Was Menschen berührt - Häusliche Gewalt gegen Frauen

 
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Was Menschen berührt - Häusliche Gewalt gegen Frauen
Bayerisches Staatsministerium für
                      Arbeit und Soziales, Familie und Integration

Zukunftsministerium
       Was Menschen berührt.

               Häusliche Gewalt gegen Frauen
Was Menschen berührt - Häusliche Gewalt gegen Frauen
Bayerisches Staatsministerium für
                      Arbeit und Soziales, Familie und Integration

Zukunftsministerium
       Was Menschen berührt.

               Häusliche Gewalt gegen Frauen
Was Menschen berührt - Häusliche Gewalt gegen Frauen
„Irgendwann kommst du dir selbst
vor wie der letzte Dreck.
Keine Selbstachtung,
keine Energie, nur noch Angst.“
Ivana, Geschäf tsfrau
Was Menschen berührt - Häusliche Gewalt gegen Frauen
Was Menschen berührt - Häusliche Gewalt gegen Frauen
Inhalt

1. Inhalt    ______________________________________________________________________________________________________    1
   Vorwort _____________________________________________________________________________                               3

2. Einführung          ____________________________________________________________________________________________    4

   Kurze Einführung ins Thema
  „Häusliche Gewalt gegen Frauen“ _ ______________________________________________                                     4

3. Fakten und Hintergründe                          _______________________________________________________________    6

   Gewaltformen _ ____________________________________________________________________                                 8
   Rolle von Bildung, Schicht und Alter ____________________________________________                                  10
   Ursachen und Risikofaktoren ____________________________________________________                                   12
   Gewaltspirale _ _____________________________________________________________________                              14
   Rolle von Kindern __________________________________________________________________                               16
   Folgen von häuslicher Gewalt _ __________________________________________________                                  18
   Gewalt gegen Männer ____________________________________________________________                                   20
   Rechtliche Hintergründe _ ________________________________________________________                                 20

4. Hilfsmöglichkeiten                 ____________________________________________________________________________    22

   Frauenhäuser _______________________________________________________________________                               24
   Notrufe ______________________________________________________________________________                             26
   Leistungen der Bayerischen Staatsregierung __________________________________                                      27
   Weitere Ansprechpartner _ _______________________________________________________                                  29
   Täterberatung ______________________________________________________________________                               30
   Verantwortung der Mitmenschen _ _____________________________________________                                      30

                                        Was Menschen berührt // www.zukunftsministerium.bayern.de                      1
Was Menschen berührt - Häusliche Gewalt gegen Frauen
Was Menschen berührt - Häusliche Gewalt gegen Frauen
Sehr geehrte Damen und Herren,

es gibt Tatsachen, vor denen wir die Augen nicht ver-
schließen dürfen. Dazu zählt das Thema häusliche
Gewalt: Körperliche, psychische und/oder sexuelle
Übergriffe durch den Partner gehören für viele
Frauen zum Alltag. Oft wollen wir glauben, dass dies
seltene Ausnahmen sind. Häusliche Gewalt kommt
aber leider sehr viel häufiger vor: Jede vierte Frau er-
lebt im Laufe ihres Lebens Gewalt durch den eigenen
Partner. Was viele ebenfalls nicht wissen: Häusliche
Gewalt findet sich in allen sozialen Schichten und in
allen Altersgruppen.

Da sich diese Art von Gewalt zumeist im privaten
Bereich abspielt, bleibt sie im Verborgenen und er-
streckt sich oft über einen langen Zeitraum. Die
Betroffenen fühlen sich schutzlos, hilflos und allein.
Lassen Sie uns deshalb genau hinsehen und handeln,
wenn Hilfe gefragt ist.

Die Wanderausstellung „Blick dahinter – Häusliche
Gewalt gegen Frauen“ rüttelt auf, bietet Einsichten
und informiert über konkrete Wege aus der Krise.
Denn keine der Frauen darf allein gelassen werden.

Gleichzeitig zeigen die Ausstellung und diese Bro-
schüre Wege auf, wo professionelle Hilfe zu finden
ist und welche Unterstützungsangebote und rechtli-
chen Möglichkeiten der Staat anbietet.

Mit freundlichen Grüßen

Emilia Müller
Staatsministerin

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Was Menschen berührt - Häusliche Gewalt gegen Frauen
Einführung

Häusliche Gewalt
				gibt es öfter als man denkt

„Häusliche Gewalt ist kein Kavaliersdelikt. Und sie ist auch
kein Schicksal einzelner Frauen, sondern sie wohnt mitten
unter uns. Deshalb können wir ihr nur gemeinsam begegnen.“

Von häuslicher Gewalt hat jeder schon     psychischer Gewalt ausgesetzt, die
einmal gehört, sei es durch Zeitungs-     von Einschüchterungen bis hin zu
berichte oder Fernsehreportagen. Was      P
                                          ­ sychoterror reicht.
vielen von uns dabei nicht klar ist:      Diese bedrückenden Zahlen erklären
Häusliche Gewalt ist viel weiter ver-     auch, weshalb die Wanderausstellung
breitet, als wir denken. Untersuchungen   „Blick dahinter“ den Zusatz „Häusliche
zeigen, dass etwa jede vierte Frau in     Gewalt gegen Frauen“ trägt. Frauen
­ihrem Erwachsenenleben mindestens        sind im überwiegenden Maß von
 einmal körperliche und/oder sexuelle     schwerer Gewalt betroffen. Dass unter
 Übergriffe durch einen Beziehungs-       der belastenden Situation auch ihre
 partner erlebt. 42% aller Frauen sind    Kinder leiden, vergrößert den Leidens-
                                          druck der Frauen zusätzlich.

                                          Doch nicht nur die Häufigkeit, mit der
                                          häusliche Gewalt vorkommt, wird ge-
                                          meinhin unterschätzt, sondern auch
                                          über den betroffenen Personenkreis
                       42%                herrschen falsche Vorstellungen. Die
             58%                          gängige Annahme, häusliche Gewalt
                                          käme nur in bestimmten sozialen
                                          Schichten vor, ist von aktuellen Unter-
                                          suchungen widerlegt worden. De facto
                                          lässt sich weder ein Bildungs- noch ein
       Frauen die keiner psychischen      Schichtzusammenhang feststellen, das
       Gewalt ausgesetzt sind             heißt, im Akademikerhaushalt wird ge-
       Frauen die psychischer Gewalt      nauso häufig Gewalt gegenüber Frauen
       ausgesetzt sind                    ausgeübt wie anderswo.
Was Menschen berührt - Häusliche Gewalt gegen Frauen
Mit der Ausstellung „Blick dahinter“
möchte der Freistaat Bayern die gän-
gigen Vorurteile auflösen und damit bei
uns allen den Blick für die wahren Ver-
hältnisse und das Ausmaß der häus-
lichen Gewalt öffnen.
Ein weiteres wichtiges Anliegen der
Bayerischen Staatsregierung ist es, mit
der Ausstellung, mit dieser Broschüre
und mit der dazu gehörenden Internet-
seite www.blick-dahinter.bayern.de die
bereits bestehenden vielfältigen Unter-
stützungsangebote bekannter zu ma-         In der Ausstellung, in dieser Broschüre
chen.                                      sowie im Internet finden Sie Hinter-
                                           grundinformationen über Ursachen der
 Denn nach wie vor liegt der Mantel        Gewalt, die verschiedenen Formen und
 des Schweigens über diesem Thema.         deren Auswirkung, aber auch über die
 Die eigene Scham, falsche Schuld-         rechtliche Situation von Opfern und
 zuweisungen und die schlichte Un-         Tätern. Einige Fallbeispiele machen die
 kenntnis von Hilfsangeboten wie           Situation erfahrbar.
 Beratungsstellen und Frauenhäusern
 sind die wichtigsten Ursachen hierfür.
 Wer nicht weiß, wo er sich Hilfe holen                  25% aller Frauen erleben
 kann, bleibt mit seinem Problem allei-                  im Erwachsenenalter min-
 ne. Die Dunkelziffer ist jedoch auch                    destens einmal körperliche
 deshalb so hoch, weil es in unserer                     und/oder sexuelle Über-
­Gesellschaft eine Kultur des Weg-                       griffe durch einen Bezie-
                                                         hungspartner
 schauens gibt. Eindeutige Geräusche
 aus der Nachbarwohnung oder unüber-
 sehbare Verletzungen bei Freundinnen,
 Verwandten oder Kolleginnen sind
 alarmierende Signale, auf die wir rea-
 gieren müssen, statt sie zu verdrängen.

