Langfristiges Szenario für Schwellenländer-währungen - Schwellenländerwährungen dürften in den kommenden Jahren aufwerten - Fundresearch

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Langfristiges Szenario für Schwellenländer-währungen - Schwellenländerwährungen dürften in den kommenden Jahren aufwerten - Fundresearch
Währungen

Langfristiges Szenario
für Schwellenländer-
währungen

Schwellenländerwährungen dürften
in den kommenden Jahren aufwerten.

               Verstehen. Handeln.
Langfristiges Szenario für Schwellenländer-währungen - Schwellenländerwährungen dürften in den kommenden Jahren aufwerten - Fundresearch
PortfolioPraxis: Akademie

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Langfristiges Szenario für Schwellenländer-währungen - Schwellenländerwährungen dürften in den kommenden Jahren aufwerten - Fundresearch
Währungen

Inhalt
 4     Langfristiges Szenario für
       Schwellenländerwährungen

 6     Kaufkraftparität als Maßstab für die
       relative Bewertung von Währungen

 6     Wie notieren Schwellenländerwährungen
       derzeit im Vergleich zur Kaufkraftparität?

 8     Schätzung der künftigen, realen Aufwer-
       tung mit Hilfe des Balassa-Samuelson-
       Effekts

 9     Wie stark und wie rasch werten die
       Schwellenländerwährungen tatsächlich
       auf, wenn die entsprechenden Volkswirt-
       schaften aufholen?

 13 Von der realen zur nominalen Wechsel-
    kursaufwertung

 16 Verstehen.

Impressum
Allianz Global Investors Europe GmbH
Mainzer Landstraße 11–13
60329 Frankfurt am Main

Capital Markets & Thematic Research
Hans-Jörg Naumer (hjn), Dennis Nacken (dn), Stefan Scheurer (st)

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Langfristiges Szenario für Schwellenländer-währungen - Schwellenländerwährungen dürften in den kommenden Jahren aufwerten - Fundresearch
Währungen

            Langfristiges Szenario für
            Schwellenländerwährungen
            Im vergangenen Jahrzehnt haben die Währungen zahl-
            reicher Schwellenländer deutlich gegenüber Industrieländer-
            währungen aufgewertet.

                                                                   So notierte der chinesische Renminbi (RMB)
                                                                   zu Beginn des Jahrtausends bei 8,28 gegen-
                                                                   über dem US-Dollar (USD). Ende August
                                                                   2012 lag er dagegen bei rund 6,35 RMB / USD.
             Stefan Hofrichter ist Leiter der Abteilung            Bei anderen asiatischen Währungen war
             Volkswirtschaft und Strategie bei Allianz Global      eine ähnliche Entwicklung zu verzeichnen.
             Investors. Er zeichnet sich für die Analyse volks-
                                                                   Einige Beispiele: Der Singapur-Dollar hat von
             wirtschaftlicher Entwicklungen verantwortlich
             und ist Mitglied im Global Policy Committee, das      einem Stand von rund 1,85 vor zehn Jahren
             die Leitlinien für die Anlagestrategien bei Allianz   bis August 2012 auf 1,25 aufgewertet, der
             Global Investors entwickelt.
                                                                   koreanische Won von etwa 1300 auf etwa
                                                                   1100, der thailändische Baht, der während
                                                                   der Asien-Krise 1997 deutlich abwertete, von
                                                                   etwa 45 auf rund 31. Und die Aufwertung
                                                                   der Schwellenländerwährungen ist nicht auf
                                                                   Asien beschränkt. So notierte der brasiliani-
                                                                   sche Real im Jahr 2002 bei rund 3,7 gegen-
                                                                   über dem USD, im August 2012 dagegen bei
                                                                   knapp über 2.

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Auch der chilenische und der kolumbiani-           an Wert verloren. Aber die Mehrheit der von
sche Peso haben im vergangenen Jahrzehnt           uns beobachteten Schwellenländerwährun-
beträchtlich aufgewertet. In Europa ist der        gen hat seit etwa 2003 / 2004 gegenüber dem
polnische Zloty im selben Zeitraum gegen-          USD und dem Euro aufgewertet (der Euro hat
über dem USD von rund 4,6 auf rund 3,25            sich seither seitwärts gegenüber dem USD
und gegenüber dem Euro von etwa 4,9 auf            bewegt).
knapp über 4 geklettert. Bei der tschechischen
Krone fand eine ähnliche Entwicklung statt.        Wie sehen unsere Prognosen für die Schwel-
Zugegebenermaßen haben nicht alle Schwel-          lenländerwährungen aus? In diesem Artikel
lenländerwährungen aufgewertet. Der russi-         befassen wir uns mit den langfristigen Ten-
sche Rubel handelt im August 2012 etwa auf         denzen, nicht mit möglichen Trends in den
demselben Niveau gegenüber dem USD wie             kommenden Monaten oder Quartalen.
vor zehn Jahren, da eine erneute Abwertung
in den vergangenen vier Jahren die bis 2008
verzeichneten Kursgewinne wieder zunichte
machte. Die indische Rupee wertete zu                Die hier genannten Währungen wurden
Beginn des Jahrtausends bis zur Finanzkrise          i.d.R. mit dem international gebräuchli-
im Jahr 2007 auf, hat aber ihre Gewinne mehr         chen ISO-Code bezeichnet. „USD“ steht
als verloren und notiert derzeit etwa 10 %           für US-Dollar, „JPY“ für den japanischen
schwächer gegenüber dem USD als vor zehn             Yen und „RMB“ für den chinesischen
Jahren. Auch der ungarische Forint oder der          Renminbi.
mexikanische oder argentinische Peso haben

