Gnadenthaler Impulse Brief an die - Freunde der Jesus-Bruderschaft - Kloster Gnadenthal

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Gnadenthaler Impulse Brief an die - Freunde der Jesus-Bruderschaft - Kloster Gnadenthal
Gnadenthaler
Impulse
                    Brief an die
                    Freunde der
                    Jesus-Bruderschaft

Herbst 2020

              „Glaubenserfahrungen““
                                   1
Gnadenthaler Impulse Brief an die - Freunde der Jesus-Bruderschaft - Kloster Gnadenthal
Gnadenthaler Impulse · Herbst 2020

                                                                    lung ­gegeben. Beim Aufbau unserer „Orte der Hoffnung“
                                                                    Hennersdorf und Volkenroda h­aben wir viele Wunder
                                                                    ­
                                                                    erleben und großzügige Zuschüsse an F­ördermitteln
                                                                    verwenden können. Wichtiger war und ist uns aber wei-
    Liebe Freundinnen                                               terhin, auch die innere Einheit unter den so verschieden
                                                                    geprägten Menschen zu fördern, Gottes S­ egen auch in den
    und Freunde,                                                    Umbrüchen, diffusen Gemütslagen und den verpassten
                                                                    Chancen der Wende erkennbar werden zu lassen. Wie sie
     innerhalb von zwölf Monaten werden zehn unserer                diesen Segen auch in Zeiten der Angst und Tränen erlebt
     Geschwister, die in Bad Camberg und Gnadenthal
     ­                                                              hat, schildert Pfrin. Heinke Willms auf Seite 4. Mitten im
     ­wohnen oder arbeiten, 60 Jahre alt. Für diese Jubilare        Sommer ist wieder ein Jahr um: ein Jahresteam geht, das
      ist ­besonders, dass die zweite Halbzeit ihres bisherigen     nächste kommt (Seite 16/17). Für die Kommenden und Ge-
      ­Lebens im ­wiedervereinigten Deutschland stattgefunden       henden ­immer ein Aufbruch in unbekanntes Neuland, ein
       hat. Weil das auch auf meine Frau zutrifft, sind mir diese   Wagnis im Los-lassen und im Zueinander-finden. ­Lesen Sie
       unterschiedlichen Halbzeiten besonders bewusst: Wir sind     auf Seite 8, wie jemand kam, um zu bleiben. Das bringt
       beide in Westberlin geboren; seit Kindesbeinen gehörte       auch für uns dann wieder die Frage: Sind wir offen ge-
       „die M­ auer“ zu unserer Lebenswirklichkeit. Sie trennte     blieben für neue, für andere Menschen? Haben wir selbst
       Verwandte ihrer und auch meiner Familie. Aber immer wie-     noch Mauern zwischen uns oder um uns herum? Ohne den
       der nutzten wir die Chance, auch auf die andere Seite der    Mut zum Risiko, ohne ­gegen alle Erfahrung Vertrauen zu
       Mauer zu kommen. So entwürdigend und bedrohlich sie          wagen, wäre Deutschland noch geteilt.
       für die Menschen im Osten, so hinderlich und i­nakzeptabel   Nun sind wir herausgefordert, den Neubau von Mauern
       sie für den Westen war, wir hatten uns an sie gewöhnt.       des Stillschweigens, des Misstrauens, ja sogar des Hasses
       Wir waren uns einig: Diese Mauer m    ­ usste weg! Aber      zu verhindern und dabei neue Glaubenserfahrungen zu
       dass ­wir den Mauerfall noch im vorigen Jahrhundert er-      machen. Lassen Sie sich nicht entmutigen!
       leben ­würden – wir beide haben es nicht ­geglaubt und
    nie dafür gebetet. Am 3. Oktober ist es 30 Jahre her, dass      Herzliche Grüße, im Namen aller Geschwister,
    ­„zusammengekommen ist, was zusammengehört“ (­Willy
     Brandt). Dieses Zusammenkommen war für viele eine
     Glaubenserfahrung, ein echtes Geschenk. Zeichen von
     Fürsorge und Weisheit Gottes, dass sich die Kirchen in der
     Zeit des DDR-internen Umbruchs als Versammlungsorte            Christian Ulandowski
     angeboten und F­ riedensgebete ermöglicht, dass Christen
     zur ­Gewaltfreiheit aufgerufen haben. So konnte sich eine
     Revolution mit Kerzen und Gebeten ereignen. Was das für        Inhalt
     zwei unserer ­Geschwister für Konsequenzen hatte, können           4    Einfach unglaublich -       12     Latrun
     Sie auf S­ eite ­6/7 nachlesen. Rein äußerlich war der Weg
    zur Einheit bald geschafft, für einige aber zu schnell in Be-
                                                                             Gesegnet                    14     Haus der Stille
                                                                       6     Erfahrungen im Osten        16     Neues aus dem
    ton und Asphalt gegossen. Wir haben uns als Bruderschaft
    von den mit der neuen Einheit auftretenden Schwierig-
                                                                       8     Fenster nach Gnadenthal            Nehemia-Hof

    keiten ­herausfordern lassen und, wo möglich, Hilfestel-          10DANK und BITTE 		                18     Neu: Mediathek

