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Harnwegs- infektionen im Pflegewohnheim Fortbildung für hausärztliche Dienste der Pflegewohnheime GGZ 18.05.2021 ggz.graz.at Christoph Ortner
Themen Geriatrische Aspekte von Infektionen Prävention von Harnwegsinfektionen Diagnostik und Therapie von Harnwegsinfektionen Vorstellung Aktion Antibiotika im Pflegewohnheim Richtige Einnahme von Antibiotika Diskussion 2
Vortragende Univ. Prof. PD. Dr. Uwe Langsenlehner Geriatrische Gesundheitszentren der Stadt (GGZ) Leiter des Geriatrischen Konsiliardienstes Assoz. Prof. PD. Dr. Ines Zollner-Schwetz Sektion für Infektiologie Universitätsklinik für Innere Medizin Medizinische Universität Graz Christian Pux akademischer Experte in der Krankenhaushygiene Hygienefachkraft GGZ Michael Uhlmann akademischer Experte in der Krankenhaushygiene Hygienefachkraft GGZ 3
Relevanz von Infektionen Über 65- jährige Menschen haben ein 2,5-fach höheres Risiko ca. 1/3 der Betroffenen verstirbt an Infektionskrankheiten. hauptsächlich Infektionen der Atemwege und der Harnwege. 4
Ursachen der erhöhten Infektanfälligkeit beim älteren Menschen Geschwächte zelluläre und humorale Immunabwehr (Imunseneszenz) Physiologische Funktionsdefizite ( Schluckakt, Hustenreflex, Durchblutung, Wundheilung) Katheter (v.a. Harnblase, venöse Zugänge) Chronische Erkrankungen, die die Immunabwehr beeinträchtigen (DM, Karzinome, RA) Medikamente (Immunsuppressiva, PPI, H2-Blocker) Hygieneprobleme Unter- oder Mangelernährung Dehydratation 5
Immunseneszenz Geringere Zahl zirkulierender B-Lymphozyten Verminderte Proliferation von B-Lymphozyten in LK-Keimzentren verminderte Funktionalität von dendritischen Zellen (geringere AK-Antwort bei Impfungen) Schlechte Antigenpräsentation T-Zelldysfunktion durch Thymusinvolution Verminderte T-Lymphozytenproduktion und –proliferation Leins, H, Mulaw, M et al.: Aged murine hematopoietic stem cells drive aging-associated immune remodeling, Blood 2018, 132:565-576; DOI: https://doi.org/10.1182/blood-2018-02-831065 Vermehrt zirkulierende Th-1 durch CD8+ T-Zellen (chronische Inflammation) Geringgradig erhöhte Produktion bestimmter Zytokine (IL-6, TNF-α, sIL-2R) Castle SC, ClinInfDis 2000; 31:578-585; Krabbe KS et al., Experimental Gerontology2004; 39:687 6
Ursachen der erhöhten Infektanfälligkeit beim älteren Menschen Geschwächte zelluläre und humorale Immunabwehr (Imunseneszenz) Physiologische Funktionsdefizite ( Schluckakt, Hustenreflex, Durchblutung, Wundheilung) Katheter (v.a. Harnblase, venöse Zugänge) Chronische Erkrankungen, die die Immunabwehr beeinträchtigen (DM, Karzinome, RA) Medikamente (Immunsuppressiva, PPI, H2-Blocker) Hygieneprobleme Unter- oder Mangelernährung Dehydratation 7
Verminderte Immunantwort – Erhöhtes Risiko für schwer verlaufende Infektionen Diabetes: Neutrophilenfunktionsdefekt (bekapselte Bakterien) Nieren- u. Herzinsuffizienz: reduzierte Neutrophilenfunktion, verminderte Immunzellproliferation Leberinsuffizienz u. COPD: Komplementmangel, verminderte Immunzellproliferation Eisenüberladung Karzinome: Immundefizienz, Chemotherapie, IgG-Mangel Chron. Infektionen : HIV, HCV?, HSV, CMV?? Autoimmunkrankheiten: Angeborener Komplementmangel (SLE), immunsuppressive Therapeutika 8
Was ist das Bedrohliche bei Infektionen im höherem Lebensalter Anfänglich stiller Verlauf Atypisches klinisches Erscheinungsbild Späte und erschwerte Diagnose Schwerer Krankheitsverlauf Quelle: ONMEDA Komplikationen Komorbiditäten Verhältnis von Bakterien zu körpereigenen Zellen Zunahme der Mortalität Bakterien : körpereigene Zellen 10:1 Bakteriengene : menschliche Gene ≥ 200:1 Gewicht der Bakterien beim Erwachsenen ca. 2,5 kg nach: The Human Microbiome Project, Baylor College of Medicine, Houston, Texas, www.bcm.edu/molvir/microbiome 9
