GENERATION "RÜCKSICHTSLOS"? - GEMEINSCHAFTSSINN BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN - Bepanthen
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2 Bepanthen-Kinderförderung GENERATION „RÜCKSICHTSLOS“? EIN DRITTEL ALLER JUGENDLICHEN HAT KEINEN GEMEINSCHAFTSSINN Gemeinschaftssinn ist einer der tragen- „Gemeinschaftssinn ist ein zutiefst den Pfeiler unserer Gesellschaft. Zu demokratischer Wert – und der morali- seinen Grundlagen gehören Kompeten- sche Kitt für unsere Gesellschaft. Er zen wie Empathie, Solidarität, Respekt, bedeutet die Anerkennung der Gleich- Hilfsbereitschaft und soziale Integra- wertigkeit und der Ansprüche anderer – tion. Diese Grundlagen werden unabhängig von Unterschieden in größtenteils in der Kindheit und der Tradition, Religion, Nationalität oder frühen Jugend erfahren und erlernt. sozioökonomischem Status.“ Doch wie steht es um den Gemein- Prof. Dr. Holger Ziegler, Universität schaftssinn der heranwachsenden Bielefeld Generation? Wie die Untersuchung zeigt, verfügen Diese Frage steht im Mittelpunkt der Heranwachsende zu einem großen Teil Gemeinschaftssinn-Studie, die 2019 über einen positiven Sinn für das von der Universität Bielefeld im Auftrag menschliche Miteinander. Allerdings der Bepanthen-Kinderförderung durch- haben 22 Prozent der befragten Kinder geführt wurde. Der Sozialpädagoge auch bedenkliche Defizite. Bei den Prof. Dr. Holger Ziegler untersuchte, Jugendlichen fällt sogar ein Drittel wie Kinder (6 bis 11 Jahre) und Ju- (33 Prozent) durch unterdurchschnitt- gendliche (12 bis 16 Jahre) mit ver- lich entwickelten Gemeinschaftssinn schiedenen Aspekten des Gemein- auf. Ein Ergebnis, das aufhorchen lässt! schaftssinns wie Empathie und Soli- darität, aber auch mit Gleichgültigkeit Die Kernergebnisse der Studie haben und der Abwertung von Schwächeren wir für Sie in dieser Broschüre zusam- umgehen. mengefasst. Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen. Inhalt Generation „Rücksichtslos“? 2 Fazit 17 Kernergebnisse der Studie 3 Unsere Sozialforschung im 18 Studiendesign und Methodik 4 Überblick Empathie 6 Initiator und Partner der Bepanthen- 19 Solidarität 9 Kinderförderung Gleichgültigkeit 12 Impressum 20 Abwertung 15
Kernergebnisse 3 KERNERGEBNISSE DER STUDIE 1 Wenig Sinn fürs Miteinander schon bei jungen Kindern Jedes fünfte Kind verfügt nur über 4 Mädchen zeigen mehr Sozial- kompetenz Unabhängig von der betrachteten einen mangelhaft ausgeprägten Altersstufe verhalten sich Mädchen Gemeinschaftssinn – rund 22 Prozent deutlich empathischer, solidarischer, der befragten 6- bis 11-Jährigen. weniger gleichgültig und auch weniger abwertend als Jungen. 2 Einem Drittel der Jugendlichen fehlt soziales Bewusstsein Beim Übergang in die Pubertät ver- 5 Gleichgültigkeit und Abwertung durch wirtschaftliche Situation stärkt sich diese Tendenz. Jeder dritte Jugendliche aus schwierigen wirt- Jugendliche (33 Prozent) zeigt einen schaftlichen Verhältnissen neigen mangelhaft ausgeprägten Sinn für die stärker dazu, gleichgültig oder abwer- Gemeinschaft. tend zu reagieren, als Gleichaltrige aus bessergestellten Haushalten. 3 Auffällige Unterschiede zwischen den Geschlechtern Jungen zeigen sich insgesamt weniger 6 Elternhaus prägt negative Einstellungen sozial: In beiden befragten Altersgrup- Sind die eigenen Eltern negativ ge- pen weisen Mädchen einen signifikant genüber anderen eingestellt, beein- stärker ausgeprägten Gemeinschafts- flusst das ihre Söhne und Töchter sinn auf als Jungen (Kinder: 39 zu signifikant: Diese reagieren in stärke- 20 Prozent; Jugendliche: 79 zu rem Maße gleichgültig oder abwertend 56 Prozent). gegenüber Altersgenossen. KEIN SINN FÜR DIE GEMEINSCHAFT? GERINGER GEMEINSCHAFTSSINN 33 % i Jeder 3. Jugendliche weist nur einen geringen Gemeinschaftssinn auf. Jugendliche Quelle: Bepanthen-Kinderförderung/Universität Bielefeld
Bepanthen Kinderförderung 2 Bepanthen-Kinderförderung 4 STUDIENDESIGN UND METHODIK Die Sozialstudie 2019 der Bepanthen- Um einen Wert wie Gemeinschaftssinn Kinderförderung fragt nach dem Ge- wissenschaftlich erfassen zu können, meinschaftssinn von Kindern und bildete ihn die Sozialstudie durch vier Jugendlichen in Deutschland. Anhand Dimensionen ab. Dies waren zum einen der vier Dimensionen Empathie, Soli- Empathie und Solidarität. Hier ging es darität, Gleichgültigkeit und Abwertung in den Befragungen um das Einfüh- von Schwächeren untersuchte das lungsvermögen, die Hilfsbereitschaft Team von Prof. Dr. Holger Ziegler an und den Respekt, also die Anerken- der Universität Bielefeld, wie stark die nung der moralischen Gleichwertigkeit