                                                                        im Herbst 2020                   19		   Kultur / Impressum
2                                                                                                                                 3
Gnadenthaler Impulse Brief an die - Freunde der Jesus-Bruderschaft - Kloster Gnadenthal
Einfach unglaublich ‒ Gesegnet                                 Ich erzählte und erzählte, sie hörte zu und immer wieder
                                                                   weinten wir – alle beide.
    Zugegeben: mein Lieblingslied ist es nie gewesen – dieses          „Lachen oder Weinen wird gesegnet sein“ abends kam
    „Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen…“           mir diese Zeile aus meinem „Nicht-Lieblingslied“ in den
    Zu oft gesungen für meinen Geschmack, meistens mar-            Sinn und ich merkte: so schwer das alles ist, wir sind darin
    schierend im Vier-Viertel-Takt, auch wenn der Komponist        nicht allein. Gott begleitet uns durch diese Zeit, stärkt uns
    wohlmeinend Zwei-Halbe-Takt angegeben hat. Und wenn            und tröstet uns.
    ich nach der dritten Strophe schon aufatmend das Lied              „Lachen oder Weinen wird gesegnet sein“ – immer wie-
    beenden wollte, folgte die Wiederholung der ersten nun         der habe ich in der Klinikzeit, aber auch später mich da-
    nochmal als vierte.                                            ran erinnert: auch die Zeiten des Weinens sind gesegnete
    Nein, mein Lieblingslied ist es nie gewesen.                   Zeiten. Gott wendet uns das Angesicht zu. Wir sind von
    Und doch war es eine Zeile aus genau diesem Lied, die mir      Gott angesehene Menschen, wahrgenommen und beglei-
    in einer Krise in meine Gedanken kam, die mich aufrichtete     tet, was immer auch sein mag – wir sind gesegnet.
    und mich tröstete.                                             Manchmal habe ich das kaum gespürt. Doch dann gab
    Seit Wochen war ich nicht zuhause gewesen. Tage und            es immer wieder diese Momente, wo ich es sehen und
    Nächte hatte ich in der Kinderklinik am Bett unserer           ­glauben konnte.
    ­Tochter verbracht. Nun gab es erneut eine gesundheit-          Nicht immer simste ein Engel – wie meine Freundin es an
     liche Krise. Ich war am Ende mit meiner Kraft und wir          dem unerwarteten Abend zuhause tat. Manchmal sang in
     ­entschieden, dass mein Mann sich frei nehmen und bei          einer schlaflosen Nacht eine Nachtigall, ein anderes Mal
      ihr bleiben würde.                                            luden Eltern vom Verein für krebskranke Kinder zu einem
      Ich fuhr mit dem Auto nach Hause. Ein einsamer Abend in       Essen in die Klinikküche ein.
      einem leeren Haus erwartete mich. Verwandte und Freun-        Manchmal lachten wir mit der Patientin im Nachbarbett
      dinnen wähnten mich in der Klinik, niemand konnte von         oder wir freuten uns über die Klinikclowns.
      unserem „Schichtwechsel“ ahnen.                               Es war eine sehr schwere Zeit – doch sie war nicht t­ rostlos.
      Schon auf der Fahrt kamen mir immer wieder die Tränen.        Und in allem Trost, der uns erreichte, konnte ich Segen
      Ich hatte Angst um unsere Tochter und Angst davor, nun        ­spüren.
      so weit weg von ihr zu sein. Und doch brauchte ich eine        Heute geht es unserer Tochter gut und dafür sind wir
      ruhige Nacht zuhause, um neue Kraft zu bekommen.               ­unendlich dankbar.
      Als ich aus dem Auto ausstieg, blinkte mein Handy.              Und auch wenn es immer noch nicht mein Lieblingslied ist,
      Es war eine SMS von meiner Freundin. Sie schrieb: „Heinke,      dieses zu Unrecht so oft als Marsch gesungene „Komm,
      solltest du mal zu Hause sein und Lust auf einen Spazier-       Herr, segne uns“, so staune ich weiter: ganz unerwartet
      gang haben, melde dich doch bei mir.“                           hat eine Zeile daraus mich so sehr berührt und sie beglei-
      Ich schrieb zurück: „Lust auf einen Spaziergang habe ich        tet mich weiter und ist spürbar in meinem Leben: „Lachen
      nicht, aber kannst du mal kommen?“                              oder Weinen wird gesegnet sein“.
      Fünf Minuten später saßen wir, ausgestattet mit ausrei-
      chend Taschentüchern, auf unserer Terrasse.                  Heinke Willms
                                                                   Pfrin. für Kirchl. Einkehrarbeit der EKHN im Haus der Stille

