HIV und Kopfschmerzen - Medizinische Informationen zu HIV und AIDS

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HIV und Kopfschmerzen - Medizinische Informationen zu HIV und AIDS
Medizinische Informationen zu HIV und AIDS
Ausgabe 57                                                 Dezember 2006

HIV und
Kopfschmerzen

  Zu dieser Ausgabe:
  Im Zusammenhang mit der HIV-Infektion leiden Positive nicht selten un-
  ter Kopfschmerzen. Je nach Ausprägung wird oft eine schwerwiegende
  Erkrankung vermutet oder sie werden als unumgängliche Begleit-
  erscheinung hingenommen. Das muss aber nicht so sein. Eine bedroh-
  liche Krankheit steckt in den seltensten Fällen dahinter. Die Broschüre
  informiert über die unterschiedlichen Formen von Kopfschmerzen und
  deren Behandlungsmöglichkeiten. Schließlich werden auch Hinweise
  gegeben, was bei der Behandlung von Kopfschmerzen bei einer HIV-
  Infektion berücksichtigt werden muss und was man selber dagegen tun
  kann.
HIV und Kopfschmerzen - Medizinische Informationen zu HIV und AIDS
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                                                                                             Einführung
Kopfschmerzen sind sind weit verbreitet – über      wortlich. Diese Kopfschmerzen nennt man dann
95 Prozent aller Menschen berichten, dass sie we-   symptomatisch (zum Beispiel bei Entzündung der
nigstens einmal im Leben Kopfschmerzen gehabt       Nasennebenhöhle oder Funktionsstörung der
haben. Bei circa 70 Prozent der Bevölkerung tre-    Halswirbelsäule). In den meisten dieser Fälle ist
ten Kopfschmerzen mehrmals im Leben so stark        die Grunderkrankung völlig harmlos und kann gut
auf, dass eine Behandlung durchgeführt werden       behandelt werden. Nach erfolgreicher Behand-
muss. Viele Menschen haben Angst, dass Kopf-        lung verschwinden auch die Kopfschmerzen.
schmerzen Anzeichen einer schwer wiegenden
oder gefährlichen Erkrankung sind. Das trifft       Kopfschmerzen sind also meist ungefährlich. Den-
aber in den allerwenigsten Fällen zu.               noch können sie die Lebensqualität erheblich be-
                                                    einträchtigen. Daher sind eine korrekte Diagno-
Bei über 90 Prozent aller ärztlich behandelten      se und die richtige Therapie besonders wichtig.
Kopfschmerzen liegt keine andere Erkrankung         Außerdem muss in den sehr seltenen Fällen, in
zugrunde. Der Kopfschmerz ist selbst die Er-        denen Kopfschmerzen Symptom einer gefährli-
krankung. Mediziner sprechen von so genannten       chen Erkrankung sind, diese sofort erkannt und
idiopathischen Kopfschmerzen. Das bekannteste       behandelt werden. Für die korrekte Diagnose von
Beispiel hierfür ist die Migräne.                   Kopfschmerzen gibt es klare Kriterien. Falls nötig,
                                                    werden zusätzlich weitere Untersuchungen wie
Nur in bis zu 10 Prozent aller Fälle ist eine an-   zum Beispiel Kernspintomographie, Ultraschall
dere Erkrankung für die Kopfschmerzen verant-       und Nervenwasseruntersuchung angewandt.

                                     Welche Schmerzsymptome
                                            können auftreten?
Schmerzen, insbesondere Kopfschmerzen, sind         Die Schmerzbehandlung von HIV-Infizierten ist
ein bislang nur wenig beachtetes Symptom im         oftmals unzureichend, obwohl mit den Standard-
Verlauf der HIV-Infektion beziehungsweise AIDS-     methoden der Schmerztherapie auch hier in den
Erkrankung. Dabei sind Kopfschmerzen das häu-       meisten Fällen eine wesentliche Linderung der
figste Schmerzsymptom und eines der häufigsten      Beschwerden erzielt werden kann. Speziell für die
Symptome überhaupt von HIV-Infizierten. HIV-in-     Kopfschmerztherapie sollten die Empfehlungen
fizierte Frauen sind etwas häufiger betroffen als   der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesell-
Männer.                                             schaft (DMKG) angewendet werden

Dieser Mangel an Wissen und Beachtung von
Kopfschmerzen bei HIV-Infizierten hat mehrere
Ursachen. Unter anderem erschwert eine Vielzahl
von Faktoren die Unterscheidung zwischen den
verschiedenen Arten von Kopfschmerzen wäh-           Häufigkeit von verschiedenen Schmerzen bei
rend der HIV-Infektion. So können zum Beispiel       Menschen mit HIV-Infektion.
opportunistische Infektionen und Nebenwirkun-        Kopfschmerzen (Patienten im Stadium AIDS)            39 Prozent - 55 Prozent
gen der Medikamente eine Diagnose erschwe-
                                                     Kopfschmerzen (nur HIV-positive Patienten)           11 Prozent
ren. Außerdem liegt häufig ein Zusammentreffen
von Kopfschmerzen mit psychiatrischen und            Neuropathische Schmerzen (Nervenschmerzen)           mehr als 10 Prozent
anderen neurologischen Erkankungen vor. So           Schmerzen des Brustkorbs                             41 Prozent
kommt es während der HIV-Infektion gehäuft zu
Angsterkrankungen und verschiedenen Formen           Schmerzen im Bauchraum                               12 Prozent
der Depression. Diese Erkrankungen wiederum          Schmerzen des Bewegungsapparates                     mehr als 30 Prozent
können die Entstehung von Kopfschmerzen bei
                                                     Schmerzen im Bereich After und Enddarm               weniger als 30 Prozent
HIV-Infizierten begünstigen.
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Wie häufig sind Kopfschmerzen
bei der HIV-Infektion?
       In einer Studie der Neurologischen Universitätskli-   laufs der HIV-Infektion anzusteigen. Schätzungs-
       nik Münster an 180 Patienten (gleichmäßig verteilt    weise 11 Prozent der ansonsten beschwerdefreien
       über alle Stadien der HIV-Infektion und der AIDS-     HIV-Patienten leiden unter Kopfschmerzen. Unter
       Erkrankung), beklagten insgesamt 53 Prozent           HIV-Infizierten, die noch andere Symptome oder
       einen Kopfschmerz, der die Kriterien für einen        eine fortgeschrittene Immunschwäche haben,
       Spannungskopfschmerz erfüllte. Die Häufigkeit         sind es bereits 30 bis 64 Prozent
       dieser Kopfschmerzen scheint während des Ver-

