Großer Pflegekongress - Kampschulte & Standard Pflegesysteme 11. Oktober 2011 Stadthalle Soest
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Großer Pflegekongress Soest Referent: Stephan Baumann Dipl. – Betriebswirt (BA) Bundesvorsitzender des VDAB stationärer Heimträger GESBE 5 Einrichtungen in Essen davon 2 Gerontopsychiatrie davon 1 Wachkoma (67 Plätze) davon 1 SGB XII 1 Einrichtung in Wuppertal
Großer Pflegekongress Soest Den Fachkräftemangel in der Altenpflege stoppen Der „10--Punkte „10 Punkte--Plan“ des Verbandes Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. (VDAB)
Ausgangssituation Die Pflegebranche boomt – Steigerung der Beschäftigtenzahlen von 1999 bis 2009 um 42% auf rd. 890.000 – In der professionellen Pflege sind 2009 194.000 Altenpfleger/Innen beschäftigt VDAB e.V. 4
Ausgangssituation Trotzdem herrscht Fachkräftemangel! aber: Wann spricht man von Fachkräftemangel! VDAB e.V. 5
Ausgangssituation Fachkräftemangel ist nach politischer Definition dann gegeben, wenn auf eine ausgeschriebene Stelle 2 oder weniger Bewerber treffen. Nach dieser Definition ist in keiner Branche der Mangel so eklatant, wie in der Pflege. Das Verhältnis von offenen Stellen zu Bewerbern liegt unterhalb von 1:1 (laut BA sind derzeit 9200 offene Stellen gemeldet bei 3.500 Arbeitsuchenden) VDAB e.V. 6
Ausgangssituation Über die Größe der professionellen Pflegelücke gibt es unterschiedliche Berechnungen Klar ist: Demografie ist nicht Zukunft, sondern bereits Gegenwart VDAB e.V. 7
Ausgangssituation Klar ist auch: 2030 wird es mind. 3,4 Mio. Pflegebedürftige geben Das bedeutet: Wir brauchen bis 2030 mind. 350.000 Kräfte zusätzlich VDAB e.V. 8
Ausgangssituation Das bedeutet kurzfristig: – Betrachtet man den Ersatz- und Expansionsbedarf brauchen wir ab 2011 netto jährlich mind. 25.000 neue Mitarbeiter in der professionellen Pflege VDAB e.V. 9
Ausgangssituation FAZIT Die Diskussionen über die Größe der Lücke sind ausreichend geführt. Es kommt jetzt nicht mehr darauf an, wer die richtigeren Zahlen hat. Es muss angesichts der unumstrittenen Brisanz vor allem schnell gehandelt werden. VDAB e.V. 10
10-Punkte-Plan Klar ist: Es gibt keine Patentlösung für das Problem Fachkräftemangel Mittel- und langfristig ist ein Bündel von Maßnahmen aller Beteiligten notwendig Dies sollte aber nicht als Ausrede dienen, jetzt nicht kurzfristig wirksame Maßnahmen auch kurzfristig einzuleiten VDAB e.V. 11
10-Punkte-Plan Der 10-Punkte-Plan gegen den Fachkräftemangel sinnvolle erste Schritte zur kurzfristigen Umsetzung
1. Vertrauen in die Branche Die Professionelle Pflege ist von Misstrauen geprägt Beweis: Immer mehr intensive und unangemeldete Prüfungen Ein Arbeitsumfeld, das darauf ausgerichtet ist, 365 Tage im Jahr prüffähig zu sein, kann kaum attraktiv sein VDAB e.V. 13
1. Vertrauen in die Branche Quelle IPP Bremen VDAB e.V. 14
1. Vertrauen in die Branche Vertrauen in die Branche und damit in die Mitarbeiter ist der Schlüssel zu einem attraktiven Pflegeberuf Im Übrigen: Dies ist ein auch wesentlicher Grund, warum der VDAB sich trotz mittlerweile guter Noten gegen das jetzige Transparenzverfahren wehrt VDAB e.V. 15
2. Mehr Wertschätzung Mehr Wertschätzung für den Pflegeberuf Die Attraktivität des Pflegeberufs wird nicht durch Generalisierung und Akademisierung gestärkt, sondern durch eine Profilierung des Pflegeberufs. Altenpflege ist keine Ausbildung 2. Klasse, sondern sorgt für echte Pflege-Profis am Bett. VDAB e.V. 16
2. Mehr Wertschätzung Mehr Wertschätzung kann sich nur aus Vertrauen in die Leistung von Pflegekräften ergeben Das Kernanliegen von Pflegekräften muss endlich ernst genommen werden: Weg von einer überbürokratisierten Minutenpflege – hin zu mehr Zeit und Freizeit für Beziehungsarbeit VDAB e.V. 17
3. Mehr Schulabgänger gewinnen Abteilung Abteilung: 3: | Interdisziplinäre Interdisziplinäre Alterns- Alterns- und und Pflegeforschung Pflegeforschung (iap) Leitung: Prof. Dr. Stefan Görres Geschäftsführender Direktor IPP Image der Pflegeberufe – Vergleich: Eltern und Schüler/innen Schüler/innen: Unabhängig davon, ob ein Pflegeberuf für dich in Frage kommt, was fällt dir ein, wenn du an Pflegeberufe denkst? (n=221 qual.) Eltern: Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Pflegeberufe denken? (n=73 qual.) Angaben in %; Mehrfachnennungen möglich Schlechte Arbeitsbedingungen Wichtig zukunftsorientiert Schlechte Bezahlung Abwertung der Tätigkeit Umgang mit Menschen Anstrengend, viel Arbeit Schmerz, Krankheit, Behinderung Eltern Positive Attribute* Schüler/innen "Alte Leute" Helfen Verrichtungsorientiert 19 0 10 20 30 40 50 60 VDAB e.V. 18