Deshalb möchten wir Sie als Privat-
person, aber auch alle wichtigen Multi-
plikatoren in Verbänden, Einrichtungen
und Institutionen sowie politische Ent-
scheidungsträger und Medien für dieses
wichtige Thema sensibilisieren.

                                                                                      5
Was Menschen berührt - Häusliche Gewalt gegen Frauen
Fakten und Hintergründe Der „Blick dahinter“

Fakten, Hintergründe, Geschichten
„Wenn man sich in einen Mann verliebt und ihn sogar
heiratet, dann denkt man doch nicht im Traum daran,
dass man einmal solche Angst vor ihm haben könnte!“

Reden wir über Tatsachen                       Harte Fakten
Häusliche Gewalt lässt sich klar defi-         Jede vierte Frau hat mindestens einmal
nieren: Sie umfasst alle Fälle von             eine Form der körperlichen und/oder
­physischen, psychischen und sexuellen         sexuellen Gewalt durch einen Bezie-
 ­Übergriffen, die vom Partner ausgehen.       hungspartner erlebt. Von diesen
  Dabei spielt es keine Rolle, ob sich die     Frauen hat ein Drittel einmalige und
  Übergriffe innerhalb von ehelichen           leichtere Gewalt erlebt, zwei Drittel
  oder nichtehelichen Lebensgemein-            wiederholte und schwerere Gewalt.
  schaften ereignen oder ob es, wie sehr
  häufig der Fall ist, erst während oder
  nach einer Trennung zur Gewalt-
  anwendung kommt.

Häusliche Gewalt ist in den seltensten
Fällen Selbstzweck. Oft stellt sie einen
Machtfaktor dar und dient dazu, die
Kontrolle und Beherrschung in einer
­Partnerschaft zu erlangen oder zu be-                                1/3
  halten. Es gibt allerdings auch die spon-                  2/3
  tane Gewaltausübung in einzelnen
  Konfliktsituationen (oder bei einer
  Häufung von Problemen), wie zum Bei-
  spiel bei einer drohenden Trennung.
  Zu tolerieren ist Gewalt weder im                  einmalige und leichtere Gewalt
 ­einen noch im anderen Fall.                        wiederholte und schwerere Gewalt
7
Fakten und Hintergründe Gewaltformen

Gewalt hat viele Seiten                    körperliche Unversehrtheit und das
                                           sexuelle Selbstbestimmungsrecht der
Es gibt verschiedene Formen von Ge-        Frau dar. Entgegen landläufiger Mei-
walt. Diese reichen von psychischer        nungen wird sexuelle Gewalt gegen
über physische bis hin zu sexualisierter   Frauen in der weit größeren Zahl aller
Gewalt. Meist bleibt es nicht bei einer    Fälle nicht durch Fremde ausgeübt,
Form von Gewaltanwendung, sondern          sondern rund zwei Drittel aller sexuel-
es kommt zu Überschneidungen der           len Gewalttaten finden im Bekannten-
verschiedenen Formen. Was zum Bei-         und Familienkreis statt.
spiel oft als rein psychische Gewalt be-
ginnt, kann sich im Laufe der Zeit zu
einer Mischform aus psychischer und                       Zwei Drittel aller sexuellen
körperlicher Gewalt wandeln.                              Gewalttaten finden im Be-
                                                          kannten- und Familienkreis
                                                          statt
Unter physischer Gewalt versteht
man zum Beispiel:
Schläge, Stöße, Tritte, grobes Anfassen,
an den Haaren ziehen und überhaupt         Eine Sonderform der Gewalt ist das
jegliche körperliche Bedrohung.            so genannte Stalking:
                                           Damit wird die ungewollte Kontaktauf-
Psychische Gewalt umfasst:                 nahme, wiederholte Verfolgung und
Drohungen, Demütigungen und Ab-            andauernde Terrorisierung einer Per-
wertungen der Person durch abfällige       son gegen deren Willen bezeichnet.
und verletzende Worte, Ausnutzen der
wirtschaftlichen Abhängigkeit oder die      Eine weitere Sonderform ist die
Isolation der Frau durch Kontakt-          ­ökonomische Gewalt:
verbote zu Familie und Freunden.            Hier übt der männliche Beziehungs-
                                            partner Macht und Druck aus, indem
Sexualisierte Gewalt beinhaltet:            er über sämtliche Geldmittel verfügt.
sexuelle Belästigung, Demütigung und        Weil er bewusst seiner Partnerin nur
Erniedrigung sowie sexuelle Nötigung        äußerst knapp bemessene Mittel zu-
(d.h. sexuelle Handlungen gegen den         teilt, entzieht er ihr die eigenständige
Willen einer Person vorzunehmen) und        finanzielle Lebensgrundlage und bringt
Vergewaltigung. Sexuelle Gewalttaten        sie in eine wirtschaftliche Abhängigkeit
stellen einen massiven Eingriff in die      von sich.
„Nie hätte ich gedacht, dass mir so was passiert.
Beim Wort Vergewaltigung habe ich immer nur an
fremde Männer gedacht.“ Ines, Studentin

                                                9
Fakten und Hintergründe Rolle von Bildung, Schicht und Alter

„Nach außen war alles heile Welt. Großes Haus,
schicke Frau, wohlerzogene Kinder. Wie man sich das
perfekte Image des erfolgreichen Anwalts eben vorstellt.
Meine blauen Flecken hat ja keiner gesehen.“

Nichts ist, wie es scheint                         Rollenverständnisses der Ehepartner:
                                                   Während Frauen mit höherer Bildung
Gerne unterliegen wir dem Vorurteil,               sich innerhalb einer Partnerschaft mehr
dass häusliche Gewalt ein schichten-               und mehr ebenbürtig und sogar überle-
spezifisches Phänomen sei. Doch das                gen zeigen, sehen viele Männer für sich
Bild des trinkenden, sozial schwach ge-            darin einen Machtverlust, den sie nicht
stellten, prügelnden Ehemannes ent-                hinnehmen wollen. Um die Machtstel-
spricht nicht der Realität. Gewalt                 lung zurück zu gewinnen, greifen sie zu
kommt in den besten Familien vor und               unakzeptablen Mitteln: Bei den über
macht weder vor Bildung noch vor                   45-jährigen Männern, die über die
Wohlstand Halt. In Haushalten mit                  höchsten Schul- und Ausbildungs-
schwieriger Einkommenssituation zeigt              abschlüsse verfügen, herrscht eine un-
sich zwar, dass sich dort das Risiko für           erwartete Gewaltbereitschaft bei
eine eventuelle Gewaltanwendung ins-               ­Veränderungen in der Familie. Auch die
gesamt erhöht. Doch tatsächlich aus-                erhöhte Trennungs- und Scheidungs-
geführte Gewalt kommt in allen                     tendenz bei Frauen mit höherem
Schichten etwa zu gleichen Anteilen                 Bildungs­abschluss macht sie zu einer
vor. Lediglich die Motivation für die ge-           größeren Opfergruppe.
waltsamen Übergriffe unterliegt unter-
schiedlichen Beweggründen.                         Gleichzeitig besteht in den höheren Bil-
                                                   dungsschichten eine größere Scham,
So mag es zunächst überraschen, dass               die Gewaltsituation offenzulegen und
über 45-jährige Frauen mit hohem Bil-              sich Hilfe zu holen. Weshalb wir sie
dungshintergrund häufiger von Partner-             dort auch am wenigsten vermuten.
gewalt betroffen sind, als Frauen mit              Der Verlust des sozialen Status und der
geringer oder fehlender Schulbildung.              finanziellen Absicherung lässt Frauen
Die Erklärung findet sich in der zuneh-            zudem in ihrer Abhängigkeitshaltung
menden Auflösung des traditionellen                verharren.
11
Fakten und Hintergründe Ursachen und Risikofaktoren

