Gruppenidentifikation und wahrgenommene Fairness bei kollektiven Aktionen gegen Studiengebühren - Philipps-Universität Marburg
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Gruppenidentifikation und wahrgenommene Fairness bei kollektiven Aktionen gegen Studiengebühren von Johannes Nau - Semesterarbeit - Philipps-Universität Marburg Betreuerin: Dr. Julia Becker 01.06.2008
Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung Seite 1 1.1.Stichwörter Seite 1 2. Theorie Seite 1 2.1. Hintergrund zu Studiengebühren und Protesten Seite 1 2.2. Social Identity Theory Seite 2 2.3. Politicized Collective Identity Seite 3 2.4. Wahrgenommene Fairness, Relative Deprivation Theory Seite 4 2.5. Kollektive Aktionen Seite 5 2.6. Hypothesen Seite 6 3. Methoden Seite 7 4. Ergebnisse Seite 8 4.1. Faktorenstruktur der Aktionen Seite 8 4.2. Hypothese 1 Seite 9 4.3. Hypothese 2 Seite 10 4.4. Hypothese 3 Seite 11 5. Diskussion Seite 12 6. Quellen Seite 14 7. Anhang Seite 16
1. Zusammenfassung In der vorliegenden Studie wurde mittels eines Onlinefragebogens mit 361 Versuchsteilnehmern die Einstellung zu Studiengebühren und dem damit zusammenhängenden Protestverhalten erhoben. Die erste Hypothese testet die Identifikation als Studierender beziehungsweise jene mit der Protestbewegung als Prädiktor für kollektive Aktionen, die in normative, moderat nicht normative und extrem nicht normative unterteilt wurden. Signifikant wurden die Identifikation mit der Protestbewegung bei normativen, moderat und extrem nicht normativen Aktionen und die Identifikation mit Studierenden bei moderat und extrem nicht normativen. Die zweite Hypothese testet die wahrgenommene Fairness bezüglich Studiengebühren als zusätzlichen Prädiktor für kollektive Aktionen, wobei nur normative Aktionen durch Fairness vorhergesagt werden können. Eine dritte Hypothese korreliert das Studienfach, aufgeteilt in „progressiv“, „neutral“ und „konservativ“, mit der Bereitschaft zu kollektiven Aktionen. Je „progressiver“ das Studienfach einzelner Individuen desto eher nehmen sie an normativen und moderat nicht normativen Aktionen teil. 1.1. Stichwörter: Gruppenidentifikation, Studiengebühren, Einstellung, wahrgenommene Fairness, kollektive Aktionen, Protestbewegung 2. Theorie 2.1. Hintergrund zu Studiengebühren und Protesten Im April 2006 gab die CDU geführte Landesregierung in Hessen bekannt, ab dem Wintersemester 07/08 allgemeine Studiengebühren einzuführen. Seither finden in allen hessischen Hochschulorten Proteste in Form von Demonstrationen, Vollversammlungen, Protestcamps und Blockaden statt. Trotz der Gegenwehr seitens der Studierenden und deren Sympathisanten wurde das Gesetz beschlossen und allgemeine Studiengebühren eingeführt. Die Bewegung ließ sich dadurch nicht abhalten und so wurden die Protestformen zusehends kraftvoller und radikaler. Schnell wurden die anfänglich noch ruhigen Demonstrationen durch immer mehr Spontandemonstrationen mit Autobahnbesetzungen und Blockaden von zentralen Universitäts- und Landesregierungsgebäuden ersetzt. Studierende ganz Hessens und Deutschlands organisierten sich im gemeinsamen Protest gegen die Ökonomisierung der Bildung. Im Sommer 2007 wurden hessenweit knapp 80.000 Unterschriften für eine Verfassungsklage gegen Studiengebühren unterschrieben, da Artikel 59 der hessischen Verfassung die Unentgeltlichkeit von Unterricht an Grund-, Mittel, höheren und Hochschulen garantiert. Das Urteil des Staatsgerichtshofes wird Mitte Juni erwartet. Darüber hinaus hat die parlamentarische Mehrheit der derzeitigen Landesregierung die Studiengebühren per Gesetz wieder abgeschafft. 1
Die vorliegende Studie wurde entwickelt, um Gruppenidentifikation innerhalb der Studien- gebührenproteste und Bereitschaft zu kollektiven Aktionen näher zu erforschen. 2.2. Social Identity Theory Ob und auf welche Art von Aktionen gegen Studiengebühren sich manche Studierenden einlassen, hängt stark von ihrem sozialen Verhalten im Gruppenkontext ab. Individuen kategorisieren sich selbst in verschiedene soziale Gruppen, um eine positive soziale Identität zu erhalten, welche sich aus der Mitgliedschaft jener Gruppen und der deren Bewertung zusammensetzt (Turner et al., 1987). Dabei müssen die Individuen ihre Gruppenmitgliedschaft internalisiert haben, sich also selbst der jeweiligen Gruppe zuordnen und nicht nur von anderen zugeordnet zu werden (Soziale Identitätstheorie, SIT, Tajfel & Turner, 1979). . Tajfel & Turner stellen die individuelle Bestimmung des eigenen Standorts im sozialen Umfeld heraus, der auf wahrgenommener, (positiv) bewerteter und mit (angenehmen) Emotionen verbundener Gruppenzugehörigkeit basiert. Haben sich Individuen einer Gruppe zugeordnet, unterscheiden sie sich in ihrem Ausmaß ihrer Identifikation mit dieser Gruppe (Turner, et al. 1987). Stark mit der Eigengruppe identifizierte Individuen versuchen ihre Gruppe positiv von relevanten Fremdgruppen abzusetzen, um einen positive soziale Identität herzustellen. Welcher Gruppe sie sich zugehörig fühlen und wie salient diese Gruppenmitgliedschaft in bestimmen Momenten ist, beeinflusst sowohl ihre soziale als auch ihre individuelle Identität, die ein Individuum einzigartig macht und so von anderen unterscheidet. Die Salienz einer Gruppenmitgliedschaft wird durch persönliche Variablen und den sozialen Kontext gesteuert (Turner et al, 1987). So führt höhere Identifikation mit einer Gruppe zu einer stärkeren Wahrnehmung von kollektiven Nachteilen (Mummenday et al., 1999), stärkerem gruppenbasiertem Ärger und damit, durch größerer Relevanz der ingroup, zu stärkerer Bereitschaft