Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd - Dossier

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Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd - Dossier
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   Gerettete
   Geschichten: Elf
   jüdische Familien im
   20. Jhd.
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Einleitung
Im Mittelpunkt dieses Dossiers stehen die Lebensgeschichten elf europäischer Juden im 20.
Jahrhundert. CENTROPA (http://www.centropa.org/), das in Wien ansässige Zentrum zur Erforschung
und Dokumentation jüdischen Lebens in Ost- und Mitteleuropa, hat ihre (Über-)Lebensgeschichten in
Filmen erzählt, basierend auf Interviews und Familienfotos. Diese individuellen Geschichten werden
hier eingebettet in die größeren historisch-politischen Entwicklungen ihrer Zeit, die anhand von
interaktiven Karten und Hintergrundtexten nachvollzogen werden können.

Darüber hinaus ist es ein wichtiges Anliegen dieses Dossiers, mithilfe des begleitenden Materials
deutlich zu machen, dass die Biografien der Filmfiguren nicht repräsentativ für das Schicksal der
europäischen Juden sind. Während die Filme immer von Überlebenden handeln, verlor die Mehrheit
der europäischen Juden ihr Leben im Holocaust. So illustrieren die hier vorgestellten
Lebensgeschichten zwar mögliche Verläufe jüdischer Biografien im Europa des 20. Jahrhunderts, sie
müssen aber vor dem Hintergrund – und teilweise im Kontrast zu – der allgemeinen historischen
Entwicklung betrachtet werden.

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Inhaltsverzeichnis

 1.        Elf Lebenswege in Filmen                                                          4

 1.1             Jindřich Lion - Meine Flucht aus Prag                                       5

 1.2             Lilli Tauber - Ein Koffer voller Erinnerungen                               6

 1.3             Die Geschichte der Familie Brodmann                                         7

 1.4             Güler Orgun - Eine türkisch-jüdisch-muslimische Geschichte                  8

 1.5             Matilda Albuhaire - Eine sephardische Familiengeschichte                    9

 1.6             Larry und Rosa Anzhel - Eine sephardische Liebesgeschichte                  11

 1.7             Haya-Lea Detinko - Wie ich Stalins Gulag überlebte                          12

 1.8             Rosa Rosenstein - Leben mit Geschichte                                      13

 1.9             Matilda und Breda Kalef - Drei Versprechen                                  15

 1.10            Herbert Lewin - Rosinen meines Lebens                                       16

 1.11            Teofila Silberring - Damit die Erinnerung nicht stirbt                      18

 2.        Historisch-politische Karten                                                      19

 2.1             Familienwege 1933-1989                                                      20

 2.2             Exilländer jüdischer Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich                    23

 2.3             Unter der NS-Herrschaft ermordete Juden nach Land                           25

 2.4             Vertreibung und Vernichtung der Juden aus dem Deutschen Reich               28

 2.5             Die europäischen Juden in den Nachkriegsjahren                              31

 2.6             Quellen und Forschung                                                       33

 3.        Historischer Kontext                                                              36

 3.1             Europäisches Judentum vor dem Nationalsozialismus                           37

 3.2             Palästina als Zufluchtsort der europäischen Juden bis 1945                  40

 3.3             Juden in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg: 1945 bis 1989/90                43

 3.4             Juden in Europa nach dem Ende des Ost-West-Konflikts                        46

 4.        Redaktion                                                                         49

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Elf Lebenswege in Filmen
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Die folgenden Filme entstanden im Rahmen des Projekts "The Library of Rescued Memories - die
Bibliothek der geretteten Erinnerungen" der Wiener Organisation CENTROPA. In diesem Oral-History-
Projekt werden Lebensgeschichten europäischer Juden dokumentiert sowie deren Familienfotos
archiviert. Aus manchen dieser Geschichten und Bilder werden Filme entwickelt, die mit Hilfe von
animierten Fotos und Karten sowie autobiographischen Erzählungen die Lebenswege europäischer
Juden nachzeichnen.

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Jindřich Lion - Meine Flucht aus Prag
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Jindřich Lion, jüdischer Journalist, berichtet von seiner Kindheit in Prag, seiner Flucht nach
Palästina, seiner Rückkehr, der erneuten Auswanderung nach dem Prager Frühling und von
seiner Korrespondententätigkeit in Wien.

Jindřich Lion. Film in tschechischer Sprache mit deutschen Untertiteln. (http://www.bpb.de/mediathek/615/jindich-lion-
meine-flucht-aus-prag)

Der jüdische Journalist Jindřich Lion erzählt in diesem Film aus seinem Leben. Lion wurde 1922 in
Prag geboren. Nach dem Münchner Abkommen wanderte er gemeinsam mit seiner Familie nach
Palästina aus. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte Lion nach Prag zurück. Dort arbeitete
er als Journalist. Nach dem sowjetischen Einmarsch in Prag 1968 eröffnete sich ihm durch eine
berufliche Reise die Möglichkeit, Prag zu verlassen. Seine zweite Exilheimat fand Lion in Wien, wo er
weiterhin als Journalist tätig war.

Ausführliche Informationen über das Leben von Jindřich Lion finden Sie hier (http://www.centropa.org/
de/biography/jindrich-lion)

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Lilli Tauber - Ein Koffer voller Erinnerungen
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Noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs per Kindertransport von Wien nach England geschickt,
tauscht sich Lilli Tauber mit ihren Wiener Eltern per Brief aus - solange dies noch möglich ist.

Lilli Tauber. Film in deutscher Sprache. (http://www.bpb.de/mediathek/695/lilli-tauber-ein-koffer-voll-erinnerung)

Karoline (Lilli) Tauber wurde 1927 in Wien geboren und vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs von
ihren Eltern per Kindertransport nach England geschickt. Dort begann sie eine Schneiderlehre und
tauschte, solange dies noch möglich war, mit ihren Eltern zahlreiche Briefe aus. 1941 wurden Lillis
Eltern nach Polen in das Ghetto Oppole deportiert, welches 1942 gewaltsam aufgelöst wurde. Danach
verliert sich ihre Spur. Lilli hat ihre Eltern nach dem Krieg nie wiedergesehen. 1946 kehrte Lilli Tauber
nach Wien zurück, heiratete und bekam zwei Kinder.

Ausführliche Informationen über das Leben von Lilli Tauber finden Sie hier (http://www.centropa.org/
de/biography/lilli-tauber)

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Die Geschichte der Familie Brodmann
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Kurt Brodmann berichtet von seiner Kindheit in Wien und den unterschiedlichen Wegen seiner
jüdischen Familienmitglieder ins Exil. Während des Zweiten Weltkriegs verstreuten sich diese
über mehrere Länder: England, Palästina, China.

