Heft 1, 2 2020 30 Jahre Nationale Naturlandschaften in Brandenburg - Naturpark Uckermärkische-Seen
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Heft 1, 2 2020 30 Jahre Nationale Naturlandschaften in Brandenburg Einzelverkaufspreis: 10,- € NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG BEITRÄGE ZU ÖKOLOGIE UND NATURSCHUTZ
Nationale Naturlandschaften in Brandenburg r Ucke Prenzlau itz Unter- Stepen ucker- see Lychen Gartz Naturpark (Oder) Karstädt Uckermärkische Welse Pritzwalk Wittstock/ Dosse Großer Fürstenberg/ Seen z k nit El Lenzen Stechlinsee Havel Löc Perleberg Templin be (Elbe) RE6 Naturpark Rheins- Schwedt/ Jägl itz Stechlin- berg UNESCO - RE66 Oder RE2 ne RE3 Kar tha Ruppiner Menz el Biosphärenreservat UNESCO - RE5 Ha v RE3 Biosphärenreservat Wittenberge Land Altkünkendorf Criewen Bad Wilsnack RB54 Flusslandschaft Gransee Joachimsthal Anger- Neu- e Elbe-Brandenburg münde Doss Rühstädt Kyritz ruppin Lindow RB12 Zehdenick Schorfheide- Nationalpark (Mark) Groß Ziethen Unteres Odertal Wusterhausen/ Chorin RB63 Parsteiner Dosse Werbellinsee See Neustadt Liebenwalde (Dosse) Eberswalde RE2 Havel-Kanal RB60 Rhin Rhinow Fehrbellin Naturpark Barnim Alte Friesack Oranien- burg Wandlitz Oder Kremmen Bad Freienwalde Parey Naturpark Biesenthal (Oder) Hohen Wriezen Westhavel- Neuendorf RB27 RE3 Velten land Bernau b. Bln. Rathenow Hennigsdorf Naturpark RE4 Werneuchen Märkische Schweiz Od Nauen Falkensee er Milow Tegeler Strausberg Buckow Premnitz See (Märk. Schw.) RB51 Neuenhg. b. Bln. RB26 Seelow Beetzsee Müncheberg Brandenburg BERLIN Rüdersdf. el Wolters- an der Havel Ha v Gr. b. Bln. Lebus RE1 Potsdam Müggelsee dorf Breitling- see Werder Zeuthen Fürstenwalde/ Frankfurt Spree (Havel) Blankenfelde Spree (Oder) Pla n e Lehnin Ludwigsfelde Ziesar Rangs- Königs Glau dorf Wusterhausen Storkow Bad Saarow Beelitz Müllrose Naturpark Trebbin Zossen Hoher Fläming Prieros RB36 Naturpark Naturpark Wiesenburg/ RB33 Eisenhütten- Bad Belzig Treuen- Nuthe-Nieplitz Dahme-Heideseen Beeskow Mark RE7 RE2 stadt brietzen Schla Raben Luckenwalde Sp r ee ube Niemegk e Neuzelle RE1 Nu th Baruth/Mark Schlepzig Schwie- lochsee RB11 RE4 Naturpark me Jüterbog Schlaubetal D ah UNESCO - Biosphärenreservat Lieberose Guben Lübben Spreewald (Spreewald) Lübbenau/ Dahme/Mark Spreewald Luckau Peitz Burg Malxe Naturpark Wanninchen RB41 (Spreewald) Niederlausitzer Vetschau/Spreew. Landrücken Cottbus Forst Calau (Lausitz) Herzberg RB49 (Elster) Fürstl. Drehna Besucherinformation Naturpark Lau s it RE5 ze r Niederlausitzer Klei Besucherinformation Heidelandschaft RB43 ne E Altdöbern Neisse Nationalpark lster Talsperre Finster- RB24 Drebkau Spremberg Nationalpark Doberlug- walde Großräschen Spremberg Döbern Biosphärenreservat Falkenbg./E. Kirchhain Senften- Welzow S4 berg Sedlitzer Biosphärenreservat Lauch- See Naturpark Bad hammer Senften- Liebenwerda Naturpark RE10 Schw arze Els ter berger See 0 10 20 30 Schwarz- El Elsterwerda heide 0 km be 10 20 30 Pul s nitz km