Gemeinwohlorientierung bei Heran- von Ansprüchen anderer, durch die wachsenden ausgeprägt ist. Heranwachsenden. Zum anderen gab es die Dimensionen Gleichgültigkeit Dafür wurden 618 Kinder im Alter von 6 und Abwertung von Schwächeren. Hier bis 11 Jahren, 353 Jugendliche im Alter wurde beispielsweise bei den Jugend- von 12 bis 16 Jahren sowie 713 Eltern lichen die Abwertung von Randgruppen befragt. Der Zeitraum der Befragung oder Schwächeren abgefragt, bei den erstreckte sich von Dezember 2018 bis Kindern wurden Fragen rund um das Februar 2019. Die Studie wurde als Thema Mobbing gestellt. Bei den 12- bevölkerungsrepräsentativ für Groß- bis 16-Jährigen ermittelte die Studie städte angelegt, die Interviews fanden zudem die Bedeutung des Umfelds: in den Städten Berlin, Leipzig und Köln Inwiefern beeinflussen der sozioökono- statt. mische Status oder die Einstellung der Eltern den Gemeinschaftssinn von Jugendlichen? IST DIR WICHTIG, WO UND WIE DEINE FREUNDE WOHNEN?
Studiendesign und Methodik 5 Und wie denkst du darüber? Kinder und Jugendlichen fragten die gleichen Inhalte ab, unterschieden sich Um eine möglichst repräsentative aber in der Ansprache, denn für die Stichprobe von Kindern und Jugend- 6- bis 11-Jährigen wurden die Fragen lichen zu erhalten, verschickte das kindgerechter formuliert. Während der Team der Universität Bielefeld über Interviews mit den Heranwachsenden 12.000 Briefe an Familien in Berlin, wurden die Eltern gebeten, ihren Leipzig und Köln und bat diese um ihre Fragebogen möglichst in einem Teilnahme an der Sozialstudie. Die anderen Raum auszufüllen. Rückläufe wurden nach soziogeografi- schen Kriterien sortiert. Anschließend „Wir haben vergleichend das Gefühls- wurden weitere Wellen von Anschrei- leben sowie den Gefühlshaushalt von ben versandt, um die Stichprobe Kindern und Jugendlichen in Deutsch- innerhalb der Großstädte zu optimieren. land betrachtet – und ihre Auswirkun- gen auf den Gemeinschaftssinn.“ Die Interviews fanden meist in vertrau- Studienleiter Prof. Dr. Holger Ziegler ter Umgebung zu Hause bei den Familien statt. Oftmals nahmen Ge- Aktuell liegen die Ergebnisse aus der schwister an der Studie teil. Die eigens Befragung der Kinder und Jugendli- geschulten Interviewerinnen und Inter- chen vor, die in der Studie Generation viewer hatten drei verschiedene Frage- „Rücksichtslos“? veröffentlicht wurden. bögen zur Hand: einen für die Kinder, Die Auswertung der Elternperspektive einen für die Jugendlichen und einen findet 2020 statt. für die Eltern. Die Fragebögen der DIMENSIONEN VON GEMEINSCHAFTSSINN EMPATHIE SOLIDARITÄT SINN FÜR DIE GEMEINSCHAFT ABWERTUNG GLEICH- GÜLTIGKEIT Quelle: Bepanthen-Kinderförderung/Universität Bielefeld
Bepanthen Kinderförderung 2 Bepanthen-Kinderförderung 6 EMPATHIE GERINGES MITGEFÜHL BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN Die von der Bepanthen-Kinderförde- Mädchen, Retterinnen des rung in Auftrag gegebene Sozialstudie Gemeinwohls? orientiert sich an der Definition von Gemeinschaftssinn als einem Gefühl Eine zentrale Erkenntnis der Gemein- des Wohlwollens und der Sympathie schaftssinn-Studie lautet: In beiden gegenüber Menschen in einer Gemein- untersuchten Altersgruppen – 6 bis 11 schaft – unabhängig von Unterschieden Jahre (Kinder) und 12 bis 16 Jahre in Tradition, Religion, Nationalität oder (Jugendliche) – reagieren Mädchen sozioökonomischem Status. Hinzu durchweg feinfühliger und weisen einen kommt die Anerkennung der morali- ausgeprägteren Sinn für den gemein- schen Gleichwertigkeit der Ansprüche schaftlichen Zusammenhalt auf. anderer. Die positiven Aspekte des Gemein- Als wichtige Kompetenzen zur Entwick- schaftssinns, Empathie und Solidarität, lung des Gemeinschaftssinns gelten sind bei den Jungen – im Vergleich zu Empathie, Solidarität, Respekt, Hilfs- den Mädchen – bereits in der Kindheit bereitschaft und soziale Integration. unterdurchschnittlich ausgebildet. An- Diese Grundlagen werden größtenteils ders ausgedrückt: Jungen zeigen mehr in der Kindheit und der frühen Jugend Eigensinn. Die Phase des Schulwech- erfahren und erlernt. „Wenn Jugend- sels und die Pubertät scheinen daran liche hier Defizite entwickeln und diese nichts zu ändern. Auch bei Jugendli- weitertragen, kann sich das verheerend chen besteht der Unterschied hinsicht- auf das gesellschaftliche Klima auswir- lich der Sozialkompetenzen der Ge- ken“, so Studienleiter Prof. Dr. Holger schlechter fort. Wie stark dieser „sozia- Ziegler. le Vorsprung“ ist, zeigt sich, wenn man die für die Studie untersuchten Einzel- aspekte von Gemeinschaftssinn näher betrachtet.
