NR. 189 Sommerausgabe 2021 - Mennoniten-Bern
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Evangelische Mennoniten-Gemeinde Bern (Alttäufer) www.mennoniten-bern.ch NR. 189 Sommerausgabe 2021 Nr. 189 Sommerausgabe 2021 Unsere Gemeinde 1
Inhaltsverzeichnis Editorial 3 Spezielle Anlässe 4 Infos aus dem Leitungskreis 6 Ein Gemeindewochenende in Schleitheim 7 Gemeindemodell und Statuten 8 12 Fragen an Pascal 11 Bildthema Kein Bildthema Titelbild Passende Vase zu vielfältigem Blumenstrauss wie ein passendes Gemeinde- modell zu den vielfältigen Aufgaben unserer Gemeinde mit ihr zur Verfügung stehenden Kräfte. 2 Unsere Gemeinde Nr. 189 Sommersausgabe 2021
Editorial Editorial danken las. Das dauerte meist länger als ein Gottesdienst im Träffer und liess dann Neue Gewohnheiten doch noch viel Zeit für eine Rundfahrt durchs Gürbetal oder wohin auch immer Ich habe eine neue Kostbarkeit ich Lust hatte. entdeckt: Laufen im Regen! Der Blick auf den Regenradar heute Morgen sagte mir, dass es noch ein paar Stunden regnen würde. Der Aare-Guru meinte kurz und knapp: NEI! Gut, ich wollte ja nicht schwimmen gehen, nur der Aare entlang laufen und der Was- serstand war noch nicht so hoch, dass die Aare über die Ufer trat. Ich wollte mich trotz des Wetters bewegen. Es kostete mich etwas Überwindung, in den Regen zu Aber dann denke ich auch an die Momen- treten und loszulaufen. Aber te, wenn ich jeweils nach einem Gottes- schon bald freute ich mich an Un- dienst im Träffer wieder nach Hause fah- gewohntem. Die grossen Regen- re. Bin jedes Mal beschenkt, wie gut mir mengen der letzten Tage hatten die zwei Stunden getan haben. Ja, es tiefe Furchen gezogen in den braucht etwas Kraft und Überwindung, Waldweg. Tropfen und Rauschen wieder in neue Gewohnheiten hinein zu im Wald präsentierten andere finden, jetzt, wo sich wieder mehr Leute Bilder, als ich sie von meiner ge- versammeln dürfen. Aber jedes Mal ent- wohnten Runde her kannte. Als decke ich auch Ungewohntes, Schönes. ich aus dem ersten Wald kam, Für die Retraite des Leitungskreises, Dia- leuchtete schon etwas blauer kone und Älteste hatte ich in der Einla- Himmel hinter dem Gurten, fast dung versucht, in einem Satz zusammen- jede Minute wechselte die Stim- zufassen, worum es uns geht, wenn wir mung am Himmel, Nebelbänke zusammen Gemeinde sind: «Ein Ort als verhüllten Hügel und gaben sie Ressource für ein engagiertes Leben aus wieder frei. dem Leben in Gott, das sich an ganz vie- Natürlich hatte ich gewusst, dass len Orten des Zusammenlebens unserer mir ein Lauf gut tun würde, und Gesellschaft einbringt.» Die Corona- natürlich war ich nicht das erste Massnahmen haben unsere Routine un- Mal im Regen unterwegs, ich terbrochen, und das gibt uns jetzt die Ge- wusste, dass die Landschaft an- legenheit, auch neu zu überlegen, wie wir dere Besonderheiten zeigen wür- denn unser Leben als Gemeinde gestalten de. Und doch hat es mich Über- möchten, damit sie ein solcher Ort sein windung gekostet, aus dem Haus kann. Das ist ja bei weitem nicht nur der zu gehen raus in den Wald. Gottesdienst. Das sind Menschen in vielen Ich dachte an die neuen Gewohn- Begegnungen. Wir sind uns bewusst ge- heiten, welche die Einschränkun- worden, was wir vermissen, aber auch, gen