Burg Leppin Tollense- Rowa Stargard 104 Petersdorf see Groß 104 Nemerow Woldegk Mildenitz Teschendorf Canzow Lieps Prillwitz Ballwitz Hinrichshagen Fahrenholz Lemmersdorf Usadel Gramelow Rehberg Lübbe- 96 Cammin now Wolfshagen Hetzdorf RE5 Hildebrands- 198 Bredenfelde hagen Wanzka Göhren Schlepkow 198 Blankensee Stolpe Naturpark Damm- Kutzerow Weisdin Watzkendorf Großer see Uckermark See Kraatz Holzendorf M e c k l e n b u rg - Vo r p o m m e r n Fürsten- Ritt- werder Ferdinands- Witt- garten Carpin horst stock Schön- Parmen- Falken- Dedelow Feldberger see hagen werder Grünow Schapow Neustrelitz Lüttenhagen Parmen Fürstenau Weggun Feldberg Arendsee Schöner- Conow mark Güstow Prenzlau Seenlandschaft Buchen- hain Fürstensee Carwitz Carwitzer See Naugarten Gollmitz Funkenhagen Krewitz Wokuhl Triepkendorf Dreetz- see Berkholz Röpersdorf Krüselin- Thoms- Klein- see Unter- Beenz dorf Sperrenwalde ucker- Harden- Godendorf Gr. Brücken- beck Tiergarten see Rutenberg Zollchow tinsee Rosenow Boitzenburg Boitzenburg Linden- Gr. Haussee Beenz hagen Stern- Dabelow Kronsee Wichmanns- Altthymen Türkshof Klaus- dorf Stern- hagen RE3 Retzow hagen hagener See Thymen- Kasta- Wurl- Lychen Küstrinsee RE5 see ven- see see Gr. Haßleben Flößereimuseum Warthesee Potzlow See- Mahn- und Gedenk- Kuhzer Pinnow hausen Warthe Trebow- See stätte Ravensbrück Großer Jakobs- see Großer Lychensee hagen Potzlowsee 109 Buchholz Metzel- Herzfelde Ober- Himmel- Mitten- Blanken- Fürstenberg/ pfort Draisinen- thin see Fergitz ucker- strecke walde see Havel Stolp- see Kloster Alt Placht Gandenitz Kloster- Gerswalde Kaakstedt Warnitz walde Himmelpfort Netzow Petznick 96 Tangers- Netzow- Kreuz- Krohnhorst Suckow Zootzen dorf Kirchlein im see Gleuen- krug Petznick- Flieth Breder- Grünen see see Annen- Densow Neudorf eiche walde Natur- Bolten- Densow- Templin Templiner See Frieden- Groß Fredenwalde Ha hof Qualzow see Multikulturelles Groß felde park Densowsee ve Centrum Templin Milmers- Kölpin Stegelitz l Beutel dorf Sabinen- Willmine Röddelin Stechlin- Blume- now Barsdorf Beutel- see Kölpinsee see Röddelin- Temmen Ruppiner Dannen- Neutornow see NaturTherme Petersdorf Götschendorf Friedrichsfelde walde RB12 Templin Neu Großer Land Grosser Lübbesee Krienertsee Temmen Wentow-Rings- Tornow Dargers- l Hammel- dorf RB63 Neuhaus see leben Have spring 11 Neulögow Marienthal Wentow Gollin Ringen- Poratz Zabelsdorf Ziegeleipark Storkow Vietmanns- walde Mildenberg dorf Großer Altlüders- Steinfeld Präßnicksee dorf Ribbeck Vogelsang Grunewald Friedrichs- Glambeck walde Parlow Gransee Milden- Groß berg Groß Väter Neuhof Dölln Badingen Kurtschlag RE5 Kraatz Klein- Mutz Zehdenick Kappe UNESCO Biosphärenreservat Naturpark Uckermärkische Seen Joachimsthal Oberhavel 109 Häsen Krewelin Schluft Schorfheide- Beobachtungs-/Aussichtspunkt Althütten- 198 Klewesche dorf 96 Häuser Bergsdorf Chorin Sehenswertes Wer- Groß bellin- Schönebeck see Touristinformation Falkenthal Liebenthal Barnim Altenhof Liebenberg 167 Naturschutzgebiet/FFH-Gebiet Löwenberg Werbellin Eichhorst Hammer Wutzsee Naturparkgrenze Britz Grüneberg Liebenwalde Naturpark Klandorf 0 2 4 6 8 10 Dreetz- see Barnim km