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Gnadenthaler Impulse Brief an die - Freunde der Jesus-Bruderschaft - Kloster Gnadenthal
Matthias Scholtz
    Erfahrungen im Osten
    Ich sitze mit vielen anderen in der Kreuzkirche in ­Dresden
    und bin anschließend mit noch mehr Menschen auf                                                                    Sr. Nicole
    Dresdens Straßen zur Demo unterwegs. Das Gefühl, hier
    kann und wird sich etwas zum Guten bewegen, wird zur               Ich sitze als fast 13-Jährige in der Schule, und jede Woche
    Gewissheit und die politischen Veränderungen gehen
    ­                                                                  hört man neue Nachrichten über Menschen, die in „den
    schneller und weiter, als ich mir das noch einen Monat vor-        Westen“ geflohen sind, über Züge, die durch ­Dresden
    her hätte vorstellen können.                                       fahren und voller Flüchtlinge sind, und über gewalt-
                                                                       ­
    Ich hatte nie für die Deutsche Einheit gebetet. Irgendwie          same Demonstrationen. Mich hat diese Zeit damals sehr
    war diese Möglichkeit außerhalb meines Denkens. An                 ­beunruhigt. Es wurde viel getuschelt, und als Kind habe
    die Einschränkungen, die es mit sich brachte, als Christ            ich auch nur Fetzen von Nachrichten mitbekommen oder
    in der DDR zu leben, war ich gewöhnt. Ein Leben mit                 verstanden.
    ­Meinungs- und Reisefreiheit vor dem Rentenalter war ein            Ein Jahr später dann, als es auf die Wiedervereinigung zu-
     ­Wunschtraum.                                                      ging, haben wir in der Schule darüber sprechen ­können.
      Wenn wir gesungen haben: „… und Wunder sollen                     Wie wird das werden im vereinten Deutschland? Wie
      ­schauen, die sich auf sein wahrhaftig Wort verlassen und         ­sehen wir unsere Zukunft?
       ihm trauen …“, habe ich sicher nie an so gravierende Ver-         Für mich persönlich war dieser Umbruch ein Aufbruch.
       änderungen gedacht.                                               ­Natürlich, das Schulsystem und die Lehrer waren noch
       Da lag eher der Wunsch nach einer Ehepartnerin obenauf.            viele Jahre die „Alten von damals“. Aber ein neues, hoff-
       Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich einmal             nungsvolleres Denken machte sich breit. Für mich wurde
       gebetet habe, dass Gott mich in eine Gemeinschaft führen           es jetzt möglich, ein Gymnasium zu besuchen. Ich konnte
       möge, wenn ich keine Partnerin finde.                              in der Schule frei über meinen Glauben an Jesus sprechen.
       Und wie ging es dann nach 1989 weiter? Ich darf in                 Ich konnte ein freiwilliges Jahr in Israel (Latrun) verbringen
       einem freien Rechtsstaat leben ohne ideologische Bevor-            und meinen Beruf frei wählen – einfach unglaublich.
       mundung. Seit 1992 bin ich glücklich mit einer Schwäbin            Manchmal wird es mir schwer, wenn ich an die ersten
       verheiratet, und seit 2000 leben wir gemeinsam in einer            ­Jahre meines Lebens denke. Uniformität, ins System ­passen
       Lebensgemeinschaft, der Jesus-Bruderschaft. Gott hat
       ­                                                               müssen, nur keine Fragen stellen. Doch dann erinnere ich
       mich geführt – weit über mein Bitten und Denken hinaus          mich an die Hoffnung von damals und danke Gott, dass
       – einfach unglaublich.                                          ich heute frei leben darf. Ohne die Wende wäre ich sicher-
       Das will ich mitnehmen für alle weiteren Wege: Gott kann        lich kaum Schwester der Jesus-Bruderschaft geworden und
       viel mehr tun und geben, als ich denken kann, und alles,        hätte so viele liebe Geschwister nicht kennengelernt.
       was er tut und gibt, kommt aus seiner überfließenden L­ iebe,
       auch wenn es sich manchmal nicht so gut und froh anfühlt
       wie die Beispiele, von denen ich gerade erzählt habe.
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Gnadenthaler Impulse Brief an die - Freunde der Jesus-Bruderschaft - Kloster Gnadenthal
Gnadenthaler Impulse · Herbst 2020

