Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee für Beschneiungsanlage am Schilthorn

Die Seite wird erstellt Jens Hinrichs
 
WEITER LESEN
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee für Beschneiungsanlage am Schilthorn
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik:
Beispiel Speichersee für
Beschneiungsanlage am Schilthorn
Exemplarische Erläuterung der 10 Schritte zur Landschaftsverträglichkeit
gemäss der Arbeitshilfe „Landschaftsästhetik – Wege für das Planen und
Projektieren. BUWAL Bern 2005“

 1. Einarbeiten
 2. Abgrenzen
 3. Landschaft bewerten: Erlebnischarakter
    (intuitiver Zugang)
 4. Landschaft bewerten: Landschaftsbildqualität
    (analytischer Zugang)
 5. Projektauswirkungen erheben (Verletzlich-
    keit/Empfindlichkeit und Schlüsselelemente)
 6. Projektauswirkungen erheben (Eingriffsintensität)
 7. Erheblichkeit der Projektauswirkungen bewerten
 8. Ergebnisse der Erheblichkeit auswerten
 9. Projekt optimieren -
    Eingliederungsstrategien umsetzen
 10. Projekt optimieren -
    Entwicklungspotenzial miteinbeziehen

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee für Beschneiungsanlage am Schilthorn
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn                                                     1

Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee
Natur und Landschaft und ihre Werte erhalten
Gemäss den Bundesgesetzen über die Raumplanung, den Natur und Hei-
matschutz und den Umweltschutz sind bei Infrastrukturprojekten wie Be-
schneiungsanlagen auf Natur und Landschaft Rücksicht zu nehmen. Die
landschaftlichen Werte und die Lebensräume für Tiere und Pflanzen sind zu
erhalten. Diese sind für eine umfassende Interessenabwägung im Geneh-
migungsverfahren zu erheben und eine ausführliche Dokumentation zu
erstellen.
Landschaftsverträgliches Projekt ausarbeiten
Im Projektierungs- und Genehmigungsverfahren und im Kontakt mit Bund,
Kantonen, Gemeinden, Privaten und Organisationen sind die unterschiedli-
chen Interessen aufzuzeigen und ein landschaftsverträgliches Projekt aus-
zuarbeiten.
Vermeiden von Verzögerungen, lösen von Konflikten
Eine objektivierte und anerkannte Landschafts- und Projektbeurteilung
führt zu landschaftsverträglichen Lösungen und trägt zu Transparenz im
Projektablauf bei. Eine gute Information und Kommunikation minimiert
Konflikte und Verzögerungen bei der Planung und Projektierung.
Der BAFU-Leitfaden setzt neue Massstäbe
Die Arbeitshilfe zeigt in 10 Schritten den Weg zu einem landschaftsverträg-
lichen und genehmigungsfähigen Projekt. Sie hat sich im Kontakt mit Bund,
Kantonen, Gemeinden, Privaten und Organisationen in der Praxis bewährt.

     Schritt 3/4: Landschaftsbildqualität                                 Schritt 7: Erheblichkeit /
           Schritt 5/6: Eingriffsintensität                       Beeinträchtigung Natur/ Landschaft
 Der vom Speichersee und den Beschnei-                        Die Landschaftsbildqualität wird der Ein-
 ungsleitungen betroffene Raum wird in                        griffsintensität          gegenübergestellt          und
 gleichartige Räume unterteilt. Einerseits                    daraus die Erheblichkeit abgeleitet. In
 wird die Qualität und andererseits der                       Räumen mit hoher Erheblichkeit bestehen
 Eingriff bewertet.                                           Konflikte mit dem Landschaftsschutz.

Landschaftsbild-      Eingriffsintensität*                    Erheblichkeit       .
qualität                 gering              * Speichersee,       gering
    gering               gering – mittel     Leitungen,           gering-mittel   4   Bluemental , 6 Mürren-Dorf
    gering - mittel      mittel              Schächte,            mittel          3   Kanonenrohr, 5 Schiltgrat
    mittel               mittel - hoch       Druckredu-           mittel - hoch   2   Muttleren
    mittel - hoch        hoch                zierstation          hoch            1   Speichersee
    hoch

 +Schritt 9 / 10: Projektoptimierung / Ein-                               = Ausgeglichene Bilanz
    gliederung und Ersatzmassnahmen                              bzw. landschaftsverträgliches Projekt
 Beeinträchtigungen von Natur und                              Projektoptimierung und Schutz-, Wie-
 Landschaft können mit einer laufenden                         derherstellungs und Ersatzmassnahmen
 Projektoptimierung gemindert werden.                          führen in der Gesamtbetrachtung zu
                                                               einer Verbesserung der Landschafts-
                                                               verträglichkeit.

Optimierung Standort Speichersee und
bestmögliche Eingliederung mit Anpas-
sung ans Stein-Vegetationsmosaik.
Verbleibende Beeinträchtigungen sind                                   Erheblichkeit der Teilräume
durch Schutz-, Wiederherstellungs- und                                     gering
Ersatzmassnahmen zu minimieren                                             mittel

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee für Beschneiungsanlage am Schilthorn
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn                         2

Schritt 1:         Einarbeiten
Bedarfsnachweis: Die Ansprüche der
Skifahrer bezüglich Pistenqualität und
-sicherheit sowie Komfort sind in den
letzten Jahren wesentlich gestiegen.
Um diesen Erwartungen gerecht zu
werden, mussten teilweise erhebliche
Investitionen getätigt werden. Gleich-
zeitig hat aber die Anzahl möglicher
Betriebstage in vielen Skigebieten auf-
grund der schneearmen Winter abge-
nommen. Mit Blick auf diese Entwick-
lung wollte die Schilthornbahn einen
                                               Abb. 1: Anlageteile: Die Beschneiungsanlage be-
Teil ihrer Hauptpisten zukünftig künst-
                                               steht aus einem Speichersee, von dem Wasser über
lich beschneien können. Die natürliche         unterirdische Leitungen mit entsprechenden An-
Schneebedeckung ist aufgrund der Er-
fahrungen der vorangegangenen Jahre an sonnenexponierten Stellen des
teilweise südost ausgerichteten Hanges nicht durchgehend gewährleistet.
Beschneiungsanlagen bzw. eine „Schneegarantie“ sind Voraussetzung und
ein wesentliches Argument, um im Tourismusmarkt Wintersportgäste ge-
winnen und halten zu können.

