GEWALT - Österreichisches Parlament

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GEWALT - Österreichisches Parlament
GEWALT
RASSISMUS
GEDENKEN
OPFER 2021
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Gemeinsame Sondersitzung der

          PRÄSIDIALKONFERENZEN
  DES NATIONALRATES UND DES BUNDESRATES
    anlässlich des Gedenktags gegen Gewalt und Rassismus
im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 5. Mai 2021,
              Dachfoyer der Hofburg, 10.30 Uhr
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Programm
                     Begrüßung
       CHRISTIAN BUCHMANN | Präsident des Bundesrates

             Moderiertes Gespräch (Aufzeichnung)
    BARBARA GLÜCK | Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen
       LUIGI TOSCANO | Fotograf, GEGEN DAS VERGESSEN
           EIDEL MALOWICKI | Dialogprojekt LIKRAT
                 LINDA ERKER | Zeithistorikerin

                Worte zum Gedenken
        WOLFGANG SOBOTKA | Präsident des Nationalrates
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Moderation
            REBEKKA SALZER

                     Musik
               Hans Gál (1890–1987)
Trio für Oboe, Violine und Viola op. 94 (1941)
  I. Pastorale. Andantino, tranquillo et suave
      III. Intermezzo agitato. Molto allegro

        ISABELLA SCHWARZ | Oboe
         FLORIS WILLEM | Violine
   NICOLÁS BERNAL-MONTAÑA | Viola
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Vorwort des Präsidenten
    Ein fundiertes historisches Wissen ebenso wie eine kritische Reflexion der Vergangen-
    heit stellen Grundvoraussetzungen dar, um Antworten auf die Herausforderungen der
    Gegenwart zu entwickeln und um zu vermeiden, dass sich Versäumnisse und Fehlent-
    wicklungen wiederholen. Die Geschichte des Nationalsozialismus hat gezeigt, welche
    Entwicklung eine Gesellschaft nimmt, die Ideologien der vermeintlichen ethnischen oder
    kulturellen Überlegenheit und der damit einhergehenden Missachtung von Menschen-
    rechten in konkretes Handeln übersetzt. Im Nationalsozialismus mündete das direkt in
    die größte menschliche Katastrophe unserer Zeit, den Holocaust und die Verfolgung und
    Ermordung von Millionen vollkommen unschuldiger Menschen.

    Der Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des National-
    sozialismus ist jedes Jahr einer dieser Tage, die uns innehalten lassen und uns den Raum
    geben, aus der Geschichte heraus über die Zukunft zu reflektieren. Er mag für einige
    an Bedeutung verloren haben, doch gerade heute, in Zeiten einer gesellschaftlich, aber
    auch politisch herausfordernden Pandemie, nehmen wir Phänomene wie Rassismus,
    Antisemitismus und Diskriminierung wieder verstärkt wahr. In der Übersetzung der

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des Nationalrates
    Geschichte in unser Heute müssen wir stetig und entschieden daran arbeiten, diesen Entwicklungen
    entgegenzuhalten, uns für ein ausgewogenes und solidarisches Miteinander einzusetzen und unserer
    Verantwortung gegenüber den Opfern gerecht zu werden.

    Die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen liegt nunmehr 76 Jahre zurück. Nur noch sehr we-
    nige Überlebende können heute über ihre Geschichte Zeugnis ablegen. Projekte wie GEGEN DAS VER-
    GESSEN des Fotografen Luigi Toscano sind daher umso wichtiger, um dieses Zeugnis zu bewahren. Die
    Bilder sind kraftvoll und treffen uns mit ihrer puren Eindringlichkeit. Wenn die Augen eines Menschen
    das Tor zu seiner Seele sind, dann können wir in den Augen der Überlebenden Schmerz, Wut und Trauer
    lesen, aber auch Hoffnung und unbändigen Willen. Es gibt keine Wiedergutmachung, keine Gerechtig-
    keit für sie. Es gibt nur unser Versprechen, die Geschichte nicht zu vergessen, uns ihrer gewahr zu sein
    und uns in unserer Gegenwart und Zukunft für Menschenrechte und gegen das Vergessen einzusetzen.

    Damit Erinnerung auch in Zukunft lebendig bleibt, braucht es immer wieder neue Wege, die Geschichte
    weiterzutragen. Es braucht kreative und zeitgemäße Ansätze, um den Bezug zur heutigen Lebenswelt
    – gerade jener junger Menschen – herzustellen. Nur so kann ermöglicht werden, dass sie Wissen über

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die Geschichte mit ihren gegenwärtigen Themen- und Problemstellungen in Verbindung
     bringen und in einen entsprechenden Kontext setzen. Die Vermittlung von Zeitgeschichte
     fordert daher immer wieder neue pädagogische Zugänge, wie sie auch die hervorragenden
     Gedenk- und Erinnerungsorte in ganz Österreich bieten.