Empathie 7 Empathie – eine weibliche Das Ergebnis: Ein überraschend hoher Eigenschaft? Anteil, nämlich ein Fünftel der Kinder (21 Prozent), neigt dazu, nur wenig em- „Wenn ein anderes Kind traurig ist, ver- pathisch zu handeln. Auffällig ist zu- suche ich, es zu trösten“, lautet eine dem, dass die Jungen im Vergleich zu der Aussagen, mit der die Studie das den Mädchen signifikant schlechter ab- Empathievermögen der 6- bis 11-Jähri- schneiden, indem sie ein unterdurch- gen erfragt. Weitere Beispiele: „Es ist schnittliches Empathievermögen an mir wichtig, dass niemand ausgegrenzt den Tag legen (30 Prozent zu 12 Pro- wird“ oder „Es macht mich traurig, zent). Ein Blick auf die erfreulichen wenn es anderen Kindern schlecht Erkenntnisse der Studie macht deut- geht“. Mithilfe dieser Aussagen über- lich, dass knapp die Hälfte (49 Prozent) prüfte die Studie, inwieweit die befrag- der befragten Kinder starke Empathie ten Kinder und Jugendlichen Empathie offenbart. Doch auch hier gibt es einen empfinden, also über Mitgefühl für deutlichen Geschlechterunterschied: andere verfügen und sich in die 61 Prozent der Mädchen und nur Situation von anderen hineinversetzen 37 Prozent der Jungen haben über- können. durchschnittliches Mitgefühl. Das legt den Schluss nahe, dass Mädchen deutlich empathischer als Jungen sind. EMPATHIE: DRASTISCHE UNTERSCHIEDE UNTERDURCHSCHNITTLICHES EMPATHIEVERMÖGEN 12 % 30 % 31 % 76 % Kinder Jugendliche i Weder der sozioökonomische Status noch die Einstellungen der Eltern üben nennenswerten Einfluss auf die Empathie ihrer jugendlichen Kinder aus. Quelle: Bepanthen-Kinderförderung/Universität Bielefeld
8 Bepanthen-Kinderförderung In der Jugend wächst der sogar noch weiter auseinander. Bei den Geschlechterunterschied Jugendlichen zeigt sich folgendes Bild: 76 Prozent der Jungen reagieren auf Mit Beginn der Pubertät und während- oben genannte Aussagen nur unter- dessen sinkt das Einfühlungsvermögen durchschnittlich empathisch; von den weiter ab, wie die Befragung ergab. Die weiblichen Jugendlichen finden sich 12- bis 16-Jährigen sollten Aussagen hier 31 Prozent. Starkes Mitgefühl zei- bewerten wie „Es nimmt mich mit, gen hingegen zwei von drei Mädchen wenn ich sehe, dass ein Mädchen/ein (69 Prozent), aber nur einer von vier Junge verletzt wird“ oder „Es macht Jungen (24 Prozent). Über die gesam- mich traurig, ein Mädchen/einen Jun- ten Altersklassen von 6 bis 16 Jahren gen zu sehen, das/der niemanden zum zeigen sich in der Tendenz bei den Spielen findet“. Von allen befragten Mädchen stetig steigende, bei den Jugendlichen reagiert mehr als die Jungen stetig sinkende Empathiewerte. Hälfte (54 Prozent) unterdurchschnitt- lich empathisch. Wenn Jugendliche an Interessant ist auch der folgende der Schwelle zum Erwachsensein Aspekt, den die Studie aufgedeckt hat: stehen, verfügen sie daher nur über ein In der Tendenz zeigen sowohl Kinder geringes Empathieverständnis für ihr als auch Jugendliche mit Migrations- weiteres Leben. hintergrund über die Jahre eine steigende Entwicklung ihres Empathie- Das in der Kindheit ohnehin schon vermögens. Währenddessen sinkt unterschiedlich ausgeprägte Empathie- diese bei Heranwachsenden ohne vermögen der beiden Geschlechter Migrationshintergrund leicht ab. entwickelt sich mit zunehmendem Alter EMPATHIE IN DER JUGEND WÄCHST DER GESCHLECHTERUNTERSCHIED 69 % 31 % 24 % 76 % Empathie bei Mädchen Empathie bei Jungen Unterdurchschnittlich Unterdurchschnittlich Überdurchschnittlich Überdurchschnittlich Quelle: Bepanthen-Kinderförderung/Universität Bielefeld