Standort prüfen: Der Standort des Speichersees wurde in einem mehrjähri-
gen Prozess und aufgrund zahlreicher Begehungen evaluiert. Als bestmög-
licher Standort wurde eine Mulde beim „oberen Hubel“ festgelegt. Grund-
sätzlich sind in natürlichen Geländesenken die Voraussetzungen gegeben,
um einen Speichersee bestmöglich in die Landschaft einzubetten.

Die Berücksichtigung der landschaftlichen Voraussetzungen beginnt mit
der optimalen Standortwahl für die exponierten Bestandteile (z.B. das Spei-
cherbecken in kaum einsehbarer natürlicher Senke).

Projekt und seine Auswirkungen studieren
Der Speichersee hat eine Dammhöhe von ca. 12 m und beansprucht eine
Grundfläche von ca. 20‘000 m2. Die Seefläche beträgt ca. 5‘000 m2, das
Volumen ist kleiner als 50'000 m3. Gemäss technischem Bericht ist die
Massenbilanz ausgeglichen. Eine Mindesttiefe von durchschnittlich 8 m ist
erforderlich, damit ein Umwälzeffekt entsteht und möglichst kaltes Wasser
für die Beschneiung zur Verfügung steht. Die Beschneiung kann so ener-
giesparend und effizient realisiert werden. Abgedichtet wird das Becken mit
einer Filzmatte als Grundlage, überdeckt von einer Folie und einem Geo-
textil. Entlang der Wasserlinie werden wegen des zu erwartenden Wellen-
schlags Blocksteine eingesetzt. Die südöstliche Böschung des Speichersees

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee für Beschneiungsanlage am Schilthorn
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn                                         3

nimmt die Form eines seitlichen Hügels auf. Sie weist eine mit Skiern be-
fahrbare Neigung auf und kann daher in die Skipiste integriert werden.

Als Eingliederungsstrategie wird gemäss Schritt 9 das „Verstecken“ (ge-
schickte Einbindung ins Relief) und „Unterordnen“ (unscheinbare Standorte,
unscheinbar gestaltete Baukörper in landschaftlich sensibler Umgebung)
angestrebt.

Gemeinsame Begehungen im Projektteam und
frühzeitige Projektoptimierung
Am Anfang der Projektierung, wurden gemeinsame
Begehungen im Projektteam durchgeführt, um die
Rahmenbedingungen zu bestimmen und allfällige
Konfliktpunkte zu erkennen. In einer weiteren Pha-
se wurden parallel zur Detailprojektierung die Er-
gebnisse der durchgeführten Beurteilungen im Be-
reich Natur und Landschaft an den projektierenden
Ingenieur zurückgemeldet und weitere Anpassun-
                                                                  Begehung mit den zuständigen Fachstellen
gen vorgenommen. Vor der öffentlichen Auflage                     und Vertretern der Gemeinde
fand eine gemeinsame Begehung mit den zustän-
digen Fachstellen und den Vertretern der Gemeinde statt.

Schritt 2:       Abgrenzen
Fern-    und    Mittelbereich:        Das     ost-exponierte
Projektgebiet          liegt       oberhalb        des     tief
eingeschnittenen Lauterbrunnentals gegenüber der
berühmten und einzigartigen Gipfelkulisse von
Eiger,   Mönch    und          Jungfrau.   Die    weisse   Ge-
birgskette mit weiteren prägenden Gipfeln tritt im
Landschaftsbild markant in Erscheinung. Diese an
das Untersuchungsgebiet angrenzende Hochge-
birgsregion weist einen hohen landschaftsästhe-
tischen Eigenwert und eine hohe Schutzwürdigkeit                  Weltnaturerbe: Dreigestirn Eiger, Mönch,
                                                                  Jungfrau
auf. Die Jungfrauregion ist zusammen mit dem A-
letschgebiet     als      Weltnaturerbe          der   UNESCO
ausgewiesen. Während die nördlich und südlich benachbarten Gebiete des
linken Lauterbrunnentals nicht mit touristischen Transportanlagen er-
schlossen sind (teilweise im Bundesinventar der Landschaften und Natur-
denkmäler von nationaler Bedeutung), treten auf der gegenüberliegenden
Seite bei Wengen-Lauberhorn und Mürren-Schilthorn touristische Anlagen
verstärkt in Erscheinung. Gemäss Richtplan der Region Oberland-Ost sind
für das Untersuchungsgebiet sowohl die Erschliessung mit Transportanla-
gen als auch der Hochgebirgsschutz zu berücksichtigende Interessen.

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee für Beschneiungsanlage am Schilthorn
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn                  4

Abb.2: Mittelbereich und einzigartige Gipfelkulisse des Dreigestirns im Fernbereich

Mittelbereich, Einsehbarkeit: Von den Aussichtspunkten in Mürren-Dorf
und vom Allmendhubel aus ist der Speichersee - das einzige von weitem
erkennbare Projektelement – nicht einsehbar. Sichtbar ist der Speichersee
aber von den Aussichtspunkten der Bergstationen Birg, Schilthorn sowie
von der Sphinx-Terrasse des Jungfraujochs.

Nahbereich: Wenn der Blick nicht von dem gegenüberliegenden weissen
Gletscherbergmassiv in den Bann gezogen wird, sind von Mürren aus be-
trachtet die dominanten Landschaftselemente der Schiltgrat, die Birg (mit
Bergstation), das Muttlerenhoren, die Stelliflueh und das Bietenhorn. Diese
Berge sind im Hochsommer nicht mehr mit Schnee bedeckt. Zahlreiche
geomorphologische Formen wie Runsen, Moränen und Kreten prägen die
Landschaft. Weitere dominante Elemente sind die Fichtenwälder beim All-
mendhubel und im Bluementhal sowie die mit Grünerlen dicht bewachsene
Nordflanke des Schiltgrates. Der Mürrenbach und der Ägertenbach sind als
Bachläufe und beim Kanonenrohr als Wasserfall gut sichtbare Landschafts-
elemente.

