GRUNDLAGEN DER SCHAFHALTUNG - ÖBSZ
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IMPRESSUM: Herausgeber: Österreichischer Bundesverband für Schafe und Ziegen (ÖBSZ), Dresdner Straße 89/B1/18, A-1200 Wien Autorinnen: DI Magdalena Böhm, Anita Strieder, MA, DI Evelyn Zarfl, DI Marie-Theres Schlemmer, MSc Redaktion: Österreichischer Bundesverband für Schafe und Ziegen (ÖBSZ) Layout: DANIELA KÖPPL – foto & design, Schiffslände 5, 4810 Gmunden Grafik Design Ilona Lechner, Treglwang 123, 8782 Gaishorn am See Druck: Print Alliance HAV Produktions GmbH, Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau Fotonachweis: Titelbild © DANIELA KÖPPL, alle weiteren Fotos siehe Quellenangabe Copyright: Die Unterlagen wurden nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet. Hersteller, Herausgeber und Autorinnen können jedoch für eventuell fehlerhafte Angaben und deren Folgen keine Haftung übernehmen. Die vorliegende Publikation ist urheber- rechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil der Unterlage darf in irgendeiner Form ohne Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Stand: August 2021
Inhalt 1. Einleitung 4 1.1 Schafhaltung in Österreich 4 1.2 Österreichischer Bundesverband für Schafe und Ziegen 5 2. Produktionsformen 7 2.1 Lämmerproduktion 7 2.2 Milchproduktion 8 2.3 Landschaftspflege 8 2.4 Zucht 9 2.5 Biologische vs. konventionelle Bewirtschaftung 9 3. Vermarktung 11 3.1 Marktsegmente 11 3.2 Vermarktungsformen 12 4. Anforderungen an den Betrieb 14 4.1 Tierhaltung 14 4.2 Flächenbedarf im Grünland 18 4.3 Arbeitsaufwand 19 5. Fütterung 20 5.1 Grundsätze der Fütterung 21 5.2 Fütterung in verschiedenen Leistungsstadien 22 6. Herdenmanagement 24 6.1 Tierkontrolle und Tiergesundheit 30 6.2 Herdenmanagementsysteme im Vergleich 33 7. Tierverkehr und Aufzeichnungen 37 7.1 Tierzukauf 37 7.2 Meldewesen 40 7.3 Bestandsregister 41 7.4 Tierkennzeichnung 41 8. Wirtschaftlichkeit 42 9. Zusammenfassung mit Checkliste 44 10. Literatur 45 11. Weiterbildung und Kontaktadressen 46
1. Einleitung © Schaf- und Ziegenzucht Tirol eGen Foto 1 | Die vielfältige österreichische Schafhaltung erstreckt sich von den Niederungen bis in die Alpen. 1. Einleitung In Österreich hat die Schafhaltung eine sehr lange Um sich bei diesem Prozess an einem Leitfaden Tradition und gewinnt in den vergangenen Jahren orientieren zu können, wurde vom Österreichischen – trotz ihrer Kleinstrukturiertheit – zunehmend an Bundesverband für Schafe und Ziegen die vorlie- Bedeutung. Dies veranlasst immer wieder Landwir- gende Broschüre herausgegeben. Sie beleuchtet tinnen und Landwirte die Schafhaltung als neuen die wichtigsten Aspekte der Schafhaltung und soll Betriebszweig in Erwägung zu ziehen. Vor einem helfen, einen Einblick in die Grundlagen der Schaf- Neueinstieg gilt es allerdings die unterschiedli- haltung zu erwerben. chen Produktionsformen kennen zu lernen und die Möglichkeiten am eigenen Betrieb abzuwägen. Verschiedene Fragen sollten unbedingt im Vorfeld 1.1 Schafhaltung in Österreich durchdacht werden, um anschließend eine pas- sende Entscheidung für sich und den Betrieb tref- In Österreich bietet die Produktion von hochwerti- fen zu können. Hierzu zählen in etwa Überlegungen gen Schafmilch- und Lammfleischprodukten eine hinsichtlich der: interessante Einkommensmöglichkeit für Betriebs- leiterinnen und Betriebsleiter. Aber auch bei der - Lage des Betriebes (intensiv oder extensiv) Landschaftspflege (Freihalten von Grünlandflä- - Größenordnung der Flächenausstattung chen) kommt das Schaf in Österreich – besonders - Ansprüche an das Einkommen (Vollerwerb auf Standorten, die mit Rindern nicht mehr besto- oder Nebenerwerb) ßen werden können – zum Einsatz. Aufgrund ih- - Arbeitsressourcen (flexible oder fixe Arbeits- res vergleichsweise geringen Gewichts sind Schafe zeiten) bestens geeignet steile Flächen des Berggebiets zu - baulichen Gegebenheiten (vorhandene Stal- beweiden und sie dadurch vor der Verwaldung zu lungen bzw. Neu- oder Umbauoptionen) bewahren. 4
1. Einleitung In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der ist sehr kleinstrukturiert und verteilt sich auf ganz Tiere und jene der Halterinnen und Halter tenden- Österreich. 2020 wurden auf rund 42 % der Betrie- ziell gestiegen, wobei im Jahr 2020 rund 16 000 be ein bis neun Schafe gehalten und auf nur 13 % Halterinnen bzw. Halter ca. 394 000 Schafe ge- 50 oder mehr Schafe. halten haben (vgl. Abbildung 1). Die Schafhaltung Quelle: Statistik Austria Abb. 1 | Entwicklung Schafe und Schafhalterinnen bzw. Schafhalter von 1970-2020 1.2 Ö sterreichischer Bundesverband für Schafe und Ziegen Der Österreichische Bundesverband für Schafe sowie den Landwirtschaftskammern der Bundes- und Ziegen hat es sich zum Ziel gesetzt, die Inte- länder Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Ober- ressenvertretung der österreichischen Schaf- und österreich, Steiermark, Salzburg, Tirol, Vorarlberg Ziegenbranche zu stärken und umfassende Syner- (vgl. Abbildung 2). Während es die Hauptaufgabe gieeffekte zu nützen. Er wurde 2002 gegründet und der Österreichischen Schaf- und Ziegenbörse ist, setzt sich aus folgenden Mitgliedern zusammen: die Vermarktung und den Absatz von Schlacht- den zehn Landesverbänden für Schafe und Zie- tieren zu koordinieren und sicherzustellen, küm- gen, der Österreichischen Schaf- und Ziegenbörse mern sich die einzelnen Landesverbände v.a. um 5
1. Einleitung die Betreuung und Beratung der Landwirtinnen und eine konstante, lösungsorientierte Arbeit an aktu- Landwirte und die Zuchtarbeit. Fachausschüsse ellen Problemstellungen der Branche. Der Öster- (z.B. zum Thema Zucht) sowie Arbeitsgruppen (z.B. reichische Bundesverband für Schafe und Ziegen zum Thema Tiergesundheit) stellen eine fachlich arbeitet eng mit seinen Mitgliedern zusammen und fundierte und zeitgemäße Arbeit des Verbandes si- bietet die notwendigen Rahmenbedingungen für cher. Die Zusammenarbeit mit Partner- und Regie- eine erfolgreiche und zukunftsfähige Schaf- und rungsorganisationen ermöglichen darüber hinaus Ziegenhaltung in Österreich. Österreichischer Bundesverband für Schafe und Ziegen Österreichische Schaf-‐ und LandwirtschaEs-‐ Landesverbände Ziegenbörse kammern Schaf-‐ und Ziegenzucht-‐ LandwirtschaEskammer verband Burgenland Burgenland Schaf-‐ und LandwirtschaEskammer Ziegenzuchtverband Kärnten Kärnten Nö. Landeszuchtver-‐ LandwirtschaEskammer band für Schafe und Ziegen Niederösterreich Landesverband für LandwirtschaEskammer Schafzucht und Oberösterreich -‐haltung OÖ Landesverband für LandwirtschaEskammer Ziegenzucht und Steiermark -‐haltung OÖ Steirischer Schaf-‐ und LandwirtschaEskammer Ziegenzuchtverband eGen Salzburg Salzburger Landesverband LandwirtschaEskammer für Schafe und Ziegen Tirol Schaf-‐ und Ziegenzucht Tirol LandwirtschaEskammer eGen Vorarlberg Vorarlberger Schafzuchtverband Vorarlberger Ziegenzuchtverband Abb. 2 | Organigramm des Österreichischen Bundesverbandes für Schafe und Ziegen 6
