HÜLSENFRÜCHTE im Saarland - Bedeutung Geschichte Rezepte - Bliesgau Ölmühle

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HÜLSENFRÜCHTE im Saarland - Bedeutung Geschichte Rezepte - Bliesgau Ölmühle
HÜLSENFRÜCHTE
      im Saarland

        Bedeutung
        Geschichte
         Rezepte
HÜLSENFRÜCHTE im Saarland - Bedeutung Geschichte Rezepte - Bliesgau Ölmühle
Ohne die freundliche Hilfe, gute Ideen und fleißige Arbeit   Fotos:
von vielen Mitgliedern Slow Food, Freunden und               Thomas Reinhardt, Patric Bies, Christian Lang, Mechthild
Unterstützern wäre diese Broschüre nicht zustande            Schneider
gekommen.
                                                             Layout/Gestaltung:
Ein großer Dank geht an Frau Christina Pluschke, Leiterin    Conny Würtz
des Stadtmuseum Wadern, für Infos und Fotos zu den
Hülsenfrüchtentraditionen im Nordsaarland                    Texte:
und an Herrn Stadtarchivar Kurt Legrum, Stadt                Holger Gettmann, Hans-Georg Herrmann und Patric Bies
Blieskastel für die Fotos
                                                             Redaktion und verantwortlich im Sinne
und weitere wichtige Hinweise um den Bohnenanbau in
                                                             des Presserechts:
Lautzkirchen.
                                                             Holger Gettmann
Überaus hilfreich waren auch die schriftlichen Arbeiten
von Gunter Altenkirch vom Museum für dörfliche               Herausgeber:
Alltagskultur in Rubenheim (Bliesgau).                       Slow Food Saarland
Danke auch an Herrn Rainer Maring, Heimat-und                Nachdruck, auch auszugsweise nur mit Genehmigung
Naturfreunde Wadrill für die Informationen zum Erbsrad.      von Slow Food Saarland
Dank an alle Köche und Gastronomen, die an den               https://www.slowfood.de/slow_food_vor_ort/saarland
saarländischen Hülsenfrüchtewochen bisher beteiligt
                                                             Saarbrücken, Trierer Straße 36, Tel. 0681 48009
waren:
Jürgen Becker (†), Abdu Boudribila, Michael Buchna,
Stefan Burbach, Sigrune Essenspreis, Thorsten Frischbier,    Wer kennt Geschichten oder hat noch Erinnerungen an
Markus Keller, Jörg Künzer, Christian Münch-Buchna,          Erbsen, Linsen, Bohnen in früheren Zeiten?
Martin Opitz, Martin Stopp                                   Bitte schreiben Sie uns!
HÜLSENFRÜCHTE im Saarland - Bedeutung Geschichte Rezepte - Bliesgau Ölmühle
Kaum eine Spitzengastronomie verzichtet
      heute auf Hülsenfrüchte, allen voran die
      Linse. Sie lässt sich prima mit Fisch kombi­
      nieren oder als Zutat für fantasievolle Salate
      und raffinierte Suppen. Erbsen und Bohnen
      können ebenfalls mehr, als im traditionellen
      Eintopf oder als Beilage serviert zu werden.
      Jeder kennt Linsensuppe oder Bibbelches­
      bohnensuppe. Aber trotzdem laufen die Hül­
      senfrüchte Gefahr, von uns vergessen zu
      werden. Deshalb wollen wir die Vielfalt
      rund um Erbsen, Linsen oder Bohnen auf­
      zeigen. Warum sind Hülsenfrüchte so wichtig
      und so wertvoll? Wie war das früher und wo
      werden sie heute wieder angebaut?

HÜLSENFRÜCHTE
      im Saarland
      Am Schluss der Broschüre zeigen wir eine
      kleine Sammlung toller alter Rezepte, die
      jeder kennt und unbekannte Kreationen
      mit außergewöhnlichen Aromen aus fremden
      Ländern und von kreativen Köchen.
HÜLSENFRÜCHTE im Saarland - Bedeutung Geschichte Rezepte - Bliesgau Ölmühle
WARUM SIND HÜLSENFRÜCHTE
SO WICHTIG?

Linsen & Erbsen                      Wer gerne „Schmetterlinge im Bauch“ verspürt, sollte es mal mit den zur
        Foto: www.bliesgauoele.de   Gattung der Schmetterlingsblütler gehörenden Erbsen versuchen.
                                                                                         Foto: Thomas Reinhardt

Die UNO hatte das Jahr 2016          „Bohnen, Erbsen, Saubohnen, Lupinen, Platterbsen, Kichererbsen,
zum „Internationalen Jahr            Erdnüsse und Linsen sind nur einige der 12.000 Arten innerhalb
der Hülsenfrüchte“ ausgeru­          der Familie der Hülsenfrüchte, spielen aber eine sehr große Rolle
fen und der Weltgemein­              in der Ernährung der Menschen. Sie sind nicht nur gut und nahr-
schaft den Auftrag gegeben,          haft: Sie sind auch sehr wichtig für die Fruchtbarkeit der Böden,
sich näher mit ihnen zu be­          weil sie Stickstoff binden und in den Boden abgeben. Sie berei-
schäftigen. Die pflanzlichen         chern also den Humus, anstatt ihn auszuzehren. Nicht zufällig
„Energiepakete“ haben eine           werden diese Pflanzen in Kombination mit anderen angebaut, wie
gute Umweltbilanz, denn              z. B. in der mexikanischen Milpa (eine spezielle Form der Misch-
sie sind ertragreich, klima­         kultur). Hier werden Hülsenfrüchte neben Kürbissen, Mais und
neutral,   verbessern    den         Chili gepflanzt oder sogar abwechselnd eingesetzt, damit sich
Boden, bieten Bienen ein
­                                    ausgelaugte Böden wieder regenerieren. Die Welt der Hülsen-
Refugium und geben inno­
­                                    früchte ist von unglaublich faszinierender Vielfalt. Allein in Italien
vativen Landwirten eine              gibt es unendlich viele Sorten. Jede einzelne hat sich den verschie-
Einkommens­alternative, da           denen Böden und Klimaverhältnissen der Regionen angepasst
sie sich hervorragend in             und individuelle Merkmale entwickelt, die sie heute zu begehrten
Mischkultur anpflanzen las­          Spezialitäten machen. Wir sollten heute mehr denn je im Auge
sen. Im Slow Food-Magazin            behalten, dass die außerordentliche Anpassungsfähigkeit dieser
(April 2016) meinte dazu             Pflanzen eine Gabe ist, die wir kennen, schätzen und aufwerten
Carlo Petrini, Begründer
­                                    sollten. Hülsenfrüchte sollten wir viel mehr in unserer täglichen
der Slow Food ­   Bewegung           Ernährung einbauen. Es geht um unsere Gesundheit, um den
(Auszug):                            Schutz der Umwelt und der Böden…“

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HÜLSENFRÜCHTE im Saarland - Bedeutung Geschichte Rezepte - Bliesgau Ölmühle
WARUM VERANSTALTET SLOW FOOD
SAARLAND HÜLSENFRÜCHTEWOCHEN?