Geändertes Fieberverhalten im höheren Alter „the older the colder“ Bis zu einem Drittel der Menschen über 65 Jahre haben bei einer akuten Infektion kein Fieber. Die Basaltemperatur ist bei älteren Patienten um 0,6-0,8°C niedriger. Funktionsverlust peripherer Temperaturregulationsabläufe. Reduzierte Zytokinroduktion ( IL-6, TNF- α , Interferon ). Desensibilisierung hypothalamischer Zytokinrezeptoren (chronische Inflammation). Antipyretisch wirksame Begleitmedikation ( vor allem NSAR, Paracetamol u. Metamizol ). 10
Was ist das Bedrohliche bei Infektionen im höherem Lebensalter Anfänglich stiller Verlauf Atypisches klinisches Erscheinungsbild Späte und erschwerte Diagnose Schwerer Krankheitsverlauf Quelle: ONMEDA Komplikationen Komorbiditäten Verhältnis von Bakterien zu körpereigenen Zellen Zunahme der Mortalität Bakterien : körpereigene Zellen 10:1 Bakteriengene : menschliche Gene ≥ 200:1 Gewicht der Bakterien beim Erwachsenen ca. 2,5 kg nach: The Human Microbiome Project, Baylor College of Medicine, Houston, Texas, www.bcm.edu/molvir/microbiome 11
Wann ist bei einem alten Menschen an einen Harnwegsinfekt zu denken? Ungeklärte Funktions- und/oder Verhaltensänderungen: Besonders plötzliche Verwirrtheit Psychomotorische Unruhe oder Lethargie Harninkontinenz Schwindel, Stürze Tachypnoe, Tachykardie Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme Dehydratation 12
Was ist das Bedrohliche bei Infektionen im höherem Lebensalter Anfänglich stiller Verlauf Atypisches klinisches Erscheinungsbild Späte und erschwerte Diagnose Schwerer Krankheitsverlauf Quelle: ONMEDA Komplikationen Komorbiditäten Verhältnis von Bakterien zu körpereigenen Zellen Zunahme der Mortalität Bakterien : körpereigene Zellen 10:1 Bakteriengene : menschliche Gene ≥ 200:1 Gewicht der Bakterien beim Erwachsenen ca. 2,5 kg nach: The Human Microbiome Project, Baylor College of Medicine, Houston, Texas, www.bcm.edu/molvir/microbiome 13
„Inflammaging“ Ein chronisch niederschwelliger systemischer Entzündungszustand Höhere Empfindlichkeit des Organismus reduzierte kompensatorische Organreserven Erhöhte Morbitität und Letalität 14
Take home message Eine plötzlich auftretende Funktionsstörung bei einem alten Menschen ist vorrangig als ein Alarmsymptom (Infektzeichen) zu werten und erfordert eine gründliche diagnostische Abklärung. 15
Prävention von Harnwegsinfektionen • Basishygiene • Prävention von Katheter bedingten Harnwegsinfektionen • Prävention von Nicht-Katheter bedingten Harnwegs- infektionen 16
Basishygiene • Händehygiene Händedesinfektion reflektiertes Tragen von Schutzhandschuhen • situative Verwendung von Schutzausrüstung (z. B. Schutzkleidung) • Desinfektion von Medizinprodukten / Untersuchungsinstrumenten • direkte Entsorgung von potentiell infektiösen Materialien 17
Händedesinfektion Die hygienische Händedesinfektion gilt weltweit als die wirksamste Einzelmaßnahme zur Prophylaxe nosokomialer Infektionen und der Ausbreitung multiresistenter Erreger. AWMF. (2016). Händedesinfektion und Händehygiene 18
Händedesinfektion 19
reflektiertes Tragen von Handschuhen Der Handschuh-Wechsel erfolgt in Korrelation zu den 5 Indikationen der Händedesinfektion! 20
Prävention von Katheter bedingten Harnwegsinfektionen Literatur Robert Koch-Institut : Prävention und Kontrolle Katheter-assoziierter Harnwegsinfektionen (2015) AWMF: Die Harndrainage (2015)
