Globaler Klimawandel und Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft - Andrea K. Steiner

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Globaler Klimawandel und Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft - Andrea K. Steiner
Steirisches Raiffeisen Agrarsymposium 2019
Raaba-Grambach
28. November 2019                                 www.wegcenter.at

      Globaler Klimawandel und Auswirkungen
          auf die heimische Landwirtschaft
                                      Andrea K. Steiner
                                       Leiterin des
                      Wegener Center für Klima und Globalen Wandel
                                    Universität Graz                 1
Globaler Klimawandel und Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft - Andrea K. Steiner
Das Wegener Center

                                      Universität Graz

                     Wegener Center
                 www.wegcenter.at
Globaler Klimawandel und Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft - Andrea K. Steiner
Das Wegener Center – unser Team

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Globaler Klimawandel und Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft - Andrea K. Steiner
Das Wegener Center – unsere Forschung
• Forschung in den Bereichen Klima- und Umwelt-Monitoring, Klimamodellierung,
  Klimafolgen/Wirtschaft & Gesellschaft Rolle des Menschen
• Wir tragen zum Verständnis von Klimavariabilität und Klimawandel ─ auf globaler,
  regionaler und lokaler Ebene ─ sowie von sozio-ökonomischen Einflussfaktoren
  und Folgen des Klimawandels und des globalen Wandels bei.

                                   Wegener Center
           Globaler Klimawandel  Regional  Forschungsschwerpunkt Österreich/Steiermark
                                                                                             4
Globaler Klimawandel und Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft - Andrea K. Steiner
Neuer Uni Graz Profilbereich Climate Change Graz

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Globaler Klimawandel und Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft - Andrea K. Steiner
Das globale Klimasystem

        https://worldoceanreview.com/de/wor-1/klimasystem/klimasystem-der-erde/   6
Globaler Klimawandel und Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft - Andrea K. Steiner
Globaler Klimawandel: Was zeigen die Beobachtungen?
• Globale Erwärmung: Anstieg der mittleren globalen Temperatur um 1°C
  relativ zur vorindustriellen Zeit 1861–1890

                                                                                                                                 ~14,6°C

                                                                                                                                 +1°C
                                                                                                                                 ~13,6°C

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Globaler Klimawandel und Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft - Andrea K. Steiner
Globaler Klimawandel: Was zeigen die Beobachtungen?
•   Ozean: Erwärmung der Meere erreicht ~300 *1021 Joule in 2017
•   Rund 90% der Wärmeenergie wird in den Ozeanen (zwischen)gespeichert.

                                                                         2017

                                                                            +300
                                                                            Billionen
                                                                            GigaJoule
                                                                            Wärme

              1961-1980     [Cheng-Zhu, 2018; annotations: WEGC, 2018]
Globaler Klimawandel und Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft - Andrea K. Steiner
Globaler Klimawandel: Was zeigen die Beobachtungen?
                                                                                                                             Pasterze
•   Eisschilde und Gletscher schmelzen
    Arktisches Meereis – Ausdehnung relativ 1981-2010

              Massenbilanz Gletscher Global

                 WMO State of the Climate in 2018

                                                        Quelle:Sammlung Gesellschaft für ökologische Forschung / Zängl,    9
Globaler Klimawandel und Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft - Andrea K. Steiner
Globaler Klimawandel: Was zeigen die Beobachtungen?
•   Starke Erwärmung der Kontinente
•   Subpolarer Atlantik Abkühlung – Abschmelzen Grönland Eisschild
•   2018: Viertwärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen
          2018 Temperatur relativ zum langjährigen Mittel 1951–1980

                                                                                           2016
                                                                                           2015
                                                                                           2017
                                                                                           2018
                                                                                           2014
                                                                                           2010
                                                                                           2013
                                                                                           2005
                                                                                           2009
                                                                                           1998

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Globaler Klimawandel: Nördliche Breiten
• „Arktische Verstärkung“: stärkerer Temperaturanstieg als im globalen Mittel
• Grund sind der Rückgang von Meereis und Schneebedeckung

