GREGOR - St. Gregor Jugendhilfe

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GREGOR - St. Gregor Jugendhilfe
St. Gregor
                                                                      Kinder-, Jugend-
                                                                      und Familienhilfe

GREGOR
Informationen aus der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
Eine Einrichtung der Kath. Waisenhaus-Stiftung Augsburg

Neues von der Wohngruppe Kahnfahrt >> Seite 3
Jugendsozialarbeit vermehrt auch an Grundschulen >> Seite 6 und 7
Hilfe für Kinder psychisch kranker Eltern >> Seite 8

                                                               2 07
>> EDITORIAL

                           Sehr geehrte Damen und Herren,                                  Titelbild: Im neuen Spielzimmer

                           liebe Freundinnen und Freunde der                               der Wohngruppe Kahnfahrt:

                           St. Gregor-Jugendhilfe,                                         Mütter, Kinder, ein Jugendlicher

                                                                                           und Erzieherinnen.

                           „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“, wie oft haben
                           wir diesen Satz schon gehört oder gelesen. Doch genau
         genommen gehören Ziele und der Weg dorthin untrennbar zusammen.
         Das gilt für alle Lebensbereiche.                                                 Spendenkonto der
                                                                                           St. Gregor-Jugendhilfe:
         Das Jahr neigt sich dem Ende zu, wir ziehen Bilanz und fragen uns, was            Stadtsparkasse Augsburg
         aus den Zielen und Vorsätzen geworden ist, die wir uns gesetzt haben. Die         Kontonummer
         Ergebnisse sind oft ernüchternd und wir haben tausend Ausreden, „warum            0 648 170
         nicht“ und „wieso nicht“ und „eigentlich kann ich gar nichts dafür“.              Bankleitzahl
                                                                                           720 500 00
         Auch ich weiß, Ziele setzen ist einfach, sie umzusetzen nicht ganz so leicht.
         Deshalb ist es wichtig, sich erreichbare Ziele zu setzen. Wir müssen uns im
         Klaren sein, dass zur Erreichung ein gewisses Maß an Beharrlichkeit, Ausdauer
         und Geduld notwendig ist.
                                                                                           IMPRESSUM
         Auch wir in der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe haben uns
                                                                                           Herausgeber:
         Ziele gesetzt. Unser Ziel ist es, Kindern, Jugendlichen und deren Familien, die
                                                                                           St. Gregor Kinder-, Jugend-
         auf Hilfe angewiesen sind, zu einem gelingenden Leben zu verhelfen, in dem
                                                                                           und Familienhilfe Augsburg
         wir sie begleiten und ihnen dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen.
                                                                                           Redaktion:

         Und ehrlich gesagt – auch uns ist es nicht immer gelungen, jedes Ziel zu          Direktor Jürgen Reichert,
                                                                                           Daniela Lutz
         erreichen, denn die Arbeit mit Menschen ist nicht immer planbar. Zu viele
         Einflüsse verändern innerhalb kurzer Zeit so manches Vorhaben. Dies darf          Anschrift:
         uns aber nicht entmutigen, sondern soll uns anspornen, uns immer wieder           St. Gregor-Jugendhilfe
         neu auf den Weg zu machen und nicht aufzugeben.                                   Auf dem Kreuz 58
                                                                                           86152 Augsburg
                                                                                           Postfach 11 11 09
         Ich danke allen, die uns in unserer Aufgabe unterstützen, uns begleiten
                                                                                           86036 Augsburg
         und uns Mut machen, Ziele zu verfolgen und nicht aufzugeben.                      Telefon: 0821/50304-0
         Ich danke allen, die bereit waren, sich ein Ziel zu setzen, sich auf den Weg      Telefax: 0821/50304-26
         zu machen und ihre Fähigkeiten in diesen Dienst einbringen.                       www.st-gregor.de

         Ich danke allen, die den Mut hatten und haben zu sagen: „Ich brauche
                                                                                           Layout: Kathrin Gaebelein
         jemanden, der mir hilft, neue Ziele zu setzen und mich dabei begleitet.“
                                                                                           Druck: Senser Druck, Augsburg

         Ihr                                                                               Namentlich gezeichnete Artikel
                                                                                           erscheinen in eigener Verantwortung
                                                                                           ihrer Verfasser und müssen nicht
                                                                                           unbedingt mit der Meinung der
                                                                                           Redaktion übereinstimmen.
         Jürgen Reichert                                                                   Abdruck, auch nur in Auszügen, nur
         Direktor                                                                          mit Genehmigung des Herausgebers.

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>> NEUES KONZEPT

Wohngruppe Kahnfahrt bietet mehr                          zurück konnte. In dieser Situation ließen Peter Fischer
                                                          und sein Team in Absprache mit dem allgemeinen
Kinder lieben ihre Mütter. Von der Mutter getrennt zu     Sozialdienst erstmals eine Mutter bei ihren Kindern in
werden ist für Kinder eine große Belastung – sogar        der Kahnfahrt übernachten. Eine gute Idee mit durch-
wenn diese ihre Kinder vernachlässigt oder gar miss-      schlagendem Erfolg: Die Kinder waren gesichert. Frau
handelt. Das war bei Frau Bayer* glücklicherweise nicht   Bayer*, froh, bei ihren Kindern sein zu dürfen, passte sich
der Fall. Dennoch musste das Jugendamt ihre Kinder in     den Regeln der Gruppe an, versorgte ihre Kinder selbst,
die Obhut der St. Gregor-Jugendhilfe geben, nachdem       unterstützt durch sozialpädagogische Betreuung.
es in der Wohnung der Mutter von vier Kindern zu          Schon nach drei Monaten hat sich die Situation so
Gewalttätigkeiten gekommen war und sie die Kinder in      weit stabilisiert, dass Frau Bayer* mit den beiden Klei-
dieser Situation nicht schützen konnte. Auch Drogen       nen (drei und 18 Monate) in ihre Wohnung zurück-
ihres Lebensgefährten wurden in der gemeinsamen           kehren konnte. Ihre beiden Großen (sieben und neun
Wohnung gefunden. Die Kinder mussten also zu ihrem
eigenen Schutz raus – sofort.
Natürlich fragten sie immer wieder nach der Mutter,
die vorerst nicht mit den Kindern in die Wohnung