    Fenster nach Gandenthal
                                   Hartmut Hennes ist kurz nach    Gast in Gnadenthal zu sein“. Nach einigen Treffen haben
                                   Beginn seines Ruhestandes im    wir am 03.10.2009 die Weggemeinschaft gegründet. Mit
                                   Sommer 2018 von Baunatal        19 Personen sind wir in das Anwärterjahr gestartet. Ein
                                   nach Dauborn, den direkten      Jahr später sind wir in die Weggemeinschaft aufgenom-
                                   Nachbarort von Gnadenthal,      men worden. Als Gründungsmitglied bin ich von Anfang
                                   gezogen. Was hat ihn dazu       an dabei. Heute, nach 10 Jahren, sind wir 60 Mitglieder
                                   ­bewogen?                       bzw. Anwärter.

                                 Vor ca. 30 Jahren war ich zum     Von Jahr zu Jahr sind meine Kontakte zu den G   ­ eschwistern
                                 ersten Mal zu einem Wochen-       der Jesus-Bruderschaft gewachsen. Ein Jahr vor Beginn
                                 ende der Stille in Gnadenthal.    meines Ruhestandes habe ich mich intensiv gefragt, wie
                                 Ich kann mich noch gut da-        bzw. wo ich diesen verbringen möchte. Als aktiver Mensch
                                 ran ­erinnern, was ich damals     konnte ich mir nicht vorstellen, wie ich in meinem bishe-
                                 ­dachte: Kaum von der Autobahn    rigen Umfeld einen 24-Stundentag bzw. eine 7-Tage-­Woche
    gefahren, bin ich in einer „anderen Welt angekommen“.          sinnvoll ausfülle. Nichts zu tun und darauf zu warten, dass
    Die regelmäßigen Gebetszeiten und die Gottesdienste            sich etwas ergibt, ist nichts für mich. Und ich habe schon
    mit den Geschwistern der Jesus-Bruderschaft haben mich         immer gerne geplant. Als Alleinlebender bin ich ortsunge-
    ­angesprochen. Dazu hat beigetragen, dass mir ein struktu­     bunden. Warum sollte ich nicht in N  ­ ordhessen alles aufge-
     rierter Tagesablauf guttut. Nach dem ersten Aufenthalt war    ben und mit Gottes Hilfe einen neuen Anfang wagen? Das
     ich regelmäßig zu Stillen Wochenenden in Gnadenthal.          klingt einfacher, als es war. Es ist mir nicht leichtgefallen,
                                                                   langjährige Freunde zu v­ erlassen, ebenso die mir lieb ge-
    Im Sommer 2006 hatte ich die Möglichkeit, eine zwei-           wordenen Menschen in der FeG - ­Kassel-Wilhelmshöhe, im
    monatige Auszeit zu nehmen. Ich habe bei den Brüdern           Hauskreis und im Gospelchor. Doch unser guter Gott hat
    mitgelebt und mitgearbeitet. Danach war ich regelmäßig         mich reich beschenkt! Ich habe in Dauborn eine schöne
    in Gnadenthal. Es gab immer Aufgaben, wo ich meine             Wohnung gefunden und bin im Sommer 2018 umgezo-
    ­Fähigkeiten einbringen und an der Gemeinschaft teilhaben      gen. In Gnadenthal helfe ich in verschiedenen Bereichen
     konnte. Schon während der Auszeit 2006 habe ich mich          mit: Im Schwesternhaus als „Mann für alle Fälle“, in der
     dafür interessiert, ob es eine Möglichkeit gibt, sich enger   Buchhandlung, bei Gottesdiensten, im Pavillon, bei Anrei-
     an die Gemeinschaft zu binden, auch wenn man nicht in         sen im Haus der Stille sowie anderen Aufgaben, die sich in
     der Lage ist, das gemeinsame Leben am Ort Gnadenthal zu       der Regel kurzfristig ergeben. Außerdem konnte ich schon
     teilen. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste war, dass    mehrmals in Israel sein, um die Geschwister in Latrun zu
     diese Frage sowohl die Mitglieder der Jesus-Bruderschaft      unterstützen. All dieses bereichert mein Leben!
     als auch andere Menschen bewegte, die schon länger
     ­guten Kontakt nach Gnadenthal hatten.                        Hartmut Hennes

