Für die Tiere ändert sich alles Circus Royal hat es nicht verstanden - PRO - ProTier

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Für die Tiere ändert sich alles Circus Royal hat es nicht verstanden - PRO - ProTier
1/2019

PRO

  Für die Tiere ändert                     Ab Se i t
                                                     e 12
                                                                        e–
                                                           n i ti a ti v r i f t!
  sich alles                                     u n g s i
                                              lt                        ch
                                 n t i e r h a I h re r U n te r s
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                                    FEN m
                         M IT H E L

  Circus Royal hat es
  nicht verstanden
Für die Tiere ändert sich alles Circus Royal hat es nicht verstanden - PRO - ProTier
|   INH A LT
    IMPRESSUM
                                              Editorial3
    ProTier Zeitschrift                       Für die Tiere ändert sich alles                                            4
    Ausgabe März, Nr. 1/2019                  Das erlaubt die Schweiz (noch): Lebendig geschreddert!                     8
    48. Jahrgang
                                              «Keine Wildtiere im Zirkus!» – Circus Royal hat es nicht verstanden!       9
    Erscheint 4 x jährlich
                                              Serie Tier und Recht: Fehlender Lebensschutz im Tierschutzrecht          10
    Abonnement                                Nach elf Jahren an der Kette endlich frei                                11
    Gönner, Paten und Spender erhalten        Unterschriften sammeln für die Initiative «Eine Schweiz ohne
    die Zeitschrift kostenlos.                Massentierhaltung»12
    Einzelnummer CHF 7.–                      Buchtipp: Eine Hommage – die Seele der Rinder                            15
                                              Serie Tiergesundheit: Massentierhaltung aus der Sicht
    Redaktion
                                              eines Tierarztes                                                         16
    Monika Wasenegger (mw)
    Barbara Kerkmeer (bk)                     Ein Winter mit viel Einsatz gegen Pelz!                                  17
                                              Freundschaft verbindet – und wie: ProTier durfte Check aus der
    Redaktionelle Mitarbeit
                                              Spendenaktion von Fressnapf Schweiz entgegennehmen                       18
    Joey Zijlstra (jz)
    Martina Futterlieb (mf)                   «Being with Animals – mit Tieren reden»: Ein Film, der berührt           19
                                              Warum müssen wir an Ostern Lamm essen?                                   20
    Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der     Ostermenu à la «Vegan for Love»                                          21
    Weiterverwendung der Artikel und Bilder   Voliere Zürich: Tanz in der Luft                                         22
    nur mit ausdrücklicher, schrift­licher
                                              Wilds Kolumne – Tier-Ethik: Mittelmass und Grössenwahn                   23
    Genehmigung der Redak­t ion.
    Die Beiträge decken sich nicht zwingend   Werden Sie Gönnerin, Gönner von ProTier                                  24
    mit der Meinung der Redaktion.
                                              Für die Tiere ändert sich alles         «Keine Wildtiere im Zirkus!»
    Titelbild
    Lamm, Tierarche Seeland
    Foto © www.angelaweibelfotografie.ch

    Layout / Typografie
    Anita Estermann Design, aedesign.ch

    Druck
    Staffel Medien AG, 8045 Zürich
                                                                                  4    9
                                              Nach elf Jahren an der                  «Eine Schweiz ohne
                                              Kette endlich frei                      Massentierhaltung»

    PRO
                                                                              11                                     12
    ProTier – Stiftung für                    Film: «Being with Animals –             Ostermenu à la
    Tierschutz und Ethik                      mit Tieren reden»                       «Vegan for Love»
    Alfred-Escher-Strasse 17
    CH-8002 Zürich
    Telefon 044 201 25 03
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2                                                                                                                ProTier 1/ 19
Für die Tiere ändert sich alles Circus Royal hat es nicht verstanden - PRO - ProTier
ED I T O R I A L   |

Soll unsere Welt bleiben,
müssen wir uns ändern

J
    unge Menschen setzen sich für Kli-   Tierschutz. Uns allen ist längst klar,
    ma- und Tierschutz ein – sie wol-    dass für die Produktion von tierischen
    len eine Zukunft. Auf ihren Plaka-   Lebensmitteln zu viele Tiere auf zu en-
ten sind Eisbären und die Botschaft      gem Raum gehalten werden. Neben
«Es gibt keinen Planeten B».             schrecklichen Haltungsbedingungen
    Sie kämpfen mit den Vorurteilen,     für die Tiere führt diese Intensivpro-
dass sie lieber in die Schule gehen      duktion auch zu erheblichen Klima-
sollten statt auf die Strasse und dass   effekten und trägt zum Welthunger
sie abgehobene Aussenseiter seien.       bei. Uns sollte daher auch längst klar
    Hören wir ihnen zu, erfahren         sein, dass sich dies nur ändert, wenn
wir, dass sie sich ganz konkrete Ge-     wir unseren Konsum tierischer Pro-
danken zu Veränderungen gemacht          dukte drastisch verringern. Nur dann
haben und uns ihre Botschaft über-       werden weniger «Nutz»tiere gehal-
bringen wollen: Wir wollen leben –       ten respektive gezüchtet. Und erst
gemeinsam!                               wenn diese vergleichsweise wenigen                      Foto © www.angelaweibelfotografie.ch

                                         Tiere artgerecht leben können, wird
   Sicher haben Sie schon von den        der Traum einer tierleidfreien Welt ein       Helfen Sie mit, zu helfen! Die
Klimastreiks der Jugend gehört oder      bisschen konkreter.                       Spendenaktion mit Fressnapf Schweiz
gelesen. Schnell wurde darüber dis-                                                (Seite 18) beweist: Wir alle sind tie-
kutiert, dass die Kinder am Freitag in                                             risch engagiert. Danke! Projekte wie
                                                «Tiere retten bekämpft
die Schule gehören und nicht auf die                                               «Stopp Pelz!» (Seite 17) oder «Keine
                                                   die Symptome.»
Strasse. Zu Recht kam die Antwort                                                  Wildtiere im Zirkus» (Seite 9) sollen
der «Kinder», dass diese Themen                                                    genauso Wirklichkeit werden. Ein-
nun endlich angepackt werden müs-            Auch wenn wir uns täglich für         drücklich zeigt der Film «Being with
sen und es Lösungen braucht. Die         die Rettung von Tieren einsetzen,         Animals» (Seite 19), was Tiere uns
Klimastreiks schlagen hohe Wellen,       ist dies nicht die Lösung des Prob-       zu sagen haben, wenn wir ihnen zu-
und Urteile und Sanktionen lassen        lems, sondern nur die Bekämpfung          hören.
nicht lange auf sich warten. Auch        der Symptome. Das ist allerdings
Leserbriefe und Kommentare gibt es       genauso wichtig, denn der Blick in           Tiere wünschen sich ein Leben
zuhauf.                                  die Augen eines geretteten Tieres ist     in Gesundheit und Freiheit und eine
                                         ein Glücksmoment – beschrieben im         Welt, die für sie lebenswert ist, ge-
   Doch zuhören und mit diesen           Beitrag auf Seite 11, der schildert,      nauso wie sich unsere Kinder eine
jungen Menschen ihre Anliegen dis-       wie ein Kettenhund nach elf Jahren        Zukunft wünschen. Wieso hören
kutieren, das tun wohl die wenigs-       endlich frei sein darf, oder im Artikel   wir ihnen nicht zu und zollen ihnen
ten. Seite an Seite für das Klima ein-   über den neugeborenen Lebenshof           Respekt, indem wir Platz schaffen
stehen, das wäre hier das Richtige.      Tierarche Seeland ab Seite 4.             für ihre Wünsche und unser Verhal-
Wollen wir unseren Kindern eine le-                                                ten ändern?
benswerte Welt hinterlassen, dann
                                              «Die Ursache von Tierleid
müssen wir uns ändern – hier und                                                   Die Zeit für Lösungsideen wie we-
                                                ist unser Lebensstil.»
heute.                                                                             niger Plastik, weniger tierische
                                                                                   Produkte, weniger Flugreisen und
    Am 18. Januar fand die erste             Trotzdem dürfen wir die Augen         so weiter ist reif. Wir müssen nur
schweizweite Klimademonstration          vor der Ursache von Tierleid nicht        anfangen, uns zu verändern!
statt. Sie war ganz anders als die       verschliessen – unserem Lebens-
Aktivistendemos, die wir von früher      stil. Abertausend Kühe, Schweine          Danke fürs Zuhören und danke fürs
kennen – sie war jung und friedlich.     und Hühner fristen ihr Dasein auch        Miteinander-Verändern.
Eindrücklich waren die Transparente      in der Schweiz in Massentierhaltung
– viele selbst gebastelt.                (ab Seite 12). Genauso ist es in der
                                         Schweiz erlaubt, dass männliche
   Die meisten Themen aus dem            Küken am ersten Lebenstag getötet
Klima­schutz sind die gleichen wie im    werden (Seite 8).                         Ihre Monika Wasenegger

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Für die Tiere ändert sich alles Circus Royal hat es nicht verstanden - PRO - ProTier
Für die Tiere
ändert sich alles

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Seit mehr als 250 Jahren ist das Hübeli in Kallnach ein Bauernhof im Familienbetrieb. Doch
Urs Marti will nun als Bauer neue Wege gehen und hat angefangen, einen nachhaltigen Hof
mit dem Bewusstsein für Klimaschutz und Welternährung zu betreiben. Keine Tiernutzung
mehr, dafür sinnvoller Ackerbau mit weniger Futterflächen für die Tiere und mehr gesunden
Lebensmitteln für die Menschen – das sind seine Ziele.

