Historische Masken Kindermuseen Experimentelle Archäologie und Regionalgeschichte - Pfahlbauten ...
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Plattform · 28/29 · 2019–20 JAHRBUCH 28/29 · 2019–20 Historische Masken Kindermuseen Experimentelle Archäologie und Regionalgeschichte
Inhalt Zur Geschichte der Masken Aus der studentischen Werkstatt Ausflugstipps Masken Das Pfrunger Ried 4 P. Walter: 110 S.-T. Blenk: 147 H. Hermansdorfer, A. Janas: Von der Fasnacht bis zur magisch Bislang vernachlässigte Landschaften Teil I: Urgeschichtliche Masken Ausgewählte Kindermuseen in Der Archäopark Vogelherd in religiösen Abwehr von Dämonen. in der archäologischen Forschung neu 23 M. Baumhauer: Deutschland Niederstotzingen betrachtet. Teil II: Masken und ihre Verwendung 112 R. Andrews: 148 H. Napierala: Seite 4 in mittelalterlicher Zeit Kindermuseen in Dänemark Campus Galli – der St. Galler Kloster Seite 44 29 C. Erol: 115 M. Held: plan wird als Mittelalterbaustelle Teil III: Masken der Neuzeit Kindermuseen in Großbritannien erlebbar 117 B. M. Foth: 151 P. Walter: Methoden der Archäologie Außerschulische Lernorte Die Schussenquelle bei 32 V. Edelstein: 120 K. Puster: Bad Schussenried Genetik, Epigenetik und Proteomik Die Kinder-Uni und ihre Ansätze 125 M. Rapp: Aus dem Museum Aus der Region Zwischen freiem Lernen, Insekten G. Schöbel: 39 W. Graf v. u. zu Bodman: gewusel und glücklichen Kindern 153 Projekt „Archäologie der Zukunft – Bodman am Bodensee Direktvermittlung Wissen“ 2017-2020 44 G. Schöbel: Aktuelles aus der Archäologie 155 ”Sharing Heritage“ im Pfahlbau Das Pfrunger Ried – Das Forschungs- 127 R. Ebersbach, E. Marinova-Wolff, museum Unteruhldingen institut für Vor- und Frühgeschichte A. G. Heiss: 157 Projektförderung aus dem „Sofort am Pfahlbaumuseum Unteruhldingen 6.000 Jahre altes Gerstenmalz aus hilfeprogramm Heimatmuseen“ im Pfrunger Ried und in Oberschwa- Hornstaad – Bioarchäologischer Nach- durch den Deutschen Verband ben zwischen 1949 und 1982 weis für das älteste Bier in Europa? für Archäologie e.V. 81 M. Jochim: 133 U. Leuzinger, L. Enderli, 158 Der Erweiterungsbau des Pfahlbau- Steinzeit hat Zukunft! B. Möckli, H. Brem: museums Unteruhldingen im Gedanken zur Urgeschichte der Graben im Welterbe Masterplan „Weltkulturerbe Mikroregion Pfrunger Ried vor laufender Kamera Pfahlbauten“ – Stand der Planungen 87 G. Schöbel: 136 J. Reinhard, D. Freund, A. Meier: 2021 Unteruhldingen und die Eisenbahn Hügeli“ allerorten? Steinberge im nördlichen Zugersee, Kanton Zug, 160 Vereinsnachrichten Experimentelle Archäologie Schweiz Außerschulische Lernorte 92 R. Laschimke, M. Burger, P. Walter: 140 R. Keller: Wie kommt das Loch in die Kupferaxt? Ein neu entdeckter römischer Vermittlungsmöglichkeiten im Museum - 96 H. Gieß, A. Scherrer: Gutshof in Aufkirch hoch über dem Best Practice Beispiele. Honig, Wachs und Propolis Überlinger See 100 P. Walter: Seite 4 Der Rohstoff Bienenwachs und seine Wie kommt das Loch ins Beil? Nutzung von der Altsteinzeit bis zum Honig, Wachs und Propolis Ende der Bronzezeit Alte Gusstechnik im Experiment. 106 M. Klek: Hohle Baumstämme und Klotzbeuten Fette und Erden – Neolithische – was die prähistorische Biene für den Seite 4 Gerb-Szenarien unter Einsatz Menschen bedeutete. mineralischer Zusatzstoffe Seite 96 Plattform 2 Plattform 3
Pfrunger Ried · 1949 – 1982 Das Pfrunger Ried Das Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte am Pfahlbaumuseum Unteruhldingen im Pfrunger Ried und in Oberschwaben zwischen 1949 und 1982 von Gunter Schöbel Abb. 01 · Bodo Frohwein (*1904 – † 1960). Abb. 02 · Gerta Schneider (*1908 – † 1999). Abb. 03 · Heinz Dürr (*1893 – † 1976). Die Ausgangssituation sein und das Freilichtmuseum in der Rente, Wahlrecht und auch das Recht, Leiter Hans Reinerth. Sie konzentrier Badischen Forst vermittelte eine Holz „sehr gut“ zu überstehen, als „Minderbelas neuen Bundesrepublik Deutschland wieder einen Kraftwagen zu fahren, waren auf fünf te sich mithilfe der noch verfügbaren schenkung für Bauholz und Pfähle durch teter mit 2 Jahren Bewährungsfrist“, und Die Währungsreform in der Trizone 1948, auf demokratische Fundamente wie in den Jahre ausgesetzt worden. Nach §52 Alliier Mitarbeiter und der Vereinsmitglieder den Markgrafen von Baden. Bücher für wünschte seinem ehemaligen Chef, wie den drei westlichen Besatzungszonen in Anfangsjahren gestellt werden (Schöbel tengesetz hatten seine Fachkollegen aus aus der Region zunächst auf das Frei die Bibliothek wurden neu angeschafft. auch den anderen Kollegen in Württem Deutschland, traf das Regionalmuseum am 1997, 32 f.). Ein stark gestiegener Besucher Freiburg und Tübingen bei den Militärbe lichtmuseum. Die Hausplattformen der Karl Wiehler aus Unteruhldingen überließ berg und Baden, eine „günstige Entbrau Bodensee hart. Die Einführung der D-Mark strom im Sommer 1949 mit bereits wieder hörden 1948 erreicht, dass alle seine priva Pfahlbauten wurden instandgesetzt, alle dem Freilichtmuseum Unteruhldingen die nung“ und Wiedereinsetzung. im Juni sollte die Wirtschaft stabilisieren 50.200 Besuchern ermöglichte dringend ten wissenschaftlichen Unterlagen, Bücher Räume neu gestrichen. Seilermeister Ritz von ihm und seinem Sohn am Wohnplatz und zu einem neuen Wachstum führen, so Dies hatten die meisten Archäologen notwendige Reparaturen der Dörfer und und Ausgrabungsgeräte beschlagnahmt lieferte Juteseile, dreifach locker gedreht, 33a der Mittleren Steinzeit in Uhldingen die Idee. Die Währungsumstellung führte in Baden und Württemberg zu diesem Neueinrichtungen. Der Wiederaufbau der wurden. Sie lagerten zu dieser Zeit noch ein Zentimeter dick, für Dachdeckungen aufgelesenen Stücke: 84 Stück für 86,60 aber zunächst zu gravierenden Einschnit Zeitpunkt mit gegenseitiger Unterstützung Modellwerkstatt zur Renovierung und in 16 Holzkisten versiegelt in Bad Buchau und Holzverbindungen. Magnesit für die DM. Nur fünf Jahre nach Kriegsende durfte ten. Alle in den ersten Nachkriegsjahren bereits wieder erreicht – ein Großteil des Einrichtung der Häuser war in Planung, am Federsee. Der West- und Süddeutsche Lehmwände, Steinkeulen, Streitäxte, der Verein wieder erste Verträge mit Muse im Freilichtmuseum erarbeiteten Geldre archäologischen Personals in Deutschland erste Überlegungen zur Wiederaufnahme Altertumsverband hatte ihn zudem im Juni Henkelkrüge und eine Töpferdrehscheibe umsangestellten abschließen, wie mit Dr. serven waren auf einen Schlag verloren. mit ehemaliger Partei- oder Parteigliede der Forschungen der Vorkriegsjahre am 1949 aufgrund einer „tendenziösen Vorge (Abb. 01) kamen auf Rechnung vom ehe Gerta Schneider, jetzt als wissenschaft Die Löhne der Angestellten konnten im rungszugehörigkeit konnte nach Abschluss Bodensee und in den Mooren Oberschwa schichtswissenschaft“, die er im NS-Staat maligen Modellschreiner Bodo Frohwein liche