2. Produktionsformen 2. Produktionsformen Je nach persönlichen Interessen und betriebli- Schafrassen, die zur Lämmerproduktion eingesetzt chen Gegebenheiten kann die Schafhaltung un- werden können, gliedern sich grundsätzlich in die terschiedliche Ziele verfolgen. Möglichkeiten sind Rassegruppen der Fleischschafe, Landschafe und bspw. die Haltung zur Fleisch- oder Milchproduk- Bergschafe. tion, aber auch zur Landschaftspflege oder Zucht der Tiere. Alle diese Zweige können sowohl nach konventionellen als auch nach biologischen Grund- Hinweis: Nähere Informationen zu den ein- sätzen ausgeübt werden. In Abhängigkeit der je- zelnen Schafrassen erhalten Sie beim Öster- weiligen Produktionsrichtung muss natürlich auch reichischen Bundesverband für Schafe und die geeignete Schafrasse ausgewählt werden. Ein Ziegen (https://www.oebsz.at) sowie bei den Beratungsgespräch mit Fachpersonen vor Einstieg jeweiligen Landesverbänden. in die Schafhaltung ist in jedem Fall sinnvoll. Unter https://www.oebsz.at steht auch die Rassebroschüre „Schaf- und Ziegenrassen in Österreich“ des Österreichischen Bundesver- 2.1 Lämmerproduktion bandes für Schafe und Ziegen zum Download bereit. Die Erzeugung von Qualitätslammfleisch erfolgt auf Betrieben, die sich der Lämmerproduktion ver- schrieben haben. Liegt der Fokus eines Betriebes Fleischschafrassen auf dieser, so ergeben sich vielfältige Möglichkeiten Bezeichnenderweise werden diese Rassen in erster der Gestaltung. Linie speziell für die Erzeugung von Lammfleisch gehalten. Bei der Zucht legt man daher großen Zu Beginn der Lämmerproduktion stellt sich die Wert auf hohe tägliche Gewichtszunahmen, auf Frage nach der Wahl der passenden Rasse. In Hin- Frohwüchsigkeit und auf besonders gute Ausprä- blick auf die Vielzahl der Rassen und die sehr un- gung der wertvollen Teilstücke. Fleischschafras- terschiedlichen Gegebenheiten einzelner Betriebe, sen erkennt man relativ schnell an ihrer starken ist es wichtig als Betriebsleiterin bzw. Betriebsleiter Bemuskelung. Vertreter der Fleischschafrassen eine individuelle Entscheidung für eine bestimmte in Österreich sind: Suffolk, Texel, Schwarzköpfi- Rasse zu treffen. Sie soll nicht nur die persönli- ges Fleischschaf, Dorper, Berrichon du Cher, Ile de chen Vorlieben (z.B. Charakter und Aussehen der France. Tiere) widerspiegeln, sondern auch die eigene Be- triebsstruktur und Vermarktungsmöglichkeiten be- Landschafrassen rücksichtigen. Außenstehende können eine solche In dieser Gruppe werden Rassen zusammenge- wesentliche Entscheidung zwar unterstützen, aber fasst, die speziell an die Haltung in bestimmten kaum für einen selbst übernehmen. Landschaften/Gebieten angepasst sind. Sie stel- len die vielfältigste Gruppe aller Rassen dar und Lämmerproduktion eignet sich gut zur Direktver- unterscheiden sich teilweise sehr stark voneinan- marktung. Ist diese am Betrieb nicht möglich oder der – sowohl im Erscheinungsbild als auch in ih- gewollt, so muss noch vor der Haltung der Tiere rer Eignung für bestimmte Nutzungsrichtungen. nach geeigneten Abnehmerinnen bzw. Abnehmern In ganz Europa findet man für nahezu jede Land- gesucht werden. Für den wirtschaftlichen Erfolg schaft eine speziell angepasste Landschafrasse. gilt es immer die jeweiligen Qualitätsanforderun- Die Landschafe gibt es von kleinrahmig bis großge- gen der Abnehmerinnen und Abnehmer bzw. der wachsen, sie können spektakulär gehörnt sein oder Endkundinnen und Endkunden an die Lämmer zu auch verschiedenste Wollkleider in allen möglichen beachten. Farbschlägen tragen. 7
2. Produktionsformen Sowohl für die intensivere Produktion als auch für Milchschafrassen die Nischenprodukte und das Spezialistentum gibt Typische Milchrassen zeichnen sich naturgemäß es bei den Landschafen geeignete Rassen für je- durch eine besonders hohe Milchleistung aus. Sie den Geschmack. Vertreter der Landschafrassen in sind im Vergleich zu anderen Rassen noch besser Österreich sind: Merinolandschaf, Kärntner Brillen- im Stande, das aufgenommene Futter effizient in schaf, Krainer Steinschaf, Waldschaf, Shropshire, Milch umzusetzen. Daher stellen sie für speziali- Montafoner Steinschaf, Alpines Steinschaf, Zackel- sierte Milchproduktionsbetriebe die richtige Wahl schaf, Coburger Fuchsschaf. dar. In der Zucht wird neben der Milchmenge auch auf die Qualität der Milch, insbesondere auf den Bergschafrassen Fett- und Eiweißgehalt geachtet. Diese Inhaltsstof- Bergschafe sind besonders robuste Tiere, die an fe sind wichtig für die Wirtschaftlichkeit, da sich die oft harten Bedingungen alpiner Weiden und Al- der Milchpreis nach ihnen richtet. Außerdem sind men angepasst sind. Diese Gruppe stellt die größte sie für eine erfolgreiche Weiterverarbeitung der Anzahl an Tieren dar und ist somit die bedeutends- Milch zu Frisch- und Hartkäse ausschlaggebend. te Rassengruppe für die heimische Schafhaltung. Typischerweise findet man Milchschafrassen in Regionen mit hochwertigem Grünland, wo sie häu- Eines der Zuchtziele bei Bergschafrassen ist es, fig in spezialisierten, intensiv bewirtschafteten Be- ihre besondere Eignung für die Haltung in alpinen trieben gehalten werden. Vertreter der Milchschaf- Regionen zu bewahren. Dabei dienen sie der Er- rassen in Österreich sind: Lacaune, Ostfriesisches haltung wertvoller Grünlandflächen und auch der Milchschaf. Lammfleischproduktion, weshalb auf besonders hohe Fruchtbarkeit geachtet wird. Bergschafe ver- fügen über gute Trittsicherheit, ein kräftiges Fun- Hinweis: Nähere Informationen zur Schaf- dament, harte Klauen und sind meist mischwollig. milchproduktion finden Sie in der Broschüre Vertreter der Bergschafrassen in Österreich sind: „Schaf- und Ziegenmilchproduktion in Tiroler Bergschaf, Braunes Bergschaf, Juraschaf, Ti- Österreich und Europa“, welche unter roler Steinschaf, Walliser Schwarznasenschaf, Wei- https://www.oebsz.at zum Download bereit- ßes Alpenschaf. steht. 