GRUNDLAGEN DER SCHAFHALTUNG - ÖBSZ

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GRUNDLAGEN DER SCHAFHALTUNG - ÖBSZ
GRUNDLAGEN
DER SCHAFHALTUNG
GRUNDLAGEN DER SCHAFHALTUNG - ÖBSZ
IMPRESSUM:
Herausgeber: Österreichischer Bundesverband für Schafe und Ziegen (ÖBSZ), Dresdner Straße 89/B1/18, A-1200 Wien
Autorinnen: DI Magdalena Böhm, Anita Strieder, MA, DI Evelyn Zarfl, DI Marie-Theres Schlemmer, MSc
Redaktion: Österreichischer Bundesverband für Schafe und Ziegen (ÖBSZ)
Layout: DANIELA KÖPPL – foto & design, Schiffslände 5, 4810 Gmunden
Grafik Design Ilona Lechner, Treglwang 123, 8782 Gaishorn am See
Druck: Print Alliance HAV Produktions GmbH, Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau
Fotonachweis: Titelbild © DANIELA KÖPPL, alle weiteren Fotos siehe Quellenangabe
Copyright: Die Unterlagen wurden nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet. Hersteller, Herausgeber und Autorinnen können
jedoch für eventuell fehlerhafte Angaben und deren Folgen keine Haftung übernehmen. Die vorliegende Publikation ist urheber-
rechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil der Unterlage darf in irgendeiner Form ohne Genehmigung des Herausgebers
reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Stand: August 2021
GRUNDLAGEN DER SCHAFHALTUNG - ÖBSZ
Inhalt
1. Einleitung                                                4
  1.1   Schafhaltung in Österreich                            4
  1.2 Österreichischer Bundesverband für Schafe und Ziegen    5

2. Produktionsformen                                          7
  2.1   Lämmerproduktion                                      7
  2.2 Milchproduktion                                         8
  2.3 Landschaftspflege                                       8
  2.4 Zucht                                                   9
  2.5 Biologische vs. konventionelle Bewirtschaftung          9

3. Vermarktung                                               11
  3.1   Marktsegmente                                        11
  3.2 Vermarktungsformen                                     12

4. Anforderungen an den Betrieb                              14
  4.1   Tierhaltung                                          14
  4.2 Flächenbedarf im Grünland                              18
  4.3 Arbeitsaufwand                                         19

5. Fütterung                                                 20
  5.1   Grundsätze der Fütterung                             21
  5.2 Fütterung in verschiedenen Leistungsstadien            22

6. Herdenmanagement                                          24
  6.1 Tierkontrolle und Tiergesundheit                       30
  6.2 Herdenmanagementsysteme im Vergleich                   33

7. Tierverkehr und Aufzeichnungen                            37
  7.1   Tierzukauf                                           37
  7.2 Meldewesen                                             40
  7.3 Bestandsregister                                       41
  7.4 Tierkennzeichnung                                      41

8. Wirtschaftlichkeit                                        42

9. Zusammenfassung mit Checkliste                            44

10. Literatur                                                45

11. Weiterbildung und Kontaktadressen                        46
GRUNDLAGEN DER SCHAFHALTUNG - ÖBSZ
1. Einleitung

                                                                                                                                    © Schaf- und Ziegenzucht Tirol eGen
Foto 1 | Die vielfältige österreichische Schafhaltung erstreckt sich von den Niederungen bis in die Alpen.

1. Einleitung
In Österreich hat die Schafhaltung eine sehr lange                            Um sich bei diesem Prozess an einem Leitfaden
Tradition und gewinnt in den vergangenen Jahren                               orientieren zu können, wurde vom Österreichischen
– trotz ihrer Kleinstrukturiertheit – zunehmend an                            Bundesverband für Schafe und Ziegen die vorlie-
Bedeutung. Dies veranlasst immer wieder Landwir-                              gende Broschüre herausgegeben. Sie beleuchtet
tinnen und Landwirte die Schafhaltung als neuen                               die wichtigsten Aspekte der Schafhaltung und soll
Betriebszweig in Erwägung zu ziehen. Vor einem                                helfen, einen Einblick in die Grundlagen der Schaf-
Neueinstieg gilt es allerdings die unterschiedli-                             haltung zu erwerben.
chen Produktionsformen kennen zu lernen und
die Möglichkeiten am eigenen Betrieb abzuwägen.
Verschiedene Fragen sollten unbedingt im Vorfeld                              1.1 Schafhaltung in Österreich
durchdacht werden, um anschließend eine pas-
sende Entscheidung für sich und den Betrieb tref-                             In Österreich bietet die Produktion von hochwerti-
fen zu können. Hierzu zählen in etwa Überlegungen                             gen Schafmilch- und Lammfleischprodukten eine
hinsichtlich der:                                                             interessante Einkommensmöglichkeit für Betriebs-
                                                                              leiterinnen und Betriebsleiter. Aber auch bei der
    - Lage des Betriebes (intensiv oder extensiv)                             Landschaftspflege (Freihalten von Grünlandflä-
    - Größenordnung der Flächenausstattung                                    chen) kommt das Schaf in Österreich – besonders
    -	Ansprüche an das Einkommen (Vollerwerb                                 auf Standorten, die mit Rindern nicht mehr besto-
       oder Nebenerwerb)                                                      ßen werden können – zum Einsatz. Aufgrund ih-
    -	Arbeitsressourcen (flexible oder fixe Arbeits-                         res vergleichsweise geringen Gewichts sind Schafe
       zeiten)                                                                bestens geeignet steile Flächen des Berggebiets zu
    -	baulichen Gegebenheiten (vorhandene Stal-                              beweiden und sie dadurch vor der Verwaldung zu
      lungen bzw. Neu- oder Umbauoptionen)                                    bewahren.

4
GRUNDLAGEN DER SCHAFHALTUNG - ÖBSZ
1. Einleitung

In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der                    ist sehr kleinstrukturiert und verteilt sich auf ganz
Tiere und jene der Halterinnen und Halter tenden-               Österreich. 2020 wurden auf rund 42 % der Betrie-
ziell gestiegen, wobei im Jahr 2020 rund 16 000                 be ein bis neun Schafe gehalten und auf nur 13 %
Halterinnen bzw. Halter ca. 394 000 Schafe ge-                  50 oder mehr Schafe.
halten haben (vgl. Abbildung 1). Die Schafhaltung

Quelle: Statistik Austria

Abb. 1 | Entwicklung Schafe und Schafhalterinnen bzw. Schafhalter von 1970-2020

1.2 Ö
     sterreichischer Bundesverband für
    Schafe und Ziegen

Der Österreichische Bundesverband für Schafe                    sowie den Landwirtschaftskammern der Bundes-
und Ziegen hat es sich zum Ziel gesetzt, die Inte-              länder Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Ober-
ressenvertretung der österreichischen Schaf- und                österreich, Steiermark, Salzburg, Tirol, Vorarlberg
Ziegenbranche zu stärken und umfassende Syner-                  (vgl. Abbildung 2). Während es die Hauptaufgabe
gieeffekte zu nützen. Er wurde 2002 gegründet und               der Österreichischen Schaf- und Ziegenbörse ist,
setzt sich aus folgenden Mitgliedern zusammen:                  die Vermarktung und den Absatz von Schlacht-
den zehn Landesverbänden für Schafe und Zie-                    tieren zu koordinieren und sicherzustellen, küm-
gen, der Österreichischen Schaf- und Ziegenbörse                mern sich die einzelnen Landesverbände v.a. um

                                                                                                                    5
GRUNDLAGEN DER SCHAFHALTUNG - ÖBSZ
1. Einleitung

die Betreuung und Beratung der Landwirtinnen und                                      eine konstante, lösungsorientierte Arbeit an aktu-
Landwirte und die Zuchtarbeit. Fachausschüsse                                         ellen Problemstellungen der Branche. Der Öster-
(z.B. zum Thema Zucht) sowie Arbeitsgruppen (z.B.                                     reichische Bundesverband für Schafe und Ziegen
zum Thema Tiergesundheit) stellen eine fachlich                                       arbeitet eng mit seinen Mitgliedern zusammen und
fundierte und zeitgemäße Arbeit des Verbandes si-                                     bietet die notwendigen Rahmenbedingungen für
cher. Die Zusammenarbeit mit Partner- und Regie-                                      eine erfolgreiche und zukunftsfähige Schaf- und
rungsorganisationen ermöglichen darüber hinaus                                        Ziegenhaltung in Österreich.