Im Untersuchungsgebiet kommen verschiedene Landschaftseinheiten vor:
  • vorwiegend natürlich geprägte alpine Landschaften (Fern- und Mit-
     telbereich)
  • vom Menschen geprägte, wenig beeinflusste Kulturlandschaften
     (Blumenthal)
  • durch technische Anlagen, Fahrwege, Skipisten, landwirtschaftliche
     Nutzung sowie entsprechende typische Gebäude und Siedlung ge-
     prägte Räume auf (Muttleren, Schiltgrat, Kanonenrohr, Mürren-Dorf).
Daraus ergibt sich eine zweckmässige Unterteilung in sechs verschiedene
Landschaftskammern:

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee für Beschneiungsanlage am Schilthorn
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn                                  5

Abb. 3: Teilräume: 1 Speichersee , 2 Muttleren, 3 Kanonenrohr, 4 Bluemental , 5
Schiltgrat, 6 Mürren-Dorf

Schritt 3:           Landschaft bewerten (intuitiv)
Das Gebiet ist kontrastreich. Der obere Bereich (Muttleren, Kanonenrohr)
wirkt schroff, abweisend, bedrohlich und abgeschlossen. Demgegenüber
scheinen Blumenthal, Schiltgrat und Mürren-Dorf eher sanft, einladend und
sicher zu sein. Bei allen klein- und grossräumigen Kontrasten strahlt die
Landschaft eine grosse Ruhe und Harmonie aus. Die
gestalterische Kraft der heute vollständig ge-
schmolzenen Hängegletscher lässt sich in der Ge-
birgslandschaft bei den Tälern Blumenthal und
Muttleren sowie den Seitenmoränen Schiltgrat und
Muttlerenhoren-Allmendhubel gut ablesen.

Schritt 4:       Landschaft bewerten (ana-
      lytisch)
Das alpine Teilgebiet Muttleren (2)/mit geplantem             Standort Speichersee und Muttlerenhorn
Speichersee (1) besteht aus drei Tälern. Das lang-
gezogene Engetal weist aufgrund der Höhenlage
keine geschlossene Vegetationsdecke mehr auf.
Südlich der Schilthornhütte wird die in sich ge-
schlossene ursprüngliche Landschaftskammer vom

Sigmaplan, Dezember 2006

                                                              Standort Speichersee (von der Station Birg
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee für Beschneiungsanlage am Schilthorn
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn          6

weissschäumenden Mürrenbach durchflossen. Im Bereich des Kandaharlif-
tes mit dem geplanten Speichersee gliedert sich das Gelände in drei Talstu-
fen, und einzelne reizvolle Elemente prägen die Landschaft. Am Fuss eines
Steilhanges tritt der Ägertenbach aus, schlängelt sich durch die abwechs-
lungsreichen Alpweiden und stürzt in mehreren Stufen ins Tal hinunter. Auf
einem ebenen Teilstück weist der Ägertenbach markante Mäander auf. An
verschiedenen Stellen tritt Wasser aus dem Hang aus und versickert wieder.
Prägend sind die Horizontalschichtung des Muttlerenhorns sowie das Horn
der Stelliflueh. Nach dem Gletscherrückzug wurde das Relief, die Böden
und die Vegetation bei Muttleren durch dynamische Prozesse geprägt: Die
auf Schiefer liegenden Hänge rutschten, Bergstürze fanden statt, oder Ero-
sion zerstörte oft die Bodenbildung, so dass Böden unterschiedlichen Alters
und Entwicklungsgrades auf dem Gehängeschutt nahe beieinander liegen.
Dementsprechend hat sich ein vielfältiges Vegetationsmosaik entwickelt.
Zu diesem Mosaik gehören auch die zahlreichen grösseren und kleineren
Steine und Blöcke, die grossen Findlinge, sowie der zum Teil bis an die O-
berfläche vorstossende felsige Untergrund mit markanten Rippen und Kup-
pen. Der Bereich des geplanten Speichersees ist geprägt durch eine hohe
Vegetationsvielfalt: Schneetälchen- sowie Feucht- und Ufervegetation,
Schuttgesellschaften und Nardionbestände. Zur von Menschen heute weit-
gehend unberührten Alp Muttleren führt ein historischer Alpweg. Erlebbar
ist der Symbolgehalt mit Gipfel-Erhabenheit, Tiere-Leben, Felsbrocken-
Kargheit, Wasserfall-Kraft/Frische, Bach-Aktivität, Felswand-Bedrohung.
Das Gebiet Muttleren/Speichersee weist eine hohe Eigenart, Geschlossen-
heit, Natürlichkeit und Eigenentwicklung auf. Durch den bestehenden Ski-
lift, die Weganlagen und die gut sichtbaren Bahnstationen Birg und
Schilthorn ist der Bereich Muttleren aber auch stark von touristischen
Transportanlagen geprägt.

Schritt 5:      Projektauswirkungen (Schlüsselelemente)
Auf die Verletzlichkeit/Empfindlichkeit der Schlüsselelemente wie Aussicht,
Relief, Oberflächen, Gewässer und Vegetation wirkt sich der Speichersee
wie folgt aus:
 • Relief: Anlage von künstlichen Dämmen, der See mit seiner künstlichen
    Form im sonst durch Versickerung geprägten Karstgebiet, Auffüllun-
    gen, Materialablagerungen, Bau von Zufahrten
 • Oberflächenverfremdung durch Planie
 • Überdeckung und Stau frei fliessender Gewässer
 • Beeinflussung des Abflusses durch Wasserüberleitung, Vermindern des
    Wasserrauschens
 • Überschüttung und Überstauung von wertvoller alpiner Vegetation

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee für Beschneiungsanlage am Schilthorn
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn             7

Schritt 6: Projektauswirkungen (Eingriffsintensität)
In Schritt 6 (siehe Abb. 5) werden Projektoptimierung und Umweltmass-
nahmen mitbeurteilt (vgl. Schritt 9).

Durch das Projekt werden einerseits Schlüsselelemente zerstört, die nicht
oder nur teilweise wiederherstellbar sind. Durch den Bau des Speichersees
wird ein Arm des Ägertenbaches umgeleitet und das alte Bachbett würde
ohne vorgesehene Massnahmentemporär austrocknen. Zudem wird die Ge-
ländemulde mit ihrer Schneetälchenvegetation überflutet. Auf der Damm-
oberfläche wird die Wiederherstellung der Vegetation mehrere Monate bis
Jahre dauern. Die Feuchtvegetation (Moosfluren) ist auch langfristig nur
zum Teil wiederherstellbar. Der Speichersee ist von weitem von der Station
Birg und aus der Nähe von oberhalb vollständig einsehbar.

