Konzept für die Weiterentwicklung der Familienbildung im Landkreis Neumarkt i.d.Opf.

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Konzept für die Weiterentwicklung der Familienbildung im Landkreis Neumarkt i.d.Opf.
Konzept für die Weiterentwicklung der
    Familienbildung im Landkreis
         Neumarkt i.d.Opf.
Konzept für die Weiterentwicklung der Familienbildung im Landkreis Neumarkt i.d.Opf.
Inhaltsverzeichnis

1.         Ausgangslage                                                                    4

1.1.       Forschungsergebnisse über den Bedarf an Familienbildungsangeboten               4

1.2.       Strukturelle Weiterentwicklung der Familienbildung                               6

1.2.1.     Das Förderprogramm zur Strukturellen Weiterentwicklung der Familienbildung in    6
           Bayern
1.2.2.     Gesetzliche Grundlagen                                                           7
1.2.3.     Definition von Familienbildung                                                   8

1.3.       Familienbildung im Jugendamt des Landkreises Neumarkt i.d.OPf. –                11
           vorhandene Arbeits- und Organisationsstrukturen
1.3.1.     Bisherige institutionelle Verankerung der Familienbildung im Jugendamt          11
1.3.2.     Steuerungsebene, Zuständigkeiten und Ansprechpartner sowie Arbeitsgruppen       13
1.3.3.     Personelle und finanzielle Ressourcen explizit für die Familienbildung          14
1.3.4.     Auf- und Ausbau eines Familienbildungsnetzwerkes                                14

1.4.       Kommunale Merkmale und Rahmenbedingungen                                        15

1.5.       Ergebnisse der Bestandserhebung – Was ist da?                                   23

1.6.       Ergebnisse der Erhebung der Bedürfnisse: Was wollen die Adressaten?             27
1.6.1.     Beschreibung der Ziele und Methoden der Erhebung                                27
1.6.2.     Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse                                     30
1.6.2.1.   Die Befragten                                                                   30
1.6.2.2.   Bekanntheit und Nutzung von Familienbildungsangeboten                           32
1.6.2.3.   Zum Bedarf an Familienbildungsangeboten                                         38
1.6.2.4.   Zur Art der gewünschten Veranstaltungen                                         42
1.6.2.5.   Geeignete Örtlichkeit für Familienbildungsangebote                              43
1.6.2.6.   Bereitschaft der Eltern zu Kostenbeiträgen                                      46

2.         Zielsetzungen und Perspektiven in der Familienbildung                           47

2.1.       Zielsetzungen und Bedarfsdefinition im Bereich Familienbildung: Was             47
           wollen wir?

2.2.       Abgleich von Bedarf und Bestand: Was brauchen wir?                              48

                                                        [2]
Konzept für die Weiterentwicklung der Familienbildung im Landkreis Neumarkt i.d.Opf.
3.       Konkretisierung und Umsetzung: Was tun wir?        48

3.1.     Planungsschritte                                   48

3.2      Auswahl und Einrichtung von Familienstützpunkten   49
3.2.1.   Auswahl der Orte                                   49
3.2.2.   Inhaltliche Ausrichtung                            52

3.3.     Planung der regelmäßigen Fortschreibung            53

         ANHANG                                             54

                                          [3]
Konzept für die Weiterentwicklung der Familienbildung im Landkreis Neumarkt i.d.Opf.
1. Ausgangslage
1.1. Forschungsergebnisse zum Bedarf an Familienbildungsangeboten

Der gesellschaftliche Wandel hat auch die Lebenssituation von Familien verändert. Durch eine
zunehmende Auflösung verwandtschaftlicher und nachbarschaftlicher Unterstützungsformen sind
Eltern heutzutage stärker auf sich alleine gestellt. Erfahrungswissen und Kenntnisse rund um die
Säuglingspflege, die Betreuung und die Erziehung von Kindern werden nicht mehr selbstverständlich
von Generation zu Generation weiter gegeben. Darüber hinaus führt ein fehlender Alltag mit Kindern
in unserer Gesellschaft dazu, dass überliefertes Wissen über den Umgang mit Kindern verloren
gegangen ist und Eltern zunehmend verunsichert sind.

Gleichzeitig wird die kindliche Entwicklung zunehmend als gestalt- und auch beeinflussbar
angesehen. Eltern wünschen sich für ihre Kinder die bestmögliche Förderung. „Noch nie gab es so
viele reflektierende, bewusst erziehende Eltern wie heute. Diese Eltern setzen alles daran, dass ihre
Kinder keinen Schaden nehmen und möchten sie vor Zumutungen bewahren …. Ob Ernährung,
Erziehung, Gesundheit, Frühförderung, Medienkonsum, Schule oder Freizeitgestaltung – Eltern
wollen das Richtige aus den vielen Möglichkeiten auswählen.“1 Eine Studie der Konrad Adenauer
Stiftung mit dem Titel „Eltern unter Druck“ zeigte, dass knapp die Hälfte der Eltern findet, dass
Erziehung in den letzten Jahren schwieriger geworden ist, ein Drittel fühlt sich im Erziehungsalltag oft
bis täglich gestresst. Erziehung wird als voraussetzungsreiche Aufgabe angesehen, auf die es sich
vorzubereiten gilt. Eine Studie des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung aus dem Jahr 2015 zu
Familienleitbildern in Deutschland zeigt wie voraussetzungsreich Erziehung von Eltern gesehen wird:

    ELTERN KÖNNEN BEI DER ERZIEHUNG VIELES
     FALSCH MACHEN, DAHER MÜSSEN SIE SICH                                                                    84,4%
              GUT INFORMIEREN.

         "KINDER WERDEN SOWIESO GROß, DA
           MUSS MAN SICH KEINE GEDANKEN                           10,3%
                    MACHEN"

                                                         0,0%      20,0%      40,0%      60,0%       80,0%        100,0%

Quelle: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (2015): Familienleitbilder in Deutschland. Eigene Darstellung.

1
 Christine Henry-Huthmacher (2010): Wenn Eltern nur das Beste wollen. Ergebnisse einer Expertenrunde der
Konrad Adenauer Stiftung. St. Augustin, S. 3.

                                                            [4]
Konzept für die Weiterentwicklung der Familienbildung im Landkreis Neumarkt i.d.Opf.
Wie die bereits oben zitierte Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zeigt, haben nicht nur die
geschätzten 15 Prozent der Eltern in prekären sozialen Verhältnissen Schwierigkeiten, das Leben mit
Kindern zu meistern. Vielmehr sind es auch und gerade engagierte, moderne Eltern in der
Mittelschicht, die die tägliche Erziehung ihrer Kinder herausfordert und zunehmend auch
überfordert.

Schon im Jahr 1990 hat der renommierte Familiensoziologe Franz Xaver Kaufmann mit seinem
Terminus der „verantworteten Elternschaft“ zum einen verdeutlicht, dass für die meisten Menschen
Elternschaft eine Herausforderung darstellt, die mit viel Einsatz gemeistert werden muss. Zum
anderen stößt diese Sichtweise auch gesamtgesellschaftlich auf breite Zustimmung. Die Erwartung,
dass man mit der bewussten Entscheidung für eine Elternschaft auch die damit verbundene
Verantwortung für die optimale Entwicklung des Kindes übernehmen sollte, scheint fest etabliert.
Die Herausforderung beginnt bereits während der Schwangerschaft, die immer mehr Vorsorge- und
Vorbereitungskurse umfasst, und weitet sich mit der Geburt und der Erziehung der Kinder weiter
aus. Eine Verwissenschaftlichung von Erziehung vermittelt Eltern ein Leitbild wie gute Eltern zu sein
haben – damit wird Elternarbeit zur permanenten Informationsarbeit.

Damit erhöht sich der gesellschaftliche Anspruch und der Druck auf die Eltern und die
Verunsicherung wächst. Komplexer werdende Lebenswelten bedeuten für ein verantwortliches
Erziehungsverhalten einen ständigen Lernprozess. Eltern sollen und wollen sich informieren und
weiterbilden in Fragen der Erziehung, aber auch zu Themen wie Medienerziehung, Ernährung,
Gesundheit oder Freizeitverhalten. Die meisten Eltern wollen den hohen Ansprüchen genügen und
ihre Kinder soweit als möglich fördern. Dazu benötigen sie Informationen, Rat oder auch konkrete
Hilfen, die zu ihrem Lebensalltag und zu ihrer familiären Situation passen.

Hier setzt Familienbildung an. Eltern sollen durch passgenaue Bildungsangebote in ihrem
erzieherischem Wissen und Handeln nachhaltig Unterstützung erfahren. Der Landkreis Neumarkt
möchte die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Eltern passende Angebote wohnort- und
zeitnah zur Verfügung stehen.