2.2 Milchproduktion 2.3 Landschaftspflege Soll das Ziel der Schafhaltung die Milchproduktion Alternativ zur Produktion von Fleisch oder Milch sein, so stellt die freie Arbeitskapazität am Betrieb kann das Hauptaugenmerk der Schafhaltung auch den ausschlaggebenden Faktor dar, da die Milch- auf der Pflege von Grünlandflächen liegen. V.a. ro- produktion mit einem hohen Zeitaufwand verbun- buste Schafrassen, welche keine hohen Ansprüche den ist. Im Gegensatz zur Lämmerproduktion ist an die Fütterung stellen, eigenen sich hierfür äu- man an fixe Arbeitszeiten gebunden und stärker ßerst gut. Rassen, die auf hohe Leistungsbereit- von technischen Hilfsmitteln (z.B. Melkmaschine, schaft gezüchtet wurden, eignen sich weniger gut Milchkühlung) abhängig. Jedenfalls ist es ratsam für die Landschaftspflege, als solche, die beson- vor dem Start der Tierhaltung zu entscheiden, ob ders anpassungsfähig sind. Direktvermarktung betrieben werden soll. Andern- Zur Landschaftspflege können Landschafrassen falls sollte die Abnahme der Milch rechtzeitig ver- oder Bergschafrassen eingesetzt werden. Einige traglich abgesichert werden. Grundsätzlich ist die dieser bereits erwähnten Rassen gelten als gefähr- Milchschafhaltung eine intensive Produktionswei- det und werden über die ÖPUL Maßnahme „Erhal- se. Da von den Tieren hohe Leistungen erbracht tung gefährdeter Nutztierrassen“ gefördert. Hält werden, ist besonders auf eine leistungsgerechte man solche Tiere, trägt man gleichzeitig zur Gener- Fütterung zu achten. haltung dieser besonderen Rassen bei. 8
2. Produktionsformen Zu den gefährdeten Schafrassen in Österreich zäh- Betrieb hält die Tiere ausschließlich zur Milchpro- len: Braunes Bergschaf, Kärntner Brillenschaf, Ti- duktion, Schlachtkörpervermarktung oder Land- roler Steinschaf, Krainer Steinschaf, Waldschaf, schaftspflege. Die Tiere werden keiner weiteren Montafoner Steinschaf, Alpines Steinschaf, Zackel- züchterischen Nutzung laut offiziellen Herdebuch- schaf. zuchtbedingungen zugeführt. Zu beachten gilt, dass die reinrassige Schafzucht Hinweis: Nähere Informationen zu den ge- mit zusätzlichen Kosten und einem Mehraufwand fährdeten Schafrassen erhalten Sie bei der für die Tierhalterin bzw. den Tierhalter verbunden Österreichischen Nationalvereinigung für Gen- ist, da es verschiedene Zuchtrichtlinien einzuhal- reserven (ÖNGENE, http://www.oengene.at) ten gilt. Erkundigen Sie sich daher vor Beginn der sowie beim Österreichischen Bundesverband Schafzucht beim Schafzuchtverband im jeweiligen für Schafe und Ziegen (https://www.oebsz.at) Bundesland, welche Voraussetzungen und Bedin- und den Landesverbänden. gungen erfüllt werden müssen. 2.4 Zucht Hinweis: Nähere Informationen zur Schaf- zucht erhalten Sie beim Österreichischen Zwischen der Vermehrung und der Zucht von Bundesverband für Schafe und Ziegen Schafen liegen große Unterschiede. Bei der ers- (https://www.oebsz.at) sowie bei den jewei- ten Methode erfolgt die Erhöhung der Tieranzahl ligen Landesverbänden. ohne züchterisch messbare Kriterien. Bei der zwei- Unter https://www.oebsz.at steht das ten Variante hingegen gibt es ein offizielles Zucht- „Züchterhandbuch für Schafe und Ziegen“ programm und die Vermehrung der Tiere hat ein des Österreichischen Bundesverbandes für messbar züchterisches Ziel, wie etwa Fitness oder Schafe und Ziegen zum Download bereit. Milchleistung. Herdebuchzuchtbetrieb In einem Herdebuchzuchtbetrieb muss reinrassi- 2.5 B iologische vs. konventionelle ge Zucht betrieben und damit die Zucht nach dem Bewirtschaftung offiziellen Zuchtprogramm der jeweiligen Rasse ausgeführt werden. Dadurch sind die Tiere in das Zusätzlich zu Entscheidungen, die hinsichtlich Ras- Zuchtbuch (Herdebuch) eingetragen, welches von sewahl, Produktionsweise und ggf. züchterischen einem Schafzuchtverband geführt wird. Damit ist Ambitionen zu Beginn der Schafhaltung getroffen der Betrieb auch als Herdebuchzuchtbetrieb Mit- werden müssen, stellt sich auch die Frage, ob nach glied bei einem Schafzuchtverband. konventionellen oder biologischen Grundsätzen gewirtschaftet werden soll. Diese Überlegung soll- Vermehrungsbetrieb te rechtzeitig in den Entscheidungsprozess mit- In einem Vermehrungsbetrieb, der offiziell nicht als einbezogen werden, da sie die grundsätzliche Aus- Herdebuchzuchtbetrieb bei einem Schafzuchtver- richtung des gesamten Betriebes bestimmt. band gemeldet ist, muss mit den Schafen keine reinrassige Schafzucht laut den offiziellen Zucht- Die Unterscheidung zwischen konventioneller und programmen betrieben werden. Der Einsatz von biologischer Wirtschaftsweise darf nicht mit je- Zuchttieren ist möglich bzw. empfehlenswert, aber ner zwischen intensiven und extensiven Systemen nicht verpflichtend. gleichgesetzt werden; sowohl konventionelle als auch biologische Betriebe können intensiv oder ex- Die Schafe sind dann nicht im Zuchtbuch (Her- tensiv ausgerichtet sein. debuch) des Schafzuchtverbandes registriert. Der 9
2. Produktionsformen Bei der biologischen Bewirtschaftung müssen hin- sichtlich unterschiedlicher Aspekte (z.B. Weide- Hinweis: Die EU-Bio-Verordnung ist in gang, Fütterung, Tierzukauf) die EU-Bio-Verordnung ihrer jeweils aktuellen Fassung unter sowie ggf. spezielle Richtlinien (z.B. bei Mitglied- https://ec.europa.eu abrufbar. Nähere In- schaft in einem Verband) befolgt werden. formationen zur biologischen Bewirtschaf- Jedenfalls ausschlaggebend für eine erfolgreiche tung erhalten Sie bei Bio Austria (https:// Schafhaltung ist aber ganz klar die Identifikation www.bio-austria.at) sowie bei der Landwirt- mit der gewählten Bewirtschaftungsmethode und schaftskammer (https://www.lko.at). dem eigenen Produkt. © DANIELA KÖPPL Foto 2 | Verschiedene Produktionsformen sind mit unterschiedlicher Arbeitsintensität verbunden. 10
3. Vermarktung 3. Vermarktung Die landwirtschaftliche Schafhaltung bietet eine Lieferkontinuität über das ganze Jahr. Die öster- Vielzahl an Optionen hinsichtlich Produktion und reichische Hauptkategorie ist dabei das Junglamm Vermarktung und ermöglicht es so jeder Schafhal- mit einem Alter von vier bis sechs Monaten und terin und jedem Schafhalter, die für sich und den Lebendgewichten zwischen 40 kg und 50 kg. Zur Betrieb passende Produktions- und Vermarktungs- Oster- und Weihnachtszeit werden teilweise auch form zu wählen. Milchlämmer mit einem Alter von acht bis zwölf Wochen und Lebendgewichten zwischen 17 kg und 3.1 Marktsegmente 25 kg nachgefragt. Eine durchgehend hohe Quali- tät ist von besonderer Bedeutung. Größere Unter- In Abhängigkeit der betrieblichen Ausrichtung liegt schiede bei Schlachtgewichten, beim Alter und bei der Fokus auf unterschiedlichen Marktsegmenten. den Verfettungsgraden sowie sonstige Qualitäts- Neben Fleisch und Milch gilt es als Betrieb unter unterschiede sollten möglichst vermieden werden, Umständen auch sich um den erfolgreichen Absatz da das Hauptaugenmerk der Abnehmerinnen und von Zuchttieren und Wolle oder Fellen zu kümmern. Abnehmer auf der Qualität liegt. Es gibt immer weniger Kundinnen und Kunden, Zuchttiere welche bereit sind Lämmer mittlerer