                                                                   [State of the Climate 2017]   11
Klimawandel in Österreich
• In Österreich ist der Temperaturanstieg etwa doppelt so stark wie im globalen Mittel
• Zunahme des Luftdrucks durch Verlagerung des subtropischen Hochdruckgürtels
• Zunahme an Sonnenscheindauer durch Zunahme an Schönwetterlagen

 [Quellen: www.zamg.a.at/histalp; Austrian Panel on Climate Change APCC 2013]   [Auer et al., 2007]   12
Klimawandel in Österreich – Sommertemperaturen

                                                 [ZAMG Histalp Jahresbericht, 2019]   13
Klimawandel in der Steiermark
•   Südoststeiermark Sommermitteltemperatur
•   Starker Temperaturanstieg

                                         Klimamessnetz Wegener Net Region Feldbach
                                                                [Kabas-Kirchengast, WEGC, 2019]   14
Was sind die Ursachen? Der Treibhauseffekt
•     Treibhausgase:
•     Kohlendioxid
•     Methan
•     Lachgas
•     FCKWs

Quelle: IPCC 2007 (http://www.de-ipcc.de/de/168.php)   15
Was sind die Ursachen des Klimawandels?
•   Anstieg von Kohlendioxid in der Atmosphäre – Messungen seit 1958 – Keeling Kurve

                    https://scripps.ucsd.edu/programs/keelingcurve

                              [APCC 2014, Abb. S.1.5]   16
Was sind die Ursachen des Klimawandels?
•   Anstieg aller Treibhausgase seit 1750: Kohlendioxid CO2, Methan CH4, Lachgas N2O
•   Treibhausgaskonzentrationen der vergangenen 10000 Jahre, sowie seit 1750 (Insert)
•   Daten von Eisbohrkernen (Symbole), Atmosphärenmessungen (rote Linie)

    CO2: 405.5±0.1 ppm in 2017         CH4: 1859±2 ppb in 2017           N2O: 329.9±0.1 ppb in 2017
    Anstieg seit 1750 (278 ppm) +46%   Anstieg seit 1750 (722 ppb) +157% Anstieg seit 1750 (270 ppb) +22%
    Natürliche Variation: 180-300ppm   Natürliche Variation: 320-790 ppb
    in letzten 800,000 Jahre           letzte 800,000 Jahre
                                                             [Grafiken: IPCC Report, 2007; Daten: WMO Greenhouse gas Bulletin 2018]   17
Quellen und Senken von Kohlendioxid
•   Gesamtemissionen weltweit bis heute rund 650 Gt Kohlenstoff

•   Woher stammen die Emissionen?
    Landnutzungsänderungen 10%
    Fossile Brennstoffe, Industrie 90%
    (Nachweis durch Isotopenanalyse)

•   Was passiert mit den Treibhausgasen?
    Aufnahme im Ozean 27%
    Aufnahme durch Land 27%
    Verbleib in der Atmosphäre 46%

                                                                     [LeQuere et al., 2018]

                                                1 Gt (Gigatonne) = 109 t = 1.000.000.000 t 1 PgC (Petagramm)   18
Nachweis des menschlichen Einflusses
•   Der beobachtete Temperaturanstieg ist überwiegend menschgemacht
•   Er kann nicht durch natürliche Ursachen allein erklärt werden

•

                                                                      [IPCC 2013, Figure SPM.6]   19
Zukünftiger Klimawandel – Klimamodelle
•   Zukunftsszenarien bis 2100: Modellsimulationen der Oberflächentemperatur
•   Klimaschutzszenario RCP 2.6 (2.6 W/m2, 490 ppm CO2-Äq.): < 2°C
•   Kein Klimaschutz, weiter wie bisher RCP 8.5 (8.5 W/m2, 1370 ppm CO2-Äq.): ~4°C

                                                                                 [IPCC Report, 2013]

                                                                                                       20
Zukunft Europa – Änderung der Jahresmitteltemperatur
•    Temperaturanstieg in Europa bis 2050 > 1°C
•    Temperaturanstieg in Europa bis 2100 zw. 2 bis 4°C je nach Szenario
                    RCP4.5 (moderates Klimaszenario)   RCP8.5 (business-as-usual Klimaszenario)