          Wie äußert sich der Spannungskopfschmerz?
          In der Regel leichtes bis mäßiges beidseitiges Drücken oder Ziehen, das durch körperliche
          Aktivitäten nicht verstärkt wird. Keine oder nur schwach ausgeprägte Nebenerscheinungen wie
          Übelkeit, Geräusch- oder Lichtempfindlichkeit. Man unterscheidet zwischen einer gelegentlichen
          (episodischen) oder einer chronischen Form (Beschwerden an mehr an 15 Tagen pro Monat).
          Bei nur circa 3 Prozent aller HIV-Infizierten mit Kopfschmerzen sind diese symptomatischer
          Art.

Welche Arten von
Kopfschmerzen gibt es?
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Die internationale Klassifikation teilt Kopfschmer-     sind. In der Tabelle 2 (siehe Anhang) sind die ver-
zen grundlegend in zwei Hauptgruppen ein.               schiedenen Kopfschmerzgruppen mit den wich-
Zum einen gibt es idiopathische Kopfschmerzen           tigsten Diagnosen aufgeführt.
(d.h. Kopfschmerzen sind eine eigenständige Er-
krankung wie z.B. Migräne oder Spanungskopf-            Die Diagnose von Kopfschmerzen erfolgt immer
schmerz), zum anderen gibt es symptomatische            zuerst über die Krankengeschichte. Das bedeutet,
Kopfschmerzen (d.h. Kopfschmerzen sind Sym-             dass man anhand der Symptome und der Kopf-
ptom einer anderen Erkrankung wie z.B. eines            schmerzbeschreibung eine erste Diagnose stellt.
Schädel-Hirn-Traumas oder einer Hirnblutung).           Wenn die Symptome zu einem idiopathischen
Insbesondere bei chronischen Kopfschmerzen              Kofpschmerz passen, genügt es, noch eine körper-
liegt fast immer eine idiopathische Form vor, die       liche neurologische Untersuchung anzuschließen.
körperlich gesehen harmlos ist, aber eben die Le-       Wenn diese Untersuchung unauffällig ist, ist die
bensqualität und Arbeitsfähigkeit erheblich ein-        Diagnose belegt, d.h. man muss keine weiteren
schränken kann.                                         Untersuchungen machen. Wenn die Symptome
                                                        des Kopfschmerzes nicht typisch sind oder wenn
Diese beiden Hauptgruppen werden wiederum               die körperliche Untersuchung auffällig ist, muss
in mehrere Untergruppen unterteilt. Insgesamt           man weitere diagnostische Verfahren durchfüh-
unterscheidet man über 180 verschiedene Kopf-           ren. Hierzu gehört vor allem eine Bildgebung vom
schmerzarten, von denen der Spannungskopf-              Kopf. Dabei muss immer eine Kernspintomogra-
schmerz (den ca. 30 Prozent der Bevölkerung             phie durchgeführt werden. Eine alleinige Compu-
regelmäßig haben) und die Migräne (an der ca.           tertomographie ist fast nie ausreichend, da sie das
10 Prozent der Bevölkerung leiden) die häufigsten       Gehirngewebe nicht genau genug darstellt.