    Von Monika Wasenegger
                                                             Eltern, denn ich lebe seit mehr als 16
                                                             Jahren vegan. Trotzdem brauchte es
ProTier: Lieber Urs, danke, dass wir                         seine Zeit, bis der heutige Biohof Hü-
dich und deine Familie heute hier                            beli und die Tierarche Seeland Gestalt
besuchen dürfen. Lange wolltest                              angenommen hatten.
du den Hof der Eltern nicht überneh­
men und nicht Bauer werden. Jetzt                            Euer Lebenshof «Tierarche Seeland»
aber doch, was hat sich geändert?                            wurde offiziell am 1. Januar dieses
Urs Marti: Ich habe immer gern zu                            Jahres geboren, und dann hast du
den Tieren geschaut, aber das Ma-                            auch den Hof von deinem Vater
schinelle am Bauern war nicht so                             übernommen. Vor diesem Start war
meins. Mit ca. 30 Jahren habe ich                            einiges an Vorarbeit und Planung
entdeckt, dass die Landwirtschaft                            nötig. Wie habt ihr euer Lebenswerk
sehr vielschichtig ist. Ich habe an-                         gestartet?
gefangen, mir Gedanken über Kli-                             Unser Hof wurde bis anhin konven-
maschutz und sinnvollen Ackerbau                             tionell geführt und hatte unter ande-
zu machen, und die Idee von einem                            rem auch noch einen traditionellen
ganzheitlichen Hof ohne Tiernutzung                          Anbindestall für 25 Milchkühe. Die-
hat sich bei mir festgesetzt. Dass ich                       ser musste zu einem Laufstall um-
Tiere nicht mehr nutzen wollte, war                          gebaut werden, und der Hof wurde
nichts Neues, auch nicht für meine       Ich vertraue dir.   auf Bio umgestellt. Heute verbringen

4                                                                                             ProTier 1/ 19
Für die Tiere ändert sich alles Circus Royal hat es nicht verstanden - PRO - ProTier
Hof Hübeli – bis 2017
  ein typischer Schweizer
  Bauernhof
  Der Hof Hübeli in Kallnach ent-
  stand 1763 auf dem Boden einer
  ehemaligen Kiesgrube. Mit genü-
  gend eigenem Land in der direk-
  ten Umgebung galt er früher als
  grosser Hof. Heute entspricht er
  mit knapp 30 Hektaren bewirt-
  schafteter Fläche einem mittel-
  grossen Betrieb.
  Bis 2017 war das Hübeli ein Bau-
                                        Hier fühlen wir uns wohl.
  ernhof wie viele in der Schweiz.
  Seit dem 1.1.2019 beherbergt er
                                        auch auf dem Lebenshof leben und           ursprünglich für die Mast vorgesehen
  mit der Tierarche Seeland einen
                                        bei ihren Müttern aufwachsen.              waren, werden nun grösser, als wir
  Lebenshof mit 25 Kühen und 3
                                                                                   uns das bis anhin gewohnt waren. So
  Schafen. Daneben werden auf
                                        Das war für die ehemaligen Milch­          wiegen drei Ochsen bereits je rund
  der Ackerfläche nach Bio-Stan-
                                        kühe sicher ungewohnt, da sie es           eine Tonne.
  dard (2. Umstellungsjahr) Nah-
                                        das erste Mal erlebten, dass ihre
  rungsmittel für den Menschen
                                        Kälbchen bei ihnen trinken. Hat es
  und Gras für die Tiere angebaut.                                                  «Die Tiere, die auf dem Lebenshof
                                        von Anfang an geklappt? Musstest
  Der Hof verfügt über genügend                                                              geboren wurden,
                                        du nicht zusätzlich noch «abmelken»?
  Weideflächen für die Kühe und                                                           sind viel zutraulicher.»
                                        Anfangs war es für sie sicherlich
  Platz für die Produktion von Heu
                                        ungewohnt, aber alle Mütter und
  für die Wintermonate.
                                        Kälbchen haben sich schnell daran              Besonders bei den Tieren, die auf
  Urs Marti ist auf dem Bauernhof
                                        gewöhnt. Abmelken mussten wir              dem Lebenshof geboren wurden,
  aufgewachsen, wollte jedoch kein
                                        nicht, die Natur hat schnell wieder        merken wir einen Unterschied: Sie
  traditioneller Bauer werden und
                                        zu ihrer ursprünglichen Bestimmung         sind viel zutraulicher und haben ein
  wählte so den Lehrerberuf. Erst
                                        zurückgefunden. Wenn eine Kuh zu           anderes Verhältnis zu uns Menschen.
  später holte er die Ausbildung
                                        viel Milch für ihr Kälbchen hatte, lies-   Die Kühe, die früher gemolken wur-
  zum Landwirt nach. Heute lebt
                                        sen wir einfach ein zweites Kälbchen       den, liessen sich von uns zwar leich-
  er mit seiner Frau Leandra, Sohn
                                        vom selben Euter trinken.                  ter anfassen, da sie sich dies vom
  Fabio und Django auf dem Hof.
                                                                                   Melken gewohnt waren, aber dass sie
  Er betreibt diesen als Lebenshof
                                        Es ist sicher besonders eindrück­          regelmässig gestreichelt werden, dar­
  und ist an zwei Tagen pro Woche
                                        lich, zu sehen, wie die Tiere sich         an mussten sie sich erst gewöhnen.
  im Schulzimmer tätig. Er setzt
                                        verändern, sobald sie wieder ein               Am anspruchsvollsten ist der
  sich für ein respektvolles Mitei-
                                        von der Natur bestimmtes Leben             Umgang mit den ehemaligen Mast-
  nander von Tier und Mensch ein
                                        ohne Nutzung führen dürfen. Als            tieren. Grundsätzlich gilt aber für
  und leistet Pionierarbeit als Bauer
                                        wir heute hier bei euch ankamen,           alle, dass sie heute viel entspann-
  ohne Tiernutzung.
                                        haben wir sofort die Ruhe und Ent­         ter sind und eine gegenseitige
  www.huebeli-kallnach.ch               spanntheit der Tiere gespürt. Auch         Wertschätzung zwischen Tier und
                                        ihre Neugier und ihr klarer Blick          Mensch spürbar ist.
                                        sind uns aufgefallen. Was bedeutet
13 Rinder (Kühe, Ochsen und Kälber)     das neue Leben für die Tiere?
den Winter im neuen Laufstall mit       Die grösste Veränderung ist sicher,
seinen grosszügigen Liegeflächen,       dass sie heute in Quasi-Freiheit
dem Laufhof und dem ständigen           und nach ihren Bedürfnissen leben
Zugang zu Futter. In einem anderen      können. Sie haben grosszügige Lie-
Laufstall leben zurzeit weitere 12      geflächen (keine Liegeboxen) und
Rinder. Wir haben schrittweise auf-     dauernden Zugang zum Laufhof im
gehört zu melken. Mein Vater hat        Winterhalbjahr. Im Sommerhalbjahr
am 31. Dezember 2017 das letzte         sind sie so oft wie möglich draussen
Mal gemolken. Die Kühe, die damals      auf den Weiden. Unsere letzten Kälb-
noch trächtig waren, haben in der       chen, Ronja und Judy, wurden im Mai
Zwischenzeit ihre Kälbchen gebo-        2018 geboren und werden nun all-
ren, und diese dürfen natürlich heute   mählich gross. Auch jene Tiere, die        Es braucht Wissen und Gespür.

ProTier 1/ 19                                                                                                           5
Für die Tiere ändert sich alles Circus Royal hat es nicht verstanden - PRO - ProTier
auf dem Hof an. Da drüben steht ein
                                                                                  Gewächshaus für die Selbsternte-
                                                                                  Tomaten, und vor den Gemüse-
                                                                                  beeten steht unser Hofladen. Dort
                                                                                  gibt es nebst unseren abgepackten
                                                                                  Produkten auch Polenta-Mais und
                                                                                  Linsen zum Selber-Abfüllen.