     Wir müssen weiterhin gezielt daran arbeiten, dass die Geschichte des Nationalsozialismus
     und des Holocaust bewusst reflektiert wird und dass Ausgrenzung, Diskriminierung und
     Antisemitismus keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.

     Ganz besonders wird uns die Frage beschäftigen, was der Verlust der Zeitzeuginnen und
     Zeitzeugen bedeuten und wie sich unsere Erinnerungskultur damit einhergehend ver-
     ändern wird. Welche Rolle werden beispielsweise Gedenkstätten einnehmen? Wie werden

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junge Menschen über den Nationalsozialismus lernen? Welche Anknüpfungspunkte können wir über
digitale Ressourcen schaffen?

Solange es aber noch möglich ist, ist es wichtig, den Opfern aufmerksam zuzuhören, ihnen auch bei
Veranstaltungen wie dem Gedenktag eine Stimme zu geben und diese zu verstärken, sodass sie über alle
vermeintlichen Barrieren hinweg gehört wird.

                                                                                 Wolfgang Sobotka
                                                                         Präsident des Nationalrates

                                                                                                       11
Vorwort des Präsidenten
     In einer gemeinsamen Entschließung haben Nationalrat und Bundesrat im Novem-
     ber 1997 den 5. Mai zum Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die
     Opfer des Nationalsozialismus erklärt. Der Tag erinnert an die Befreiung des Konzent-
     rationslagers Mauthausen im Jahr 1945. Heute, 76 Jahre nach dem Ende des Zweiten
     Weltkriegs und der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus, begeht das Parlament
     den Gedenktag wie schon 2020 im Rahmen einer gemeinsamen Sonderpräsidialsitzung.
     Der verkleinerte Rahmen ist auch in diesem Jahr der Coronapandemie geschuldet. Ob
     nun großer Festakt oder Sonderpräsidialsitzung – wir setzen an diesem Tag ein wichti-
     ges und entscheidendes Zeichen. Das Parlament als Zentrum der Demokratie ist sich sei-
     ner Verantwortung bewusst und wird auch in Zeiten großer Herausforderungen wie der
     Coronapandemie niemals vergessen. Wir werden weiter bezeugen, erinnern und mahnen.

     Lebendiges Gedenken und Erinnern fordern, dass wir uns in Gegenwart und Zukunft
     gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Antisemitismus einsetzen. Dialog, gegensei-
     tige Anerkennung und das Lernen mit- und voneinander sind dafür wichtige Voraus-
     setzungen. Ein Projekt, das genau diesen Dialog in den Mittelpunkt stellt, ist LIKRAT.
     Seit vielen Jahren gehen jüdische Jugendliche in Schulen und Jugendzentren und versu-
     chen, Vorurteile abzubauen und Brücken zu schlagen. Dafür wurde das Projekt heuer
     mit dem Leon-Zelman-Preis für Dialog und Verständigung ausgezeichnet. Zivilgesell-
     schaftliches Engagement, das durch Projekte wie LIKRAT mit Leben erfüllt wird und der

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des Bundesrates
    Bekämpfung von Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit dient sowie den interkulturellen
    Dialog fördert, ist ein wichtiger Baustein unserer österreichischen Gesellschaft.

    Die Geschichte lehrt uns, dass jedes Mal, wenn Spaltung, Ausgrenzung und Hass Gesellschaften domi-
    nieren, ihre tiefsten und grausamsten Abgründe sichtbar werden. Im Nationalsozialismus mündete dies
    in die Katastrophe des Holocaust. Dieser war aber nicht ein singuläres Ereignis, sondern folgte auf einen
    jahrelangen Prozess der Ausgrenzung, Ächtung und Verfolgung. Ausgrenzung und Hass sind gerade jetzt,
    in Zeiten einer Krise, wieder verstärkt präsent. Verbitterung über die eigene Situation wird über soziale
    Medien intensiver verbreitet, als es je zuvor möglich war. Schnell schlägt dabei Zorn in Hass über und Hass
    in Gewalt. Gewalt muss nicht mehr auf der Straße ausgeübt werden – es reicht heute schon ein Posting von
    zu Hause aus. Jeder Einzelne von uns ist aufgerufen, nicht wegzusehen, wenn dabei Menschen gemobbt
    oder erniedrigt werden. Anders zu sein oder anders zu denken darf weder heute noch morgen ein Anlass
    für Herabwürdigung und Hetze sein. Darum ist es heute wie morgen unverzichtbar, dass wir uns nach-
    haltig und vehement für Menschenrechte und Demokratie einsetzen.