Assistentin, mit Gertrudis Heilig Winter 1948/49 nicht gezahlt werden. Da der verpflichtenden Entnazifizierungsver bens waren in Gang gesetzt. betrieben habe, auf einer Arbeitstagung in das Museum. Bertha Knoblauch aus zur Abhaltung von Führungen, Hans März Friedrich Sulger, der Sohn des Museums fahren ordentlich im öffentlichen Dienst in Regensburg aus der archäologischen Unteruhldingen fertigte Pfeilbogen für die als Kassierer sowie Leo Rimsberger für gründers Georg Sulger, zum 29. April 1949 Der Berliner Professor Hans Reinerth eingestellt werden. Wolfgang Kimmig, Wissenschaft ausgeschlossen (Schöbel Steinzeit. Frohwein lieferte darüber hinaus Zimmermanns- und Schreinerarbeiten. den Vorsitz des Pfahlbauvereins abgab, unterschrieb zum 31. Dezember 1950 einen NSDAP- und SA-Mitglied (Staatsarchiv 1997, 45 f.). Dies kam faktisch einem von Feuersteingeräte und Vogellampen für übernahm Landrat i.R. Dr. Maier aus neuen Vertrag als wissenschaftlicher Freiburg, D 180/2 Nr. 194378, Entnazifizie Fachkollegen verhängten Berufsverbot den Verkauf. Bronzen der Kunstgießerei Die „Entnazifizierung“ als Voraussetzung Überlingen als stellvertretender Vorsitzen Leiter. Der Verein erkannte seine Urhe rungsakte 1948, 1980 [Umfang: 6 Seiten] D gleich. Dieses Verdikt hatte bis zu seinem Vinzenz Hörner aus Schwäbisch Gmünd für den Wiederbeginn der die Leitung. Am 30. April 1950 wählten berschaft an den Gebäuden der Freilicht 180/2 Nr. 215019, Entnazifizierungsakte von Tod im Jahre 1990 Bestand. Die Zeichen wie Nadeln, Rasiermesser, Bronzeschalen, ihn die 54 anwesenden Mitglieder auf der anlage an und vergütete sie fortan mit Ehemalige Mitarbeiter meldeten sich Wolfgang Kimmig „V. O. 165 108“, Fehr 2006, standen damit wenig günstig für eine Schwerter und Ambosse nach Vorbild des ersten ordentlichen Generalversammlung 16 Prozent der Museumseinnahmen. Er auf der Suche nach Arbeit. Heinz Dürr, 553) war bereits 1946 am Urgeschichtlichen Wiederaufnahme der wissenschaftlichen Pfahlbaus Zürich-Wollishofen konnten des Pfahlbauvereins nach dem Krieg zum durfte sich nach außen zunächst aufgrund Lichtbildner, Fotograf (Abb. 03), Zeichner, Institut in Freiburg und als Denkmalpfleger Forschungen im Museum, einer privaten wiederbestellt werden. Vorsitzenden. Hans Reinerth, der Leiter seines ersten NS-Säuberungsverfahrens Sammler, enger Vertrauter Hans Reinerths in Südbaden tätig. Kurt Bittel, gleichfalls Institution, die vorher durch Ausgrabungen des Museums von 1938–1945, kündigte eine und seiner Verurteilung als „Schuldiger des Manches war durch die zeitweise Bewoh aus Tübingen und Berlin, hatte die ersten NSDAP-Mitglied und während der Kriegs wie auch den Aufkauf oder die Überlassung Neufassung der Vereinssatzung an, deren NS-Regimes“ 1949 in Freiburg (Entnazifizie nung der Anlage durch marokkanische Nachkriegsjahre 1945 bis 1949 zurück jahre Assistent von Martin Schede am DAI von Sammlungen seine Museumsaufgaben Grundlage die Satzung aus dem Jahre 1926 rungsverfahren, Archiv Pfahlbaumuseum) Truppenteile der französischen Besat gezogen auf Bauernhöfen in Bayern und Istanbul, übernahm am Tübinger Institut in Unteruhldingen erfüllt hatte. bilden sollte. Die letzte aus dem Jahr 1935 nicht öffentlich betätigen (Schöbel 1997, zungsarmee nach Kriegsende und durch Oberschwaben als Landwirtschaftshelfer vertretungsweise die Leitung. Er kam müsse „…den Zeitverhältnissen angepasst 44 f.). Wegen der auferlegten Sühne Der Neubeginn war nicht leicht, verlangte Plünderungen verloren gegangen. Hier gearbeitet und wartete Anfang 1950 noch durch Spruch vom 17.6.1949 in die Gruppe werden“. Dadurch sollte die Gleichschal maßnahmen war es ihm ebenfalls nicht aber nach den Statuten des Pfahlbauver war Gerta Schneider (Abb. 02) als Muse auf die Entscheidung in seinem politischen der formal gering Belasteten. Gustav Riek, tung aller Museumsvereine im NS-Staat, erlaubt, ein öffentliches Amt zu bekleiden, eins wissenschaftliche Expertise. Diese umsleiterin der ersten Nachkriegsjahre Säuberungsverfahren in Freiburg (Schöbel Ordinarius am Tübinger Institut bis 1945, so auch die des Vereins für Pfahlbau- und Reden zu halten, Bücher zu schreiben, kam, nachdem der Bodenseegeschichts für die Wiederbeschaffung verantwortlich. 2011, 92 f., 114 f.; Schöbel 2015a, 23 Anm. 100). als SS-Offizier, Schulungsleiter und dritter Heimatkunde e.V., die im Jahr 1938 vollzo Mitglied einer politischen Partei oder verein, das Land und die Gemeinde eine Handwerker aus dem Ort renovierten die Am 26. März 1950 berichtete er dem neuen Kommandant im Konzentrationslager Hin gen wurde, der Vergangenheit angehören, einer beruflichen Vereinigung zu sein. Übernahme des Museums abgelehnt hatten, Holzwände der Häuser. Vorstandsmitglied Museumsleiter davon, dass er es jetzt zert an der Luxemburger Grenze eingesetzt, die französische Besatzung Geschichte Alle gesetzlichen Ansprüche auf Pension, vom alten und neuen wissenschaftlichen Forstrat Friedrich Meiss vom Großherzoglich geschafft habe, die Entnazifizierung mit erhielt 1948 die Einstufung als Mitläufer. Plattform 44 Plattform 45
Pfrunger Ried · 1949 – 1982 Er wurde als Hochschullehrer 1949 seines berichtete. Dürr besaß somit fünf Jahre ab 1941 (Margarethe Neuss an Goessler 1953 erfolgte ein weiterer Vorstoß zur Frankfurt mit, dass Reinerth in die Liste der der Universitätskasse Tübingen oder durch Amtes enthoben und 1956 wieder an der nach Kriegsende wieder sein so dringend 08.11.1949). Bittbriefe von Moritz Vierfelder, Entlastung mit folgender Begründung: Hochschullehrer zur Wiederverwendung Dienststellen der NSDAP. Es folgten die Universität Tübingen eingestellt. Friedrich benötigtes fotografisches Handwerkszeug. dem jüdischen, ehemaligen Schriftführer „… Die Verfälschung der Wissenschaft, die aufgenommen worden sei. Wilhelm Schlei Belege zur Finanzierung der Altgrabungen Garscha, Bodendenkmalpfleger in Baden Mit der Ausrüstung und der Einrichtung des Buchauer Altertumsvereins, erreichten Politisierung der Wissenschaft reiche als ermacher, gerade bei der RGK nach seinem und die Abrechnungen. und im besetzten Elsass, erreichte 1949 eines Fotolabors entstanden Bilder für in dieser Sache die Ministerien in Stuttgart Grund nicht. Es ginge nicht an, einzelne Säuberungsverfahren wiedereingesetzt, Die Anknüpfungen an die Feuchtbodenfor die Einstufung als „Mitläufer“ (Generallan Postkarten des Museums zum Verkauf. und Siegbert Einstein in Buchau (11.02.1947, Wissenschaftler für die Politisierung einer forderte umgehend Carl Weickert, den schungen der Vorkriegsjahre waren nicht desarchiv Karlsruhe Entnazifizierungsakte Mit der zurückgewonnenen Ausrüstung 26.06.1948, 28.03.1953), den letzten dort Wissenschaft verantwortlich zu machen. kommissarischen Präsidenten des Deut nur in Südwestdeutschland schwierig. Die 465 h Nr.7139; Sammelakte 465 c Nr. 110). stand darüber