Die häufigsten Risikofaktoren                   faktoren und damit Auslöser für die
                                                häuslichen Gewaltausbrüche.
Menschen, die besonders anfällig für            Bei Paaren mit Migrationshintergrund
Gewalt sind, gibt es in jeder Gesell-           kann der ungesicherte Aufenthalts-
schaftsschicht. Es zeigt sich jedoch,           status oder die starke Einbindung in
dass bestimmte Lebensumstände die               traditionell patriarchalische Familien-
Gewaltbereitschaft zusätzlich erhöhen           verbände zur Gewalt führen.
und es daraufhin häufiger zu einer
­Eskalation kommt.                              Einen weiteren Risikofaktor stellt Alko-
                                                hol dar. Gerade bei schwerer körper-
Das Aggressionspotenzial steigt zum             licher Gewalt spielen in vielen Fällen
Beispiel dann an, wenn ein Bruch der            ein stark erhöhter Alkoholkonsum und
Partnerschaft oder eine gravierende             der damit verbundene Kontrollverlust
Änderung bevorsteht und die gemein-             eine entscheidende Rolle.
same Beziehung dadurch unter einer
großen Belastung leidet.                        Auch Frauen und Mädchen mit Behin-
Gerade Frauen, die in einer traditio-           derungen sind einer erhöhten Gefahr
nellen Paarbeziehung mit klassischer            ausgesetzt, Opfer von Gewalt, Körper-
Aufgabenteilung leben, befinden sich            verletzung oder Missbrauch zu wer-
häufiger in einer starken – n icht nur fi-      den. Ist es zu Übergriffen gekommen,
nanziellen – A bhängigkeit von ihrem            kann dies nicht immer verständlich
Mann. Brechen diese Frauen aus der              mitgeteilt werden oder die Mit-
Abhängigkeit aus und äußern Tren-               teilungen werden von Dritten oder
nungs- und Scheidungsabsichten,                 den Betreuungspersonen nicht ernst
­kommen viele Männer mit dieser für             genommen. Dazu kommt, dass das
 sie völlig neuen Situation nicht zurecht       Thema in der Öffentlichkeit stark tabu-
 und reagieren mit Aggression und               isiert ist.
 schließlich mit konkreter Gewalt. Aber
 auch Schwangerschaft und Geburt                Der stärkste Risikofaktor liegt für
 können sich bedrohlich auf eine Part-          Frauen dann vor, wenn sie in der eige-
 nerschaft auswirken: Zum einen ver-            nen Kindheit Formen von körperlicher,
 stärkt sich jetzt die Abhängigkeit der         sexueller oder psychischer Gewalt aus-
 Partner, zum anderen steigt für beide          gesetzt waren. Sogar wer als Kind
 die oft als belastend empfundene Ver-          „nur“ mit ansehen musste, wie die
 antwortung. Die Partnerschaft wird             Mutter beispielsweise vom Vater ge-
 damit auf eine harte Probe gestellt.           schlagen wurde, ist einer steigenden
 Länger andauernde Arbeitslosigkeit             Gefahr ausgesetzt, als erwachsene
 oder eine anhaltende finanzielle Be-           Frau selbst Opfer häuslicher Gewalt zu
 lastung sind ebenfalls häufige Stress-         werden.
„Ich hab´ immer gehofft, dass es mit der Zeit
besser wird, dass er im Alter ruhiger wird.
Aber es ist immer schlimmer geworden.“
Klara, Rentnerin

                                                13
Fakten und Hintergründe Gewaltspirale

                                                                   Abend verbringen – ich will sie g
                                                            n den                                          a nz f
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                                                 e un          so l nach
                                                                  l                                    Hause r mich,
                                          e n Fr mehr. Ich                                                     ko m        s
                                      ih r        er                          Sie stellt sich m                      men ie ge

                         Ng     m i t           m                                                   anchm                 und hört
                             ht            h im

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                                                                                                            al ab
                                                                                                                   e
                                                                                                          Rech r auch
                                                                                                                              stä
                                                                                                                                  nd
                                                                                                                                     ig .
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                                                                                                                                      kri en
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                                                                                                                                                            ch

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                                                                                                                                                                                                                      ie
                                                                                                                                                                                                                       e h au
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                                                                                                                                                                                                                         sic
                                                                                                                                                                                                                          at

                                                                                                                                                                                                                             hn
                                                                                                                                                                                                                             mi
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                                                                                                                                                                                                                                ich
                                                                                                                                                                                                                     EN
                                                                                                                                                                                                                                  sge
                                                                                                                                                                                                                                    so

                                                                                                                                                                                                                                     t ric
KO

                                                                                                     ni c
                                                                                             h ja gar hts dafür. S

                                                                                                                                                                                                                                       r
                                                                                                                                                                                                                                        pro weil ic
                                                                                         e ic

                                                                                                                                                                                                                                           htig
                                                                                    nnt wirklich schuld, das ie ha

                                                                                                                                                                                                                                             voz
                                                                                   o

                                                                                                                                                                                                                        T
                                                                               h k n ich                     s er        t

                                                                                                                                                                                                                                               ,
                                                                                                                   nic mic

                                                                                                                                                                                                                                                 durc
                                                                            lic

                                                                                                                                                                                                                                                 iert, wieder einm
                                                                                       i
                                                                                                      N
                                                                                                   spa Nu
                                                                          nt ht b

                                                                                                                                                                                                                                             s ET
                                                                                                                      ht
                                                                                 c                                       an

                                                                                                                                                    h ers k
                                                                                i

                                                                                                                                                                                                                                                      hsetz
                                                                                                                                                                                                                                                      dass
                                                                                             Vie e

                                                                              e

                                                                                                                                                     so
                                                                                                   e.

                                                                                                Eig

                                                                                                                                                                                                                                                        h
                                                                                     it.
                                                                                             enk

                                                                                                                                                        d
                                                                                                ll

                                                                                                                                                        p ro

                                                                                                                                                                                                                                                           en.
                                                                                                                                                                                                                                                            mir ein
                                                                                            e

                                                                                                                                                             voz
                                                                                       sch

                                                 dfRagE
                                                                                       i gk

                                                                                                                                                               ann
                                                                                                                       er d e n
                                                                                                              h t üb

                                                                                                                                                                 iert.
                                                                                      h
                                                               und bringe ihr Ge

                                                                                                                                                                                                                                                          z EN
                                                                                                                                  Vo
                                                                                                                                                    Ng
                                                                                  nfä

                                                                                                        nic
                                                                                                                                                                   . Un

                                                                                                                                                                                                                                                                    fach die Hand ausgerutsc
                                                                  noch ihre U

                                                                                                                                   rfa

                                                                                                                                                                       d ich sollte doch zu
                                                                                h

                                                                                                                                                                                                                                                                       a
                                                                             uc

                                                                                                                                        ll, d

                                                                                                                  NTR

                                                                                                                                                                                                                                                                         l
                                                                pr e c h e a

                                                                                                                                                                                                                                                                           e
                                                                                                                 O

                                                                                                                                                                                                                                                                             twas „
                                                                                                                           O

                                                                                                                                              a
                                                                                                                            LLE

                                                                                                                                        nn ist h
                                              zu m chtig gut.

                                                                                                                                                                              Ich bin sc
                                                                                                                                                                              I
                                                                                                         g u t. K

                                                                                                                                                                                c h b

                                                                                                                                                                                        REuE
                                                           a uc h

                                                                                                                                                                                                                                                                                   Der Sc

                                                                                                                                                                                                                                                                                   f
                                                                                                                                                                                      emü
                                                              s

                                                                                                                                                                                                                                                                                    Oh Gott,
                                                                                                                                                                                                                                                                                     a
                                                                                                              es
                                                    achen

                                                                                                                                                o

                                                                                                                                  ffe

                                                                                                                                                                                                                                                                                      l
                                                            h

                                                                                                                                                                                                                                                                                        s
                                                                                                                    ntlich all
                                                          c

                                                                                                                                                                                                                                                                                          c
                                                                                                                                                                                          he i e
                                                   tut ri

                                                      n. I

                                                                                                                                                                                          ho n
                                                        n

                                                                                                                                                                                                                                                                                           h
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                                                                                                                                                                                                                                                                                             h
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                                                                                                                                                                                             i
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                emac
                                                                                                                                                                                                                                                                                                was
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                                                                                               r s irklich, ihn nicht z
                                             D

                                                                                                                                                                                                                                                                                                   w
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                                                                                         .S          gela                    r, G
                                                                                         h
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        t
                                                                                                                            e                                                                                                                                                                           ein da ge
                                      er

                                                                                           ch             d e            nd

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          .
                                                                                                                       i

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          h
                                    ric

                                                                                                              n. Job, K
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           e
                                                                                             ließ
                                    d

                                                                                       sc
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             E
                                   e

                                                                                                                                                                    RL                                                                                                                                       i
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Sch

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              be.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               c
                                                                                                  lich
                                 ch

                                                                                                                                                                                                                                                                                                               s
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                I ch

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                h
                                                                                                       liebe ich ihn doch.
                                                                          mi
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  tut spr
                               s

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    oc an?
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                                                                       nt    ll
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     ve
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     ih m e

                                                                     öh e, a  iEb
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      k
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        r

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        .