Andererseits ist der projektierte Speichersee insgesamt mit den vorgesehe-
nen Massnahmen (vgl. Schritt 9) aber gut in die Umgebung eingepasst,
nicht exponiert und gut ins Relief eingebunden. Das Bauwerk nimmt die
vorherrschenden Richtungen und Muster der Reliefformen auf. Initialpflan-
zungen aus Vegetationssoden und Steinen an der Dammoberfläche verbin-
den die Anlage optisch mit der Umgebung. Der Speichersee liegt trotz des
optimierten Standorts innerhalb von Ufer- und Feuchtvegetation. Allerdings
wurde die genaue Lage mit grösstmöglicher Rücksicht auf Landschaft und
Lebensräume gewählt.

Verlust von attraktiver Uferve-    ... eines Gerinnearms des Ägertenbaches und
getation, ...                      einer Geländemulde mit Schneetälchenvegeta-
                                   tion durch vorgesehene Eingriffe

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee für Beschneiungsanlage am Schilthorn
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn                     8

Teilgebiet 1 u. 2, Muttleren / Kandahar Standort des Speichersees von oben

Teilgebiet 1, Standort des Speichersees von Unten

Vergleichsbeispiel Speichersee Lauberhorn:   Vergleichsbeispiel Speichersee Mägisalp
In der Landschaft nicht zu erwartender       (Hasliberg): Geschickt gewählter Standort
künstlicher Damm und Oberflächen. Das        in einer Senke am Hangfuss. Der gefüllte
teilweise gefüllte Becken offenbart die im   See wirkt kaum störend.
Sommer störende Folie.

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee für Beschneiungsanlage am Schilthorn
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn                       9

Mägisalp: Obwohl das Becken gefüllt ist,      Speichersee Mägisalp (Hasliberg): Bei der
tritt bei fehlender naturnaher Ufergestaltung Ufergestaltung mit natürlichen Materialien
die schwarze Folie negativ in Erscheinung.    werden die Beeinträchtigungen minimiert.

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn                                                 10

Schritt 7:            Erheblichkeit der Projektauswirkungen
Die Erheblichkeit wird nicht nur für den Speichersee, sondern zum Ver-
gleich auch für die fünf weiteren Teilräume sowie für den Mittel und Fern-
bereich ermittelt. Dazu wird die Landschaftsbildqualität der Eingriffsinten-
sität gegenübergestellt.

                                                                                                   Mittel- Fern-
                                                                                               6
                                                                                                   bereich bereich

                                                                         h     m   m   g   m g m            g

                                                                         h     m   m   g   m gm m gm

                                          Mittel- Fern-
                                                                         h     m   m   g   m gm m gm
                                      6
                                          bereich bereich

                  h mh m      m   m g h           h

                 mh mh m      m   m gm mh mh

                                                                        MB
                  mh mh m     m   m gm mh mh                4   FB 6                       1
                                                                       2 3 5

                                                                 6
                                      6
                                                                         3
                          3   4   5                         4
                                                                         5
                                                                        MB
                  1   2               MB FB                      FB                        1
                                                                        2

* Teilräume: 1 Speichersee , 2 Muttleren, 3 Kanonenrohr, 4 Bluemental , 5 Schiltgrat, 6 Mürren-Dorf
** 5 Beurteilungsstufen: g = gering, gm = gering-mittel, m = mittel, mh = mittel – hoch, h = hoch
Abb. 4: Erheblichkeit des Projektes je Teilraum

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn                                         11

Landschaftsbildqualität   Eingriffsintensität               Erheblichkeit   .
    gering                  gering                              gering
    gering - mittel         gering – mittel                     gering-     4   Bluemental , 6 Mürren-Dorf
    mittel                  mittel                          mittel          3   Kanonenrohr, 5 Schiltgrat
    mittel - hoch           mittel - hoch                       mittel      2   Muttleren
    hoch                    hoch                                mittel -    1   Speichersee
                                                            hoch
                                                                hoch

Abb. 5: Landschaftsbildqualität/ Eingriffsintensität und daraus abgeleitete Erheblichkeit

Schritt 8: Ergebnisse der Erheblichkeit auswerten
Beim Speichersee (Teilgebiet Nr. 1) resultiert aus einer mittel-hohen Land-
schaftsbildqualität und einer hohen Eingriffsintensität eine hohe Erheblich-
keit. Grundsätzlich müssen der Bedarf, Alternativen und Standort noch
einmal hinterfragt werden. Der Speichersee wurde für die Schilthornbahn
als wichtig erachtet und der Standort in einem jahrelangen Prozess evalu-
iert. Damit der Speichersee als landschaftsverträglich eingestuft werden
kann, müssen die Eingliederungsmöglichkeiten optimal ausgeschöpft wer-
den.

Tab. 24: Beurteilung: Pro und Contra zum Speicherbecken
                           Pro                                    Contra

• Aus regionaler Sicht, unter Berücksich-       • Durch die Anlage künstlicher Dämme,
 tigung der angrenzenden touristisch             einem See mit künstlicher ovaler Form,
 nicht erschlossenen Gebiete (Weltna-            verbauten, steilen Ufern, Auffüllungen,
 turerbe Jungfraugebiet, BLN-Gebiete)            Materialablagerungen, Bau von Zufahr-
 und der Funktion des Gebietes Mürren-           ten entsteht ein massiver Eingriff ins
 Schilthorn als kantonal bedeutsames             Relief..
 Tourismusgebiet kann der Bau des               • Aufgrund des knappen Stauvolumens
 Speichersees begründet werden.                  kann das Ufer abschnittsweise nicht
• Mit den bestehenden touristischen Bau-         vollständig überdeckt oder als vielfältig
 ten und Anlagen ist bereits eine we-            gebuchtete und naturnahe Flachwas-
 sentliche Vorbelastung des Land-                serzone gestaltet werden. Die Seeufer
 schaftsbildes gegeben.                          können daher je nach Betrachter künst-
• Da der Speichersee nicht exponiert ist,        lich wirken.
 wird er hauptsächlich in der Land-             • Oberflächenverfremdung durch Ver-
 schaftskammer Muttleren sichtbar sein.          wendung technischer Baumaterialien