    2018 hat Br. Franziskus ca. 50 Personen angeschrieben,
    von denen er wusste, dass diese das Anliegen der Jesus-
    Bruderschaft teilen und gerne „mehr möchten als nur als

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Gnadenthaler Impulse Brief an die - Freunde der Jesus-Bruderschaft - Kloster Gnadenthal
Gnadenthaler Impulse · Herbst 2020

     DANK und BITTE im Herbst 2020
     Liebe Freundinnen und Freunde der Jesus-Bruderschaft,

     es gibt, wie so oft im Leben, die gute und die weniger gute
     Nachricht: die gute lautet, dass das Haus der Stille wieder
     Gäste empfangen kann, die weniger gute: dass es noch
     reichlich Auflagen gibt, die uns vor Augen halten, dass
     „Corona“ noch nicht Geschichte ist. Dennoch sind wir sehr
     dankbar für die kleinen Schritte und für Begegnungen mit
     Ihnen, wenn auch in vielen Bereichen mit Maske.

     Sehr dankbar sind wir für Ihre Unterstützung! Ich hatte
     Ihnen die Sanierungsarbeiten im Haus der Stille ans Herz
     gelegt, und diese Arbeiten sind (bei Erstellung dieser
     ­Gnadenthaler Impulse) in vollem Gange. Sr. Birgit-Salome
      berichtet davon auf den Seiten 14/15. Wenn Sie dieses
      Projekt weiter unterstützen wollen, geben Sie bitte die
      Projekt-Nr.: 6730 an.

     Als weiteres Projekt nenne ich Ihnen unsere neuen
     ­FSJ-lerinnen. Am 1. August haben drei junge Frauen ihr
      freiwilliges Jahr bei uns begonnen und sind dabei, sich
      hier einzuleben. In diesem Jahr der Orientierung bieten wir
      nicht nur interessante Arbeitsfelder, sondern auch ­intensive
      Begleitung. Wenn Sie sich an den Kosten beteiligen wollen,
      nennen Sie bitte die Projekt-Nr.: 8005.

     Eine wertvolle Unterstützung ist Ihre Begleitung im Gebet
     – danke, dass Sie auch auf diese Weise mit uns verbunden
     sind!

     Ich wünsche Ihnen schöne und bunte Herbsttage, auch
     wenn wir vermutlich noch eine ganze Zeit eine Maske
     ­tragen werden.

     Ich grüße Sie in herzlicher Verbundenheit
     Ihre
     Jutta Ebersberg
     Vorstand des Jesus-Bruderschaft e.V.

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Gnadenthaler Impulse · Herbst 2020