                                                                    w         ric
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Ich

                                                                 er
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           t

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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              fü

                                                                   ve
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                hle

                                                              I ch              da      d
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                                                                         ch        ss . Das
                                                                                     da
                                                                            ge          s n war sich                                        ir.
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                                                                                                     ie geläh
                                                                                                               mt.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      09.06.20

   Diese Abbildung basiert auf der
   Gewaltspirale nach Leonore Walker.
Die Spirale der Gewalt                     Männer ebenfalls das Gefühl, eine Mit-
                                           schuld an den Gewaltausbrüchen zu
Oftmals bleibt es nicht bei einer Form     tragen. So kommt es nach und nach zu
von Gewalt, sondern es findet eine         einer Verschiebung der Verantwortung
Überschneidung von psychischer, sexu-      für die Gewalttaten: weg vom Mann
alisierter und/oder körperlicher Gewalt    hin zur Frau. Aus dieser vermeintlichen
statt. Was mit Drohungen und Krän-         Mitschuld heraus nehmen die Frauen –
kungen beginnt, findet nicht selten eine   auch in der Hoffnung auf Besserung –
Fortsetzung in körperlichen Übergrif-      die Entschuldigung stets aufs Neue an.
fen, die mit der Zeit immer massiver
werden können. Häufig setzt ein ganz       Immer wieder stattfindende körper-
eigener verhängnisvoller Mechanismus       liche Übergriffe und regelmäßige da-
ein: Bei den Männern wechseln sich         rauf folgende „Versöhnungen“ entwi-
Aggression und Reue ab, sie beschöni-      ckeln jedoch einen ganz eigenen
gen das eigene Fehlverhalten und lasten    Automatismus und lassen die Gewalt-
in der Folge den Frauen die Schuld an.     spirale bedrohlich anwachsen. Ohne
Bei den Frauen wiederum entsteht           Hilfe von außen kann sie kaum mehr
durch das wechselhafte Verhalten der       durchbrochen werden.

                                                                                     15
Fakten und Hintergründe Rolle von Kindern

Kinder leiden mit                           das Miterleben von Gewalt gegen ei-
                                            nen Elternteil erhebliche negative Aus-
93% der Opfer von häuslicher Gewalt         wirkungen auf nahezu alle Bereiche der
berichten, dass die in ihrem Haushalt       kindlichen Entwicklung haben können.
lebenden Kinder indirekt ebenfalls von      Die Auswirkungen reichen von Lern-
der Gewalt betroffen sind. In über der      und Leistungsstörungen über proble-
Hälfte der Polizeieinsätze befanden         matisches Sozialverhalten bis zu kör-
sich Kinder am Tatort, von denen die        perlichen Symptomen wie zum Beispiel
meisten jünger als 12 Jahre waren. In       starker Infektanfälligkeit, Bettnässen
vielen der Fälle wurde die Mutter zum       und Durchschlafschwierigkeiten. Über-
Teil schwer verletzt. Kinder leiden ex-     dies wird häufig das Verhalten in künf-
trem darunter, wenn sie Zeugen von          tigen eigenen Partnerschaften negativ
Gewalt gegen die eigene Mutter sein         geprägt.
müssen, und versuchen häufig, die
Mutter zu schützen. Sie werden von          „Er hat sie dann auf den Boden geworfen, hat
Hilflosigkeit, Angst, Entsetzen und         sich auf sie draufgesetzt und hat sie gewürgt
Schuldgefühlen geplagt, weil sie nicht      und so. Die Mutter ist fast blau angelaufen.
helfen können.                              Ich bin auf dem Bett gesessen und habe ganz
                                            laut geschrien: Hör auf, Papa!“
Sie sind oft sogar der Meinung, sie         (Daniela, heute 14 Jahre)
selbst seien der eigentliche Auslöser
für den ausufernden Streit der Eltern.      „Manchmal habe ich mir gewünscht, dass ich
Viele Mütter geben darüber hinaus an,       nicht mehr lebe, manchmal habe ich mir ge-
dass auch die Kinder selbst Drohungen       wünscht, dass ich auf der Stelle tot sein soll.“
und Beschimpfungen durch die Väter/         (Bojan, 12 Jahre)
Partner ausgesetzt sind.
Es ist erwiesen, dass sowohl Gewalt-        Das Wissen, dass auch die Kinder un-
erfahrungen am eigenen Leib als auch        ter der Situation im Elternhaus leiden,
                                            belastet die betroffenen Frauen zusätz-
                                            lich. Zunächst erschweren Kinder eine
                                            Trennung, denn der Verlust der ge-
                                            wohnten Umgebung und eine finanziell
                                            ungesicherte Zukunft wirken für alle
                                            bedrohlich. Oft aber wird die Not der
                                            Kinder irgendwann zum Hauptantrieb
                                            für die Frauen, etwas zu ändern.
17
Fakten und Hintergründe Folgen von häuslicher Gewalt

Tatsachen, die wehtun                            dertes Selbstwertgefühl. Sie machen
                                                 sich klein und trauen sich immer weni-
Nach Angaben der Weltgesundheits-                ger zu. Viele Frauen suchen sogar zu-
organisation (WHO) gilt häusliche Ge-            nächst die Schuld bei sich selbst. Ver-
walt als eines der weltweit größten              antwortlich für die Gewalt ist jedoch
Gesundheitsrisiken für Frauen. Häus-             nie das Opfer, sondern immer der-
liche Gewalt wirkt sich folgenreich und          jenige, der die Gewalt ausübt.
lang anhaltend auf die körperliche und
seelische Gesundheit der betroffenen             In der Regel zieht häusliche Gewalt für
Frauen aus.                                      die Opfer auch wirtschaftliche Konse-
                                                 quenzen nach sich. Durch die körper-
Durch physische Gewalt entstehen                 lich schlechte Verfassung der betrof-
Verletzungen unterschiedlichster                 fenen Frauen sind sie oft nicht mehr in
Schweregrade bis hin zu lebensgefähr-            der Lage, zu arbeiten oder es entstehen
lichen und im Extremfall sogar töd-              hohe Fehlzeiten, die den Verlust des
lichen Verletzungen. Die angegebenen             Arbeitsplatzes nach sich ziehen. Wer
körperlichen Folgen umfassen Häma-               aber kein eigenes Geld verdient, gerät
tome, Verstauchungen, offene Wunden,             noch mehr in die Abhängigkeit des ge-
Knochenbrüche, Gehirnerschütte-                  waltbereiten Partners. Auch langfristig
rungen, innere Verletzungen bis hin zu           betrachtet sind die wirtschaftlichen
Verletzungen im Genitalbereich.                  Folgen belastend: Keinen eigenen Ver-
                                                 dienst zu haben schmälert die zukünf-
Die Folgen der psychischen Gewalt                tigen Rentenbezüge.
sind unsichtbar, jedoch nicht minder
schwer. Dazu zählen psychosomatische             Auch auf die gesamte Gesellschaft be-
Reaktionen wie zum Beispiel Herz-                zogen gibt es gravierende wirtschaft-
Kreislauf-Beschwerden, Magen-Darm-               liche Folgekosten: Sie betreffen unter
Probleme, Schwindel, Blutdruck-                  anderem den sozialen Bereich (Unter-
schwankungen, Unterleibsschmerzen,               stützungseinrichtungen für Gewaltbe-
Nervosität, Depressionen, Angst- und             troffene und verstärkte Kinder- und Ju-
Essstörungen oder auch Suchterkran-              gendhilfe müssen finanziert werden),
kungen. Psychosomatische Reaktionen              die Justiz (Strafverfolgung und Polizei-
können sich natürlich beim Erleiden              einsätze kosten Steuergelder), den ge-
von körperlicher Gewalt als zusätzliche          samten Bereich der Erwerbsarbeit (Ar-
Folgen – neben den äußeren Verlet-               beitslosigkeit, Frühberentung) sowie
zungen – entwickeln.                             schwerpunktmäßig das System der
                                                 Gesundheitsversorgung.
Kein fassbares Krankheitsbild, aber in
nahezu allen Fällen vorhanden, ist ein
bei den betroffenen Frauen vermin-
„Zuerst bleibt man wegen der Kinder. Zuletzt
geht man wegen der Kinder.“ Claudia, Hausfrau