Tabelle 1: Schwellenländerwährungen ggü. USD

                                                                     USD / Devisen (nominal)*

                      29.12.2000     30.12.2002     31.12.2007      31.12.2010    17.08.2012

 Brasilien                   1,95           3,54           1,78            1,66           2,02

 China                       8,28           8,28           7,30            6,61           6,37

 Hongkong                    7,80           7,80           7,80            7,77           7,76

 Indien                     46,68          47,98          39,41          44,71           55,75

 Indonesien                 9.675          8.950          9.393          8.996           9.519

 Republik Korea             1.265          1.186            935          1.126           1.134

 Russland                   28,16          31,96          24,60          30,54           32,04

 Singapur                    1,73           1,73           1,44            1,28           1,25

 Taiwan                     33,08          34,64          32,43          29,30           30,00

 Malaysia                    3,80           3,80           3,31            3,06           3,13

 Philippinen                50,00          53,60          41,25          43,80           42,36

 Thailand                   43,39          43,11          33,72          30,06           31,51

* Quelle: Bloomberg

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Währungen

            Kaufkraftparität als Maßstab für                  Wie notieren Schwellenländer-
            die relative Bewertung von Wäh-                   währungen derzeit im Vergleich
            rungen                                            zur Kaufkraftparität?

            Die Bewertung ist wohl der wichtigste             Wir konzentrieren uns hier auf eine Auswahl
            Faktor, wenn man den Ausblick für die künf-       wichtiger Schwellenländerwährungen gegen-
            tige Bewertung einer Assetklasse beurteilen       über dem USD.
            will. Dies gilt auch für Währungen. Nun stellt
            sich die Frage: Wo liegt der wahre und faire      Daten der University of Pennsylvania zufolge
            Wert einer Währung? Normalerweise wird            („Penn World Table“) waren die von uns
            der langfristige „faire“ Wechselkurs für zwei     ausgewählten 12 Schwellenländerwährun-
            Währungen ermittelt, indem der Kurs an            gen im Jahr 2000 im einfachen Durchschnitt
            den Devisenmärkten mit der Kaufkraftparität       gegenüber dem USD aus Sicht der Kaufkraft-
            verglichen wird. Die Kaufkraftparität ist der     parität um rund 50 % unterbewertet. Anders
            implizite Wechselkurs, bei dem dieselbe           ausgedrückt: Wenn ein US-Amerikaner einen
            Menge an Geld benötigt wird, um in zwei           US-Dollar in eine Schwellenländerwährung
            unterschiedlichen Ländern dieselben Güter         tauschte, konnte er in den Schwellenländern
            und Dienstleistungen zu erwerben. Das Kon-        doppelt so viele Güter kaufen wie ein Einhei-
            zept basiert auf dem Gesetz des einheitlichen     mischer.
            Preises, dem zufolge der Preis für identische
            Güter und Dienstleistungen unter Berücksich-      Bis 2010 verringerte sich die Unterbewer-
            tigung des Wechselkurses gleich sein sollte,      tung auf rund 35 %. Das heißt: Real, nicht
            sofern keine Handelsbarrieren und Trans-          unbedingt nominal, werteten die Schwellen-
            aktionskosten vorhanden sind. Es sei noch         länderwährungen um rund 15 % auf. Bis zum
            einmal betont, dass die Kaufkraftparität den      August 2012 ist die Unterbewertung unseren
            realen Wert einer Währung misst.                  Berechnungen zufolge in den vergangenen
                                                              beiden Jahren auf gut 32 % zurückgegangen.
            Ein Beispiel: Wenn das inländische Preis-
            niveau im Vergleich zum Ausland ansteigt          Wie bereits erläutert, ist es wichtig, zwischen
            (sinkt), wertet die inländische Währung real      einer realen und einer nominalen Wechsel-
            auf (ab), weil mehr (weniger) Einheiten der       kursaufwertung zu unterscheiden. Die reale
            ausländischen Währung benötigt werden,            Aufwertung kann im vergangenen Jahrzehnt
            um denselben Korb mit Gütern zu erwerben.         auf verschiedene Arten stattgefunden haben.
            Nur wenn die Währung am Markt gegenüber           Theoretisch ist es möglich, dass der nomi-
            der ausländischen Währung teurer (billiger)       nale Wechselkurs aufwertete, während das
            wird, wertet die inländische Währung auch         relative Preisniveau in einem Schwellenland
            nominal auf (ab).                                 gegenüber den USA unverändert blieb.
                                                              Ebenso könnte die kumulierte Inflation in
            Es ist alles andere als einfach, die Kaufkraft-   einem Schwellenland im Durchschnitt um
            parität zu schätzen, und die beobachteten         rund 15 % höher ausgefallen sein als in den
            Wechselkurse entsprechen aus verschiede-          USA, während sich der nominale Wechselkurs
            nen Gründen sicher nicht immer der                nicht bewegte. Oder – was am wahrschein-
            Kaufkraftparität: Die Messung des Preis-          lichsten ist – es war eine Kombination aus
            niveaus kann von Land zu Land unterschied-        unterschiedlichen relativen Inflationsraten
            lich sein; nicht alle Güter sind handelbar        und nominalen Wechselkursbewegungen
            (dies gilt vor allem für Dienstleistungen), so    zu verzeichnen. Es ist auch möglich, dass die
            dass nicht alle Güter direkt vergleichbar sind;   Inflation in einem Schwellenland niedriger
            Handelsbarrieren und Transaktionskosten           (höher) als in den USA war, was durch die
            sowie Marktverzerrungen können eine Preis-        Aufwertung (Abwertung) der Schwellen-
            konvergenz verhindern. Dennoch wird die           landwährung gegenüber dem USD mehr als
            Kaufkraftparität weithin als nützlicher Maß-      kompensiert wurde. Tabelle 1 zeigt jedoch,
            stab für die relative Bewertung von Währ-         dass Brasilien, Indien, Indonesien, Russland
            ungen angesehen.                                  und Thailand im Zeitraum zwischen dem Jahr