                                                  [5]
Konzept für die Weiterentwicklung der Familienbildung im Landkreis Neumarkt i.d.Opf.
1.2. Strukturelle Weiterentwicklung der Familienbildung
1.2.1. Das Förderprogramm zur Strukturellen Weiterentwicklung der Familienbildung in
Bayern

In ihrer Koalitionsvereinbarung für die 16. Wahlperiode des Bayerischen Landtages haben sich CSU
und FDP dazu verpflichtet, die Eltern- und Familienbildung breitenwirksam und nachhaltig zu fördern:
Konkret heißt es: „Alle Familien, nicht nur so genannte Problemfamilien, müssen so frühzeitig wie
möglich mit bedarfsgerechten Angeboten bei der Ausübung ihrer Erziehungsverantwortung
unterstützt werden. Deshalb werden wir ein Gesamtkonzept zur Stärkung der Erziehungskraft der
Familien umsetzen. Auf kommunaler Ebene sind Kinder- und Familienstützpunkte zu schaffen.
Gleichzeitig werden wir weiterhin landesweit Modellprojekte für eine niedrigschwellige,
bedarfsgerechte Weiterentwicklung von Angeboten fördern (vgl. ebda. S. 52).

Zunächst als Modellprojekt konzipiert und in elf Kommunen erprobt, gibt es seit dem Jahr 2013 in
Bayern das „Förderprogramm zur strukturellen Weiterentwicklung kommunaler Familienbildung und
zur Einrichtung von Familienstützpunkten bayernweit. Der Landkreis Neumarkt nimmt seit Mai 2015
am Förderprogramm teil. Voraussetzung für die Aufnahme in das Förderprogramm ist die Einrichtung
einer Koordinierungsstelle. Im Landkreis Neumarkt ist diese Stelle mit einem zeitlichen Umfang von
10 Wochenstunden besetzt.

Das Ziel des Förderprogrammes besteht darin, ein flächendeckendes, bedarfsgerechtes und
koordiniertes Bildungs- und Unterstützungsangebot für alle Familien zur Stärkung der
Erziehungskompetenz zu schaffen und damit die Rahmenbedingungen vor Ort in den Kommunen
nachhaltig zu verbessern.

Konkret gefördert werden können

       Sach- und Personalausgaben für eine Koordinierungsstelle für Eltern- und Familienbildung
         und für die Familienstützpunkte beim örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe;

       die Bestandsaufnahme, Bedarfsanalyse und die Konzepterstellung für die Familienbildung

       die Umsetzung des Konzeptes

       die Einrichtung, der Betrieb und die nachhaltige Sicherung der Familienstützpunkte.

Die    Finanzierung   von   konkreten    Einzelmaßnahmen      und   Kursen   ist   im   Rahmen   des
Förderprogrammes nicht möglich.

Die maximale Fördersumme bemisst sich an der Anzahl der Geburten im Landkreis und muss zu 50%
kofinanziert werden. Bemessungsgrundlage für die Anzahl der Geburten ist das vorletzte Jahr vor

                                                  [6]
Konzept für die Weiterentwicklung der Familienbildung im Landkreis Neumarkt i.d.Opf.
dem Bewilligungsjahr. Im Landkreis Neumarkt war im Jahr 2015 die maximale Förderhöhe 28.0002
(da der Projekt beginn erst im Mai war), im Jahr 2016 lag die maximale Förderhöhe bei 46.164 Euro
(für 1154 im Jahr 2014 geborene Kinder). Die Fördersumme muss zu 50% kofinanziert werden.
Tatsächlich wurden im Landkreis Neumarkt im Jahr 2015 eine Fördersumme in Höhe von 9.119,18
Euro beansprucht und für das Jahr 2016 15.012,00 Euro beantragt.

In den ersten beiden Jahren der Teilnahme am Förderprogramm gilt es, ein Konzept für die
Familienbildung vor Ort zu erarbeiten. in denen ein Konzept zur Weiterentwicklung der
Familienbildung vor Ort zu erstellen ist, beträgt die maximale Fördersumme 40,00 Euro pro im Jahr
zuvor geborenen Kind.

1.2.2. Gesetzliche Grundlagen

Rechtlich ist Familienbildung im SGB VIII verankert. § 16 ist für die allgemeine Förderung der
Erziehung in der Familien bestimmt und ist explizite Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe:

§ 16 Allgemeine Förderung der Erziehung in der Familie
(1) Müttern, Vätern, anderen Erziehungsberechtigten und jungen Menschen sollen Leistungen der
allgemeinen Förderung der Erziehung in der Familie angeboten werden. Sie sollen dazu beitragen,
daß Mütter, Väter und andere Erziehungsberechtigte ihre Erziehungsverantwortung besser
wahrnehmen können. Sie sollen auch Wege aufzeigen, wie Konfliktsituationen in der Familie
gewaltfrei gelöst werden können.
(2) Leistungen zur Förderung der Erziehung in der Familie sind insbesondere
1. Angebote der Familienbildung, die auf Bedürfnisse und Interessen sowie auf Erfahrungen von
    Familien in unterschiedlichen Lebenslagen und Erziehungssituationen eingehen, die Familie zur
    Mitarbeit in Erziehungseinrichtungen und in Formen der Selbst- und Nachbarschaftshilfe besser
    befähigen sowie junge Menschen auf Ehe, Partnerschaft und das Zusammenleben mit Kindern
    vorbereiten,
2. Angebote der Beratung in allgemeinen Fragen der Erziehung und Entwicklung junger Menschen,
3. Angebote der Familienfreizeit und der Familienerholung, insbesondere in belastenden
    Familiensituationen, die bei Bedarf die erzieherische Betreuung der Kinder einschließen.
(3) Müttern und Vätern sowie schwangeren Frauen und werdenden Vätern sollen Beratung und Hilfe
in Fragen der Partnerschaft und des Aufbaus elterlicher Erziehungs- und Beziehungskompetenzen
angeboten werden.
(4) Das Nähere über Inhalt und Umfang der Aufgaben regelt das Landesrecht.

2
 Die zugrunde gelegten Geburten des Jahres 2013 wurden mit 1050 ausgewiesen. Die maximale Förderung für
das gesamte Jahr 2015 hätte somit 42.000 Euro betraten. Da der Projektbeginn im Landkreis Neumarkt erst
zum 01.05.2015 war, betrug die maximale Fördersumme 8/12 von 42.000 Euro und somit 28.000 Euro.

                                                  [7]
Konzept für die Weiterentwicklung der Familienbildung im Landkreis Neumarkt i.d.Opf.
Damit wird dem Jugendamt der klare Auftrag erteilt, Angebote der Familienbildung zu schaffen und
für diese Sorge zu tragen. Familien – so will es der Gesetzgeber – sollen dabei unterstützt werden,
ihre Fähigkeiten und Strategien für eine eigenverantwortliche Erziehung zu stärken. Dabei geht es
weniger um die Behebung von Defiziten – vielmehr steht der Aufbau von Kompetenzen bzw. die
Stärkung der Erziehungskraft im Fokus.

1.2.3. Definition von Familienbildung

Dass Familienbildung konkret schwer greifbar ist, zeigt sich zunächst darin, dass selbst in der
Fachwelt bislang keine einheitliche bzw. allgemein gültige Definition vorhanden ist. Das hat einerseits
den Vorteil, dass für die Ausgestaltung der Familienbildung ein großer Gestaltungsspielraum im
Hinblick auf die Angebotsausrichtung besteht. Andererseits liegt auch hier die Schwierigkeit der
Abgrenzung zu „sekundärpräventiven“3 Angeboten, also Angeboten mit gesteigertem Interventions-
charakter. Diese notwendige Abgrenzung setzt voraus, dass die Grenzen der Familienbildung
festgelegt werden. Insbesondere gilt es das Angebot mit der Koordinierenden Kinderschutzstelle
abzustimmen.

In Anlehnung an die Ausführungen des Staatsinstituts für Familienforschung an der Universität
Bamberg (ifb) lassen sich folgende Leitgedanken für Familienbildung festhalten:
        Familienbildung ist Primärprävention. Angebote werden möglichst früh unterbreitet und
           richten sich an alle Familien (nicht z. B. nur an Familien mit akuten Erziehungsproblemen
           oder gut erreichbare Mittelschichteltern)
        Familienbildung dient der Förderung der Erziehungskompetenzen und Stärkung der
           Beziehungen in den Familien. Eingeschlossen sind auch Alltagskompetenzen wie
           Haushaltsführung, Zeitmanagement, finanzielle Fragen oder Medienkompetenz
        Familienbildung ist ein aktiver Aneignungsprozess. Niedrigschwelligkeit, Erfahrungs- und
           Handlungsorientierung stehen im Vordergrund
        Familienbildung baut auf vorhandenen Ressourcen auf; sie unterstützt die Familien, eigene
           Fähigkeiten zu entdecken und so Selbstvertrauen und Selbsthilfe aufzubauen
        Familienbildung         ist    abzugrenzen       von   reinen   Erholungs-,    Freizeit-   und
           Unterhaltungsangeboten auf der einen und fallorientierten Hilfen (z.B. Hilfen zur Erziehung
           nach §§ 27 ff. oder Maßnahmen des Kinderschutzes nach § 8a SGB VIII) auf der anderen
           Seite. Durch den frühen Zugang kann Familienbildung als Bindeglied zu weiteren,
           fallorientierten Hilfen dienen.