     Erfahrungen in der Corona- Zeit
     Lena von einer sozialen Organisation in Jerusalem ­versorgt          ein ­ Einfließen und Ausfließen wie bei unserem Atem.
     Menschen in Israel, die von Corona betroffen sind. So                ­Persönliche ­Gestaltung von Stundengebeten und viel Zeit
     ­erzählt sie von Roman (Name geändert), 91 Jahre alt,                 für die Stille vor Gott. Die geistliche Lesung (Lectio Divina)
      der mit seiner Frau (80 Jahre alt) seine Enkel versorgte.­           hatte viel Raum wie auch mein kalligraphisches Schreiben
      35 Tage ging er wegen des Lockdowns nicht aus dem                    von verschiedenen Sprüchen von Heiligen und Anderen.
      Haus. Als dann der Lockdown aufgehoben wurde, ging                   Der Balkon vor dem kleinen Holzbau war perfekt für die
      er raus, fiel hin und brach sich das Bein. Er war noch zu            Mahlzeiten im Freien. Der Vogelgesang um mich herum war
      ­wackelig auf den Beinen und konnte die Balance nicht                die natürliche Verbindung mit der Schönheit und der Kraft
       ­halten. ­Israel konnte (zu der Zeit gerade) gute Erfolge in der    des Schöpfers. Das Internet hat mich laufend mit der Welt
        ­Bekämpfung des Virus vermelden, aber solche ­Geschichten          und ihren Sorgen, ihrem Leid und ihrer Trauer ­verbunden.
         ­gehören auch dazu.                                                Fürbitten und Anliegen zu integrieren war natürlich. Das
                                                                            Vorrecht, die Heilige Eucharistie in meiner ­Muttersprache
                           In Latrun ging Br. Elia zweimal 14              zu feiern, war eine Freude. Ich betete stellvertretend für
                           Tage in Quarantäne, als Vorsichtsmaß-           alle, besonders beim Heiligen Mahl. Beim Empfang des
                           nahme, falls er sich bei notwendigen            Sakramentes, habe ich alle, die in mein Bewusstsein
                                                                           ­
                           Aufenthalten in Jerusalem angesteckt            ­kamen, Kommunitätsmitglieder, Freunde und Familienan-
                           haben sollte. Er lebte im Chalet neben           gehörige in eine 'geistliche Kommunion' aufgenommen.
                           dem Olivengarten unserer Nachbarn,
                           der Trappisten.                                Es kam mir so vor, dass
                           Insgesamt 28 Tage war er von allen             wir im Alt-Werden vor
     Aktivitäten der K­ ommunität wie Gottesdiensten, gemein-             diese Fragen gestellt
     samen Mahlzeiten und Gesprächen ausgeschlossen. Mit-                 werden:
     tagessen wurde ihm in der Küche vorbereitet und von Br.              'Hast du mich geliebt
     Siegfried gebracht. Eine WLAN-Verbindung verband ihn                 wie ich euch liebe?
     mit der Welt.                                                        Hast du deine ­Brüder
     Br. Elia erzählt: „Es war, als ob Gott sprach: 'Kommt alle zu        wie auch deine Feinde
     mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt.           geliebt wie ich es tue?
     Ich werde euch Ruhe verschaffen' Matth. 12,28-30. Und                Hast du mir erlaubt,
     dass Jesus mich einlud, seinen Gebetsweg konsequent zu               dich zu lieben in Zeiten
     üben. 'Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und              der Einsamkeit, Stille
     schließe die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Ver-          und ­Beschränkung?'
     borgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht,
     wird es dir vergelten' Matth. 6,6.                                   Ich bin sehr dankbar für
     Das Alleinsein vor Gott war ein Geschenk für mich. Es                diese Zeit.“
     war eine intensive Zeit der Einsamkeit, aber zugleich eine
     unbegrenzte Zeit für christliche Kontemplation, die so-
     wohl persönlich als auch umfassend ist. Was man emp-
     fängt im Gebet, wird weitergegeben in der Liebe. Es ist

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Gnadenthaler Impulse · Herbst 2020

     Haus der Stille                                               Grundkurs Bibliolog
                                                                   Montag 9.November 2020, 18:00 Uhr
                                                                   bis Freitag 13.November 2020, 13:00 Uhr
                                                                   Tagungsbeitrag: € 240,00
                                                                   Übernachtung/Verpflegung: € 212,00 EZ
                                                                   mit fl. w/k Wasser / € 276,00 EZ mit Du/WC

                                                                   Haben Sie übrigens schon in unserem Jahresprogramm
                                                                   entdeckt, dass Friederike Meißner bei uns einen Grundkurs
                                                                   Bibliolog anbietet?

                                                                   Sie schreibt dazu:
                                                                   „Bibliolog ist eine Methode, die
                                                                   zum Dialog mit der ­biblischen
                                                                   Geschichte ermuntert. In die
                                                                   biblischen Texte ‚eintauchen‘,
                                                                   sie gemeinsam erleben und
                                                                   auslegen zugleich, die Bibel
     Diesen Bereich kennen vermutlich viele von Ihnen als          als lebendig erfahren und mit
     „Weg“ zu den Gästezimmern. Gleichzeitig ist der Weg           der eigenen Lebenswirklichkeit
     aber auch das „Dach“ der Wirtschaftsräume und der             in Berührung bringen – für all
     Küche. Schon seit längerer Zeit sickert an verschiedenen      das eignet sich die Metho-
     Stellen Regenwasser durch und beschädigt sukzessiv die        de Bibliolog hervorragend.
     Bausubstanz! Daran wird uns deutlich, dass das Haus der       Von ­   Kindergottesdienst bis
     Stille eben auch in die Jahre gekommen ist! Mitte Juli sind   ­Seniorengruppe, für den Gemeindegottesdienst statt einer
     nun die kleinen Bagger angerückt. Auf den Bildern sehen        Predigt, im biblischen Unterricht, in der Schule und für den
     Sie, wie im ersten Arbeitsabschnitt die alten Bodenbeläge      Hauskreis: Bibliolog ‚funktioniert‘ mit fast jeder Gruppe.“
     abgetragen wurden.                                             In diesem Grundkurs kann ein Zertifikat erworben werden,
     Wenn Sie diese Ausgabe in den Händen halten, müsste            das dazu befähigt, mit dieser Methode zu arbeiten.
     alles wieder gepflastert und dicht sein! Und natürlich
     auch wieder mindestens so schön wie vorher! Wir rech-         Friederike Meißner lebt mit ihrer Familie in Köln, ist ­Pastorin
     nen damit, dass die Sanierungsmaßnahmen Mitte August/­        und zertifizierte Bibliolog-Trainerin.
     September zum Abschluss kommen.