                                                19
Fakten und Hintergründe Gewalt gegen Männer   I Rechtliche Hintergründe

„Davon erzählt doch keiner!
Welcher Mann gibt denn schon zu, dass er von seiner
Partnerin bedroht oder geschlagen wird? “

Gewalt gegen Männer                             Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal
                                                liegt in der Gewaltsituation selbst:
Es ist wichtig zu wissen, dass bei häus-        Während Frauen häufiger in wieder-
licher Gewalt zwischen Paaren nicht             kehrenden G ewaltverhältnissen leben,
ausschließlich nur Frauen zum Opfer             erfahren Männer innerhalb einer Bezie-
werden. Auch Männer können von                  hung die Gewalt eher als ein spontanes
häuslicher Gewalt betroffen sein und            Konfliktverhalten, das keinen Wieder-
sehr darunter leiden. Vergleichende             holungscharakter hat.
Studien weisen bei physischen Über-
griffen in einer Partnerschaft zunächst
sogar auf eine scheinbare Gleichbetrof-         Die rechtliche Situation
fenheit von Männern und Frauen hin.
                                                Häusliche Gewalt wird vom Staat in
Die Gleichbetroffenheit relativiert sich        keiner Weise toleriert. Es gibt klare ge-
allerdings, sobald die Formen, der              setzliche Regelungen, die den Opfern
Schweregrad und die Häufigkeit der              Schutz bieten und den Handlungs-
aggressiven Übergriffe einbezogen               spielraum der Täter erheblich ein-
werden: Bei allen bisherigen Untersu-           schränken. Das Gewaltschutzgesetz
chungen wird deutlich, dass es sich bei         vom 1. Januar 2002 hat die Rechte der
Gewalthandlungen, die durch Bezie-              Opfer häuslicher Gewalt deutlich ge-
hungspartnerinnen gegenüber Män-                stärkt. Insbesondere der Grundsatz
nern verübt werden, in aller Regel um           „Wer schlägt, geht“ ist nun umfassend
weniger schwerwiegende Übergriffe               im Gesetz verankert.
(z. B. Stoßen oder Kratzen) handelt.
Dementsprechend tragen Männer ein               Das Gewaltschutzgesetz kann bereits
deutlich geringeres Verletzungsrisiko           bei Drohungen oder Nachstellungen
als Frauen. Was natürlich nicht aus-            (Stalking) angewendet werden und er-
schließt, dass es in Einzelfällen auch          möglicht es dem Gericht, vielfältige
bei Männern zu schwerwiegenden                  Maßnahmen anzuordnen, zum Beispiel
Verletzungen kommen kann. Häusliche             ein befristetes Kontaktverbot oder den
Gewalt gegen Männer muss also                   Ausschluss des Täters aus der gemein-
grund­sätzlich ernst genommen wer-              samen Wohnung. Ergänzende Maß-
den.                                            nahmen verbieten dem Täter den Auf-
der Partnerschaft. Deshalb ist es wich-
               Das Gewaltschutzgesetz
                                            tig, dass sie sensibel auf die vorgefun-
               vom 01. Januar 2002 stärkt
                                            dene Situation eingehen, die meist ag-
               die Rechte von Opfern
               häuslicher Gewalt            gressiv und emotional stark aufgeladen
                                            ist. In der Polizeiausbildung ist daher
                                            das Thema „Opferschutz/Opferhilfe“
                                            fest verankert und in allen Polizei-
enthalt in einem bestimmten Umkreis         präsidien gibt es Beauftragte speziell
der Wohnung des Opfers oder an Or-          für Frauen und Kinder. Außerdem
ten, an denen sich die schutzbedürftige     arbei­ten bei allen Polizeiinspektionen
Frau regelmäßig aufhält. Auch der Kon-      „Schwerpunktsachbearbeiter und
takt per Telefon oder E-Mail kann un-       Schwerpunkt­sachbearbeiterinnen
terbunden werden. Wer gegen die Ver-        häusliche Gewalt“.
bote verstößt, muss mit Geld- bis hin
zu Freiheitsstrafen rechnen.                Die Polizei ergreift verschiedene Maß-
                                            nahmen, um die Opfer von häuslicher
Viele dieser Sanktionsmöglichkeiten         Gewalt, insbesondere auch ihre Kinder,
können nun auch ohne Strafprozess           effektiv zu schützen und weitere Ge-
ausgesprochen werden und greifen            walttaten zu verhindern. Dazu kann
deshalb sehr viel schneller, was einen      die Polizei unter anderem gewalttätige
sofortigen Schutz für das Opfer bedeu-      Täter vorübergehend aus der Wohnung
tet. Schnell erfolgende Maßnahmen           verweisen, ein Kontaktverbot ausspre-
sind auch deshalb wichtig, weil sich be-    chen oder die gewalttätige Person in
troffene Frauen immer wieder von ih-        Gewahrsam nehmen, wenn weitere
ren Männern einschüchtern lassen und        Gewalt von ihr zu befürchten ist. Auch
ihre Aussagen zu einem späteren Zeit-       die Meldung an Fahrerlaubnis- und
punkt zurückziehen, wodurch eine            Waffenbehörden zur Klärung der cha-
Strafverfolgung unmöglich wird.             rakterlichen Eignung des Täters kann
                                            von der Polizei veranlasst werden.
Neben dem Gewaltschutzgesetz greift
in vielen Fällen auch das Strafgesetz-
buch, so zum Beispiel bei Körperverlet-     „Es hat mir unwahrscheinlich
zung, sexueller Gewalt, Nötigung, Be-       geholfen, als ich erfuhr, dass
drohung und den verschiedenen
Formen von Stalking.
                                            ich auch ein Recht besitze.
                                            Dass es sogar extra Gesetze
Die Aufgabe der Polizei
                                            gibt, die für Frauen wie mich
Häufig sind die eingesetzten Polizei-
beamtinnen und Polizeibeamten die           gemacht sind.“
ersten Ansprechpartner bei Gewalt in

                                                                                   21
Hilfsmöglichkeiten

Hilfsmöglichkeiten
„Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass es eine Stelle
gibt, die mir hilft. Ich hätte auch nicht gewusst, wo ich da
anrufen kann. Und wie die Hilfe dann eigentlich aussehen
soll.“

