HexeN Premiere 09. April 2021 - Theater der ...
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Inhalt 04 Besetzung 05 Handlung 06 Zu den Autoren Gerhard Weber und Thomas Mogendorf 08 über ihre Arbeit bei „Hexen“ Auszug aus dem „Hexenhammer“ von 13 Heinrich Insistoris 14 Im Gespräch mit Mikael Bagratuni Auszug aus „Der Ursprung der Welt“ 16 von Liv Strömquist Im Gespräch mit Bernadette Hug und 19 Sorina Kiefer Auszug aus Mona Chollets „Hexen - die 22 unbesiegte Macht der Frauen“ Auszug aus „Der Ursprung der Welt“ 25 von Liv Strömquist 29 Ein Treffen mit Sorina Kiefer Die Meister der Stühle - Marion Holz 31 und Jens „Bender“ Rechner 35 Literaturangaben
Besetzung Handlung Anna Golde Bernadette Hug Grete Strumpf Sorina Kiefer Eine Bushaltestelle. Eine Begeg- ein Kaleidoskop aus Momenten nung. Zwei Frauen. Sie sehen sich und Themen, die menschlicher Regie Gerhard Weber Musik. Leitung Mikael Bagratuni an - das gleiche Kleid! Zündstoff gar nicht sein könnten. Immer Ausstattung Thomas Mogendorf für den ersten Dialog: „Ich ken- wieder werden Frauen in den Choreografie Sorina Kiefer ne dich...nicht!“ „Diese Dame mir Sog von Rollenvorstellungen ge- Dramaturgie Nathalie Veit gegenüber – ist eine Hexe!“ Denn zogen, denen sie entsprechen Hexen erkennen sich immer.... und genügen sollen. Das gelingt Regieassistenz Dirk Helbig Dresser Charis Hager Sie erinnern sich an ihre vergan- nicht immer. Und dann? Ein- Fabienne Veit genen Leben – an Jugend, Liebe, fühlsam und unterhaltsam zeigt Laura Wittek Männer, Lebkuchenhäuser, Kin- uns das Stück den beständigen dermord, Scheiterhaufen... Von Kampf zwischen dem, was wir Techn. Leitung David Schwerdtfeger Eva bis Salome hatten es Hexen sein sollten und dem, was wir Licht Jens Rechner in den letzten Jahrtausenden nie sind und gibt einen Ausblick auf Max Zeindlmeier leicht und auch heute scheinen das, was zählt – wer wir sein Ton Tobias Müller die Sehnsüchte der beiden Frau- wollen. Omar Rasho en nicht in Erfüllung zu gehen. Nicolas Schwarz Requisite Marion Holz Das Musical von Peter Lund und Jens Rechner Danny Ashkenasi entführt die Susanne Schürle Zuschauer mit bösen, melancho- Schneiderei Regine Negele lischen und erheiternden Songs in die Welt der Hexen und kreiert Aufzeichnung/ Helmut Epple GmbH Streaming KBB/Verwaltung Gunther Haas Intendanz Susanne Heydenreich Aufführungsrechte Litag Theaterverlag GmbH Uraufführung 11. November 1991, Intimes Theater Berlin 4 5
Peter Lund Danny Ashkenasi Peter Lund wird am 30.12.1965 in chen Produktionen Hexe Hillary geht standene Stimmen im Kopf (2013) her- Abraham „Avi“ Ashkenasi wird 1967 in Flensburg geboren und gründet bereits in die Oper (1997), sowie Lady be Good vor. Berlin Zehlendorf geboren. Bereits mit mit sechzehn ein eigenes Marionetten- (Gershwin) entstehen, eine Ko-Pro- Es folgen mehrere Uraufführungen an fünf Jahren spielt er Klavier und mit elf theater, auf dessen Bühne er Faust, Die duktion mit dem Musical-Studiengang Staatstheatern (u.a. Ugly Ducklings), Jahren versucht er sich als Komponist Zauberflöte und Die Fledermaus insze- der UdK Berlin, die auch in den folgen- Bearbeitungen an anderen Häusern - das Ergebnis sind Geburtstags-Songs niert. Mit achtzehn wird er zum „Re- den Jahren fortgeführt wird. 1997 be- (u.a. Figaros Hochzeit), sowie Produk- für seine Schulfreunde. Nur drei Jahre gisseur“ der Kinderoper Wittkopp er- kommt Das Wunder von Neukölln den tionen an der Wiener Volksoper (Frau später schreibt er eine Vertonung des nannt, zwei Jahre später beginnt er ein BZ-Kulturpreis und 1998 den Kritiker- Luna, Axel an der Himmelstür) und in Märchens Der Froschkönig von den Ge- Studium der Architektur. Währenddes- preis der Berliner Zeitung. Nur zwei Graz (u.a. Die Zirkusprinzessin). Das brüdern Grimm. In den kommenden sen schreibt er Operettenbearbeitun- Jahre später wird Lund mit dem Böl- dort uraufgeführte Musical GRIMM – Jahren betätigt sich Ashkenasi wäh- gen von Die Fledermaus (1987), Helena ten-Becker-Preis für Librettisten aus- Die wirklich wahre Geschichte von Rot- rend seiner Schulzeit als Schauspieler (1988) und Die Lustige Witwe (1989). gezeichnet. Im Jahr 2000 entstehen mit käppchen und ihrem Wolf (2015), erhält (Rote Erde und Kraftprobe). Seine erste Uraufführung hat Lund Wolfgang Böhmer Der glückliche Prinz den Deutschen Musicalpreis für das schließlich mit Wir pfeifen auf den Gur- (nach Oscar Wilde), Sommer-Nacht- beste Buch. Nur ein Jahr später gewinnt Kurz vor dem Abitur komponiert er auf kenkönig, einer Bearbeitung von Chris- Traum (nach Shakespeare), später mit STELLA an der Neuköllner Oper sechs Anraten seines Musiklehrers sein ers- tine Nöstlingers Roman in erstmaliger Niclas Ramdohr Die Krötzkes kommen! mal und wird Bestes Deutsches Musical tes Musical Once Upon a Frog, das an Zusammenarbeit mit Komponist Danny (2001). Mit dem Kammermusical Baby 2016. Seit 2019 arbeitet Lund unter an- seiner Schule uraufgeführt wird. Nach Ashkenasi, mit dem er im Herbst 1991 Talk (2000) beginnt die Zusammenar- derem mit der Oper Chemnitz zusam- seiner Schulzeit arbeitet er als Kompo- das Kammermusical Hexen schreibt. beit mit Thomas Zaufke, mit dem auch men. nist für verschiedene freie Musikthea- Nach Abschluss seines Studiums arbei- Cinderella passt was nicht! (2001) und ter-Gruppen und die Deutsche Oper tet Lund als freiberuflicher Regisseur Elternabend (2003) Erfolgsgeschichte Peter Lund ist maßgeblich an der Wei- in Berlin. Es entstehen die Musicals u.a. am Theater Greifswald. In Zusam- schreiben. terentwicklung des Musiktheaters in- Hexen, Wir pfeifen auf den Gurkenkö- menarbeit mit den Komponisten Niclas 2002 nimmt Lund die Professur für den teressiert und beteiligt, so schreibt er nig, und Jenseits. Sein Theater-Studium Ramdohr und Wolfgang Böhmer ent- Studiengang Musical/Show an der UdK in seinem Essay Ein Herz sucht einen zieht ihn schließlich nach New York, wo stehen u.a. das kontroverse Stück Nero Berlin an. Es folgen