  Krisen bewältigen –
  Bindungen erhalten
  Im Rahmen bedarfsgerechter Hilfen wird in der
  Kahnfahrt seit kurzem Sorgeberechtigten die
  Möglichkeit gegeben, bei Ihrem stationär unter-         Jahre) leben jetzt beim leiblichen Vater, besuchen aber
  gebrachten Kind zu wohnen und zu leben. Dieses          Mutter und Geschwister regelmäßig übers Wochenen-
  Vorgehen wurde gemeinsam mit den fallverant-            de. Der Vater der jüngeren Kinder ist zunächst ausge-
  wortlichen Sozialarbeitern des Allgemeinen Sozi-        zogen. Das Paar wird bei der Bewältigung seiner Krise
  aldienstes für konkrete Einzelfälle realisiert und      unterstützt und der Mann mitbetreut. Frau Bayer*
  entspricht nach unserer bisherigen Erfahrung in         kommt mit den beiden Kleinen noch an zwei Vormitta-
  hohem Maße dem Anspruch an eine höchstmög-              gen in der Woche in die Kahnfahrt, so dass sie nicht
  liche Beteiligung der Betroffenen, nutzt deren          von heute auf morgen wieder mit allem allein fertig
  Ressourcen, bietet intensive Trainingsmöglichkei-       werden muss. „In der Kahnfahrt habe ich wie in einer
  ten für gelingenden Alltag und Strukturen und           großen Familie gelebt. Das ist jetzt schon eine Umstel-
  erhält wichtige Bindungen.                              lung. Aber zum Glück kann ich ja jederzeit mit Allem
  Im Prinzip ähnelt das Angebot dem Angebot von           kommen“, so Frau Bayer*.
  Krankenhäusern an Eltern, beim eigenen Kind             „Das ist die beste Prävention für die Kinder: dass wir
  übernachten zu können. Die Sorgeberechtigten            ihnen geregelte Verhältnisse bieten, die Trennung
  behalten ihre Wohnung und das Kind wird in Kri-         ersparen und der Mutter helfen, ihr Leben wieder in
  sen notfalls auch unabhängig von den Eltern in          den Griff zu kriegen“, so Gruppenleiter Peter Fischer.
  gewohnter Umgebung weiter betreut. Im Rah-              Nachdem es bei Frau Bayer* so positiv war, die Mutter
  men der begleitenden Projektevaluation wird             so stark in die Erziehung in der Gruppe einzubeziehen,
  auch dieses Angebot im Hinblick auf seine Wir-          setzt die Kahnfahrt das „Erfolgsmodell“ als Kinder-,
  kungen untersucht.                           M. Ender   Jugend- und Familienwohngruppe fort.

                                                                                                                        3
FACHINFORMATION

        Auch die Jugendlichen in der Gruppe profitieren von          Praxis realisiert. Die von den Praktikern schon seit
        der Erweiterung auf ein „Mehrgenerationenhaus“: Sie          geraumer Zeit beklagte, an den Säulen der Jugendhil-
        stehen nicht mehr unter dem Druck, sich in einer             fe orientierte Angebotsstruktur verliert unter der
        Gruppe mit bis zu zehn Gleichaltrigen profilieren zu         Budgetierung zunehmend an Bedeutung. Hilfefor-
        müssen. Sie erleben ein positiveres Familienbild, Mütter     men, die sich bisher ausschlossen, können nun bei
        mit einer starken Bindung sowie die echte und noch           Bedarf miteinander kombiniert werden. Unter
        weitgehend unverdorbene Gefühlswelt kleiner Kinder.          Berücksichtigung des Klientenwillen und seiner
        Und sie übernehmen als „große Brüder und Schwes-             Ressourcen können nun passgenaue Hilfen angebo-
        tern“ Verantwortung und haben Spaß dabei.                    ten werden. So konnte z. B. ein stationäres Angebot
        Für zunächst drei Monate lebt jetzt die 30jährige Sabi-      auf eine Betreuung am Wochenende reduziert und
        ne Karges* mit der 20 Monate alten Jennifer* in der          mit einer ambulanten Hilfe kombiniert werden. In
        Kahnfahrt. Mit einem riesigen Schuldenberg waren der         mehreren Fällen wurden Kinder mit der Mutter in
        Alleinerziehenden die Probleme über den Kopf                 Obhut genommen, d. h. sie mussten zur Gefähr-
        gewachsen. Sie erfährt nun die Unterstützung, die sie        dungsabwendung nicht voneinander getrennt werden,
        derzeit braucht. Ihr Kind kann bei ihr bleiben und ist       die tragfähige Bindung der beiden wurde nicht
        dennoch bestens behütet, auch wenn es der Mama im            gefährdet.
        Augenblick noch nicht so gut geht. Ihre Wohnung hat          Eine besondere Herausforderung ist die Umsetzung
        die Frau behalten, „übt“ auch am Wochenende ab und           des Bezugsbetreuersystems. Um Betreuungskontinu-
        zu, dort wieder allein zurecht zu kommen, denn Ziel ist      ität für die Jugendlichen zu gewähren, begleitet die
        natürlich die baldige Rückkehr.                              zuständige Mitarbeiterin bzw. der zuständige Mitar-
        Dritte Mutter in der Kahnfahrt ist die 19jährige Claire*.    beiter auch über Hilfearten hinweg. Dies bedeutet für
        Seit der Trennung vom Vater ihrer zweijährigen Tochter       die MitarbeiterInnen, gewohnte Arbeitsfelder zu ver-
        hatte sie sehr viel Ärger. Der Eindruck der Überforde-       lassen und neue Herausforderungen anzunehmen.
        rung in der Krise verdeckte ihre Fähigkeiten. Nun soll es    Die ersten Erfahrungen in der Praxis nehmen einige
        wieder aufwärts gehen. Ihre vorhandenen Erziehungs-          der betroffenen MitarbeiterInnen noch als „kreatives
        kompetenzen kann sie mit Unterstützung in der Gruppe         Chaos“ wahr: Vertraute Team- und Kommunikations-
        weiter stärken und Defizite ausgleichen. Mit dem Ex-         strukturen haben sich weitgehend aufgelöst, neue
        freund spricht sie inzwischen zumindest schon wieder         Strukturen müssen erst noch erprobt, verändert oder
        „vernünftig“ darüber, wann und wo er das Kind unter          auf Dauer angelegt werden. Dies erfordert ein hohes
        Aufsicht sehen kann. Und die erträumte Lehrstelle zur        Maß an Kooperation, Zeit und Motivation bei den
        Einzelhandelskauffrau wird sich sicher auch noch fin-        Fachkräften.
        den, wenn sie sich demnächst intensiv auf die Suche          Aus pädagogischer Sicht wird der Umbau zu
        macht, während die kleine Lara* bei der Erzieherin der       „bedarfsgerechten Erziehungshilfen“ im Allgemeinen
        Kahnfahrt gut aufgehoben ist.                 Daniela Lutz   begrüßt, dennoch warnen die Pädagogen davor, dar-
        * Namen von der Redaktion geändert                           unter eine billigere Lösung zu verstehen. Gerade in
                                                                     der Falleingangsphase zeigt sich eine Intensivierung
                                                                     fallspezifischer Vernetzungs- und Beratungsarbeit,
        Projekt: „Bedarfsgerechte Erziehungs-                        die ein verändertes Zeitmanagement erfordert.
        hilfen“ - erste Eindrücke aus der Praxis                     Grundsätzlich begrüßt wird der Wegfall der zeitlichen
                                                                     Begrenzung von Hilfen im stationären und ambulan-
        Zehn Monate nach der Einführung des Projektes                ten Bereich.
        „bedarfsgerechte Erziehungshilfen“ werden die ersten         In den Gruppen der HPT bietet sich die Chance, inten-
        neuen Hilfsangebote jenseits der Versäulung in der           sivierte Elternarbeit im häuslichen Umfeld zu leisten.