Generation „Rücksichtslos“? Solidarität 9 3 SOLIDARITÄT FEHLENDE HILFSBEREIT- SCHAFT ZEIGT SICH FRÜH Ob Kinder sich gegenüber Gleichalt- alter und zu Beginn der weiterführen- rigen solidarisch verhalten, untersuchte den Schule unsolidarisch seinen Mit- die Studie der Bepanthen-Kinderförde- schülern gegenüber. Bei den Mädchen rung mit Aussagen zur Hilfsbereit- sind es nur 16 Prozent. Eine hohe Soli- schaft. „Ich helfe anderen Kindern ger- darität lässt sich bei immerhin 48 Pro- ne“ oder „Ich nehme Kinder in Schutz, zent der Mädchen finden, bei den wenn andere gemeine Sachen über sie Jungen sind es 28 Prozent. erzählen“ waren einige der Fragen, auf die ein Fünftel der Kinder keine positive Die Untersuchung wirft eine bemer- Antwort hatte. 23 Prozent der inter- kenswerte Frage auf: Ist Solidarität bei viewten 6- bis 11-Jährigen verhalten Kindern aus wohlhabenden Elternhäu- sich nicht solidarisch anderen Kindern sern eine eher seltene Eigenschaft? Bei gegenüber. Auch hier liegen die Jungen den 6- bis 11-Jährigen aus Familien zurück, treten also seltener für Gleich- mit einem Haushaltsnettoeinkommen altrige ein: Beinahe jeder dritte Junge von maximal 2.000 Euro ist solidari- (30 Prozent) zeigt sich im Grundschul- sches Verhalten nämlich relativ stark SOLIDARITÄT SOLIDARITÄT IST IST FÜR FÜR MÄDCHEN MÄDCHEN JUNGEN JUNGEN NEIGEN NEIGEN STÄRKER STÄRKER ZU ZU UNSOLIDARISCHEM UNSOLIDARISCHEM VERHALTEN VERHALTEN 16 16%% 30 30%% 24 24%% 47 47%% Kinder Kinder Jugendliche Jugendliche i Sowohl als Kinder wie auch als Jugendliche zeigen Mädchen eine deutlich solidarischere Einstellung als Jungen. Quelle: Bepanthen-Kinderförderung/Universität Bielefeld
10 Bepanthen-Kinderförderung ausgebildet – knapp die Hälfte (49 Pro- Im Umkehrschluss lässt sich sagen, zent) von ihnen legt eine hohe Solidari- dass die befragten jugendlichen Mäd- tätsbereitschaft an den Tag. Bei gut chen deutlich sozialer eingestellt sind situierten Kindern (Haushaltsnettoein- und 76 Prozent ein hohes prosoziales kommen von mindestens 7.500 Euro) Verhalten zeigen; bei den Jungen sind hingegen zeigt nur knapp ein Drittel es nur 53 Prozent. Insgesamt konsta- (30 Prozent) diese ausgeprägte tiert die Studie hier eine besorgniserre- Hilfsbereitschaft. gende Entwicklung: Denn tendenziell nimmt das solidarische Verhalten von Jugendlichen mit zunehmendem Alter Mädchen fühlen sich verantwortlich noch ab. Bei den Jugendlichen verschlechtern sich die Werte im solidarischen Verhal- Welchen Einfluss hat das Umfeld? ten sogar noch, wobei die Fragestellun- gen bei den 12- bis 16-Jährigen etwas Bei den Jugendlichen analysierte die anders gelagert waren als bei den Inter- Studie noch umfassender, wie äußere viewbögen für die Kinder. Aussagen Einflüsse auf den Gemeinschaftssinn wie „Ich teile gerne mit anderen“ oder wirken, indem sie alle Dimensionen „Ich helfe gerne, wenn andere verletzt, einbezog. Was die positiven Aspekte krank oder traurig sind“ wurden von Empathie und Solidarität betrifft, so insgesamt 36 Prozent, also mehr als zeigt die Untersuchung, dass diese einem Drittel, der interviewten Jugend- beiden Eigenschaften bei den Jugend- lichen abschlägig beantwortet. lichen nicht an den sozialen Status gebunden sind. Einfühlungsvermögen Auch hier zeigen sich erneut deutliche und Sozialverhalten der befragten Unterschiede zwischen den Geschlech- jungen Menschen entwickeln sich also tern: Nahezu die Hälfte (47 Prozent) weitestgehend unabhängig von der der Jungen stimmt mit dieser ableh- jeweiligen sozioökonomischen Situa- nenden Haltung überein, demgegen- tion ihrer Familien. Allerdings: Betrach- über nur etwa ein Viertel (24 Prozent) tet man die negativen Aspekte von der Mädchen. Demnach zeigt fast jeder Gemeinschaftssinn – Gleichgültigkeit zweite männliche Jugendliche nur eine und Abwertung –, zeigt sich ein schwache positive Solidarität – ein anderes Bild (siehe Seite 16). bedenklicher Mangel an Gemein- schaftssinn!
