Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau - Fachbeitrag - geodaesie.info

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Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau - Fachbeitrag - geodaesie.info
Fachbeitrag                                                     Rudolph et al., Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau

          Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau
                 Tobias Rudolph, Peter Goerke-Mallet und Christian Melchers

Zusammenfassung                                                        It is the strategy of the Post-mining Research Center at the
Bergbau im 21. Jahrhundert bedeutet auch Alt- und Nach-                Technical University Georg Agricola, Bochum to develop ap-
bergbau, geknüpft immer an die Bewältigung post-montaner               proaches and solutions.
Herausforderungen und die Langzeit- und Zukunftsaufgaben.              Therefore, it is essential to prove that integrated information
Hiermit einhergehend sind Fragestellungen zu den damit ver-            and knowledge about the reservoir and the overlying strata is
bundenen Kosten und der Möglichkeit der Weiterentwicklung              available for the overall integrity of the mine site. In a mine
im Bereich der Standortintegrität und -überwachung. Das                life cycle a huge amount of data, information and knowledge
Forschungszentrum Nachbergbau der Technischen Hoch-                    is gathered, which are also for post-mining workflows and es-
schule Georg Agricola, Bochum, hat sich zur Aufgabe gestellt,          pecially for the mine site monitoring, the so-called Geomoni-
hier Lösungsansätze zu entwickeln.                                     toring of importance. This means that these datasets need to
Daher ist es grundsätzlich unerlässlich, umfassende und inte-          be integrated and analysed.
grierte Kenntnisse über die Lagerstätte und die überlagernden          Here, the application of the concept »Digital-Twin«, a concept
Schichten eines jeweiligen Bergbaustandortes zu haben, um              adopted from the Industry 4.0 complex, in which an overall
so die langfristige Integrität nachweisen zu können. Im Le-            industry starting with an idea in the planning phase, across
benszyklus eines Bergbaustandortes fallen eine Vielzahl von            the production and maintenance phases down to the aban-
technischen Datensätzen, Informationen und Wissen an, die              donment phase is digitally rebuilt, could act as an enabler for
auch für die alt- und nachbergbaulichen Fragestellungen,               the post-mining processes.
aber insbesondere für die Standortüberwachung (Geomoni-                With the application of the concept »Digital-Twin« the
toring) von entscheidender Wichtigkeit sind und daher um-              Post-mining research center at the Technical University Georg
fassend ausgewertet sein müssen. Hierbei kommt der Ansatz              Agricola, Bochum has the unique opportunity to shape and
des »Digital-Twin«, einem Konzept aus dem Themenbereich                develop further approaches for post-mining processes. This
»Industrie 4.0«, zur Anwendung. In einem Digital-Twin wird             enables further cost control.
ein gesamter Industrieprozess von der Idee, über die Umset-
zung bis zur Wartung und Monitoring sowie dem Rückbau
voll digital aufgebaut und ausgewertet. Auf Basis der verfüg-          Schlüsselwörter: Geomonitoring, Digital Twin, Nachbergbau,
baren Geoinformationen wird ein digitaler Zwilling, also ein           Fernerkundung, Ewigkeitsaufgaben, Zukunftsaufgaben
digitales Abbild/Modell eines aktiven oder ehemaligen Berg-
baustandortes erzeugt.
Für das Forschungszentrum Nachbergbau der Technischen
Hochschule Georg Agricola, Bochum, besteht in der Umset-               1 Einleitung
zung des »Digital-Twin«-Konzeptes die Möglichkeit, alt- und
nachbergbauliche Prozesse zu gestalten und weiterzuentwi-              Heutzutage dienen Geoinformationen und digitale An-
ckeln und somit postmontane Herausforderungen, Langzeit-               wendungen den Bergbauunternehmen primär dazu, die
und Zukunftsaufgaben und die damit verbundenen Kosten                  betriebliche Führung mit dem Abbau des Rohrstoffes
und Risiken bewerten und steuern zu können.                            zu steuern. So lässt sich besser, schneller und kosten-
                                                                       günstiger auf äußere Veränderungen reagieren, um so
                                                                       die operative Steuerung zu verbessern. Die anfallenden
Summary                                                                Geoinformationen umfassen die geophysikalische Erkun-
Mining in the 21. Century means also post-mining, linked to            dung, die Lagerstätte/Lagerstättengeologie aber auch das
the accomplishment of the post-mining challenges and tasks,            Monitoring wie zum Beispiel Datensätze aus der Fern-
always connected to cost and the possibility of the further de-        erkundung. Diese Datensätze beinhalten zusätzlich die
velopment in the area of mine-site integrity and monitoring.           markscheiderische Risswerkaufnahme und weitergehende