4
PÄDAGOGIK

Leider geht das derzeit teilweise noch zu Lasten                Mittelalterrock als
der Betreuungskontinuität innerhalb der Gruppe.                 praktizierte Jugendhilfe
Insgesamt zeigt sich, dass es notwendig ist, während
der Modellphase möglichst umfassend die verschie-               Bei „Whiteless Day“ wird soziales Engagement gleich
denen Perspektiven aller Beteiligten einzuholen, um             mehrfach geübt: Nicht nur, dass die meisten Band-
belastenden Entwicklungen frühzeitig entgegen zu                mitglieder als Erzieher bei der St. Gregor-Jugendhilfe
steuern, aber auch erste Erfolge zu multiplizieren.             tätig sind. Sie beziehen „ihre Jugendlichen“ auch als
              Annette Plankensteiner M.A., Iris Weber M.A.,     Musiker oder im Backstagebereich mit ein.
              Mitarbeiterinnen Lehrstuhl Prof. Dr. Schneider,   Musik und Jugendliche sind sein Leben, und das ist
                                       Universität Augsburg     bei Peter Fischer nicht nur ein Lippenbekenntnis, son-
                                                                dern soziale Realität. Seine beiden Leidenschaften
                                                                verbindet der berufserfahrene Erzieher bei uns in
                        Wie lernt das Gehirn                    idealer Weise. „Durch Musik bekommt man einen
                                                                schnelleren und besseren Zugang zu Jugendlichen als
                        Viel Stoff zum Nachdenken               mit vielen anderen Maßnahmen. Sie erfahren Aner-
                        und Diskutieren bot Herr Prof.          kennung durch Andere und gewinnen an Selbstver-
                        Dr. Dr. Manfred Spitzer von             trauen. Und ganz nebenbei lernen sie durch die Band
                        der Universität Ulm Koopera-            Disziplin, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Ausdauer.
                        tionspartnern, Freunden, Spon-          Wir finden für jeden begabten Jugendlichen eine
                        soren und MitarbeiterInnen bei          Möglichkeit, ein Instrument zu lernen und einen
                        einem Vortrag im Oktober in             Platz, wo er sich engagieren kann, so Fischer. „Und
                        der St. Gregor-Jugendhilfe.             auch die nicht ganz so Musikalischen finden ihre
                        Direktor Jürgen Reichert hatte          Aufgabe, beispielsweise beim Aufbau oder in der
einen ausgewählten kleinen Kreis zu einem Vormittag             Elektronik. So ist dann bei den Konzerten meistens
mit einem der bekanntesten Neurobiologen unserer                die ganze Wohngruppe dabei. „Allerdings sind – zum
Zeit eingeladen. Der durch seine Bücher und Fernseh-            Glück – die meisten Jugendlichen nicht lange genug
sendungen populäre Forscher berichtete höchst                   bei uns, als dass mit Ihnen allein ein abendfüllendes
engagiert und lebendig von den neuesten Erkennt-                Repertoire aufgebaut werden kann.“ Für die nötige
nissen der Hirnforschung und forderte, dieses Wissen            Kontinuität sorgen deshalb bei Whiteless Day Mitar-
endlich in Schule und Erziehung zu nutzen.                      beiterInnen und FreundInnen der „JWG Kahnfahrt“.
Die Anwesenden seien Multipliaktoren und sollten                Die Band Whiteless Day, die mittalterliche Klänge mit
beispielsweise Eltern darüber aufklären, dass Baby-             modernem Rock und Folk verbindet, konnte in den
fernsehen und -DVDs Kinder verdummen lasse, Vor-                letzten Jahren viele Erfolge verzeichnen: Sie spielte
lesen und die persönliche Zuwendung jedoch Kinder               beim europäischen Pfadfindertreffen auf der Burg
ungemein fördere. „Es ist ein Wahnsinn, was der                 Rieneck, im Rathaus von Dachau und bei etlichen
stundenlange tägliche Medienkonsum bei der jungen               Mittelalterveranstaltungen. Zuletzt begeisterte die
Generation nachgewiesenermaßen anrichtet - und                  Band im Cafe Sowieso und beim „Wettstreit der
das in einer Nation, die über kein anderes Kapital ver-         Gewandeten“ in Großaitingen das Publikum.
fügt, als die Gehirne ihrer Jugend“, so Spitzer. Es sei
ungeheuer aufwändig, dem später mit Hilfe von
SozialpädagogInnen wieder gegenzusteuern, denn
einmal erlernte Strukturen prägten sich wie Landkarten
im Gehirn ein.                              Daniela Lutz

                                                                                                                          5
AUS DEN REGIONEN

                                                                   Eltern und Kinder stärken
                                                                   durch Elternkurse