RONNY SOMMERFELD, ULRIKE GERHARDT & HEIKE WIEDENHÖFT: Naturpark Uckermärkische Seen 141 RONNY SOMMERFELD, ULRIKE GERHARDT & HEIKE WIEDENHÖFT Naturpark Uckermärkische Seen Landkreise: Uckermark, Oberhavel Größe: 89.700 ha Wald: 47 % Acker/Grünland: 37 % Gewässer: 7% Moore: 2% Siedlungen und Sonstiges: 7% Schutzgebiete: LSG: 96 % NSG: 23 % FFH: 32 % SPA: 70 % Festsetzung: 3. Mai 1997 Adresse: Am Bürgergarten 1 17268 Templin (ab 2021) Naturparkleiterin: Heike Wiedenhöft Pflege- und 2000 Entwicklungsplan: (für Flächen des Naturschutzgroßprojektes) Die nördlichste der Brandenburger Natur- parke ist geprägt durch sein bewegtes jun- geiszeitliches Relief, den Reichtum an Ge- wässern, Mooren, Wäldern und Forsten mit ihrer reichhaltigen Flora & Fauna, die sehr geringe Besiedlungsdichte und die vielfäl- tigen, naturtouristischen Nutzungsmöglich- keiten. In der Naturparkregion findet sich ei- ne der höchsten Brutdichten des Fischadlers in Mitteleuropa. Landschaft am Rande der großen Eiszeitgletscher Die heutige Landschaft des Naturparks ent- stand während der Weichselvereisung vor et- wa 15.000 Jahren. Im Norden und Osten kreuzen sich Endmoränenzüge, kuppige Grundmoränen, Wallberge, Sölle und die Ero- sionsschlucht des Stroms prägen die Oberflä- chengestalt. Im Süden und Westen des Na- turparks befinden sich dagegen ausgedehnte Sanderflächen mit Binnendünen sowie Rin- nenseen und durchströmte Moore. Neben den 230 Seen, Bachläufen und Kanälen, über 3.000 Mooren und Kleingewässern bestim- Typische Landschaft im Naturpark Uckermärkische Seen. Foto: G. Klinger
142 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 29 (1, 2) 2020 men Wälder und – seit dem 12. Jahrhundert – auch Äcker, Grünland und Heiden das Landschaftsbild, darunter auch der größte, in Deutschland erhaltene Hutewaldbestand im Naturschutzgebiet Boitzenburger Tiergarten. Das Gebiet ist Lebensraum für viele ge- schützte Arten, z. B.: Mops- und Teichfleder- maus, Fischotter, Biber, Bachmuschel, Rot- bauchunke, Kammmolch, Kranich, Große Moosjungfer, Schlingnatter, Sumpfschildkrö- te, Heldbock, Feuerfalter, Bitterling und Steinbeißer. Seltene und gefährdete Arten wie Sumpf-Glanzkraut, Lämmersalat, Bach- neunauge und Eremit finden sich hier in grö- ßeren Beständen. Durch den landschaftlichen Strukturreichtum konzentrieren sich hier und im benachbarten Naturpark Feldberger Seen ca. 10 % der Bestände von See-, Schrei- und Fischadler in Deutschland. Es wurden 54 Li- bellenarten und über 600 Nachtfalterarten nachgewiesen. Botanische Kostbarkeiten wie Strandling, zehn Orchideenarten, Blasenbin- se, Gestrecktes Laichkraut und zahlreiche Armleuchteralgen kommen im Naturpark vor. Für die touristische Nutzung, insbeson- dere auf Natur ausgerichteten und bildungs- orientierten Tourismus bestehen im Gebiet sehr gute landschaftliche und kulturhisto- rische Voraussetzungen. Neben Architektur- historischen Denkmälern sind besonders die Seenlandschaft mit mehr als 150 km langen Wasserwanderwegen und vielen Bademög- lichkeiten sowie über 600 km ausgeschilder- te Wanderwege, von Hecken umsäumte Wiesen, Äcker und Laubwälder für den Tou-