                                    Kann die HIV-Infektion
                              Kopfschmerzen verursachen?
Die Praxis zeigt, dass HIV-Infizierte häufig über ei-   Kopfschmerzen verursachen können). Zum an-
nen beiderseitigen dumpfen Schläfenkopfschmerz          deren kann es zu entzündlichen Veränderungen
ohne Begleitsymptome wie Übelkeit oder Licht-           der Hirnhäute kommen. Dadurch entsteht eine
scheu klagen. Dieser Kopfschmerz erfüllt in den         sogenannte HIV-assoziierte Hirnhautentzündung
meisten Fällen die Kriterien für einen Spannungs-       (Meningitis), die eine Ursache von Kopfschmerzen
kopfschmerz. Der Zusammenhang zwischen die-             sein kann. Für diese Annahme spricht vor allem,
sen Kopfschmerzen und der HIV-Infektion ist noch        dass diese Kopfschmerzen häufig mit entzündli-
nicht endgültig aufgeklärt.                             chen Veränderungen im Nervenwasser einherge-
                                                        hen.
Es gibt aber Hinweise darauf, dass eine ursächli-
che Beziehung zu der HIV-Infektion besteht, weil        Mit zunehmender Infektionsdauer kann es zu ei-
die Häufigkeit dieser Kopfschmerzen bei HIV-Infi-       ner chronischen Hirnhautentzündung durch das
zierten größer ist als bei Nicht-Infizierten. Zudem     HI-Virus kommen. Diese tritt dann häufig mit
treten diese Kopfschmerzen mit fortschreitendem         chronischen Kopfschmerzen auf, die mit Hirnner-
Stadium der HIV-Infektion und mit zunehmender           venausfällen einhergehen (z.B. Gesichtsnervläh-
Infektionsdauer (bzw. mit abnehmender Helfer-           mung, Doppelbilder, Schwindel, Sprechstörung).
zellzahl) häufiger auf. Eine erhöhte Häufigkeit die-    Wenn dies eintritt, muss sofort eine Nervenwas-
ser Kopfschmerzen ist auch für die so genannte          seruntersuchung und eine Kernspintomographie
akute HIV-Erkrankung während der ersten Monate          durchgeführt werden, um auszuschließen, dass
nach der Ansteckung bekannt.                            eine opportunistische Infektion Ursache der Kopf-
                                                        schmerzen ist.
Ungeklärt ist, wie genau die HIV-Infektion zu
Kopfschmerzen führt. Zum einen können psychi-           Die Behandlung dieses Kopfschmerzes bei einer
sche Mechanismen eine Rolle spielen (z.B. durch         HIV-Infektion erfolgt wie die von Spannungskopf-
Depressionen und Angsterkrankungen, die selber          schmerzen. Der akute Schmerz kann mit Schmerz-
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mitteln wie z.B. Acetylsalicylsäure (Aspirin), Ibu-   Häufig ist jedoch die medikamentöse Behandlung
profen, Indometacin und Paracetamol behandelt         von Schmerzsyndromen bei HIV-Infizierten nicht
werden. Dabei muss berücksichtigt werden, dass        ausreichend. Neben Medikamenten sind daher
manche Schmerzmittel mit einigen HIV-Medika-          auch hier Physiotherapie wie Massage und Bä-
menten Wechselwirkungen haben können und              dertherapie sinnvoll. Beim chronischen HIV-Kopf-
so z.B. die Nebenwirkungen von Retrovir (AZT)         schmerz mit einer entzündlichen Veränderung im
steigern können. Eine Behandlung mit anti-dep-        Nervenwasser kann auch eine Behandlung mit
ressiven Substanzen in einer mittleren Dosis (z.B.    Kortisonpräparaten für zwei Wochen durchgeführt
75 mg Amitriptylin) kann beim HIV-Kopfschmerz         werden.
sinnvoll sein, auch wenn keine Depression vorliegt.

                                                      Was ist
                                                      eine Meningitis?

   Wie überall in der Medizin steht die Endung -itis für eine Entzündung. Im Falle einer Meningitis
   handelt es sich um die Entzündung der Hirnhäute (Meningen). Diese Hirnhäute t kleiden in
   mehreren Lagen den Schädelknochen r aus und umschließen schützend das Gehirn u. Zwi-
   schen dem Gehirn und den Hirnhäuten fließt eine klare Flüssigkeit, das so genannte Hirn- oder
   Nervenwasser (Liquor i). Diese Flüssigkeit erfüllt gleich mehrere Aufgaben. Zum einen spielt
   sie eine Rolle im Zusammenhang mit den Stoffwechselvorgängen des Gehirns. Zum anderen
   funktioniert diese Flüssigkeit wie ein Stoßdämpfer, der das empfindliche Gehirn gegen Erschüt-
   terungen abfedert. Die Hirnhäute schließen auch diese Flüssigkeit mit ein und verhindern so,
   das sie einfach „ausläuft“.
   Eine Entzündung der Hirnhäute kann mehrere Ursachen haben. Mittlerweile geht man davon
   aus, dass auch die HIV-Infektion zu solch einer Entzündung führen kann (s. S. 4). Aber auch
   andere Krankheitserreger wie z.B. Viren, Bakterien, Parasiten oder Pilze können die Ursache
   für eine Meningitis sein. Neben Kopfschmerzen kann eine Meningitis auch noch zu anderen
   Symptomen, wie etwa Fieber, Nackensteifigkeit oder Bewusstseinstrübungen führen. ➞
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   ➞ Manchmal kommt es vor, dass sich die Entzündung weiter auf das Gehirn (Meningo-Enze-
   phalitis) oder das Rückenmark e ausbreitet.
   Will man wissen welcher Krankheitserreger für die Entzündung verantwortlich ist, kann es not-
   wendig sein, das Nervenwasser zu untersuchen. Hierbei macht man sich zu Nutze, dass das
   Rückenmark vereinfacht ausgedrückt eine Verlängerung des Gehirns darstellt und genau wie
   das Gehirn vom Nervenwasser umspült wird. Im Bereich des Rückenmarks ist der Zugang zu
   dieser Flüssigkeit allerdings einfacher als am Kopf, wo sie ja durch den Schädelknochen abge-
   schottet ist.
   Diese Methode der Nervenwasser-Entnahme wird Rücken- oder Lumbalpunktion genannt.
   Dabei wird mit einer Spezial-Nadel zwischen den Lendenwirbeln eine kleine Menge des Ner-
   venwassers „abgezapft“. Diese Probenentnahme ist normalerweise nicht schmerzhafter als der
   Stich bei einer Blutentnahme. Ab und zu kann es passieren, dass stärkere Schmerzen auftreten –
   meistens Kopfschmerzen oder Schmerzen die wie ein Stromschlag in eins der Beine ziehen.
   Solche Nebenwirkungen sind aber selten. Übrigens: Eine Verletzung des empfindlichen Rücken-
   marks ist bei einer Lumbalpunktion ausgeschlossen, da das Rückenmark schon oberhalb der
   Wirbel endet, zwischen denen „punktiert“ wird.