                                                                   Bereits zum zweiten Mal hat die Heilpädagogische
                                                                   Tagesstätte Schwabmünchen für alle „neuen“ Eltern
                                                                   einen Erziehungskurs nach Triple P angeboten. In vier
                                                                   Sitzungen konnten Eltern Verhaltensweisen und Stra-
                                                                   tegien erlernen, die es ihnen erleichtern, den Famili-
                                                                   enalltag positiv zu gestalten. Eine gute Beziehung zu
        Erfreuliche Bilanz                                         den Kindern herstellen, neue Verhaltensweisen und
                                                                   Fähigkeiten erlernen waren ebenso Themen wie der
        Bei einer Pressekonferenz im November stellte Beate        Umgang mit Problemverhalten.
        Sigl das Konzept für die neu eingerichtete Jugendso-       Gestärkt, nach einem gemeinsamen Familienfrüh-
        zialarbeit an Grundschulen in Dillingen vor. Landrat       stück in den Räumen der HPT begann der Kurs der
        Leo Schrell, der Dillinger Bürgermeister Hans-Jürgen       „Delphin-Eltern“ an einem Samstag im September.
        Weigel, Jürgen Reichert, Direktor der St. Gregor-          Während sich die Eltern mit den Grundzügen einer
        Jugendhilfe sowie die Schulleiterinnen und Schullei-       positiven Erziehung auseinandersetzten, waren für
        ter zogen eine erfreuliche Bilanz der bisherigen           die Kinder und deren Geschwister verschiedene
        Jugendsozialarbeit an Schulen im Landkreis Dillingen       Aktionen in der HPT geboten.
        und lobten einhellig die bayernweit beispielgebende        Neben den vielen praktischen Anregungen bewerten
        Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule im               Eltern den Austausch mit anderen Eltern im Kurs als
        Landkreis.                                                 sehr positiv. Es verbindet, zu erfahren und erleben,
        Den größten Teil der Kosten trägt der Landkreis und die    dass Andere ähnliche Sorgen haben und ebenfalls
        Kommunen, aber auch die Träger und das Sozialminis-        immer wieder vor Herausforderungen gestellt sind.
        terium finanzieren mit. Schulamtsdirektor Dr. Paul         Unter Anleitung von Diplom-Pädagogen Achim Frie-
        Olbrich lobte den Landkreis. „Diese Investition hat sich   drich konnten gemeinsam schwierige Erziehungssitu-
        gelohnt“, so Schrell, auch wenn das nicht immer in         ationen besprochen und Lösungsstrategien erarbeitet
        Zahlen messbar sei. Einig waren sich alle darüber, dass    werden. An die erarbeiteten Inhalte kann in späteren
        dieser Erfolg der qualitativ hochwertigen Arbeit der       Elterngesprächen immer wieder angeknüpft werden.
        St. Gregor-Jugendhilfe und der hervorragenden perso-       So ist der Elternkurs neben Familienwochenenden,
        nellen Besetzung zu verdanken sei.                         Eltern-Kind-Tagen und den klassischen Elternge-
        Die bisher acht MitarbeiterInnen vor Ort haben im          sprächen ein weiterer Baustein unserer Zusammen-
        Schuljahr 2006/2007 insgesamt 170 Wochenstunden            arbeit mit den für die Kinder wichtigsten Personen –
        Sozialarbeit geleistet. In dieser Zeit wurden 4.118        ihren Eltern. „Ich hätte nicht gedacht, dass Loben
        Beratungsgespräche geführt. Als besonders erfreulich       allein schon so viel bewirken kann“, so das Fazit
        hob Sigl hervor, dass die JugendsozialarbeiterInnen        einer Mutter.                       Susanne Schönwälder
        87% ihrer Arbeitszeit auf den direkten Kontakt mit
        den KlientInnen aufwenden. Besonders lobte sie
        unter anderem die gelungene Kooperation mit der            Kunstprojekt in der Tagesstätte
        Seniorenakademie des Landkreises Dillingen, die 18
        junge Menschen mit besonders schlechten Perspekti-         Unterschiedliche Gestaltungsweisen sowie differen-
        ven in Ausbildung oder Arbeit gebracht hätten.             zierte Materialerfahrungen standen für die Kinder der
                                                    Daniela Lutz   Vorschulgruppe Bliensbach im Mittelpunkt eines

6
AUS DEN REGIONEN

                                                           wird 19,5 Wochenstunden mit Grundschülern arbei-
                                                           ten, die durch unterschiedlichste Verhaltensweisen
                                                           auffällig werden. Schwerpunkt der Arbeit ist die Lau-
Kunstprojektes. Zunächst konnten sich die Kinder an        rentius- und die Siedlungsschule. Dipl.-Sozialpädago-
Staffeleien beim Malen wie kleine Künstler fühlen          gin Susanne Schönwälder, verantwortlich für die
und ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Das Mischen        Jugendsozialarbeit an Schulen in der Region Süd,
und Experimentieren mit den Farben und deren Mög-          begrüßte die Arbeit unter Grundschülern: “Die jünge-
lichkeiten standen hierbei im Vordergrund. Dabei ent-      ren Kinder sind sehr offen für Hilfsangebote.“
standen individuelle und ausdrucksvolle Bilder.
Dann folgte eine Phase der Auseinandersetzung mit
den Materialien Ton, Lehm, Kies und Sand. Dazu             Zwei Jahre erfolgreiche Arbeit
gehörte auch der Besuch in einer Lehmabbaugrube            in Schwabmünchen
der Fa. Creaton. Natürlich wurden mit Lehm und Ton
auch Gegenstände und Figuren modelliert.                   Auf zwei Jahre erfolgreiche Jugendsozialarbeit der St.
Mit dem Werkstoff Kohle beschäftigten sich die Kin-        Gregor-Jugendhilfe an der Leonhard-Wagner-Volks-
der ebenfalls intensiv, indem sie den Entstehungspro-      schule in Schwabmünchen können Sozialpädagogin
zess der Kohle durch Verbrennen von Holz nachvoll-         Sandra Zabel und ihre drei Mitarbeiterinnen zurück-
zogen. Mit den „Holzkohlestücken“ wurden anschlie-         schauen. Rektor Gerd Königsdorfer bestätigte, dass
ßend Zeichnungen auf Pflastersteinen angefertigt.          die „Offene Ganztagsschule“ sehr gut angenommen
Holz und seine vielfältigen Möglichkeiten begeisterte      werde. 22 Schüler der 5. bis 9. Klasse machen von
die Kinder in einer weiteren Einheit. Mit Nägeln,          dem Angebot Gebrauch, betreute Arbeits- und Erho-
Hammer, Leim und Holz fertigten die Kinder die             lungszeit nach Schulschluss zu nutzen. Verbesserte
phantasievollsten Objekte. Zuletzt setzten sie sich        Leistungen und ein besseres Sozialverhalten lassen
intensiv mit den farbenfrohen und phantasievollen          sich bei diesen Schülern beobachten. Die Schüler
Bildern von Kandinsky auseinander. Inspiriert und          kämen zu Frau Zabel oft mit schulischen und häufig
begeistert vom Künstler, malten die Kinder mit Filz-       auch privaten Problemen. „Ein Sozialarbeiter ist ein
stiften sowie Öl-Pastellkreide.                            viel besserer Vermittler als ein Lehrer“, bemerkt Rektor
Für die Betreuer war es eine spannende Zeit, in der        Königsdorfer, weil er als „neutral“ gelte. „Schüler wie
sie immer wieder staunend und voller Bewunderung           Eltern nehmen unsere Hilfe gern an“, freut sich Zabel
die Werke der kleinen Künstler betrachteten und            und lobt auch die gute Zusammenarbeit mit dem
erlebten, wie den Kindern durch das kreative Arbeiten      Lehrerkollegium. Durch die sozialpädagogische
Ausdrucksmittel zu ihrer persönlichen Entfaltung an        Arbeit würden Probleme erst sichtbar, meinte
die Hand gegeben und so ihre „Ich-Identität“ gestärkt      Königsdorfer und gab an, dass zwar „die Zahl der
wurde. Eine Ausstellung am Sommerfest rundete das          Problemkinder nicht steige, jedoch die Fälle immer
gelungene Projekt ab.                       Isolde Ehnle   schwieriger“ würden.                         Vera Novelli