zu kollektivem Handeln (Van Zomeren, Spears & Leach, 2007). Obwohl eine saliente soziale Identität ein Prädiktor der Wahrnehmung kollektiven Nachteils ist, so lenkt die Wahrnehmung gruppenbasierter Benachteiligung wiederum selbst die Aufmerksamkeit auf Gruppen und deren ungleiche und unfaire outcomes und macht dadurch Intergruppenvergleiche und Gruppenidentität salient (Tajfel & Turner, 1979). Die soziale Identität ist eine wichtige psychologische Funktion für eine Person, da aus ihr Perspektiven auf die soziale Welt hervorgehen, von denen aus diese interpretiert und verstanden werden können. Daraus lässt sich eine unmittelbare Abhängigkeit sozialer Identität, auch kollektive Identität genannt, vom sozialen Kontext ableiten. Saliente Mitgliedschaft in Gruppen fördert die kollektive Identität von Individuen, die dann ihr soziales Verhalten innerhalb der Gruppe steuert. Sie bedeutet, dass eine Person die Quelle ihrer Identität (zum Beispiel die Mitgliedschaft in einer 2
relevanten Gruppe) und damit ihre Identität selbst mit anderen teilt. Kollektive Identität kann anhand von Gruppensymbolen, Ritualen, Überzeugungen und Werten innerhalb der Gruppe untersucht werden. Die SIT sagt eine reziproke Beziehung zwischen kollektiver Identität und der Teilnahme an einer sozialen Bewegung voraus. Einerseits sollte die Identifikation mit einer sozialen Bewegung die Wahrnehmung der Beteiligung erhöhen, andererseits bestärkt der Intergruppenkonflikt und die Konfrontation zwischen in- und outgroup, die bei einer Beteiligung entsteht, die kollektive Identität (Turner et al., 1994). Nach Tajfel (1982a) setzt sich eine soziale Bewegung zusammen aus den „Anstrengungen einer großen Zahl von Personen, die sich selbst als Gruppe definieren und von anderen auch als Gruppe definiert werden, kollektiv ein Problem zu lösen, das ihnen ihrer Ansicht nach gemeinsam ist und das aus ihren Beziehungen zu anderen Gruppen resultiert“. Kollektive Identität ist neben der Berechnung der Kosten und Nutzen einer Beteiligung Grundvoraussetzung für gemeinsames Handeln innerhalb einer sozialen Bewegung (Turner et al. 1987, Stürmer & Simon, 2004, Klandermans 1997). Darüber hinaus sind die gefühlte Ungerechtigkeit und die Gruppeneffizienz wichtige psychologische Prädiktoren für kollektive Aktionen (Klandermans, 1997). Ein hohes Ausmaß an kollektiver Identität führt zur Stereotypisierung eines selbst und anderer, bei gleichzeitiger Diskriminierung von outgroup- Mitgliedern. Über die Lebensspanne hinweg besitzt ein Individuum mehrere kollektive Identitäten, da es sich im Alltag in mehreren verschiedenen Gruppenkontexten befindet, denen nicht unbedingt immer die gleichen Personen angehören. Diese Identitäten können sich überschneiden, gegenseitig stören oder gar keine Berührungspunkte aufweisen. Nur in wenigen Fällen schließen sich verschiedenen Gruppenmitgliedschaften gegenseitig aus (zum Beispiel die gleichzeitige Zugehörigkeit zu verschiedenen Parteien). 2.3. Politicized Collective Identity Unzählige Gruppen leben heute nebeneinander, viele von ihnen sind in asymmetrische Intergrup- penbeziehungen einbettet. Ist eine Gruppe der anderen beispielsweise durch Macht überlegen, fühlt sich die andere benachteiligt. Aus diesem wahrgenommenen, gemeinsamen Nachteil, der Erkenntnis, dass er unfair ist und dass die Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht werden sollte, entsteht eine besondere Form der kollektiven Identität, die Politisierte kollektive Identitäten (‚politicized collective identity’, PCI, Simon & Klandermans, 2001). Sie unterliegt der expliziten Motivation der Gruppenmitglieder, sich im Kampf um Ressourcen zu engagieren. Die Mitglieder einer unterlegenen Gruppe müssen sich ihrer Gruppenmitgliedschaft, ihrer gemeinsamen Gegner 3
und vor allem dem größeren sozialen Kontext des Machtkampfes bewusst sein. Dadurch machen sie dritte Akteure (wie zum Beispiel die Öffentlichkeit) auf sich aufmerksam und gewinnen sie für ihre Interessen. PCI ist ein stetiger Prozess, durch Bewusstmachen gemeinsamer Störfaktoren, der Identifikation eines externen Gegners, der für diese Faktoren verantwortlich ist und dem Fordern nach Änderung. Solange diese nicht eintritt wird der Machtkampf fortgesetzt und erweitert, indem man die Unterstützung von mächtigeren Autoritäten gewinnt. Hierbei ist es wichtig, dass die Störfaktoren als Gruppenproblem erlebt werden,wobei die kollektive Identität unterstützend auf die Wahrnehmung des Problems als Gruppenproblem wirkt, da durch Stereotypisierung und Homogenisierung die persönliche Identität zur kollektiven wird (aus „dein“ und „mein“ wird „unser“, Simon & Hamilton, 1994, Turner et al., 1987, Simon & Klandermans, 2001). Stürmer und Simon haben in ihrer Studie von 2004 die kollektive Identifikation mit einer breit gefächerten sozialen Kategorie (in dieser Studie Homosexuelle) und die politisierteren Form der Identifikation, nämlich jene mit einer Organisation (Homosexuellenbewegung für mehr Rechte), die sich im sozialen Protest engagiert, als Prädiktoren für die Partizipation in einer sozialen Bewegung getestet. Nach dem Ergebnis dieser Studie kann kollektive Identität so sehr politisieren, dass sie ein guter Prädiktor für kollektive Aktionen ist. Die Identifikation mit einer sozialen Bewegung sagt also die Bereitschaft zu Aktionen besser voraus als die Identifikation mit der breiteren sozialen Kategorie. Mittels einer Kreuzkorrelation wurde die Wechselseitigkeit der Vorhersage bestimmt. Die Identifikation mit einer speziellen Organisation steigert die Teilnahme an kollektivem Protest, wohingegen die Partizipation an den Protesten die Identifikation erhöht. Zusätzlich dazu, wurde herausgefunden, dass die Teilnahme an kollektiven Protesten nicht nur die Identifikation mit der Schwulenbewegung erhöht, sondern auch die Identifikation mit Schwulen allgemein, was ein Hinweis auf die dynamische Beziehung zwischen Identifikation und Partizipation ist (Stürmer & Simon, 2004). 