                                                      Österreichischer	
  Bundesverband	
  
                                                           für	
  Schafe	
  und	
  Ziegen	
  

                                                               Österreichische	
  Schaf-­‐	
  und	
      LandwirtschaEs-­‐	
  
                 Landesverbände	
  
                                                                      Ziegenbörse	
                         kammern	
  

                    Schaf-­‐	
  und	
  Ziegenzucht-­‐                                                      LandwirtschaEskammer	
  
                      verband	
  Burgenland	
                                                                   Burgenland	
  

                           Schaf-­‐	
  und	
  
                                                                                                           LandwirtschaEskammer	
  
                      Ziegenzuchtverband	
  
                                                                                                                  Kärnten	
  
                            Kärnten	
  

                    Nö.	
  Landeszuchtver-­‐	
                                                             LandwirtschaEskammer	
  
                 band	
  für	
  Schafe	
  und	
  Ziegen	
                                                     Niederösterreich	
  

                        Landesverband	
  für	
                                                             LandwirtschaEskammer	
  
                          Schafzucht	
  und	
  	
                                                              Oberösterreich	
  
                           -­‐haltung	
  OÖ	
  

                        Landesverband	
  für	
                                                             LandwirtschaEskammer	
  
                         Ziegenzucht	
  und	
  	
                                                               Steiermark	
  
                           -­‐haltung	
  OÖ	
  

                    Steirischer	
  Schaf-­‐	
  und	
                                                       LandwirtschaEskammer	
  
                  Ziegenzuchtverband	
  eGen	
                                                                    Salzburg	
  

                  Salzburger	
  Landesverband	
                                                            LandwirtschaEskammer	
  
                    für	
  Schafe	
  und	
  Ziegen	
                                                                Tirol	
  

                 Schaf-­‐	
  und	
  Ziegenzucht	
  Tirol	
                                                 LandwirtschaEskammer	
  
                                    eGen	
                                                                      Vorarlberg	
  

                          Vorarlberger	
  
                       Schafzuchtverband	
  

                          Vorarlberger	
  
                      Ziegenzuchtverband	
  

Abb. 2 | Organigramm des Österreichischen Bundesverbandes für Schafe und Ziegen

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GRUNDLAGEN DER SCHAFHALTUNG - ÖBSZ
2. Produktionsformen

2. Produktionsformen
Je nach persönlichen Interessen und betriebli-            Schafrassen, die zur Lämmerproduktion eingesetzt
chen Gegebenheiten kann die Schafhaltung un-              werden können, gliedern sich grundsätzlich in die
terschiedliche Ziele verfolgen. Möglichkeiten sind        Rassegruppen der Fleischschafe, Landschafe und
bspw. die Haltung zur Fleisch- oder Milchproduk-          Bergschafe.
tion, aber auch zur Landschaftspflege oder Zucht
der Tiere. Alle diese Zweige können sowohl nach
konventionellen als auch nach biologischen Grund-           Hinweis: Nähere Informationen zu den ein-
sätzen ausgeübt werden. In Abhängigkeit der je-             zelnen Schafrassen erhalten Sie beim Öster-
weiligen Produktionsrichtung muss natürlich auch            reichischen Bundesverband für Schafe und
die geeignete Schafrasse ausgewählt werden. Ein             Ziegen (https://www.oebsz.at) sowie bei den
Beratungsgespräch mit Fachpersonen vor Einstieg             jeweiligen Landesverbänden.
in die Schafhaltung ist in jedem Fall sinnvoll.             Unter https://www.oebsz.at steht auch die
                                                            Rassebroschüre „Schaf- und Ziegenrassen in
                                                            Österreich“ des Österreichischen Bundesver-
2.1 Lämmerproduktion                                        bandes für Schafe und Ziegen zum Download
                                                            bereit.
Die Erzeugung von Qualitätslammfleisch erfolgt
auf Betrieben, die sich der Lämmerproduktion ver-
schrieben haben. Liegt der Fokus eines Betriebes          Fleischschafrassen
auf dieser, so ergeben sich vielfältige Möglichkeiten     Bezeichnenderweise werden diese Rassen in erster
der Gestaltung.                                           Linie speziell für die Erzeugung von Lammfleisch
                                                          gehalten. Bei der Zucht legt man daher großen
Zu Beginn der Lämmerproduktion stellt sich die            Wert auf hohe tägliche Gewichtszunahmen, auf
Frage nach der Wahl der passenden Rasse. In Hin-          Frohwüchsigkeit und auf besonders gute Ausprä-
blick auf die Vielzahl der Rassen und die sehr un-        gung der wertvollen Teilstücke. Fleischschafras-
terschiedlichen Gegebenheiten einzelner Betriebe,         sen erkennt man relativ schnell an ihrer starken
ist es wichtig als Betriebsleiterin bzw. Betriebsleiter   Bemuskelung. Vertreter der Fleischschafrassen
eine individuelle Entscheidung für eine bestimmte         in Österreich sind: Suffolk, Texel, Schwarzköpfi-
Rasse zu treffen. Sie soll nicht nur die persönli-        ges Fleischschaf, Dorper, Berrichon du Cher, Ile de
chen Vorlieben (z.B. Charakter und Aussehen der           France.
Tiere) widerspiegeln, sondern auch die eigene Be-
triebsstruktur und Vermarktungsmöglichkeiten be-          Landschafrassen
rücksichtigen. Außenstehende können eine solche           In dieser Gruppe werden Rassen zusammenge-
wesentliche Entscheidung zwar unterstützen, aber          fasst, die speziell an die Haltung in bestimmten
kaum für einen selbst übernehmen.                         Landschaften/Gebieten angepasst sind. Sie stel-
                                                          len die vielfältigste Gruppe aller Rassen dar und
Lämmerproduktion eignet sich gut zur Direktver-           unterscheiden sich teilweise sehr stark voneinan-
marktung. Ist diese am Betrieb nicht möglich oder         der – sowohl im Erscheinungsbild als auch in ih-
gewollt, so muss noch vor der Haltung der Tiere           rer Eignung für bestimmte Nutzungsrichtungen.
nach geeigneten Abnehmerinnen bzw. Abnehmern              In ganz Europa findet man für nahezu jede Land-
gesucht werden. Für den wirtschaftlichen Erfolg           schaft eine speziell angepasste Landschafrasse.
gilt es immer die jeweiligen Qualitätsanforderun-         Die Landschafe gibt es von kleinrahmig bis großge-
gen der Abnehmerinnen und Abnehmer bzw. der               wachsen, sie können spektakulär gehörnt sein oder
Endkundinnen und Endkunden an die Lämmer zu               auch verschiedenste Wollkleider in allen möglichen
beachten.                                                 Farbschlägen tragen.

                                                                                                            7
GRUNDLAGEN DER SCHAFHALTUNG - ÖBSZ
2. Produktionsformen

Sowohl für die intensivere Produktion als auch für      Milchschafrassen
die Nischenprodukte und das Spezialistentum gibt        Typische Milchrassen zeichnen sich naturgemäß
es bei den Landschafen geeignete Rassen für je-         durch eine besonders hohe Milchleistung aus. Sie
den Geschmack. Vertreter der Landschafrassen in         sind im Vergleich zu anderen Rassen noch besser
Österreich sind: Merinolandschaf, Kärntner Brillen-     im Stande, das aufgenommene Futter effizient in
schaf, Krainer Steinschaf, Waldschaf, Shropshire,       Milch umzusetzen. Daher stellen sie für speziali-
Montafoner Steinschaf, Alpines Steinschaf, Zackel-      sierte Milchproduktionsbetriebe die richtige Wahl
schaf, Coburger Fuchsschaf.                             dar. In der Zucht wird neben der Milchmenge auch
                                                        auf die Qualität der Milch, insbesondere auf den
Bergschafrassen                                         Fett- und Eiweißgehalt geachtet. Diese Inhaltsstof-
Bergschafe sind besonders robuste Tiere, die an         fe sind wichtig für die Wirtschaftlichkeit, da sich
die oft harten Bedingungen alpiner Weiden und Al-       der Milchpreis nach ihnen richtet. Außerdem sind
men angepasst sind. Diese Gruppe stellt die größte      sie für eine erfolgreiche Weiterverarbeitung der
Anzahl an Tieren dar und ist somit die bedeutends-      Milch zu Frisch- und Hartkäse ausschlaggebend.
te Rassengruppe für die heimische Schafhaltung.         Typischerweise findet man Milchschafrassen in
                                                        Regionen mit hochwertigem Grünland, wo sie häu-
Eines der Zuchtziele bei Bergschafrassen ist es,        fig in spezialisierten, intensiv bewirtschafteten Be-
ihre besondere Eignung für die Haltung in alpinen       trieben gehalten werden. Vertreter der Milchschaf-
Regionen zu bewahren. Dabei dienen sie der Er-          rassen in Österreich sind: Lacaune, Ostfriesisches
haltung wertvoller Grünlandflächen und auch der         Milchschaf.
Lammfleischproduktion, weshalb auf besonders
hohe Fruchtbarkeit geachtet wird. Bergschafe ver-
fügen über gute Trittsicherheit, ein kräftiges Fun-        Hinweis: Nähere Informationen zur Schaf-
dament, harte Klauen und sind meist mischwollig.           milchproduktion finden Sie in der Broschüre
Vertreter der Bergschafrassen in Österreich sind:          „Schaf- und Ziegenmilchproduktion in
Tiroler Bergschaf, Braunes Bergschaf, Juraschaf, Ti-       Österreich und Europa“, welche unter
roler Steinschaf, Walliser Schwarznasenschaf, Wei-         https://www.oebsz.at zum Download bereit-
ßes Alpenschaf.                                            steht.