                                                           Direktor Jürgen Reichert überzeugte sich vor Ort von der

Start der Jugendsozialarbeit                               erfolgreichen Arbeit an der Leonhard-Wagner-Volksschule.

an Bobinger Grundschulen

In Bobingen startet diesen Herbst die Jugendsozialar-
beit der St. Gregor-Jugendhilfe an allen vier Grund-
schulen. Schulsozialarbeiterin Rosemarie Langhammer

                                                                                                                       7
PROJEKTE

         Neues Familienbüro in Wertingen                            Die Kinder psychisch kranker Eltern wurden lange Zeit
                                                                    von der Fachwelt übersehen, obwohl gerade diese
         Die Stadt Wertingen hat im Herbst 2007 ein Familien-       „vergessenen kleinen Angehörigen“ besonderen
         büro als zentrale Anlaufstelle für Familien eingerichtet   psychosozialen Belastungsfaktoren und einem
         und die St. Gregor-Jugendhilfe mit der Durchführung        erhöhten Erkrankungsrisiko ausgesetzt sind. Für die
         und Umsetzung beauftragt.                                  Eltern ist es oft schwer, die belastende Situation auch
         Das Familienbüro soll als Kontaktstelle für Bürgerin-      im Sinne ihrer Kinder zu bewältigen. Viele vermeiden
         nen und Bürger mit Fragen rund um die Familie die-         den Weg zum Jugendamt, weil sie befürchten, dass
         nen. Es wird vorhandene Angebote für Kinder,               ihnen die Kinder weggenommen werden könnten.
         Jugendliche und Familien in Wertingen vernetzen            Eine Zusammenarbeit zwischen Erwachsenenpsychi-
         und Vereine, Verbände, Gruppen und Initiativen bei         atrie und Jugendhilfe soll ein frühzeitiges Erkennen
         ihrer Arbeit mit Kindern und Familien unterstützen.        der Nöte dieser Kinder ermöglichen. Das Koopera-
         Weitere Aufgaben sind die Pflege und Erschließung          tionsprojekt „Kindersprechstunde im BKH“ der
         von Ressourcen sowie die Unterstützung des sozialen        St. Gregor-Jugendhilfe und des Bezirkskrankenhauses
         Engagements in der Stadt.                                  Augsburg wurde durch die Initiative von Direktor
         Das Familienbüro wird im neuen Familienzentrum             Jürgen Reichert und Prof. Max Schmauß ermöglicht
         Wertingen angesiedelt sein, in dem auch andere             und wird durch Spenden finanziert. Die Kinder-
         Angebote wie Kinderkrippen, Kontaktcafe, Kinderthe-        sprechstunde dient als Anlaufstelle, die im Sinne der
         rapeuten untergebracht sind. Dabei ist eine enge           Prävention von psychischen Störungen der Kinder
         Zusammenarbeit der verschiedenen Träger ein-               Information, Beratung, Unterstützung und entspre-
         schließlich des zuständigen Jugendamtes angestrebt,        chende Hilfen bietet und findet Mittwochs am Nach-
         um Familien möglichst ortsnah, niederschwellig und         mittag in einem mit Spiel-, Mal- und Testmaterial
         bedarfsgerecht in allen Fragen von Betreuung bis           eingerichtetem Raum im BKH statt. Informationen
         Beratung unterstützen zu können. Mit Robert Keiß,          bei Livia Koller, Tel.: 0171 – 9 58 92 05.
         der als langjähriger Jugendsozialarbeiter gut in der                                                     Livia Koller
         Stadt Wertingen vernetzt ist, konnten wir einen
         kompetenten Mitarbeiter gewinnen. Er arbeitet seit
         Oktober acht Stunden in der Woche im Familienbüro.         Reger Austausch im Müttertreff
                                                     Kurt Nießner

                                                                    Wir beobachteten, dass soziale Isolation einige Familien,
                                                                    die von uns betreut werden, zusätzlich belasteten
         Kindersprechstunde im BKH: Hilfe                           oder sogar die Wurzel einiger Schwierigkeiten dar-
         für Kinder psychisch kranker Eltern –                      stellen. In isolierten Systemen besteht oft kein
         „Was heißt eigentlich psychisch krank?“                    geeignetes Klima, um positive Veränderungen anzu-
                                                                    stoßen. Daraus entstand die Idee des Müttertreffs.
         Kinder, deren Eltern psychisch erkrankt sind, bleiben      Ziel der regelmäßigen Treffen ist es, Mütter aus ihrer
         mit ihren Fragen meist allein, weil in der Familie nicht   Isolation herauszuholen. Wir möchten den Frauen in
         offen über die Krankheit gesprochen wird. Sie haben        angenehmer Atmosphäre ermöglichen, sich auszu-
         Angst, fühlen sich schuldig, verwirrt und überfordert.     tauschen, gemeinsam positive Erfahrungen zu
         Zusätzlich erleben sie eine Entwertung ihres kranken       machen und möglicherweise sogar Kontakte zu
         Elternteils und sind von der gesellschaftlichen Stig-      knüpfen, die über den Müttertreff hinausreichen
         matisierung psychischer Krankheit betroffen („dein         und damit zu einem stabilisierenden Faktor für die
         Papa ist ja in der Klapse!“).                              Familie werden können.