Kurt Brodmann. Film in deutscher Sprache. (http://www.bpb.de/mediathek/652/die-geschichte-der-familie-brodmann)

Dieser Film zeigt die Geschichte der wienerisch-jüdischen Familie Brodmann. Kurt Brodmanns Eltern
entschieden sich nach der Besetzung Österreichs, ihre beiden Kinder Kurt und Harry ins Exil zu senden.
Kurt Brodmann wurde nach Palästina geschickt, Harry per Kindertransport nach England. Kurts Eltern
selbst wanderten nach Schanghai aus. Nach Ende des Krieges reiste Kurt nach Wien zurück und traf
dort auf seine Eltern.

Ausführliche Informationen über das Leben von Kurt Brodmann finden Sie hier (http://www.centropa.
org/biography/kurt-brodmann)

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Güler Orgun - Eine türkisch-jüdisch-muslimische
Geschichte
                                                                                                16.9.2014

Die 1937 in Istanbul geborene Güler Orgun erzählt die Geschichte ihrer jüdisch-muslimischen
Familie - beginnend bei ihren jüdischen Vorfahren in Spanien bis hin zu ihrem eigenen Leben
im Istanbul der Gegenwart.

Güler Orgun. Film in türkischer Sprache mit deutschen Untertiteln. (http://www.bpb.de/mediathek/630/gueler-orgun-
eine-tuerkisch-juedisch-muslimische-geschichte)

In diesem Film berichtet Güler Orgun über die türkisch-jüdisch-muslimische Geschichte ihrer Familie.
Deren Wurzeln lassen sich bis in das 15. Jahrhundert zurückverfolgen: Gülers Vorfahren waren
"Sephardim", spanischstämmige Juden, die in das Reich der Osmanen geflohen sind. Ihre Eltern,
ursprünglich Juden, werden in Istanbul Muslime, weshalb Güler Orgun geborene Muslimin ist. Güler
wiederum konvertiert 1950 vor ihrer Hochzeit mit einem jüdischen Türken zum Judentum. Nach
Scheidung, zweiter Heirat (1965) und Geburt zweier Kinder lebt sie bis heute in Istanbul - der Stadt,
die eine Brücke zwischen den Kontinenten und den Religionen und zugleich eine zentrale Station ihrer
eigenen Familie ist.

Ausführliche Informationen über das Leben von Güler Orgun finden Sie hier (http://www.centropa.org/
biography/guler-orgun)

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Matilda Albuhaire - Eine sephardische
Familiengeschichte
                                                                                                   16.9.2014

Matilda Albuhaires Vorfahren waren spanischstämmige Juden. Sie selbst wuchs in Bulgarien
auf. Dort entging Matilda im Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit ihren Eltern nur knapp einer
Deportation.

Matilda Albuhaire. Film in bulgarischer Sprache mit deutschen Untertiteln. (http://www.bpb.de/mediathek/644/matilda-
albuhaire-eine-sephardische-familiengeschichte)

Ihr Vater und Großvater kamen aus Istanbul, die Vorfahren der Familie sind Sephardim,
spanischstämmige Juden. Matilda wurde in Bulgarien geboren und wuchs in der Stadt Bourgas auf.
Zuhause wurde Ladino gesprochen, die Sprache der sephardischen Juden. Matilda war
Hebräischlehrerin, bis ihre Schule 1941 geschlossen wurde. Während ihre beiden Brüder in Lagern
interniert wurden und dort Zwangsarbeit leisten mussten, konnten Matilda und ihre Eltern während
des Krieges in Bourgas bleiben. Nur knapp entging sie damals einer Deportation. Nach dem Krieg
konnte sie wieder als Lehrerin arbeiten.

Ausführliche Informationen über das Leben von Matilda Albuhaire finden Sie hier (http://www.centropa.
org/biography/matilda-albuhaire)

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Larry und Rosa Anzhel - Eine sephardische
Liebesgeschichte
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Dies ist die Geschichte zweier jüdischer Familien: der Familie von Larry Anzhel und der seiner
Frau Rosa. Beide wuchsen in Bulgarien auf und lernten sich in Sofia kennen. Während des
Zweiten Weltkriegs wurden beide interniert und mussten Zwangsarbeit leisten.

Rosa und Larry Anzhel. Film in bulgarischer Sprache mit deutschen Untertiteln. (http://www.bpb.de/mediathek/673/
larry-und-rosa-anzhel-eine-sephardische-liebesgeschichte)

Der Film erzählt die Geschichte zweier jüdischer Familien: der Familie von Larry Anzhel und der seiner
Frau Rosa. Beide wuchsen in Bulgarien auf und lernten sich in Sofia, der Heimatstadt von Rosas
Familie, kennen. Kurz darauf wurden sie beide - voneinander getrennt - in Vratsa interniert und mussten
dort Zwangsarbeit leisten. Nach Ende des Krieges bekamen sie zwei Kinder und verbringen derzeit
ihren Lebensabend in Sofia.

Ausführliche Informationen über das Leben von Larry Anzhel finden Sie hier (http://www.centropa.org/
biography/leon-yako-anzhel) und solche über das Leben seiner Frau Rosa Anzhel hier (http://www.
centropa.org/biography/roza-anzhel)

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Haya-Lea Detinko - Wie ich Stalins Gulag überlebte
                                                                                                 16.9.2014

Wegen der Mitgliedschaft in einer zionistischen Vereinigung wurde Haya-Lea Detinko zu 20
Jahren Zwangsarbeit und Zwangsexil verurtelit. Erst 1961 kehrte sie mit ihrem Mann aus der
Verbannung zurück.

Haya-Lea Detinko. Film in russischer Sprache mit deutschen Untertiteln. (http://www.bpb.de/mediathek/697/haya-lea-
detinko-wie-ich-stalins-gulag-ueberlebte)

In diesem Film erzählt Haya-Lea Detinko ihre Lebensgeschichte und berichtet vom Schicksal ihrer
Familie: Detinko war Mitglied in der zionistischen Jugendorganisation "Hashomer Hatzair" und wurde
1941 von sowjetischen Soldaten verhaftet und in ein Gulag-Gefangenenlager verschleppt. Ihre Familie
wurde während eines Massakers im Sosyonski-Wald von deutschen Soldaten ermordet. Nur ihr Bruder
Aron überlebte das Massaker. Nach zehn Jahren Zwangsarbeit wurde Haya-Lea nach Sibirien
deportiert und lebte dort weitere zehn Jahre in der Verbannung. Dort lernte sie auch ihren Mann kennen,
mit dem sie 1961 an seinen vormaligen Wohnort Leningrad gehen durfte.

Ausführliche Informationen über das Leben von Haya-Lea Detinko finden Sie hier (http://www.centropa.
org/biography/haya-lea-detinko)

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Rosa Rosenstein - Leben mit Geschichte
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1907 in Berlin geboren, 2005 in Wien gestorben: Rosa Rosenstein erlebte die Kaiserzeit, die
Zeit der Weimarer Republik und das "Dritte Reich".