2.4. Wahrgenommene Fairness, Relative Deprivation Theory Nach Gurr (1970) ist relative Deprivation die subjektiv wahrgenommene Diskrepanz zwischen dem, worauf Gruppen glauben einen Anspruch zu haben, und dem was sie tatsächlich besitzen. Bemerken sie, dass sie das, worauf sie glauben Anspruch zu haben, nicht erreichen führt dies zu relativer Deprivation. Diese wiederum kann zu Protestverhalten führen, wenn die Benachteiligung kollektiv erlebt wird und Ideen zur Lösung der Unzufriedenheit bereitsteht. Die Theorie relativer Deprivation ('relative deprivation theory', RDT, Runicman, 1966) besagt, dass die Gruppenmitglieder Nachteile als kollektive Nachteile wahrnehmen müssen, um etwas dagegen 4
zu unternehmen. Runicman trennt zwischen egoistischer (oder individueller) Deprivation (eine Person fühlt sich individuell benachteiligt) und fraternaler (oder auch sozialer) Deprivation (eine Person sieht ihre ingroup gegenüber anderer outgroups benachteiligt). Die Proteste gegen Studiengebühren sind ein gutes Beispiel für die fraternale Deprivation, die viel eher zur Entstehung einer großen sozialen Bewegung führt im Vergleich zur individuellen Deprivation. Die RDT beschäftigt sich mit subjektiver Deprivation, wohingegen sich frühere Ansätze der RDT mit objektiver Deprivation beschäftigten, die nicht die Teilnahme an sozialen Bewegungen vorhersagt. Die RDT hält fest, dass das Urteil über Fairness ein zentraler Punkt ist, ob und inwiefern Menschen auf kollektive Benachteiligung reagieren oder nicht. Es gibt Hinweise darauf, dass Gefühle der fraternalen Gruppendeprivation in kollektiven Aktionen münden, während die Wahrnehmung von persönlicher Deprivation individuelle Aktionen nach sich zieht (Dubé & Guimonde, 1986). Die SIT hingegen besagt, dass wenn Individuen kollektive Benachteiligung wahrnehmen und diese als illegitim bewerten, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich an kollektiven Aktionen beteiligen. Zu beiden Punkten existieren Studien, die bestätigen, dass unfaire oder illegitime Benachteiligung zu kollektiven Aktionen führen (Mummenday et al, 1999, Wright, Taylor & Moghaddam, 1990). Selbst wenn Menschen eine Situation als illegitim und unfair ansehen, können sie nicht immer wissen, ob ihre ingroup-Mitglieder den kollektiven Nachteil auch als unfair ansehen (Klandermans, 1997). Durch soziale Unterstützung der eigenen Gruppe, wird der Nachteil als kollektiv und geteilt angesehen und so eher gehandelt. Laut der Gerechtigkeitstheorie von Walster et al. (Equity Theorie, 1978) versuchen Personen, die feststellen, dass sie sich in einer unausgewogenen Beziehung befinden, ihr Unbehagen durch Wiederherstellung der Equity zu beseitigen. Je größer die vorhandene Unausgewogenheit ist, desto größeres Unbehagen werden sie empfinden und desto mehr werden sie sich bemühen, einen Zustand von Equity mittels verschiedener Aktionen wiederherzustellen. Dennoch können weder Equity Theorie noch RDT vorhersagen, wann sich benachteiligte Gruppenmitglieder in kollektiven beziehungsweise individuellen Aktionen beteiligen. 2.5. Kollektive Aktionen Kollektive Aktionen sind definiert als Aktionen, die darauf abzielen den Status der gesamten Gruppen anzuheben (Wright et al., 1990). Kollektive Aktionen können in Gruppen stattfinden, sie können aber auch nur von einem Individuum ausgeführt werden, insofern diese Aktion im Interesse der Gruppe ausgeübt wird (z.B. Petition unterschreiben). Kollektive Strategien beinhalten nicht nur militante Formen des Intergruppenverhaltens oder 5
kollektive Aktionen wie Streiks, sondern auch friedvollere, moderate Formen wie Unterschreiben einer Petition oder friedliches demonstrieren. Martin (1986) gliedern kollektive Aktionen in zwei Bereiche: Aktionen, die mit den Normen des sozialen Systems konform sind (normative) und jene, welche sich außerhalb der sozialen Regeln befinden (nicht-normative). . Was als normativ und nicht normativ gilt, wird subjektiv beziehungsweise gesellschaftlich definiert. Manche Protestierenden handelten ausschließlich normativ, indem sie zum Beispiel Flugblätter schreiben, Demonstrationen oder Unterschriftenaktionen organisieren oder versuchen Studiengebühren zu boykottieren. Andere nehmen an moderat nicht-normativen Aktionen, wie Blockaden von Autobahnen, Besetzung von Universitätsgebäuden oder an extrem nicht-normativen Aktionen, wie Brandanschläge oder Angriffe auf die Polizei teil. 2.6. Hypothesen Die vorliegende Studie testete drei zentrale Hypothesen, die sich aus den angesprochenen Theorien, wie SIT, PCI, RDT und Equity Theorie, ableiten lassen. Die erste Hypothese bezieht sich auf die SIT, da das soziale Verhalten im Gruppenkontext untersucht wird. Auf der Grundlage der Ergebnisse von Simon und Stürmer (2004) wird postuliert, dass Personen, die sich mit der Protestbewegung identifizieren eher zu kollektiven Aktionen bereit sind, als jene, die sich mit der Gruppe der Studierenden identifizieren. Die zweite Hypothese geht auf die wahrgenommene Fairness gegenüber der Einführung von allgemeinen Studiengebühren ein. Es wird untersucht, ob die wahrgenommene Unfairness von Studiengebühren die Teilnahme an kollektiven Aktionen vorhersagen kann: Je unfairer Studiengebühren wahrgenommenen werden, desto eher sollten StudiengebührengegnerInnen an a) normativen, b) moderat nicht-normativen oder c) extrem nicht-normativen Aktionen teilnehmen. Eine dritte Hypothese unterscheidet drei Gebiete von Studienfächern als Prädiktor für die Teilnahme an den verschiedenen Aktionen gegen Studiengebühren. Die Studienfächer werden in drei Bereiche unterschieden und als „konservativ“, „neutral“ und „progressiv“ bezeichnet. Diese Aufteilung in diese drei Bereiche erfolgt nach der subjektiven Beobachtung, dass bestimmte Fächer eher von politisch Aktiveren studiert werden als andere Fächer. Mit dieser Hypothese wird vorhersagt, dass je politisch „progressiver“ das Fach ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass an Aktionen gegen Studiengebühren teilgenommen wird. 6