Engagements an Parkplatz - über das schlechte Gewissen er seinen Abschluss macht und ein En- Kaiserkind und Lothar, ich liebe dich! verschiedene Stadt- und Staatstheater, in der leichten Unterhaltung: „Es ist ab- gagement an der Metropolitan Opera Oder - Vom richtigen Moment, einem sowie die Zusammenarbeit mit dem solut nötig, unseren Alltag wieder auf bekommt. Pianisten die Finger zu brechen (UA Theater der Jugend in Wien, die mehre- die Musiktheaterbühne zurückzuholen: 1993). re Uraufführungen hervorbrachte (u.a. musikalisch UND politisch. Und wir Seitedem schreibt er zahlreiche Musi- In den folgenden Jahren entstehen Jumping Jack, Der gestiefelte Straßenka- müssen wieder an den singenden Men- cals (u.a. 9/11 - The Book of Job) und mehrere Kurzopern am Staatstheater ter). Zurück in Berlin entsteht 2005 die schen glauben. Ein Musiktheater, das komponiert Lieder und Kammermusik. Braunschweig und verschiedene Text- experimentelle Produktion Held Müller, nur aus Retrospektive besteht und sich Mit seinen Stücken Chaplins Traum und bearbeitungen und Inszenierungen sowie die Bearbeitung des Klassikers lediglich damit begnügt, lang bekannte Rasputin.com wird er als einziger Kom- an der Neuköllner Oper, wie beispiels- My Fair Lady zur Eröffnung des Admi- Geschichten und längst gemachte Er- ponist zweimal als Finalist zur Ham- weise die Hauptstadtrevue Na also – ralpalastes. In den kommenden Jahren kenntnisse noch einmal musikalisch burger Musicalmesse eingeladen. wird doch in Zusammenarbeit mit Ja- bringt die Zusammenarbeit mit dem neu zu verpacken, kann keine Wichtig- kob Wurster. 1996 übernimmt er die Absolventenjahrgang der UdK unter keit für sich beanspruchen.“ Künstlerische Leitung der Neuköllner anderem das nach einer zweijährigen Oper, während derer u.a. die erfolgrei- Recherche in Berliner Psychiatrien ent- 6 7
gerhard Weber und Thomas MogendorF erwähnt. Wir nennen das „Volks- Drehscheibe, hier ist sie zerbrochen. hochschul-Szenen“, in denen die Zu- Und trotzdem funktioniert das Spiel über ihre Arbeit bei „HExen“ schauer auf amüsante Weise über die auf dieser Scheibe durchaus. Geschichte von Hexen unterrichtet Was ist für Euch das Kernthema von sion, nämlich die Unterwelt. Ähnlich werden sollen. Auf der anderen Seite Ihr habt das Stück zum ersten Mal Hexen? ist es bei den Kostümen, die sind eben- haben wir den Kampf der Frau um ihre gelesen – wie sieht Euer Arbeitspro- falls zweigeteilt. Auf der einen Seite Eigenständigkeit als Frau. zess aus? Gerhard: Ich finde, das Kernthema sind die Kostüme verbrannt, da haben des Stückes ist der Titel – also die He- sich den Hexen Jahrhunderte einge- Thomas: Wir gehen erst einmal sehr xen. Und gleichzeitig auch das Thema brannt. Auf der anderen Seite sind sie Inwiefern habt Ihr Euch mit der Mu- salopp an das Thema ran und „über- „Frau/Mann“, sowie „Frau und Gesell- noch intakt, sie haben ja insgesamt sik auseinandergesetzt und Euch fliegen“ das zunächst. Das ist ein schö- schaft heute“. von 9 Leben noch eines vor sich. Wir davon inspirieren lassen? ner Zustand, in dem wir alles zulassen, haben also eine Bipolarität – Kaputtes in dem wir einfach nur Ideen einwer- Thomas: Ja, aber auch die Vergangen- und Intaktes. Gerhard: Wir haben die Musik in einer fen: Brainstorming halt. Das macht heit. Ich habe gleich an historische Aufnahmequalität gehört, die nicht op- Spaß und beflügelt. Wir gehen da Hexen gedacht. Gerhard: Man kann das Stück ganz timal war, deshalb war es anfangs ein wirklich gemeinsam in einen Prozess. realistisch inszenieren, also in heuti- bisschen schwierig. Aber was unser Gerhard: Und man stellt fest, dass es gen Kostümen und mit einem heutigen musikalischer Leiter jetzt daraus ge- Gerhard: Ich hatte erst einen ganz auch noch ein Thema von heute ist – Bühnenbild, aber wir haben uns dann macht hat finde ich hervorragend. Die anderen Blick auf dieses Stück, aber Die Degradierung und Diffamierung auf Thomas’ Impulse hin zu etwas an- Musik hat durchaus ihre Ansprüche, durch Thomas sind wir auf diese Sei- von Frauen hat Geschichte und zieht derem entschieden: Wir wollten das geht ins Kunstvolle hinein und ist nicht te gegangen. Wir haben es immer den sich bis heute durch. in einer Hexenwelt spielen, die einen von vornherein als Musical erkennbar. „Giger-Weg“ genannt (Thomas stimmt Bezug zur Vergangenheit enthält, aber Und das war dann wiederum eine Ent- ihm zu, beide lachen). Nach H.R. Giger, Thomas: Interessant war auch die gleichzeitig auch einen in die Zukunft – scheidung für uns – es ist das Genre dem Schweizer Designer/Maler, der ja Frage: Gehen wir von heutigen Frauen das ist eine andere Welt. Musical, das wollen wir auch bedie- auch den Science-Fiction-Film Alien aus, die zu Hexen werden oder um- nen. Bei allem Obskuren und Mysteriö- ausgestattet hat. Das war für uns die gekehrt? Wir sind dann den Weg von Thomas: Eine mystisch-magische sen, das wir auf die Bühne heben wol- Zielrichtung. Das sieht man auch in der Hexen zu Frauen gegangen. Das finde Hexenwelt ist ja für jeden ein eigener len, soll es den Show-Charakter nicht besonderen Gestaltung der Möbel, die ich spannend. Kosmos. Und der hat natürlich auch verlieren und diesen Wunsch hab ich man auf der Bühne sieht, die man so mit Surrealem zu tun. Da ranken sich auch an den musikalischen Leiter wei- noch nie gesehen hat. Inwiefern spiegelt sich das Thema so viele Dinge und Bilder...Kleinen Kin- tergegeben. in der Inszenierung / im Bühnen- dern wird ja schon in Hänsel und Gretel bild und Kostüm wider? mit der Hexe gedroht. Thomas: Also für mich war vor allem Wie kommt ihr dann von Eurem das Thema inspirierend, weniger die kreativen „Höhenflug“ zu einer kon- Thomas: Es ist ja was Zerbrochenes Gerhard: In Hexen spielt das Ge- Musik. Im Grunde ist es aber so: Diese kreten Idee? auf der Bühne. Das bedeutet einmal, schichtliche mit dem Heutigen sehr Torten-Scheibe, die da zerbrochen auf dass etwas zweiteilig wird, aber es of- gut zusammen. Immer wieder wird der Bühne liegt, ist ja auch ein dop- Thomas: Das ist ein Geheimnis (bei- fenbart auch noch eine andere Dimen- die Geschichte in kleinen Exkursen peltes Bild an Revue-Bühne. Norma- de lachen). Nein, es ist wirklich so. lerweise gibt es eine funktionierende Irgendwann sind wir an dem Punkt – 8 9