Rosa Rosenstein. Film in deutscher Sprache. (http://www.bpb.de/mediathek/528/rosa-rosenstein-leben-mit-
geschichte)

Rosa Rosenstein wurde 1907 in Berlin geboren und starb 2005 in Wien. Das bedeutet, Rosa erlebte
die Kaiserzeit, die Zeit der Weimarer Republik und das Dritte Reich. Rosas Familie floh nach dem
Machtantritt Hitlers aus Berlin nach Palästina, Rosa und ihr ungarischer Mann Michi flüchteten nach
Budapest. Rosa gelang es, die Töchter aus Budapest zu ihrer Familie nach Palästina zu schicken,
während sie und ihr Mann interniert waren. Michi starb im Arbeitslager in der heutigen Ukraine, Rosa
überlebte versteckt in Budapest die letzten Monate des Krieges. Nach dem Krieg heiratete sie den
Wiener Alfred Rosenstein, bekam ihren Sohn Georg und zog zu ihrem Mann nach Wien. Georg, heute
Zwi, ging 1963, nach der Matura, nach Israel und lebte im Kibbutz. 1989 übersiedelte er mit seiner
Familie nach Wien.

Ausführliche Informationen über das Leben von Matilda Albuhaire finden Sie hier (http://www.centropa.
org/de/biography/rosa-rosenstein)

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Matilda und Breda Kalef - Drei Versprechen
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Matilda und Breda Kalef wurden in Belgrad geboren und fanden während des Krieges Zuflucht
in einem katholischen Kloster. Pater Tumpej, der sie damals versteckte, ist in Yad Vashem als
"Gerechter unter den Völkern" geehrt.

Die Schwestern Matilda und Breda Kalef. Film in serbischer Sprache mit deutschen Untertiteln. (http://www.bpb.de/
mediathek/138781/matilda-und-breda-kalef-drei-versprechen)

Matilda und Breda Kalef wurden in Belgrad geboren. Während des Krieges fanden sie Zuflucht in
einem katholischen Kloster in Banovo Brdo, einem Stadtteil von Belgrad. Pater Tumpej, der sie damals
versteckte, ist in Yad Vashem als "Gerechter unter den Völkern" geehrt. Ihr Vater und ihre Großmutter
wurden ermordet, als das jüdische Krankenhaus, in dem sie sich aufhielten, liquidiert wurde. 1944
konnten Breda und Matilda zu ihrer Mutter zurückkehren.

Ausführliche Informationen über das Leben von Matilda Kalef finden Sie hier (http://www.centropa.org/
biography/matilda-cerge)

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Herbert Lewin - Rosinen meines Lebens
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Herbert Lewin teilt mit uns Familienfotos. Diese bebildern seine Lebensgeschichte. Von
Osterode im ehemaligen Ostpreussen wanderte er während des Zweiten Weltkriegs über
Jugoslawien nach Palästina aus.

Herbert Lewin. Film in deutscher Sprache. (http://www.bpb.de/mediathek/696/herbert-lewin-rosinen-meines-lebens)

Herbert Lewin wurde 1917 geboren. Er wuchs in Osterode im heutigen Polen auf. Anhand von Fotos,
die er -fast erblindet- kaum noch sehen kann, schildert er eine Lebensgeschichte. Er berichtet von
seinem besten Freund, der Hilterjunge werden musste, und dennoch seinen jüdischen Freund nicht
im Stich ließ. Während sein Bruder und seine Eltern nach England auswanderten, bereitete sich Herbert
auf einem Bauernhof in Jugoslawien auf sein späteres Leben im Kibbuz vor. Im Jahr 1939 emigrierte
er illegal nach Palästina.

1955 zieht Herbert mit seiner Frau Trude, die er in Palästina kennengelernt hat, in ihre Heimatstadt
Wien.

Ausführliche Informationen über das Leben von Herbert Lewin finden Sie hier (http://www.centropa.
org/de/biography/herbert-lewin)

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Teofila Silberring - Damit die Erinnerung nicht stirbt
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Teofila Silberring berichtet von ihrer Kindheit in Krakau, von ihrem Leidensweg über
verschiedene Konzentrationslager bis hin zum Todesmarsch nach Ravensbrück und der
Befreiung des Lagers durch sowjetische Truppen.

Teofila Silberring. Film in polnischer Sprache mit deutschen Untertiteln. (http://www.bpb.de/mediathek/149461/teofila-
silberring-damit-die-erinnerung-nicht-stirbt)

Teofila wuchs in Krakau auf. Nach der Besetzung Polens wurde ihre Mutter von deutschen Soldaten
erschossen. Teofila, ihr Bruder Henryk und ihr Vater wurden in das Ghetto Podgorze deportiert. Von
dort aus wurde sie in das KZ Plaszow geschickt und von ihrer Familie getrennt. Während dieser Zeit
arbeitete sie für Oskar Schindler, der sich mehrmals für ihr Überleben einsetzte. Dennoch wurde sie
nach Auschwitz deportiert. Von Auschwitz aus schickte man sie auf einen Todesmarsch über Leipzig
nach Ravensbrück, wo sie die Befreiung durch sowjetische Truppen miterlebte. Nach dem Krieg kehrte
Teofila nach Krakau zurück. Dort lernte sie auch ihren späteren Mann kennen. Ihren Vater und ihren
Bruder sah sie nach dem Krieg nie wieder.

Ausführliche Informationen über das Leben von Teofila Silberring finden Sie hier (http://www.centropa.
org/de/biography/teofila-silberring)

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Historisch-politische Karten
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In fünf interaktiven Karten wird die geographische und politische Situation in Europa ab 1933 dargestellt.
Vier Karten zeigen die Auswirkungen der nationalsozialistischen Verfolgung, des Kriegsverlaufs sowie
der Nachkriegszeit für die Juden Europas auf. Die fünfte Karte verbindet das persönliche Leben der
der Protagonisten der Filme mit den historisch-politischen Entwicklungen ihrer Zeit.

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Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020)                                    20

Familienwege 1933-1989
Von Kim Wünschmann                                                                                           16.9.2014
 Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sie
 Forschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.
 Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksal
 von Zivilisten im Krieg.
 Email: Kim.Wuenschmann@lmu.de

Diese Karte bildet die Wege der elf jüdischen Familien ab, vom Zeitpunkt der Machtergreifung
der Nationalsozialisten in Deutschland bis zum Ende des Kalten Krieges. Dabei stehen
Auswanderung, Flucht und Deportation im Zusammenhang mit den geopolitischen
Entwicklungen innerhalb der einzelnen Zeitabschnitte, die sich auch an sich verändernden
Grenzverläufen und Gebietszugehörigkeiten ablesen lassen.