                                                                   Digital Twin – Bergbau

                                                Erkundung               Erschließung           Produktion           Nachbergbau
Abb. 1:
Das Konzept Digital-Twin im
Lebens­zyklus Bergbau                                                     Digital Twin – Geomonitoring

   168    zfv   3/2020 145. Jg.                  © Wißner-Verlag                                       DOI 10.12902/zfv-0294-2020
Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau - Fachbeitrag - geodaesie.info
Rudolph et al., Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau                                                      Fachbeitrag

Vermessungsergebnisse. Primär ist diese Datenerfassung       wirtschaftliche und genehmigungsrechtliche Rahmenbe-
aber auf die Erkundung, Erschließung und Produktion          dingungen möglich. Diese digitale Repräsentanz Bergbau
der eigentlichen Lagerstätte ausgerichtet. Im Rahmen der     gilt es im Rahmen des Nachbergbaus in Richtung einer
Betreiberverantwortung (License to operate) und der Be-      digitalen Repräsentanz Geomonitoring weiterzuentwi-
triebsoptimierung (Operational Excellence) kommen nun        ckeln. Damit sind die postmontanen Herausforderungen
die modernen Ansätze des Digital-Twin, ein Konzept aus       zu steuern, die Wirkzusammenhänge zu verstehen sowie
dem Umfeld der Industrie 4.0, zur Anwendung (GE 2019).       die Kosten zu kontrollieren. Nur so kann der volle Wert
Eine Anwendung des Konzeptes des Digital-Twin für den        der Geoinformationen ausgeschöpft werden.
kompletten Bergbauzyklus, der auch die alt- und nach-            Bei den postmontanen Herausforderungen handelt es
bergbaulichen Prozesse umfasst, findet aber aktuell noch     sich um (Abb. 2):
nicht statt und muss im Rahmen des Geomonitoring ent-        1.	 Tagesbruch/ ehemalige Schächte
wickelt werden (Abb. 1).                                     2.	 Geologische Störung/ Störungs-Reaktivierungen
   Bei einem Digital-Twin handelt es sich um die digitale    3.	 Poldergebiete
Repräsentanz (digitaler Zwilling) eines physischen (z. B.    4.	 (Gruben-)Wasserhaltung
Bergwerk) oder nicht-physischen Objektes (z. B. frühe        5.	 Abraumhalden und Absetzbecken
Projektidee) aus der realen Welt (GI 2019). Die digitale     6.	 Gasemissionen
Repräsentanz ermöglicht einen übergreifenden und stan-       7.	 Infrastrukturen/Obertage-Installationen
dardisierten Austausch von Geoinformationen in einem         8.	 Bodenbewegungen
einheitlichen Format. Hierdurch lassen sich auch umfas-
sende Simulationen und Prognosen vorab oder im Nach-         Durch die Anwendung von integrierten Geomonitoring-
gang eines Ereignisses durchführen. Ein Digital-Twin         konzepten für Alt- und Nachbergbaustandorte können
in der Bergbauindustrie hilft nun insbesondere den Ab-       Arbeitsprogramme zur raum-/zeitbezogenen Beobach-
bau und die damit verbundenen Prozesse zu verbessern         tung, Kontrolle und Überwachung sowie Bewertung sys-
und weiterzuentwickeln, da unmittelbar reagiert werden       temrelevanter Prozesse entwickelt werden. Für ein Moni-
kann. Eine wichtige Grundlage stellen hier markscheide-      toring-Programm ist es wichtig, dass initial ein Konzept
rische und vermessungstechnische Datensätze dar. Somit       entwickelt wird, welches in der ersten Anwendungsphase
lassen sich zum Beispiel die aktuellen Abbauergebnisse       auf Basis des Erkenntnisgewinns aus den Geoinformatio-
auf Grundlage der Datenbasis der vergangenen Abbau-          nen adaptiert und kontinuierlich weiterentwickelt wird
tage genau und digital erfassen sowie die weiteren Schrit-   (Abb. 3). Hierbei handelt es sich um einen Kreislauf, denn
te simulieren. Damit sind weitergehende Prognosen zu         die Erfahrungen und Erkenntnisse müssen von Projekt
treffen, die dann wieder unmittelbar im Abbau eingebun-      zu Projekt oder von Bergbaustandort zu Bergbaustandort
den werden. Da nun der komplette Bergbauprozess digital      weitergegeben werden.
abgebildet ist, sind somit schnelle Anpassungen und Re-         Es empfiehlt sich somit, mehrphasige Monitoring-
aktionen auf veränderliche gesellschaftliche, politische,    Programme mit entsprechenden Revisionspunkten zu