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2000 und August 2012 tatsächlich eine nomi-                     (dem Big Mac von McDonald’s), gelangen wir
nale Wechselkursabwertung gegenüber dem                         zu einem ganz ähnlichen Ergebnis: Brasilien
USD verzeichneten, obwohl sich die Unter-                       ist leicht teuer, China und Russland sind um
bewertung gegenüber der Kaufkraftparität                        43 % bzw. 46 % unterbewertet, und im Durch-
real verringert hat.                                            schnitt sind die von uns ausgewählten Länder
                                                                derzeit um rund 33 % unterbewertet (für
Eine Betrachtung der einzelnen Länder                           Indien sind keine Daten verfügbar). Es gibt
zeigt, dass 11 der von uns ausgewählten                         auch einen Starbucks Tall Caffé Latte-Index,
12 Währungen weiterhin unterbewertet sind.                      der weniger bekannt ist, aber ebenfalls zu
Brasilien notiert als einzige Ausnahme leicht                   ähnlichen Ergebnissen führt.
überbewertet. China ist um 40 %, Indien um
65 % und Russland um 33 % unterbewertet,                        Fassen wir unsere bisherigen Ergebnisse
um nur die BRIC-Länder zu nennen. Nebenbei                      zusammen: a) Gemessen an der Kaufkraft-
bemerkt: Mit einem sehr beliebten Ansatz                        parität sind Schwellenländerwährungen
zur Berechnung der Kaufkraftparität, der auf                    unterbewertet, und b) diese Unterbewertung
einem Korb mit nur einem Produkt basiert                        hat sich im Zeitablauf verringert.

Tabelle 2: Über- bzw. Unterbewertung gegenüber dem USD auf der Grundlage
der Kaufkraftparität

                                                                                    Kaufkraftparität auf der
                                             Über-/Unterbewertung ggü.
                                                                                   Grundlage des Big-Mac-
                                                        Kaufkraftparität
                                                                                                      Index
                                    2000               2010                2012                       2012

 Brasilien                       –39,3 %               6,5 %               1,0 %                     14,9 %

 China                           –61,3 %            –46,1 %             –40,0 %                     –43,3 %

 Hongkong                         –1,9 %            –24,5 %             –20,8 %                     –50,8 %

 Indien                          –73,0 %            –63,2 %             –65,3 %

 Indonesien                      –69,4 %            –32,6 %             –31,7 %                     –41,5 %

 Republik Korea                  –33,7 %            –27,7 %             –25,2 %                     –25,4 %

 Russland                        –76,7 %            –36,0 %             –32,5 %                     –46,4 %

 Singapur                        –29,6 %            –20,1 %              –7,9 %                     –18,7 %

 Taiwan                          –32,8 %            –42,2 %             –39,9 %

 Malaysia                        –48,8 %            –39,9 %             –38,5 %                     –45,6 %

 Philippinen                     –54,9 %            –44,4 %             –38,3 %                     –36,0 %

 Thailand                        –62,1 %            –47,8 %             –45,9 %                     –39,8 %

 Durchschnitt                    –48,6 %            –34,8 %             –32,1 %                     –33,3 %

Quelle: Penn World Table 7.1, Bloomberg, Datastream, Allianz Global Investors;
Stand: 17.08.2012

                                                                                                               7
Langfristiges Szenario für Schwellenländer-währungen - Schwellenländerwährungen dürften in den kommenden Jahren aufwerten - Fundresearch
Währungen

            Schätzung der künftigen,                          Lohnniveau wirkt sich wiederum auf das
            realen Aufwertung mit Hilfe des                   Preisniveau aus. Die Preise für handelbare
            Balassa-Samuelson-Effekts                         Güter entsprechen internationalen Niveau
                                                              (die geringere Produktivität in den Schwel-
            Ist dies ein reiner Zufall? Nein. Dieses Ergeb-   lenländern wird durch niedrigere Löhne
            nis wird von dem wirtschaftstheoretischen         kompensiert), wohingegen nicht handelbare
            Konzept des so genannten Balassa-Samu-            Güter in Schwellenländern billiger sind als
            elson-Effekts gedeckt, das wir anhand eines       in Industrieländern, weil die Löhne niedriger
            Beispiels kurz erläutern wollen.                  sind. Dementsprechend ist das Preisniveau
                                                              in Schwellenländern systematisch niedriger
            Nehmen wir einmal an, dass eine Volkswirt-        als in Industrieländern. Und die Währung ist
            schaft nur aus zwei Sektoren besteht: Einer       systematisch unterbewertet, da der Wechsel-
            stellt handelbare Güter – z.B. Industriegüter –   kurs lediglich auf handelbare und nicht auf
            her, der andere nicht handelbare Güter            nicht-handelbare Güter abstellt. Unsere oben
            (z.B. Friseurleistungen). Die Produktivität im    dargestellten Ergebnisse, denen zufolge die
            Industriegütersektor – in dem Schwellenlän-       Währungen von Schwellenländern unter-
            der gewöhnlich die Marktpreise akzeptieren        bewertet sind, stehen damit vollständig mit
            müssen – ist in Schwellenländern in der           den wirtschaftstheoretischen Postulaten im
            Regel geringer als in Industrieländern, weil      Einklang.
            z.B. die verwendete Technologie älteren
            Datums ist als in den Industrieländern. Bei       Auch unser zweites Ergebnis – eine reale
            Friseurleistungen ist die Produktivität jedoch    Aufwertung der Schwellenländerwährungen
            ähnlich hoch wie in den Industrieländern. Da      im Zeitablauf – wird vom Balassa-Samuelson-
            der Industriegütersektor jedoch als wichtig       Effekt bestätigt: Im Zeitablauf holen die
            für die Wirtschaft angesehen wird, wird das       Schwellenländer auf und die Produktivität
            Lohnniveau in der Gesamtwirtschaft vom            im Sektor für handelbare Güter steigt an. Die
            Industriegütersektor bestimmt. Dies ist für die   Produktivitätszuwächse sind dabei höher als
            Löhne insofern von Bedeutung, als Arbeits-        in den Industrieländern, weil die Schwellen-
            kräfte entsprechend der Grenzproduktivität        länder aufschließen. Die Löhne legen daher
            im Industriegütersektor bezahlt werden.           im Sektor für handelbare Güter stärker zu als
            Dementsprechend sind die Löhne für Fri-           in den Industrieländern, so dass infolgedes-
            seurleistungen und logischerweise auch im         sen auch das Lohn- und Preisniveau in den
            Schwellenland insgesamt niedriger als in den      Schwellenländern insgesamt ansteigt. Real
            Industrieländern. Das insgesamt niedrigere        werten die Schwellenländerwährungen auf.