hinaus den Überlegungen zur verbliebenen jüdischen Mitbürger. Die Jedes Regime der Welt hat es in Anspruch schen Archäologischen Institutes (DAI) in Römisch-Germanische Kommission in Adolf Rieth, SA Mitglied, Schüler Reinerths Wiederaufnahme der Feldforschungen und Freigabe der gesperrten wissenschaftli genommen, Ergebnisse und Erkenntnisse Berlin, auf, beim Bundesinnenministerium Frankfurt wie auch das Deutsche Archäo (Staatsarchiv Freiburg, C 25/8 Nr. 1152 Dokumentationen im Rahmen von Feldbe chen Materialien, aber auch die Hilfe bei von Wissenschaft und Forschung auf gegen die Wiederverwendung Reinerths logische Institut unternahmen länderüber Personalakte des Badischen Kultusminis gehungen am Bodensee und in Oberschwa einer Rehabilitierung Hans Reinerths zur allen Lebens- und Wissensgebieten zur Schritte zu unternehmen. Dieser richtete greifend Anstrengungen, um den ehema teriums von Adolf Rieth, 1941–1946, ca. 75 ben nichts mehr im Wege. Sie sollten Wiederanstellung im Staatsdienst war das Untermauerung politischer Argumente mehrere Schreiben seitens der Fachver ligen Berliner Professor an der Ausübung Seiten; Spruchkammerakte Sigmaringen an die systematischen Uferbegehungen gemeinsame Ziel. auszuwerten.“ Zum 7. August 1953 begann tretung an den Bundesinnenminister. Das archäologischer Tätigkeiten zu hindern. Wü 13 T Nr. 2414/071; Nachlass Rieth Pfahl 1929/30, die Dürr am Bodensee in Unteruhl die Wiederaufnahme des Verfahrens Justizministerium Baden-Württemberg Vereinsvorsitzender Maier (Abb. 04) und Anträge bei der Deutschen Forschungsge baumuseum Unteruhldingen) hatte 1944 dingen, Seefelden, Maurach, Bodman, aber Reinerth. Begründung durch das Justizmi teilte Rieth in Tübingen am 26. Januar 1954 der neue Museumsleiter kümmerten sich meinschaft auf Beihilfe zur abschließen habilitiert und war für eine Dozentur am auch in Oberschwaben und am Lindenhof nisterium Baden-Württemberg: Man habe auf Anfrage mit, dass die Entscheidung der mit Anwälten, bald auch im Rahmen des den Bearbeitung der Mittleren Steinzeit Institut für Germanische Vorgeschichte an bei Pfrungen begonnen und über die Hans den Belastungsunterlagen mehr Gewicht Spruchkammer Freiburg aufgehoben wur 2. Landesgesetzes zur Vereinfachung der am Federsee für insgesamt 94 Fundplätze der Reichsuniversität Straßburg vorgese Reinerth publiziert hatte (Reinerth 1930, als den Entlastungsunterlagen gegeben. de und die Entscheidung vom 19.09.1953 im politischen Säuberung vom September über jeweils 6000 DM vom 18.03.1956 und hen. Er leitete 1945–1953 die Denkmalpflege Abb. 1; Taf.7.8 – Reinerth 1953), anknüpfen. Die Behandlung der Entlastungsunterlagen Einklang mit der badischen Landesverord 1951, um die Aufhebung der persönlichen vom 14.04.1959 wurden ohne Begründung in Württemberg-Hohenzollern in Tübingen ließe jedoch die gleiche Sorgfalt vermis nung über die Befreiung vom Nationalso Die Altuferlinien und Geländekanten der Beschränkungen, die für einen vollen abgelehnt. Auch hatte Wolfgang Dietrich und war 1948 als nicht belastet eingestuft sen. Am 4. September 1953 erfolgte die zialismus und Militarismus und somit in Steinzeit wurden erneut regelmäßig zur Einsatz des neuen und alten Leiters im Asmus, Direktor der Urgeschichtsabtei worden. Hartwig Zürn, der Nachfolger Benachrichtigung über die Verfahrensein Anwendung der Direktive 38 des Alliierten Erkundung der Wohnplätze abgesucht. Doch Rahmen der anstehenden Aufgaben nötig lung am Landesmuseum Hannover und Oscar Parets in der Denkmalpflege Stutt stellung, das politische Säuberungsverfah Kontrollrates rechtswirksam sei. Wolfgang was noch fehlte, waren die alten Unterlagen waren. Ende des Jahres 1951 wurde mit der Landesarchäologe in Niedersachsen, gart und späterer Landesdenkmalpfleger ren gemäß §9 des Landesgesetzes über die Kimmig schlug Gerhard Bersu am 23. zu den mittelsteinzeitlichen Fundstel Aufhebung des öffentlichen Sprech- und Gerhard Bersu in Frankfurt am 24.02.1956 Baden-Württembergs, war NSDAP-Mitglied Vereinfachung der politischen Säuberung Februar 1954 aus Tübingen vor, dass man lenkartierungen wie auch die Originalfunde Betätigungsverbotes die erste Lockerung informiert, dass Reinerth versuche, wieder und wurde nach seiner Rückkehr aus län vom 26.05.1950 betreffend, rechtswirksam nun Reinerth wirklich nur noch als Hoch aus der Vorkriegszeit. Sie befanden sich für den Schuldigen erreicht. Am 11. Februar wegen neuer Dümmerprojekte Fuß zu gerer polnischer Kriegsgefangenschaft und ab dem 19. September 1953. Die Begrün schullehrer verhindern könne. Auch ein weiter entweder in den beschlagnahm fassen. Am Dümmer See hatten in den Zwangsarbeit in Bergwerken am 15.03.1949 dung auf fünf Seiten lautete: Reinerth habe Prozess des Kultusministeriums Stuttgart ten oder den zu Kriegsende verlagerten Jahren 1938–1941 zunächst Lehrgrabungen als Mitläufer eingestuft. Das Gesetz über seine Überzeugung nicht der NS-Ideologie wegen der beschlagnahmten, in Buchau Beständen in Buchau, Friesack, Freiburg des Berliner Instituts, dann Ausgrabun die Vereinfachung der Verfahren oder auch preisgegeben. Er habe im Gegenteil die gelagerten Kisten mit wissenschaftlichem oder Luzern/Schweiz (ausführlich zur gen unter der Regie des Reichsbundes Entnazifizierungsschlussgesetz trat im fantastische Germanen-Lehre im Stabe Inhalt schien ihm erfolgversprechend. Ein Verlagerung der Kisteninventare aus Berlin für Vorgeschichte unter der Leitung von April 1951 in Kraft und fand mit Ausnahme Himmlers bekämpft. Er sei nicht mehr in solcher könnte z. B. über Tageszeitungen zuletzt: Schöbel 2015a, 36 f.) oder aber galten Reinerth mit Studentinnen und Studenten der Gruppen 1 (Hauptschuldige) und 2 der Gruppe der Schuldigen zu führen. Die gegen Reinerth lanciert werden. Rieth aufgrund von „Sicherungsmaßnahmen“ der stattgefunden (Schöbel 2015a, 22–23). (Belastete/Schuldige) Anwendung. Vorwürfe seien ausgeräumt und die Ent stellte in einem Schreiben an Bersu vom Freiburger Denkmalpflege als verschollen. Gerhard Bersu schrieb am 26.3.1956 an scheidung unanfechtbar. Sein Ausschluss 24. Februar 1954 fest: „… der Urteilsspruch Heinz Dürr war im Frühjahr 1950 nach Boehringer, den Präsidenten des Archäo Heinz Dürr setzte sich bei Prof. Gamma in aus der NSDAP noch im März 1945 durch bedeutet die rechtliche Rehabilitierung Zürich eingeladen worden, um zwischen logischen Institutes in Berlin. Dieser war Luzern für die Rückgabe der dort verwahr das Oberste Parteigericht wegen „Juden Reinerths gegen den einmütigen Protest dem 9. und 14. August einen Vortrag zur von März 1940 bis April 1943 als Kulturat ten Unterlagen ein. Ehemalige Schülerin freundschaft zu den Buchauer Juden und der deutschen Vorgeschichtsforscher.