Solidarität 11 Eltern ohne Einfluss auf Solidarität Einstellung des Elternhauses wirkt sich und Empathie nennenswert auf das Einfühlungsver- mögen oder die Hilfsbereitschaft von Ein weiteres überraschendes Ergebnis Söhnen und Töchtern aus. Auf Gleich- der Untersuchung: Die Einstellung der gültigkeit und Abwertungsverhalten, eigenen Eltern hat sowohl auf das Em- also die negativen Aspekte des pathievermögen als auch auf das soli- Gemeinschaftssinns, hat die elterliche darische Verhalten der 12- bis 16-Jäh- Haltung hingegen durchaus einen rigen nur einen marginalen Einfluss. Einfluss (siehe Seite 16). Weder eine negative noch eine positive UNGLEICHE LEBENSZUFRIEDENHEIT VON JUNGEN UND MÄDCHEN Die Untersuchung zeigt: Mädchen sind heit: Jungen 66 Prozent versus Mäd- offenbar deutlich gemeinschaftsorien- chen 56 Prozent; Selbstwertgefühl: tierter als Jungen. Sie verhalten sich Jungen 66 Prozent versus Mädchen grundsätzlich mitfühlender, hilfsbereiter, 57 Prozent). Geht es um die Integration weniger gleichgültig und weniger ab- in Gruppen Gleichaltriger, liegen die wertend. Bei aller sozialen Kompetenz Jungen ebenfalls vorn, wenn auch sind Mädchen aber eher unzufrieden deutlich knapper. mit sich und ihrem Leben als Jungen. Im Jugendalter liegen sie sowohl in der Im Kontrast zu ihren hohen sozialen Beurteilung der eigenen Lebenszufrie- Kompetenzen wird für Mädchen dem- denheit als auch des Selbstwertgefühls nach das Erleben des Heranwachsens hinter den Jungen zurück. Hingegen von einer niedrigeren Lebenszufrieden- zeigen die Jungen trotz – oder gerade heit und einem niedrigeren Selbstwert- wegen – ihrer offensichtlich geringeren gefühl begleitet. sozialen Ausrichtung in beiden Berei- chen höhere Werte (Lebenszufrieden-
2 Bepanthen 12 Kinderförderung Bepanthen-Kinderförderung GLEICHGÜLTIGKEIT KRITISCHES POTENZIAL ERREICHT Die vier Dimensionen des Gemein- sungen, Mobbing oder eine abwerten- schaftssinns umfassen neben Empathie de Haltung sind unter Heranwachsen- und Solidarität auch Gleichgültigkeit den weit verbreitet. Während das Stu- und Abwertung – zwei Aspekte, die eng dienteam potenzielle Gleichgültigkeit miteinander verknüpft sind. Aus einer bei Kindern und Jugendlichen durch Gleichgültigkeit gegenüber Problemla- ähnliche Fragestellungen ermittelte, gen anderer erwächst häufig die Ge- legte es bei der Dimension Abwertung ringschätzung von Randgruppen und dagegen andere Schwerpunkte. Bei Minderheiten – oft mit mobbingartigen den 6- bis 11-Jährigen fragte das Team Ausprägungen: Von der Zuweisung des Mobbingerfahrungen und -verhalten „selbst schuld“ ist der Schritt zur ab; den 12- bis 16-Jährigen legte es generellen Abwertung oft kein großer eine Reihe von Aussagen mit ab- mehr. Dies gefährdet das gesellschaft- wertendem Charakter vor. liche Miteinander. Gemeinschaftssinn erfordert, dass man gegenüber dem „Die Ergebnisse der Studie sind alar- Leiden anderer eben nicht gleichgültig mierend. Aber sie zeigen eine Realität, ist oder andere nicht als minderwertig mit der wir in unseren Arche-Häusern betrachtet. Letztlich geht es also um täglich konfrontiert sind“, erklärt Bernd die Anerkennung der moralischen Siggelkow, Gründer und Vorstand des Gleichwertigkeit aller Menschen und Kinder- und Jugendwerks „Die Arche“. ihrer Ansprüche. „In unserer Arbeit erleben wir oft Kin- der, die wenig bis gar kein Selbstwert- Dass in unserer Gesellschaft negative gefühl haben und sich – auch dadurch Tendenzen wie Gleichgültigkeit und bedingt – relativ wenig für andere Abwertung bereits ein kritisches Poten- interessieren.“ zial erreicht haben, bejaht die Untersu- chung. Individualisierte Schuldzuwei-
Gleichgültigkeit 13 „Selbst schuld“ statt Hilfestellung mung. Mehr als jeder vierte Junge sucht die Schuld also schnell bei an- Geht es um die Gleichgültigkeit gegen- deren – im Gegensatz zu den Mädchen über den Problemen anderer, zeigt sich (16 Prozent). Immerhin 34 Prozent der ein bedenkliches Bild: Fast drei Viertel Mädchen im Grundschulalter stehen aller befragten 6- bis 11-Jährigen dieser Haltung sehr skeptisch gegen- (70 Prozent) sind zumindest teilweise über – im Vergleich zu 26 Prozent der gleichgültig gegenüber Leidtragenden Jungen. Sie zeigen hier wieder deutlich und weisen ihnen die individuelle geringere soziale Kompetenzen. Schuld dafür zu. Ein Fünftel der Kinder (22 Prozent) ist sogar stark überzeugt Interessant auch das folgende Studien- von dieser Haltung. ergebnis: Kinder ohne Migrationshinter- grund suchen schnell die Schuld bei Die