Erbsensonntag in Wadrill                                                Foto: Mechthild Schneider

Ebenso wie die Hülsenfrüchte unglaublich         ter zu vertreiben, und auf ein ertragreiches
vielfältig sind, sind es auch die unzähligen     „Erbsjahr“.
Möglichkeiten ihrer Zubereitung.                 Das Convivium begrüßt und unterstützt die
Das hat das Slow Food-Convivium Saarland         Bemühungen einzelner saarländischer Land­
motiviert, gemeinsam mit bekannten saar­         wirte um die Bliesgau-Ölmühle, Hülsenfrüch­
ländischen Köchen seit 2016 jährlich zu den      te wieder in der Region anzubauen, wo sie
Hülsenfrüchtewochen einzuladen, um diese         schon seit Jahrtausenden eine große Bedeu­
Gemüsearten neu zu entdecken. Als Zeit­          tung hatten. Dafür müssen die Bodenbearbei­
punkt wurden dafür die beiden ersten Wo­         tungsformen und die Landtechnik ständig
chen nach dem „Erbsensonntag“ gewählt.           verbessert werden, kurz: eine Win-win Situa­
Traditionell wurde früher der erste Sonntag      tion zwischen Erzeugern und Verbrauchern
der Fastenzeit so genannt.                       geschaffen werden. Das Convivium freut sich
                                                 über eine deutliche Ausweitung und lädt Ho­
Noch heute wird alljährlich an jedem
                                                 bbygärtner und Landwirte ein, sich mit dem
­„Erbsensonntag“, dem ersten Fastensonntag,
                                                 Anbau von seltenen und schmackhaften Sor­
 in Wadrill ein meterhohes Erbsenrad den
                                                 ten daran zu beteiligen.
 Berg herunter gerollt. Dieser Brauch knüpft
 an die Zeit an, als die Erbse als Grundnah­
 rungsmittel noch nicht von der Kartoffel ver­
 drängt war.
Mit dem vermutlich mit „Erbsstroh“ um­
wickelten „Erbsrad“ hoffte man, so den Win­

                                                                                                5
HÜLSENFRÜCHTE im Saarland - Bedeutung Geschichte Rezepte - Bliesgau Ölmühle
Am besten gedeiht die Linse mit einer weiteren „Stützpflanze“ auf trockenen, kalkreichen Böden. Hierfür ist eine gute
Bodenvorbereitung nötig.                                                                  Foto: Sammlung Patric Bies

AM ANFANG STAND DAS FASTEN
Es war die passende Idee zur richtigen Zeit.                beispielsweise die Dezimierung der Biber in
Worin immer die Vorteile einer Essensreduk­                 Flüssen und Bächen erklärt. (Siehe Christoph
tion oder eines gänzlichen Verzichts liegen,                Drösser in Zeitonline, 10. März 2011)
die Christliche Kirche erkannte schon sehr
früh, dass sich so etwas gut in ihren Kanon                 Wer wegen des Fleischgenusses kein schlech­
einbauen ließ. Bevor es nach Aschermittwoch                 tes Gewissen haben wollte, wickelte einen
oder nach dem darauffolgenden „Erbsen­                      Mantel um das kleingehackte Fleisch. So ließ
sonntag“ so richtig mit den Entsagungen los­                sich für Gott nicht mehr erkennen, dass man
ging, wurde Fasching ausgelassen gefeiert.                  gegen die Fastenregeln verstieß. Auf die Idee
Nicht ohne Grund, denn die kirchliche Fas­
tenordnung war sehr streng: weniger essen,
kein Alkohol, keine Süßigkeiten, kein Fleisch.
Fisch war dagegen erlaubt, was im alljährli­
chen Heringsessen seinen Ausdruck fand.

So lange wie die Tradition des Fastens scheint
es auch Versuche gegeben zu haben, diese zu
umgehen. Im Lauf der Jahrhunderte wurden
daher auch Vögel und Säugetiere zu Fischen
ehrenhalber ernannt und aufgetischt, was

Eine „Vegane Küche“ ist keine Errungenschaft der
Neuzeit. Selten hatten vor 100 Jahren Hülsenfrüchte
eine Fleischbeigabe.               Foto: Sammlung Bies

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Bohnendorf Lautzkirchen Umzug 50er Jahre                                Foto: Stadtarchiv Blieskastel

der „Herrgottsbescheißerle“ sollen ausge­     HÜLSENFRÜCHTE
rechnet Mönche des Klosters Maulbronn ge­
kommen sein, die die Teigwaren „Maulta­       FÜR DIE FASTENZEIT
schen“ nannten. Mit der Renaissance wurde     Kaum in Kollision mit Gott oder Kirche geriet
es einfacher, selbst in der Fastenzeit nach   der Gläubige, der von Aschermittwoch bis
Herzenslust dem leiblichen Wohl zu frönen.    zur Karwoche Hülsenfrüchte aß. Hülsen­
Bedingung war allerdings die Erbringung       früchte waren – neben Fisch – der beste
eines „Fastenopfers“, als eine Variante des
­                                             Fleisch­
                                                     ersatz. Linsen, Erbsen oder Bohnen
Ablasshandels.                                enthalten hohe Anteile an kraftspendendem

                                              Bohnendorf Lautzkirchen Umzug 60er Jahre
                                                                            Stadtarchiv Blieskastel

                                                                                                    7
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Bohnenernte Lautzkirchen ca. 1956                                                Foto: Stadtarchiv Blieskastel

Eiweiß. In Zeiten, als die Technik der Haltbar­            erhält, ohne zuvor eingelegt zu sein. Trocken­
machung von Lebensmitteln noch unbekannt                   erbsen zuvor über Nacht einweichen, dann
war, konnten neben gelagertem Getreide für                 etwa eine Stunde kochen und unter Zugabe
Brot für Kohlenhydrate und etwas Wurzel­                   von Salz, Pfeffer und etwas Honig oder Zu­
gemüse als Vitaminträger, praktisch nur Hül­               cker pürieren. Zwiebeln schneiden und in
senfrüchte das Überleben sicherstellen und                 Butter goldgelb dünsten. Dazu ein Stück Brot
die Gesundheit erhalten.                                   und Fastenbier und man hört Luther sich zu­
Das wusste auch der ehemalige Augustiner­                  rufen: „gesegnete Mahlzeit!“
mönch Martin Luther, der so ist überliefert,
kein Kostverächter war. Wie Anfang 2017 in
der Badischen Zeitung zu lesen war, gehörte
saurer Hering mit Erbsenpüree in der Fasten­
zeit zu seiner Leibspeise.
Ein im Grunde einfaches Mal: ein ausgenom­
mener Hering – ersatzweise eine Forelle –
wird etwa 3 Min. gebraten und dann mit Essig
gelöscht, wodurch er ein säuerliches Aroma