    Nahe Zukunft                                         q50
                    q50
     (2021–2050)

    Ferne Zukunft   q50                                  q50
     (2071–2100)

                                                                                                  [Truhetz et al.,
                                                                                                   WEGC, 2019]       21
Zukunft Steiermark – Änderung der Hitzetage
• ÖKS 15 Klimaszenarien: Hitzetag = Tagesmaximum ≥ 30°C vs. 1971-2000 (Mittel pro Jahr)
• Graz 1971-2000 RCP4.5 (moderates Klimaszenario) RCP8.5 (business-as-usual Klimaszenario)
  7 Hitzetage/Jahr q50                                  q50

          Nahe Zukunft
           (2021–2050)

                                Südosteiermark ~2,7 x                               ~2,7 x

          Ferne Zukunft   q50                                    q50
           (2071–2100)

                                                                                             [Truhetz et al.,
                                               ~4 x     ~9 x entspricht 2 Monate über 30°C    WEGC, 2019]       22
Zukunft Steiermark – Änderung der Frosttage
•   ÖKS 15 Klimaszenarien: Frosttag = Tagesminimum < 0°C vs. 1971-2000 (Mittel pro Winter)
•   Rückgang von Frosttagen – Keine Frostgefährdung mehr in Zukunft?
                          RCP4.5 (moderates Klimaszenario)   RCP8.5 (business-as-usual Klimaszenario)
                          q50                                   q50

          Nahe Zukunft
           (2021–2050)

                                               -6 Tage                              -6,7 Tage
          Ferne Zukunft   q50                                   q50
           (2071–2100)

                                                                                                        [Truhetz et al.,
                                              -14 Tage                              -32 Tage             WEGC, 2019]       23
Südoststeiermark – Spätfrostgefährdung und Klimawandel
•     Spätfrostgefährdung – Klimawandel und Großwetterlagen wirken zusammen…
•     Gleichbleibende großräumige Druckverhältnisse („Blockade-Wetterlage“)
•     Hoch über Britischen Inseln & Tief über Skandinavien
•     Vorstoß von polarer Kaltluft

www.travelbook.de/data/uploads/2018/03/globale-zirkulation_1520504651-1000x570.jpg   [Brunner, WEGC, 2017]   24
Südoststeiermark – Spätfrostgefährdung und Klimawandel
•   Warmes Frühjahr 2016 und früher Austrieb
•   Kälteeinbruch Ende April, Spätfrost und Schnee in Süd-,Oststeiermark
•   Schädigung der Blüten, Zerstörung von Obst-, und Weinanlagen
•   80% Ernteinbruch bei Äpfelproduktion in Steiermark

                                                                     [Unterberger et al. PLOS ONE 2018]   25
Südoststeiermark – Spätfrostgefährdung und Klimawandel
•   Tag des Erblühens tritt früher auf bei Klimaerwärmung
•   Zahl der Frosttage nimmt ab bei Klimaerwärmung
•   ABER früh im Jahr besteht ein höheres Risiko für wetterlagenbedingte Kaltlufteinbrüche
•   Klimaerwärmung „schützt“ nicht vor Frostschäden
•   Einkommenseinbußen und Kosten durch Spätfröste für den Obstbau –
    Verlustrisiken und Vorsorgeoptionen & Kosten

                                                                          [Unterberger et al. PLOS ONE 2018]   26
Europa – Änderung des Niederschlags (Saisonen)
•   Klimamodellsimulation RCP8.5 ferne Zukunft
•   Alpenraum ist in Übergangszone zwischen Zu- und Abnahme von Niederschlag
              Frühling                                            Sommer

              q50                           q50

              Herbst                                               Winter

              q50                           q50

                                                                               [Truhetz et al.,
                                                                                WEGC, 2019]       27
Zukunft Steiermark – Änderung des Niederschlags
•   Winter: Niederschlagszunahme aber Anstieg der Schneefallgrenze
•   Unsicherheiten bei Modellierung von Niederschlagsereignissen (Sommergewitter)
•   Sommer: Besonders große Unsicherheiten
•   RCP8.5         Frühling                                     Sommer
    ferne
    Zukunft