Niemand wird allein gelassen              Am schlechtesten informiert sind
Es gibt zahlreiche Hilfsangebote für      Frauen über 60 Jahre, halbwegs gut in-
Frauen, die häusliche und sexualisierte   formiert sind Frauen mit einem hö-
Gewalt erleiden, von Frauenhäusern        heren Bildungsstand. Je eigenständiger
über Notrufe bis hin zu verschiedenen     Frauen leben, desto mehr wissen sie
Beratungsstellen. Untersuchungen ha-      über Unterstützungsangebote – w as
ben allerdings gezeigt, dass viele Be-    allerdings nicht bedeutet, dass diese
troffene zu wenig von diesen Hilfs-       Frauen die Angebote auch vermehrt
angeboten wissen, ein ganzes Drittel      nutzen. Gerade in höheren Bildungs-
überhaupt keine Kenntnis davon hat        und Sozialschichten wird Partner-
und sich infolgedessen völlig ausgelie-   gewalt stark tabuisiert.
fert fühlt.
                                          Es gibt verschiedene Gründe, weshalb
                                          betroffene Frauen selbst dann keine
                                          Hilfsangebote in Anspruch nehmen,
                                          wenn sie darüber Kenntnis besitzen:
                                          Viele Frauen bagatellisieren die Gewalt-
                                          handlungen und sind der Meinung, sie
                                          seien „nicht der Rede wert“.
                                          Auch Scham ist ein ganz wesentlicher
                                          Faktor, ebenso wie Angst vor der Ra-
                                          che des Täters.
Grundsätzlich zeigt sich, dass das kul-    kenntnisse können erschwerend hinzu
turelle und soziale Umfeld eine erheb-     kommen. Migrantinnen müssen also
liche Rolle dabei spielt, ob Hilfsange-    gleich mehrere Hürden überwinden,
bote bekannt sind und auch genutzt         um Hilfsangebote wahrzunehmen, und
werden. Migrantinnen zum Beispiel,         befinden sich deshalb in einer beson-
die stark vom traditionellen Rollenver-    ders schwierigen Lage.
halten beeinflusst sind, wenden sich oft
erst bei sehr schwerer körperlicher        Wichtig ist es, die Hemmschwellen für
oder sexueller Gewalt an Hilfseinrich-     die bestehenden Angebote abzubauen,
tungen. Fehlende deutsche Sprach-          denn selbst wenn betroffene Frauen
                                           theoretisch schon von Frauenhäusern
                                           gehört haben, besitzen sie oft eine
„Mein Mann war oft aggres-                 falsche Vorstellung von diesen Einrich-
                                           tungen, oder es ist ihnen nicht be-
siv. Er hat mich zwar nicht
                                           wusst, dass auch sie selbst dort Hilfe
angegriffen, aber oft be-                  finden können. Abhilfe kann hier durch
                                           gezielte Information und Hilfsangebote
droht. Angegriffen hat er
                                           geschaffen werden, vor allem an Orten,
meinen Sohn, der damals ca.                die Frauen regelmäßig aufsuchen und
4 ½ J ahre alt war. Dann kam               die zu ihrem „normalen Alltag“ gehören
                                           (zum Beispiel Arztpraxen oder Kinder-
der Punkt, an dem mein                     gärten). Auf diese Weise wird die
Mann mich bedroht hat, und                 Kontakt­aufnahme für Frauen erleich-
                                           tert und die Hemmschwelle für sie
mein kleiner Sohn versucht                 herabgesetzt, sich an eine Hilfseinrich-
hat, m ich zu verteidigen.                 tung zu wenden. Selbst Frauen, die sich
                                           zunächst nicht als beratungsbedürftig
Jetzt erst habe ich erkannt,               sehen, können auf diesem Weg besser
dass ich Hilfe brauche. Ich                erreicht werden.

habe eine Frauenberatungs-
stelle kontaktiert und hörte                              Ein Drittel aller von häus-
                                                          licher Gewalt betroffenen
zum ersten Mal den Vor-                                   Frauen hat keine Kenntnis
                                                          von möglichen Hilfs­
schlag Frauenhaus. Vorher                                 angeboten
dachte ich, da kommen nur
Frauen hin, die grün und blau
geschlagen wurden.“

                                                                                        23
Hilfsmöglichkeiten

                                                       Coburg

                                  Schweinfurt                                   Selb
                       Aschaffenburg
                                                                     Bayreuth

                            Würzburg                Bamberg

                                                          Erlangen

Frauenhäuser
                                                                                 Weiden
                                                           Nürnberg Stadt
                                                   Fürh

                                         Ansbach           Schwabach               Schwandorf
In Bayern existieren 38 staat-
lich geförderte Frauenhäuser
                                                                                   Regensburg
mit insgesamt 340 Plätzen für
misshandelte Frauen und über                                                                  Straubing/
                                                                                              Bogen
400 Plätzen für Kinder. Frauen-                                 Ingolstadt

häuser sind zu jeder Tages-                                                                                Passau

und Nachtzeit erreichbar              Dillingen
                                                                                Landshut
und bieten vorüber-                                                     Freising
                                                    Augsburg
gehenden Schutz und                   Neu-Ulm
                                                               Dachau         Erding
                                             Fürstenfeldbruck
eine sichere Unterbrin-         Memmingen/                         München
                                Unterallgäu
gung der misshandelten                                                                   Burghausen
                                                                 Wolfratshausen
Frau und ihrer Kinder vor                       Kaufbeuren/
                                                Ostallgäu
der Gewalt und der                                                          Rosenheim
                                        Kempten/
weiteren Verfolgung                     Oberallgäu            Murnau
durch Ehemann oder
Lebens­partner. Aber
auch eine ambulante tele-
fonische oder persönliche Bera-                    aber mehrere Wochen. Die Frauen und
tung (auf Wunsch auch anonym)                      ihre Kinder können so lange bleiben,
­gehört zu den Angeboten eines                     bis sich die Situation geklärt und stabi-
 ­Frauenhauses.                                    lisiert hat und eine Lösung für das
                                                  ­zukünftige Leben gefunden ist. In die-
  In den letzten Jahren wurden bayern-             ser Zeit und auch danach erhalten sie
  weit jedes Jahr rund 2.000 Frauen                Beratung und Begleitung, um ihre oft
  und ihre Kinder aufgenommen und                  massiven und langjährigen Bedro-
  fanden dort Schutz und Beratung                  hungen und Misshandlungen psychisch
  durch qualifiziertes Fachpersonal, un-           verarbeiten zu können.
  terstützt von Ehrenamtlichen. Der
  Aufenthalt im Frauenhaus dauert                  Neben Betreuung und Hilfe erhalten
  manchmal nur wenige Tage, meistens               Frauen und ihre Kinder im Frauenhaus
auch Beratung und Hilfestellung bei der
Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche und
beim Umgang mit Ämtern und Behör-
den sowie bei medizinischen, rechtli-
chen, sozialen und psychischen Proble-
men. Auch nachdem die Frauen das
Frauenhaus verlassen haben, findet bei
Bedarf vorübergehend eine Anschluss-
betreuung statt.

Ein wesentliches Anliegen der Frauen-
hausarbeit ist die Hilfe zur Selbsthilfe.
Die betroffenen Frauen sollen wieder        Grundkosten (Personal-, Sach- und
so viel Selbstvertrauen und Selbst-         Verwaltungskosten, Mietkosten der
ständigkeit gewinnen, dass sie eigen-       Gemeinschafts- und Verwaltungsräu-
verantwortlich über ihre Zukunft und        me) eines Frauenhauses. Das Baye-
die ihrer Kinder entscheiden können.        rische Staatsministerium für Arbeit und
                                            Soziales, Familie und Integration leistet
Die Kontaktdaten der Frauenhäuser           einen ergänzenden Beitrag zu den Per-
finden Sie unter:                           sonalkosten abhängig von der Größe
www.blick-dahinter.bayern.de                des Frauenhauses, denn der Staat will
                                            und muss ein bayernweites, qualitativ
Finanzierung und Förderung                  hochwertiges Hilfs- und Beratungs-
Die Träger der bayerischen Frauenhäu-       angebot sicherstellen. Die Miete für
ser gehören ausschließlich der Freien       den Wohnraum der einzelnen Frau
Wohlfahrtspflege an und sind folgenden      wird von ihr selbst aufgebracht oder
Dachverbänden zuzuordnen:                   über staatliche Sozialleistungen ab-
Der Paritätische Wohlfahrtsverband,         gedeckt. Zudem wird von den Frauen-
Sozialdienst katholischer Frauen, Ar-       häusern selbst ein Eigenanteil erbracht.
beiterwohlfahrt, Caritasverband und
Diakonisches Werk.

Die Finanzierung der Frauenhäuser ist
vorrangig eine Aufgabe der Kommunen
im Rahmen der kommunalen Daseins-
vorsorge. Die meisten Landkreise und
kreisfreien Städte haben sich im Rah-
men des „Gesamtkonzepts für Frauen-
häuser in Bayern“ einem Frauenhaus
zugeordnet und bezuschussen die sog.

                                                                                    25
Hilfsmöglichkeiten

Notrufe                                     Außerdem leisten viele Notrufe Prä-
                                            ventionsarbeit in Schulen und Kinder-
Die 33 staatlich geför-                     gärten speziell zum Thema sexuelle
derten Notrufe in Bay-                      Gewalt.
ern, deren Träger
ebenfalls der Freien                        Die Notrufe finanzieren sich im We-
Wohlfahrtspflege an-                        sentlichen durch kommunale Zuschüs-
gehören, beraten und                        se, staatliche Förderungen durch das
unterstützen Mädchen und Frauen, die        Bayerische Staatsministerium für
von Gewalt betroffen sind. Aber auch        ­Arbeit und Soziales, Familie und Inte-
deren Angehörige oder Berufsgruppen,        gration und durch Eigenmittel.
die mit betroffenen Frauen zu tun ha-
ben, finden hier Hilfe. In den Notrufen     Die Kontaktdaten der Notrufe
arbeiten viele Mitarbeiterinnen ehren-      finden Sie unter:
amtlich. Nur so ist gewährleistet, dass     www.blick-dahinter.bayern.de
zum Beispiel die Notruftelefone rund
um die Uhr besetzt sind.                    Beratungsstellen
Eine Kontaktaufnahme ist bei den Not-       In vielen bayerischen Städten und Ge-
rufen selbstverständlich auch anonym        meinden gibt es weitere Beratungs-
möglich. Neben der telefonischen            stellen mit unterschiedlichen Hilfsange-
­Krisenintervention bieten die Mitarbei-    boten, wie zum Beispiel Ehe- und
 ter­innen der Notrufe persönliche Bera-    Familienberatungsstellen.
  tung und Begleitung zur Polizei, zur
 ­Anwältin oder zum Anwalt und zur Ge-
  richtsverhandlung. Auch wenn die
  Haftentlassung des Täters bevorsteht
  und der betroffenen Frau Angst macht,
  stehen die Notrufe zur Seite. Wichtig
  zu wissen: Das Hilfsangebot der Not-
  rufe kann selbstverständlich auch dann
  in Anspruch genommen werden, wenn
  die Tat nicht angezeigt und strafrecht-
  lich verfolgt wird.

