Goldpreis-Entwicklung: Was die Experten für 2019 erwarten, Teil 2 - Incrementum AG

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Goldpreis-Entwicklung: Was die Experten für 2019 erwarten, Teil 2 - Incrementum AG
Goldpreis-Entwicklung: Was die Experten für 2019
                  erwarten, Teil 2

                                       Robert Halver, Leiter Kapitalmarkt-Analyse: Die
                                       Notenbanken bleiben ein Risiko für Gold

                                    BÖRSE ONLINE: Das Jahr 2018 stand im Zeichen des
                                    Brexit, wachsender Spannungen zwischen der EU und
                                    Italien, sowie dem eskalierenden Handelsstreit
zwischen den USA und China. Zuletzt ist zudem die Ukraine-Krise wieder aufgeflammt.
Trotzdem hat die Krisenwährung Gold im abgelaufenen Jahr rund fünf Prozent verloren. Wie
erklären Sie sich diese Schwäche?

Robert Halver: Insbesondere die Fed sorgte mit ihrem Zinserhöhungsprogramm und einem
damit festeren US-Dollar für Gegenwind. Grundsätzlich bewegt sich der Goldpreis gegensätzlich
zur US-Währung. Und ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube: Die Notenbanken
haben kein Interesse an einem nachhaltig steigenden Goldpreis, der die Dominanz ihrer
Währung "Geld" konterkarieren würde. Denn nur mit dieser beliebig vermehrbaren Droge ist
die anhaltend überbordende weltweite Verschuldung noch zu finanzieren.

Der Gegenwind für den Goldpreis hatte zwischenzeitlich selbst physische Investoren bewogen,
sich teilweise von ihren Positionen zu trennen. Damit sicherten sie sich die zwischen Anfang
2017 und April 2018 angefallenen deutlichen Buchgewinne, um sich an zwischenzeitlich
attraktiveren Zinsen zu laben.

Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass der Verkaufsdruck nach dem reinigenden Gewitter
nachlässt.
Goldpreis-Entwicklung: Was die Experten für 2019 erwarten, Teil 2 - Incrementum AG
Die US-Notenbank hat zuletzt mehrfach angedeutet, ihren geldpolitischen Kurs
auch 2019 fortzusetzen und die Zins-Zügel weiter anzuziehen. Was bedeutet ein
solcher Kurs für den US-Dollar und was für den Goldpreis?

Waren die amerikanischen Leitzinsen gemäß Fed noch Anfang Oktober weit entfernt von
jeglicher Neutralität und sollte insofern der Zinserhöhungskurs bis 2020 fortgesetzt werden, so
spricht US-Notenbankchef Powell jetzt davon, dass der US-Leitzins nur noch knapp unter dem
für die Wirtschaft neutralen Niveau, bei dem sich Risiken der konjunkturellen Überhitzung und
des wirtschaftlichen Abschwungs ausgleichen. Solche sanften Zinstöne lassen aufhorchen. Da
die USA ihren Konjunkturgipfel hinter sich haben, spricht viel dafür, dass es 2019 keine
weiteren Zinserhöhungen mehr gibt. Ein insofern geschwächter Dollar stützt den Goldpreis.

Wo sehen Sie 2019 die größten Risiken für den Goldpreis, wo mögliche Treiber?
Das größte Risiko ist, dass die Notenbanken den Goldpreis weiter unter Druck halten.

Treiber für den Goldpreis bleiben die zahlreichen Krisen, die mit Blick auf den Handelskonflikt
oder die erneut aufflammende Ukraine-Krise auch 2019 nicht ausgestorben sind. Auch die
weitere Brexit-Frage ist offen. Und am Beispiel Italien sieht man, dass von der Europäischen
Stabilitätsunion nur Scherben übriggeblieben sind. Es lebe die Schuldenunion! Nicht zuletzt
besteht Unsicherheit vor dem Ausgang der Europa-Wahl im Mai 2019, bei der Euro-skeptische
Abgeordnete die Mehrheit erringen könnten.