durch Corona mit sich ge- wo es vielleicht weniger braucht, als wir bracht hatten, und die Kraft, die meinten. Was brauchen wir, damit wir es braucht, sie wieder zu ändern. Gemeinde als ein solcher Kraftort erle- Nicht, dass ich einen Gottes- ben? Ich denke an Gespräche am Tisch, dienstbesuch für ein geistliches an Momente von gemeinsamem Gebet in Fitnessprogramm halte. Meist Worten, Liedern und Stille. An freudige muss ich mich nicht überwinden, Blicke und feine Berührungen, durch Wor- sondern freue mich auf die Stun- te und Umarmungen. Woran denkst du? den mit Singen, Gesprächen, Be- Ich freue mich auf die kommenden Wo- sinnung. Aber auch die Sonntage chen und Monate, in denen wir den ge- ohne Versammlung hatten etwas meinsamen Gemeinderaum neu entde- Schönes: der morgendliche Gang cken können. Mit der Frische eines Wald- zum Bäcker, das ausgedehnte laufs durch den Regen. Frühstück, die Stille, wenn ich die Liturgie betete und Predigtge- Jürg Bräker Nr. 188 189 Frühlingsausgabe Sommerausgabe 2021 2021 Unsere Gemeinde 3
Unsere Anlässe Sonntag, Spezielle Anlässe 12. September2021: Gottesdienst mit Nydegg Musik-Apéros im Träffer Die beiden Kirchgemeinden, ev-ref. Kirchgemeinde Nydegg und ev. Jeden 3. Freitag im Monat lädt der Träffer Mennoniten-Gemeinde Bern, laden zu einem Musik-Apéro ein. Mit einem Fei- zu einem gemeinsamen Gottes- erabendkonzert die Woche ausklingen las- dienst im Träffer ein. sen, Nachbarn aus dem Quartier treffen, Beginn: 10 Uhr. musikalische und andere Leckerbissen geniessen. Beginn jeweils 19 Uhr. Die 18./19. September 2021: Konzerte dauern ca. 30 Minuten, Gemeindewochenende in Barbetrieb von 19 – 21 Uhr. Informationen unter www.traffer.ch. Rüdlingen Am Dank-, Buss- und Bettag fah- ren wir ins Klettgau für unser jähr- 13.-15. August 2021: JUWEL liches Gemeindewochenende. Das Thema «Weisch no...» lädt zum Das Jugendweekend Langnau der MJKS Erinnern ein. Schleitheim und der findet als Sommeredition über drei Tage angrenzende Randen sind Erinne- hinweg statt. Es richtet sich an Junge Er- rungsorte der Wurzeln der Täufer- wachsene (20+). Weitere Infos unter bewegung. Auch wir haben im Lau- www.mjks.ch fe unseres Lebens unsere Wurzeln in verschiedenen Richtungen wach- sen lassen. Am Wochenende ver- Mittwoch, 1. September 2021: binden wir gemeinsame und per- Schöpfungsfeier sönliche Erinnerungen miteinander. Auch dieses Jahr lädt die AKiB zusammen Siehe dazu auch Artikel sowie der mit OEKU am Tag der Schöpfung zu einer Flyer, der auch auf der Homepage ökumenischen Schöpfungsfeier ein. Das zugänglich ist und mit dem In- Thema der diesjährigen Schöpfungszeit foblatt versandt wurde. Anmeldung dreht sich ums Wasser: Damit Ströme bis 25. August bei Gaby Krehbiel. lebendigen Wassers fliessen. In Bern den- ken wir bei strömendem Wasser schnell an die Aare, und so lautet das Thema der Freitag, Feier: Die Aare – ein bedrohtes Paradies. 