   Welche opportunistischen Infektionen
          verursachen Kopfschmerzen?
Eine exakte Unterscheidung in symptomatische         wickeln. Als HIV-spezifische Tumoren, die symp-
Kopfschmerzen, idiopathische Kopfschmerzen           tomatische Kopfschmerzen verursachen können,
und HIV-Kopfschmerzen ist in den späten Stadien      kommen praktisch nur Lymphome (siehe MED-
der HIV-Infektion oft nicht mehr möglich.            INFO-Broschüre Nr. 37, „Lymphome“) in Betracht.
                                                     Lymphome können auch durch einen rein knö-
Symptomatische Kopfschmerzen durch opportu-          chernen Befall im Schädelbereich Kopfschmerzen
nistische Infektionen des Gehirns oder am Kopf       auslösen. Das Kaposi-Sarkom am Schädel ist eine
sind glücklicherweise selten und können in den       Rarität, im Gehirn kommt es nicht vor. Die Syphilis
meisten Fällen leicht diagnostiziert werden. Am      gilt streng genommen nicht als opportunistische
häufigsten sind Infektionen des Gehirns und der      Infektion, tritt bei HIV-Infizierten jedoch gehäuft
Hirnhäute (Meningitis) die Ursache von sympto-       auf und kann im ersten und im späten Stadium
matischen Kopfschmerzen bei HIV-Infizierten. In      ebenfalls Kopfschmerzen verursachen.
Tabelle 3 sind die wichtigsten Infektionskrankhei-
ten und Tumoren aufgelistet, die während einer       (Symptomatische Kopfschmerzen können wäh-
HIV-Infektion zu Kopfschmerzen führen können.        rend der HIV-Infektion durch verschiedene Me-
Genaue Häufigkeiten können nicht angegeben           chanismen verursacht werden. Einige Infektions-
werden, eine Gewichtung der Häufigkeit ist jedoch    krankheiten (z.B. die Toxoplasmose) können zu
möglich. Die häufigsten Ursachen für symptomati-     einem erhöhten Druck im Schädelinneren führen,
sche Kopfschmerzen sind Hirn(haut)entzündungen       entweder direkt durch den Tumor oder durch die
durch spezielle Hefepilze (Kryptokokken) und To-     Schwellung um den Tumor. Auch eine Erweite-
xoplasmose. Dabei muss für die Toxoplasmose          rung der Hirnkammern kann die Ursache sein. Ein
(siehe MED-INFO-Broschüre Nr. 33, „Toxoplas-         weiterer Grund für Kopfschmerzen können Hirn-
mose“) berücksichtigt werden, dass zwar über         hautentzündungen sein, die häufig mit Fieber und
90 Prozent aller HIV-Infizierten einen positiven     Nackensteifigkeit verbunden sind.
Antikörpernachweis für Toxoplasmose haben,
dass aber nur maximal 50 Prozent aller Patienten     In jedem dieser Fälle ist die beste Kopfschmerz-
mit einer nachgewiesenen und symptomatischen         Therapie dann auch die Therapie der Infektion
Toxoplasmose-Infektionen irgendwann auch ei-         (z.B. Penicillin-Therapie bei der Syphilis, Pilzbe-
nen Kopfschmerz während der HIV-Infektion ent-       handlung der Kryptokokkose).
7

   Ursachen für symptomatische Kopfschmerzen
   von HIV-Infizierten
   Die ungefähre Häufigkeit ist angegeben als der Anteil an allen HIV-Infizierten mit symptomati-
   schen Kopfschmerzen.

   Häufige Ursachen              - Hirnhautentzündung durch Kryptokokken (mehr als 10 Prozent)
                                   (eine weit verbreitete Pilzart, die in den meisten Studien als
                                   häufigste Ursache nachgewiesen wurde)
                                 - Toxoplasmose

   Weniger häufige Ursachen - Gürtelrose (Herpes zoster)
   (2 – 10 Prozent)         - Lippenherpes (Herpes simplex)
                            - PML (Progressive multifokale Leukenzephalopathie)
                            - Befall des Gehirns mit Hefepilzen (Candidose)
                            - Lymphom des Gehirns
                            - Nasennebenhöhlen-Entzündung (Sinusitis)

   Seltene Ursachen              - Befall der Hirnhäute mit Leukämiezellen
   (weniger als 2 Prozent)         (Meningeosis leucaemica)
                                 - Tuberkulose und ähnliche Bakterien
                                 - Hirnhautentzündung durch Bakterien
                                 - Drucksteigerung im Schädelinneren (Pseudotumor cerebri)
                                 - Syphilis
                                 - postherpetische Neuralgie („Gürtelrose“ im Gesicht)
                                 - Aspergillom des Gehirns (ein weiterer, eher seltener Pilz