3
    siehe Exkurs zu Präventionsstufen auf der nächsten Seite.

                                                        [8]
Konzept für die Weiterentwicklung der Familienbildung im Landkreis Neumarkt i.d.Opf.
Exkurs zu Präventionsstufen:

 "Primäre Prävention" will durch Aufklärung, Anleitung und Beratung bestimmten, von der
  Gesellschaft als negativ bewerteten Entwicklungsverläufen vorbeugen. Sie will Menschen
  dazu befähigen, die Aufgaben, die sich aus ihren Lebenszusammenhängen ergeben, ohne
  Inanspruchnahme von Angeboten staatlicher Instanzen zu erfüllen.

 "Sekundäre Prävention" richtet sich an Personengruppen, bei denen negative
  Entwicklungsverläufe bereits eingesetzt haben. Beratende, betreuende oder behandelnde
  Angebote sollen ein Fortschreiten dieser negativen Entwicklung und die Verfestigung
  damit verbundener unerwünschter Verhaltensweisen und Problemlagen verhindern.

 "Tertiäre Prävention" meint Maßnahmen, mit denen auf bereits bestehende Problemlagen
  reagiert wird und die auf die zukünftige Verhinderung einer ähnlichen Problemlage
  gerichtet sind. In diesem Fall kann also auch von einer "Intervention" gesprochen werden.

Im Landkreis Neumarkt i.d. OPf. sollen Familienbildungsangebote mithilfe der Definition von Verena
Witte zunächst folgendermaßen bestimmt werden:4

„Familienbildungsangebote wollen durch Aufklärung, Information und Vermittlung von
Kompetenzen die Erziehungsfähigkeit von Familien stärken und zu einem gelingenden
Zusammenleben von Eltern und Kindern beitragen. Sie können sich auf Themen aus den
Bereichen Erziehung, Gesundheit, Beziehung, Kommunikation, Medien, Alltag oder
Freizeit- und Erholungsgestaltung beziehen. Dabei orientieren sie sich an Alltagsfragen,
Lebens- und Familienphasen und den Interessen und Bedürfnissen von Eltern, Kindern und
Jugendlichen und ggf. anderen Bezugs- oder Erziehungspersonen. Familienbildung richtet
sich prinzipiell an alle Familien und nicht ausschließlich an Familien in schwierigen
Lebenslagen (…) Angebote der Familienbildung stärken Eltern und Kinder in ihren
Ressourcen und Kompetenzen. Sie unterstützen Familien in dem, was diese gut machen
und vermitteln ihnen das Handwerkszeug, um das Gute noch besser zu machen“.

4
 Verena Witte: Gedanken zum Begriff Prävention in der Familienbildung. In: Texte zur Familienbildung:
http://www.mobile-familienbildung.de/hr/hr2.html

                                                     [9]
Familienbildung5
Verantwortliche Erziehung
Verantwortliche Erziehung stellt heute mehr denn je große Anforderungen an die Eltern. Angesichts
der immer komplexer werdenden Lebenswelt bedeutet verantwortliches Erziehungsverhalten einen
ständigen Lernprozess bei den Eltern. Sie sollen und wollen sich informieren und weiterbilden in
Kernfragen der Erziehung, aber auch zu Themen wie Medienerziehung, Ernährung, Gesundheit oder
Freizeitverhalten.

Die meisten Eltern wollen den hohen Ansprüchen an ihre Erziehungsarbeit genügen, sie wollen ihre
Kinder fördern, ihnen grundlegende Werte vermitteln und sie zu lebenstüchtigen und
verantwortungsvollen Menschen erziehen. Dafür benötigen sie Informationen, Rat oder auch
konkrete Hilfe, die zu ihrem Lebensalltag und ihrer familiären Lebenssituation passen.

Unterstützung für Familien
Die Eltern- und Familienbildung will Familien bei der Erfüllung ihrer Erziehungsaufgabe helfen und sie
durch konkrete Angebote unterstützen. Dabei sollen sowohl die Bedürfnisse und Interessen der
Familie in den unterschiedlichen Lebenslagen und Erziehungssituationen berücksichtigt als auch
junge Menschen auf Ehe, Partnerschaft und das Zusammenleben mit Kindern vorbereitet werden.
Die Angebotspalette der Eltern- und Familienbildung umfasst Informationen und Ratschläge,
Elternkurse und Elternbriefe, aber auch die Beratung in Fragen der Erziehung und Angebote der
Familienerholung. Ein breites Spektrum an Themen, das sich an den unterschiedlichen Lebenslagen
und Lebenssituationen der Familien orientiert.

Unterschiedliche Angebote
In den vergangenen Jahren wurde die Methode des Zugangs zu den Eltern immer wichtiger. Mit den
Angeboten sollen möglichst alle Familien erreicht werden, die Hilfe brauchen. Deshalb sind die
Angebote so gestaltet, dass neben den klassischen Formen wie schriftliche Informationen, Vorträge,
Kurse und Beratungsgespräche auch Hausbesuchsprogramme oder fachliche Beratung vor Ort, zum
Beispiel in Kindertagesstätten oder Mütterzentren, zur Verfügung stehen.
Welches Angebot für Sie das richtige ist, entscheidet sich allein nach Ihren persönlichen und
familiären Bedürfnissen. Auf unserer Homepage informieren wir Sie über Angebote der Eltern- und
Familienbildung, die vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und
Frauen gefördert und/oder auch selbst entwickelt wurden.

5
    http://www.stmas.bayern.de/familie/bildung/

                                                  [10]
1.3. Familienbildung im Jugendamt des Landkreises Neumarkt i.d.Opf. –
vorhandene Arbeits- und Organisationsstrukturen

1.3.1. Bisherige institutionelle Verankerung der Familienbildung im Jugendamt

In den Jahren 2005 bis 2008 hat sich die Jugendhilfeplanung des Landkreises Neumarkt u.a. intensiv
mit dem Teilbereich „Förderung der Erziehung in der Familie“ beschäftigt. Folgende
Maßnahmeempfehlungen wurden entsprechend im Herbst 2008 im Jugendhilfeausschuss des
Landkreises und im Jahr 2009 im Kreistag verabschiedet:6

       Erzeugung einer Öffentlichkeit für das Thema „Erziehung“ im Landkreis Neumarkt i.
       d. Oberpfalz

       Durch eine lokal ausgerichtete Öffentlichkeitsarbeit soll eine konstruktive und
       sensibilisierte Öffentlichkeit für das Thema „Erziehung“ im Landkreis Neumarkt i. d.
       Oberpfalz erzeugt werden. Dabei sind Aktionen, Fortbildungen und Maßnahmen
       anzustreben, die den lokalen Dialog zu Fragen der Erziehung im Sinne einer
       kampagnenartigen „Erziehungsoffensive“ des Landkreises Neumarkt i. d. Oberpfalz
       fördern und Denkanstöße zu setzen, die sich mit der Qualität der Erziehung von
       Kindern und Jugendlichen im Landkreis Neumarkt i. d. Oberpfalz beschäftigen.
       Auch soll die Öffentlichkeitsarbeit für Eltern- und Familienbildung intensiviert und die
       Tatsache       in      das   gesellschaftliche        Bewusstsein        gebracht       werden,       dass
       Familiengründung und verantwortliches Leben mit Kindern ein hohes Maß an
       Wissen, Kompetenz und Fantasie verlangen. Die Angebote der Eltern- und
       Familienbildung müssen in gleicher Weise populär werden wie dies für andere
       Bereiche von Bildung und Beratung gilt. Darüber hinaus sollten Eltern insgesamt über
       die Förder- und Hilfemöglichkeiten der Kinder- und Jugendhilfe informiert sein.