Überhaupt spricht für Gold, dass Zinssparen so attraktiv wie Fußpilz ist. Es ist die todsichere
Vermögensvernichtung. So liegt z.B. die durchschnittliche Rendite deutscher Staatsanleihen
nach Inflation bei minus zwei Prozent. Wer spart, wird entspart. Finanzpolitiker beobachten
diese Entwicklung durchaus freudig erregt. Weltweit galoppierende Staatsschulden werden von
negativen Realzinsen aufgefressen wie grüne Wiesen von Heuschrecken. Übrigens, die
tatsächliche Inflation ist höher als die geschönte offizielle. Realer Vermögenserhalt über
Edelmetalle ist in unserer Finanzwelt von entscheidender Bedeutung.
Goldpreis-Entwicklung: Was die Experten für 2019 erwarten, Teil 2 - Incrementum AG
Welche Anlageklasse sollten Goldanleger bevorzugen: Goldminenaktien, Fonds,
ETFs, Derivate oder physisches Gold?
Bei Goldminenaktien und Fonds kommen die typischen Risiken einer Aktie hinzu: Arbeitet das
Unternehmensmanagement effizient? Betreibt es eine vernünftige Förderpolitik? Zu welchen
Goldpreisen hat es sich abgesichert? Gibt es standortpolitische Handicaps wie z.B. Streiks oder
soziale Unruhen? Eine kostengünstige Alternative zu physischem Gold sind Gold-ETFs, die
wegen ihrer Marktliquidität auch einen problemlosen Verkauf sicherstellen. Als solide
Vermögensversicherung gegen finanz- und geopolitische Risiken, die gerade im systemischen
Schadensfall nicht ausfällt, ist physisches Gold aber unschlagbar. Mit Derivaten können die
Anleger auf kurzfristige Bewegungen beim Goldpreis handeln. Mit diesen Instrumenten lassen
sich im Übrigen physische Bestände gegen Preisrückgänge absichern.

Wie hoch sollte der Anteil von Gold im Depot sein?
Das sollten die Anleger für sich individuell entscheiden. Als solide Vermögensversicherung
gegen finanz- und geopolitische Risiken sollten es aber etwa 10 Prozent schon sein. Denn für
das süße Gift der reformverweigernden Schuldenfrönerei mit geldpolitischem Segen werden
wir irgendwann die Rechnung präsentiert bekommen. Müßiggang hatte in der Finanzwelt noch
nie langfristigen Erfolg: Noch nie wurden die großen Staatsschulden der Vergangenheit
zurückgezahlt. Staatspapiere hatten am Ende immer wieder nur einen Wert: Brennwert. Diese
Regel wird auch in unserer heutigen Finanzwelt nicht gebrochen, schon gar nicht angesichts der
unglaublich hohen weiter galoppierenden Verschuldung. Gold dagegen hat alle Krisen überlebt
und ist unschätzbar wertvoll in puncto Werterhaltungsfunktion.

Wo erwarten Sie den Goldpreis Ende 2019?
Der Goldpreis notiert Ende 2019 bei 1.300 US-Dollar je Unze. Abseits eskalierender Konflikte
kommen dem Edelmetall insgesamt zwar nicht die fundamental völlig gerechtfertigten
Kurssteigerungen zugute. Doch bleibt Gold garantiert die sicherste aller Vermögensformen.
Selbst bei Erscheinen eines besonders großen schwarzen Schwans fällt es nicht aus und
Goldpreis-Entwicklung: Was die Experten für 2019 erwarten, Teil 2 - Incrementum AG
gewährt Lebenssicherheit. Nehmen wir uns ein Beispiel an den Notenbanken: Sie drücken zwar
den Goldpreis, kaufen aber zu den von ihnen subventionierten Preisen Gold weiter auf. Und
wenn sie als Geld-Gläubige mit Gold fremdgehen, werden sie wissen warum. Bleiben sie Gold
bitte treu. Bei Gold zählt der langfristige Besitz, nicht die kurzfristige Rendite.

Auf Seite 2: Alexander Zumpfe, Heraeus

Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus: Anstieg bis auf 1.350 US-
Dollar je Unze ist möglich

BÖRSE ONLINE: Das Jahr 2018 stand im Zeichen des Brexit, wachsender Spannungen zwischen
der EU und Italien, sowie dem eskalierenden Handelsstreit zwischen den USA und China.
Zuletzt ist zudem die Ukraine-Krise wieder aufgeflammt. Trotzdem hat die Krisenwährung
Gold im abgelaufenen Jahr rund fünf Prozent verloren. Wie erklären Sie sich diese Schwäche?

Alexander Zumpfe: Der festere US-Dollar und die Rally an den Aktienmärkten belasteten den
Goldpreis im Jahresverlauf. Das Edelmetall verlor in diesem Umfeld seine Anziehungskraft als
alternative Anlage. ETFs verzeichneten signifikante Abflüsse. Das Kaufinteresse in Ländern mit
traditionell starker physischer Nachfrage wie Indien, China und die Türkei konnten von diesem
Preisverfall nicht profitieren. Hier verzeichneten die Währungen teils deutliche Verluste, was
den Goldpreis in lokaler Währung stabilisierte oder sogar steigen ließ - in Folge dessen blieb die
physische Nachfrage verhältnismäßig schwach.