RONNY SOMMERFELD, ULRIKE GERHARDT & HEIKE WIEDENHÖFT: Naturpark Uckermärkische Seen 143 rismus bemerkenswert. Die Naturparkregion zu unterstützen. Der Naturpark kooperiert mit verpflichtet. In der Stadt Templin entstand mit befindet sich innerhalb der beiden Landkreise zahlreichen Tourismusorganisationen der Hilfe von LEADER-Mitteln ab 2005 darüber Uckermark und Oberhavel. Landkreise Uckermark und Oberhavel und hinaus ein öffentlich zugänglicher Sorten- entwickelt gemeinsam Veranstaltungsfor- schaugarten, der diese Vielzahl alter Apfelsor- mate. Seit dem Jahr 2000 ist der Naturpark ten zentral präsentiert, über sie informiert und Partner im Naturpark Teil der ausgewählte LEADER-Förderregion für die umweltpädagogische Arbeit genutzt und steht mit der lokalen LEADER-Gruppe werden kann. Bis jetzt wurden dort insgesamt Wichtiger Schritt zur Ausweisung als Natur- LAG Uckermark e.V. im Austausch. Im Rah- 327 hochstämmige Apfelbäume von 109 Ap- park 1997 war die Gründung des Förderver- men der Bildungsarbeit bestehen darüber hi- felsorten gepflanzt. Der seit vielen Jahren ein- eins Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft naus langjährige Kooperationen mit mehreren mal im Jahr durchgeführte Naturpark-Apfel- im Jahr 1992, der u. a. zum Ziel hat, natur- (außer-)schulischen Bildungspartnern. Weitere tag sensibilisiert darüber hinaus zu diesen wie schutzfachliche Entwicklungen zu fördern wichtige Partner sind viele regionale Unter- verwandten Themen und bietet regionalen und, durch das Eigentum an wertvollen groß- nehmen – besonders im Beherbergungs- und Akteur*innen die Möglichkeit, ihre Produkte räumigen Flächen im Naturpark, auch umzu- Gastronomiegewerbe, zukünftig auch Erzeu- und Projekte der Öffentlichkeit zu präsentie- setzen. Im Gründungsjahr des Naturparkes gerbetriebe (s. u. Partnerinitiative). ren. konstituierte sich ebenfalls das Kuratorium des Naturparkes. Zu den obligatorischen Mitglie- dern wie Städten und Ämtern, Landnutzungs- Naturschutz-Großprojekt Entwicklungs- und Erprobungs- und Tourismusverbänden, Naturschutzverei- Uckermärkische Seen vorhaben „Chara-Seen“ nen sind in den letzten zwei Jahren weitere Vertreter, zum Beispiel von Bildungseinrich- Hierbei handelte es sich um ein vom Bund Seit 2017 ist der Förderverein Feldberg-Ucker- tungen wie der Hochschule für nachhaltige und Land (1996 bis 2011) gefördertes Vor- märkische Seen Träger des Projektes „Erpro- Entwicklung Eberswalde und Vertreter der haben (Finanzvolumen 21 Mio. €) zur Er- bung geeigneter Maßnahmen zur Re-Etablie- Partnerbetriebe berufen worden, um die Ar- richtung und Sicherung schutzwürdiger Teile rung von Characeen-Grundrasen in natür- beit am Naturpark aus anderen Perspektiven von Natur und Landschaft mit gesamtstaat- lichen kalkreichen Seen des Nordostdeutschen lich-repräsentativer Bedeutung. Träger war Tieflandes“. Ziel dieses Projektes, welches der Förderverein Feldberg-Uckermärkische auch in den benachbarten Naturparks Stech- Seen. Das Projekt leistet einen wichtigen lin-Ruppiner Land, Feldberger Seenlandschaft Am Letzelthinsee Beitrag zur Umsetzung der nationalen Stra- sowie im Biosphärenreservat Schorfheide- Foto: H. Wiedenhöft tegie zur Biologischen Vielfalt. Zur Schaf- Chorin durchgeführt wird, ist die