, alle Klient:innen (2011, 2015, 2019)

                                          2011                                 2015                                            2019
                           Männlich      Weiblich    Gesamt     Männlich      Weiblich        Gesamt         Männlich        Weiblich      Gesamt

 unter 2 Monate               39,3 %       48,6 %      41,1 %      42,1 %          49,1 %        43,7 %         43,9 %          47,8 %       44,8 %
 2 bis unter 6 Monate         18,1 %       21,8 %      18,8 %      19,5 %          21,0 %        19,8 %         19,3 %          20,9 %       19,7 %
 6 bis unter 12 Monate        11,1 %       12,5 %      11,3 %      11,3 %          12,1 %        11,5 %         11,1 %          11,1 %       11,1 %
 1 bis unter 3 Jahre          14,5 %        11,4 %     13,9 %      13,6 %          10,9 %        13,0 %         12,7 %          12,3 %       12,6 %
 3 bis unter 5 Jahre           5,7 %         2,9 %      5,2 %       5,1 %           3,5 %            4,7 %         5,1 %           4,0 %      4,9 %
 5 Jahre und länger           11,3 %         2,8 %      9,7 %       8,5 %           3,3 %            7,4 %         7,8 %           4,0 %      7,0 %
 Gesamt                        100 %        100 %      100 %       100 %           100 %             100 %       100 %           100 %        100 %

                          Tabelle 12: Wohnwünsche akut wohnungsloser Klient:innen (2015 und 2019)

                                                                     2015                                                   2019
                                                     Männlich      Weiblich          Gesamt             Männlich           Weiblich        Gesamt

 Eigene Wohnung                                          83,3 %        90,5 %               84,9 %           86,6 %           90,9 %         87,6 %
     Davon: Eigene Wohnung für eine Person               75,4 %        59,5 %               71,9 %           78,3 %           60,9 %         74,4 %
     Davon: Eigene Wohnung für zwei Personen              4,3 %        16,1 %                6,9 %            5,0 %           17,1 %          7,7 %
     Davon: Eigene Wohnung für Familie                    3,6 %        14,9 %                6,1 %            3,3 %           12,9 %          5,5 %
 Stationäre Einrichtung                                   8,1 %            3,4 %             7,0 %            5,4 %             2,7 %         4,8 %
 Wohngemeinschaft                                         1,7 %            2,0 %             1,8 %            1,4 %             1,5 %         1,4 %
 Möbliertes Zimmer                                        1,7 %            1,0 %             1,5 %            1,8 %             1,3 %         1,7 %
 Alternative Wohnform                                     0,5 %            0,3 %             0,4 %            0,5 %             0,6 %         0,5 %
 Sonstiges                                                1,1 %            1,0 %             1,1 %            0,9 %             0,9 %         0,9 %
 Kein Wohnungswunsch                                      3,6 %            1,8 %             3,2 %            3,4 %             2,1 %         3,1 %
 Gesamt                                                   100 %         100 %               100 %            100 %             100 %          100 %

16
3 Schwerpunkt: Working Poor – Wohnungslos trotz Arbeit                                                                  BAG W

ordnungsrechtliche Unterbringung auch eine Durchlässigkeit       86,6 % der Männer). Innerhalb dieser Kategorie orientiert sich
zum allgemeinen System sozialer Hilfen und die Möglichkeit       der Wunsch nach der Art der eigenen Wohnung i. d. R. an der
der Anbindung bieten. Nur so kann sich die Unterbringung         aktuellen Haushaltsstruktur, was die dahingehenden Unter-
selbst überflüssig machen und lediglich kurze Aufenthalts-       schiede in den Verteilungen der Antworten von männlichen
dauern ermöglichen.                                              und weiblichen Klient:innen erklärt. So wünschen sich allein-
                                                                 stehende – welche anteilig häufiger unter den männlichen
Hinsichtlich der Gesamtheit der Klient:innen kann von einem      Klient:innen im DzW verzeichnet sind – eine Wohnung für
leichten Rückgang der Langzeitwohnungslosigkeit gespro-          eine Person (78,3 % der Männer ggü. 60,9 % der Frauen). Da
chen werden. Zwischen 2011 und 2019 zeigt sich eine Ab-          Frauen hingegen häufiger in Mehrpersonenhaushalten leben
nahme von -2,7 %-P bei den Klient:innen, die mehr als fünf       (f Kapitel Haushaltsstruktur und Familienstand), geben sie
Jahre wohnungslos sind (9,7 % in 2011 ggü. 7,0 % in 2019)        auch bedeutend häufiger einen Wunsch nach einer Wohnung
und -1,6 %-P bei dem Zeitraum zwischen einem und fünf Jah-       für zwei oder mehr Personen an (30 % der Frauen ggü. 8,3 %
re Wohnungslosigkeit (19,1 % in 2011 ggü. 17,5 % in 2019).       der Männer). Der Wunsch nach anderen Wohnformen wie
Damit sank der Anteil aller Klient:innen, die länger als zwölf   stationäre Einrichtung, Wohngemeinschaft oder anderem
Monate wohnungslos waren, in den letzten acht Jahren um          wird von 9,3 % aller Klient:innen formuliert. Nur 3,1 % aller
-4,3 %-P.                                                        wohnungslosen Klient:innen artikulierte keinen Wohnungs-
                                                                 wunsch. Auch vor vier Jahren war der Anteil ähnlich hoch.
Tabelle 12 zeigt die Antwortverteilungen der akut wohnungs-      Dies widerlegt eindeutig die zu Unrecht weit verbreitete Auf-
losen Klient:innen hinsichtlich ihres Wohnwunsches. Rund         fassung, dass wohnungslose Menschen ihre Lebensweise
97 % von ihnen wünschen sich eine Wohnung oder andere            bewusst gewählt hätten oder gar favorisieren würden. Da-
Form der Unterbringung. Die überwiegende Mehrheit davon          raus folgt, dass die Bereitstellung von eigenem Wohnraum
(87,6 %) wünscht sich eine eigene Wohnung, wobei hier leich-     das oberste Ziel bei der Versorgung wohnungsloser Haus-
te Geschlechterdifferenzen bestehen (90,9 % der Frauen ggü.      halte sein muss.

3    Schwerpunkt: Working Poor – Wohnungslos trotz Arbeit
3 Schwerpunkt: Working Poor – Wohnungslos trotz Arbeit
Das Phänomen „Arm trotz Arbeit“ verweist auf eine Gruppe         und betont: „Der Anteil derjenigen, die Anspruch auf Hartz
von Menschen, deren prekäre Beschäftigungs- und somit            IV haben und diesen aus Scham nicht in Anspruch nehmen,
Lebensverhältnisse von Armut und Unsicherheit gekenn-            ist noch höher.“21 Nach Angaben des Statistischen Bundes-
zeichnet sind. Der Schattenbericht der Nationalen Armuts-        amtes lebten im Jahr 2019 8,0 %22 der rund 45 Millionen
konferenz (nak) beziffert die Zahl der erwerbstätigen Men-       Erwerbstätigen23 unterhalb der Armutsgefährdungsgren-
schen in Deutschland 2019, die so wenig verdienen, dass sie      ze. Gleichzeitig lebten rund 14 % der Bevölkerung in Haus-
zusätzliche Hartz-IV-Leistungen beziehen, mit 1,2 Millionen      halten, die durch ihre Wohnkosten finanziell überlastetet

             Abbildung 10: Anteil erwerbstätiger Menschen in Wohnungsnotfallsituationen im DzW (seit 2009)

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