       Kindertagesstätten und Schulen als Orte für eltern- und familienbildungsrelevante
       Aktivitäten

       Kindertagesstätten sowie auch Schulen sollen sich zunehmend als Orte und
       Initiatoren      für     eltern-    und      familienbildungsrelevante           Aktivitäten      öffnen.
       Kindertagesstätten sind die frühesten institutionellen Partner für junge Eltern. Sie
       sollen den Eltern die Einrichtungen auch als Orte für selbst organisierte Treffen zur
       Verfügung stellen und ihnen die Möglichkeit bieten, eigene Netzwerke für Selbsthilfe
       und Beratung zu entwickeln und diese wiederum in die Arbeit der Kindertagesstätten
       einbringen.

6
 siehe: Jugendhilfeplanung im Landkreis Neumarkt i.d. Opf.: Teilbereich III – Förderung der Erziehung in der Familie §§ 16
bis 21 SGBVIII und Hilfen zur Erziehung, Hilfen für junge Volljährige, Hilfen für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche
§§ 27 bis 42 SGB VIII.

                                                            [11]
Förderung der Erziehungsfähigkeit von Eltern / Elterntrainings

      Es wird empfohlen, im Rahmen des § 16 KJHG Angebote weiter zu entwickeln bzw.
      auszubauen, die dazu beitragen, Eltern in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken.
      Dabei soll Wissen über Erziehung, über Erziehungsstile und über Wirkungsweisen von
      Erziehungsmethoden vermittelt und praktisch gefestigt werden. Hier gilt es zum
      einen, ein ausreichendes Angebot vorzuhalten, dass sich an alle Eltern richtet und
      möglichst viele erreicht. Daneben sollen weitere spezielle Angebote für Eltern in
      besonderen Belastungssituationen bzw. Trainingskonzepte für Eltern, deren Kinder
      Hilfen zur Erziehung in Anspruch nehmen, konzeptionell erarbeitet und umgesetzt
      werden.

      Ausbau von Angeboten im Rahmen der Förderung der Erziehung in der Familie

      Leistungen zur Allgemeinen Förderung der Erziehung in der Familie sollen im Rahmen
      der Jugendhilfe ausgebaut werden. Zum einen soll ein breitenwirksames Angebot an
      Eltern- und Familienbildung vorgehalten werden, das sich grundsätzlich an alle Eltern
      richtet und möglichst viele erreicht. Dafür ist es erforderlich, die Bedürfnisse und
      Interessen der Eltern bei der Ausgestaltung der Angebote zu berücksichtigen.
      Veranstaltungen sind darauf auszurichten, dass die Eltern konkrete Unterrichtungen
      für eine verbesserte Gestaltung ihres familiären Alltags erhalten und die Freude an
      dem Zusammenleben mit Kindern gestärkt wird.
      Im Rahmen der Familienbildung sollen daneben aber auch für Lebenslagen und
      Erziehungssituationen, die von den am Erziehungsgeschehen Beteiligten als
      besonders belastend erlebt werden (Langzeitarbeitslosigkeit, Pflege, Behinderung
      oder schwerer Krankheit eines Familienangehörigen, längerer Abhängigkeit von
      Sozialhilfe, Trennung, Scheidung, ungewollter Elternschaft oder Migration), Hilfen
      angeboten werden.

Im Rahmen der Umsetzungsplanung hat die Jugendhilfeplanung des Landkreises in den Jahren 2010
und   2011     mithilfe   einer   sog.    Rasterabfrage     bzw.   einer   Matrix     den   Bestand    an
Familienbildungsangeboten im Landkreis grob eruiert und zusammen mit VertreterInnen von Trägern
der Familienbildungsangebote im Landkreis Neumarkt die weitere Vorgehensweise diskutiert.
Ergebnis dieses Diskussionsprozesses war die Initiierung eines Kursprogrammes für Eltern, welches
über die kreisangehörigen Gemeinden gebucht werden kann. Diese „Elternschule“ wurde bei der
Koordinierenden Kinderschutzstelle im Landratsamt angesiedelt. Das seit 2012 jährlich neu
erscheinende    Elternprogramm      hat    sich   seither    als   kostenloses,     sozialraumorientiertes
Bildungsangebot für Familien im Landkreis etabliert.

                                                  [12]
1.3.2. Steuerungsebene, Zuständigkeiten und Ansprechpartner sowie Arbeitsgruppen
Seit 01.05.2015 ist der Landkreis Neumarkt i.d. Opf. in das Förderprogramm zur Strukturellen
Weiterentwicklung der kommunalen Familienbildung und von Familienstützpunkten aufgenommen
und entsprechend der Richtlinien eine Koordinierungsstelle für das Förderprogramm eingerichtet
worden. Frau Dipl. Soziologin Sabine Niedermeier hat als Koordinatorin für die Strukturelle
Weiterentwicklung der Familienbildung und von Familienstützpunkten im Landkreis Neumarkt i. d.
Opf. eine wöchentliche Arbeitszeit von 10 Stunden zur Verfügung. Frau Niedermeier hat zunächst –
um einen genauen Einblick in das Förderprogramm zu bekommen – die entsprechenden
Veröffentlichungen des ifb Bamberg zum Thema durchgearbeitet und die Trägerlandschaft im
Bereich Familienbildung im Landkreis Neumarkt eruiert. Praktische Erfahrungsberichte lieferten zwei
Treffen mit den Koordinatorinnen der Stadt Regensburg und des Landkreises Regensburg. Im
Anschluss daran wurde von der Koordinationsstelle eine Steuerungsgruppe - bestehend aus dem
Jugendamtsleiter, der Jugendhilfeplanerin sowie dem Koki-Beauftragten des Landkreises - initiiert. Zu
den Aufgaben der Steuerungsgruppe gehören die inhaltliche und organisatorische Begleitung der
Planungs- und Umsetzungsschritte.
In diesem Gremium wurde vereinbart, die Bestandsanalyse zu familienbildenden Angeboten mithilfe
einer Rasterabfrage bei den wichtigsten Trägern von Familienbildungsangeboten im Landkreis
durchzuführen, da sich diese Art der Bestandsanalyse bereits im Jahr 2011 bewährt hat. Der Grund
für diese eher grobe Bestandsanalyse liegt darin, dass eine genaue Erfassung der Angebote kaum
möglich erschien, zumal – das spiegelt auch die Erfahrungen aus anderen Landkreisen wieder –
davon auszugehen war, dass sich ein Großteil der Anbieter nicht an der Befragung beteiligen werden.
Eine kleinräumige Abbildung des Bestandes auf Ebene der kreisangehörigen Gemeinden erschien
deshalb relativ unrealistisch.
Im Herbst 2015 fand außerdem ein erstes Treffen mit den VertreterInnen der Träger von Angeboten
zur Familienbildung im Landkreis Neumarkt i.d. Opf. statt. Im Hinblick auf die Initiierung eines
Familienbildungsnetzwerkes im Landkreis Neumarkt i.d.Opf. reagierten die TrägervertreterInnen
eher zurückhaltend bis skeptisch und vierwiesen zum einen auf Ihre Zusammenarbeit mit der
Koordinierenden Kinderschutzstelle im Rahmen des Elternprogrammes sowie auf ein bereits im Jahr
2007 im Rahmen eines Leader-Projektes ins Leben gerufene „Familiennetz Neumarkt“. Angeregt
wurde, ggf. dieses Familiennetz wieder zu reaktivieren. In der Steuerungsgruppe wurde daraufhin
beschlossen zunächst die Bedarfsanalyse durchzuführen und potentielle Standorte von
Familienstützpunkten auszuwählen, ehe eine Reaktivierung des Familiennetzes erfolgt.

                                                [13]
1.3.3. Personelle und finanzielle Ressourcen explizit für die Familienbildung
Vor der Teilnahme am Förderprogramm war im Landkreis Neumarkt i.d.OPf. die Familienbildung den
KOKI MitarbeiterInnen zugeordnet. Auch die Haushaltsstelle für den § 16 Förderung der Erziehung in
der Familie wird von den KOKI’s verwaltet. Seit 01.05.2015 ist Frau Niedermeier mit einem
Stellenumfang von 10 Stunden pro Woche mit den Koordinationsaufgaben lt. Richtlinie (siehe
Anhang) des Förderprogrammes beauftragt. Aufgabe der Koordinationsstelle ist es, eine
Bestandserhebung durchzuführen, den Bedarf an Familienbildungsangeboten zu ermitteln und ein
Konzept für die Familienbildung im Landkreis zu erarbeiten. Darüber hinaus soll die
Koordinationsstelle in den kreisangehörigen Gemeinden über das Förderprogramm informieren, den
Aufbau von Familienstützpunkten anregen und begleiten. Zu den Aufgaben der Koordinatorin gehört
es darüber hinaus, den Bekanntheitsgrad und die Akzeptanz von Familienbildung durch gezielte
Öffentlichkeitsarbeit fördern, Ausbau der Familienbildungsangeboten vorantreiben sowie die
Koordination und Vernetzung der kommunalen Anbieter zu unterstützen.