das kann man gar nicht voraussagen – gleich erkennt. Diese Dinge haken ja (Thomas stimmt zu). Und das machen ist nicht zwangsläufig so. Heutzuta- an dem wir wissen: „Jawoll! Das ist es!“ immer an der Technik. Ich habe mich sie ohne ein einziges Mal zu murren. ge muss man sich gut überlegen: Gibt Das sind Dinge, die im Werden sind für Cat-Suits als Grundkostüm ent- man das nicht lieber einer Frau? und dann plötzlich feststehen. schieden, über das die Schauspielerin- Thomas: Sie sind beide noch freund- nen verschiedene Kostümteile anzie- lich zu mir (lacht). Thomas: Mit „entspannt“ meinte ich Gerhard: Eigentlich geht das bei uns hen müssen. Dann muss ich schauen: vor allem mit Humor. Bei manchen schnell vom Großen ins Kleine. Zum Reibt das Material aneinander? Bleibt Hexen ist ja ein Stück über Frauen – Themen, zum Beispiel mit den Kin- Beispiel stand die ansteigende Scheibe es hängen? was glaubt ihr, als berüchtigte und dern, war ich am Anfang sehr vorsich- fest, weil sie an eine Revue erinnern in den Medien vielfach angegriffene tig. Wenn ich dann sehe, dass in Polen soll. Dann kam mit einem Mal der Ge- Gerhard: Und eine Herausforderung, „alte, weiße Männer“, diesem The- demonstriert wird – mit Recht de- danke: „Ah, dann wird das aber klein die Thomas gerade auch zu bewältigen ma hinzufügen zu können? monstriert wird, weil selbst vergewal- und eng, vielleicht zu eng wegen Co- hat, ist, dass man für Stoffe nicht in Lä- tigte Frauen nicht abtreiben dürfen… rona.“ Und dann kam die Idee mit dem den gehen kann, sondern das alles be- Thomas: Nur Weisheit (beide lachen). Da werden Frauen vergewaltigt und Zerschneiden der Scheibe heraus. Und stellt werden muss. Wir sind in einem wunderbaren Alter... sollen dann die Kinder noch zur Welt die hat ja mittlerweile auch einen sym- wir können darüber reden. Ich glaube, bringen. Das ist schon übel. Trotzdem bolischen Charakter bekommen – so Thomas: Kleines Beispiel: Heute kam wenn wir zwanzig Jahre jünger wären, geht man es im Stück im nächsten Mo- eine zerrissene Welt... die Lieferung – Cat-Suit-Stoff. Den hat- dann würden wir uns schneller in die ment schon wieder mit Humor an und te ich zuvor nur auf dem Foto gesehen Nesseln setzen. das macht die Qualität aus. Und das und Regine, unsere Schneiderin, sagte ist vielleicht auch der Grund, warum Was war bisher die größte Heraus- zu mir: „Ich hätte den nie bestellt! Das Gerhard: Das könnt ihr als Frauen Susanne gesagt hat: „Gib das mal zwei forderung im Arbeitsprozess? wäre mir viel zu unsicher gewesen.“ besser beurteilen, ob wir damit klar alten, weißen Männern.“ Aber sie sagte: „Er ist fantastisch!“ Das kommen (lacht). Auch das, was Tho- Gerhard: Also eigentlich waren es ist wirklich teilweise ein Glücksspiel – mas sagte ist richtig: Dass man mitt- zwei. Die erste war, das Stück „corona- da steht zwar glänzend und elastisch, lerweile einen gewissen Abstand zu kompatibel“ zu machen. Das Gute an aber rein vom Foto kann ich nur sagen: diesem Thema hat, ohne es damit so einer Herausforderung ist ja, dass Ich hoffe, er ist so glänzend, wie er ab- klein zu reden. Es ist ein Riesen-The- man auf einmal auf Ideen kommt, auf fotografiert wurde. ma. Unser Weg damit umzugehen ist die man sonst nicht gekommen wäre. natürlich auch der Humor und wo man Und die zweite Herausforderung war Gerhard: Ich denke eine Herausforde- sich selbst reflektiert sieht als Mann. es, zu sagen: „Okay, wir legen uns auf rung sollte man auch nicht unerwähnt Man findet sich in den Szenen natür- einen Stil fest und diesen Stil ziehen lassen: Und zwar die Herausforderung, lich wieder und das ist auch die Qua- wir ganz konsequent durch.“ die unsere beiden Darstellerinnen zu lität des Stückes. Das Stück haben üb- tragen haben – zu spielen, zu singen rigens auch Männer geschrieben...und Thomas: Auch der Wechsel der Kostü- und sich dann in den kürzest mög- es muss ja auch nicht zwangsläufig me ist eine Herausforderung: Wie krie- lichen Pausen umzuziehen und noch heißen, dass Männer Frauen nicht ver- ge ich es jetzt hin, den Kostümwechsel umzubauen und teilweise schwere stehen, oder die Thematik nicht ver- so schnell und effektiv wie möglich, Bühnenbildteile auf die Bühne zu be- stehen. Ich fand es toll von Susanne, aber auch so einfach wie möglich zu wegen. Zum Beispiel diese Stühle. Da dass sie uns beiden ollen Kerlen dieses machen? Und dass der Zuschauer es gebührt ihnen mein größter Respekt Stück gegeben hat (schmunzelt). Das 10 11
Auszug aus dem „Hexenhammer“ von Heinrich Insistoris (1486) Die Art aber, ihr gotteslästerliches zieren gehen, ohne daß es einer sieht, Handwerk auf Grund eines ausdrückli- vor den Augen der Eltern in das Wasser chen Treuepaktes mit den Dämonen zu zu werfen; die Rosse unter den Reitern betreiben, ist verschieden, da auch die scheu zu machen, von Ort zu Ort durch Hexen verschieden bei der Ausübung die Luft zu fliegen, körperlich oder ihrer Hexereien zu Werke gehen. Um nur in der Vorstellung, die Geister der dies zu verstehen, ist zuerst zu bemer- Richter und Vorsitzenden zu bezau- ken: Wie die Hexen in dreifacher Art bern, daß diese ihnen nicht schaden auftreten, [...] nämlich solche, die schä- können; sich und anderen auf der Fol- digen, aber nicht heilen können, solche, ter Verschwiegenheit zu bewirken; die die heilen, aber auf Grund eines be- Hände derer, die sie fangen wollen, und sonderen Paktes mit dem Teufel nicht ihre Herzen mit gewaltigem Zittern zu schädigen, und solche, die schädigen treffen; das anderen Verborgene zu of- und heilen: Ebenso gibt es auch unter fenbaren; auch die Zukunft vorherzu- den Schädigenden