3. Methoden Teilnehmer Die Teilnehmer waren 361 Personen (172 Frauen, 165 Männer, 24 ohne Angaben) aus ganz Deutschland, von denen 92% studieren. Das Durchschnittsalter lag bei 21,5 Jahren bei einer Spannweite von 13 bis 54 Jahren. 87,3% waren Deutsche. Die am häufigsten vertretenen Studienfächer waren Psychologie (11,1%), Jura (10,2%), Betriebswirtschaftslehre (9,1%) und Geologie (7,5%). Alle nahmen freiwillig an dem Experiment teil und hatten die Chance 3 mal 30€ zu gewinnen oder – als Psychologiestudierende der Universität Marburg – eine halbe Versuchspersonenstunde zu erhalten. Durchführung Bei der Studie handelte es sich um eine Online-Umfrage, deren Link über verschiedene Emailverteiler (unter anderen von Aktionsbündnissen gegen Studiengebühren und konservativeren Gruppierungen) und in Studierendencommunities im Internet verbreitet wurden. Der größte Teil der Fragen war mit einer 7-Punk-Likert-Skala von 1 („absolut dafür) bis 7 („absolut dagegen) zu beantworten. Identifikation: Zunächst wurde die Identifikation mit der Gruppe der Studierenden (vier Items, z.B.: „Zur Gruppe der Studierenden zu gehören, ist wichtig für mich“) und der Protestbewegung (vier Items, z.B.„Mitglied der Protestbewegung zu sein, spiegelt einen wichtigen Teil meiner Persönlichkeit wider“) gemessen. Darauf folgend, die Einstellung gegenüber Studiengebühren allgemein (vier Items, z.B. „Die Einführung der Studiengebühren ist unfair“). Aktionsformen: . Die Studierenden wurden gefragt, wie wahrscheinlich es ist, dass sie in der Zukunft an 18 verschiedenen Aktionen teilnehmen werden. Aktionen waren zum Beispiel Vollversammlungen, Demonstrationen, Boykott, Blockaden oder Brandanschläge (siehe Anhang 2). Bei den insgesamt 18 Aktionen waren Mehrfachnennungen möglich. Die gleichen Listen wurden in der nächsten Frage zur Befürwortung der Aktionen durch die Mehrheit der Studierenden, der Protestbewegung, der Bevölkerung und Familie und Freunde, benutzt. Zum Schluss wurden soziodemographische Daten, wie Alter, Geschlecht, Nationalität, Studierender usw. abgefragt. Der komplette Fragebogen befindet sich im Anhang. Auf der Basis von Faktoren- und Reliablitätsanalysen wurden für die Identifikation mit Studierenden, respektive der Protestbewegung zwei Skalen gebildet (ID-Stud: αc=.77, ID-Protest: 7
αc=.86). Bei beiden Skalen wurde das jeweils negative kodierte Item („Die Tatsache, dass ich Student/-in bin, hat nur wenig damit zu tun, wie ich mich selbst sehe“ und „Die Tatsache, dass ich Mitglied der Protestbewegung bin, hat nur wenig damit zu tun, wie ich mich selbst sehe“) aufgrund einer zu niedrigen Item-Skala-Korrelation herausgenommen. Für die Testung der dritten Hypothese wurde eine Skala über die der wahrgenommenen Fairness mit αc=.908 gebildet. Das Kriterium der Aufteilung der Studienfächer in drei verschiedene Bereiche ist rein subjektiv. Konservativere Fächer sind beispielsweise BWL/VWL, Jura, etc.; progressive Fächer Geistes- und Sozialwissenschaften, Politik, Pädagogik, etc. und neutrale die Übrigen (siehe Anhang 1 für komplette Fächerliste). 4. Ergebnisse 4.1. Faktorenstruktur der Aktionen Zur Auswertung der Hypothesen wurde zunächst eine Faktorenanalyse mit schiefwinkliger Rotation durchgeführt, um zu überprüfen ob sich die kollektiven Aktionen in verschiedene Bereiche gruppieren lassen. Die Items 1-4 und 6 der normativen kollektiven Aktionen luden auf dem ersten Faktor, Items 7 und 8 der normativen und Items 4-6 der nicht-normativen auf den zweiten Faktor und die Items nicht-normativ 4-7 luden auf dem dritten Faktor (siehe Tab.1). Die Faktoren wurden wie folgt benannt: Faktor 1 normativ, Faktor 2 extrem nicht normativ, Faktor 3 moderat nicht normativ. Die items 7 und 8 der normativen Aktionen (Boykott und Streiken) wurden aus inhaltlichen Gründen zu den moderaten nicht normativen Aktionen gezählt. Anschließend wurden Skalen für die drei Faktoren gebildet. Cronbachs Alpha war mit 0.88 bis 0.95 hinreichend gut (siehe Tab.2). Tab.2. αc Normativ .903 Moderat nicht- .883 normativ Extrem nicht- .947 normativ Cronbach's Alpha für die drei Faktoren 8