individualisierte Schuldzuweisung anderen, 37 Prozent von ihnen neigen bei Problemlagen ist bei den Ge- zu einer stark ausgeprägten Schuldzu- schlechtern unterschiedlich ausge- weisung. Bei Kindern mit Migrations- prägt. Aussagen wie „Wenn ein hintergrund sind es im Vergleich dazu anderes Kind Probleme in der Schule nur 22 Prozent. hat, ist es meistens selbst schuld“ oder „Wenn andere Kinder traurig sind und ich nicht schuld bin, ist mir das egal“ finden bei über einem Viertel (28 Prozent) der Jungen starke Zustim- GLEICHGÜLTIGKEIT: MIR DOCH EGAL AUSGEPRÄGTE GLEICHGÜLTIGKEIT (SCHULDZUWEISUNG) 16 % 28 % 14 % 27 % Kinder Jugendliche i Wie Jugendliche Schwächere/Randgruppen einschätzen, hängt erkennbar von Einstellungen und Status ihrer Eltern ab: Je traditionsbehafteter und geringer gestellt diese sind, desto ausgeprägter ist die Gleichgültigkeit ihrer Kinder. Quelle: Bepanthen-Kinderförderung/Universität Bielefeld
14 Bepanthen-Kinderförderung Keine Verbesserung in der Jugend lichen tendiert ein gutes Fünftel (21 Prozent) zu einer „Selbst schuld“- „Schülerinnen und Schüler, die von Haltung. Auch hier zeigen sich signi- anderen gehänselt werden, sind meis- fikante Unterschiede zwischen den tens selbst schuld“ oder „Schülerinnen Geschlechtern. 27 Prozent der männ- und Schüler, die schlecht in der Schule lichen Teenager offenbaren eine sind, sind einfach zu dumm“: So lauten überdurchschnittliche individualisierte einige der Aussagen, anhand derer die Schuldzuweisung – also jeder vierte Untersuchung eine eventuelle Gleich- Junge. Im Kontrast dazu neigen nur gültigkeit der 12- bis 16-Jährigen 14 Prozent der Mädchen in der überprüfte. Im Vergleich zu den inter- Pubertät zu einer solch extremen viewten Kindern, die zu einem großen Haltung. Teil gleichgültig reagieren, verbessert sich die Haltung in der Pubertät in kei- ner Weise. Von den befragten Jugend- MOBBING SCHON IN DER GRUNDSCHULE Ausgrenzung ist ein Problem, das sich tet dies: Ungefähr ein Viertel der be- in seinen Grundzügen schon im Kin- fragten Kinder gaben an, dass sie oft desalter zeigt. Hier nimmt sie meist von anderen Kindern zum Spaß eher mobbingartige Züge an. Antwor- geärgert werden, obwohl sie nichts ten von „Andere Kinder lassen mich gemacht haben. Hier gibt es interes- immer gern mitspielen“ bis hin zu „Ich santerweise keinen signifikanten bin oft für mich allein“ zeigen die Unterschied zwischen Mädchen und Bandbreite, wie 6- bis 11-Jährige Zu- Jungen. Bei der Umkehrfrage „Es gehörigkeit oder eben Ausgrenzung kommt oft vor, dass ich andere Kinder erleben. nur zum Spaß ärgere, obwohl sie mir nichts getan haben“ zeigt sich, dass es Insgesamt haben 26 Prozent der Kinder beim Mobbing naturgemäß mehr Opfer schon Erfahrungen mit mobbingähn- als Täter gibt: Diese Aussage bejahten lichen Situationen gemacht. Auf kon- nämlich „nur“ 12 Prozent der Jungen krete Erlebnisse angesprochen, bedeu- und 9 Prozent der Mädchen.
Generation „Rücksichtslos“? Abwertung 15 3 ABWERTUNG JEDER DRITTE JUNGE DE- KLASSIERT ANDERE KINDER Einen weiteren Aspekt, den die Studie Gruppen in der Bevölkerung, die weni- untersuchte, war die Dimension Ab- ger wert sind als andere“ oder „Es ist wertung. Während sich bei den Grund- ekelhaft, wenn Schwule sich in der schulkindern die gestellten Fragen rund Öffentlichkeit küssen“. ums Thema Mobbing drehten, interes- sierte sich das Studienteam bei den Auch hier zeigt sich: Jungen deklassie- 12- bis 16-Jährigen für deren Haltung ren stärker als Mädchen. Während den gegenüber Randgruppen. abwertenden Aussagen 22 Prozent der Mädchen zustimmen, sind es bei den Insgesamt neigen 29 Prozent der inter- Jungen sogar mehr als ein Drittel viewten Jugendlichen zu einem starken (36 Prozent). Jeder dritte heranwach- Abwertungsverhalten und zu einer Ge- sende Junge tendiert demnach dazu, ringschätzung von Schwächeren. Aus- Randgruppen stark abzuwerten. sagen, mit denen die Studienteilnehmer konfrontiert wurden, waren Urteile wie: „Wir nehmen in unserer Gesellschaft zu viel Rücksicht auf Versager“, „Es gibt ABWERTUNG: JUNGEN URTEILEN HÄRTER KLARE HERABSTELLUNG ANDERER 22 % 36 % i Abwertung von Hartz-IV-Empfängern, Arbeitslosen, schwachen Schülern, Schwulen, Obdachlosen, Ausländern und Randgruppen allgemein. Jugendliche Quelle: Bepanthen-Kinderförderung/Universität Bielefeld