bzw. schlech- Zuchttiere werden über Versteigerungen oder di- terer Qualität (z.B. nicht fleischig genug oder zu alt) rekt ab Hof verkauft. Auch der Export ins Ausland zu kaufen. Wesentliche Faktoren, wie der Einsatz ist eine Option. Neuere Entwicklungen machen von gekörten Zuchttieren, die richtige Rassenwahl, auch den Online-Verkauf über eine Versteigerungs- das Betriebs- und Herdenmanagement, die Ver- plattform möglich. Die Vorteile von Zuchttieran- wendung von fruchtbaren Mutterschafen mit guten käufen über eine Zuchtschafversteigerung sind Muttereigenschaften und hoher Milchleistung so- strenge Vorselektionen und umfassende Gesund- wie die passende Fütterung, sind zu bedenken und heitsmaßnahmen. So können bspw. leistungsge- gegebenenfalls zu optimieren. prüfte Zuchtböcke für die Leistungssteigerung in Milchherden, Fleischböcke mit guten Fleischleis- Milch und Käse tungsergebnissen für Lämmermastbetriebe oder Der Markt für Schafmilch sowie Schafkäse ist Tiere mit für den Betrieb neuen Zuchtlinien erwor- ebenfalls von äußeren Markteinflüssen geprägt. ben werden. Angeboten werden dabei in jedem Fall Während in der Direktvermarktung kaum Markt- gut entwickelte, gesunde und gepflegte Zuchttie- einbrüche festzustellen sind, müssen sich größe- re. An Zuchtschafversteigerungen oder sonstigen re Produktions- und Vermarktungsgemeinschaften Zuchttiermärkten können sich nur eingetragene dem nationalen bzw. internationalen Wettbewerb und kontrollierte Herdebuchzüchterinnen bzw. stellen. Es gibt nur wenige Molkereien in Öster- Herdebuchzüchter beteiligen. Klare Verkaufsre- reich, die sich mit der Verarbeitung von Schafmilch gelungen der Organisationen bieten dabei mittels beschäftigen, wodurch eine eingeschränkte Aus- Versteigerungs- und Verkaufsrichtlinien ein großes wahlmöglichkeit an Abnehmerinnen und Abneh- Maß an Sicherheit. Direkte Ab-Hof-Käufe haben mern der Milch und damit nur eine geringe Risi- demgegenüber den Vorteil, dass der Krankheits- kostreuung möglich ist. druck der Tiere etwas geringer gehalten wird. Der Preis wird von Angebot und Nachfrage sowie weiteren nicht kalkulierbaren Einflüssen (z.B. jah- Lämmer und Altschafe reszeitlichen Unterschieden) bestimmt und ist so- Bei Lämmern und Altschafen besteht ein ganzjäh- mit Schwankungen unterworfen. Österreichische riger Markt mit saisonale Vermarktungshöhepunk- Schafmilchprodukte (Schafkäse, -joghurt, -topfen ten (z.B. rege Nachfrage zu Ostern). Der Einsatz etc.) haben mittlerweile einen derart hohen Qua- von asaisonalen Rassen (z.B. Land- und Bergschaf- litätsstandard erreicht, dass diese international im rassen) auf Seiten der Muttertiere ist die Basis einer Spitzenfeld anzutreffen sind. 11
3. Vermarktung Wolle und Felle bäuerinnen und Schafbauern ihre Tiere (Lämmer Der Schafwollmarkt ist stark von internationalen und/oder Altschafe) anliefern können. Der Weiter- Märkten abhängig. Auch wenn im Jahr 2020 ein verkauf wird über die Organisation abgewickelt. starker Preisrückgang zu verzeichnen war, hat sich Dabei werden die Tiere verwogen und qualitativ der heimische Schafwollmarkt über die letzten eingestuft. Diese Übernahmen erfolgen tlw. direkt Jahre im internationalen Vergleich doch insgesamt auf den Viehtransporter oder werden über Han- recht erfreulich entwickelt. Der Großteil der Wolle delsställe und Sortiereinrichtungen abgewickelt. wird organisiert über die Landesverbände vermark- Der Auszahlungspreis ist von nationalen und in- tet. Zudem haben umfassende Einzelinitiativen in ternationalen Marktpreisen abhängig. Österreich den verschiedensten Regionen die Schafwollverar- weist hier einen sehr stabilen Preisverlauf auf, wel- beitung wiederaufleben lassen und für neue Pro- cher über die Wochenpreisnotierungen eingesehen duktideen bzw. Verwendungsmöglichkeiten ge- werden kann. Basis für die Verrechnung ist das sorgt. festgestellte Lebendgewicht. Dieser Absatzweg ist für Landwirtinnen und Landwirte mit relativ wenig Die Produktion von hochwertiger Outdoorbeklei- Aufwand verbunden. dung sowie Dämmprodukten aus Schafwolle haben neben den verschiedenen Handwerks- und Kunst- Schlachtkörpervermarktung arbeiten einen hohen Stellenwert erzielt. Dennoch Eine weitere Vermarktungsform ist die Schlacht- können derzeit einheitliche Wollqualitäten in grö- körpervermarktung. Basis für die Verrechnung da- ßeren Mengeneinheiten nicht angeboten werden, bei sind das festgestellte Schlachtkörpergewicht weshalb durch den Erlös des Rohwollverkaufes sowie die Qualitätsklasse und die Fettklassen. Die meist nur knapp die Schur finanziert werden kann. Tiere werden von den Bäuerinnen und Bauern ent- weder direkt an einen Schlachtbetrieb geliefert Der Fellmarkt ist weitgehend von internationalen oder über Handelsställe und Sortiereinrichtungen Einflüssen geprägt und daher mittel- bis langfris- gebündelt durch die jeweilige Organisation zum tig schwer kalkulierbar. Lammfelle, insbesondere selbigen geliefert. medizinisch gegerbte Betteinlagen, Vorleger und Wandbehänge, stellen jedoch ideale Geschenkarti- Die EUROP-Klassifizierung ist dabei ein objektives kel dar, die großen Anklang finden. Bewertungssystem, das durch eine akkreditierte Kontrollstelle durchgeführt wird. Durch Einsicht in die Daten haben Landwirtinnen und Landwirte 3.2 Vermarktungsformen die Möglichkeit tierbezogene Schlachtdaten, Zu- richtinformationen und Ergebnisse der Schlacht- Bei der Vermarktung der eigenen Erzeugnis- körperbeschau zu erfahren. Gerade die Informa- se kommt es nicht nur auf die Art des Produktes tion über den Gesundheitszustand der Tiere lässt (Fleisch, Milch, Tiere), sondern auch die Absatzform Rückschlüsse auf Haltungsbedingungen zu, die in an. Die Absatzform ist abhängig von den jeweiligen weiterer Folge gegebenenfalls optimiert werden Arbeits- und Zeitressourcen des Betriebes, seiner können. Nachfolgende Tiergenerationen können geographischen Lage und der gewählten Rasse. dann davon profitieren und das Tierwohl und die Wichtig sind in jedem Fall eine kundenorientierte Tiergesundheit am Betrieb kann so kontinuierlich Produktion und Verarbeitung. Diese hat auch Ein- gesteigert werden. fluss auf die Preisgestaltung (z.B. bio/konventio- nell, Qualitätsprogramm). Hinweis: Nähere Informationen zur Daten- Lebendvermarktung einsicht von geschlachteten Tieren finden Sie Die Österreichische Schaf- und Ziegenbörse or- unter https://www.oefk.at. ganisiert über die Länderbörsen/Landesverbände regelmäßig Verladungen, bei welchen die Schaf- 12