Untersu- fung eines Biotopverbundsystems und zur chung von Ursachen, die für den Rückgang Erhaltung von gefährdeten Lebensräumen, der charakteristischen Unterwasservegetation Fischadler mit Beute. Tier- und Pflanzenarten wurden hierfür aus- verantwortlich sind, sowie die Ermittlung und Foto: P. Wernicke reichend große Schutzgebiete (NSG, SPA- Erprobung von Maßnahmen zur Wiederan- und FFH-Gebiete) eingerichtet und Flä- siedlung. Dieses Projekt wird v.a. über cheneigentum erworben. Ein wesentliches Bundes- und Landesmittel (Brandenburg und Ziel war dabei die Stabilisierung des Gebiets- Mecklenburg-Vorpommern) finanziert. wasserhaushalts durch Wasserrückhaltung und Wasserstandanhebungen sowie Revita- lisierung von Mooren und Feuchtwäldern. Naturschutz und NATURA 2000 Seit 2018 werden für die 24 FFH- Gebiete des Genressourcenprojekt Naturparkes Managementpläne erarbeitet. „Alte Apfelsorten“ Die Naturschutzgebiete und Flächen des Na- turschutzgroßprojektes (s. o.) sind dabei in die Im Rahmen des Forschungsprojektes „Multi- FFH-Flächenkulisse integriert. Über Ehrenamt- valente Nutzung obstgenetischer Ressourcen“ liche und die Naturwacht erfolgt für ausge- wurden in den Jahren 1995 bis 1999 bran- wählte Arten und Lebensräume ein Monito- denburgweit Streuobstbestände kartiert. Auch ring. Besonderer Schwerpunkt sind die Seen der Naturpark Uckermärkische Seen und seine und Moore, deren Wasserstände, Sichttiefen Naturwacht beteiligten sich an diesem Pro- und chemische Daten in Zusammenarbeit mit jekt. So wurden in der Naturparkregion für je- Naturwacht und Förderverein erfasst werden. den Baum die Herkunft erfasst, markiert und Außerdem werden im Rahmen des Monito- einer Sortenbestimmung unterzogen. Sowohl rings z. B. regelmäßig Biber-, Fischotter- und Fruchtproben zur Sortenbestimmung als auch Orchideenbestände erfasst. Im Rahmen der Reiser zur Vermehrung wurden gewonnen. In Gebietskontrolle werden kontinuierlich alle 24 der Uckermark wurden insgesamt 157 regio- FFH-Gebiete begangen und etwaigen He- naltypische Apfelsorten gefunden. 100 alte rausforderungen adäquat begegnet. Uckermärkische Landsorten wurden für das naturparkeigene Streuobst-Projekt ausge- Der Schutz sowie Erhalt von FFH-Lebensräu- wählt, dass sowohl die wirtschaftliche Streu- men und deren Arten werden durch gezielte obstnutzung als auch die Landschaftsgestal- Maßnahmen von Seiten des Naturparks ge- tung zum Ziel hat. Außerdem werden so auch fördert. Ein bedeutendes Instrument der die Genressourcen in Anlehnung an das o. g. Umsetzung von FFH-Maßnahmen ist der Forschungsprojekt erhalten. Da diese Sorten Vertragsnaturschutz. Im letzten Jahr wurden nicht im Baumschulhandel vorhanden sind, 36 Verträge mit 28 Landnutzer*innen abge- lässt die Naturparkverwaltung seit dem Jahr schlossen, Tendenz steigend. Alle Vertrags- 2001 Hochstämme in einer Baumschule he- naturschutzmaßnahmen werden in der NA- ranziehen. Für die Anpflanzung der Sorten TURA 2000-Kulisse (FFH- und SPA-Gebiete) werden „Apfelhochstammpartner“ innerhalb umgesetzt. Wichtige Lebensraumtypen in- des Naturparks gewonnen und für die Pflege nerhalb des Naturparkes, wie kalkreiche Nie-