In manchen Fällen können Kopfschmerzen zusam-         den. Auch die „Gürtelrose“ im Gesicht (posther-
men mit epileptischen Anfällen oder anderen neu-      petische Neuralgie) kommt bei HIV-Infizierten
rologischen Ausfallerscheinungen auftreten. Dies      häufiger vor als bei Nicht-Infizierten. Sie sollte
kann zum Beispiel durch Toxoplasmoseherde,            mit Aciclovir und mit Carbamazepin oder ande-
Abszesse und Lymphome des Gehirns verursacht          ren anti-epileptischen Medikamenten behandelt
sein. Symptome einer Drucksteigerung im Schä-         werden. Für die letztere Medikamentengruppe
delinneren können auch durch einen so genann-         ist allerdings grundsätzlich zu beachten, dass es
ten Pseudotumor cerebri hervorgerufen werden.         darunter teilweise zu ausgeprägten Plasmaspie-
Hierbei kommt es zu einer vermehrten Ansamm-          gelsenkungen anderer Medikamente wie z.B. von
lung von Nervenwasser im Schädel, wodurch sich        bestimmten Antibiotika kommen kann. Carbama-
der Druck erhöht. Oft besteht ein Zusammenhang        zepin und ähnliche Substanzen dürfen daher in
zwischen der HIV-Infektion und dem Pseudotumor        der Schmerztherapie von HIV-Infizierten nur unter
cerebri. Zur Therapie muss dann regemäßig Ner-        Berücksichtigung der Medikamentenwechselwir-
venwasser abgelassen werden, manchmal ist auch        kungen eingesetzt werden. Das anti-epileptische
eine Operation erforderlich.                          Medikament, das am besten auch in der Schmerz-
                                                      therapie bei HIV-Infizierten eingesetzt werden
Auch Nervenschmerzen im Gesicht können durch          kann, ist Gabapentin (oder Pregabalin). Eine Al-
opportunistische Infektionen während der HIV-         ternative bei der postherpetischen Neuralgie (sie-
Infektion hervorgerufen werden. Die häufigste         he oben) ist das Anti-Depressivum Amitriptylin.
Ursache für Gesichtsschmerzen während der HIV-
Infektion ist eine Entzündung der Nasenneben-         Die Diagnose von symptomatischen Kopfschmer-
höhlen (Sinusitis), die im Stadium Aids durch viele   zen während der HIV-Infektion muss durch bild-
Arten von Bakterien oder Parasiten hervorgeru-        gebende Verfahren wie Kernspintomographie und
fen werden kann und häufig zu Wiederholungen          durch Liquoranalysen inklusive Hirndruckmessung
neigt. Die Behandlung dieser Sinusitis muss häufig    bestätigt werden. Die ersten Hinweise für das
auch in symptomfreien Phasen fortgesetzt wer-         Vorliegen symptomatischer Kopfschmerzen und
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damit Anlass für weiterführende neurologische         lung ist die Methode der Wahl bei Lymphomen.
Diagnostik sind Hirnnervenausfälle in Kombinati-      Ein Pseudotumor cerebri sollte auch bei einer
on mit Kopfschmerzen (s.o.).                          HIV-Infektion mit Ablassen des Drucks im Schä-
                                                      delinneren durch eine Lumbalpunktion und evt.
Die Behandlung der Kopfschmerzen, die durch           durch Diamox (Acetazolamid) behandelt werden.
opportunistische Infektionen oder Tumoren wäh-        Die medikamentöse Schmerztherapie sollte nach
rend der HIV-Infektion verursacht werden, unter-      dem so genannten WHO-Stufenschema erfolgen
scheidet sich nicht grundsätzlich von der bei Pa-     bis hin zur Verabreichung von Morphinpräparaten
tienten ohne HIV-Infektion. Nur in wenigen Fällen     (Vorsicht: bei HIV-Infizierten kann es durch Opiate
konnte eine Besserung der Kopfschmerzen durch         gehäuft zu ausgeprägter Verstopfung kommen).
Behandlung der opportunistischen Infektion nach-      Eine falsche Vorsicht bei ehemals drogenabhän-
gewiesen werden. Bei der Behandlung der Syphi-        gigen HIV-Infizierten kann jedoch auch zu einer
lis beispielsweise klingen die Kopfschmerzen ab.      Unterversorgung mit schmerztherapeutisch not-
                                                      wendigen Opiaten führen, im Zweifelsfall sollte
Auch bei einer HIV-Infektion sollten Hirnschwel-      dann die Analgetika- bzw. Opiatgabe in Spezi-
lungen mit Kortisonpräparaten (z.B. Prednison 20      aleinrichtungen z.B. mit Erfahrung in der Metha-
bis 30 mg pro Tag) behandelt werden. Bestrah-         donsubstitution erfolgen.

               Was tun bei Kopfschmerzen als
             Nebenwirkung der HIV-Therapie?
Kopfschmerz ist eine typische Nebenwirkung            endgültigen Entscheidung gewartet werden, nicht
von HIV-Medikamenten und kann zu einer einge-         zuletzt da es besonders gut in das Gehirn gelangt
schränkten Therapietreue bei der Einnahme dieser      und dort gut gegen das HI-Virus wirken kann. Nur
Medikamente führen (siehe MED-INFO-Broschüre          wenige Patienten mit Kopfschmerzen durch Re-
Nr. 53, „Compliance – Umgang mit der HIV-Thera-       trovir müssen das Medikament absetzen.
pie“). Kopfschmerzen treten bei der Einnahme fast
aller HIV-Medikamente auf, jedoch in unterschied-     Selten treten Kopfschmerzen auch bei Epivir (La-
licher Ausprägung. Retrovir (AZT) verursacht bei      mivudin) und Invirase (Saquinavir) auf, häufiger
16 bis 50 Prozent der Patienten Kopfschmerzen.        sind sie bei Norvir (Ritonavir).
Die meisten Patienten beklagen diesen durch Re-
trovir verursachten Kopfschmerz nur innerhalb der     Die Behandlung von HIV-bedingten oder AIDS de-
ersten Wochen der Einnahme. Der Kopfschmerz           finierenden Erkrankungen (z.B. opportunistischen
hat einen dumpfen, unspezifischen Charakter und       Infektionen) kann ebenfalls Kopfschmerzen als
kann mit dem HIV-Kopfschmerz verwechselt wer-         Nebenwirkung nach sich ziehen. Am wichtigsten
den. Das Auftreten von Kopfschmerzen während          in diesem Zusammenhang sind Medikamente zur
der Einnahme von Retrovir alleine rechtfertigt also   Behandlung der Toxoplasmose (Trimethoprim),
nicht die Annahme eines ursächlichen Zusammen-        Medikamente gegen Pilze (Fluconazol, Amphote-
hangs. Mit dem Absetzen von Retrovir aufgrund         ricin) und Methotrexat.
von Kopfschmerzen sollte einige Wochen bis zur