Prävention von Katheter bedingten Harnwegsinfektionen Blasenverweilkatheter dürfen nur nach strenger Indikationsstellung gelegt werden und sind frühest möglich wieder zu entfernen. Die Durchführung der Katheterisierung muss unter aseptischen Bedingungen erfolgen. Eine Diskonnektion des Systems ist zu vermeiden (Desinfektion der Konnektionsstellen falls nicht vermeidbar) Der Auffangbeutel muss immer freihängend ohne Bodenkontakt unter Blasenniveau positioniert sein. 22
Der Auffangbeutel ist rechtzeitig zu leeren, bevor der Harn mit der Rückflusssperre in Kontakt kommt. (Nach der Harnentleerung muss der Ablassstutzen mit einem Desinfektionsmittel desinfiziert werden.) Die Reinigung des Genitales erfolgt mit Trinkwasser und Seifenlotion ohne antiseptische Zusätze im Rahmen der normalen täglichen Körperpflege (Beachtung der hygienischen Aspekte). Gewinnung von Harnproben zur mikrobiologischen Diagnostik Der Katheterwechsel erfolgt individuell nach ärztlicher Indikationsstellung (insbesondere jedoch bei Infektion). 23
Beispiele für Hygienerichtlinien Institut für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie Graz, KAGes https://www.krankenhaushygiene.at/fileadmin/media/ikm/FRL_PDF/14_Harnkatheterismus_2017_05.pdf Univ. Klinik für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle, Medizinische Universität Wien, AKH Wien https://www.meduniwien.ac.at/orgs/fileadmin/krankenhaushygiene/HygMappe/Richtlinien/019_Transurethrale_Harnableitung _vs03.pdf https://www.meduniwien.ac.at/orgs/fileadmin/krankenhaushygiene/HygMappe/Richtlinien/020_Suprapubische_Harnableitung _vs03.pdf 24
Prävention von Nicht-Katheter bedingten Harnwegsinfektionen hygienische Aspekte der Köperpflege berücksichtigen, z. B. Waschhandschuh- und Handtuchwechsel vor der Genitalpflege 25
AKTION ANTIBIOTIKA IM PWH DIAGNOSTIK UND THERAPIE VON HARNWEGSINFEKTIONEN Assoz. Prof. Priv. Doz. Dr. Ines Zollner-Schwetz Klinische Abteilung für Infektiologie Universitätsklinik für Innere Medizin Medizinische Universität Graz
Hintergrund
Risiko von Infektionen bei Bewohner*innen von PWH Alterungsprozess des Menschen führt zur vielen Veränderungen, die Risiko für Infektionen erhöhen, z.B. Immunoseneszenz in Gemeinschaftseinrichtungen zusätzliche Faktoren: Gemeinschaftsalltag Notwendige pflegerische Maßnahmen Robert Koch-Institut. (2012). Herausforderungen durch Infektionen und mehrfachresistente Bakterien bei alten Menschen in Heimen
Infektionen in Langzeitpflegeeinrichtungen Harnwegsinfektionen (30%) Atemwegsinfektionen (30%) Hautinfektionen (20%) Euro Surveill. 2018 Nov 15; 23(46): 1800516: https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/1560-7917.
Häufigkeit nosokomialer Infektionen europaweit Nosokomiale Infektionen in Langzeitpflegeeinrichtungen in EU 4,4 Millionen/Jahr 129,940 an einem Tag Antibiotika Resistenzen 31.6% in Krankenhäusern und 28.0% in PWH Euro Surveill. 2018 Nov 15; 23(46): 1800516: https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/1560-7917.
Todesfälle durch MRE in Europa
Je mehr eine antimikrobielle Substanz verwendet wird, desto mehr Resistenzen entstehen auf diese Substanz. Goossens H, Lancet, 2005
Maßnahmen gegen multiresistente Erreger (MRE) Infektionsprävention Reduktion von Antibiotika in Tierzucht Entwicklung neuer Antibiotika Antibiotic Stewardship Programme (ASP)
Was ist Antibiotic Stewardship? Ein Bündel von Programmen mit dem Ziel, die Qualität der Verordnung von Antiinfektiva kontinuierlich zu verbessern. Ziele: Beste klinische Behandlungsergebnisse Wenig Toxizität für die Patient*innen Geringe Resistenzentwicklung Moderate Kosten
ASP Methoden Weiterbildung Therapieempfehlungen Geriatrischer & infektiologischer Konsiliardienst für Fragen Antibiotika-Listen ….