                                                                                        Christian Buchmann
                                                                                   Präsident des Bundesrates

                                                                                                                  13
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Gegen das Vergessen
GEGEN DAS VERGESSEN

GEGEN DAS VERGESSEN ist eine einzigartige Freiluftinstallation mit überlebensgroßen Porträtfotos von Überleben-
den der NS-Verfolgung. Der Fotograf Luigi Toscano hatte die Ehre, alle Porträtierten persönlich zu treffen und zu foto-
grafieren. Mehr als 400 solcher Begegnungen gab es bisher. Die Porträts der Überlebenden präsentiert Toscano an zent-
ralen Orten, die für alle zugänglich sind – Parks, öffentliche Plätze oder Häuserfassaden. Die Gesichter und Geschichten
des Projekts haben bereits Menschen auf der ganzen Welt bewegt. Einer ersten Präsentation in Mannheim folgten Aus-
stellungen in Europa und in den USA, darunter im UNO-Hauptquartier in New York. GEGEN DAS VERGESSEN war
zum Internationalen Holocaustgedenktag 2020 zu Gast bei der UNO in Genf, ein Jahr später bei der UNESCO in Paris.
Weltweit 20 Mal hat Toscano seine einzigartigen Bilder schon ausgestellt, Millionen von Besucherinnen und Besuchern
mit den individuellen, bewegenden Geschichten dieser Menschen konfrontiert und entscheidend dazu beigetragen, dass
ihr Erlebtes nicht in Vergessenheit gerät.

S. 12–13 (v. li.): Erwin Stern, Ilse Alexander, Karl Uher,
Erika Kosnar, Israel Starck, Mitchell Winthrop
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GEGEN DAS VERGESSEN ist ein multimediales Projekt, das neben der Fotoinstallation weitere Teilbereiche um-
fasst. Die zweite Auflage des gleichnamigen Bildbands ist gerade erschienen, und der Dokumentarfilm feierte im
Mai 2019 Premiere beim Seattle International Film Festival.

Anfang dieses Jahres wurde Luigi Toscano für sein Engagement als erster Fotograf zum UNESCO Artist for Peace
berufen.

Im Programmheft sind Bilder von Überlebenden aus dem Projekt GEGEN DAS VERGESSEN abgedruckt. Alle ge-
zeigten Personen haben einen besonderen Bezug zu Österreich, entweder stammen sie aus Österreich oder sie waren
während der Zeit des Nationalsozialismus im Konzentrationslager Mauthausen oder seinen Nebenlagern interniert.

Aktuelle Informationen zu GEGEN DAS VERGESSEN finden Sie auf der Webseite www.luigi-toscano.com/.

S. 16–17 (v. li.): Alain Hirschler, George Brent, Susan Cernyak-Spatz,
Peter Höllenreiner, Wasilij Kononenko, Margit Meissner
                                                                                                                  17
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LIKRAT
DIALOGPROJEKT LIKRAT

LIKRAT ist ein europaweites Dialogprojekt zwischen jüdischen und nicht jüdischen Jugendlichen mit dem Ziel, Antisemi-
tismus nachhaltig zu bekämpfen. Der Titel des Projekts LIKRAT ist hebräisch und bedeutet aufeinander zugehen. In die-
sem Sinne besuchen jüdische Jugendliche seit 2015 in Wien und mittlerweile auch in mehreren anderen Bundesländern
Schulklassen oder Jugendzentren. Die Jugendlichen haben eine spezifische Ausbildung und ihr Ziel ist es, in der Begeg-
nung in der Klasse dem Judentum ein Gesicht zu verleihen und auch einen Raum zu schaffen, in dem unbefangen Fragen
gestellt werden können. Dabei rücken die einzelnen Personen als Individuen in den Vordergrund, ohne sie aufgrund ihrer
Herkunft, Hautfarbe, Religion oder ihres ethnischen Hintergrunds auf- oder abzustufen. In der Begegnung wird ein le-
bendiges, bleibendes und bildendes Erlebnis ermöglicht. Das Spannende an dieser Form des Dialogs ist, dass alleine durch
die Gleichaltrigkeit der Gesprächsteilnehmenden Nähe geschaffen wird. Mit dieser Begegnung wird Heranwachsenden
eine interkulturelle Erfahrung ermöglicht, die stereotype Wahrnehmungen durchbrechen und einen unbefangenen Zu-
gang zum Judentum ermöglichen kann. LIKRAT dient damit dem Abbau von Vorurteilen, reduziert Antisemitismus, und
stärkt den Dialog und fördert so ein besseres Miteinander der österreichischen Gesellschaft in der Zukunft.