16 Bepanthen-Kinderförderung Im Detail äußert sich der Geschlechter- gendlichen beeinflusst die negativen unterschied wie folgt: Beispielsweise Ausprägungen Gleichgültigkeit und befürwortet jeder fünfte Junge (19 Pro- Abwertung durchaus. zent) die Aussage, dass Arbeitslose arbeitsscheu sind (versus 14 Prozent Was das Abwertungsverhalten betrifft, der Mädchen). Auch mit der Akzeptanz so tendiert die Hälfte (50 Prozent) der gleichgeschlechtlicher Partnerschaften Jugendlichen mit einem niedrigen so- in der Öffentlichkeit tun sich Jungen zioökonomischen Status dazu, Rand- schwerer (14 Prozent der Jungen gruppen und Minderheiten abzuwerten. versus 4 Prozent der Mädchen). Ihre Altersgenossen aus bessergestell- ten Haushalten neigen nur zu 16 Pro- Abgemildert wird dieses Ergebnis zent zu diesem Verhalten. durch die Tatsache, dass immerhin 78 Prozent der Mädchen und 64 Prozent Bei der Gleichgültigkeit gegenüber an- der Jungen derart negative Haltungen deren zeigt sich ebenfalls ein signifi- grundsätzlich ablehnen. kanter Unterschied zwischen den interviewten Jugendlichen: Ein Drittel (33 Prozent) der 12- bis 16-Jährigen mit Schwierige Lebensumstände schwierigem sozioökonomischen Sta- verstärken Abwertung tus weist Gleichaltrigen in Problemla- gen die individuelle Schuld zu. Ihre Die bei den 12- bis 16-Jährigen erfolgte Altersgenossen aus gut situierten Analyse, wie äußere Einflüsse auf die Haushalten zeigen dieses Verhalten verschiedenen Dimensionen des Ge- nur zu 16 Prozent. meinschaftssinns wirken, ergab: Die sozioökonomische Situation der Ju- DER EINFLUSS DER ELTERN Um die Einstellung der Eltern zu Unter derart negativ geprägten familiä- erforschen, wurde bei diesen abge- ren Bedingungen weist jeder dritte fragt, ob sie beispielsweise der Jugendliche (32 Prozent) anderen Abwertung schwächerer Gruppen verstärkt individuelle Schuld zu und zustimmen oder der Meinung sind, reagiert gleichgültig. Im Gegensatz dass zu viel Rücksicht auf Minderheiten dazu ist es bei 12- bis 16-Jährigen von genommen wird. Anschließend erfolgte Eltern mit positiver Einstellung nur gut ein Abgleich der elterlichen Haltung mit jeder Zehnte (13 Prozent). Was die der Einstellung der Söhne und Töchter. Tendenz zur Abwertung betrifft, so werten die Jugendlichen aus einem Das Ergebnis: Eine dem Gemein- Elternhaus mit negativen Einstellungen schaftssinn abgewandte Einstellung weitaus häufiger ab als diejenigen mit der Eltern hat auf Gleichgültigkeit und Eltern, die eine positive Haltung haben abwertendes Verhalten der Jugend- (51 Prozent versus 10 Prozent). lichen einen signifikanten Einfluss.
Fazit 17 Generation „Rücksichtslos“? 3 FAZIT GEMEINSCHAFTSSINN IST UNGLEICH VERTEILT Die Erkenntnisse der Sozialstudie zum Die großen Unterschiede zwischen Gemeinschaftssinn bei Kindern und Jungen und Mädchen bei der Gemein- Jugendlichen offenbaren beunruhigen- wohlorientierung werfen zudem die de Tatsachen: Ein bedenklicher Teil der Frage auf, wie das klassische Rollen- jungen Menschen im Alter von 6 bis 16 verständnis von „männlich“ und „weib- Jahren zeigt Defizite hinsichtlich eines lich“ überwunden werden kann. Hinzu gemeinschaftlichen Zusammenhalts. kommt, dass sich schwierige sozioöko- Dabei braucht gerade die heutige Ge- nomische Verhältnisse und etwaige sellschaft – mit ihren Themen Inklusion, unsoziale Einstellungen der Eltern Diversität und Nachhaltigkeit – eine ungünstig auf die Entwicklung eines heranwachsende Generation mit hohen gesunden Gemeinschaftssinns auswir- persönlichen Kompetenzen, damit das ken können. Miteinander mit all seiner Pluralität und Unterschiedlichkeit gelingen kann. Die „Kinder und Jugendliche, die in einem Lebensrealität und das Bewusstsein belasteten Umfeld aufwachsen, lernen vieler Kinder und Jugendlicher spiegelt möglicherweise das gesellschaftliche dies jedoch nicht wider. Wertesystem nicht kennen. Weder können sie adäquat an ihm teilhaben, „Die Daten deuten darauf hin, dass wir noch können sie es in ihrem jetzigen hier kein Randgruppenphänomen, und späteren Leben anwenden.“ sondern potenziell einen Flächenbrand Bernd Siggelkow, Kinder- und Jugend- sehen. Die gezeigte Entsolidarisierung hilfswerk „Die Arche“ führt im Ergebnis zu einer gesellschaft- lichen Degenerationsspirale. Das Letztlich sind alle – Familie, Gesell- Prinzip der Solidargemeinschaft als schaft und Schule – gefordert, um Kin- Grundlage für eine gelingende Gesell- dern und Jugendlichen die Aufmerk- schaft läuft Gefahr zu kippen.“ samkeit und Wertschätzung zu geben, Prof. Dr. Holger Ziegler, Universität die sie beim Heranwachsen benötigen. Bielefeld Denn nur so können sie eine starke Persönlichkeit entwickeln und später ein selbstbestimmtes, gemeinwohl- orientiertes Leben führen.