Die US-Notenbank hat zuletzt mehrfach angedeutet, ihren geldpolitischen Kurs
auch 2019 fortzusetzen und die Zins-Zügel weiter anzuziehen. Was bedeutet ein
solcher Kurs für den US-Dollar und was für den Goldpreis?
Für 2019 gehen wir zunächst in der Tat von einer Fortsetzung der Leitzinserhöhungen in den
USA aus. Dennoch scheint diesem Zinserhöhungszyklus so langsam die Luft auszugehen. Sollte
die US-Notenbank im Laufe des Jahres die angekündigte Verlangsamung der Zinsanpassungen
Goldpreis-Entwicklung: Was die Experten für 2019 erwarten, Teil 2 - Incrementum AG
umsetzen, wird das den US-Dollar belasten und den Goldpreis unterstützen. Diese Entwicklung
erwarten wir jedoch erst für das zweite Halbjahr.

Wo sehen Sie 2019 die größten Risiken für den Goldpreis, wo mögliche Treiber?
Neben der Anpassung der US-Leitzinspolitik könnte eine Verschärfung des Handelskonflikts
zwischen den USA und China beziehungsweise Europa die Märkte in Atem halten. Hinzu kommt
der ungelöste Haushaltskonflikt zwischen Italien und der EU sowie der derzeit noch offene
Ausgang des Brexit.

Sollte die US-Notenbank ihre Leitzinspolitik hingegen nicht wie erwartet anpassen, würde das
den Goldpreis wie auch schon 2018 belasten - eine Seitwärtsbewegung wäre im besten Fall die
Folge.

Wie hoch sollte der Anteil von Gold im Depot sein?
Der Anteil vom Gold am Gesamtdepot hängt vom individuellen Risikoprofil des Anlegers ab.
Eine Beimischung ist sinnvoll, um Kursschwankungen des Portfolios abzumildern.

Wo erwarten Sie den Goldpreis Ende 2019?
Für 2019 erwarten wir eine Seitwärtsbewegung mit leicht positiver Tendenz. Falls das
beschriebene Leitzinsszenario eintritt, schließen wir einen Anstieg bis auf 1.350 US-Dollar je
Unze nicht aus. Spekulative Marktteilnehmer haben 2018 mit Short- beziehungsweise
Verkaufspositionen auf einen fallenden Goldpreis gesetzt. Kommt es zu einer nachhaltigen
Trendumkehr, könnte das Schließen dieser Position den Preisanstieg noch beschleunigen.

Auf Seite 3: Roland-Peter Stöferle, Partner und Mitglied der Geschäftsführung der
Incrementum AG

Roland-Peter Stöferle, Partner und Mitglied der eschäftsführung der
Incrementum AG: Gute Aussichten für den Goldpreis
BÖRSE ONLINE: Das Jahr 2018 stand im Zeichen des Brexit, wachsender Spannungen zwischen
der EU und Italien, sowie dem eskalierenden Handelsstreit zwischen den USA und China.
Zuletzt ist zudem die Ukraine-Krise wieder aufgeflammt. Trotzdem hat die Krisenwährung
Gold im abgelaufenen Jahr rund fünf Prozent verloren. Wie erklären Sie sich diese Schwäche?

Roland-Peter Stöferle:Auf den ersten Blick erscheint es tatsächlich so, dass die Krisenwährung
Gold selber in der Krise steckt. Und in der Tat hat der Goldpreis in den vergangenen Monaten
nicht nur keine großen Sprünge gemacht, sondern an Boden verloren.

Der sechsprozentige Verlust in US-Dollar relativiert sich aus Sicht eines Anlegers im Euroraum
allerdings. Auf Euro-Basis konnte Gold nämlich sogar um zarte 0,5% zulegen. Diese Rendite
hätte man mit einem Sparbuch, der weiterhin beliebtesten Anlageform in Deutschland,
übrigens nicht erzielt. Auch in zahlreichen weiteren Währungen, z. B. dem australischen Dollar
(+3,4%), dem Pfund (+1,4%) oder dem kanadischen Dollar (+1,1%) tendierte Gold geringfügig
stärker.

Anhand dieser Zahlen zeigt sich, dass für die Finanzmärkte im abgelaufenen Jahr 2018 die US-
Dollar-Stärke vermutlich DAS zentrale Thema war. Und ein starker US-Dollar bedeutet für den
Goldpreis immer Gegenwind, insbesondere, aber nicht nur für den US-Dollar.