1.3.4. Auf- und Ausbau eines Familienbildungsnetzwerkes
Das im Rahmen eines Leader-Projektes im Landkreis Neumarkt i.d.OPf. ins Leben gerufene
„Familiennetz Neumarkt“ soll nach der Einrichtung von Familienstützpunkten reaktiviert werden
(siehe Punkt 1.2.2.). Das Familiennetz Neumarkt war/ist ein Zusammenschluss von 25 Organisationen
und Personen aus dem Landkreis und diente als Informations- und Austauschplattform für regionale
Einrichtungen.

                                               [14]
1.4. Kommunale Merkmale und Rahmenbedingungen

Der Landkreis Neumarkt i. d. OPf. liegt im Westen des Regierungsbezirks Oberpfalz und besteht aus
der Großen Kreisstadt Neumarkt i.d.OPf. sowie 18 weiteren Gemeinden, wobei sich drei zu einer
Verwaltungsgemeinschaften Neumarkt i.d.OPf. (Gemeinde Berngau, Gemeinde Pilsach, Gemeinde
Sengenthal) zusammengeschlossen haben. In seiner heutigen Form entstand der Landkreis während
der Gebietsreform in Bayern im Jahr 1972, als vor allem der Landkreis Parsberg in den heutigen Kreis
integriert wurde. Sitz des Landratsamtes und der weiteren Kreisbehörden ist Neumarkt i.d.OPf.
Am 31.12.2014 hatte der Landkreis Neumarkt i. d. OPf. 128.975 Einwohner, wobei sich die
Bevölkerung folgendermaßen verteilt:

Abbildung 1: Bevölkerung im Landkreis Neumarkt i.d.OPf. differenziert nach EinwohnerInnen (Stand 31.12.2014)

Quelle:   Nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung, Stichtag 31.12.2014

                                                          [15]
Wirtschaftliches und kulturelles Zentrum ist die Stadt Neumarkt i.d.Opf. mit 38.800 EinwohnerInnen.
Weitere einwohnerstarke Städte und Gemeinden sind Freystadt (8.674 EinwohnerInnen zum Stand
31.12.2015), Berching (8446 EinwohnerInnen zum Stand 31.12.2014), Berg (7.516 EinwohnerInnen
zum Standt 31.12.2014) und Postbauer-Heng mit 7479 EinwohnerInnen).7
Insgesamt betrachtet hat der Landkreis Neumarkt eine Bevölkerungsdichte von 97 EinwohnerInnen
pro km² und gehört damit zu den am dünnsten besiedelten Landkreisen in Bayern. Aber auch
innerhalb des Landkreises ist die Bevölkerungsdichte sehr unterschiedlich, wie nachfolgende
Zusammenstellung zeigt:

Tabelle 1: Bevölkerungsdichte in den kreisgehörigen Gemeinden des Landkreises Neumarkt i.d. OPf.

                                                          Bevölkerungs-            Anzahl
                                     Einwohner                                                  Fläche in km²
                                                               dichte             Ortsteile
Berching, Stadt                         8446                65 pro km²           46 Ortsteile    131,18 km²
Berg, Gemeinde                          7516               116 pro km²           35 Ortsteile    65,14 km²
Berngau, Gemeinde                       2544                95 pro km²           8 Ortsteile     27,12 km²
Breitenbrunn, Markt                     3410                49 pro km²           34 Ortsteile    70,79 km²
Deining, Gemeinde                       4389                63 pro km²           31 Ortsteile    71,37 km²
Dietfurt, Stadt                         6074                77 pro km²           37 Ortsteile    78,79 km²
Freystadt, Stadt                        8674               109 pro km²           33 Ortsteile    80,57 km²
Hohenfels, Markt                        2127                16 pro km²           42 Ortsteile    137,09 km²
Lauterhofen, Markt                      3679                44 pro km²           42 Ortsteile    82,97 km²
Lupburg, Markt                          2358                77 pro km²           24 Ortsteile    30,70 km²
Mühlhausen, Gemeinde                    4812               131 pro km²           24 Ortsteile    36,98 km²
Neumarkt, Stadt                         38800              498 pro km²           45 Ortsteile    79,01 km²
Parsberg, Stadt                         6731               118 pro km²           34 Ortsteile    57,33 km²
Pilsach, Gemeinde                       2731                58 pro km²           27 Ortsteile    47,65 km²
Postbauer-Heng, Markt                   7479               306 pro km²           9 Ortsteile     24,65 km²
Pyrbaum, Markt                          5653               113 pro km²           14 Ortsteile    50,27 km²
Sengenthal, Gemeinde                    3277               119 pro km²           21 Ortsteile    28,52 km²
Seubersdorf, Gemeinde                   5055                75 pro km²           19 Ortsteile    68,29 km²
Velburg, Stadt                          5220                30 pro km²           49 Ortsteile    175,69 km²
Landkreis Neumarkt                     128975               97 pro km²
Bayern:                                                    182 pro km²
Oberpfalz:                                                 113 pro km²

7
 eigene Darstellung nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik, vgl.
https://www.statistik.bayern.de/statistikkommunal/00175.php
                                                          [16]
Die Zusammengefasste Geburtenziffer (ZGZ) als Maß für die Fertilität im Landkreis Neumarkt beträgt
1,66 Kinder je Frau und liegt damit deutlich über dem bayerischen Durchschnitt von 1,48.8 Der Anteil
an Kindern und Jugendlichen (unter 18-Jährige) an der Gesamtbevölkerung ist im Landkreis
Neumarkt mit 17,5% höher als der Vergleichswert für den gesamten Freistaat, der bei 16,5% liegt.
Nachfolgende Tabelle zeigt die Verteilung der Altersgruppen differenziert nach den kreisangehörigen
Gemeinden:

Tabelle 2: Jugendliche Bevölkerung in den kreisangehörigen Gemeinden des Landkreises Neumarkt i.d.OPf.
                                                                                                       9
differenziert nach Altersgruppen (eigene Zusammenstellung nach Daten des Bay. Landesamtes für Statistik )

                                    %-Anteil unter 6      %-Anteil 6 bis      %-Anteil 15 bis       %-Anteil unter
                                         Jahre            unter 15 Jahre       unter 18 Jahre          18 Jahre
Berching                                 5,1%                  9,2%                 3,6%                17,8%
Berg                                     5,1%                  9,9%                 3,9%                18,9%
Berngau                                  6,7%                  10,4%                4,4%                21,5%
Breitenbrunn                             5,3%                  9,3%                 4,0%                18,6%
Deining                                  5,1%                  10,5%                3,7%                19,3%
Dietfurt                                 5,7%                  8,3%                 3,6%                17,6%
Freystadt                                5,1%                  9,3%                 4,4%                18,8%
Hohenfels                                4,5%                  8,6%                 3,2%                16,3%
Lauterhofen                              4,7%                  8,7%                 3,6%                17,0%
Lupburg                                  5,6%                  9,6%                 3,6%                18,8%
Mühlhausen                               5,4%                  8,4%                 3,5%                17,2%
Neumarkt, Stadt                          4,8%                  7,6%                 3,3%                15,7%
Parsberg                                 5,5%                  7,9%                 3,3%                16,7%
Pilsach                                  6,8%                  10,3%                3,8%                20,9%
Postbauer-Heng                           5,5%                  9,2%                 3,8%                18,5%
Pyrbaum                                  5,5%                  9,2%                 3,5%                18,1%
Sengenthal                               5,4%                  6,3%                 3,1%                14,9%
Seubersdorf                              5,7%                  9,0%                 3,9%                18,7%
Velburg                                  5,0%                  9,9%                 4,2%                19,0%
Landkreis Neumarkt                       5,2%                  8,1%                 3,6%                17,5%
Oberpfalz                                4,9%                  8,1%                 3,3%                16,2%
Bayern                                   5,2%                  8,7%                 3,1%                16,5%

8
  vgl. Bayerisches Statistisches Landesamt, Stand 31.12.2015,
https://www.statistik.bayern.de/presse/archiv/2016/300_2016.php; eigene Darstellung nach Daten des Bayerischen
Landesamtes für Statistik, vgl. https://www.statistik.bayern.de/statistikkommunal/00175.php
9
  eigene Berechnungen nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik, vgl.
https://www.statistik.bayern.de/statistikkommunal/00175.php
                                                        [17]
Der Ausländeranteil ist im Landkreis Neumarkt mit 5,9% relativ gering (für Gesamt Bayern liegt der
Anteil bei 10,3%). Ebenfalls vergleichsweise gering ist im Landkreis Neumarkt der Anteil der
SchulanfängerInnen mit Migrationshintergrund an allen SchülerInnen: für Gesamtbayern liegt dieser
Anteil im Schuljahr 2016/17 bei 22,7%, im Landkreis Neumarkt bei 12,9%.10
Laut den Prognosen des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung wird die
Gesamtbevölkerung im Landkreis Neumarkt i. d. OPf. bis zum Jahr 2024 voraussichtlich leicht
ansteigen (Ausgangsjahr 2014), bis zum Jahr 2034 dann voraussichtlich stagnieren (Ausgangsjahr
2024).
Die potentielle Jugendhilfeklientel (unter 21-Jährige) wird kurzfristig (bis 2024) bereits stark
abnehmen. Besondere Entwicklungen in den Altersgruppen sind der folgenden Tabelle zu
entnehmen, welche die prozentuale Veränderung der Bevölkerung des Landkreises Neumarkt i. d.
OPf. bis zum Jahr 2024/2034 (Basisjahr 2014) darstellt.