2.2 Milchproduktion                                     2.3 Landschaftspflege

Soll das Ziel der Schafhaltung die Milchproduktion      Alternativ zur Produktion von Fleisch oder Milch
sein, so stellt die freie Arbeitskapazität am Betrieb   kann das Hauptaugenmerk der Schafhaltung auch
den ausschlaggebenden Faktor dar, da die Milch-         auf der Pflege von Grünlandflächen liegen. V.a. ro-
produktion mit einem hohen Zeitaufwand verbun-          buste Schafrassen, welche keine hohen Ansprüche
den ist. Im Gegensatz zur Lämmerproduktion ist          an die Fütterung stellen, eigenen sich hierfür äu-
man an fixe Arbeitszeiten gebunden und stärker          ßerst gut. Rassen, die auf hohe Leistungsbereit-
von technischen Hilfsmitteln (z.B. Melkmaschine,        schaft gezüchtet wurden, eignen sich weniger gut
Milchkühlung) abhängig. Jedenfalls ist es ratsam        für die Landschaftspflege, als solche, die beson-
vor dem Start der Tierhaltung zu entscheiden, ob        ders anpassungsfähig sind.
Direktvermarktung betrieben werden soll. Andern-        Zur Landschaftspflege können Landschafrassen
falls sollte die Abnahme der Milch rechtzeitig ver-     oder Bergschafrassen eingesetzt werden. Einige
traglich abgesichert werden. Grundsätzlich ist die      dieser bereits erwähnten Rassen gelten als gefähr-
Milchschafhaltung eine intensive Produktionswei-        det und werden über die ÖPUL Maßnahme „Erhal-
se. Da von den Tieren hohe Leistungen erbracht          tung gefährdeter Nutztierrassen“ gefördert. Hält
werden, ist besonders auf eine leistungsgerechte        man solche Tiere, trägt man gleichzeitig zur Gener-
Fütterung zu achten.                                    haltung dieser besonderen Rassen bei.

8
GRUNDLAGEN DER SCHAFHALTUNG - ÖBSZ
2. Produktionsformen

Zu den gefährdeten Schafrassen in Österreich zäh-      Betrieb hält die Tiere ausschließlich zur Milchpro-
len: Braunes Bergschaf, Kärntner Brillenschaf, Ti-     duktion, Schlachtkörpervermarktung oder Land-
roler Steinschaf, Krainer Steinschaf, Waldschaf,       schaftspflege. Die Tiere werden keiner weiteren
Montafoner Steinschaf, Alpines Steinschaf, Zackel-     züchterischen Nutzung laut offiziellen Herdebuch-
schaf.                                                 zuchtbedingungen zugeführt.

                                                       Zu beachten gilt, dass die reinrassige Schafzucht
  Hinweis: Nähere Informationen zu den ge-             mit zusätzlichen Kosten und einem Mehraufwand
  fährdeten Schafrassen erhalten Sie bei der           für die Tierhalterin bzw. den Tierhalter verbunden
  Österreichischen Nationalvereinigung für Gen-        ist, da es verschiedene Zuchtrichtlinien einzuhal-
  reserven (ÖNGENE, http://www.oengene.at)             ten gilt. Erkundigen Sie sich daher vor Beginn der
  sowie beim Österreichischen Bundesverband            Schafzucht beim Schafzuchtverband im jeweiligen
  für Schafe und Ziegen (https://www.oebsz.at)         Bundesland, welche Voraussetzungen und Bedin-
  und den Landesverbänden.                             gungen erfüllt werden müssen.

2.4 Zucht                                                Hinweis: Nähere Informationen zur Schaf-
                                                         zucht erhalten Sie beim Österreichischen
Zwischen der Vermehrung und der Zucht von                Bundesverband für Schafe und Ziegen
Schafen liegen große Unterschiede. Bei der ers-          (https://www.oebsz.at) sowie bei den jewei-
ten Methode erfolgt die Erhöhung der Tieranzahl          ligen Landesverbänden.
ohne züchterisch messbare Kriterien. Bei der zwei-       Unter https://www.oebsz.at steht das
ten Variante hingegen gibt es ein offizielles Zucht-     „Züchterhandbuch für Schafe und Ziegen“
programm und die Vermehrung der Tiere hat ein            des Österreichischen Bundesverbandes für
messbar züchterisches Ziel, wie etwa Fitness oder        Schafe und Ziegen zum Download bereit.
Milchleistung.

Herdebuchzuchtbetrieb
In einem Herdebuchzuchtbetrieb muss reinrassi-         2.5 B
                                                            iologische vs. konventionelle
ge Zucht betrieben und damit die Zucht nach dem            Bewirtschaftung
offiziellen Zuchtprogramm der jeweiligen Rasse
ausgeführt werden. Dadurch sind die Tiere in das       Zusätzlich zu Entscheidungen, die hinsichtlich Ras-
Zuchtbuch (Herdebuch) eingetragen, welches von         sewahl, Produktionsweise und ggf. züchterischen
einem Schafzuchtverband geführt wird. Damit ist        Ambitionen zu Beginn der Schafhaltung getroffen
der Betrieb auch als Herdebuchzuchtbetrieb Mit-        werden müssen, stellt sich auch die Frage, ob nach
glied bei einem Schafzuchtverband.                     konventionellen oder biologischen Grundsätzen
                                                       gewirtschaftet werden soll. Diese Überlegung soll-
Vermehrungsbetrieb                                     te rechtzeitig in den Entscheidungsprozess mit-
In einem Vermehrungsbetrieb, der offiziell nicht als   einbezogen werden, da sie die grundsätzliche Aus-
Herdebuchzuchtbetrieb bei einem Schafzuchtver-         richtung des gesamten Betriebes bestimmt.
band gemeldet ist, muss mit den Schafen keine
reinrassige Schafzucht laut den offiziellen Zucht-     Die Unterscheidung zwischen konventioneller und
programmen betrieben werden. Der Einsatz von           biologischer Wirtschaftsweise darf nicht mit je-
Zuchttieren ist möglich bzw. empfehlenswert, aber      ner zwischen intensiven und extensiven Systemen
nicht verpflichtend.                                   gleichgesetzt werden; sowohl konventionelle als
                                                       auch biologische Betriebe können intensiv oder ex-
Die Schafe sind dann nicht im Zuchtbuch (Her-          tensiv ausgerichtet sein.
debuch) des Schafzuchtverbandes registriert. Der

                                                                                                        9
GRUNDLAGEN DER SCHAFHALTUNG - ÖBSZ
2. Produktionsformen

Bei der biologischen Bewirtschaftung müssen hin-
sichtlich unterschiedlicher Aspekte (z.B. Weide-                              Hinweis: Die EU-Bio-Verordnung ist in
gang, Fütterung, Tierzukauf) die EU-Bio-Verordnung                            ihrer jeweils aktuellen Fassung unter
sowie ggf. spezielle Richtlinien (z.B. bei Mitglied-                          https://ec.europa.eu abrufbar. Nähere In-
schaft in einem Verband) befolgt werden.                                      formationen zur biologischen Bewirtschaf-
Jedenfalls ausschlaggebend für eine erfolgreiche                              tung erhalten Sie bei Bio Austria (https://
Schafhaltung ist aber ganz klar die Identifikation                            www.bio-austria.at) sowie bei der Landwirt-
mit der gewählten Bewirtschaftungsmethode und                                 schaftskammer (https://www.lko.at).
dem eigenen Produkt.

                                                                                                                            © DANIELA KÖPPL

Foto 2 | Verschiedene Produktionsformen sind mit unterschiedlicher Arbeitsintensität verbunden.