                                                                                                               Abb. 2:
                                                                                                               Postmontane
                                                                                                               ­Herausforderungen
                                                                        Nach Goerke-Mallet et al. 2017

                                                             © Wißner-Verlag                             145. Jg. 3/2020   zfv   169
Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau - Fachbeitrag - geodaesie.info
Fachbeitrag                                                Rudolph et al., Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau

                                                                 1.  
                                                                     Erkundungsphase, mit der Anwendung der initial
                                                                     festgelegten Methoden über kurz- bis mittelfristige
                                                                     Zeiträume
                                                                 2.  Erschließungsphase, mit der Auswertung der Ergeb-
                                                                     nisse der initialen Methoden und Anpassung und/
                                                                     oder Erweiterung der Methoden über mittelfristige
                                                                     Zeiträume
                                                                 3.  
                                                                     Produktionsphase, mit der optimalen Anwendung
                                                                     und Integration der Methoden über mittel- bis lang-
                                                                     fristige Zeiträume
                                                                 4.  
                                                                     Abschlussphase, mit ggf. Reduktion der Methoden
                                                                     auf ein notwendiges Minimum über langfristige Zeit-
                                                                     räume und Beendigung des Geomonitoring

                                                                 Durch die Integration der Ergebnisse der einzelnen Pha-
                                                                 sen entwickelt sich ein Innovationskreislauf, der dann,
                                                                 beginnend bei der reinen Überwachung des Standortes,
                                                                 in einem Prozessverständnis der nachbergbaulichen As-
                                                                 pekte/Wirkzusammenhänge mündet (Abb. 3). So lassen
                                                                 sich die Ergebnisse auch für eine Risikobeurteilung wei-
                                                                 terentwickeln, um so die postmontanen Herausforderun-
                                                                 gen bearbeiten und steuern zu können.
Abb. 3: Integrationskreislauf von Geoinformationen im Be-
reich des Geomonitoring