3. Vermarktung Milchverkauf an Molkereien marktung mit einigen Auflagen (z.B. Gewerbeord- Die rechtliche Beziehung zwischen Milcherzeuge- nung, Hygieneordnung, Sozialversicherung, Steu- rinnen bzw. Milcherzeugern und Milchverarbeite- errecht etc.) verbunden, worüber man sich im rinnen bzw. Milchverarbeitern ist unterschiedlich Vorfeld gut informieren sollte. Sehr vorteilhaft in gestaltet. Die österreichischen Molkereien sind der Direktvermarktung ist der unmittelbare Kontakt entweder in privater Hand oder genossenschaftlich zur Konsumentin bzw. zum Konsumenten und die organisiert. Je nach Molkerei-bezogener Struktur Möglichkeit, sich bei der Produktentwicklung bzw. finden Preisverhandlungen, Vereinbarungen von beim Präsentations- und Verkaufsmanagement frei Jahreskontrakten aber auch die Aufnahme neuer entfalten zu können. Mitglieder zwischen Lieferantin bzw. Lieferant und Molkerei auf direktem Weg oder gebündelt über Neben den klassischen Produkten aus der Fleisch- Liefervereinigungen oder Genossenschafts-intern und Milchverarbeitung eignen sich auch Fell- und statt. Der Auszahlungspreis der Milch hängt nicht Wollprodukte für den Direktabsatz. nur von der jahreszeitlichen Anlieferung, sondern auch von Transportwegen, Keim- und Zellzahl so- Die umfassende Produktpalette des Schafes reicht wie Milchinhaltsstoffen ab. Wie bei allen Absatz- bis hin zu verschiedenen Kosmetikprodukten (z.B. wegen gilt es auch hier sich im Vorfeld über die Naturkosmetika aus Schafmolke, Hautcremen aus Marktsituation zu informieren und abzuklären, in- Lanolin etc.), die zwar in der Verarbeitung eine ge- wieweit Lieferverträge in Kombination mit Jahres- wisse Erfahrung voraussetzen, jedoch am Markt lieferrahmenmengen vereinbart werden können. sehr gefragt sind. Direktvermarktung Hinweis: Nähere Informationen zur Direkt- Im Fleisch- sowie im Milchbereich kann über die vermarktung erhalten Sie bei der Landwirt- Direktvermarktung durch entsprechende Verede- schaftskammer (https://www.lko.at) so- lungsschritte eine höhere Wertschöpfung (direk- wie beim Ländlichen Fortbildungsinstitut ter Weg zu Konsumentin bzw. Konsument) erzielt (https://www.lfi.at). Unter https://www.lko.at werden. Dem Erzielen höherer Erlöse stehen bei stehen auch die Broschüren „Bäuerliche Di- dieser Vermarktungsform jedoch meist höhere rektvermarktung von A bis Z“ und „Rechtli- Kosten (z.B. Investitionen für Verarbeitungsräume ches zur Direktvermarktung“ vom Ländlichen und -geräte etc.) und ein beträchtlicher zeitlicher Fortbildungsinstitut zum Download bereit. Mehraufwand gegenüber. Ferner ist die Direktver- © Magdalena Böhm Foto 3 | Die bunte Palette an Produkten vom Schaf spricht Kundinnen und Kunden an. 13
4. Anforderungen an den Betrieb 4. A nforderungen an den Betrieb Bevor mit der Schafhaltung begonnen wird, lohnt das Haltungssystem gemäß dieser zu gestalten. es sich den eigenen Betrieb genau unter die Lupe Häufig werden bereits bestehende Stallgebäude zu nehmen und dabei zu klären, ob der Betrieb für für Schafe adaptiert. Egal aber, ob es sich um ei- die Schafhaltung geeignet ist bzw. welche Ände- nen Neubau oder den Umbau eines vorhandenen rungen vorgenommen werden müssten. Dies be- Gebäudes handelt, ist es wichtig die natürlichen trifft v.a. Aspekte der Tierhaltung, des Flächenbe- Verhaltensweisen der Tiere zu berücksichtigen, um darfs und des Arbeitsaufwandes. höchstmöglichen Schafkomfort zu gewährleisten. In jedem Fall müssen die gesetzlichen Grundlagen, welche in der 1. Tierhaltungsverordnung festge- 4.1 Tierhaltung schrieben sind, eingehalten werden. Im Falle der biologischen Betriebsbewirtschaftung sind darüber Für eine artgemäße Haltung ist es notwendig die hinaus die Inhalte der EU-Bio-Verordnung zu be- Bedürfnisse der jeweiligen Tierart zu kennen und rücksichtigen. 14
4. Anforderungen an den Betrieb © DANIELA KÖPPL Foto 4 | In seiner Herde fühlt sich das Schaf als Tier mit ausgeprägtem Sozialverhalten am wohlsten. Sozialverhalten Schafe sind ausgesprochene Herdentiere. In der Hinweis: Die 1. Tierhaltungsverordnung ist in Herde bilden sich kleinere Untergruppen, deren ihrer jeweils aktuellen Fassung unter https:// Zusammenhalt je nach Rasse mehr oder weniger www.ris.bka.gv.at abrufbar. Nähere Informa- stark ist. Einzeltiere entfernen sich aber nie weit tionen zur Auslegung der 1. Tierhaltungsver- von der Gruppe. Eine Trennung von der Herde führt ordnung finden Sie im „Handbuch Schafe – bei Schafen zu einer erheblichen Stressbelastung, Selbstevaluierung Tierschutz“ der Fachstelle was auch bei Managementmaßnahmen zu berück für tiergerechte Tierhaltung und Tierschutz, sichtigen ist (z.B. Separieren der Tiere bei der Klau- welche unter https://www.tierschutzkonform.at enpflege). zum Download bereitsteht. 15
4. Anforderungen an den Betrieb Unter natürliche Bedingungen leben Schafe in Her- Klimatische Ansprüche den von 20 bis 50 Tieren, wobei zwischen Lämmern Als Weidetiere sind Schafe gegen trockene Kälte und weiblichen Schafen besonders enge Kontakte relativ unempfindlich, vertragen jedoch Feuchtig- bestehen. Widder bilden eigene Gruppen und son- keit und Zugluft schlecht. Eine höhere Kälteemp- dern sich außerhalb der Decksaison von der übri- findlichkeit zeigen Schafe v.a. nach der Schur bzw. gen Herde ab. In den Herden herrscht eine soziale in den ersten beiden Lebenswochen. Schafen muss Rangordnung, die über längere Zeit stabil bleibt. daher ein trockener, eingestreuter Bereich zur Ver- In großen Herden (mehrere 100 Tiere) kennen sich fügung stehen. nicht alle Tiere untereinander, wodurch es häufiger zu Auseinandersetzungen zwischen den Schafen Da aber andererseits sehr hohe Temperaturen zu kommen kann. Hitzestress bei den Tieren führen können, ist es ebenso wichtig, gerade bei der Weidehaltung, für Das von Lämmern gezeigte Spielverhalten dient ausreichend Schatten zu sorgen. dem Erlernen körperlicher und sozialer Fähigkeiten und umfasst Kampf-, Lauf- und Sexualspiele. Zum Futteraufnahme und Trinkverhalten Ausleben dieser Verhaltensweise sind ausreichend Das Schaf frisst hauptsächlich Gräser und Kräuter, Platz und Sozialpartner notwendig. verzehrt aber mitunter auch Laub und Rinde. Als Wiederkäuer verbringt ein Schaf täglich zwischen Bei einem Ortswechsel wird die Herde gewöhnlich neun und zwölf Stunden mit fressen. Die Futter- von den ranghohen Tieren angeführt. Bei Bedro- aufnahme verteilt sich auf mehrere Perioden am hung eilen die Schafe zum Herdenzentrum und flie- Tag, wobei sich auch hier ein stark synchrones hen dicht gedrängt. Gefahrensituationen, in denen Verhalten in der Herde zeigt. Aus diesem Grund ein Ausweichen nicht möglich ist, sind für Schafe braucht jedes Tier im Stall einen eigenen Fress- besonders belastend. Das Ausdrucksverhalten der platz; das Tier:Fressplatz-Verhältnis beträgt so- Schafe ist sehr subtil und die Anzeichen von