8
Langfristiges Szenario für Schwellenländer-währungen - Schwellenländerwährungen dürften in den kommenden Jahren aufwerten - Fundresearch
Wie stark und wie rasch werten                                   wendeten. Damals führte ein Anstieg des
die Schwellenländerwährungen                                     BIP pro Kopf um 1% zu einem relativen Preis-
tatsächlich auf, wenn die ent-                                   anstieg um rund 0,3 – 0,4% (R² war mit
sprechenden Volkswirtschaften                                    0,4 etwas höher).
aufholen?
                                                                 Danach haben wir das beobachtete relative
Wie kann der Balassa-Samuelson-Effekt                            Preisniveau mit unserer Regressiongleichung
quantifiziert werden? Zur Beantwortung                           – der „Balassa-Samuelson-Linie“ – verglichen
dieser Fragen haben wir zwei Regressions-                        und bemerkt, dass zwei unserer 12 Länder,
analysen durchgeführt und dabei einen                            nämlich Brasilien und Indonesien, teurer sind
Ansatz verfolgt, den bereits K. Rogoff und                       als es nach der Regressionsgleichung zu
J. Frankel angewendet haben.                                     vermuten wäre. Anders ausgedrückt:
                                                                 Ihre Preisniveaus „laufen der Kurve voraus“
Im ersten Schritt haben wir eine Regression                      und entsprechen im Vergleich zu den USA
des (logarithmierten) Preisniveaus von                           dem Preisniveau, das in einer Volkswirtschaft
190 Ländern gegenüber den USA auf ihr                            mit einem höheren relativen BIP pro Kopf zu
(logarithmiertes) BIP pro Kopf gegenüber den                     erwarten wäre. Dennoch ist Brasilien im
USA durchgeführt, wobei wir die Penn World-                      Vergleich zur Kaufkraftparität nur leicht
Daten für das Jahr 2010 verwendet haben.                         teuer. Indonesien ist sogar unterbewertet
Unserer Regressionsgleichung zufolge steigt                      (Tabelle 2). Alle anderen von uns untersuch-
das relative Preisniveau bei einer Erhöhung                      ten Länder liegen unter dem Niveau, das sich
des relativen BIP pro Kopf um 1 % jeweils um                     aus der Regressionsanalyse ergibt. (Zahlrei-
rund 0,2 % an (der Koeffizient ist statistisch                   che andere Länder, für die wir Regressionen
signifikant; der Determinationskoeffizient                       durchgeführt haben, deren Einzelheiten wir
lautet R² = 0,3). Diese Sensibilität liegt etwas                 hier aber nicht ausführen, haben wiederum
unter den Ergebnissen von Rogoff bzw.                            überbewertete Währungen.)
Frenkel, die Daten aus dem Jahr 2000 ver-

Grafik 1: Preisniveau im Vergleich zu den USA und BIP pro Kopf im Vergleich zu den USA
(nicht logarithmiert)

Preisniveau (USA = 1)
1,8
1,6
1,4
1,2
  1
0,8
0,6
0,4
0,2
  0

      0              0,5               1              1,5              2              2,5          3      3,5

                           Reales BIP pro Kopf in den Emerging Markets/reales BIP pro Kopf in den USA

          Erwartungswerte           Tatsächliche Werte

Quelle: Penn World Table 7.1 , Allianz Global Investors Economics & Strategy; Stand Juli 2012

                                                                                                                 9
Langfristiges Szenario für Schwellenländer-währungen - Schwellenländerwährungen dürften in den kommenden Jahren aufwerten - Fundresearch
Währungen