e­ ntwickeln. Hier muss auch berücksichtigt werden, dass         2 Weiterentwicklung Geomonitoring
 dies aber nur bei einer vollen Integration der Beobach-
 tungsergebnisse möglich ist.                                    Beim Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau kann eine
    Somit umfasst ein integriertes und weiter entwickeltes       Vielzahl an Methoden zur Erzeugung und Verarbeitung
 Geomonitoring-Konzept folgende Schritte, sowohl in der          von Geoinformationen angewendet werden (Abb. 4). Da
 Konzeption, als auch in der Umsetzung (nach DMV 2014,           keine Methode ein gesamtheitliches Ergebnis im Monito-
 nach Melchers et al. 2019):                                     ring eines Bergbaustandortes liefert, ist es absolut not-
 1.	 Definition des Ziels des Monitorings in der Integra-       wendig, verschiedene Methoden gleichzeitig zur digitalen
      tion mit übergeordneten Zielen (z. B. Transparenz, be-     Anwendung zu bringen, diese zu iterieren, in einzelne
      hördliche Genehmigungen, gesellschaftlich akzeptier-       Daten- und Ergebnissilos zu bündeln sowie die Ergebnis-
      tes Ziel)                                                  se zu integrieren. Als Fundament des Geomonitoring die-
 2.	 Auswahl von geeigneten Methoden und Werkzeu-               nen statische Basis-Geoinformationen, die auch mit his-
      gen und Definition der Konnektivität zwischen den          torischen Geoinformationen und/oder Geoinformationen
      Methoden und Festlegung von führenden Methoden             aus Archiven zu erweitern sind. Die historischen Geo-
      (Startpunkt zur Implementierung des Konzeptes Digi-        informationen sind unter modernen Gesichtspunkten zu
      tal-Twin)                                                  überarbeiten sowie auszuwerten. Hierauf aufbauend sind
 3.	 Festlegung von Beobachtungsroutinen und -zeiträu-          zusätzlich Überwachungsdaten mit einer höher frequen-
      men (Regelmäßigkeit und Dauer)                             ten Aufzeichnungsregelmäßigkeit (täglich/wöchentlich/
 4.	 Berücksichtigung von Standards, Richtlinien und            monatlich) bzw. mit real-time-Datensätzen (24/7) sowie
      (Handlungs-)Empfehlungen                                   Vor-Ort-Datensätze, die sogenannte in‑situ-Komponen-
 5.	 Definition von Ziel-, Warn und Grenzwerten                 te, einzubinden. Ein Beispiel hierfür sind die dezentra-
 6.	 Definition von Aktions- und Reaktionsprozessen für         len, kostengünstigen Sensoren zur Überwachung von
      Handlungsoptionen und Kommunikationsmaßnah-                Altbergbauelementen wie verfüllte Schachtsäulen (Berg
      men                                                        et al. 2019) oder untertägige Sensoren zum Grubenwas-
                                                                 seranstieg (Witthaus und Melchers 2019).
Mit diesen Grundlagen erfolgt der Aufbau eines Geo-                 Man erhält somit eine digitale Abbildung der vorhande-
monitoring-Programmes und somit entsteht ein Digital-            nen Gegebenheiten und Prozesse, den sogenannten Digi-
Twin in vier Anwendungsphasen. Das Geomonitoring ist             tal-Twin Geomonitoring. Die im Folgenden dargestellten
in diesen Phasen kontinuierlich auf Basis der gewonne-           Methoden sind in der gesamten Bergbauindustrie über-
nen Geoinformationen anzupassen. Bei den vier Phasen             greifend anwendbar (Abb. 4). Diese Ü­ bersichtsdarstellung
handelt es sich um:                                              des Vergleichs der Relevanz ermöglicht die einfache und

   170   zfv   3/2020 145. Jg.                 © Wißner-Verlag
Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau - Fachbeitrag - geodaesie.info
Rudolph et al., Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau                                         Fachbeitrag

                                                                                                      Abb. 4:
                                                                                                      Grafische Dar­
                                                                                                      stellung des
                                                                                                      Vergleiches der
                                                                                                      Relevanz der
                                                                                                      verschiedenen
                                                                                                      Methoden des
                                                                                                      ­Geomonitoring