144 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 29 (1, 2) 2020 Das extrem seltene Strohgelbe Knabenkraut (Dactylorhiza ochroleuca) hat im Naturpark seinen einzigen aktuellen Fundort in Brandenburg. Foto: F. Zimmermann Die Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus) besiedelt im Nordosten ihres Areals Brandungsufer von Seen. Das einzige Fließwasserhabitat dieser Art in Brandenburg befindet sich am Küstrinchenbach bei Lychen. Foto: R. Mauersberger Tausende Knabenkräuter blühen jährlich im NSG Thymen. Foto: F. Zimmermann
RONNY SOMMERFELD, ULRIKE GERHARDT & HEIKE WIEDENHÖFT: Naturpark Uckermärkische Seen 145 dermoore (LRT 7230), Pfeifengraswiesen (LRT 6410) und Trockene Heiden (LRT 4030) werden im Übrigen schon über meh- rere Jahre regelmäßig über angepasste Ver- tragsnaturschutzmaßnahmen gepflegt. Die derzeitige Bewertung der Erhaltungsgrade innerhalb der FFH-Managementplanung von 24 FFH-Gebieten mit ca. 27.000 ha zeigt, dass die guten Erhaltungsgrade durch die laufenden Pflegemaßnahmen, zum Bei- spiel bei den LRT 7230 und 6410, erfolg- reich sind. Es werden 26 ha Trockenrasen, 73 ha Trockene Heiden, 17 ha basenreiche Zwischenmoore und 29 ha Feuchtwiesen mit regionalen Partnern gepflegt. Wichtige Partner sind der Landschaftspflegeverein, spezialisierte Landschaftspflegefirmen und Landwirtschaftsbetriebe. Zusätzliche Grün- landmaßnahmen, wie genereller Düngerver- zicht auf ca. 321 ha zum Schutz von Gewäs- sern wurden gefördert. Auf 128 ha Ackerflä- chen wurden mehrjährige Blühstreifen für In- sekten und Kleintiere angelegt. Die Förde- rung von Ackerwildkräutern auf 48 ha durch extensive Ackerbaumaßnahmen (Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Düngung), verrin- gerte den Einsatz von Saatmengen. Darüber werden durch die Naturwacht des Naturparks Landschaftspflegemaßnahmen, zum Beispiel im Rahmen von Umweltbildungsprojekten gemeinsam mit Schüler*innen durchgeführt. Ausgedehnte Calluna-Heide im NSG Tangersdorfer Heide. Foto: F. Zimmermann Regionalentwicklung und Tourismus Neben der o. g. Landschaftspflege, der Koo- peration mit Tourismusorganisationen, der Erstellung zahlreicher Informationsangebote zum Wandern, Radfahren und Wasserwan- dern gibt es kommunale Kooperationen (zum Beispiel Bürgergarten Templin). Bedeut- sam ist das Netzwerk Partnerinitiative „Regi- on Uckermark“. Dieses, aus einem gemein- samen LEADER-Projekt mit dem National- park Unteres Odertal 2013 resultierende Vorhaben hatte die Entstehung von Partner- schaften zwischen Tourismusanbietern und dem jeweiligen Schutzgebiet zum Ziel. Nach einheitlichen Zertifizierungskriterien von EU- ROPARC Deutschland wurden in den Be- reichen Beherbergung, Gastronomie, Mobili- tät und Freizeitangebote Unternehmen auf Wunsch zertifiziert. Heute hat der Naturpark bereits Kooperationen mit 26 Partnern. Seit diesem Jahr ist es auch für Erzeugerbetriebe möglich, der Initiative beitreten. Die vor sie- ben Jahren formulierten Ziele bleiben weiter aktuell: Gästen und einheimischen Kund*innen verlässliche und einheitliche Qualitäts- und Umweltstandards bieten, qualitativ hochwertige Tourismusangebote fördern und durch Informationen für die Mit- arbeit und Aufgaben des Naturparks sensibi- lisieren. Zukünftig soll noch stärker die För- derung der Vernetzung unter den Partnern