8
PROJEKTE

                                                         weiter zur Nächsten gereicht hat, stehen am Ende
                                                         alle staunend vor den fertigen Werken. „Das haben
                                                         wir ja super hingekriegt!“            Simone Pöschl

                                                         St. Gregor-Jugendhilfe
                                                         übernimmt pädagogische Leitung
                                                         der Königsbrunner Horte

                                                         Mit Beginn des neuen Schuljahres wurden von der
Seit Oktober 2006 treffen sich die Mütter alle drei      Stadt Königsbrunn über den Trägerverein an den drei
Wochen. Anfangs kamen ausschließlich Mütter, deren       Grundschulen Horte für 150 Kinder eröffnet. Als
Familien ambulant betreut werden. Inzwischen sind        Kooperationspartner der Stadt hat die St. Gregor-
auch Mütter dabei, deren Kinder eine HPT-Gruppe          Jugendhilfe die Konzeption entwickelt, übernimmt
besuchen. Im Einzelfall kann der Treff auch als „Nach-   die pädagogische Gesamtverantwortung und stellt
betreuung“ von Frauen genutzt werden, in deren           die drei Hortleitungen.
Familie die Jugendhilfemaßnahme ausgelaufen ist.         Eine Besonderheit der Konzeption der Horte für
Die Aktivitäten richten sich nach den Interessen der     Königsbrunn liegt in ihrer sozialräumlichen Funktion.
Teilnehmerinnen. Bislang waren das viele kreative        Das heißt, dass die Kompetenz und das Angebot des
Angebote wie Adventskranzbinden, Arbeiten mit Ton,       Hortes nicht nur den angemeldeten Kindern des Hor-
Osterbastelwerkstatt mit Kindern, Kettenmachen,          tes und seinen Eltern zur Verfügung steht. Er wendet
Kettenbastelwerkstatt mit Kindern auf dem Jahres-        sich offen an das gesamte Quartier, zu dessen päda-
fest, aber auch Aktionen wie gemeinsam frühstücken,      gogischen Mittelpunkt der Hort werden könnte.
ein Bummel durch die Stadt (Hofgarten, Dom, Stadt-       Der Hort sieht und sucht seine Kooperationspartner
markt), Plätzchenbacken oder ein Wochenende mit          für diese Arbeit in den Kindergärten, den Schulen,
Kindern in Unterammergau.                                Fachstellen, Vereinen und Verbänden in seinem Sozi-
Nach einiger Zeit wagten im Müttertreff auch Frauen      alraum. Er versteht sich als Dienstleister für seinen
vor den Anderen etwas zu sagen, die bislang eher         Sozialraum und kann dabei fachlich pädagogische
versuchten, sich in Gruppensituationen unsichtbar zu     Kompetenz anbieten, aber auch Räumlichkeiten,
machen. Auch trauten sich die Frauen gemeinsam           Materialien und das Außengelände zur Verfügung
etwas zu, wovon sie einzeln sagen würden: „Das kann      stellen. So wäre es denkbar, dass sich eine Jugend-
ich nie!“ Zum Bei-                                       musik- oder Theatergruppe zum Proben in die Räum-
spiel beim Tonen.                                        lichkeiten des Hortes einfindet, dass ein Elternlese-
Aufgabe war es,                                          kreis oder eine Kochgruppe den Hort nutzen kann.
ausdrucksstarke                                          Weiter kann das Hortteam Elternbildungskurse anbie-
Köpfe zu model-                                          ten, Vorträge, Lesungen oder Filmabende zu pädago-
lieren. Nachdem                                          gischen Themen organisieren.
jede Mutter nur                                          Das Angebot entwickelt sich aus einer direkten Nähe
jeweils       einen                                      zum Quartier und aus der offenen Struktur der Horte.
Arbeitsschritt vor-                                      Darüber hinaus bieten die Horte eine Vielzahl weiterer
genommen hat                                             inhaltlicher wie räumlicher Besonderheiten für Kindern
und den Kopf                                             und Eltern im Lebensraum Hort, die auch Interessierten
dann im Kreis                                            vor Ort gerne erläutert werden.          Achim Friedrich