  Neben konkreter Beratung bieten die
  Notrufe auch Einzelgespräche und Ge-
  sprächsgruppen, in denen über die
­erlebte Gewalt, die Ängste und Nöte
 ­erzählt werden darf.
Die Leistungen der                         häusern, Notrufen, Jugend- und
Bayerischen Staatsregierung                ­Gesundheitsamt, Polizei und Justiz.
                                            ­Gemeinsam werden Strategien und
Die Bayerische Staatsregierung hat           ­interdisziplinäre Maßnahmen zur Be-
sich zwei Schwerpunkte gesetzt: zum        kämpfung häuslicher Gewalt entwi-
einen die Vorsorge und den Abbau von       ckelt.
häuslicher Gewalt, zum anderen die
­rasche Hilfe und Beratung der Opfer.      Aus- und Fortbildung
 Verschiedene Maßnahmen tragen dazu        Bei der Polizei ist das Thema „Opfer-
 bei, die häusliche Gewalt möglichst im    schutz“ inzwischen fester Bestandteil
 Vorfeld einzudämmen und die aktuelle      der Fortbildung. Es gibt Unterrichts-
 Situation für Betroffene zu verbessern.   einheiten, ein eigenes Portal im Intra-
                                           net der Bayerischen Polizei, einen Op-
Runde Tische                               ferschutzfilm und spezielle einwöchige
Bayernweit wurden auf kommunaler           Seminare. Die eigens dafür geschulten
Ebene Runde Tische gebildet, an denen      „Beauftragten der Polizei für Frauen
Vertreterinnen und Vertreter der unter-    und Kinder“ stehen allen Sachbearbei-
schiedlichsten Fachstellen teilnehmen.     terinnen und Sachbearbeitern als An-
Ziel ist hier die unbürokratische Ver-     sprechpartner zur Verfügung. Sie wir-
netzung aller eingebundenen Institutio-    ken durch Vernetzung und Kooperation
nen und Ansprechpartner wie den            auf einen intensiveren Opferschutz in-
Gleichstellungsbeauftragten, Frauen-       nerhalb und außerhalb der Polizei hin.

                                                                                    27
Hilfsmöglichkeiten

Auch innerhalb der Justiz werden Fort-      Die Polizei ist auch Bindeglied zwi-
bildungen für Richterinnen und Richter      schen der gewaltbetroffenen Frau und
sowie Staatsanwältinnen und Staats-         der Beratungseinrichtung beim soge-
anwälte angeboten. In der Gesund-           nannten pro-aktiven Beratungsansatz.
heitsverwaltung finden Schulungen aller     Dabei gibt die Polizei nach einem Ein-
Berufsgruppen statt. Besonders wich-        satz wegen häuslicher Gewalt die
tig ist es, dass Ärztinnen und Ärzte gut    ­Kontaktdaten der Frau mit deren Ein-
über das Thema informiert sind, denn         verständnis auf kurzem Wege und sehr
diese Berufsgruppe ist besonders häu-        zeitnah an eine geeignete Beratungs-
fig mit Opfern häuslicher Gewalt kon-        einrichtung weiter, mit der sie eine
frontiert. Art und Häufigkeit der Verlet-    Kooperationsvereinbarung geschlossen
zungen sowie der körperlichen und            hat. Die Beraterinnen nehmen dann
psychischen Beschwerden sprechen oft         von sich aus telefonisch Kontakt zu der
eine deutliche Sprache. In vielen dieser     betroffenen Frau auf und bieten Bera-
Fälle können sich Angehörige medizi-         tung und Unterstützung an. Der pro-
nischer Berufsgruppen als Vertrauens-        aktive Beratungsansatz wird in einigen
person anbieten und erster wichtiger         Kommunen in Bayern auf unterschied-
Ansprechpartner sein.                        liche Weise praktiziert.

Im Bereich der Jugendhilfeverwaltung        Netzwerk von und für Frauen und
ist neben den Kommunen das Baye-            Mädchen mit Behinderung in Bayern
rische Landesjugendamt für die Fortbil-     Das seit dem Jahr 2000 von der Baye-
dung von Fachkräften zuständig. Die-        rischen Staatsregierung geförderte
ses organisiert schon seit Jahren eine      ­Koordinierungsbüro widmet sich auch
Reihe von Veranstaltungen zum Thema          dem Themenbereich „Gewalt gegen
„Gewalt in der Familie“. Ein umfang-         Frauen mit Behinderungen“. Ziele sind
reiches Fortbildungsprogramm wird            die Sensibilisierung der Betroffenen
daneben auch von den Spitzenverbän-          und der Öffentlichkeit für dieses stark
den der Freien Wohlfahrtspflege und          tabuisierte Thema sowie der Präven-
einer Vielzahl anderer Einrichtungen         tionsgedanke.
angeboten.
                                            Gleichstellungsbeauftragte
Polizei                                     Ein Schwerpunkt der Gleichstellungs-
Jede Polizeidienststelle sowie jede ein-    beauftragten in allen Bezirken, Land-
zelne Polizeibeamtin und jeder einzelne     kreisen, kreisfreien Städten
Polizeibeamte kann als erste Anlauf-        und in vielen Gemeinden
stelle dienen. Im Regelfall übernehmen      liegt in der Vermittlung in
dann weibliche Polizisten die Betreu-       ein Frauenhaus, an einen
ung und Vernehmung der Opfer von            Notruf oder andere Hilfs-
häuslicher Gewalt.                          angebote.
Weitere Ansprechpartner                    Die besondere Rolle von
                                           Ärztinnen und Ärzten
Neben der Bayerischen Staatsregie-         Sie zählen zum Personenkreis, der auf
rung engagieren sich noch etliche Ver-     Grund ihres Berufes häufig mit dem
eine und freie Träger für die Unterstüt-   Thema häusliche Gewalt konfrontiert
zung gewaltbetroffener Frauen. Der         wird und mehr und mehr dafür sensibi-
Weiße Ring e.V. bietet zum Beispiel        lisiert ist. Insbesondere in Hausarzt-
Hilfestellungen im Umgang mit Behör-       und Frauenarztpraxen wird auf Grund
den und Begleitung zu Gerichtstermi-       der zu behandelnden Verletzungen
nen. Die Stalking-Opferhilfe bietet un-    oder der vorliegenden psychosoma-
ter anderem bundesweit eine                tischen Krankheiten die Gewalt sozu-
kostenlose telefonische Erstberatung       sagen hautnah erlebt. Da Ärztinnen
und Selbstsicherheitstrainings.            und Ärzte darüber hinaus oft als Ver-
Neben den offiziellen Beratungsstellen     trauenspersonen wahrgenommen wer-
und Vereinen können aber auch Einzel-      den und der Schweigepflicht unterlie-
personen, wie zum Beispiel eine Seel-      gen, bieten sie sich in besonderem
sorgerin oder ein Seelsorger, als erste    Maße als erste Ansprechpartner an. In
Anlaufstelle dienen.                       vielen Praxisräumen liegen Informa-
                                           tionsflyer mit örtlichen Hilfsangeboten
                                           aus.