            Tabelle 3: Abweichung des Wechselkur-                     im Jahr 2000, d.h. ein Jahrzehnt früher, und
            ses von der Regressionslinie (Abweichung                  unserem berechneten Wert für 2010. Dabei
            von der „Balassa-Samuelson-Linie“)                        sollte die letztgenannte Variable als Ankerwert
                                                                      für 2010 dienen, und der Regressionskoeffizi-
                                                               2010   ent für die Abweichung vom fairen Wert vor
                                                                      zehn Jahren sollte Aufschluss über das Anpas-
             Brasilien                                       61,5 %
                                                                      sungstempo geben. Unsere Ergebnisse bestä-
             China                                          –16,3 %   tigen unsere Erwartungen: Der berechnete
                                                                      Wert ist in der Tat ein guter Erklärungsfaktor
             Hongkong                                       –10,1 %
                                                                      für den beobachteten Wert. Interessanter-
             Indien                                         –35,9 %   weise liegt der geschätzte Regressionskoeffizi-
                                                                      ent für die Abweichung im Jahr 2000 bei rund
             Indonesien                                      14,8 %
                                                                      0,5. Dies impliziert, dass die Abweichung von
             Republik Korea                                  –8,7 %   der Balassa-Samuelson-Linie über zehn Jahre
                                                                      hinweg etwa zur Hälfte korrigiert wird. Selbst
             Russland                                       –11,5 %
                                                                      unter der Annahme, dass es bei den von uns
             Singapur                                       –10,2 %   ausgewählten Ländern nicht zu einer Konver-
                                                                      genz der Produktivitätsgewinne und des BIP
             Taiwan                                         –29,0 %
                                                                      pro Kopf gegenüber den USA kommt, dürfte
             Malaysia                                       –13,9 %   der reale effektive Wechselkurs von 2010 bis
                                                                      2020 im Fall Chinas um rund 8 % (0,5*16,3 %),
             Philippinen                                     –2,0 %
                                                                      im Fall Indiens um rund 18 % (0,5*35,9 %) und
             Thailand                                       –20,4 %   im Fall Thailands um rund 10 % (0,5*20,4 %)
                                                                      aufwerten. Eine Rückkehr zum Mittelwert
             Durchschnitt                                    –6,8 %
                                                                      würde gleichzeitig implizieren, dass der
                                                                      brasilianische Real real um rund 31 % (0,5* –
            Quelle: Penn World Table 7.1, Allianz Global Investors;
            Stand: Juli 2012                                          (–61,5 %)) abwerten sollte.

                                                                      Die Annahme, dass es in den Schwellenlän-
            Unsere zweite Regressionsanalyse soll Auf-                dern nicht zu Produktivitätszuwächsen und
            schluss über das Anpassungstempo geben.                   einer Konvergenz des BIP gegenüber den
            Wir haben daher für alle Märkte eine Regres-              USA kommt, ist ganz klar nicht realistisch. Die
            sion des tatsächlich beobachteten, relativen              Daten des Conference Board zeigen, dass die
            Preisniveaus im Jahr 2010 gegenüber zwei                  Arbeitsproduktivität in den meisten Schwel-
            erklärenden Variablen durchgeführt: der                   lenländern stetig höher war als in den Indus-
            Abweichung von der Balassa-Samuelson-Linie                trieländern. Da Produktivitätszuwächse die

10
Tabelle 4: Arbeitsproduktivität pro Beschäftigtem

                                                 seit 2000                    seit 1990        seit 1980

  Deutschland                                          0,7 %                      1,1 %            1,3 %

  Großbritannien                                       0,8 %                      1,5 %            1,7 %

  USA                                                  1,4 %                      1,7 %            1,6 %

  Polen                                                3,0 %                      3,9 %            2,7 %

  Russland                                             4,3 %                      1,1 %                NA

  UdSSR                                                4,8 %                      1,0 %            1,0 %

  China                                              10,7 %                       8,5 %            7,2 %

  Hongkong                                             3,4 %                      2,8 %            3,3 %

  Indien                                               5,3 %                      4,5 %            4,0 %

  Indonesien                                           3,5 %                      3,0 %            2,4 %

  Philippinen                                          2,0 %                      1,4 %            0,5 %

  Singapur                                             1,8 %                      2,8 %            3,0 %

  Südkorea                                             2,8 %                      3,8 %            4,5 %

  Taiwan                                               2,9 %                      3,8 %            4,3 %

  Thailand                                             2,3 %                      3,1 %            3,7 %

  Brasilien                                            1,1 %                      1,3 %            0,3 %

Quelle: Conference Board, Allianz Global Investors; Stand: August 2012

wichtigste Ursache für den Anstieg des BIP pro                  Tabelle 5: Prognosen für den Anstieg
Kopf sind (in der neoklassischen Wachstums-                     des BIP pro Kopf p.a., 2010 – 2020
theorie von Solow sind sie sogar die einzige
Ursache) und die Produktivitätszuwächse in                        Brasilien                        3,5 %
den Schwellenländern, die gegenüber den
                                                                  China                            8,0 %
Industrieländern aufholen, höher sein dürften,
ist auch ein kräftigerer Zuwachs des BIP pro                      Hongkong                         3,5 %
Kopf in den Schwellenländern zu erwarten.
                                                                  Indien                           4,5 %
Selbstverständlich ist es außerordentlich                         Indonesien                       4,0 %
schwierig, das Wachstum des BIP pro Kopf im
kommenden Jahrzehnt zu schätzen. In                               Republik Korea                   3,0 %
Tabelle 5 sind unsere Schätzungen für die                         Russland                         4,0 %
nächsten zehn Jahre aufgeführt. Die Zah-
len liegen leicht unter dem Anstieg des BIP                       Singapur                         4,0 %
pro Kopf im vergangenen Jahrzehnt. Diese                          Taiwan                           4,0 %
Annahme ist sinnvoll: Da die Konvergenz
der Schwellenländer bereits begonnen hat,                         Malaysia                         4,0 %
dürften die künftigen Produktivitätszuwächse                      Philippinen                      4,0 %
– und damit auch der Zuwachs des BIP pro
Kopf – etwas schwächer ausfallen als in der                       Thailand                         4,0 %
                                                                                                            Quelle: Allianz Global
Vergangenheit. Dennoch halten wir unsere                                                                    Investors Conference
                                                                  USA                              1,3 %
Prognosen für recht konservativ Kombinieren                                                                 Board; Stand: August 2012