24. September 2021: Bernhard Gyger, Geschäftsführer Wasser- Besuch aus der Pfalz verbund Region Bern, ist zu Gast. An- schliessend an die Feier gibt es einen Am Freitag 24. September besucht Apéro. eine Gruppe aus verschiedenen Mennoniten-Gemeinden aus der Ort: Christkatholische Kirche St. Peter Pfalz Bern. Jugendliche, die mitei- und Paul, Bern (beim Rathaus) nander die Glaubensunterweisung Beginn: 18:30 machen, und ihre Leiter werden das Schloss Trachselwald und den 11./12. September 2021: Stationenweg zur Täufergeschichte in der Stadt Bern besuchen. Sie Sportweekend der MJSK freuen sich über Begegnungen mit Das Sportweekend der MJKS in Muttenz Personen aus der Mennoniten- findet dieses Jahr wieder zweitätig statt. Gemeinde Bern, Jugendliche und Fussball, Volleyball und vieles mehr. auch andere Interessierte. www.mjks.ch 4 Unsere Gemeinde Nr. 189 Sommersausgabe 2021
Unsere Anlässe Samstag, Frauen) in den Gesprächskreisen rund um 13. November 2021: die Reformbewegung von Zwingli das Nacht der Religionen kirchlich vorgeschriebene Fasten mit ei- nem symbolischen Wurstessen. Man sass Hey Alter! Wie begegnen sich die mit ähnlichen Anliegen am Tisch, auch verschiedenen Generationen? wenn es später zu Trennungen kam. Dar- Welche Rolle spielen sie in den aus stellt sich heute die Frage: Wie sind verschiedenen Religionsgemein- wir heute gemeinsam Kirche, auch wenn schaften? Verschiedene Religi- die verschiedenen Anliegen der Reforma- onsgemeinschaften geben Ein- tion auf unterschiedlichen Wegen verwirk- blick und schaffen Raum für Be- licht wurden? gegnungen. Die Mennoniten- Dieser Anlass wird im kommenden Jahr in Gemeinde Bern bietet mit der der einer Reihe von ökumenischen Anlässen Gemeinschaft Ahl al Bayt, einer aufgegriffen: schiitischen Gemeinschaft, eine Programm im Träffer an. Samstag 5. März: Ein Studientag von Re- formiertbewegt zusammen mit dem Bie- Eröffnung: 18:30 im Berner Ge- nenberg. nerationenhaus, Bahnhofplatz 2, Sonntag 6. März: Ökumenischer Gottes- Bern dienst im Grossmünster, mit der KMS, Träffer: 20 Uhr Übernehmen, was Zürcher reformierter Kirche und römisch- andere schufen – Neues generie- katholischer Beteiligung. ren. Vom 16. – 18. September 2022 planen Generationenübergreifende Be- ausserdem das Haus der Stille in Kappel/ gegnung zwischen Schiiten und ZH und das Bildungszentrum Bienenberg Täufern. eine gemeinsame Tagung, die ebenfalls Die Nacht der Religionen ist ein Themen rund um die Frage von non- gemeinsames Projekt der Ar- konformem Leben thematisieren wird. beitsgemeinschaft der Kirchen in der Region Bern AKiB und dem Haus der Religionen. 5. – 10. Juli 2022: Weltkonferenz in Indonesien: Jesus gemeinsam nachfolgen Freitag, über Grenzen hinweg. 10. Dezember 2021: Adventsfenster im Die Versammlung der Weltkonferenz in Träffer und Tag der Idonesien ist auf den 5. – 10. Juli 2022 verschoben worden und findet in Sema- Menschenrechte rang im Holy Stadium statt. Informatio- Im vergangenen Jahr war es nen finden sich auf der Seite der MWK nicht möglich, einen Empfang (www.mwc-cmm.org). Hier kann man sich zum Adventsfenster im Träffer einschreiben, um den Newsletter direkt zu durchzuführen. Wenn es die Um- erhalten. Dieser Newsletter ist in Eng- stände erlauben, möchten wir in lisch. Die Version in Deutsch wird jeweils diesem Jahr wieder einen solchen mit dem Infoblatt versendet. Anlass durchführen. Gemeinsam Adventslieder singen, Musik und Der Global Youth Summit findet in Salati- Begegnungen. ga statt, vom 1. - 4. Juli 2022. Am 10. Dezember ist auch Tag Viele Programmteile werden auch als der Menschenrechte. Die AKiB Stream und andere virtuelle Plattformen lädt zusammen mit der ACAT zu angeboten, sodass man an der Versamm- einer ökumenischen Feier ein. lung teilnehmen kann, ohne nach Indone- Details folgen. sien zu reisen. Der Anmeldeprozess wird voraussichtlich im Herbst 2021 eröffnet. 5. / 6. März 2022: Es geht um die Wurst! Im März 1522 brachen einige Männer (und vielleicht auch Nr. 189 Sommerausgabe 2021 Unsere Gemeinde 5