                                                                                                                     9
PASTORAL

              Erntedank mit Stadt-Kindern                               „Licht-Blicke“
              und Bioland-Bauern
                                                                        „Was ist dir heilig?“ – von dieser Frage fühlen sich
              Zum gemeinsamen Erntedankfest der St. Gregor-             viele Jugendlichen heute eher befremdet. „Darüber
              Jugendhilfe Augsburg und der Biolandbauern Schwa-         freu’ ich mich“ oder „das ist mir nicht egal“ – damit
              ben-Nord lud die Familie Kreppold auf ihren Hof ein.      können sie schon eher etwas anfangen. Aber auch
              Das Fest begann mit einem Erntedankgottesdienst in        darüber kommt man nicht mit jedem ins Gespräch,
              der mit Heu- und Strohballen geschmückten Scheune,        schon gar nicht als Erwachsener. Über das Medium
              der von City-Seelsorger Helmut Haug geleitetet wurde.     Fotografie geht es leichter. Fotografieren ist „in“ bei
                                                      Danach ser-       Jugendlichen, geht digital ganz einfach und man
                                                      vierten die       kann seine Fotos gleich anschauen und zeigen.
                                                      Gastgeber         Mit dem Projekt „Licht-Blicke“ griffen wir eine Idee
     Glaube                                           ein Mittages-     des Forschungsprojekts „Religion in der Jugendhilfe“
     Macht es mich, wenn ich glaube,                  sen mit all       der Hochschule der Salesianer in Benediktbeuern auf.
     zu etwas Anderem oder bin ich anders,            jenem, „was       Nachdem die Jugendlichen fotografiert hatten, was
     wenn ich glaube?                                 die      Natur    ihnen wichtig ist, wurden sie zu ihren Bildern inter-
     Glaube, was bedeutet das?                        uns geliefert     viewt. Fotos und Auszüge aus den Interviews bilden
     Glaube an mich oder an andere?                   hat“, so The-     eine Ausstellung, die zum Pädagogischen Tag „Reli-
     Glaube an Mut und Freundschaft?                  resia Kreppold.   gionssensible Erziehung“ am 13.02.08 eröffnet wird.
     Oder an Liebe und Zusammenhalt?                  Während die       Doch schon vorher passierte etwas Wichtiges: Die
     Ich glaube anders als du,                        Erwachsenen       Jugendlichen kamen untereinander ins Gespräch dar-
     habe aber den gleichen Glauben.                  einem Vor-        über, was sie fotografiert hatten. Da war nicht unbe-
     Ist Glaube vielleicht etwas ganz Banales?        trag lausch-      dingt von Gott die Rede, doch er war präsent, wie er
     Und die Antworten liegen vor uns.                ten, konnten      in den Lebenswelten junger Menschen meist unbe-
     Und wir haben sie nicht bemerkt                  sich die Kin-     merkt und ungenannt präsent ist. In einer Schwab-
     - oder wollen wir sie nicht bemerken?            der und Ju-       münchener Schule werden die Fotos auf einer Aus-
                           eine 14jährige Jugendliche gendl i c h e n   stellung zum Elternsprechtag präsentiert, in einer
                                                      bei Geschick-     HPT-Gruppe wollen die Kinder zuhause fotografieren
                                                      lichkeitsspie-    – so wird das Projekt auch zum Thema für die Eltern.
              len und Bastelaktionen austoben oder am Feuer zur                                                        Stefan Bauer
              Ruhe kommen.
                                                                                               Ein 11jähriger: Unsere Kirche ist
              „Die Philosophie der Bioland-Bauern und unserer                                  schön groß, da haben viele Platz.
                                                                                               Zusammen mit anderen gehe ich
              katholischen Jugendhilfe-Einrichtung ähneln einan-                               gerne in die Kirche, alleine nicht so.
              der, weil wir gemeinsame Werte haben“, sagte Direk-                              An unserer Kirche gefällt mir, dass
                                                                                               sie schön groß ist und oben ein
              tor Reichert. Gastgeberin Theresia Kreppold ergänzte:                            Kreuz hat. Das erinnert mich an
                                                                                               Jesus, Gott und so.
              „Unser Erntedankfest ist die Basis, durch die der gei-                           Eine 12jährige: Das sind zwei
              stig-religiöse Hintergrund gestärkt, gelebt und                                  Hände, die sich greifen. Ich find’
                                                                                               das wichtig, weil das für mich für
              gefeiert wird. Das gemeinsame Feiern ist ebenso                                  Freundschaft, Friede und so steht.
                                                                                               Mir bedeutet das viel, weil ich oft
              wichtig wie die Mühen des landwirtschaftlichen Jah-                              an die Kinder denke, die im Krieg
              res.“ Dass sie damit auch für die vielen Kinder und                              leben müssen und die ganze Zeit
                                                                                               nur Angst haben. Freundschaft
              Jugendlichen sprach, zeigten deren fröhliche und                                 finde ich auch wichtig, weil ich
              entspannte Gesichter: „Eine tolle Atmosphäre hier!“,                             früher nicht so viele Freunde hatte
                                                                                               und jetzt froh darüber bin, dass ich
              meinten viele begeistert.                  Stefan Bauer                          schon welche habe.

10
FREUNDE

Alle reden von Europa – wir leben es                     Bedingungen in den jeweiligen Ländern trotz europä-
                                                         ischer Union noch sehr unterschiedlich sind, die Pro-
                                                         bleme und Fragen in der Erziehungsarbeit sind unter-
                                                         scheiden sich kaum. Letzlich geht es eben doch um
                                                         Menschen.
                                                         Das einhellige Fazit lautete: „interessant, informativ,
                                                         hilfreich und schön“. Im Jahr 2008 soll erstmals in
                                                         Frankreich eine Mitarbeiterfortbildung aus allen
                                                         Regionen stattfinden. Europa lebt auch in der Kinder-
                                                         und Jugendhilfe.                         Jürgen Reichert

Die St. Gregor-Jugendhilfe engagiert sich im Rahmen
der Jugendhilfe seit vielen Jahren europäisch. „Der      Verleihung der St. Gregor-Medaille
Euro hat eine starke Kaufkraft“, „Europa ist wirt-
schaftlich stark“, „Europa ringt um eine gemeinsame
Verfassung“, so lauten die Schlagzeilen in den täg-
lichen Medienberichten. Europa ist aber Vielen so
fern, dass sie wenig damit anfangen können.
Dass Europa heute von großer Bedeutung für den
Frieden, für Arbeitsplätze und vieles mehr ist, wird
eigentlich von niemand mehr bestritten. Doch ein
nachhaltig gestaltetes und gelebtes Europa bedarf der
Menschen, die in dieser großen Region leben. Es
bedarf des Verständnisses und der Akzeptanz unter-       Für Ihre engagierte und langjährige Unterstützung
schiedlicher Kulturen. Nur wer die Menschen kennt,       unseres Hauses durch das Friedenshaus-Projekt verlieh
kann Europa auch im Großen verstehen.                    Direktor Jürgen Reichert Monika und Werner Mayer die
Die St. Gregor-Jugendhilfe hat genau aus diesem          Gregor-Medaille in Bronze. Im Rahmen eines Abend-
Grund seit vielen Jahren gelebte Partnerschaften mit     essens im Cafe SOWIESO
Kinderheimen in Frankreich (Departement Mayenne)         bedankte er sich bei dem Ehe-
und der Bukowina (Rumänien). Ferienfreizeiten,           paar ganz herzlich.
Begegnungen der MitarbeiterInnen und Fachthemen          Auch an verdiente Mitarbeiter-
gehören zum Standardprogramm.                            innen und Mitarbeiter konnten
Im Sommer dieses Jahres fand nun erstmals eine           erneut Medaillen verliehen
gemeinsame Begegnung der Fachkräfte und Leitun-          werden: die Gregor-Medaille in
gen aus allen Partnerbereichen in Augsburg statt.        Bronze für 10 Jahre Dienst
Neben Fragen der Erfüllung des Auftrages in der          zum Wohle unserer Kinder
jeweiligen Region, ging es dabei auch um den erzie-      und Jugendlichen ging an          Besuchen Sie das Integrationsprojekt!