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn                     12

 Aus der Ferne wird er kaum einsehbar       • Überdeckung und Stau freifliessender
 sein.                                       Gewässer
• Vor Ort, von einem Betrachtungs-          • Beeinflussung des Abflusses durch
 standort oberhalb des Speichersees,         Wasserüberleitung, Vermindern des
 dominieren die gegenüberliegenden           Rauschens von Wasser
 markanten Bergketten bzw. von einem        • Überschüttung und Überstauung von
 unterhalb des Eingriffs liegenden Be-       attraktiver alpiner Vegetation
 trachtungsstandort bildet die Kulisse
                                            • Verlust an Naturnähe
 des Grates eine so ausgeprägte Linie,
                                            • Beeinträchtigung der Sommertouristen
 dass der See bzw. der Damm nicht do-
                                             während des Baus
 minant in Erscheinung tritt.
                                            • Wenig Selbstgestaltungskräfte und lan-
• In natürlichen Geländesenken sind die
                                             ge Regenerationsphasen
 Voraussetzungen gutl, um einen Spei-
 chersee natürlich in die Landschaft        • Technisch   und   künstlich     wirkende
 möglichst natürlich in die Landschaft       Staudämme oder Staumauern sollen
 einzubetten.                                vermieden werden, denn eine unausge-
                                             glichene, bisweilen rauhe Geländeober-
• Da sich mit der Zeit Feinsedimente auf
                                             fläche gehört zur Berglandschaft.
 dem bräunlich-grauen Geotextil abla-
 gern, nimmt dieses allmählich den
 Farbton der Umgebung an.
• Beim Bau des Speichersees ist eine aus-
 geglichene Materialbilanz unter Einbe-
 zug der nächsten Umgebung gewähr-
 leistet.

Als relevant wurden die Auswirkungen des Vorhabens im Bereich Land-
schaftsbild/-ästhetik eingestuft. Besonders sensibel ist der Standort und
die Detailgestaltung des Speicherbeckens (Terraingestaltung und Wieder-
herstellung des Bodens/Vegetation). Bei der Abwägung der oben aufge-
führten Pro und Contra Argumente ist der Bau des Speichersees verträglich,
wenn im Rahmen einer Umweltbaubegleitung die aufgeführten Massnah-
men (siehe Schritt 9) präzisiert, verbindlich festlegt werden, eine umfas-
sende landschaftliche Eingliederung gewährleistet wird und der Bau sorg-
fältig ausgeführt wird.

Das Projekt steht im Bereich Muttleren/Speichersee in einem gewissen Wi-
derspruch zu dem im Richtplan Oberland-Ost ausgewiesenen Hochge-
birgsschutz. Im gleichen Plan sind aber auch touristische Transportanla-
gen, und im Bereich des Speichersees Skipisten ausgewiesen. Es muss da-
von ausgegangen werden, dass das Vorhaben den raumplanerischen Fest-
legungen grundsätzlich nicht widerspricht. Der Eingliederung ist aber
grösste Bedeutung beizumessen.

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn              13

Schritt 9: Projekt optimieren – Eingliederungsstrategien
              umsetzen
Projektoptimierung: Der fortlaufende Optimierungsprozess zwischen Pro-
jektierung und Umweltabklärungen äussert sich nicht nur in ergänzenden
Umweltschutzmassnahmen, sondern auch in der Anpassung und Verbesse-
rung des Projektes. Die Lage des Speichersees hätte gemäss einem ersten
Entwurf die Überschüttung einer temporär trockenfallenden Zuflussrinne
des Ägertenbaches zur Folge gehabt. Damit das bestehende Gerinne als
Gewässer und zweites Hauptgerinne des Ägertenbaches erhalten werden
kann, wurde das Becken im Nordosten verkleinert und hangabwärts nach
Südosten um ca. 10 m vergrössert (siehe Abb. 6).

Abb. 6 Projektoptimierung Speichersee      Speichersee im Bau: Der Speichersees
und Leitungen Projektversionen 2001:       wurde von rechts nach links um 10 m
rot Stand 25.6.2001;                       verschoben , um den Ägertenbach
blau Auflageprojekt Stand 28.9.2001        (rechts) zu schonen

Die Lage des Speichersees hätte gemäss einem ersten Entwurf die Überschüttung
beider Arme des Ägertenbaches zur Folge gehabt. Damit ein bestehender Gerin-
nearm erhalten werden kann, wurde das Becken von Nordosten nach Südosten ver-
schoben.

Gemeinsame Begehungen haben sich bewährt
Frühzeitige Begehungen im Projektteam und gemeinsame Begehungen mit
den zuständigen Fachstellen und den Vertretern der Gemeinde haben sich
für die Projektoptimierung bewährt. Die Landschaftsästhetik war dabei ein
Thema unter anderen Umweltbereichen. Erhebungen zur Landschaftsästhe-

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn              14

tik wurden parallel durchgeführt und in Abstimmung mit den Ergebnissen
der Umweltbereiche Oberflächengewässer, Vegetation und Boden in den
Projektierungsprozess eingebracht.

Eine umfassende Analyse führt zu präzisen Massnahmen
Die gemäss der Arbeitshilfe durchgeführte analytische Betrachtung hat da-
zu geführt, dass Kriterien wie die Oberflächenstruktur zu klar formulierten
Massnahmen geführt haben. Die Eigenart des vielfältigen „Vegetation-
Stein-Mosaiks“ war bei der Gestaltung der Dammoberfläche und der Ein-
gliederung von entscheidender Bedeutung. Bestätigt hat sich die Aussage
des Leitfadens, dass nur dort, wo die Landschaft gut bekannt ist, eine wirk-
liche Projektoptimierung möglich ist.

Wichtige Information zum richtigen Zeitpunkt einbringen
Es hat sich bewährt, dass im Rahmen der Umweltbaubegleitung die rele-
vanten Massnahmen anlässlich der Startbegehung mit dem Baggerführer
und wiederholt an Bausitzungen und Begehungen eingebracht werden und
ein Journal über die Massnahmen geführt wird,

Eingliederungsstrategien:
Die Eingliederungsstrategien wurden als projektintegrierte Massnahmen in
den Umweltverträglichkeitsbericht aufgenommen und im Einvernehmen mit
dem Bauherrn im Rahmen der Umweltbaubegleitung umgesetzt.