Wie rar und kostbar Fleisch einst war, wird z. B. an der
Bedeutung des alljährlichen Viehmarkts in Wadern
deutlich.        Foto um 1910, Waderner Stadtmuseum

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Lange Tradition Garten mit Stangenbohnen in Wadern                         Foto Waderner Stadtmuseum

                                                       schen Villa Borg im Landkreis Merzig-Wa­
DAS SAARLAND UND SEINE                                 dern, wo man Reste von Hülsenfrüchten
TRADITION DER HÜLSENFRÜCHTE                            fand. 15 Kilometer südwestlich von Saarbrü­
Im Saarland blicken wir auf eine sehr lange            cken im lothringischen Farébersviller stießen
Hülsenfrüchte-Vergangenheit zurück. Schon              Forscher in keltischen Gräbern auf Acker­
Kelten und Römer setzten sie ganz oben auf             bohnen, wie der Archäobotaniker Dr. Julian
die Speisekarte. Dies belegen archäologische           Wiethold, Metz zu berichten weiß.
Ausgrabungen auf dem Gelände der römi­                 Ein historisches Zinsregister der Herrschaft
                                                       Dagstuhl listet als Ackerfrüchte für das Jahr
                                                       1731 Erbsen und Linsen auf. Der Biograf Lud­
                                                       wig Eid wies den Anbau von Linsen im südli­
                                                       chen Bliesgau vor 1786 nach. Ebenso sollen
                                                       Erbsen im Mündungsarm der Blies (Gers­
                                                       heim) gut gediehen sein.
                                                       Nennenswerten Linsenanbau gab es auch im
                                                       nördlichen Saarland (Oberkirchen). Und der
                                                       Flurname „Im Bohnenberg“ im Weiskircher
                                                       Ortsteil Rappweiler kündet heute noch von
                                                       der einstigen Bedeutung der Ackerbohne.
                                                       Im Ersten Weltkrieg bestand eine Anmelde­
                                                       pflicht für angebaute Erbsen, Bohnen und
                                                       Linsen. Wer zu viel produzierte, musste sie
                                                       bei der „Reichshülsenfruchtstelle“ abliefern.

                                                                                                    9
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ERBSEN                                                 LINSEN
Die Bedeutung der Erbse (Pisum sativum)                Die Linse (lt. Lens culinaris) gehört zu den äl­
liegt in ihrem hohen Eiweißgehalt. Allerdings          testen Kulturpflanzen der Erde. Der Mensch
nur als trockene, ausgereifte Erbse, nicht als         baute sie schon vor rund 10.000 Jahren im
grüne, frische Erbse.                                  Orient an. Von dort breitete sie sich über die
Ihre Verwendung beginnt im 8. Jahrtausend              ganze Welt aus, so auch dutzende Sorten
v. u. Z. im Vorderen Orient. Von dort hat sie          über den Mittelmeerraum bis nach Mitteleu­
sich vermutlich über den Balkan bis nach Mit­          ropa. Alleine in der indischen Küche kennt
teleuropa ausgebreitet. Den Römern dienten             man über 50 verschiedene Linsensorten.
Erbsen nicht nur als Grundnahrungsmittel.              In unserer Gegend erwähnte bereits der in
Sie spielten bei ihren Feldzügen eine heraus­          Hornbach und Saarbrücken wirkende Botani­
ragende Rolle. Fern der Heimat waren Erbsen            ker und Mediziner Hieronymus Bock (1498–
eine einfach zu bereitende Speise und                  1554) in seinem dem Saarbrücker Grafen ge­
kraftspendender Fleischersatz.                         widmeten Kräuterbuch von 1546 die Linsen,
Braune Erbsen, die man schon im Herbst aus­            denn sie „erweichen den harten Bauch“.
sät und im Juli reifen, werden von Landwirt
Werner Brengel kultiviert. Sie schmecken wie
die wohlvertrauten Grüne Erbsen, sind aber
deutlich resistenter gegen Schädlinge.

               JÄGER-ERBSENSUPPE
       „Geschälte, grüne Erbsen wässern
 Dann Dürrfleisch mit gut scharfen Messern
      In nicht zu kleine Würfel schneiden,
     die Ohren von dem Knorpel scheiden
       nachdem sie in der Brüh‘ gekocht,
   (wer hätt‘ den Knorpel schon gemocht?)
   – die Erbsen mit den Schwarten kochen,
     – das hat ja prima schon gerochen –
  Dann Dürrfleisch mit viel Zwiebel braten,
      und wenn die Erbsen weich geraten
       noch eine „Wall“ mitkochen lassen;
    die Suppe trinkt man nicht aus Tassen
        weil, mit Kartoffeln noch gedickt,
       das Trinken da mitnichten glückst;
       so nimmt man Teller denn heraus
    und reibt sie noch mit Knoblauch aus!“
                       zitiert aus
               Theo Schwalb (1910-1978)                Schon den Römern gelangen ihre Eroberungen nur,
                   Koch und Dichter                    weil sie kraftspendende Hülsenfrüchte mitführten.
     „Fein gekochtes gut gereimt“, Eigenverlag, 1973   Fortan verzichtete keine Armeeküche mehr darauf. 
                                                                                           Postkarte von 1900.