                                                                                  Die Tierarche Seeland und der Hof
                                                                                  Hübeli gehören zusammen und
                                                                                  sind doch zwei verschiedene Pro­
                                                                                  jekte. Wie kam es dazu, dass der
                                                                                  Hof Hübeli heute einen Lebenshof
                                                                                  beheimatet?
                                                                                  Die Tiere waren ursprünglich der
                                                                                  Grund für diesen Entscheid. Eines
                                                                                  Tages habe ich bei einem Züchter
Schöne Aussichten.                                                                drei Schafe vor dem Schlachthof
                                                                                  gerettet. Eigentlich wollte ich zwei
Du sprichst von einem «ganzheit­           Was produziert ihr auf eurer           freikaufen, nach Hause kam ich aber
lichen» Hof, was hast du sonst             Ackerfläche?                           mit dreien. Diese drei Schafe waren
noch verändert?                            Wir bauen Hafer, Weizen, Polenta-      der Anfang der Tierarche. Der Begriff
Weil wir die Tiere nicht mehr nutzen,      Mais, Linsen und Gras (für die Tiere   Tierarche umschreibt eigentlich die
können wir auf Kraftfutter, Maissilage     und den Bodenaufbau) an. Linsen        Tierhaltung des Biohofs Hübeli.
und Frühlings-Grassilage verzichten.       etwa zeichnen sich durch ihren ho-
Dadurch sparen wir viel Ackerfläche        hen Anteil an pflanzlichen Eiweissen   Anfang Jahr seid ihr in euer erstes
ein. Die Fütterung wird auch billiger,     aus und eignen sich somit gut als      Jahr als Lebenshof gestartet. Was
da unsere Tiere ausschliesslich Heu,       Fleischersatz. Polenta besteht v.a.    habt ihr euch vorgenommen?
Emd (junges Heu) und ein wenig Gras-       aus Kohlehydraten und ist eine ge-     Wir haben uns sorgfältig vorberei-
silage aus eigenem Anbau fressen.          sunde und glutenfreie Alternative zu   tet und schon vorher angefangen,
                                           Teigwaren, Kartoffeln und Co.          Paten oder Teilpaten für die Tiere zu
                                              Ich habe einen grossen Experi-      suchen. Aber es braucht sicherlich
       «Dass sie regelmässig
                                           mentiergarten, in dem ich vor allem    noch einiges an Arbeit, bis alle Tiere
gestreichelt werden, daran mussten
                                           mit farbigem Polenta- und farbigem     Paten haben. Die baulichen Arbeiten
     sie sich erst gewöhnen.»
                                           Zuckermais experimentiere. Auch        haben wir so weit erledigt, dass die
                                           Gemüse zur Selbsternte bauen wir       Tiere sich frei bewegen können, und
    Auf dem gewonnenen Platz baue
ich Nahrungsmittel für Menschen an.
So können die Menschen die Kalorien
direkt essen und der Umweg über die
Fütterung zur Milch- und Fleischge-
winnung bleibt aus. Das spart Ener-
gie in Form von Kalorien, schützt das
Klima und das Leben der Tiere. Wir
bauen Getreide an und können da-
durch auch den Strohbedarf unserer
Tiere selber decken.

     «So können die Menschen
     die Kalorien direkt essen.»

   Als Dünger für die Ackerkulturen
brauche ich lediglich den Mist, den
Mistkompost und die Gülle, die auf
unserem Hof anfallen. Ich kaufe kei-
nen Dünger, also externe Energie, ein.
So schliesst sich der Nährstoffkreislauf
– das meine ich mit Ganzheitlichkeit.      Kälbchen Selyma wächst wohlbehütet auf.

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Für die Tiere ändert sich alles Circus Royal hat es nicht verstanden - PRO - ProTier
Und egal ob man bloss (Pensions-)
  Mithelfen und die Tierarche Seeland unterstützen                                 Tiere bei sich aufnimmt oder Paten
                                                                                   für die eigenen Tiere sucht – der ad-
  Die Tierarche Seeland ist im Netzwerk der Lebenshöfe Schweiz mit                 ministrative Aufwand ist nicht zu un-
  ProTier verbunden. Sie ist als Verein organisiert und immer auf der Su-          terschätzen. Auch Auflagen gilt es zu
  che nach neuen Patinnen und Paten, die eine Teil- oder Vollpatenschaft           beachten. So dürfen etwa Biobetriebe
  für ein Tier übernehmen möchten.                                                 keine erwachsenen Rinder von kon-
  Urs und Leandra Marti haben nicht nur die Geburt ihres Sohnes vor rund           ventionellen Betrieben aufnehmen.
  sechs Monaten gut gemeistert, sondern auch diejenige des Lebenshofes.
  Die Tiere blicken jeden Tag in eine für sie heute viel glücklichere Welt.
                                                                                         «Bauliche Anpassungen
  Wer mithelfen möchte, den Lebenshof zu tragen, bis alle Tiere Paten ha-                 für verschiedene Tiere
  ben, oder gar selber eine (Teil-)Patenschaft übernehmen möchte, schenkt                 werden schnell teuer.»
  den Tieren der Tierarche Seeland ein Stück Lebensglück.

  Sie dürfen dazu gerne den Einzahlungsschein in der Heftmitte                        Nicht zuletzt braucht es Mut für
  verwenden oder online spenden mit dem Vermerk «Tierarche».                       eine derart grosse Umorientierung.
  Wir hoffen, der Tierarche Seeland mit Ihrer Hilfe den Start ein wenig            Mut, Neues zu wagen, und auch Mut,
  leichter zu machen.                                                              es anders zu machen, denn längst
                                                                                   nicht jeder kann sich das Bauern oh-
  Die Kühe und Schafe der Tierarche Seeland sagen                                  ne Tiernutzung vorstellen.
  von Herzen DANKE!
                                                                                   Wir schon! Danke, Urs, für diesen
                                                                                   spannenden Einblick. Euer Hof ist
erste Erfahrungen mit dem biologi-       sige Mittel bis zur nächsten Ernte        ein unglaubliches Beispiel dafür,
schen Futteranbau haben wir auch         haben. Die einzigen Einnahmen sind        wie die Landwirtschaft umdenken
gesammelt.                               gegenwärtig jene aus der Direktver-       kann. Ein Blick in die Augen der
    Was die Ackerkulturen angeht,        marktung, also aus dem Verkauf von        Tiere auf eurem Hof und in euren
testen wir dieses Jahr eine neue Form    Polenta-Mais und Linsen.                  Alltag zeigt klar, dass dies möglich
des Linsenanbaus, tüfteln an einer                                                 ist und welch wunderbare Chance
neuen Polentafarbe und sammeln           Urs, du bist in der Schweiz Pionier       dies für die Tiere, uns Menschen,
erste Erfahrungen im Haferanbau.         als Bauer, der die früheren Nutztie­      das Klima und die Natur ist. Echt
Auch will ich weitere Versuche mit       re des Hofes weiterhin hält, ohne         toll!                             ■
Ein- und Untersaaten (Mischkulturen)     sie jedoch weiter zu nutzen. Als wir
machen. Wir wollen den Verkauf un-       uns vor zwei Jahren kennenlern­
serer Produkte weiter ausbauen und       ten, waren deine Gedanken ganz
eventuell neue Möglichkeiten der         neu. Heute gibt es verschiedene
Direktvermarktung ausprobieren.          Bauern, die sich eine solche Um­
Online gibt es unsere Sachen ja be-      stellung überlegen. Was würdest
reits, und der Hofladen steht auch.      du ihnen raten, was sind deine Er­
                                         kenntnisse?
                                         Das Wichtigste ist aus meiner Sicht,
      «Das erste Jahr finanziell
                                         dass man bereits einen Hof bewirt-
     zu meistern, ist die grösste
                                         schaftet. Wenn man alles Futter und
         Herausforderung.»
                                         Stroh zukaufen muss, wird es finan-
                                         ziell wohl schwierig. Auch sollte eine
Was sind die Herausforderungen in        Umstellung schrittweise vollzogen
diesem ersten Jahr als Betriebsleiter?   werden. Es ist wichtig, genau zu
Die grösste Herausforderung ist es,      überlegen, wo und wie Einnahmen
dieses erste Hofjahr finanziell zu       generiert werden. Vor allem gilt es
meistern. Denn obwohl schon Aus-         abzuschätzen, welche Einnahmen
gaben für Versicherungen, Saatgut,       ohne Tiernutzung wegfallen und wo
Reparaturen u.a. getätigt werden         Kosten eingespart werden können
müssen, haben wir erst im Sommer/        (z.B. Fütterung).
Herbst die ersten Einnahmen aus              Ein Hof eignet sich meist nicht für
                                                                                    Die Tiere der Tierarche Seeland,
dem Verkauf der Ernte aus unseren        alle Tiere, und bauliche Anpassun-
                                                                                    den Online-Shop und Infos zum
Kulturen. Dazu kommt, dass wir auch      gen für verschiedene Tiere werden
                                                                                    Biohof Hübeli finden Sie unter:
Geld in den Stallumbau gesteckt ha-      schnell teuer. Darum sollte man ge-
ben. Sobald die Ernte verkauft wer-      nau schauen, für welche Tiere der          www.huebeli-kallnach.ch
den kann, sollten wir genügend flüs-     Hof geeignet ist.