146 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 29 (1, 2) 2020 Blick auf Boitzenburg. Foto: F. Zimmermann resp. mit anderen regionalen Akteuren und die Entwicklung hin zu möglichen Bildungs- partnerschaften im Fokus stehen. Schulkooperationen und Bildungsarbeit Neben den Aufgabenfeldern Schutz, Erho- lung und Entwicklung hat der vierte Bereich Bildung für den Naturpark einen hohen Stel- lenwert. Die Naturwacht arbeitet dazu, ne- ben klassischen Bildungsformaten wie Ran- gertouren, dem Juniorranger-Programm und dem Lychener Agenda-Diplom, seit 2003 im Rahmen von Schulkooperationen mit Grundschüler*innen zu umweltrelevanten Themen. So lernen die Kinder die typische Flora und Fauna ihrer Naturparkregion ken- nen, beschäftigen sich beispielsweise aber auch mit Ressourcenschutz und Insektenster- ben. Die derzeit acht bestehenden Schulkoo- perationen, darunter zwei durch den Verband deutscher Naturparke (VdN) zertifizierte Na- turparkschulen, sollen erhalten und sukzessiv um andere Schulen erweitert werden. An- spruch der Naturparkverwaltung ist es, im Rahmen einer guten Bildung für nachhaltige Entwicklung den Vernetzungsgedanken hin zu einer Bildungslandschaft zielgerichtet zu stärken, neue eigene Bildungsformate zu ent- wickeln und weitere Zielgruppen (Jugendli- che und Erwachsene) zu erschließen.
RONNY SOMMERFELD, ULRIKE GERHARDT & HEIKE WIEDENHÖFT: Naturpark Uckermärkische Seen 147 Projekttag der Naturwacht mit Schüler*innen Foto: H. Neumann Lehrkräftefortbildung 2019 Foto: R. Sommerfeld Schwerpunktthema plinäre Perspektive ein. Im Mittelpunkt einer BNE steht neben dem Verstehen systema- BNE als gesamt-gesellschaftliches tischer Zusammenhänge (Erkennen & Be- Projekt und Querschnittsaufgabe werten), die Ausformung eigener Kompe- der Naturparke tenzen zur aktiven Beteiligung an der Lö- sungsfindung (Handeln) für gesamt-gesell- Der Mensch greift durch seine Lebensweise schaftliche Problemstellungen im Sinne einer heutzutage so stark wie nie zuvor in Um- ökologisch verträglichen, wirtschaftlich leis- weltprozesse ein, mit gravierenden lokalen tungsfähigen und sozial gerechten Umwelt wie globalen Folgen. Ursache-Wirkungszu- unter Berücksichtigung globaler Aspekte, sammenhänge werden immer undurch- demokratischer Grundprinzipien und kultu- schaubarer, Lösungsansätze erzeugen neue reller Vielfalt. BNE als ganzheitlicher Bil- Herausforderungen. Um diese komplexen dungsansatz bezieht sich nicht nur auf Lern- Beziehungen besser nachvollziehen zu kön- inhalte, sondern auch auf eine Transformati- nen und sich aktiv an Lösungen zu beteili- on von Lehrmethoden und Lernumge- gen, bedarf es einer Bildung für nachhaltige bungen. Die Lernenden erwerben Einstel- Entwicklung (BNE). BNE bezieht die klas- lungen und Werte, die sie neben dem fach- sische Umweltbildung mit ein und nimmt lichen Wissen dazu befähigen, zu einer bes- darüber hinaus eine globale und interdiszi- seren Zukunft aktiv mit beizutragen.