Gemeinde Intern Infos aus dem Leitungskreis Spendenbarometer Gemäss Budget ist die Gemeinde im Schnitt pro Monat auf 9'000 Franken angewiesen. Letzen Monat waren es rund 5'500.-. Corona hinterlässt auch bei den Spenden Spuren. Das Gemeindeleben beginnt sich so langsam wieder zu normalisieren. Die Spenden werden wohl folgen. Allen Spendern ein herzliches Dankeschön für die wertvollen Gaben. 6 Unsere Gemeinde Nr. 189 Sommersausgabe 2021
Unsere Anlässe Ansprüche an, auch der Bischof von Kon- stanz machte Rechte geltend. Wenn nicht Ein Gemeinde- so klar war, wer zuständig war, standen wochenende solche Orte vielleicht auch weniger unter Beobachtung, oder Behörden konnten in Schleitheim nicht so schnell einschreit. Solche Rechts- unsicherheiten mögen auch ein Grund ge- (JuB) Es hat seine Gründe, wa- wesen sein, warum die Täufer diesen Ort rum wir für das Gemeindewo- für ihre Versammlung wählten. chenende für einmal nicht auf den Bienenberg, sondern ins Das Ergebnis der Konferenz wurde in den Klettgau fahren. Gut, die schönen Schleitheimer Artikeln festgehalten, deren Weine und Ausläufer des Juras Autor wohl im wesentlichen Michael Satt- wären schon für sich Grund ge- ler war, ein ehemaliger Benediktiner- nug, diesen Zipfel nördlich von mönch, der sich in den Jahren zuvor den Schaffhausen ennet des Rheins Täufern angeschlossen hatte. Das Be- mal zu bereisen. kenntnis hält Kernpunkte der Überzeu- gungen fest, auf die sich die Versammel- Der Grund für unseren ausge- ten geeinigt hatten. Es grenzt sich gegen dehnten Ausflug liegt aber an- die Bauernbewegung ab, indem es sich derswo: In Schleitheim fand 1527 klar zur Gewaltfreiheit bekennt, aber auch so etwas wie eine erste Täufer- gegen enthusiastische Strömungen, in- Konferenz statt. Die Regierungen dem es sich auf eine klare Orientierung der verschiedenen Kantone hat- an den Schriften der Bibel festlegt, und ten begonnen, schärfer gegen die sucht auch zu klären, wie man das Ver- Täuferbewegung vorzugehen. Die hältnis zur allgemeinen Gesellschaft und Bauernaufstände, die zum Teil Staat sieht. Im Täuferzimmer im Museum ähnliche Anliegen hatten wie die von Schleitheim befindet sich eine der ersten Täufer, hatten zu gewalt- drei noch erhaltenen Abschriften der Sch- samen Auseinandersetzungen leitheimer Artikel. geführt und waren niedergeschla- gen worden. Und die junge Be- Schleitheim erinnert aber nicht nur an die wegung des täuferischen Auf- Anfänge einer sich formierenden Bewe- bruchs breitete sich nicht nur ge- gung. Auf dem Randen liegt auch ein Täu- ographisch, sondern auch in ihrer ferstein, am oberen Ende des Täufer- inneren Ausrichtung in alle mögli- stiegs, wohl einer der Zugangswege zum chen Richtungen aus. «Wir müs- Versammlungsort in Schleitheim. Dieser sen reden!» würden wir heute Stein wurde anlässlich eines