Massnahme: Im Rahmen der Umweltbaubegleitung wurden insbesondere
beim Speichersee die unten aufgeführten Massnahmen präzisiert und ver-
bindlich festlegt. Eine umfassende landschaftliche Eingliederung und eine
sorgfältige Bauausführung waren damit gewährleistet.

Die Bauphase mit ihren Eingriffen ist vor allem für exponierte Landschaften die
Phase mit den intensivsten Eingriffen in Natur und Landschaft (vorher, im Bau,
nachher)

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn                   15

Massnahme: Die Vegetationssoden wurden abgeschoben, fachgerecht zwi-
schengelagert und wieder aufgebracht, damit keine grossen störenden An-
saatflächen entstehen.

Abzäunung empfindlicher       Zwischenlagerung von Ve-       Baunarben sind bei
Gebiete vor Baubeginn         getationssoden                 sorgfältiger Ausführung
                                                             bereits nach kürzester
                                                             Zeit kaum noch zu er-
                                                             kennen

Massnahme: Steindepot: Steine (mit Flechten an der Oberfläche) und mar-
kante einzelne grössere Blöcke wurden separat zwischengelagert und di-
rekt wieder eingebaut.

Grössere Steine wurden direkt in die Dammoberfläche eingebaut.

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn              16

Massnahme: Damm- und Böschungsneigungen wurden an das bestehende
Terrain angepasst. Die bestehende Geländemorphologie wurde möglichst
wenig verändert. Geometrische Formen und einheitliche Böschungsneigun-
gen wurden vermieden.

Bei der Umweltbaubegleitung wurde
auf eine Anpassung der Böschungs-
neigungen im Übergang zum beste-
henden Terrain geachtet.. Die An-
passung an die Umgebung hatte da-
bei Vorrang vor baulich perfekten,
aber fremd wirkenden Formen.

Massnahme: Die Ufer wurden möglichst naturnah und mit den vor Ort an-
fallenden Steinen gestaltet. Eine natürlich wirkende Angleichung ans beste-
hende Terrain wurde angestrebt.

Bei der Bauabnahme wurde der Ufer-       Bei Naturseen sind allerdings die Ufer
bereich als gut gelungen bezeichnet,     unregelmässiger, flacher und aufgrund
da im Gegensatz zu anderen Speicher-     der erodierenden Seitenhänge feinkör-
seen kein Plastik mehr sichtbar ist.     niger (Grauseenoli, 2500 m ü.M, zwi-
                                         schen Birg und Schilthorn).

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn                 17

Massnahme: Die Oberfläche des Damms wurde entsprechend der Umge-
bung modelliert und auch aus grösseren Steinen zusammengesetzt, so
dass sie möglichst gut dem Vegetations-Stein-Mosaik der Umgebung ent-
spricht.

Links: Standort Speichersee vor dem Bau. Rechts: Vegetations-Stein-Mosaik der
Oberfläche wurde beim Bau des Damms aufgenommen. Grössere Steine wurde ge-
zielt in die Dammoberfläche eingebaut und vorher gewonnene Grassoden wurden
als Initialpflanzung verwendet.

Speichersee-Damm während des Baus (links) und ein Jahr später (rechts): Unter-
schiede in der Oberfläche gegenüber dem unveränderten Terrain sind aus mittlerer
Distanz kaum noch auszumachen.

Massnahme: Der See soll im Sommer ständig mit Wasser nachgefüllt wer-
den, sodass das Geotextil und die Folie nicht markant in Erscheinung tre-
ten.

Ständig mit Wasser gefüll-    Im Winter ist der Spei-      Ein tieferer Wasser-
ter See im Sommer wirkt       chersee kaum wahr-           stand im Winter ist we-
attraktiver und weniger       nehmbar.                     gen der Schneebede-
störend                                                    ckung nicht störend.

Sigmaplan, Dezember 2006
Arbeitshilfe Landschaftsästhetik: Beispiel Speichersee am Schilthorn              18

Schritt 10: Projekt optimieren -
                 Entwicklungspotenzial miteinbeziehen
Massnahme: Als Ausgleichsmöglichkeiten wurden geprüft: Verzicht auf
Schafbeweidung oberhalb Kanonenrohr oder grossflächige Verminderung
des Schafbesatzes und bessere Regelung (Bestossungszeitpunkt).

Disteln und kurz abgefressene alpine Rasen    Schafbeweidung: Erosionsschäden
als Spuren intensiver Schafbeweidung..        im Kanonenrohr und Beeinträchti-
                                              gung einer Bachquellflur aus Moos

Aufgrund der grossen Beeinträchtigung und des ökologischen Entwick-
lungspotenzials des Gebietes wurde in Absprache mit dem Kanton als
grossflächige Ausgleichsmassnahme der vollständige Verzicht auf die
Schafbeweidung geprüft. Aufgrund fehlender Einflussnahme durch die
Bauherrschaft liess sich diese wirkungsvolle Massnahme nicht umsetzen.
Stattdessen wurde als Ausgleichsmassnahme bei bestehenden Flachmooren
die Bewirtschaftung extensiviert und vertraglich abgesichert.

Sigmaplan, Dezember 2006
Exemplarisch ausgefüllte
Arbeitshilfe
„Landschaftsästhetik -
Wege für das Planen
und Projektieren“

      Beispiel Speichersee für
      Beschneiungsanlage am Schilthorn
                                                                 Juni 2001, aktualisiert Dez. 2006
                     1 Speichersee ,
                     2 Muttleren,
                     3 Kanonenrohr,
                     4 Bluemental ,
                     5 Schiltgrat,
                     6 Mürren-Dorf
         Sigmaplan, Heiko Zeh Weissmann, Dipl. Ing. Landschaftsplaner

                     Ansprüche Pistenqualität und -sicherheit gestiegen,
X
                     Schneesicherheit nimmt ab, sonnenexponierter Hang

X                                            Ja, zahlreiche Begehungen durch Schilthornbahn

X
      Speichersee in natürlicher Mulde, optimale Eingliederung

X
                                                                  Speichersee, Leitungen, Schächte;
X                                                                 Druckreduzierstation
X                                               Wasserbedarf, “Wettrüsten” Skigebiete, etc.