Unsere Studie: Aktion Antibiotika im Pflegewohnheim
Kooperationspartner Christian Pux Michael Uhlmann Klin. Abt. für Infektiologie Univ. Doz. Dr. Uwe Langsenlehner Leiter Geriatrischer Konsiliardienst
Vorarbeiten Prospektive Erfassung von Infektionen in 4 Pflegewohnheimen der GGZ Inzidenzrate 2.1 per 1,000 resident days (Literatur: 3.6 -7 per 1,000 resident days) 252 Infektionen in 12 Monaten 124 Harnwegsinfektionen 43 untere Atemwegsinfektionen König E, Antibiotics, in press
Antibiotikatherapie bei HWI in PWH der GGZ 2018 8/124 HWIs Harnkulturen durchgeführt
Ziel der Studie BeiVerdacht auf Harnwegsinfekten bei Bewohner*innen in PWH Diagnose umsichtig stellen Harnkultur sinnvoll einsetzen Antibiotika verantwortungsvoll verwenden Anzahl der „passenden“ Therapien erhöhen Anzahl der adäquat abgenommenen Harnkulturen erhöhen
Studiendesgin Interventionsgruppe Kontrollgruppe 4 PWH der GGZ Volkshilfe Bärnbach 360 Betten Volkshilfe Deutschlandsberg BezirksPWH Voitsberg Sonnenhof Fehring Ca.320 Betten
Methoden Datenerfassung vor Ort in die Online Datenerfassung Beschwerden Diagnostische Schritte AB Therapie (Dosis, Dauer) Evaluierung der AB Therapie durch 2 unabhängige, geblindete Infektiologen (passend/ nicht passend)
Aufwandsentschädigung von 25€ pro vollständig dokumentierter HWI Episode
Ablauf der Studie Wann Phase Was Mai-Juni 2021 Intervention Daten erfassen & Fortbildungen etc. Juli 2021- ca. Beobachtung Daten erfassen Ende 2021 Mindestens 150 Harnwegsepisoden pro Gruppe notwendig
Interventionsbündel Homepage Für Hausärzte GeKo Für Pflege • Erstellung von Leitlinien • Leitlinien auf • 2 Treffen mit PDL, STL, HL • Übermittlung Leitlinien Homepage • Vorstellung Studie in PWH • Fortbildungen in PWH • Fortbildungsvideos • 1 Hygienefortbildung (Mai und Herbst 2021) • Möglichkeit Fragen für alle MA (laufend; Pux zu mailen & Uhlmann) an Geko & • Leitlinie Infektiologie
Ziel der Studie Diagnose umsichtig stellen Harnkultur sinnvoll einsetzen Antibiotika verantwortungsvoll verwenden Resistenzen vermeiden
Diagnostik und Therapie von Harnwegsinfektionen
Leitfaden Harnwegsinfektionen Auf Basis von nationalen und internationalen Leitlinien
Diagnostik Indikationen für eine Harnkultur: Anzeichen eines HWI bei disponierenden Faktoren (z.B. Abflusshindernisse) Anzeicheneines rezidivierenden HWI (≥2 Episoden in 6 Monaten, ≥3 Episoden in 12 Monaten) Fortbestehen der Symptome unter bzw. nach Antibiotikatherapie Fieber unklarer Genese http://www.oeginfekt.at/download/cs-akuter_hwi.pdf
Präanalytik Nativharn in einem Transportgefäß ohne Stabilisator -> innerhalb von 2 Stunden ins Labor Max. 24 - (48) h im Kühlschrank Stabilisatorenkönnen die Keimzahl 24- (48) h bei Raumtemperatur konstant halten Hygiene Institut, Med Uni Graz: Probenannahme Montag-Sonntag
Interpretation von Harnbefunden E. coli behandeln auch bei niedriger Keimzahl
Gram negative behandeln, Entercoccus ignorieren
Staphylokokken = Hautkeim Kontamination Ausnahme: Staph. saprophyticus besonders bei jungen Frauen
> 2 Keime Kontamination sehr wahrscheinlich Katheter wechseln, frischen Harn zur Kultur einschicken
Harnkulturbefund unklar…. Für Rückfragen in Bezug auf Kulturergebnisse, Therapieoptionen, etc. wenden Sie sich bitte an: Geriatrischer Konsiliardienst 0316/7060- 6060 oder Klin.Abt. für Infektiologie, Med Uni Graz 0316/385-81937 oder 31416
