Handlungsempfehlungen zur Legislatur 2021-2025 - Positionspapier der Expertengruppe Intelligente Gesundheitsnetze
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Handlungsempfehlungen zur Legislatur 2021-2025 Positionspapier der Expertengruppe Intelligente Gesundheitsnetze Digital-Gipfel Plattform Innovative Digitalisierung der Wirtschaft Fokusgruppe Intelligente Vernetzung www.deutschland-intelligent-vernetzt.org
Handlungsempfehlungen zur Legislatur 2021-2025 Expertengruppe Intelligente Gesundheitsnetze Ganzheitlicher Digitalisierungsrahmen — Aufbau einer durchgehenden, digitalen Infrastruktur im Gesundheitswesen im öffentlichen Gesundheitswesen: Eine bundesein- heitliche, lückenlose digitale Infrastruktur in allen Digitalisierung kann nur erfolgreich umgesetzt wer- Bereichen des öffentlichen Gesundheitswesens ist den, wenn die entsprechenden Grundvoraussetzun- die Grundlage für effizientes und effektives Handeln, gen gegeben sind. Dazu gehört neben einem klaren ganz besonders in Krisensituationen. Daher sollten und eindeutigen Rechtsrahmen, der die heterogene einheitliche Softwarelösungen, z. B. SORMAS, Gesetzgebung harmonisiert, auch die nachhaltige DEMIS, SurvNet@RKI etc., in allen Gesundheits und langfristige Förderung der Umsetzung von Digita- ämtern verpflichtend eingeführt werden. lisierungsvorhaben innerhalb der Branche. Hier sind — Erarbeitung und Einführung eines ganzheitlichen Modelle ähnlich der KHZG-Förderung1 auch für andere Sicherheitskonzeptes mit resilienten Strukturen für Sektoren zu entwickeln. Auch das nach wie vor aus- die digitalen Infrastrukturen im Gesundheitswesen bleibende Antragsrecht auf Forschungsdaten beim — Finanzielle Förderung für gesundheitswirtschaftliche Nationalen Forschungsdatenzentrum für die Industrie Bestandteile kritischer Infrastrukturen zur Umsetzung ist ein wesentlicher Missstand, den es im Sinne eines des zweiten IT-Sicherheitsgesetzes und zukünftiger zukunftsfähigen, digitalisierungsaffinen Rahmens zu sicherheitsrelevanter Anforderungen beheben gilt. Die Brisanz des Themas wird durch das Gutachten des Sachverständigenrats Gesundheit2 Informierte und mündige Akteure mit klar verdeutlicht – hier werden Opt-out Verfahren für starken digitalen Kompetenzen besonders forschungsrelevante Datensätze, sowie ein Gesundheitsdatennutzungsgesetz gefordert, um die Die Akzeptanz der Anwendergruppen für Innovationen Qualität der Patientenversorgung weiter zu verbessern und Technologien wird unter anderem durch zielgrup- und bestehende Potenziale so zu nutzen. penspezifische Aufklärung über Mehrwerte und Risiken geschaffen. Die Förderung von Data & Digital Literacy — Eine KHZG-ähnliche Förderung sollte auch für Berei- aller Akteure sowie flächendeckende Informationen auf che wie Pflege, ambulanter Bereich, Heilmittelbereich allen Ebenen stellen unabdingbare Schritte auf dem und sonstige Leistungserbringer geschaffen werden. Weg in eine digitalisierte Zukunft dar. — Alle Akteure der deutschen Sozialgesetzgebung, die im Gesundheitswesen Leistungen erbringen, — Durchführung einer öffentlichen, breiten Informations insbesondere Sozialversicherungsträger (gesetzliche kampagne bzgl. der Vor- und Nachteile sowie der Unfallversicherung, Rehaleistungen, öffentlicher Ge- Chancen und Risiken der Nutzung von Gesundheits- sundheitsdienst), sollten an die Telematikinfrastruktur daten, Cloud-Computing und Künstlicher Intelligenz angeschlossen werden. — Breite Informationsarbeit über bereits im Markt — Zur Maximierung des Nutzens und der Akzeptanz bestehende Lösungen, z. B. elektronische Patienten der elektronischen Patientenakte (ePA) sollten akte, eRezept, digitale Gesundheits- und Pflege- Versicherte die Möglichkeit haben, über standar anwendungen, Terminvergabe, telemedizinische disierte Schnittstellen Daten mit Gesundheits- Leistungen, Möglichkeiten der Datenfreigabe u. ä. apps ihrer Wahl auszutauschen, die über diese — Integration von E-Health-Inhalten in die Ausbildungs- ePA-Schnittstellen verfügen. curricula aller Gesundheitsberufe und gesundheits naher Tätigkeiten einschließlich Verwaltung 1 Krankenhauszukunftsgesetz für die Digitalisierung von Krankenhäusern, vgl. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/krankenhauszukunftsgesetz.html 2 Gutachten des Sachverständigenrats Gesundheit, vgl. https://www.svr-gesundheit.de/gutachten/gutachten-2021/ Plattform Innovative Digitalisierung der Wirtschaft 2 Fokusgruppe Intelligente Vernetzung
Handlungsempfehlungen zur Legislatur 2021-2025 Expertengruppe Intelligente Gesundheitsnetze Gleichstellung digitaler Verfahren Klare Verteilung von Aufgaben und K ompetenzen im Sinne einer Über alle Disziplinen des Gesundheitswesens hinweg innovativen Gesundheitswirtschaft sollten digitale Verfahren der Leistungserbringung den bisher etablierten Verfahren gleichgestellt werden. Privatwirtschaftliche Unternehmen spielen eine wich- tige Rolle bei der innovativen Weiterentwicklung des — Die Entscheidung über die Wahl und Durchfüh- Gesundheitswesens. Eine aktive Marktteilnahme und rung des Behandlungsverfahrens, beispielsweise die Vergabe marktrelevanter Schlüsselkompetenzen ob digital oder analog, sollte aus rein medizini- und Aufgaben an Körperschaften des öffentlichen schen Gründen erfolgen und nicht aufgrund von Rechts und (teil-)staatliche Institutionen führt zu Wett Abrechnungsobergrenzen. bewerbsverzerrungen. Die Grundprinzipien unserer — Dazu müssen allen Leistungserbringern sozialen Marktwirtschaft können hierbei eine wichtige sichere Authentifizierungsverfahren zur Orientierung sein, um die Zukunftsfähigkeit unseres Verfügung gestellt werden. Gesundheitswesens zu sichern. Nutzung von Gesundheitsdaten — Körperschaften des öffentlichen Rechts und (teil-) zur Verbesserung der Gesundheits staatliche Institutionen wie gematik und KBV sollten versorgung sich auf die Erstellung von Konzepten, Rahmenbe- dingungen und Spezifikationen zur Zertifizierung Eine datenschutzkonforme Nutzung möglichst umfang fokussieren. reicher Gesundheitsdaten ist unabdingbar für eine — Die Entwicklung konkreter Produkte, Dienstleistun- zukunftsträchtige Gesundheitsversorgung und gen und Innovationen auf Basis dieser Vorgaben Versorgungsforschung. sollte alleinige Aufgabe von Unternehmen im freien Wettbewerb bleiben. — Umsetzung der Opt-out-Vorschläge aus dem Gutach- ten 2021 des Sachverständigenrates, z. B. bzgl. Ein- Stärkung der europäischen richtung und Zugriff auf die ePA sowie Sekundärnut- Unabhängigkeit zung von Behandlungsdaten für Forschungszwecke zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung Gaia-X-Health3 — Mit Geltungsbeginn zum 1.1.2023 sollte auch die Die Möglichkeit einer EU-weiten Einführung digitaler technische Umsetzung in der Telematikinfrastruktur Gesundheitsinnovationen ist derzeit begrenzt, da die 2.0 zur forschungskompatiblen ePA praxisgerecht regulatorischen Rahmenbedingungen in der EU hetero- bereitstehen. gen und fragmentiert sind. — Einführung eines Gesundheitsdatennutzungsgesetzes — Antragsrecht der Gesundheitswirtschaft beim — Eine glaubwürdige Basis für einen Health Data Forschungsdatenzentrum Space schaffen: Gaia-X sollte die Grundlage für eine — Anfragerecht der Gesundheitswirtschaft für den föderierte, offene Dateninfrastruktur auf der Basis Zugang zu anonymisierten bzw. pseudonymisierten europäischer Werte und Regeln bilden und somit die Gesundheitsdaten, z. B. gespendete Daten aus elek Vertrauenswürdigkeit von digitalen Anwendungen, tronischen Patientenakten die im Gesundheitsbereich besonders wichtig ist, ermöglichen. 3 GAIA-X: A Pitch Towards Europe. Status Report on User Ecosystems and Requirements, https://www.data-infrastructure.eu/GAIAX/ Redaktion/EN/Publications/gaia-x-a-pitch-towards-europe.pdf?__blob=publicationFile&v=6 Plattform Innovative Digitalisierung der Wirtschaft 3 Fokusgruppe Intelligente Vernetzung