Tab.1 Komponenten Art der kollektiven Aktionen 1 2 3 N_1 - Diskussionsveranstaltungen .95 N_2 - Vollversammlungen .89 N_3 - Flugblätter .83 N_4 - Verfassungsklage .88 N_5 - Straßentheater .53 N_6 - Demonstrationen .79 N_7 - Boykott .50 .33 N_8 - Streiken .34 .50 NN_1 - Veranstaltungen stören .86 NN_2 - Unigebäude blockieren .86 NN_3 - Autobahn blockieren .96 NN_4 - Steinewerfen .90 NN_5 - Brandanschläge (Uni) .95 NN_6 - Brandanschläge (privat) .97 NN_7 - Angriffe auf Polizei .90 NN_8 - Angriffe auf Verantwortliche .89 Ergebnisse der Faktorenanalyse: Komponenten: 1 – normativ 2 – extrem nicht normativ 3 – moderat nicht normativ 4.2. Hypothese 1: Identifikation mit Studierenden versus jener mit der Protestbewegung als Prädiktor von normativen und moderat und extrem nicht normativen kollektiven Aktionen Die Testung der ersten Hypothese erfolgte durch insgesamt drei lineare Regressionsanalysen, bei denen die Identifikation mit Studierenden, beziehungsweise mit der Protestbewegung die Prädiktoren für die drei verschiedenen Formen von kollektiven Aktionen darstellten. Bei einem β=.67 wurde die Identifikation der Protestbewegung als Prädiktor für normative kollektive Aktionen auf einem 0.01-Niveau signifikant (F(2,29)=111.6, p=.000). Die Identifikation mit Studierenden wurde nicht signifikant (β=-.016, p=.74). Die Identifikation mit Studierenden (β=-.16, p=.001) sagte negativ moderat nicht normative Aktionen vorher, d.h. je schwächer die Identifikation mit der Studierenden ist, desto höher die 9
Wahrscheinlichkeit an moderat nicht normativen Aktionen teilzunehmen. Die Identifikation mit der Protestbewegung (β=.62, p=.00) ist mit F(2,29)=77.864, p
den extrem nicht normativen Aktionen kein Prädiktor für die Teilnahme an extremen Aktionen dar (β=-.015, p=.824). Die Identifikation mit der Gruppe der Studierenden bleibt signifikant mit β=-.289, p=.000. Bei der Identifikation mit der Protestbewegung gibt es eine Tendenz zur Signifikanz mit β=.126, p=.063 (F(3,285)=8.055) (siehe auch Tab. 4). Tab. 4 β p T Normative Aktionen Id. Protestbewegung .569 .000* 11.471 Id. Student -.017 .702 -.382 Fairness .143 .005 2.834 Moderat-nicht Id. Protestbewegung .581 .000* 10.300 normativ Id. Student -.164 .001* -3.300 Fairness .079 .148 1.450 Extrem-nicht Id. Protestbewegung .126 .063 1.869 normativ Id. Student -.289 .000* -4.867 Fairness -.015 .824 -.222 4.4. Hypothese 3: „Konservative“, „neutrale“ und „progressive“ Studienfächer als Prädiktor für die Teilnahme an kollektiven Aktionen gegen Studiengebühren Die dritte Hypothese wurde mittels einer bivariaten Korrelation nach Pearson getestet, indem die drei verschiedenen Bereich von Studienfächern (1: konservativ, 2: neutral, 3: progressiv) mit den drei Skalen von kollektiven Aktionen korreliert wurden. Je höher der Korrelationswert ist, desto eher wird ein „progressives“ Fach studiert. Hypothesenkonform wurde die Korrelation mit rn=.506 für die normativen und rmn=.492 für die moderat nicht normativen Aktionen auf einem Niveau von 0.01 signifikant. Das heißt je progressiver das Fach (konservativ < neutral < progressiv), desto eher werden diese Aktionen ausgeführt. Die Korrelation mit den extrem nicht normativen Aktionen wurde mir r en=.137 nur auf dem 0.05-Niveau signifikant (Tab.5). Tab.5 r p normativ .506 .000 Moderat nicht normativ .492 .000 Extrem nicht normativ .137 .041 11
5. Diskussion Im Rahmen der Forschung zu Identifikation mit Gruppen, kollektiven Aktionen in Gruppen und wahrgenommener Fairness, wurde diese Studie zur Einstellung gegenüber der Einführung von Studiengebühren durchgeführt. Die Identifikation mit Studierenden und jene mit der Protestbewegung wurden als Prädiktorvariablen für kollektive Aktionen getestet. Im nächsten Schritt wurde die wahrgenommene Fairness von Studiengebühren als zusätzlicher Prädiktor gewählt. Als letzte Stufe wurde die Korrelation von Studienfach und Engagement in den Protesten gegen Studiengebühren getestet. Für die verschiedenen kollektive Aktionen haben sich drei Faktoren gezeigt: normative, moderat und extrem nicht normative. Die vorliegende Studie enthält drei zentrale Ergebnisse. Zum einen konnten die Annahmen von Simon und Stürmer (2004) bestätigt werden. Die Identifikation mit der Protestbewegung ist ein besserer Prädiktor für alle drei Formen kollektiver Aktionen, als die Identifikation mit der Gruppe der Studierenden. Für normative Aktionen ist die Identifikation mit der Protestbewegung signifikanter Prädiktor. Identifiziert man sich als Studierender ist dies kein Prädiktor von normativen Aktionen, wie Flugblätter schreiben oder an Diskussionsveranstaltungen teilnehmen. Bei moderat nicht normativen Aktionen, wie Boykotte, Streiks oder Stören von Veranstaltungen ist sowohl die Identifikation mit der Protestbewegung positiver als auch die mit Studierenden negativer Prädiktor, so dass sie eine Vorhersage für diese Art von Aktionen liefern. Erstaunlich ist das Ergebnis der Auswertung der Teilnahme an moderat und extrem nicht normativen Aktionen, bei denen die Identifikation mit Studierenden negativ die Teilnahme an diesen Aktionen voraussagt. Das heißt, je weniger sich ein Individuum als Studierender sieht, desto eher ist es bereit an moderaten und extremen Aktionen teilzunehmen. Eine mögliche Interpretation wäre, dass diese Personen die Aktionen der Studierenden als sinnlos erachten und deshalb zu radikaleren Methoden greifen. Dieses Ergebnis spiegelt nur bedingt die erste Hypothese wider, da die Identifikation mit der Protestbewegung nur bei normativen und moderat nicht normativen Aktionen Prädiktor für kollektive Aktionen ist. Bei extrem nicht normativen Aktionen macht es keinen Unterschied, ob ein Individuum sich mit der Gruppe der Studierenden oder mit der Protestbewegung identifiziert. Beides sind Prädiktorvariablen für diese Aktionen. Das zweite zentrale Ergebnis geht auf die wahrgenommene Fairness von Studiengebühren laut der Theorie relativer Deprivation ein. Auch hier bestätigen die Ergebnisse nur bedingt die Hypothese, da nur bei normativen Aktionen Fairness als Prädiktor signifikant wird. Individuen sehen 12