Trotz der von Ihnen genannten politischen Spannungen waren die ökonomischen
Fundamentaldaten wie das Wirtschaftswachstum, die Arbeitslosigkeit, das Zinsniveau und die
Kursentwicklung an den Börsen - bei allen Unterschieden zwischen den USA und dem Euroraum
und innerhalb des Euroraums - noch immer recht gut. Mit den anziehenden US-Dollar-Renditen
ist im Anlagebereich dem Gold in den vergangenen Monaten sogar ein neuer Konkurrent
erwachsen und die Opportunitätskosten in Form von rallierenden Immobilien sowie festen
Aktienmärkten waren recht hoch. Dies hat sich im Laufe des Oktobers jedoch schlagartig
geändert und zeitgleich stabilisierte sich auch der Goldpreis. Sollte die "everything bubble"
wirklich platzen, so dürfte Gold enorm an Momentum aufnehmen.

Die US-Notenbank hat zuletzt mehrfach angedeutet, ihren geldpolitischen Kurs
auch 2019 fortzusetzen und die Zins-Zügel weiter anzuziehen. Was bedeutet ein
solcher Kurs für den US-Dollar und was für den Goldpreis?

Weitere Zinserhöhungen der Federal Reserve könnten den US-Dollar-Index weiter in die Höhe
treiben, ebenso die Fortsetzung des Quantitative Tightening, insbesondere deswegen, weil die
EZB ihren ersten Zinserhöhungsschritt immer weiter verschiebt. Mittlerweile bezweifeln einige
Ökonomen sogar, dass der erste Zinsschritt 2019 erfolgt. Der noch unbekannte neue EZB-
Präsident, der sein Amt per 1. November 2019 antreten wird, wird in den erste Wochen seiner
Amtszeit die Richtung vorgeben, ob er einen weicheren oder einen härteren Euro will.

Für die USA zeigt der Futures-Markt mittlerweile nur mehr 1,4 Zinserhöhungen nach 2,2
Zinserhöhungen für 2019 an. Angesichts der jüngsten Turbulenzen an den Börsen scheint es, als
würde der "monetäre U-Turn" zurück zu einer expansiveren Geldpolitik bereits antizipiert
werden. Dieser "Der Kaiser trägt keine Kleider"-Moment, in dem die Marktteilnehmer
realisieren, dass der Zinserhöhungszyklus, so er überhaupt in Angriff genommen wurde, sehr
bald an seine Grenzen stößt und wir uns in der Nullzinsfalle befinden, sollte den Goldpreis
beflügeln.

Wo sehen Sie 2019 die größten Risiken für den Goldpreis, wo mögliche Treiber?

Die größten Risiken sehe ich im anziehenden Zinsniveau, was die Renditen vergleichsweise
hochwertiger Anleihen, insbesondere in den USA, (noch) attraktiver macht, sofern die
Wirtschaft die Zinsanstiege bzw. das gegenwärtige Zinsniveau weiterhin verträgt. Zudem wäre
der weitere Ausbau der US-Dollar-Stärke ein Hemmnis für den Goldpreis, ebenso ein
deflationäres Großevent wie 2008, in dem alle Anleger verzweifelt nach Liquidität zur
Bedienung ihrer Schulden suchen und etwaige Goldreserven zwecks Bedienung der Schulden
liquidieren.

Mögliche Treiber des Goldpreises sind die anziehende Inflation in den USA und im Euroraum,
wobei insbesondere Präsident Trumps Wunsch nach einem niedrigeren Zinsniveau, die
Teuerung in den USA befeuern könnte. Das Ende des Börsenbooms, das die
Opportunitätskosten für Gold reduziert oder sogar gänzlich zum Verschwinden bringt, sollte
den Goldpreis ebenfalls stützen.

Außerdem sollte man nicht vergessen, dass in den USA die Rezessionsgefahren deutlich höher
sind als die momentan vom Markt eingepreisten. Ich bin mir aber sicher, dass die Notenbanken
nicht tatenlos zusehen werden, wenn eine Rezession aufzieht. Die Zinsen werden wieder
gesenkt werden, es wird eine neue Runde quantitativer Lockerungsmaßnahmen und fiskalische
Stimuli geben. Und genau das ist dann der Zeitpunkt, wo Gold wieder stark an Momentum
gewinnen wird.

Welche Anlageklasse sollten Goldanleger bevorzugen: Goldminenaktien, Fonds,
ETFs, Derivate oder physisches Gold?