“ Vorgeschichte zu halten. Zur Vorbereitung taché an der deutschen Gesandtschaft in nen des Seminars Reinerths versuchten der Verunglimpfung alter Kämpfer“ wurde Eilends gingen Erklärungen in der Sache bat er in Unteruhldingen um seine durch Athen tätig gewesen. Bersu: „Reinerth will dies mit Eingaben an der Berliner Univer dabei nicht thematisiert. Seine Einstufung dagegen von Heinz Dürr, Bad Cannstatt, die französischen Militärbehörden in Salem in Niedersachsen wieder archäologisch sität über Wilhelm Unverzagt und bei Peter als „Schuldiger“ wurde aufgehoben. Morris (Moritz) Vierfelder, Youngstown/ 1946 beschlagnahmte Fotoausrüstung, ins tätig werden … Bitte Kulturministerin über Goessler (Entnazifizierungsakte Staatsar Ohio, Josef Zimmermann, Bad-Buchau, besondere die Leica Nr. 99957 mit Objektiv Dies führte zu einem Sturm der Entrüstung Reinerth informieren.“ chiv Sigmaringen Wü 13 T 2 Nr. 2091/160), Karl Bertsch, Ravensburg, an das Museum Leitz Elmar 3,5. Diese hatte Fotografenmeis unter den Fachkollegen. Am 17.10.1953 teilte dem ehemaligen Leiter der Denkmalpflege Abb. 04 · Landrat i.R. Dr. Maier (*1886 – † 1962). und nach Stuttgart. Die Rechnungen für ter Siegfried Lauterwasser aus Überlingen Adolf Rieth von der Denkmalpflege aus in Stuttgart und verantwortlichen Vertreter Mitgliederversammlung 1954. Links neben die Grabungen im Federseemoor seien von kurz zuvor von den französischen Behörden Tübingen Gerhard Bersu von der Römisch- der Archäologie an der Tübinger Universität ihm sitzend Dr. Karl Bertsch. Reinerth bezahlt worden und nicht von für das Museum „loseisen“ können, wie er Germanischen Kommission (RGK) in Plattform 46 Plattform 47
Pfrunger Ried · 1949 – 1982 Zu einer Abschlusspublikation der Heinz Dürr wurde im Februar 1954 in Un Wem gehörten die wissenschaftlichen Un Der „Neustart“ am Bodensee und das Regierungspräsidium Freiburg Ausgrabungen kam es, obwohl von teruhldingen als Lichtbildner eingestellt. terlagen der Ausgrabungen und Sondagen und in Oberschwaben bremste anfänglich. Ein größeres Mu- Unteruhldingen aus beabsichtigt, nicht Am 2. März 1954 erging die Nachricht durch Hans Reinerths von 1919 bis 1944? Gehörten in den 1950er Jahren seumsgebäude würde das Landschaftsbild (zuletzt Heumüller/Briel/Schoon 2017, 12 f.). die Staatliche Vermögenskontrolle an sie dem NS-Staat, in deren Rechtsnach am Ufer beeinträchtigen, hieß es. Doch 1953 Die Errichtung einer Modellwerkstatt für Dies lag aber nicht an den Erstausgräbern Reinerth, dass die Sperre gemäß Alliierten folge sich die Bundesrepublik Deutschland ergab eine Revision direkt im Ministerium das Museum und eines „Alamannischen um Reinerth, sondern an der fehlenden gesetz Nr. 52 aufgehoben sei. Das Inventar stellte, waren sie Eigentum eines ehe eine Bauerlaubnis. Noch zum 100-jährigen Bauernhofes“ zur Unterbringung von Unterstützung der archäologischen der Buchauer Kisten konnte ausgehändigt maligen Wissenschaftlers der Universität Jubiläum der Pfahlbauforschung an den Arbeitsräumen auf dem Bahngelände Gemeinschaft in der Nachkriegszeit für werden. Am 10. März 1954 beantwortete das Berlin, eines Privatdozenten aus Tübingen Seen und Mooren 1954 konnte ein neues im Anschluss an das Freilichtmuseum diese Wissenschaftlergruppe. Die Nach Justizministerium Baden-Württemberg oder gehörten sie den Vereinen oder Pri Forschungsinstitut des Vereins für Pfahl waren schon 1949 vorgesehen. Im Winter bearbeiter der Fundstellen verzichteten ein Schreiben Gerhard Bersus von der RGK vatpersonen, welche die Untersuchungen Abb. 05 · Verschlussakten VD im Landesamt bau- und Heimatkunde e.V. eröffnet werden 1951/52 sollte begonnen werden. Doch bei den abgebildeten und verwendeten folgendermaßen: „… Eine Wiederaufnahme mit Spenden oder ehrenamtlich noch vor für Denkmalpflege Stuttgart. (Reinerth 1955a) (Abb. 06/07). die Bausparkassen zögerten mit der Zeichnungen, Fotografien und Planun des Verfahrens ist nicht mehr möglich, der Abfassung eines ersten Landesdenk Finanzierungszusage, die Bundesbahn als In seinem ersten öffentlichen Vortrag nach terlagen durchgängig bis heute auf die da die Spruchkammer ihre Tätigkeit mit malschutzgesetze finanziert und vertrag Die Auseinandersetzungen mit der Grundbesitzer wollte kein zusätzliches dem Krieg auf der 26. ordentlichen Mitglie Nennung von Urhebern und Autoren, ein dem 31.10.1953 eingestellt hat und daher lich vereinbart hatten? Und wem gehörten Person Hans Reinerths begründeten ein Gelände für die neuen Museumspläne zu derversammlung am 16.05.1954 referierte in der Wissenschaft unüblicher Vorgang ein Wiederholungsverfahren nicht mehr die Wissenschaftsdokumentationen vor angespanntes Verhältnis des Museums Verfügung stellen. 1952 kam es daher zur der wissenschaftliche Leiter über das (Kossian 2007, Strobel 2000, 62-160). Dabei angeordnet werden kann“. Ein Zeitungs 1933? Darum wurde über 50 Jahre lang im zur Universität Tübingen wie auch zum Idee, das bestehende Museumsgebäude Thema „Die Aufgabe der Vorgeschichtsfor hatte etwa der an der Münchner Fotoschu artikel in den Stuttgarter Nachrichten Rahmen eines Stellvertreterkrieges, vor Landesamt für Denkmalpflege in Baden- von 1934 durch ein Forschungsinstitut für schung im Bodenseeraum“. Zur Einrich le ausgebildete Fotograf Dürr mittels der mit der Schlagzeile „Frühgeschichte in dem Hintergrund der Exkulpierung der Württemberg bis zu seinem Tod im Jahre Vor- und Frühgeschichte aufzustocken, tung des Forschungsinstituts gehörte ein Senkrechtfotografie den Flächenbefund für Kisten. Der Rechtsstreit mit Prof. Reinerth“ gesamten deutschen archäologischen 1990 und erklärten die isolierte Entwick um Labore einzurichten und das Personal Fotolabor, das Heinz Dürr einrichtete. Eine die damalige Zeit hervorragend dokumen thematisierte den weiteren Anspruch der Wissenschaft gegenüber einem „Haupt lung des Forschungsinstitutes in Unter endlich ordnungsgemäß in Arbeitsräumen Fachbibliothek, ein Zeichenraum und ein tiert und Dr. Gerta Schneider zusammen Forschung auf die Kisteninventare zum schuldigen“ im Fach und konkret zur Ver uhldingen. Die gerichtlichen Entwicklun unterbringen zu können. Eine Nichtgeneh Labor für die Pollenanalyse ergänzten die mit den Studierenden aus Berlin das 11. März 1954, wie von Wolfgang Kimmig hinderung der Person Hans Reinerths, in gen waren in vielen Vorstandssitzungen migung durch das Landratsamt Überlingen Ausstattung. Für 1956 konnte im Jahres Fundgut exzellent gezeichnet, fotografiert vorgeschlagen. einem öffentlichen Amt gestritten (zuletzt und Mitgliederversammlungen Thema, bericht festgehalten werden, dass das und katalogisiert. zusammenfassend zur Nachkriegssitua führten zur mehrfachen Verlagerung Einen Tag vorher, am 10. März 1954, waren Forschungsinstitut gerade seine Unter tion Eickhoff/Schlegelmilch 2020). Noch von Ausgrabungsakten, um sie vor einer Es hat den Anschein, dass die Namen aller die wissenschaftlichen Unterlagen und suchungen in den mittelsteinzeitlichen in einer