Studiengebühren als unfair an und beteiligen sich dementsprechend an Aktionen wie Flugblätter schreiben, an Demonstrationen oder Vollverammlungen teilnehmen oder Straßentheater. Bei moderat und extrem nicht normativen Aktionen ist die wahrgenommene Fairness kein Prädiktor für kollektive Aktionen im jeweiligen Spektrum. Dass heißt, dass die wahrgenommene Fairness nur voraussagen kann, dass Personen an normativen Aktionen teilnehmen, nicht aber ob sie bereit zu extremeren Aktionen sind. Das dritte wichtige Ergebnis der Studie behandelt die Bereitschaft zu Aktionen gegen Studiengebühren aufgeteilt nach Fächern. Die Ergebnisse bestätigen die Erwartungen bezüglich der Bereitschaft zu normativen und moderat nicht normativen Aktionen. Je „progressiver“ das Studienfach einzelner Individuen desto eher nehmen sie an normativen und moderat nicht normativen Aktionen teil. Die Korrelation des Studienfachs mit extrem nicht normativen Aktionen wird nur auf dem 0.05-Niveau signifikant. Ein Kritikpunkt der Studie ist, dass sich trotz der Anonymisierung der Umfrage wahrscheinlich nur wenige Versuchsteilnehmer zu extremen nicht normativen Aktionen, wie Brandanschläge oder Angriffe auf Personen, bekennen, da sie damit in keiner Weise in Verbindung gebracht werden wollen. Dies ist eine mögliche Erklärung, dass es in nur in der ersten Hypothese, bei der Identifikation mit der Protestbewegung und mit der Gruppe der Studierenden, signifikante Ergebnisse mit der extremsten Form kollektiven Protests gab. Darüber hinaus spiegelt die Umfrage nur die Bereitschaft der Teilnehmer an kollektiven Aktionen dar, nicht aber deren tatsächliches Verhalten. Obwohl man Bereitschaft zu kollektiven Aktionen nicht mit tatsächlichem Verhalten gleichsetzten kann, gibt es Studien, die darauf deuten, dass die Intention zur Bereitschaft ein guter Prädiktor von realem Protestverhalten ist (De Weerd & Klandermans, 1999). Ein Kritikpunkt innerhalb der Testung der dritten Hypothese ist die Klassifikation der Studienfächer in drei Bereiche, die rein subjektiv getroffen wurde. Es existieren Tendenzen, dass ein Fach von politisch Aktiveren studiert wird als ein anderes, doch ist eine Generalisierung ohne Vortest fraglich. Ein anderer kritischer Aspekt ist die Homogenität der Stichprobe, da unter anderem Emailverteiler von diversen Aktionsbündnissen und politisch aktiven Gruppen genutzt wurde. Um dennoch eine homogenere Stichprobe zu gewinnen, wurden auch Emails an konservativere Gruppen geschickt und Beiträge mit Verweis auf die Umfrage in einschlägigen Foren geschrieben. Von Teilnehmern der Umfrage wurde die Kritik geäußert, dass die Einstellung der Verfasser des Fragebogens bezüglich Studiengebühren erkennbar ist und eine umfassendere Betrachtung der Thematik nötig wäre. Darüber hinaus wurde vereinzelt berichtetet, dass das Spektrum der Antwortmöglichkeiten der Fragen (7-Punkt-Likert-Skala) zu groß gefasst ist und so die Entscheidung schwieriger würde. In dieser Hinsicht könnte man zukünftige Studien verbessern. 13
Obwohl diese Studie nur einen kleinen Teil der Auswertung des Fragebogens zur Einstellung zu Studiengebühren darstellt, sind ihre Ergebnisse für die Forschung von Gruppenprozessen, speziell im Zusammenhang mit sozialen Protesten, durchaus interessant. 6. Quellen De Weerd M. & Klandermans B. (1999). Group identification and social protest: Farmers protest in the Netherlands. European Journal of Social Psychology, 29,. 1073-1095. Dubé, L. & Guimond, S. (1986). Relative depsivation and social protest: The person-group issue. In J.M. Olson, C.P. Herman, & M.P. Zanna (Eds.) Relative deprivation and social comparison: The Ontario Symposium (Vol 4, pp. 201-216): Hillsdale, NJ: Erlbaum. Gurr, T.R. (1970). Why men rebel. Princeton, NJ: Princeton University Press Klandermans, B. (1997). The social psychology of protest. Oxford,UK: Basil Blackwell. Mackie, D.M., Devos, T., & Smith, E.R. (2000). Explaining enduring empowerment: A comparative study of collective action tendencies in an inter-group context. Journal of Personality and Social Psychology, 35, 35-38. Martin, J. (1986). The rolerance of injustice. n J.M. Olson, C.P. Herman, & M.P. Zanna (Eds.) Relative deprivation and social comparison: The Ontario Symposium (Vol 4, pp 217-242): Hillsdale, NJ: Erlbaum. Mummendey, A., Kessler, T., Klink, A., & Mielke, R. (1999). Strategies to cope with negative social identity: Predictors by social identity theory and relative deprivation theory. Journal of Personality and Social Psychology, 76, 229-245. Runicman, W.G. (1966). Relative deprivation and social justice. A study of attitudes to social inequality in twentieth-century England, Berkley: University of California Press Simon, B., & Hamilton, D.L. (1994). Self-stereotyping and social context: The effects of relative in- group size and in-group status. Journal of Personality and Social Psychology, 66, 699-711. Simon, B., & Klandermans, B. (2001). Politicized collective identity: A social psychological analysis. American Psychologist, 56, 319-331. Simon, B., Loewy,M., Stürmer,S., Weber,U., Freytag,P., Habig,C., et al. (1998). Collective identification and social movement participation. Journal of Personality and Social Psychology, 74, 646-658. Stürmer S., & Simon, B. (2004). The role of collective identification in social movement participation: a panel study in the context of the german gay movement, Personality and Social Psychology Bulletin, 30, 263-277. 14