eine erste Klasse, in sagen nach des Teufels Unterweisung, welcher alle die Hexen sind, welche alle [...]; Abwesendes wie gegenwärtig zu übrigen Hexereien auszuführen vermö- sehen, den Sinn der Menschen zu un- gen, welche die anderen nur zum Teil gewöhnlicher Liebe und Haß zu wan- vollbringen. [...] Es gehören aber dahin deln; bisweilen, wenn sie wollen, durch diejenigen, die gegen die Neigung der Blitzschlag, gewisse Menschen oder menschlichen Natur, ja aller Tiere, die auch Tiere zu töten; die Zeugungs- Kinder der eigenen Art verschlingen kraft oder auch die Fähigkeit das Bei- und zu verzehren pflegen. lager zu halten, wegzunehmen; Früh- geburten zu bewirken; die Kinder im Und das ist die schlimmste Sorte, was Mutterleib durch bloße äußerliche Be- Hexenwerk betrifft. Sie sind es nämlich, rührung zu töten; bisweilen Menschen die sich auch mit unzähligen anderen und Tiere durch den bloßen Blick, ohne Schädigungen befassen: sie nämlich Berührung zu behexen und den Tod zu schicken Hagelschlag, böse Stürme und bewirken; die eigenen Kinder den Dä- Gewitter, verursachen Unfruchtbarkeit monen zu weihen: Kurz, können, wie an Menschen und Tieren, bringen auch vorbemerkt, alles Verderbliche, was die Kinder, die sie nicht verschlingen, andere Hexen nur zum Teil bereiten den Dämonen dar, wie oben steht, oder können, ausführen, falls Gottes Gerech- töten sie sonst. Doch dies trifft nur die tigkeit derlei zuläßt. [...]Das jedoch ist Kinder, die nicht durch das Naß der allen gemeinsam, daß sie mit dem Dä- Taufe wiedergeboren sind; [...]. Sie ver- mon fleischliche Unflätereien treiben. Flugschrift Reinhard Lutz: Warhafftige Zeitung von den gottlosen Hexen ... zu ... Schletstatt ... stehen auch Kinder, die am Wasser spa- 1571 (Hexen und Hexenverfolgung im deutschen Südwesten. Katalogband 1994, S. 115) 13
entstand die Idee einer größeren Beset- einfacher: „Auch wenn jedes Lied einen zung, die im Lied Hänsel und Gretel in eigenen Charakter hat, muss man trotz- ihrer vollen Bandbreite sichtbar wird: dem eine gemeinsame Linie behalten“, „Es ist von Streichern, über Bläser, über sagt er und ich habe das Gefühl, dass er Schlagwerk bis hin zu experimentellen mit dem Ergebnis zufrieden ist. Sachen alles zu hören – am Anfang so- gar eine E-Gitarre.“ Die Vielfalt der Ins- Als ich ihn frage, inwiefern sich der In- trumente erweitert das Stück um eine halt des Stücks in der Musik widerspie- wichtige Dimension, die Mikael sehr gelt, denkt er lange nach. Dann erzählt wichtig ist: „Durch das Arrangement er von der letzten Probe, in der über entstehen mehr künstlerische Freihei- die Unterschiede der beiden weiblichen ten, sei es einfach, dass man auch zu Hauptcharaktere diskutiert wurde. Für diesen Liedern tanzen kann. Außerdem Mikael spiegeln die Gesangsparts ganz wird die Musik einem breiteren Publi- klar die Charaktere der beiden Frauen kum zugänglich und auch verständlich, wider: „Die eine singt eher tief und ist denn die Originalbesetzung ist eher ge- eher ‚böser‘, die andere ist intrigan- wöhnungsbedürftig und schwer zu ver- ter und singt eher hoch und zart, aber stehen.“ Als ich ihn frage, was ihm bei trotzdem mit so einem gewissen nasa- der Bearbeitung am meisten Spaß ge- len Hexen-Touch. Die Schauspielerinnen macht hat, schmunzelt er: „Da gibt es haben versucht, mir das mit Sex and the eine Nummer... Als ich die damals an- City zu erklären, aber ich habe das nie gefangen habe zu bearbeiten, habe ich geschaut.“, lacht er herzlich. Das Stück Im Gespräch mit Mikael Bagratuni die Tempo-Angabe nicht gelesen. Das heißt, ich habe sie recht langsam an- zeichnet sich durch enorm viele Rollen- wechsel aus, wobei wichtig ist, welche Ich sitze mit unserem musikalischen ein sehr intimes Stück“, erklärt er mir. gelegt. Zum Schluss habe ich dann die Rolle, welches Lied singt. Danach rich- Leiter Mikael Bagratuni draußen im Hof Die Musik erinnert ihn aufgrund der Tempo-Angabe gelesen, als ich eigent- tet sich für Mikael auch der Charakter des Theaters: „Bei der Probe kommt Dissonanzen und Reibungen auch in lich schon fertig war – die war ungefähr der Songs: „Die abwechslungs- und fa- man ins Schwitzen, ich brauche frische den Gesangsparts an manchen Stellen 300% schneller! Ich habe das Lied dann cettenreichen Rollenpalette, die es gibt, Luft!“, sagt er mir lachend. Wir sprechen an die moderne Oper. Mit Begeisterung im Original-Tempo laufen lassen und spiegelt natürlich auch die Vielfalt der über die Musik in Hexen. Als erstes er- erzählt er mir von der musikalischen gedacht: ‚Ach was, das ist ja eine heitere Musik wider. Zum Beispiel Die Kinds- klärt er mir, dass die von Danny Ash- Vielfalt: „Die Stile der einzelnen Lieder Nummer!‘ Das war ein totaler Game- mörderin klingt sehr mittelalterlich, da kenasi angelegte Originalbesetzung für sind unterschiedlich zu interpretieren. Changer, denn das Tempo verändert zuvor eine Gerichtsszene stattfindet, in die Musik nur aus drei Instrumenten Das heißt, wir sind tatsächlich in einem auch den kompletten Charakter eines der verhandelt wird, ob die Magd ihr besteht – einer B-Klarinette, einer Gi- Musical und die Nummern klingen auch Liedes.“ Die spaßigste, spannendste Kind umgebracht hat, oder nicht“, sagt tarre und einem Cello: „Es ist also ein so, wie man sie von Musicals kennt, und gleichzeitig schwierigste Heraus- er und macht deutlich, dass die Musik sehr kleines und übersichtlich gehalte- aber wir haben auch jazzig angehauch- forderung war es für ihn, die Balance und der Inhalt in einer wechselseiti- nes Ensemble, das in dieser Kombinati- te Lieder, oder dramatische, wie man zwischen der Intimität der Original-Be- gen Beziehung zueinander stehen. Zum on in der Musiktheater-Literatur so ei- sie von einer epischen oder traurigen setzung und der Opulenz der großen Schluss unseres Gespräches kommt er gentlich kaum auftaucht. Das ist schon Filmszene erwartet.“ Besetzung zu halten und die Grenzen auf seine Bearbeitung zurück und der ein sehr besonderer Aspekt und in dem auszuloten: „Es gab auch viele Entwür- Schalk blitzt in seinen Augen: „Die Be- Moment muss man sich von Choreo- Der 23-Jährige hat bereits letztes Jahr fe, die wieder in den Müll gewandert arbeitung der Musik bildet den Rahmen grafien, krasser Beleuchtung und einer mit der digitalen Bearbeitung der Mu- sind, weil wir wussten: ‚das ist jetzt zu dafür, die Inszenierung so umzusetzen, großen Show verabschieden. Zumin- sik begonnen. Im Konzeptions-Ge- viel des Guten.‘“ Die unterschiedlichen wie wir sie geplant haben – nämlich an- dest aus musikalischer Sicht ist Hexen spräch mit Regisseur Gerhard Weber Stile der Lieder machen das Arrangie- ders.“ 14 ren für den Jung-Komponisten nicht 15