Familienwege 1933-1989 (© bpb, Jan Fischer) (http://www.bpb.de/fsd/centropa/familienwege1933_1937.php?jg1=1)

Die persönlichen Geschichten von elf jüdischen Familien zeigen beispielhaft, wie stark die historisch-
politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts das Leben der Juden in Europa beeinflussten. Vor allem
die nationalsozialistische Herrschaft, der Zweite Weltkrieg und der
Holocaust bedrohten die europäischen Juden in ihrer Existenz und führten dazu, dass Familien
auseinandergerissen und über mehrere Länder zerstreut wurden. Ähnlich den hier vorgestellten
Schicksalen wurden Millionen Juden ihres Besitzes, ihrer Heimat und ihres Lebens beraubt. Auch nach
1945 war ein freies und gesichertes jüdisches Leben in Europa nur bedingt möglich. Zwar war mit der
Niederlage Hitler-Deutschlands die Gefahr einer systematischen Vernichtung gebannt, doch waren

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viele jüdische Überlebende bestrebt auszuwandern, als sie in den kommunistischen Diktaturen
Osteuropas erneut mit Entbehrungen, Verfolgung und religiöser Diskriminierung konfrontiert waren.
Antisemitismus gefährdet bis heute das Leben von Juden in Ost- und Westeuropa.

Die Karte ergänzt und verdeutlicht die in den biographischen Kurzfilmen erzählten
Familiengeschichten. Sie zeichnet die Lebenswege der einzelnen Familien nach und ermöglicht es,
über die Markierung der verschiedenen Stationen nachzuvollziehen, welches Familienmitglied sich
wann an welchem Ort befand. Dabei waren diese Ortswechsel in den meisten Fällen unfreiwillig, also
das Ergebnis von Flucht, Vertreibung oder Deportation in ein Ghetto oder Zwangslager, wo die
Verschleppten oft den gewaltsamen Tod fanden. Nach Kriegsende kehrten einige der Exilierten in ihre
Herkunftsländer zurück oder versuchten noch einmal einen Neuanfang in einem fremden Land. Über
die genauen Umstände eines Ortswechsels informieren farbig hinterlegte Namensfelder, deren Inhalte
sich abrufen lassen, wenn der Mauszeiger darauf bewegt wird. In der Ansicht der Karte kann zwischen
zwei verschiedenen Darstellungsformen gewählt werden. Durch Mausklick auf eines der elf am unteren
Kartenrand positionierten Familienfelder lassen sich die Wege einer einzelnen Familie nachvollziehen.
Wird über das Feld „Alle Familien anzeigen“ oben rechts in die Gesamtansicht zurück gewechselt, so
laufen die Wanderungsbewegungen parallel, sind aber in ihrer Entwicklung in sechs Zeitkapitel
unterteilt. So lassen sich gleichzeitig die verschiedenen Ortswechsel der einzelnen Familien über einen
Zeitraum von knapp sechzig Jahren verfolgen, der vom Beginn der NS-Diktatur bis zum
Zusammenbruch der Sowjetunion reicht. Außerdem verzeichnet sind der Verlauf des Zweiten
Weltkrieges sowie die mehrfachen Grenzverschiebungen in Europa. Informationspunkte in den Karten
klären zudem über allgemeine historische Entwicklungen und zentrale politische Ereignisse auf.

Weiterführende Informationen auf bpb.de:

  (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39576/weg-in-den-
krieg)
Wie führte die aggressive Außenpolitik Hitlers in den Zweiten Weltkrieg?
(http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39580/kriegsverlauf)

Eine Skizze der wichtigsten Etappen des Zweiten Weltkriegs
 (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39581/kriegsende)
Helmut Kistler beleuchtet die Gründe, die zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft führten.
    (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39583/kriegsziele-
der-alliierten)
Wolfgang Benz erläutert die Pläne der Alliierten in Bezug auf Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.
Diese umfassten neben der Aufteilung des Landes in Besatzungszonen auch beispielsweise die
Vetreibung deutscher Minderheiten aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn.
 (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39584/erinnerungen-
an-den-luftkrieg)
Wie erinnern sich Deutsche und Engländer an den Luftkrieg gegen ihre Großstädte? Dietmar Süß
vergleicht die Erzählungen in beiden Ländern.
  (http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/grundgesetz-und-parlamentarischer-rat/38975/
kurzueberblick)
Ein kurzer Überblick über die Entstehung der Bundesrepublik von Manfred Görtemaker
   (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39613/der-beginn-
der-bipolaritaet)
Manfred Görtemaker beschreibt, wie aus den verbündeten Alliierten Gegenspieler in der bipolaren
Weltordnung des Kalten Kriegs werden konnten.
   (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39617/weg-in-den-
kalten-krieg)
Wolfgang Benz erläutert zentrale Stationen des Wegs in den Kalten Krieg.
 (http://www.bpb.de/internationales/asien/israel/44994/staatsgruendung)
Nachdem das britische Mandat endete, wurde am 14. Mai 1948 der Staat Israel gegründet.

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(http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-einheit/deutsche-teilung-deutsche-einheit/43749/das-ende-
des-eisernen-vorhangs)
Der Fall der Berliner Mauer leitete den Zerfall der Staaten des sogenannten Ostblocks ein. Doch wie
wurde die Wiedervereinigung nach vierzig Jahren deutsch-deutscher Teilung möglich?

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Exilländer jüdischer Flüchtlinge aus dem Deutschen
Reich
Von Kim Wünschmann                                                                                           16.9.2014
 Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sie
 Forschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.
 Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksal
 von Zivilisten im Krieg.
 Email: Kim.Wuenschmann@lmu.de

Die Verfolgung durch die Nationalsozialisten zwang zahlreiche Jüdinnen und Juden zur Flucht
ins Ausland. Während in den ersten Jahren nach Hitlers Machtergreifung die Mehrheit nach
Westeuropa emigrierte, retteten sich die Flüchtlinge mit der zunehmenden Ausweitung des
nationalsozialistischen Einflussbereiches (später) besonders nach Palästina, in die USA und
nach Südamerika. Diese Karte zeigt die wichtigsten Exilländer für jüdische Flüchtlinge aus dem
Deutschen Reich.

Exilländer jüdischer Flüchtlinge aus dem deutschen Reich (© bpb, Jan Fischer) (http://www.bpb.de/fsd/centropa/
exillaender_welt.php)

Auf der Flucht vor nationalsozialistischer Verfolgung und Vernichtung verließen ab 1933
schätzungsweise bis zu 300.000 Juden Deutschland, was einem Anteil von etwa 60% der jüdischen
Bevölkerung entspricht. Unter ihnen waren zehntausende staatenlose oder ausländische Juden, von
denen viele teils unfreiwillig in ihre osteuropäischen Herkunftsländer zurückkehrten. Mit zunehmender
Bedrohung wurden die Versuche, sich vor Entrechtung, Gewalt und Terror in Sicherheit zu bringen,

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immer drängender.

Die Fluchtwege der Juden aus Deutschland spannten bald immer weitere geographische Distanzen
bis schließlich auf der ganzen Welt nach einer sicheren Zuflucht gesucht wurde. Strömten anfangs
die meisten jüdischen Emigranten nach Westeuropa, so wurden bald auch Länder in Übersee, vor
allem Palästina und die USA, zu wichtigen Exilorten. Als 1938 der gesteigerte Druck der Verfolgung
die jüdische Auswanderung aus Deutschland in eine Massenflucht verwandelte, gab es kaum noch
ein Land, über dessen Grenzen eine Einwanderung uneingeschränkt möglich war. Mit Ausbruch des
Krieges im September 1939 verschärfte sich die Situation weiter. Als das NS-Regime im Oktober 1941
schließlich jegliche Auswanderung verbot, war es den in Deutschland verbliebenen Juden fast gänzlich
unmöglich, sich vor der Vernichtung ins Ausland zu retten.