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BOHNEN
Der Landstrich zwischen Saar, Blies uns Mosel     merkte der H  ­ istoriker Bernhard Becker, wie
galt einst als großes Bohnenland, wovon nicht     sich ab 1900 ein langsamer gewerbsmäßiger
nur die zahlreichen „Bohnentäler“ zeugen. Bei     Bohnenanbau ent­wickelte, der sich dann auf
Kelten und Römern zählten Ackerbohnen zu          sage und schreibe 200.000 Stangen steigerte,
den wichtigsten Nahrungsmitteln überhaupt,        was Erträgen von etwa 200 Tonnen (ca. 18
auch weil sie sich lange lagern ließen.           ­Hektar) im Jahr 1918 entsprach.
Der Brauchtumsforscher Gunter Altenkirch          Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte ein lang­
fand heraus, dass es noch in der Neuzeit im       samer und stetiger Rückgang des Bohnen­
Hochwald nicht unüblich war, seine Ackerboh­      anbaus ein. Die Nebenerwerbslandwirte
nen mit Sauerkraut zu vermengen und schließ­      ­verdienen im Hauptberuf mehr, die Preise für
lich mit einer braunen Soße von Fett und Zwie­     Lebensmittel sinken.
beln zu servieren.                                Etwas länger erinnerte das „Bohnenfest“ – seit
Ein besonderes saarländisches Kapitel stellt      den 80er Jahren in das Dorffest integriert – mit
der Anbau von Stangenbohnen in Lautz­kirchen      opulenten Festumzügen an diese Zeit. Leider
bei Blieskastel dar. Stangenbohnen kamen erst     singen heute in Lautzkirchen keine „Boh­
nach der Entdeckung Amerikas zu uns nach          nenspatzen“ mehr das „Bohnenlied“ für ihre
Europa, sind also nicht mit den feldmäßig an­     „Bohnenkönigin“.
gebauten Ackerbohnen gleichzusetzen, die          Glücklicherweise wurden die Sorten ermittelt,
weniger als grünes, vitaminreiches Gemüse,
                                                  die heute im spezialisierten Saathandel zu ha­
sondern als Eiweißträger gegessen werden.
                                                  ben sind:
Vermutlich ging der Bohnenanbau auf die Re­
                                                  „Phänomen“, mit grünen, langen und fleischi­
gierungszeit der Reichsgräfin Marianne von
                                                  gen Hülsen und gutem Geschmack.
der Leyen zurück. Darüber heißt es, „daß die
heute so berühmten Lautzkirchener Bohnen­         „Ruhm vom Vorgebirge“, meist eingesetzt in
felder schon bekannt und genutzt worden sei­      ­Konserven.
en… Bohnenzehent wurde keiner verrechnet.         „Feuerbohne“, bei der man die Blüten, die jun­
Aber wir wissen, daß im April 1782 der St. Ing­   gen Hülsen und die getrockneten Samen essen
berter Wald allein 7.850 Bohnenstangen zu         kann.
Verlauf bereit hielt“. (Siehe Ludwig Eid „Mari­   In der Steiermark, wo man für diese Sorte eine
anne von der Leyen – Leben, Staat, Wirken“,       geschützte Herkunftsbezeichnung erwirken
                                                  ­
Saarbrücker Druckerei, 1937)                      konnte, gelten die gekochten Samen mit fri­
                                                  ­
In dem „Dorfbuch Lautzkirchen – Von der           schen Zwiebelscheiben, Essig und Kürbis­
Früh­
    geschichte bis in die Gegenwart“ be­          kernöl als ­Spezialität.

                                                                       Blühende Bohnenpflanze
                                                                          Foto: Thomas Reinhardt

                                                                                                    11
Braune Erbsen bei Brenschelbach Landwirt Werner Brengel, Patric Bies r.             Foto: www.bliesgauoele.de

WO WERDEN HEUTE LINSEN ANGEBAUT?                             weiteres hohes Ziel gesteckt. Die Kulturen
                                                             werden noch bodenschonender – nämlich
Seit einigen Jahren werden „Grüne Linsen“
                                                             pfluglos – angebaut, um die wertvolle Nähr­
im Saarland wieder angebaut. Landwirt Wer­
                                                             stoffe produzierenden Regenwürmer nicht
ner Brengel, Loutzviller Mühle bei Brenschel­
                                                             zu vertreiben. Qualitätsansprüche, die sich
bach baut sie im Gemisch mit weiteren Kul­
                                                             schmecken lassen.
turpflanzen an. Bekannt ist die historische
Mühle im idyllischen Tal der Schwalb, weil                   Auf den Anbau Roter Linsen („Champagner
hier Mensch, Tier und Pflanzen versuchen,                    Linsen“) hat sich Familie Guillaume (in
harmonisch miteinander zu leben und zu ar­                   Landroff, Lothringen) spezialisiert. Als Deli­
beiten. Die hofeigenen Pferde werden sogar                   katesse für die gehobene französische Küche
manchmal zum Holzrücken im eigenen Wald                      bleiben sie im Winter in der kalten Erde, sind
oder zur solidarischen Landwirtschaft heran­                 aber meist schon im Frühsommer erntereif.
gezogen. 2017 hat auch Johannes Dörr, Wa­
ckenberger Hof bei Wiesbach mit dem Anbau                    WIE WACHSEN LINSEN?
Grüner Linsen begonnen.                                      Linsen sind auf dem Feld unscheinbare und
Schwarze Linsen („Beluga Linsen“) in Bio-Qua­                sensible „Früchtchen“. Sie müssen in Misch­
lität wachsen oberhalb des Saartals bei Wad­                 kultur mit einer weiteren Kulturpflanze an­
gassen. Schon der Vater von Bio-Landwirt                     gebaut werden, egal ob „bio“ oder „konventi­
Marcus Comtesse hat sich den strengen Kri­                   onell“. Das verbessert die Erntefähigkeit, da
terien des kontrolliert-biologischen Anbaus                  die Mischungspartner als Rankhilfe – in ers­
verschrieben. Mit dem Mischfruchtanbau von                   ter Linie sind dies Leindotter, Hafer oder
Schwarzen Linsen hat sich Sohn Marcus ein                    Gerste – verhindern, dass die Linsen sich auf

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den Boden legen. Zudem unterdrücken die
Mischungspartner das Unkraut.
Mit zwei Pflanzen auf einem Feld steigen na­
türlich die technischen Ansprüche bei der
Ernte im Spätsommer, weil das Erntegut bei­
der Pflanzen zügig getrennt werden muss.
Andernfalls besteht Gefahr, dass sich bei
Feuchtigkeit Schimmel bildet. Sind die Linsen
nun „lagerfähig“, besorgen Siebmaschine
bzw. Trieur das Putzen. Wichtig ist es hierbei
das Auslesen von Steinen sicherzustellen.
wenn alles gut läuft, liegen die Linsenpäck­
chen unterm Weihnachtsbaum.