Gedenktages sagen. gelegt, zu dem die evangelisch- reformierte Kirche des Kanton Schaffhau- Am 24. Februar 1527 trafen sich sens 2004 eingeladen hatte. Ein Zeichen Täufer aus dem heutigen Süd- des Gedenkens für alle verfolgten Minder- deutschland, St. Gallen und Ost- heiten, und ein Zeichen der Versöhnung. schweiz und Zürich und auch von Mehr dazu findet man unter https:// weiter her, in Schleitheim zu ei- www.natourpark.ch/tour/taeuferweg/. ner Konferenz. Der Ort war wohl geeignet, weil er für die südliche Solche Orte laden dazu ein, darüber Täuferbewegung recht zentral nachzudenken, was und wie wir erinnern. lag. Schleitheim liegt an einer Da werden berührende Geschichten von wichtigen Verbindungsstrasse, Fürsorge erzählt. Aber es sind nicht nur die schon die Römer nutzten. Der die Erinnerungen an ferne Zeiten, die nahe Randen, ein Ausläufer des zählen. Näher sind uns die Erinnerungen, Tafel-Juras, bot im Notfall viele die in unser Leben eingebettet sind. Oder Fluchtmöglichkeiten, man konnte in die unser Leben eingebettet ist. Wir von vielen Seiten her relativ un- erinnern oft das besonders lebendig, bemerkt anreisen. Zudem war was wir einmal oder wiederholt erzählt umstritten, wer in Schleitheim für haben. Es gibt Erinnerungen, die sind wie die Gerichtsbarkeit zuständig ein Sonnenstrahl der aufgehenden Som- war. Nachdem es lange zur Graf- mersonne, die frühmorgens durchs Fens- schaft Stühlingen gehört hatte, ter leuchtet. Sie wecken Dankbarkeit, meldete die Stadt Schaffhausen verbinden uns mit geliebten Menschen. Nr. 189 Sommerausgabe 2021 Unsere Gemeinde 7
Unsere Anlässe Und es gibt Erinnerungen wie Schatten, wie schwere Steine. Es gibt Beiläufiges, das aus irgendeinem Grund hängen ge- Gemeindemodell blieben ist, und es gibt zentrale Momente und Statuten unseres Lebens, die wie Meilensteine un- seren Lebensweg markieren. Retraite des Leitungs- Und wir werden erinnert. Von anderen. kreises, der Diakonie Diese Erinnerungen decken sich längst nicht immer mit unserem Selbstbild. und der Redaktion UG Manchmal ist das wohltuend, von jeman- Bericht der Retraite vom dem zu hören, welche schöne Erinnerung 28./29.05.2021. er mit mir verbindet. Und manchmal irri- tierend, wenn ich mit etwas konfrontiert (KaG) Endlich schönes Wetter werde, das ich so ganz anders in Erinne- und wir können unsere verscho- rung habe. bene Retraite am Freitagabend Und da ist Gottes Erinnern. Wenn Gott mit einem syrischen Aperitif sich in seinem Gedenken seiner Schöp- draussen beginnen. fung zuwendet, blüht Leben auf. Dieses Erinnern blickt nicht nur in Vergangen- heit, hat viel damit zu tun, dass seine Verheissungen an uns zum Ziel kommen. Auch das hat mit Erinnerung zu tun: mich an das Erinnern lassen, was mein Leben kräftigt und aufblühen lässt. «Weisch no …?» lautet das Thema des Gemeindewochenendes vom 18./19. Sep- tember 2021. Wir werden Zeit haben für viele Gespräche unterwegs beim Erwan- dern einiger Erinnerungsstätten in der Umgebung von Schleitheim. Abends und am Sonntag werden wir dann in Rüdlin- gen sein, einem schönen Weindorf am Rhein. Alle Facetten des Erinnerns werden wir nicht abdecken, aber wer weiss: Viel- leicht heisst es in 20 Jahren: Weisch no, damals beim Gemeindewochende in Sch- leitheim und Rüdlingen? Thema des Nach- und Überden- kens soll unser bisheriges Ge- meindemodell und der Istzustand sein. Vor gut 20 Jahren wurde mit viel Energie und Herzblut ein neues Modell erarbeitet und diesem an der Mitgliederversammlung zugestimmt. Es sah vor, mit flachen Hierarchien, Ressorts und Zuständigkeiten das Gemeindele- ben 8 Unsere Gemeinde Nr. 189 Sommersausgabe 2021