10
3. Vermarktung

3. Vermarktung
Die landwirtschaftliche Schafhaltung bietet eine         Lieferkontinuität über das ganze Jahr. Die öster-
Vielzahl an Optionen hinsichtlich Produktion und         reichische Hauptkategorie ist dabei das Junglamm
Vermarktung und ermöglicht es so jeder Schafhal-         mit einem Alter von vier bis sechs Monaten und
terin und jedem Schafhalter, die für sich und den        Lebendgewichten zwischen 40 kg und 50 kg. Zur
Betrieb passende Produktions- und Vermarktungs-          Oster- und Weihnachtszeit werden teilweise auch
form zu wählen.                                          Milchlämmer mit einem Alter von acht bis zwölf
                                                         Wochen und Lebendgewichten zwischen 17 kg und
3.1 Marktsegmente                                        25 kg nachgefragt. Eine durchgehend hohe Quali-
                                                         tät ist von besonderer Bedeutung. Größere Unter-
In Abhängigkeit der betrieblichen Ausrichtung liegt      schiede bei Schlachtgewichten, beim Alter und bei
der Fokus auf unterschiedlichen Marktsegmenten.          den Verfettungsgraden sowie sonstige Qualitäts-
Neben Fleisch und Milch gilt es als Betrieb unter        unterschiede sollten möglichst vermieden werden,
Umständen auch sich um den erfolgreichen Absatz          da das Hauptaugenmerk der Abnehmerinnen und
von Zuchttieren und Wolle oder Fellen zu kümmern.        Abnehmer auf der Qualität liegt.
                                                         Es gibt immer weniger Kundinnen und Kunden,
Zuchttiere                                               welche bereit sind Lämmer mittlerer bzw. schlech-
Zuchttiere werden über Versteigerungen oder di-          terer Qualität (z.B. nicht fleischig genug oder zu alt)
rekt ab Hof verkauft. Auch der Export ins Ausland        zu kaufen. Wesentliche Faktoren, wie der Einsatz
ist eine Option. Neuere Entwicklungen machen             von gekörten Zuchttieren, die richtige Rassenwahl,
auch den Online-Verkauf über eine Versteigerungs-        das Betriebs- und Herdenmanagement, die Ver-
plattform möglich. Die Vorteile von Zuchttieran-         wendung von fruchtbaren Mutterschafen mit guten
käufen über eine Zuchtschafversteigerung sind            Muttereigenschaften und hoher Milchleistung so-
strenge Vorselektionen und umfassende Gesund-            wie die passende Fütterung, sind zu bedenken und
heitsmaßnahmen. So können bspw. leistungsge-             gegebenenfalls zu optimieren.
prüfte Zuchtböcke für die Leistungssteigerung in
Milchherden, Fleischböcke mit guten Fleischleis-         Milch und Käse
tungsergebnissen für Lämmermastbetriebe oder             Der Markt für Schafmilch sowie Schafkäse ist
Tiere mit für den Betrieb neuen Zuchtlinien erwor-       ebenfalls von äußeren Markteinflüssen geprägt.
ben werden. Angeboten werden dabei in jedem Fall         Während in der Direktvermarktung kaum Markt-
gut entwickelte, gesunde und gepflegte Zuchttie-         einbrüche festzustellen sind, müssen sich größe-
re. An Zuchtschafversteigerungen oder sonstigen          re Produktions- und Vermarktungsgemeinschaften
Zuchttiermärkten können sich nur eingetragene            dem nationalen bzw. internationalen Wettbewerb
und kontrollierte Herdebuchzüchterinnen bzw.             stellen. Es gibt nur wenige Molkereien in Öster-
Herdebuchzüchter beteiligen. Klare Verkaufsre-           reich, die sich mit der Verarbeitung von Schafmilch
gelungen der Organisationen bieten dabei mittels         beschäftigen, wodurch eine eingeschränkte Aus-
Versteigerungs- und Verkaufsrichtlinien ein großes       wahlmöglichkeit an Abnehmerinnen und Abneh-
Maß an Sicherheit. Direkte Ab-Hof-Käufe haben            mern der Milch und damit nur eine geringe Risi-
demgegenüber den Vorteil, dass der Krankheits-           kostreuung möglich ist.
druck der Tiere etwas geringer gehalten wird.            Der Preis wird von Angebot und Nachfrage sowie
                                                         weiteren nicht kalkulierbaren Einflüssen (z.B. jah-
Lämmer und Altschafe                                     reszeitlichen Unterschieden) bestimmt und ist so-
Bei Lämmern und Altschafen besteht ein ganzjäh-          mit Schwankungen unterworfen. Österreichische
riger Markt mit saisonale Vermarktungshöhepunk-          Schafmilchprodukte (Schafkäse, -joghurt, -topfen
ten (z.B. rege Nachfrage zu Ostern). Der Einsatz         etc.) haben mittlerweile einen derart hohen Qua-
von asaisonalen Rassen (z.B. Land- und Bergschaf-        litätsstandard erreicht, dass diese international im
rassen) auf Seiten der Muttertiere ist die Basis einer   Spitzenfeld anzutreffen sind.

                                                                                                              11
3. Vermarktung

Wolle und Felle                                        bäuerinnen und Schafbauern ihre Tiere (Lämmer
Der Schafwollmarkt ist stark von internationalen       und/oder Altschafe) anliefern können. Der Weiter-
Märkten abhängig. Auch wenn im Jahr 2020 ein           verkauf wird über die Organisation abgewickelt.
starker Preisrückgang zu verzeichnen war, hat sich     Dabei werden die Tiere verwogen und qualitativ
der heimische Schafwollmarkt über die letzten          eingestuft. Diese Übernahmen erfolgen tlw. direkt
Jahre im internationalen Vergleich doch insgesamt      auf den Viehtransporter oder werden über Han-
recht erfreulich entwickelt. Der Großteil der Wolle    delsställe und Sortiereinrichtungen abgewickelt.
wird organisiert über die Landesverbände vermark-      Der Auszahlungspreis ist von nationalen und in-
tet. Zudem haben umfassende Einzelinitiativen in       ternationalen Marktpreisen abhängig. Österreich
den verschiedensten Regionen die Schafwollverar-       weist hier einen sehr stabilen Preisverlauf auf, wel-
beitung wiederaufleben lassen und für neue Pro-        cher über die Wochenpreisnotierungen eingesehen
duktideen bzw. Verwendungsmöglichkeiten ge-            werden kann. Basis für die Verrechnung ist das
sorgt.                                                 festgestellte Lebendgewicht. Dieser Absatzweg ist
                                                       für Landwirtinnen und Landwirte mit relativ wenig
Die Produktion von hochwertiger Outdoorbeklei-         Aufwand verbunden.
dung sowie Dämmprodukten aus Schafwolle haben
neben den verschiedenen Handwerks- und Kunst-          Schlachtkörpervermarktung
arbeiten einen hohen Stellenwert erzielt. Dennoch      Eine weitere Vermarktungsform ist die Schlacht-
können derzeit einheitliche Wollqualitäten in grö-     körpervermarktung. Basis für die Verrechnung da-
ßeren Mengeneinheiten nicht angeboten werden,          bei sind das festgestellte Schlachtkörpergewicht
weshalb durch den Erlös des Rohwollverkaufes           sowie die Qualitätsklasse und die Fettklassen. Die
meist nur knapp die Schur finanziert werden kann.      Tiere werden von den Bäuerinnen und Bauern ent-
                                                       weder direkt an einen Schlachtbetrieb geliefert
Der Fellmarkt ist weitgehend von internationalen       oder über Handelsställe und Sortiereinrichtungen
Einflüssen geprägt und daher mittel- bis langfris-     gebündelt durch die jeweilige Organisation zum
tig schwer kalkulierbar. Lammfelle, insbesondere       selbigen geliefert.
medizinisch gegerbte Betteinlagen, Vorleger und
Wandbehänge, stellen jedoch ideale Geschenkarti-       Die EUROP-Klassifizierung ist dabei ein objektives
kel dar, die großen Anklang finden.                    Bewertungssystem, das durch eine akkreditierte
                                                       Kontrollstelle durchgeführt wird. Durch Einsicht
                                                       in die Daten haben Landwirtinnen und Landwirte
3.2 Vermarktungsformen                                 die Möglichkeit tierbezogene Schlachtdaten, Zu-
                                                       richtinformationen und Ergebnisse der Schlacht-
Bei der Vermarktung der eigenen Erzeugnis-             körperbeschau zu erfahren. Gerade die Informa-
se kommt es nicht nur auf die Art des Produktes        tion über den Gesundheitszustand der Tiere lässt
(Fleisch, Milch, Tiere), sondern auch die Absatzform   Rückschlüsse auf Haltungsbedingungen zu, die in
an. Die Absatzform ist abhängig von den jeweiligen     weiterer Folge gegebenenfalls optimiert werden
Arbeits- und Zeitressourcen des Betriebes, seiner      können. Nachfolgende Tiergenerationen können
geographischen Lage und der gewählten Rasse.           dann davon profitieren und das Tierwohl und die
Wichtig sind in jedem Fall eine kundenorientierte      Tiergesundheit am Betrieb kann so kontinuierlich
Produktion und Verarbeitung. Diese hat auch Ein-       gesteigert werden.
fluss auf die Preisgestaltung (z.B. bio/konventio-
nell, Qualitätsprogramm).
                                                          Hinweis: Nähere Informationen zur Daten-
Lebendvermarktung                                         einsicht von geschlachteten Tieren finden Sie
Die Österreichische Schaf- und Ziegenbörse or-            unter https://www.oefk.at.
ganisiert über die Länderbörsen/Landesverbände
regelmäßig Verladungen, bei welchen die Schaf-