Die Karte zeigt die wichtigsten Exilländer der Juden aus Deutschland. Sie gliedert sich in eine Weltkarte
und eine Teilkarte für Europa. Informationen über die jeweilige nationale Einwanderungspolitik und die
besondere Situation in einem Land, lassen sich per Mausklick auf das jeweilige Länderfeld abrufen.
Darüber hinaus finden sich auch vorsichtige Schätzungen über die ungefähre Zahl der Juden aus
Deutschland, die in einem Land Aufnahme fanden (violett), sowie die jüdische Bevölkerungszahl eines
Landes vor Eintreffen der Flüchtlingsströme (blau).

Genaue Zahlen zur jüdischen Auswanderung aus Deutschland kann es aufgrund der lückenhaften
Quellenlage nicht geben. Systematische Aufzeichnungen waren unmöglich in einer historischen
Situation, in der Menschen gezwungen waren, Grenzen vorgeblich als Touristen oder auch gänzlich
ohne gültige Papiere zu überqueren, um ihr Leben zu retten. Auch die Einwanderungsstatistiken der
Aufnahmeländer sind oft ungenau was die religiöse, nationale oder ethnische Identität der Immigranten
anbetrifft. Schließlich bleibt zu beachten, dass viele jüdische Flüchtlinge von ihrem ersten
Aufnahmeland an andere Ziele weiterwanderten. In vielen europäischen Ländern beispielsweise war
ihre Sicherheit nach der deutschen Eroberung nicht mehr gewährleistet. Die strenge Quotenregelung
in den USA, die pro Jahr nur knapp über 27.000 Deutschen die Einreise erlaubte, machte oft Umwege
über andere Länder nötig. In der Karte sind solche Transitländer mit einem Pfeilsymbol gekennzeichnet.

Weiterführende Informationen auf bpb.de

 (http://www.bpb.de/internationales/asien/israel/44941/was-ist-zionismus)
Eine Einführung über die zionistische Bewegung von Michael Brenner
 (http://www.bpb.de/internationales/asien/israel/44987/shoah-und-einwanderung)
Tuvia Friling beschreibt das Rettungsprogramm der Jewish Agency während des Holocausts, mit
dessen Hilfe jüdischen Flüchtlingen die Einreise in das britische Mandatsgebiet Palästina ermöglicht
wurde.
(http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39580/kriegsverlauf)

Eine Skizze der wichtigsten Etappen des Zweiten Weltkriegs
 (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39581/kriegsende)
Helmut Kistler beleuchtet die Gründe, die zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft führten.
 (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39584/erinnerungen-
an-den-luftkrieg)
Wie erinnern sich Deutsche und Engländer an den Luftkrieg gegen ihre Großstädte? Dietmar Süß
vergleicht die Erzählungen in beiden Ländern.

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Unter der NS-Herrschaft ermordete Juden nach
Land
Von Kim Wünschmann                                                                                           16.9.2014
 Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sie
 Forschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.
 Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksal
 von Zivilisten im Krieg.
 Email: Kim.Wuenschmann@lmu.de

Diese Karte stellt die Dimensionen des Völkermordes an den europäischen Juden im
Einflussbereich der Nationalsozialisten dar sowie die spezielle politische Situation in den
einzelnen Ländern. Bis zu sechs Millionen Juden wurden im Zuge der rassistischen
Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten ermordet, die meisten von ihnen stammten aus
dem ehemaligen Polen und der Sowjetunion.

Unter der NS-Herrschaft ermordete Juden nach Land (© bpb, Jan Fischer) (http://www.bpb.de/fsd/centropa/
ermordete_juden_nach_land.php)

Als die Nationalsozialisten 1933 in Deutschland an die Macht kamen, lebten Juden in allen Ländern
Europas. Besonders im östlichen Mitteleuropa – in Polen, Rumänien und Ungarn – sowie in der
Sowjetunion bestanden große jüdische Gemeinden. Abhängig vom Kriegsverlauf und davon, ob ein
Gebiet den Deutschen direkt unterstand, waren Ausmaß und Zeitpunkt der Verfolgung und Vernichtung
von Land zu Land verschieden.

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Die Vertreibung der Juden aus dem Deutschen Reich betrieb das NS-Regime bis 1941 vor allem mittels
Entrechtung, Enteignung und antisemitischer Gewalt. Als danach die Deportationen einsetzten, zielte
die NS-Judenpolitik bereits auf eine systematische Vernichtung der europäischen Juden ab. Ein Netz
aus tausenden von Ghettos und Lagern, in denen Juden misshandelt, zur Arbeit gezwungen und
ermordet wurden, umspannte weite Teile Europas. Im besetzen Polen bestanden ab 1941 spezielle
Vernichtungslager, in denen fast 3 Millionen Menschen durch Giftgas getötet wurden. Im Osten fielen
Hunderttausende den Massenerschießungen durch Einsatzgruppen, Polizei- und Armeeverbände zum
Opfer. Von den über 9 Millionen Juden, die in den Ländern lebten, welche im Laufe des Zweiten
Weltkriegs von den Deutschen kontrolliert wurden, verloren etwa zwei Drittel ihr Leben im Holocaust.

Die Karte zeigt die zahlenmäßige Dimension der Vertreibung und Ermordung der europäischen Juden.
Die besondere Situation in jedem Land beschreibt ein Informationskasten, der sich per Mausklick auf
das jeweilige Länderfeld aufrufen lässt. Für jedes Land – dargestellt in seinen Grenzen vor der
deutschen Eroberung – finden sich außerdem die geschätzten Zahlen der vor dem Holocaust dort
lebenden Juden sowie der Todesopfer.

Diese Zahlen können, wie auch die Gesamtzahl von rund 6 Millionen jüdischer Opfer des
Nationalsozialismus, lediglich grobe Schätzungen sein. Vor allem aufgrund der lückenhaften
Quellenlage lässt sich eine genaue Todeszahl nicht mehr errechnen. Die Täter zerstörten bei
Kriegsende den Großteil der Beweise für ihre Verbrechen; die überwältigende Mehrheit der Verfolgten
starb, ohne dass sie Zeugnis ablegen konnten. Erschwert werden die Schätzungen zudem durch die
Frage, wer überhaupt zur jüdischen Opfergruppe zu zählen ist. Ungeachtet persönlicher
Selbstbestimmung erklärten die Nationalsozialisten auch Menschen zu Juden, die sich selbst nicht
als solche betrachteten. Mit dem Ziel, eine gesicherte Mindestzahl von Todesopfern zu errechnen,
wird in der dieser Karte zugrundeliegenden Forschung sorgsam darauf geachtet, Doppelzählungen
zu vermeiden, die durch mehrfache Grenzverschiebungen und die sich in alle Himmelsrichtungen
bewegenden Ströme jüdischer Flüchtlinge entstehen können. Dies erweist sich als besonders heikel
im Fall von Polen und der Sowjetunion – Ländern, in denen die Haupttatorte des Holocaust lagen.