                                                                                                                                   11
Währungen

Tabelle 6: Erwartete reale Aufwertung

                                                  Kumulierte                                     Reale
                          Jährliches BIP
                                                 10j. Wachs-            Implizite reale    Aufwertung                              Reale
     Prognosen für          pro Kopf im                                                                   Gesamte reale
                                                  tumsüber-               Aufwertung      aufgrund von                        Aufwertung
      2010 – 2020          Vergleich zu                                                                     Aufwertung
                                                schüsse ggü.              Faktor (0,2)    Rückkehr zur                               p. a
                               den USA
                                                        USA                                   B-S-Linie
 Brasilien                          2,3 %                24,9 %                  5,0 %         –30,8 %          –25,8 %            –2,9 %

 China                              6,8 %                92,2 %                 18,4 %            8,1 %           26,6 %             2,4 %

 Hongkong                           2,3 %                24,9 %                  5,0 %            5,0 %           10,0 %             1,0 %

 Indien                             3,3 %                37,7 %                  7,5 %           18,0 %           25,5 %             2,3 %

 Indonesien                         2,8 %                31,2 %                  6,2 %           –7,4 %           –1,2 %           –0,1 %

 Republik Korea                     1,8 %                18,9 %                  3,8 %            4,3 %            8,1 %             0,8 %

 Russland                           2,8 %                31,2 %                  6,2 %            5,8 %           12,0 %             1,1 %

 Singapur                           2,8 %                31,2 %                  6,2 %            5,1 %           11,3 %             1,1 %

 Taiwan                             2,8 %                31,2 %                  6,2 %           14,5 %           20,8 %             1,9 %

 Malaysia                           2,8 %                31,2 %                  6,2 %            6,9 %           13,2 %             1,2 %

 Philippinen                        2,8 %                31,2 %                  6,2 %            1,0 %            7,2 %             0,7 %

 Thailand                           2,8 %                31,2 %                  6,2 %           10,2 %           16,4 %             1,5 %

 Durchschnitt                                                                                                     10,3 %             0,9 %

Quelle: Allianz Global Investors Conference Board; Stand: August 2012

                                 wir nunmehr die beiden oben erläuterten                      dürfte sich die kumulierte reale Aufwertung
                                 Effekte: die Rückkehr zum Mittelwert (d.h.                   in den 12 von uns ausgewählten Ländern auf
                                 der „Balassa-Samuelson-Linie“) und die Aus-                  rund 10 % insgesamt bzw. 1 % p.a. belaufen.
                                 wirkungen des kräftigeren BIP-Wachstums                      Damit wäre sie schwächer als in den Jahren
                                 als in den USA. Der erste Effekt ist in Tabelle              2000 – 2010, was darauf zurückzuführen ist,
                                 6 in den Spalten 1 – 3, der zweite in Spalte 4               dass die Schwellenländer bereits aufgeholt
                                 dargestellt.                                                 haben. Die Produktivität und damit auch das
                                                                                              Wachstum dürften daher im Vergleich zu den
                                 Wir kommen zu dem Ergebnis, dass alle                        Industrieländern nicht mehr so stark über-
                                 Schwellenländerwährungen mit Ausnahme                        schießen wie zuvor. Die reale Aufwertung
                                 von Brasilien und Indonesien im kommenden                    dürfte sich auch nach dem Jahr 2020 noch
                                 Jahrzehnt real langsam aufwerten dürften.                    fortsetzen, sofern die ausgewählten Länder
                                 China dürfte wohl real die stärkste Aufwer-                  weiterhin ein kräftigeres Wachstum des BIP
                                 tung verzeichnen: insgesamt um rund 26 %                     pro Kopf verzeichnen als die Industrieländer –
                                 bzw. um rund 2,4 % p.a. Im Durchschnitt                      was sehr wahrscheinlich ist.

12
Von der realen zur nominalen                                  junkturüberhitzung zu vermeiden. Genau
Wechselkursaufwertung                                         dies war in China im vergangenen Jahrzehnt
                                                              zu beobachten. Eine nominale Aufwertung
Für Anleger in Schwellenländer-Vermögens-                     von Schwellenländerwährungen findet unse-
werten ist jedoch die zu erwartende nomi-                     res Erachtens über sehr lange Zeiträume
nale Aufwertung von größerer Bedeutung                        hinweg statt.
als die Reale. Anders ausgedrückt: Wenn
z.B. der RMB gegenüber dem USD oder                           Eine solche Entwicklung wird auch vom Kon-
dem EUR abwertet, aber real wegen einer                       sens erwartet. Laut Consensus Economics
höheren Inflationsrate aufwertet, verlieren                   könnten die von uns ausgewählten Schwel-
internationale Anleger Geld. Wie die obigen                   lenländerwährungen bis 2018 (maximaler
Daten zeigen, ist genau dies in einigen Län-                  Prognosehorizont) im Durchschnitt nominal
dern im vergangenen Jahrzehnt geschehen.                      kumuliert um rund 5 % aufwerten; wir erwar-
Langfristig ist es jedoch unseres Erachtens                   ten ca. 10 % bis 2020. Unseres Erachtens sind
sehr wahrscheinlich, dass sich die reale                      die Konsensprognosen zu konservativ, und
Aufwertung zu einem großen Teil auch in                       die nominale Aufwertung könnte realiter
einer nominalen Aufwertung niederschlägt.                     höher ausfallen, da a) unsere Annahmen zum
Warum? Wenn die reale Aufwertung dau-                         realen Wachstum wie bereits oben erläu-
erhaft nur zu höheren Inflationsraten führt,                  tert zu konservativ sein könnten und b) die
ist damit zu rechnen, dass der wirtschaft-                    Schwellenländer mehr Gewicht auf eine Ein-
liche, politische und soziale Druck in den                    dämmung der Inflation legen könnten, was
Schwellenländern zunimmt. Eine nominale                       zu einer realen Aufwertung und einer kräf-
Aufwertung trägt dazu bei, Inflationsdruck                    tigeren nominalen Wechselkursaufwertung
zu verringern und eine wahrscheinliche Kon-                   statt Inflation führen könnte.