jüngst veröffentlichten Arbeit drohenden Beschlagnahme zu schützen. Mitarbeiter aufgrund der politischen Ver Arbeitsutensilien nach mehr als fünf Fundstellen fortgesetzt habe. wirken auch nicht belegbare Anschuldi Sie kosteten den Verein viel Energie und fehlungen der Leitung nach 1945 in allen Jahren freigegeben und nach Unteruhl gungen nach (Grunwald 2020, 264). So hat füllten Aktenordner um Aktenordner, Berichterstattungen getilgt sein sollten. dingen gebracht worden (Schöbel 2015a, der Berliner Professor nachweislich nie die heute noch in den hierzu relevanten Die Altuntersuchungen werden bis heute 41 f.). Dies war aber noch nicht das Ende jüdische Mitarbeiter entlassen – hier Archiven von Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Abb. 06 · Das Forschungsinstitut 1953 methodisch als schlecht bewertet, ohne der Auseinandersetzungen in der „causa für gibt es ausreichend Belege. Ebenso Freiburg, Tübingen und Unteruhldingen, (links). einen nachvollziehbaren Vergleich zu ge Reinerth“. Prozesse zur Wiederherausgabe, kann nicht ausschließlich er mit seinem zum Teil immer noch als Verschlussakten Abb. 07 · Nach dem Umbau 1954 (unten). ben. Dies ist 80 Jahre später anhand eines Beleidigungsklagen, Anzeigen, anwaltliche Seminar für die Ausgrabungseinsätze oder (Abb. 05) gekennzeichnet, viele Belege der neuen Quellenstandes zu überdenken. Es Auseinandersetzungen des Vereins mit die Beschlagnahmungen von Kulturgü größten wissenschaftlichen, politischen ist ein grober Mangel an Differenzierungs wissenschaftlichen Kollegen aus Kons tern der deutschen Archäologie während und persönlichen Auseinandersetzung der leistung zwischen den siedlungsarchäo tanz und Tübingen mit Unterstützung der des Zweiten Weltkrieges verantwortlich Nachkriegsjahre im Fach Urgeschichte logisch großartigen Arbeiten für die erste Verbände und Landesinstitutionen folgten. gemacht werden. Die Reduktion auf das enthalten. Sie begründen nachvollziehbar Hälfte der 20. Jahrhunderts einerseits und Die „Kistensache“ war Gegenstand von „Problem Reinerth“ in der westdeutschen das Entstehen eines Nachkriegsnarrativs der Nachbetrachtung der archäologischen angedrohten Zwangsvollstreckungsmaß Prähistorie ließ vielmehr bis heute trotz einer schuldigen und einer unschuldigen Forscherpersönlichkeiten andererseits. nahmen der Universität zur Erlangung aller Bemühungen nur eine oberflächliche Wissenschaft, führten zu Berufsverboten. Archäologische Funde können nichts der Inhalte wie Fotoplatten, Manuskripte, Nachschau zu. Dies betrifft die Denkmal Sie sind für zukünftige Bearbeitungen für ihre Ausgräber. Darüber hinaus sind Funde, noch bis in die 1970er Jahre hinein. pflege und die Länderverwaltungen sowie einzusehen und unter zeitgeschichtlicher wissenschaftliche Leistung und eine Kritik die Römisch-Germanische Kommission Fragestellung als Primärdokumente ein an den handelnden Personen getrennt und das Deutsche Archäologische Institut wahrer Quellenschatz. zu betrachten. als Abteilungen des Reichsinnenministeri ums (Grunwald 2020, 285). Plattform 48 Plattform 49
Pfrunger Ried · 1949 – 1982 Der Beginn im Pfrunger Ried mit Unterstützung der Moorbotanik 1952 hatte Dürr seinen Notizen zufolge mit Untersuchungen im Pfrunger Ried begonnen, insbesondere am Lindenhof an den Stationen Pfr 1–3 (Abb. 10). Am offen einsehbaren Torfstich (Abb. 11), 300 Meter westlich der Fundstelle 3, konnte er die Fundschicht der Mittelstein zeit zweifelsfrei im gelben Schwemmsand 110 Zentimeter unter der Oberfläche fest stellen. Am Lindenhof lag sie stellenweise nur wenige Zentimeter unter der Grasnar Abb. 10 · Fundpunkte Lindenhof. be. Teilweise waren die Funde bereits aus gepflügt und ließen sich nach Umbruch der Wiesen im Herbst gut absammeln. Nach seinen Pollenanalysen befand sich diese Schicht im „Haselgipfel nach Bertsch“, also Diese Untersuchungen betrafen Fundstellen Abb. 08 · Feuersteinartefakte Mesolithikum zweifelsfrei im Mesolithikum (Abb. 12). am Bodensee, aber auch in Oberschwaben. Vorsee. Heinz Dürr hatte sich schon im Oktober Seine quantitativen Blütenstaubunter- 1951 und im Februar 1952 nach einem aus Feuerstein für das Freilichtmuseum suchungen stellte Dürr nach Probenent Besuch bei Karl Bertsch, dem Altmeister schlägt. Im März/April 1952 begann Dürr nahmen an verschiedenen Stellen im Süd der Moorforschung in Oberschwaben, um mit der Aufnahme und Zeichnung der Funde westen an. Das Schussental, der Illmen den Vorsee bei Altshausen gekümmert und des Bodenseemesolithikums. Diese Objekte see, die steinzeitliche Siedlung Ehrenstein „neue Mittelsteinzeit“ festgestellt (Dürr an zu fotografieren, sei ungleich schwerer als bei Ulm (16.2.1953 Dürr an Reinerth), aber Reinerth 02.10.1951; zur Vita von Karl Bertsch sie zu zeichnen, teilte er mit, da die Bear siehe Herwanger 2014). Bertsch sei noch beitungsspuren der Feuersteine auf den Abb. 09 · Mesolithische Fundpunkte Abb. 11 · Torfstich beim Lindenhof. ganz rüstig und er habe ihm alle seine Bildern nicht immer gut zu erkennen seien. am Königseggsee. Neuerscheinungen geschenkt, berichtete er. auch ein Feuchtgebiet bei Deisendorf am Drei Plätze mit Tardenois Spitzen, interes Bodensee sind mit kurzen Pollensequen santen Sticheln und schönen Bohrern habe zen nach Baumarten ausgezählt im Archiv er gefunden. Er zeichnete diese und schickte des Museums erhalten geblieben (Abb. ein Paket mit der neuesten Literatur und 13). Der „Eichenmischwaldgipfel“ (EMW) Lichtbildern des Museums nach Unteruhl kennzeichnete die jüngere Steinzeit, der dingen (Abb. 08). Weitere mesolithische „Buchengipfel“ die Bronzezeit. Die Methode Wohnplätze am Königseggsee bei Hoßkirch, Abb. ↑ 12 · Pollendiagramm Lindenhof. Abb. ↓ 13 · Pollendiagramm Ehrenstein. konnte durch systematische Probenent so die Fundstelle K1, folgten (Abb. 09). nahmen verfeinert werden. Datierungen Nach diesen Erfolgen sollte er auf Wunsch von Fundschichten vollzogen sich vor der der Leitung die Forschungen in der Mit Anwendung der Dendrochronologie noch telsteinzeit auch am Bodensee fortsetzen botanisch. Die Entnahme eines Pollenpro und den Beitritt in den Pfahlbauverein fils vom westlichen Ende des Königsegg-/ vollziehen. Seine neuen Dias waren bei der Hoßkirchersees, 600 Meter SSW der Kirche, Mitgliederversammlung sehr gut ange ist für den Oktober 1953 belegt. Im Novem kommen. Weiter war es der Wunsch des ber des gleichen Jahres schloss sich ein Vereins, dass er Pfeil- und Lanzenspitzen „mesolithisches Pollenprofil“ vom Vorsee Plattform 50 Plattform 51