Wohl- mit 1:1. Bei ständiger Futtervorlage dürfen höchs- befinden wie auch Stress sind für Unerfahrene da- tens 2,5 Tiere pro Fressplatz gehalten werden; das her oft schwer bis kaum zu erkennen, weshalb sie Tier:Fressplatz-Verhältnis beträgt somit 2,5:1. oft auch als „stille Dulder“ bezeichnet werden. Die Unterteilung der Herde in Gruppen ermöglicht Ruheverhalten eine optimale Futtervorlage und Rationsgestaltung Schafe sind tagaktive Tiere mit mehreren Liege- je nach Leistungsstadium der Tiere. Eine Untertei- perioden im Tagesverlauf. Die Verteilung der Lie- lung der Tiere ist natürlich erst ab einer gewissen geperioden hängt von der Tageslänge ab. In Jah- Herdengröße möglich und sinnvoll. Abtrennungen reszeiten mit kürzerer Tageslänge gibt es tagsüber in großen Buchten können mit Steckfixhorden oder weniger Liegeperioden. selbstgebauten Horden gemacht werden. Natürlich können auch separate Buchten genutzt werden. Schafe zeigen im Normalfall ein synchrones Verhal- Die Gestaltungsmöglichkeiten der Fressplätze sind ten, d.h. dass die Tiere es bevorzugen gemeinsam vielfältig und stark von der Herdengröße und den und zeitgleich gewisse Aktivitäten auszuführen. baulichen Gegebenheiten abhängig. Beim Wiederkauen etwa legen sich ca. 80 % der Herde ungefähr eine halbe Stunde nach Beendi- Der Arbeitsaufwand, die Mechanisierung und mög- gung der Futteraufnahme zeitgleich für 20-25 min lichst geringe Futterverluste sowie geringe Fut- ab. Den Tieren ist daher eine trockene Liegefläche terverschmutzung müssen im Zentrum der Über- mit ausreichend Platz anzubieten. Bei der Stallhal- legungen stehen. Häufige Verwendung finden tung werden Schafe zumeist in Tiefstreusystemen, Futterraufen, die fix oder mobil ausgeführt werden mit einem Strohbedarf von etwa 0,5 kg/Tier und können. Für größere Herden kann auch ein Futter- Tag, gehalten. tisch in Frage kommen. Sehr gängig sind Rundrau- fen, die flexibel räumlich eingesetzt werden kön- 16
4. Anforderungen an den Betrieb nen und sowohl für kleine als auch große Herden zungsrisiko. Außerdem ist die Wasserqualität von eine gute Option darstellen können. großer Bedeutung. Als Richtwert wird eine Trän- ke pro 20 Tiere empfohlen. Da es in Schafherden Eine ausreichende Wasserversorgung der Tiere ist eine Rangordnung gibt, sind entsprechende Maß- jederzeit sicher zu stellen. Dabei ist darauf zu ach- nahmen zu treffen, um Auseinandersetzungen zu ten, dass die Tiere ständig Zugang zu sauberem vermeiden und eine ausreichende Versorgung aller Wasser haben. Schafe sind Saugtrinker, was be- Tiere, insbesondere der Lämmer, zu gewährleisten. deutet, dass sie das Maul mit nahezu geschlosse- nen Lippen in das Wasser eintauchen und dann in Fortpflanzungsverhalten tiefen Zügen einsaugen. Die Verwendung von Zap- Weibliche und männliche Schafe werden abhängig fentränken ist daher nicht geeignet. Wichtig ist das von Rasse und Körperentwicklung mit fünf bis acht Vorhandensein von Tränken mit einer freien Was- Monaten geschlechtsreif. Die Zuchtreife ist mit sie- seroberfläche, wie z.B. Schalentränken (Selbst- ben bis zwölf Monaten erreicht. Der Brunstzyklus tränken), Trogtränken oder regelmäßige händische dauert durchschnittlich 17 Tage und die Trächtigkeit Wassergabe (z.B. aus Eimern). rund 150 Tage. Je nach Rasse werden Schafe ein- mal (saisonal im Herbst) oder mehrmals (asaisonal) Ferner ist eine regelmäßige Reinigung der Tränken pro Jahr brünstig. Mutterschafe sondern sich vor vorzunehmen, da Schafe besonders empfindlich auf der Geburt in einem geschützten Bereich ab. Ab- verschmutztes Wasser reagieren. Die Platzierung lammbuchten bieten die Möglichkeit, Mutterschafe der Tränken in einiger Entfernung zu Futtertisch/ und Lämmer unmittelbar vor oder nach der Ablam- Futtertrog/Futterraufe reduziert das Verschmut- mung von der restlichen Herde zu trennen. © DANIELA KÖPPL Foto 5 | Für alle Tiergruppen am Betrieb sollten die richtigen Bedingungen geschaffen sein. 17
4. Anforderungen an den Betrieb Aus diesen sehr spezifischen Bedürfnissen von Scha- Auch der Platzbedarf der Tiere im Stall muss ge- fen ergeben sich daher bestimmte Anforderungen, mäß der 1. Tierhaltungsverordnung i.d.g.F. eingehal- die als wesentliche Grundsätze beim Stallbau oder ten werden! Stallumbau unbedingt berücksichtig werden müssen: - Stall auf den natürlichen Herdenverband in Hinweis: Nähere Informationen zum Thema Gruppen von 20 bis 50 Tieren auslegen (zu- Stallbau erhalten Sie bei der Landwirt- mindest auf stabile Alters- bzw. Leistungs- schaftskammer (https://www.lko.at) und gruppen achten) beim Österreichischen Kuratorium für Land- - Gruppenhaltung anstatt Einzelhaltung, Wid- technik und Landentwicklung (https://www. derhaltung in Gruppen oder mit Sichtkontakt oekl.at). Unter https://www.oebsz.at steht zur Herde die Broschüre „Stallbau für Schafe und Zie- - Abtrennung einzelner Schafe von der Herde gen“ des Österreichischen Bundesverbandes nur, wenn unbedingt notwendig für Schafe und Ziegen zum Download bereit. - ausreichendes Platzangebot - Frischluft und Licht im Stall (Achtung: Zugluft vermeiden!) - Rückzugsmöglichkeiten schaffen (z.B. Läm- 4.2 Flächenbedarf im Grünland merschlupf) - Separationsmöglichkeit (Krankenboxen, Ab- Die am Betrieb zur Verfügung stehende und für lammbuchten) schaffen den entsprechenden Zweck gewidmete Fläche ist - ausreichendes Platzangebot für Lämmer (z.B. ebenfalls ausschlaggebend in der Frage, ob Schaf- Lämmerstall) haltung ein sinnvoller Betriebszweig ist. - wärmere Bereiche für Lämmer (mehr Einstreu, evtl. Wärmelampe) Das Schaf ist ein Wiederkäuer und ist damit auf - ausreichend große Liegeflächen, die ein gleich- die Versorgung mit rohfaserreichem Futter ange- zeitiges Liegen ermöglichen wiesen, d.h. es sind entsprechende Flächen für die - saubere, weiche, verformbare, trockene, Gewinnung des Grundfutters notwendig. Wie groß rutschfeste Liegefläche mit natürlicher Ein- der Flächenbedarf ist, hängt zu einem großen Teil streu von der gehaltenen Schafrasse ab, wobei die Fut- - ständiger Zugang zur Weide oder zum Auslauf, teraufnahme eines Tieres wiederum in engem Zu- wenn möglich sammenhang mit dem Körpergewicht steht. Scha- - ausreichend Platz am Fressgitter fe können zwischen 1,5 und 3 kg Trockenmasse/ - genügend Tränken mit ausreichend großer, Tag aufnehmen, was 1,7-3,4 kg Heu oder 2,6-5 kg freier Wasseroberfläche Silage entspricht. Als Faustzahl kann man davon - Tränken mit entsprechendem Durchfluss ausgehen, dass ein Mutterschaf mit Nachzucht ei- - sauberes Trinkwasser nen täglichen Futterbedarf von 2,8 kg Trockenmas- - Möglichkeit zur getrennten Haltung von männ- se hat (inkl. Weiderest oder Konservierungsverlust). lichen und weiblichen Jungtieren Die benötigte Fläche, um die entsprechende Fut- - separater Haltungsbereich für Widder außer- termenge herzustellen zu können, wird von ver- halb der Decksaison schiedenen Faktoren, wie z.B. Pflanzenbestand, - ausreichende Anzahl von gut eingestreuten Boden, Klima, Nutzungsintensität, Düngung, beein- und rutschfesten Ablammbuchten mit Sicht- flusst. kontakt zur Herde (bei hoher Anzahl an Gebur- ten mobile Abtrennungen) Schafe sind Weidetiere, weshalb die natürlichste - heller und trockener Platz ohne Zugluft (ggf. Form der Schafhaltung die Weidehaltung ist. Diese mit Fixiereinrichtung) für Schur, Klauenpflege kann in Form von Koppelhaltung, Almhaltung oder und tierärztliche Untersuchungen Hütehaltung praktiziert werden, wobei sich die 18