12
3. Vermarktung

Milchverkauf an Molkereien                                              marktung mit einigen Auflagen (z.B. Gewerbeord-
Die rechtliche Beziehung zwischen Milcherzeuge-                         nung, Hygieneordnung, Sozialversicherung, Steu-
rinnen bzw. Milcherzeugern und Milchverarbeite-                         errecht etc.) verbunden, worüber man sich im
rinnen bzw. Milchverarbeitern ist unterschiedlich                       Vorfeld gut informieren sollte. Sehr vorteilhaft in
gestaltet. Die österreichischen Molkereien sind                         der Direktvermarktung ist der unmittelbare Kontakt
entweder in privater Hand oder genossenschaftlich                       zur Konsumentin bzw. zum Konsumenten und die
organisiert. Je nach Molkerei-bezogener Struktur                        Möglichkeit, sich bei der Produktentwicklung bzw.
finden Preisverhandlungen, Vereinbarungen von                           beim Präsentations- und Verkaufsmanagement frei
Jahreskontrakten aber auch die Aufnahme neuer                           entfalten zu können.
Mitglieder zwischen Lieferantin bzw. Lieferant und
Molkerei auf direktem Weg oder gebündelt über                           Neben den klassischen Produkten aus der Fleisch-
Liefervereinigungen oder Genossenschafts-intern                         und Milchverarbeitung eignen sich auch Fell- und
statt. Der Auszahlungspreis der Milch hängt nicht                       Wollprodukte für den Direktabsatz.
nur von der jahreszeitlichen Anlieferung, sondern
auch von Transportwegen, Keim- und Zellzahl so-                         Die umfassende Produktpalette des Schafes reicht
wie Milchinhaltsstoffen ab. Wie bei allen Absatz-                       bis hin zu verschiedenen Kosmetikprodukten (z.B.
wegen gilt es auch hier sich im Vorfeld über die                        Naturkosmetika aus Schafmolke, Hautcremen aus
Marktsituation zu informieren und abzuklären, in-                       Lanolin etc.), die zwar in der Verarbeitung eine ge-
wieweit Lieferverträge in Kombination mit Jahres-                       wisse Erfahrung voraussetzen, jedoch am Markt
lieferrahmenmengen vereinbart werden können.                            sehr gefragt sind.

Direktvermarktung                                                           Hinweis: Nähere Informationen zur Direkt-
Im Fleisch- sowie im Milchbereich kann über die                             vermarktung erhalten Sie bei der Landwirt-
Direktvermarktung durch entsprechende Verede-                               schaftskammer (https://www.lko.at) so-
lungsschritte eine höhere Wertschöpfung (direk-                             wie beim Ländlichen Fortbildungsinstitut
ter Weg zu Konsumentin bzw. Konsument) erzielt                              (https://www.lfi.at). Unter https://www.lko.at
werden. Dem Erzielen höherer Erlöse stehen bei                              stehen auch die Broschüren „Bäuerliche Di-
dieser Vermarktungsform jedoch meist höhere                                 rektvermarktung von A bis Z“ und „Rechtli-
Kosten (z.B. Investitionen für Verarbeitungsräume                           ches zur Direktvermarktung“ vom Ländlichen
und -geräte etc.) und ein beträchtlicher zeitlicher                         Fortbildungsinstitut zum Download bereit.
Mehraufwand gegenüber. Ferner ist die Direktver-
                                                                                                                         © Magdalena Böhm

Foto 3 | Die bunte Palette an Produkten vom Schaf spricht Kundinnen und Kunden an.

                                                                                                                                            13
4. Anforderungen an den Betrieb

4. A
    nforderungen an
   den Betrieb
Bevor mit der Schafhaltung begonnen wird, lohnt       das Haltungssystem gemäß dieser zu gestalten.
es sich den eigenen Betrieb genau unter die Lupe      Häufig werden bereits bestehende Stallgebäude
zu nehmen und dabei zu klären, ob der Betrieb für     für Schafe adaptiert. Egal aber, ob es sich um ei-
die Schafhaltung geeignet ist bzw. welche Ände-       nen Neubau oder den Umbau eines vorhandenen
rungen vorgenommen werden müssten. Dies be-           Gebäudes handelt, ist es wichtig die natürlichen
trifft v.a. Aspekte der Tierhaltung, des Flächenbe-   Verhaltensweisen der Tiere zu berücksichtigen, um
darfs und des Arbeitsaufwandes.                       höchstmöglichen Schafkomfort zu gewährleisten.
                                                      In jedem Fall müssen die gesetzlichen Grundlagen,
                                                      welche in der 1. Tierhaltungsverordnung festge-
4.1 Tierhaltung                                       schrieben sind, eingehalten werden. Im Falle der
                                                      biologischen Betriebsbewirtschaftung sind darüber
Für eine artgemäße Haltung ist es notwendig die       hinaus die Inhalte der EU-Bio-Verordnung zu be-
Bedürfnisse der jeweiligen Tierart zu kennen und      rücksichtigen.

14
4. Anforderungen an den Betrieb

                                                                                                                                          © DANIELA KÖPPL
Foto 4 | In seiner Herde fühlt sich das Schaf als Tier mit ausgeprägtem Sozialverhalten am wohlsten.

                                                                           Sozialverhalten
                                                                           Schafe sind ausgesprochene Herdentiere. In der
    Hinweis: Die 1. Tierhaltungsverordnung ist in                          Herde bilden sich kleinere Untergruppen, deren
    ihrer jeweils aktuellen Fassung unter https://                         Zusammenhalt je nach Rasse mehr oder weniger
    www.ris.bka.gv.at abrufbar. Nähere Informa-                            stark ist. Einzeltiere entfernen sich aber nie weit
    tionen zur Auslegung der 1. Tierhaltungsver-                           von der Gruppe. Eine Trennung von der Herde führt
    ordnung finden Sie im „Handbuch Schafe –                               bei Schafen zu einer erheblichen Stressbelastung,
    Selbstevaluierung Tierschutz“ der Fachstelle                           was auch bei Managementmaßnahmen zu berück
    für tiergerechte Tierhaltung und Tierschutz,                           sichtigen ist (z.B. Separieren der Tiere bei der Klau-
    welche unter https://www.tierschutzkonform.at                          enpflege).
    zum Download bereitsteht.