Therapie unkomplizierter HWI GFR < 45
E. coli aus Harn Resistenzbericht 2020 Institut f. Hygiene Med Uni Graz
Therapie unkomplizierter HWI GFR < 45
E. coli aus Harn Resistenzbericht 2020 Institut f. Hygiene Med Uni Graz
Fluorchinolone - „Rote Hand Briefe“ November 2018: April 2019:
Seltene schwerwiegende Nebenwirkungen Bewegungsapparat Tendinitis, Sehnenruptur, Myalgie, Muskelschwäche, Arthralgie, Gelenksschwellungen, Gangstörung. peripheres/ zentrales Nervensystem periphere Neuropathie, Schlaflosigkeit, Depressionen, Ermüdung (Fatigue), eingeschränktes Erinnerungsvermögen sowie Seh-, Hör-, Geruchs- und Geschmacksstörungen
Nebenwirkungen aus klinischen Alltag ZNS (vor allem ältere Patient*innen!) Unruhe, Agitiertheit, Krampfanfälle, Schlaflosigkeit, Suizidalität... GI Trakt Leberfermenterhöhungen, Bilirubin-Anstieg, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, C. difficile Infektion Andere Gelenks und Muskelbeschwerden Kreislauf QTc Verlängerungen
Chinolone nicht verordnen https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz /DE/RHB/2019/rhb-fluorchinolone.html
Keine Änderung bei https://ec.europa.eu/health/documents/community-register/2019/20190311143277/anx_143277_de.pdf
Leitfaden Harnwegsinfektionen Auf Basis von nationalen und internationalen Leitlinien
Diagnostik Indikationen für eine Harnkultur bei HDK: Anzeichen eines Harnwegsinfekts (auch bei erstmaligem Auftreten) Anzeichen eines rezidivierenden HWI (≥2 Episoden in 6 Monaten, ≥3 in 12 Monaten) Fortbestehen der Symptome unter bzw. nach Antibiotikatherapie Fieber unklarer Genese. Routineharnkulturen bei asymptomatischen Patienten werden NICHT empfohlen. http://www.oeginfekt.at/download/cs-akuter_hwi.pdf
Vorgehen bei V.a. HWI bei HDK Abnahme von Harn für eine Harnkultur VOR Einleitung der Antibiotikatherapie Harnkatheter immer wechseln, auf jeden Fall wenn länger als 7 Tage liegend, Harn aus dem frischen Katheter für Kultur verschicken Wenn Harnkatheter vor Ort nicht gewechselt werden kann, aseptische Abnahme von Harn aus dem Entnahmeschenkel des Harnkatheters. European Association of Urology https://uroweb.org/guideline/urological-infections/#3 https://www.nice.org.uk/guidance/ng113
Therapie Empirische Therapie abh. von Vorbefunden mit Ciprofloxacin (z.B. Ciproxin) 2x 500mg po Amoxicillin/Clavulansäure (z.B. Augmentin, Xiclav) 2- 3x 1000mg po Anpassen der Antibiotikatherapie an das Kulturergebnis Bei Hypotonie oder deutlicher Verschlechterung des Allgemeinzustandes Krankenhauseinweisung zur i.v. Therapie erwägen. Therapiedauer: 7 Tage bei gutem Ansprechen
Zusammenfassung Diagnose umsichtig stellen Harnkultur sinnvoll einsetzen Antibiotikatherapie unkomplizierter HWI Fosfomycin, Pivmecillinam, Nitrofurantoin bevorzugen Vorgehen komplizierter HWI Harnkultur anfordern Empirische Therapie mit Ciprofloxacin und Amox/Clav starten anpassen Rückfragen an GEKO oder Infektiologie
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Richtiger Umgang mit Antibiotika Von entscheidender Bedeutung im Umgang mit Antibiotika (AB) ist das der Patient/ Patientin vom medizinischen Personal über den richtigen Umgang mit AB aufgeklärt wird. Folgende Inhalte müssen vermittelt werden. Allgemeine Informationen Einhaltung der Einnahmevorgaben Zu Beachten bei Antibiotika 72