Tabelle 3: Prognostizierte Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Neumarkt i.d.OPf. bis 2024/34 differenziert
                                11
nach Altersgruppen im Vergleich

                                  Landkreis            Landkreis
                                  Neumarkt             Neumarkt           Bayern Ende          Bayern Ende
                              i.d.OPf. bis Ende    i.d.OPf. bis Ende         2024                 2034
                                    2024                 2034

unter 3 Jahre                       -1,1%               -10,6%                5,2%                  -2%
3 bis unter 6 Jahre                  1,7%                -4,2%                10,1%                 6%
6 bis unter 10 Jahre                 1,5%                -0,1%                6,7%                  7%
10 bis unter 14 Jahre               -5,6%                -6,9%                0,9%                  3%
14 bis unter 18 Jahre               -22,8%              -21,6%               -11,0%                 -7%
18 bis unter 21 Jahre               -24,1%              -22,5%               -10,6%                 -9%
21 bis unter 27 Jahre               -14,5%              -26,3%                -6,2%                -15%
27 bis unter 40 Jahre               11,0%                -2,5%                11,5%                 1%
40 bis unter 60 Jahre               -8,1%               -13,4%                -4,2%                 -7%
60 bis unter 75 Jahre               38,5%                51,1%                22,0%                33%
75 Jahre oder älter                  7,3%                40,9%                11,8%                31%
Gesamtbevölkerung                    2,3%                2,4%                 4,7%                  5%

Differenziert auf der Ebene der kreisangehörigen Gemeinden kann in den folgenden Tabellen die
prognostizierte Bevölkerungsentwicklung bis 2024 unterschieden nach den Alter

10
     vgl. Nach Daten des ISB Schuljahr 2016/17: KIS Datentabelle 2016: http://www.kis-schule-bayern.de
11
      vgl. JUBB Geschäftsbericht für den Landkreis Neumarkt i.d.OPf.
                                                       [18]
Tabelle 4: Prognostizierte Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Neumarkt i.d.OPf. bis 2034 differenziert nach
                                                                  12
Altersgruppen auf Ebene der einzelnen kreisangehörigen Gemeinden

                                      Bevölkerungsveränderung 2034 (2028 bei Gemeinden unter 5000
                                    Einwohnern13) gegenüber 2014 für Kinder und Jugendliche in Prozent

                                     unter 3-         3 bis unter       6 bis unter       10 bis unter      16 bis unter
                                     Jährige           6-Jährige        10-Jährige         16-Jährige        19-Jährige

Berching                             -18,9%              -6,6%             -6,1%             -20,1%            -33,0%

Berg                                 -16,2%              -7,7%             -5,3%             -20,8%            -20,0%

Berngau                               -8,5%              -5,6%             -1,0%             -10,3%            -21,3%

Breitenbrunn                         -11,6%              4,4%              -1,5%             -15,2%            -33,0%

Deining                               5,6%               13,1%             -4,4%             -20,6%            -25,5%

Dietfurt                              -8,1%              -5,8%              6,8%              -2,0%            -27,5%

Freystadt                             -6,0%              1,0%               1,3%             -20,4%            -43,7%

Hohenfels                             2,3%              -12,3%            -19,6%             -20,1%            -27,6%

Lauterhofen                           -6,2%              -0,9%             -7,2%             -20,9%            -34,0%

Lupburg                              -10,1%              7,5%              -0,1%              1,4%             -18,5%

Mühlhausen                            -4,3%              -0,1%             -0,4%              -0,7%            -17,0%

Neumarkt, Stadt                       -8,8%              -5,1%             -1,1%              -8,8%            -20,4%

Parsberg                              -1,7%             -10,1%              8,2%              -6,3%            -17,8%

Pilsach                              -11,4%              7,2%              -3,5%              2,2%              -6,0%

Postbauer-Heng                       -10,9%              4,5%              12,6%              -6,5%            -20,9%

Pyrbaum                               -7,5%              -8,3%              8,8%              -6,4%             -2,2%

Sengenthal                            6,6%               7,9%              44,4%             20,2%             -13,7%

Seubersdorf                          -25,5%              -7,4%             -6,8%             -20,3%            -26,0%

Velburg                              -13,6%             -14,3%            -16,2%             -29,5%            -38,2%

Landkreis Neumarkt                   -11,5%              3,1%               7,0%              -0,6%            -15,8%

Oberpfalz                             -9,4%              -0,5%              3,2%              -2,8%            -16,6%

Bayern                                -3,7%              4,9%               8,5%              4,7%              -7,9%

12
     vgl. JUBB Geschäftsbericht für den Landkreis Neumarkt i.d.OPf.
13
     gilt für Berngau, Breitenbrunn, Deining, Hohenfels, Lauterhofen, Lupburg, Mühlhausen, Pilsach und Sengenthal
                                                            [19]
Tabelle 5: Prognostizierte Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Neumarkt i.d.OPf. bis 2034 differenziert nach
                                          14
den einzelnen kreisangehörigen Gemeinden

                                              Bevölkerung in den Jahren 2014, 2024 und 2034

                                         2014                          202415                        203416

Berching                                 8446                           8500                          8500

Berg                                     7516                           7600                          7600

Berngau                                  2544                           2620                          2680

Breitenbrunn                             3410                           3380                          3350

Deining                                  4389                           4530                          4590

Dietfurt                                 6074                           6400                          6500

Freystadt                                8674                           8800                          8800

Hohenfels                                2127                           2150                          2100

Lauterhofen                              3679                           3660                          3580

Lupburg                                  2358                           2400                          2420

Mühlhausen                               4812                           4900                          4870

Neumarkt, Stadt                         38800                          39300                          38900

Parsberg                                 6731                           7300                          7400

Pilsach                                  2731                           2850                          2920

Postbauer-Heng                           7479                           7600                          7600

Pyrbaum                                  5653                           5700                          5700

Sengenthal                               3277                           3460                          3470

Seubersdorf                              5055                           5000                          4900

Velburg                                  5220                           5100                          6000

Landkreis Neumarkt                      130385                        134900                         136300

Oberpfalz                              1092339                        1113900                       1109600

Bayern                               12843514,0                     13441000,0                    13532100,0

14
     vgl. JUBB Geschäftsbericht für den Landkreis Neumarkt i.d.OPf.
15
   bzw. im Jahr 2021 für Gemeinden unter 5000 EinwohnerInnen (betrifft Berngau, Breitenbrunn, Deining, Hohenfels,
Lauterhofen, Lupburg, Mühlhausen, Pilsach und Sengenthal)
16
   bzw. im Jahr 2028 für Gemeinden unter 5000 EinwohnerInnen (betrifft Berngau, Breitenbrunn, Deining, Hohenfels,
Lauterhofen, Lupburg, Mühlhausen, Pilsach und Sengenthal)
                                                         [20]
Die Arbeitslosenquote insgesamt im Landkreis Neumarkt i. d. OPf. lag im Jahresdurchschnitt 2014 bei
2,2%. Insgesamt wies Bayern 2014 im Jahresdurchschnitt eine Arbeitslosenquote von 3,8% auf.
Damit ist, im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2013 (2,4%), die Arbeitslosenquote leicht gesunken.
In Bayern ist sie in der gleichen Zeit mit 3,8% konstant geblieben.17

Im Jahresdurchschnitt 2014 gab es im Landkreis Neumarkt i. d. OPf. 1.089 Empfänger von SGB III-
Leistungen. Dies entspricht einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 1,5 % im Rechtskreis SGB
III. Bayernweit ergab sich im Vergleich dazu eine durchschnittliche Arbeitslosenquote im Rechtskreis
SGB III von 1,9%.18