Gemeinde Intern der Mennoniten-Gemeinde Bern wie ein Kreis wirken und mit den Statuten zu gestalten und neu aufzuglei- übereinstimmen. Dies ist vereinsrechtlich sen. sinnvoll. Manches hat sich bewährt und wird noch heute, wie im Modell vorgesehen, gelebt. Etliches hat sich verändert, sich schleichend der Zeit und den Menschen ange- passt, ist überholt oder existiert gar nicht mehr. Das ist nicht wei- ter schlimm, aber es macht Sinn, Gemeindemodell und Statuten möglichst dem Vorhandenen und Gelebten anzugleichen und zu vereinfachen. Dieses Bedürfnis ist spürbar und wird klar geäussert. In der Einleitung zeigt uns Paul eindrücklich mit einem bunten Blumenstrauss auf, dass eine zu Schön ist, festzustellen, dass unser Leit- grosse Vase sehr wohl mit einem bild unangetastet stehen bleiben kann, kleineren Gefäss ausgetauscht weil die darin festgehaltenen Werte und werden kann und das Ganze Haltung immer noch unseren Grund legen. dann auch von aussen passender Wir einigen uns darauf, dass wir die ganze wirkt. Die Blumen kommen zu- Gemeinde in den Prozess einbeziehen wol- dem gleichwohl zur Geltung und len und ich persönlich vor allem auch die haben mehr Halt. Meinung der Jungen hören möchte. Es ist beeindruckend festzustel- Der Leitungskreis fasst die Aufgabe, Vor- len, wie wir mit unserer be- gehen und Zeitrahmen festzulegen und schränkten Anzahl Aktivmitglie- eine kleine Gruppe einzusetzen, die die der gut funktionieren und wie viel Statuten überarbeitet. Sie soll einen Vor- Verantwortung immer wieder schlag zuhanden der Gemeinde in die Ver- übernommen wird. Die Über- nehmlassung schicken. schneidungen sind nicht zu über- An der nächsten Leitungskreissitzung wer- sehen. Das heisst, einige sind in den wir unserem Auftrag nachkommen. mehreren Gremien und Themen Ziel ist, in absehbarer Zeit zu einem Ge- engagiert. Das Ganze wird vom meindeabend einzuladen, um die Anpas- Leitungskreis koordiniert. Selbst- sungen vorzustellen und zu diskutieren. verständlich hat die Gemeinde Ob die neuen Statuten bereits im Septem- mit der Mitgliederversammlung ber 21 oder erst im März 22 traktandiert die Entscheidungsgewalt. werden können, ist zweitrangig. Wichtig ist, das Ganze sorgfältig und offen entste- Die angeregte Diskussion geht hen zu lassen und darauf zu vertrauen, am Samstagmorgen weiter und dass wir ein richtiges Mass finden können. wir denken lange darüber nach, Ich freue mich bereits auf einen regen wie ein neues Modell aussehen Austausch und bin gespannt und dankbar oder vereinfacht werden könnte. für alle, die mitdenken, anpacken und Einerseits gilt es den Istzustand auch im Hintergrund mittragen. abzubilden, andererseits jedoch viel Freiraum für Neues und Ver- änderungen offen zu lassen. Die Engagierten sollen nicht noch mehr belastet werden, ihnen soll Sorge getragen und Ressourcen gespart werden. Viele Ideen und Modelle kommen zusammen. Wir wollen uns nicht einengen lassen in unserem Tun, das Modell soll jedoch für uns im Hintergrund stimmig sein. Es soll auf flachen Hierarchien aufbauen, eher wie ein verwurzelter Baum oder Nr. 189 Sommerausgabe 2021 Unsere Gemeinde 9