Pfrunger Ried · 1949 – 1982 bei Wolpertswende an. Das Ziel war eine Erfassung der Seen- und Landschaftsge schichte im Raum Bodensee-Oberschwa ben mithilfe von Aufschlüssen, Bohrungen und der Pollenanalyse. Grundlage der Erhebungen waren die Arbeiten von Karl Bertsch (Abb. 14) aus Ravensburg, der als Pionier der Forschung (Liese-Kleiber 1984, 81 f.) die botanischen Analysen der Federseeausgrabungen Hans Reinerths und des Urgeschichtlichen Forschungsinstitutes in Tübingen in den 1920er und 1930er Jahren ausgeführt hatte (Bertsch, K. 1927, 1931, 1932) (Abb. 15). Allein 70 Profile hatte er im Federsee angelegt. Grundlegend für Württemberg war hierbei das erste vollständige Pollendiagramm im Reichermoos bei Waldburg, Lkr. Ravensburg, gewesen (Bertsch, K. 1924, 1925), aus dem heraus er die Klimageschichte historisch Abb. 14 · Karl Bertsch (*1878 – † 1965, mit Hut) und Heinz Dürr bei der Pollenpofilentnahme Abb. 16 · Bohrungen 1935 Pfrunger Ried. Abb. 17 · Luftbild Pfrunger-Burgweiler Ried. beschrieb. Sein Ziel war die zeitliche im Taubried, 1927. Einordnung der Kulturgeschichte in die Um Für das Pfrunger Ried in Oberschwaben war 10,5 Kilometer Länge und 3,5 Kilometer und Quellmooren aus und leitet in das weltgeschichte. So bearbeitete er 1926 die Blütenstaubpollen Abb. 15 · Federsee Pollenanalyse von Karl Bertsch. seinem Sohn Franz Bertsch, der botanisch Breite in einer vom Rheintalgletscher vor oberschwäbische Hügelland zwischen dem Pflanzenreste der neolithischen Siedlung betrachtet in seine Fußstapfen trat, zwi über 17.000 Jahren ausgehobelten Mulde mächtigen Molasseklotz des Höchsten Tiefe (in cm) Riedschachen bei Schussenried und die Weißbuche abgezählte schen 1931 und 1935 eine erste umfassende zwischen den Endmoränen der Würm- mit einer Höhe von 838 m ü. NN und der der bronzezeitlichen Wasserburg Buchau, Bestandsaufnahme geglückt. Er hatte in Eiszeit. Im Süden durch die innere und im Seenplatte von Illmensee, Ruschweiler Weide Buche Fichte Kiefer Tanne Hasel Eiche Linde Birke Ulme 1932 die der Pfahlbauten von Sipplingen und Erle sieben Bohrlinien 26 Bohrungen zwischen Norden durch die äußere Jungendmoräne See und Volzer See über; ein Grenzland, ein Wollmatingen-Langenrain und hatte die 40 5 3 11 6 1 14 7 4 48 1 150 Ostrach im Norden und Wilhelmsdorf im der letzten Eiszeit begrenzt, entwässert interessanter Kontaktraum aus kulturge vegetationskundlichen Grundlagen des Fe 50 10 8 11 5 1 10 5 5 45 154 Süden bis zu sechs Meter Tiefe von Hand das an der europäischen Wasserschei schichtlicher Sicht, ein ideales Untersu dersees, Oberschwabens, der Schwäbischen 75 5 6 3 15 7 11 3 5 44 1 150 ausgeführt (Abb. 16), von denen er neun de gelegene Gebiet heute nach Süden chungsgebiet am ehemals drittgrößten See Alb und des Bodensees aus vor- und früh 87 7 3 19 10 1 1 17 3 3 35 1 150 pollenanalytisch genauer untersuchte, um Richtung Bodensee über die Rotach nach in Südwestdeutschland (Abb. 17). geschichtlicher Sicht zusammengefasst. 100 7 3 23 7 1 17 2 1 39 1 153 die Verlandungsgeschichte des ehemaligen Friedrichshafen und nach Norden über Die Klima-, Floren- und Waldgeschichte, die Mit Karl Bertsch war Hans Reinerth Sees und die Geschichte des Moores ergrün die Ostrach zur oberen Donau bei Hun 120 3 9 18 5 2 6 15 5 1 36 100 Entwicklung der Kulturpflanzen waren seine bereits Ende 1952 (17.11.1952) wieder in den zu können (Bertsch, F. 1935, 199 Abb. 6; er dersingen, gegenüber der Heuneburg. Das 130 9 5 11 8 4 18 5 4 36 170 wissenschaftliche Profession. Er veröffent Kontakt getreten, um ihn um Hilfe bei der untersuchte auch 1941 die botanischen Reste Gelände wird ostwärts durch die überall 140 19 5 1 15 5 2 1 10 4 4 34 170 lichte Handbücher zur Bestimmung von Rückgabe der beschlagnahmten Kisten, von Velestino/GR). Dabei entstanden auf sichtbare Anhöhe der Rinkenburg mit einer 160 9 7 18 16 2 1 17 3 1 28 1 160 Früchten und Samen oder zur Pollenanalyse aber auch um einen Beitrag zur Pflanzen- vorbildliche Weise Niederschlagsmessungen Höhe von 727 m ü. NN überragt. Die Mitte 180 16 8 1 17 13 3 2 13 3 1 22 1 150 in der Reihe der praktischen Vorgeschichts und Klimageschichte des Bodenseeraums des jährlichen Pollenregens in der Region, zeigt die Überreste von ehemaligen Torf 200 8 14 12 18 9 8 9 5 4 13 100 forschung des Reichsbundes für Deutsche zu bitten. Er teilte ihm das Ende seines Evaluationen zu Nah- und Ferntransporten stichen, Moorwäldern, Hochmoorflächen Vorgeschichte (Bertsch, K. 1941, 1942). Vom Schreibverbotes mit. Mitte 1953 lieh er 220 9 8 25 20 8 7 6 9 2 6 100 von Pollen bis in eine Entfernung von zehn und Wiesen im heutigen Naturschutzgebiet Weltkriegsende bis zur Währungsreform sich vom Altmeister und inzwischen 75 240 12 15 19 23 9 6 9 4 1 2 100 Kilometern und auch eine Beschreibung der Pfrunger-Burgweilerried (Bericht Stiftung 1949 hatte er als gelernter Realschullehrer Jahre alten Forscher Torfbohrer aus, um 260 10 11 21 26 6 9 5 8 1 1 194 See- und Verlandungssedimente. Naturschutz Pfrunger-Burgweiler Ried 2015, allgemeinverständliche Botanik-Lehrbücher mit Bohr- und Pollenprofilen zu beginnen. 290 21 69 3 2 1 2 2 110 Rolf Bosch, Ann-Kathrin Wenzler, Riedlin im Otto Maier Verlag in Ravensburg veröf Demnach füllten die Ablagerungen des Bertsch untersuchte Proben von Mainau- 300 25 75 100 gen, 88 S.). Der westliche Teil zeichnet sich fentlicht (Bertsch, K. 1947, 1948, 1949, 1950), Pfrunger Ursees ein Becken von etwa Egg, Litzelstetten 3, vom Schussensee 320 33 % 12 durch das Vorhandensein von Streuwiesen welche großen Absatz fanden. Plattform 52 Plattform 53
Pfrunger Ried · 1949 – 1982 Bertsch war jedoch mit dieser Analyse Aber auch die junge Generation meldete nicht einverstanden, weil Groschopf einen sich. Nachdem der Sohn von Karl Bertsch, seiner Ansicht nach unrichtigen Vergleich Franz, gleichfalls Botaniker, 1944 im Krieg mit seinen Federseediagrammen und gefallen war, trat sein Enkel Andreas den jungsteinzeitlichen Siedlungen von Bertsch, Student in Göttingen am Geobo Aichbühl und Schussenried-Riedschachen tanischen Institut, 1956 in die Fußstapfen vorgenommen hatte. Deshalb stellte er des Großvaters und fragte in Unteruhl dies nachfolgend vor allem hinsichtlich dingen an, ob er nicht zusammen mit der ersten Nachweise von Buchen in der Reinerth bei Niedrigwasser in Hornstaad Jungsteinzeit richtig (Bertsch 1955c). am Untersee eine Pollenanalyse vorneh men könnte (29.10.1956). Dabei sollte man Dennoch weckten die erstmalige Be sich am Verfahren orientieren, das von rücksichtigung von Nichtbaumpollen Troels-Smith im Wauwiler Moos oder am und weitergehende Überlegungen zum Burgäschisee vorgenommen wurde, und Einsatz der neuen Radiocarbonmethode auch eine C14-Bestimmung anschließen zu Datierungszwecken das Interesse (Troels-Smith 1954). Mit Verweis auf die der beiden Forscher. Auf der Grundlage über Jahrzehnte fruchtbare Zusammen der alten Methode entstanden weitere arbeit mit dem Großvater nahm Hans pollen- und großrest-analytische Betrach Reinerth gerne an, obwohl er den bisheri Abb. 18 · Oscar Paret (*1889 – † 1972) auf der tungen zur „Insellage der bronzezeitlichen Abb. 19 · Sondage Illmensee. Andreas Abb. 20 · Der Lambretta-Motorroller Abb. 21 · Henauhof bei Bad-Buchau, gen Ergebnissen der Radiocarbonmethode Ausgrabung Ehrenstein, 1954. Wasserburg Buchau“ und zum „Altstein Bertsch (rechts) mit Dachnowsky Bohrer. als Ausgrabungsfahrzeug. eine Fundstelle des Paläolithikums, zunächst sehr reserviert gegenüberstand zeitlichen Rentierlager an der Schussen Mesolithikums und Neolithikums. (30.10.1956). Diese Haltung teilte auch Karl und von der Schussenquelle. Die neuen quelle“. Getreide- und Samenfunde aus der Bertsch hinsichtlich der Erstversuche an Ausgrabungen in der Jungsteinzeitsiedlung jungsteinzeitlichen Siedlung Hornstaad Im Jahr 1957, als Karl Bertsch 80 Jahre alt Während Karl Bertsch, dem langsam das 1921–1980). Unteruhldingen erhielt auf der Schussenquelle für das Paläolithikum, Blaustein-Ehrenstein bei Ulm durch Oscar am Bodensee wurden mit Blick auf die wurde, promovierte sein Enkel Andreas bei Augenlicht schwand, noch mit Aufträgen seine Anfrage hin keine Antwort. Die durch die Prof. Woldstedt aus Bonn angeregt Paret (Abb. 18), den Stuttgarter Denkmal Neuausstattung des Unteruhldinger Muse Franz Firbas, Pollenanalytiker und Paläobo zum Wauwiler Moos, zum Illmensee Sondagen des Institutes angesammelten hatte (06.02.1958) und die aufgrund neuer pfleger, kritisierten beide heftig (Bertsch ums einer Bestimmung zugeführt. Für die taniker in Göttingen (https://de.wikipedia. und zum Allgäu betraut wurde (30.01.59– Pollenprofile mussten aus diesem Grund Datierungsansätze kritisch als Fehldatie an Reinerth vom 6.Mai 1955; hierzu auch Vereinszeitschrift „Vorzeit am Bodensee“ org/wiki/Franz_Firbas) und half in den 31.07.1962), suchte Hans Reinerth für das in den nächsten Jahren durch saisonal rungen gegenüber der bislang praktizierten Schürch 2019), da dort im Gegensatz zum entstanden in rascher Folge Publikationen Semesterferien am Bodensee und in Pfahlbaugebiet und für moorgeologische angestellte Kräfte weiter konventionell indirekten pollenanalytischen Zeitveranke Federsee kein Hausgrundriss vollständig (Korrespondenz Bertsch 21.11.54, 18.05.55, Oberschwaben mit. Seine Abschlussarbeit Untersuchungen in Oberösterreich ab 1961 analysiert und aufgelistet werden. Manche rung der Sedimente angesehen wurden. erfasst werden konnte und die Ausgra 16.11.55). Die kleine deutsche Walnuss widmete sich der spätglazialen Vegetati einen Analytiker für bereits entnommene liegen jedoch bis heute im Originalzustand bungstechnik mangelhaft sei. Für diesen mit Belegen seit der Steinzeit am Boden Karl Bertsch bestimmte Kulturpflanzen onsgeschichte Südwestdeutschlands un Proben und wandte sich an den betreu verpackt im Archiv. Insgesamt sind es über Fundpunkt im Blautal dokumentierte see und in Schweizer Pfahlbauten, die reste einer Sondage 1956 aus Hornstaad ter der besonderen Berücksichtigung der enden Professor von Andreas Bertsch, 450 Einzelproben von 21 Fundstellen. Für die Bertsch erstmals die Einwanderung ersten Kulturpflaumen der Pfahlbauer, am Untersee durch Heinz Dürr und Nichtbaumpollen und bezog späteiszeit an Franz Firbas in Göttingen (17.11.61). Untersuchungen war ein Labor zur Aufberei der Buche in Südwestdeutschland zur Mannagras und Windenknöterich als erstellte eine Pflanzenliste mit 95 Prozent liche Sequenzen des Illmensees und des Dieser war während des Krieges an der tung der Proben und Analyse im neuen For Jungsteinzeit nach den von Heinz Dürr 1953 Sammelpflanzen in Ulm-Ehrenstein: Die Zwergweizen (heute Hartweizen triticum westlichen Bodensees mit ein (Abb. 19), NS-Vorzeigeuniversität in Straßburg tätig schungsinstitut eingerichtet. Karl Bertsch erstellten Pollenprofilen in einem Bericht Expertisen ließen aufhorchen und lieferten durum) im Getreidespektrum (27.05.1956). nicht aber die kulturgeschichtlich jüngeren gewesen und zuvor in Stuttgart-Hohen starb im 87. Lebensjahr am 24. Oktober 1965 für die Deutsche Botanischen Gesellschaft neue Forschungsansätze, wenn sich auch Andreas Bertsch beriet bei der Herstellung Perioden (Bertsch A. 1961, bes. Abb. 1, 245.). heim. Im Denkmalamt Straßburg und an in Ravensburg (Reinerth 1965, 44). (Bd. 68) im Juli 1955. Dürr hatte nach seiner manche Interpretationen – wie etwa von Zinkkästen für die Probenentnahmen Die Unterstützung des Unteruhldinger der Universität Straßburg hatte sich auch Nach der Freigabe der wissenschaftlichen Analyse eine Siedlung auf festen Seggen bei Birne, Walnuss, Pflaume – bislang und beschaffte Sondengestänge sowie Forschungsinstitutes erwähnte er nicht. Adolf Rieth kurze Zeit aufgehalten. Firbas Kisten im Frühjahr 1954 startete eine wiesen und eine mächtige Schwemm nicht weiter bestätigen ließen. Bertsch Dachnowsky-Bohrer aus seinem Institut. arbeitete am Standardwerk der Botanik, intensive Untersuchungstätigkeit im schichtüberlagerung zum Ende festgestellt publizierte trotz seines inzwischen hohen Kulturschichten am Bach bei Espasingen dem Hochschullehrbuch „Strasburger“, mit Gelände. Mit dem Motorroller (Abb. 20) (Dürr an Reinerth vom 16.02.1953). Alle Alters regelmäßig zum vorgeschichtlichen (Bo42) für das Mesolithikum am Bodensee und entwickelte das grundlegende Werk wurde das Federseegebiet bei Bad Schus warteten sie gespannt auf die Ergebnisse Thema (Bertsch, K. 1950, 1952, 1953a–b, 1954, und Pollenanalysen am Bohrpunkt 5 am zur allgemeinen Waldgeschichte 1949 senried, am Henauhof bei Bad Buchau der abschließenden Pollenanalyse durch 1955a–f, 1956, 1958, 1961, 1962a–c). Illmensee für die Spätbronzezeit wurden zur spät- und nacheiszeitlichen Vegeta (Abb. 21) und das Pfrunger Ried beim den Geologen Paul Groschopf für die Sied bei Sondagen entnommen (Korrespondenz tionsgeschichte (Möhler 2020, 284 u. 512. Lindenhof aufgesucht. lung Ehrenstein bei Ulm (Groschopf 1955). 12.11.1957–06.08.1958). Nachlass Rieth Archiv Unteruhldingen, Plattform 54 Plattform 55
Pfrunger Ried · 1949 – 1982 Günther Krahe, der sich in dieser Zeit in Die Krise und ein weiterer Neubeginn einer Tübinger Dissertation bei Wolfgang im Pfahlbauverein Kimmig mit der Vorgeschichte Oberschwa Ab 1958 wurde seitens des ausgeschiedenen bens südlich der Donau auseinandersetzte, Mitarbeiters mit dem Verein ein Arbeitsge berichtete an den Privatsammler und richtsprozess in Radolfzell geführt, der mit Zahnarzt Forschner nach Biberach über ein einem Vergleich endete. Dieser legte unter Zusammentreffen mit dem Lichtbildner. anderem den Verbleib der fotografischen „Dürr war da, schimpfte über seinen Chef und wissenschaftlichen Leistungen beim Reinerth, der ihm nur 260 DM zahle und ehemaligen Arbeitgeber fest. Infolge einer sagte, er suche eine neue Stelle. Er trägt Anzeige beim Finanzamt Überlingen durch uns auf der Karte die mesolithischen Unbekannt 1959 rutschte der Verein in Fundplätze ein“ (Aus Forschnerbriefe Nr. die Krise. Eine Betriebsprüfung hatte eine 398, 30.10.1956. Archiv Museum Biberach). Steuernachzahlung von 65.000 