Weiterführende Informationen auf bpb.de:

   (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39556/shoah-und-
antisemitismus)
Wie entwickelten sich antisemitische Stereotype, auf denen die nationalsozialistische Rassenideologie
basierte?
 (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/ravensbrueck/60676/system-der-nationalsozialistischen-
konzentrationslager)
Nicola Wenge zeichnet den Prozess der Institutionaliserung der KZs als Hauptorte der
Massenvernichtung im Holocaust nach.
 (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/ravensbrueck/60625/film-ueberlebende-erzaehlen)

Die filmische Umsetzung von 16 Interviews mit Überlebenden des Konzentrationslagers Ravensbrück
gibt Einblicke in das Leben in den nationalsozialistischen Lagern.
 (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/ravensbrueck/60722/illegaler-brief-aus-dem-kz)
  Zofia Pocilowska gelang es, einen Brief aus dem Konzentrationslager Ravensbrück heraus zu
schleusen, in dem sie den Lageralltag beschreibt.
 (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/141448/ghettos-in-osteuropa)

Wolfgang Benz schildert die Bedeutung von Ghettos für den Holocaust.
(http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/141785/das-warschauer-
ghetto)
Bei dem sogenannten Warschauer Ghetto handelte es sich um das größte Ghetto Europas. Die
Geschichte und die Lebensumstände in diesem abgeriegelten Bereich werden von Andrea Löw
dargestellt.

bpb.de
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(http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41812/antisemitismus)
Wie verbreitet sind antisemitische Einstellungen noch heute in Deutschland?

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Vertreibung und Vernichtung der Juden aus dem
Deutschen Reich
Von Kim Wünschmann                                                                                           16.9.2014
 Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sie
 Forschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.
 Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksal
 von Zivilisten im Krieg.
 Email: Kim.Wuenschmann@lmu.de

Diese Karte verdeutlicht das Ausmaß der nationalsozialistischen Vertreibung und Vernichtung
von Juden aus dem Deutschen Reich. Sie stellt die Entwicklung von der nach Machtübernahme
der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 einsetzenden gewaltsamen Verfolgung und
gesetzlichen Diskriminierung bis hin zur Deportation und systematischen Vernichtung dar.

Vertreibung und Deportation der Juden aus dem Deutschen Reich (© bpb, Jan Fischer) (http://www.bpb.de/fsd/
centropa/judenindeutschland1933_1939.php)

Als Adolf Hitler im Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, lebten in Deutschland etwa eine
halbe Million Juden. Knapp 20% von ihnen besaßen eine ausländische Staatsangehörigkeit oder waren
staatenlos. Die gesellschaftliche und wirtschaftliche Ausgrenzung der Juden begann unmittelbar nach
der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Eine weitreichende antijüdische Gesetzgebung, mittels
derer deutsche Juden 1935 ihrer Bürgerrechte beraubt wurden, eine fortschreitende ökonomische
Benachteiligung durch Boykotte, Entlassungen, Berufsverbote und Enteignungen sowie die anhaltende
Bedrohung durch antisemitische Gewalt und Terror führten dazu, dass viele Juden Deutschland

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verließen oder sich in die Anonymität der Großstädte flüchteten.

Der Verfolgungsdruck stieg im Jahr 1938 weiter an: Über 15.000 polnische Juden wurden im Oktober
aus Deutschland abgeschoben und im Zuge des Novemberpogroms kam es im ganzen Land zu
Zerstörungen und Verhaftungen. Diese Entwicklungen verwandelten die jüdische Emigration in eine
Massenflucht. Zeitgleich mit dem Auswanderungsverbot vom Oktober 1941 begann das Regime, die
systematische Deportation der im Deutschen Reich verbliebenen Juden, ca. 163.000 zumeist ältere
Menschen, zu organisieren. Über 130.000 Juden aus dem sogenannten Altreich – Deutschland in den
Grenzen von 1937 – wurden bis Kriegsende in Ghettos, Lager und an Vernichtungsstätten östlich der
Reichsgrenzen verschleppt. Die meisten fanden ihren Tod in den Ghettos Lodz, Warschau, Minsk,
Riga, Kowno oder in den Vernichtungslagern Kulmhof, Sobibor, Treblinka, Auschwitz-Birkenau und
Majdanek. Die Gesamtzahl der Opfer unter den Juden aus Deutschland wird auf ungefähr 160.000
geschätzt.

Die Karte verdeutliche die zahlenmäßige Entwicklung und die geographische Dimension der Verfolgung
und Vernichtung der Juden aus Deutschland. Entsprechend der historischen Entwicklung gliedert sie
sich in drei Kapitel. Anhand der geschätzten jährlichen Emigrationszahlen sowie der
Bevölkerungszahlen für jene sechs Großstädte, in denen die meisten Juden wohnten, wird gezeigt,
wie sich die Verfolgungsmaßnahmen in Abwanderung ins Ausland und zunehmender Binnenmigration
niederschlugen. Die Karte markiert außerdem die zentralen Orte der Verfolgung und Vernichtung der
Juden aus Deutschland. Über die Grenzstädte Konitz, Neu-Bentschen und Beuthen wurden im Oktober
1938 tausende polnische Juden aus dem Deutschen Reich abgeschoben. Nach dem Novemberpogrom
brachten wenig später Gefangenentransporte aus dem ganzen Land insgesamt etwa 26.000 jüdische
Männer in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen. Nachdem 1940 auf
lokale Initiative etwa 7.000 Juden nach Polen und Frankreich verschleppt wurden, begannen im Oktober
1941 die systematischen Deportationen aus Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt gelang es nur noch
Wenigen, aus Deutschland zu flüchten.

Weiterführende Informationen auf bpb.de

  (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39567/kommunen-
und-verfolgung)
Rüdiger Fleiter beschreibt die Rolle der Kommunen bei der nationalsozialistischen Verfolgung.
   (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39556/shoah-und-
antisemitismus)
Wie entwickelten sich antisemitische Stereotype, auf denen die nationalsozialistische Rassenideologie
basierte?
(http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/ravensbrueck/60625/film-ueberlebende-erzaehlen)

Die filmische Umsetzung von 16 Interviews mit Überlebenden des Konzentrationslagers Ravensbrück
gibt Einblicke in das Leben in den nationalsozialistischen Lagern.
(http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/141448/ghettos-in-osteuropa)

Wolfgang Benz schildert die Bedeutung von Ghettos für den Holocaust.
 (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/141785/das-warschauer-
ghetto)
Bei dem sogenannten Warschauer Ghetto handelte es sich um das größte Ghetto Europas. Die
Geschichte und die Lebensumstände in diesem abgeriegelten Bereich werden von Andrea Löw
dargestellt.
 (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/ravensbrueck/60676/system-der-nationalsozialistischen-
konzentrationslager)
Nicola Wenge zeichnet den Prozess der Institutionaliserung der KZs als Hauptorte der
Massenvernichtung im Holocaust nach.
 (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39581/kriegsende)

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Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020)           30

Helmut Kistler beleuchtet die Gründe, die zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft führten.