3. Mehr Schulabgänger gewinnen Mit Abschaffung des Zivildienstes ist für Schulabgänger eine wichtige Kontaktmöglichkeit zum Pflegeberuf verloren gegangen. Die Bundesregierung ist in der Pflicht, die Rahmenbedingungen für eine kurzfristige deutliche Erhöhung der Plätze im FSJ und BFD zu schaffen VDAB e.V. 19
3. Mehr Schulabgänger gewinnen Jede zugelassene Pflegeeinrichtung sollte FSJ einsetzen dürfen – ohne bürokratische Hürden der Zulassung (z.B. Zugehörigkeit zu einem anerkannten Träger FSJ) FSJ und BFD sollten bundesweit einheitlich in angemessenem Umfang auf eine spätere Fachkraftausbildung angerechnet werden (z.B. 6 Monate) VDAB e.V. 20
3. Mehr Schulabgänger gewinnen Schulabgänger fühlen sich während der Berufswahlphase häufig nicht ausreichend über die Altenpflegeberufe informiert deshalb Bund und Länder legen ein Sofortprogramm für Schulung von Berufsberatern der Agenturen für Arbeit auf VDAB e.V. 21
4. Mehr Lebensältere beim Umstieg unterstützen Die Schulabgängerzahlen sinken !!! Selbst intensivere Bemühungen um Erstauszubildende werden nicht ausreichen !!! Es gibt nur wenige arbeitsmarktpolitische Erfolgsmodelle, aber die Umschulung gehört zweifelsohne dazu. VDAB e.V. 22
4. Mehr Lebensältere beim Umstieg unterstützen Umschüler sind motiviert, lebenserfahren und berufstreu. Die Erfolgsquote von Umschülern liegt bei über 60%. Der Bund muss umgehend die 2/3- Förderung durch die 3-jährige Förderung ersetzen Eine langfristige Förderung mit ausreichender Platzzahl ist gut investiertes Geld. VDAB e.V. 23
5. Talente von Menschen mit Migrationshintergrund fördern Nichtdeutsche sind, verglichen im Verhältnis an der Gesamtbevölkerung in der Pflege noch unterrepräsentiert. Um dieses Potential zu heben braucht es systematische staatliche Förderung – vor allem bei der Sprachförderung Bund muss Voraussetzungen für fortlaufende, in die Pflegeausbildung integrierte Sprachförderung schaffen VDAB e.V. 24
6. Formelle und informelle Vorbildungen anrechnen Anrechenbare Vorqualifikationen sind Ländersache. Pauschalierte Verfahren wären jedoch effizienter und würden der Dringlichkeit des Themas besser gerecht Zur Anerkennung von informeller Vorbildung (z.B. langjährige Berufstätigkeit) könnte zunächst pauschal auf die augenscheinlichsten zurückgegriffen werden. VDAB e.V. 25
6. Formelle und informelle Vorbildungen anrechnen Bund soll für die gängigsten formellen und informellen Vorqualifikationen konkrete Korridore für pauschale Anrechnungen festlegen VDAB e.V. 26
7. Mehr Berufsrückkehrer mobilisieren Altenpflegefachkräfte sind berufstreu !! dennoch Berufsverläufe werden unterbrochen (in den meisten Fällen durch Mutterschutz – Frauenberuf) Bund und Länder müssen Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf für (alleinerziehende) Frauen schaffen Aber: VDAB e.V. 27
7. Mehr Berufsrückkehrer mobilisieren Die Verantwortung der Kontaktpflege und punktueller Angebote an potentielle Berufsrückkehrer liegt allerdings primär bei den Einrichtungsträgern VDAB e.V. 28
8. Niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeiten Es muss nicht immer gleich die dreijährige Fachkraftausbildung sein Sukzessive Heranführung muss erleichtert werden. VDAB e.V. 29
9. Berufsbegleitende Weiter- bildung von Hilfskräften Pflegehilfskräften bleibt häufig aus wirtschaftlichen Gründen für die Weiterqualifizierung nur der „berufsbegleitende“ Weg Eine bis zu 5 Jahren dauernde Teilzeitausbildung ist schlicht unmöglich Der Bund muss die Hürden bei Teilzeitausbildungen verringern. Die Arbeitszeit beim Träger könnte angerechnet werden VDAB e.V. 30
10. Finanzielle Ausbildungs- hürden abbauen In einigen Bundesländern wird von den Azubis Schulgeld erhoben. Dies ist in keinem anderen Ausbildungsgang zu finden! Das Berufsbild Altenpflege steht auf dem Ausbildungsmarkt im Wettbewerb zu anderen Branchen VDAB e.V. 31
10. Finanzielle Ausbildungs- hürden abbauen Angesichts der Imageprobleme darf dürfen die Erfolgsaussichten nicht noch verschlechtert werden Bund und Länder sind gefordert, kurzfristig Ausgleichsmaßnahmen zu vereinbaren. Mittelfristig ist anzustreben, dass die Schulkosten an die Regelung für die Krankenausbildung anzugleichen VDAB e.V. 32
FAZIT Ohne konzertierte Aktion aller Beteiligten und vor allem ohne entschlossenes Handeln in Bundes- und Landespolitik wird es zu einem Pflegenotstand kommen, der die flächendeckende qualitative Versorgung mit professioneller Pflege in Frage stellen wird. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass es so weit nicht kommt. VDAB e.V. 33
VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT VDAB e.V. 34
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