Im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2013 (1,7%) ist die Arbeitslosenquote im Rechtskreis SGB III
damit leicht gesunken, während bayernweit die Quote in den Jahren 2013 und 2014 mit 1,9% gleich
geblieben ist.19

Im Jahresdurchschnitt 2014 erhielten 1.433 erwerbsfähige Personen Unterstützungsleistungen nach
dem SGB II. Auf 100 Einwohner im erwerbsfähigen Alter (15- bis unter 65-Jährige) kamen im
Landkreis Neumarkt i. d. OPf. somit 1,6% Leistungsempfänger. Im Vergleich zum Jahresdurchschnitt
2013 (1,6 %) ist der Anteil der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten damit 298.856. Bayernweit ist
die Quote in der gleichen Zeit mit einem Wert von 3,5% konstant geblieben.20

Der Indikator „Kinderarmut“ im Landkreis Neumarkt i. d. OPf. liegt im Jahr 2014 bei 3,2%. Bayernweit
lag der Wert bei 7,1%.Die Kinderarmut ist damit im Vergleich zum Jahr 2013 konstant geblieben. In
Bayern ist der Indikator in der gleichen Zeit ebenfalls konstant geblieben (von 7,0% auf 7,1%). 21

Der Anteil der im Landkreis Neumarkt i. d. OPf. sozialversicherungspflichtig gemeldeten
Arbeitnehmer beträgt 64,2% an der Gesamtheit der Einwohner im erwerbsfähigen Alter zwischen 18
bis unter 65 Jahren (Bayern: 63,3%).Der Anteil der im Landkreis Neumarkt i. d. OPf.
sozialversicherungspflichtig gemeldeten Frauen beträgt 58,7% an der Gesamtheit der Frauen im
erwerbsfähigen Alter zwischen 18 bis unter 65 Jahren (Bayern: 59,1%).22

Der Anteil der Schulabgänger ohne Haupt-/Mittelschulabschluss an allen Absolventen und Abgängern
aus allgemeinbildenden Schulen lag im Schuljahr 2013/2014 im Landkreis Neumarkt i. d. OPf. bei
2,6 % (bayerischer Vergleichswert: 3,6%). Darüber hinaus liegt der Anteil der Schulabgänger ohne
Haupt-/ Mittelschulabschluss an der Hauptrisikogruppe der 15- bis unter 16-Jährigen bei 7,8%
(bayerischer Vergleichswert: 9,1%).23

Neben der Darstellung der Schulabgänger ohne Abschluss ist es durch ein neues Datenangebot des
ISB möglich, die Übertrittsquoten auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte in Bayern
darzustellen. Dargestellt wird jeweils, welcher Anteil der Schülerinnen und Schüler der vierten
Klassen auf eine weiterführende Schule übergetreten ist. Im Landkreis Neumarkt i. d. OPf. sind 37,2%
aller Schülerinnen und Schüler der vierten Klasse auf die Mittelschule übergetreten. In Bayern trifft

17
   vgl. JUBB Geschäftsbericht für den Landkreis Neumarkt i.d.OPf. 2015;
18
   vgl. JUBB Geschäftsbericht für den Landkreis Neumarkt i.d.OPf. 2015;
19
   vgl. JUBB Geschäftsbericht für den Landkreis Neumarkt i.d.OPf. 2015;
20
    vgl. JUBB Geschäftsbericht für den Landkreis Neumarkt i.d.OPf. 2015;
20
   vgl. JUBB Geschäftsbericht für den Landkreis Neumarkt i.d.OPf. 2015;
22
     vgl. JUBB Geschäftsbericht für den Landkreis Neumarkt i.d.OPf. 2015;
23
     vgl. JUBB Geschäftsbericht für den Landkreis Neumarkt i.d.OPf. 2015;
                                                       [21]
dies auf 30,6% aller Viertklässler/innen zu. Auf die Realschule wechselten im Schuljahr 2014/2015
31,5% aller Kinder der vierten Klassen im Landkreis Neumarkt i. d. OPf.. Aus allen bayerischen
Grundschulen traten 28,3% aller Schülerinnen und Schüler auf die Realschule über. Auf das
Gymnasium wechselten im Schuljahr 2014/2015 30,2% aller Kinder der vierten Klassen im Landkreis
Neumarkt i. d. OPf.. In Bayern insgesamt waren es 39,1% aller Schülerinnen und Schüler.24

Betrachtet man die Entwicklung der Quote der Scheidungen, so ist zwischen den Jahren 2013 und
2014 ein leichter Rückgang erkennbar. Im Landkreis Neumarkt i. d. OPf. wurden 2014 0,23% der Ehen
gerichtlich gelöst (Bayern: 0,2%). Die Anzahl der Eheschließungen 2014 belief sich auf 594.25

Besonders jugendhilferelevant sind die von Scheidung betroffenen Kinder und Jugendlichen unter 18
Jahren. Im Landkreis Neumarkt i. d. OPf. waren das im Jahr 2014 208 Minderjährige, was einem
Anteil von 0,9% entspricht (Bayern: 0,9%). Zu beachten ist, dass Trennungen von unverheirateten
Eltern statistisch nicht erfasst werden.26

24
   vgl. JUBB Geschäftsbericht für den Landkreis Neumarkt i.d.OPf. 2015;
25
   vgl. JUBB Geschäftsbericht für den Landkreis Neumarkt i.d.OPf. 2015;
26
   vgl. JUBB Geschäftsbericht für den Landkreis Neumarkt i.d.OPf. 2015;
                                                     [22]
1.5. Ergebnisse der Bestandserhebung: Was ist da?
Bereits im Jahr 2010 gab es im Landkreis Neumarkt i.d.Opf. im Rahmen der Jugendhilfeplanung zum
Teilbereich „Förderung der Erziehung in der Familie“ eine sog. Rasterabfrage (siehe Punkt 1.2.1.).
Ausgehend von der Überlegung, dass eine Vollerhebung zum Bestand an Familienbildungsangeboten
zumal auf Landkreisebene kaum realisierbar sein wird, hat die Jugendhilfeplanung bereits im Jahr
2010 orientiert an den Veröffentlichungen des ifb Bamberg eine Matrix erarbeitet, mit deren Hilfe
das Angebot an Familienbildung grob erfasst werden sollte. Zusammen mit der Jugendhilfeplanerin
wurde für diese Bestandserhebung aus dem Jahr 2011 überarbeitet und gemeinsam eine Auswahl
der zu befragenden Träger getroffen. Die Matrix für die Rasterabfrage wurde ab Anfang Juli 2015 auf
OneDrive online den relevanten Trägern einzeln zur Verfügung gestellt. Die Träger wurden sowohl
postalisch als auch per email auf die Befragung aufmerksam gemacht. Zusammen mit der Email
haben die Träger einen Link erhalten, mit dessen Hilfe direkt auf die Matrix bzw. Rasterabfrage
zugegriffen werden konnte. Das Ausfüllen der Rasterabfrage verlief eher schleppend. Die meisten
Träger wurden ein zweites Mal per Email und anschließend telefonisch zum Teil mehrmals gebeten,
sich an der Bestandsanalyse zu beteiligen. Da die Auswahl der Träger sich auf die größeren Anbieter
von Familienbildungsangeboten beschränkte, war diese intensive Nachbearbeitung möglich.
Insgesamt haben sich bis Ende August 2015 folgende 18 Träger an der Abfrage beteiligt:

Beteiligt an der Rasterabfrage wurden:

      Amt für Ernährung, Landwirtschaft und                  Familienstützpunkt der Rummelsberger
         Forsten                                              Familienzentrum Neumarkt
      Bürgerhaus Stadt Neumarkt                              Gesundheitsamt Neumarkt
      Caritas Kreisstelle                                    Katholische Erwachsenenbildung
      CJD (Christliches Jugenddorfwerk)                      Suchtberatung Caritas
      Donum Vitae                                            Suchtberatung Diakonisches Werk
      Psychologische Beratungsstelle für Eltern,             Volkshochschule Neumarkt
         Kinder und Jugendliche                               Villa Kugelrund
      Evangelisches Bildungswerk                             Koordinierende Kinderschutzstelle
      Psychologische Beratungsstelle für Ehe,                Jugendhilfeplanung des Landkreises
         Familien- und Lebensberatung                            Neumarkt

Mithilfe nachfolgender Darstellung wurden die Ergebnisse zusammengefasst: je dunkler die Felder,
desto mehr Angebote gibt es und umgekehrt. Schraffiert wurden jene Zellen, denen keine Angebote
zugeordnet werden konnten. Die gelb markierten Felder sind das Ergebnis einer Diskussionsrunde in
der Steuerungsgruppe: hier sollte ggf. über zu schaffende Angebote nachgedacht werden: 27