4. Anforderungen an den Betrieb Weidesysteme natürlich auch kombinieren lassen. 4.3 Arbeitsaufwand Die Besatzstärke stellt einen Maßstab für den durchschnittlichen Besatz des gesamten zur Ver- Die Arbeitszeit in der Schafhaltung darf keinesfalls fügung stehenden Grünlandes einschließlich der unterschätzt werden, wobei sich die aufzuwen- Winterfuttergewinnung dar, während die Besatz- dende Zeit nicht nur nach dem Betriebszweig, son- dichte den aktuellen Tierbesatz für jede einzelne dern auch nach dem Betriebsmanagement und der Umtriebsfläche angibt. Die Bemessung der Flä- -ausstattung richtet. Verfügbare Arbeitszeit und chengröße und Besatzstärke ist von dem Futter- Arbeitskräfte sind hier ausschlaggebend. bedarf der Tiere auf der Weide und von der Her- dengröße abhängig. Da ein Schaf rechnerisch mit So vielfältig die schafhaltenden Betriebe sind, so 0,15 GVE angenommen wird und pro Hektar 1 GVE unterschiedlich ist der Zeitbedarf, der für den je- gehalten werden soll, kann hinsichtlich der Besatz- weiligen Produktionszweig aufgewendet wird. Kon- dichte als grober Richtwert angenommen werden, krete Werte können daher nur schwer angegeben dass zwischen sechs und acht Schafe pro Hekt- werden. Arbeitsspitzen entstehen insbesondere ar gehalten werden sollten. Es empfiehlt sich mit zu Zeiten der Ablammung, des Scherens und der einer geringeren Besatzdichte zu starten, um die Klauenpflege. Grundfutterversorgung sicher zu stellen. Durch eine geschickte Flächenplanung ist es möglich, die Im Bereich der Lämmerproduktion kann in etwa nutzbare Weideperiode auszudehnen und so den mit einer Arbeitszeit von zehn bis 15 Stunden/Mut- Futteraufwuchs effizienter zu nutzen. terschaf und Jahr gerechnet werden. Werden dabei viele Tätigkeiten automatisiert erledigt, wie z.B. das Zu beachten ist, dass in Österreich aufgrund der Füttern, Tränken oder Einstreuen, so sinkt die auf- klimatischen Bedingungen keine ganzjährige Wei- zuwendende Arbeitszeit pro Tier. Wird eine kleine dehaltung möglich ist. Daher ist es wesentlich, Herde betreut und werden alle Tätigkeiten manuell dass ausreichend Futter für die Wintermonate in verrichtet, steigt der Aufwand je Mutterschaf an. Form von Heu oder Silage konserviert wird. In der Milchschafhaltung ist eine Arbeitszeit von In Österreich werden Schafe häufig in Koppeln ge- 25 Stunden/Schaf und Jahr ein realistischer Wert, weidet, wofür die Errichtung eines Zaunes notwen- wobei auch hier der Grad der Automatisierung am dig ist. Dabei gibt es verschiedene Zaunsysteme, Betrieb einen entscheidenden Einfluss hat. die in der Schafhaltung Verwendung finden. Bei al- len Systemen ist es wichtig, den Zaun gut zu span- Wird am Betrieb Direktvermarktung betrieben, so nen. Um Verletzungen der Tiere durch das Verfan- gilt es zu beachten, dass der Arbeitszeitbedarf gen im Zaun zu vermeiden, empfiehlt es sich, einen sowohl in der Lämmerproduktion als auch in der Elektrozaun zu verwenden. Hierbei ist auf leis- Milchschafhaltung stark ansteigt. Dies begründet tungsfähige Weidezaungeräte und auf eine ständi- sich darin, dass nicht nur die Versorgung der Tiere ge Stromversorgung, welche z.B. durch zu hohen und die Produktion der Rohstoffe im Vordergrund Aufwuchs beeinträchtigt sein kann, zu achten. Die stehen, sondern auch für die Verarbeitung, Verpa- Weidehaltung kann in Form einer Standweide, Um- ckung, Bewerbung und Vermarktung der Produkte triebsweide oder Portionsweide praktiziert werden. Sorge getragen werden muss. 19
5. Fütterung © DANIELA KÖPPL Foto 6 | Die Fütterung der Tiere sollte optimal auf deren Bedürfnisse abgestimmt sein. 5. Fütterung In der Schaffütterung ist es grundsätzlich wichtig, ginn der Weide durch großflächiges Überweiden für den Tieren ausreichend Grundfutter vorzulegen wenige Stunden erfolgen. Zu abrupte Futterwech- und den Bedarf an strukturierter Rohfaser (v.a. in sel führen zu herabgesetzter Pansentätigkeit, was der Weidezeit) zu beachten (ggf. Beifütterung von nicht nur eine schlechtere Nährstoffverwertung Heu). Extreme Eiweißüberschüsse sollen vermie- (und damit Verminderung der Leistung), sondern den werden. Werden eiweißreiche Grundfuttermit- auch Verdauungs- und Gesundheitsstörungen zur tel verfüttert (z.B. Grassilage 3. Aufwuchs, kleerei- Folge haben kann. che Silagen, junge Weide), so muss ausreichend mit Heu und Stroh und falls erforderlich mit ei- Getreide kann ungeschrotet verfüttert werden. weißarmem Kraftfutter ergänzt werden. Trockenschnitzel sollten v.a. vor dem Ablammen vorsichtig eingesetzt werden, um keine Milchfie- Langsame Futterwechsel – besonders bei Um- berprobleme zu provozieren. Die max. Kraftfutter- stellung von Winterfütterung auf Weide – sind bei menge beträgt nach ausreichender Anfütterungs- Schafen unbedingt zu beachten. Dies kann zu Be zeit 1,5 kg/Tier und Tag. Wiederkäuergerecht ist das 20
5. Fütterung Futter dann, wenn es zu 60% aus Grundfutter und die ein Schaf benötigt, um lediglich die physiolo- max. 40% aus Kraftfutter besteht. gischen Prozesse aufrecht zu erhalten. Der Leis- tungsbedarf hingegen gibt Auskunft über jene Wird Kraftfutter zur freien Aufnahme angeboten, Nährstoffzufuhr, die ein Schaf darüber hinaus be- ist ein wesentliches Kriterium, dass sich das Fut- nötigt, um eine entsprechende Leistung, wie etwa ter im Kraftfutterautomaten nicht entmischt und den Eiweiß- und Fettansatz, die Milchbildung oder somit keine selektive Futteraufnahme erfolgen das Wachstum von Föten zu erbringen. Zusammen kann. Bei Eigenmischungen soll 1 % Futteröl zur ergibt dies den Gesamtbedarf an Nährstoffen eines Staubbindung und gegen die Futterentmischung Tieres. eingesetzt werden. Neben den üblichen Getreide- und Eiweißkomponenten bewährt sich der Einsatz Futterqualität von jeweils ca. 20 % Trockenschnitzel und Trocken- Als nächstes wird die Futterqualität der einzelnen mais. Der Zusatz von 2 % kohlensaurem