Stürmer S., & Simon, B. (2004). Collective Action: towards a dual-pathway model ,European Review of Social Psychology , (Vol. 15), 2004 Tajfel, H. (1982a). Gruppenkonflikt und Vorurteil: Entstehung und Funktion sozialer Stereoty- pen. Bern-Stuttgart-Wien: Verlag Hans Huber. Tajfel, H., & Turner, J. C. (1979). An integrative theory of intergroup conflict. In W. G. Austin, & S. Worchel (Eds.), The social psychology of intergroup relations (pp. 33–47). Monterey, CA: Brooks/Cole. Turner,J.C., Hogg,M.A., Oakes,P.J.,Reicher,S.D.,& Wetherell, M. S. (1987). Rediscovering the social group. A self-categorization theory. Oxford, UK: Blackwell. Turner, J. C., Oakes, P. J., Haslam, S. A., & McGarty, C. A. (1994). Self and collective: Cognition and social context. Personality and Social Psychology Bulletin, 20, 454-463. Van Zomeren, M., Spears, R., Fischer, A.H., & Leach, C.W. (2004). Put your money where your mouth is! Explaning collective action tendencies through group-based anger and group efficacy. Journal of Personality and Social Psychology, 87, 649-664. Van Zomeren, M., Spears, R. & Leach, C. (2007). Exploring mechanisms of collective action: Does relevance group identity influense how people cope with collective disadvantage?, British Journal of Social Psychology, in press Walster, E., Walster, G.W. & Berscheid, E. (1978). Equity: Theory and research. Needham Heights: Allyn & Bacon. Wright, S. C., Taylor, D. M., & Moghaddam, F. M. (1990). Responding to membership in a disadvantaged group: From acceptance to collective protest. Journal of Personality and Social Psychology, 58, 994-1003. 15
7. Anhang A-1: Studienfächer aufgeteilt in drei Bereich Fächerliste konservativ BWL, Jura neutral Biologie, Chemie, Europäische Ethnologie, Fremdsprachliche Philologien, Geographie, Geschichte, Germanistik, Mathematik und Informatik, Medizin, Physik, Psychologie, Theologie progressiv Friedens- und Konfliktforschung, Philosophie, Politikwissenschaft, Soziologie, Pädagogik A-2: Fragebogen Sehr geehrte(r) Teilnehmer(in), In diesem Wintersemester sind in Hessen Studiengebühren eingeführt worden. Derzeit wird geklagt, dass Studiengebühren gegen die hessische Verfassung verstoßen. In anderen Bundesländern wurden ebenfalls Studiengebühren eingeführt, an einigen Hochschulen finden auch noch immer Proteste statt. Mit dem folgenden Fragebogen möchten wir Ihre Einstellungen zur Einführung der Studiengebühren erfassen. Da es uns um Ihre persönliche Meinung geht, gibt es keine richtigen oder falschen Antworten. Bitte antworten Sie so spontan wie möglich. Ihre Angaben werden anonym und vertraulich behandelt. Der Fragebogen dauert etwa 20 Minuten. Als Dankeschön verlosen wir unter allen TeilnehmerInnen 3x30 Euro. Psychologiestudierende erhalten eine halbe Versuchspersonenstunde. Am Ende des Fragebogens haben Sie die Möglichkeit an der Verlosung teilzunehmen, sie werden dann auf eine separate Website weitergeleitet und gebeten ihre Email-Adresse anzugeben. Ihre Email-Adresse wird daher getrennt von ihren anderen Angaben aufbewahrt, so dass Ihnen volle Anonymität gewährleistet wird. Vielen Dank für Ihre Unterstützung! Zunächst interessiert uns, ob Sie fuer oder gegen die Einfuehrung der Studiengebuehren sind: Skala von dafuer bis dagegen Sind Sie Student/-in? Ja/Nein, wenn Ja: Ich identifiziere mich mit der Gruppe der Studierenden. Zur Gruppe der Studierenden zu gehören, ist wichtig für mich. Die Tatsache, dass ich Student/-in bin, hat nur wenig damit zu tun, wie ich mich selbst sehe. Student/-in zu sein, spiegelt einen wichtigen Teil meiner Persönlichkeit wider. Gehören Sie zu einem Aktionsbündnis gegen Studiengebühren? Sind Sie Mitglied in einer anderen politischen Gruppe? Wenn ja, welcher___________ Haben Sie an den Protesten gegen Studiengebühren teilgenommen? Wenn ja: 16
Ich identifiziere mich mit der Protestbewegung gegen Studiengebühren. Zur Protestbewegung gegen Studiengebühren zu gehören, ist wichtig für mich. Die Tatsache, dass ich Mitglied der Protestbewegung bin, hat nur wenig damit zu tun, wie ich mich selbst sehe. Mitglied der Protestbewegung zu sein, spiegelt einen wichtigen Teil meiner Persönlichkeit wider. Die Einführung der Studiengebühren ist unfair. Studiengebühren sind sozial ungerecht. Die Einführung der Studiengebühren ist nicht legitim. Die Einführung von Studiengebühren ist gerechtfertigt. Es ist unfair, dass an der Universität Entscheidungen gefällt werden, ohne dass Studierende einen Einfluss darauf haben. Studierende sind nicht ausreichend in Universitätsgremien vertreten. Studierende dürfen bei universitären Entscheidungen zu wenig mitbestimmen. Studierende haben zu wenig Mitspracherecht an der Universität. Studiengebühren sind unmoralisch weil sie vor allem Studierende aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status treffen. Der Kampf gegen Studiengebühren ist ein Kampf für Gerechtigkeit. Der Protest gegen Studiengebühren drückt den Kampf für eine bessere Welt aus. Studiengebühren sind aus moralischen Gründen abzulehnen. Mitglieder der Protestbewegung gegen die Studiengebuehren ist Befuerwortern der Studiengebuehren moralisch überlegen. 1. Ich bin wütend ueber die geplante Einführung von Studiengebühren. 2. Die Einführung von Studiengebühren verärgert mich. 1. Ich verachte Personen die für die Einführung von Studiengebühren sind. 2. Ich verabscheue Personen die die Einführung von Studiengebühren unterstützen. 3. Personen, die die Einführung der Studiengebühren befürworten, widern mich an. 1. Ich bin stolz auf den Protest gegen Studiengebühren. 2. Ich bin stolz auf die Protestbewegung. Welcher Anteil der Studierenden denken Sie ist GEGEN die Einfuehrung der Studiengebuehren? 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% 55% 60% 65% 70% 75% 80% 85% 90% 95% 100% Welcher Anteil der Studierenden denken Sie ist FUER die Einfuehrung der Studiengebuehren? 