X                                                        Verstecken und Unterordnen
X
    Frühzeitig mehrere Begehungen mit verschiedenen Beteiligten durchgeführt,
    da dann noch große Spielräume
Teilräume
                               1, 2 X
                              3,4,5 X

                                     6X

                                          Siehe Bericht zum Beispiel Schilthorn

                                      X

                                      X

                                          Siehe Bericht zum Beispiel Schilthorn

                                     X

                                     X
             Teilräume Nahbereich:   X
             1 Speichersee           X
             2 Muttleren
             3 Kanonenrohr           X
             4 Bluemental            X
             5 Schiltgrat            X
             6 Mürren-Dorf                Siehe Bericht zum Beispiel Schilthorn   Nahbereich

Fern-/Mittelbereich
Teils unberührt, Alp,
           teils bestehende Ski-Infrastruktur
 X

 X        Tr 6: sicher
  X        Kontrastreich
      6
1 X        Tr1: bedrohlich und abgeschlossen
  X

 X        1: Relief und Oberflächenform

 X

 X
 X

 X

 X

 X

 X

 X
          Beides kommt vor
 X

 X         “James Bond 007-Film” zeigt exemplarisch
 X         die Bedeutung der eindrücklichen
           Berglandschaft als Filmkulisse und
           gleichzeitig die Nutzung als “actionreiche
           Skiabfahrt” und Verfolgungsjagd
 X
 X
 X
 X

                        Weiteres siehe Bericht
                        zum Beispiel Schilthorn

                                                    6   Mittel- Fern-
                                                        bereich bereich
                         h                               h        h
                             mh    m     m    m
                                                   g
Standort Speichersee und Muttlerenhorn                Standort Speichersee (von der Station Birg aus)

Hinweis: Zur besseren Lesbarkeit werden nur zum Teilraum Speichersee (Tr1) zusätzliche Hervorhebungen
oder Stichwörter aufgeführt. Bewertet (ohne Begründung/Erläuterung) werden aber alle Teilgebiete.

                                                                                                    6

             Tr1     (!)
6

                                            intensive Schafbeweidung, Disteln

                                                                                x
                     Durch Schafbeweidung z.T. monoton

 Skianlagen,
 Masten

       Tr1     (!)

                                                                                x

Hinweis: Zur besseren Lesbarkeit werden nur zum Teilraum Speichersee (Tr1) zusätzliche Hervorhebungen
oder Stichwörter aufgeführt. Bewertet (ohne Begründung/Erläuterung) werden aber alle Teilgebiete.
6

                  -> nicht relevante oder aussageschwache Kriterien streichen

                                                                                X

                                                                                                            X
                                                                                X                       X
                                                                                    X       X   X
                                                                                        X
                                                                                                    X

                                                                                                            X
                                                                                                        X
                                                                                X   X
                                                                                        X   X   X
                                                                                                    X

                                                                                X   X                   X X
                                                                                            X

                                                                                        X       X X

                                                                                                            X
                                                                                X                       X
                                                                                    X
                                                                                        X   X   X X

Hinweis: Zur besseren Lesbarkeit werden nur zum Teilraum Speichersee (Tr1) zusätzliche Hervorhebungen
oder Stichwörter aufgeführt. Bewertet (ohne Begründung/Erläuterung) werden aber alle Teilgebiete.
6

    Tr1        (!)

                                                                                                   6

                                                                                                            X
X                     Fernbereich: Jungfraugebiet als BLN ausgewiesen
                                                                             X
                                                                                  X                     X
X                                      Schützenswerte Feuchtvegetation                X   X    X
X   Richtplan Region Oberland-Ost: Transportanlagen und Hochgebirgsschutz
                                                                                                   X
X   Fernbereich: Jungfraugebiet als Weltnaturerbe der Unesco ausgewiesen

                                                                                                            X
X                                                                            X        X
                                                                                  X                     X
X                                                                                         X    X
                                                                                                   X

                                                                                                            X
X
                                                                                                        X
X                                                                             X   X   X    X   X
                                                                                                   X

Hinweis: Zur besseren Lesbarkeit werden nur zum Teilraum Speichersee (Tr1) zusätzliche Hervorhebungen
oder Stichwörter aufgeführt. Bewertet (ohne Begründung/Erläuterung) werden aber alle Teilgebiete.
6

                h   h                    mh mh
                        m   m   m
                                    gm

                                     6

                                              h
                                         mh
                m   m
                        gm gm gm
                                    g

                                     6

                mh mh                    mh mh
                        m   m   m
                                    gm

1 Speichersee
2 Muttleren
3 Kanonenrohr
4 Bluemental
5 Schiltgrat
6 Mürren-Dorf
6

                   Relief: Anlage von in der Landschaft nicht erwarteteten
                   künstlichen Dämmen; See mit seiner künstlichen Form
                   und Ufern im sonst von durch Versickerung geprägtem
                   Karstgebiet, Auffüllungen, Materialablagerungen,
                   Oberflächenverfremdung durch Planie
                   Überdeckung und Stau frei fliessender Gewässer
                   Beeinflussung des Abflusses durch Wasserüberleitung,

                   Vermindern des Wasserrauschens
                   Überschüttung und Überstauung von attraktiver
                   alpiner, attraktiver Vegetation

               X
               X
               X
               X
               X
               X
               X
               X

               X

               X
               X
               X
               X
               X

               X
               X
               X

               X

Hinweis: Zur besseren Lesbarkeit werden nur zum Teilraum Speichersee (Tr1) zusätzliche Hervorhebungen
oder Stichwörter aufgeführt. Bewertet (ohne Begründung/Erläuterung) werden aber alle Teilgebiete.
Hinweis: Bewertet werden beim Teilraum 1 (Speichersee) die hier relevanten Anlageteile Speichersee, Ufer des
Sees (Blockwurf), Leitungen, Schächte und Schneeerzeuger. Bei den Teilräumen 2-6 werden nur Leitungen,
Schächte und Schneeerzeuger beurteilt. Für den Mittel- und Fernbereich wird die Wirkung des gesamten Projektes
beurteilt.