Weitere Ziele von LIKRAT sind die Förderung des interkulturellen Dialogs für ein positives Zusammenleben, das Schaf-
fen einer Atmosphäre, die von Offenheit und Ehrlichkeit geprägt ist, der Abbau von jüdischen Stereotypen in der ös-
terreichischen Gesellschaft, antisemitischen und rassistischen Tendenzen von Jugendlichen entgegenzuwirken und der
Abbau von Vorurteilen gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund.

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LIKRAT Österreich ist ein Projekt der
Israelitischen Kultusgemeinde Wien
und wurde 2021 mit dem Leon-Zel-
man-Preis für Dialog und Verständi-
gung ausgezeichnet.

LIKRAT wurde ursprünglich vor über
15 Jahren in der Schweiz ins Leben ge-
rufen und entwickelte sich über die
Jahre zu einem europäischen Projekt
mit Partnern und Partnerinnen in
Österreich, Deutschland, Moldawien,
Ungarn und Dänemark. Seit 2018 wurde LIKRAT neben Schulen auch auf Universitäten, Jugendzentren und die
Tourismusbranche ausgeweitet. Die sogenannten Likratinos werden in ihren jeweiligen Heimatländern ausgebildet
und treffen sich einmal jährlich bei einem internationalen LIKRAT-Networking-Seminar.

Aktuelle Informationen: www.likrat.at/.

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Moderiertes Gespräch
              DDR.IN BARBARA GLÜCK

              DDr.in Barbara Glück, Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthau-
              sen, ist Historikerin und Politikwissenschaftlerin. Seit 15 Jahren
              leitet sie die KZ-Gedenkstätte Mauthausen und hat sie als eigen-
              ständige Organisation etabliert. Neben ihrer Verantwortung für die
              KZ-Gedenkstätten Mauthausen und Gusen ist sie für mehrere Ge-
              denkstätten an Orten ehemaliger Außenlager des Konzentrations-
              lagers Mauthausen verantwortlich.

              Ihr bisher größtes Projekt war im Rahmen der Neugestaltung der
              KZ-Gedenkstätte Mauthausen die Eröffnung von zwei Daueraus-
              stellungen: „Das Konzentrationslager Mauthausen 1938-1945“ und
              „Der Tatort Mauthausen. Eine Spurensuche“. Mit der Einrichtung
              eines neuen zentralen Gedenkraums dem „Raum der Namen“ und
              dem digitalen Gedenkbuch wurden neue Akzente in der Gedenk-
              kultur gesetzt.

              Sie ist Mitglied der österreichischen Delegation der International
              Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) und im Vorstand des Do-
              kumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW).
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LUIGI TOSCANO

Der Fotograf und Filmemacher Luigi Toscano ist ein Autodidakt
mit bewegter Vita. Als Dachdecker, Türsteher und Fensterputzer
erlebte der Sohn italienischer Gastarbeiter seine Umwelt aus den
unterschiedlichsten Perspektiven. Erst mit Ende 20 entdeckte
Luigi Toscano die Fotografie für sich. Bereits kurze Zeit später
eröffnete er mit „Colorblind“ seine erste Ausstellung.

Luigi Toscanos Arbeiten stellen Menschen in den Mittelpunkt
und erzählen die Geschichten hinter dem Sichtbaren. Kunst ist
für den Fotografen und Filmemacher eine universelle Sprache,
die jeder verstehen kann. Diese nutzt er auch, um sich klar zu
positionieren und gesellschaftspolitische Zeichen zu setzen.
Mehr und mehr erobert er dafür den öffentlichen Raum. Häu-
serfassaden, Plätze oder Parks: Statt hinter abgeschirmten Mu-
seumstüren präsentiert Luigi Toscano seine Bilder an frei zu-
gänglichen Orten.

2021 wurde Luigi Toscano als weltweit erster Fotograf von der
UNESCO zum Botschafter Artist for Peace ernannnt.

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Moderiertes Gespräch
               EIDEL MALOWICKI

               Eidel Malowicki studiert Soziologie und Politikwissenschaft an
               der Uni Wien und engagiert sich sowohl intra- als auch interreli-
               giös für die Begegnung, wie die Begegnung zwischen Menschen
               verschiedener Religionen, die Bekämpfung von Antisemitismus
               und die Förderung einer pluralistischen Gesellschaft.