                                                                                                                                     15
4. Anforderungen an den Betrieb

Unter natürliche Bedingungen leben Schafe in Her-     Klimatische Ansprüche
den von 20 bis 50 Tieren, wobei zwischen Lämmern      Als Weidetiere sind Schafe gegen trockene Kälte
und weiblichen Schafen besonders enge Kontakte        relativ unempfindlich, vertragen jedoch Feuchtig-
bestehen. Widder bilden eigene Gruppen und son-       keit und Zugluft schlecht. Eine höhere Kälteemp-
dern sich außerhalb der Decksaison von der übri-      findlichkeit zeigen Schafe v.a. nach der Schur bzw.
gen Herde ab. In den Herden herrscht eine soziale     in den ersten beiden Lebenswochen. Schafen muss
Rangordnung, die über längere Zeit stabil bleibt.     daher ein trockener, eingestreuter Bereich zur Ver-
In großen Herden (mehrere 100 Tiere) kennen sich      fügung stehen.
nicht alle Tiere untereinander, wodurch es häufiger
zu Auseinandersetzungen zwischen den Schafen          Da aber andererseits sehr hohe Temperaturen zu
kommen kann.                                          Hitzestress bei den Tieren führen können, ist es
                                                      ebenso wichtig, gerade bei der Weidehaltung, für
Das von Lämmern gezeigte Spielverhalten dient         ausreichend Schatten zu sorgen.
dem Erlernen körperlicher und sozialer Fähigkeiten
und umfasst Kampf-, Lauf- und Sexualspiele. Zum       Futteraufnahme und Trinkverhalten
Ausleben dieser Verhaltensweise sind ausreichend      Das Schaf frisst hauptsächlich Gräser und Kräuter,
Platz und Sozialpartner notwendig.                    verzehrt aber mitunter auch Laub und Rinde. Als
                                                      Wiederkäuer verbringt ein Schaf täglich zwischen
Bei einem Ortswechsel wird die Herde gewöhnlich       neun und zwölf Stunden mit fressen. Die Futter-
von den ranghohen Tieren angeführt. Bei Bedro-        aufnahme verteilt sich auf mehrere Perioden am
hung eilen die Schafe zum Herdenzentrum und flie-     Tag, wobei sich auch hier ein stark synchrones
hen dicht gedrängt. Gefahrensituationen, in denen     Verhalten in der Herde zeigt. Aus diesem Grund
ein Ausweichen nicht möglich ist, sind für Schafe     braucht jedes Tier im Stall einen eigenen Fress-
besonders belastend. Das Ausdrucksverhalten der       platz; das Tier:Fressplatz-Verhältnis beträgt so-
Schafe ist sehr subtil und die Anzeichen von Wohl-    mit 1:1. Bei ständiger Futtervorlage dürfen höchs-
befinden wie auch Stress sind für Unerfahrene da-     tens 2,5 Tiere pro Fressplatz gehalten werden; das
her oft schwer bis kaum zu erkennen, weshalb sie      Tier:Fressplatz-Verhältnis beträgt somit 2,5:1.
oft auch als „stille Dulder“ bezeichnet werden.
                                                      Die Unterteilung der Herde in Gruppen ermöglicht
Ruheverhalten                                         eine optimale Futtervorlage und Rationsgestaltung
Schafe sind tagaktive Tiere mit mehreren Liege-       je nach Leistungsstadium der Tiere. Eine Untertei-
perioden im Tagesverlauf. Die Verteilung der Lie-     lung der Tiere ist natürlich erst ab einer gewissen
geperioden hängt von der Tageslänge ab. In Jah-       Herdengröße möglich und sinnvoll. Abtrennungen
reszeiten mit kürzerer Tageslänge gibt es tagsüber    in großen Buchten können mit Steckfixhorden oder
weniger Liegeperioden.                                selbstgebauten Horden gemacht werden. Natürlich
                                                      können auch separate Buchten genutzt werden.
Schafe zeigen im Normalfall ein synchrones Verhal-    Die Gestaltungsmöglichkeiten der Fressplätze sind
ten, d.h. dass die Tiere es bevorzugen gemeinsam      vielfältig und stark von der Herdengröße und den
und zeitgleich gewisse Aktivitäten auszuführen.       baulichen Gegebenheiten abhängig.
Beim Wiederkauen etwa legen sich ca. 80 % der
Herde ungefähr eine halbe Stunde nach Beendi-         Der Arbeitsaufwand, die Mechanisierung und mög-
gung der Futteraufnahme zeitgleich für 20-25 min      lichst geringe Futterverluste sowie geringe Fut-
ab. Den Tieren ist daher eine trockene Liegefläche    terverschmutzung müssen im Zentrum der Über-
mit ausreichend Platz anzubieten. Bei der Stallhal-   legungen stehen. Häufige Verwendung finden
tung werden Schafe zumeist in Tiefstreusystemen,      Futterraufen, die fix oder mobil ausgeführt werden
mit einem Strohbedarf von etwa 0,5 kg/Tier und        können. Für größere Herden kann auch ein Futter-
Tag, gehalten.                                        tisch in Frage kommen. Sehr gängig sind Rundrau-
                                                      fen, die flexibel räumlich eingesetzt werden kön-

16
4. Anforderungen an den Betrieb

nen und sowohl für kleine als auch große Herden                             zungsrisiko. Außerdem ist die Wasserqualität von
eine gute Option darstellen können.                                         großer Bedeutung. Als Richtwert wird eine Trän-
                                                                            ke pro 20 Tiere empfohlen. Da es in Schafherden
Eine ausreichende Wasserversorgung der Tiere ist                            eine Rangordnung gibt, sind entsprechende Maß-
jederzeit sicher zu stellen. Dabei ist darauf zu ach-                       nahmen zu treffen, um Auseinandersetzungen zu
ten, dass die Tiere ständig Zugang zu sauberem                              vermeiden und eine ausreichende Versorgung aller
Wasser haben. Schafe sind Saugtrinker, was be-                              Tiere, insbesondere der Lämmer, zu gewährleisten.
deutet, dass sie das Maul mit nahezu geschlosse-
nen Lippen in das Wasser eintauchen und dann in                             Fortpflanzungsverhalten
tiefen Zügen einsaugen. Die Verwendung von Zap-                             Weibliche und männliche Schafe werden abhängig
fentränken ist daher nicht geeignet. Wichtig ist das                        von Rasse und Körperentwicklung mit fünf bis acht
Vorhandensein von Tränken mit einer freien Was-                             Monaten geschlechtsreif. Die Zuchtreife ist mit sie-
seroberfläche, wie z.B. Schalentränken (Selbst-                             ben bis zwölf Monaten erreicht. Der Brunstzyklus
tränken), Trogtränken oder regelmäßige händische                            dauert durchschnittlich 17 Tage und die Trächtigkeit
Wassergabe (z.B. aus Eimern).                                               rund 150 Tage. Je nach Rasse werden Schafe ein-
                                                                            mal (saisonal im Herbst) oder mehrmals (asaisonal)
Ferner ist eine regelmäßige Reinigung der Tränken                           pro Jahr brünstig. Mutterschafe sondern sich vor
vorzunehmen, da Schafe besonders empfindlich auf                            der Geburt in einem geschützten Bereich ab. Ab-
verschmutztes Wasser reagieren. Die Platzierung                             lammbuchten bieten die Möglichkeit, Mutterschafe
der Tränken in einiger Entfernung zu Futtertisch/                           und Lämmer unmittelbar vor oder nach der Ablam-
Futtertrog/Futterraufe reduziert das Verschmut-                             mung von der restlichen Herde zu trennen.

                                                                                                                            © DANIELA KÖPPL

Foto 5 | Für alle Tiergruppen am Betrieb sollten die richtigen Bedingungen geschaffen sein.

                                                                                                                                              17
4. Anforderungen an den Betrieb

Aus diesen sehr spezifischen Bedürfnissen von Scha-       Auch der Platzbedarf der Tiere im Stall muss ge-
fen ergeben sich daher bestimmte Anforderungen,           mäß der 1. Tierhaltungsverordnung i.d.g.F. eingehal-
die als wesentliche Grundsätze beim Stallbau oder         ten werden!
Stallumbau unbedingt berücksichtig werden müssen:

     -	Stall auf den natürlichen Herdenverband in          Hinweis: Nähere Informationen zum Thema
        Gruppen von 20 bis 50 Tieren auslegen (zu-          Stallbau erhalten Sie bei der Landwirt-
        mindest auf stabile Alters- bzw. Leistungs-         schaftskammer (https://www.lko.at) und
        gruppen achten)                                     beim Österreichischen Kuratorium für Land-
     -	Gruppenhaltung anstatt Einzelhaltung, Wid-          technik und Landentwicklung (https://www.
        derhaltung in Gruppen oder mit Sichtkontakt         oekl.at). Unter https://www.oebsz.at steht
        zur Herde                                           die Broschüre „Stallbau für Schafe und Zie-
     -	Abtrennung einzelner Schafe von der Herde           gen“ des Österreichischen Bundesverbandes
        nur, wenn unbedingt notwendig                       für Schafe und Ziegen zum Download bereit.
     -	ausreichendes Platzangebot
     -	Frischluft und Licht im Stall (Achtung: Zugluft
        vermeiden!)
     -	Rückzugsmöglichkeiten schaffen (z.B. Läm-         4.2 Flächenbedarf im Grünland
        merschlupf)
     -	Separationsmöglichkeit (Krankenboxen, Ab-         Die am Betrieb zur Verfügung stehende und für
        lammbuchten) schaffen                             den entsprechenden Zweck gewidmete Fläche ist
     -	ausreichendes Platzangebot für Lämmer (z.B.       ebenfalls ausschlaggebend in der Frage, ob Schaf-
        Lämmerstall)                                      haltung ein sinnvoller Betriebszweig ist.
     -	wärmere Bereiche für Lämmer (mehr Einstreu,
        evtl. Wärmelampe)                                 Das Schaf ist ein Wiederkäuer und ist damit auf
     -	ausreichend große Liegeflächen, die ein gleich-   die Versorgung mit rohfaserreichem Futter ange-
        zeitiges Liegen ermöglichen                       wiesen, d.h. es sind entsprechende Flächen für die
     -	saubere, weiche, verformbare, trockene,           Gewinnung des Grundfutters notwendig. Wie groß
        rutschfeste Liegefläche mit natürlicher Ein-      der Flächenbedarf ist, hängt zu einem großen Teil
        streu                                             von der gehaltenen Schafrasse ab, wobei die Fut-
     -	ständiger Zugang zur Weide oder zum Auslauf,      teraufnahme eines Tieres wiederum in engem Zu-
        wenn möglich                                      sammenhang mit dem Körpergewicht steht. Scha-
     - ausreichend Platz am Fressgitter                   fe können zwischen 1,5 und 3 kg Trockenmasse/
     -	genügend Tränken mit ausreichend großer,          Tag aufnehmen, was 1,7-3,4 kg Heu oder 2,6-5 kg
        freier Wasseroberfläche                           Silage entspricht. Als Faustzahl kann man davon
     -	Tränken mit entsprechendem Durchfluss             ausgehen, dass ein Mutterschaf mit Nachzucht ei-
     -	sauberes Trinkwasser                              nen täglichen Futterbedarf von 2,8 kg Trockenmas-
     -	Möglichkeit zur getrennten Haltung von männ-      se hat (inkl. Weiderest oder Konservierungsverlust).
        lichen und weiblichen Jungtieren                  Die benötigte Fläche, um die entsprechende Fut-
     -	separater Haltungsbereich für Widder außer-       termenge herzustellen zu können, wird von ver-
        halb der Decksaison                               schiedenen Faktoren, wie z.B. Pflanzenbestand,
     -	ausreichende Anzahl von gut eingestreuten         Boden, Klima, Nutzungsintensität, Düngung, beein-
        und rutschfesten Ablammbuchten mit Sicht-         flusst.
        kontakt zur Herde (bei hoher Anzahl an Gebur-
        ten mobile Abtrennungen)                          Schafe sind Weidetiere, weshalb die natürlichste
     -	heller und trockener Platz ohne Zugluft (ggf.     Form der Schafhaltung die Weidehaltung ist. Diese
       mit Fixiereinrichtung) für Schur, Klauenpflege     kann in Form von Koppelhaltung, Almhaltung oder
       und tierärztliche Untersuchungen                   Hütehaltung praktiziert werden, wobei sich die