DM für die Krahe schickte dem Biberacher Zahnarzt vergangenen Jahre ergeben. Der erste Vor Kartenauszüge auf topografischer Karte sitzende Dr. Maier und der zweite Vorsitzen 1:25.000 mit den Einträgen nach Dürrs de Fritz Sulger traten Anfang 1960 zurück, Angabe (Aus Forschnerbrief Nr. 399: Dazu Abb. 22 · Taucher in Unteruhldingen 1956. Abb. 23 · Fundstelle 2 am Lindenhof (n. Dürr). wodurch Forstdirektor Meiss aus Salem auch Nr. 354, 790, Museum Biberach) kommissarisch die Leitung übernahm. Laut (Krahe 1958). Dabei hielt Krahe die meisten Begründung war die Ursache der Nach Im Sommer 1954 fanden erste Tauchun Main und dort maßgeblich an der Entste Fundpunkte nicht für Siedlungen oder zahlung der Vergütungsvertrag von Prof. tersuchungen durch Sporttaucher in Un hung eines geologischen Wörterbuches andauernde Wohnplätze, sondern für (Schöbel 1995a, 31, Abb. 17). Nachdem die Abb. 24 · Die Krise der Pfahlbauten 1960 Reinerth und der Unzulässigkeit desselben teruhldingen (Abb. 22) statt. Die Ergebnisse beteiligt. Wie ein Großteil der Schülerin Lagerplätze (04.04.1957 und frdl. Mitteilung Vorgaben der Behörden erfüllt waren, wur in der Presse. gegenüber dem Vereinsrecht. konnten auf der zweiten Bundestagung nen und Schüler des Seminars Reinerth Günther Krahe 28.09.2020). de die Steuernachzahlung fast vollständig des Verbandes Deutscher Sporttaucher konnte sie in der Archäologie nicht mehr Eilends wurden der Vertrag und auch die erlassen (Schwäbische Zeitung 13.12.60). Die Ergebnisse der mehrjährigen Son offenen Brief des Vereins an den ehema in Kassel am 21./22.05.1955 durch den Grün Fuß fassen. Der Ausschluss der „Schule Vereinssatzung geändert, um die Gemein Mit über 108.000 Besuchern erreichte das dagen von 1955–1958 erschienen nicht ligen Angestellten und an alle Mitglieder dungsvorsitzenden Hans Reinerth unter Reinerth“ war in der Forschung im Nach nützigkeit nicht zu gefährden. Überregional Pfahlbaumuseum 1960 ein Rekordergebnis. wie erwartet in der Zeitschrift „Vorzeit am aufgrund der schädigenden Auslassungen dem Titel „Der Sporttaucher im Dienste kriegsdeutschland für etwa zwei Dutzend gab es dennoch Schlagzeilen: „Der Kuckuck Bodensee“ in Unteruhldingen, sondern 1961 schickte der langjährige Vertraute und einer durch ihn initiierten Anzeige der Wissenschaft“ vorgestellt werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bedroht das Pfahlbaudorf“ (Stuttgarter bei der „Konkurrenz“, in den „Fundberich und Fotograf Heinz Dürr „Denkschriften beim Finanzamt gegen das Museum und (Reinerth 1955b; Schöbel 2015b). Für die re eine fest beschlossene Sache. Zeitung vom 21.02.1960) (Abb. 24); „Finanz ten aus Schwaben“ des Denkmalamtes zu Hans Reinerth“ an 200 ihm bekannte seinen Leiter im Jahre 1958 (Korrespon daktionelle Arbeit an der Vereinszeitschrift amt fordert Steuernachzahlung“ (Gäu Heinz Dürr fuhr regelmäßig mit Bahn und Tübingen, Neue Folge 16, Tafel 8. Während Wissenschaftler und Institutionen in denz Reinerth/Dürr und Dürr/Graf Vojkffy „Vorzeit“ war 1951–1956 die wissenschaftli bote, 23.02.60); „Das Pfahlbaumuseum in Bus nach Wilhelmsdorf und Pfrungen in die Wohnplätze 1 und 3 nur jeweils wenige Deutschland und der Schweiz, in denen 1958–1962). Fotograf Dürr trat zum Februar che Assistentin Reinerths, Gerta Schneider, Finanznöten“ (Stuttgarter Zeitung 23.02.60); das Ried, sammelte im Frühjahr 1956 und Funde erbracht hätten, so Dürr in den er seinen ehemaligen Vorgesetzten der 1961 eine Stelle als freier Mitarbeiter und verantwortlich. Sie hatte als Nichte des „Pfahlbauverein in der Krise“ (Schwäbi im November noch die mesolithischen Unterlagen des Amtes, seien es für den Fälschung von Ausgrabungsergebnissen, Restaurator bei der Landesdenkmalpflege Tübinger Professors R. R. Schmid ab 1919 an sche Zeitung 23.02.60); „Pfahlbaudorf auf Fundpunkte 1–4 ab und kartierte. 1957 im Fundplatz 2 rund 1.500 Stücke, wobei er des unehrenhaften Verhaltens und der in Stuttgart an. Diese hatte er bis ins hohe den Ausgrabungen im Moor teilgenommen weichem finanziellen Boden“ (Süddeutsche August fertigte er von Lindenhof, Wohn alleine etwa 100–200 Tardenois-Dreiecke Steuerhinterziehung bezichtigte. Damit Alter von 81 im Jahre 1974 aufgrund seiner und ab 1929 als rechte Hand Reinerths alle Zeitung 24.02.60); „Verein für Pfahlbau- und platz 4 und 2 (Abb. 23) Lagezeichnungen und Spitzen, aus Jurahornstein gearbeitet, folgte er den Klagepunkten, die in verschie besonderen Fähigkeiten als Restaurator seine Forschungen und Publikationsarbei Heimatkunde vor einer Krise“ (Südkurier an und nahm Fundstreuungen auf. Sein gefunden habe. 407 Fundstücke waren denen Prozessen gegen seinen ehemaligen und Fotograf und mit besonderer Für ten in Tübingen und Berlin begleitet. Ihr 22.02.60). Und sogar in der New Yorker Anstellungsvertrag in Unteruhldingen war der Lage nach eingemessen, Fundverbleib Dienstherrn zwischen 1930 und 1952 an der sprache seines neuen Vorgesetzten, des oblag auch die Museumsleitung vor Ort in Staatszeitung und im Herald, der Staats 1956 letztmalig bis zum Erreichen seiner Unteruhldingen. Nach seinen Angaben Universität Tübingen oder dem Obersten Landesdenkmalpflegers Hartwig Zürn, inne. den Pfahlbauten während der Kriegszeit zeitung für Auslandsdeutsche, erschien Altersgrenze im Jahre 1958 verlängert seien am ehemaligen Siedlungsplatz an Parteigericht in München und im Rahmen Am 07.04.1965 hatte Dürr noch einen Antrag und in den Nachkriegsjahren bis 1949. noch die Schlagzeile „Pfahlbautenmuseum worden. Im Spätsommer 1957 kam es zwi der Spitze einer ehemaligen Halbinsel oder der Entnazifizierungsprozesse immer auf vollständige Ablieferung seiner Foto Sie verließ Unteruhldingen 1956 und war in Geldnöten“ (New York 04.04.1960). Dies schen dem Lichtbildner und seinem Chef Insel Hüttengrundrisse in Dilluviallehm wieder vorgebracht worden waren (Schöbel platten aus seinen Ausgrabungen der Jahre anschließend bis 1972 wissenschaftliche erinnerte entfernt an eine Pressekampa aufgrund privater und wirtschaftlicher und eine gut erhaltene Kulturschicht an 2013, 54 f.; 2002, 349 f.). Der Ausschluss Dürrs 1926–1937 im Dienst des Urgeschichtlichen Mitarbeiterin und Bibliothekarin am Insti gne, die im Pfahlbaustreit 1942/1943 gegen Auseinandersetzungen zum Bruch, worauf dem heute mit Torf bedeckten ehemaligen aus dem Pfahlbauverein durch den neuen Forschungsinstitutes, gelagert in Unteruhl tut für angewandte Geodäsie in Frankfurt/ die Existenz von Bodensee-Pfahldörfern ge eine Kündigung zum Jahresende erfolgte Seeufer zu erwarten. Vorsitzenden Dr. Paul zum 12.04.1963 war dingen, an das Kultusministerium Baden- nerell schon einmal Aufsehen erregt hatte (27.12.1957 Reinerth an Dürr). die Folge. Dieser vollzog sich nach einem Württemberg gerichtet (Akten LAD S). Plattform 56 Plattform 57
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