herischen Alltag. „Wie macht ihr es denn mit den         Susanne Treischl, Evi Heidel-     Augen-, Ohren-,
gesetzlichen Bestimmungen des Jugendschutzes (z. B.      berger, Elke Beck und Robert                Gaumenschmaus!
                                                                                           Genuss für alle Sinne – beachten Sie unser
Rauchen oder Alkohol)? oder: Wie sieht die Eltern-       Keiß. Besonders erfreulich:       vielfältiges Veranstaltungsprogramm
                                                                                           und unsere abwechslungsreichen kulina-
und Familienarbeit denn bei euch in der täglichen        Klaus Schechinger wurde die       rischen Aktionen.
                                                                                           Infos unter: www.cafe-sowieso.de
Praxis aus? lauteten einige Fragen. Es waren drei Tage   Gregor-Medaille in Silber für     Gerne gestalten wir auch Ihre
interessanten Erfahrungsaustauschs. Wenn auch die        25 Jahre Mitarbeit verliehen.     Weihnachtsfeier 2007.
                                                                                                  Café & Restaurant SOWIESO –
                                                                                                  Integrationsbetrieb · Eine Einrichtung der
                                                                                                  St. Gregor Berufshilfe gGmbH
                                                                                                  Schießgrabenstr. 4 · 86150 Augsburg
                                                                                                  Tel. 08 21 · 3 43 27 99 · www.cafe-sowieso.de

                                                                                                                                                  11
>> PORTRÄT

    Modern und mutig                                                            1835 legte sie in Regensburg ihre
    mit Gottes Hilfe                                                             Ordensgelübde ab, nahm den
                                                                                  Namen "Maria Theresia von
    Karolina Gerhardinger, Ordens-                                                  Jesus" an und wurde Oberin des
    gründerin der Armen Schul-                                                       neuen Instituts. Die in Neun-
    schwestern, vor 210 Jahren                                                       burg von ihr geführte Schule
    geboren, hat auch in der                                                         wurde bald zu einer Muster-
    St. Gregor-Jugendhilfe Spuren                                                   schule. Maria Theresia wirkte
    hinterlassen. Ihr Orden hat 135                                               bahnbrechend durch ihren ganz-
    Jahre lang mit großem Engage-                                                heitlichen Ansatz mit modernem
    ment und der Arbeit vieler                                                 Anschauungsunterricht, hauswirt-
    Schwestern den Alltag im Haus                                           schaftlichen und kaufmännischen
    gestaltet, gründete die Waisenhausschule                           Fächern, Fremdsprachen, musischer Bildung
    und ermöglichte damit erstmals Bildung für                 und Turnen.
    Waisenkinder.                      von Vera Novelli      1843 überließ König Ludwig I. dem Institut das frühe-
                                                             re Klarissenkloster am Anger in München als neue
    Karolina Gerhardinger wurde am 20. Juni 1797 als         Zentrale. Die Kongregation konnte sich rasch in vielen
    einziges Kind des Schiffsmeisters Willibald Gerhardin-   Ländern ausbreiten. 1847 ging Maria Theresia nach
    ger und seiner Frau Franziska geboren. Schon im          Nordamerika, legte dort über 4000 Kilometer zurück
    Alter von zwölf Jahren wurde sie Hilfslehrerin und       und bereitete sieben Schulgründungen vor. Nach
    mit 15 Jahren königliche Lehrerin an der Mädchen-        einem langwierigen Konflikt mit der Kirche um die
    schule in Stadtamhof. 1815 entschloss sich Karolina      Anerkennung der Ordensregel, bestätigte endlich
    zu einem klösterlichen Leben und bat den Regens-         1865 Papst Pius IX. die Satzung der "Armen Schul-
    burger Dompfarrer, den späteren Bischof Georg            schwestern von Unserer Lieben Frau", in der Mutter
    Michael Wittmann, um Anleitung. Nach Wittmanns           Theresia die zentrale Leitung ihrer Gemeinschaft als
    Plan sollte sie in keinen bisherigen Orden eintreten,    Generaloberin zuerkannt wurde, was bis dahin nur
    sondern ein Kloster in zeitgemäßer Form für die          männlichen Orden vorbehalten war.
    Erziehung und den Unterricht der weiblichen Jugend       Maria Theresia starb im Mutterhaus in München und
    gründen. Der Magistrat von Stadtamhof war aus            wurde in der Klostergruft bestattet. Zu dieser Zeit gab
    finanziellen Gründen gegen eine Klostergründung,         es 166 Niederlassungen des Ordens in Europa und
    doch Karolina führte 22 Jahre lang ein klosterähnli-     125 in Nordamerika, insgesamt gehörten ihm 3000
    ches Leben und wirkte als Lehrerin und Wohltäterin       Schulschwestern an. Während des "Dritten Reiches"
    armer Kinder in Stadtamhof.                              wurden in Deutschland fast alle Schulen des Ordens
    Am 24. Oktober 1833 begann Karolina Gerhardinger         geschlossen. Die Gebeine der Gründerin wurden 1985
    mit zwei Gefährtinnen in Neunburg vorm Wald ein          in die Grabkapelle der Institutskirche St. Jakob in
    gemeinsames klösterliches Leben und gleichzeitig         München übertragen; auf der Grabplatte findet sich
    den Kampf um die Anerkennung der Gemeinschaft            ihr Leitwort: "Alle Werke Gottes gehen leidvoll".
    als Orden. Von König Ludwig I. von Bayern erhielt sie    1997 arbeiteten weltweit in mehr als 30 Ländern der
    1834 die landesherrliche Genehmigung und durch           Erde etwa 5000 Schulschwestern in Kindergärten,
    den Bischof von Regensburg die kirchliche Bestäti-       Kinder- und Jugendheimen, an allgemein- und
    gung ihrer Gemeinschaft. Damit war die Kongrega-         berufsbildenden Schulen. Die Seligsprechung von
    tion der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben        Maria Theresia von Jesus erfolgte 1985 durch Papst
    Frau offiziell gegründet.                                Johannes Paul II.
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