18
4. Anforderungen an den Betrieb

Weidesysteme natürlich auch kombinieren lassen.       4.3 Arbeitsaufwand
Die Besatzstärke stellt einen Maßstab für den
durchschnittlichen Besatz des gesamten zur Ver-       Die Arbeitszeit in der Schafhaltung darf keinesfalls
fügung stehenden Grünlandes einschließlich der        unterschätzt werden, wobei sich die aufzuwen-
Winterfuttergewinnung dar, während die Besatz-        dende Zeit nicht nur nach dem Betriebszweig, son-
dichte den aktuellen Tierbesatz für jede einzelne     dern auch nach dem Betriebsmanagement und der
Umtriebsfläche angibt. Die Bemessung der Flä-         -ausstattung richtet. Verfügbare Arbeitszeit und
chengröße und Besatzstärke ist von dem Futter-        Arbeitskräfte sind hier ausschlaggebend.
bedarf der Tiere auf der Weide und von der Her-
dengröße abhängig. Da ein Schaf rechnerisch mit       So vielfältig die schafhaltenden Betriebe sind, so
0,15 GVE angenommen wird und pro Hektar 1 GVE         unterschiedlich ist der Zeitbedarf, der für den je-
gehalten werden soll, kann hinsichtlich der Besatz-   weiligen Produktionszweig aufgewendet wird. Kon-
dichte als grober Richtwert angenommen werden,        krete Werte können daher nur schwer angegeben
dass zwischen sechs und acht Schafe pro Hekt-         werden. Arbeitsspitzen entstehen insbesondere
ar gehalten werden sollten. Es empfiehlt sich mit     zu Zeiten der Ablammung, des Scherens und der
einer geringeren Besatzdichte zu starten, um die      Klauenpflege.
Grundfutterversorgung sicher zu stellen. Durch
eine geschickte Flächenplanung ist es möglich, die    Im Bereich der Lämmerproduktion kann in etwa
nutzbare Weideperiode auszudehnen und so den          mit einer Arbeitszeit von zehn bis 15 Stunden/Mut-
Futteraufwuchs effizienter zu nutzen.                 terschaf und Jahr gerechnet werden. Werden dabei
                                                      viele Tätigkeiten automatisiert erledigt, wie z.B. das
Zu beachten ist, dass in Österreich aufgrund der      Füttern, Tränken oder Einstreuen, so sinkt die auf-
klimatischen Bedingungen keine ganzjährige Wei-       zuwendende Arbeitszeit pro Tier. Wird eine kleine
dehaltung möglich ist. Daher ist es wesentlich,       Herde betreut und werden alle Tätigkeiten manuell
dass ausreichend Futter für die Wintermonate in       verrichtet, steigt der Aufwand je Mutterschaf an.
Form von Heu oder Silage konserviert wird.
                                                      In der Milchschafhaltung ist eine Arbeitszeit von
In Österreich werden Schafe häufig in Koppeln ge-     25 Stunden/Schaf und Jahr ein realistischer Wert,
weidet, wofür die Errichtung eines Zaunes notwen-     wobei auch hier der Grad der Automatisierung am
dig ist. Dabei gibt es verschiedene Zaunsysteme,      Betrieb einen entscheidenden Einfluss hat.
die in der Schafhaltung Verwendung finden. Bei al-
len Systemen ist es wichtig, den Zaun gut zu span-    Wird am Betrieb Direktvermarktung betrieben, so
nen. Um Verletzungen der Tiere durch das Verfan-      gilt es zu beachten, dass der Arbeitszeitbedarf
gen im Zaun zu vermeiden, empfiehlt es sich, einen    sowohl in der Lämmerproduktion als auch in der
Elektrozaun zu verwenden. Hierbei ist auf leis-       Milchschafhaltung stark ansteigt. Dies begründet
tungsfähige Weidezaungeräte und auf eine ständi-      sich darin, dass nicht nur die Versorgung der Tiere
ge Stromversorgung, welche z.B. durch zu hohen        und die Produktion der Rohstoffe im Vordergrund
Aufwuchs beeinträchtigt sein kann, zu achten. Die     stehen, sondern auch für die Verarbeitung, Verpa-
Weidehaltung kann in Form einer Standweide, Um-       ckung, Bewerbung und Vermarktung der Produkte
triebsweide oder Portionsweide praktiziert werden.    Sorge getragen werden muss.

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5. Fütterung

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Foto 6 | Die Fütterung der Tiere sollte optimal auf deren Bedürfnisse abgestimmt sein.

5. Fütterung
In der Schaffütterung ist es grundsätzlich wichtig,                         ginn der Weide durch großflächiges Überweiden für
den Tieren ausreichend Grundfutter vorzulegen                               wenige Stunden erfolgen. Zu abrupte Futterwech-
und den Bedarf an strukturierter Rohfaser (v.a. in                          sel führen zu herabgesetzter Pansentätigkeit, was
der Weidezeit) zu beachten (ggf. Beifütterung von                           nicht nur eine schlechtere Nährstoffverwertung
Heu). Extreme Eiweißüberschüsse sollen vermie-                              (und damit Verminderung der Leistung), sondern
den werden. Werden eiweißreiche Grundfuttermit-                             auch Verdauungs- und Gesundheitsstörungen zur
tel verfüttert (z.B. Grassilage 3. Aufwuchs, kleerei-                       Folge haben kann.
che Silagen, junge Weide), so muss ausreichend
mit Heu und Stroh und falls erforderlich mit ei-                            Getreide kann ungeschrotet verfüttert werden.
weißarmem Kraftfutter ergänzt werden.                                       Trockenschnitzel sollten v.a. vor dem Ablammen
                                                                            vorsichtig eingesetzt werden, um keine Milchfie-
Langsame Futterwechsel – besonders bei Um-                                  berprobleme zu provozieren. Die max. Kraftfutter-
stellung von Winterfütterung auf Weide – sind bei                           menge beträgt nach ausreichender Anfütterungs-
Schafen unbedingt zu beachten. Dies kann zu Be                              zeit 1,5 kg/Tier und Tag. Wiederkäuergerecht ist das