27
  Die Träger von Familienbildungsangeboten wurden gebeten, ihre Angebote den Lebenslagen/-themen und
gleichzeitig den Familienphasen/-formen zuzuordnen. Im Anhang findet sich die den Trägern zur Verfügung
gestellte detaillierte Beschreibung, wie die Tabelle auszufüllen war.
                                                    [23]
[24]
Wie nachfolgende Tabelle zeigt, sind Beratungsangebote die häufigste           Mit Abstand am häufigsten halten die Träger ihre Angebote in der großen
Form, in der Familienbildungsangebote vorgehalten werden, gefolgt von          Kreisstadt Neumarkt i.d.Opf. vor:
Kursen:

                                                                        [25]
Die Auswertung der Bestandsanalyse zeigt, dass die derzeitigen Angebote einen Großteil der
abgefragten Lebenslagen-/themen abdecken. Am häufigsten werden Angebote zur „Förderung der
Erziehungskompetenz“ und zur „Förderung von Alltagskompetenzen“ vorgehalten. Ggf. etwas
unterrepräsentiert sind die Themen „Freizeitgestaltung in/mit Familie“, „Medien-Know-How“,
„Kreatives Gestalten“, „Musisches Gestalten“ sowie „Interkulturelle Bildung/Begegnung“.28

Die vorgehaltenen Angebote richten sich an Familien in den unterschiedlichsten Phasen. Im Vergleich
betrachtet sind Angebote für die Lebensphase „Familie mit Jugendlichen“ etwas unterrepräsentiert.
Vereinzelt fehlen darüber hinaus möglicherweise Angebote für „Alleinerziehende“, für „Familien mit
Migrationshintergrund“, für „kinderreiche Familien“, für „Teenager-Eltern“ sowie für „Patchwork-
Familien“.29 Im Hinblick auf Darbietungsformen von Familienbildungsangeboten zeigt sich insgesamt
ein sehr ausgewogenes Verhältnis. Fragt man jedoch danach, in welchen Kommunen die Angebote
vorgehalten werden, so fällt auf, dass eine eindeutige Konzentration auf die große Kreisstadt
Neumarkt vorliegt, bzw. dass insbesondere die mittleren und kleineren Gemeinden im Hinblick auf
Familienbildungsangebote vor Ort deutlich unterrepräsentiert sind. Hier soll mithilfe einer geplanten
Elternbefragung u.a. erhoben werden, inwieweit die Eltern sich Angebote vor Ort in deren
Heimatgemeinden wünschen.

Am 30.10.2015 fand ein erstes Treffen mit den großen Trägern von Angeboten der Familienbildung
im Landkreis Neumarkt i. d. Opf. statt. Im Rahmen dieses Treffens wurde zunächst das Projekt
„Familienstützpunkte“ und die Koordinationsstelle für Familienstützpunkte im Landkreis vorgestellt.
Im Anschluss daran folgte eine Präsentation der Ergebnisse der Bestandsanalyse. Die nachfolgenden
Diskussionspunkte beschäftigten sich mit „Angebotslücken“, der Frage nach „Angeboten für Familien
aus allen sozialen Milieus“, der „Dezentralisierung von Angeboten“, der „Transparenz der Angebote“,
den „Darbietungsformen der Angebote“ sowie der „Vernetzung der Angebote“. Im Hinblick auf die
Initiierung eines Familienbildungsnetzwerkes im Landkreis Neumarkt i. d. Oberpfalz reagierten die
Trägervertreter eher skeptisch und verwiesen zum einen auf ihre Zusammenarbeit mit der
Koordinierenden Kinderschutzstelle im Landkreis im Rahmen des Koki-Elternprogrammes sowie auf
ein schon im Jahr 2007 im Rahmen eines Leader-Projektes ins Leben gerufene „Familiennetz
Neumarkt“. Angeregt wurde, dieses Familiennetz Neumarkt wieder zu reaktivieren. Da im Landkreis
Neumarkt das Koki-Elternprogramm auf Familien mit Kindern im Alter bis zu 10 Jahren abzielt, war
eine Abgrenzung zu Familienbildungsangeboten schwer vermittelbar.

28
   Allerdings muss hier berücksichtigt werden, dass entsprechende Angebote evtl. von den Kindertagesstätten, den
Pfarreien bzw. von Vereinen/Verbänden in den Gemeinden vorgehalten werden. Hier soll die geplante Elternbefragung
genaueren Aufschluss geben.
29
   Genaueren Aufschluss hierüber soll die geplante Elternbefragung geben.

                                                        [26]
1.6. Ergebnisse der Erhebung der Bedürfnisse: Was wollen die Adressaten?

1.6.1. Beschreibung der Ziele und Methoden der Erhebung

Zunächst war angedacht, über Email-Verteiler die Eltern anzuschreiben und in dieser Email mithilfe
eines Link die Eltern zu animieren, direkt auf die Online-Befragung zuzugreifen. Eine entsprechende
Anfrage an Schulen und Kindertagesstätten jedoch ergab, dass die meisten Einrichtungen über keine
Email-Verteiler an die Eltern verfügen. Entsprechend wurde versucht, die Online-Befragung mithilfe
von Flyern (30.000 Stück) und Plakaten breit zu bewerben. Ein Bild des Landrates auf den Flyern
sollte die Vertrauenswürdigkeit der Befragung erhöhen. Es wurde ein eigener Link für die Befragung
kreiert (www.elternbefragung-landkreis-neumarkt.de) der auch mithilfe eines QR-Code erreicht
werden konnte:

                                               [27]
Außerdem wurde mithilfe eines Link auf der Homepage des Landkreises, auf der Homepage der
Koki’s sowie auf der Homepage des Kreisjugendringes für eine Teilnahme an der Befragung
geworben. Die Flyer und Plakate wurden entsprechend der Schülerzahlen an alle Schulen des
Landkreises (Grundschülen, Mittelschulen, Realschulen, Gymnasien, Förderschulen) versendet mit
der Bitte, diese klassenweise über die Schüler an die Eltern weiter zu geben. Darüber hinaus wurden
die Flyer an alle Kindertagesstätten gesendet mit der Bitte um Weitergabe an die Eltern und auch alle
Gemeindeverwaltungen und alle Träger von Familienbildungsangeboten haben Flyer bekommen, mit

                                                [28]
der Bitte, diese auszulegen bzw. zu verteilen und über die Plakate für die Teilnahme zu werben. Auch
über einen Pressebericht wurde auf die die Befragung aufmerksam gemacht.

Die Online-Befragung war so konzipiert, dass sie von jedem PC aus nur einmal beantwortet werden
konnte.

Nachdem nach zwei Wochen erst ca. 300 Eltern einen Fragebogen beantwortet hatten, wurde
mithilfe weiterer Rundschreiben an alle Kindertagesstätten und Schulen sowie eines weiteren
Presseberichtes erreicht, dass sich letztendlich 864 Mütter und Väter an der Befragung beteiligt
haben.

726 Befragte haben Angaben zum Wohnort gemacht. Nachfolgende Tabelle zeigt, dass knapp 30%
der Befragten in der Stadt Neumarkt leben und dies in etwas auch korrespondiert mit dem Anteil der
EinwohnerInnen in der Stadt Neumarkt bezogen auf die gesamte Landkreisbevölkerung. Mehrheitlich
jedoch entspricht der Anteil der Befragungsteilnehmer nicht dem Anteil der jeweiligen
EinwohnerInnen an der Gesamtbevölkerung:

 In welcher Gemeinde wohnen                                %-Anteil an der       %-Anteil an der
                                       Häufigkeit                              Gesamtbevölkerung
               Sie?                                           Befragung
Stadt Neumarkt                             215                  29,6%                 30,15%
Berching                                   42                   5,8%                  6,48%
Berg                                       42                   5,8%                  5,82%
Berngau                                    28                   3,9%                  1,97%
Breitenbrunn                               15                   2,1%                  2,61%
Deining                                    22                   3,0%                  3,49%
Dietfurt                                   53                   7,3%                  4,63%
Freystadt                                  55                   7,6%                  6,72%
Hohenfels                                   4                   0,6%                  1,64%
Lauterhofen                                40                   5,5%                  2,82%
Lupburg                                    13                   1,8%                  1,80%
Mühlhausen                                 24                   3,3%                  3,75%
Parsberg                                   26                   3,6%                  5,25%
Pilsach                                    23                   3,2%                  2,17%
Postbauer-Heng                             43                   5,9%                  5,74%
Pyrbaum                                    20                   2,8%                  4,35%
Sengenthal                                 12                   1,7%                  2,73%
Seubersdorf                                11                   1,5%                  3,84%
Velburg                                    19                   2,6%                  4,03%

                                                 [29]
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