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Für die Tiere ändert sich alles Circus Royal hat es nicht verstanden - PRO - ProTier
Das erlaubt die Schweiz (noch):
Lebendig geschreddert!
Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrates (WBK) fordert, das Schreddern
von lebenden Küken in der Schweiz zu verbieten. Eine entsprechende Motion wurde am 31. Januar
im Nationalrat eingereicht.

    Von Martina Futterlieb

D
        ie Tierschutzverordnung er-
        laubt das Homogenisieren le-
        bender Küken – mit anderen
Worten deren Schreddern. Ist die Ge-
schwindigkeit der Messer schlecht
eingestellt, kommt es vor, dass Kü-
ken lediglich die Füsse abgeschnit-
ten werden, sie das Schreddern aber
überleben.
   Artikel 1 des Tierschutzgesetzes
lautet: «Zweck dieses Gesetzes ist
es, die Würde und das Wohlerge-
hen des Tieres zu schützen.» Es liegt
nahe, dass das Schreddern eines
lebenden Tieres nicht im Einklang
mit diesem Artikel steht.

                                                                                                                          Foto: zvg
         «Einziger Tötungsgrund:         Das Geschlecht ist entscheidend.
          Es ist ein Männchen.»
                                         heute nur noch kleinere Betriebe
                                         die frisch geschlüpften Legeküken        Die einfachste Lösung
    Auch ethisch gesehen kann man        schreddern. Die beiden grössten          würde eigentlich auf
sich fragen, ob es akzeptabel ist, ein   Brütereien der Schweiz, die über 90
Küken einzig aus dem Grund zu tö-        Prozent aller Legeküken produzieren,
                                                                                  der Hand liegen:
ten, dass es ein Männchen aus einer      töten die männlichen Küken mit Koh-      Weniger Eier essen –
Legehennenlinie ist. Der Trend, Ras-     lendioxid.                               oder gar keine.
sen nur für das Eierlegen oder nur          Ein Schredderverbot würde al-
für die Fleischproduktion zu züchten,    so nicht grundsätzlich zu einer tier-
macht aus dem Tier einen simplen         freundlicheren Legehennenzucht          Bei der einen wird nach acht bis
Produktionsgegenstand und führt zu       führen.                                 neun Tagen dem Ei über ein winzi-
Absurditäten wie dem Schreddern                                                  ges Loch in der Schale Flüssigkeit
lebender männlicher Küken, was           Lösungen werden gesucht                 entnommen, anhand deren sich das
dem Intellekt des Menschen nicht         An einem Lösungsansatz wird ge-         Geschlecht bestimmen lässt. Glei-
würdig ist.                              arbeitet: Die In-ovo-Geschlechtsbe-     ches wäre über Ultraviolettstrahlung
    Grundsätzlich ist dieser politi-     stimmung soll die Geflügelhaltung       bereits ab dem vierten Tag der Brut
sche Vorstoss ein Grund zur Freude.      revolutionieren. In Deutschland sind    möglich. Beide Methoden sind aber
Es gilt allerdings anzumerken, dass      zwei Methoden entwickelt worden.        noch nicht praxisreif.            ■

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Für die Tiere ändert sich alles Circus Royal hat es nicht verstanden - PRO - ProTier
«Keine Wildtiere im Zirkus!» –
Circus Royal hat es nicht verstanden!
Die Ankündigung des Circus Royal, in sein Programm 2019 wieder Löwen aufzunehmen, war keine
Überraschung. Im Gegenteil, sie zeigte deutlich auf, dass nur eine gesetzliche Regelung diesem Zustand
ein Ende setzen wird. Seit 2004 führt der Circus Knie freiwillig, aus Platzmangel, keine Grossraubkatzen
mehr mit. Aber es gibt sie immer, die Unbelehrbaren!

 Von Barbara Kerkmeer

M
            ehr als 70’000 Menschen
            unterschrieben die von Pro-
            Tier, Tier im Recht und Vier
Pfoten initiierte Petition «Keine Wild-
tiere im Zirkus!». Die Petition wur-
de im März 2018 in Bern überreicht,
und wir gehen davon aus, dass diese
Stimmen ernst genommen werden.
     Im Mai 2018 reichte die grüne Po-
litikerin Irene Kälin ausserdem eine
Motion ein, dass der Bundesrat eine

                                                                                                                             Foto © Viva Colores Schweiz
Liste mit Wildtieren führen solle, die
nicht in den Zirkus gehören. Auch die-
se Motion ist hängig, und der Bun-
desrat beruft sich einmal mehr auf
das sogenannt strenge Tierschutzge-
setz in der Schweiz – und natürlich
passierte, was passieren musste.           Sehnsüchtiger Blick in die Freiheit.

Drei Löwinnen im Programm                  Dazu gehören keine Zirkusnummern        wird laut Stefan Kinfermann, Spre-
2019 des Circus Royal                      und Kunststücke. Er hält fest, dass     cher BLV (Bundesamt für Lebensmit-
Der Nationalzirkus Knie verzichtet         Löwen das Bedürfnis nach Platz und      telsicherheit und Veterinärwesen),
zum Wohl der Tiere seit 2004 auf de-       sozialem Austausch haben, das im        bis Mitte 2019 evaluiert. Dabei werde
ren Mit- und Vorführen. Aber «frei-        Zirkus nicht befriedigt werden kann.    auch ermittelt, ob weitere Massnah-
willig» und «im Sinne der Tiere» ist       (Quelle: NZZ-Artikel «Löwen zurück      men notwendig sind.
offenbar nicht jedermanns Sache,           in die Manege», 20. Februar 2019)          Diese Bemühungen sind durch-
deshalb ist eine gesetzliche Rege-                                                 aus positiv, allerdings sollte mittler-
lung unumgänglich.                         Was lange währt, wird gut?              weile jedem klar sein, dass Wildtiere,
    Mit der Begründung, dass die           In 28 europäischen Ländern ist die      die lärm- und lichtempfindlich sind,
Saison im Sinne und Andenken des           Wildtierhaltung im Zirkus geregelt.     den Kontakt zum Menschen scheu-
letzten Sommers verstorbenen Peter         In vielen Fällen durch ein Verbot, in   en, revierabhängig sind, soziale und
Gasser geplant werde, führt der Cir-       anderen durch Beschränkungen. Nur       familiäre Bedürfnisse haben und
cus Royal 2019 wieder drei Löwinnen        die Schweiz tut sich mit Regelungen     nicht für die Gefangenschaft geeig-
mit. Dem nicht genug, ist eines der        dieser Art sehr schwer, was wir ab-     net sind, nicht in den Zirkus gehö-
Tiere weiss. Diese Farbe beruht auf        solut nicht verstehen!                  ren.
einem Gendefekt.                              Wenn sogar ein Circus Knie auf
    Der Wildtierexperte Steven Seet        Raubkatzen-Nummern verzichtet           Geduld und Hartnäckigkeit
vom Leibniz-Institut für Zoo- und          und seit 2016 die Elefanten zu Hau-     Wir bleiben dran, denn immer mehr
Wildtierforschung in Berlin beurteilt      se lässt, muss doch klar sein, dass     Menschen wird bewusst, dass Tie-
das Mitführen von Wildtieren im Zir-       Wildtiere nicht in den Zirkus gehö-     re weder zu unserem Nutzen noch
kus sehr kritisch. Er bestätigt, dass      ren.                                    zu unserer Unterhaltung auf diesem
diese Tiere, auch wenn sie schon              Der Bundesrat verweist immer         Planeten leben. Sie bevölkern die
lange in Menschenhand leben, von           wieder auf die geltende Rechtslage.     Erde viel länger als unsere Spezies
der genetischen Prägung her ein            Anscheinend wurden 2015 strengere       und werden wohl noch hier sein,
Wildtier bleiben und auch entspre-         Vorschriften für die Haltung solcher    wenn es den Menschen längst nicht
chend behandelt werden sollten.            Wildtiere erlassen. Ihre Umsetzung      mehr gibt.                       ■

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Für die Tiere ändert sich alles Circus Royal hat es nicht verstanden - PRO - ProTier
|   S ER IE T IER U ND R E C H T

Fehlender Lebensschutz
im Tierschutzrecht
Obwohl der Tod als bedeutendste Schädigung eines Lebewesens betrachtet werden kann,
schützt das Schweizer Recht das Leben von Tieren nicht. Der Grund hierfür liegt in den vielfältigen
menschlichen Nutzungsansprüchen. Immerhin stellt die Tierschutzgesetzgebung aber relativ
strenge Vorgaben zur Tiertötung auf.