                                                                                     29
Hilfsmöglichkeiten

Brauchen auch Täter Hilfe?                  es für jeden von uns völlig gerecht-
                                            fertigt, einzugreifen, wenn wir zum Bei-
Natürlich ist oberstes Gebot, den Op-       spiel als Nachbarin oder Nachbar Zeu-
fern von häuslicher Gewalt Hilfe auf        ge häuslicher Gewalt werden. Auch
jede erdenkliche Weise zukommen zu          Freundinnen, Verwandte oder Arbeits-
lassen. Es darf jedoch nicht vergessen      kolleginnen und -kollegen ahnen meist
werden, dass für die Situation der          etwas von der unheilvollen Situation.
Frauen nur dann langfristig ein Erfolg      Sie alle sind aufgerufen, nicht weg-
erzielt wird, wenn die gewaltbereiten       zuschauen und wegzuhören, sondern
Männer sich ändern. Deshalb kann            aktiv zu werden, bei begründetem Ver-
beim Thema häusliche Gewalt die             dacht die Betroffene anzusprechen und
Täte­rarbeit nicht ausgeklammert blei-      Hilfe anzubieten oder in einer akuten
ben. Ziel dabei ist, dass der Täter seine   Notsituation die Polizei zu rufen.
Verantwortung für die eigenen Gewalt-       Letztlich ist jeder von uns gefordert,
handlungen übernimmt, eine verbes-          hinzusehen und ein Stück weit Ver-
serte Selbstkontrolle erreicht und          antwortung zu übernehmen. Tatenlos
­gewaltfreie Formen der Auseinander-        zu bleiben ist die schlechteste Ent-
 ­setzung findet.                           scheidung.

In Bayern existieren verschiedene           Adressen, die weiter helfen, finden Sie
­Beratungsstellen, die sich auf kommu-      unter www.blick-dahinter.bayern.de
 naler Ebene in der Täterhilfe engagie-
 ren.
                                                           Jeder von uns ist gefordert,
                                                           hinzusehen und ein Stück
 Hinsehen ist besser als
                                                           weit Verantwortung zu
­Wegsehen                                                  übernehmen

Das Tabu, häusliche Gewalt zur Spra-
che zu bringen, beschränkt sich nicht
nur auf die Täter und Opfer. In unserer
Gesellschaft herrscht eine allgemein
akzeptierte Verhaltensform, sich nicht
„in die Angelegenheiten anderer Leute
einzumischen.“ Dabei muss mit aller
Deutlichkeit gesagt werden: Häusliche
Gewalt ist keine harmlose private An-
gelegenheit eines (Ehe-) Paars, son-
dern ein aggressiver Angriff auf einen
Menschen, der unter der Gewalt-
anwendung massiv leidet. Deshalb ist
Mit freundlicher Unterstützung durch

Frau Barbara Christian,
Diakonisches Werk Bayern e.V.
Frau Birgit Gaile,
Arbeiterwohlfahrt,
Landesverband Bayern e.V.
Frau Angelika Hirsch,
Arbeiterwohlfahrt Kreisverband
Landshut e.V.
Frau Antje Krüger,
Paritätischer Wohlfahrtsverband
Bayern e.V.
Frau Monika Meier-Pojda,
Sozialdienst kath. Frauen
Landesverband Bayern e.V./ Caritas
Frau Simone Ortner,
Frauennotruf München

Unser besonderer Dank gilt
Frau Dr. Monika Schröttle,
Interdisziplinäres Zentrum für Frauen-
und Geschlechterforschung (IFF) der
Universität Bielefeld

                                         31
Literaturverzeichnis

Literaturverzeichnis

Sämtliche Daten und Fakten in dieser       Gesundheitliche Folgen von Gewalt
Broschüre beruhen – s oweit nicht an-      unter besonderer Berücksichtigung
ders gekennzeichnet – auf folgenden        von häuslicher Gewalt gegen Frauen,
Studien:                                   Gesundheitsberichterstattung des
                                           Bundes, Heft 42
Lebenssituation, Sicherheit und Ge-        Autorinnen: Claudia Hornberg,
sundheit von Frauen in Deutschland         Dr. Monika Schröttle, Sabine Bohne,
(2004)                                     Nadia Khelaifat und Andrea Pauli unter
Eine repräsentative Untersuchung zu        Mitarbeit von Kerstin Horch
Gewalt gegen Frauen in Deutschland         Auftraggeber: Robert-Koch-Institut,
(Lang- und Kurzfassung)                    Berlin 2008
Projektleitung: Dr. Monika Schröttle,
Prof. Dr. Ursula Müller, Interdiszipli-    GENDER. Zeitschrift für Geschlecht,
näres Zentrum für Frauen- und Ge-          ­Kultur und Gesellschaft, Heft 1 | 2010,
schlechterforschung (IFF) der Universi-     Seite 133-151, Aufsatz „Kritische
tät Bielefeld                              Anmerkungen zur These der Gender-
Auftraggeber: Bundesministerium für        symmetrie bei Gewalt in Paarbezie-
Familie, Senioren, Frauen und Jugend       hungen“ von Dr. Monika Schröttle

 Gewalt gegen Frauen in                    Gewalt gegen Männer in Deutschland
­Paarbeziehungen (2008)                    (2004)
 Eine sekundäranalytische Auswertung       Pilotstudie zu personalen Gewalt-
 zur Differenzierung von Schwere-          widerfahrnissen von Männern in
 graden, Mustern, Risikofaktoren und       Deutschland
 Unterstützung nach erlebter Gewalt        Projektleitung: Forschungsverbund
 (Lang- und Kurzfassung)                   Gewalt gegen Männer (Dissens e.V.
 Projektleitung: Dr. Monika Schröttle      Berlin, GeFoWe Eckenhaid/ Mittel-
 unter Mitarbeit von Dipl.-Soz.wiss.       franken, SOKO Bielefeld)
 Nicole Ansorge, Interdisziplinäres Zen-   Auftraggeber: Bundesministerium für
 trum für Frauen- und Geschlechterfor-     Familie, Senioren, Frauen und Jugend
 schung (IFF) der Universität Bielefeld
 Auftraggeber: Bundesministerium für
 Familie, Senioren, Frauen und Jugend
SoFFI.F Berlin                           Beratung und Kooperation im
Sozialwissenschaftliches Frauen        ­ ontext von häuslicher Gewalt und
                                       K
ForschungsInstitut Freiburg            Nachstellungen
Büro Berlin: Prof. Dr. Barbara Kave-   Handreichung für die Fachberatung
mann                                   ­sowie kooperierende Professionen
Kottbusser Damm 79                       ifb Materialien 2006
10967 Berlin                             Autorinnen: Ruth Limmer und
Tel: 030/691 48 32                       Melanie Mengel, unter Mitarbeit von
E-mail: SoFFI.K.-Berlin@web.de         A­ nja Grosa
www.wibig.uni-osnabrueck.de             Herausgeber: ifb Staatsinstitut für
www.auswirkungen-prostitutions­         ­Familienforschung an der Universität
gesetz.de                                Bamberg

                   Adressen, die weiter helfen,
                        finden Sie unter
                  www.blick-dahinter.bayern.de
Zukunftsministerium
                 Was Menschen berührt.

                          www.zukunftsministerium.bayern.de

                          Dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie
                          und Integration wurde durch die berufundfamilie gemeinnützige GmbH die
                          erfolgreiche Durchführung des audits berufundfamilie® bescheinigt:
                          www.beruf-und-familie.de.

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                          Unter Telefon 089 12 22 20 oder per E-Mail unter direkt@bayern.de erhalten
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                          Internetquellen sowie Hinweise zu Behörden, zuständigen Stellen und Ansprech-
                                           Tel. 089 12 22 20

                          partnern bei der Bayerischen Staatsregierung.

                          Bayerisches Staatsministerium für
                          Arbeit und Soziales, Familie und Integration
                          Winzererstr. 9, 80797 München
                          E-Mail: oeffentlichkeitsarbeit@stmas.bayern.de
                          Gestaltung: CMS – C ross Media Solutions GmbH
                          Bildnachweis: Bayerisches Staatsministerium für Arbeit
                          und Soziales, Familie und Integration, fotolia.com
                          Druck: Druckerei Schmerbeck GmbH
                          Gedruckt auf umweltzertifiziertem Papier
                          (FSC, PEFC oder vergleichbares Zertifikat)
                          Stand: 3. Auflage Januar 2014
                          Artikelnummer: 1001 0472
                          Bürgerbüro: Tel.: 089 1261-1660, Fax: 089 1261-1470
                          Mo. bis Fr. 9.30 bis 11.30 Uhr und Mo. bis Do. 13.30 bis 15.00 Uhr
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