DER RICHTIGE UMGANG MIT LINSEN
Linsen zeichnen sich durch ihre Sortenviel­
falt aus. Weltweit gibt es grüne, braune,
graue, rote, gelbe und auch schwarze Linsen.
Dazu können sie gemustert, groß oder klein
sein. Die meisten – so auch die saarländi­
schen – werden mit der Schale angeboten.
Andere sind geschält. Beide Varianten haben
ihre Vorteile. Die ungeschälten Linsen sind
nährstoffreicher und wesentlich geschmacks­                                   Fotos: Thomas Reinhardt

                                                      intensiver, da sich in der Schale die meisten
                                                      Nährstoffe und Aromen befinden. Die ge­
                                                      schälten sind leichter verdaulich. Allerdings
                                                      handelt es sich dabei um ein homogenes
                                                      Massenprodukt, denn für das technisch auf­
                                                      wendige Schälen müssen sie immer von glei­
                                                      cher Größe sein.
                                                      Die ungeschälten sollten über Nacht einge­
                                                      weicht werden, um das Risiko von Blähungen
                                                      oder Bauchschmerzen bei empfindlichen
                                                      Menschen zu senken. Außerdem werden da­
                                                      durch Mineralstoffe wie Eisen oder Zink bes­
                                                      ser verfügbar.
                                                      Am nächsten Tag das Einweichwasser weg­
                                                      schütten und Linsen in frischem, kaltem
                                                      Wasser aufsetzen. Am besten ohne Salz,
                                                      sonst brauchen sie länger, um weich zu wer­
                                                      den. Die Garzeit variiert je nach Sorte und
                                                      Alter der Linsen.
                                                      Allerdings gibt es hier verschiedene Ansich­
                                                      ten: will man nämlich aus Linsen einen Salat
Landwirt Markus Comtesse    Foto: Thomas Reinhardt   machen oder sie als Beilage nutzen, dürfen

                                                                                                   13
Landwirt Johannes Dörr, Markus Keller und Patric Bies im Mischfrucht Linsenfeld bei Wiesbach

sie nicht durchgekocht sein, sondern schme­                  Petersburg auf. Seine Idee: Linsen einer unbe­
cken besser und sehen besser aus, wenn sie                   kannten alten Sorte als künftige „Saarländi­
„al dente“ sind. Denn das Auge isst bekann­                  sche Linsen“ zu vermehren und zu kultivie­
termaßen mit!                                                ren. Denn während andere Gegenden
                                                             Deutschlands regionaltypische Pflanzen, wie
WO WERDEN ERBSEN ANGEBAUT?                                   z. B. das Bamberger Hörnchen oder das Telto­
Grüne Markerbsen baut Landwirtin Ulrike                      wer Rübchen bekannt sind, sind solche im
Benz vom Harschberger Hof bei St. Wendel                     Saarland – mit Ausnahme von „Hundsärsch“
                                                             – kaum vertreten. In St. Petersburg wusste
an. Braune Erbsen, die schon im Herbst aus­
                                                             man Rat. Die Wahl fiel auf eine alte Linsensor­
gesät und im Juli geerntet werden, werden
                                                             te, die Anfang des 20. Jahrhundert aus Frank­
seit 2016 von Landwirt Werner Brengel,
                                                             reich ins Institut nach St. Petersburg gelangt
Loutzviller Mühle bei Brenschelbach kulti­
                                                             war. Professorin Vishnyakova wies – halb­
viert, der durch die Erfolge beim Linsenan­
                                                             entschuldigend – darauf hin, dass man „nur“
bau hierzu ermuntert wurde.
                                                             eine Samenbank sei und kein Saatgutbetrieb,
                                                             weshalb man lediglich etwa 150 bis 200 ein­
WOHER DAS SAATGUT NEHMEN?                                    zelne Linsen ausgeben könne. Aber sie kom­
Früher wurde Saatgut von den Landwirten sel­                 me eh in Kürze nach München, wo man sich ja
ber hergestellt und weitergegeben. Diese Tra­                treffen könne… Nach interessantem, länge­
dition gerät in Vergessenheit und so ver­                    rem Gespräch kam es zur Linsen-Übergabe.
schwinden viele wertvolle Sorten. Patric Bies                Frau Vishnyakova freute sich, diese Idee un­
nahm deshalb vor einigen Jahren Kontakt                      terstützen zu können. Patric Bies erklärte die
zum weltberühmten Wawilow-Institut in St.                    weiteren Schritte: Vermehrung in Töpfen und

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Foto: Christian Lang   Linsen und Leindotter im Gemisch
                                                                                     Foto: www.bliesgauoele.de

in Gewächshäusern über mehrere Jahre, bevor               lich. Dann erhält die neue Sorte auch einen
man behutsam mit dem feldmäßigen Anbau                    Namen. Wenn alles gut geht, kann etwa 2020
beginnen kann. Denn für ein Hektar Linsen­                die erste „Supp“ mit diesen Linsen ge­löffelt
feld sind mindestens 70 Kilo Saatgut erforder­            werden.

Im Linsen-Hafer-Feld: Marcus Comtesse und Bioköchin Sigrune Essenpreis, Landgasthof Paulus in Sitzerath.
                                                                                       Foto: www.bliesgauoele.de

                                                                                                              15
Rezept vom Kloster Hornbach

                                  KABELJAUFILET
                                  MIT SÜSS-SAUREN
                                  BRENSCHELBACHER LINSEN

ZUTATEN (4 PERS.):                ZUBEREITUNG:
ca. 700–800 g Kabeljaufilet,      Die Linsen in gut gesalzenem Wasser bissfest kochen, abgießen und mit
2–3 Zweige Thymian,               der Soße mischen, sodass eine Art Eintopf entsteht. Aufkochen, mit
                                  Salz, Zucker, Rotweinessig abschmecken und eventuell noch etwas
2 Knoblauchzehen,
                                  nachbinden!
200 ml Olivenöl
                                  Aus Mehl und Butterschmalz eine dunkle Mehlschwitze bereiten. Zum
                                  Schluss Zwiebel und Knoblauch darin dünsten, tomatisieren und mit
FÜR DIE LINSEN:                   den Flüssigkeiten ablöschen. Gewürzsäckchen zugeben!
Am Vortag 150–200 g getrocknete   Auf einen halben Liter einkochen, Senf zugeben und abschmecken.
rote Linsen in reichlich kaltem
                                  Dann Öl mit Knoblauch und Thymian auf 70-80°C erwärmen. Kabeljau
Wasser einweichen (über Nacht)
                                  mit Salz und Pfeffer würzen und in das erwärmte Öl legen. Abgedeckt
                                  im Ofen bei 80°C ca. 20-30 Minuten sanft garen. Bei der Hälfte der
SÜSS-SAURE SOSSE:                 Garzeit den Fisch vorsichtig wenden!
30 g Mehl,
                                  Dazu passt hervorragend Kartoffelstroh!
30 g Butterschmalz,
50 g Schalottenwürfel,
2 feinst gewürfelte Knoblauch­
zehen,
2 EL Tomatenmark,
0,2 l Rotwein,
0,6 l dunkler Kalbsfond oder
auch Gemüsefond,
Gewürzsäckchen mit:
Pfefferkörner, Wacholderbeeren,
Lorbeerblatt, Thymian,
4 cl Rotweinessig,
1 EL scharfer Senf