    Gieri Bolliger / Michelle Richner
    Tier im Recht (TIR)

G
       esellschaftlich wie auch recht-
       lich wird das Töten von Tieren
       hierzulande in unzähligen Be-
reichen toleriert: Alleine im Rahmen
der Schlachtung oder der Schädlings-
bekämpfung werden jährlich Millio-
nen Tiere getötet. Hunderttausende
sterben zudem für Tierversuche, auf
der Jagd und in der Fischerei.
    Regelmässig vorgenommen wer-
den Tötungen auch bei der Tierseu-
chenbekämpfung oder für die soge-
nannte Markt- oder Bestandesregu-
lierung (etwa bei Überpopulationen).
So werden in der Schweiz beispiels-
weise jährlich rund zwei Millionen

                                                                                                                             Foto: zvg
männliche Küken an ihrem ersten
Lebenstag vergast oder geschred-
dert, weil sie für die Legehennen-       Schäden und Ängste zu erfolgen.         Konsequenzen. Aus ethischer Sicht ist
zucht aus wirtschaftlichen Gründen       Zentral ist dabei, dass die Tiere vor   die generelle Zulässigkeit der Tötung
nicht in Frage kommen.                   ihrer Tötung betäubt werden.            von Tieren jedoch äusserst fragwür-
                                            Explizit untersagt sind das qual-    dig. Darüber hinaus steht sie dem für
                                         volle oder mutwillige Töten von         das Tierschutzrecht fundamentalen
     «Gesellschaftlich und rechtlich
                                         Tieren und das Durchführen von          Prinzip des Tierwürdeschutzes ent-
         wird Töten toleriert –
                                         Kämpfen, bei denen sie – unabhän-       gegen.
            millionenfach.»
                                         gig davon, ob schmerzlos oder nicht     Das Tierschutzgesetz definiert den
                                         – getötet werden. Neben der Tötung      Begriff der Tierwürde als «Eigenwert
    Da ein genereller Verzicht auf       ohne vorherige Schmerzausschal-         des Tieres, der im Umgang mit ihm
derartige Tötungen gesellschaftlich      tung sind daher beispielsweise auch     zu achten ist». Besitzt das Tier an sich
zurzeit (noch) kaum konsensfähig ist,    das Schiessen auf zahme oder gefan-     einen rechtlich anerkannten Wert,
schützt die Schweizer Tierschutzge-      gen gehaltene Tiere (Taubenschies-      ist nicht ersichtlich, weshalb dieses
setzgebung ausdrücklich nur das          sen etc.), das Töten aus purer Freude   Gut – also die Existenz des Tieres –
Wohlergehen und die Würde von            oder Veranstaltungen wie Hunde-,        nicht geschützt werden soll. Die Ver-
Tieren. Deren Tötung gilt nach all-      Hahnen- oder Stierkämpfe verboten.      ankerung eines grundsätzlichen Le-
gemeiner Rechtsauffassung als prin-                                              bensschutzes für Tiere (wie ihn etwa
zipiell zulässig. Immerhin bestehen                                              Deutschland oder Österreich bereits
                                         «Ein grundsätzlicher Lebensschutz
aber relativ strenge Anforderungen:                                              kennen) wäre daher auch im Schwei-
                                             für Tiere wäre auch in der
Wann immer ein Tier getötet wird,                                                zer Recht dringend geboten.           ■
                                              Schweiz dringend nötig.»
muss dies schonend geschehen.
Nach den Grundsätzen des Tier-
schutzrechts hat die Tötungshand-           Solange eine Tötung fachgerecht       Tier im Recht (TIR)
lung deshalb unter Vermeidung jeg-       und nicht mutwillig durchgeführt         www.tierimrecht.org
licher unnötiger Schmerzen, Leiden,      wird, hat dies keine strafrechtlichen

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Nach elf Jahren an der Kette                                                                            PRO

endlich frei                                                                                                         hilft!

«Kettenhunde» ist ein uraltes, sehr trauriges Thema. Jeder Tierbesitzer weiss, dass es sich lohnt, sich
gut um sein Tier zu kümmern. Es nützt nicht nur dem Tier, sondern auch dem eigenen Geldbeutel.

Das Schicksal an der Kette                                                               Das sind wir ihm schuldig
Tag und Nacht liegt der arme Hund an                                                     Ein solcher Anblick zerreisst einem
seiner Kette. Im Sommer brennt die                                                       das Herz, und als wir die Chance
Sonne gnadenlos auf die Hütte, und er                                                    hatten, so einem Hund zu helfen, ta-
hat keine Möglichkeit, sich irgendwo                                                     ten wir dies ohne langes Überlegen.
zu verkriechen. Einen Platz im kühlen                                                    Nach elf Jahren an der Kette darf er
Schatten kann er nicht erreichen, da                                                     nun endlich in Freiheit leben und hat
die Kette nicht bis dorthin reicht. Sein                                                 eine warme Ecke zum Schlafen. Er
Futter ist kalt, und frisches Wasser be-                                                 darf nun endlich lernen, stubenrein
kommt er nicht täglich, da er ja das von                                                 zu sein. Auch mit anderen Hunden
gestern noch nicht ausgetrunken hat.                                                     spielen zu können, ist für ihn neu.
    Doch die schlimmste Zeit für den                                                        Wir haben ihm zur Begrüssung
Kettenhund ist der Winter. Die Hütte                                                     sein erstes eigenes Spielzeug ge-
ist zugig, und Nässe und Kälte krie-                                                     schenkt, und dank unseren Patinnen
chen unerbittlich hinein. Ein ordent-                                                    und Paten konnten wir ihn medi­
liches und trockenes Plätzchen fehlt.                                                    zinisch versorgen und ihm ein Zu-

                                                                             Foto: zvg
Vergebens klagt und bittet er, dass                                                      hause in Freiheit und Sicherheit ge-
man ihn einmal – nur für wenige                                                          ben.
Stunden – freilasse.                       Streicheleinheiten statt Kette.                                                  ■

                Danke, dass Sie mit Ihrer Tierliebe solche Wunder möglich machen!

     Tierliebe in Ewigkeit
     Tierschutzprojekte sind Herzensangelegenheiten
     und machen Wunder für Tiere möglich.

     Möchten Sie Tieren auch über Ihr irdisches Leben hinaus helfen?
     Dann denken Sie bitte bei der Erstellung Ihres Testaments an
     ProTier – Stiftung für Tierschutz und Ethik.
     Noch immer erfahren viele Tiere unsägliches Leid.
     Mit Ihrem Vermächtnis bekommen sie Hilfe und erhalten
     ein Zuhause in Sicherheit.

     Für eine Beratung kontaktieren Sie uns unter:
     Monika Wasenegger, Geschäftsführerin ProTier,
     Telefon 044 201 25 03 oder monika.wasenegger@protier.ch
                                                                                                              PRO

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h ri ft   z ä h lt !
                                                                                         Ih re U n te rs c
Helfen ist einfach:

Unterschriften sammeln für die Initiative
«Eine Schweiz ohne Massentierhaltung»
«Massentierhaltung», ein Begriff, der ganz selbstverständlich benutzt wird, als wäre es das Normalste
der Welt, Tiere in Massen zu halten und sie in Fabriken einzusperren. Der Mensch hat sich in seiner
Gewinnsucht dermassen verloren, dass ihm kaum noch auffällt, wie zynisch die Begriffe im Zusammen-
hang mit sogenannten Nutztieren geworden sind. Es geht nur um Profit! Welchen Preis die Tiere und
letztlich auch die Konsumenten dafür bezahlen, ist unerheblich, Hauptsache, für den Produzenten geht
die Rechnung auf. Damit muss Schluss sein, den Tieren, den Menschen und der Umwelt zuliebe.