Tabelle 7: Geschätzte nominale und reale Aufwertung der Schwellenländerwährungen
ggü. dem USD

                                  Reale Aufwertung            Konsens: nominale
                                                                                                              Delta
                                kommende 10 Jahre            Aufwertung bis 2018
 Brasilien                                      –25,8 %                        –4,0 %                       –21,8 %

 China                                            26,6 %                       18,3 %                         8,2 %

 Hongkong                                         10,0 %                       –0,2 %                        10,2 %

 Indien                                           25,5 %                         9,3 %                       16,2 %

 Indonesien                                       –1,2 %                         1,2 %                       –2,4 %

 Republik Korea                                    8,1 %                       12,2 %                        –4,1 %

 Russland                                         12,0 %                       –5,8 %                        17,8 %

 Singapur                                         11,3 %                         9,0 %                        2,3 %

 Taiwan                                           20,8 %                         8,7 %                       12,1 %

 Malaysia                                         13,2 %                         6,7 %                        6,5 %

 Philippinen                                       7,2 %                         2,3 %                        5,0 %

 Thailand                                         16,4 %                         7,1 %                        9,3 %

 Durchschnitt                                     10,3 %                         5,4 %                        4,9 %

Quelle: Datastream, Allianz Global Investors Economics & Strategy, Consensus Economics; Stand August 2012

                                                                                                                      13
Währungen

            Unsere Erwartung, dass die Schwellenlän-                        360 fix. Der Yen hatte jedoch real bereits wäh-
            derwährungen nominal aufwerten dürften,                         rend des Bretton-Woods-Systems beträcht-
            erhärtet sich, wenn man die Entwicklung des                     lich aufgewertet, da die Inflation in Japan bis
            Yen seit dem zweiten Weltkrieg, d.h. seit der                   zum Ende der Siebzigerjahre höher war als in
            Industrialisierung Japans, betrachtet.                          den USA. Als der Wechselkurs zu Beginn der
                                                                            Siebzigerjahre freigegeben wurde, begann
            Bis zum Zusammenbruch des Bretton-                              der Yen unverzüglich auch nominal aufzu-
            Woods-Systems zu Beginn der Siebzigerjahre                      werten, wenngleich es zu Anfang der Achtzi-
            war der Yen vs. US-Dollar-Wechselkurs bei                       gerjahre zu einer Schwächephase kam.

            Grafik 2: US-Dollar und japanische Yen (USD / JPY)

              400

              350

              300

              250

              200

              150

              100

                  50

                   0

                       1960 1963 1966 1969 1972 1975 1978 1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011

                           USD/JPY

            Quelle: Datastream, Allianz Global Investors Economics & Strategy; Stand: August 2012

            Grafik 3: USD / JPY-Wechselkurs und jeweilige Inflationsraten (indexiert)

            01.01.1960 = 100
            500
            450
            400
            350
            300
            250
            200
            150
            100
             50

                  1960 1963 1966 1969 1972 1975 1978 1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011

                         Nominale Aufwertung        Relative Inflation

            Quelle: Datastream, Allianz Global Investors Economics & Strategy; Stand: August 2012

14
Grafik 4: Realer Wechselkurs Yen & Renminbi ggü. USD

400

350

300

250

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150

100

      1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012 2015 2018 2021 2024 2027 2030 2033 2036 2039 2042 2045

          Realer JPY‐Wechselkurs seit 1960,       Realer RMB‐Wechselkurs (1994 = 100)   Extrapolation für China
          verschoben auf 1994

Quelle: Allianz Global Investors Economics & Strategy; Stand: August 2012

Unseres Erachtens kann die Entwicklung des                      Wenn wir die reale Aufwertung des RMB bis
Yen gegenüber dem US-Dollar etwa seit 1960                      2020 mit unserer geschätzten Rate von knapp
auch als Blaupause für China’s Renminbi ab                      2,5 % p.a. extrapolieren, wäre die kumulierte
Mitte der Neunzigerjahre dienen. Mitte der                      reale Aufwertung des RMB gegenüber dem
Neunzigerjahre hatte China 10 – 15 Jahre                        USD seit 1994 ganz ähnlich wie diejenige
zuvor mit der Umstrukturierung seines                           des Yen gegenüber dem USD von 1960 bis
Wirtschaftsmodells begonnen. In ähnlicher                       Mitte der Achtzigerjahre. Wenn sich der RMB
Weise lag der Anfang des Wiederaufbaus der                      tatsächlich ähnlich wie der Yen entwickelt,
japanischen Wirtschaft nach dem zweiten                         könnte er bis 2030 real gegenüber dem USD
Weltkrieg im Jahr 1960 fünfzehn Jahre zurück.                   aufwerten.
Wenn unser Vergleich zutrifft, wäre der RMB
heute in etwa mit dem Yen Mitte bis Ende der
Siebzigerjahre vergleichbar.