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Die europäischen Juden in den Nachkriegsjahren
Von Kim Wünschmann                                                                                           16.9.2014
 Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sie
 Forschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.
 Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksal
 von Zivilisten im Krieg.
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Diese Karte bildet die Bevölkerungsentwicklung der europäischen Juden nach dem Zweiten
Weltkrieg ab. Sie zeigt die Zahl der Überlebenden in den einzelnen Ländern, aber auch die
Migrationsbewegungen innerhalb Europas und insbesondere nach Palästina/ Israel.

Die europäischen Juden in den Nachkriegsjahren (© bpb, Jan Fischer) (http://www.bpb.de/fsd/centropa/
europaeische_Juden_in_den_Nachkriegsjahren.php)

Über drei Millionen Juden – etwa ein Drittel der Vorkriegsbevölkerung – überlebten den Zweiten
Weltkrieg in Europa. Einige waren der nationalsozialistischen Vernichtung durch Verstecken oder
geschützt durch ihre nicht-jüdischen Ehepartner entkommen, andere waren aus Lagern und
Gefängnissen befreit worden. Viele Überlebende befanden sich bei Kriegsende fernab ihres
Heimatlandes. Flucht, Vertreibung und Deportationen hatten sie entwurzelt; eine große Anzahl von
ihnen war staatenlos geworden. Während ein Teil an ihre Herkunftsorte zurückkehrte, suchten
zahlreiche Überlebende, die ihrer Familie und ihres Besitzes beraubt worden waren, nach einer neuen
Heimat. Die massive antijüdische Gewalt in weiten Teilen Osteuropas führte zu einer Massenflucht
von Juden nach Westen. In Lagern für sogenannte Displaced Persons (DPs) in Deutschland, Österreich
und Italien harrten etwa eine Viertelmillion Flüchtlinge darauf, sich in einem neuen Land ansiedeln zu

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können.

Aber nicht nur die massenhaften Migrationsbewegungen, auch die zahlreichen Grenzverschiebungen
vor und nach 1945 erschweren die Berechnung der Zahl der jüdischen Überlebenden in den einzelnen
europäischen Ländern. Zentrale Siedlungsgebiete von Juden in Osteuropa standen unter mehrfach
wechselnder Herrschaft, Flüchtlinge wurden nach dem Krieg zwangsumgesiedelt oder in ihre
Ursprungsländer "repatriiert", und so ist man besonders für Polen und die Sowjetunion weitgehend
auf Schätzungen angewiesen. Die Quellenlage insgesamt ist lückenhaft und uneinheitlich. Eine
systematische Registrierung jüdischer Überlebender durch staatliche Behörden, jüdische
Einrichtungen und internationale Hilfsorganisationen war in den Wirren der Nachkriegszeit kein
einfaches Unterfangen. Unterschiedliche Definitionen der religiösen und nationalen Zugehörigkeit
führten in offiziellen Erhebungen zu abweichenden Ergebnissen. Hinzu kommt, dass angesichts der
repressiven Minderheitenpolitik und des Assimilationsdrucks der kommunistischen Regime viele
Überlebende in Osteuropa es vorzogen, in Volkszählungen ihre jüdische Herkunft zu verschweigen.

Die Karte informiert über die Anzahl der jüdischen Überlebenden in den einzelnen europäischen
Ländern. Die dynamische Entwicklung der Bevölkerungszahlen im Zeitraum bis 1951 spiegelt sich in
bis zu drei verschiedenen Zahlenangaben pro Land wider. Die blau-gefärbte Zahl beziffert die Anzahl
der registrierten Überlebenden im Jahr 1946 – in den Fällen von Deutschland, Österreich und Italien
sind dabei die „Displaced Persons“ nicht mit eingerechnet. Der jüdische Bevölkerungszuwachs in den
westeuropäischen Staaten durch den Zustrom von Überlebenden aus Mittel- und Osteuropa schlägt
sich in der violett-gefärbten Zahlenangabe nieder. Die grün-gefärbte Zahl schließlich gibt an, wie viele
Juden aus einem jeweiligen Land bis 1951 nach Palästina/Israel ausgewandert sind. Dabei stellt die
Gründung des jüdischen Staates am 14. Mai 1948 und damit die Abschaffung jeglicher
Einwanderungsbeschränkungen eine deutliche Zäsur dar. Die große Mehrheit der jüdischen
Emigranten konnte die europäischen Länder erst nach diesem Datum gen Israel verlassen.

Weiterführende Informationen auf bpb.de

 (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39595/deutschland-
nach-1945)
Das Dossier bietet einen Überblick über die Lage Deutschlands in der direkten Nachkriegszeit.
 (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39600/besatzung)
 Wolfgang Benz schildert den Beginn der deutsch-deutschen Teilung.
  (http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/grundgesetz-und-parlamentarischer-rat/38975/
kurzueberblick)
Ein kurzer Überblick über die Entstehung der Bundesrepublik von Manfred Görtemaker
   (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39613/der-beginn-
der-bipolaritaet)
Manfred Görtemaker beschreibt, wie aus den verbündeten Alliierten Gegenspieler in der bipolaren
Weltordnung des Kalten Kriegs werden konnten.
   (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39617/weg-in-den-
kalten-krieg)
Wolfgang Benz erläutert zentrale Stationen des Wegs in den Kalten Krieg.
 (http://www.bpb.de/internationales/asien/israel/)
  Dieses Dossier liefert Einblicke in die Geschichte, aber auch die aktuelle gesellschaftliche und
politische Lage des Staates Israel.
Antisemitismus - aktuelle Situation (http://www.bpb.de/politik/extremismus/antisemitismus/37966/
aktuelle-situation)
Wie verbreitet sind antisemitische Einstellungen heute in Deutschland sowie international?

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Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020)                                    33

Quellen und Forschung
Zum Hintergrund der in den historischen Karten verwendeten Zahlen
Von Kim Wünschmann                                                                                           16.9.2014
 Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sie
 Forschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.
 Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksal
 von Zivilisten im Krieg.
 Email: Kim.Wuenschmann@lmu.de

Die Dimension der nationalsozialistischen Vertreibung und Vernichtung wird durch eine Vielzahl
von historischen Quellen bezeugt. Dennoch sind über die genauen Zahlen der Geflohenen und
Ermordeten nur annäherungsweise Angaben zu machen. Kim Wünschmann beschreibt in
diesem Artikel, wie die Zahlen für "Gerettete Geschichten" ermittelt wurden und vor welchen
Herausforderungen Wissenschaftler/-innen bei der Suche nach definiten Zahlen über den
Holocaust stehen.