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% 55% 60% 65% 70% 75% 80% 85% 90% 95% 100% Welcher Anteil der Studierenden denken Sie wäre bereit, aktiv etwas gegen die Einführung der Studiengebühren zu tun? 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% 55% 60% 65% 70% 75% 80% 85% 90% 95% 100% Welcher Anteil der Studierenden denken Sie tut bereits aktiv etwas gegen die Einführung der Studiengebühren? 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% 55% 60% 65% 70% 75% 80% 85% 90% 95% 100% Ich denke zusammen können die Studierenden die Einführung der Studiengebühren noch verhindern. Ich denke das Studierende sich erfolgreich fuer ihre Rechte einsetzen können. Studierende als Gruppe sind stark und können einiges bewegen. Ich glaube die Studierenden haben den Kampf gegen Studiengebühren bereits verloren. Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass mit den folgenden Aktionen die Einführung von Studiengebühren noch verhindert werden kann? Gottesdienste 17
Diskussionsveranstaltungen Vollversammlungen Flugblätter schreiben Verfassungsklage gegen Studiengebühren unterschreiben Straßentheater Demonstrationen Studiengebühren boykottieren Streiken Veranstaltungen stören, in denen Personen auftreten, die Studiengebühren mitverantworten Gebäude der Universität blockieren Autobahn blockieren Farbbeutel werfen Werfen von Pflastersteinen oder Flaschen Brandanschläge auf Gebäude der Universität Brandanschläge auf Privateigentum der Verantwortlichen (z.B. Autos anzünden) Angriffe auf die Polizei Angriffe auf Verantwortliche (z.B. PolitikerInnen, Unipräsidenten) a) Wie sehr würden die Mehrheit der Studierenden die folgenden Aktionen gegen die Einführung der Studiengebühren befürworten? b) Wie sehr würden die Mehrheit der Mitglieder der Protestbewegung die folgenden Aktionen gegen die Einführung der Studiengebühren befürworten? c) Wie sehr würden die Mehrheit der Bevölkerung die folgenden Aktionen gegen die Einführung der Studiengebühren befürworten? d) Familie/Freunde Gottesdienste Diskussionsveranstaltungen Vollversammlungen Flugblätter schreiben Verfassungsklage gegen Studiengebühren unterschreiben Straßentheater Demonstrationen Studiengebühren boykottieren Streiken Veranstaltungen stören, in denen Personen auftreten, die Studiengebühren mitverantworten Gebäude der Universität blockieren Autobahn blockieren Werfen von Pflastersteinen oder Flaschen Brandanschläge auf Gebäude der Universität Brandanschläge auf Privateigentum der Verantwortlichen (z.B. Autos anzünden) Angriffe auf die Polizei Angriffe auf Verantwortliche (z.B. PolitikerInnen, Unipräsidenten) Ich wäre bereit, an Aktionen teilzunehmen, die die Einfuehrung der Studiengebuehren zu verhindern versuchen. (a) Für wie gerechtfertigt halten sie die folgenden Aktionen gegen die Einführung von Studiengebühren? (b) An welchen dieser Aktionen würden Sie in der Zukunft teilnehmen, um die Einführung der Studiengebühren zu verhindern? (c) Von all diesen Aktionen, welche wuerden sie am meisten unterstuetzen? (d) An welchen dieser Aktionen haben Sie in der Vergangenheit teilgenommen? (hier nur die Aktionen listen, die stattgefunden haben) Diskussionsveranstaltungen Vollversammlungen Flugblätter schreiben Verfassungsklage gegen Studiengebühren unterschreiben Straßentheater Demonstrationen Studiengebühren boykottieren Streiken Veranstaltungen stören, in denen Personen auftreten, die Studiengebühren mitverantworten Gebäude der Universität blockieren Autobahn blockieren 18
Werfen von Pflastersteinen oder Flaschen Brandanschläge auf Gebäude der Universität Brandanschläge auf Privateigentum der Verantwortlichen (z.B. Autos anzünden) Angriffe auf die Polizei Angriffe auf Verantwortliche (z.B. PolitikerInnen, Unipräsidenten) Im Folgenden finden Sie eine Reihe von Aussagen, in welcher Beziehung gesellschaftliche Gruppen zueinander stehen sollten. Gesellschaftliche Gruppen können z.B. soziale Gruppen, ethnische Gruppen, politische Gruppen oder auch Geschlechtergruppen sein. Bitte geben Sie an, wie stark Sie den folgenden Aussagen zustimmen. Alle Gruppen sollten eine gleiche Chance im Leben haben. (R) Wir sollten unser Möglichstes tun, um die Bedingungen für die unterschiedlichen Gruppen anzugleichen. (R) Es ist in Ordnung, wenn einige Gruppen mehr Chancen im Leben haben als andere. Es wäre gut, wenn die sozialen Gruppen den gleichen Status hätten. (R) Es ist wahrscheinlich richtig, dass bestimmte Gruppen einen höheren sozialen Status haben und andere einen niedrigeren. Um im Leben vorwärts zu kommen, ist es manchmal notwendig, andere Gruppen auszunutzen. Bitte machen Sie folgende Angaben zu ihrer Person: 1. Ihr Alter: 2. Geschlecht: Männlich О weiblich О 3. Welche Nationalität haben sie? _______________________ 4. Sind Sie Studierende(r)? ja О nein О 5. Wenn ja: a. Welchen Studiengang studieren sie? _______________________ b. In welchem Semester?_____________ c. In welcher Stadt?______________________ d. Wann werden Sie Ihr Studium beenden? Falls Sie studieren: Wie gehen Sie persönlich damit um, Studiengebühren zahlen zu müssen? Bafög, Nebenjob, Eltern oder Verwandte, Kredit, schnell studieren, sich finanziell generell einschränken, Studium abbrechen e. 6. Wenn nein: a) haben sie einmal studiert? Wenn ja, was?___________________ b) kennen Sie jemanden der/die studiert? Wenn ja, in welcher Beziehung stehen sie zu dieser Person (z.B. Kind, Freund, Mitglied der erweiterten Familie…) - email angeben fuer Verlosung - angeben, ob Sie an 2. Studie in einigen Wochen/Monaten teilnehmen möchten (wieder Verlosung) 19
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