                                  Foto: Thomas Reinhardt

16
Rezept von Werns Mühle, Ottweiler Fürth

LAMM-MAULTASCHEN
AUF BLIESGAU-LINSEN

ZUBEREITUNG:                                                                 ZUTATEN (4 PERS.):
Eier mit 3–4 El Wasser verquirlen. Mit dem Mehl und 1 kräftigen Prise Salz
zum glatten festen Teig verarbeiten. Den Teig auf der bemehlten              ­M AULTASCHEN-TEIG:
Arbeitsfläche 1 Minute kräftig kneten. Abgedeckt 30 Minuten ruhen            500 g Mehl
lassen.                                                                      200 g Vollei
Das Fleisch und den eingeweichten Weck wolfen, den Blattspinat               50 g Eigelb
blanchieren, mit Eiswasser abschrecken und auspressen. Die Schalotten
und Knoblauch fein würfeln und andünsten. Mit dem Ei, Fleisch, Spinat        Öl und Salz
und Kräutern vermischen abschmecken.
Den Nudelteig länglich ausrollen, die Füllung auf der Hälfte des Teiges
                                                                             FÜLLUNG
aufstreichen (das geht sehr gut mit einem Spritzsack) und zusammen­          400 g Lammfleisch
klappen. Rolle mit dem Kochlöffelstiel in gleich große Stücke unterteilen,   200 g Schweinebauch
Teig dabei fest andrücken. Die Stücke mit einem Messer abtrennen.            200 g Blattspinat
Tipp: Der Teig muss, anders als bei Ravioli, die Füllung nicht komplett
                                                                             3 Eier
umschließen. Die Maultaschen haben genug Bindung, dass sie beim
Garen nicht auseinanderfällt.                                                1 eingeweichter Doppelweck
Maultaschen in reichlich kochendes Salzwasser geben, Hitze reduzieren        2 Schalotten
und darin 10 Minuten gar ziehen (nicht kochen!) lassen. Danach kurz          1 Knoblauchzehe
abtropfen lassen.
                                                                             Blattpetersilie
Die Linsen über Nacht in kaltem Wasser einweichen, abspülen, mit
Salzwasser leicht köcheln lassen. Die Linsen sortenrein garen, da sie        Thymian, Rosmarin
unterschiedliche Garpunkte haben. Die Linsen mit Sahne, Senf, Essig und      Salz Pfeffer
den Gewürzen abschmecken, Gemüsewürfel und Kräuter zum Schluss
unterrühren.
                                                                             LINSEN
                                                                             250 g Bliesgaulinsen gemischt
                                                                             (rot, grün, schwarz)
                                                                             200 g Gemüsewürfel
                                                                             etwas Sahne
                                                                             Senf
                                                                             Apfelbalsamicoessig
                                                                             Pfeffer, Salz, Muskatnuss
                                                                             Blattpetersilie, Schnittlauch,
                                                                             Petersilie,

Foto: Sigrune Essenpreis

                                                                                                              17
Rezept vom Landhotel Saarschleife

                                     SCHARFES PERLHUHN
                                     BIO-LINSEN-COCIDO

ZUTATEN (4 PERS.):                   ZUBEREITUNG:
6 cl Rapsöl,                         Keulchen und Hüfte vom Perlhuhn leicht salzen und pfeffern und mit
Sonnenblumenkernöl,                  Madras-Curry, ganzen Lorbeerblättern, Chiliöl und in grobe Streifen
200 g Linsen,                        geschnittene Chilischoten einreiben und in einer Kokotte oder Schüssel
                                     (Abdecken mit Klarsichtfolie) über Nacht einlegen.
50 g Zwiebelwürfel
                                     Die Keulen in Öl leicht anbraten und aus dem Bräter nehmen. Zwiebel-,
50 g Karottenwürfel,
                                     Karotten- und Selleriewürfel im Öl anschwitzen.
50 g Lauchwürfel,
                                     Rohe Linsen (vorher einmal mit klarem Wasser kurz wässern)
50 g Selleriewürfel                  hinzugeben, mit Gemüse-, Geflügel- oder Fischbrühe und dem
80 g frischer, gehackter             restlichen Öl auffüllen und langsam köcheln lassen.
Koriander,                           Die Geflügelteile hinzugeben und langsam „mitschmurgeln“ lassen.
80 g frische, gehackte Petersilie,   Gar sind die Geflügelteile wenn sich das Fleisch an einer Stelle
                                     durchdrücken lässt oder beim anpießen, klarer Geflügelsaft heraustritt,
0,6 l Brühe (Gemüse-, Geflügel-
                                     längstens 20 Minuten.
oder Rinderbrühe)
                                     Kurz bevor die Linsen gar sind, frischen, gehackten Koriander und
Salz, Muskat und Pfeffer aus der
                                     frische, in feine Würfel geschnittene, vorblanchierte (muss nicht sein
Mühle
                                     – sieht schöner aus und das Grün vom Lauch bleibt zunächst erhalten)
4 Perlhuhnkeulen (Keulchen von       Lauchwürfel hinzugeben. Nochmals aufkochen lassen und mit Salz,
der Hüfte trennen)                   Muskat und Pfeffer nachwürzen. Darauf achten, dass das Cocido nicht
6 Lorbeerblätter                     steif wird und anbrennt. Ruhig mehr Brühe oder einen guten Schluck
1 EL Madras Curry                    Wein hinzugeben und immer rühren, schaben und das Cocido im Bräter
                                     bewegen.
2 scharfe Chilischoten (Achtung,
auch die Finger können               Wie ein Eintopf servieren. Dazu passen Weizenblinis oder gebratener
brennen!)                            Schales.