schnelle Selektion von mehreren Methoden zum inte­           3 Beispiel Digital-Twin Geomonitoring
grier­ten Geomonitoring.
   Es zeigt sich, dass die Anwendung von Explorations-       Am fiktiven Beispiel für den untertägigen Abbau eines
seismik für das Geomonitoring einen sehr guten Einblick      Rohstoffes zeigt sich die Möglichkeit einer Weiterent-
in den Untergrund ermöglicht, aber eine der kostenin-        wicklung des klassischen Geomonitoring in Richtung
tensivsten Methoden ist und daher auch kaum wieder-          Digital-Twin und Integration der Methoden (Abb. 5).
holt wird (Verfügbarkeit). Mikroseismische Überwachun-       Es zeigt aber auch die Schwierigkeiten bei der initialen
gen des Untergrundes liefern dagegen zeitlich (24/7)         Interpretation, wenn nur begrenzte Geoinformationen
und räumlich hochauflösende Datensätze über (Einzel-)        vorliegen. Die in diesem Beispiel dargestellten Prozesse
Standorte und somit einen guten Einblick in den Unter-       und Konzepte eines untertägigen Steinkohlebergwerks
grund. Diese Methode ist ebenfalls kostenintensiv, da        sind auch auf andere Bergbauzweige übertragbar.
hierfür eine Vielzahl von Sensoren am Standort ausge-           Die Ausgangssituation ist Folgende: Es liegen aus der
legt werden muss. Für die Geodäsie und Geoinformation        Erschließung des Standortes erste Datensätze vor, die ins-
wichtige Methoden der Erdbeobachtung mittels Satelliten      besondere zur Beschreibung der Lagerstätte interpretiert
liefern im direkten Vergleich zu vorangegangenen Me-         worden sind. Nachbergbauliche Fragestellungen lassen
thoden eine sehr hohe zeitliche Verfügbarkeit (Häufig-       sich damit nur begrenzt beantworten, ein Verständnis
keit der Überfliegungen), eine gute räumliche Auflösung      der Wirkzusammenhänge der postmontanen Herausfor-
und Ausdehnung (Riecken et al. 2019). Es sind außerdem       derungen ist nur teilweise möglich. In diesem Beispiel
kostengünstigere Methoden (je nach Sensor und Träger),       wird nun in der Endphase der Produktion des Bergwerkes
die aber nur auf die Tagesoberfläche, ggf. in die obersten   ein Brunnen abgeteuft und hierbei Methan im Grundwas-
Zentimeter des Bodens (je nach Wellenlänge) gerichtet        ser detektiert (Abb. 5A). Aufgrund der zu dem Zeitpunkt
sind. Diese Beispiele zeigen deutlich, dass keine Methode    vorliegenden Datenlage ist die Frage des Auftretens von
eine Einzelantwort liefert, sondern immer mehrere Me-        Methan im Grundwasser eigentlich nur in Korrelation mit
thoden untereinander und zusätzlich auch mit in‑situ-        der bergbaulichen Aktivität zu sehen.
Datensätzen zu einem Standort integriert werden müs-            Der frühzeitige Aufbau eines Digital-Twins Geomoni-
sen. Die Weiterentwicklung ist somit die kontinuierliche,    toring, bereits mit Beginn der Erschließung/Produktion
digitale sowie raum-zeitliche Zusammenführung von            des Bergbaustandortes im Beispiel, sowie die Berück-
sehr unterschiedlichen Methoden mit sehr verschiedenen       sichtigung der Konzepte des Geomonitorings (Kap. 1)
Datensätzen über den gesamten Bergbauzyklus. Gleich-         hätte zu einer anderen initialen Interpretation geführt.
zeitig gilt es, die gewählten Ansätze auf Basis der er-      Die im Nachgang durchgeführte Neubewertung der his-
reichten Ergebnisse ständig weiterzuentwickeln. Nur so       torischen und neuen Geoinformationen ermöglicht eine
entsteht der Digital-Twin Geomonitoring.                     weiterentwickelte Interpretation (Abb. 5B, Fettdruck). Der

                                                             © Wißner-Verlag                145. Jg. 3/2020   zfv   171
Fachbeitrag                                            Rudolph et al., Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau

 Abb. 5: Beispiel für eine Geomonitoring-Analyse mit der initialen (A) und integrierten Sichtweise (B)

172   zfv   3/2020 145. Jg.              © Wißner-Verlag
Rudolph et al., Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau                                                  Fachbeitrag