                                                                                                                  15
Währungen

            Verstehen.                                           attraktiv; Einwohner der Schwellenländer
                                                                 nutzten die Liberalisierung bzw. Internatio-
            Weder die reale noch die nominale Aufwer-            nalisierung ihrer Finanzmärkte zum Transfer
            tung dürfte linear stattfinden.                      von Vermögenswerten ins Ausland. All diese
                                                                 Faktoren spielten in den vergangenen Jahren
            Genau wie der Yen jahrelang nominal gegen-           in unterschiedlichem Maße eine Rolle. Außer-
            über dem USD abgewertet hat – vor allem              dem können inflationäre und deflationäre
            Anfang der Achtzigerjahre – und gleichzeitig         Preisschocks in den Schwellenländern leicht
            langfristig insgesamt aufwertete, hat der            das inländische Preisniveau und die nomina-
            RMB in jüngster Zeit leicht gegenüber dem            len Wechselkurse beeinflussen.
            USD abgewertet, und verschiedene andere
            Schwellenländerwährungen haben seit                  Dennoch sind wir der Auffassung, dass
            Beginn der Finanzkrise beträchtlich an Wert          sowohl wirtschaftstheoretische Überlegun-
            gegenüber dem USD verloren. Dafür gibt               gen als auch empirische Daten für unsere
            es mehrere Gründe: Eine steigende Risiko-            Erwartung sprechen, dass die Schwellenlän-
            aversion nach der Finanzkrise führte dazu,           derwährungen in den kommenden Jahren
            dass Mittel aus als riskant geltenden Schwel-        sowohl real als auch nominal aufwerten
            lenländern repatriiert wurden; Zinssenkungen         werden.
            in den Schwellenländern machten Carry-
            Investitionen in Schwellenländern weniger                                          Stefan Hofrichter

              Literatur

              Alan Heston, Robert Summers und Bettina Aten, Oktober 2002, Penn World Table
              Version 6.1, Center for International Comparisons of Production, Income and Prices at the
              University of Pennsylvania

              Alan Heston, Robert Summers und Bettina Aten, Juli 2012, Penn World Table Version 7.1,
              Center for International Comparisons of Production, Income and Prices at the University of
              Pennsylvania

              Bela Balassa, 1964, “The purchasing power parity doctrine: A reappraisal”. Journal of Political
              Economy 72584-96

              Kenneth Rogoff, 1996, “The Purchasing Power Parity Puzzle”, J. Economic Literature, 34: (2)
              Juni 1996, 647-68

              J. Frankel, 2005, “On the renminbi: the choice between adjustment under a fixed exchange
              rate and adjustment under a flexible rate”, NBER Working paper, Nr.11274

              Paul A. Samuelson, 1964. “Theoretical notes on trade problems”, Review of Economics and
              Statistics 46 (Mai): 145-54

              Paul R. Krugman and Maurice Obstfeld, 2003, “International Economics: Theory and Policy”,
              6. Ausgabe (Boston: Addison Wesley, 2003), Kapitel 15

16
Weitere Analysen von Global Capital Markets & Thematic Research

Finanzielle Repression                                    Europäische Währungsunion (EWU)
→ Fianzielle Repression findet bereits statt              → SMP, EFSF und ESM – eine Momentaufnahme
→ Globaler Strategie & Macro-Ausblick                     → Nord-Süd-Gefälle
→ Finanzielle Repression: Die lautlose Entschuldung.      → Europäische Währungsunion (EWU):
→ Zeitenwende                                               Auseinanderbrechen oder stärkere Integration?

Anleihen                                                  Dividenden
→ Schwellenländerwährungen                                → Dividendentitel – eine attraktive Ergänzung fürs Depot!
→ Asia Bonds                                              → Dividendenstrategien im Umfeld von Inflation und
                                                            Deflation
→ High Yields
                                                          → Dividenden auf dem Weg zu einem Comeback
→ Der Markt für US-High-Yield-Anleihen:
                                                            im Stil der 1980er-Jahre
  groß, liquide und attraktiv
                                                          → Hohe Ausschüttungsquote = hohes künftiges
→ Anleihen aus den Wachstumsländern
                                                            Gewinnwachstum
→ Credit Spreads – Risikoprämien bei Anleihen
→ Bond Basics                                             Verhaltensökonomie – Behavioral Finance
→ Unternehmensanleihen                                    → Überliste Dich Selbst: Die Odysseus-Strategie
→ Wandelanleihen: Das beste aus zwei Welten               → Überliste Dich selbst – oder: Wie Anleger die „Lähmung“
→ Warum asiatische Anleihen?                                überwinden können
                                                          → Überliste Dich selbst – oder: Vom „intuitiven“
Risikomanagement                                            und „reflexiven“ Verstand
→ Neue Zoologie des Risikomanagements der Kapitalanlage   → Behavioral Finance und die Ruhestandskrise
                                                          → Aktives Management
Chinas neue Epoche des Wachstums
                                                          → Erkenne Dich selbst!
→ Der chinesische Renminbi – die neue Weltwährung
→ Die zaghafte Öffnung des chinesischen Kapitalmarkts
                                                          Welt im Wandel
→ China Fokus – In den Fußstapfen Japans                  → Entscheidende Einblicke in eine Welt im Wandel
→ Tiger und Drache                                        → Asien im Aufbruch – Gravitationszentrum des
→ China Fokus – Arbeitskräftemangel                         21. Jahrhunderts
→ China Fokus – Die Internationalisierung des             → Der „grüne“ Kondratieff – oder warum Krisen gut sind
  Renminbi nimmt Fahrt auf                                → Krisen – oder: die schöpferische Kraft der Zerstörung

bAV – Zukunftssicherung                                   Demographie
→ Grundwissen zur IFRS-Bilanzierung von
                                                          → Demografische Zeitenwende (Teil 1)
  Pensionsverpflichtungen
                                                          → Altersvorsoge im Demografischen Wandel (Teil 2)
→ Kompendium Insolvenzsicherung
                                                          → Investmentchance Demografie (Teil 3)
→ Kompendium Zeitwertkonten
→ Pensionsrisiken der betrieblichen Altersversorgung      All unsere Publikationen, Analysen und Studien
→ Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz und                   können Sie unter der folgenden Adresse online einsehen:
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SRI – Sustainability – ESG
                                                                                                       nsere
                                                                                           Sie auch u
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→ Nachhaltig – verantwortungsvoll – themenbasiert                            ww

                                                                                                                    17
Währungen

Notizen

18
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Betrag möglicherweise nicht in voller Höhe zurück.

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Stand: September 2012

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