 Von Barbara Kerkmeer
                                            Mit dieser Initiative können wir

E
      s ist noch gar nicht so lange her,
      dass Bauernbetriebe die Liefe-        ein Zeichen setzen!
      ranten tierischer Nahrungsmit-
                                            Tierprodukte werden gegessen und massenhaft hergestellt, weil der
tel waren. Mensch und Tier lebten
                                            Konsument dies so will. Sehr oft ist es auch bei Tierprodukten der
zusammen, waren aufeinander an-
                                            Preis, der über den Kauf entscheidet, obwohl hinlänglich bekannt ist,
gewiesen, und damit gute Produkte
                                            dass die Preisdifferenz von den Tieren bezahlt wird.
produziert werden konnten, bemühte
sich der Bauer um das Wohlergehen           Entscheiden wir uns für eine Schweiz ohne Massentierhaltung, geben
seiner Tiere.                               wir dem Tierprodukt seinen angestammten Wert zurück und ermögli-
    Nach dem Krieg wuchs die Zahl           chen den Bauern ein Leben mit anständiger Tierhaltung.
der Menschen stetig, mehr Men-
schen verdienten besser, und da-
                                            «Bitte helfen Sie mit und schicken Sie uns
mit stiegen auch die Ansprüche an           einen Bogen mit Unterschriften: Für die Tiere!»
die Nahrungsmittel. War es früher
                                            Helfen Sie mit, die für das Zustandekommen der Initiative nötigen
Usanz, einmal in der Woche, meist
am Sonntag, Fleisch zu essen, wur-
                                            100‘000 Unterschriften zu sammeln. Auf der folgenden Seite
                                            finden Sie einen Unterschriftenbogen. Füllen Sie diesen mit Unter-
de im Laufe der Zeit auf wöchentlich
                                            schriften von Stimmberechtigten aus der genannten politischen
mehrfachen und schliesslich täg-
                                            Gemeinde und schicken Sie ihn uns zu.
lichen Fleischkonsum umgestellt.
Die Selbstverständlichkeit, mit der
                                            Vielen Dank für Ihre aktive Mithilfe – die Tiere brauchen Sie!
Tierprodukte konsumiert wurden,
wuchs. Woher sie in diesen Mengen
kamen, interessierte die wenigsten.        Diese Praxis wird bis heute weiter-     Eine Initiative zum Wohle
                                           geführt. Dies, obwohl viele Konsu-      von uns allen
                                           menten sagen, dass ihnen das Tier-      Die Massentierhaltung ist aber nicht
      «Früher ass man Fleisch
                                           wohl wichtig ist, und sie wissen        nur ein Problem der Tierhaltung, die
         nur am Sonntag.»
                                           wollen, wie die Tiere, bevor sie zu     absolut unethisch ist, sondern sie
                                           Produkten verarbeitet werden, ge-       treibt auch die Klimaerwärmung vor­
Die Entstehung der                         lebt haben.                             an, verschärft den Welthunger, die
Tierfabriken                                                                       Wasserknappheit, verursacht Antibio-
Die Raumverhältnisse in den Ställen                                                tikaresistenzen bei Mensch und Tier
                                                    «Den Preis dafür
wurden immer enger, und schliess-                                                  und verletzt letztlich den Verfassungs-
                                                    zahlen die Tiere.»
lich stellte man auf Fabriken um.                                                  grundsatz des Tierschutzes.
Schweine und Hühner wurden in
trostlose, enge, dunkle und stinken-          Oft zeigt sich aber beim Zah-
                                                                                           «Bis Dezember 2019:
de Fabrikhallen gepfercht. Auf ihre        lungswillen, dass viele es doch nicht
                                                                                         100’000 Unterschriften.»
Bedürfnisse wurde keine Rücksicht          so genau wissen wollen und nicht
mehr genommen, denn der enor-              bereit sind, einen entsprechend
me Bedarf an tierischen Produkten          höheren Preis zu bezahlen. Auf die         Die Initiative «Keine Massentier-
musste zu möglichst geringen Kos-          Idee, einfach weniger zu konsumie-      haltung in der Schweiz» (Massentier-
ten abgedeckt werden.                      ren, kommen die wenigsten.              haltungsinitiative), die am 12. Juni

12                                                                                                                   ProTier 1/ 19
2018 lanciert wurde, möchte dem ein
             Ende setzen. Bereits haben sich zahl-
             reiche Organisationen und Einzel-
             personen aus den verschiedensten
             Bereichen den Forderungen der Ur-
             heberinnen und Urheber der Initiative
             angeschlossen. Bis Dezember 2019
             müssen 100’000 Unterschriften ge-
             sammelt werden, damit die Initiative
             zustande kommt.

             Klimatische Gründe gegen die
             Massentierhaltung
             Die Entwicklungen in der «Nutz»tier-
             haltung in den letzten ca. 60 Jahren
             ist fatal. Sie schadet Tier, Mensch
             und Umwelt, und es ist höchste Zeit,                                                Massentierhaltung ist Tierquälerei.                                                                                                Fotos © Klaus Petrus

             diesen Zuständen einen Riegel vor-
             zuschieben.                                                                         Verkehrs. Damit die schlimmsten                                                  Massnahme zur Reduktion der land-
                 Die Welternährungsorganisation                                                  Auswirkungen der Klimaerwärmung                                                  wirtschaftlichen Treibhausgasemis-
             der UNO (Food and Agriculture Or-                                                   verhindert werden können, müssen                                                 sionen ist.
             ganization, FAO) schätzt den Anteil                                                 diese Emissionen bis 2050 um die                                                    Die industrialisierte Tierhaltung im
             der Massentierhaltung an den welt-                                                  Hälfte reduziert werden. ETH-For-                                                Namen der Effizienz und der Kosten­-
             weiten Treibhausgasemissionen auf                                                   scher haben für die Schweiz er-                                                  einsparung schadet nicht nur dem
             14,5 %. Dies entspricht ungefähr den                                                mittelt, dass die Verkleinerung der                                              Klima, sondern trägt auch einen we-
             Gesamtemissionen des weltweiten                                                     Tierbestände die wirkungsvollste                                                 sentlichen Teil zu den Welthunger­
                                                                                                                                                                                                                                                               ✃
 Eidgenössische Volksinitiative:
 «Keine Massentierhaltung in der Schweiz (Massentierhaltungsinitiative)»
 Im Bundesblatt veröffentlicht am 12.06.2018
 Die unterzeichneten stimmberechtigten Schweizer Bürgerinnen und Bürger stellen hiermit gestützt auf Art. 34, 136, 139 und 194 der Bundesverfassung und nach dem Bundesgesetz vom 17. Dezember 1976
 über die politischen Rechte, Art. 68ff., folgendes Begehren:

   Die Bundesverfassung [1] wird wie folgt geändert:                                        4
                                                                                                Er erlässt Vorschriften über die Einfuhr von Tieren und tierischen Erzeugnissen    3
                                                                                                                                                                                       Ist die Ausführungsgesetzgebung zu Artikel 80a nach dessen Annahme nicht innert
   Art. 80a      Landwirtschaftliche Tierhaltung                                                zu Ernährungszwecken, die diesem Artikel Rechnung tragen.                              drei Jahren in Kraft getreten, so erlässt der Bundesrat Ausführungsbestimmungen
                                                                                                                                                                                       vorübergehend auf dem Verordnungsweg.
   1
       Der Bund schützt die Würde des Tieres in der landwirtschaftlichen Tierhaltung.       Die Übergangsbestimmungen der Bundesverfassung werden wie folgt geändert:
       Die Tierwürde umfasst den Anspruch, nicht in Massentierhaltung zu leben.
                                                                                            Art. 197 Ziff. 12 [2]
   2
       Massentierhaltung bezeichnet die industrielle Tierhaltung zur möglichst effizien­
                                                                                            12. Übergangsbestimmungen zu Art. 80a (Landwirtschaftliche Tierhaltung)
       ten Gewinnung tierischer Erzeugnisse, bei der das Tierwohl systematisch verletzt
                                                                                            1
                                                                                                Die Ausführungsbestimmungen zur landwirtschaftlichen Tierhaltung gemäss Arti­
                                                                                                                                                                                   [1]
                                                                                                                                                                                         SR 101
       wird.
                                                                                                kel 80a können Übergangsfristen von maximal 25 Jahren vorsehen.                    [2]
                                                                                                                                                                                         Die endgültige Ziffer dieser Übergangsbestimmungen wird nach der Volks-
   3
       Der Bund legt Kriterien insbesondere für eine tierfreundliche Unterbringung und
                                                                                            2
                                                                                                Die Ausführungsgesetzgebung muss bezüglich Würde des Tiers Anforderungen                 abstimmung von der Bundeskanzlei festgelegt.
       Pflege, den Zugang ins Freie, die Schlachtung und die maximale Gruppengrösse
       je Stall fest.                                                                           festlegen, die mindestens den Anforderungen der Bio-Suisse-Richtlinien 2018 [3]    [3]
                                                                                                                                                                                         Richtlinien der Bio Suisse für die Erzeugung, Verarbeitung und den Handel von
                                                                                                entsprechen.                                                                             Knospe-Produkten, Fassung vom 1. Januar 2018, abrufbar unter www.bio-suisse.ch.

 Auf dieser Liste können nur Stimmberechtigte unterzeichnen, die in der genannten politischen Gemeinde in eidgenössischen Angelegenheiten stimmberechtigt sind. Bürgerinnen und Bürger, die das Begehren unterstützen, mögen es handschriftlich unter-
 zeichnen. Wer bei einer Unterschriftensammlung besticht oder sich bestechen lässt oder wer das Ergebnis einer Unterschriftensammlung für eine Volksinitiative fälscht, macht sich strafbar nach Art. 281 beziehungsweise nach Art. 282 des Strafgesetzbuches.