Digital-Twin Geomonitoring ist zusätzlich auch um die        Literatur
Erkenntnisse aus der mikroseismischen Überwachung so-        Berg, B. v., Schmachtenberger, F., Gruchalla, B .v., Wollnik, F., Klaß,
                                                                S., Koschare, A., Schnell, S., Schliebs, J. (2019): Mineberry – re-
wie hochfrequente Geoinformationen aus der Fernerkun-           mote monitoring of abandoned shaft openings. In: Proceedings of
dung wie Satellitenbilder (u. a. Bodenfeuchte, Vegeta-          the 39th International Symposium »Application of Computers and
tionsvitalität) und Befliegungen mit Helikopter und UAS         Operations Research in the Mineral Industry (APCOM 2019)«, June
(Unmanned Aircraft System, »Drohne«) erweitert worden.          4–6, 2019, Wroclaw, Poland. 578–585.
                                                             DMV (2014): Empfehlungen zum Monitoring im Altbergbau. www.
   Die Neuinterpretation zeigt, dass das Methan in der          dmv-ev.de/literatur/regelwerke.html, letzter Zugriff 02/2020.
Brunnenbohrung auf Prozesse in den Deckschichten zu-         GE (2019): Transform your mine into a digital industrial Company.
rückzuführen ist und somit in keiner direkten Korrelation       www.ge.com/digital/sites/default/files/download_assets/GE-Digital-
mit der bergbaulichen Aktivität steht. Diese Information        Mine-Transform-Your-Mine-Into-A-Digital-Industrial-Company.
                                                                pdf, letzter Zugriff 02/2020.
hat daher einen unmittelbaren Einfluss auf die Planung       GI (2019): Digitaler Zwilling. Gesellschaft für Informatik e. V. https://
und ggf. Umsetzung von nachbergbaulichen (Zukunfts-)            gi.de/informatiklexikon/digitaler-zwilling, letzter Zugriff 02/2020.
Aufgaben und die damit verbundenen Kosten.                   Goerke-Mallet, P., Melchers, C., Müterthies, A. (2017): Innovative Mo-
                                                                nitoring-Maßnahmen im (Nach-)Bergbau. In: Mining Report 153:3,
                                                                261–271.
                                                             Melchers, C., Westermann, S., Reker, B. (2019): Evaluierung von Gru-
                                                                benwasseranstiegsprozessen – Projektbericht. In: Berichte zum
4 Fazit und Ausblick                                            Nachbergbau, Heft 1.
                                                             Riecken, J., Krickel, B., Gefeller, V., Reifenrath, P. (2019): Nutzung der
                                                                Radarinterferometrie im geodätischen Raumbezug. In: zfv – Zeit-
Das Konzept des Digital-Twin Geomonitoring mit der              schrift für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement, Heft
Erweiterung um die Methoden des integrierten Geomo-             6/2019, 144. Jg., 354–361. DOI: 10.12902/zfv-0281-2019.
nitorings ist interdisziplinär und innovativ. Die zur Ver-   Witthaus, H., Melchers, C. (2019): Mine water monitoring in abandoned
fügung stehende umfassende Anzahl an Geomonitoring-             mines at RAG Aktiengesellschaft. In: Wolkersdorfer, C., Khayrulina,
                                                                E., Polyakova, S., Bogush, A. (Hrsg.): Mine water: Technological and
Methoden ermöglicht integrierte und raumzeitliche, bis          Ecological Challenges. Proceedings of the IMWA 2019 Conference,
hin zu real-time-Analysen von Alt- und Nachbergbau-             15–19 July 2019, Perm, Russia. Perm: Perm State University, 59–67.
standorten.
   Die gebündelten und vielfältigen Erfahrungen des
Forschungszentrums Nachbergbau an der Technischen            Kontakt
Hochschule Georg Agricola, Bochum, bieten die einzig-        Prof. Dr. Tobias Rudolph
artige Möglichkeit für unterschiedliche Bergwerkstand-       Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau
orte, die verschiedensten Geoinformationen mittels des       Forschungszentrum Nachbergbau – Technische Hochschule Georg
                                                             Agricola
Konzeptes Digital-Twin Geomonitoring weiterzuentwi-          Herner Straße 47, 44787 Bochum
ckeln. So kann das verfügbare Wissen von den Abbau-          tobias.rudolph@thga.de
bereichen bis zum Deckgebirge und den Deckschichten
genutzt werden. Dies ist auch auf andere Bergbauzweige       Prof. Dr. Peter Goerke-Mallet
                                                             Forschungszentrum Nachbergbau – Technische Hochschule Georg
zu übertragen. Somit ist es möglich, postmontane Wirk-       Agricola
zusammenhänge zu identifizieren, zu bewerten und opti-       Herner Straße 47, 44787 Bochum
mierte Handlungsempfehlungen zu entwickeln und damit
die Kosten zu kontrollieren.                                 Prof. Dr. Christian Melchers
                                                             Wissenschaftlicher Leiter
                                                             Forschungszentrum Nachbergbau – Technische Hochschule Georg
                                                             Agricola
                                                             Herner Straße 47, 44787 Bochum

                                                             Dieser Beitrag ist auch digital verfügbar unter www.geodaesie.info.

                                                             © Wißner-Verlag                        145. Jg. 3/2020    zfv    173
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