Gemeinde Intern Leitbild Wir sind eine evangelische Freikirche innerhalb der weltweiten Kirche Christi und sind Teil der schweizerischen Mennonitengemeinden (Alttäufer), die seit der Zeit der Reformation (16. Jahrhundert) bestehen. Wir sind Christinnen und Christen mit Stärken und Schwächen. In unserer Geschichte haben wir erfahren, dass Gott zu uns steht und uns immer wieder durchhilft. Wir glauben, dass Gott in Jesus Christus zu uns Menschen kam und sich darin sein Wesen am deutlichsten zeigt: Seine Liebe zu den Menschen, seine Bereitschaft zur Vergebung von Schuld, sein Wille zu Frieden und Gerechtigkeit. Wir stützen uns auf die Bibel, die uns die Geschichte und den Plan Gottes mit den Menschen erzählt. Sie ist für uns Autorität und Massstab, denn in ihr erfahren wir Gottes lebendige Anrede. Wir sind eine Gemeinschaft von Frauen, Männern und Kindern. Offene, familiäre Atmosphäre soll Raum für Geborgenheit und Begegnung schaffen. Wir wollen gemeinsam unsere Gaben entdecken und einsetzen. Für den Bau der Gemeinde sind wir alle mitverantwortlich. Wir leben und erleben Gemeinde, indem wir in Gottesdiensten und Kleingruppen feiern, beten und die Bibel lesen. Wir bezeugen mit der Glaubenstaufe, dass Jesus Christus uns mit Gott versöhnt hat und wir unser Leben nach ihm ausrichten wollen. Die Not der Menschen macht uns betroffen, denn Gott will das ganzheitliche Wohl aller. Wir sind herausgefordert, uns für Versöhnung mit Gott und den Menschen, für Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Jesus Christus ermöglicht uns die Liebe zu allen Menschen und gibt uns eine Perspektive der Hoffnung. Verabschiedet 14. März 1997 10 Unsere Gemeinde Nr. 189 Sommersausgabe 2021
Gemeinde Intern 12 Fragen an Mit einer im Lotto gewonnenen Million würde ich… Pascal sie in Vermögenswerte investieren, die mir meinen Lebensunterhalt bezahlen und Wir führen eine neue Rubrik ein. danach Länder besuchen, zu denen ich In jeder UG-Ausgabe werden ei- schon immer reisen wollte. Nach dem ner Person der Gemeinde 11 glei- Reisen würde ich mit dem restlichen Geld che Fragen gestellt. Am Schluss ein Startup aufbauen. darf die Person selbst eine Frage ausdenken und wünschen, wem Auf die Palme bringt mich... in der nächsten UG-Ausgabe die wenn ich etwas mache, das meine volle 11 + 1 Fragen gestellt werden. So Aufmerksamkeit benötigt, und jemand lernen wir jeweils jemanden aus dazukommt, der auch was davon haben der Gemeinde besser oder aus möchte. einem anderen Blickwinkel ken- nen. Den Start macht Pascal Hä- Vor l0 Jahren bin ich... ring. erst elf Jahre alt gewesen und besuchte eine Privatschule in Olten. Dort habe ich das erste Mal richtig gelernt zu lernen. Mein Fokus war vorher auf anderes ge- richtet. Zudem war mir damals noch nicht bewusst, wie gross und vielfältig diese Welt ist und dieses Bewusstsein vergrös- sert sich jetzt immer noch Jahr um Jahr. In l0 Jahren werde ich... mein eigenes Unternehmen aufgebaut haben und helfe vielen Leuten dabei, ihre Probleme zu