Handlungsempfehlungen zur Legislatur 2021-2025 Expertengruppe Intelligente Gesundheitsnetze — Gesundheit und Lebensqualität steigern: Auf der Etablierung bundes-/europa Basis eines solchen Raumes für Gesundheitsdaten, einheitlicher Standards sollten vertrauenswürdige intelligente Anwendungen geschaffen werden, die etwa die Diagnostik von Die Coronapandemie hat gezeigt, dass Gesundheitsver- Krankheiten unterstützen oder auch eine gesunde sorgung nicht an Bundes- oder Ländergrenzen aufhört. Lebensweise. Dies muss durch einen einheitlichen Rechtsrahmen auf — Forschung vorantreiben und Gemeinwohl steigern: allen Ebenen ermöglicht werden. Im Vordergrund sollte Gaia-X-Health könnte darüber hinaus mit Anwen- dabei die Versorgungsqualität stehen unter Einhaltung dungen auf Kohorten oder der Bevölkerungsebene eines gleichmäßigen, angemessen hohen Sicherheits- zu wesentlichen Fortschritten in der Forschung bei- niveaus. Als angemessen kann dabei ein zielführender tragen oder zur Krisenvorsorge bzw. zum Krisenma- Mix aus Datenschutz und gesellschaftsorientierter nagement, etwa im Falle einer Pandemie, wie wir sie Nutzung von Daten angesehen werden. derzeit erleben. — Es sollten weitere Projekte nach dem Muster der — Prüfung, welche der in der Medizininformatik- ersten Bewilligungstranche 2021 des GAIA-X Initiative erarbeiteten Methoden und Best Practices, Förderwettbewerbs4 finanziert werden: z. B. Patienteneinwilligung, auf das gesamte deutsche — HEALTH-X dataLOFT: legitimierter, offener und Gesundheitswesen ausgerollt werden können föderierter Gesundheitsdatenraum in GAIA-X: — Etablierung eines einheitlichen Rechtsrahmens bzgl. transparente cloud-basierte Anwendungen für der Nutzung von Cloud-Infrastrukturen im Gesund- die Vernetzung von Gesundheitsbereichen und heitswesen, insbesondere im klinischen Bereich integrative Datennutzung — Homogenisierung der Datenschutzrichtlinien der — TEAM-X: Trusted Ecosystem of Applied Medical Bundesländer Data Exchange: geschütztes und vertrauenswür- — Etablierung europaweiter Interoperabilität durch diges Datenökosystem für datengetriebene Ge- internationale Standards, insbesondere im Bereich schäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen Kurzakte, E-Rezept, epidemiologischer Daten und in den Bereichen Pflege und Frauengesundheit Kontaktverfolgung bei Pandemien 4 Gewinnerskizzen des GAIA-X Förderwettbewerbs, https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/Dateninfrastruktur-GAIA-X/gaia-x-foerderwettbewerb.html Plattform Innovative Digitalisierung der Wirtschaft 4 Fokusgruppe Intelligente Vernetzung
Alle Dokumente und Publikationen kostenlos zum Download: www.deutschland- intelligent-vernetzt.org Positionspapier der Expertengruppe Intelligente Gesundheitsnetze Fokusgruppe Intelligente Vernetzung November 2021 Herausgeber Digital-Gipfel Plattform Innovative Digitalisierung der Wirtschaft Ansprechpartner Prof. Dr. Klaus Juffernbruch Univ.-Prof. Dr. Gernot Marx FOM Hochschule für Oekonomie & Management gGmbH Universitätsklinikum der RWTH Aachen klaus.juffernbruch@fom.de gmarx@ukaachen.de www.deutschland-intelligent-vernetzt.org
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