   Wie entwickeln sich idiopathische Kopf-
   schmerzen während der HIV-Infektion?
Natürlich können Menschen, die sich mit HIV infi-     dieselbe Häufigkeit aufweisen wie in der Gesamt-
zieren, auch vor der Infektion schon Kopfschmer-      bevölkerung.
zen gehabt haben. Es kann davon ausgegangen
werden, dass diese idiopathischen Kopfschmer-         Interessanterweise verändern sich diese idiopathi-
zen wie Migräne und Spannungskopfschmerzen            schen Kopfschmerzen im Verlauf der HIV-Infektion
9

       jedoch. Bei vielen Migränepatienten führt die HIV-    wie Aspirin (Acetysalicylsäure), Ibuprofen, Indo-
       Infektion zu einem Rückgang der bereits vorher        metacin und Paracetamol können in sehr seltenen
       bestehenden Migräne. Die Ursache dafür ist bis-       Fällen die Nebenwirkungen von Retrovir steigern.
       lang unbekannt.                                       HIV-Infizierte haben häufig eine Gerinnungsstö-
                                                             rung oder erniedrigte Blutplättchen. Dann sollte
       Die Behandlung der idiopathischen Kopfschmer-         kein Aspirin eingenommen werden. Beim Span-
       zen bei HIV-Infizierten unterscheidet sich nicht      nungskopfschmerz können schon bei den leichte-
       von der Behandlung bei Nicht-Infizierten. Migrä-      ren Verlaufsformen anti-depressive Medikamente
       nespezifische Medikamente wie z.B. die Triptane       wie Amitriptylin oder Doxepin in einer niedrigen
       zur Behandlung der akuten Attacke können mit          Dosis wirksam sein.
       gutem Erfolg eingesetzt werden. Schmerzmittel

Was kann man selbst bei
Kopfschmerzen tun?
                                                             loge oder ein HIV-Schwerpunktarzt. Möglicher-
                                                             weise muss danach auch ein Schmerzspezialist
                                                             aufgesucht werden.

                                                             Wenn der Kopfschmerz jedoch bekannt bzw. hin-
                                                             reichend untersucht ist, kann man selber einiges
                                                             tun. Am besten hilft bei Spannungskopfschmer-
                                                             zen feuchte Wärme (heiße Badewanne). Weiter-
                                                             hin sollte man durch regelmäßige Kräftigungsü-
                                                             bungen die Nacken- und Halsmuskulatur stärken.

                                                             Auch Entspannungsverfahren können Kopf-
                                                             schmerzen positiv beeinflussen. Am besten be-
                                                             währt hat sich die progressive Muskelrelaxation
                                                             nach Jacobson. Dieses Verfahren sollte man in
                                                             einem Kurs lernen (z.B. Volkshochschule, Famili-
                                                             enbildungsstätte) und dann regelmäßig zu Hause
                                                             durchführen.

                                                             Alternativ können natürlich auch autogenes Trai-
                                                             ning oder Yoga erlernt werden. Im Durchschnitt
             Kräftigung der          Entspannungs-           aller Patienten sind diese jedoch nicht so wirksam
             Hals-/Nacken-           verfahren               wie die Muskelrelaxation. Da es sinnvoll ist, sich
             Muskulatur                                      beim Lernen von Entspannungsverfahren mit ei-
             „Feuchte                Schmerzmittel
             Wärme“                                          nem Therapeuten auszutauschen, sollten diese
                                                             Verfahren nicht mit einem Buch oder einer CD
       Kopfschmerzen ist man nicht hilflos ausgeliefert,     gelernt werden.
       egal wie krank man sich sonst noch fühlt. Unbe-
       dingt einen Arzt aufsuchen sollte man, wenn die       Körperliches Ausdauertraining wie Joggen,
       Kopfschmerzen neu und unbekannt sind, wenn            Rad fahren oder Schwimmen wird generell
       bekannte Kofpschmerzen ihre Symptome deutlich         allen Kopfschmerzpatienten empfohlen.
       verändern (sei es die Intensität oder das zeitliche
       Muster) oder wenn zu den Kopfschmerzen neue           Schließlich kann man als Kopfschmerzpatient auch
       andere Symptome (wie z.B. Lähmungen, Taub-            eine Selbstmedikation mit Schmerzmitteln durch-
       heitsgefühle, Doppelbilder) hinzutreten. Erster       führen, wenn diese richtig eingesetzt wird. Wenn
       Ansprechpartner ist dabei entweder ein Neuro-         akute bekannte Kopfschmerzen bestehen, kann
10

ohne Bedenken ein frei verkäufliches Schmerzmit-     - Schmerzmittel eventuell mit einem Mittel ge-
tel eingenommen werden, wenn folgende Punkte           gen Übelkeit kombinieren (z.B. mit 20 Tropfen
berücksichtigt werden:                                 Metoclopramid).
- Die gängigen Schmerzmittel mit den wenigs-         - Schmerzmittel maximal an zehn Tagen pro
  ten Wechselwirkungen bei der HIV-Infektion           Monat einnehmen, da sonst die Gefahr eines
  sind Ibuprofen und Paracetamol.                      durch die Medikamente ausgelösten Dauer-
- Schmerzmittel hochdosiert nehmen (z.B. 1000          kopfschmerzes besteht! An einem Tag können
  mg Aspirin oder 1000 mg Paracetamol).                Schmerzmittel jedoch ruhig auch mehrfach
- Schmerzmittel zu Beginn der Kopfschmerzen            eingenommen werden.
  nehmen, nicht zu spät.