  Kanton:                                                        PLZ:                      Politische Gemeinde:

  Nr.      Name / Vornamen                                       Geburtsdatum              Wohnadresse                                                                                                            Eigenhändige Unterschrift                Kontrolle
           (eigenhändig und möglichst in Blockschrift)           (Tag / Monat / Jahr)      (Strasse und Hausnummer)                                                                                                                                        (leer lassen)

   1.

   2.

   3.

 Ablauf der Sammelfrist: 12.12.2019
 Das Initiativkomitee, bestehend aus nachstehenden Urheberinnen und Urhebern, ist berechtigt, diese Volksinitiative mit absoluter Mehrheit der noch stimmberechtigten Mitglieder zurückzuziehen:
 Gabrielle Brunner, 4052, Basel, Luftmattstrasse 32; Noëmi Erig, 8004, Zürich, Hohlstrasse 204; Marcela Frei, 9205, Waldkirch, Ronwil 257; Bastien Girod, Nationalrat, 8041, Zürich, Maneggplatz 18; Nadja Graber, 4052, Basel, Engelgasse 65; Thomas Gröbly,
 5400, Baden, Burghaldenstrasse 5; Sarah Heiligtag, 8132, Hinteregg, Güetlistrasse 45; Verena Hofer, 8309, Nürensdorf, Breitenloostrasse 6; Philipp Hoppen, 3007, Bern, Sulgenrain 22; Hansueli Huber, 8479, Altikon, Büelhüsli 1; Pablo Labhardt, 8052, Zürich,
 Felsenrainstrasse 82; Ivo Mändli, 8032, Zürich, Sempacherstrasse 33; Adrian Marmy, 4057, Basel, Oetlingerstrasse 47; Céline Müller, 6004, Luzern, Fluhmattstrasse 52; Raphael Neuburger, 8006, Zürich, Huttenstrasse 22; Kim Rösner, 8037, Zürich, Breitenstein­
 strasse 82a ; Philipp Ryf, 8057, Zürich, Schaffhauserstrasse 133; Valentin Salzgeber, 4058, Basel, Grenzacherstrasse 82; Meret Schneider, 8610 Uster, Brunnenstrasse 1; Mike Stadelmann, 8037, Zürich, Breitensteinstrasse 82a; Katerina Stoykova, 8004, Zürich,
 Baslerstrasse 2; Fabien Truffer, 1800, Vevey, Rue du Jura 2; Reto Walther, 8050, Zürich, Tramstrasse 26; Vera Weber, 3011, Bern, Gerberngasse 5; Yasmine Wenk, 8716, Schmerikon, Mühlegraben 5; Markus Wild, 4495, Zeglingen, Wenslingerstrasse 7

 Die unterzeichnete Amtsperson bescheinigt hiermit, dass obenstehende           (Anzahl) Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Volksinitiative in eidgenössischen Angelegen-
                                                                                                                                                                                                     Amtsstempel:
 heiten stimmberechtigt sind und ihre politischen Rechte in der erwähnten Gemeinde ausüben.

 Ort:                                                                           Eigenhändige Unterschrift:

 Datum:                                                                         Amtliche Eigenschaft:

 Die Liste ist vollständig oder teilweise ausgefüllt zurückzusenden an das Initiativkomitee: Massentierhaltungsinitiative, Postfach 5534, 8050 Zürich,
 das für die Stimmrechtsbescheinigung besorgt sein wird. Weitere Unterschriftenlisten können bestellt werden unter info@sentience.ch.

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Wenn diese Stoffe also direkt an die      entsprechende Bedürfnisse haben,
           Alle gemeinsam können                              Menschen gingen und nicht ressour-        die es in jedem Fall zu beachten gilt.
                                                              cenineffizient zunächst an Tiere ver-         Für die Herstellung vonTierproduk-
           wir es schaffen, das von der
                                                              füttert würden, sähe die Ernährungs-      ten gelten Tiere wie Kühe, Schweine
           Massentierhaltung verur­                           situation der Weltbevölkerung ganz        und Hühner als Hauptlieferanten. Sie
           sachte Tierleid zu beenden.                        anders aus.                               alle werden in Massentierhaltung
           Für die Tiere, uns Menschen                                                                  gehalten.
           und die Umwelt.                                    Industrialisierte Tierhaltung
                                                              (Massentierhaltung) und
                                                                                                             «Kühe, Schweine und
                                                              Tierleid
                                                                                                               Hühner müssen in
                                                              Tiere sind empfindungsfähige Lebe-
                                                                                                            Massentierhaltung leben.»
        problemen bei. Rund 90 % der welt-                    wesen, das heisst, sie können leiden
        weiten Sojaernte werden zu Soja-                      und haben ein grosses Interesse dar­
        mehl verarbeitet und in der Massen-                   an, dies zu vermeiden.                       Für Kühe zum Beispiel heisst das,
        tierhaltung verfüttert. Auch rund                                                               dass sie in Anbindehaltung aushar-
        50 % der weltweiten Getreideernte                                                               ren müssen, ihnen ihre Kälber gleich
                                                                      «Ein wesentlicher Teil
        dienen der Fütterung von Tieren in                                                              nach der Geburt entrissen werden
                                                                       des Welthungers.»
        Intensivhaltung.                                                                                und sie keine Möglichkeit haben, ih-
                                                                                                        re natürlichen sozialen Bedürfnisse
                                                                  Bei der Industrialisierung der        auszuleben.
              «Emissionen aus der Massen­
                                                               Tierhaltung ging es um Effizienz, we-       Ja, die Werbung vermittelt dau-
             tierhaltung entsprechen denen
                                                              niger Platzbedarf, mehr Tiere, Kosten-    ernd das Bild von glücklichen Kühen
                des weltweiten Verkehrs.»
                                                              ­einsparungen usw. Die Bedürfnisse        auf der Wiese. Das Gesetz verlangt,
                                                               und die Leidensfähigkeit der Tiere       dass die Tiere 90 von 365 Tagen
          Soja und Getreide sind wichtige                      wurden nicht in Betracht gezogen.        draussen verbringen müssen. Ob
        Nährstoff- und Eiweisslieferanten.                     Heute wissen wir, dass Tiere ihrer Art   dies allerdings auf der Weide oder

                                                                                                                                 Bitte
                                                                                                                              frankieren

        MASSEN-
        TIERHALTUNGS-
        INITIATIVE

        Die Massentierhaltung treibt die Klima­                                                ProTier – Stiftung für
        erwärmung voran, verschärft Welthunger und                                             Tierschutz und Ethik
        Wasserknappheit, verursacht Antibiotika­
                                                                                               Alfred-Escher-Strasse 17
        resistenzen und verletzt den Verfassungsgrund­
                                                                                               8002 Zürich
        satz des Tierschutzes. Die Massentierhaltungs­
        initiative soll dem ein Ende setzen.

        Weitere Unterschriftenbogen können bestellt
        werden unter www.massentierhaltung.ch

        Spendenkonto: PC 61­499948­6
        IBAN: CH68 0900 0000 6149 9948 6

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Tieren, die Strukturen sind klar ge-
                                                                                     regelt, und ein Hahn sorgt für den
                                                                                     Schutz und das Wohl der Hennen.
                                                                                     In Fabrikhallen werden zum Beispiel
                                                                                     Legehühner zu Tausenden gehalten.
                                                                                     Schon als Küken kommen sie nach
                                                                                     dem Schlüpfen in die Hallen, ohne
                                                                                     den Schutz des Mutterhuhns, ohne
                                                                                     Brüder, denn die werden gleich nach
                                                                                     dem Schlüpfen getötet.
                                                                                         Sie wachsen auf und legen wäh-
                                                                                     rend eines Jahres rund 300 Eier (von
                                                                                     der Natur sind 20 vorgesehen). Nach
                                                                                     einem Jahr Legen werden sie in der
                                                                                     Regel ausgestallt (getötet), da sie in
                                                                                     die Mauser kommen und deswegen
    Erfahrungsaustausch.                                                             für einige Zeit keine Eier legen.
                                                                                         Auch nicht besser ergeht es den
    im betonierten Auslauf passiert, ist         Hühner und Schweine werden          sogenannten Masthühnern. «Dank»
    nicht geregelt.                          zu Tausenden in Fabriken gehalten.      moderner Zuchtmethoden nehmen
        Sogenannte Laufställe gewäh-         Für die Haltung von Schweinen gibt      sie innert kürzester Zeit stark, aber
    ren den Kühen mehr Bewegungs-            es keine gesetzliche Einstreupflicht,   ungleichmässig zu. Vor allem die
    freiheit. Richtig, allerdings müssen     auch der Auslauf im Freien ist nicht    Brust soll Muskeln aufbauen; dies
    die Tiere dann nicht mehr zwingend       geregelt. Aus diesem Grund vegetie-     zwingt die von Natur aus aktiven Tie-
    auf die Weide gelassen werden. Ein       ren die Schweine oft auf Betonböden     re, die meiste Zeit des Tages ruhend
    Grossteil der Laufställe ist so konzi-   in ihren eigenen Exkrementen, ohne      zu verbringen – die Beine tragen den
    piert, dass die Köpfe von Kühen mit      Tageslicht und ohne Beschäftigungs-     Körper einfach nicht.
    Hörnern nicht durch die Fressgitter      möglichkeit, vor sich hin. Dies führt   Darum ist uns diese Bitte so wich-
    passen. Also werden die Horn­ansätze     zu Apathie und Verhaltensstörun-        tig. Helfen Sie mit und schicken Sie
    ausgebrannt, die schmerzhaften Fol-      gen.                                    einen Bogen mit Unterschriften zu-
    gen für die Tiere wurden erst kürzlich       In der Natur leben Hühner in        rück. Die Zeit ist in der Schweiz reif
    wissenschaftlich bewiesen.               Gruppen von wenigen Dutzend             für diese Initiative!              ■