20
5. Fütterung

Futter dann, wenn es zu 60% aus Grundfutter und         die ein Schaf benötigt, um lediglich die physiolo-
max. 40% aus Kraftfutter besteht.                       gischen Prozesse aufrecht zu erhalten. Der Leis-
                                                        tungsbedarf hingegen gibt Auskunft über jene
Wird Kraftfutter zur freien Aufnahme angeboten,         Nährstoffzufuhr, die ein Schaf darüber hinaus be-
ist ein wesentliches Kriterium, dass sich das Fut-      nötigt, um eine entsprechende Leistung, wie etwa
ter im Kraftfutterautomaten nicht entmischt und         den Eiweiß- und Fettansatz, die Milchbildung oder
somit keine selektive Futteraufnahme erfolgen           das Wachstum von Föten zu erbringen. Zusammen
kann. Bei Eigenmischungen soll 1 % Futteröl zur         ergibt dies den Gesamtbedarf an Nährstoffen eines
Staubbindung und gegen die Futterentmischung            Tieres.
eingesetzt werden. Neben den üblichen Getreide-
und Eiweißkomponenten bewährt sich der Einsatz          Futterqualität
von jeweils ca. 20 % Trockenschnitzel und Trocken-      Als nächstes wird die Futterqualität der einzelnen
mais. Der Zusatz von 2 % kohlensaurem Futterkalk        Futtermittel erfasst. Hier existieren mehrere, un-
und 1 % Viehsalz verhindert die Bildung von Harn-       terschiedlich genaue Möglichkeiten. Die genaueste
steinen bei Bocklämmern.                                Möglichkeit ist, mit den Ergebnissen aus der Fut-
                                                        termittelanalyse (für Heu, Grassilage) zu arbeiten.
Besonders in der Säugephase ergibt sich ein er-         Wurde das Grundfutter nicht analysiert, bieten Fut-
höhter Mineralstoffbedarf. Durch das Einmischen         terwerttabellen gute Orientierungswerte. In diesen
von 2 % Mineralfutter für Schafe in das Kraftfutter     Tabellen sind für die gängigen Futtermittel durch-
kann der Mineralstoff- und Vitaminbedarf gedeckt        schnittliche Nährstoff- und Energiegehalte aufge-
werden. Die Mineralstoffversorgung ausschließlich       führt.
über Leckschüsseln stellt nur einen Kompromiss
dar und schließt eine Überversorgung in der Träch-      Futteraufnahme der Tiere
tigkeit bzw. eine Unterversorgung in der Säugezeit      Die Schwierigkeit einer exakten Rationsberech-
nicht aus. Da Schafe empfindlich auf Kupfer re-         nung ist die Feststellung der tatsächlichen Futter-
agieren, sollten nur kupferarme Mineralfutter zum       aufnahme von jedem Futtermittel. Die Kraftfutter-
Einsatz kommen. Die Mineralfutteraufnahme pro           menge pro Tag ist meist bekannt bzw. einfacher
Tier und Tag beträgt in etwa 20 g. Essentiell ist das   zu bestimmen. Häufig stellt sich jedoch die Frage,
Anbieten von Salz-Lecksteinen oder Viehsalz zur         wie viel kg Heu und/oder Silage tatsächlich pro Tag
freien Aufnahme.                                        von einem Tier gefressen werden. Auch die Fut-
In der biologischen Tierhaltung gibt es darüber hin-    teraufnahme auf der Weide lässt sich meist nicht
aus weitere Richtlinien und Grundsätze, die im Be-      so einfach feststellen. Hierbei besteht daher die
reich der Fütterung beachtet werden müssen.             Möglichkeit sich an Richtwerten zu orientieren, um
                                                        so die Rationsberechnung zu ermöglichen. Die täg-
                                                        liche Gesamtfutteraufnahme beträgt bei Schafen
5.1 Grundsätze der Fütterung                            zwischen 1,5 und 3 kg Trockenmasse.

Voraussetzung für eine bedarfsgerechte Rations-         Mithilfe dieser Informationen kann eine passende
gestaltung ist die Kenntnis des Bedarfs der Tiere,      Ration errechnet werden. Ziel der bedarfsgerechten
der Futterqualität und der Futteraufnahme.              Fütterung ist eine leistungsgerechte, ausgegliche-
                                                        ne, schmackhafte Ration mit ausreichendem Roh-
Bedarf der Tiere                                        fasergehalt (18-20 %). Reicht die Grundfutterration
Um den Nährstoffbedarf der Tiere bestimmen zu           zur Deckung des Bedarfs des Tieres nicht aus (z.B.
können, muss man zunächst wissen, in welchem            bei hochtragenden und laktierenden Tieren) muss
Leistungsstadium sich das Tier gerade befindet.         mit Ergänzungsfutter (energiebetontem Kraftfutter
Dabei wird grundsätzlich zwischen Erhaltungsbe-         oder eiweißbetontem Kraftfutter) ergänzt werden.
darf und Leistungsbedarf unterschieden. Der Er-         Die Höhe der Kraftfuttergabe richtet sich nach der
haltungsbedarf beschreibt jene Nährstoffzufuhr,         Grundfutterqualität und der Leistung der Tiere und

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5. Fütterung

kann mit einem Rationsberechnungsprogramm er-          Leer- und niedertragende Schafe (1.-3. Monat der
mittelt werden. Bei Milchschafen können auch die       Trächtigkeit)
Ergebnisse der Milchleistungskontrolle Auskunft        Der Bedarf kann mit Weidegras, Heu und Silage
darüber geben, ob die richtige Ration zum Einsatz      mittlerer Qualitäten gedeckt werden. Eine Kraftfut-
kommt.                                                 tergabe ist nicht nötig. Die Verfütterung von Futter-
                                                       resten an niedertragende Schafe ist möglich.

     Hinweis: Nähere Informationen zu (teils kos-      Hochtragende Schafe (4.-5. Monat der Trächtigkeit)
     tenlosen) Rationsberechnungsprogrammen            Eine bedarfsgerechte Nährstoffversorgung in den
     erhalten Sie bei der HBLFA Raumberg-Gum-          letzten beiden Trächtigkeitsmonaten garantiert
     penstein (https://www.raumberg-gumpen-            optimale Geburtsgewichte der Lämmer. Durch
     stein.at) sowie beim Bildungszentrum Tries-       das Heranwachsen der Föten wird das Volumen
     dorf (https://www.triesdorf.de).                  des Verdauungstraktes eingeengt und dadurch die
                                                       Futteraufnahme beeinträchtigt. Für die Rations-
                                                       gestaltung bedeutet dies, dass die eingesetzten
                                                       Futtermittel von hoher Qualität und hoher Nähr-
5.2 Fütterung in verschiedenen Leistungs-             stoffkonzentration sein müssen. Spät geernte-
     stadien                                           te rohfaserreiche Grundfuttermittel können den
                                                       hohen Nährstoffbedarf aufgrund der reduzierten
Auch wenn sie oft als genügsam und anspruchslos        Futteraufnahme nicht decken. Gutes Weidegras,
angesehen werden, so stellen Schafe gerade bei         Heu oder Silage werden in dieser Phase benötigt.
entsprechender Leistung einigen Anspruch an die        Sind nur nährstoffarme Grundfuttermittel vorhan-
Fütterung. Bei einer leistungsgerechten Fütterung      den (z.B. Extensivweiden, Heu im späten Schnitt)
muss daher das Nährstoff- und Energieangebot –         sollten die Muttertiere täglich 0,3-0,4 kg Kraftfutter
unter Berücksichtigung des Futteraufnahmever-          erhalten. Vier Wochen vor dem Ablammtermin sollte
mögens – ständig angepasst werden.                     die Kraftfuttergabe bei den Tieren auf ca. 0,5 kg
                                                       Gerste oder Milchleistungsfutter gesteigert wer-
Fütterung in der Deckzeit – Flushing Fütterung         den.
Ein Futterwechsel zu Beginn der Deckperiode för-
dert das Auftreten der Brunst. Eine erhöhte Ener-      Laktierende Mutterschafe
gieversorgung (20 % höhere Nährstoffversorgung         Der hohe Nährstoffbedarf in der Laktation, beson-
als der Bedarf) vier Wochen vor bis drei Wochen        ders bei Mehrlingsgeburten, kann nur durch bes-
nach der Deckzeit ruft nicht nur einen Anstieg         te Grundfutterqualität, ausreichende Futtervorlage
der Körpergewichtsentwicklung hervor, sondern          und richtige Kraftfutterergänzung gedeckt werden.
wirkt sich auch positiv auf die Fruchtbarkeit der      Die Nährstoffversorgung in dieser Phase beein-
Schafe aus. Durch diese gezielten Energiezulagen       flusst in erster Linie die Milchleistung und somit
wird eine Steigerung der Ovulationsraten erreicht      die Entwicklung der Lämmer.
(Flushing-Effekt). Dies kann z.B. durch eine frische
junge Weide oder Getreidezulage von 0,3-0,5 kg/        Stark abgesäugte Schafe zeigen schlechtere
Tier und Tag erfolgen. Dabei ist zu beachten, dass     Fruchtbarkeits- und Lebensleistungen. Die dafür
vor einem solchen Anfüttern in der Deckzeit et-        notwendigen Nährstoffmengen können meistens
was verhaltener gefüttert werden muss, da sich der     nicht aus dem Grundfutter gedeckt werden. Die
Flushing-Effekt bei etwas schwächerer Körperkon-       Schafe brauchen bestes Grundfutter (z.B. junges
dition umso mehr auswirkt.                             Gras, junge Grassilagen und beste Heuqualitäten)
                                                       in ausreichender Menge, mehrmals täglich vorge-
                                                       legt, sowie Kraftfuttergaben von 0,3-0,5 kg/säu-
                                                       gendem Lamm und Tag.

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