Nie zuvor in der Geschichte wurden die Juden Europas in derart hoher Zahl und mit einer solch
beispiellosen Systematik verfolgt und ermordet wie zur Zeit des Nationalsozialismus. An der gewaltigen
Dimension des Völkermords, dessen Tatorte quer über den Kontinent verstreut lagen, besteht kein
Zweifel. Originale und unanfechtbare Dokumente beweisen dieses Menschheitsverbrechen, welches
gigantische Ströme von jüdischen Flüchtlingen und Überlebenden in Bewegung setzte, die auch noch
lange Zeit nach Kriegsende auf der Suche nach einer neuen Heimat waren. Für die Anerkennung der
historischen Tatsachen sowie deren moralische Bewertung sind absolute Zahlen und akribisch genaue
Statistiken ohne Bedeutung. Wenn die Wissenschaft sich dennoch anhaltend mit den Berechnungen
der Zahl der jüdischen Todesopfer sowie der Anzahl der Überlebenden und der Flüchtlinge beschäftigt,
so geschieht dies mit dem Ziel, die Ausmaße des Verbrechens zu verdeutlichen und die Verfolgung
und Vernichtung in ihrer zeitlichen Abfolge und regionalen Spezifik feiner auszudifferenzieren.
Forschungen zur Zahl der während des Nationalsozialismus ermordeten europäischen Juden können
zudem wirkungsvoll den von rechtsextremen antisemitischen Kreisen betriebenen Geschichtsfälschungen
entgegentreten.

Die Quellen
Anhand einer ganzen Reihe von historischen Quellen kann jenseits aller Spekulation die
Größenordnung der Vertreibung und Vernichtung der europäischen Juden ermittelt werden. Die
Nationalsozialisten selbst hinterließen Dokumente, die über die zahlenmäßige Dimension ihrer
Verbrechen Auskunft geben. Dazu gehören Deportationslisten und Transportverzeichnisse sowie die
von den Lagerverwaltungen angelegten Zugangslisten, Häftlingsmeldungen und Sterbebücher. Einige
Originalquellen, die von den Tätern errechnete statistische Angaben zum Mord an den europäischen
Juden enthalten, sind für die Forschung von besonderer Bedeutung. Hierzu zählen die Meldungen der
Einsatzgruppen über die Massenerschießungen vor allem ab 1941 in der Sowjetunion, das Protokoll
der Wannseekonferenz vom Januar 1942 und der Bericht des SS-Statistikers Richard Korherr, der
bilanzierte, dass bis Ende März 1943 bereits zweieinhalb Millionen Juden getötet wurden. Diese
Überlieferung wird ergänzt durch amtliche Quellen staatlicher Stellen. In den Akten von Standesämtern,
Einwohnermeldeämtern, Polizei-, Finanz- und Justizbehörden finden sich zahlenmäßige Angaben über
jüdische Schicksale. Die vom NS-Terror in Gang gesetzten massenhaften Wanderbewegungen von
Juden aus ganz Europa fanden ihren statistischen Niederschlag zudem in den Aus- und
Einwanderungsverzeichnissen verschiedener Länder sowie in den Unterlagen jüdischer Einrichtungen

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und den Berichten internationaler Flüchtlingsorganisationen.

Die Forschung
Die im Rahmen des Dossiers „Gerettete Geschichten“ produzierten Karten stützen sich auf anerkannte
wissenschaftliche Studien zur Errechnung der Zahl der während des Nationalsozialismus vertriebenen
und ermordeten Juden Europas. Durch ein sorgfältiges methodisches Vorgehen, das in Form von
Regionalstudien die Zahlen von Land zu Land einzeln untersucht, können in diesen Forschungen
Doppelzählungen vermieden werden. Im Ergebnis produzieren sie eine verifizierbare Spanne zwischen
Mindest- und Höchstangaben, die dann fundierte Schätzungen ermöglichen. Der wissenschaftlichen
Redlichkeit verpflichtet, reflektieren diese Studien offen die Schwierigkeiten und Herausforderungen
in der Zahlenberechnung. Sie stellen klar, dass die Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung der Juden
Europas ein historisches Ereignis war, welches sich aufgrund seines dynamischen, gewaltsamen und
verbrecherischen Charakters in den Quellen nicht immer in definitiven Zahlen niedergeschlagen hat.
Die Errechnung einer absoluten Zahl der Toten, für die jedes Opfer einzeln gezählt werden müsste,
ist unmöglich. Ebensowenig lässt sich genau ermitteln, wie viele Juden vor und nach dem Holocaust
in einem Land lebten bzw. wie viele ein- und ausgewandert waren. Lückenhafte Aufzeichnung und
schlichte Nichtregistrierung, uneinheitliche religiöse, nationale und ethnische Kategorisierungen in
Volkszählungen sowie Zu- und Abwanderungsverzeichnisses, sich mehrfach verschiebende Grenz-
und Demarkationslinien und das Phänomen der Weiterwanderung stellen die Forschung vor ernsthafte
Probleme. Zudem bestehen bezüglich des Ausmaßes und der Qualität der Dokumentation teils
erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen Europas. Wohingegen die
Quellenlage für das Deutsche Reich und Westeuropa als gut zu bezeichnen ist, wird sie für Länder
östlich der Tschechoslowakei – besonders für Polen, die Sowjetunion und die baltischen Staaten –
lückenhaft. Die besonderen Herausforderungen für die Berechnung der in den einzelnen Karten
verwendeten Zahlen werden im Folgenden kurz dargestellt.

Karte „Vertreibung und Vernichtung der Juden während der NS-
Herrschaft“
Die in dieser Karte angegeben Zahlen können, wie auch die Gesamtzahl von rund sechs Millionen
jüdischer Opfer des Nationalsozialismus, lediglich Schätzungen sein. Vor allem aufgrund der
lückenhaften Quellenlage lässt sich eine genaue Todeszahl nicht mehr errechnen. Die Täter zerstörten
bei Kriegsende den Großteil der Beweise für ihre Verbrechen; die überwältigende Mehrheit der
Verfolgten starb, ohne dass sie Zeugnis ablegen konnten. Erschwert werden die Schätzungen zudem
durch die Frage, wer überhaupt zur jüdischen Opfergruppe zu zählen ist. Ungeachtet persönlicher
Selbstbestimmung erklärten die Nationalsozialisten auch Menschen zu Juden, die sich selbst nicht
als solche betrachteten. Mit dem Ziel, eine gesicherte Mindestzahl von Todesopfern zu errechnen,
wird in der dieser Karte zugrundeliegenden Forschung sorgsam darauf geachtet, Doppelzählungen
zu vermeiden, die durch mehrfache Grenzverschiebungen und die sich in alle Himmelsrichtungen
bewegenden Strömen jüdischer Flüchtlinge entstehen können. Dieses Problem erweist sich als
besonders heikel im Fall von Polen und der Sowjetunion – Ländern, in denen die Haupttatorte des
Holocaust lagen.

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