                                     Foto: Thomas Reinhardt

18
LINSENGEMÜSE KLASSISCH

ZUBEREITUNG:                                                                ZUTATEN (4 PERS.):
Gemüse würfeln und fein hacken. Dann Öl im Topf erhitzen und das            100 g Möhren
Gemüse andünsten und salzen. Die abgespülten Linsen zum Gemüse              100 g Sellerie
geben und mit dünsten.                                                      100 g Lauch
Die Tomaten geachtelt hinzugeben. Das Gemisch mit Gemüsebrühe               1 Gemüsezwiebel
ablöschen und aufkochen. Ca. 25 – 30 Minuten garen, mit Salz, Pfeffer       5 EL Rapsöl
würzen, etwas Essig und Olivenöl dazu.                                      Salz, Pfeffer, glatte Petersilie
                                                                            250–300 g saarländische Linsen
                                                                            2 Tomaten
                                                                            ca. 0,5 l Gemüsebrühe
                                                                            Essig und Olivenöl

LINSENSALAT

ZUBEREITUNG:                                                                ZUTATEN (4 PERS.):
Die Linsen eine Nacht zuvor wässern und in etwa 1 l Wasser ca. 25 bis       200g Grüne Linsen,
30 Minuten bei milder Hitze garen (bissfest), dann auf einem Sieb           2 x 5 EL Apfelbalsamico,
abtropfen lassen. Aus Essig, Salz, Pfeffer und Öl eine Vinaigrette rühren   8 EL Leindotteröl,
und unter die noch warmen Linsen mischen, ca. 15 Minuten ziehen             Salz und Pfeffer,
lassen.                                                                     2 Äpfel (ca. 400g),
In der Zwischenzeit die Äpfel vierteln, schälen und würfeln, mit            1 Zitrone,
Zitronensaft beträufeln. Die Schalotten putzen, waschen und in feine        5 Schalotten,
Ringe schneiden. Nun Apfelwürfel, Schalottenringe und die Kresse            2 Kästchen Kresse
unter die Linsen heben.
Wer vom Fleisch nicht lassen kann, darf sich Bauchspeck in Streifen
schneiden, ausbraten und mit 4 El Apfelbalsamico ablöschen und über
die auf Tellern angerichteten Linsen geben. Mit etwas Kresse dekorie­
ren.

 WÜRZ-VARIATIONEN ZU DEN LINSEN
 Linsengemüse, -suppe und –salat       gefallen hat uns auch die Idee dem   Das zuvor etwas karamelisiert und
 lassen sich vielfältig mit Gewürzen   Linsengemüse mit Safran zu           vielleicht auch mit Tomaten und
 oder kleinen Veränderungen der        würzen. Das passt sehr gut zu        Knoblauch zu ergänzen gibt ein
 Zutaten verfeinern. Zum Beispiel      Fisch. Aus der indischen Küche       herrliches Gericht, ob als Suppe für
 mit Kreuzkümmel. Das ist              kommen Varianten, mit Koriander      sich allein oder zu anderem
 besonders intensiv, wenn man die      (gemahlen und Blättchen),            Gemüse oder Fisch.
 ganzen Samen leicht anröstet und      Kurkuma und Senfkörnern zu
 dann zerstößt. Besonders gut          würzen.

                                                                                                                   19
Rezept vom Bistro Pastis im La Maison, Saarlouis
                                diese Kreation entstand für die Auftaktveranstaltung
                                Jahr der Hülsenfrüchte 2016

                                SÜSSE LINSEN UND LINSENESPUMA

ZUTATEN (4 PERS.):              ZUBEREITUNG:
Linsen (eingeweicht)            Die Linsen abgießen, den Fond aber für das Espuma aufbewahren, gut
Zucker, Limettensaft            mit frischem Wasser bedecken und das Wasser leicht süssen.
                                Aufkochen und garziehen. Am Ende das Wasser mit etwas Limettensaft
Minze, Xantan, Läuterzucker
                                abschmecken.
1 ltr. Linsenwasser
                                Linsen abgießen, Einen kleinen Teil des aufbewahrten Suds mit mit
Eine Prise Zucker und           Läuterzucker, Apfelsaft und Minze abschmecken und Xantan binden
­Limettensaft                   und über die Linsen geben.
7 Blatt Gelatine                Das Linsenwasser mit Zucker und Limettensaft aufkochen, die Gelatine
20 Blätter Minze, fein gemixt   darin auflösen, die Minze abpassieren und dazu geben. Alles 10 Minuten
                                ziehen lassen. In den Espuma geben und lecker wird der Schaum.

                                Foto: Pixabay

                                Rezept vom Gasthaus unter der Linde, Saarbrücken

                                ERBSENKARTOFFELPÜREE

ZUTATEN (4 PERS.):              ZUBEREITUNG:
500 g mehlige Kartoffeln        Kartoffeln würfeln, kochen, 10 Minuten vor Ende der Garzeit Erbsen
200 g braune Erbsen             beigeben, dann abschütten und durch die Flotte Lotte passieren.
                                Mit Butter, Milch, Muskat verrühren und abschmecken.
Butter, Milch, Muskat, Salz,
Pfeffer

20
Rezept vom Landgasthof Paulus

VEGANE ERBSWURSTSUPPE “SCHMETTER-
LINGE IM BAUCH“ MIT GEMÜSECHIPS
WAHLWEISE MIT ROTE-BETE-STREUSEL

ZUBEREITUNG:                                                           ZUTATEN (4 PERS.):
Erbswurstsuppe:                                                        100 g braune Erbsen, fein zu Mehl
Das Räucheröl in einem Topf erhitzen und darin die roten Zwiebeln      gemahlen
und den Knoblauch glasig dünsten, das Grünkernmehl einrühren und       20 g Grünkern, fein gemahlen
anschwitzen. Den heißen Gemüsefond langsam klumpenfrei einrühren       16 g rote Zwiebeln, in feine
und dann das Erbsenmehl einrühren, etwas Fleur de Sel dazu geben       Würfel geschnitten
und alles aufkochen lassen. Etwa 30 Minuten leicht köcheln lassen,
                                                                       2 g Knoblauchzehen, fein
dabei immer wieder umrühren. Mit dem Salz abschmecken.
                                                                       gewürfelt
Gemüsechips:
                                                                       30 g Räucheröl ( das ist Olivenöl
Die Kartoffel und das Gemüse schälen und mit Hilfe einer Aufschnitt­   mit Buchenmehl-Beifuss-Rauch
maschine oder Mandoline in 2 x 4cm feine Scheiben aufschneiden.        geräuchert), alternativ
Die Karottenscheiben in Salzwasser kurz blanchieren, Petersilien­
                                                                       2 EL Fleur de Sel
wurzelscheiben und Kartoffelscheiben bleiben roh. Die Scheiben
abwechselnd auf die Schaschlikspieße stecken und in heißem Fett        ca. 750 ml ungesalzener
kross fittieren. Anschließend auf Küchenpapier etwas entfetten,        Gemüsefond
salzen und heiß zur Suppe servieren                                    eine Kartoffel (z. B. blaue
                                                                       Anneliese),
                                                                       eine Karotte
                                                                       eine Petersilienwurzel
                                                                       4 Stk Schaschlikspieße