Grundsätzlich sollte sich der Anleger die Frage stellen, was er mit dem Goldkauf bezwecken will.
Möchte er Performancegold kaufen oder Sicherheitsgold? Performancegold eröffnet die
Möglichkeit, an bestimmten Preisbewegungen teilzuhaben. Die Bandbreite dabei ist groß.
Beispielsweise kann man hierfür Futures, Minenaktien, börsengehandelte Fonds (ETFs) oder
Goldzertifikate erwerben. Zwar kommt man dabei nicht in den physischen Besitz von Gold,
kann dafür aufgrund der niedrigen Handels- und Lagerkosten aktiv traden und beispielsweise
auf Inflationstendenzen spekulieren. Da Gold mit den meisten anderen Anlageklassen wenig
oder gar negativ korreliert, kann eine Gold-Beimischung, etwa über Goldzertifikate, die
statistischen Portfolioeigenschaften deutlich verbessern. Minenaktien, die oft die gleiche
Richtung wie der Goldpreis selbst einschlagen, aber viel stärker nach oben wie auch nach unten
ausschlagen, also hochvolatil sind, sind dabei etwas für richtige Profis oder für Hasardeure.
Doch auch vor Goldzertifikaten ist Vorsicht geboten: Zwar erwirbt man mit diesen einen
Anspruch auf physisch hinterlegtes Gold, allerdings werden wesentlich mehr Zertifikate
ausgegeben, als Gold tatsächlich in den Tresoren liegt. Hier wird also das gleiche Spiel betrieben
wie bei einer Teilreserve-Bank.
Wer Gold kauft, um sich gegen eine schwere Krise unseres Geldsystems abzusichern, sollte
daher Sicherheitsgold, sprich physisches Gold, kaufen und es sicher, am besten außerhalb des
Bankensystems (und eventuell sogar außerhalb des Landes) verwahren. Sicherheitsgold ist ein
Buy-and-Hold-Investment, eine Versicherung gegen einen Systemzusammenbruch. Der große
Vorteil beim Erwerb von physischem Gold ist, dass es weder ein Laufzeitrisiko noch ein
Rohstoffrisiko kennt und vor allem kein Gegenparteirisiko. Für den Papiermarkt hingegen sind
die Versprechungen verschiedenster Gegenparteien elementar. Solange das Vertrauen hoch ist
und die Konjunktur gut läuft, ist ein Gut ohne Gegenparteienrisiko weitestgehend aus der
Mode. Wenn sich jedoch die Sorgen um potenzielle Ausfälle mehren, können Güter wie Gold
rapide an Bedeutung gewinnen. Die Attraktivität von Gold ist also eine inverse Funktion des
Geldsystems. Und da dieses nicht nachhaltig ist und zusehends am seidenen Faden hängt, sind
zumindest die Aussichten für Gold hervorragend.

Wie hoch sollte der Anteil von Gold im Depot sein?

Das hängt stark von verschiedenen Faktoren wie der Risikobereitschaft, der Zeitpräferenz, dem
Alter und der Zusammensetzung des restlichen Depots ab. Als Minimum sollten jedenfalls 10%
in Gold gehalten werden, vorzugsweise physisch in Form von Goldmünzen und -barren.

Eine Daumenregel besagt, dass der Prozentanteil des Goldes so hoch sein sollte wie die vom
Anleger angenommen Wahrscheinlichkeit, dass ein monetäres Großevent, also eine
Währungsreform oder eine hohe Inflation, eintritt. Je höher die Wahrscheinlichkeit für starke
Turbulenzen an den Finanzmärkten und in der Realwirtschaft angenommen wird, desto mehr
Gold sollte der Anleger also halten.

Wo erwarten Sie den Goldpreis Ende 2019?

Wir in unseren "In Gold we Trust" Report bereits Juni 2017 geschrieben hatten, sehen wir als
entscheidenden Faktor für den Verlauf des Goldpreises die geldpolitische Normalisierung in den
USA. Bis zum Ende der aktuellen US-Amtszeit Ende 2020 haben wir damals vier Szenarien
festgelegt, welche wir Juni 2018 bestätigt hatten. Noch liegen wir im "muddeling through"
Bereich und Fed kann die Normalisierung bislang fortsetzen. Interessant für den Goldpreis wird
es, wenn die Normalisierung abgebrochen bzw. umgekehrt wird, was zunehmend realistischer
aussieht.

Den Bereich von 1,450 bis 1,500 USD halten wir aufgrund der derzeitigen technischen
Konstellation für realistisch. Sollte Gold über die Widerstandszone bei 1,360 USD steigen, so
gäbe es anschließend kaum technische Widerstände. Sollte die nächste Rezession mit
neuerlichen QE Programmen bekämpft werden, sind Kursstände von jenseits 2,300 durchaus
möglich.
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