                                            Wer hilft bei
                             chronischen Kopfschmerzen?
Bei der Abklärung von Kopfschmerzen sollte           dergelassenen Neurologen oder mit Spezialam-
zuerst ein Neurologe oder einen HIV-Schwer-          bulanzen an Kliniken findet sich im Internet unter
punktarzt aufgesucht werden. Diese werden die        www.dnaa.de.
weiteren notwendigen diagnostischen Schritte
veranlassen und schon eine erste Therapie emp-       Daneben kann es sinnvoll sein, sich an einen Kopf-
fehlen. Sollte dies nicht zu einer Lösung führen,    schmerzspezialisten zu wenden. Dazu existiert in
ist der Neurologe gefragt, der sich speziell mit     Deutschland die DMKG (s.o.), in der sich alle Ärzte
der Beteiligung des Nervensystems bei der HIV-       und Forscher zusammengefunden haben, die sich
Infektion beschäftigt. Diese Neurologen sind in      mit Kopfschmerzen beschäftigen. Eine Liste von
der Deutschen Neuro-AIDS-Arbeitsgemeinschaft         Kopfschmerzexperten nach Postleitzahlen sortiert
(DNAA) organisiert. Eine Liste mit solchen nie-      findet sich im Internet unter www.dmkg.de.

                                                                   Zusammenfassung
Kopfschmerzen sind ein häufiges Symptom von          Die Therapie gelingt häufig medikamentös gut,
HIV-Infizierten. Obwohl sie in den meisten Fäl-      wenn einige Empfehlungen beachtet werden
len gutartig sind, ist eine passende Therapie der    (Tabelle 4, siehe Anhang). Die Selbstmedikation
Kopfschmerzen von entscheidender Bedeutung           sollte mit Ibuprofen und Paracetamol erfolgen.
für die Lebensqualität. Kopfschmerzen treten vor     Außerdem helfen feuchte Wärme, Übungen der
allem als ein Spannungskopfschmerz, als Neben-       Nackenmuskulatur und Entspannungsverfahren.
wirkung der HIV- oder antibiotischen Therapie
oder als symptomatischer Kopfschmerz bedingt         Von HIV-Infizierten sollte eine passende Schmerz-
durch opportunistische Infektionen oder Tumoren      therapie eingefordert werden. Es hat sich in der
des zentralen Nervensystems auf.                     Praxis gezeigt, dass eine schmerztherapeutische
                                                     Unterversorgung von HIV-Infizierten besteht, zu
Bei allen neu aufgetretenden Kopfschmerzen oder      wenig geeignete Schmerzmittel verschrieben wer-
wenn Kopfschmerzen mit neurologischen Symp-          den. So nahmen in einer Studie nur 13 Prozent der
tomen auftreten, sollte sofort ein Arzt aufgesucht   HIV-Infizierten allgemeine Schmerzmittel und nur
werden - am besten ein Neurologe, der sich mit       drei Prozent Opiate ein, wogegen über 30 Pro-
der HIV-Infektion auskennt . Es muss dann eine ge-   zent über Schmerzen klagten. Gerade ehemals
naue Diagnostik zum Ausschluss von symptomati-       drogenabhängigen HIV-Infizierten werden häufig
schen Kopfschmerzen durchgeführt werden. Bei         geeignete Schmerzmedikamente vorenthalten.
chronischen Kopfschmerzen sollte eventuell auch      Gründe sind in den meisten Fällen die Angst des
eine schmerztherapeutische Einrichtung - wie von     Therapeuten vor einer Schmerzmittelgabe bei Pa-
der DMKG empfohlen - aufgesucht werden .             tienten mit einem erhöhten Risiko für eine Sucht-
                                                     entwicklung, der erhöhte Schmerzmittel- bzw.
11

Opiatbedarf von diesen Patienten und die Angst      Opiate helfen auch bei drogenabhängigen HIV-
der Patienten selbst vor einer Abhängigkeit. Die-   Infizierten und verursachen keine Abhängigkeit,
se Angst ist jedoch unbegründet. Die richtigen      wenn sie zur Schmerztherapie eingesetzt werden.

Einteilung der Kopfschmerzen nach der sogenannten IHS-Klassifikation.