     Sr. Birgit-Salome Wiedenmann

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Gnadenthaler Impulse · Herbst 2020

     Abschied                                                      Während der ausgebuchten Ferienspiele gab unser
                                                                   Programm reiche Einblicke in die Gnadenthaler Land-
                                                                   ­
     Seit März ist der Nehemia-Hof wie leergefegt. Klassen-        wirtschaft und die Natur, z.B. eine Entdeckungsreise im
     fahrten, Freizeiten und andere Veranstaltungen mussten        ­Kuhstall, selber Butter herstellen, Schafe streicheln, Hüh-
     abgesagt werden, und ich wurde zu 100% in Kurzarbeit           ner aus der Hand füttern und Erkundungen am Bach und
     versetzt. Da sich daran wohl leider in nächster Zeit nicht     im Wald. Auch gab es jede Menge Spaß bei gemeinsamen
     viel ändern wird, habe ich mich auf die Suche nach ­Arbeit     Spielen wie Dorferkundung, Landwirtschaftsolympiade
     gemacht. So darf ich nun am 1. September 2020 als Ju-          und Geländespiel. Ein zentrales Element war das soziale
     gendbildungsreferent in einer Jugendkirche in Frankfurt        Miteinander. In der Woche wurden Prinzipien der sozialen
     anfangen. Darauf freue ich mich sehr.                          Integration, Demokratie- und Toleranzerziehung praktisch
     Nun heißt es aber auch Abschied nehmen von Gnadenthal          umgesetzt, die Kinder hatten eine aktive Rolle und durf-
     und von der Jesus-Bruderschaft.                                ten zum Teil über das Programm mitbestimmen. Einige
     Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, bei euch als         Rückmeldungen: „Ich liebe die Bauernhoftiere!“, „Sag
     ­Jugendreferent tätig gewesen zu sein, wenn ich auch nur       Bescheid, wenn ihr wieder was organisiert, ich melde mich
      sehr kurze Zeit bei euch war.                                 sofort an“. Wir sind froh und dankbar über die vielver-
      Ich wünsche euch als Gemeinschaft alles erdenklich Gute,      sprechende Kooperation und dass wir unserem Auftrag
      neue zuversichtliche Perspektiven nach der Krise und          in der Kinder- und Jugendarbeit wieder Hände und Füße
      ­einen immer wieder neuen Aufbruch voller Vertrauen und       ­geben konnten!
       Hoffnung in unseren guten Gott. Bleibt behütet und seid     Sander Hoogendam
       ­gesegnet.
     Philipp Mühlau

     Ferienspiele in Gnadenthal                                   Herzlich willkommen!

     Gemeinschaft, Vielfalt und Natur erleben! Nach den neu-
     esten Corona-Verordnungen haben wir die Umweltbildung
     im Juni wieder angefangen. Leider dürfen Klassenfahrten
     erst wieder im zweiten Schulhalbjahr 2021 kommen, posi-
     tiv ist aber, dass wir in Kooperation mit den umliegenden
     Gemeinden drei Wochen Ferienspiele anbieten konnten
     und Kinder den Nehemia-Hof endlich wieder für eine gan-
     ze Woche tagsüber besuchten.                                  Unser neues Jahresteam geht an den Start
                                                                   Elisabeth Wenderoth, Jael Schlüter, Franziska Hünlich

                                                                   Auch Tagesgruppen dürfen wieder kommen und sind sehr
                                                                   willkommen!
                                                                   Sebastian Stenzel

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Gnadenthaler Impulse · Herbst 2020

                                                                    Kultur
      Mediathek                                                     (s. auch: www.kloster-gnadenthal.de/ Veranstaltungen)
                         Neu
                                                                    Freitag, 11. September 2020, 20 Uhr
                                                                    Vernissage „Spuren der Vergänglichkeit“ mit Bildern von
                                                                    Irma Hartberg. Ausstellungsdauer bis 11. Oktober