nicht in allen Teilen dieser Welt mög- Was würdest Du tun, wenn Du zau- lich ist). Es bringt aber auch den Druck bern könntest? Wo liegen für Dich die Kernthemen Deiner Rolle? mit sich, mehr leisten zu müssen, da in des Stückes? unserer Gesellschaft von einer Frau er- Bernadette: Wenn ich zaubern könnte, Bernadette: Anna ist ein bisschen wartet wird, Berufs- und Familienleben würde ich den Leuten Vernunft, Einsicht Bernadette: Die Herausforderungen strange. Das bin ich definitiv auch. Sie mit Leichtigkeit gleichzeitig zu stem- und ganz viel Liebe ins Herz hexen, da- eine Frau zu sein. Damals und heute. mag‘s geregelt und liebt Harmonie, hat men, während Männer sich immer noch mit Dinge, die in unserer Welt im Argen Vor allem dieses Gefühl, sich entweder aber auch etwas ganz Erdiges und Sinn- in traditionelle Muster flüchten können. liegen, sich zum Guten wenden! fürs Mutter Sein oder für die Karriere liches in sich. Bis zur echten Gleichberechtigung in entscheiden zu müssen und dass beides ALLEN Lebensbereichen gibt es noch Sorina: Wenn ich zaubern könnte, wür- schwierig ist. Noch ein Kernthema: das Sorina: Mit meiner Rolle verbindet viel zu tun. de ich die Gier abschaffen. Sie ist Grund Verhältnis zwischen Mann und Frau. mich am ehesten der starke Wille für für die Ausbeutung so vieler Menschen, mich einzustehen und mich von ande- Tiere und des Planeten. Ausserdem Sorina: Die Kernthemen liegen für mich ren nicht einschränken zu lassen. Ich bin gerne eine Frau weil... würde ich unser Bildungssystem refor- in der Auseinandersetzung mit tradier- mieren - das ist viel zu sehr auf Wirt- ten Klischees und Rollenbildern sowie Bernadette: ...ich es mir im Leben nicht schaftlichkeit ausgelegt. Ich möchte die den Konfliktsituationen, die Frauen frü- Gibt es für Dich ein weibliches Vor- vorstellen könnte ein Mann zu sein. Kunst, die Philosophie, einfach die hu- her wie heute beschäftigen bild – vielleicht sogar eine Hexe – manistische Bildung wieder stärken. und wenn ja, warum? Sorina: ...ich frei darüber entscheiden kann, wie ich mein Leben gestalten Was magst Du an Hexen besonders? Bernadette: Meine Mama. Sie ist keine möchte. Ob ich es ausschließlich mei- Welche Botschaft möchtest Du den Hexe! Aber eine tolle Frau! nem Beruf widmen will, oder evtl. doch Frauen dieser Welt mitteilen? Bernadette: Im Stück wird etabliert, noch eine Familie gründe – alles ist dass Hexen neun Leben haben. Diese Sorina: Ruth Bader Ginsburg ist ein möglich. Ich habe die Fähigkeit, Leben Bernadette: Ich will den Frauen dieser Vorstellung finde ich sehr interessant. weibliches Vorbild für mich, weil sie schenken zu können. Diese Fähigkeit Welt nochmal ganz klar sagen, dass wir Dass man sich wild ausprobieren kann sich gegen alle Vorurteile und Widrig- kann ich wahrnehmen, muss es aber alles schaffen und erreichen können, und immer nochmal eine Chance hat. keiten in einer patriarchalischen Gesell- nicht. was wir uns erträumen! Wir sind ein- Trotzdem glaube ich, dass es auf lan- schaft durchsetzen konnte und ihr Ein- fach der Hammer und das müssen wir ge Sicht nichts hilft und man vermut- satz für die Geschlechtergerechtigkeit uns glaub‘ ich auch öfter selbst sagen, lich immer wieder die gleichen Fehler das Leben vieler Frauen zum besseren Was ist magisch in Deinem Leben? damit wir‘s nicht vergessen! macht. Und dann ist da natürlich noch verändert hat. die Magie und das Hexen. Einfach mal Bernadette: Dass ich mich manchmal Sorina: Wenn ich den Frauen dieser den Zauberstab zu schwingen, wenn ziemlich verrückt durchschlängel und Welt eine Botschaft mitgeben könnte, man ein Problem hat, klingt schon sehr Was bedeutet Weiblichkeit für Dich? am Ende trotz Irrungen und Wirrungen dann diese: Macht euren Selbstwert verlockend. dann doch alles so kommt, wie es kom- nicht von einem Mann abhängig oder Bernadette: Weiblichkeit ist für mich men soll. lasst ihn euch schon gar nicht diktie- Sorina: An Hexen mag ich besonders eine Art Sinnlichkeit. Ein Zulassen von ren! Ohne uns würden die sogenannten ihre Unberechenbarkeit, Unabhängig- Schwäche, aber auch eine ganz enorme Sorina: Magisch an meinem Leben ist, „Herren der Schöpfung“ nämlich gar keit und Stärke, aber auch die Gefahr, Stärke. dass ich durch meinen Beruf so viel Ab- nicht existieren. ;) die von ihnen ausgeht. Sorina: Weiblichkeit bedeutet für mich, wechslung erfahre. All die unterschied- alles sein zu können, was ich möch- lichen Leben, die ich leben kann!! Was verbindet Dich am ehesten mit te (auch wenn das leider immer noch 20 21