   Idiopathische Kopfschmerzerkrankungen:           7. nichtvaskuläre Störungen im Schädelin-
                                                        neren (hierzu gehören z.B. Hirntumoren,
   1. Migräne                                           Drucksteigerung im Schädelinneren,
      - Migräne ohne Aura                               Entzündungen des Gehirngewebes,
      - Migräne mit Aura (d.h. neurologische            Missbildungen des Schädels)
      Symptome vor den Kopfschmerzen)               8. eine Substanz oder deren Entzug (hier-
   2. Kopfschmerz vom Spannungstyp                      mit ist insbesondere der Kopfschmerz
      - episodische Verlaufsform                        als Nebenwirkung von Medikamenten
      - chronische Verlaufsform                         und der Kopfschmerz durch einen Über-
   3. Clusterkopfschmerz und andere soge-               gebrauch von Medikamenten gemeint)
      nannte trigemino-autonome Kopf-               9. eine Infektion (hierzu gehört der Kopf-
      schmerzerkrankungen (hierbei handelt              schmerz durch die HIV-Infektion, aber
      es sich um sehr seltene streng einseitige         auch Kopfschmerzen durch Hirnhautent-
      Kopfschmerzattacken)                              zündung und andere Infektionen)
   4. andere primäre Kopfschmerzen, u.a.            10. eine Störung der Homöostase (hiermit
      - Kopfschmerz bei körperlicher Anstren-           sind Stoffwechselerkrankungen gemeint,
      gung                                              z.B. Kopfschmerz beim Diabetes, bei
                                                        Sauerstoffmangel, bei Leber- oder Nie-
      - Kopfschmerz bei sexueller Aktivität
                                                        renerkrankungen)
      - primärer Hustenkopfschmerz                  11. Erkrankungen des Schädels sowie von
   Sekundäre Kopfschmerzerkrankungen                    Hals, Augen, Ohren, Nase, Neben-
   (Kopfschmerz zurückzuführen auf):                    höhlen, Zähnen, Mund oder anderen
                                                        Gesichts- oder Schädelstrukturen
   5. ein Kopf- und/oder Halswirbelsäulen-          12. psychiatrische Störungen (z.B. Kopf-
      Trauma (z.B. bei Unfall mit Verletzung            schmerzen bei einer Depression)
      der Halswirbelsäule)                          13. Kraniale Neuralgien (d.h. Nervenschmer-
   6. Gefäßstörungen im Bereich des Kopfes              zen am Kopf) und zentrale Ursachen von
      oder des Halses (z.B. bei Hirnblutungen,          Gesichtsschmerzen (bekanntestes Bei-
      bei Gefäßverletzungen)                            spiel ist die Trigeminusneuralgie)

Besonderheiten in der medikamentösen Schmerztherapie von HIV-infizierten
Kopfschmerzpatienten

   Nicht anwendbar:                                 Kopfschmerzen und Nervenschmerzen
   - ergotaminhaltige Präparate (z.B. Ergo-         sowie bei Epilepsien eingesetzt) sind not-
      Kranit)                                       wendig bei:
   - Barbiturate                                    - Carbamazepin
   - (relativ: Benzodiazepine, Acetylsalicyl-       - Valproat
      säure)                                        - Phenytoin

   Vermehrt Nebenwirkungen der HIV-Medika-          Bevorzugte Substanzen zur prophylakti-
   mente durch hohen Gebrauch von:                  schen Therapie idiopathischer oder HIV-
   - Acetylsalicylsäure (z.B Aspirin)               assoziierter Kopfschmerzen:
   - Indometacin                                    - Amitriptylin 50-150 mg
                                                    - Trazodon 50-75 mg
   Plasmaspiegelkontrollen wegen Wechselwir-        - Prednison bis 100 mg (als Kurzzeit-
   kungen mit der antiretroviralen Medikation          therapie über zwei Wochen)
   (die Medikamente werden bei chronischen
12

IMPRESSUM                                                      Bestellnummer dieser Ausgabe: 140057

MED-INFO, Medizinische Informationenzu HIV und AIDS
                                                               Folgende Ausgaben der MED-INFO-Reihe sind aktuell:
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Beethovenstraße 1                                              Nr.33: Toxoplasmose
Tel.:0221/ 20 20 30                                            Nr.34: Kaposi-Sarkom
in Zusammenarbeit mit der                                      Nr.35: Zytomegalie (CMV)
 Deutschen AIDS-Hilfe Berlin e.V.
                                                               Nr.36: Therapiepausen
Text:                                                          Nr.37: Lymphome (Bestellnummer: 140001)
Prof. Dr. med. Dr. phil. Stefan Evers, Klinik und Poliklinik
                                                               Nr.38: Sexuelle Störungen (Bestellnummer: 140002)
für Neurologie, Universitätsklinikum Münster
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Carlos Stemmerich                                                     140007)
Ehrenamtliche Mitarbeit:                                       Nr.43: HIV-Therapie (Bestellnummer: 140010)
Andrea Czekanski                                               Nr.44: HIV und Hepatitis B (Bestellnummer: 140009)
Christoph Feldmann
                                                               Nr.45: Fettstoffwechselstörungen (Bestellnummer:
Eckhard Grützediek
                                                                      140011)
Daniela Kleiner
Christine Schilha                                              Nr.46: HIV und Depressionen (Bestellnummer: 140012)
V.i.S.d.P.:                                                    Nr.47: Neurologische Erkrankungen
                                                                      (Bestellnummer: 140013)
Carlos Stemmerich
                                                               Nr.48: Lipodystrophie (Bestellnummer: 140014)
Gesamtherstellung:
                                                               Nr.49: Medikamentenstudien (Bestellnummer: 140015)
Prima Print, Köln
                                                               Nr.50: Laborwerte (Bestellnummer: 140016)
Auflage
                                                               Nr. 51: HIV und Hepatitis C (Bestellnummer: 140017)
4000
                                                               Nr. 52: HIV und Niere (Bestellnummer: 140018)
Hinweis:
Das MED-INFO ist zu bestellen bei der                          Nr. 53: Compliance -Umgang mit der HIV-Therapie -
Deutschen AIDS-Hilfe e.V.                                              (Bestellnummer: 140019)
Tel: 030-690087-0                                              Nr. 54: HIV und Reisen (Bestellnummer 140054)
Fax: 030-690087-42                                             Nr.55: HIV und Immunsystem (Bestellnummer 140055)
www.Aidshilfe.de
                                                               Nr.56: Wechselwirkungen der HIV-Therapie mit
                                                                      freiverkäuflichen Medikamen-ten
Das MED-INFO dient der persönlichen Information und                   (Bestellnummer 140056)
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