                                                                    Sonntag, 18. Oktober 2020, 12 Uhr
                                                                    Matinee „Wer bestimmt des Himmels Weite mit der Span-
                                                                    ne?“ mit Bildern von Florian Till Franke von Krogh, musi-
                                                                    kalisch umrahmt vom Holzbläserquintett der Mannheimer
                                                                    Bläserphilharmonie. Ausstellungsdauer bis 20. November

                                                                    Freitag, 23. Oktober 2020, 20 Uhr
                                                                    Konzert im Brüderhaus mit dem Trio Improvisationen
                                                                    (Nadja Jamiro, Frieder Layer, Assen Haydutov) „Nur die
       Vielleicht haben Sie sie schon entdeckt: die Mediathek auf   Ruhe“. Eintritt frei, um eine Spende wird gebeten.
       unserer Homepage?! Wenn nicht, möchte ich Sie ein biss-
       chen neugierig machen und ermutigen, mal reinzuschauen.      Freitag, 30. Oktober 2020, 20 Uhr
       Wenn Sie im Menü die Überschrift „Mediathek“ anklicken,      Konzert im Brüderhaus mit dem Kammerchor Bene Can-
       können Sie sich schnell einen Überblick verschaffen.         tare „Klangreise durch die Jahrhunderte“. Eintritt frei, um
                                                                    eine Spende wird gebeten.
       Die Erfahrungen des „1. Mai digital“ haben uns ermutigt,
       Teile unseres Sonntagsgottesdienstes aufzunehmen und         Anmeldung bitte an:
       als Video auf die Homepage zu stellen, d.h. Sie können       jutta.ebersberg@jesus-bruderschaft.de
       jeweils ab Sonntagabend einen „Besuch“ in Gnadenthal         Alle Termine/Orte unter Vorbehalt – versichern Sie sich bit-
       machen. Wenn Sie unseren You-tube-Kanal abonnieren,          te auf der Homepage.
       kommt Gnadenthal automatisch zu Ihnen.
       Viele von Ihnen haben das Nachtgebet, die Komplet, bei
                                                                    Impressum
       einem Aufenthalt hier schätzen gelernt – Sie können es
                                                                    Herausgeber und Verleger:               Spendenkonten:
       anklicken und mitbeten.
                                                                    Gnadenthaler Impulse                    Jesus-Bruderschaft e.V.
       Auch aktuelle Videos sind zu finden, sowie unsere Lieder,    Jesus-Bruderschaft e. V.                Evangelische Bank eG
       die Sie in voller Länge anhören und mitsingen können. Das    Gnadenthal, 65597 Hünfelden             BIC: GENODEF1EK1
       Gleiche gilt für liturgische Gesänge.                        Telefon 0 64 38 / 81– 200               IBAN: DE50 5206 0410 0004 0030 71
                                                                    Fax 0 64 38 / 81– 290
       Wir freuen uns, wenn wir Ihnen auch auf diese Weise eine     www.kloster-gnadenthal.de
                                                                                                            Für Überweisungen in
                                                                                                            der Schweiz:
       lebendige Verbindung nach Gnadenthal schaffen können.        info@jesus-bruderschaft.de              Kontoinhaber:
                                                                    Redaktion:                              Jesus-Bruderschaft Schweiz
       Jutta Ebersberg                                              Jutta Ebersberg v.i.S.d.P.              Kto-Nr. 233–14148508.0, BC 233
                                                                    Br. Franziskus Joest, Christian Hundt   PC-Konto der Bank 80–2–2
                                                                                                            UBS AG, Lyss
                                                                    Gestaltung und Herstellung:
                                                                                                            BIC: UBSWCHZH80A
                                                                    Regina Körfer, Mainz
                                                                                                            IBAN: CH53 0023 3233 1414 8508 0
                                                                    Fotos: Jesus-Bruderschaft

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Jesus-Bruderschaft

                     Unser Logo zeigt in hebräischen Buchstaben den
                     Namen „Jesus”, Jeschua, so wie man ihn in eine
                     Tonscherbe aus dem 1. Jahrhundert eingeritzt
                     gefunden hat.

Darum auch wir: Weil wir eine
solche Wolke von Zeugen um uns
haben, lasst uns ablegen alles, was
uns beschwert, und die Sünde, die
uns umstrickt. Lasst uns laufen mit
Geduld in dem Kampf, der uns be-
stimmt ist, und aufsehen zu Jesus,
dem Anfänger und Vollender des
Glaubens.

Hebr. 12, 1-2a
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