               Bei LIKRAT – dem Dialogprojekt zur Bekämpfung von Anti-
               semitismus – ist sie seit 2018 aktiv engagiert. Vor etwa einem
               Jahr durfte sie das Projekt vor der EU-Kommission in Brüssel
               präsentieren. LIKRAT sieht sie als Form des aktiven Gedenkens.

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DR.IN LINDA ERKER

Dr.in Linda Erker arbeitet als Historikerin am Institut für Zeit-
geschichte der Universität Wien. Zu den Schwerpunkten ihrer
Lehr- und Forschungstätigkeit gehören Fragen der Erinnerungs-
und Gedenkpolitik, der ideologischen Kontinuitäten in Öster-
reich über die Zäsuren 1933/1938/1945 hinweg, Universitätsge-
schichte, Wissenschaftsmigration nach Südamerika sowie rechte
Netzwerke.

Aktuelles Buch: „Der Deutsche Klub. Austro-Nazis in der Hof-
burg“ (gem. mit Andreas Huber und Klaus Taschwer, Czernin
2020).

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Moderatorin
              MAG.A REBEKKA SALZER

              Studium der Handelswissenschaften. Seit 2012 als Redakteurin
              im ORF tätig (z. B. „Heute konkret“, „Eco“, „ZIB“-Wirtschafts­
              redaktion), anschließend Ö1-Innenpolitik sowie Korresponden-
              tin im ORF-Büro Brüssel. Ab 2018 „ZIB“-Innenpolitikredaktion
              sowie „Pressestunde“, seit 2019 Moderation des Parlaments­
              magazins „Hohes Haus“.

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Musik

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HANS GÁL

* 1890 Brunn am Gebirge, Niederösterreich, † 1987, Edinburgh

Gál war ein beliebter Komponist und einflussreicher Pädagoge. Er studierte ab 1905 privat Klavier bei Richard Robert
sowie von 1909 bis 1911 privat Komposition bei Eusebius Mandyczewski. Im Jahr 1913 promovierte er an der Universität
bei Guido Adler. 1915 erhielt er den Österreichischen Kunstpreis, dennoch zog er die meisten seiner vor 1920 geschrie-
benen Kompositionen zurück. Einen großen Erfolg erntete er mit seiner Oper „Die heilige Ente“, die seit ihrer Urauffüh-
rung unter George Szell im Jahr 1923 eine ungebrochene Reihe von Aufführungen bis zur Machtergreifung Hitlers und
der damit verbundenen Absetzung der Oper im Jahr 1933 verzeichnete. Aufgrund von Empfehlungen Richard Strauss’
und Wilhelm Furtwänglers wurde Gál 1929 Direktor der Mainzer Musikakademie.

Er floh 1938 nach England und wurde 1940 interniert. Von 1945 bis 1965 lehrte er an der University of Edinburgh und
gründete mit dem ebenso aus Wien stammenden Rudolf Bing (später Direktor der Met in New York) das Edinburgh
Festival. 1957 erhielt er zum zweiten Mal den Österreichischen Kunstpreis, kehrte aber nicht nach Österreich zurück.
Seine musikschriftstellerischen Arbeiten sind bis heute hoch angesehen, und seine Kompositionen werden neuerdings
wiederentdeckt.

Beim diesjährigen Gedenktag werden zwei Sätze aus dem Trio für Oboe, Violine und Viola op. 94 (1941), I. Pastorale.
Andantino, tranquillo e suave, III. Intermezzo agitato. Molto allegro zu hören sein.

                                                                                                                     31
REPUBLIK ÖSTERREICH
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Musik in Kooperation mit dem Exilarte Zentrum der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

Dank für die Auswahl der Musikwerke ergeht an ao. Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Gerold Gruber

WEITERE INFORMATIONEN
www.parlament.gv.at
www.luigi-toscano.com
www.likrat.at
www.exilarte.org

IMPRESSUM | Herausgeberin, Medieninhaberin und Herstellerin: Parlamentsdirektion | Adresse: Dr.-Karl-Renner-Ring 3, 1017 Wien, Österreich | Redaktion:
Susanne Roth | Text S. 30-31: Gerold Gruber | Grafik Programmblatt: New Vienna, Pia Wiesböck | Copyrights: S. 2–3, 14–15, 18–19, 25: © Luigi Toscano | S.6, 10: ©Parla-
mentsdirektion/PHOTO SIMONIS | S. 21: © Likrat | S. 24: © KZ Gedenkstätte Mauthausen | S. 26: © Privat | S. 27: © Moriz Kopetzki | S. 22–23, 29: © Parlamentsdirektion/
Johannes Zinner | S. 30: © Dora Horovitz | Korrektorat: Aida Besirevic | Druck: Parlamentsdirektion | Wien, im Mai 2021
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