Richtiger Umgang mit Antibiotika Allgemeine Informationen: Antibiotika wirken ausschließlich gegen Bakterien - niemals gegen Viren. Ganz oder gar nicht: Antibiotika sind so lange wie verordnet in der vollen Dosis einzunehmen und bei Besserung der Symptome nicht vorzeitig zu beenden. Treten Auffälligkeiten bzw. unerwünschte Wirkungen ein ist der Arzt/Ärztin unverzüglich zu informieren. Das Medikament nicht selbständig ohne Rücksprache mit Ärztin oder Arzt absetzen. 73
Richtiger Umgang mit Antibiotika Einhaltung der Einnahmevorgaben: Bitte erklären Sie ihren KlientInnen was bei der Einnahme von Antibiotika beachtet werden muss (z. B. Wechselwirkungen mit Lebensmitteln) Vor und nach der Einnahme mindestens zwei Stunden auf Milch verzichten – auch auf kalziumreiches Mineralwasser, Milchprodukte wie Käse, Topfen oder Joghurt und zudem auf einige Präparate, die gegen Osteoporose zum Einsatz kommen. Beachten der vorgeschriebenen Einnahmezeiten: Dreimal täglich bedeutet alle acht, zweimal täglich alle zwölf und einmal täglich alle 24 Stunden (weil nur dann eine ausreichend hohe Konzentration des Arzneistoffs im Körper vorhanden ist, um die Bakterien gut abtöten zu können). Beachten des richtigen Einnahmezeitpunktes – s. Beipackzettel: „Vor dem Essen" heißt, das Antibiotikum eine 1/2 - 1 Stunde davor einzunehmen „Zum Essen" steht für, das Antibiotikum direkt zur Mahlzeit einnehmen. 74
Richtiger Umgang mit Antibiotika Einhaltung der Einnahmevorgaben: Kaffee in Kombination mit einem Antibiotikum kann Herzrasen auslösen. Bei Antibiotikaeinnahme sollten koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, Cola, schwarzer oder grüner Tee während der gesamten Einnahmezeit vermieden werden, denn durch das Antibiotikum kann der Körper Koffein schlechter abbauen. Als Folge können Herzrasen und Schlafstörungen auftreten. Magnesium, Eisen, Aluminium und Zink können mit Antibiotika wechselwirken. Nimmt man mineralstoffhaltigen Substanzen zeitnah zusammen mit Chinolon- oder Tetracyclin-Antibiotika ein, können diese nicht mehr optimal gegen krankmachende Bakterien wirken. Alkohol und Antibiotika könnten theoretisch kombiniert werden. Der Alkohol schwächt jedoch das durch die Infektion stark beanspruchte Immunsystem zusätzlich, was die Genesung deutlich behindert. Grundsätzlich sollten Antibiotika – egal welche – am besten mit einem Glas Leitungswasser eingenommen werden. 75
Richtiger Umgang mit Antibiotika Zu beachten bei Antibiotika: Niemals Antibiotika einnehmen, die anderen Personen verordnet wurden. Die richtige Aufbewahrung des Antibiotikums bitte beachten (z.B. lichtgeschützte Lagerung). Übrig gebliebene Antibiotika sollten nicht aufbewahrt werden, um sie zu einem späteren Zeitpunkt einzunehmen. Generell bitte Medikamente fachgerecht in der Apotheke entsorgen, nicht im Hausmüll. Literatur: ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (2020) 76
Univ. Prof. PD Dr. Uwe Langsenlehner Herzlichen Dank Geriatrische Gesundheitszentren der Stadt Leiter des Geriatrischen Konsiliardienstes Assoz. Prof. PD. Dr. Ines Zollner-Schwetz Sektion für Infektiologie Universitätsklinik für Innere Medizin Medizinische Universität Graz Christian Pux akademischer Experte in der Krankenhaushygiene Hygienefachkraft GGZ Michael Uhlmann akademischer Experte in der Krankenhaushygiene Hygienefachkraft GGZ
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