                                                                                                                 6

                                                                                      h

                                                                                          m    m         m           m

                                                                                                    g        g           g
6

                                                                                       Ufer- und Feucht-
                                                                                                             X nicht optimierter
                                                                                       vegetation zerstört
                                                                                                                 Standort

                                                                                                             (X) optimierter
                                                                                                             Standort See

                                                                                                             X nicht optimierter
                                                                                                                 Standort

                                                                                                             (X) optimierter
                                                                                                             Standort See

                                                    Relief

                                                                                                                  X nicht optimierter
                                                                                                                   Standort

                                                                                                                 (X) optimierter
                                                                                                                 Standort See

                                                                                                                 X nicht optimierter
                                                                                                                  Standort

                                                                                                             (X) optimierter
                                                                                                             Standort See

Hinweis: Zur besseren Lesbarkeit werden nur zum Teilraum Speichersee (Tr1) zusätzliche Hervorhebungen
oder Stichwörter aufgeführt. Bewertet (ohne Begründung/Erläuterung) werden aber alle Teilgebiete.
Hinweis: Bewertet werden beim Teilraum 1 (Speichersee) die hier relevanten Anlageteile Speichersee, Ufer des
Sees (Blockwurf), Leitungen, Schächte und Schneeerzeuger. Bei den Teilräumen 2-6 werden nur Leitungen,
Schächte und Schneeerzeuger beurteilt. Für den Mittel- und Fernbereich wird die Wirkung des gesamten Projektes
beurteilt.

                                                                                                                                                   6

                                                                                                                 h
                                                                                                                         m         m       m           m gm
                                                                                                                                               gm
                                                                                                                                       g
Mittel- Fern-
                                                                                                     6
                                                                                                         bereich bereich

                                                                             h m m          g   m g m             g

                                                                             h     m m      g   m gm m gm

                                              Mittel- Fern-
                                                                             h m m          g   m gm m gm
                                          6
                                              bereich bereich

                   h mh m         m m g h             h

                  mh mh m         m m gm mh mh
                                                                            MB
                  mh mh m         m m gm mh mh                  4   FB 6                        1
                                                                           2 3 5

                                                                     6
                                          6
                                                                             3
                              3   4   5                         4
                                                                             5
                                                                            MB
                   1      2               MB FB                      FB                         1
                                                                             2

Landschaftsbildqualität       Eingriffsintensität                                  Erheblichkeit
gering                         gering                                              gering
gering - mittel                gering - mittel                                     gering - mittel
mittel                         mittel                                              mittel
mittel – hoch                  mittel – hoch                                       mittel – hoch
hoch                           hoch                                                hoch
Detailgestaltung im Rahmen der Umweltbaubegleitung
                4, 6                                                                                                            X

                                                                Tr3: Druckreduzierstation: Standort optimiert                   X
                                                                                                                                X
              3, 5,                                                Detailgestaltung -> Umweltbaubegleitung                      X
           Fernbereich                                                                             -> UBB                       X

                                                                                 -> Speichersee optimieren,      X
                                                                                                                 X
                                                                                 kleinräumige Optimierung der Leitungsführung
                                                                          Detailgestaltung -> UmweltbaubegleitungX
                2,                                                                                        -> UBB X
           Mittelbereich                                                   Referenzbilder schonender             X
                                                                             Leitungsbau im Umweltbericht

                                                                                                                                X
                                                                                                                                X
                                                                                                                                        X
                                                                          Detailgestaltung -> Umweltbaubegleitung X
                                                                                                                                    X
                                                                                                                                X
                           -> Abstecken vorgenommen, Referenzbilder im Bericht

                                       Vergleichsbeispiel Speichersee
                                       Lauberhorn: In der Landschaft
                                       nicht zu erwartender künstlicher
                                       Damm und Oberflächen. Das
                                       teilweise gefüllte Becken
                                       offenbart die im Sommer
                                       störende Folie.

                                       Vergleichsbeispiel Speichersee
                                       Mägisalp (Hasliberg): Geschickter
                                       gewählter Standort in einer Senke
                                       am Hangfuss. Der gefüllte See wirkt
                                       kaum störend, evtl. je nach
                                       Betrachter sogar als Bereicherung.

Siehe Bericht zum Beispiel Schilthorn

Beim Speichersee (Teilgebiet Nr. 1) resultiert aus dem Bezug von einer mittel-hohen Landschaftsbildqualität
und einer hohen Eingriffsintensität eine hohe Erheblichkeit. Grundsätzlich müssen der Bedarf, Alternativen
und Standort noch einmal hinterfragt werden. Da der Speichersee für die Schilthornbahn unverzichtbar ist
und der Standort in einem jahrelangen Prozess evaluiert wurde, bestehen hier keine Spielräume mehr.
Allerdings kann der Speichersee nur als landschaftsverträglich eingestuft werden, wenn die
Eingliederungsmöglichkeiten optimal ausgeschöpft werden.
6

             X               Druckreduzierstation, Unterhaltsbauwerk in Böschung    X        X
             X                                                                      X

                  Schächte
              X                                                                          X   X   X    X    X

    Schächte X                                                                           X   X   X    X    X

Die Lage des Speichersees hätte gemäss einem ersten Entwurf die Überschüttung einer temporär
trockenfallenden Zuflussrinne des Ägertenbaches zur Folge gehabt. Damit das bestehende Gerinne als Gewässer
und zweites Hauptgerinne des Ägertenbaches erhalten werden kann, wurde das Becken im Nordosten verkleinert
 und hangabwärts nach Südosten um ca. 10 m vergrössert
Fazit: Umfassende Analyse…
- Kleinstrukturen, Oberfläche
- Findlinge, Blockschutt, Mikrorelief                              Siehe Bericht zum Beispiel Schilthorn
- Fühlen, vielfältige Oberflächenstruktur
… führt zu präzisen Massnahmen:
- Umweltbaubegleitung
- Vegetationssoden
- Steindepot
- Böschungsmodellierung
- Ufer
- Dammoberfläche: Vegetations-Stein Mosaik
X                             Aufgrund der grossen Beeinträchtigung und
                              des Entwicklungspotenzials wurde in Absprache
X
X                              mit dem Kanton als grossflächige Ersatzmass-
                              nahme der vollständige Verzicht auf die
                              Schafbeweidung geprüft.

X                             Rückbau Bachverbauung

X
X Umsetzung extensiver Pflege von Flachmooren regionaler Bedeutung
  (als Ersatzmassnahme)
Sie können auch lesen