– weder Ehefrauen noch Nonnen – , die, verbrennt, titelt Le Parisien (23. Sep- jeder männlichen Autorität entzogen, tember 2017): „Er zündet seine Frau in gemeinschaftlichen Wohnanlagen an und setzt so seine Wohnung in Flam- mit Gemüse- und Heilpflanzengärten men“, als wäre das Opfer ein Möbelstück lebten und sich in aller Freiheit be- und die Tatsache, dass die Wohnung in wegten. [...] Manche Beginen leben und Brand gesteckt wurde, die wesentliche arbeiten sogar außerhalb ihrer Höfe, Information; der Journalist scheint die wie Jeanne du Faut, die ein florieren- Ungeschicktheit des Ehemanns fast ko- des Seidenstoffgeschäft besitzt. Sie er- misch zu finden. Nur wenn der Täter freuen sich körperlicher, intellektueller ein Schwarzer oder ein Araber ist, wird und geistiger Gesundheit, die im Kon- dem Mord an den Frauen der verdiente trast zur Verkümmerung steht, zu der Platz eingeräumt und die Krassheit der die Tausenden in Klöster eingesperrten Tat anerkannt, selbst wenn dabei eher Frauen verurteilt waren. [...] Die Hin- der Rassismus bedient, als die Sache richtung von Margareta Porete, einer der Frauen verteidigt wird. Begine aus dem Hennegau, die 1310 René Clairs Film Meine Frau, die Hexe wegen Häresie auf der Place du Grève (1942) kann über eine Dimension als [...] verbrannt wurde, läutete das Ende seichte Hollywood-Komödie hinaus als Auszug aus Mona Chollets „hexen - der Toleranz gegenüber diesen Frauen enthemmte Feier der Vernichtung un- ein, die aufgrund ihrer „doppelten Ge- abhängiger Frauen gesehen werden. die unbesigete Macht der Frauen“ (2020) horsamsverweigerung gegenüber dem Jennifer [...], die im 17. Jahrhundert mit Priester und dem Ehemann“ immer ihrem Vater wegen Hexerei hingerich- schlechter angesehen waren. tet wurde, reinkarniert sich im 20. Jahr- Wer ist der Teufel? Die Obrigkeiten müssen immer Exem- Heutzutage veranstaltet der Staat keine hundert mit der Absicht, sich an den pel statuieren, zeigen, dass man ohne öffentlichen Verbrennungen von angeb- Nachkommen ihres Anklägers zu rä- Wer ist der Teufel, dessen Gespenst ab sie nicht weitermachen könnte. In der lichen Hexen mehr, doch die Todesstra- chen. Aus Versehen trinkt sie aber den dem 14. Jahrhundert in den Augen der internationalen Politik sind die beun- fe für Frauen, die frei sein wollen, ist Zaubertrank, den sie für ihn vorgesehen europäischen Machthaber hinter jeder ruhigendsten Länder die, die unabhän- in gewisser Weise privatisiert worden: hatte, und verliebt sich in ihn. Von da an Heilerin, jeder Zauberin, jeder allzu gig sein wollen“, bemerkt der Essayist Wenn eine von ihnen von ihrem Le- dienen ihr ihre Kräfte dazu, den Wahl- mutigen oder umtriebigen Frau immer Pacôme Thiellement. bensgefährten oder ehemaligen Mann sieg ihres Ehemanns zu sichern: der mehr an Einfluss gewinnt, bis man sie Noch heute sind in Ghana 70 Prozent getötet wird (was in Frankreich im wahre Traum jedes Patriarchen. Wenn zu einer tödlichen Bedrohung für die der Frauen, die gezwungen werden, in Durchschnitt alle drei Tage passiert), er nach Hause kommt, hilft sie ihm eif- Gesellschaft macht? War dieser Teufel „Hexencamps“ zu leben, nach dem Tod dann oft, weil sie ihn verlassen oder die rig in seine Pantoffeln und kündigt ihre etwa die Unabhängigkeit? ihres Mannes [der Hexerei] beschul- Absicht dazu bekundet hat, wie Émilie Absicht an, von nun an auf die Zaube- „Die ganze Machtfrage beruht darauf, digt worden. [...] Hallouin, die von ihrem Mann am 12. rei zu verzichten und „eine einfache die Menschen von dem zu trennen, was In Europa war vor der großen Welle an Juni 2017, ihrem 34. Geburtstag, an die Ehefrau“ zu werden, die weiß, „wie sie sie können. Es gibt keine Macht, wenn Hexenprozessen des 15. Jahrhunderts Gleise des TGV Paris-Nantes gefesselt sich nützlich macht“. [...] Es sind buch- die Menschen unabhängig sind. Die Ge- als erstes Anzeichen der Sonderstatus wurde. In den Medien werden diese stäblich die männlichen Instanzen, die schichte der Hexenkunst ist für mich der Beginen abgeschafft worden, einer Morde mit derselben entfremdenden ihr Leben einhauchen. Als sie und ihr auch die Geschichte der Unabhängig- vor allem in Frankreich, Deutschland Trivialität behandelt, mit der man die Vater im Geist wiederauferstehen, fleht keit. Eine verheiratete Hexe wie in Ver- und Belgien lebenden Frauengemein- Hexenscheiterhaufen erwähnt. Als ein sie in an: „Vater, gib mir einen Körper!“, liebt in eine Hexe ist übrigens seltsam... schaft. Oft handelte es sich um Witwen Mann in Plessis-Robinson seine Frau denn sie träumt davon, erneut „Lippen 22 23
zu haben, um einen Mann zu belügen zu folgender Interpretation des Phä- und ihm Leid zuzufügen“ – womit das nomens führt: „Der Schwanz der Män- Porträt der Hexe an die Klischees der ner wird weich, wenn sie sich einer gewöhnlichen Frauenfeindlichkeit an- mächtigen Frau gegenübersehen. Wie knüpft. Er gibt ihrem Wunsch statt und reagieren sie also? Sie verbrennen sie, Auszug aus „Der Ursprung der verleiht ihr das Aussehen eines „ganz foltern sie, behandeln sie als Hexe. Bis kleinen Dings“[...]; ein nettes kleines alle Frauen Angst haben: Angst vor Welt“ von Liv Strömquist (2010) ätherisches und anmutiges Ding, wie sich selbst, Angst vor den Männern.“ Hollywood sie noch so oft hervorbrin- Vor seiner Ankunft in der Stadt wag- gen wird[...]. Und als ihr Vater ihr diese ten es die drei [...] Frauen kaum, an fleischliche Hülle entziehen will, um ihre magischen Kräfte zu glauben. Da- sie dafür zu bestrafen, dass sie sich in bei sind sie es, die für sein Auftauchen einen Sterblichen verliebt hat, ist es ein verantwortlich sind[...]. Bis zu seinem Kuss des (also doppelt) Auserkorenen, aufsehenerregenden Eintritt in ihr der sie wiederbelebt, wie bei Dornrös- Leben zügeln und mäßigen sie sich chen. Am Ende sieht man sie strickend ständig und geben vor, nur „die Hälfte vor einem Kaminfeuer, umgeben von dessen zu sein, was sie waren“, um sich ihrer Familie, offenbar ein Happy End. den Regeln einer patriarchalen, puri- Gewiss, ihre kleine Tochter beginnt tanischen Gesellschaft anzupassen. Er das Haus rittlings auf einem Besen zu dagegen ermuntert sie, sich ganz zu durchqueren. „Ich fürchte, wir werden zeigen, ihrer Energie, ihrer Kreativität eines Tages Probleme mit ihr haben“, und Sexualität freien Lauf zu lassen. seufzt sie. Aber keine Sorge: Sie wird [...] Hier befinden wir uns nicht nur zur Vernunft gebracht werden wie ihre außerhalb des Eheschemas, sondern Mutter. Dank der „Liebe“ natürlich, die Liebe und Begehren lassen die Kräfte „stärker ist als die Hexerei“. [...] der Hexe wachsen, anstatt sie zunichte Dagegen behauptet [...] Daryl Van Hor- zu machen. Noch dazu entledigen sich ne, alias der Teufel, im Film Die Hexen die drei Heldinnen am Ende des lieben von Eastwick (1987) [...], er glaube Daryl Van Horne. Bei dieser Gelege- nicht an die Ehe: „Gut für den Mann, heit sei auf das Paradox hingewiesen, öde für die Frau. Sie stirbt! Sie leidet!