Futterkalk Futtermittel erfasst. Hier existieren mehrere, un- und 1 % Viehsalz verhindert die Bildung von Harn- terschiedlich genaue Möglichkeiten. Die genaueste steinen bei Bocklämmern. Möglichkeit ist, mit den Ergebnissen aus der Fut- termittelanalyse (für Heu, Grassilage) zu arbeiten. Besonders in der Säugephase ergibt sich ein er- Wurde das Grundfutter nicht analysiert, bieten Fut- höhter Mineralstoffbedarf. Durch das Einmischen terwerttabellen gute Orientierungswerte. In diesen von 2 % Mineralfutter für Schafe in das Kraftfutter Tabellen sind für die gängigen Futtermittel durch- kann der Mineralstoff- und Vitaminbedarf gedeckt schnittliche Nährstoff- und Energiegehalte aufge- werden. Die Mineralstoffversorgung ausschließlich führt. über Leckschüsseln stellt nur einen Kompromiss dar und schließt eine Überversorgung in der Träch- Futteraufnahme der Tiere tigkeit bzw. eine Unterversorgung in der Säugezeit Die Schwierigkeit einer exakten Rationsberech- nicht aus. Da Schafe empfindlich auf Kupfer re- nung ist die Feststellung der tatsächlichen Futter- agieren, sollten nur kupferarme Mineralfutter zum aufnahme von jedem Futtermittel. Die Kraftfutter- Einsatz kommen. Die Mineralfutteraufnahme pro menge pro Tag ist meist bekannt bzw. einfacher Tier und Tag beträgt in etwa 20 g. Essentiell ist das zu bestimmen. Häufig stellt sich jedoch die Frage, Anbieten von Salz-Lecksteinen oder Viehsalz zur wie viel kg Heu und/oder Silage tatsächlich pro Tag freien Aufnahme. von einem Tier gefressen werden. Auch die Fut- In der biologischen Tierhaltung gibt es darüber hin- teraufnahme auf der Weide lässt sich meist nicht aus weitere Richtlinien und Grundsätze, die im Be- so einfach feststellen. Hierbei besteht daher die reich der Fütterung beachtet werden müssen. Möglichkeit sich an Richtwerten zu orientieren, um so die Rationsberechnung zu ermöglichen. Die täg- liche Gesamtfutteraufnahme beträgt bei Schafen 5.1 Grundsätze der Fütterung zwischen 1,5 und 3 kg Trockenmasse. Voraussetzung für eine bedarfsgerechte Rations- Mithilfe dieser Informationen kann eine passende gestaltung ist die Kenntnis des Bedarfs der Tiere, Ration errechnet werden. Ziel der bedarfsgerechten der Futterqualität und der Futteraufnahme. Fütterung ist eine leistungsgerechte, ausgegliche- ne, schmackhafte Ration mit ausreichendem Roh- Bedarf der Tiere fasergehalt (18-20 %). Reicht die Grundfutterration Um den Nährstoffbedarf der Tiere bestimmen zu zur Deckung des Bedarfs des Tieres nicht aus (z.B. können, muss man zunächst wissen, in welchem bei hochtragenden und laktierenden Tieren) muss Leistungsstadium sich das Tier gerade befindet. mit Ergänzungsfutter (energiebetontem Kraftfutter Dabei wird grundsätzlich zwischen Erhaltungsbe- oder eiweißbetontem Kraftfutter) ergänzt werden. darf und Leistungsbedarf unterschieden. Der Er- Die Höhe der Kraftfuttergabe richtet sich nach der haltungsbedarf beschreibt jene Nährstoffzufuhr, Grundfutterqualität und der Leistung der Tiere und 21
5. Fütterung kann mit einem Rationsberechnungsprogramm er- Leer- und niedertragende Schafe (1.-3. Monat der mittelt werden. Bei Milchschafen können auch die Trächtigkeit) Ergebnisse der Milchleistungskontrolle Auskunft Der Bedarf kann mit Weidegras, Heu und Silage darüber geben, ob die richtige Ration zum Einsatz mittlerer Qualitäten gedeckt werden. Eine Kraftfut- kommt. tergabe ist nicht nötig. Die Verfütterung von Futter- resten an niedertragende Schafe ist möglich. Hinweis: Nähere Informationen zu (teils kos- Hochtragende Schafe (4.-5. Monat der Trächtigkeit) tenlosen) Rationsberechnungsprogrammen Eine bedarfsgerechte Nährstoffversorgung in den erhalten Sie bei der HBLFA Raumberg-Gum- letzten beiden Trächtigkeitsmonaten garantiert penstein (https://www.raumberg-gumpen- optimale Geburtsgewichte der Lämmer. Durch stein.at) sowie beim Bildungszentrum Tries- das Heranwachsen der Föten wird das Volumen dorf (https://www.triesdorf.de). des Verdauungstraktes eingeengt und dadurch die Futteraufnahme beeinträchtigt. Für die Rations- gestaltung bedeutet dies, dass die eingesetzten Futtermittel von hoher Qualität und hoher Nähr- 5.2 Fütterung in verschiedenen Leistungs- stoffkonzentration sein müssen. Spät geernte- stadien te rohfaserreiche Grundfuttermittel können den hohen Nährstoffbedarf aufgrund der reduzierten Auch wenn sie oft als genügsam und anspruchslos Futteraufnahme nicht decken. Gutes Weidegras, angesehen werden, so stellen Schafe gerade bei Heu oder Silage werden in dieser Phase benötigt. entsprechender Leistung einigen Anspruch an die Sind nur nährstoffarme Grundfuttermittel vorhan- Fütterung. Bei einer leistungsgerechten Fütterung den (z.B. Extensivweiden, Heu im späten Schnitt) muss daher das Nährstoff- und Energieangebot – sollten die Muttertiere täglich 0,3-0,4 kg Kraftfutter unter Berücksichtigung des Futteraufnahmever- erhalten. Vier Wochen vor dem Ablammtermin sollte mögens – ständig angepasst werden. die Kraftfuttergabe bei den Tieren auf ca. 0,5 kg Gerste oder Milchleistungsfutter gesteigert wer- Fütterung in der Deckzeit – Flushing Fütterung den. Ein Futterwechsel zu Beginn der Deckperiode för- dert das Auftreten der Brunst. Eine erhöhte Ener- Laktierende Mutterschafe gieversorgung (20 % höhere Nährstoffversorgung Der hohe Nährstoffbedarf in der Laktation, beson- als der Bedarf) vier Wochen vor bis drei Wochen ders bei Mehrlingsgeburten, kann nur durch bes- nach der Deckzeit ruft nicht nur einen Anstieg te Grundfutterqualität, ausreichende Futtervorlage der Körpergewichtsentwicklung hervor, sondern und richtige Kraftfutterergänzung gedeckt werden. wirkt sich auch positiv auf die Fruchtbarkeit der Die Nährstoffversorgung in dieser Phase beein- Schafe aus. Durch diese gezielten Energiezulagen flusst in erster Linie die Milchleistung und somit wird eine Steigerung der Ovulationsraten erreicht die Entwicklung der Lämmer. (Flushing-Effekt). Dies kann z.B. durch eine frische junge Weide oder Getreidezulage von 0,3-0,5 kg/ Stark abgesäugte Schafe zeigen schlechtere Tier und Tag erfolgen. Dabei ist zu beachten, dass Fruchtbarkeits- und Lebensleistungen. Die dafür vor einem solchen Anfüttern in der Deckzeit et- notwendigen Nährstoffmengen können meistens was verhaltener gefüttert werden muss, da sich der nicht aus dem Grundfutter gedeckt werden. Die Flushing-Effekt bei etwas schwächerer Körperkon- Schafe brauchen bestes Grundfutter (z.B. junges dition umso mehr auswirkt. Gras, junge Grassilagen und beste Heuqualitäten) in ausreichender Menge, mehrmals täglich vorge- legt, sowie Kraftfuttergaben von 0,3-0,5 kg/säu- gendem Lamm und Tag. 22
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