Foto: Sigrune Essenpreis

                                                                                                       21
Rezept vom Landgasthof Paulus

                                  KICHERERBSENKREM

ZUTATEN                           ZUBEREITUNG:
(REZEPT FÜR 0,5 KG.):             Die Kichererbsen am Vortag einweichen und zusammen mit Thymian
                                  und Lorbeerblatt in ungesalzenem Wasser kochen. Erst nach dem
175 g Kichererbsen von Burcol,
                                  Abgießen mit Fleur de Sel salzen.
ca. 150 ml Oliva Verde Olivenöl
                                  Von einer ganzen rohen Knoblauchknolle die äußere Schale – falls
1 Zweig Rosmarin                  diese beschädigt ist – entfernen, dann in eine ofenfeste Schale mit
1 Knoblauchknolle                 120 ml gesalzenes Olivenöl geben und von allen Seiten in diesem Öl
5 g Harissa                       wenden. Die Knoblauchknollen in der Schale belassen, dazu einen
                                  Rosmarinzweig legen, die Schale mit Alufolie abdecken und im
ca. 5 g Fleur de Sel
                                  Steinbackofen cremig weich schmoren.
je nach Geschmack
                                  Die Kichererbsen und den geschmorten Knoblauch (ohne die Haut)
6 g frischer Thymian,
                                  in einen MIxer geben. Das Öl der Knoblauchknollen abseihen und
die Blättchen gezupft
                                  ebenfalls dazu geben. Mit Harissa würzen und fein mixen.
                                  So viel Olivenöl dazu geben bis die Masse eine gute Konsistenz hat,
                                  um Nocken zu drehen. Mit Fleur de Sel nach Gusto abschmecken,
                                  2/3 der Thymianblättchen zur Masse geben und unterrühren.
                                  Dann die Nocken abdrehen und noch mit den restlichen Thymian­
                                  blättchen bestreuen.

                                   Foto: Pixabay

22
Rezept vom Al Kasbah, Saarbrücken

TAJINE MIT LAMM,
ARTISCHOCKEN UND ERBSEN

ZUBEREITUNG:                                                               ZUTATEN (4 PERS.):
Zwiebeln, Knoblauch und ¾ des Korianders ganz klein schneiden,             500 g Lammfleisch (gerne auch
Lammfleisch in Stücke von 3 bis 5 cm zerteilen. Alles zusammen in dem      mit Knochen)
Tajine (bezeichnet in der nordafrikanischen Küche sowohl ein rundes,       2 Zwiebeln
aus Lehm gebranntes Schmorgefäß mit gewölbtem oder spitzem                 2 Knoblauchzehen
(konischem) Deckel als auch das darin gekochte Gericht) gut in
                                                                           50 g Koriander
Olivenöl anbraten. Es ist auch möglich, es in der Pfanne anzubraten
und später ins Schmorgefäß zu geben. Mit Kreuzkümmel, Ras el               5–6 Artischockenherzen
Hanoud, Salz und Pfeffer würzen. Aber Vorsicht: Immer den Deckel           300–400 g Erbsen
drauf lassen, damit die wertvolle Flüssigkeit nicht verdampft. Eventuell   3 bis 4 Sherry Tomaten,
etwas Wasser oder Gemüsebrühe nachfüllen und zugedeckt bei                 ganz klein schneiden
niedriger Hitze ungefähr eine Stunde schmoren lassen.                      5 EL Olivenöl
Die Artischocken putzen und die Herzen herausnehmen (es sei denn,          2 TL Kreuzkümmel
man kriegt die Herzen schon fertig) und je nach Größe und Geschmack
                                                                           1 TL Ras el Hanoud
zerteilen. Wenn das Lammfleisch gegart ist, die Artischockenherzen
und die Erbsen hinzugeben. Nicht vergessen, auch von oben die              Salz, Pfeffer,
Gewürze draufgeben, damit sie ganz durchziehen können. Das dauert          Gemüsebrühe oder Wasser
dann nur wenige Minuten, bis das Gericht fertig ist.
Die Tomaten ganz klein schneiden und auf das fertige Gericht geben.         Tajine ist in der marokkanischen
Mit Kreuzkümmel, Ras el Hanoud, Salz, Pfeffer und dem Rest Koriander        Küche überall präsent. Es gibt so
würzen und fertig!                                                          viele Rezeptvarianten wie
                                                                            Menschen, die kochen. Wer
                                                                            durch Marokko fährt, erlebt das
                                                                            an jeder Ecke. In den euro­
                                                                            päischen Ländern, in denen
                                                                            Nordafrikaner ihren Einfluss
                                                                            hatten und haben, gehört dieses
                                                                            geniale Schmorgefäß zum
                                                                            Alltag. Ob mit einer Vielzahl an
                                                                            Gemüsen, mit Huhn oder Rind
                                                                            und passenden Gemüsen oder
                                                                            eben Lamm, es kommen leckere
                                                                            Gerichte auf den Tisch.
                                                                            In diesem Fall besteht die
                                                                            Gemüsebeilage aus Erbsen und
                                                                            Artischockenherzen.
                                                                            ­Artischocken gibt es in unseren
                                                                             Breiten zwar nicht in Hülle und
                                                                             Fülle, aber zur Saison durchaus
                                                                             auch. Ob dann noch Zwiebeln,
                                                                             Knoblauch oder was immer
                                                                             hinzukommt, ist Geschmack­
Foto: Pixabay                                                                sache!

                                                                                                               23
Was passiert in den
         Hülsenfrüchtewochen?
   Seit 2016, von der UN zum Jahr der Hülsenfrüchte
 ausgerufen, veranstaltet Slow Food Saarland jährlich
 die Hülsenfrüchtewochen. In den 14 Tagen bieten die
  teilnehmenden Gastronomen neben ihrer normalen
  Karte einige Rezepte dazu an. Teilweise sind es alte
  „Klassiker“, teilweise Kreationen, die speziell hierfür
  entstanden sind, um die Vielfalt von Linsen, Erbsen,
 Bohnen und Co zu zeigen. Dabei werden vorzugsweise
          regionale Hülsenfrüchte verwendet.

     Teilnehmer waren und sind:
Landgasthof Paulus (Sitzerath), Werns Mühle (Ottweiler-
 Fürth), Landhotel Zur Saarschleife (Orscholz), Kloster
   Hornbach, Refugium/Klosterschänke (Hornbach),
   Niedmühle (Rehlingen-Siersburg), Bistro Pastis im
 La Maison Saarlouis), Unter der Linde (Saarbrücken),
 Hotel zur Post (Kell am See), Gräfinthaler Hof (Mandel-
    bachtal), Al Kasbah (Saarbrücken), Restaurant
            Frischbier, Schmelz-Primsweiler.

    Wo kann man saarländische
    Linsen oder Erbsen kaufen?
 Erhältlich bei der Bliesgau-Ölmühle, Bliesransbach,
       vielen Bioläden, Regionalvermarktern ,
Einzelhandelsgeschäften und Hofläden der Landwirte.
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