“ das in der Figur des Teufels steckt, des Als ihm Alexandra [...] erzählt, dass sie Meisters über jene, die keinen Meister Witwe ist, antwortet er: „Tut mir leid... haben. Die Dämonologen der Renais- Aber sie gehören zu den Glücklichen. sance konnten sich eine völlige Auto- Wenn eine Ehefrau ihren Mann loswird nomie der Frauen gar nicht vorstellen: oder ein Mann seine Frau, sei es durch In ihren Augen erklärt sich die Freiheit Tod, Desertion oder Scheidung, blüht jener, die sie der Hexerei bezichtig- die Frau auf! Sie entfaltet sich! Wie ten, nur durch eine Unterordnung; sie eine Blume. Wie eine Frucht. Sie ist standen zwangsläufig unter dem Ein- reif. Das ist für mich eine Frau.“ Früher fluss des Teufels, waren also weiterhin wurden in dem Schloss, in das er ge- einer männlichen Autorität unterwor- zogen ist, Hexen hingerichtet, was ihn fen. 24
Ein Treffen mit Sorina Kiefer Als Schauspielerin, Sängerin und Cho- men, merkt man, wie sehr sie das Stück reografin von „Hexen“ muss Sorina Kie- und die musikalische Bearbeitung von fer auf der Bühne echtes Multitasking Mikael Bagratuni begeistert. Wenn sie beweisen. Im Gespräch verrät sie, wie beginnt, an einem Stück zu arbeiten, ihr das gelingt, was sie an dem Stück achtet sie zunächst auf die Geschichte besonderes inspiriert und warum Tanz und dann geht sie einen Schritt weiter: nicht nur Kunst, sondern auch politisch „Manchmal habe ich direkt konkrete ist. Bilder im Kopf. Manchmal ist es aber auch so, dass ich die Musik laufen lasse Als wir uns zu unserem Gespräch in die und einfach anfange mich zu bewegen.“ Garderobe zurückziehen, beginnt Sori- na lachend mit einer Anekdote aus ihrer Im Vordergrund steht immer die Ge- Kindheit: „Ich habe eigentlich schon in schichte der 4. Klasse meine Schulkameraden gezwungen, mit mir Madonna-Shows In ihren Choreografien – gerade bei aufzuführen, bei denen ich vorgetanzt Musicals – ist es Sorina wichtig, der Ge- habe und alle nachtanzen mussten.“ schichte einen roten Faden und einen Spannungsbogen zu geben. Dabei dür- Der Drang zur Bühne blieb ihr auch fen auch Requisiten nicht zu kurz kom- in den Jahren danach erhalten: Mit 16 men: „Zum Beispiel habe ich überlegt, Jahren kam sie schließlich unter die welches Kleidungsstück wir nehmen Fittiche von Sean Cheesman, dem Cho- sollen, um die Hexe auch mal verbren- reografen von Michael Jackson, Britney nen zu lassen oder in einen Sack stecken Spears und anderen namhaften Musi- zu können. Wir haben uns für Umhän- kern. In seinen Choreografien verbin- ge entschieden, weil man sie flattern det Cheesman stets unterschiedliche lassen, sich damit einhüllen und damit Stilrichtungen — ein Ansatz, der Sori- peitschen kann. Das Requisit erzählt na künstlerisch stark beeinflusste und also immer eine andere Geschichte.“ ihre gesamtes Schaffen in den folgen- den Jahren prägte: „Ich habe schon sehr Auf die Frage, ob es schwer für sie ist, früh gelernt, ganz viele unterschiedli- zu choreografieren und gleichzeitig zu che Stile einzusetzen, zu adaptieren, zu spielen winkt sie schmunzelnd ab: „Zum vermischen, unterschiedliche Spannun- Glück leben wir ja in einem modernen gen zu erzeugen und Geschichten un- Zeitalter und zur Not stelle ich mein terschiedlich zu verpacken.“ Als wir auf Handy auf und filme es ab. Es macht ihre Arbeit bei Hexen zu sprechen kom- einfach Spaß, wenn man in einer dar- 29
stellenden und leitenden Funktion die durch alle Bereiche der Gesellschaft. eigene Arbeit auf der Bühne leben darf.“ Ich frage mich oft, wie unsere Welt aus- Am meisten Spaß auf der Bühne hat So- sehen würde, wenn Frauen von Anfang rina beim Lied ‚Schmeiß dein Kind nicht an vollständig gleichgestellt gewesen an die Wand‘, „weil es einfach so schön wären.“ makaber ist. Ich habe sehr viel Freude daran, Grenzen zu überschreiten und Eine bessere Welt durch Tanz errei- Tabuthemen so übertrieben sarkastisch chen darzustellen, dass man wirklich lachen muss, es aber tatsächlich furchtbar In Tanz sieht Sorina auch einen Weg, ist. Ich habe es deswegen geliebt, die- mit der eigenen weiblichen Seite in Be- se Stelle zu choreografieren – das war rührung zu kommen. Sie berichtet, wie eine große Freude und ging auch ganz schwer es vielen Frauen fällt, ihrem ei- schnell, weil mir so viele Ideen kamen.“ genen Körper bei einem sinnlichen Tanz näher zu kommen. Das Ergebnis ist für Das Theater darf feministischer wer- sie aber umso schöner, denn „wenn sie den den Schritt mal gemacht haben, ist das wie eine Befreiung. Das ist wunder- Ihre Rolle als einzige Frau im Leitungs- schön, weil du sehen kannst, wie das team von Hexen sieht Sorina prag- anfängt zu blühen und da auch mehr matisch: „Ich finde es schön, dass die Selbstliebe zum Vorschein kommt, oder Kollegen oft zuhören, wenn es um eine auch nur die Freude am eigenen ‚Weib- weibliche Sichtweise geht. Dass sie sich lich-Sein‘.“ Tanz kann auch helfen, den das anhören und darüber reflektieren, eigenen Körper besser wahrzunehmen auch wenn man nicht immer zum glei- und sich zu spüren, was wir in unserem chen Ergebnis kommt“, lacht sie. Eine Alltag viel zu wenig tun. Das findet sie klare Meinung hat sie zu diesem Thema auch gesellschaftlich wichtig: „Es sollte aber trotzdem: „Es ist so absurd, dass nicht ständig um wirtschaftliche Ver- wir als Theater immer der Spiegel der wertbarkeit gehen. Wir sollten Werte Gesellschaft sein wollen und sozusagen wie Glück, Erfüllung und Gemeinschaft die Vorkämpfer, beziehungsweise das wieder mehr in den Mittelpunkt stellen Vorzeigebild dessen sind, wie es sein und es dem Menschen zugestehen, sich soll, aber dann trotzdem sehr in patri- nach seinen Neigungen aus- und wei- archalen Strukturen hängen – der ganze terzubilden, anstatt ihn diesem Leis- Theaterbetrieb ist eigentlich so aufge- tungsdruck auszusetzen, auf den er im baut. Es gibt immer noch mehr Stücke Endeffekt leider oft reduziert wird.“ für Männer, sehr viel mehr Regisseure als Regisseurinnen, mehr Autoren statt Autorinnen – das zieht sich ja wirklich 30