                                                                                                              BU C H T IP P   |

    Eine Hommage – die Seele der Rinder
    Schon früh entwickelte Werner Lampert eine Passion für         Das perfekte Zusammenspiel von ausdrucksstarker
    Rinder. Immer wieder zog es ihn auf die Weide zu die-       Fotografie und tiefgründigen, mitunter poetischen Tex-
    sen würdevollen, sanften Tieren mit ihrer beruhigenden      ten rundet das über 480 Seiten umfassende Werk ab.
    Wirkung.                                                    Spannende Fakten, historische Informationen und unter-
                                                                haltsame Anekdoten zu den einzelnen Arten sowie zur
    Dieser opulente Bildband versucht, die Seele der Rinder     Beziehung zwischen Mensch und Tier ermöglichen einen
    in atemberaubenden Fotografien sichtbar zu machen           besonderen Einblick in die Lebenswelt der Kühe.
    und das besondere Band zwischen Mensch und Kuh zu
    erklären, das in den Zeiten der Massentierhaltung ge-
                                                                                         DIE KUH – EINE HOMMAGE
    fährdet ist.
                                                                                         Werner Lampert

        Rund um den Globus haben Lampert und sein Team                                    480 Seiten, 230 Farbfotografien
    ausgewählter Fotografen die schönsten, seltensten und                                 Hardcover
    ursprünglichsten Rinder aufgespürt und in ihrer natür-                                CHF 66.80
    lichen, nicht minder spektakulären Umgebung fotogra-                                  (empfohlener Verkaufspreis)
    fisch festgehalten. Die dabei entstandenen Bilder zeugen                               ISBN 978-3-96171-178-9
    auf jeder Seite des Buches von der tief empfundenen                                    erschienen bei teNeues
    Empathie und dem Respekt für die Tiere.                                                 im Februar 2019

    ProTier 1/ 19                                                                                                         15

0
|   S ER IE T IERG E S U ND HE I T

Massentierhaltung aus der Sicht
eines Tierarztes
Automatisierung, Hochleistungszucht und intensive Tierhaltung – auch in der Schweiz.

    Von Dr. Josef Föhn                           In den Betrieben werden Zutritts-         Statistisch gesehen sind solche
                                             beschränkungen zur Verhinderung           Fälle in der Schweiz selten geworden.

M
           assentierhaltung entstand         des Einschleppens von Krankheitser-       Die Professionalisierung der Land-
           vor einigen Jahrzehnten.          regern und die konsequente Desinfek-      wirtschaft, die stetige Anpassung der
           Das Streben der Menschen          tion von Stiefeln sowie Kleiderwech-      Gesetzgebung sowie eine intensive
nach möglichst kostengünstiger Pro-          sel vor dem Eintritt in die Stallungen    amtliche Kontrolltätigkeit in den Be-
duktion von Nahrungsmitteln tieri-           durchgesetzt. Reihenimpfungen ma-         trieben haben zu einer starken Ver-
schen Ursprungs hat in den letzten           chen die Nutztiere widerstandsfähig       besserung der Nutzierhaltung in der
Jahrzehnten zu vielen verschiedenen          gegen bedrohliche Viren und Bakte-        Schweiz geführt.
Massnahmen geführt, die auf das Le-          rien. Selbstverständlich sind eine der        Nach wie vor sind die Bilder aus
ben unserer Nutztiere einen grossen          Leistung angepasste Fütterung, das        gesetzeskonformen Schweine- oder
Einfluss haben. So wurde die Automa-         Stallklima und die tiergerechte Auf-      Hühnerhaltungen für die meisten
tisierung der Tierhaltung eingeführt         stallung ganz entscheidend für die        Verbraucher erschütternd, doch
(Melk-, Fütterungs-, Entmistungsanla-        Gesundheit und die Widerstandskraft       die betreffenden Betriebe bewegen
gen), die Hochleistungszucht vorange-        von intensiv gehaltenen Nutztieren.       sich immer noch innerhalb der ge-
trieben (höhere Milchleistung, höhere                                                  setzlich erlaubten Zone. Obwohl die
Mastleistung innert kürzerer Zeit) und       Antibiotika kommen regelmässig            Sensibilisierung der Bevölkerung für
die Bodenbewirtschaftung und Pflan-          zum Einsatz                               die Belange der artgerechten Tier-
zenproduktion intensiviert.                  Gerade Jungtiere, die aus vielen ver-     haltung immer grösser wird, lassen
    Ganz entscheidend für die Produk-        schiedenen Betrieben zusammenge-          sich möglichst kostengünstige Nah-
tion günstiger Lebensmittel ist jedoch       kauft werden, vertragen den Trans-        rungsmittel mit wirklich «artgerech-
die intensive Tierhaltung – auch Mas-        portstress und die Vergesellschaftung     ter» Tierhaltung leider schlecht ver-
sentierhaltung. Dies bedeutet die Hal-       mit Artgenossen aus anderen Ställen       einbaren.
tung einer grossen Anzahl von Nutz-          oft schlecht. In der Folge erkranken          Als Tierarzt wünsche ich mir,
tieren auf relativ engem Raum zu             sie regelmässig an Atemwegs- oder         dass auch die Heimtierhaltung, bei
möglichst geringen Kosten. Aus tier-         Darminfekten, die häufig mit Antibio­     der zwar Tiere weniger in «Massen»
ärztlicher Sicht ist klar, dass diese Hal-   tika unter Kontrolle gebracht werden      gehalten werden, aber Tierleid trotz-
tungsart eine besondere Herausforde-         müssen. Werden Antibiotika jedoch         dem auch vorkommt, vermehrt Kon-
rung für das Gesundheitsmanagement           zu oft und unkritisch eingesetzt, führt   trollen unterzogen würde.         ■
in den betroffenen Betrieben darstellt.      dies zur Ausbildung von antibio­
                                             tikaresistenten Keimen, welche die                      Porträt
Die Gefahr von Krankheiten ist gross         menschliche Gesundheit gefährden
Bei einer grossen Anzahl Tiere auf           bzw. die Bekämpfung von Infektionen
engem Raum ist die Gefahr der Ein-           erschweren oder verunmöglichen, so-
schleppung von Krankheitserregern            genannten multiresistenten Keimen.
sehr gross. Wenn immer möglich ver-
sucht man mit epidemiologischen,             Kostengünstige Produkte beinhalten
hygienischen und sanitarischen Mass-         keine artgerechte Tierhaltung
nahmen, der Entstehung und Ausbrei-          Jeder Konsument kennt wohl die
                                                                                                                            Foto: zvg

tung von Infektionen vorzubeugen.            schrecklichen Bilder aus schlecht ge-
   Staatliche Aufgabe ist die Bekämp-        führten Intensivhaltungen. Aus jahr-
fung von Tierseuchen wie beispiels-          zehntelanger Erfahrung als Gross-          Dr. Josef Föhn (55 J.) ist seit über
weise der Maul- und Klauen­seuche bei        tierpraktiker weiss ich allerdings,        20 Jahren als Tierarzt in Klein­
Paarhufern. Dies beinhaltet die regel-       dass man auch eine kleine Anzahl           andel­fingen im Zürcher Weinland
mässige Überwachung der Seuchen-             von Kühen oder Schweinen schlecht          tätig. ProTier unterstützt ihn und
lage, die Kontrolle des Tierverkehrs         halten kann. Dies ist für jedes Tier,      seine bäuerliche Kundschaft finan-
und Massnahmen beim Ausbruch von             ob es in einem Familienbetrieb oder        ziell bei Katzenkastrationen.
Tierseuchen (Einschränkung des Tier-         in einer industriellen Produktion auf-     www.wyland-vets.ch
verkehrs, Keulung usw.).                     wächst, qualvoll und erschütternd.

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