                  Herbst                                        Winter

                                                                         [Truhetz et al.,WEGC, 2019]   28
Zukunft Steiermark – Starkregen und Klimaerwärmung
•   Kürzer dauernde und lokale Gewitterregen werden mit zunehmender Temperatur heftiger
•   Wasseraufnahmevermögen der Atmosphäre steigt mit ~7% pro °C
•   Rund 9-14% Zunahme der Starkregenintensität pro °C im Frühjahr/Sommer
•   statt nur rund 4% bei längeren und flächigeren Regenereignissen

                                          [Kabas-Kirchengast, WEGC, 2019]   [Schröer and Kirchengast Clim Dyn 2018]   29
Wo muss Österreich hin? – Ausblick 2030 und 2050
•   Klimaschutzabkommen Paris 2015 – Staaten verpflichten sich:
    Globale Erwärmung unter 2°C halten mit Bemühen auf 1,5°C
    um Risiken und unumkehrbare Klimaänderungen hintanzuhalten

                                                                  [IPCC AR5 Report, 2014]   30
Wo muss Österreich hin? – Ausblick 2030 und 2050
 •    Was bedeutet das für Österreich?
      Senkung der Emissionen: –50% bis 2030 und –90% bis 2050
 •    Ist-Zustand in Österreich: 80 Mio. tCO2-Äqu. pro Jahr (Restbudget 1000 Mio. Tonnen)
      keine systematische Emissionsreduktion seit 1990er Jahren
      EU-Mindestziel –36% in 2030 versus 2005 nicht erreichbar

Weblink–mehr Info online: NKK-Wiss_Statement08.07.Stellungnahme-NEKP_1Jul2019.pdfz http://www.wegcenter.at/downloads   31
Wo muss Österreich hin? – Ausblick 2030 und 2050
•   Was bedeutet das für Österreich?
    Senkung der Emissionen: –50% bis 2030 und –90% bis 2050
•   Ist-Zustand in Österreich: 80 Mio. t pro Jahr (Restbudget 1000 Mio. Tonnen)
    keine systematische Emissionsreduktion seit 1990er Jahren
    EU-Mindestziel –36% in 2030 versus 2005 nicht erreichbar
                                            Treibhausgas-Emissionen in Österreich

                   [IPCC Report, 2014]
                                                                                    32
Chancen für die Landwirtschaft – Beispiel Humusaufbau
• Humusprojekt: 120 Landwirte bewirtschaften
  österreichweit 1300 Hektar Ackerland mit
  aktivem Humusaufbau
• 10 Tonnen CO2 werden pro Hektar und Jahr
  im Boden gebunden
• In der Steiermark könnten jährlich ~1 Mio. tCO2/ha
  und in Österreich rund 10 Mio. Tonnen CO2
  zusätzlich im Ackerboden gebunden werden.
• Unternehmen kompensieren freiwillig ihren
  CO2 Überschuss und kaufen Humus Zertifikate
• Landwirte bauen Humus auf und erhalten
  aus Zertifikate Handel 30 Euro pro Tonne.

                    [Ökoregion/Kaindorf, 2016]           33
Fazit
•   Die Klimakrise ist ohne Zweifel real und vom Menschen verursacht
•   Die Folgen für uns Menschen in Form von Extremereignissen und
    Ernteausfällen sind heute schon spürbar und werden zunehmen
•   Globale Klimaentwicklungen wirken sich auf die Steiermark aus
•   Robuste Aussagen zum zukünftigen Klimawandel gibt es zu Temperatur
•   Bei Niederschlägen gibt es größere Unsicherheiten aber
    physikalische Zusammenhänge zeigen Beschleunigung des Wasserkreislauf
    und Zunahme von Extremniederschlägen
•   Die Ziele des Pariser Klimaabkommens müssen konsequent umgesetzt werden
•   Das bedeutet über 90% Emissionsabbau und Netto-Nullemission weltweit bis 2050

                       Danke für Ihre Aufmerksamkeit !
                                                                                    34
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