18 Bepanthen-Kinderförderung UNSERE SOZIALFORSCHUNG IM ÜBERBLICK Regelmäßig befragt die Bepanthen-Kinderförderung in Kooperation mit der Universität Bielefeld Kinder und Jugendliche nach ihren Alltagserfahrungen, um ihre Sicht auf ausgewählte Themen zu erfahren. Achtsamkeit gegenüber Kindern Alleinerziehung (2011) (2017) Alleinerziehende werden mit ihren Wie erleben Kinder und Jugendliche Problemen meist alleingelassen, die Aufmerksamkeit ihrer Eltern und geraten oft in die „Armutsfalle“ und wie wirkt sich fehlende Beachtung aus? leiden häufiger an psychischen Er- Das Ergebnis: Fast jedes dritte Kind krankungen – mit schwerwiegenden und jeder fünfte Jugendliche fühlen Folgen und Risiken für ihre Kinder. sich von ihren Eltern nicht beachtet. Derzeit gibt es in Deutschland etwa Hochgerechnet sind das insgesamt 2,2 Millionen Menschen, die ihre Kinder 1,9 Millionen Heranwachsende in allein aufziehen. Ganze 87 Prozent Deutschland. davon sind Single-Mütter. Stress bei Kindern (2015) Kinderarmut (2009) Warum geraten schon die Jüngsten in Nahezu jedes fünfte Kind lebt in einer Dauerstress und welche Folgen hat sozial benachteiligten Familie. Wie aber das? Alarmierend: Von Stress betroffen empfinden diese Kinder und Jugend- sind heute beinahe jedes sechste Kind lichen selbst ihre soziale Stellung? Die und jeder fünfte Jugendliche – oft auch Befragung zeigt: Viel wichtiger als das durch elterlichen Erwartungsdruck. Materielle ist für junge Menschen, dass Dies kann zu Versagensängsten oder sie und ihre Familien nicht diskriminiert einer gesteigerten Aggressivität führen. werden. Sie wünschen sich vor allem gute Beziehungen zu Gleichaltrigen. Gewalt gegen Kinder (2013) Kinder in Deutschland haben ein gesetzlich verbrieftes Recht auf gewaltfreie Erziehung. Dennoch gehört für viele junge Menschen körperliche Gewalt zu ihrem Alltag. In Deutschland wird circa ein Viertel der Heranwach- senden von Erwachsenen oft oder manchmal geschlagen.
Partner 19 INITIATOR Die Bepanthen-Kinderförderung besteht seit 2008 und ist eine Initiative der Bayer Vital GmbH. Sie unterstützt das Kinderhilfsprojekt „Die Arche e. V.“ Seit 2009 führt die Bepanthen-Kinderförderung alle zwei Jahre in Kooperation mit der Universität Bielefeld sozialwissenschaftliche Befragungen zum Alltag von Kindern und Jugendlichen in Deutschland durch. Insgesamt entstanden so bisher sechs Sozialstudien, die sich mit Themen wie Achtsamkeit gegenüber Kindern, Stress von Kindern und Jugendlichen oder Kinderarmut beschäftigen. 2019 wurde die bisher aktuellste Studie zum Gemeinschaftssinn veröffentlicht. Für weiterführen- de Informationen zur Gemeinschaftssinn-Studie wenden Sie sich bitte an die Bepanthen-Kinderförderung oder die Universität Bielefeld. Regina Gropp E-Mail: regina.gropp@bayer.com Website: www.bepanthen.de/kinderfoerderung DIE PARTNER DER BEPANTHEN-KINDERFÖRDERUNG Der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Die gewonnenen Erkenntnisse aus den Holger Ziegler leitet die Sozialfor- Sozialstudien fließen in die praktische schung der Bepanthen-Kinderförde- Arbeit des Kinder- und Jugendhilfs- rung seit 2010. Gemeinsam mit seinem werks „Die Arche“ ein. Ihr Gründer, Team an der Universität Bielefeld führt Bernd Siggelkow, steht zusätzlich der er alle zwei Jahre die Sozialstudien der Bepanthen-Kinderförderung als Bepanthen-Kinderförderung durch. Experte zur Seite und hilft, die Studien- ergebnisse in die Praxis zu übertragen. Universität Bielefeld Prof. Dr. Holger Ziegler E-Mail: hziegler@uni-bielefeld.de Website: www.uni-bielefeld.de
Bepanthen-Kinderförderung FÜR EINE HEILERE WELT VON KINDERN UND JUGENDLICHEN IN DEUTSCHLAND. Herausgeber Bayer Vital GmbH Gebäude K56 51366 Leverkusen Tel.: +49-(0)214 / 30-51353 www.bepanthen.de/kinderfoerderung
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