148 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 29 (1, 2) 2020 Seit der Verabschiedung der UN-Agenda werden? Der Naturpark Uckermärkische teln und Methoden können wir Wissens- 2030 und ihren 17 Nachhaltigkeitszielen Seen sieht sich als Koordinator, Moderator, Neugierde erhalten bzw. (neu) wecken? Wie (SDGs) im Jahr 2015 wächst die Bedeutung Netzwerker, Qualifizierer und Unterstützer können wir Menschen stärker für die heu- einer BNE stetig. Mit den 17 SDGs und den einer regionalen Bildungslandschaft. Im Ein- tigen Herausforderungen (Klimawandel, dazugehörigen 169 Zielvorgaben hat sich zelnen bedeutet das: a) Unterstützung von Verlust der Artenvielfalt, Armut, Migrati- die Weltgemeinschaft erstmals auf einen (außer-)schulischen Bildungseinrichtungen on…) sensibilisieren und erreichen, dass sie universalen Katalog von festen Zeitzielen bei der (Weiter-)Entwicklung und Durchfüh- sich als eigenständig handelnde und poli- geeinigt und den globalen Rahmen für die rung von BNE-Angeboten, b) Vernetzung tische Personen im nachhaltigen Sinne ein- Nachhaltigkeitspolitik bis zum Jahr 2030 ab- potenzieller (Bildungs-)Partner*innen der bringen? Die Lösung dieser und vieler wei- gesteckt. Das in diesem Jahr startende neue Region hin zu einer Bildungslandschaft, c) terer Fragestellungen stehen bei den UNESCO-Bildungsprogramm: „Education Organisation von bedarfsgerechten Fortbil- Mitarbeiter*innen des Naturparks in den for Sustainable Development: Towards dungen für unterschiedliche Zielgruppen nächsten Jahren ganz oben auf der Agenda. achieving the SDGs: ESD for 2030“ verfolgt und d) Umsetzung eigener praxisbezogener So soll für den Naturpark Uckermärkische einen noch klareren politischen Ansatz und BNE-Projekte. Auch die Frage, wie der Na- Seen perspektivisch Bildung für nachhaltige spricht in von: „BNE in Aktion ist Bürger-sein turpark im digitalen Zeitalter seinem Bil- Entwicklung selbst zu einem Querschnitts- in Aktion“. Der offizielle Startschuss von dungsauftrag gerecht bleiben und gleichzei- thema werden, das sich übergreifend in allen „ESD for 2030“ erfolgt auf der namensglei- tig die Möglichkeiten des digitalen Raums anderen drei Aufgabenfeldern (Schutz, Er- chen UNESCO-Konferenz, welche mit 800 für sich nutzbar machen kann, nicht zuletzt holung, Entwicklung) widerspiegelt und bei- internationalen Experten vom 2.bis 4. Juni unter Verwendung neuer interaktiver, parti- spielsweise Akteur*innen des Naturschutzes, 2020 in Berlin stattfindet sollte. Aufgrund zipativer und narrativer Formen der Vermitt- Gäste der Region oder regionale Partner als der COVID19-Pandemie steht eine Ausrich- lung, wird derzeit im Team stark diskutiert. Zielgruppen wie auch als mögliche tung der Konferenz noch aus. Fragen wie beispielsweise: Wie können wir Multiplikator*innen mit in die Bildungsarbeit die sogenannten „bildungsfernen“ Perso- des Naturparks einbezieht. Seit dem 1. April 2018 sollen, laut §27 Abs.2 nengruppen (besser) erreichen und wie BNatSchG, „Naturparke […] der Bildung für schaffen wir es, dass sich Lernende auch nachhaltige Entwicklung dienen.“ Wie „privat“ mit Nachhaltigkeitsthemen weiter könnte diese Aufgabe konkret ausgestaltet aktiv auseinandersetzen? Mit welchen Mit- Am Schumellensee bei Boitzenburg. Foto: F. Zimmermann
Sie können auch lesen