Die meister der Stühle - Marion Spaß gemacht. Gib mir irgendeinen Me- tallschrott und ich bau dir liebend ger- Marion: In den Flow zu kommen. Wenn man so vor den Entwürfen steht und Holz und Jens „Bender“ Rechner ne was. (lacht) noch gar nicht richtig weiß, wie es geht und man es erstmal ausprobieren muss. Marion: Mir hat das Hexenbuch zu Dann wird es erst fünf Mal sch... und Ihr habt ja die Möbel und Requisiten fand, der sah zu kitschig aus. Dann gab entwerfen am meisten Spaß gemacht. beim sechsten Mal denkt man sich: „Ah gebaut, die unser Ausstatter Thomas es einen lustigen Zufall: Ich habe näm- Schade ist halt nur, dass man das He- ja, so könnte es eventuell richtig sein.“ Mogendorf entworfen hat. Wie habt lich Material mit 6mm Breite bestellt. xenbuch nie von innen sieht... Wenn man es dann einmal drauf hat, ihr das Material ausgewählt? Das wurde von der Firma aber falsch Ich hab das mit viel Liebe gemacht: Alle kann man auch die anderen Möbel ma- geliefert und so hatte ich am Ende Mate- Seiten sind von Hand geschrieben und chen, dann ist es nicht mehr schwierig. Marion: Ich habe das noch nie gemacht rial mit 8mm Breite. Deswegen habe ich ich habe natürlich auch alle Zauber- und musste erst mal probieren wie und die Besen dann mit dem 8mm Material sprüche in meiner Hexenküche auspro- Bender: Das Schwierigste für mich war was funktioniert. Dann habe ich erstmal geschweißt. Sie wurden dann halt ein biert. (lacht) im Grunde das Scharnier für die Han- mit Styropor geschnitzt. bisschen schwerer als gedacht. (lacht) Ich habe die Papierseiten einzeln ein- dys. Wenn ich an sowas rangehe, weiß Und dann muss ich auch schauen, wie Die ersten Besen waren auch überpro- gefärbt, damit es Patina hat und dann ich natürlich, was es im Endeffekt ma- das mit dem Bauschaum bei den Stüh- portional groß, damit hätte man nichts Sachen ausgedruckt und drauf geklebt. chen soll und dann überlege ich, wie ich len funktioniert, weil der gibt einem in- machen können, außer vielleicht ir- Also mir gefällt es! (beide lachen) das mit den Rohmaterialien hinbekom- direkt die Form vor, d.h. ich habe mich gendwo hinstellen. Aber das ist ja auch das Schöne - man me, die wir noch da haben, bevor ich dann den Strukturen des Schaums an- macht solche Sachen manchmal auch einkaufen gehe. gepasst. Marion: Für den Rührstab hatte ich nur für den Schauspieler und nicht un- Es dauert dann auch erstmal ein biss- Dazu hatten wir noch beratende Hil- zum Beispiel Sensen gekauft für die bedingt für das Publikum. chen bis die Idee kommt, weil man steht fe vom Theater Pforzheim und haben Schneidebretter. Aber dann war von erst mal vor irgendwelchen Bauteilen dann auch die Stuhl-Rohlinge dort der Sense noch was übrig, das habe ich Die Schauspielerinnen tanzen ja und macht sich Gedanken, was wo wie schweißen lassen. dann in die Stühle reinverwurstelt. auch mit den Requisiten. Wie oft sind passen könnte. Als nächstes stehst du die Sachen denn schon kaputt gegan- dann mit Bleistift vor einem weißen Bender: Mit dem richtigen Schweiß- Bender: Ja, da wurde eigentlich alles gen? Blatt und versuchst irgendwie mal dei- gerät hätte ich das auch hier gekonnt. verschafft. (lacht) ne Ideen zu übertragen. (lachen beide) Beide: Oft! (beide lachen) Meistens ist bei mir der erste Entwurf Marion: Eine Isomatte ging auch drauf. auch der komplizierteste - ZU kompli- Marion: Und jetzt sitze ich seit Okto- Das war das Gute bei Thomas: Er hat Marion: Die Sachen bestehen viel aus ziert. Dann wird das Ganze nochmal ber in der Werkstatt und mache Hexen- uns da immer Freiheiten gelassen und Styropor und Pappmaschee...da werden überdacht und irgendwann kommt möbel und Hexenbücher. Das Gute war, uns auch vertraut. viele Ecken und Kanten draufgehen. dann was dabei raus, was gut funktio- dass zu dem Zeitpunkt noch Halloween niert. war und ich viele Halloweenartikel kau- Bender: Es sollte einfach auf das raus- Bender: Auch beim Besen habe ich ge- Ja, das Scharnier war am schwierigsten. fen konnte. Das hat richtig gut gepasst. laufen, was er sich ungefähr vorgestellt schaut, dass ich ihn so stabil baue, dass (lachen beide) hatte. Es gab also keine ganz strikten nicht bei der ersten Benutzung die Fin- Gibt es sonst noch etwas, das ihr tei- Pläne dabei. ger abbrechen und dass er mit einfa- len möchtet? Bender: Bei mir war es learning by do- chen Mitteln zu reparieren ist. ing. Also habe ich mal mit einem Proto- Woran hattet Ihr beim Bauen am Marion: Also ich bin ja ganz stolz auf typ angefangen – ein Grundgestell mit meisten Spaß? Was war am schwierigsten beim meinen Sohn, der hat nämlich den Brief Stoff verkleidet. Den habe ich dann ir- Bauen? vom Hans geschrieben. (beide lachen) gendwann wieder verworfen, weil ich Bender: Die Hände zu schweißen hat 32 33
Literaturangaben Chollet, Mona (2020): Hexen: Die unbe- siegte Macht der Frauen, 1. Aufl., Ham- burg: Edition Nautilus; S. 77-83. Insistoris, Heinrich/Jacob Sprenger (1489): Der Hexenhammer: Drei Teile, 3. Aufl., Berlin und Leipzig: Hermann Bars- dorf; Zweiter Teil, S. 18-19. Strömquist, Liv (2017): Der Ursprung der Welt, Berlin: avant-verlag; S. 18-20 und S. 103-105. 35
Impressum Herausgeber: Theater der Altstadt im Westen e.V. Rotebühlstraße 89 70178 Stuttgart Intendanz: Susanne Heydenreich Texte und Redaktion: Nathalie Veit Entwurf, Gestaltung und Layout: Nathalie Veit Fotos: Free Stock Photos from Pexels Baden-Württemberg MINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT, FORSCHUNG UND KUNST
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