lösen. Zudem habe ich mei- ne 10 Länder, die ich besuchen möchte, bereist und ich habe eine Frau fürs Leben gefunden. Und ganz wichtig! Ich habe bis dann jeden Tag zu meinem besten gemacht. Nie im Leben würde ich... Ich bin Pascal Häring (21), bin jemanden töten. Auch nicht, wenn ich da- in der Gemeinde Bern seit ich zu gezwungen werde oder ein Krieg aus- denken kann. Ich besuche den bricht. Gottesdienst nicht mehr so oft, doch ich geniesse ihn je- An einem unerwartet freien Abend mache des Mal, wenn ich dabei bin. ich... Und beruflich bin ich gelernter einen Spaziergang oder mache es mir ge- Elektriker. mütlich und höre entspannende Musik. In der Gemeinde engagiere ich Ein verborgenes Talent von mir ist… mich... Ich bemerke sofort, wenn mich etwas als aktives Mitglied unserer JG erzürnt und kann mich direkt wieder und geniesse es immerzu auch beruhigen. am Gottesdienst teilzunehmen. Zwei Wahrheiten, eine Lüge. Was stimmt? An der Berner Gemeinde schätze Ich verlege fast nie etwas/Ich bin immer ich... hungrig/Ich koche nicht gerne. den schönen Gesang miteinander während eines Gottesdienstes. Wer soll als nächstes diese Fragen beant- worten und was wolltest du schon lange Wegen Corona habe ich… von ihr/ihm wissen? mehr Zeit, um mir Gedanken über Frank Rihs. Ich will wissen, wie sein meine Zukunft zu machen. Leben als Neurologe ist und wie er zum Glauben steht mit dem Wissen, wie das menschliche Gehirn entstanden ist. Nr. 189 Sommerausgabe 2021 Unsere Gemeinde 11
Gemeinde Intern 12 Unsere Gemeinde Nr. 189 Sommersausgabe 2021
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Bibelspruch/Gebet "Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir. (Apostelgeschichte 17, Vers 27)" (StH) Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Das heisst er ist da! Er ist unter uns. Das gibt doch Hoffnung. Ein schöner Monatsspruch für den Juli 2021. Ich sehe unsere ganze Coronazeit vor Augen. Was haben wir alles durchge- macht. Masken Tragen, Abstand halten, im Home-Office bleiben ganz nach dem Motto «bleiben Sie zuhause» und auf viele Kontakte mit Nächsten, Freunden und Bekannten verzichten. Auch wenn es nun schon fast locker zu und her geht, vorbei ist das Ganze noch nicht. Dabei geht mir immer wieder Hiob durch den Kopf. Wie lange hat er gelitten, gehadert und trotzdem die Hoffnung nie verloren und durchgehalten. Ja, Gott ist unter uns. Dies gibt uns Hoffnung, die wir gerade jetzt immer wieder benötigen. Und noch mehr! In ihm leben, weben und sind wir. Weben? Genau, wie viele aufmunternde Worte finden wir in der Bibel? Sie geben uns Halt und Zuversicht. Wir erfahren seine Liebe, können im Gebet mit ihm sprechen und unseren Ballast ablegen. Wir finden Segen, Ruhe und Geborgenheit. Dieses Glaubensnetz bilden und erweitern wir täglich wie in einer Beziehung. Denn in ihm leben und sind wir! Kirchgemeindehaus Schosshalde Schosshaldenstrasse 43, 3006 Bern ÖV: Haltestelle Schosshalde Bus Nr. 12 Richtung Zentrum Paul Klee Bus Nr. 40 ab Papiermühle oder Gümligen Bahnhof Auto: A6, Ausfahrt Ostring Laubeggstrasse bis Kreuzung Schosshalden-/Laubeggstrasse www.mennoniten-bern.ch Postkonto: 30-26973-5 14 Unsere Gemeinde Nr. 189 Sommersausgabe 2021
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